J.F.Lannister - Kommentare

Alle Kommentare von J.F.Lannister

  • 8

    Nach der okayen Staffel 1 wird es nun richtig interessant, weil sich die Serie speziell auf die Aufdeckung Hannibals, die Psychospielchen und die durchaus auch sexuell konnotierte Hass-Liebe zwischen Will Graham und Hannibal Lecter konzentriert. Morde geschehen nicht mehr einfach so, sondern sind Teil der Handlung und treiben diese voran. Dementsprechend emotional und verstörend fällt schließlich auch das Staffelfinale aus. Ähnlich wie es schon bei Sherlock Staffel 2+3 der Fall war, halte ich eine Auseinandersetzung mit den Charakteren für bedeutend spannender als die Aufklärung von wöchentlichen Morden. Hier können jetzt glücklicherweise auch die anderen Schauspieler mit Mads Mikkelsen mithalten, die Atmosphäre bleibt gewohnt morbide und schwarzhumorig.

    Was mir dagegen misfällt, ist die Tatsache, dass viele der Morde nicht gerade logisch erklärt werden können. Das fing schon in Staffel 1 an und verstärkte sich in den Staffeln 2+3. Die Morde selbst werden stets sehr "hübsch" und aufwendig arrangiert, sodass es mir schwerfällt zu glauben, dass niemand die Mörder dabei entdeckt hat. Auch Hannibal selbst hat dabei des Öfteren mehr als nur Glück.

    • 6 .5

      Die erste Staffel leidet wie ich finde unter dem Problem, dass die Mordfälle und das FBI-Team zu sehr im Vordergrund stehen. Hannibal Lecter selbst fungiert nur als Psychiater und Ratgeber im Hintergrund, er ist eine Nebenfigur von vielen. Mads Mikkelsen spielt hier jeden seiner Kollegen an die Wand, den Serientitel "Hannibal" rechtfertigt aber erst die zweite Staffel. Die Mordfälle und Ermittlungen sorgen nichtsdestotrotz für ordentlich Spannung, auch wenn gefühlt jede Episode nach dem gleichen Prinzip abläuft. Ansonsten profitiert diese Staffel von der sehr morbiden und schwarzhumorigen Atmosphäre. Solche ekligen, real wirkenden Morde habe ich bisher nirgendwo gesehen (auch nicht in GoT, TWD, etc) und die Appetit anregenden Foodporn-Szenen sprechen eindeutig ihre eigene Sprache.

      • J.F.Lannister 04.11.2016, 15:48 Geändert 04.11.2016, 15:54

        Grund 1: Yates hat zwar Erfahrung, aber leider waren nur zwei seiner Film gut (6 und 7.1). Eine Chance von 50% ^^
        Grund 2: Prinzipiell ja, nur scheint es mittlerweile leider alles CGI zu sein. In den Trailern sahen die Wesen sehr künstlich aus.
        Grund 3: Auch das stimmt, Radcliffe sagt ja sogar selbst über sich, er sei kein guter Schauspieler^^
        Grund 4: Nach den Pottermore-Kurzgeschichten freue ich mich sehr über den US-Schauplatz!
        Grund 5: siehe Grund 4, ich hoffe in den Fortsetzungen zudem auf den Kampf zwischen Dumbledore und Grindelwald!

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        • 6 .5
          über RoboCop

          Vorab sollte man erwähnen, dass die Drehbuchautoren sich hier ordentlich was haben einfallen lassen. Dieser Film ist keine 1:1-Übernahme, er konzipiert die Thematik vollkommen anders als das Original. Von "Remake" kann da fast schon gar nicht die Rede sein. Dennoch ist mein Gesamteindruck: eine Verschlimmbesserung des Originals.

          Vorteilhaft sind auf jeden Fall die Abweichungen von der Vorlage. Highlight des Films ist eindeutig die emotionale Komponente zwischen Murphy/Robocop und seiner Familie, die hier ausführlich dargestellt wird. In Wechselwirkung damit wurde auch der Konflikt zwischen programmiertem Gehorsam und menschlichem freien Willen anders aufgebaut, was zu einer erfrischenden Storyerzählung führt. PG13 fällt hier kaum auf, mehr ist an sich auch gar nicht nötig. Zudem bekommt man einen detaillierteren Blick auf Robocops technische Möglichkeiten. Während es im Original oftmals wie Zufall wirkte, dass er bei bestimmten Tatorten zugegen war, macht hier alles Sinn.

          Problematisch wird es im Remake bei der Inszenierung der Welt von Robocop (die Firmenpolitik von Omnicorp, Kriminalität in Detroit). Viele der Charaktere versinken in der Masse, es fehlen die zahlreichen markanten Figuren, wie es im Original der Fall war. Dies hängt u.A. auch mit den schauspielerischen Leistungen zusammen. Bei Omnicorp stach nur Gary Oldman als Forscher hervor, Michael Keaton fand ich dagegen eher schwach. Die Kriminalität versprüht auch keinen allzu großen Schrecken, weil kaum auf einzelne Charaktere eingegangen wird. Der einzige wirkliche Schurke ist an sich gar kein Schurke, weil er für die Handlung nicht wichtig ist: Samuel L. Jackson großartig als fanatisch-patriotischer Fernseh-Moderator. Des Weiteren ist Murphys Schicksal lange nicht so intensiv wie im Original. Man sieht einfach nichts, die einzige Szene wo ich mich ernsthaft über PG13 aufgeregt habe.

          Generell braucht der Film etwas, bis er an Fahrt aufnimmt. Zu Beginn dachte ich, der Film artet in patriotischem Gesülze aus, weil man über Samuel L. Jacksons Rolle noch gar nichts wusste. So richtig geht der Film erst los, wenn Murphy zu Robocop geworden ist und der Konflikt zwischen Mensch und Maschine einsetzt. Und wenn Robocop auf seinem Motorrad mit Fullspeed durch die Straßen heizt und Verbrecher jagt, das hat schon was.

          Das Original ist besser, das Remake aber definitv einen Blick wert.

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          • 7
            J.F.Lannister 04.11.2016, 03:27 Geändert 04.11.2016, 03:28

            Staffel 2 - Episode 5

            "Wer wahrlich liebt, muss sich nicht schämen."

            Staffel 1 bestand aus Blut, Sex, ein bisschen Piratenaction und einem zu Beginn und gegen Ende spannenden, aber ansonsten unnötig langgezogenen Handlungsstrang. Auch wenn ich mich mit manchen der Charaktere mittlerweile doch ein bisschen angefreundet habe (Eleanor Guthrie, Long John Silver, Jack Rackham), änderte sich daran in Staffel 2 leider nichts. Bis zur Episode 5. Ich hätte nicht gedacht, dass die Serie zu so einer tiefschürfenden Charakterzeichnung fähig ist, wie es hier mit Captain Flint geschieht! Vielleicht geht es ja jetzt qualitativ langsam nach oben.

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            • 8
              J.F.Lannister 04.11.2016, 02:50 Geändert 14.02.2019, 14:51

              Die Afghanen sind Meister darin, Eindringlinge von außen aus ihrem Land zu vertreiben. Deshalb geben sich ein Afghane und ein Deutscher als bavarische Taliban aus, um Bayern so gegen die drohende Einwanderungsinvasion zu verteidigen.

              https://www.youtube.com/watch?v=wEai9_py4yw
              https://www.youtube.com/watch?v=ns7FjtU7W_M

              Diese Dokumentation von Martin Gerner ("Generation Kunduz") ist ernst und ironisch, wie es schon im Trailer heißt, und eröffnete mir persönlich neue Sichtweisen zum Thema Integration und Assimilation. Wie fühlen sich Afghanen, die schon seit Jahrzehnten in Deutschland leben, sehen sie sich selbst als Deutsche an? Inwiefern wird die Integration von Immigranten durch altehrwürdige deutsche Traditionen behindert, wenn die Traditionen kein bisschen aufgebrochen werden? Müssen Immigranten auch selbst manchmal über ihren eigenen Schatten springen und die Angst vor der deutschen Kultur überwinden? Vielleicht sind die Leute vom Schützenverein ja sogar ziemlich nett!

              Ich empfand "Die kleinste Armee der Welt" als sehr aufschlussreich und kann diese Dokumentation nur weiterempfehlen. Bei der Vorführung im Unikino der Ruhr-Universität Bochum war Martin Gerner sogar persönlich zu Gast, stellte dort seinen Film vor und lud im Anschluss zu einer Diskussion ein. Auch das war für mich eine komplett neue Erfahrung!

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              • 4 .5

                Eigentlich hatte ich wenig Interesse daran, mir "Olympus Has Fallen" anzusehen. Aber da jetzt schon ein Teil 3 in Planung ist, viele Leute hieran Gefallen finden und den Film sogar als den wahren "Stirb Langsam 5" bezeichnen, habe ich mich nun überwunden.

                "Olympus Has Fallen" hat mir dann doch besser gefallen, als ich eigentlich gedacht hatte. Die Action wurde bis auf 1-2 kaputtgeschnitte Zweikämpfe sehr ordentlich inszeniert und mit Gerard Butler hat man auch einen kernigen Schauspieler am Start, der diese Action angemessen präsentieren kann. Spannung baut der Film vor allem dann auf, wenn Butler seine Mission im Stealth- und Survialmodus erledigt. Von seiner Existenz weiß niemand der Terroristen, daher darf er nicht durch laute Geräusche auf sich aufmerksam machen, schleicht durch Geheimgänge und sammelt Ressorucen wie Munition oder ein Mobiltelefon, um der Lage Herr zu werden und zu überleben. Ansonsten profitiert der Film vom Schurkenschauspieler Rick Yune, der sich mit Butler Psychospielchen liefert, und Morgan Freeman als (provisorischer) US-Präsident geht sowieso immer.

                Nichtsdestotrotz ist "Olympus Has Fallen" wohl der schlimmste US-amerikanische Paranoiafilm, den ich bisher gesehen habe. Atomkrieg, Überläufer, Terroristen, Autobomben, einstürzende Nationalgebäude,... All jene Dinge, vor denen die US-Amerikaner in den letzten 70 Jahren Angst hatten, werden hier durch den Fleischwolf gedreht und von Antoine Fuqua äußerst plakativ in Szene gesetzt. Wie üblich wird die US-Flagge symbolträchtig zerstört, auf Folter und Tod wird mit coolen "Es lebe die USA"-Onelinern reagiert. Gerad Butlers Charakterbeschreibung besteht letztendlich daraus, dass er sein Bodyguardversagenstrauma besiegt, indem er sich durch eine Reihe von Terroristen schlitzt und foltert. Zum Schluss darf US-Präsident Aaron Eckhart dann noch seine übliche Rede halten, die vor dem Hintergrund, dass sich die US-amerikanische Bevölkerung selbst heute noch nicht gänzlich von dem 9/11-Schock erholt hat, als glatte Lüge entpuppt.

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                • 7

                  Warum The Walking Dead mehr ist, als nur eine "Soap mit Zombies".

                  https://www.youtube.com/watch?v=Lt-paZAUKeQ

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                  • J.F.Lannister 02.11.2016, 22:04 Geändert 02.11.2016, 22:05

                    SPOILER:

                    Natürlich macht The Kingdom momentan noch den Eindruck eines Alexandrias 2.0., aber gewisse interessante Unterschiede bestehen da schon: das vorgespielte Märchenkönigreich und die bereits bestehende Arbeit für die Saviors. Zudem unterscheidet sich Ezekiel von allen anderen bisherigen Anführern. Er hat eine idyllische Siedlung errichtet, ist aber nicht so naiv wie Deanna Monroe und weiß, was draußen vor sich geht. Er verschweigt seiner Gruppe zwar einige unschöne Dinge, ist Stand jetzt aber kein Tyrann und Mörder wie z.B. der Governor. Außerdem hat Ezekiel Rasterlocken und einen fucking Tiger als Haustier :D

                    Diese Episode ist zwar ziemlich ruhig, als langweilig empfand ich sie aber nicht. Dafür interessieren mich Morgan und Carol zu sehr, deren bisherige Reaktionen auf The Kingdom und Ezekiel von den Drehbuchautoren gut ausgearbeitet wurden.

                    Ich denke, wir wissen alle, was im Midseason- oder Staffelfinale geschehen wird: Alexandria und Hilltop verbünden sich mit The Kingdom gegen die Saviors und ziehen in den Krieg. Am Ende wird wahrscheinlich alles zerstört sein und die Gruppe zieht weiter^^ Interessant ist für mich viel mehr, welche Konflikte hier noch auf uns zukommen und ob der Kampf so verstörend und spannend inszeniert wird, wie jener Gegen den Governor (4.08) oder die Zombies & Wolves (6.01-03).

                    • J.F.Lannister 02.11.2016, 21:25 Geändert 02.11.2016, 21:27

                      SPOILER:

                      Ich muss sagen, dass ich schon etwas enttäuscht von der Episode bin. Mit dem Cliffhanger am Ende der Staffel 6 wurden die Zuschauer in eine mehrmonatige Pause geschickt und zumindest mir erging es so, dass ich beim Anschauen der Episode nichts mehr von der Atmosphäre des Cliffhangers verspürte. Deshalb quittierte ich den Tod von Abraham und Glenn mehr mit einem Achselzucken, mMn hätte man so die Staffel 6 enden lassen sollen. Breaking Bad Staffel 3 und Lost Staffel 5 beweisen, wie effektiv so ein Semi-Cliffhanger sein kann.

                      Das wahrlich Schockierende in dieser Episode geschieht erst nach den beiden Morden: Negans erfolgreiches Vorhaben, Ricks Geist zu brechen. Er muss entweder den Arm seines Sohnes abhacken oder miterleben, wie seine gesamte Familie ermordet wird. Gegen Ende der Episode besteht die Gruppe nur noch aus einem Häufchen Elend und in dem Moment, als Rick in seiner Trauer einen herannahenden Zombie erblickt, merkt man als Zuschauer erneut: die Zombie-Apokalypse hat das Leben und das Menschsein nicht ausgelöscht, sie hat nur den Blickwinkel verschoben.
                      Im Prinzip fasst dieses Episodenende sogar die gesamte Serie sehr gut zusammen: Ich schaue TWD nicht wegen der Zombieaction, dem Blut und Gedärm oder weil ich mich frage, wer als nächstes stirbt. Ich schaue die Serie wegen der menschlich-moralischen Konflikte.

                      Zum Schluss ein Wort zum Gore in der Episode, den viele Zuschauer aufgrund seiner Härte im Gegensatz zu den bisherigen Staffeln ziemlich abstoßend fanden: Natürlich hält die Kamera voll drauf, aber ich habe dies als "Negans Sicht" verstanden. Negan ist ein Sadist und empfindet pure Freude an den beiden Morden. Wäre er der Regisseur gewesen, er hätte die Szene bestimmt ebenfalls so gedreht.

                      • J.F.Lannister 29.10.2016, 18:13 Geändert 29.10.2016, 18:14

                        Das Bild sieht aufgrund seiner gestochenen Schärfe ziemlich geleckt aus. Mir fehlt da der schmuddelige Look, den The Big Lebowski dank der 90er Jahre Bildqualität aufwies.

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                        • J.F.Lannister 29.10.2016, 18:07 Geändert 29.10.2016, 18:10

                          Den Cliffhanger am Ende der Staffel 6 empfinde ich sowohl als Fluch als auch als Segen.
                          Zum Einen war ein Cliffhanger an dieser Stelle die perfekte Wahl, zudem muss man die Serienentwickler schon für ihre Dreistigkeit loben, den Cliffhanger so umzusetzen, wie sie es taten. Zum Anderen stelle ich mir allerdings die Frage, ob sie damit wirklich den größtmöglichen Effekt erzielt haben. Als Zuschauer musste man nun sechs Monate lang auf die Auflösung warten und ich zumindest bin komplett raus aus der Atmosphäre des Cliffhangers. Die neueste Episode habe ich zwar noch nicht gesehen, aber ich glaube, dass die Auflösung jetzt nur noch den Effekt des "einfachen Abhakens" erzielen wird. Ich persönlich hätte es besser gefunden, wenn man den Tod schon als Finale der Staffel 6 - durchaus mit einem Maß an Ungewissheit versehen - offenbart hätte. Lost Staffel 5 oder Breaking Bad Staffel 3 beweisen, welche Wucht dies entfalten kann.

                          • Ich würde mir ja PROMETHEUS als Schurken in einem Batman-Film wünschen.
                            Als der Anti-Batman schlechthin finde ich ihn ziemlich interessant, außerdem würde man sich mit ihm von den ganzen klassischen Schurken entfernen, deren Auftritt immer wieder diskutiert wird.

                            • 7 .5
                              J.F.Lannister 27.10.2016, 16:25 Geändert 27.10.2016, 16:25

                              Vielleicht sollte ich erst einmal damit beginnen zu erklären, dass nicht jeder indische Film aus Bollywood stammt. Schließlich wird ja auch nicht jeder US-amerikanische Film in Hollywood gedreht. In Indien werden verschiedene Sprachen gesprochen, also muss man da noch weiter differenzieren, als wir es in westlichen Ländern gewohnt sind. Bollywood-Filme sind Hindi-Filme und stammen aus Mumbai bzw. Bombay. "Bahubali" dagegen ist ein Telugu-Film und stammt aus Hyderabad, deren Filmindustrie oft auch als "Tollywood" bezeichnet wird.

                              Ansonsten der Hinweis: Ich bewerte hier die internationale Version, die im Gegensatz zum Original um 20 Minuten gekürzt ist. Außerdem habe ich den Film in Telugu mit deutschen Untertiteln gesehen.

                              Mit "Bahubali" wird abermals bewiesen, dass es keine innovative, hochkomplexe Handlung braucht, um einen guten Film hervorzubringen. Einem Regisseur mit Vision gelingt dies auch mit einer 08/15-Handlung. Ein Königssohn/Auserwählter, der ohne Wissen über seine Herkunft fernab der Heimat aufwächst, nach einer Reifeprüfung schließlich an den Ort der Macht zurückkehrt und die Prinzessin/seine Mutter aus den Klauen des Bösen/bösen "Onkels" befreit.

                              Diese klassische Heldengeschichte wurde schon zig-mal erzählt, S.S. Rajamouli kann sie trotzdem in neuem Licht erstrahlen lassen. Zum Einen profitiert "Bahubali" davon, dass die Kultur und Völker des antiken Indiens im westlichen Kino bisher kaum thematisiert wurden, zum Anderen liegt Rajamoulis Erfolgsrezept meinem Empfinden nach darin, dass er die Magie der Disney-Zeichentrickfilme - inklusive Gesang - mit einem blutigen Fantasyepos kombiniert. Dadurch bekommt man als Zuschauer ein gutes Gefühl für die Charaktere, für das Abenteuer und muss sich nicht von einer Actionszene zur nächsten hangeln. In dieser Hinsicht kann man "Bahubali" durchaus mit "300" vergleichen. Stilistisch ähnlich, aber bei "300" besteht für mich immer der Drang, bis zur nächsten tollen Actionszene vorzuspulen, weil mich die Charaktere überhaupt nicht interessieren.

                              Hier ist meine Lieblingsszene aus dem Film, pure Kinomagie.
                              https://www.youtube.com/watch?v=AkVwpO06pjw&feature=youtu.be&t=600

                              Ansonsten bin ich ziemlich beeindruckt davon, was S.S. Rajamouli hier mit einem Budget von nur 18 Mio. US-Dollar auf die Beine gestellt hat! Die Kulissen, Requisiten und Kostüme stehen Hollywoodfilmen in Nichts nach und die Effekte sind ebenfalls vollkommen in Ordnung. Die Schauspieler spielen zwar nicht überragend, können den Charakteren dennoch Leben einhauchen; hinzukommt des Weiteren ein hervorragender Soundtrack. Hollywood hätte für "Bahubali" bestimmt 200-300 Mio. US-Dollar ausgegeben, aber wahrscheinlich trotzdem keinen besseren Film abgeliefert. Auf die blutige Action hätte man verzichtet und wie die Erfahrung zeigt, ist ein immens hohes Budget kein Garant für überzeugende CGI-Effekte.

                              Jedem Fantasyfan kann ich "Bahubali" nur empfehlen! Ich persönlich freue mich nun sehr auf den abschließenden zweiten Teil, welcher nächstes Jahr erscheinen soll. "Bahubali" mag da mit seiner Werbekampagne und der leicht westlichen Prägung vielleicht nicht der richtige Bezugsfilm zu sein, aber ich finde es schade, dass nicht-westliche Filme bei uns kaum Gehör finden. Viel zu selten schwappen solche Filme zu uns rüber, der Markt - und da muss ich mir leider auch selbst an die Nase fassen - scheint in dieser Hinsicht einfach nicht da zu sein. Über den filmischen Tellerrand schauen nur die wenigsten.

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                              • J.F.Lannister 26.10.2016, 17:11 Geändert 26.10.2016, 19:51

                                "Reynolds, Reese und Wernick wollten wohl ganz dem Stil des ersten Teils treu bleiben"

                                Da mir Teil 1 nicht sonderlich gefallen hat, bin ich aufgrund solcher Aussagen sehr skeptisch. Das Filmteam posaunte ja groß herum, mit Deadpool einen Anti-Superheldenfilm zu drehen, der die etablierten Größen aus den Häusern Marvel und DC so richtig aufs Korn nimmt. Dieses Versprechen konnte der Film höchstens in Ansätzen halten, anti war daran überhaupt nichts.

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                                  J.F.Lannister 25.10.2016, 16:41 Geändert 25.10.2016, 23:04

                                  SPOILER:

                                  Ein James Bond, bei dem es mir schwer fällt, die richtigen Worte zu finden. Was wahrscheinlich daran liegt, dass der Film emotional auf einer Ebene arbeitet, die ich rational nicht wirklich begreifen kann. Es ist die Liebesbeziehung zwischen James Bond und Vesper Lynd, die mich jedes mal fertig macht und betrübt.

                                  Die Bilder, die Dialoge, die Musikuntermalung und zu guter Letzt das Spiel von Daniel Craig und Eva Green fügen sich zu einer vollkommenden Harmonie zusammen und kreieren ein Gefühlskino der ganz besonderen Art. Dabei beginnt das Zusammentreffen zwischen Bond und Lynd ja noch recht harmlos. Zwei unterschiedliche Charaktere, die sich in wortwitzigen, ironischen Dialogen auf den Arm nehmen. Während Lynd Bond sofort imponiert, sieht sie in ihm nur ein kaltschnäuziges, arrogantes und egozentrisches Arschloch, was er zu diesem Zeitpunkt ja tatsächlich auch ist.
                                  Aus Tarnungszwecken führen sie eine Scheinehe, welche beide Schritt für Schritt einander annähert. Eine gemeinsame Suite im Hotel, ein hübsches Kleid als Strategie für das Pokerspiel, gefolgt von einem flüchtigen Kuss auf die Wange und schließlich einem richtigen, langgezogenen Kuss. Radikal durchbrochen wird diese Scheinehe und Vespers normales Leben durch die Extremsituationen in Bonds Dasein als MI6-Agent. Waffen, Kämpfe um Leben und Tod, Leichen, Vergiftungen. Vesper Lynd zerbricht daran, nicht nur an den grausamen Bildern sondern auch an Bonds empathielosem Umgang mit diesen Erlebnissen und seiner eigenen Schuld. Emotionalen Halt findet Vesper dabei paradoxerweise in Bond selbst, weil dieser sich ihr annimmt. Somit entsteht zwischen beiden eine sehr intime Bindung, welche aufgrund des Sieges beim Pokerspiel auf eine schmerzhafte Probe gestellt wird. LeChiffre lässt Vesper entführen, kann Bond nach einem Autounfall überwältigen und möchte aus beiden die Kontodaten herausfoltern. Zwar hält sich Bond eisern an die Agentenverschwiegenheit, trotzdem bringen ihn Vespers Schreie zur Verzweiflung.
                                  Gerettet werden sie durch Mr. White, die langfristigen Konsequenzen werden Bond jedoch erst später bewusst. Vesper hat sich durch einen Deal Bonds Leben erkauft. Kurzfristig muss er erkennen, dass es für sein seelisches Wohlbefinden und für seine Beziehung zu Vesper nur eine Möglichkeit gibt: der Austritt aus dem MI6. In einer Montage zeigt Campbell daraufhin, wie Bond und Vesper ihre Beziehung vollkommen befreit ausleben können. Schließlich muss Vesper ihren Teil des Deals, die 115 Mio., einhalten, sieht für sich selbst langfristig keine Überlebenschance und begeht Suizid. Im gesamten Film, aber insbesondere in der Montage wird die Liebe zwischen Bond und Vesper durch oben genannte Harmonie als so rein und ehrlich dargestellt, dass ich Vespers eigentlich sinnlosen und ungerechten Tod nicht begreifen kann, nicht begreifen will. Es ist so, als ob ich da selbst in James Bonds Haut schlüpfe, mich in Vesper verliebt habe und verzweifelt versuche, sie aus dem Aufzug zu befreien und wiederzubeleben. Emotional macht mich das jedes mal fertig.

                                  Was "Casino Royale" abseits davon zu einem meisterhaften Agententhriller macht, sind beispielsweise die harten, authentischen Actionszenen, die spannenden Pokerspiele, ein genialer Mads Mikkelsen als bodenständiger Antagonist, Nebencharaktere wie M, Felix Leiter und René Mathis, ein rundherum hervorragender Soundtrack oder das gesamte Bondkonzept, welches hier präsentiert wird.
                                  Martin Campbell unterzieht Bond einer radikalen Frischzellenkur, verzichtet auf altbekannte Running Gags und kombiniert das Beste aus den früheren Bondwerken (Connery, Lazenby, Dalton). James Bond ist in erster Linie ein Mensch, keine MI6-Maschine. Ein Mensch, der fühlt, leidet und blutet, der fehlerhaft ist und Fehler macht, der daran reift oder deswegen fällt. In der Darstellung des Geheimagenten erinnert "Casino Royale" an die früheren Connery-Werke, als Bond sich primär der Spionage und Ermittlung widmete. Aus Informationsschnipseln Erkenntnisse ziehen, Puzzleteile zusammenfügen,... - dadurch entsteht im Film ein toller Flow. Wie oben erwähnt, mag ich die harten Actionszenen. Dies liegt mitunter daran, dass sie ein sehr gutes Gefühl dafür geben, es hier mit wirklich kampferprobten Agenten zu tun zu haben und nicht mit irgendwelchen Kneipenschlägern.

                                  So, das soll es an dieser Stelle erst einmal gewesen sein. Warum "Casino Royale" für mich als mit Abstand bester aller bisherigen Bondfilme gilt, konnte ich hoffentlich verständlich beschreiben.

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                                    "Darf ich meine Freundin zu Ihnen setzen? Sie belästigt Sie nicht, sie ist nämlich tot." - einfach nur der Hammer :D

                                    Von allen Connery-Bonds gefällt mir "Feuerball" momentan eindeutig am besten. Ich habe ein Faible für Geschichten mit Meeresthematik, dementsprechend trifft dieser Film genau meinen Geschmack. Die Inszenierung der Unterwasserszenen (Diebstahl der Atomrakten, Bonds Tauchgänge, der Endkampf) ist klasse: Ruhig, auf das Wesentliche konzentriert, die Meereskulisse miteinbeziehend - so wird Spannung und Atmosphäre geschaffen! Spectre geht zwar nach einem ähnlich Prinzip vor wie schon in "Liebesgrüße aus Moskau", aber hier sagen mir die agierenden Schurken mehr zu, u.A. endlich mal eine Frau, die durchgehend Antagonistin bleibt. Auch die Geschichte über die Atomraketen war für mich interessanter als jene über die Dechiffriermaschine, weil sie viel bedeutsamer dargestellt wird. Es hat schon was für sich, wenn der Premierminister alle neun 00-Agenten zusammenrufen lässt! Überraschenderweise finden sich aufgrund des gleichen Schauplatzes (Bahamas) zudem so manche Parallelen zu "Casino Royale", was mir ebenfalls positiv auffiel. Ein weiterer Pluspunkt ist die Riege an Bonds Verbündeten, natürlich neben dem großartigen Connery als Bond selbst. M, Moneypenny, Q im Hawaiihemd (yeah :D ), Felix Leiter, sogar die wichtigen Bondgirls werden sinnvoll in die Handlung integriert!

                                    Kritik muss ich abermals am Endkampf üben. Obgleich er hier dezenter gestaltet wird als in "Goldfinger", gerät er zum Schluss doch etwas außer Kontrolle und ufert aus. Blöd auch, dass realistische Härte ( vor allem unter Wasser) nur dann zu sehen ist, wenn sie die Handlung voranbringt. Schuss ins Bein? Kurz mit einem Tuch verbinden, dann gehts weiter! :D Des Weiteren steckt "Feuerball" abundzu einfach zu sehr in den 60ern fest. Das gilt z.B. für den cheesigen Jetpackflug oder die absolute Verteufelung von Haien. Im ersten Abschnitt des Films hält Bond sexuelle Belästigung auch gerne mal für sein gutes Recht.

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                                      Der Theme Song von Shirley Bassey!!
                                      Das ist ja fast schon die halbe Miete von einen tollen Bondfilm!

                                      Spectre darf diesmal pausieren, mit Auric Goldfinger bietet die Geschichte allerdings einen weitaus interessanteren und detaillierter ausgearbeiteten Schurken, der von Gert Fröbe hervorragend verkörpert wird. Dank Fröbe wirkt Goldfinger nicht wie ein typischer Filmschurke sondern wie ein normaler Mensch, der rein zufällig als machtgeiler Wirtschaftsmagnat "arbeitet". Dementsprechend eindrucksvoll und schockierend fallen dann auch seine skrupellosen, kriminellen Aktivitäten aus. Goldfinger ist nicht umsonst eine der filmischen Schurken-Ikonen, die Goldleiche, der Laser oder sein "Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben!" geben ihm Recht. Und wäre Goldfinger nicht schon genug, beschäftigt er mit Oddjob zudem einen schwer bezwingbaren Handlanger, der Bond mehrmals ernsthaft zusetzt. So muss das sein!

                                      Gegen Ende offenbart der Film leider ein paar dramaturgische Schwächen. Einerseits passte die fast schon kriegerische Auseinandersetzung zwischen der US-Army und Goldfingers chinesischen Handlangern für mich überhaupt nicht zum dargestellten Setting und andererseits empfand ich den Wandel von Pussy Galore als unglaubwürdig. Im Gegensatz zu "Liebesgrüße aus Moskau" wurde dem Bondgirl hier zu wenig Zeit gewidmet.

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                                        J.F.Lannister 25.10.2016, 16:35 Geändert 25.10.2016, 23:18

                                        Man merkt eindeutig, dass man es hier mit dem ersten Bondfilm zu tun hat. Es lassen sich bereits viele der typischen Bondelemente finden, einige davon werden allerdings nur angedeutet oder sind in ihrer Form noch gar nicht vorhanden.

                                        Generell beeindruckt der Film durch eine Inszenierung, die nicht weiter vom typischen Bond der späteren Jahrzehnte entfernt sein könnte. Bond ist kein Actionheld sondern ein Detektiv und Ermittler. Er arbeitet weniger mit Fäusten und vermehrt mit Köpfchen und wühlt sich zur Not auch durch den Dreck. Sean Connery erfüllt die Rolle mit seinem Stil, seiner Coolness und seiner Lockerheit zum Leben. Er ist wie geschaffen dafür und bei den Sprüchen, die er raushaut, lag ich jedes mal am Boden.

                                        Sicherlich ist der Film hier und da etwas angestaubt und Ursula Andress als Schauspielerin peinlich, aber das macht er durch eine spannend erzählte Ermittlungsgeschichte und eben den Charakter James Bond mehr als wett. Dr. No funktioniert dabei als mysteriöser Strippenzieher jedoch bedeutend besser denn als tatsächlicher Schurke auf der Leinwand. Dort wirkt er eher platt und ohne Pepp.

                                        P.S.: Der inoffizielle erste Bond-Song der Reihe:
                                        Underneath the Mango Tree <3

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                                          Ich bin grade ernsthaft verwundert, dass dieser Bond allgemein zu den schwächeren Filmen der Reihe gezählt wird. Für mich eine klare Steigerung im Vergleich zum ersten Moore und auch besser als manche Connerys!

                                          Gute Bondfilme erhalten diesen Status oft durch ihre großartigen Schurken, so einer ist auch der Mann mit dem goldenen Colt: Francisco Scaramanga, gespielt vom fantastischen Christopher Lee. Aber nicht nur Lees Darstellung beeindruckt, sondern auch die Art, wie Scaramangas Charakter geschrieben ist und wie er von Guy Hamilton in Szene gesetzt wird. Bond und Scaramanga funktionieren wie Bild und Spiegelbild, in der Liebe zu ihrer Pistole (als Waffe und Sexsymbol), ihrem skrupellosen Gang über Leichen und ihrer Einstellung zu Frauen ähneln sie sich sehr. Damit wirft "Der Mann mit dem goldenen Colt" einen harten, ehrlichen Blick auf Bond, welcher wiederum durch Moores Witz aufgelockert wird, jedoch niemals seine Wirkung verliert. Und Moores Witze haben es in sich, mehrmals musste ich laut loslachen. Noch einmal zurück zu Scaramanga: Hamilton verschwendet ihn nicht einfach als Gegenspieler, er setzt ihn dezent ein, lange Zeit bekommt man ihn sogar überhaupt nicht zu Gesicht. Diese Herangehensweise kommt dem Duell zwischen ihm und Bond zu Gute, da es etwas Besonderes darstellt. Der Spiegelirrgarten tut dann sein Übriges, wobei er mich als Handlungsort schon im Intro direkt fesseln konnte.

                                          Begeistert war ich ebenfalls über den Bezug zur damalaigen Zeit. Kern der Handlung ist die industrielle Energiegewinnung, nach 1973 ein heiß diskutiertes Thema. Fossile Brennstoffe? Kernkraft? Solarzellen? Was ist der richtige, was der günstige Weg? Des Weiteren nutzt der Film das Wrack der damals vor Hongkong liegenden Queen Elizabeth als Geheimbasis mit äußerst interessanter Inneneinrichtung.

                                          Die allgemeinen Actionszenen taugen bis auf einen spektakulären Autostunt leider relativ wenig, den Schwertkampf der beiden Jungen hatte ich aus meiner Kindkeit zudem bedeutend besser in Erinnerung. Die Bondgirls waren für mich nicht mehr als Mittel zum Zweck und auch der nervige Auftritt des Sheriffs aus dem Vorgängerfilm hätte nicht sein müssen. Glücklicherweise kann man sich allerdings an Scaramangas kleinwüchsigem Handlanger Schnick Schnack erfreuen.

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                                          • 8 .5

                                            Mit "Lizenz zum Töten" wird ein düsteres und sehr persönliches Kapitel in der Geschichte des britischen Geheimagenten aufgeschlagen. Dies ist quasi der direkte Vorgänger der Craig-Filme.
                                            Bonds bester Freund Felix Leiter heiratet mit ihm als Trauzeugen, auf dem Weg zur Kirche werden sie allerdings von DEA-Agenten aufgegriffen, um einen Drogenbaron namens Sanchez festzunehmen. John Glen lässt hier gekonnt zwei konträre Welten aufeinanderprallen, was durchaus auch einen Blick zurück auf den Zuschauer wirft. Denn was erwartet man normalerweise von einem solchen Film? Einen Geheimagenten in Aktion, in seiner beruflichen Tätigkeit. Glen blickt jedoch auch hinter die Fassade, zeigt die Agenten in ihrem privaten Umfeld, als Freunde, auf einer Party oder wie im Fall von Q im Urlaub.

                                            Die Vergnüglichkeiten haben hier jedoch nur eine kurze Lebensspanne, denn Sanchez kann sich dank Korruption retten und brutal an Felix Leiter rächen. Bond, getrieben von Schock, Trauer und Wut stellt daraufhin eigene Investigationen an und begibt sich ebenfalls auf einen persönlichen Rachefeldzug. M entzieht ihm die Lizenz zum Töten und trotzdem mordet Bond weiter, findet teilweise sogar aus seiner Sicht gerechten Spaß daran. Der Geheimagent mutiert zum Verfechter der Selbstjustiz, zieht dabei alle Register aus seinen Fähigkeiten und seinem Charme, um an den Mann zu gelangen, den er hasst: Sanchez. In seinem Wahn gefährdet er Jahre lang geplante Operationen, um Sanchez’ Drogenimperium zu zerstören, das MI6 setzt alles daran, um Bond aufzuhalten. Am eindringlichsten wird diese Situation in der Reaktion von Moneypenny zusammengefasst: In ihrer Liebe zu Bond zerbricht sie an ihrer Sorge um ihn und kann ihre Arbeit als M’s Sekretärin nicht mehr zufriedenstellend ausüben.

                                            Aufgrund dieser Thematik finde ich es ziemlich schade, dass die düstere, persönliche Atmosphäre vor allem gegen Ende ein paar amüsanten bis albernen Bond-Momenten geopfert wird. Ein LKW, der nur auf den linken Reifen fährt oder einen Wheelie macht, wirkt in dieser Hinsicht einfach nur deplatziert. Und anstatt in der finalen Szene eine Konsequenz aus Bonds Selbstjustiz zu ziehen, scheint es dann doch wichtiger zu sein, ihm eine Frau in die Arme zu legen.

                                            Abseits der Charakterisierung James Bonds trumpft "Lizenz zum Töten" insbesondere durch die Darstellung des Drogenimperiums auf. Der Drogentransport, die Laboratorien, die Pseudokirche als Informationsübermittler, Expansion, Korruption bis in die höchsten Politikämter, Operationen von Behörden wie der DEA.
                                            Interessant: Ein junger Benicio del Toro in der Rolle eines Handlangers.

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                                            • 8

                                              Zwölf Jahre Bond, sieben Filme an der Zahl. Roger Moore tritt ab (neben ihm auch Lois Maxwell als Moneypenny), eine Ära geht zu Ende. Sichtlich gealtert und mit 18 Stuntdoubles stürzt sich Moore in sein letztes Bondabenteuer, er meistert es mit Bravour. Mit "Im Angesicht des Todes" ist ihm ohne Frage ein würdiger Abschluss gelungen.

                                              Es würde naheliegen zu behaupten, dass die Besetzung des Schurken mit Christopher Walken locker als alleinstehendes Argument für einen guten Bond ausreiche. Tatsächlich spielt Walken hier wirklich großartig, aber es ist vor allem der Schurkencharakter, welcher dieses Spiel erst ermöglicht. Obendrein zeichnen "Im Angesicht des Todes" noch andere Elemente als einen guten Bondfilm aus. Max Zorin ist ein superintelligenter Psychopath und ebendiesen Psychopathen vermag Walken wunderbar darzustellen. Es sind seine Gestik und Mimik, sein skrupelloses Auftreten sowie seine Dialog-geprägten Szenen, die ihn einzigartig machen und die Auseinandersetzungen mit Bond auszeichnen. Mit "Im Angesicht des Todes" betritt Bond das Zeitalter der Computertechnik und dementsprechend dreht sich die Geschichte primär um Mikrochips und das Silicon Valley. Eine angenehme Neuerung, zudem hält Zorins Handeln in dieser Hinsicht einige Überraschungen parat. Schließlich gipfelt das Duell zwischen Bond und Zorin in einem spannenden und intensiven Kampf auf der Golden Gate Bridge.

                                              Im Gegensatz zu "Octopussy" bietet dieser Bondfilm ernstzunehmende Handlangerinnen. An erster Stelle ist da natürlich Grace Jones als körperlich präsente May Day mit frechem Aussehen zu nennen, des Weiteren hat Zorin noch zwei weitere Frauen in seinen Diensten. Mit Tanya Roberts wurde eine Schauspielerin gecastet, die hervorragend mit Moore harmoniert und ein ordentliches Bondgirl abgibt. Patrick Macnee als Bonds "Butler-Sidekick" sorgt ebenfalls für spaßige Unterhaltung.

                                              Zum Schluss eine kleine Theorie meinerseits:
                                              Zorins "Vater" Dr. Mortner hat nicht nur eine ähnliche Frisur wie Doc Brown, sondern wird im Film auch einmal mit "Doc" angesprochen. Obendrein sieht man ihn in seiner ersten Szene in Begleitung eines Jungen mit orangefarbener Weste. Nun kam "Zurück in die Zukunft" allerdings erst sieben Wochen später in die Kinos. Glaubt ihr, es handelt sich dabei um reinen Zufall oder einen Insider-Scherz?

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                                              • 7 .5

                                                Ein guter Bond zur falschen Zeit. "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" ist seiner Zeit weit voraus, geht seinen eigenen Weg, präsentiert eine reifere Herangehensweise an den Charakter James Bond und schert sich dabei auch nicht groß um die von Connery etablierten Traditionen. Mit einer Länge von 142 Minuten sprengt er obendrein den Rahmen des Üblichen (erst Casino Royale erreicht wieder diese Länge), beinahe wäre es sogar ein 170-Minuten-Film geworden!
                                                Leider trägt er dennoch den Ballast der Vorgängerfilme mit sich herum, muss ein Connery-geprägtes Publikum überzeugen und den Blofeld-Handlungsstrang weiterführen. Und genau daran scheitert der Film. Der Spruch nach der Anfangsszene "Das wäre dem anderen nie passiert" ergibt absolut keinen Sinn, denn Lazenby spielt denselben Bond wie Connery. Auch die Auseinandersetzung zwischen Bond und Blofeld ist ein einziges Logikloch, denn Blofeld kennt Bond und weiß, wie er aussieht!

                                                Wirklich schade, denn ansonsten macht dieser Bondfilm wie gesagt einen ziemlich guten Eindruck. Die Geschichte wird spannend erzählt, die Darsteller überzeugen und die Actionszenen gehören wohl mit zu den besten der gesamten Reihe. Wenn ich mich selbst bei einem 46 Jahre alten Film frage, wie zum Teufel sie diese Szenen gedreht haben, dann haben die Verantwortlichen einen hervorragenden Job gemacht! An die Skiverfolgungsjagd erinnere ich mich sogar noch aus meiner Kindheit.

                                                Fazit: Ich hätte gerne mehr Filme mit George Lazenby gesehen.

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                                                  "Nimm mich noch einmal mit um die Welt, James!"

                                                  "Moonraker" ist großartiges, eskapisches Unterhaltungskino und in seiner Gesamtkeit ein cooler, herzerwärmender Film. Bond, der zu Beginn direkt im freien Fall mit einem Schurken um einen Fallschirm kämpft, mit einer Luftkissen-Gondel durch Venedig brettert oder auf dem Amazonas vor gut einem Dutzend Schurken flüchtet und sie in bester Q-Manier aus dem Weg räumt. Ja, das macht richtig Spaß! Roger Moore ist denke ich auch der einzige Bond-Darsteller, dem man so einen Film abnimmt. Mit Connery und Lazenby wäre dieses Werk zum Scheitern verurteilt gewesen, da ihre Bonds grundlegend anders ausgelegt sind als im Fall von Moore.

                                                  "Moonraker" stellt den bis dahin mit Abstand absurdesten Bondfilm dar, was zum Großteil daran liegt, dass die Produzenten auf den damaligen Science Fiction Hype antworten wollten. Mit Hugo Drax hat man dementsprechend auch einen so größenwahnsinnigen Hauptschurken, dass selbst Blofeld im Vergleich dazu den Eindruck eines Supermarkt ausraubenden Kleinganoven macht. Die Menschheit soll nicht einfach nur vernichtet werden, sie soll auch durch eine neue Superrasse mit ihm als göttliches Oberhaupt ersetzt werden. Und anstatt auf der Erde zu verweilen, pflanzt er erstmal eine Stadt mitten in den Weltraum. Wie ist sie dahingekommen und warum hat das niemand bemerkt? Scheiß egal, denn erstens macht das Ding als Set einen überragenden Eindruck und zweitens weiß Michael Lonsdale, wie er Drax vernünftig und bedrohlich zu spielen hat. Bei der finalen, aus Star Wars entlehnten Laserschlacht kann man sich dann einfach nur noch grinsend zurücklehnen. Weitere Szenen beziehen sich auf "Unheimliche Begegnung der dritten Art", "Alien" und "2001".

                                                  Jedoch sind es nicht nur die übertriebenen Actionszenen, die "Moonraker" zu einem tollen Bondfilm machen. Vereinzelt nimmt sich der Film die Zeit für ernste und dramatische Momente. Der Beißer wird nicht länger auf den reinen Schlägertypen mit Stahlgebiss reduziert, sondern erhält gegen Ende einiges an Profil, die Spacecurl-Szene ist hochspannend und die Hundeverfolgungsszene sucht ihresgleichen, was die Darstellung eiskalten Mordes betrifft. Darüberhinaus spielt Lois Chiles eines der besten und Bond ebenbürtigen Bondgirls der gesamten Reihe. Zu guter Letzt soll hier noch Shirley Bassey Erwähnung finden, die einen fantastischen Song performt.

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                                                    Nach "Dr. No" und "Casino Royale" bietet "Der Hauch des Todes" die beste Einführungsszene eines neuen Bond-Darstellers. Mehrere 00-Agenten werden per Fallschirm auf eine Übungsmission auf ein Paintballgelände geschickt, zu ihrem Unglück hat es dort ein Killer auf sie abgesehen. Geschickt lässt John Glen den Zuschauer längere Zeit darüber im Unklaren, welcher der Agenten nun der neue James Bond sein wird.

                                                    Ein radikaler Neustart à la "Casino Royale" wurde damals diskutiert, von den Produzenten aber letztendlich abgelehnt. Man wollte an dem bewährten Fortsetzungskonzept festhalten, Bond nach der Moore-Ära jedoch trotzdem eine Frischzellenkur verpassen. Dies ist größtenteils auch gelungen. Den Sprüche klopfenden und Frauen verführenden Moore-Bond hat man hinter sich gelassen, Dalton agiert sachlich und wohlüberlegt, sieht Frauen nicht automatisch als Sexobjekt an, sondern schätzt sie situationsbedingt ein (Freund oder Feind). Statt 2-3 steht Bond diesmal auch nur ein Bondgirl zur Seite. Dalton ist mehr Agent als Actionheld, bei ihm spürt man deutlich das Gewicht und die Gefahr der Lizenz zum Töten.

                                                    Darauf basierend rücken in "Der Hauch des Todes" Handlung und Charaktere in den Vordergrund. Der KGB-Offizier Koskov möchte mit Informationen über ein Spiontötungsprogramm zum MI6 überlaufen, Bond soll ihn beim Überlauf beschützen und den KGB-Scharfschützen eliminieren. Bei dem Scharfschützen handelt es sich überraschenderweise um eine Frau, die aus Bonds Augen nichts von einer Auftragskillerin hat, weswegen er sie am Leben lässt. Daraus entwickelt sich eine spannende und undurchsichtige Geschichte über Verrat und kriminelle Machenschaften, in dem mehrere Parteien eine Rolle spielen - neben den oben genannten Personen u.A. auch John Rhys-Davies als KGB-Chef Pushkin.

                                                    Leider verliert der Film im letzten Drittel seine ruhige Dynamik und driftet abermals in ein altbekanntes Action-Massenspektakel ab, das so nicht hätte sein müssen. Des Weiteren wirkt der Aston Martin mit typischem Q-Schnickschnack, so spaßig die Szene auch ist, in dieser Bonddarstellung irgendwie Fehl am Platz. Nach Lois Maxwells Abgang übernimmt nun die damals 25jährige Caroline Bliss die Rolle der Moneypenny, was einer sehr starken Umgewöhnung gleichkommt. Ich konnte mich nicht an sie gewöhnen und da sie nur in den beiden Dalton-Bonds mitspielt, wird das wohl auch so bleiben.

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