jacker - Kommentare

Alle Kommentare von jacker

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    Tarantino #6 - 2009: INGLOURIOUS BASTERDS

    [...] Dialoge in denen nie nur das Gesagte Gewicht hat. Im Gegenteil, in denen das Ausgesprochene nur Tarnung für die zum zerreißen spannende und energiereiche Ebene unter Oberfläche ist. Es gelingt Quentin Tarantino immer wieder Momente zu kreieren, die auf den ersten Blick ganz ruhig erscheinen, jedoch eine nicht in Worte zu fassende brodelnde Spannung entwickeln, einen Sog wie ihn keine Auto-Verfolgungsjagd, kein Faustkampf und keine sonstige Action-Szene dieser Welt erzeugen kann. Da führt ein brillanter Christoph Waltz als Hans Landa in der Stube des einfachen Bauern LaPadite “nur” eine simple Befragung zum Aufenthaltsort einer jüdischen Familie durch. Da fühlt ein vollkommen überragender August Diehl “nur” dem ihm vollkommen ebenbürtigen Michael Fassbender in einem Kneipengespräch auf den Zahn, um die Herkunft eines Dialektes zu erkunden. Da ist wieder Hans Landa, der “nur” der Kinobesitzerin Shosanna einige Fragen über ihr Theater stellt.

    Andere Filmemacher würden aus diesen Situationen einen leichten Spannungsaufbau generieren, der nur funktioniert weil man weiß, worauf es hinaus laufen könnte. Aber Tarantino macht daraus so viel mehr: Jedes Wort vibriert, als würde es sich kurz vor der Explosion befinden, die Dramatik steigert sich von Sekunde zu Sekunde und kaum etwas vergleichbares erfüllt die Hitchcock‘sche Definition der Suspense (die brennende Lunte, deren Länge und Ziel wir jedoch nicht abschätzen können) in der heutigen Zeit perfekter. [...]

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    • 8

      [...] Betty beginnt zu rebellieren – Don’s Ausflüchte und die kühle Distanz im Hause Cooper werden nicht mehr stillschweigend geschluckt, sondern er bekommt die ersten, direkt sehr harten Konsequenzen seines unorthodoxen Lebensstils zu spüren. In der Agentur steigt Peggy immer weiter in der Hierarchie (und dem verhaltenen Ansehen ihrer Kollegen) auf, abseits davon laufen jedoch einige Deals weit weniger rund als erwünscht. Dazu kommen die kleinen, aber keineswegs unwichtigen Problemchen in den Lebensrealitäten von Pete, Joan, Sal, Harry und co., die für die nötige dramatische Abwechslung sorgen.

      Im Resultat ist die gesamte Staffel trotz weiterhin gemütlichem Erzähltempo rasanter, intensiver und vor allem nahegehender als der Vorgänger – eine Achterbahnfahrt der Stimmungen, immer im gleichen Wagen mit den Protagonisten. [...]

      Den Rest lesen: http://jackers2cents.de/?p=553

      9
      • 9

        Ich habe bis jetzt nur den Red Band Trailer gesehen.
        Es ist das erste Mal, seit etwa vier Jahren, das ich mir aktiv einen Trailer mehrfach angesehen habe, denn es ist der beste Trailer, den ich seit 10 Jahren gesehen habe.

        Und ich bin das erste Mal seit PROMETHEUS wieder wirklich - mit allem was ich habe, so dass ich mir mit leicht nervöser Vorfreude die Kinokarte kaufen werde und beim Gedanken an den Film ganz kribbelig werde - auf einen kommenden Film gehypet.

        Das MUSS unglaublich werden!

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        • Ich habe bis jetzt nur den Red Band Trailer gesehen.
          Es ist das erste Mal, seit etwa vier Jahren, das ich mir aktiv einen Trailer mehrfach angesehen habe, denn es ist der beste Trailer, den ich seit 10 Jahren gesehen habe.

          Und ich bin das erste Mal seit PROMETHEUS wieder wirklich - mit allem was ich habe, so dass ich mir mit leicht nervöser Vorfreude die Kinokarte kaufen werde und beim Gedanken an den Film ganz kribbelig werde - auf einen kommenden Film gehypet.

          Das MUSS unglaublich werden!

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          • 9

            [...] Die Nazis vom Möbelmarkt säubern die Gegend ums Asylantenheim, das notgeile Bullenpärchen ermittelt auf Hochtouren, will aber eigentlich auch – wie eigentlich alle, der hier vorkommenden komplett-Gestörten – nur rumficken, mit Vorliebe die Blonde vom Nazipack, jeder rächt irgendwen und der engagierte Sozialarbeiter wird im Zug blutig ermordet, weil er polnische Familien ins Land bringt. Drumherum gibt’s gaga-Dialoge, einen schwulen Hitler-Verschnitt, seltsame Voodoo-Vergewaltigungen, Udo Kier mit ‘ner Knarre im Mund, irre Stuntdriver auf der Mofa und noch einen Haufen anderes Zeugs, das wirklich durch die Bank weg völlig plemm-plemm daher kommt.

            Das Verrückte dabei: Abgesehen davon, dass dieser frontal angreifende Hardcore-Trash wirklich zum Brüllen absurd ist, hat man trotz des Fehlens von allem, was irgendwie als wichtige Komponente des Mediums Film angeführt werden könnte, das Gefühl, dass Schlingensief hier einiges über die Lage der Nation aussagt. Dieser ganze durchgeknallte Dadaismus ist keineswegs random, sondern eine bewusst gestaltete Freakshow – danach zweifelt man überraschend wenig den Geisteszustand der Beteiligten und überraschend stark die Lage im Deutschland der frühen Neunziger an. [...]

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            • 9

              [...] Wie so oft ist hier das, was wir meinen zu sehen, nicht das, was es im Endeffekt ist. Die Mischung macht den Unterschied und was als (scheinbar) klarer Haunted-House-Horror beginnt, der stilistisch sowohl über den Teich nach Japan schielt, wie auch die klassische Suspense eines Alfred Hitchcocks würdigt, entwickelt sich zu einer einnehmenden Mixtur aus Horrorfilm, Familiendrama und Psychothriller. Ohne zu viel zu verraten, kann man behaupten dass A TALE OF TWO SISTERS einer der Filme ist, in denen sehr schnell nicht mehr klar ist, was Realität ist, was Vision und ob die eventuellen Hirngespinste einer Figur sich nicht doch nach und nach in der Realität manifestieren. Eine intensive Gratwanderung der Wahrnehmung, immer leicht diffus, daher umso faszinierender und fesselnd bis zur letzten Einstellung.

              Aus der anfänglichen Familien-Prämisse entwickelt sich ein langsamer, quälender Mental-Schocker, in dem wirklich alles richtig gemacht wurde: Die unglaublich präzise Kameraarbeit von Lee Mo-gae fängt stille, wundervolle Bildkompositionen ein, das Schauspiel aller Beteiligten ist am besten mit nur einem Wort zu beschreiben – beeindruckend! [...]

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              • 4

                Tarantino #5 - 2007: DEATH PROOF

                [...] Stuntman Mike sucht neue Opfer und gerät an die falschen, denn wie der Zufall es will, sind Zoe Bell und ihre Mädels vom Filmdreh in Lebanon, Tennessee alles andere als die typischen Opfer. Mike spottet sie auf einem Parkplatz und nachdem die vier Chicks ebenfalls eine ganze Menge völlig belangloses Zeug gequatscht haben (sorry, aber wer das feministisch nennt, überinterpretiert meiner Meinung nach enorm), folgt die ultimative Car-Chase. Eine die es, besonders aufgrund von Q.T.'s Faible für klassische B-Movies und deren Inszenierung, absolut in sich hat: High-Speed, echtes Metall kracht aufeinander, echte Menschen performen echte Stunts in Cockpits, auf Motorhauben, die Reifen qualmen, die Straße bebt.
                Geil!

                Doch abseits dieser quietschenden Reifen, konnte DEATH PROOF mich dieses Mal wirklich nicht mehr die Bohne für sich gewinnen. Dass ich jetzt überhaupt nicht mehr weiß, wie ich von Tarantino's Beitrag zum GRINDHOUSE Projekt jemals viel halten konnte, spricht für sich. Den endlosen Dialogen fehlt zu großen Teilen einfach alles, was je einen Tarantino-Dialog ausgemacht hat. Bla, Blubb, Plapper (falls irgendwer da WIRKLICH mehr drin gefunden hat: Privataudienz zur Aufklärung erwünscht - aber bitte nicht: Weil hier Frauen offen über Sex quatschen sind sie stark und DEATH PROOF deshalb irgendwie pro-feministisch!). Zieht sich, schleppt sich, ermüdet. Ab und zu flammt dieses gewisse Etwas auf - als Stuntman Mike mit Butterfly um den Lapdance schachert, ist da plötzlich dieses altbekannte, intensive Brodeln unter der Oberfläche - jedoch viel, viel, viel zu selten. [...]

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                • Man will ja nicht quengeln.. aber.. Wann geht es weiter?!

                  • 5

                    Walter Hill Werkschau #3 - THE WARRIORS

                    Ich wage zu behaupten, dass es aus Sicht eines in den 80ern geborenen Mitteleuropäers absolut unmöglich ist einzuschätzen, ob Walter Hill in seinem dritten Spielfilm THE WARRIORS auch nur im entferntesten in Reichweite der damaligen New Yorker Lebensrealität (bzw. der einer jeglichen anderen Großstadt) rangiert, oder das alles doch nur ein buntes Kasperletheater der Extraklasse darstellt. Nicht mal die simpelste Einschätzung traue ich mir zu: Liegt hier eine knallig-schrille Überzeichnung vor, oder soll das ein "ernster" Actioner sein? Spielt aber im Endeffekt aber keine Rolle, denn das Resultat bleibt, fern jeglicher Intention, das Gleiche.

                    Im stinkenden, verdreckten Moloch namens N.Y.C. regieren Gangs die Straßen. "Gangs" - eine Bezeichnung, die in den 35 Jahren seit dem Filmdreh von THE WARRIORS einen gänzlich anderen Klang erhalten hat. Denken wir heute an Gangs, so flimmern schnell Bilder von eiskalten Drogenkartellen, Drive-By Shootings und in sich geschlossenen Ghetto-Systemem über den inneren Schirm. In Hill's Version von 1979 hingegen entspricht die Bezeichnung Gang noch eher dem, was wir uns klassisch und weit weniger schwerstkriminell als "Bande" vorstellen. Banden auf den Straßen, allesamt in grotesken Einheitslooks gekleidet, die beim letztjährigen Fasching einen Hauptpreis abgestaubt hätten. Da sind heiße Village People in Lederkluft, Baseball-freaks mit angemalten Gesichtern, Rollschuhfahrer im Super-Mario-Outfit und allerlei andere schräge Vögel deren Look weit mehr an Verkleidungen, oder die Erfüllung eines jeglichen heutigen Schwulenclub-Klischees erinnern.

                    In einer großartig montierten Anfangssequenz versammeln sich, laut Moderator des Treffens, 900 dieser Gang-Vertreter nächtlich auf einem Platz und lassen sich in großen, einprägsamen Worten vorrechnen, wie die Gangs bald die gesamte Stadt einnehmen könnten. Dann knallts. Sully, äh, Jerry Horne, äh, nein, irgendein von David Patrick Kelly gespielter Punk hat eine Waffe reingeschmuggelt, den charismatischen Ober-Mackdaddy erschossen und schiebt es im aufkommenden Tumult blitzschnell auf die titelgebende Warriors-Gang. Diese fliehen direkt und haben von nun an ein ziemliches Problem, einen überlebbaren Heimweg nach Coney Island zu finden.

                    Auf dem Weg gibt es dann einige kurz-knackige Faustkämpfe und kleinere Verfolgungen, die Hill's gutes Gespür für Action durchscheinen lassen. Anstatt sich endlos die Schnuten zu streicheln, geht es knapp, aber explosiv, zur Sache. Das packt, ist greifbar und wirklich erstklassig inszeniert. Überhaupt: Inzenieren kann Hill, denn streckenweise ist der Streifen weit mehr als nur ganz nett gefilmt.
                    Aber leider abseits der starken Prügeleien zum einschlafen langweilig!
                    Keine der Figuren ist auch nur in einem Mindestmaß interessant. Da wird viel egales gequatscht, viel Testosteron-Gehabe zur Schau gestellt, doch nichts davon lässt so recht mit den Warriors mitfiebern. Die Jungs sind nicht mal Klischees, sie haben einfach allesamt gar keinen Charakter - und das ist einfach zu wenig! Nun könnte man sagen, das sei in einem Actioner doch egal, was jedoch nur zutrifft, wenn die Handlung flott und dynamisch vorangetrieben wird und die Figuren nur Mittel zum Zweck sind. Hier verbringt man jedoch reichlich ruhige Momente mit den Jungs (und später auch Mädels) und so fühlt sich die nächtliche Odyssee wie ein achtstündiger Ausflug in Echtzeit an - was den hürdenreichen Heimweg trotz Action-Spitzen zu einer sehr zähen Angelegenheit macht.

                    Ein Pluspunkt: Die vermutung liegt nah, dass THE WARRIORS in 1979 ein ziemlich bissiges Statement zur staatlichen Verbrechensbekämpfung darstellte. New York ist hier von oben bis unten eine heruntergekommene, dreckige, vollständig von Gangs regierte Gosse und die Polizei prügelt erst und fragt dann - wenn überhaupt. War sicher ziemlich provokant und kritisch.

                    Insgesamt aber leider trotz guten Fights und einiger denkwürdiger Zitate ("Caan Yoouu Dig iit?") weit schwächer als Hill's erste zwei Langfilme!

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                    • 7

                      [...] In der ersten Staffel nimmt MAD MEN sich eine Menge Zeit, um die Figuren nach und nach einzuführen, immerfort tiefgehender zu charakterisieren und nebenbei ein umfassendes, realistisches und für den liberal denkenden Menschen ziemlich schauriges Bild der scheinheiligen Verhältnisse in den 60ern zu zeichnen. So viel Zeit, dass es fast ein wenig schwer fällt den Zugang zu finden – hat man ihn dann, nimmt die Serie jedoch konstant Fahrt auf und beginnt immer mehr zu packen, da auf psychologischer Ebene unheimlich viel passiert.

                      Das ist das Stichwort, denn streng genommen gibt es keinen übergeordneten Plot. Innerhalb der Episoden schlagen sich die Jungs (und Mädels) der Agentur jeweils mit speziellen Aufträgen und Meetings herum, doch hinter der Fassade und in den Köpfen der Beteiligten beginnt es schnell zu brodeln und das ist der Inhalt von MAD MEN – ein vielschichtiges Charakterdrama. Die Zerrissenheit zwischen sicherer Familie mit Kindern und Ehefrau, oder wilden Affären wird ein Thema, das völlige Abheben der Halbgötter in grau ebenso – aus Macht, Arroganz und Narzissmus entsteht irgendwann ein Gott-Komplex, Regeln gelten nur für “die da unten” und was der mächtige Mann will, das nimmt er sich einfach – und konstant wird das Leben in der damaligen Zeit thematisiert und hinterfragt: Leben, weil es so vorgeschrieben ist, eigentlich ein Freigeist sein, aber dennoch mit 20 heiraten und Kinder bekommen – weil man es so macht. [...]

                      Den Rest lesen: http://jackers2cents.de/?p=547

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                      • 4

                        [...] RUNNING OUT OF TIME II ist nichts weiter als ein verkrampfter, lauwarmer Aufguss des starken Vorgängers – und leider zudem auch noch nahezu sämtlicher Qualitäten beraubt, dafür aber mit reichlich unnötigen Extrema angereichert.

                        Bezeichnend ist zunächst, dass bereits der Titel keinen Sinn mehr macht, denn in diesem zweiten Teil läuft niemandem mehr die Zeit davon. Die parallelen Merkmale beinhalten lediglich das erfolgreiche Plot-Schema des Vorgängers: Ein kluger Gangster führt die gesamte Polizei von Hongkong mit gewieften Plänen an der Nase herum, immer wenn sie denken sie seien nah dran, zeigt ein kleiner Twist, dass sie im Grunde genommen nur instrumentalisiert wurden und dem Gangster bei der Umsetzung seiner Pläne sogar noch behilflich sind. Motivation die den Dieb antreibt gibt es jedoch nicht mehr. Das Fundament auf dem Teil I baut, existiert also nicht mehr – RUNNING OUT OF TIME II ist also auf Nichts gebaut. Schlechte Basis! [...]

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                        • 7

                          Bedrohung unter uns.
                          Sleep!
                          Synthie Score pulsiert.
                          Brille zeigt die Wahrheit.
                          Medien kontrollieren.
                          Obey!
                          Kickermatte.
                          Jeansjacke.
                          Wrestlernacken.
                          Buy!
                          Polizei brutal.
                          Staat unterwandert.
                          Don't Question Authority!

                          Klassiker.

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                          • 8

                            [...] Zum einen weist VIDEODROME bissige satirische Züge vor: Der Mensch als Endabnehmer einer endlosen, und vor allem undurchsichtigen Produktionskette, als blinder Wiederkäuer. Wie der, auf Neudeutsch so schön als “Content” bezeichnete Inhalt entsteht ist hinter einem dunklen Vorhang verborgen – wir, die Abnehmer, sehen nur das fertige Endprodukt auf unseren Bildschirmen und wollen auch nur das. Und bitte immer extremer. Und bitte immer mehr. Je dubioser und abgedrehter, desto besser, je näher die Illusion an der Realität ist, umso mehr beißen wir an. Folgen blind und wollen uns hinein flüchten, weil es sich so schön von unseren “langweiligen Leben” unterscheidet.

                            Doch Cronenberg nutzt diese Betrachtung des medialen Konsumverhaltens, welche hier angenehmerweise aus zwei Seiten beleuchtet wird, da der Protagonist Max sowohl Creator, als auch Consumer zu gleich ist, nur als Fundament für eine weitere, nochmals wesentlich spannendere Ebene:

                            Was, wenn die Illusion zu unserer Realität wird?
                            Wenn die Grenzen verschwimmen?
                            Wenn wir unser Umfeld ausblenden und Eskapismus mehr Gewicht als die Wahrnehmung der echten Welt bekommt? [...]

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                            • Hehe, weiter weg von meinem Geschmack geht glaube ich nicht.
                              Trotzdem immer wieder spannend zu lesen, was andere so für eine Sicht auf die Dinge haben!

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                              • 7

                                [minimale SPOILER über die Richtung die der Film einschlägt enthalten]

                                [...] Irgendetwas fehlt.
                                Vielleicht ist es die besondere Wärme der sonst immer so meisterhaft von Roger Deakins fotografierten Bilder, die hier einer kühlen, entsättigten, dem Chicagoer Schneegestöber durchaus angemessenen Bildsprache weichen. Nicht dass Bruno Delbonnel, der hier fotografierte, ein schlechter Kameramann wäre, im Gegenteil, er hat schließlich für Jean-Pierre Jeunet’s AMÉLIE ganz wundervolle Bilder eingefangen und auch hier exzellente Arbeit geleistet, aber Deakins und die Coens, das schien langsam wie der Dude und sein White Russian – elementar verbunden, ein Amalgam, welches zu trennen schwierig bis unmöglich ist. Wie sehr fällt nun erst wirklich auf, nachdem es geschehen ist.

                                Abseits dieser nicht greifbaren Komponente stimmt jedoch formell in INSIDE LLEWYN DAVIS alles: Oscar Isaac brilliert als einsamer Folk-Sänger auf dem Weg zum (Miss-)Erfolg sowohl in den (lauten und leisen) Charaktermomenten, wie auch an der Gitarre. Wirklich eine starke, mitreißende und ins Herz abzielende Leistung, die genug emotionale Involviertheit aufbaut, um den Endpunkt von Llewyn’s langem, holprigen Weg mit der nötigen bitteren Würze zu versetzen. Denn Llewyn Davis ist, wie bereits zu Anfang beschrieben, einer der einen Traum hat, sich aber durch falschen Stolz, chaotische Unorganisiertheit und – man kann es nur so nennen – eben auch völlig unangemessene Arroganz immer wieder selbst im Weg steht. [...]

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                                • Freu mich für dich Lydi!
                                  Schöner Schwärm-Text, den Film hab ich aber nie gesehen :P
                                  Der war, ist und bleibt für mich die Kategorie "cheesy Mädchen-Kram".
                                  Zumindest manche falsche Meinung aus der Kindheit muss man sich schließlich bewahren ;)

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                                  • 6

                                    Dieser Film ist ein weiterer aus dem Werdegang von Jean-Pierre Jeunet, der voller kreativer visueller Einfälle seine abgedrehten Figuren und märchenhaft-skurrilen Kulissen präsentiert. Sowas zu schauen macht mir immer Spaß egal ob Gondry, Burton, oder eben Jeunet die Fäden ziehen.

                                    Aber bietet DIE STADT DER VERLORENEN KINDER noch mehr als tolle Kostüme, irre Traumsequenzen, kleinwüchsige Klone und einen tollen Score?

                                    Aktuell ist mein Resumee wie folgt: Der Film hat Spaß gemacht, aber ich finde ausser zaghaften Andeutungen in Richtung von Themen um tiefe Freundschaft und enge familiären Bindungen nichts. Ist die Skurrilität hier reiner Selbstzweck? Und deshalb musste ich ab und zu ein wenig gegen das Abschweifen steuern. Wobei ich hier auch nicht weiß, ob es aufgrund der verspielt-träumerischen Atmosphäre dazu kam, oder der Films schlichtweg nicht genug hinter seiner zugänglichen Fassade bietet, um am Ball zu bleiben?

                                    Die Zweitsichtung wird es zeigen, denn gefallen hat mir einiges sehr - ich kriege es nur irgendwie nicht sortiert und werde nicht schlau draus!

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                                    • 8

                                      [...] SOME LIKE IT HOT ist von vorne bis hinten, links bis rechts, oben bis unten, in jedem Frame und jeder Einstellung vollkommen und durchweg charmant, leicht, witzig, liebenswert, herzerwärmend, grandios, wunderschön und großartig! Wenn mehr Filme auf eine derart un-triviale Art leicht daher kämen, wäre die Filmauswahl mit der "etwas lustiges" schauen wollenden besseren Hälfte auch heute noch um einiges einfacher. Dann wäre "leicht" kein Schimpfwort, sondern eine nicht abzustreitende Qualität.

                                      Wie schön ist dieser Film denn bitte? Wie herzhaft kann man lachen? Wie simpel, aber effektiv ist die Story? Wie provokant muss es in den Fünfzigern gewesen sein, zwei gestandene Männer in Frauenkleider und Perücken zu stopfen und sie andere gestandene Männer an der Nase herum führen zu lassen? [...]

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                                      • 5

                                        Für jeden Topf ein Deckel:

                                        Sie kann nicht mit Menschen interagieren, verstummt sobald sie nur den entferntesten Hauch von Stress empfindet, übt trotz großem talent ihren Job unter einem Pseudonym aus, weil Öffentlichkeit bedeuten würde wahrgenommen zu werden und fällt, wenn alles zu viel wird, im Extremfall einfach um. Und nutzt als Eisbrecher beim Date Fragen zur Weltpolitik.

                                        Er fühlt sich ebenfalls unwohl, wenn er mit Personen zu tun hat. Sehr unwohl. Bei Frauen fast unerträglich. Und schwitzt auf Dates ein Hemd nach dem anderen durch, flieht aus dem Fenster und verkriecht sich in finaler Konsequenz lieber in seine stille Welt aus Schokolade, anstatt das Leben anzugehen und zu genießen.

                                        Lieben würden sie beide gerne. Einen Freund haben, der zuhört, der nicht wie alle anderen diesen unangenehmen Druck auslöst. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Zwei sich finden, aufeinanderprallen, sich umtanzen und irgendwie versuchen eine gemeinsame Zukunft zu beschreiten. Was sich mindestens so kompliziert wie erwartet gestaltet.

                                        Nicht nur Woody Allen kann neurotische Charaktere auf eine charmante Art und Weise in Szene setzen - auch Jean-Pierre Améris, der hier sowohl Regie, als auch Co-Writing übernahm, schafft dies - ganz anders, aber ebenso (oder zumindest annähernd so) effektvoll. LES ÉMOTIFS ANONYMES nutzt, ohne sich in irgend einer Art über die gezeigten Personen lustig zu machen, oder ihre Probleme auszuweiden, die Ticks und Macken der Protagonisten als Katalysator für den sehr gelungenen Humor. Der Film ist leicht, charmant und witzig, aber vergisst trotzdem nicht, im Kern auch ein wenig an Ratschlägen für das eigene Leben mit zu geben.

                                        Diese Qualität ist in etwa zur Hälfte den aberwitzigen, abgedrehten, teils völlig skurrilen Situationen des Skripts geschuldet, zur anderen dem überzeugenden und charismatischen Spiel der zwei Hauptdarsteller Isabelle Carré und Benoît Poelvoorde. Beide hauchen ihren Figuren spielend Leben und vor allem Sympathie ein - eine starke Schnittstelle entsteht und man möchte unbedingt, dass sie irgendwie ihre Probleme hinter sich lassen - zum Scheitern sind sie nämlich viel zu lieb und putzig!

                                        Tolle französische Feelgood-Komödie, die sich mit ihren knappen 70 Minuten Laufzeit super als kurzes Schmunzel-Intermezzo eignet.

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                                        • 7

                                          [...] Viele Fragen zur Moral in einer verkommenen Gesellschaft, die Johnnie To und sein langjähriger Drehbuchautor Nai-Hoi Yau in einer geschickten Gratwanderung abarbeiten. RUNNING OUT OF TIME sagt uns: Schau zwei Mal hin, denn nicht immer ist jemand das, was er auf Anhieb zu sein scheint. Da wird der Gangster zum edlen Ritter, der Cop zum schmierigen Egoisten und plötzlich, als die Fronten geklärt zu sein scheinen, wirft eine seltsam unkonventionelle Freundschaft all die Erkenntnis wieder über den Haufen, zeigt unbekannte Seiten, der vorher so eindeutig einzuordnenden Figuren und richtet den Fingerzeig auf die wirklichen Bad-Guys.

                                          Dieses Spiel mit den Charaktereigenschaften ist sehr gelungen, aber trotz Verschachtelung und kleineren Überraschungen bleibt der Film auf der Story-Seite recht simpel. Das mag in manchem Werk ein Problem sein, jedoch nicht in den Inszenierungen des Johnnie To. Was an simpler Genre-Story für den ein oder anderen Zuschauer an Defiziten entsteht (eine Frage der Sichtweise), wird zum einen durch den To-eigenen, absolut einzigartigen Tone ausgeglichen [...]

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                                          • Wenn Zack Snyder behauptet es soll "noch epischer werden", werde ich schon etwas rallig! Allerdings macht mir ja Wonder Woman etwas Angst. In MOS fand ich gerade genial, dass es eben nur Supes und die anderen Krptonier gab. Diese angekkündigte Flut an DC Charakteren könnte das etwas "verwässern"..

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                                            • Marketing 2014: Der Regisseur teased, dass es da bald nen Teaser gibt. Der Teaser teased dann an, wie der zweite Teaser den Trailer teased. Zwischendurch teasen noch 700 Set- und Drehbilder den zweiten Trailer in dem dann geteased wird, wie vor anderen Kinofilmen die ersten zehn Minuten schon mal angeteased werden. Mit dem dritten Trailer vorweg versteht sich. Wichtig dabei: Alle Teaser mindestens ne Minute. Und alle Trailer mindestens drei Minuten. Und wenn der Film kommt, kotzt die Hälfte, weil sie vor lauter Teasern und Trailern und Pics und Teaser-Trailern und Trailer-Teasern und verbalem Teasen non-verbaler Teasing-Inhalte plötzlich merken, dass da nix neues mehr ist, weil halt schon alles geteased wurde. Zweimal.

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                                                Mir ist schon klar, wo der Film hin will. Abrechnung mit verschworenen Dorfgemeinschaften, satirische Verballhornung des typischen Häuslebauers, der sich aus einer Ruine ein Schloss erträumt - allgemein gesagt, einfach eine sehr spezielle Gesellschafts Satire/Komödie.

                                                Aber obwohl ich bis jetzt mit trockenem österreichischen Humor immer ziemlich viel anfangen konnte (z.B. in DIE AUFSCHNEIDER oder CONTACT HIGH) hat mich dieser Film wirklich GAR nicht abgeholt. Null. Nicht ein müdes Schmunzeln konnte er mir entlocken. Das mag zu großen Teilen daran liegen, dass er seine Figuren nicht im Ansatz naiv genug einführt, als dass ich ihnen abgekauft hätte, lediglich durch Parkplatznot getrieben ohne mit der Wimper zu zucken eine solche Ruine in der Dorfkneipe per Handschlag kaufen - in der Folge war weder Mitleid noch große Belustigung angesagt - zum anderen an den leichten Sprachproblemen. So leicht österreichisch ab und an sein KANN, hier hat man zeitweise das Gefühl eine völlig fremde Sprache zu hören, demnach ist vielleicht auch der ein oder andere Gag flöten gegangen.

                                                Aber auch abseits des für mich gefloppten Humors, passt da nicht viel. Die Geschichte um den mißglückten Bau zieht und schleppt sich unglaublich, da können auch die kleinen absurden Spitzen, inklusive bizarrem Ende nichts retten. Komisch, die exakt selbe Prämisse hat für mich in dem 1986er Film THE MONEY PIT mit dem jungen Tom Hanks perfekt funktioniert. Wohl einfach nicht mein Film..

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                                                  [...] Was lenkt die Leute besser ab als ein Krieg? Nichts, und deswegen streuen Brean und Motts blitzschnell in Pressekonferenzen die losen Enden seltsamer Gerüchte – über B3 Bomber, albanische Terroristen, die Bomben auf US-Gebiet bringen wollen und verschollene Soldaten der US-Army – und inszenieren einen Krieg. Gegen Albanien, denn: „What do you know about Albania? Nothing! And that’s exactly the point!“

                                                  Die umfassende Manipulations-Maschinerie der weltweiten Regierungen (und von ihnen instrumentalisierten Massenmedien) bekommt hier mit doppelt beschleunigtem Anlauf einen Arschtritt, der sich gewaschen hat. Dabei ist Barry Levinsons Film von 1997 aufgrund der absurden Prämisse und den spielfreudigen Leistungen des sichtlich motivierten Casts primär unheimlich witzig – denkt man jedoch nur einen Millimeter hinter die komödiantische Fassade, kann das Lachen schnell im Halse stecken bleiben. [...]

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                                                    [...] Und was die Vier plus ihre Frauen, Homegirls, Homeboys, usw. völlig selbstverständlich an Geschichten aus diesem anderen Universum namens „Hood-Life“ zu erzählen haben, ist natürlich absolut krank. In völliger Selbstverständlichkeit wird über Morde an verfeindeten Gangbangern, gestorbene Homeboys, brutale Zwischenfälle jeglicher Art, Drive-by Shootings, organisierten Drogenhandel (im Knast und auf den Straßen), etc. etc. etc. geplaudert. Egal ob man sich mit dem Thema schon etwas mehr, oder so gut wie gar nicht befasst hat – was hier ans Tageslicht kommt schockiert aufs Extremste, ganz einfach weil es völlig frei eine menschenverachtende Weltsicht aufzeigt, von der die meisten wohl dachten, dass sie schlichtweg nur in Filmen, speziell Hood- und Rache-Thrillern existiert. Doch der Scheiss ist leider real und das vor allem in dem Land, was sich als die „Größte Nation auf Erden“ bezeichnet. Diese Typen haben so viele Freunde durch Pistolenkugeln verloren, dass zwei Hände nicht zum Abzählen reichen und einige von ihnen sitzen wegen mehrfachen Morden im Gefängnis, ohne auch nur die geringste Reue zu zeigen – schließlich dienten ihre Verbrechen ja einer großen Sache, nämlich der Gang.

                                                    Doch obwohl das alles eine krasse Dosis Realität ist, kann man leider nicht sagen dass 213 – THE GANG PROJECT ein gelungener Film ist. Das ist zu großen Teilen der Darreichungsform der Informationen geschuldet – in einer Dokumentation zählt eben auch wie man etwas erzählt, nicht nur dass es für sich genommen interessant oder erzählenswert ist. [...]

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