JackoXL - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+58 Kommentare
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+22 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence320 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning179 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von JackoXL
[...] Ironischerweise ist auch bei I’ll Take Your Dead gerade der übernatürliche Spuk-Anteil der störende, beinah überflüssige Fremdkörper in einem ansonsten schlüssig, spannend konstruiertem Mix aus Psychothriller und Familiendrama, bei dem die Figuren wie der Plot ausnahmsweise (für derartig B-Genre-Filme) mal eine wirklich logische Entwicklung durchmachen. Bewusst vorerst täuschend angelegt entpuppen und bewegen sich die wichtigen Charaktere konträr ihres ersten Eindrucks, ohne dass es somit unsinnig erscheint. Sie und alle Entwicklungen sind Part eines recht simplen, aber völlig glaubhaften Prozesses. Bei dem zwar schon früh etwas weniger attraktive, moderne Jump-Scare-Grusel-Effekte eingestreut werden, diese aber in der immer besser werdenden Folgezeit fast vergessen werden. Oder vermeidlich anders instrumentalisiert anmuten. An einem Ort des konstant präsenten Todes scheint es gerade für ein (unter sicherlich traumatischen Bedingungen) heranwachsendes Mädchen nicht zwingend paranormal bedingt, dass sie meint mit den unzähligen Geistern der Vergangenheit zu kommunizieren scheint. All das könnte (und müsste) nur ein Produkt der Umgebung, des Milieus sein, was der Film lange wenigstens andeutet und erst am Ende unvorteilhaft-umgekehrt verwendet.
Das ist bedauerlich und sogar ungeschickt, trotzdem hinterlässt I’ll Take Your Dead einen teilweise extrem positiven Eindruck, der besonders auf der handwerklich begabten Inszenierung und dem Genre-unabhängigen, starken und inhaltlich ambivalenten Plot fundiert ist. Da passiert nichts ohne triftigen Grund, da ist nicht Unsinn Herr des Hauses, da wird manchmal gar nach echten Sternen seiner Zunft gegriffen, ohne sie konstant zu berühren. Aber in kurzfristiger Sicht- und sogar Reichweite sind sie. [...]
[...] Seine sonderbare (absichtliche) Grobmotorik – da er ja ein „normaler Mensch“ sein soll - wirkt befremdlich, ohne dies genau formulieren zu können. Versehen mit diesem stechenden, durchdringenden und immer wieder hypnotisch in den Mittelpunkt gerückten Blick ermurmelt sich der Katzenliebhaber, Marionette-Spieler und Grabschänder eine betörende Präsenz. Erhaben, morbide und verloren zugleich. Ein Monster, aber kein hassenswertes. Parallelen zu seiner größten Rolle eindeutig, nur darf er diesmal noch andere Facetten davon preisgeben. Waren die der Kreatur in Frankenstein primitiv, wie ein Kleinkind neugeboren und unbedarft, sind sie nun wiedergeboren, berechnend und bewusst grausam, aber mit einem aus seiner Warte nachvollziehbarem Motiv. Karloff bewies mit Die Mumie schon damals, dass er mehr war als nur der Hüne mit dem Monster-Make-up (übrigens: Wieder grandiose Arbeit von Jack Pierce), sondern ein echter Charakterdarsteller, der die oft im Horrorfilm vorhandene Tiefe herauszuarbeiten vermochte. In Kombination mit der effektvollen Präsentation und dem Bewusstsein für die emotionale Tragweite des Stoffs (beginnend mit Tschaikowski’s Schwanensee im Vorspann, was die allgemeine Stimmung der Geschichte treffsicher wiederspiegelt) gelingt es der „Mutprobe“ namens Die Mumie, sich als zeitloser Klassiker nicht nur seines Genres, sondern des Kinos generell zu behaupten. [...]
[...] Schon beim vorangehenden, ersten Date scheinen sie sich gegenseitig in die Frisur ejakuliert zu haben (wobei Otis direkt danach wohl geduscht hat, aber wer hier die Anschlussfehler zählt hat eh nichts anderes zu tun), das folgende Schmieren-Theater voller lüstern-alberner Bums- und Erniedrigungsphantasien (die manchmal einen echt grenzwertigen, Missbrauchs-legitimierenden Rahmen ausreizen) entrückt es beinah in die Nähe einer miserablen Karikatur.
„Ich will nur, dass Sie mit Ihrer Hand auf meinen Schenkel fassen. Nur so lange, wie ich zähle.“
Stellenweise wirklich unvorstellbar, mit was für einem Müll man hier belästigt wird. Was zwischen komisch und erschreckend würdelosen, beängstigend ernstgemeinten, frauenverachtenden Spinnereien verzapft werden. Angelegt als sagenhaft unprickelnder Soft-Sex-Videoclip mit peinlichen Fremdscham-Dialogen zum Weglaufen. Mittendrin eine überforderte, beinah ausgelieferte Carré Otis, ein selbstgerechter und lächerlicher Mickey Rourke und die sich bis auf die Nippel blamierende Jacqueline Bisset (Mord im Orient Express), bei der man sich wirklich die Frage stellt, warum die sich in diesen Schlüsselloch-Fummel-Schwachsinn verirrt hat. Ab einem gewissen Punkt ist man ja Kummer gewohnt, besonders als wackerer Verfolger der Karriere eines Mickey Rourke, nur irgendwo hört der Spaß auch mal auf. [...]
[...] Tricktechnisch absolut hervorragend in Szene gesetzt vermag es der um konstanten Input buhlende und sich dadurch zum pazifistischen, neugierigen Verständnis-Dreikäsehoch entwickelnde Nummer 5 tatsächlich, sich als echten Charakter zu etablieren. Selbstverständlich mit groben Holzhammer-Methoden, ein wirklich feinfühliger, clever-empathischer Prozess wird da nicht gerade angestoßen. Harmlos und niedlich sind so zwei Begriffe, die sich bei der Sichtung des Films zwangsläufig aufdrängen. Grundsätzlich keine schlechten, aber auch nicht sonderlich auszeichnenden, eher schonenden und vorsichtig behafteten Eigenschaften. Die allerdings auch der angepeilten Zielgruppe geschuldet sind, denn zu kaum mehr als einem vernünftigen „Kinderfilm“ taugt das Vorliegende ehrlich gesagt nicht. Klar sind ein paar Gags am Rande deutlich an ein älteres Publikum gerichtet und einiges davon ist sogar gar nicht schlecht. Aber ernsthaft mehr als Heranwachsende damit abzuholen erscheint etwas vermessen. Diese dürften sich aber prächtig bis ideal in der Gegenwart des sympathischen Blechkollegen aufgehoben fühlen, der ihnen ordentliche und durchaus erstrebenswerte Werte vermittelt und etwas über das Leben berichtet, ohne dass dies jetzt pädagogisch oder filmhistorisch neue, nie gezeigte Dimensionen erreicht. [...]
[...] Mit kleinen Änderungen im Plot wird diese „Kräfteverteilung“ von Gut und Böse besonders markant herausgearbeitet, was sich als effektiv und durchdacht herausstellt. Obwohl der Film – nicht nur aus heutiger Sicht - ein paar dramaturgische, narrative Schwächen aufweist, besticht besonders die fantastische Inszenierung von HAMMER-Golden-Boy Terence Fisher. Zwischen prunkvollen, farbenprächtigen Bühnenbildern und morbiden Set-Pieces findet Fisher eine wunderbar stimmungsvolle, ausgewogene Harmonie mit ästhetischen und atmosphärischen Glanzpunkten veredelt. Das für solch eine Produktion erstaunlich viel Wert auf Rahmenbedingungen gelegt wurde - die Opernszenen sind nicht nur stiefmütterliche behandelte Randerscheinungen, das ist beinah ein Film im Film -, spricht für die enorme Hingabe und Identifikation mit dem Projekt, was besonders den späteren Studio-Arbeiten schmerzlich abging. Das Rätsel der unheimlichen Maske extrahiert den Glanz und die Magie der ersten Welle der „großen“ HAMMER-Filme in berauschender Manier, was über leichte Schwächen lächelnd hinwegsehen lässt. Wegen solcher Filme, wegen dieser selbstbewussten und kreativen Herangehensweise wurde das Label zu dem, an was man sich heute noch ehrfürchtig erinnert. [...]
[...] Mit dem Antritt des titelgebenden Fluges entfernt sich der Film von seinem leicht „düsteren“ oder zumindest dezenten „Suspense“ umfassenden Grundton, was ihn aber keinesfalls seines Hang zum Phantasievollen beraubt, nur die Marschrichtung etwas neu…navigiert. Mit „Max“ - der weniger konsequenten, weniger geltungssüchtigen, deutlich kompromissbereiteren und spätestens nach der Vernetzung mit einem kindlichen Geist wesentlich lockereren Variante von HAL 9000 – kommt die erste wirklich heitere Komponente ins Spiel, welche gegen Ende etwas zu überdreht locker aus der Hose jodelt und eine durchwegs sehr empathische, sensible Geschichte ab dann aus irgendeinem Grund in die Pflicht nimmt, ein paar alberne Kalauer zu viel rauszuhauen. Wohl um dem Anspruch als kindgerechte Angelegenheit auf jeden Fall gerecht zu werden, was diesem schönen Film auch so mühelos gelinkt. Hier wird mit viel Kreativität ein feines Coming-of-Age-Science-Fiction-Abenteuer erzählt, welches sich prima auf die Bedürfnisse von kleinen und großen bzw. groß gewordenen Zuschauern einstellt. Nicht so einfach und erst recht keine Selbstverständlichkeit. Besonders wenn man sieht, in welche oft seelenlose Maschinerie sich der Konzern mit der Maus verwandelt hat. [...]
[...] Vor dem Hintergrund phantastischen Science-Fiction-Horrors erzählt David Cronenberg eine Art subversiven Agenten- und Spionagethriller, der durchaus als Allegorie auf das damals aktuelle Weltgeschehen betrachtet werden darf. [...]
Scanners – Ihre Gedanken können töten thematisiert nicht Weiblichkeit, Triebhaftigkeit und ungestilltes Verlangen, konzentriert sich mehr auf das Zusammenspiel von Geist und Körper, sogar die Vernetzung von Mensch und Maschine. Unterlegt mit einem dillirisch-bedrohlichen Synthesizer-Score von Howard Shore steht der Kampf mit und gegen das eigene Bewusstsein, die eigene Identität und auch die eigene Macht im Vordergrund, die schnell zur größenwahnsinnigen Allmachtfantasie mutieren kann. Vale und Revok sind wie Doctor Charles X. Xavier und Magneto. Zwei Begabte, zwei Individuen, die von der normalen Gesellschaft als Bedrohung eingestuft werden und unterschiedlich darauf reagieren. Eine Konfrontation im großen Stil ist unausweichlich und da berstet nicht nur schlicht der Schädel. Im Duell der beiden Alphatiere zelebriert Cronenberg den plastisch-bestechenden Body-Horror als destruktives, zersetzendes Effekt-Spektakel, an dessen Ende die nächste Stufe steht. Die Zerstörung des Körpers, der einschränkenden, gefangennehmenden Hülle zur Befreiung und Wiedergeburt des Geistes. Seelen-Piraterie, völlig losgelöst von allem Materiellen. Bevor das neue Fleisch bejubelt wurde, musste das alte erst zu Grunde gehen. Selbstzerstörung zur Selbsterhaltung. Ein echter Cronenberg halt. Extrem körperliches Kopf-Kino mit Leib und Seele. [...]
Ein Film wie ein Hammerschlag. A BEAUTIFUL DAY klingt als Titel sarkastisch, der eigentliche Originaltitel YOU WERE NEVER REALLY HERE ist dabei wesentlich treffender und thematisiert wie analysiert den folgenden 90minütigen Pfad der Gewalt schon vorab, denn genau darum geht es. Ein gebrochen-brillanter Joaquin Phoenix als Gespenst der eigenen Vergangenheit, geprägt von einer intensiven Todessehnsucht. Zuviel hat er gesehen und am eigenen Leib erlebt. Sei es beim Militär, beim FBI oder bereits in der eigenen Kindheit. Genug, dass es jeden noch so wackeren und seelisch gefestigten Menschen mit Leichtigkeit in tausend Teile gebrochen hätte. Gewalt durchzog seine ganze Existenz. Zunächst unfreiwillig, als Kind ausgeliefert, danach schien er sie zu suchen. Um sie zu verarbeiten. Aber jetzt, wo alle Formen der legalen Staatsdienste ausgeschöpft sind und er selbst dort nicht mehr tragbar ist, greift er sich das Übel direkt an der Wurzel. Im Auftrag der guten Sache, dafür rücksichtlos und ohne Skrupel. Schusswaffen nur wenn es unausweichlich bleibt; wer austeilt soll wenigstens qualvoll per Handarbeit vor die Hunde gehen. Verloren und gefangen in diesem moralisch vielleicht, ethisch aber natürlich auch niemals vertretbaren Hamsterrad von Schuld, Sühne und Auge-um-Auge, Hammer-auf-Schädel führt in sein jüngster Auftrag an den Rande der eigenen Existenzauslöschung, um darin letztendlich einen kleine Knospe der Hoffnung zu finden. Alle, wirklich alle sterben und doch bleibt am Ende etwas zurück, wofür es lohnt sich nicht die Waffe unters Kinn zu halten. Obwohl kurz vorher Ratlosigkeit herrscht. Und jetzt? Wer mag es diesem rastlosen Vergeltungsjäger in der Situation schon verdenken. Offenkundig eine schlichte Story, mit der Lynne Ramsey den Kreislauf der Gewalt, das sich auf perverse Weise selbstbefruchtende Opfer-Täter-Konstrukt in glasklaren, schonungslosen Bilder offenlegt, ohne darüber unnötig und sinnlos zu debattieren. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Erst wenn es alles brach liegt und jemand den Versuch startet daraus auszubrechen, und wenn es nur ein kleines Mädchen ist, ist das die (vielleicht einzige) Chance eines verkorksten Individuums noch einen Neuanfang zu starten.
[...] Die Idee ist an sich verwertbar, nur versteht sie der Film kaum auch nur halbwegs adäquat für sich zu verwenden. Übrigens scheinen die hochgiftigen Tierchen eh niemanden jemals zu beißen. Wenn, dann müsste die Todesursache ja relativ schnell festzustellen sein und viel schlechter seine Identität verschleiern könnte die bestimmt einzige Tarantel-Besitzerin in der Nähe wohl nicht. Nein, die Opfer sterben durch die Panik. Manche nachvollziehbar weil sie ihren Kopf durch die Seitenscheibe eines Autos schmettern, aber warum sonst alle gleich eine Herzattacke bekommen (ist ja nicht Spinnen-Angriff auf der Intensiv-Station) ist da schon sehr verwunderlich.
Egal, spannender würde es anderweitig vermutlich auch nicht werden und besser inszeniert schon mal ganz bestimmt nicht. Ist schon verdammt dürftig im Allgemeinen, gerade der Schnitt ist mitunter dilettantisch. Es ist auch völlig egal wie sehr die Schauspieler schreien, zappeln und mit vollem Einsatz versuchen die Spinnen als lebensgefährliche Bedrohung zu verkaufen. Die sind augenscheinlich so handzahm und werden niemals wirklich gefährlich in Szene gesetzt, es ist eine Farce. Ganz fies ist dafür verhältnismäßig das Finale ausgefallen, aber selbst das wird verbockt. Jene Szene wird unnötig Minuten in die Länge gezogen, es dauert gefühlt Stunden, und wie oft da allein der Namen Susan gebrüllt, gejammert und gestöhnt wird, bah. Eine Qual ist das und in erster Linie nicht für den, für den sie bestimmt ist. Der spielt das nur und wird dafür bezahlt. Wir nicht. [...]
[...] Das war auch eine oftmals unterschätzte Fähigkeit von Roger Corman: Er wusste schon sehr genau, mit wem er warum zusammenarbeitet. Scharrte einen Stall von verlässlichen, talentierten und eben charakterlich ordentlicher Menschen um sich, die Bock auf seine sehr spezielle Art des Filmemachens hatten, obwohl sie dadurch nicht zwingend reich(er) wurden. Für viele war er Sprungbrett, für manche das Rentenzubrot, aber auch bei ihm gab es nichts umsonst, das muss man sich verdienen. Und der Cast von diesem Film ist richtig Feuer und Flamme für diesen urigen Blödsinn.
Es lässt sich auch mit dem ungeübten Auge leicht sehen, was für diesen Film exklusiv aufgewandt werden musste und was durch Mehrfachnutzung gut abzuschreiben ist. Die magischen Special Effects sind schon sehr special, wie im Zeichentrick-Kinderprogramm. Kulissen, Kostüme und Vincent Price gehörten ja zum Inventar und sind daher etwas prunkvoller anzuschauen. Auch nicht immer, da muss schon mal das Schloss in der Außenperspektive nachgemalt werden und im lodernden Finale gibt es wieder die legendäre, Corman’sche Scheune zu sehen (Archivbilder einer brennenden und einstürzenden Scheune, kamen bei dutzenden seiner Filme zum Einsatz), aber genau das macht doch auch den Charme seiner Arbeiten aus, besonders in diesem Zeitraum. Nicht jede Albernheit wird automatisch mit einem Lächeln belohnt und wer einen Horror- oder Gruselfilm erwartet – oder ganz tollkühn: Eine echte Verfilmung des angekündigten Titels -, der sollte vorgewarnt werden oder gleich die Finger davon lassen. Das im deutschen Titel enthaltende Duell der Zauberer ist übrigens das kindische und nun wirkliche Highlight des gesamten Films. Die Legenden Vincent Price und Boris Karloff liefern sich ein wahres Looney Tunes-Battle. Auf seine Art einmalig. [...]
[...] Sehr authentisch wirkend, fast ausschließlich mit tibetanischen und chinesischen Darstellern zum Großteil in Marokko gedreht (für China und Indien gab es keine Drehgenehmigung. Überhaupt gehört Scorsese seitdem zu den 50 Menschen, die ein lebenslanges Einreiseverbot für China haben), von Roger Deakins in opulente Bilder verpackt und mit einem fantastisch-mystischen Score von Philip Glass unterlegt ist Kundun mehr ein (halbes) Biopic, das den historisch-biographischen Ablauf bis zu einem bestimmten Ereignis schildert, den es dann in aller Ausführlichkeit dazu verwendet um seine Meinung dazu unmissverständlich publik zu machen. Das ist technisch ganz hervorragend gemacht und durchaus auch mitreißend, die eigentliche Hauptfigur bleibt dabei aber fast auf seinen Status, seine Taten und seinen moralischen Idealismus beschränkt. Wirklich Menschliches, Intimes oder eben auch Verletzliches gibt es nicht zu sehen. Irgendwie fehlt ihr dadurch die Tiefe und ein gewisser Zugang, obwohl es fast keine einzige Szene ohne sie gibt. Genauso seltsam wie eben auch bedauerlich. [...]
[...] Lifeforce – Die tödliche Bedrohung ist trotz seines hohen Unterhaltungswertes, seines rasanten Tempos und seiner verhältnismäßig sehr aufwändigen Inszenierung (gerade die Effekte sind für Zeit und Umstände zum Teil grandios) bei aller Liebe nichts anderes als Sci-Fi-Horror-Quatsch mit ganz viel Soße. Hier wird in vielen Dingen einfach maßlos übertrieben und der konfuse Ablauf mit einigen herrlich- absurden Momenten verfeinert. Spitzenmäßig, wie Hauptdarsteller Steve Railsback (Der lange Tod des Stuntmans Cameron) – der seine Zurechnungsfähigkeit scheinbar direkt im Orbit gelassen hat – irgendwann von allen guten Geistern verlassen, alles und jeden nur noch hysterisch anschreit und sich wild durch die Gegend ohrfeigt im Dienste der Menschheit. Die Dialoge erreichen manchmal unfreiwillige Comedy-Qualitäten, aber das unterstützt den Entertainment-Faktor nur, anstatt ihm ernsthaft zu schaden. Der Film stellt ab einem gewissen Punkt auf Dauerfeuer und kennt nur noch geradeaus. Dafür über weite Strecken bemerkenswert gut gemacht, irre charmant und in seinem größenwahnsinnigen Unfug einfach die Reise wert. Muss man natürlich mögen so was…aber wie könnte man das nicht? [...]
[...] Die Figur von Anthony Hopkins könnte mühelos als zwielichtiges, manipulatives Subjekt dargeboten werden und der Film daraus Suspense generieren, ob die kleine Ivy hier Opfer von psychologischen Taschenspielertricks, schwarzer Magie oder sonstigen Praktiken wird, daran ist aber keiner der Aktiven interessiert. Stattdessen wird nur repetitiv darüber diskutiert, geschwafelt und palavert, wer denn nun recht hat und wer nicht, das dreht sich lange endlos im Kreis ohne entscheidend vorwärts zu kommen. Dazwischen kreischt das unfassbar nervige Kind immer mal rum, wenn es droht selbst dafür zu Ereignislos zu werden, mit Spannung oder Grusel in irgendeiner Form hat das wenig bis nichts zu tun. Als sich endlich die Situation mal durch einen Akt der Verzweiflung anscheinend entlädt, mündet das in der skurrilsten Szene des ganzen Films (-„Was ist mit dem Lieferanteneingang? –„Ach, natürlich…“), die doch so unmöglich deren Ernst sein kann. Danach verlagert es sich auch noch in den Gerichtssaal, wo doch tatsächlich ein großer Prozess darüber geführt wird, ob in Ivy eine andere Seele haust oder nicht. Auch wenn es nur als Mittel der Verteidigung verwendet wird, aber welches halbwegs seriöse Gericht würde im Rahmen einer Anklage wegen Kindesentführung denn so einem lächerlichen Zirkus eine Bühne geben? [...]
[...] Den vorher schon erprobten Elementen werden ein gehöriger Schuss Familien- und Selbstfindungsdrama hinzugefügt, der Horroraspekt völlig zurückgeschraubt und bis zum Ende bleibt es in der Schwebe, in wie weit das Ganze de facto im Übernatürlichen oder Phantastischen in irgendeiner Weise beheimatet ist. Diese Mischung funktioniert im Aufbau wie der behutsamen Erzählweise überwiegend ziemlich gut. Besonders die Involvierung des Sohnes als tragende Figur, der mit seinem kindlichen Glauben an etwas Heldenhaftes in seinem Vater wohl auch vordergründig die zerbröckelnde Familie zusammenhalten will. Der David letztendlich erst dazu ermutigt dem Unsinn wirklich eine Chance zu geben, installiert im Plot eine zusätzlich tragische, empathische Nuance, die nicht in Selbstzweckhaft-Kitschige kippt und sogar eine der stärksten Szenen erst ermöglicht (Stichwort: Pistole).
Kleiner Details müssen trotz aller Bemühungen und Verweisen auf diverse Comic-Logik ausgeklammert werden (z.B. das ein locker 40jähriger Mann - und dessen langjährige Lebensgefährtin -, erst von einem Wildfremden darauf hingewiesen werden muss, dass er noch nie in seinem Leben krank war), dafür lohnt die Zweitsichtung bei diesem wie bei allen der besseren Shyamalan-Filme durch wohl dosierte, smart eingestreute Details, die bei einer unvorbereiteten Erstsichtung schnell und selbstverständlich übersehen werden bzw. kaum in ihrem Dasein als versteckter Hinweisgeber erkannt werden können. Geschickt entwickelt und mit einem melancholischen Grundton versehen weißt Unbreakable – Unzerbrechlich Parallelen zu vielen selbst nicht direkt tangierten Genres auf, was ihn in seiner Kreuzung durchgehend reizvoll gestaltet. Als man sich schon beinah auf ein leicht zu versöhnliches (obwohl es sich absolut gerecht anfühlt) und etwas zu einfach gedachtes Finale eingestellt hat, ist es das tatsächlich eher ambivalente Ende – das eine Co-Existenz zweier verschiedener Theorien zulässt -, das den entscheidenden Nadelstich im richtigen Moment setzt, alles in einen in sich stimmigen und logischen Kontext rückt und selbst nach dem missratenen Split noch Lust auf den bald kommenden Glass macht. [...]
Na Hong-jin liefert mit THE WAILING den vermutlich besten Horrorfilm des noch jungen Jahrtausends ab. Warum? Was grundsätzlich auch nur ein (wenn auch allein handwerklich großartig gemachter) Besessenheits-Thriller wie viele andere hätten sein können, entpuppt sich als wahnsinnig brillant konzipierter, exzellent durchdachter Schocker, der in seiner ersten Hälfte trotz schon einiger wahrlich derber und verstörender Szenen immer wieder mit im ersten Moment leicht deplatziert erscheinenden Humoreinlagen verwirrt, die sich aber letztlich als völlig stimmiger Beitrag in das meisterliche Gesamtkonzept einfügen. Denn das Grauen bricht so unvermittelt und radikal über diese bis dato friedliebende und verschlafene Gemeinde ein, dass die hasenfüßigen und leicht schusseligen Dorfpolizisten nicht nur heillos überfordert mit dem Ganzen sind, sie können zunächst gar nicht begreifen, was dort mit ihn geschieht. Zu weit weg ist es von all dem, was sie sich auch nur im Entferntesten vorstellen konnten. Anfangs ist es noch ein Stückweit ihre bisherige Realität, die nach und nach in sich zusammenfällt. Sobald der Protagonist sich des vollen Ernst der Lage bewusst wird, auch weil es jetzt persönlich wird, verzichtet THE WAILING auf jegliche Form der Heiterkeit und entfacht stattdessen einen - aufgrund der üppigen, aber auch deshalb sehr sinnvollen Laufzeit – immer noch knapp 90 minütigen Höllenritt, dessen boshaftes und grausames Maß in dieser Konsequenz dann wirklich überrascht. Das nebenbei auch noch eine kleine Parabel über Vorurteile und Fremdenhasse erzählt wird ist nur eines der vielen Details, die diesen Film so einzigartig machen. Am Ende bleibt man fast ohnmächtig, zu tiefst getroffen aber auch ungemein beeindruckt zurück. Ein außergewöhnliches Ereignis.
[...] Im Geiste wohl liebäugelnd mit Klassikern wie Rosemary's Baby oder Das Omen wird deren subversiv-schleichender Terror nicht mal mit dem Fernglas in greifbare Nähe gerückt, stattdessen gibt es notdürftig bis hilflos eigestreute sakrale Musikeinlagen, irre Priester mit Angstschweiß auf der Halb-Platte und extrem müde Pseudo-Highlights im ausgeleierten, da altbacken-harmlosen Spannungsbogen. Jürgen Prochnow kann zeitweise durchaus eine verstörende, beunruhigende Präsenz ausstrahlen, wenn er sich nicht gerade mit Michael Biehn ein Intimduell um den scheußlichsten 80er-Strick-Pulli liefert (klassisches Kack-Braun gegen stylisches Pink mit Ultra-V-Ausschnitt, quasi das achte und neunte Zeichen der Apokalypse, mindestens), das Drehbuch vermag die verwertbare Grundidee aber niemals adäquat in die Tat umzusetzen.
Zum Finale hin scheint sich Das siebte Zeichen etwas Boden gut zu machen, obwohl er nun schon sehr deutlich an der Grenze zu Bibel-Blödsinn-Geblubber geparkt wird. Aber wenigstens kommt da etwas mehr Bewegung rein und man kann ihm immerhin anrechnen, dass er nicht komplett vorhersehbar ist, zumindest nicht so extrem, wie es eine ganze Weile anmutet. Fast kommt er sogar in die Verlegenheit eine gar mutige Konsequenz anzubieten, was er aber im Resultat wieder enttäuschend und ungeschickt abfedert durch ein jetzt bald schon albernes Geschmäckle, das den vorher effektiven und total bemühten Jürgen Prochnow gewissenlos verhökert wie Freibier. Dafür kann er rein gar nichts und generell gibt es vereinzelte Situationen, Fragmente in diesem Film die tendenziell ein ausbaufähiges Potential haben, manchmal sogar drohen zu funktionieren. Bei der Drohung bleibt es jedoch. Viel Lärm um nichts. [...]
[...] Kein ganz typischer 80er-Horrorfilm mit Prägung der VHS-Ära. Dafür verzichtet The Stepfather auf die Möglichkeit zahlreiche Bodycounts und Splatter-Einlagen aufzutischen, das hält sich für damalige Verhältnisse relativ in Grenzen. Viel mehr versucht sich Joseph Ruben wirklich an einem hinterhältigen Psychothriller, dem die Vorgehensweise des „besserwissenden“ Zuschauers recht gut steht. Was sollte man von einem Genrefilm mit diesem Titel (zu dieser Zeit und unter diesen Voraussetzungen) schon anderes erwarten? Deshalb lieber gleich mit offenen Karten spielen und das Interesse daraus generieren, wann, wie und mit welcher Konsequenz das Unweigerliche geschehen wird. Ein guter Einfall, der aber leider durch keine wirklich pfiffigen Momente großartig unterstützt wird, das läuft alles schön ruckelfrei wie auf Schienen ab, Überraschungen Fehlanzeige. Hat auch seinen Wert, keine Frage, gerade da Terry O'Quinn das Ding fast schon im Alleingang regelt und der sarkastische, amerikanisches Spießbürgertum mit zynischer Ironie parodierender Tonfall durchaus gefällt. Ein böser Witz wohnt The Stepfather durchgehend inne und platzt manchmal treffsicher aus ihm heraus („Who am i here?!“), nur dürfte er seinen lobenswerten Ansätze ruhig noch effektiver, zackiger verwerten. Es scheint bald so, als würde sich der Film selbst zu wenig zutrauen; lieber nur ganz soliden Durchschnitt abliefern, obwohl er weitaus mehr auf dem Kasten hätte. [...]
[...] Diese dreitägige Zeitspanne ist der entscheidende Part von Crossing Guard – Es geschah auf offener Straße, die den Beteiligten ein unfreiwilliges, aber wenigstens gleichberechtigtes Zeitfenster gewährt, in der sie ihre Reaktion überdenken können. Während der reumütige und der „gerechten“ Strafe zunächst verständlich gegenüberstehende John in Jojo (Robin Wright, Blade Runner 2049) einen echten Grund zum Überleben findet, ist es die Frage, ob sein Gegenüber einen findet seine Vergeltungssucht beizulegen. Für einen verhältnismäßig jungen und sein Geld eigentlich vor der Kamera verdienenden Mann erweist sich Sean Penn als bemerkenswert sensibler Filmemacher, der mehr auf zwischenmenschliche Konstellationen konzentriert ist denn auf gängige Erzählmechanismen. Sein Film wirkt mitunter leicht zu sehr auf Nebensächlichkeiten konzentriert und ist narrativ womöglich nicht immer optimal, am Ende gar in seiner emotionalen Bandbreite bzw. dem Verständnis dafür zu euphorisch, hat aber eine Stärke, die sich kaum erlernen lässt. Was viele (in dem Fach hauptberufliche) Kollegen in ihrer ganzen Karriere nie geschafft haben, scheint bei Sean Penn beinah selbstverständlich.
Er beschäftigt sich intensiv mit seinen Figuren; gestaltet sie so lebendig, verletzlich, aufbrausend und verkümmert, dass selbst im ersten Moment irrational anmutende Verhaltensweisen sich als völlig logisch, greifbar herausstellen, wenn man bereit ist sich auf sie einzulassen. Viel konsequenter und sinnvoller als in vielen vergleichbaren Dramen findet ein emotionaler Entwicklungsprozess statt (so tauschen die Protagonisten am Ende quasi die Rollen) und wird eben losgelöst von künstlicher Sentimentalität, die nur einen Effekt heraufbeschwören will. Der Film öffnet die Tür zu ganz schwierigen, beinah schizophrenen Gefühlswelten, in denen der Drang zu Gerechtigkeit, Vergeltung, Selbsthass- und Mitleid wie auch ein immer schwankender Grad zwischen Todessehnsucht und Lebenswillen thematisiert wird. Wie gesagt, erzählerisch nicht immer ideal da zu sehr in nicht den unbedingt wichtigsten Details hängend, dafür aber mit so unfassbar brillant geschriebenen und inszenierten Sequenzen und darstellerischen Glanzleistungen gesegnet. Allein der Diner-Dialog zwischen Nicholson und Huston steht dem – wenn natürlich auch in einem völlig anderen Kontext – von De Niro und Pacino in dem im gleichen Jahr gedrehten Heat in kaum was nach. Wenn er nicht sogar besser ist. [...]
[...] Der Plot ist erprobt und hangelt sich tatsächlich an vielen Eckpunkten seiner Vorlagen entlang, wirkt aber trotzdem zerfahren und ungelenk durchs Dorf getrieben. Hauptdarsteller Cung Le mag ein taffer Bad Ass sein, hat dafür so viel Ausstrahlung und Leinwandcharisma wie ein Sack Zement. Kämpfen kann er, doch was besonders erstaunlich ist: Trotz eines stattlichen Härtegrades wirkt die Action kraftlos, haben die Sequenzen kaum Impact, und das obwohl John Hyams bei seinen Universal Soldier-Filmen ja gerade das als wuchtige Ausrufezeichen zu verwenden wusste. Optisch ist der Film für eine DTV-Veröffentlichung recht okay, versucht sich durch eine eigene, individuelle Note in Bilddesign und auch beim Soundtrack von der öden Masse abzuheben, erreicht aber auch hier nie das Niveau, was bei Day of Reckoning maßgeblich zum positiven Überraschungseffekt beitrug. Wenn zudem gefühlt 50% der Szenen in Zeitlupe ablaufen, ist so natürlich keine große Dynamik aufzubauen, verfehlt John Hymans diesmal das Klassenziel erheblich.
Einzig die Tatsache den nur noch selten aktiven und hier wirklich sogar blendend aufgelegten Peter Weller als sagenhaft skrupellosen, süffisant-diabolischen Antagonisten erleben zu dürfen verbreite etwas Freude und könnte Dragon Eyes eventuell doch noch ein Stück weiter anheben, wenn ihm Gegenzug nicht da auch noch Jean-Claude Van Damme (Sudden Death) verzweifelt integriert werden musste, wohl ein Freundschaftsdienst um die Grundsicherung aufrecht zu erhalten. Der geistert in Rückblicken als Knastkumpane, Lehrmeister und Mentor unseres Helden apathisch umher und darf so erhellende Weisheiten wie „Wenn du angeschossen bist, dann nur weil du den Mann nicht durchschaust, der auf dich schießt“ von sich geben. Aha, danke dafür. Ein Trauerspiel. [...]
[...] Nach dem gleichnamigen, 1955 uraufgeführten Theaterstücks von (dem neben Endstation Sehnsucht auch hierfür mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten) Tennessee Williams bindet sich Regisseur und Co-adaptierender Autor Richard Brooks (Kaltblütig) eng an eben diesen Selbstläufer, war aber durch den berühmt-berüchtigten Hays Code gezwungen, den (trotzdem noch) stark vorhandenen, für die Handlung alles andere als unwichtigen (letztlich sogar wesentlich verständlicheren) homosexuellen Teilaspekt zu streichen bzw. nicht konkret als solchen zu thematisieren. Was etwas merkwürdig erscheint, da nur so die intensive, traumatische und für diverse Ereignisse und Details eigentlich unabdingbare Ereigniskette wirklich Sinn macht. Vor allem, da der Verdacht sowieso im Raum schwebt und im Kontext von Zeit- und Handlungsspielraum noch wesentlich impulsiver, pikanter mitwirken würde. Schade, die biederen Hollywood-50er halt, unabhängig davon gelingt mit der ersten filmischen Adaption von Die Katze auf dem heißen Blechdach ein intensives, stark (vorher) geschriebenes und hingebungsvoll gespieltes Familienportrait, das sich lediglich zu sehr auf den Lorbeeren der Vorgabe ausruht und sich in jedem Moment mehr anfühlt als klares, abgefilmtes Theater denn als eine zwischen den Medien wirklich transferierte Geschichte, womit auch die daraus resultierenden Möglichkeiten tendenziell links liegen gelassen werden. [...] Massiv gebaut auf die Leistung seiner Darsteller liefern besonders Paul Newman (Haie der Großstadt) und Elizabeth Taylor (Giganten) wahre Sternstunden ihres Könnens ab, wohl auch bewusst, wie sehr dieses Theater-fokussierte Stück es so auch von ihnen abverlangt. Die Dialoge sind bedeutungsschwer, wuchtig, prägnant und analytisch-aussagekräftig, aber in der geballten Schlagzahl auch ein Stückweit eben sehr theatralisch-gestelzt; in dieser kompakter Intensivität fast schon zu realitätsfremd. So durchkomponiert ist hier jeder Satz, zu anklagend die gesammelten Vorwürfe, was besonders bedauerlich macht, dass dem homosexuelle Kontext nicht die effektive Relevanz gegönnt wird, der richtig ausformuliert das Zünglein an der Waage sein würde. Vom generell spießig-geprägtem Selbstverständnis mal abgesehen, das ist wirklich zeitbedingt (Frau < Mann, weil…is halt so) [...]
[...] Wes Craven pendelt bei Das Haus der Vergessenen immer wieder zwischen typischen Horrorfilmmotiven (unheimliches Geisterhaus, kindliche Schreckgespenster), blankem Psychoterror mit teilweise harten Themen (Kindesentführung- und Missbrauch, Inzest, Kannibalismus und Zwangskastration) und absurd-überdrehter Slapstick auf Cartoon-Niveau hin und her, scheint manchmal eine Geschichte erzählen zu wollen, die an seiner angepeilten (?) Altersgruppe komplett vorbeigeht. Bedient Bedürfnisse eines kindlich-heranwachsenden Gruselabenteuers, aber mit extremen Zutaten, die nicht nur angedeutet werden. Das führt gelegentlich zu Irritationen, sobald man sich jedoch auf die etwas eigenwillige Form eingelassen hat und über einige deutlich zu alberne Momente hinwegsieht, entwickelt der Film einen faszinierenden Sog, der gerade wegen seines entfesselten, regellosen Unfug teilweise erfrischend auftrumpft. Everett McGill und Wendy Robie drehen zu hemmungslos, wild grimassierend am Rad und das Tempo steigert sich im furiosen Schlussakt so dermaßen konsequent, dass man diesem wüsten Crossover so manche Ausrutscher gerne verzeiht. Letztlich ist der Mut so etwas in der Form überhaupt zu drehen schon äußert beachtlich, dass es sogar über weite Strecken trotz einer berechtigten, nicht gänzlich wiederlegten Skepsis ziemlich gut funktioniert nicht minder. [...]
[...] Es sind unruhige, gefährliche Zeiten, in denen das Schreckliche fast selbstverständlich und alltäglich geworden ist. Die Gefahr kommt nicht von innen, sie ist bereits überall um einen herum. Nicht die Geister, nicht das Übernatürliche ist der Ursprung des Bösen, es ist ein Resultat eben dessen. Ganz real und greifbar ist das wahre Grauen, nur bedarf es offenbar einer Präsenz aus dem Jenseits, um auf das zur erschreckenden Selbstverständlichkeit gewordene und dadurch nahezu Unbemerkte aufmerksam zu machen. Fast wirkt The Devil’s Backbone wie eine Sammlung neben-, mit- und durcheinander erzählter Geschichten, die allerdings tatsächlich nur eine, hervorragend aufgebaute umfasst, die sich in ihrer clevere Struktur nur zunächst in verschiedene Richtungen entwickelt, um schlussendlich als konzeptionelles Glanzstück wieder eine komplexe, sinnstiftenden Symbiose zu bilden. Als sensibles Coming-of-Age-Schauermärchen zwischen Geisterfilm, Kriegsdrama und Suspense-Thriller, von einem dem klassischen Erzählkino zugewandten und dennoch seiner Vorliebe für das Phantastische frönenden Meister seines Faches mit emphatischer Hand vorgetragen, verpackt mit visuell wie narrativ auffallenden, aber nicht aufdringlichen Details, die eher entdeckt werden wollen anstatt sich selbst zu wichtig zu nehmen.
Zwischen Anflügen von Eskapismus und der knallharten Konfrontation mit der bitteren Realität existieren mit dem Horrorfilm nur oberflächlich tangierende Spukelemente, denn del Toro’s Lieblingsdisziplin ist es immer gewesen, mit den Mitteln der Fantasie, des Abstrakten und des Surrealen etwas über das wahre Leben zu berichten. Verarbeitungsprozesse anzuregen, besonders praktikabel aus der Sicht eines Kindes, welches noch gar nicht im vollem Umfang begreifen kann, was sich in der verrohten Welt um es herum alles wirklich abspielt. [...]
[...] Ein bärtiger Typ Marke Buchhalter und Kleingärtner zum Übersehen (auch sichtlich desorientiert wie er das spielen soll: Brett Halsey, Der Pate 3) erschleicht sich durch sonderbar offenherzige, öffentliche Kleinanzeigen (Durchschnitts-Tenor: Weiblich, reich, notgeil, anspruchslos, sucht…) flott Herz, Schmuckkästchen und Tresor lustiger, sorgloser und manchmal gar ebenso bärtiger Witwen, um sie anschließend in nicht immer logischer Reihenfolge zu betäuben, erschlagen (manchmal eines direkt an das andere, warum auch immer), zu zersägen und an den Schweinestall, den Stubentiger und bei den Filetstücken natürlich auch an sich selbst zu verfüttern, wozu ist man denn verrückt? So: Nachdem man sich 30-40 Minuten durch übel explizite, billige und deutlich nur auf ekelhaften Exzesse zelebrierte Ultra-Gore-Effekte gearbeitet hat, ist When Alice Broke The Mirror nur noch ein zusammengeschusterter und erschreckend grässlich abgefilmter Quark, der offenkundig schocken und parodieren gleichzeitig will, aber nichts davon auch nur grob beherrscht.
Das Thema einer gespaltenen Persönlichkeit könnte aufregend sein, aber so schizophren wie die Hauptfigur ist auch der Drehbuch-Bierdeckel, der eine Situation in den Raum wirft und postwendend wieder vergisst. Sie wieder total abstrus aufgreift, sofort konsequent ignoriert um am Schluss so zu tun, als wäre das ein Wahnsinns-Coup, was selbst in der Geschlossenen nur müde belächelt werden dürfte. Planlos verhungert der im Prinzip nicht reizlose Plot am ausgestreckten Arm, weil ein sichtlich neben sich stehender, einst über seine individuellen Fähigkeiten hervorstechender Regisseur nicht mal mehr ein verzerrtes Spiegelbild seiner selbst ist. Konfus ist noch das Netteste, was über diesen Unsinn berichtet werden könnte. [...]
[...] An diesem Punkt löst sich Paranoia von der unübersehbaren Vorlage von Die Teuflischen und entwickelt dankenswerter Weise seine ganz eigene, reizvolle Geschichte um eine eigentlich von ihrer Vergangenheit und unterwürfigen Abhängigkeit von einem Arschloch-Typen aller erste Kajüte geheilten, anfangs betont stark und unabhängig dargestellten Frau (Beruf: Rennfahrerin), die schon nach kurzer Zeit wieder dem aalglatt-ekeligen Anti-Charme ihres Verflossenen verfällt. Vom Cockpit zurück an den Bettpfosten, so schnell ist die Emanzipation wieder ins Unterhöschen ejakuliert. Ganz so grobschlächtig (und frauenfeindlich) wird das natürlich nicht dargestellt, dennoch ist der flotte Wandel und die Labilität der Hauptfigur nicht unbedingt ein Juhu auf starke Frauenfiguren. Resultiert dafür in einer interessanten Thriller-Konstellation, die mit einem ungeplanten Todesfall und dem Auftauchen einer (womöglich?) nicht kalkulierten Teilnehmerin im Frauchen-Wechsel-dich-Spiel ordentlich Würze erhält.
Am Ende wirkt der Plot sicher etwas überkonstruiert (Giallo halt) und niemals erreicht das Ganze die Klasse und Raffinesse der heimlichen Idole, hantiert aber mit einigen gut gemachten Wendungen und Entwicklungen, die das Geschehen jederzeit beweglich, dynamisch gestalten, ohne dabei in Hektik zu münden. Im Ansatz ein ambitionierter Thriller, der höchstens an eben diesem hohen Selbstverständnis scheitern mag. Wenn man den Fehler begeht, ihn da ganz oben einstufen zu wollen. So eine relativ runde Sache, die im (Sub-)Genre angenehm aus dem Rahmen fällt. [...]
Mit einem (un)gesunden Selbstbewusstsein ausgestattet beeindruckt STORY OF RICKY wenigstens ab und zu durch eben dieses. Viel breitschultriger kam wüster Trash sonst selten daher. Zumindest mit dem Minimum an Substanz. Die debile und absurde Kreuzung aus Knastfilm, Martial-Arts- und Splatter-Groteske hat eindeutig Eier in der Hose, was sie potent, aber dennoch lange nicht sehenswert macht. Dabei könnte das so schön sein. Mit seinem Hang zum extrem groben Unfug, seinem satirischen Ansatz und dem wahnwitzigen Gore-Nonsens bis an die Grenzen des schlechten Geschmacks ist es durchaus verständlich, dass es dieser anarchische Bullshit in diverse Geheimtipp- und Lieblingsfilmlisten schafft, aber eben höchstens dahin. Wer am lautesten schreit, wird am ehesten gehört. Skurril, auffällig, aber eher penetrant, lästig und anstrengend als richtig unterhaltsam. Der Versuch ist beachtlich, immerhin.