JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

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    The Rock. That’s it. Ohne Scheiß, ohne den mal wieder und sogar selten so wunderbar selbstironischen Dwayne Johnson wäre CENTRAL INTELLIGENCE absolut gar nichts wert. Wenn die als einziges Identitätsmerkmal quakend-weinerlich Nervensäge Kevin Hart auf seinen Einhörner, Bauchtaschen und Sixteen Candles vergötternden New-Best-Buddy im XXL-Format trifft, bietet der Film ein paar Schmunzler, die aber NUR wegen dem Fels mit dem Grinsen funktionieren. Mit jedem anderen Darsteller wäre vermutlich da schon der Ofen eiskalt. Die folgende Agenten- oder so-ähnliche Alibi-Handlung ist reine Stangenware ohne Sinn, ausschließlich mit Zweck. Irgendwie die Kuh vom Eis holen, die anfänglich wenigstens leicht charmant dort platziert wurde. Das hat sich schon abgenutzt bevor es richtig begonnen hat. Ab dann ist es im Idealfall erträglich, was nun wirklich kein Qualitätssiegel sein sollte. Schade um den in Anbetracht des plumpen 08/15-Scripts hervorragenden Dwayne Johnson, dessen Schicksal es hoffentlich nicht bleiben wird, austauschbare Produktionen nur durch seine einzigartige Präsenz und sympathische Selbstdarstellung in Kino-taugliches Material zu verwandeln. Nur sind wir mal ehrlich, das ist aktuell sein Job.

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    • 7 .5

      Mit MARTYRS schuf Pascal Laugier einen der einprägsamsten Titeln der neuen französischen Härte. Mit GHOSTLAND gelingt ihm der erste Film seit einer gefühlten Ewigkeit, der sich wieder so anfühlt. Schade, dass sich so extrem auf atypische Jumpscares verlassen wird, die er überhaupt nicht nötig hätte. Wobei diese – auch wenn man das oft nicht hören will – fast so alt sind wie der Horrorfilm selbst, in einem gewissen Maße auch ihre Daseinsberechtigung haben. Oft und zurecht verpönt, wenn sie das einzige „Stilmittel“ sind, der Rest jedweder Substanz entbehrt. GHOSTLAND hingegen ist weit mehr als ein stumpfes Sesselhüpfen. Das ist rastloses, pures Terrorkino, welches dem Zuschauer keine Atempause gönnt. Nicht subtil (nicht zu verwechseln mit dumm), dafür rücksichtlos und kompromisslos, teilweise zutiefst erschütternd. Durchaus mit einer gewissen Raffinesse versehen, die über manch mechanische Abläufe mühelos hinweghilft. Was den Unterschied ausmacht: Pascal Laugier weiß ganz genau, was er warum wie tut und welchen Effekt er daraus presst. Mit eindeutiger Liebe, eigener Passion zur Materie und nicht aus kommerziellem Selbstzweck. Das spürt man; das bebt, brodelt und explodiert hier im Minutentakt. Bedrückend, geprägt von einer beengenden physischen und besonders psychischen Klaustrophobie, niederschmetternd und stringent bis zum Anschlag. Knüppelhart trotz nicht ausuferndem (aber trotzdem natürlich stattlichem) Gore, dank seines fiesen Prämisse. Manch einem mag das zu wenig, zu schlicht oder zu geradeaus sein. Dieses reine, zielgerichtete, schnaufende Horror-Kino aus Blut und ganz viel Schweiß, das dennoch smarter erzählt wird als praktisch jeder Genre-Film mit Kinostart der letzten Jahre. Auf seine Weise erstklassig, da kommt kaum Vergleichbares mit.

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      • 4

        [...] Natürlich lässt sich schon drei Meilen gegen den Wind riechen, worauf die Angelegenheit hinlaufen soll. Zwei absolut gegensätzliche Charaktere werden gezwungenermaßen eng miteinander verbunden, lernen sich auf ihrer turbulenten Reise näher, tiefer kennen und vergessen am Ende alle ihre Vorurteile bzw. zeigen ihre so lange vergrabenen, sensible Seite. Summa summarum: Sie werden bessere Menschen und ganz nebenbei noch dicke Freunde. Ist nicht neu, auch nicht zwingend gut, aber kann man wohl gelegentlich machen, nur so wie das hier aufgetischt wird grenzt das besonders gen Ende an Selbstaufgabe. Die Darsteller können mit ihren Qualitäten eine Weile noch über diverse Klischees und eine seichte wie wahnsinnig formelhafte Plotentwicklung hinwegtrösten, wobei doch von ersten Moment ernsthaft bezweifelt werden darf, dass Jon Seda hier einen 16jährigen verkörpern soll. Zum damaligen Zeitpunkt – deutlich!- zehn Jahre älter. Ist speziell in US-Filmen kein neues Phänomen, aber DAS nickt doch wirklich niemand einfach so ab. Allerdings in der Tat nicht mehr als ein „Schönheitsfehler“, richtig bitter wird Sunchaser in seinem lächerlichen, nie richtig glaubhaften, im Hauruck-Verfahren praktizierten Vom-Saulus-zum-Paulus-Turnaround, bei dem wir uns mit absurden Holzhammer-Methoden und Dialogen herumschlagen müssen, was zu allem Überfluss in einem Esotherik-Kitsch-Finale vom aller Feinsten mündet, was die Chose ab dem Punkt nahezu unerträglich macht. [...]

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        • 7

          [...] Weder richtig Genre- noch Kunstfilm und erst recht kein Popcorn-Blockbuster ist Der lange Tod des Stuntmans Cameron vielleicht noch am ehesten umschrieben mit Arthouse-Exploitation, obwohl auch das kaum zutreffend ist. Eine griffige, bizarre, absurde und enorm angriffslustige Satire, die von großer Faszination und Liebe für das Wolkenkuckucksheim namens Film-Industrie zeugt, gleichzeitig auch eine gewisse Abscheu vor seinem pervertierten und selbstgerechten Irrsinn offenbart. Mit großer Wonne zelebriert Peter O’Toole die Rolle eines Sonnengott-gleichen Exzentrikers, der sich über sein Volk erhebt, über ihm schwebt, um es mit seiner Genialität zu penetrieren („Wir brauchen unbedingt diese Sequenz! Deswegen befehle ich, dass keine Kamera blockiert und keine Wolke vor die Sonne zieht!“). Um ihn herum arrangiert Richard Rush ein verwinkeltes, experimentierfreudiges und gewollt kontroverses Meta-Verwirrspielchen, das tiefe, clevere Einblicke gewährt, mit der Perspektive, Erwartungshaltung und Wahrnehmung sowohl des Zuschauers wie seines Protagonisten spielt und dafür stellenweise ein ähnliches Stunt-Spektakel abbrennt, wie das was er pechschwarz parodiert. Lug und Trug, Schein und Sein, Genialität und Geisteskrankheit, alles liegt so dicht beieinander: Willkommen in Hollywood. [...]

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          • 3

            Überflüssige Fortsetzung zum damals überraschend brauchbaren, zackigen Action-Film-Debüt von Liam Neeson, das sich inzwischen zu dessen Altersvorsorge entwickelt hat. TAKEN 2 oder Familien-Reunion-Urlaub in Istanbul, gestört von schäbigen, schlecht rasierten Balkan-Ganoven, die aber die Rechnung ohne Superman-Neeson und seine Tochter gemacht haben (Maggie Grace, sieht mit ihren fast 30 Jahren nur haarscharf nicht so aus wie…17,18…ernsthaft?!). Schon witzig, dass Daddy sie vor einigen Jahren noch vor der Zwangsprostitution gerettet hat und nun fast durchdreht, weil dieses „kleine Mädchen“ doch nun tatsächlich einen festen Freund hat. Das sind Probleme, du meine Güte. Egal, zum Fummeln zu jung, zum Granatenwerfen alt genug, ist Daddy’s Little Girl der Retter in der Not, obwohl das Gelumpe macht Liam auch so spielend platt. Ein notdürftiger Plot mit extrem unvorteilhaft-nervös zerschnittenen Actionsequenzen, denen es so am notwendigen Impact mangelt. Da wird brutal verreckt, jucken tut es trotzdem niemanden. Aber am Ende ist natürlich alles wieder tutti und dem längst überfälligen Trauma wird erneut ein Schnippchen geschlagen, wenn sich beim Eisbecher über Pappa’s Amoklauf auch noch amüsiert wird. Schon cool, diese Familie.

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            • 6 .5

              A QUIET PLACE hat eigentlich nur ein Problem: Er scheitert am eigenen Potential; ist zu sorglos für seine grundsätzlich famose Prämisse. Als schlichter, mehr oder weniger post-apokalyptischer B-Creature-Flick im Survival-Modus völlig in Ordnung, da seine gruselige Situation lange nur gekitzelt statt gemolken wird und einige Momente prima funktionieren (Kornspeicher-Ertrinken, klasse!), das Gesamte bleibt aber hinter den großen Erwartungen und Möglichkeiten deutlich zurück. Schon im angenehm geduldigen Vorlauf verwundert die ungeschickte Variante, die essentielle Stille immer wieder durch Musik zu unterbrechen. Wenn die Situation eskaliert, der Lärm das Böse anlockt, ist das kein Fremdkörper mehr, vorher beraubt sich der Film dadurch ohne Not einer seiner möglichen Stärken. Wie wichtig wäre denn jedes noch so lapidares Geräusch, wenn die Tonspur nur darauf reduziert wäre? Das spiegelt relativ treffend die grundlegende Schwierigkeit wieder. Angedeuteter Suspense und clevere Reflektion über eingeschränkte Kommunikation, unausgesprochene Familienkonflikte erscheinen wie ein sicherlich angepeilter Gedanke, verlieren sich aber zusehend in zu gewöhnlichen Genre-Konventionen, die dafür partiell so gut und in Details immer noch individuell, mit Wiedererkennungswert umgesetzt wurden, das eben „nur“ das obere Drittel verwehrt bleibt. In Anbetracht der Tendenz leicht enttäuschend (das Finale sogar deutlich mehr), aber womöglich und wahrscheinlich ist es schlicht die Diskrepanz von „kann und könnte“, die einen (immer noch) recht kleinen, atmosphärisch teilweise sehr faszinierenden B-Horror unnötig schmälern. Wäre der Ansatz plumper, der Film wäre besser. So rum kann es auch mal gehen.

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              • 7 .5

                [...] Ein plakatives Rachemotiv wird nicht reißerisch verwertet, stattdessen arbeitet sich Damian John Harper tief in die wahren Konflikte seiner Figuren und öffnet ihnen langsam, aber ungeschönt die Augen über sich selbst und wie sehr sie – trotz der massiven Ungerechtigkeit, der Schieflage ihrer Rahmenbedingungen – zum Teil natürlich immer noch selbst dafür verantwortlich sind, dass alles so ist wie es ist und besonders sie so sind, wie sie sind. Das ist auch der eigentliche Kern, die Aussage des Films. Es gibt natürlich Gründe, aber keine allgemeingültigen, universellen Entschuldigungen. Jeder ist am Ende des Tages nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere verantwortlich. Auch und besonders in Situation, die mehr als undankbar und auch möglicherweise unverschuldet sind. Womit trotzdem der Ball wieder zurückgeworfen wird an eine Gesellschaft, die sich modern, frei und gerecht schimpft und gleichzeitig die Ärmsten der Armen sich selbst überlässt oder gar dämonisiert, in der Hoffnung das „Problem“ möge sich von selbst lösen. Make America Great Again. [...]

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                • 5

                  Puh, was ist denn da los? Ein stellenweise schon menschenverachtender, viehischer Amoklauf von Sylvester Stallone, der sich frisch aufgespritzt und aufgepumpt durch ein Kriegsgebiet mäht als gebe es kein Morgen mehr und dabei eine Schneise der menschlichen Verwüstung hinterlässt. JOHN RAMBO ist so kack-brutal, rücksichtslos und wutschnaubend zynisch, das grenzt schon fast an eine Selbstparodie, nur das Lachen wird dabei im Blutbad ertränkt. Eine Geschichte ist nur rudimentär existent, drauf geschissen, nur unnötiger Ballast. Das ist der pure Exzess. Müsste man eigentlich total verurteilen, aber wenigstens ist es nicht Kriegs-bejahend noch legitimierend wie in den letzten beiden Teilen, soll wohl tatsächlich ein Statement gegen die Perversion des Krieges sein. Irgendwie. Als völlig ausufernder Action-Reißer der vor lauter Selbstaufgeilung aus allen Nähten platzt übt dieses Ungetüm aber einen bizarren Reiz aus. Einfach weil man es kaum fassen kann.

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                  • 0 .5
                    JackoXL: Moviebreak 05.08.2018, 16:44 Geändert 06.08.2018, 22:27

                    Ein in allen Belangen unzumutbares, konfuses Flickwerk von einem Film, bei dem scheinbar nur lose, unzusammenhängende Fragmente willkürlich aneinander getackert wurden und fertig ist die Laube. Die wirre, abstruse Geschichte ist ohnehin schon für’n Arsch und eine schallende Ohrfeige für alle Fans der Reihe, die lausige Inszenierung und eine schon schizophrene Erzählweise ohne hinten und vorne, oben und unten, links oder rechts setzt dem Debakel echt noch die Krone auf. Ganz schrecklich: Der arme Donald Pleasence muss nicht nur hilflos und damals schon totkrank durch diese Grütze tattern, sie wurde doch glatt zu seinem Requiem. So einen Nachruf hat nun wirklich niemand verdient. Wenn man das nicht selbst gesehen, ach was, erlebt hat, man würde es niemanden glauben. Ein Un-Film. Und das hatte damals doch echt einen deutschen Kinostart! Schämen sollten die sich, schämen!

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                    • 6 .5
                      JackoXL: Moviebreak 05.08.2018, 16:42 Geändert 05.08.2018, 17:04

                      Entschlacktes, zackiges Monsterfilmchen, das dummerweise JURASSIC PARK heißt und somit vielleicht andere Erwartungshaltungen weckte. Ein teures B-Movie ohne besondere Einfälle und mit ein paar absurden Momenten, dafür viel Action und einem echt strammen Schlussdrittel, bei dem es auch durchaus geile Bilder zu bestaunen gibt. Keine Kinomagie, kein riesen Blockbuster, einfach ordentliche Unterhaltung für den hohlen Zahn. Geht auf jeden Fall klar.

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                      • 7 .5
                        JackoXL: Moviebreak 04.08.2018, 00:30 Geändert 04.08.2018, 00:43

                        Die Story ist zweckdienlich, böse argumentiert Konfektionsware von der Stange, aber das neu formulierte M:I-Franchise bleibt sich und seinen Stärken dabei treu: Nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel in Nebensächlichkeiten investieren und sich gleichzeitig auf die Stärken besinnen. Und da erweist sich FALLOUT als einer der neuen Platzhirsche im modernen Actionkino. Über handfeste Faustkämpfe über rasante Verfolgungsjagden, allesamt als eindeutige Reminiszenzen angelegt (speziell FRENCH CONNECTION wird kniefallend die Ehre erwiesen), steigert sich das perfekt choreographierte, für US-Blockbuster-Verhältnisse erstaunlich reine, kinetische Erlebniskino fast behutsam, kontinuierlich schlau auf das vielleicht beste Genre-Finale seiner Preisklasse hin, was in den letzten Jahre die Leinwand erschütterte. Mit WIRKLICH sinnvoll verwendeter CGI-Unterstützung (nicht als ausschließlicher Budenzauber genutzt) gibt es spektakuläre Actionsequenzen, klassische Bombenentschärfung und direkten Vollkontakt in allen Facetten, atemlos zusammengeschnürt in einem wahren Kunstwerk seines Faches. Das täuscht sicherlich über leichten Leerlauf hier und da hinweg und dieser versöhnlich-alberne Schlussmoment tut auch nicht Not, aber nichts anderes ist Sinn und Zweck der Veranstaltung. Und sehr erstaunlich: Tom Cruise wirkte noch vor wenigen Jahren in seinem unverbesserlichen Peter-Pan-Trip bald lächerlich. Jetzt, inzwischen den 60 näher als den 50, ist er in seinem dritten Frühling glaubhafter, agiler denn je. Thetan-Endgegner-Niveau.

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                        • 7 .5

                          Es mag pietätlos erscheinen, eines der grausamsten (nicht kriegerischen) Massaker der jüngsten Geschichte als One-Shot-Survivalfilm zu nutzen. Erik Poppe riskiert damit viel und spekuliert sicherlich auch auf die Debatte, die schon im Vorfeld zwangsläufig entbrennen muss, ohne auch nur eine Sekunde des Films gesehen zu haben. Ob dieses Kalkül als selbstzweckhaft oder nicht einzustufen ist, darüber lässt sich vortrefflich streiten. Der eigentliche Film ist es Gott sei Dank nicht, auch wenn das natürlich einige ganz anders sehen werden. Utøya 22. Juli ist ein Survivalfilm, aber kein Survivalthriller. Poppe instrumentalisiert das Grauen nicht um daraus Schauwerte und Spannungssequenzen zu extrahieren oder versucht sich nicht mit dem gewählten Stilmittel schlichtweg zu profilieren. Die Gefühlswelten der Opfer in diesen traumatischen 72 Minuten lassen sich so noch am ehesten wiederspiegeln und genau das soll das Ziel sein. Die Ohnmacht, die Hilflosigkeit, das pure Entsetzen und die Verzweiflung, die eine Stunde zur endlosen Ewigkeit machen. Erdrückend in seiner Intensität wird die Gewalt nie explizit bebildert, eher wendet sich die Kamera schockiert ab, wie es jeder tun würde, der dort selbst um das eigene Überleben bangt. Angreifbar oder zumindest diskussionswürdig wird das Werk immer bleiben, weiß sich aber den Vorwürfen entwaffnend gegenüberzustellen. Vor allem ist es kein Film über den Täter. Ihm, dessen Name nie erwähnt wird, und seiner kranken Ideologie wird niemals eine Bühne gegeben. Nur der Abscheulichkeit seiner Taten. Ein unangenehmes, aber trotz seiner Schonungslosigkeit tatsächlich rücksichtsvolles Erlebnis, das sich nicht am Elend ergötzt. Im Gegenzug versucht, es irgendwie greifbar zu machen, was ihm schockierend gut gelingt.

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                          • 6 .5

                            [...] Die Dialoge sind oft auf einfältigem Daily-Soap-Niveau und werden mit einer stoischen Ernsthaftigkeit teilweise gruselig-hölzern runtergespielt, dass Labyrinth des Schreckens im falschen Moment auch als Parodie aufgefasst werden könnte. Aber damit bedient er nun mal genau das, was das Sub-Genre über Jahre so erfolgreich und beliebt gemacht hat. Und tatsächlich ist Lenzi’s Film trotz oder zu einem gewissen Teil auch genau deshalb ziemlich unterhaltsam geworden. Es wird erfreulich wenig Zeit vergeudet beim heiter sleazigen Touri-Schlitzen. Alle paar Minuten lauert ein diesmal nicht schwarz, sondern rot vermummter Todesengel auf und reduziert die Teilnehmer wie beim Reise-nach-Jerusalem-Spiel zum schmissigen Score von Bruno Nicolai mit hoher Schlagzahl. Das Whodunnit-Karussell dreht sich dabei bis in die Schlussminuten unermüdlich, da rückt jeder auch gerne mehrfach in den Fokus, manchmal gar drei oder vier auf einmal. An Möglichkeiten werden zahlreiche geboten, die etwaigen Motive bleiben bis zum Schluss nebulös, wodurch die Spannung konstant am Leben erhalten wird.

                            Mit den klassischen Sinn- und Unsinnsfragen, der bizarren Täterentlarvung und einigen nun wirklich total absurden Situationen (eben wird das 4. oder 5. Opfer beerdigt, aber morgen geht es weiter zur nächsten Sehenswürdigkeiten, gebucht ist schließlich gebucht) könnte man selbstredend über-kritisch Schlittenfahren – oder man akzeptiert sie amüsiert als das, was sie sind. Der ganz normale Giallo-Wahnsinn. Der Spaß-Faktor des Films ist enorm hoch, der Fan-Service steht an erster Stelle...[...]

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                            • 2 .5
                              JackoXL: Moviebreak 02.08.2018, 23:07 Geändert 04.08.2018, 00:53

                              [...] The Darkness bekommt rein gar nichts auf die Kette, ist ungefähr so einfallsreich und aufregend wie sein innovativer Titel, selbst die im Blumhouse-Drive-In gewohnten und erprobten Jump Scares kommen nicht aus der Hüfte.

                              Mit Streichhölzern lässt sich nicht nur das Kinderzimmer formidabel in einen Altar für Indianer-Spukzeug verwandeln, in dem Fall empfiehlt es sich sie zwischen die Augenlider zu klemmen, sonst lässt sich das hier kaum ohne Aufputschmittel bis zum Ende durchstehen. Dieses spektakuläre Finale belohnt aus purer Dankbarkeit für so viel Engagement null, sorgt immerhin für die albernsten Szenen im Film, über sie sich mit viel gutem Willen und der inzwischen notgedrungen entstandenen Besser-als-nicht-Attitüde wenigstens prima lachen lässt. Von dem mittelalterlich ausgeschlachteten Hokus-Pokus-Bild eines Autisten – das hier mal wieder als quasi halb-paranormales Phänomen dargestellt wird – ganz zu schweigen. Was wir nicht verstehen, steht mit dunklen Mächten auf du und du. Kaum zu glauben. Ebenso, dass sich ein großartiger Schauspieler wie Kevin Bacon wirklich für so einen Müll hergibt, dabei ist er doch noch relativ gut im Geschäft. Aber der wurde vielleicht für wenig Drehzeit noch vernünftig bezahlt. Viel erschreckender ist es, dass mit Greg McLean schon wieder eine vermeidliche Hoffnung des neuen Horrorfilms sich offenbar als bereits ausgebrannter Feuerwerkskörper entpuppt. Aus Schaden wird man angeblich klug, ein guter Zeitpunkt dafür. [...]

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                              • 5

                                Highlander mit nachwachsenden Gliedmaßen auf Japanisch. Was sich damit alles anstellen ließe, gerade in den Händen eines nie um groteske Einfälle und unkonventionelle Wege verlegenen Regisseurs wie Takashi Miike. Die bleiben aber leider aus. Stattdessen reiht Blade of the Immortal einen Schwertkampf an den nächsten, die zudem alle nach ähnlichem Muster ablaufen und trotz der routinierten Ästhetik seines nimmermüden Workaholic-Regisseurs auf die Dauer eher ermüden als begeistern. Schauwerte hat der Film zweifellos, die Story zieht sich dagegen zähflüssig, ohne nennenswerte Höhepunkte dahin und bedient sich kaum der zahlreichen Möglichkeiten, die seine Prämisse bereitstellen würde. Aber eines muss man dem Film lassen: Der ausschweifende, beinah obszön hohe Bodycount ist rekordverdächtig, alle Achtung.

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                                • 4

                                  Ein Frühwerk von Hitchcock, welches ohne seinen prominenten Regisseur heute wohl in den Archiven verschimmeln würde. Die Geschichte eines Studenten aus gutem Hause, den ein Vorfall in einen gesellschaftlichen Abwärtsstrudel schickt, erlaubt sich zwar am Rande einen kritischen Ton über die Oberflächlichkeit und Selbstgerechtigkeit der oberen Zehntausend, will wohl soziale Ungerechtigkeit thematisieren und nebenbei noch den Wert von Loyalität und Ehrenhaftigkeit untermauern, bleibt dabei aber eine meist platte und hüftsteife Veranstaltung. Von den narrativen Qualitäten bleibt Hitchcock hier so einiges schuldig. Findet lediglich in Momentaufnahmen ein paar gute, inszenatorische Ideen, die sein Talent immerhin andeuten. Nur zum Komplettiren seiner Vita von Belang.

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                                  • 7

                                    Bei seinem dritten (vollendeten) Spielfilm zeigt Hitchcock nicht nur welch großes Talent in ihm schlummert, sondern hinterlässt direkt einen bleibenden Eindruck. Wirken einige seiner früheren Arbeiten wie Fingerübungen, wie ein Ausprobieren des damals noch recht neuen, längst nicht ausgereiften und sich stetig weiterentwickelnden Medium Film, trägt DER MIETER schon eine/seine echte Handschrift. In seinen Bilder stark an die maßgebenden Werke des deutschen Expressionismus erinnernd, inhaltlich grob inspiriert von den Jack the Ripper-Morden gelingt Hitchcock bereits hier seine später gewohnte Gratwanderung von clever ausgebautem Suspense mit einem gelegentlich dezent eingestreuten, trockenen Witz, wobei die Spannung natürlich an erster Stelle steht. Die eigentlichen Verbrechen rücken dabei nie in den Mittelpunkt der Handlung und dienen lediglich als flankierendes, auslösendes Moment (der Macguffin, Hitch’s stetiger Begleiter) eines Plots um Neugier, Vorurteile, kleinbürgerliche Pauschalisierung und der an sich ganz normalen Anonymität in einer Großstadt, bei der Misstrauen in Furcht bis hin zu blinder Wut umschlagen kann, wenn die Umstände es anbieten. Bemerkenswert gut (gealtert) und erstaunlich reif.

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                                    • 6 .5

                                      [...] Die Botschaft ergibt – besonders im zeitlichen Kontext – enorm viel Sinn, schließlich war der Ausgang des Krieges und somit das Schicksal der Welt zum kreativen Entstehungszeitpunkt des Films noch Spitz auf Knopf. Hitchcock versteht es mit all seiner Finesse den eigentlichen Plot in den Vordergrund zu schieben, um die Intention dahinter währenddessen subtil auf das Publikum einwirken zu lassen. Wer sich nicht weiter mit Inhalt und Aussage des Films beschäftigt, erlebt einfach einen für damalige Verhältnisse sehr ungewöhnlichen Survival-Film, der sich voll auf seinen Mikrokosmos stützt und lebt von den technischen Fertigkeiten seines Regisseurs. Trotzdem hat Das Rettungsboot ein unübersehbares Problem, was aufgrund des Anliegens zwar fast logisch oder wenigstens verständlich ist, die Sache aber per se nicht unbedingt besser macht: Die Deutschen – wie gesagt, stellvertretend für ihre Kriegsmaschinerie dieser Tage – werden komplett dämonisiert. Hinterlistig, eiskalt, unmenschlich bis ins Mark und nicht nur, weil sie es müssen. Weil sie es genießen. Die anfänglich vorgebrachten Argumente von Menschlichkeit und einem Individuum, das nur Teil eines perversen Systems ist, alles ein Riesenfehler, glaubt man dem Film. Umbringen, wenn man die Chance dazu hat. Es ist halt Krieg. [...]

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                                      • 7

                                        [...] Denn das wurde gelehrt: Jeder ist ein potenzieller Selbstmordattentäter und jeder beherbergt einen Terroristen, zumindest wenn man keine Zeit mehr hat ihn zu verhören. Ein grausamer Akt blinder Vergeltung, der ein schockierend selbstgerechtes und in Extremsituationen völlig brachliegendes Menschenbild zu Tage fördert, dass man diesen Männern vielleicht nur zum Teil in die Schuhe schieben kann.

                                        Es sind sicherlich auch die Umstände, unter denen sie gedrillt wurden und die ihnen rechtfertigen, warum sie dort was und wie zu erledigen haben. Das sie am Ende in viehischer Ekstase überreagieren soll und darf nicht entschuldigt werden, es erklärt nur ein Stückweit, wie es dazu kommen konnte. Und gerade da Nick Broomfield so clever vorgeht, diesem eine lange Vorlaufzeit zu gönnen. In der gerade auch die „Gegenseite“, sprich die später zu Opfern werdenden, irakischen Zivilisten genauer dargestellt und charakterisiert werden. Wo sich sehen lässt, dass sie eben keinen Sympathisanten oder gar selbst Terroristen sind und in der unangenehmen Lage, dass sie zwischen zwei knurrenden Kampfhunden nur irgendwie versuchen mit heiler Haut heraus zukommen. Er gibt dem Leid, der Trauer und auch der unweigerlich folgenden Wut eine Geschichte, ein Gesicht und im Umkehrschluss eine leider total nachvollziehbarer Motivation, wie aus verzweifelten, ursprünglich friedliebenden Hinterbliebenen am Ende doch Jünger des Hasses werden, die falschen Propheten hinterherlaufen. Ein Kampf gegen die Hydra, die durch solche Aktionen nur weiter gefüttert wird. [...]

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                                        • 7 .5

                                          [...] Dieser investigative Prozess findet seinen Höhepunkt während einer Party in der luxuriösen Höhle des Löwen, in dem Alicia und Devlin im Wettlauf gegen die Zeit – und gegen den Durst der Gäste – ihre Chance nutzen müssen, mit hohem Risiko und ohne Gewissheit, was die Konsequenzen ihres Tuns sein werden. Hitchcock präsentiert hier seine ganze inszenatorische Klasse und immense Filmintelligenz, mit der er genau versteht, wie der Zuschauer tickt und mit seinem Empfinden für Anspannung spielt wie auf einem exakt gestimmten Klavier. Exzellent gefilmt, arrangiert und mit dieser erlesenen Idee verfeinert, wie das immer schmaler werdende Zeitfenster elegant und kreativ greifbar gemacht wird, stellt dieser Abschnitt formal klar das Highlight dar. Aber das und das Folgende bis zum erlösenden Finale ist eigentlich nur eine meisterlich durchgeführte Form der Ablenkung, eine Täuschung der Genre-Zugehörigkeit. Bei all seiner Qualität als Thriller, Berüchtigt ist in erste Linie eine schmachtende, stellenweise tragische und sehnsüchtige Romanze voller Hürden und Gefahren.

                                          Der einzig sinnvolle Zweck, das wahre Anliegen des Films ist es, das sie am Ende doch noch wieder zueinander finden. Wie egal der eigentliche Fall genau genommen ist, stellt Hitchcock zum Schluss nochmal fast beiläufig, aber dennoch unmissverständlich klar. Selbst Cary Grant möchte nicht mehr mit den unwichtigen Details über die Nazi-Pläne belästigt werden (die wir auch nicht erfahren). Wichtig ist nur noch sie, ist nur noch ihre Zweisamkeit. Sollen sich die Anderen mit dem Pack herumschlagen oder die sich gleich gegenseitig umbringen, wir sind dann mal weg. Schön. [...]

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                                          • 6

                                            Der Geist der Coen-Brüder weht noch durch ihr abgelegtes Skript und am Ende ist es verständlich, dass sie es nicht selber verfilmt haben aber ebenso schade, dass sie es nicht noch mal richtig rundgeschliffen haben. Denn an sich hat SUBURBICON eine bissige, schön garstige Prämisse, die immer wieder an Kleinigkeiten krankt. So verfällt die Rahmenhandlung um den blanken, eskalierenden Vorstadtrassismus zur ziemlich platten Kulisse, zäunt den eigentlichen Plot nur ein und hinterlässt letztlich nur so ein zur Kenntnis genommenes Achselzucken. Die tiefschwarze Crimi-Story gefällt da mehr, lässt schon stark den Stil der Coens durchblicken, wirkt aber unausgewogen. Es fehlen diese richtig zündenden Geistesblitze, diese schrägen Figuren und deren cleveres Feingefühl zwischen makabrer Kost und skurrilem Witz. Besonders das extrem grausame Finale fühlt sich schon zu radikal an, was die Satire daran beinah überschattet. Da gibt es kein schadenfrohes Grinsen, da fühlt man sich beinah schlecht. Ob das so sein sollte. Trotzdem, der Film hat Unterhaltungswert, keine Frage, und könnte mit mehr Feintuning wirklich ein echter Hit sein. Ordentlich ist das Ganze schon, bei aller Kritik.

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                                            • 3

                                              Zum Found Footage-Genre im Allgemeinen und dem ersten Blair Witch-Film kann man ja stehen wie man will, aber das war wenigstens noch „echtes“ Found Footage und hat auf diese Weise - zumindest damals - gut funktioniert. Dass der Drops inzwischen durchgelutscht ist spielt bei dieser Spät-Fortsetzung (die das ursprüngliche Sequel total ignoriert, wie es jeder getan hat) insofern gar keine Rolle, da Adam Wingard (nach seinem fantastischen The Guest, kaum zu glauben) offenbar nicht verstanden hat, was das Original seinerzeit ausgemacht hat. Found Footage ist sein Film genau genommen gar nicht mal. Klar wackelt es da ordentlich und wird gerne auch mal so stockfinster das man nüscht mehr sieht, dafür wird munter hin- und hergeschnitten (ja, die verwenden mehrere Kameras, aber in manchen Situationen scheint der Gegenüber eigentlich gar keine zu haben, schon recht merkwürdig), jedes Wort und jedes Geräusch kommt so glockenklar rüber, als wenn der ganze Wald voller Mikrofone hängen würde und die Dialoge wirken immer wie aus jedem Film, von vorgetäuschter Authentizität keine Spur. Im Prinzip ist das ein x-beliebiger Teen-Horror-Streifen mit beschissenem Bild. Super. Als wenn man dann wohl auch eingesehen hat, dass das so niemanden Spaß machen kann, wird komplett auf das Dogma der Vorlage geschissen. Special-Effekts, Jump Scares, das vorher nur Angedeutete und immer noch Spekulative wird konkret und billig. Good Job Adam Wingard, da steigt die Vorfreude auf das geplante I SAW THE DEVIL-Remake nur noch mehr…

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                                                [...] Das soll tatsächlich als aufopferungsvoll romantischer Akt der Nächstenliebe verstanden werden. Schließlich schreitet er seiner observierten Geliebten irgendwann auch sehr aktiv zur Hilfe, was diese dankend annimmt. Schön und gut, aber mal angenommen – und das wäre durchaus legitim – was wäre denn, wenn sich die Frau durch dieses sonderbare Verhalten eines durch einen bewaffneten Roboters personifizierten Fremden, der sie zunächst heimlich ausspioniert hat und offenkundig beinah (?) besessen von ihr ist, statt beschützt ernsthaft bedroht fühlen würde? Das würde das Szenario in ein völlig anderes Licht rücken und ehrlich gesagt ist man als Zuschauer sich auch nicht sicher, wie denn „unser Held“ reagieren würde, wenn das ihre Reaktion wäre. Diesen Gedanken hat sich Kim Nguyen offenbar nie gemacht und erzählt seine Geschichte so selbstverständlich aus der Liebe-auf-Distanz-Warte auf ein zudem übertrieben kitschiges Finale hin, dass sie jedem Realitätsbezug - oder wenigstens dem Bewusstsein dafür, das dem so sein könnte - absolut spottet. Das ist nicht nur ungeschickt, das ist ehrlich gesagt schon fast dämlich und enorm am möglich reizvollen Thema vorbei. [...]

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                                                  JackoXL: Moviebreak 25.07.2018, 08:14 Geändert 25.08.2018, 23:45

                                                  [...] Die erste Zusammenarbeit des Erfolgsduos Steve Martin und Carl Reiner (es folgten noch Tote tragen keine Karos, Der Mann mit den zwei Gehirnen und Solo für Zwei) ist eine einzige Odyssee des hemmungslosen Nonsens. Wie Forrest Gump ohne Schrimps, Jenny und Niveau; wie Dumm ohne Dümmer; wie Mel Brooks und Adam Sandler in ihren besten und ihren schlechtesten Zeiten gleichzeitig; einfach eine prall gefüllte Wundertüte der oft anarchischen, manchmal treffsicher-sarkastischen und eben auch fast schon peinlich-albernen Idiotie. Grober Unfug beschreibt es wohl am besten und wird dem trotzdem nicht in Gänze gerecht. Da wechseln sich göttlich getimte, völlig absurde Schenkelklopfer immer wieder mit unendlichen platten Flachwitzen ab, bei denen man förmlich die Grillen im Hintergrund zirpen hört und sich beinah etwas fremdschämt. Was voller Euphorie und Selbstbewusstsein genau so billigend in Kauf genommen wird, denn auch der für das Drehbuch hauptverantwortliche Martin und sein Buddy Reiner lassen ihren Kindsköpfen ungehemmt freien Lauf, was zwangsläufig zu so einer ungeordneten, aber sympathischen Ansammlung von Irrsinn führt. [...]

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                                                    [...] Namentlich interessant besetzt huschen guter Darsteller wie Brooke Adams (Dead Zone), Jonathan Pryce (Brazil) oder Danny Ailello (Léon – Der Profi) kaum genutzt durchs Bild, lediglich Joe Pesci (Casino) bekommt neben dem stoischen, für die Rolle aber passend agierenden Scott Glenn etwas mehr Screentime und Bedeutung für den Plot spendiert. Dieser fällt trotz seinem Minimalismus ohne größere oder kleinere Schnörkel nach links oder rechts wenigstens weniger fragwürdig in seiner Intention aus als beim Remake. Dort wurde die Gewalt natürlich klar ästhetisiert und aus dem Motiv von Auge-um-Auge gehandelt, während hier der ebenfalls nicht zimperliche Härtegrad noch dem Ziel dient Schlimmeres zu verhindern und nicht nur die eigene Wut an den Schuldigen möglichst radikal auszulassen. Moralisch somit nicht ganz auf einer so grenzwertigen Ebene, mehr 96 Hours als Death Wish (der Worst Case lässt sich noch vermeiden, dafür darf gerade aus persönlicher Perspektive dann auch mal jedes Mittel recht sein), ist dieser Man on Fire weniger angreifbar, bezieht seine Schauwerte und seinen im Kern vorhandenen Reiz natürlich trotzdem aus seinem grimmigen, bald exploitativen Amok-Lauf. [...] ...betrachtet man „Man on Fire“ als das, was er ohne falsches Wenn und Aber sein will, nämlich einen straighten B-Reißer, der trotz seiner schroffen Gewaltdarstellung Vergeltung eben nicht direkt legitimiert (obwohl er gleichzeitig auch nicht so wahnsinnig viel dafür tut, diese These zu wiederlegen), dann ist er wenigstens halbwegs okay. Seine ungeschliffen Weise gibt ihm einen gewisses Flair, sein Hang zum Hardboiled- und Noir-Nihilismus wirkt stimmig, seine griffigen Eruptionen zeigen Wirkung, ohne dass hier irgendwas insgesamt einen bleibenden Eindruck hinterlassen würde. [...]

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