JackoXL - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+58 Kommentare
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+22 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence320 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning179 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von JackoXL
[...] Geheimagent ist einer dieser Hitchcock-Filme – vornehmlich in seiner Pre-Hollywood-Ära anzutreffen – die sich weniger für die Geschichte per se interessieren bzw. sie vielmehr als Geschmacksträger nebensächlich irgendwie verwenden, um der Freude an der Inszenierung einen Spielplatz anzubieten. Was nicht heißen soll, dass die Handlung uninteressant wäre, ganz im Gegenteil. Nur Hitchcock benötigt sie kaum und schenkt ihr nicht mehr Aufmerksamkeit als zwingend benötigt. So experimentiert er beinah mit den verschiedenen Genre-Substanzen. In der ersten Hälfte noch sehr stark der Screwball-Comedy angelehnt wird erst später der Plot in Richtung Spannung zentriert, dann dafür aber mit einer überraschend steil ansteigenden Kurve. Übergreifend liegt der Fokus auf der Art und Weise der handwerklichen, kreativen Umsetzung. Mag der Film in offensichtlich eher nebensächlich oder unbedacht behandelten Details negativ aufstoßen (Peter Lorre’s überdreht-lüsterne Sidekick-Figur ist nicht nur latent sexistisch und noch viel mehr rassistisch), findet er immer wieder äußerst gelungene Ideen und Sequenzen (der tote Orgelspieler; der zufällig beim Roulette gesetzte Knopf; der Mord in den Bergen, parallel zu der Montage im Observatorium wie dem Hotelzimmer, in dem ein Hund das Ableben seines Herrchens zu wittern scheint), die ihn künstlerisch auffällig und engagiert mit Leben erfüllen. So wird auch das Setting ausdrücklich nicht „verschwendet“, sondern mit eingebunden (Geheimbotschaften in Schokoladenpapier), eine der goldenen Faustregeln des Meisters. [...]
[...] Butter bei die Fische, die Story zu Soul Man klingt nach absurdem Blödsinn, der lediglich darauf aus sein dürfte aus dem üblichen Rollentausch/Verwechslungs-Tohuwabohu ein paar billig-alberne Lacher zu generieren. [...] Das geschieht nicht subtil oder wirklich analytisch, dennoch oftmals ulkig gestaltet, sowohl im generellen Spiel mit den Klischees, der Art und Weise wie sie entlarvt werden oder dem erstaunlich präzisen Timing, was für eine gelungene Komödie immer unabdingbar ist. Wenn sich vor einem Basketball-Spiel die Team-Kapitäne fast um den „schwarzen“ Mark prügeln und dann verwundert feststellen, wie schrecklich dessen Skills sind oder ihn die Tochter seines Vollblut-Rassisten Vermieters (Leslie Nielsen, Die nackte Kanone) nur deshalb unwiderstehlich findet, weil er einer Minderheit angehört (deshalb eine Geschichte namens „Shades of Grey“ schreiben will!) und gleichzeitig verblüfft darüber ist, wie wenig dran ist an dem, was…man sonst so über farbige Mitbürger sagt…, dann funktioniert das besser als zunächst vermutet und ist von der Idee gar nicht so doof. Zudem findet ja sogar eine echte, moralische Entwicklung des Protagonisten statt, der von C. Thomas Howell auf seinem Karrierehöhepunkt (erschien direkt nach Hitcher, der Highway Killer, danach ging es steil bergab) mit juvenilem Charme, Charisma und Temperament überzeugend verkörpert wird. Und in der eindeutigen besten Szene – dem Chaos im Apartment, als plötzlich die Eltern, das abgelegte Betthäschen und die umgarnte, schwarze Kommilitonin alle gleichzeitig auf der Matte stehen und Mark das irgendwie wuppen muss – hat das gar fabelhafte Screwball-Qualitäten. [...]
[...] Egal wie sehr Hitchcock sich bemüht diesen Film unsinnig wirken zu lassen und ihn praktisch absichtlich sabotiert, er kann einfach nicht aus seiner Haut. Da pochte der passionierte, schelmische Filmemacher mit Herz und Leidenschaft einfach zu sehr in seiner Brust und somit verfügt auch dieses Durcheinander, diese dusselige Disharmonie über eine ausgeklügelte Bildsprache, durchdachte Szenenmontagen und vor allem: Ein atemberaubendes Tempo und satirische, fast persiflierende Ironie, was nicht nur der Tatsache geschuldet ist, dass Hitch das Ganze eh wie einen flotten Ganoven-Flachwitz behandelt und jedes Klischee so überspitzt, dass man ihn fast die Veruntreuung der Vorlage vorwerfen könnte. Number Seventeen wird dadurch kein guter Film, das ist aufgrund des Sachverhaltes auch praktisch unmöglich. Aber in seinem verwirrenden, verqueren, desinteressierten und bald schon schlampigen Auftreten schlummert eine wilde Form der Anarchie, die gepaart mit den technischen und intuitiven Fähigkeiten seines Regisseurs eine kuriose, sinnbefreite aber recht lässige und spaßige Nummernrevue ergibt, bei der mit Macguffins um sich geworfen wird wie mit Kamelle an Rosenmontag. [...]
[...] Raus ist nicht nur in seinem faktischen Inhalt purer Eskapismus, er ist es fast auf einer Meta-Ebene. Strampelt sich frei von gängigen, kommerziell scheinbar notwendigen Zwängen, um frisches und dennoch an klassischen Motiven orientiertes Kino unabhängig von Erwartungshaltungen zu etablieren. Moderne Gesellschaftsflucht-Metaphern wie The Beach oder Into the Wild treffen auf zeitlos-zerstörerische Konflikte wie in Herr der Fliegen, alles aber angepasst und glaubhaft übertragen auf die heutige Zeit. [...] Demaskiert falsche Götzenbilder (von einem klassischen Macguffin mag man gar nicht sprechen, zu wichtig bleibt die Funktion als gottesgleiches Symbol) und entlarvt eine angeblich moderne und selbstbewusste, aber eigentlich nur sehnsüchtig nach Anerkennung, Geborgenheit, Zuneigung und ehrlicher Relevanz buhlende Generation als einen traurigen, orientierungslosen Haufen, unter dessen Oberfläche sogar ein latent hohes Eskalations- und Gewaltpotenzial schlummert. Spätestens wenn auch die letzte Brücke zum Luftschloss zertrümmert ist und sie alle als posende, verlogene und sinnsuchende Scharlatane nackt dastehen. [...]
Der erste britische Tonfilm (von Hitchcock parallel als Stummfilm gedreht und nachträglich erst als solcher technisch herausragend bearbeitet) ist nicht nur aufgrund seines Status (filmhistorisch) hochinteressant, es ist neben DER MIETER der Hitchcock-Film der 20er, der unmissverständlich ein wahrer Hitchcock ist. Ein Hitchcock, der seinen Name zur Marke machte. Der personifizierte Begriff für einen Genre-Film der progressiven, wegbereitenden Art. BLACKMAIL übertrumpft seine inhaltliche Qualität beinah unfreiwillig durch seinen handwerklichen Fortschritt, denn die Geschichte ist trotz seiner schmalen Laufzeit sehr geduldig, clever, in seiner Wirkung enorm perfide und durchdacht aufgebaut, da kann locker verschmerzt werden, dass gerade das Finale eher als technisches Bewerbungsvideo genutzt wird. BLACKMAIL verbindet einen guten, weil überraschenden, effektiven und trotz seiner Kompaktheit trotzdem schlüssigen, hinterlistigen Plot mit einem ordentlichen Schuss Sarkasmus und verblüfft gar durch die moderne Präsentation. Nutzt sogar die neuen Mittel („Knife!“) auf höchst intensive Weise…und trotzdem ist er davon nicht abhängig. Nicht Hitchs bester, aber wohl fortschrittlichster Film, der schier unglaubliche Qualitäten und wahnsinnig viele Inszenierungsideen anbietet und auffährt. Ein Springbrunnen der Kreativität und daraus auch resultierenden Genialität. Ungefiltert, roh, aber im Kern einfach exzellent.
[...] Fragen über Fragen, Konflikte über Konflikte, und genau darum dreht sich diese im typischen John Hughes-Stil formulierte Aschenputtel-Geschichte. Kreist um seine in der Ausführlichkeit erstaunlich tiefgründig skizzierte Figuren bis hin zum letzten Platz der Reihe B, denn hier läuft niemand zufällig durchs Bild oder bedient nur ein schlichtes Klischee, auch wenn es mal so aussehen mag. Die Ängste, Bedürfnisse, die ganz akuten Probleme dieser jederzeit glaubhaft dargestellten Charaktere, sie entsprechen exakt der Zielgruppe, die dieser Film bedienen möchte. Holt sie dort ab wo sie sind und macht sich über sie weder lustig (den Film als Komödie zu bezeichnen ist akzeptabel, wobei er seinen Humor eher nebenbei und nie lästerlich einsetzt), noch erfindet er von einem höheren Sessel absurde Konstruktionen, mit denen sich die angesprochene Generation nicht identifizieren kann. Lediglich das Ende kann gerne diskutiert werden, obwohl selbst das eigentlich sehr viel Herz besitzt, es vielleicht nur etwas zu (dis)harmonisch verwendet. [...]
[...] War Hitchcock bei seinem heute noch beeindruckend-starkem Frühwerk Der Mieter eigentlich schon da angekommen wo er damals hinwollte, erscheint Leichtlebig auf den ersten Blick wie ein deutlicher Schritt zurück. Wobei es eher als eine Zwischenstufe betrachtet werden muss. Der Mieter war ein früher Volltreffer, bei Leichtlebig – oder dem eher misslungenen Abwärts – experimentierte er vor einem beliebigen Gerüst herum. Entwickelte Techniken und Möglichkeiten von Bildsprache, Motiven und Wechselwirkungen zwischen dem Gezeigten, dessen Effekt und speziell hier auch dem Verzicht, alles nicht über Gebühr ausformulieren zu müssen. Was beim Stummfilm natürlich noch deutlicher zutage tritt. Es gibt viele Sequenzen, die gefühlt ewig ohne Texttafeln auskommen und trotzdem perfekt funktionieren, weil Hitchcock alles daran setzt, dass die Bilder und seine Installation diese es nicht benötigen. Wunderbar natürlich an der von ihm auch später hervorgehobenen Szene mit der Telefonistin verdeutlicht. Unabhängig davon finden sich hier viele später immer wieder verwendete Details an, die sich wie ein roter Faden durch seine Vita zogen. Sei es die herrisch-dominante Mutter-Figur, die (eigentlich irrationale) Flucht einer unschuldigen Person oder selbst visuelle Merkmalen wie der Treppe, die sich zum zentralen, herausstechenden Handlungsort entwickelt. Für jeden einzelnen Punkt Beispiele zu nennen, es würde den Rahmen sprengen. [...]
[...] Obwohl Die Glücksritter nicht nur zur Weihnachtszeit spielt, sondern im Kern auch die klassischen Weihnachtsgeschichten-Moral vom geläuterten und nun besseren Menschen (in Form von Dan Aykroyd’s Figur) darbietet, er präsentiert sich erfrischen entkrampft, angriffslustig und ungeniert, darüber hinaus mit einer satten Schippe Kapitalismus- und Gesellschaftskritik auf der Ladefläche. Der damals noch im vollen Saft stehende Aykroyd und der aufregende, noch weit entfernt von seinen später erst selbstverliebten und danach nur noch armselig-peinlichen Auftritten entfernte Eddie Murphy bilden ein harmonisches Gespann, das erste im letzten Drittel wirklich zueinander finden darf. Davor trägt der Film mit knackigen Pointen und frechem, ungewaschenen Mundwerk nicht nur immer noch ziemlich treffsichere Gags ohne übertriebene Albernheiten und hilflosen Nonsens vor, er prangert tatsächlich gesellschaftliche Schieflagen, das Problem des explodierenden Kapitalismus und die damals schon exorbitante Spannweite der sozialen Schere an. Ohne den Spaß dabei aus den Augen zu verlieren. Dankenswerterweise auch nicht gezwungen jungendfrei, was durchaus ein gewagter Schritt ist und besonders damals war, aber der junge John Landis hatte einfach noch die Eier keine Kompromisse einzugehen. Bitter, wie belanglos der Mann geworden ist. Aber das trifft ja leider auch auf viele der hier Beteiligten zu. Bis auf Jamie Lee, die in Würde gereift ist. [...]
[...] Eine Rolle wie gemalt für Vollblutkomiker John Cleese, der mit seiner gewohnt trockenen Art den pedantisch-zwanghaften Spießbürger - dessen schön geordnete und terminierte Welt in tausend Teile zersplittert - ideal zum Leben erweckt. Den Wechsel zwischen stoischer Contenance und kurzen, panisch-verzweifelten Wutausbrüchen versteht er mit vollem Körpereinsatz ganz wunderbar auf den Punkt zu bringen und sorgt damit im Alleingang für die besten Lacher in einem Film, der komplett von ihm getragen wird. Auch getragen werden muss, denn Clockwise – Recht so, Mr. Stimpson ist leider völlig abhängig von seinem hervorragenden Hauptdarsteller. Die Ausgangslage bietet grundsätzlich genug Nährboden für turbulente Roadmovie-Comedy und der Hang zu teils schön skurriler, absurder Situationskomik ist schön britisch-schräg. Leider versanden einige Gags im Pointen-freien Niemandsland, da vor allem das Timing oft nicht richtig sitzt. Generell hat der Film irgendwie einen komischen (nicht im Sinne von lustig) Rhythmus und hat mit einem holprigen Skript zu kämpfen, das es nicht vermag das aufgebaute Chaos entsprechend konsequent auf einen würdigen Höhepunkt zu bringen. [...]
[...] Glück im Unglück: Erstens ist die Polizei so kack-doof, die verhaftet eh niemanden und legt lieber menschliche Köder aus ohne daraus Konsequenzen folgen zu lassen und zweitens, der ach so gefährliche Hitman ist die allerletzte Pfeife, der auf seinem Rachefeldzug gar nichts getaktet bekommt. Außer die obere Schicht der Melonenernte zu exekutieren. Finster, nicht wahr? Nachdem grumpy-old-Charly das emotional verkraftet hat, schaltet er einen Gang höher in den Revenge-Modus. Heißt, er schlendert immer noch wie im Sommerurlaub entspannt durch die Szenerie, lässt hier und da mal seinen versteinerten Großvater-Schlafzimmer-Blick durch die Augenschlitze blitzen und tut wahrscheinlich verdammt viel dafür, dass Richard Fleischer in eigentlich als dynamisch ausgelegten Szenen schlicht wahnsinnig geworden sein dürfte (BEWEG DICH DOCH MAL!), wird aber wenigstens bei besonders wichtigen Momenten mit der akrobatischen Bronson-Rolle in die Szene geschubst. Prima. Die Action ist angepasst überschaubar und auch dann lieber gemütlich als unnötig aufregend, die Villain-Sidekicks agieren und sehen aus wie Onkel Willi & Onkel Udo vom Schrebergartenverein und wie gesagt, der vorher als so teuflisch aufgebaute Antagonist wirkt so hilflos und tollpatschig, da verwundert es gar nicht, dass selbst der sich im Winterschlaf befindliche Bronson die alle locker von der Platte putzt. Da zuckt keine Runzel. Aber das passierte ab da ohnehin nicht mehr all zu oft. [...]
[...] Mit „Equus – Blinde Pferde“ wagt sich selbst ein Meister wie Sidney Lumet noch mal ein weites Stück über den eigenen Tellerrand hinaus. Waren seine Filme trotz ihrer Qualität und oftmaligen Brillanz doch ganz klar und wenig ambivalent veranlagt greift er sich hier eine Vorlage, die die Diskussion automatisch mit sich bringt und setzt es dann auch noch so mutig und hemmungslos um, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt. Kaum auszudenken, wie manche US-Sittenwächter aufgrund von Inhalt, Präsentation und Aussage hier Sodom und Gomorrha geschrien haben dürften, inklusive eine experimentierfreudigen und wenig massenkompatiblen Inszenierung, die aber nur Lumet’s unglaubliche Vielschichtigkeit unterstreicht. Sein gleichwohl abgründiges, ungemein faszinierendes und trotzdem sensibles, feinsinniges Psychogramm ist wie ein Ritt im Mondschein und ein grausames Massaker zugleich. Und ganz nebenbei eine der besten Leistungen von dem damals schon schwer gezeichneten Richard Burton, der seinen eigenen Zustand in eine Waffe verwandelt. Augenscheinlich müde, verlebt und ausgebrannt überträgt er das 1:1 auf seine dazu passende Figur und erfüllt sie immer dann mit so viel authentischer Emotion, dass die Verschmelzung von Schauspieler und Rolle beängstigend authentische Formen annimmt. Ausklingend mit dieser fantastischen Einstellung. Diesem Monolog, wenn der Hintergrund in Dunkelheit versinkt und sich die Kamera immer weiter und weiter an sein Gesicht saugt, bis nur noch das ebenso Pechschwarze seiner Pupille im Zentrum steht. Ein Seelenstriptease. [...]
[...] Historisch und gesellschaftlich so brisant wie spannend verlässt sich Schuldig bei Verdacht auf einen Mikrokosmos von fiktiven Figuren (eingebettet von Interpretationen realer Hollywood-Größen wie Produzenten-Guru Darryl F. Zanuck oder der nur Off-Screen-Präsenz von Marilyn Monroe, was dem Ganzen aber noch mehr Authentizität verleiht), deren Einzelschicksale und das allgemein vergiftete, von (Existenz-)Angst geprägte Klima, das trotz des Verzichtes auf eine flächendeckende, in die Tiefe gehende Schilderung des Gesamtkontext trotzdem treffend wiederspiegelt. Hintergrundwissen schadet sicher nicht, die fatale Auswirkung auf das Individuum wird dennoch schonungslos offengelegt. Etwas hinderlich gestaltet sich die bieder-anmutende Inszenierung von Irwin Winkler, die sich wie ein roter Faden durch seine gesamte Regiekarriere ziehen sollte und seine Arbeiten immer eher wie gute TV- anstatt gestandener Kinofilme erscheinen ließ. Da fehlt es sichtlich an der Finesse und Grandezza, was sich ansatzweise auch auf das Skript übertragen lässt. Nichtdestotrotz besticht der Film durch die niederschmetternde und erschreckend reale Thematik, die besonders im (nun) impulsiv vorgetragenen Finale und durchgehend durch die prägnante, stolze Performance des bärenstarken Robert De Niro der Wirkung des Gesamtwerkes nur bedingte – wenn auch nicht zu leugnende – Abstriche beschert. [...]
[...] Am Ende werden die fast spannenderen Figuren – nämlich die geprellten Partner (Kinder) – auch vom Drehbuch fallen gelassen wie heiße Kartoffeln, denn offenbar ist Der Liebe verfallen in dem Glauben, seine Geschichte wäre ein Appell an das (Wieder)Entdecken der Liebe. Um eines mal klar zu stellen: Es ist alters- und beziehungsunabhängig völlig legitim, alles zu überdenken und sich neu zu verlieben. Manchmal sogar unabdingbar. Wie beiläufig und wenig durchdacht es aber dieser Film versucht zu verkaufen ist ja fast fahrlässig. Es ist sicherlich nicht so gemeint und die Darsteller versuchen das glaubhaft zu verkörpern, am Ende schwebt aber eine ganz komische, verstörend-blinde Aura über dieser einseitigen Midlifecrisis-Romanze, deren Funke so gar nicht überspringen will. [...]
[...] Gerade weil Peter Sellers für Erfolg und Qualität des Films nicht mit Gold aufzuwiegen ist stellt sich da ein wenig die Frage vom ambivalenten Fluch und Segen zugleich. Nicht seine Partizipation und Leistung, Gott bewahre, mehr die vorherige Fehleinschätzung der Gewichtung. Was wäre der Film denn ohne ihn? Dann wird es schwierig. Wäre er der klare Hauptdarsteller und alles um ihn herum ausskaliert eine irrelevante Diskussion, aber das ist ja nun mal nicht der Fall. Wann immer Sellers in einer Szene zu sehen ist, reißt er sie komplett an sich und überstrahlt alles mit seiner einzigartigen Mischung aus Slapstick und pointierter Situationskomik. Dadurch verblasst alles ohne ihn unweigerlich, obwohl mit so hinreißenden Stars wie David Niven oder Claudia Cardinale veredelt, denen ebenfalls erlesene Momente vergönnt sind (der falsche Flirt am Kamin ist ganz wunderbar). Aber Sellers ist hier der Showstealer par excellence, der so gut ist, dass er alle anderen in den gemeinsamen Szenen ebenfalls zu komödiantischen Höchstleistungen mitzieht. Die dennoch natürlich nur um ihn herum geschneidert sind. Vom Runninggag mit der Türklinke bis hin zum Finale, in dem er - im wahrsten Sinne des Wortes – ein Feuerwerk seines unnachahmlichen Talents abbrennt. [...]
[...] John Hughes-Filme umgibt immer diese unverwechselbare, herzliche Aura und da macht auch dieses Exemplar keine echte Ausnahme, obwohl das inhaltlich wohl mit die schwächste Arbeit dieses begnadeten Menschen-Verstehers ausmachen dürfte. Stellenweise schleicht sich beinah das Gefühl ein, dass die beiden Protagonisten mehr veralbert als wertgeschätzt werden. Was aber eher an den überdrehten Rahmenbedingungen liegt, bis sich der Film am Ende unmissverständlich in den gewohnt überdachten, warmherzigen Gefilden niederlässt. Nur bis dahin läuft hier einiges nicht immer vorteilhaft neben der Kappe. Zwischen hemmungslos albern, dusselig, chaotisch und oftmals viel zu überladen werden lässig diverse Ideen-Ansätze aus dem Ärmel gezaubert und der Bogen zum Phantastischen in nicht immer treffender Form überspannt. Wenn die Pershing im Kinderzimmer auftaucht, die lästigen Großeltern im Küchenschrank geparkt werden und der assige Militär-Bruder (Bill Paxton, Dämonisch) in eine unförmige Glibber-Kreatur verwandelt wird hat das an und für sich einen gewissen Charme, nur findet John Hughes hier nicht die notendige Ausgewogenheit aus hemmungslosen Blödsinn und ernsthafter Milieu-Sezierung. Das rumpelt, holpert und schleift schon ordentlich, wobei am Ende ein immer noch generell sympathischer Film steht. Der diese Sympathie aber auch dringend benötigt. [...]
[...] Das ist in erster Linie ein Fest für Kenner der Vorlagen, wenn so manch bekannter Moment plötzlich in einem anderen Kontext durch den Fleischwolf gedreht wird und Steve Martin/Carl Reiner alles dafür tun, dem sowohl einen komödiantischen Aspekt zu verleihen wie dadurch auch zum Großteil überhaupt die eigene Geschichte zu erzählen.
Die besteht naturgemäß aus hochgradigem Nonsens und ist aufgrund der schönen Idee hauptsächlich nur darauf fokussiert, die vorliegenden, zahlreichen Bausteine zweckdienlich irgendwie so zusammenzubasteln, auf das daraus so was wie ein Plot entsteht. Der ist selbstverständlich kein Hit, aber auch gar nicht Sinn und Zweck der Übung. Viel mehr ist das ein ganz großer Spaß für Fans des Film Noir und natürlich auch für die von Martin & Reiner, die hiermit mühelos eine ihrer besten, wenn nicht die beste Kooperation abliefern. Selbst in der (wesentlich schwächeren) deutschen Synchro noch echt witzig („Sie verschlang alles so begeistert wie ein Schwein Küchenabfälle.“); voller ironischen Seitenhiebe auf die nie respektlos, sondern im Gegenteil äußerst herzlich persiflierte Filmgattung und mit diesem wunderbaren Gimmick versehen, das alles dominiert und bestimmt. Im positiven Sinne. [...]
[...] Da gibt es das ein oder andere schöne Image oder wenigstens halbwegs aufwändige Set Piece vorzufinden, was aber in keinem Verhältnis steht zu der durchgängig trägen und einfallslosen Plot-Entwicklung. Ab und zu wenigstens mit naiv-dümmlichen Momenten des unfreiwilligen Trash-Lächelns bereichert, wenn sich z.B. eine total überflüssig eingefügte, dafür selten albern aussehende Spinnen-Attrappe wie ein Kinderkarussell mit Schluckauf nur stockend um die eigene Achse zuckelt oder Arnie seinen gefürchteten Schlafzimmer-Knick-Knack-Blick auflegt, veredelt mit einigen der furchtbarsten Filmkussversuchen seit es Nahaufnahmen gibt. Beinah ekelhaft so was.
Der absichtliche Versuch des Humors wird (versuchsweise) installiert durch eine der generell nervigsten Side-Kick-Kombination: Ein vorlautes Kind und der fettleibeige Tollpatsch. Spitze. Aber da gibt es ja noch Cona…ähm, wie hieß er gleich…na, Arnie halt. Der hat den geilsten Part und zerstört damit gleichzeitig komplett den angeblich feministischen Gedanken einer starken Frauenfigur als Heldin. Immer wenn diese in eine wirklich prekäre Situation kommt, taucht urplötzlich der vorher minutenlang verschollene Arnie auf und retten ihr den Arsch. Ohne ihn wäre Sonja, aber auch der Rest des hilflosen Dreigestirns, praktisch alle 20 Minuten tot und begraben. Dann haut er wieder ab, aber wir wissen ja, der kommt wieder, und zwar rechtzeitig. Hat was von einem Vater, der seine Tochter zum ersten Mal den Weg zur Grundschule alleine gehen lässt, in Wirklichkeit jedoch aus unbeobachteter Position immer folgt, damit die Kleine sich nicht doch noch verläuft oder beim Schmetterlingjagen vor ein Auto läuft. So baut man den emanzipatorischen Gedanken auf um ihn dann genüsslich zu verhöhnen, alle Achtung. [...]
[...] Es ist die Ambivalenz der Figuren und die dramaturgische Entwicklung, die diesen Film so kurzweilig machen und sogar in die Nähe eines verkannten Klassikers bringen. Was es absolut nicht gebraucht hätte sind die fast aufdringlich-pathetischen Reden des schon früh als eindeutigen Helden herauskristallisierten Dr. Morgan (Rex Reason, Metaluna IV antwortet nicht), der immer mal wieder auch für die letzte Reihe mit Aufmerksamkeitsstörungen überdeutlich ausformuliert, welche ethischen und moralischen Werte die Geschichte vermitteln möchte. Da wird der Bogen unnötig überspannt und es scheint bald so als würde der Film Angst haben, dass sein Publikum eventuell die löbliche Intention nicht begreifen würde. Egal, gibt Schlimmeres. Für solche Ausrutscher entschädigt dieser recht feine und fast verwunderlich engagierte Film mit einigen schönen Momenten. Wie besonders dem hervorragenden Finale bzw. seiner letzten Einstellung, die das gesamte, tragische Dilemma (diesmal) sehr unaufdringlich, aber effektiv auf den Punkt bringt. Gott sei Dank gab es keinen weiteren Teil, denn sonst wäre das alles für die Katz… [...]
[...] Viel zu offensichtlich ist Die Rache des Ungeheuers ein Sequel, das ausschließlich aus rational-finanziellen Gründen entstanden ist, weniger aus kreativ-künstlerischen. Wenigstens wurde das Ganze noch in die Hände von Jack Arnold gelegt, der zumindest versucht da das Beste rauszuholen und dessen Liebe zum Genre und dieser Art des Filmemachens durchaus erkennbar ist. Aber auch nicht mehr als das: Dem Versuch, einer gezwungenen Fließband-Nummer Leben einzuhauchen, was letztendlich auch ihm kaum gelingen mag. Technisch nicht schwächer mangelt es dafür eindeutig an Charme, Atmosphäre und ganz besonders einer empathisch-narrativen Qualität; geschuldet einem grob-gestrickten Drehbuch, dessen Plot nur Fixpunkte repetitiv neuverwendet, sie aber nicht in einen eigenen, stimmigen Kontext einbettet. Es fehlt massiv an Ideen, Entwicklung und Figurenbindung, was in einem wahnsinnig uninteressanten Mittelpart mündet und erst gen Ende etwas Fahrt aufnimmt, obgleich auch da nur die minimale Steigerung positiv auffällt. Für sich genommen ist auch das viel zu dünn und eigentlich nur dürftig neu aufgeführt. Enttäuschend. Wenigstens die wiedermal ordentlichen Masken, die fachlich anständige Regie und die grundsätzliche Moral vom verstoßenen und zu Unrecht dämonisierten Monster sind nicht von der Hand zu weisen. Übrigens: Ein gewisser Clint Eastwood gibt hier in einer Minirolle sein (offizielles) Leinwanddebüt. Immerhin voll zu sehen, in Arnold’s Folgewerk Tarantula ja noch unter einer Fliegermaske vergraben kaum zu erkennen. [...]
[...] Bei See No Evil 2 stimmt absolut gar nichts. Der Look ist selbst für die ohnehin immer faden WWE-Verhältnisse erschreckend schäbig und schreit in jeder Sekunde sein desinteressiertes Wesen als hurtige Husch-Husch-Produktion unverblümt heraus. Die entsetzlich monotone Pathologie-Kulisse (ist ja nicht so, dass man aus so einem „Klinik“-Setting nichts machen könnte, gibt genug Horrorfilme die das Gegenteil beweisen) besteht gefühlt nur ein drei Räumen und dem immer gleichen Flur. Es wird noch nicht mal versucht das totale Minimum an Logik wenigstens vorzutäuschen (der Klassiker „kein Handynetz“ spielt gar keine Rolle, da scheinbar niemand ein Telefon besitzt), Tempo und Timing sind miserabel (erst geschieht zu lange nichts und dann hat das null Effektivität) und die Darsteller sind noch schlimmer als die Dialoge, die in so einem Film zumindest entschuldigt sind, interessieren eh niemanden.
Was ist denn mit diesem Cast los? Die ganzen unbekannten Orgelpfeifen nebendran, geschenkt, aber besonders das Dreigestirn um Jacobs, Danielle Harris (Halloween) und BESONDERS Katharine Isabelle (Ginger Snaps - Das Biest in dir) sollten sich was schämen. Letztere spielt so grausig, abgrundtief nervtötend und überzogen, selten hat man so für das baldige Ableben einer Filmfigur gebetet. Danielle Harris bietet dagegen den weniger ätzenden, aber nicht minder deplatzierten Gegenpart an, indem sie dem Quatsch beinah mit einer verkrampften „Seriosität“ begegnet. Eine Lachnummer, aber der Job des Klassenkaspers gehört ausgerechnet – und genau so versaust du sogar so was wie See No Evil 2 endgültig – dem eigentlich bedrohlich konzipierten Glenn Jacobs (übrigens in diesem Jahr zum Bürgermeister seiner Heimatstadt gewählt, müssen die Stolz sein), der statt des monströsen Schlächters eher eine jammernde Heulsuse mit peinlichem Mutterkomplex gibt, zu dem einen mehr als einmal nichts anderes einfällt als ihn auszulachen. [...]
[...] Damit zitiert Jack Arnold unzweideutig King Kong und die weiße Frau, aber auch Frankenstein, wenn dem mordenden Monster eigentlich die Sympathien gehören und es zu tragischen, irgendwie romantischen, sehnsüchtigen Figur erhoben wird, dessen Begehren nach Liebe und Zweisamkeit niemals erfüllt werden kann. Und das es trotzdem versucht, was letztlich seinen Untergang bedeuten wird, weil es ihn verwundbar macht. Ein melancholischer Ton schwingt da durchgehend in diesem auch formell sehr überzeugenden B-Movie-Klassiker mit, der technisch und ästhetisch besonders durch seine famosen Unterwasser-Szenen besticht, was mitunter etwas Ballett-artig Elegantes hat. Heimliches Synchronschwimmen mit einem Monster, einer der schönsten und einprägsamsten Momente im gesamten Film. In einem insgesamt einfach wunderschönen Film, der sicherlich etwas einfach gestrickt sein mag, aber darin hervorragend funktioniert. Hat was Magisches, dieser wütende und trotzdem herzliche Kiemenmensch. [...]
[...] Obgleich die Charakterzeichnung etwas mehr Tiefe vertragen könnte und besonders im letzten Drittel die Narration etwas gehetzt und sprunghaft auftritt (trotz fast 130 Minuten schien die Zeit knapp zu werden), der Film funktioniert nicht nur als klassisches, mitunter schroffes 70er-Gangsterkino („Ich erschlag dich, wenn du dich nicht auf deinen Arsch setzt!“), sondern erklingt trotzdem noch als mahnendes Klagelied über die Schieflage einer ganzen Region, wenn nicht sogar eines ganzen Landes. Wo (bald traditionell) Armut und Perspektivlosigkeit das Verbrechen – ob organisiert oder nicht – als einzigen Ausweg anzubieten scheint. Und alles sich diesem Umstand unterordnet, des hoffnungslosen Kampfes müde praktisch ergibt. In fast bizarren, aber tatsächlich realistischen Szenen festgehalten, wenn z.B. eine ganze, belebte Straße keinen Mucks von sich gibt, damit der Don nicht bei seinem Mittagsschläfchen gestört wird oder Kinder, die noch nie eine Schule von innen gesehen haben, systematisch für ihre Zukunft als Taschendiebe und Meuchelmörder ausgebildet werden.
Herauszuheben ist selbstverständlich die exzellente Besetzung, die diesen hochwertigen B-Film noch ein Stück größer wirken lässt. Franco Nero & Fabio Testi zählen schon zu den besten, charismatischsten Stars des italienischen Kinos dieser Zeit, dazu kommt auch noch Leinwandgöttin Claudia Cardinale (Spiel mir das Lied vom Tod), die Regisseur Pasquale Squitieri kurz danach ehelichtet. Beneidenswert, der Glückspilz. Unabhängig von den vorzüglichen Personalien gelingt ihm aber auch so ein mitreißender, trotz seiner ausgiebigen Laufzeit kurzweiliger und auch ohne größeres Anspruchsdenken nicht zwingend trivialer Unterhaltungsfilm. Unterstreicht dieses mit einer leicht nachdenklichen stimmenden Kamerafahrt bis hin zum Abspann, die nochmal kurz, knapp und präzise das große Problem Neapels unkommentiert einfängt, welches es vielleicht nie wirklich in den Griff bekommen kann. [...]
[...] Beeindruckend, wie Bertolucci dem Publikum diese umfangreiche Epoche nahebringt, in aller Ausführlichkeit. Das erfordert natürlich Geduld, Zeit und die Bereitschaft des Zuschauers, sich über 5 Stunden lang in dieser Welt zu verlieren. Das Erstaunliche dabei: Es ist keine Minute zu lang. Bei einer solchen Laufzeit scheinen Längen unvermeidlich, doch wer sich voll auf dieses Werk einlässt, spürt davon gar nichts. Famos ausgestattet, durchgehend mitreißend und meisterlich inszeniert ist der einst zweigeteilte Kraftakt 1900 ein cineastisches Monstrum, bei dem sich alles im Bereich Superlativ abspielt. Alles wirkt authentisch, ist hochinteressant und in seiner Opulenz wie eine gigantische Oper, zu der auch ein gewisser Schuss Pathos gehört, was keinesfalls negativ ins Gewicht fällt. Begleitet durch die wieder mal großartigen Klänge von Ennio Morricone (The Mission) durchlaufen wir ein Stück Geschichte, erleben die Entstehung und das Ende einer politisch-sozialen Hexenjagd, die ein Land spaltete und zwei Freunde, ja fast Brüder, zu unfreiwilligen Gegnern machte. Robert De Niro und Gérard Depardieu laufen zur Höchstform auf, am eindrucksvollsten ist aber wohl Donald Sutherland (Wenn die Gondeln Trauer tragen) als diabolischer Hofverwalter Attila, das Gesicht des faschistischen Schreckens.
„Ich will nicht elegant, ich will stark sein. Das ist kein Hemd, es ist ein Symbol!" [...]
[...] Während Marilyn Monroe offensiv ein erschreckend naives und gleichzeitig berechnendes Bild der blonden, materiellen Sex-Bombe verkörpert, scheint Jane Russell der Fels in der Brandung, obwohl auch sie anderen Reizen schnell verfällt, seien sie auch nicht finanzieller Natur. Grundsätzlich sehnen sich beide nach Geborgenheit, nach Sicherheit, was sie nur unterschiedlich mit entsprechenden Prioritäten versehen. Spiegeln damit die vermeidlichen, typisch-gegensätzlichen Rollenmustern der modernen, attraktiven und (leider nur angeblich) unabhängig-selbstbewussten Frau wieder, die nicht nur als Heimchen am Herd verendet. Mit seichtem Crewball-Charme und teils feiner Situationskomik werden kritische Töne nur am Rande, aber unmissverständlich deutlich ausformuliert; wundervoll verpackt in einprägsamen Musical-Einlagen und dem hinreißenden Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen. Leicht altbacken, keine Frage, dafür aber wahnsinnig locker und trotzdem immer noch begeisternd-lässig wie gekonnt aus der Hüfte gefeuert. Das „alte“ Hollywood, es ist unverkennbar, aber auch damals war nicht alles schlecht. Besonders in diesen leichten Grenzgängern zwischen den Zeilen. [...]
„Ausgezeichnet…jetzt beißen wir ihnen die Köpfe ab und stapeln sie in der Ecke!“
Ach ja, wie geil hätte dieser VENOM werden können, wenn nur alle wichtigen Personen hinter dem Projekt so eine genau Vorstellung von ihrer Aufgabe gehabt hätten wie der gespalten-personifizierte Fels in der Brandung Tom Hardy, der sich die bereits früh gekippte Nummer einfach mal im Alleingang unter den Arm klemmt und irgendwie doch noch über die Ziellinie wuchtet. 45 Minuten völlig banaler 08/15-Fließbandware werden gähnend überlebt, bis Ruben Fleischer wenigstens kurzzeitig andeutet, welches Potenzial dann doch in dieser völlig verschenkten Vorlage schlummert. Nur ist es VENOM offenbar nicht gestattet, mit voller Wucht über die Stränge zu schlagen. Ein zwischenzeitliches Intermezzo muss/soll genügen, um ein lieblos im erprobten Blindflug runtergeranztes Drehbuch unters Volk zu jubeln, das sich kein Stück vom sonstigen, breiigen Superhelden-Konserven-Futter abhebt. Damit bleibt diese problemlos jugendfrei, in seinem Wesen aber hochinteressante Jekyll & Hyde-Variante mit bösem Creature-Horror-Bouquet natürlich weit hinter der erhofften wie wohl auch mal ursprünglich selbst gesteckten Erwartungshaltung zurück, ist aber allein durch den Ansatz und das (später) vorhandene Aufflackern unterhaltsamer und interessanter als einige seiner Studio-Kollegen, die durchgehend so glatt sind wie sie es versprechen. Sicherlich enttäuschend aufgrund der Möglichkeiten, im Vergleich aber wenigstens noch mit viel (vielversprechender) Luft nach oben für Teil 2, in dem dann wohl nicht nur (hoffentlich!) der hier schon dufte Tom Hardy alles wuppen muss…