JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 4

    Im Fahrwasser der großen Spaghetti-Western von Sergio Leone und Sergio Corbucci entstanden und ganz klar sich an den Vorlagen orientierend, dabei in der Umsetzung leider eher dürftig. Trotzdem nicht ohne Erfolg, schliesslich brachte es die Reihe um den Stranger auf tatsächlich vier Filme. Warum auch immer...

    Im Ansatz ja alles gar nicht verkehrt. Wer die Western aus bella italia mag, bekommt eigentlich genau das, was da so auf den Teller kommt. Problematisch: Dem Teil hier fehlt nicht nur die Eigenständigkeit, sondern viel deutlicher die einzelnen Momente, die irgendwie im Gedächtnis bleiben. Tony Anthony als blondiert-verschwitztes Licht-Doubel von Clint Eastwood ("Eine Hand voll Dollar" lässt grüßen) reitet wortkarg in das Banditen-Wespennest, hat dabei aber viel zu wenig Ausstrahlung und Charisma, da gefällt Frank Wolff als typisch-dreckiger, wild lachender Burrito-Outlaw schon eher. Der hat auch ein Maschienengewehr ("Django" lässt grüßen), nur das war es dann auch schon fast. Die Story ist zusammengeklauter 08/15-Standard und Regisseur Luigi Vazi hat nicht die geringsten Ideen oder technische Versiertheiten in petto, um dem Ganzen die dringend notwendigen Farbtupfer zu geben. Das ist alles so beliebig und austauschbar, da genügt es nun wirklich nicht, auf staubig und schmutzig zu machen. Dazu nervt der sich ewig wiederholende Score mehr, als das er einprägend im Kopf bleibt. Alles wirkt hastig und nach einem festgelegten Bauplan runtergedreht, um schnell noch am Erfolg der Klassiker teilhaben zu dürfen.

    Ein äußerst belangloser Italo-Western mit vernünftigen Ansätzen, aber viel zu schlampig und konturlos abgespult. Verzichtbar.

    15
    • Sehr schön zu lesen. Authentisch, persönlich und nachvollziehbar. Well done.

      6
      • 8

        [...] In erster Linie ist "Dressed to Kill" eine überdeutliche Huldigung vom Meilenstein "Psycho", von dem De Palma gleich mehrere Dinge übernimmt. Um genau zu sein, es ist die gleiche Blaupause, mit anderem Setting und Ablauf, das Ding ist an sich identisch. Darf man so was? So was könnte man in der Form bald Diebstahl nennen, aber selbstredend ist es das nicht. Nein, De Palma erweißt einem Klassiker die Ehre und dreht quasi seiner Version. Das ist nicht nur vollkommen in Ordnung (nicht zuletzt in Anbetracht der Frechheit a.k.a. "Psycho" von Gus Van Sant) sondern viel eher mutig. Dafür kannst du böse auf die Fresse bekommen oder ganz viel Schulterklopfen. Hier muss Letzteres der Fall sein, ohne Kompromisse. Natürlich darf im Detail an dieser Stelle nicht auf die unzähligen Parallelen eingegangen werden, mehr Spoiler geht ja gar nicht. Wer "Psycho" nicht kennt dürfte mindestens genauso viel Freude haben wie Eingeweihte, die wohl sogar mehr. Sonst könnte man eventuell sich an Details stören, sei es eine etwas klischeehafte Figurenzeichnung oder diverse Logikhänger. Das ist hier allerdings nicht der geringste Maßstab. Da wären wir auch schon bei dem Bezug zum Giallo, der hinter den ganzen Hitch-Referenzen fast schon zur Nebensache verkommen könnte, letztendlich aber unübersehbar sind und "Dressed to Kill" eigentlich zu einem waschechten US-Beitrag des Genre macht, was ziemlich selten ist. [...]

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        • 7

          [...] Aus Verärgerung und Enttäuschung über die menschliche Rasse hat sich Adam in ein verlassenes Wohnhaus in Detroit zurückgezogen. Dort produziert er melancholisch-depressive Rockmusik, die seinen Seelenzustand passend ausdrückt. Nach längerer Abwesenheit kehrt seine Frau (wie könnte sie anders heißen?) Eve (Tilda Swinton) zu ihm zurück. Bald folgt ihr ihre kleine Schwester Ava (Mia Wasikowski), mit schwerwiegenden Folgen. Die Handlung von "Only Lovers Left Alive" ist weniger vom Ablauf der Dinge interessant, als von seiner klugen, vielschichtigen Aussage. Enorm stimmungsvoll, mit einem hervorragenden Soundtrack versehen und bärenstark gespielt vermischt Jarmusch trisste Melancholie mit wohl dosiertem und pointierten Humor. Schwermütig, dadurch jedoch nicht erdrückend, übt er intelligent Kritik an der Gleichgültigkeit der heutigen Gesellschaft, dem Verfall von Kultur und den typischen Krankheiten der menschlichen Natur. Nicht zufällig und unglaublich passend wählt er die einstige Industriehochburg Detroit als Kulisse, die inzwischen als so etwas wie ein Symbol für die Schattenseite der modernen Welt steht. Verwaiste Häuser, Fabriken und Kulturstätten dort, wo einst das Leben und die Arbeit blühte. Aus der Traum. Auch für die untoten Protagonisten, die über Jahrhunderte hinweg die Entwicklung der Gesellschaft live mitverfolgen konnten und feststellen müssen, dass nur technisch ein Fortschritt stattgefunden hat. Das macht Jarmuschs Vampire so intelligent und weise, sie wissen, worauf es im Leben ankommt, haben sich der Zeit so gut es geht angepasst, während die "Zombies" wie blind durch ihr Leben stolpern, ohne den Blick für die Zukunft und das große Ganze. Bizarrer Weise ist die Existenz der Vampire durch die Entwicklung der Menscheit genauso in Gefahr, denn auch Blut ist nicht mehr das, was es einmal war. [...]

          20
          • 5

            Ein Film, wie gemacht für die alljährliche Jagd nach möglichst vielen Goldjungs für die Vitrine. So kommt "Silver Linings" rüber und meine Güte, ich würde es ihm ja auch gönnen, wenn er nur das halten könnte, was er verspricht. In der ersten Hälfte macht er auch noch halbwegs Spaß, auch wenn sich hier bereits andeutet, das sich der Thematik (bipolare Störungen) nur oberflächlich bedient wird, um als Aufhänger für eine süße Herzschmelzromanze verschroben-liebenswerter Sonderlinge herzuhalten.

            Durchaus charmant und mit einigen nett-witzigen Situationen ausgestattet baut David O. Russell eine Erwartungshaltung auf. Doch mal keine typische RomCom, mit ernsten Ansätzen. Zudem, und wenigstens das hält über die gesamte Laufzeit, wirklich gut gespielt. Bradley Cooper ist überzeugend, wenn auch nicht Oh-mein-Gott-wie-geil-ist-das-denn-überzeugend, aber immerhin. Robert De Niro darf ENDLICH mal wieder ansatzweise etwas spielen, was seinen Fähigkeiten entspricht, allein dafür müsste man "Silver Linings" dann doch fast wieder gut finden. Warum allerdings Jennifer Lawrence jetzt ausgerechnet dafür den anvisierten Goldbubi eingestrichen hat (wäre damals für "Winter's Bone" klar verdienter), ist mal wieder so eine Entscheidung für den kleinsten gemeinsamer Nenner von der fragwürdig-neutralen Jury, die dafür eine Emmanuelle Riva ("Liebe") mit ihrer mutig-berührenden Darstellung einfach mal übergangen haben. So eine alte Dame macht sich halt nicht so gut für kommende Großprojekte, da lieber dem jungen Hüpfer das Teil in die Schuhe schieben, damit später damit prima geworben werden kann. Um eins klar zu stellen: Lawrence wirkt reif und spielt gut, keine Frage, aber das ist doch ein schlechter Scherz. Allein dafür müsste man "Silver Linings" schon wieder nicht mögen. Sei es wie es sei, die Darsteller geben sicher alles und das bleibt auch am ehesten hängen. Dazu einige gut geschriebene Dialoge, wie gesagt, die erste Hälte weckt falsche Hoffnungen.

            Aber dann offenbart sich "Silver Linings" als ein riesiger Blender. Ernst zu nehmen sind die geschilderten Krankheitsbilder schon anfangs nur bedingt, trotz gelegentlich bemüht eingestreuter Dramatik, echte Tiefe hat der Film nie. Muss ja auch nicht zwingend, als heiter-amüsante Nummer mit leichtem Zartbitter-Geschmack kann er immer noch funktionieren. Sobald das therapeutische Tanzen ins Spiel kommt, kippt der Film gewaltig. Nun nicht viel besser als jeder der handelsüblichen Vertreter, obwohl immer noch so getan wird, als wäre das jetzt ganz was tolles. Die Luft ist raus und jegliche ehrlich-ernsthaften Ansätze verabschieden sich zugunsten von zwar nicht erschlagendem und leicht verstecktem, dennoch eindeutigem Kitsch. Speziell gegen Ende, als die gesammelten Psychosen alle zu einem Eintopf zusammengerührt und mit flotter Sohle weggetanzt werden, stellt sich Ernüchterung ein. "Silver Linings" weiß den Zuschauer erst anzulocken und einzulullen, um ihm dann den üblichen Kram unterzumogeln. Scheint ja funktioniert zu haben...

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            • 0

              [...] An Peinlichkeit kaum zu unterbietendes "Familienkino". Wer seinen Kindern so eine homophobe Kacka-Pissi-Sketch-Parade zumutet, sollte dem Jugendamt gemeldet werden. Für wen ist der Film denn bitte gemacht? Für Kinder? Wenn, bedenklich. Für Teenager? Die sollten es besser wissen. Für Erwachsene? Ja, klar. Schauderhaft, was einem hier als Humor versucht wird zu verkaufen. Billiger, platter und nervtötender ist kaum möglich. Dazu blamieren sich große Namen bis auf die Knochen. Die Nebendarsteller (Matt Dillon, Justin Long, Bernie Mac, Ann-Margret, Luis Guzman) können gerade noch mit Blick auf den Scheck den Kopf aus der Schlinge ziehen, von ihnen lenken die alten Gassenköter Robin Williams und John Travolta uneigennützig-selbstzerstörisch ab. Die Hauptwitzfiguren haben schon öfter ins Klo gegriffen, doch gerade bei Williams konnte man annehemen, seine schlimmsten Zeiten wären schon vorbei. Travolta war nie wirklich gut, der brauchte immer die passende Rolle und den richtigen Regisseur. Aber Williams, der ist gut, der kann was, war sich leider immer selbst für den schlimmsten Blödsinn nicht zu schade. Damit toppt er aber alles. Gut, mit "Patch Adams" muss sich der um die Kotz-Gurke schon streiten, aber was bedeutet das schon? [...]

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              • 4 .5

                [...] So, aber nun zum wohl eigentlichen Sündenbock, und das ist Werner Herzog, sonst (bis dahin) wenig angreifbar, was sein filmisches Schaffen darstellte (im Gegensatz zu Kinski). Seine sehr eigenwillige Interpretation der Buchvorlage "Der Vizekönig von Ouidah" von Bruce Chatwin ist schlicht nicht geglückt und entbehrt Stärken, die Herzog sonst aus dem Effeff beherrscht. Hastig und unvollkommen holpert die Handlung (speziell zu Beginn) vor sich hin, ein Fluss zwischen den Szenen ist eigentlich nicht auszumachen. Eine gesunde Überlänge hätte dem Film definitiv gut getan. So hetzt Herzog in einem ungewohnt hektischen Tempo durch die Handlung, nimmt ihr dabei viel Verständniss und lässt es zur bloßen Aneinanderreihung von Momenten verkommen, von denen auch nur wenige über eine gewisse Größe verfügen. Das einzige Plus des Films - neben der eigentlich interessanten Geschichte - ist die Fähigkeit von Herzog, Einzelsequenzen durchaus imposant zu inszenieren, was man im heutigen deutschen Kino so gar nicht mehr kennt. Hält man sich dagegen jedoch seine thematisch ähnlich gelagerten Meisterwerke "Aguirre, der Zorn Gottes" und "Fitzcarraldo" vor Augen erkennt man das nicht nur Kinski, sondern viel mehr Herzog hier hinter den Erwartungen zurückbleibt, um es mal gnädig zu formulieren. Was hätte das für ein Film sein können, nur das Resultat ist eine leere Hülle, narrativ schon fast fahrlässig schludrig und ohne die immense Kraft, die eigentlich zu erwarten wäre. Authentische Kulissen und Statisten sind da das Mindestmaß, was man erwarten darf, das ist geglückt. Sonst wirkt "Cobra Verde" wie ein gescheitertes Großprojekt mit viel Potenzial und noch mehr selbstgesetzten Anspruch, was einfach nicht erfüllt wird. Die Handlung und die Figur des Cobra Verde bleiben unfertige Baustellen, grob vorgetragen und lassen nur ganz kurz die Ansätze erkennen, die Herzog wohl vorschwebten. [...]

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                • 8 .5

                  [...] Was nun folgt, ist eine drastische, dabei immer schlüssige Kettenreaktion. Angetrieben durch Naivität, Gutgläubigkeit, Loyalität, Gier, Missgunst und vor allem Manipulation. Durch das trächtige Unschuldslamm, das eigentlich von nichts wissen sollte. A Simple Plan goes wrong, mit Anlauf. Bridget Fonda gibt die Marionettenspielerin mit dem Engelsgesicht und dem Babybauch, die noch vom Krankenbett einen Keil zwischen das Trio - in erster Linie in das nur verwandte, nicht befreundete Brüderpaar - treibt, ihre lange unterdrückten Bedrüfnisse versucht zu befriedigen und dadurch erst ernsthaft eine Erdrutsch auslöst, der in fatalen Konsequenzen mündet. Sensationell geschrieben und bedrohlich-beklemmend umgesetzt, mit einer ambivalenten und wendungsreichen Charakterisierung bedacht, offenbart der doch nicht ganz so einfache Plan, wie schnell ein Szenario kippen kann und sich die Frage nach der Dicke von Blut, Wasser, Schnee oder grünen Scheinen erstaunlich schwer stellt. Das Eine führt zum Anderen, bevor du es dir versiehst, hast du mehr Leichen und Lügen zu vertuschen, als jemals gedacht und damit ist das wackelige Gerüst dem Einsturz immer näher, der Aufschlag um so schlimmer. In seiner Glaubwürdigkeit (dadurch schrecklich) niemals konstruiert, denn alles scheint verstörend logisch. Während der Mann mit dem Plan zu Bestie mutiert (wird), behält ausgerechnet der als unzurechnungsfähig eingestufte Dödel das Herz, das Hirn und die Moral am rechten Fleck, nur dafür ist schon lange kein Platz mehr. [...]

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                  • 4
                    über Timecop

                    [...] Bei einem atemlosen Action-Feuerwerk mit hohem Drive von mir aus auch noch akzeptabel, aber wie schon angesprochen, die Action ist eher rar gesäht und ohne Spektakel runtergedreht. Das konnte ein Peter Hyams mal deutlich besser. Seit "Narrow Margin" hat der eh kein Bein mehr fest auf den Boden bekommen, danach war alles maximal ganz nett ("Das Relikt"). Mit Van-Damme drehte er ein Jahr später das "Stirb Langsam"-Rip-Off "Sudden Death", der war etwas besser, definitiv knackiger. "Timecop" schafft es nicht einmal, aus seiner Idee wirklich was zu machen. Zu Beginn ganz kurz mal in den wilden Westen, dann zum Börsencrash von 1929, sonst nur in der Dauerschleife zwischen 2004 und 1994. Das spart Sets, Kostüme und Ideen, alles in einem. Bravo. [...]

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                    • 6 .5

                      [...] Die große Stärke liegt eindeutig in der Inszenierung von Michael Mann, der zu der Zeit mit "Miami Vice" einen Straßenfeger im TV laufen hatte. "Manhunter" ist so unverkennbar 80er, durch und durch. Mann setzt nicht auf extreme Düsternis, seine Sets sind hell ausgeleuchtet, fast schon steril. Dabei jedoch elegant. Kühl-elegant. Die leichte Diskrepanz zwischen der eigentlich finsteren Handlung und deren Bebilderung erzeugt eine leichte Befremdung, hat dabei aber ungemein viel Stil und eine erstaunlich wirkungsvolle Ästhetik. Mann kreiert einige famose Szenen, die optisch schon einen leicht surrealen Touch haben. Zu markante Synthesizer-Klängen erzählt er die Jagd nach dem Serienkiller "Die Zahn-Fee" sehr konsequent aus Ermittlerperspektive und inszeniert seinen Protagonisten Will Graham als angeschlagenen, aber immer noch gierigen, einsamen Wolf, der sich ohne Rücksicht auf Verluste in den Fall verbeißt. Sein Charakter steht über allen anderen Figuren, die zu Randerscheinungen werden. Sei es seine Familie, Partner Crawford, der gejagte Killer oder auch Dr. Lecktor, der die späteren Geschichten als Hauptfigur tragen sollte. Zumindest bei Lecktor hält sich Mann dabei an die Vorlage von Thomas Harris, in der er (im Gegensatz zum Remake "Roter Drache", wo aus "Hopkins-Gründen" etwas mehr Hannibal eingebaut wurde) auch nur eine sehr kleine, wenn auch nicht unwichtige Rolle als böser Strippenzieher inne hatte. Klar zu schwach - womit wir bei einem der deutlichen Kritikpunkte wären - fällt die Darstellung des "Roten Drachen" a.k.a. "Die Zahn-Fee" aus. Über die Figur erfährt man nur das Notdürftigste, zudem nicht besonders eindrucksvoll von Tom Noonan verkörpert. Mann kürzt bei seinem Skript entscheidende Passagen der Vorlage, reduziert den Killer so zweckdienlich wie eben nötig. Speziell zum Ende hin fällt das sehr negativ ins Gewicht. Obwohl immer noch top inszeniert (In-A-Gadda-Da-Vida), der innere Konflikt des Killers, hervorgerufen durch die ungewohnte Beziehung zu seinem Opfer, kommt kaum zur Geltung. Vor allem enttäuscht, wie Mann alles enden lässt. Das wirkt sehr abrupt und wirklich unnötig, da es das Buch (wie auch das Remake) besser gemacht haben. Etwas unbegreiflich, warum Mann gerade hier die Schere ansetzte. [...]

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                      • 6

                        [...] An sich ist der Ansatz nicht schlecht und rettet ein gut inszeniertes Sequel über alle Defiztite hinweg. Zu lang, zu ineffizient, seinen Grundgedanken zu wenig nutzend und insgesamt nicht wichtig genug, aber unterhaltsam. Lässt nur wahnsinnig viel verbrannte Erde erkennen, hat zu viel unfreiwilligen Humor und simple Logikfehler, einfach verschenkt. Dennoch nicht schlecht, besser als heutige Schnarchnasen im Genre, mit Kreativität und Zeitgeistkritik. Für Fans des Originals sehenswert, aber nicht auf dessen Niveau. Leider.

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                        • 6 .5

                          [...] Heftige (körperliche) Gewalteruptionen gibt es lange nicht zu sehen, was "Open Season" definitv auch nicht nötig hat. Die perversen Entführer sind mit ihrer guten Laune und dem sichtlichem Spaß am perfiden Spielchen mit den verunsicherten Opfern Bedrohung und psychisch gewalttätig genug. Zu was das Trio in der Lage ist und auf was alles hinauslaufen wird, ist dem Zuschauer schon nach wenigen Minuten klar, ihre "Spielgefährten" wider Willen können das nur vermuten. Das (trotzdem deutlich zu) lange Vorgeplänkel in der Hütte wird so nicht langweilig oder büßt an Intensität ein. Dennoch wirkt die Aufteilung der Laufzeit etwas unglücklich, die eigentliche Jagd beginnt erst im letzten Drittel. Fällt insgesamt etwas zu knapp aus, ist dafür zynisch-knackig und durchaus packend umgesetzt. Die beissende Kritik am American Way of Life, den oft vertuschten Gräueltaten in Vietnam, der inoffiziellen Zwei-Klassen-Gesellschaft und der Faszination am scharfen Geschoss kommt zur Geltung, auch wenn wohl nicht so wie in der Vorlage (mir nicht bekannt). "Open Season" ist dann doch eher ein Survival-Thriller, der allerdings seinen Unterton durchaus zum Ausdruck bringt und nicht als völlig platt oder aussagelos abgestempelt werden kann. Sicher nicht optimal umgesetzt, für Fans solcher Szenarien (grob: "Beim Sterben ist jeder der Erste", "Die letzten Amerikaner") und 70er-Rape & Revenge-Thrillern eine Empfehlung. [...)

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                          • 1

                            Ach du lieber Himmel, "Upside Down" stellt jeden Big-Budget-Flop nochmal auf den Kopf. Was soll das denn sein? Eine dystopische-Romanze für geistig verblödete Twilight-Anhänger? Hauptsache in 3D, dumm aber schick, das übertrifft sogar "Lost Place", dumm, also immerhin billig-schick-dumm. Nur "Upside Down" hätte ja grob noch eine Geschichte zu erzählen. Die nach zehn Minuten schon zum gepflegten Brechen anregt, so plump wurde wohl nie zuvor eine ambitionierte Idee früh gegen die Wand gefahren. Jegliche Kritik ist bei so einem beschämenden Kitsch-Theater angebracht, nur das ja nicht mal der Low-Budget-Joker ziehen kann, sondern dem gutmütigem Kinogänger noch der dreiste 3D-Aufschlag aus der Tasche gezockt wird.

                            "Upside Down" ist Schwachsinn deluxe, der grob fahrlässig mit einer Idee umgeht und jegliche Möglichkeiten verschleudert, das dem interessierten Zuschauer nur schlecht werden kann. Zum Teil sehr peinlich, schauderhaft gespielt und insgesamt als reine Farce nicht akzeptabel, was will dieser Quatsch denn sein? Romanze? Ja, ich war stark berührt. Science-Fiction? Ja, das war irgendwas in die Richtung. Film gesamt: Ganz böse Zeitverschwendung, wer schon mal mit Hingabe ein Katzenklo gesäubert hat, fühlt sich in dem eher bestätig. Das stinkt dann nicht mehr. Allerdings auch ohne 3D. Muss ja nicht schlechter sein. "Upside Down" wird noch jahrelang stinken, so ein Käse.

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                            • 5

                              Leicht besser als sein "Vorgänger", unterm Strich mit der gleichen Daseinsberechtigung. Wie schon das erste Wolverine-Solo ist auch das nur ein Lückenbüßer zu dem nächsten, echten X-Men-Film, der dann hoffentlich (wie schon "First Class") wieder die Erwartungen erfüllen kann. Wolfgang in Japan ist technisch gutes Actionkino, das ein nahrhaftes Franchise nur grob nutzt, um die Wartezeit zum nächsten Klassentreffen mit reichlich Dollar zu finanzieren.

                              Der zottelige Bärebruder wird in das Land der aufgehenden Sonne verschifft, um gegen die Yakuza und andere böse Buben die Krallen auszufahren, wirklich interessant ist das nicht so richtig. Von James Mangold als Regisseur könnte mehr erwartet werden, der hat schon einige sehr gute Filme gemacht. Diese Auftragsarbeit ist nicht mehr als auf dem Papier, Namen über Qualität. Es ist solide gemacht, aber niemals gut. Eigentlich schon scheißegal, aber geht halt kurz gut rein. Nur wer morgen den noch überdeutlich auf dem Schirm hat, hat einiges ausgelassen. Effektiv-ordentliches Blockbusterkino, inhaltlich so wurscht und überflüssig wie Ketchup zum Sushi. Das Warten auf den nächsten Film des Kollektivs wird nur notdürftig überbrückt, die Hoffnung steigt.

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                              • 8
                                über Gnade

                                [...] Manche Fehler lassen sich nicht wieder gut machen. Sie können totgeschwiegen werden, bis in alle Ewigkeit, aber du selbst wirst sie nie zum Schweigen bringen. Am Ende fragst du dich, hätte ich nicht besser reinen Tisch gemacht? Komme was wolle, aber ich bin mit mir im Reinen. Eine schwere Frage, die sich vielleicht jeder mal in seinem Leben stellen muss. Den tonnenschweren Rucksack mit sich rumschleppen, auf die Gefahr hin, dass er irgendwann reißt...oder selbst wenn nicht? Ist das besser? Konsequent zu dem stehen, was schon geschehen ist, lieber an eine (hoffentlich) bessere Zukunft denken, als an der befleckten Gegenwart festhalten. Das behandelt "Gnade" und tut es dabei so authentisch und wunderbar charakterisiert (und gespielt!), dass dieser Film weit über dem üblichen (und besser beworbenen) Output der deutschen Kinolandschaft steht, die von massentauglicher Unterhaltung geprägt ist. Hier werden echte Figuren zur persönlichen, emotionalen Schlachtbank geführt, berührend, verständlich, empathisch. Jeder muss/kann sich die Frage stellen, wie er selbst entscheiden würde. Die Schuldfrage stellt sich hier nicht, nur der Umgang mit ihr. Das ist letztendlich auch wichtig. [...]

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                                • 6 .5

                                  "Spring Breakers" gehört weder zu den besten, noch den schlechtesten Filmen des Jahres, was nicht zwangsläufig Mittelmaß bedeuten muss. Ganz im Gegenteil. Mit Mittelmaß hat der Film von Harmony Korine nichts zu tun, was ihn in einem EXTREM mittelmäßigen Kinojahr einer Sondererwähnung verdient macht. Mutig ist er. Anders ist er. Er ist extravagant und teils famos gefilmt. Er hat erinnerungswürdige Momente, er ist überlegt wie (bewusst) hohl, er nervt und gefällt dadurch sogar, er nervt dich bewusst, um eine Genration gleichzeitig anzuscheissen wie sie zu huldigen, oder irgendwie so was.

                                  Wurden vor knapp 20 Jahren nur doofe Kinder geboren, sind sie mit der heutigen, vernetzten, hyperaktiven Welt einfach überfordert oder ist es nichts von alledem? Eher nichts. Und trotzdem ist das ein Film, der nur in dieser Zeit so seine Daseinsberechtigung hat. Nicht dumme, aber ziel- und planlose Teenies, gelangweilt und immer auf der Suche nach ihrem Sinn, taumeln durch den Spring Break, mehr Titten als Menschen und zwischen Ärschen, Schluck und Dope fickst du oder wirst gefickt. Was so proletisch-albern erscheint, ist so was wie ein Spiegel für die Party-geile Generation mit Smartphone, 2000 Facebook-Freunden, aber keinem Schimmer, was wohl in den nächsten Jahren mit ihnen geschehen soll. Dann kommt ein Klischee-G-Alien daher, mit seiner Scarface-Dauerschleife, der Waffensammlung an der Wand, der Knatze auf der Matratze, der Keramik im Maul und spielt Britney Spears auf dem Piano. Faith no more, der Rest bleibt dabei und steigert sich in einen psychotischen Rausch, bei dem den Weibern die Läufe gelutscht und am Ende das große Blutbad steht, fuck the future, Spring Breake forever, bitch!

                                  Sicherlich der polarisierenste Film des Jahres, da kommt auch ein "Only God Forgives" nicht mit. Dieser Streifen hat doch tatsächlich mehr Verstand, als man ihm lange attestieren mag. Dennoch nicht soviel, dass er sich als Meta-Meisterwerk feiern lassen darf. Hier wird viel in den Raum geworfen und als Interpretations-Spielzeug liegen gelassen, ohne Bauanleitung. Da lässt sich was basteln, was genau so schnell nach dem Probelauf wieder zerbricht. Aber er hat Biß. Er hat einen eigenwilligen, bösen, zynischen Charakter und outet sich selbst öfter als blanke Tafel, die gerne ausgemalt werden darf. Das hat was. Und er hat diese Momente, die haften bleiben. In dem austauschbaren Jahrgang mehr als nur nett. Dürfte bei einigen (wie sich auch schon lesen ließ) ein Kultfilm sein (und werden), für andere der letzte Dreck, ich fand es interessant, faszinierend und doch nicht so geil, wie es wohl angedacht war. Aber hey, lieber das als kalkulierte Langeweile ohne Angriffsfläche.

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                                  • 5 .5

                                    [...] Sicherlich ein mutiger und ungewöhnlicher Film, der letztendlich seine Thematik nicht richtig umzusetzen vermag und so leider ein Blender ist, obwohl er locker ein Genre widerbeleben könnte. Melancholisch, trocken, dabei nur grob überlegt und schlicht zweckdienlich still, um als solches abgefeiert zu werden. "Sweetwater" ist sicher nicht schlecht und kann zeitweise mitnehmen, ist gleichzeitig so absichtlich sperrig, einfach zu wenig homogen (als das es die gesamte und zu erkennende Qualität rechtfertigen und über alles stellen würde), gut gemeint, aber anstrengend umgesetzt. Als Sahnehäubchen gibt es die Rache der gewitwerten Dame, die dafür schön ruppig-konsequent rüberkommt. In den letzten Minuten sammelt ein schon als grob-verdaulicher Western abgestempelter Film noch Pluspunkte, die durch die schleppende Dramaturgie nur noch leicht Boden gut machen. [...]

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                                    • 5 .5
                                      über Elysium

                                      Ich war vor vier Jahren schon mal hier. War ganz köstlich. Das hätte ich gerne nochmal. Der Koch steht ja wieder am Herd, muss ja schmecken. Aber diesmal bitte, nicht so experimentell, da muss mein Gaumen viel zu sehr überlegen, lieber etwas Blattgold und Trüffel drüber, so ist fein.

                                      Das ist in etwa "Elysium". Neill Blomkamp hat 2009 einen der besten Science-Fiction-Filme des letzten Jahrzehnts gemacht und es scheint fast so, als dürfte er nun eine ähnliche Grundidee - die diesen Film so groß machte - nun erneut aufwärmen. Nur mit dem vierfachen Budget und deutlich mehr Augenmerk auf Schauwerte und Radau, die Kohle wird schließlich nicht geliehen, sie muss zur Kasse bitten. Rein optisch wird der Klassenunterschied (passt prima zur Thematik) extrem deutlich. "District 9" sah ja keinesfalls schlecht aus, im Gegenteil. Für die Mittel (nicht klein, aber im heutigen Blockbusterkino auch nicht wirklich riesig) fantastisch. "Elysium" ist der kleine, dicke, verwöhnte Bruder, der aus den Vollen schöpfen darf. Großartig für die Augen, selbst mit etwas mehr als 100 Millionen Dollar aus dem Sparschwein wird heute deutlich fahrlässiger umgegangen. Sets und Atmosphäre sind stimmungsvoll, sieht super aus, nur der Dreck aus dem Klo formerly known as Erde kommt dann doch etwas zu stilisiert rüber. Das sind diese Szenen, die kleines Budget in guten Händen superb machen. In guten Händen liegt definitiv auch dieser Film, nichts würde mir ferner liegen, als Neill Blomkamp ans Bein zu pinkeln. Der Mann kann und will was, nur hier war er sich wohl nicht so sicher, was er für wen will.

                                      Er recycelt die Idee seines Debütfilms, nur leider wesentlicher platter. Gesellschaftlicher Klassenkampf, Unterdrückung und Ungerechtigkeit, diesmal nicht zwischen außerirdischen Flüchtlingen und der intoleranten Menschheit, sondern schlicht zwischen den Bonzen und den armen Schluckern. Kann immer noch funktionieren, schließlich greift es ein akutes Problem auf, extreme Überbevölkerung und die (nicht nur) daraus entstehende Schere, die deutlich auseinander geht. Blomkamp geht es sicher um diesen (nicht gerade versteckten) Subtext, aber spätestens in der zweiten Hälfte ist das nur Mittel zum Zweck. Da fliegt die Action-Kuh, was ja per se nicht negativ ist, nur wird einem die interessante Ausgangslage schnell relativ wurscht. Die Story läuft so nebenbei mit, Kritik ist überdeutlich, dafür nicht sonderlich geschickt verkauft und es schleicht sich das mulmige Gefühl ein, Blomkamp macht jetzt das, was die Geldgeber von ihm gerne sehen wollen. Spektakel, Alarm, aber bitte nicht so, dass jemand genervt den Kinosaal verlässt, weil er hier irgendwie etwas nicht verstanden hat (soll es geben, selbst bei "District 9") oder es zu wenig gescheppert hat. Das beschreibt "Elysium" tragisch treffend: Im Grundsatz keines, in der Umsetzung reines Popcorn-Kino, das sich irgendwie in der Mitte orientieren will, was jedoch kaum (oder nur sehr schwer) möglich ist.

                                      Nun steht er da, quo vadis? Genau in die Mitte. "Elysium" hat seine Ansätze, versenkt die leider so plump und oberflächlich, hat dafür ordentlich was fürs Auge, aber das würde als reiner Actionknaller ohne Sinn und Verstand wohl weniger unangenehm aufstoßen. Beides ist angenehm, nur so ein Misch-Masch ohne Richtung ist schwierig. So macht sich das Gefühl breit, das hier richtig viel drin gewesen, aber kaum was effektiv genutzt wurde. Das kostet Punkte. "Elysium" ist wunderbar anzuschauendes Sci-Fi-Action-Kino, der zu sehr zwischen den Stühlen steht, um in eine Richtung den entscheidenden Punch zu landen. So grenzwertig, das hier das (leicht obere) Mittelmaß steht, was eigentlich verdammt traurig ist. Nur eins ist sicher: Von Neill Blomkamp wird noch mehr kommen und das verdient Aufmerksamkeit, möge er nicht enttäuschen. Talent ist da, er muss wohl nur noch auspendeln, wie er mit viel Budget und dem gesunden Mittelweg umgehen muss. Stufen wir mal "Elysium" als Lernprozess ein.

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                                      • 3

                                        [...] Problematisch ist eher die Handlung. Vorhersehbar von vorne bis hinten, bloß keine Wendungen oder Abweichungen von dem glasklaren Verlauf erwarten. Das braucht doch auch keiner. Hauptsache Paul Walker, Jessica Alba und Co. dürfen ihre wohltrainierten Körper zur Schau stellen, der Rest ist Nebensache. Was sich "Into the Blue" zumindest (aber auch einzig) anrechnen lässt, die zahlreichen Unter-Wasser-Aufnahmen sind in der Tat gut gefilmt. Die Laufzeit von fast zwei Stunden ist nicht ansatzweise so knackig wie das Personal, so zieht sich das lahme Geplantsche zu allem Überfluss auch noch unnötig dahin. Selbst straffer wäre das nicht gelungen, aber zumindest schneller vorbei. Nervige Stereotypen (von ihrer Konzeption, optisch natürlich wie aus dem Ei gepellt und schön gebräunt) und eine Geschichte wie aus einer schwachen Folge "Baywatch". Da stellt sich die berechtigte Frage, warum jemand solche Filme dreht. Es ist weder spannend, noch interessant oder in irgendeiner Art unterhaltsam. Gut, wer gerne durch Bademoden-Kataloge oder Urlaubsprospekte blättert könnte das vielleicht als so was ähnliches empfinden, dann immer munter drauf los. [...]

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                                        • 5 .5

                                          Die Voraussetzungen für "Lawless" sind äußerst vielversprechend, allein der Cast ließt sich besser als bei etlichen Großproduktionen. Das es der Prohibition-Gangsterstreifen bei uns nicht in die Kinos geschafft hat, klingt daher erst einmal verwunderlich. Nach dem Ansehen weiß man dann warum. Denn so schön und interessant sich das im ersten Moment anhört, hier wurde viel verschenkt.

                                          Die Story um die unkaputtbaren Schmuggel-Brüder wird ohne echte Höhepunkte und sehr beliebig runtergespult. Ein Skript nach Schema F, das besonders an einer oberflächlichen Figurenzeichnung krankt. Am ehesten gelingt die noch beim Nesthäkchen Jack, dessen Darsteller Shia LaBoeuf auch die beste Leistung zeigt. Merkwürdig, stehen ihm doch gestandene Leute wie Tom Hardy, Jessica Chastain, Guy Pearce oder Gary Oldman zur Seite. Hardy brummt sich fast gelangweilt durch den Film, Jessica Chastian kann aus ihrer Rolle nicht viel machen, Gary Oldman läuft ab und zu mal kurz durchs Bild (warum man diesem Mann keinen ansprechenden Part geben konnte, so eine Verschwendung) und Guy Pearce dachte wohl, es handele sich hier um eine Comic-Verfilmung. Ohne Augenbrauen, dafür mit mehr Pomade als Haaren auf dem Kopf, gibt er den ultra-fiesen Kotz-Bullen und kratz mit seinem völlig überufernden Spiel nicht mehr nur an einer Karikatur. Das Charisma und die Präsenz lässt sich den Darstellern natürlich nicht nehmen, ihre Fähigkeiten werden nur nicht genutzt.

                                          Ganz anständig ausgestattet und vom Grundsatz interessant, in der Umsetzung kaum besser als 08/15. "Lawless" hat einfach keine echte Klasse, um es mit den Schwergewichten im Genre auch nur ansatzweise aufnehmen zu können. Handwerklich durchaus solide, inhaltlich mau. Zum einmaligen Ansehen geht das schon, wenn die Erwartungshaltungen reduziert werden. Am Ende bleibt so wenig haften, dass wohl nur der Cast einen daran erinnern wird, diesen Film doch schon mal gesehen zu haben. Schade, denn so viele Gangsterfilme werden heute nicht mehr auf den Markt geworfen, dieser hätte Potenzial zu deutlich mehr gehabt.

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                                          • 7 .5

                                            [...] Was besonders auffällt und "Das Leben des David Gale" zu mehr als der üblichen Suche nach der Wahrheit macht, ist seine Thematik und der offensichtliche Fingerzeig auf das Justizsystem der USA, ins besonders das der christlich-republikanisch geprägten Staaten, die die biblisch Auge-um-Auge-Rechtsprechung noch als zeitgemäß und gerechtfertigt betrachten. Als Brite kann Parker sich relativ unbefangen einen Blick auf dieses System erlauben, sein Standpunkt scheint ersichtlich, obwohl der Film keine ganz klare Position bezieht, im Sinne von überdeutlich und mit dem erhobenen Zeigefinger zu fuchteln. Das schaffte eine Film wie "Dead Man Walking" deutlicher und bewusster, oberste Priorität hat das hier nicht, ist jedoch keine bloße Randnotiz. Die Darstellung des Denkens und Handelns im Cowboy-Staat enthält genug Einzelheiten, die Standpunkt genug sind (No Hostages Will Exit). Darunter fällt dann schließlich auch das Ende des Films, welches im ersten Moment unglaubwürdig und zu extrem erscheint, bei genauerer Betrachtung einfach eine sehr konsequente Maßnahme ist, die aus der vorher erzählten und charakterisierten Handlung und Figurenzeichnung sogar als befremdlich-schlüssig erscheint. Gerade weil die Figuren und das Gesamte so genau skizziert wurden, hält es jeder Kritik stand. Ob man selbst so handeln würde, das steht nicht zur Debatte. Ob es für diese Figuren Sinn macht schon eher. Und das tut es. Und macht die Thematik sehr eindringlich. Was muss man tun, wie weit muss man gehen, was ist ein Leben wert und vor allem, wofür kann es gut sein? Selbst wenn... [...]

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                                            • 1

                                              [...] In diesem "Kultfilm" für Abende kurz vor der Alkoholvergiftung gibt es sogar ein "Staraufgebot". Ex-Serien-Grinsekater und aktuell Teilzeitstripper Ian Ziering, Trash-Bunny Tara Reid (von den Coens über Boll zu The Asylum, straffe Karriere) und - ups, was ist denn da passiert - John Heard. Muss wohl eine alte Zigeunerin überfahren oder sein Haus auf einem Indianerfriedhof gebaut haben. Die wahren Stars sind natürlich die "Haie". Also das, was Haie sein sollen. Es gibt in der Welt der C-Movies ja wirklich viele miese CGI-Effekte zu bestaunen, aber so was ist selbst dort eine Seltenheit. Ach, warum so höfflich, es ist eine Unverschämtheit. Wie der ganze Film. Sich mit seinem Dilettantismus zu brüsten und das auch noch als cool und witzig zu verhökern ist schon ziemlich dreist. Es ist zudem sehr bemerkenswert, was hier alles animiert wird. Nicht nur die Haie, die Flut oder Regen (ja, auch Wasser kostet Geld), sondern z.B. ein Autoreifen oder ein Cop auf einem Motorrad. Warum? Konnte man gerade kein Motorrad leihen, klauen oder sonst was, ist selbst das zu viel verlangt? Das musst du erst mal bringen, mein lieber Mann! Eigentlich kommt man sich die ganze Zeit vor wie in einem fünfzehn Jahre alten Videospiel, das keinen Spaß macht. Spaß. Das wäre genau das Einzige, womit der Film überhaupt punkten könnte. Die groß angekündigte Trash-Parade kommt so gar nicht in die Puschen, die Haie wirbeln erst im letzten Drittel tatsächlich durch die Luft, dafür sitzen die Protagonisten ganz oft im Auto und fahren von einem Anschlussfehler zum nächsten. Mal ist alles überflutet, zehn Meter weiter dann wieder gar nicht und dann wieder doch, mal scheint die Sonne, beim nächsten Schnitt wieder nicht, es ist kaum zu fassen. Schaut sich das hinterher eigentlich jemand an, Post-Production oder so, oder haben selbst die keinen Bock auf ihren eigenen Mist? Könnte man ja verstehen, sind ja (so munkelt man) auch nur Menschen. Oder sie sind animiert, wer weiß.... [...]

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                                              • 5 .5

                                                Der liebenswerte Dope-Ticker aus der Nachbarschaft rekrutiert den jungfräulichen Volldödel, die Landstreicherin aus dem Mülleimer und die vieeel zu tugendhafte Stripperin von nebenan für einen waghalsigen Drogen-Export aus dem freizügigen Nachbarn der USA.

                                                Erstaunlich, "Wir sind die Millers" geht von Anfang an entspannt und sympathisch rein und hält über die gesamte Laufzeit einige amüsante Szenen parat. Sah der groß angekündigte Spaß eher wie eine typisch verklemmt-spießige 08/15-Komödie mit etwas Stoff und noch mehr Peinlichkeiten aus, belehrt uns der Film eines besseren. Nur nicht viel besser.

                                                Kurzzeitig funktioniert da einiges. Wenn man die besten Szenen zusammenschneiden würde, grob 30 Minuten eine wunderbare Nummer. Dagegen stehen leider fast 90 Minuten Füllmaterial, die gerade gegen Ende hin sehr deutlich werden. So sarkastisch und grob wie die Millers gerne wären, sind sie nicht und das wird spätestens dann extrem deutlich. Am Ende regiert (total unsinnig) Friede, Freude, Space-Cookie, die nette Figurenkonstellation ist voll für den Allerwertesten, weil sich plötzlich alle voll gut leiden können und sich als Familie bestätigt fühlen, dabei wurde das Rauch-Kapital nur geliefert, nicht verdampft. Leider, da hier eine schöne Konstellation anfangs veritabel genutzt wird, einige Gags punktgenau zünden und der gewisse Komödien-Charme nicht abzusprechen ist. Nur baut die Miller-Connection so schnell ab wie die Marihuana-Plantage vor dem ersten Frost. Kurze Gag-Salven entschädigen nur geringfügig für lahme Passagen, die selbst Steilvorlagen unnütz und fahrlässig verplempern (Le Brown auf dem Highway) und im Gegenzug für merkwürdige Familien-Vereinigungen sorgen, die eigentlich nur Baustein sein sollten, plötzlich aber die befremdliche Moral vermitteln, die der Film niemals nötig hätte.

                                                Vergeigt sich im Gesamten, kann aber dafür manchmal richtig punkten, schade um das Projekt. Einmal okay - aufgrund diverser Einzelsequenzen - dann ist die Luft definitiv raus. Da wäre mehr drin gewesen. Und mal ehrlich: Wer Jennifer Aniston die Stripperin mit Herz abkauft, müsste mal dringend hinter den grünen Ohren gewaschen werden.

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                                                • 7

                                                  In Zeiten des (un)wichtigen Spektakels müssen die alten Haudegen ihre Erfahrung und Routine zur Geltung kommen lassen. Kollege Clint Eastwood wird für jedes Alterswerk (oft berechtigt) gefeiert, der nicht so aktive, aber offensichtlich lebendige Robert Redford geht da konform. "The Company You Keep" ist ein wunderbar altmodischer Gegenentwurf zum inhaltslosen Blockbusterkino der letzten Jahre. Nicht fehlerfrei, dafür so abgeklärt umgesetzt und mit einer damals wie heute wichtigen Message, die etwas dezenter ihren Zweck auch erfüllt hätte.

                                                  Redford hat wohl sein Adressbuch (eher nicht Smartphone) durchwühlt und von jung bis alt alles zusammengetrommelt, was gerade verfügbar war. Der wohl beste Cast dieses Jahres. Selbst bei kritischen Leuten (Shia LaBeouf) beweist Redford ein punktgenaues Händchen, selten war der besser. Speziell die alte Garde sorgt für herrliche Wiedererkennungsmomente (Julie Christie!), gewohnt brillante Auftritte (Richard Jenkins) und bizarre Situationen (nicht erschrecken: Es ist Nick Nolte). Der Plot ist kein gewöhnliches Mann-auf-der-Flucht-Szenario, zu viel Zeitkolorit spielt da mit und wird von einem Zeitzeugen geschickt verpackt. Redford macht klassisches Polit-Thriller-Kino, wie aus den 70ern entsprungen, verknüpft dabei jedoch moderne Elemente mit dem Stil der alten Schule. Nicht hektisch, überlegt, trotzdem durchaus rasant geht es hier zur Sache, es krankt leider zum Ende etwas.

                                                  Der famose Cast ist zweifelsohne das Prunkstück, der selbst die kleinste Szene zum Hingucker macht. Das ist so fein gespielt und inszeniert, da sehen "moderne" Thriller sehr blass aus. Redford ist als Regisseur eine Wucht, als Darsteller leider etwas fehlbesetzt. Oder zu eitel. Einen Mann, dessen Alter ersichtlich ist, sollte man nicht für diese Rolle besetzen. Seine 11jährige (!) Tochter könnte mindestens seine Enkelin sein. Nun ja, in Hollywood mahlen die Mühlen langsamer, aber stehen doch nicht still. Unglücklich.

                                                  Egal, denn was der älteste Vater der Welt hier inszenatorisch auftischt, ist großes Kino mit viel Gefühl und Kenntnis für den Stoff. Nur im letzten Drittel schwächelt ein starker Film deutlich, verliert sich in leicht überflüssigen (oder zu ausführlichen) Dialogen und drückt zu eindeutig den Daumen auf eine Thematik, die ohnehin schon glasklar war. Das Statement des Films wird zu ergiebig zelebriert, was es in seiner Aktualität und Wichtigkeit nicht schmälern soll. Statt die Spannung zu steigern verflacht "The Company You Keep" zum Ende, was vollkommen überflüssig und leicht unverständlich ist. Trotzdem, einer der besten Filme des Jahres, nur mit mehr Munition im Tank, als er letztendlich verschießt (oder verpufft).

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                                                  • 7 .5

                                                    [...] "Byzantium" ist einer der besten Blutsauger-Filme dieses Jahrtausends. Übertroffen nur noch von den (ebenfalls) ungewöhnlichen Genrevertretern "Shadow of the Vampire", "So finster die Nacht" und "Durst". Was sie alle gemeinsam haben: Sie begegnen der oft erzählten Vampirthematik auf anderen Wegen, verlassen sich nicht ausschließlich auf die gängigen Zutaten, interpretieren den Mythos eigensinnig und schaffen ihr eigenes, kleines Universum. Zudem sind es keine reinen Genrefilme, die gezielt die Horrorfanfraktion ansprechen. "Byzantium" erinnert in seiner melancholisch-sehnsüchtigen Grundstimmung am ehesten an "So finster die Nacht", mit einer augenscheinlich kleinen Prise "Twilight", wobei sich dieser Eindruck schnell zerschlägt. Während Bella und Edward sich anschmachteten und vor sich hin glitzerten, schafft Neil Jordan eine Art Coming-of-Age Tragödie mit märchenhaften Anleihen, Subtext und bittersüßen Momenten, voller Fantasie und leicht poetischer Bildsprache. [...]

                                                    [...] Nach einem interessanten - wenn auch nicht großartigen Auftakt - zündet "Byzantium" speziell in der zweiten Hälfte, wenn Jordan in Rückblende immer wieder in die Vorgeschichte der Frauen eintaucht, um das vorher Gezeigte zu untermauern und ihm seine Relevanz zu geben. Nun erfahren wir, wer Clara ist, vor allem WARUM sie die ist, die sie ist...und die sind, die sie ISST. Unterdrückung, Demütigung und Missbrauch hat sie erleiden müssen, bis sie (versehentlich) in einen Kreis vorstieß, der exklusiv der männlichen Dominanz vorbehalten war. Sie sprengt das Gefüge, bricht die Regeln und muss dafür 200 Jahre lang untertauchen. Emanzipation im Mantel des Genrefilms, ein klares Statement von Autorin Moira Buffini, die auch das zugrundeliegende Bühnenstück verfasste. Jordan setzt es (leider eben nicht) für die große Leinwand um und kann dabei seine Stärke im mystischen Bereich ausspielen. Schauderhaft schön und absolut einprägsam: Der Ursprungsort des Bösen. Eine Höhle in einem Felsmassiv, umgeben von "blutenden" Wasserfällen und Schwärmen von Fledermäusen, in dessen Inneren etwas lauert. Nicht gesichtslos, dennoch anonym. Vampire können sich nicht gegenseitig erzeugen, sie werden nur dort geschaffen, durch ES. Diese Vampire sind immun gegen Sonnenlicht, interessieren sich einen Dreck für Knoblauch und christliche Symbole, schlafen nicht in Särgen und bedienen sich als Waffe nicht ihrer Eckzähne, sie "zapfen" die Beute mit dem Fingernagel an. Viel Stilbruch, der "Byzantium" seine ganz eigene Identität gibt. [...]

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