JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 4

    Das Konzept hat was. Zu jedem Buchstaben des Alphabets serviert ein anderer Regisseur eine kurze Story über den Tod. Oder eher über ein heftiges Ableben. Und nein, das Alphabet wurde nicht kürzlich auf 22 Buchstaben reduziert, nur die FSK hat schwache Mägen und so muss die dort akzeptierte Fassung halt auf vier davon verzichten, merkt schon keiner. Horrorfans können eh nicht schreiben...

    Nette Idee, allerdings mit einem riesigen Problem: In 130 Minuten 26 "Storys" (die daher kaum als solche zu bezeichnen sind). Knapp, sehr knapp. Dadurch bleiben maximal 5 Minuten pro Episode. Sinnvoller wäre wohl eine Aufteilung auf mehrere Filme. Schwierig, in der Kürze wirklich was auf die Beine zu stellen, was leider auch nur wenigen Regisseuren gelingt. Im Prinzip funktionieren die Folgen am besten, die wie ein blutiger, morbider Sketch aufgebaut sind. Das diese Art der Filme immer mit Qualitätsschwankungen zu kämpfen haben ist logisch, nur hier ist der Prozentsatz der guten Beiträge einfach zu wenig. Eine Gesamtbewertung ist für die immer etwas unfair, aber was soll man machen? Viel ist belanglos, einiges unglaublicher Käse, weniges echt gut. Als kurze Happen zwischendurch mal gut genießbar, im Paket zu dünn. Immerhin so was wie Bewerbungsvideos für einige Talente, die definitiv erkennbar sind.

    13
    • 7

      [...] Dolan inszeniert das – wie schon erwähnt – wahnsinnig abgeklärt und der Einfluss der persönlichen Jugend ist unverkennbar. Das ist in dem Alter einfach im Detail nicht nur fiktiv erdenkbar, da müssen eigene Erfahrungen drinstecken. Manche Situationen sind von so einer emotionalen Wucht und Durchschlagskraft gespielt, geschrieben und eingefangen, dass es unglaublich packt. Dolan legt sich als Darsteller voll ins Zeug, der innere Vulkan seiner Figur ist jederzeit sichtbar und kommt mehr als einmal zu einem eindrucksvollen Ausbruch. Damit übertreibt er es nur gelegentlich etwas. Manchmal fühlt es sich an, als würde er nur schreien um des Schreiens Willen, obwohl er natürlich immer eine Menge zu erzählen oder eher anzuprangern hat. Über die gesamte Distanz deutlich besser gefällt da Anne Dorval in der Rolle seiner Mutter, die eine großartige Vorstellung bietet. Zwischen fast letargischem Hinnehmen, hilfloser Überforderung und dann doch mal ähnlich extrovertierten Ausrastern wirkt das viel ausgewogener und immer erstklassig. Die rein technische Inszenierung ist da eher die große Stärke von Dolan, da wirkt vieles wie von einem etablierten Fachmann, der er damals defacto einfach noch nicht sein konnte. Er zeigt hier schon, dass er viel Wert auf eine künstlerisch anspruchsvolle Darstellung legt, was ihm im insgesamt auch gelingt, manchmal nur leicht erzwungen wirkend und nicht immer mit der nötigen erzählerischen Substanz dahinter. Arthaus in der Probe. Sieht schon richtig aus, könnte nur noch mehr Klasse beinhalten, in Form eines hervorragenden Skripts. Auch da ist vieles schon verdammt gut, nur etwas punktgenauer, präzieser und aussagekräftiger könnte das schon sein. Das ist allerdings Meckern auf recht hohem Niveau, besonders im Hinblick auf so ein Frühwerk. Talent hat Monsieur Dolan in jedem seiner drei zu beackernden Feldern, keine Frage, und er ruft es hier schon sehr respektabel ab. [...]

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      • 7 .5

        [...] Stromberg lebt und fällt mit Husemann und Herbst, die sich noch mal richtig ins Zeug legen. Herbst scheint eh über die Jahre mit seiner Figur verschmolzen zu sein, die kleinsten Gestiken und Mimiken sind in Fleisch und Blut übergegangen. Merkt er eigentlich noch, wann er sich nervös an der Krawatte zupft oder sein peinlich-rettendes Schnauben a.k.a. Lachen rausgrunzt? Sollte man annehmen, aber wer weiß... Husemann hat fleißig böse Oneliner gesammelt und haut sie punktgenau auf die Zwölf. Nur die (in dem Fall epische) Länge kommt ihm manchmal in die Quere. Da kann nicht alles großartig sein, die Story an sich hat minimale Hänger und wäre unter anderen Voraussetzungen wohl auch nicht der Bringer. Dennoch vergehen zwei Stunden erstaunlich schnell und amüsant, sind manchmal erschlagend komisch, wenn auch nur für den Moment. Die Figuren werden jedoch alles liebevoll „zu Grabe getragen“, alles wirkt rund, geschlossen und seinen Witz verliert „Stromberg: Der Film“ eigentlich nie. Wenn es passt, passt es wunderbar und homogen. Wenn was nicht so passt, ist das egal. Ehrlich. [...]

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        • 9

          [...] Die Kamera folgt bis auf eine einzige, kurze Szene ausschließlich Randy, lässt uns in vielen Momenten sogar direkt über seine Schulter blicken und somit mitten in die Überreste seiner Existenz. Einst ein gefeierter Held, nun ein gebrochener Mann. Körperlich am Ende, mit Narben übersät, auf einem Ohr taub. Trotzdem steigt er jedes Wochenende wieder in den Ring, schindet sich für ein paar lumpige Dollar in einer winzigen Sporthalle, lässt sich in blutigen Fights mit Stacheldraht und Tackern verunstalten, nur für diese kurzen Momente des Ruhms, die ihm das Leben da draußen nicht bieten kann. Dort ist er ein Niemand, der belächelt wird, in einem Trailer haust und alles verloren hat, was er jemals hatte. Dieses Szenario wird ungeschminkt reale aufgezeigt, ohne künstliches Tam-Tam und bewusst sehr nüchtern, manchmal extrem langsam und ruhig vorgetragen, um dann wieder in physisch grandios choreographierten Ring-Schlachten und emotionalen Momente zu explodieren, die – und gerade das ist so wunderbar – nicht pathetisch, kitschig oder aufdringlich ausgeschlachtet werden, sondern in ihrer perfekten Inszenierung, empathischen und darstellerischen Wucht so einschlagen wie ein Power-Slam. Es kommt nicht zu aufgeblasenen Gefühls-Duselein, dafür zu ergreifenden, klug beobachteten und punktgenau eingefangenen wie geschriebenen Momenten, die eine Gänsehaut erzeugen. Von der schauderhaften „Autogrammstunde der Legenden“, die einer Bettelstunde eines Veteranen-Lazaretts gleichkommt, dem zu tiefst ergreifenden Gespräch zwischen Vater und Tochter in den Ruinen der glücklichen Zeit, dem „Einmarsch“ an die Feinkosttheke, dem letzten Blick zurück und dem perfekten Schlusspunkt, der lange nachwirkt. Das alles ist ganz großes, kleines Kino, welches nicht verschönt und nichts übertreibt und dabei so ehrlich und berührend ist, wie es die großen Hollywood-Produktionen niemals schaffen (können?). [...]

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          • Sehr schöner Text. Besonders deiner Anerkennung für Zombies H2 gefällt mir, vielleicht der verkannteste Horrorfilm dieses Jahrtausend. Eine Frage hätte ich aber: Du nennst "Nackt und zerfleischt" in einem bestimmten Zusammenhang: "Diese Filme sind im Grunde gar keine Filme, sie verfolgen keinerlei Absicht außer dem Höherlegen der Messlatte für Grausamkeiten und Perversionen". Gilt das in deinen Augen auch für ihn?

            4
            • 3

              [...] Obwohl sich James Wan bei seinem Erstling ausschließlich an altbekannten und wohlerprobten Genre-Versatzstücken bediente, funktionierte da (zumindest in der ersten Hälfte) die Umsetzung sehr präzise. Da existierte lange Zeit eine unbehagliche Grundspannung und Wan setzte seine Schockmomente mit einem eiskalten Timing hervorragend in Szene. So etwas wie Grundspannung ist hier gar nicht existent, nicht mal im Ansatz. Da der Zuschauer einen viel zu großen Wissensvorsprung hat und die Ereignisse aus Teil 1 ja nun schlicht fortgeführt werden, gibt es keine Geheimisse mehr. Wan und sein Buddy Leigh Whannell kopieren sich gelangweilt selber, können überhaupt keine Akzente mehr setzen und selbst das handwerkliche Geschick scheint Wan am Set von „Conjuring“ liegen gelassen zu haben. Da funktioniert nichts mehr. Die wenigen Momente, die eventuell zum Aufzucken gedacht waren, verpuffen komplett. Ob es so eine gute Idee gewesen ist, gleich zwei thematisch ähnliche Filme kurz hintereinander auf den Markt zu schmeissen, wenn man den qualitativen Unterschied schon bei den grundliegenden Dingen sieht...[...]

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              • 6
                über Sabata

                „Sabata“ war zu seiner Zeit sehr erfolgreich und zog zwei Fortsetzungen nach sich. Der Film genießt einen gwissen Kultstatus, dem er ehrlich gesagt jedoch nicht wirklich gerecht wird. Dafür bietet er schlicht zu wenig bemerkenswerte Momente und kann eigentlich nur eine richtig große Stärke für sich verbuchen: Hauptdarsteller Lee Van Cleef. Eines der unverwechselbaren Gesichter des Italo-Westerns, erst spät durch Sergio Leone zum Star des Genres gemacht, der mit seinem eindrucksvollen Charisma und seiner Leinwandpräsenz auch hier die Show dominiert. Neben ihm können durchaus auch William Berger als schlitzohriger Bandit Banjo und Franco Ressel als schmieriger Gauner Stengel überzeugen, Van Cleef gehört jedoch eindeutig der Film.

                Schade, dass „Sabata“ sich trotz einer ansprechenden Inszenierung und einem gelungenen Finale lange nicht wirklich zünden mag. Der gelegentlich eingestreute Humor wirkt eher unpassend und leicht nervig, ebenso der fette Sidekick. Langeweile kommt zwar nicht auf, dafür hat Sabata eigentlich immer genug Schurken zum abknallen vor der Flinte, allerdings sind weder Story noch Ablauf besonders spektakulär. Es fehlen diese Ideen, diese Momente, die die großen Vertreter des Genres bis heute auszeichnen. Ganz nett ist das „Arbeitswerkzeug“ von Banjo, mehr dieser Einfälle und die Sache sehe wohl ganz anders aus. Etwas mehr Dreck und Boshaftigkeit hätte sicher nicht geschadet. So wirkt der Film an vielen Stellen zu austauschbar, fast schon etwas brav, trotz rauchender Schießeisen und etlichen Leichen. Das ist souverän abgedrehter Standard, der sein Potenzial nicht so recht abrufen mag.

                Trotzdem kein schlechter Film. Fans des Genres finden sicher Gefallen an ihm und werden ganz nett unterhalten. Mehr ist es dann leider nicht. Wer einen besseren Van Cleef-Western sehen will, sollte neben den Leone-Filmen zu dem weit weniger bekannten, dafür deutlich besseren „Der Gehetzte der Sierra Madre“ greifen, der weniger Shoot-Outs, dafür eine klar stärkere Geschichte zu bieten hat. Solide, ohne seinen Ruf zu bestätigen.

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                • 8 .5

                  [...] “Die Klapperschlange“ ist Capenter-Kino in Perfektion. Minimalste, düster ausgeleuchtete Sets wirken wie ein ganzer Stadtteil, hinter jeder Ecke könnte wieder ein Menschenfresser oder anderes Gesocks lauern, apokalyptisches, extrem böses Sci-Fi-Kino auf einem Höhepunkt seiner Zeit. Getragen von einem einäugigen Anti-Held in einem der besten Szenarios, was liebevolles B-Kino jemals bieten konnte. So düster und druckvoll wurde Carpenter nur noch ein einziges Mal später, dann nie wieder. „Die Klapperschlange“ hat nicht nur eine hervorragende Idee, sondern spielt sie so konsequent aus, das es sich kaum glauben lässt, was mit John Carpenter später passieren sollte. Seine Fortsetzung „Flucht aus L.A.“ war so beschämend und unnötig, schlimm und traurig. Das ist ein Klassiker, dunkel und bedrohlich, wüst und anarchistisch. Carpenter lässt alle seine Muskeln spielen, macht aus einer kleinen Produktion ein Relikt für die Ewigkeit, prägte das Genre-Kino enorm. Viel besser geht so was nicht und in Anbetracht oder eher Androhung eines Remakes müsste es jedem Filmfreund Angst und Bange werden. Manche Werke dürfen nicht angetastet werden, „Die Klapperschlange“ gehört in diesen elitären Kreis. Ein unfassbar einnehmendes Szenario, perfekt vorgetragen, zynisch und dicht vermengt. Klassiker und Meisterwerk von einem Mann, der seiner Zeit weit voraus war und irgendwann nicht mehr den Anschluss gefunden hat, warum auch immer. [...]

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                  • 7 .5

                    [...] Regisseur Abel Ferrara sagte mal über Christopher Walken (sinngemäß), er hätte mehr Talent im kleinen Finger als die meisten Darsteller überhaupt. Stimmt schon und wenn man das hier sieht ist es nur zu verständlich, das Walken in vielen Filmen von Ferrara spielte. Er ist der King of New York, ohne Frage. Eine erhabene Performance, von der kleinsten Nuance bis zum gesamten Auftreten. Ferrara zeigt in seiner Gossen-Oper die schmutzigen Seiten des Big Apple, zwischen Prunk und brennenden Mülltonnen, zwischen Gangsta-Rap und Streichkonzert. Über allem schwebt der eiskalte Frank White, der König zwischen Tag und Nacht, unglaublich verkörpert von Christopher Walken.

                    „Room-Service, jetzt wird abgeräumt.“

                    Ferarra setzt voll auf die Ausstrahlung seines Zugpferdes und fängt jede minimale Mimik und Gestik gezielt ein, was bei einem Walken in Bestform keine dumme Wahl ist. So dominant wie hier war er selten, das will schon was heißen. Auch Ferrara war selten so drastisch, er kennt keine Kompromisse, die Gewalt wird schonungslos und explizit vorgetragen. Seine Ballade der Unterwelt wird wunderschön und eiskalt zelebriert, weshalb dieser Film lange nicht ungeschnitten in Deutschland erhältlich war. Von Gangster-Romantik weit entfernt wird das Verbrechen nie glorifiziert, sondern in seiner ganzen Brutalität aufgezeigt. Ein moderner Film Noir in New York, mit Stallgeruch und einem großen Ensemble an bekannten Darstellern, die bis auf Walken damals alle noch nicht sehr bekannt waren. [...]

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                    • 6 .5

                      [...] Unantastbar ist dabei To’s formal einwandfreie Inszenierung. Kühl und elegant bebildert, passend akustisch unterlegt, pulsierend und der dichten Stimmung angepasst. Zum finalen Showdown zeigt der Regisseur, warum er einen gewissen Ruf genießt, mit vollem Recht. Gnaden- und kompromisslos setzt er einen harten Schlusspunkt, exzellent arangiert und umgesetzt. Ein hervorragend getimtes, enorm straffes Kugel-Gewitter, allein diese Sequenzen lohnen schon das Ansehen. Leider – das ist der Knackpunkt – ist das Skript bei weitem nicht so gut wie die Inszenierung seines Regisseurs. Die steht außer Konkurrenz. Es wird rein gar nichts Neues erzählt, zu oft hat man vergleichbare Ware schon aufgetischt bekommen, wirklich bemerkenswerte Punkte fehlen einfach. Es wird nie uninteressant oder gar langweilig, kann allerdings lange kein ausschlaggebendes Argument liefern, warum man „Drug War“ sehen sollte. Das läuft alles brauchbar durch, setzt aber keine Akzente. Ohne seinen Schlussspurt wäre das schön gefilmter Durchschnitt. Aber dann...

                      ...tja, dann geht die Post ab. 20 Minuten lang ist das so großartig, sagenhaft packend und drückt dem hoffnungslosen Kampf gegen den Drogenhandel einen zynischen, wuchtigen Stempel auf. Gewinner gibt es nicht, nur Verlierer, Tod und Elend. „Drug War“ wäre, wenn er denn über die gesamte Zeit so reinhauen würde, ein echtes Erlebnis. [...]

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                      • 8 .5

                        [...] Pasolini zelebriert den kranken Exzess, von Lust, Zwang bis zum Inzest, pervers und kontrovers bis zum Anschlag. Ähnlich verstörend wie „Nackt und zerfleischt“, der ebenso verteufelt wurde, weil er Grenzen auslotete und exakt so schlimm wie kunstvoll-durchdacht auf dem hauchdünnen Grat von Skandal und Kunst tanzte. Der Teufel bekommt ein widerwertiges Gesicht, pisst dir in das Selbige und feiert sich selbst, in Anbetracht der Niederlage, die allgegenwärtig ist. Das letzte, abartig-kontroverse Aufbäumen einer bösen Ideologie, welche Gott sei Dank besiegt wurde. Pasolini gewährt uns einen kurzen, dabei wohl sehr treffenden Einblick in ein schlimmes Weltbild aus devoter Dominanz, erniedrigender Selbstherrlichkeit und grausamen Machtmissbrauch, der eigentlich schon lange kapitulieren müsste. Aber die letzten Tage des Chaos, der Anarchie, der Gewalt, werden so exzessiv ausgekostet, als würde es kein Morgen mehr geben.

                        „Salò“ ist Kino, das an die Grenzen geht, dabei immer bedacht und selbst in seiner Extreme niemals zu schlimm, denn man muss einfach als Vergleich bereithalten, was dem absurden, menschen-verachtenden Spektakel vorausging. Und das ist nur ein Bruchteil von dem, was Pasolini uns in seiner ungeschminkten Pracht vor Augen führt. [...]

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                        • 8

                          [...] Diese ganze „halbstarke“ Szene mag auf uns heute wirken wie Lappen in Lederjacken und mit schmierigen Haaren, nur damals waren das tatsächlich Rebellen gegen ihre Eltern, die entweder durch den Krieg gefallen, gehärtet oder weichgespült wurden. Die heile Welt der lahmen 50er wurde schon durch knatternde Motoren und lässige Kleidung so torpediert, heute kaum denkbar. Deshalb hat dieser Film, trotz (verhältnismäßig) heutiger leicht harmlos wirkender Handlung, damals so ins Schwarze getroffen. So harmlos ja nicht mal, denn was da passiert, ist zeitlos. Ein junger Mann ist angeödet und frustriert durch das Elternhaus, das ihm grundsätzlich alles bieten kann, nur nicht essentiell. Der Vater ist kein Vorbild, die Mutter ist ein Hausdrachen, wohin mit der Identität?

                          Da bist du nun, ein damals „schwieriger“ Jugendlicher, mit den sonst so selbstverständlichen Streben nach Autonomität, mit dem natürlichen Drang nach der Selbstfindung, was uns heute als natürliches Gut gegeben sein sollte, damals aber (teilweise) als Rebellion aufgefasst wurde. Das kann/muss ganz anders aufgefasst werden, das kann/muss eskalieren (in dieser extremen Form), das ist ein Film, der NUR in seinem zeitlichen Kontext und den entsprechenden Voraussetzungen so unglaublich einschlagen kann. Aber das hat er, das macht er immer noch, wenn man dafür offen ist. Mal abgesehen von dem Kultstatus um James Dean. Sicherlich eine der jungen Charakterköpfe seiner Zeit und auf dem Weg nach ganz oben, nur wenn, war er hier nicht auf seinem (nie messbaren) Höhepunkt. Er hat das Gesicht, die Ausstrahlung und das Talent, aber mehr werden wir nie erfahren. Nicht böse gemeint, aber eine Tatsache. [...]

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                          • 3

                            Zumindest eines lässt sich „Hatchet III“ nicht vorwerfen: Hier wird wenig Zeit verschwendet. Ließ sich beim direkten Vorgänger das noch sehr kritisieren, geht Regisseur BJ McDonnell (der Adam Green ablöst) nun von Beginn an in die Vollen. Es wird gehackt, zerrissen und zertrümmert was das Zeug hält. Müsste Teil 3 dann nicht eigentlich besser sein als der Zweite? Nein, leider nicht. Denn da war das Schlachtfest, wenn es denn endlich losging, zumindest teilweise recht witzig und konnte mit zumindest zwei, drei makaber-lustigen Ideen auffahren. „Hatchet III“ wirkt in seinem sich immer wiederholenden Blutrausch sehr einfallslos, ermüdet sogar, obwohl immer irgendwas (oder eher irgendwer) zu Kleinholz verarbeitet wird und das Blut kübelweise spritzt. Da fehlt es an dem Mindestmaß an Kreativiät. Der 28. abgerissene Schädel ist einfach öde.

                            Einzige nette Mini-Momente: Derek Mears (Jason Vorhees-Darsteller aus Bay’s „Freitag, der 13.“) tritt als Jäger von Victor Crowley auf (Kane Hodder, Jason Vorhees ab Teil 7 der Original-Reihe) und eine weitere, ganz witzige Besetzungsidee (Stichwort: Asiaten sehen alle gleich aus). Das wars. Alles andere ist ein monotone Matschepampe, den sich wirklich nur noch die ganz harte Gore-Front geben kann, wenn sonst nichts mehr interessiert. Sollte die Reihe doch noch fortgesetzt werden, muss da dringend was passieren, das war echt viel zu wenig.

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                            • 4

                              „Hatchet“ funktionierte 2006 erstaunlich solide, da Adam Green mit sichtlicher Hingabe sich im Fundus des 80er-Jahre-Slashers bediente, dessen altbekannte Schwächen freudig zitierte und mit grober Selbstironie sogar als Stärke seiner Retro-Blutwurst verkaufte. Doof, aber lustig. So einfach kann das sein. Das Sequel scheint eigentlich genau den richtigen Weg zu gehen. Direkt setzt es an den Erstling an, das Final Girl wird lediglich gegen Horror-Däumelinchen Danielle Harris ausgetauscht. Also kein dummes Vorgeplänkel, direkt in denn Sumpf mit Victor Crowly, immer munter drauf los. Denkste, denn dann begeht Adam Green einen ganz entscheidenden Fehler.

                              Er lässt seine Protagonistin raus aus den Sümpfen und nun muss sich der Zuschauer durch eine unnütze Einleitung quälen, die ausführlich die Vorgeschichte des Tumor-Haufens beleuchtet, mehr als die Hälfte der 80 Minuten Laufzeit einnimmt und ganz auf seinen hässlichen Wüterich verzichtet. Über 50 Minuten, - also gut ¾ des gesamten Films – lässt Victor auf sich warten. Bis dahin gibt es peinliche Humoreinlagen, die im Vorgänger noch erfrischend blöd wirkten, hier nur gezwungen und albern. Eine „Story“ oder was auch immer hier rudimentär erzählt wird, hätte es überhaupt nicht gebraucht. So zieht sich der Kram endlos und ist eigentlich schon durchgefallen.

                              Immerhin: Wenn Victor dann loslegt gibt es vereinzelte Momente, die Spaß machen und an die rasante zweite Hälfte des Originals erinnern. Ein Nümmerchen im Sumpf endet abrupt und absurd-witzig, Crowley zerlegt dumme Jäger mit einer gigantischen Kettensäge, gegen den der Phallus-Prügel von Leatherface aus „The Texas Chainsaw Massacre 2“ wie eine Laubsäge aussieht und ein kurzer Endfight zwischen den Genre-Ikonen Tony Todd und Kane Hodder mit drastischem Finishing-Move. Problem: Würde man das zusammenschneiden, käme man auf vielleicht 10 Minuten (höchstens). Das als Clip hätte mehr Unterhaltungswert. Der Rest ist sehr zweckdienlich hingerotzt. Nur bei den extremen Gore-Einlagen scheint Adam Green voll einer abzugehen, alles andere muss halt gemacht werden. Wer sich 80 Minuten ansieht, um ein halbes Dutzend deftiger Schweinerein zu bejubeln (alles gequetscht auf 25 Minuten und nur die Hälfte davon unterhaltsam), kann wohl Spaß haben. Wem das nicht reicht, auslassen.

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                              • 4

                                [...] Wie sein Protagonist wirkt das Skript von Matt Drake fast über die gesamte Laufzeit sehr planlos und lässt sich, ihn und uns mit gezwungener Leichtfüssigkeit durch die Bukarester Nacht taumeln. In erster Linie eine Romanze zweier trauriger Außenseiter, die aufgrund ihrer sozialen und gesellschaftlichen Defizite wie geschaffen für einander scheinen, aber selbstredend ist das in so einem Film alles nicht so einfach. Gut und schön, ist allerdings lange nicht so besonders wie es wohl gerne wäre, auch davon gibt es reichlich ähnliche Kollegen mit mehr Strahlkraft und besonders Inhalt. Zu unentschlossen schmückt sich die träumerisch-melancholische Geschichte dazu mit halbgaren Fantasy-Einlagen, klobig eingestreuten und nicht gerade zündenden Humor-Spritzern (Rupert Grint mit Dauerlatte, na ja...) und harter Gangsterthematik, welche das Finale dann dominiert. Da kommt wenigstens mal etwas Pepp in die vor sich hin blubbernde Handlung und es gelingt zumindest eine wirklich rundum gelungene Sequenz (die Verfolgungsjagd, mit einem grandiosen Track von Moby). [...]

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                                • 2 .5

                                  [...] Im ersten Drittel könnte man noch leichte Hoffnung haben, das Szenario hat zweifelsfrei seinen Reiz. Wenn der stoisch-coole, dabei natürlich grenzenlos unterforderte Denzel Washington als post-apokalyptischer Wandervogel durch das Ödland streift, sich eine Frühstücks-Katze jagt und hungrige Kannibalen-Wegelagerer ohne große Anstrengung und minimalen Bewegungsaufwand zu Hackepeter verarbeitet schreit das zwar nicht nach einem richtig guten Film, aber immerhin nach etwas kurzweiliger Unterhaltung. Da hält der fromme Eli – der christliche Nächstenliebe im Zweifelsfall gerne mal mit dem Kampfmesser predigt – auch meistens noch die Klappe. Wenn sich dem Zuschauer später offenbart, was er eigentlich vorhat, was er wie einen kostbaren Schatz mit sich rumschleppt und wieso er das alles macht, wird’s peinlich. Aber nicht zu knapp. Nicht zu vergessen, dass natürlich auch der schurkige Ober-Schurke (vom Schurken-König Nummer 1 Gary Oldman zumindest stellenweise ganz ordentlich verkörpert, wenn man ihn noch ernst nehmen kann) wie der Teufel hinter diesem Artefakt her ist, denn NATÜRLICH ist DAS der Schlüssel zur unendlichen Macht und der Herrschaft über die Welt. Ja klar, was auch sonst...oh je, was für ein verblendeter, schwülstiger Religions-Propaganda-Unfug, der einem diesen Unsinn so ungeniert und bierernst-selbstverständlich auftischt, in gewissen Teilen der USA – wo Gottesdienste dreimal täglich in einem Zelt, inklusive Wunderheilungen von Krüppeln stattfinden – sind wohl die Leute vor Glückseligkeit auf die Knie gefallen. Grauenhaft. [...]

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                                  • War nur eine Frage der Zeit. Glückwunsch. :)

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                                    • 8

                                      [...] "Irgendwas ist in dem Nebel..."

                                      Mit dem Nebel kommt die Angst, den Figuren wird so schleichend das Fürchten gelehrt wie dem Zuschauer. In der kürze der Laufzeit entstehen natürlich keinerlei Längen, jede Minute ist eine geschickt konstruierte Geisterbahn vor eigentlich idyllischer Kulisse...solange die Sicht klar ist. Die Angst vor dem Unbekannten, alten Legenden, dem Schicksal, der Erblast, dem Grauen aus dem nicht Sichtbaren...Carpenter spielt das alles aus, inszeniert es im Rahmen seiner Möglichkeiten außergewöhnlich, baut seine Bedrohung so geschickt auf, das können heute nur wenige (oder wer überhaupt?) Der Cast ist für so ein Projekt sogar mehr als beachtlich, wobei John im eigenen Teich angelt. Nancy Loomis und Charles Cyphers waren schon bei „Assault – Anschlag bei Nacht“, sowie bei „Halloween – Die Nacht des Grauens“ an Bord, Jamie Lee Curtis stieß dann dazu. Ihre Mutter und Film-Legende Janet Leigh („Im Zeichen des Bösen“, „Psycho“) mischt nun auch mit, der großartige Hal Holbrook spielt den Priester mit dem schlechten Gewissen und selbst der Meister himself hat einen kurzen Cameo-Auftritt (ganz am Anfang). Nur am Rande, denn letztendlich ist das gar nicht so relevant.

                                      Viel wichtiger ist bei „The Fog“ seine Grundstimmung, seine unglaubliche Bedrohung, das Böse in Lauerstellung. Erstaunlich, dass sich dieser Regisseur nie wieder an typische Geistergeschichten wagte, denn er beherrscht das spielend und wahnsinnig geschickt. Das ist nicht immer auf dem Niveau eines unsterblichen Klassikers, aber auf dem Niveau eines kleinen Klassikers. Als solcher darf „The Fog“ ohne Frage bezeichnet werden. Low-Budget-Geisterstunde von einem damaligen Wunderkind. Kleine Schwächen sind verziehen, so was würde man sich heute händeringend wünschen. Warum John Carpenter einer der wichtigsten Regisseure des letzten Jahrhunderts war, ein weiterer (und nicht mal der wichtigste) Beweis. Gespenstisch, dicht wie Hechtsuppe, mit spitzen Haken. Wunderbar.

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                                      • 4 .5
                                        über V/H/S 2

                                        Nach dem Erfolg (in Genre-Kreisen) des Episoden-Found-Footage-Streifens „V/H/S“ folgte die (logische) Fortsetzung „S-VHS“ a.k.a. „V/H/S 2“. Das Prinzip bleibt gleich. Kurze Horror-Storys im Wackelkamera-Stil, verbunden durch eine zweckdienliche, nebensächliche Rahmenhandlung. Das gerade in dem Genre in relativ kurzer Zeit tatsächlich etwas möglich ist, bewies die legendäre Serie „Tales from the Crypt“ Ende der 80er, Anfang der 90er sehr eindrucksvoll. Potenzial ist somit gegeben und auch bei „S-V/H/S“ finden sich immer wieder Punkte, die einen gewissen Reiz haben. In jeder der vier Episoden (die Rahmenhandlung ausgeklammert, das ist einfach dünner Klebstoff), nur in einigen sehr gering und deutliche Defizite haben sie alle. Solche Filme – verschiedene Storys von verschiedenen Machern, alles zusammengeworfen – zu beurteilen ist selten leicht, da Licht und Schatten sich in der Regel wie beim Staffellauf den Stab in die Hand geben. Da ist mal was recht gut, mal was eher gar nicht, trotzdem steht am Ende ein Fazit. Leicht unfair für die gelungenen Situationen und Ideen, aber ist nun mal so.

                                        Auch „S-VHS“ ist teilweise gar nicht schlecht, nur der größere Anteil eher verzichtbar. Deshalb muss ins Detail gegangen werden:

                                        - Tape 49.
                                        Die Rahmenhandlung, nicht weiter erwähnenswert. Nur zur Bindung angerührt und lässt am Ende auch noch einiges offen, vollkommen egal.

                                        - Phase I Chlinical Trials.
                                        Einem Mann wird nach einem Unfall ein künstliches, voll funktionsfähiges Auge eingesetzt. Da ein Prototyp, wird eine Kamera installiert, um die Resultate zu dokumentieren. Nun sieht der Kerl allerdings böse Geister und bekommt mächtig Streß.

                                        Erinnert an „Paranormal Activity“, setzt auf jump-scares und ist von der Handlung so dünn wie Pergamentpapier. Ist gar nicht schlecht gefilmt, nutzt das Found-Footage-Prinzip durch die Idee halbwegs sinnvoll, lässt mal kurz aufzucken. Sonst ein grober Anriss einer Geschichte, die auch in längerer Ausgabe wohl nicht richtig überzeugen könnte.

                                        - A Ride in the Park.
                                        Ein Biker (mit Helmkamera) wird von einem Zombie gebissen, mutiert selbst und hält seinen Blutrausch auf Video fest. Handlung quasi nicht vorhanden, dafür die einzige Episode, die blutroten Humor enthält. Nix mit jump-scares, das ist Zombie-Splatter mit Anlauf. Deftiger Gore, wie in dem Genre üblich, allerdings mit dieser netten Idee, alles aus der Ego-Perspektive eines Frisch-Fleisch-Liebhabers zu sehen. Hat wenig zu erzählen, saut tierisch rum, hat aber irgendwie Witz und eine ungewöhnliche (Genre)Schluss-Pointe. Trotzdem, eine Geschichte ist das eher nicht, nur ein Fragment.

                                        - Safe Haven.
                                        Die Story von Timo Tjahjanto und Gareth Huw Evans kann am ehesten überzeugen. Die längste der vier Episoden bietet als einzige ein echtes Gerüst, sprich Einleitung, Hauptteil, Schluss, wenn natürlich im Zeitraffer. Zudem die beste Handlung generell. Das wäre wirklich Stoff für einen abendfüllenden Spielfilm. Von seinem Gore-Anteil stellt das selbst den Zombie-Splatter locker in den Schatten, was allerdings auch ein Dorn im Auge ist. So übel wie hier (und diesmal nicht als Spaß) gewütet wird, ist schon harter Tobak. Wäre eigentlich gar nicht nötig, denn das „kleine Finale“ hat an sich so eine gute Voraussetzung und packende Atmosphäre, der brutale Amoklauf wirkt wie ein Zugeständnis an die Blutwurst-Fraktion und dreht dabei so richtig durch. Teilweise etwas sehr heftig und blutdurstig. Die letzte Szene wirkt dann noch so unpassend albern (im Vergleich zum Rest), macht leider einiges kaputt. Schade, an sich steckt da das meiste Potenzial.

                                        - Slumber Party Alien Abduction.
                                        Teenies haben sturmfreie Bude und bekommen ungebetenen Besuch von Aliens. Mehr ist auch nicht. Technisch gar nicht schlecht vorgeführt, that’s it. Die klassischen Alien-Figuren mit großen Augen, Birnen-Schädel und ganzkörper-rasiert jagen Kinder durch Haus, See und Schäune, dann ist Schluss. Na ja...

                                        Am Ende darf die Grundstory einen doofen Schlusspunkt setzten, das ist „S-VHS“. Was bleibt? Nicht so viel. Story 1 & 4 sind handwerklich ganz okay, aber eher egal. Story 2 deftig und ganz witzig, viel passiert da jedoch nicht. Story 3 hat Potenzial und kann es zum Teil nutzen, ist (und wäre eigenständig eindeutig) wohl einen Blick wert. Insgesamt hat der Streifen seine Momente – sogar die schwachen Episoden – aber zusammen ist das nicht so richtig überzeugend. Mehr Schatten als Licht. Für Gore-Fanatiker (in der Uncut-Fassung) sicher interessant, wem das nicht reicht, kann sich nur an Teilaspekten erfreuen. Leider am Ende eher unter dem Strich. Wenn speziell Story 1, 4 und das Gerüst nicht so wurscht wären, sicher ein insgesamt (viel) besserer Film.

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                                        • 5 .5

                                          [...] Punkten kann dieses altmodische Schauerstück ganz klar durch seinen Flair. Dabei kommen ihm seine begrenzten Möglichkeiten sogar positiv zugute. Die wenigen Kulissen – alles natürlich unverkennbar rein im Studio gedreht – können in Kombination mit der ausgiebig genutzten Nebelmaschine eine fast schon beengte, schön kompakte Grundstimmung erzeugen. Das wirkt in der Tat, trotz des leicht billigen Looks, irgendwie bedrohlich und sehr dicht. Die dazugehörige Geschichte hat den Reiz alter Horrorfilme, absolut Potenzial und der Cast ist passend gewählt. Star des Films (obwohl nicht Hauptdarsteller) ist selbstredend die Ikone Christopher Lee. Sein stechender Blick, seine donnernde Stimme und seine phänomenale Aura sind so einmalig, der Mann veredelt jeden Film, der sich mit seinem Charakterkopf schmücken darf. Doch auch die restliche Besetzung, speziell die optisch befremdlichen Dorfbewohner, kann sich durchaus sehen lassen. Was die Atmosphäre und Grundlage anbelangt, ist der Film für Genre-Freunde eine recht gute Wahl.

                                          Das Problem dabei: Die Story wird viel zu schlicht und arm an Höhepunkten erzählt. Vergleichbare Werke – auch aus dieser Zeit – können da mehr packen. Schöne Stimmung hin oder her, insgesamt plätschert das Ganze irgendwie so dahin. Längen sind zwar absolut ausgeschlossen, dafür ist es mit seinen epischen 75 Minuten einfach zu kurz. Könnte man als positiv sehen, doch so bleibt natürlich auch nur Zeit für das Nötigste. Wenn der Film länger wäre, hätte eventuell die Story mehr Möglichkeiten zur Entfalltung gehabt. Oder es würde langweilig werden, schwer zu sagen. Allgemein wirkt das Werk zu hastig und eingeschränkt runtergekurbelt, wobei sich im Rahmen seiner Möglichkeiten schon Mühe gegeben wurde. Tja, schwierig zu beurteilen, da die Vorzüge das Gesamtprodukt schon sympathisch und interessant machen, nur fehlt dann das gewisse Etwas und die Abnutzungserscheinungen sind zu deutlich. [...]

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                                          • 6 .5

                                            [...] Bedacht entwickelt „The Game“ einen kribbeligen Spannungsbogen, baut nicht auf urplötzlich herbeigeführte Tempo-Thrills, sondern lässt seinen zunächst so unnahbaren Protagonisten langsam in seine persönliche Hölle schlittern, die in erster Linie aus dem Verlust der totalen Kontrolle besteht. Wenn ihm bewusst wird, wie hilflos er dem Treiben ausgeliefert ist, wie sehr er als Marionette in einem unberechenbaren Real-Life-Theater gefangen ist und ihm zusehends seine als selbstverständlich erachtete Dominanz aus den Händen gleitet, bröckelt die steinharte Fassade des Alphamännchens nicht nur, sie gleicht bald einem Trümmerfeld. Van Orten – hervorragend von Michael Douglas verkörpert – wird vom Raub –zum Fluchttier und der Zuschauer darf sich wie er immer wieder die Frage stellen, wann er sich in einem „sicheren“ Spiel befindet, wann nicht (mehr) oder ob er von vornherein in etwas hinein geraten ist, was nichts damit zu tun hat. Lässt man sich darauf ein, kann „The Game“ enorm fesseln, auch wenn die Spannung manchmal etwas zu sehr auf leisen Sohlen schleicht. Worauf das Ganze hinaus laufen könnte deutet sich immer mal wieder an, doch bis kurz vor Schluss scheint jede Option noch möglich. Nur gerade und tragischerweise in seinem Finale lässt „The Game“ so unbefriedigend die Hosen runter, dass es einen leider die vorher aufgebaute Stimmung rückwirkend leicht zerstört. [...]

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                                            • 5 .5

                                              Hübsche, frisch gebackene Single-Dame mit pothässlicher Frisur, aber knackigem Popo im Mondschein, sucht schüchterndes Mauerblümchen mit Dachschaden.

                                              Angenehme, simpel-effiziente Thriller-Konstruktur mit sehr guten Darstellerinnen, nur etwas schwach gewürzt. Barbet Schroeder macht aus der Grundlage ein unspektakulär inszeniertes und zu vorhersehbares Klischee-Theater, bei dem eigentlich schon beim Einzug von (der mal wieder wunderbaren) Jennifer Jason Leigh alles schon wie in Stein gemeißelt ist. Was nun folgt ist kein Stück überraschend und bedient sich kräftig in der psychologischen Waschküche, was bei solchen Thrillern aber gerade noch gestattet ist. Leider wird das Geschehen dadurch erst spät wirklich spannend, es sei denn man hat noch nie einen derartigen Film gesehen.

                                              Positiv fällt natürlich das weibliche Duo auf. Bridget Fonda trägt die rote Pilz-Katastrophe würdevoll durch die Gegend, Jennifer Jason Leigh legt alles in die Rolle und versüßt diesen gehobenen Durchschnittsthriller mit ihrer Performance gelegentlich enorm. Wenn sich das alles nicht teilweise so dahin schleppen und erst zum Finale noch ein mal die Kurve bekommen würde, sicher gut bis wirklich sehenswert. So sieht das aus und fühlt sich an wie ein besserer Fernseh-Thriller, den lediglich Fonda, Leigh und der zügige Schlussakord zu mehr Glanz verhelfen. Schlecht gealtert, schade.

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                                              • 6 .5

                                                [...] „Hexensabbat“ war seiner Zeit ein Flop und schafft es auch objektiv gesehen nicht, an die großen Klassiker seiner Zeit anzuknüpfen. Doch so durchwachsen wie sein Erfolg oder sein Ruf auch heute noch ist er keineswegs. Es ist zwar mehr als deutlich, wie sehr sich Winner bei großen Vorbildern – in erster Linie Roman Polanskis „Rosemary’s Baby“ – bedient und dabei nicht an diese Klasse anknüpfen kann, schafft dennoch einen Genre-Beitrag, der auch nach so vielen Jahren noch über einen gewissen Reiz und Qualität verfügt. Gerade das wohl unbekannteste Gesicht im Cast (aus heutiger Sicht), Hauptdarstellerin Cristina Raines, liefert eine gelungene Darbietung ab. Aufgrund dieser Leistung hätte man ihr doch glatt eine größere Karriere gegönnt. Von den prominente Namen stechen sonst am ehesten Burgess Meredith als schrulliger, verstörend gut gelaunter Katzenfreund und Eli Wallach als rauer Ermittler (mit einem wortkargen, da aber schon irre charismatischen Christopher Walken im Schlepptau) hervor. Der Rest erledigt seinen Job im angemessenen Rahmen, bis auf Chris Sarandon haben die auch nicht so viele Szenen. Beverly D’Angelo darf mal lassiv die Pflaume streicheln, interessanter Einstieg ins Filmgeschäft.

                                                Sonst, wie erwähnt, kopiert Winner ganz ordentlich bei Polanski, nur in einer anderen Liga. Subtil wird es ab und an schon, manchmal schön bizarr und durchaus stimmungsvoll, teilweise surreal und unheimlich. Niemals hochspannend, trotzdem wird der Film von seiner gelungenen Stimmung bis zu einem Finale getragen, dass mit Sicherheit hängen bleibt. Etwas schräg, etwas trashig, etwas skandalös (zumindest damals, kann an der Stelle nicht näher drauf eingegangen werden), weiß insgesamt dem geneigten Genre-Fan aber sicher zu gefallen. Subtiler Feinschliff wird durch einige überraschend explizite Gore-Effekte aufgefangen, die so allerdings nicht unbedingt hätten sein müssen, aber nun gut, wenn es anders nicht machbar war, immerhin. Die sehen für ihre Zeit auch gar nicht so schlecht aus und mal ehrlich: Nach den Sternen greift „Hexensabbat“ wirklich niemals, dann doch direkt auf ein bestimmtes Publikum abzielen. Diese Mischung ist sicher nicht großartig, macht dabei jedoch durchaus Spaß. [...]

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                                                • 8
                                                  über Sieben

                                                  Sieben Tage bis zur Rente, sieben Totsünden, sieben Leichen...

                                                  Mit „Sieben“ wurde David Fincher zum anerkannten (aufgrund von „Alien 3“ eher verkannten) Regisseur. Sein Film machte das Serien-Killer-Genre komerziell effektiv, in diesem Fahrwasser erschienen unzählige A und B-Movies, alle aufbauend auf diesem Konzept. Zum Teil ist das berechtigt (nicht nur kommerziell), allerdings ist „Sieben“ NICHT – seinen Stellenwert ausgeklammert – ein Meisterwerk. Er ist irre gut, sehr gut...aber kein Meisterwerk. Er war zu einer sehr richtigen Zeit an einem sehr richtigen (da sehr planlosen) Ort, als das Genre-Kino brach lag, und hat demenstsprechend eine Welle geschlagen, die man ihm kaum absprechen mag. „Sieben“ ist flächendeckend enorm gekonnt inszeniert und teilweise sogar mutig perfide, aber insgesamt „nur“ sehr gut...bis auf das brillante Finale.

                                                  Getragen wird „Sieben“ durch seine wenig-voyeuristische Perspektive, die sich ausschließlich auf die Ermittler konzentriert. Da liegt der große Pluspunkt und er hat einen Namen: Morgan Freeman. Er spielt den jungen und engagierten Brad Pitt ganz locker an die Wand. In seiner Figur wie dessen Darstellung spiegelt sich die eigentliche Ermüdung vor dem unaufhaltsamen Kreislaufs der urbanen Gleichgültigkeit und der daraus resultierenden Gewaltspirale wieder. Er hat nur noch sieben Tage...und die werden zur persönlichen Hölle.

                                                  Fincher setzt nicht auf Gore und plakative Gewalt, obwohl „Sieben“ davon locker leben könnte. So grausam sind die Verbrechen, die Foltermethoden, die abartigen Ideen. Das ist reines Kopfkino (bezogen auf die Schockmomente), dann aber so gut und eindringlich. Wie bei großen Filmen („Psycho“, „The Texas Chainsaw Massacre“, „Scarface“) glaubt man mehr gesehen zu haben, als tatsächlich vorgeführt wurde. Eine Form von Kunst, die Fincher durch seine punktuell brillante Inszenierung souverän vorträgt. Allerdings schleppt sich die Handlung, trotzdem, manchmal dahin. Wer sich nicht durch die (hervorragenden) Taschenspielertricks über gewisse Gemächlichkeiten hinwegtäuschen lässt, erkennt diverse Lücken.

                                                  Aber dann: Das Finale ist so unglaublich packend, bitter-böse und von einer gewissen Person erschreckend verkörpert, die letztendliche Tragik so vernichtend und die „Pointe“ so perfekt, das lässt bei „Sieben“ erkannte Mängel (auf hohem Niveau) vergessen. Sicher ein Meilenstein, dennoch nicht ein Meisterwerk, aber an speziellen Punkten so präzise und verstörend, das ist schon ganz groß.

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                                                  • 9

                                                    [...] Das Setting ist maßgebend zur Geschichte, zum Konflikt der beiden Protagonisten, Vargas (Charlton Heston) und Quinlan (Orson Welles). Durch ein übergreifendes Attentat zur Zusammenarbeit gezwungen, werden sie nicht zu Partnern, sondern Gegnern. Dabei verkörpert der „Mexikaner“ Vargas nicht den „Bösewicht“, sondern sein US-Pendant Quinlan, ein rassistischer, selbstgerechter und unfassbar widerwärtiger Großkotz, von Welles famos verkörpert. Als Hüter des Gesetzes auftretend, ist er eigentlich das Böse auf drei Beinen. Vargas entdeckt schnell, dass sein gottesgleicher Kollege richtig Dreck am Stecken hat und beschwört dessen Zorn herauf. Aus dieser spannenden Gundkonstellation macht Welles einen großartigen Film Noir, besetzt ihn bis in kleinste Rollen erstaunlich prominent (Marlene Dietrich, Zsa Zsa Gabor), verlässt sich nicht nur auf seine ohnehin spannende Grundprämisse, sondern kitzelt jedes erdenkliche Detail aus ihr heraus.

                                                    Der Kampf der beiden Alphamännchen, der „Gute“ gegen den (offiziell guten) „Bösen“, dazu kommt ein Sideplot, der entscheidend Einfluss nimmt und das eigentlich ausschlaggebende Verbrechen entpuppt sich als (nicht reiner) MacGuffin (muss man gesehen haben), Hitchcock war bestimmt neidisch. „Im Zeichen des Bösen“ ist so überlegt, in seiner Charakterisierung, Storyentwicklung wie Inszenierung, ein außergewöhnliche Leistung in allen Bereichen. Orson Welles untermauert seinen Status als prägender Filmemacher in jedem Moment, überlässt nichts dem Zufall und gibt selbst seine vielleicht besste darstellerische Performance ab. So grandios abartig, hässlich und dämonisch musst du dich erst mal zur Schau stellen. Damit zementiert er eine Rolle, die sich so schnell nicht einreißen lässt. [...]

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