JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 4 .5

    Wer bei "World War Z" einen typischen Zombie-Streifen erwartet sei vorgewarnt, obwohl das nach der üppigen Promotion im Vorfeld eigentlich jedem klar sein sollte. Parallelen zum klassischen Material, speziell zur Endzeitstimmung eines George A. Romero, sind zwar vorhanden, doch Marc Forster versteht seinen Film eher als apokalyptisch angehauchtes Katastrophen/Seuchen-Szenario. Das Vorhaben ist gar keine schlechte Idee, spielt es doch mit aktuellen und zeitlosen Ängsten. Eine Epidemie als globaler Terror, die Zivilisation am Rande des Kollaps. Die Zombies könnten prinzipiell durch den Faktor X ersetzt werden, zumindest weitestgehend. Vielleicht wäre das sogar die bessere Lösung gewesen, so würde der Film wohl nur in eine Richtung enttäuschen. So gibt es zwei Felder zu beackern, die nach knapp zwei Stunden kaum Früchte tragen.

    Am besten funktioniert "World War Z" noch am Anfang, der sich wenig Vorlauf gönnt und den Zuschauer explosiv-rasant in einen hektischen Hexenkessel wirft. Forster macht das recht geschickt, in dem er die Szenen so wild und zum Teil unübersichtlich schneidet, das die panische Unruhe der Protagonisten sich konsequent überträgt. Was ist hier eigentlich los, wer ist Freund und Feind und warum passiert das alles? Zackig, treffend, gut gemacht. Diese Momente sind schnell vorbei und mit diesem Tempo büßt der Film seine größte Stärke ein. Brad Pitt gibt den geliebten Helden des US-Mainstreamkinos. Kann alles, weiß alles, hat den vollen Durchblick während die restliche Welt dem Treiben hilflos gegenüber steht. Um seine Familie zu retten begibt er sich auf eine Schnitzeljagd um den halben Globus, überlebt jede noch so brenzliche Situation, während um ihn herum die unwichtigen Nebenfiguren keine Rolle spielen oder abnippeln. Selbst die halsbrecherischsten und dämlichsten Aktionen (was man in einem Flugzeug definitiv NICHT machen sollte) sorgen mit etwas Pech für kleiner Blessuren. So ein Glückspilz. Mit solchen Details müsste sich ein reiner B-Zombie-Matscher kaum kritisch konfrontiert sehen, doch das wird ja bewusst vermieden. "World War Z" soll wohl ernst genommen werden und haut dann trotzdem solche Dinger raus. Unglücklich.

    Spannend ist das Jetset-Szenario ohnehin nicht wirklich, ab und zu müssen dafür die Zombies wie die CGI-Ameisen über etwas herfallen. Zumindest Face-to-Face sehen die Untoten schön garstig aus, als großes Computer-Dingens machen die weniger Spaß. Beklemmende Bedrohlichkeiten und echte Survivalstimmung mag da kaum aufkommen. Da die Kinofassung zudem sich noch jeden Anflug von Gore ausspart, dürften Freunde des Zombie-Horrors ziemlich in die Röhre gucken. Aber wie gesagt, soll ja nicht nur in diese Richtung gehen. Nur auch als Katastrophenfilm passiert da nicht viel. Bis auf Pitt sind alle anderen Personen total egal, das Schicksal der Menschheit ist Nebensache, kommt zumindest so rüber. Das unspektakuläre Finale, gekrönt von einem sehr spekulativen Geistesblitz von Allroundtalent (der sich natürlich als DIE Lösung erweist, wer hätte daran gezweifelt), plätschert so dahin und am Ende stehen alle Türen offen für das Sequel, welches eigentlich nur besser werden kann.

    "World War Z" will zu viel und zeigt dafür viel zu wenig. Kein guter Horrorfilm, eine mäßig spannender Katastrophenfilm, doofe Figuren und keine echten Highlights. Das sieht mal ganz gut aus, kann aber nie bewegen, mitreißen, schocken oder verstören. Verschenktes Potenzial getarnt als riesen Blockbuster-Spektakel. Enttäuschend.

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    • 2

      [...] Dem gelernten Kameramann (u.a. "Stirb Langsam") gelang gleich mit seiner ersten Regiearbeit der große Wurf. "Speed" war einer der Actionknaller der 90er, der darauf folgende "Twister" noch recht erfolgreich, dann demontierte de Bont sich erstklassig selbst. Erst mit dem unsäglichen Sequel zu seinem Erstling und zwei Jahre später mit dieser Totgeburt. Hier wird gar nicht erst versucht die Stimmung des Originals einzufangen und wenn ist es weder ersichtlich und erst recht nicht gelungen. "Das Geisterschloss" kann mit gutem Gewissen gar nicht mal als Horror- oder Gruselfilm bezeichnet werden. Eine bunte Jahrmarktsattraktion, in etwa auch so spannend. Die Story und Kulisse erinnert grob an die Vorlage, der Rest ist eine Farce. Selbst losgelöst vom großen Vorbild funktioniert praktisch gar nichts. Hauptdarstellerin Lili Taylor liefert eine ihrer schwächsten Vorstellungen überhaupt ab, speziell zum Finale hin wirkt es oft unfreiwillig komisch. Liegt natürlich auch an den zum Teil schwachsinnigen Dialogen, dem passt sich die Taylor nahtlos an. Der Rest des prominenten Cast steht entweder hübsch (Zeta-Jones), deplatziert (Wilson) oder apathisch (Neeson) in der Gegend rum und wartet wohl nur auf den Drehschluss. [...]

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      • 0 .5

        Diesem Low-Budget-Genre-Gouda aus den Niederlanden lässt sich maximal die Tatsache anrechnen, dass mit einem mikroskopischen Budget überhaupt ein Film gedreht wurde. Das ist ja schon mal was. Allerdings: Wie teuer kann es sein, eine Handvoll Laiendarsteller nicht mal 80 Minuten durch eine Halle stolpern zu lassen? Eine Location, steht auch kaum was drin. Sicher bezahlbar. Außerdem: Der deutsche Neo-Giallo "Masks" hat auch nicht deutlich mehr gekostet. Da sieht man halt den Unterschied.

        Geld ist nicht alles und "Deadly Game" bzw. "Complexx" ist gar nichts. Bis auf pure Zeitverschwendung. Eine Idee oder eine zumindest grob vernünftig gedrehte Szene wäre schon besänftigend. Als Idee könnte gerade so die Real-Life-Game Situation bezeichnet werden, nur spielt die eigentlich gar keine Rolle. Warum die Opfer vor dem Killer weglaufen und wieso die überhaupt dort sind, vollkommen schnuppe. Okay, da gibt es diese sagenhafte Schlusspointe, ganz vergessen. Toll.
        Übrigens: Sollte es nur irgendjemanden geben, der bei der Enthüllung des Killers überrascht wird, bloß keine guten Filme schauen, könnte zu Herzstillstand führen.

        21
        • 7 .5

          [...] Leider verliert der bis dahin großartige Film etwas in der zweiten Hälfte, zum Teil handlungsbedingt. Obwohl die Geschichte an sich jetzt erst richtig los geht, das gesamte Gerichtsszenario ist (natürlich) weitaus weniger packend und manchmal etwas trocken. Das Ende ist zu vorhersehbar, Überraschungen finden nicht statt, alles läuft auf das logische, geplante Ende hin. Gut inszeniert und gespielt ist das immer noch, Dustin Hoffman als schluffiger Säufer-Anwalt ein weiteres Highlight, nur ist etwas zu früh die Luft raus. Mehr Fokus auf das moralische Dilemma einer bestimmten Person hätte dem Film besser zu Gesicht gestanden. Das wird angerissen, läuft dann leider nur so nebenbei mit, obwohl das wesentlich spannender gewesen wäre als der offensichtliche Prozessverlauf. Am Ende könnte man "Sleepers" sogar vielleicht verwässerte Moral vorwerfen, das umschifft das Skript glücklicherweise noch geschickt genug. Kurze Momente des Triumphs werden durch das Schicksal ausgeglichen. Auge um Auge klingt zwar gerecht, doch dieser ethischen Zwickmühle muss sich der Film letztendlich nicht ernsthaft stellen. Das passt schon, für alle Seiten. [...]

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          • 8

            Mit "A Tale of Two Sisters" machte der Südkoreaner Kim Jee-woon erstmals im westlichen Kino auf sich aufmerksam, seine späteren Arbeiten wie "A Bittersweet Life", "The Good, The Bad, The Weird" und "I Saw The Devil" schafften so direkt den Sprung zu uns und etablierten ihn als einen der Hoffnungsträger im Regiebereich. In diesem Jahr durfte er mit dem Arnie-Comeback-Streifen "The Last Stand" seine erste Regiearbeit in Hollywood ablegen. Die ernüchterte, zumindest wenn geglaubt wurde, Kim würde hier seinen eigenen Stil durchsetzen können. So weit ist er hier wohl noch nicht. Wer sehen möchte wie der aussieht, "A Tale of Two Sisters" ist ein Paradebeispiel für starke Regiearbeit.

            Zunächst muss Kim generell gelobt werden, sich nicht auf ein Genre zu versteifen und übergreifend so stark aufzutischen. "A Bittersweet Life" war eine hochkarätiges Actionballett, "The Good, The Bad, The Weird" eine völlig durchgeknallte Western-Hommage, "I Saw The Devil" einer der kompromisslosesten Rache-Thriller der letzten Jahre. "A Tale of Two Sisters" scheint lange wie ein typischer Beitrag aus der asiatischen Gruselschmiede, für die vor allem die Japaner bekannt sind. Mit dieser Erwartungshaltung spielt Kim ausgiebig, füttert den Zuschauer immer wieder mit Vermutungen und Hinweisen an, lässt dennoch lange kaum einen Zweifel daran, wo wir uns befinden. Selbst wenn das alles nicht mehr zu bieten hätte, "A Tale of Two Sisters" wäre schon außerordentlich gut.

            Die Kulisse des von dunklen Geheimnissen durchzogenen Elternhauses wird mit enormer Finesse eingefangen, Kamera und Beleuchtung bilden eine starke Symphonie aus bedrohlichem Unbehagen. Kim legt extrem viel Wert auf ruhigen Suspense, bastelt mit fähiger Hand an der Stimmung, flüchtete sich nicht zu früh oder gar hektisch in Schockmomente für den kurzen Adrenalinkick. Ganz darauf verzichten mag er nicht, nur auf die ergiebige Laufzeit von fast zwei Stunden sind die verschwindend gering. Dafür dann so erschreckend und perfekt getimt in Szene gesetzt, dass selbst erfahrenen Geisterjägern kurz der Schritt feucht wird. Der Film lebt von Details, von einem farblich wohl gewähltem und abgestimmten Design, seiner schwebenden Angst und seiner exzellenten Kameraführung. Hier wird so viel richtig und verdammt gut gemacht, dass der Unterschied zu schnell und (im Vergleich) planlos runtergekurbelten US-Pendants mehr als ersichtlich wird (überflüssig zu erwähnen, dass es natürlich schon ein US-Remake gibt).

            Was die Story um die traumatisierten Schwestern dann deutlich nach oben hebt ist sein letztes Drittel, das die Erwartungshaltungen entweder bricht oder bestätigt - je nach Sichtweise - ohne Zweifel jedoch fast magnetisch an den Bildschirm fesselt und wirklich erst bis zu den letzten Einstellungen mit der vollständigen Erklärung zögert. Das hat Kim natürlich nicht erfunden, setzt es dafür famos und wahnsinnig effektiv um. Der Film fordert praktisch zum erneuten Ansehen auf und wird vielleicht erst dann manche Zuschauer richtig begeistern. Das das hier so oder so ein wunderbares, handwerklich großartiges Werk ist, dürfte sich wohl sofort jedem erschließen. Wunderschön, traurig, ruhig und dabei mordsspannend. Wenn dem Mann jetzt noch im Land der (un)begrenzten Möglichkeiten freie Hand gelassen wird (was zu bezweifeln ist), dürfte noch einiges auf uns zukommen. Und wenn nicht, Korea ist inzwischen ja auch kein Film-Exot mehr.

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            • Die Online-Voting-Plattform ist eine großartige Idee. Her damit!

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              • 4

                [...] Wenn es nach einer gefühlten Ewigkeit endlich zur Sache kommt, kann "The Hunger Games" zwar etwas punkten, doch wie schon erwähnt, das kennt man doch irgendwo her. Nur da in richtig gut. Für das angepeilte Publikum geht es zwar schon verhältnismäßig krass zur Sache, dem Thema jedoch noch lange nicht angemessen genug. "Battle Royale" war nicht nur das zünftigere Pendant, ist auch schwer zu toppen, vor allem war es dort wesentlich galliger, bissiger, mutiger und die Figuren wie die eigentlichen Konflikte in so einer Situation klar besser ausgearbeitet. "The Hunger Games" kann und will gar nicht richtig schocken, das Thema drastisch und schmerzhaft angehen, das soll an klar definierten Punkten etwas rühren, Sympathien und Antipathien unmissverständlich verteilen, alles bitte nicht zu gewagt und noch im Rahmen. Auf ein Ende zusteuern, das allein schon durch den Mehrteilerstatus nicht überraschen kann. Typisches Problem solcher Filme: Hauptfiguren kann praktisch nichts passieren, kommen ja noch Filme, das Ende ist nur ein Zwischenstopp, der Hauptpart eigentlich nur eine Zugabe zum Prolog, denn mehr kann logischerweise nicht passieren. Das soll anfüttern, für sich gesehen satt machen praktisch unmöglich. Zumindest hier, wenn das Highlight nur eine mäßig spannende Variation einer bekannten und guten Geschichte ist. [...]

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                • Allein durch die Erwähnung von "Phase IV" hast du jetzt schon einen Stein im Brett. Wünsche eine schöne Zeit.

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                  • 7
                    über Darkman

                    [...] Der "Darkman" erinnert rein optisch an die Hauptfigur aus James Whale's Klassiker "Der Unsichtbare" (im "gewickelten" Zustand) wie aus "Das Phantom der Oper", auch die Story rund um die Rache eines Entstellten hat Parallelen zu ihnen. Etwas "Frankenstein", eine kleine Prise "Der Elefantenmensch", Raimi zitiert fleißig und liebevoll quer durch den Genregarten. Dabei sind das alles nur Gewürze, der "Evil Dead"-Schöpfer macht mit "Darkman" einen waschechten Superheldenfilm, mit allem was dazu gehört. Überzogen bösartige Schurken, ein reicher Schmierlappen als Kopf des Verbrechersyndikats und natürlich das angebetete Weibchen in Nöten. Nur der Held ist etwas düsterer und wütender, fies verunstaltet und auf mächtig Stunk aus. Raimi inszeniert den Film nicht ganz so bunt und comicartig wie beispielsweise Tim Burton ein Jahr zuvor seinen "Batman", allerdings (und in dem Fall wirklich erfreulicherweise) nicht so verbissen und realitätsverankert wie einige Vertreter der letzten Jahre, in erste Linie natürlich Christopher Nolans Fledermaus-Trilogie. "Darkman" ist zum Teil ruppig und recht hart, doch niemals zu brutal, trotz eines fingersammelnden Fieslings und einiger derber Momente. Dafür ist es schlicht zu überspitzt, niemals zu real, und auch nicht um einige fast cartooneske Humoreinlagen verlegen. Das passt alles prima zusammen und unterhält auf eine sehr angenehme Art. Natürlich durften beim "alten" Sam auch die schönen, handgemachten Effekte nicht fehlen. So wüst wie bei seinen Teufelstänzen im Wald selbstverständlich nicht, dafür deutlich professioneller und für seine Zeit richtig gut anzusehen. Kein CGI oder sonstiger Firlefanz, schade das Raimi so was heute nicht mehr macht. [...]

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                    • 6

                      Fünf Jahre nach dem überragenden "28 Days Later" folgte das unweigerliche Sequel, diesmal jedoch ohne Danny Boyle auf dem Regiestuhl. Der Spanier Juan Carlos Fresnadillo übernahm und durfte damit erstmals eine große, internationale Produktion in Szene setzen. Das Fresnadillo Talent besitzt lässt sich kaum abstreiten, nur ob er sich mit dieser schwierigen Fortsetzung einen Gefallen getan hat? Teilweise...

                      Trotz des vorhandenen Potenzials für ein Sequel, eigentlich war "28 Weeks Later" von vornherein ein zwiespältiges Anliegen. Danny Boyle's Film bestach in erster Linie durch seine außergewöhnliche Mischung aus genrespezifischen Zutaten und gleichzeitig dem Abweichen von ausgetrampelten Pfaden. Bei ihm standen die Figuren, das Szenario und dessen Auswirkung im Fokus, weniger Action und Gore. Dieser Weg ließ sich kaum noch einmal so bestreiten und so kam es auch. "28 Weeks Later" ist viel deutlicher der Genrefilm, von dem sich der Erstling in vielen Punkten noch entfernt. Das muss nicht zwangsläufig negativ sein, doch gerade im direkten Vergleich fällt die Fortsetzung deutlich ab. Obwohl sich Fresnadillo als Regisseur alle Mühe gibt. Nur das Skript (an dem er auch mitwirkte) ist meilenweit entfernt von der Vorlage und ist selbst unter weniger kritischen Gesichtspunkten eher durchschnittlich.

                      In Sachen Tempo und Blutzoll geht "28 Weeks Later" - wie zu erwarten - mehr in die Offensive als der oft nur subtil-bedrohliche Vorgänger. Allein die Eröffnungsszene steht stellvertretend dafür. Die ist handwerklich blitzsauber gemacht, toll gefilmt, stimmungsvoll, alles kein Problem. Nur ist sie eigentlich auch das Highlight des Films. Danach wird sich zwar um einen Aufbau der Geschichte bemüht, das infizierte Pack nicht zu früh aus dem Sack gelassen, nur letztendlich wartet man als Zuschauer nur darauf. Was dann folgt, ist relativ einfallslos und enttäuscht zum Ende hin leider sehr. Rasant-knackig ist das alles, keine Frage, nur die Geschichte und ihre Figuren sind vielleicht nur halb so interessant wie bei Danny Boyle. Unterhaltsam und technisch gut umgesetzt ist "28 Weeks Later", kann nur nie dieses Unbehagen und Mitfiebern erzeugen wie fünf Jahre zuvor. Der Cast ist wirklich gut, die Effekte zünftig und sehenswert, langweilig wird es keine Sekunde. Aufgrund der großen Fußstapfen aber alles nur ganz okay und irgendwie ein gezwungenes Sequel, das statt ruhiger Spannung, moralischen Zwiespälten und ernsthaft bewegenden Momenten eher auf schnelle Schnitte, blutiges Make-Up und einen erhöhten Leichenberg setzt. Für das Genre sicher nicht fehl am Platz, nur eben kein Hit mehr.

                      "28 Weeks Later" ist kein schlechter Film, nur geht genau so schnell und gut rein wie zügig wieder raus, da bleibt nicht viel hängen. Sehr gehobener Durchschnitt mit guten Momenten in einer leider sehr belanglosen und an entscheidenden Stellen nicht ausgiebig genug genutzten Geschichte. Interessante Aspekte, wie z.B. die Motivation von Robert Carlyle's Figur und dessen innerliche Konflikte (vorher und nachher) werden allenfalls angerissen, aber dann nicht vernünftig auf den Punkt gebracht. Schade, da wäre mehr drin gewesen. So ordentlich das alles aussieht, es fehlen diese prägnanten Momente, dieses gewisse Etwas. Solider Film für Fans des Genres generell, aber nicht für alles Fans von "28 Days Later".

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                      • 6 .5

                        [...] Wenn man denn die puren Tatsachen betrachtet: Eine Story existiert nur rudimentär, narrativ wird sich aufs Nötigste beschränkt und Zombie's Ehefrau Sheri Moon wird abseits seiner Produktionen wohl niemals eine Hauptrolle spielen. Bemüht ist sie ohne Frage, nur mehr lässt sich ihr kaum anrechnen. Wenn die mal halbwegs gefordert wird, ist der Ofen schnell aus. Das, gepaart mit den lächerlichen Mitteln, würde vielen Filmen schon das Genick brechen. Genau an dem Punkt schlägt jetzt das durch, was "The Lords of Salem" - und Rob Zombie im Allgemeinen - so interessant und besonders macht. Zombie offenbart mal wieder seine uneingeschränkte Liebe und Hingabe zum Genre, sein Fachkenntnis, sein Nerd-Herz. Oft erinnert sein Werk an das europäische Horrorkino der Vergangenheit, in seinen Schwächen wie Stärken. Eine starke Bildsprache, eine verstörend-beängstigende Soundkulisse, faszinierend-morbide Einfälle und abstrakte Momente, teilweise grandios in Szene gesetzt. Dazu ist kein Geld erforderlich, man muss nur wissen wie was wirkt und was man will, und dies versteht Zombie einwandfrei. Die Geschichte gerät vollkommen zur Nebensache, wenn man sich in Zombies okkulten Strudel aus Bild, Ton, Symbolik und Referenzen verliert. Das funktioniert partiell prächtig. Als wenn Rob Zombie den Film drehen würde, den Dario Argento bei seinem beschämenden Mütter-Trilogie-Abschluss "The Mother of Tears" nicht hinbekommen hat. Tatsächlich könnte "The Lords of Salem" fast als solcher funktionieren, Parallelen sind vorhanden, handwerklich wie von der Geschichte. Zwar ist Zombie nie so gut wie Argento zu seinen besten Zeiten, allerdings würde der alte Dario wohl alles dafür geben, heute so gut zu sein wie Zombie hier. [...]

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                        • 6 .5

                          Etwas in Vergessenheit geratener Beitrag zum Haunted-House-Genre, der besonders durch seine einnehmende Stimmung und seine überdurchschnittliche, teilweise sogar exzellente Umsetzung punkten kann. Aus dem Schatten der ganz großen Klassiker kann der Film von John Hough nach all den Jahren nicht mehr außerordentlich hervorstechen, dazu bedarf es durch die unzähligen Varianten, natürliche Abnutzungserscheinungen und einiger besser gealterter Alternativen dann doch etwas mehr. Diese handgemachte, schön altmodische Geisterbutze hat trotzdem noch ihren Reiz, deutlicher als so manch andere Vertreter, die nicht so viele Jahre auf dem Buckel haben.

                          Die Story ist, nach damaligen wie heutigem Maß, purer Standard. Ein altes Haus, übersinnliche Phänomene, (nicht ganz) eine Handvoll Protagonisten, mal bewegt sich hier was, mal hört man dort was, das Ganze steigert sich mit der Zeit bis der Wahnsinn regiert. Nichts Besonderes, dafür schön umgesetzt. Gerade die Reduzierung auf das Wesentliche, auf einen Handlungsort, auf so wenige Figuren, auf seine überschaubare Laufzeit, das macht "Tanz der Totenköpfe" in seiner Einfachheit schon straff und knackig. Speziell atmosphärisch steckt hier viel drin und zeugt von Gespür für das gewisse Etwas. Die Kulisse und Bilder schwanken zwischen schaurig-nebulös und unbehaglich-farbenprächtig, bunt wäre der falsche Ausdruck. Manchmal dominieren einzelne Farben, um genau zu sein das gerne genutzte Rot, auch hier mit einer besonderen Wirkung. Ohne die ganz großen Schockmomente aus dem Hut zu zaubern herrscht ein kribbeliges Unbehagen, unterstützt durch den wummernden Score, der die Szenen prächtig unterstreicht.

                          Langsam, dafür deutlich, zieht die Bedrohung immer weiter an, die Darsteller bieten insgesamt ansprechende Leistungen (Roddy McDowall geht zum Ende deutlich drüber, etwas trashig) und die Kameraarbeit kann sich wahrlich sehen lassen. Hier werden keine Bäume bei der Geschichte ausgerissen, geschweige denn neu gepflanzt, werfen dafür eine ertragreiche Ernte im Spukhaus-Garten ab. Teilweise ist das richtig gut und kann durchgängig gefallen, nur fehlt es unterm Strich an den ganz besonderen Momenten, wenn auch manchmal nah dran. Ohne die übermächtige, zeitlose Konkurrenz eine klare Empfehlung, so muss der sich halt messen lassen. Gibt etwas Abzug, trotzdem für Freunde des Genres definitiv einen Blick wert, allein wegen der handwerklichen Finesse, die ist absolut sehenswert. Der Rest mit Einschränkung.

                          P.S.: Warum der Film in Deutschland Tanz der Totenköpfe heißt, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Klingt wohl einfach toll.

                          P.P.S.: Bei MP mal wieder doppelt gelistet. Hier kommentiert, da der Schnitt schlechter, muss gepusht werden. ;)

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                          • 3

                            [...] Durch den wilden Westen, kostengünstig nachgezimmert im nicht mehr ganz so wilden europäischen Osten, mit Rüpel-Rentner Danny Trejo und seinen zwei Gesichtsausdrücken (sauer/extrem sauer, zu unterscheiden an den zusammengebissenen Zähnen). Warum der sympathische Miesepeter bis "Machete" auf seine erste große Hauptrolle warten musste wird mehr als ersichtlich. Wenn der nicht vernünftig inszeniert und mit seinen mimischen Defiziten gespielt wird, kann der Mann keinen Film als Leading-Man tragen. [...]

                            [...] Richtig traurig an dem belanglosen Geholze ist das Mitwirken von Mickey Rourke, der seine zweite Karriere wieder konsequent an die Wand nagelt. Lethargisch-gelangweilt gibt er den wohl undiabolischsten Beelzebub aller Zeiten (außer in "Spawn"). Motivationsprobleme sind sogar verständlich, sieht sein Reich doch aus wie ein alter Minenschacht mit Kerzen und einem Feuerkorb. Macht mächtig Eindruck. Wenn man Stockbrot machen will. Was in drei Teufels Namen er schon wieder in solchen Produktionen rumgeistert, schauderhaft. Wie sein Auftritt, von daher passt das eigentlich. Bei Trejo geht das halt nicht besser, der gibt sich wenigstens Mühe. Rourke hat offensichtlich so gar keinen Bock und eiert das dementsprechend runter. Hoffentlich wurde wenigstens pünktlich gezahlt. [...]

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                            • 6

                              [...] Die zunächst im Mittelpunkt stehende Frage nach "gerechtfertigter" Gewalt, dem "Wie-weit-darf-man-gehen" bzw. "Wann-werde-ich-selbst-zum-Monster", wird durchaus packend und vernichtend schonungslos dargestellt, was nicht zuletzt an den guten Darstellern liegt. Hugh Jackman agiert als von blinder Wut und verzweifelter Ratlosigkeit getriebenen Vater beeindruckend stark, selten war er besser zu sehen. Ebenso glaubwürdig und intensiv: Terrence Howard, Maria Bello und Viola Davis in den übrigen Elternrollen. An den Darstellern liegt es definitiv nicht. Das Skript entfernt sich nur bald zu sehr von diesen seelischen Abgründen, gegen Ende stehen sie eigentlich kaum noch zur Debatte. Dumm gelaufen, aber eigentlich ja halb so wild, jetzt haben wir ganz andere Probleme. Das ist jetzt etwas überspitzt, nur das hätte dem Streifen nicht passieren sollen, da er so hintenheraus nicht mehr die Wirkung erzeugt, auf die er eigentlich zusteuerte. Eine kleine Banalisierung der Ereignisse. Stattdessen entwickelt sich eine zwar halbwegs spannende Suche nach den Kids, dessen Auflösung - inklusive vollkommen unglaubwürdiger Täterentlarvung, bei der natürliche dessen übliche, selbstständige (und leicht lächerlich aufgezogene) Motiverläuterung nicht fehlen darf - eher an einen B-Film aus der Thrillerecke der Videothek erinnert. Klar, so was kann man sich dort auch gut und gerne ansehen, nur in diesem Film, mit diesem selbstauferlegten Ansprüchen, kommt das sehr merkwürdig und extrem unpassend rüber. [...]

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                              • 7 .5

                                "Rache. Ich bin es der Rache nehmen wird, ich! Ich werde sie zertreten wie Käfer!"

                                John MacKenzie's "The Long Good Friday" hat über die Jahre sicherlich etwas Federn lassen müssen bzw. kann erzählerische Mängel nicht mehr so locker kompensieren wie damals, seine rohe Energie und brachiale Wucht hat er jedoch nicht eingebüßt. Im Gegenteil. Durch diese Vorzüge ist das Werk bis heute zu recht ein Referenzfilm des britischen Gangsterkinos und nicht unmaßgeblich Inspirationsquelle für viele moderne Regisseure und Filmschaffende im allgemeinen.

                                "The Long Good Friday" stellt eine Art Schnittstelle zwischen den innovativen, rauen Thrillern der 70er Jahre und den folgenden Genrekino der 80er da, so was wie der europäische Vorgänger von Brian De Palma's "Scarface". Auch wenn die Story nicht unglaublich kreativ und die Erzählweise nicht frei von gewissen Längen ist, die pulsierende Intensität macht stellenweise einen so enormen Druck, das über diese Schwächen locker hinweggesehen werden kann. Etwas mehr Tempo würde dem Streifen heutzutage schon ganz gut stehen, dafür glänzt er durch seinen dreckigen Stallgeruch, seine gnadenlose Konsequenz und ganz besonders durch den famosen Bob Hoskins in der Hauptrolle. Der kantige Charakterkopf spielt entfesselnd-aufbrausend, wie ein giftiger Bullterrier verbeißt er sich in einen Rachefeldzug gegen lange unsichtbare Gegner. Hoskins strahlt enorme Präsenz aus und dominiert jede Szene spielend, ganz starke Performance. Er allein ist schon Grund genug, um sich "The Long Good Friday" anzusehen. Aber nicht der Einzige.

                                Trotz einiger Hänger im Plot kann der Film partiell unglaublich stark durchschlagen, wirkt kaltschnäuzig und kompromisslos vorgetragen, begleitet von einem effektiv-packenden Score und einem ruppigen Grundton geprägt, der seinerzeit und heute auch noch nicht selbstverständlich ist. Jederzeit ist die fiebrige Grundspannung spürbar, greifbar, hebt den Streifen über narrative Schlaglöcher hinweg und entfaltet oft einen knüppelharten Drive. Gerade zum Finale hin sind jegliche Schwächen vollkommen egalisiert, nun ballert MacKenzie dem Zuschauer seine wütende Kraft mit Vollgas in's Gesicht und lässt ihn beeindruckt zurück. Mit einem besseren Skript wäre "The Long Good Friday" zweifellos einer der besten Gangsterfilme überhaupt, die robuste Inszenierung und seine beeindruckende Stimmung lassen sich kaum besser umsetzen.

                                Stark vorgetragenes, mit richtig viel Wums, eiskalt-präzises Genrekino mit leichten Schönheitsfehlern und einem grandiosen Hauptdarsteller. Böse, richtig gut, macht keine Gefangenen.

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                                • 0

                                  [...] Regisseur, Autor, Produzent, Kamermann, Mädchen für alles Marcel Walz gelingt das seltene Kunststück, wirklich gar nichts auch nur ansatzweise erträglich zu gestallten, "Plastic" (oder wie er auch immer in einigen Jahren heißen wird) ist wohl der ungenießbarste Schrott, der in den letzten Jahren auf die Menschheit losgelassen wurde. Selbst die minderwertigsten Horror-Krücken können eventuell mit etwas Spaß, ob gewollt oder nicht, Restpünktchen sammeln, hier erscheinen nicht mal 80 Minuten wie ein ganzer Tag. Ein richtig schlimmer Tag. Das sieht aus wie für 500 Euro an vier Locations gedreht, ist handwerklich so dilettantisch wie das Geburtstagsvideo von Oma Bertas 80sten, als Opa Willi schon ein Dutzend Underberg über dem Limit war, furzlangweilig und tatsächlich nicht mal lustig. Angesichts dieses ganzen Unfugs schon kaum zu glauben. An einer Stelle mag man sogar glauben, hier eine geschnitten Version aufgetischt zu bekommen, was aber nur ein Trugschluss ist. Es ist einfach so miserabel geschnitten, dass es wie ein Zensierungs-Cut aussieht. Unfassbar. [...]

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                                  • Hab das Lösungswort. Habt ihr eventuell was vergessen? ;)

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                                      • Poker ist KEIN Glücksspiel! Wenn Leute am Tisch sitzen die das Spiel beherrschen, lässt sich der Faktor Glück sehr deutlich ausklammern. Billard erst recht nicht. Kein Spiel mit Profis kann ein Glücksspiel sein, oder gibt es Lotto-Profis? Und wenn, wo kann ich mittippen?Trotzdem schöne Liste mit guten Filmen. ;)

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                                        • 4 .5

                                          [...] Zum Auftakt verplempert Regisseur Michele Placido (auch in einer Nebenrolle vertreten) erfreulicherweise kein bisschen Zeit und schleudert den Zuschauer direkt hinein ins Geschehen. Wenig Vorgeplänkel, sofort gibt es Action, gut inszeniert, da verspricht "The Lookout" noch ein kurzweiliger Reisser für den Feierabend vor der Mattscheibe zu werden. Nach gut 10 Minuten fährt das Tempo runter und das Interesse des Zuschauers bald ebenso. Denn die Geschichte hat nicht wirklich viel zu bieten, wird eher zäh vorgetragen und beinhaltet nichts, was es nicht anderswo schon deutlich besser zu sehen gab. Die Handlung passt sich der farblosen Optik an. "The Lookout" wird immer mehr zu einem müden, kaum mitreissenden Crime-Flick, bei dem die Suche nach dem Verräter in den Reihen der Ganoven mindestens so blass und uninteressant gestaltet ist, wie alle Figuren des Streifens. Obwohl er weder strickt aus Cop- oder Bullenperspektive erzählt und um Ambivalenz seiner beiden Hauptfiguren bemüht ist - beides meist eine gute Idee - wirkt das Ganze irgendwie lieb- und belanglos zusammengestrickt, ohne echte Höhepunkte oder den besonderen Kick serviert. Speziell das Aufheben des klassischen Gut/Böse-Schemas funktioniert nur bedingt, da die Rollen dafür schlicht zu platt und uninteressant charakterisiert sind. Die im Schlusspurt eingestreute "Wendung", die zu dem persönlichen Vergeltungsdrang von Cop Mattei gegen Sniper Kaminski führt, wird darüberhinaus so überhastet und urplötzlich noch aus dem Ärmel gezaubert, schlicht aufgesetzt und unglaubwürdig konstruiert. [...]

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                                          • 1

                                            [...] Traumatisiertes Schnucki kommt an die Uni und bekommt ausgerechnet das böse Zimmer mit dem E-Mail Account aus dem Jenseits, lernt blöde Leute kennen die kurz darauf von einer rotgewandeten Geisteruschi platt gemacht werden und gerät natürlich selbst unter Verdacht, weil sie ja durch Muttis Ausscheidungsprobleme leicht einen an der Pfanne hat, passt in das Täterprofil. Im schicken TV-Serien-Look hölzern sich angehende Weltklasseakteure durch ein buntes Potpourri abgestandener Teenie-Horror-Klischees aus dem Ami- und Japanfundus, die bei denen schon vor 10 Jahren keinen mehr ernsthaft interessiert haben. Scheinbar stammt das Drehbuch auch aus dieser Zeit, oder wer ist eigentlich noch bei studiVZ ? Egal, ist halt zeitlos dämlich. Wie seine Figuren, die sich teils auf kuriose Weise selbst über den Jordan schicken. Weil Rotkäppchen so furchtbar aussieht, wickelt man sich vor Schreck halt mal selbst in eine Plastikplane ein und fällt dann auch noch dummerweise mit der Birne in einen Nagel. Nominierung für den "Kill des Jahres" mit Favoritenstatus.

                                            Das ist mindestens so spannend, wie es sich nicht anhört. Die Geschichte so originell wie Pommes mit Mayo. Das Ende so überraschend und schockierend wie der Wetterbericht von letzter Woche. Mittendrin stolpert André Hennicke auch noch als Kommissar durch die Gegend, mit was wurde der den bestochen? Erschütternd. Was kann "Zimmer 205" eigentlich als positiv angerechnet werden? Irgendwann kommt der Abspann. Nach einer gefühlten Ewigkeit. Bis dahin darf sicher mal kurz gegrinst werden, Humor ist wenn man trotzdem lacht oder einfach keine andere Möglichkeit mehr hat. Die Schauspieler können ihren Text auswendig und beim Dreh ist nicht die Kamera umgefallen. Sollte zwar selbstverständlich sein, aber immerhin. [...]

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                                            • 5 .5

                                              [...] Sobald der Hauptpart der Handlung erreicht ist, hat "The Purge" nicht mehr als mauen Durchschnitt zu bieten. Statt richtig auf die Tube zu drücken bremst sich der Streifen erstaunlicherweise oft unnötig aus, echte Höhepunkte finden nicht statt, viele sich bietenden Möglichkeiten werden überhaupt nicht genutzt. Ab der Hälfte ist es eher einfallslos und steuert auf ein unspektakuläres, vorhersehbares Finale hin, das dann auch noch so überzogen wirkt, das es selbst unter den Bedingungen der Grundstory etwas aufgesetzt wirkt. Über Logikaussetzer und merkwürdiges Verhalten der Figuren kann in solchen Filmen gerne auch mal grosszügig hinweggesehen werden, nur manchmal wird das hier schon schwer. Wäre einfacher, wenn der Streifen sein Potenzial nutzen würde, eine Art moderne Variante von John Carpenters Klassiker "Assaut on Precinct 13", nur leider nicht ansatzweise so packend, bedrückend und spannend. Am Ende steht ein interessanter Versuch mit gutem Start, ambitionierten Ansätzen und vereinzelter Momenten, in denen er kurz zündet. Insgesamt leider nicht mehr. Verschenkt seine Chance wie Ethan Hawke sich in den letzten Jahren (mit einigen löblichen Ausnahmen) für den gehobenen B-Movie-Markt.

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                                              • 8

                                                [...] Speziell auf der Figurenzeichnung liegt - für so einen Genrefilm - ein hohes Mass an Bedeutung. Irren heute oft mindestens ein halbes Dutzend austauschbarer Pappfiguren durch ein Spukhaus, nur um im Minutentakt als Kanonenfutter herzuhalten, braucht "Landhaus der toten Seelen" gerade mal vier Hauptfiguren, deren Ableben nicht mal selbstverständlich erscheint. Das Mitfiebern mit ihnen bezieht sich nicht auf die Frage, wer von ihnen wohl überleben wird, sondern ob es sie überhaupt erwischen muss. Ihre Charakter-fokussierte Darstellung und Entwicklung während des Films lässt eine tiefere Bindung zu ihnen aufbauen, als in vergleichbaren Beiträgen üblich. Dementsprechend wichtig ist der Cast. Karen Black (mit ihrem manchmal irritierenden Silberblick) und Oliver Reed als sich in verschiedene Richtungen entwickelndes Ehepaar sind hervorragend, das Highlight ist jedoch abermals Bette Davis, obwohl nur mit einer Nebenrolle ausgestattet. Eine erneut fantastische Leistung dieser grossen Dame. Eine Extraerwähnung gibt es noch für "den Chauffeur" Anthony James, der zwar keine einziges Wort sagen darf, dafür eines der schaurigsten Grinsen an den Tag legt, das es jemals zu sehen gab. [...]

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                                                • 7 .5
                                                  über Koma

                                                  [...] Crichtons Inszenierung ist zunächst nicht sehr auf Tempo bemüht, wodurch der Film aber keinesfalls an Reiz und Spannung einbüsst. Vielmehr wird so nur die lückenlose, weiße Wand zementiert, die nur durch heftige, hartnäckige Bearbeitung kleine Löcher reisst, die einen Blick auf die schockierende Wahrheit dahinter gewährt. In der zweiten Hälfte steigt die Schlagzahl enorm, "Coma" wird genau das, was sich von Beginn an andeutet: Ein waschechter, 70er-Jahre-Paranoia-Verschwörungs-Thriller, der kritisch hinterfragt, was hinter den allgemein gültigen Wahrheiten und Erklärungen vor sich geht. Ein typisches Merkmal seiner Zeit, zumindest in den bis heute relevanten Thrillern, sicher nicht unwesentlich beeinflusst durch die damalige politische Lage der USA. "Coma" atmet extrem viel von diesem Zeitgeist, ist dabei packend-dicht inszeniert, steigert sich minütlich und auch heute noch etwas erschreckend, denn wer könnte definitiv ausschliessen, das so etwas nicht noch denkbar wäre? [...]

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                                                  • 5 .5

                                                    [...] Die letzten 20-25 Minuten sind eigentlich ein Film für sich. Das knallt "Society" komplett durch, sorgt für offenen (und gedehnte) Münder und macht richtig Laune. Der Japaner Joji Tani a.k.a. "Screaming Mad George" darf sich hemmungslos austoben und zaubert ein breites Grinsen auf das Gesicht von Schleim- und Gekrösefetischisten. Das ist sagenhaft und sollte selbst gesehen werden, da kaum zu beschreiben. Ein skurriles, albernes, matschiges Feuerwerk, in dem sich ENDLICH all das entlädt, was viel zu ausgiebig aufgebaut wurde. Dafür mit richtig Schmackes. Total irrsinnig, widerlich und einfach schön. Nur zu spät. [...]

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