JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
Gratuliere, absolut verdient.
[...] Schonungslos treibt Watkins das Geschehen voran, spitzt es extrem und wütend zu, lässt seine Figuren so brachial aufeinanderprallen, das selbst schrecklichste Eskalationen in ihrem Kontext einer befremdlichen Logik folgen. Nur zum Ende hin übertreibt es der Film, zerstört (ungewollt) die sinnlose Eruption, weil er sie als gesellschaftliches, allgemeingültiges Problem darstellt. Die böse Unterschicht, zu dick aufgetragen, obwohl die fiese Pointe natürlich als Magentritt ihr Ziel nicht verfehlt. Subtil ist das schon lange nicht mehr und leider nun etwas sehr plakativ, was „Eden Lake“ bis dahin niemals nötig gehabt hätte. Viel zu grausam und packend ist der Film ohne seinen unnötigen Schlusspunkt, der durchaus seinen Reiz hat, aber dem gesamten Szenario sein Willkürlichkeit etwas nimmt, was sich als klare Schwäche rausstellt, so aber wohl nie gewollt war. [...]
Aus der unrühmlichen Masse der grausamen Game-Adaptionen sticht „Silent Hill“ von Christophe Gans („Crying Freeman“, „Pakt der Wölfe“) erfreulich deutlich heraus und dürfte die bis heute einzige ihrer Art sein, die sowohl dem Spiel weitesgehend treu bleibt, als auch als Film an sich zu überzeugen weiß. Zumindest mehr, als angesichts der „Kollegen“ zu erwarten war. Während z.B. ein Paul W.S. Anderson bei der Steilvorlage „Resident Evil“ jeglichen Respekt vermissen ließ und sich offenbar einen Dreck um den Flair der Vorlage scherte, hält sich Gans sehr fachkundig und akribisch bemüht an die Stimmung des Spiels, kann sie erstaunlich exakt übertragen. Statt einer coolen Ballerorgie gibt es Survival-Horror im Vorhof zum Fegefeuer, abstrakte Höllenwesen im Ascheregen, einen nicht greifbaren Albtraum der dann am besten ist, wenn das Geheimnis um das verfluchte Minenstädtchen noch ungelüftet ist. Beginnt der Film zu erklären, wird das unrunde und eigentlich nur zweckdienliche Skript zu offensichtlich, die Stärken von „Silent Hill“ liegen ganz klar nicht in der Geschichte. Die Präsentation macht den Reiz aus. Die unheilvollen Sets, das verstörende Creature-Design, der schauderhafte Score, seltene, dann allerdings sehr drastische Gewalteinlagen (FSK: 16 zum Teil verwunderlich), all das, was schon das Spiel auszeichnete. Gans zeigt, dass er die Spiele nicht nur kennt, sondern sie auch mag, sich ihrer Vorzüge bewusst ist und versucht, das direkt zu nutzen. In der Hinsicht macht er alles richtig. Selber spielen macht immer noch mehr Spaß, doch letztendlich zeigt der erste filmische Ausflug nach „Silent Hill“, dass der Transfer von Videospielen auf dieses Medium tatsächlich möglich ist, wenn man denn weiß wie.
[...] Eli Craigs smarter Genre-Spaß „Tucker & Dale vs. Evil“ spielt anfangs auf eine erschfrischend reflektierende Art mit Klischees, Rollenprofilen und Erwartungshaltungen, lässt Vorurteile, Missverständnisse und mangelnde Kommunikation zu einem chaotischen Blutbad mutieren und feiert ein kleines Fest aus pointiertem Humor, Gore-Slapstick und Backwood-Persiflage. Mit seinem überlegten, liebevollen Skript zitiert er sich durch bekannte Muster, lässt sie allerdings aus einem ganz anderen Blickwinkel erscheinen, führt die „normalen“ Abläufe des Genres ad absurdum und dreht den Spieß gekonnt um. Nicht die augenscheinlich furchteinflößenden Latzhosenträger mit dem Zottelbart und den gammeligen Base-Caps sind gefährlich, eigentlich auch nicht die hübschen, unter akademischen Gesichtspunkten „intelligenten“ Studenten, es ist das vorgeprägte Bild, was sie voneinander haben und besonders die hektisch-impulsive Eigendynamik, die sich daraus entwickelt. Zudem zeigt Craig die leicht stumpfen Rednecks als die eigentlich rational denkenden Personen , während die gebildeten Schönlinge als naive, hitzköpfige Trottel entlarvt werden, die sich mit Schmackes selbst dezimieren. Wunderbare Idee, die „Tucker & Dale vs. Evil“ über die meiste Zeit sehr unterhaltsam ausspielt. Nur nicht über die ganze Zeit... [...]
[...] Welles läutet in der Rolle des Anwalts Jonathan Wilk den Schlussakt ein, in dem „Compulsion“ zum reinrassigen Justizdrama wird. Mit seinem gewohnt wuchtigen Auftreten beherrscht er wie so oft das Geschehen, degradiert das starke Duo Stockwell/Dillmann zu Nebenfiguren und sorgt für die anfangs schon erwähnte Szene, die einfach sagenhaft ist. Sein Schlussplädoyer gegen die Todesstrafe erstickt jedes Gegenargument im Keim, ist so perfekt ausformuliert und vorgetragen, dass sich die Gänsehaut aller Beteiligten im Saal auf den Zuschauer selbst überträgt. Wenn man überlegt, dass dieser Film aus dem Jahr 1959 stammt, dennoch in dessen Entstehungsland heute noch Menschen hingerichtet werden, so paradox wie erschreckend. Das lässt sich auch nicht mit „humaneren“ Methoden rechtfertigen, denn Wilk trifft mit seiner flammenden Rede den Nagel auf den Kopf und sorgt für einen bleibenden Filmmoment.
„Compulsion“ist intelligentes, klug entwickeltes Kino mit hervorragenden Darstellern, einem abwechslungsreichen Skript und einem interessanten wie nachdenklich stimmenden Ansatz. Selbst wenn die Täter als solche feststehen und ihr Verbrechen an Grausamkeit nicht zu überbieten ist, darf ein Rechtsstaat sich die Menschlichkeit nehmen lassen? Hier werden nicht – wie sonst in solchen Filmen – Unschuldige oder Menschen mit einer menschlich zumindest nachvollziehbaren Motivation (Selbstjustiz, Verzweiflung) versucht vor dem Galgen zu retten, sondern berechnende Monster. Aber macht das letzten Endes für die Sache einen Unterschied? Eine mutige, eine wichtige Frage, die sich jeder, besonders gewisse Justizsysteme, dringend stellen sollten.
[...] Wie schon bei „Nikita“ (1989, in dem Jean Reno bereits einen Cleaner spielte, was Inspiration zu diesem Film war) verbindet Besson eine Hit-(Wo)Man Geschichte mit viel Gefühl und Emotion, zeigt knallharte Action in Kombination mit melancholischer Romantik und skizziert Figuren, die in dem wenig zimperlichen Feuergefechten nicht untergehen, sondern durch eine fast altmodische, herzerwärmende Weise aus ihnen hervorstechen. Der Killer und das Mädchen, nicht unbedingt neu, aber selten so schön, empathisch, präzise auf den Punkt rührend vorgetragen, ohne auf den Kitsch-Button zu fest einzuprügeln. Dafür gelingt ihm das Feintuning zu genau, steckt zu viel Liebe drin, es wird von allen Beteiligten im genau richtigen Maß abgeliefert, dass sein Film nicht kippt. Sowohl als handwerklich astreines, temporeiches Actionkino ohne zu hanebüchenen Firlefanz (was bei der Marke Besson heute kaum noch möglich scheint), wie als berührende Ballade funktioniert „Léon – Der Profi“. Fast ein modernes Märchen. Der traurige Riese rettet die junge Prinzessin, lässt sein versteinertes Herz durch sie erweichen und verteidigt sie gegen den bösen König und seine Schergen. Sogar ein Ring ist im Spiel... [...]
[...] Das Folgende ist keine Wiedergeburt, es ist eine Totgeburt. Ohne sein Primärziel wird Michael Myers zum unerwarteten „Star“ einer Reality-Show (!!!), ja, warum auch nicht. Wenn nichts mehr übrig geblieben ist, machen wir halt was zeitgemäßes. Sieht scheiße aus, fühlt sich scheiße an und damit bloß keine Missverständnisse aufkommen, sind „Stars“ wie Busta Rhymes und Tyra Banks voll dabei, holy shit! Jetzt ist eh alles zu spät, so geht es auch weiter. Wie man die Marke „Halloween“ - selbst in Anbetracht einiger äußerst mieser Fortsetzungen - so kalkuliert, hemmungslos und respektlos gegen die Wand fahren kann, das ist schon eine einzige Frechheit. Selbst an seinen Tiefpunkten war der olle Michael nie so lächerlich wie hier, das Drumherum so schäbig, ein Desaster. War bei jedem noch so schwachen Teil eine halbwegs konsequente und grobe Struktur zu erkennen, ist das ein beliebiger Billigheimer, der sich nur mit einem Namen schmückt. Ob da Michael Myers, Kalle Arsch oder wer auch immer durch die Gegend geistert, nur durch den effektiven Titel ist der überhaupt und leider heute noch ein Thema. [...]
Manchmal stellt man sich als Zuschauer eine ganz einfache Frage: Warum gibt es diesen Film? Gut, könnte man bei der Mehrheit aller Remakes, nur im Fall von „Carrie“ kann es wirklich nur eine Antwort geben: Wir hatten keine andere Idee und wird schon laufen.
Es gibt ja reichlich miserable Remakes, dazu muss man „Carrie“ nicht zählen (immerhin), er ist nur so unnötig. Statt einen anderen Ansatz zu finden, sich eine eigene Identität oder irgendwie eine Daseinsberechtigung zu schaffen, wird sich brav an der ersten Verfilmung von Brian De Palma entlang gehangelt, rein gar nichts besser gemacht (im Gegenteil) und wenn es mal Änderungen gibt, wirken die sich negativ aus.
Die Version von 1976 erlaubte sich diverse Abweichungen von Stephen Kings Romanvorlage, die hier im Ansatz aufgegriffen werden. So wird sich Carrie eher ihrer besonderen Fähigkeiten bewusst und setzt sie an einigen Stellen gezielt ein, was im Finale seinen Höhepunkt findet. Das mag werkgetreuer sein, nur machten gerade diese Änderungen De Palmas Film um einiges subtiler, tragischer und letztlich wesentlich wirkungsvoller. Carrie White war dort immer nur ein hilfloses, gedemütigtes Mauerblümchen, welches auf dem Höhepunkt der ihr zugeführten Qualen förmlich explodiert. Reflexartig, unkontrolliert, das Chaos purer Zerstörungswut als Folge jahrelanger Pein. Sie wollte nie böse sein, sie war es auch nie, konnte nur das, was in ihr schlummerte irgendwann nicht mehr stoppen. Das Faß lief über, mit fatalen Folgen. Die „neue“ Carrie White zelebriert Rache gezielt, kontrolliert, was nicht diese Druckwelle erzeugen kann und zum fast banalen Revenge-Szenario verkommt. So banal, wie es inszeniert ist. Bei De Palma war das ein diabolisches, unglaublich wuchtiges Inferno mit handwerklicher Finesse, das hier ist Standard anno 2013, kann man so bestimmt schon in der Dose kaufen.
Sonst wagt man hier nichts. Alles schon gesehen. Da geht man auf Nummer sicher, statt anzugreifen. Nur das braucht doch kein Mensch. Uninspiriert, einfallslos, bald schon feige. Dazu die undankbaren Aufgaben für Chloe Grace Moretz und Julianne Moore, sich an Sissy Spacek und Piper Laurie messen zu müssen. Moore kann da noch mithalten, dafür ist sie einfach zu gut und universell einsetzbar. Moretz ist klar engagiert, jedoch anfangs mehr, die Darstellung von Spacek möglichst genau zu kopieren. Das kann gar nicht funktionieren, viel zu perfekt passte diese damals auf die Rolle, während Moretz schon optisch komplett deplatziert wirkt. Das ist also das hässliche Entlein von der High School? Mensch, in den USA haben die Probleme, bemitleidenswert.
„Carrie“ ist die blasse Neuauflage eines (sicher leicht angestaubten und nicht perfekten) Klassiker des Horrorkinos, welches nicht respektlos oder unbemüht daherkommt, aber einfach total egal ist, von vorne bis hinten. Vielleicht was für Leute, denen alte Filme zu alt sind. Aber schnell ansehen, nächstes Jahr ist der auch schon voll alt.
[...] Jaume Balaguerós Psychothriller ist nicht nur ungemein bedrohlich, er lässt den Zuschauer so nah an seinen Psychopathen ran, dass man sich fast mit ihm identifiziert. Man fiebert mit ihm mit, obwohl er es doch ist, dem das Handwerk gelegt werden muss. Mit fortlaufender Spielzeit verfängt man sich immer mehr in einer Spannungsspirale, die hauptsächlich daraus besteht, wann und ob César über sein erst sehr überlegtes, aber irgenwann nur noch reagierendes, spontanes und immer waghalsiger werdendes Terrorspielchen stolpert. César droht alles aus den Händen zu gleiten, sein Gerüst aus geschickten Intrigen und Hinterlistigkeiten wackelt immer stärker, je mehr er sich in seinen Wahn steigert. Und wir werden fast zu Mittätern, da wir das Treiben durchgehend aus seiner Perspektive erleben, die gängigen Sympathiemechanismen für die Opfer bald nicht mehr greifen, da wir zu sehr involviert sind. Natürlich sind die Rollen zwischen Gut und Böse noch klar verteilt, Césars Taten klar als abscheulich, perfide und zu tiefst grausam dargestellt. Dennoch, bald schon ertappt man sich erschrocken dabei, eigentlich der falschen Person insgeheim die Daumen zu drücken. Ein gewollter Schachzug von Balagueró, was in der Form zwar nicht gänzlich neu ist, jedoch immer wieder faszinierend und clever, wenn es denn aufgeht. Bei „Sleep Tight“ ist das der Fall. [...]
Wie interessant, wie gut hätte das werden können? Ein Film über Linda Lovelace, Star des legendären Pornos „Deep Throat“, der bis heute als einer der lukrativsten Filme aller Zeiten gilt. Ihr Leben bietet Stoff für ein packendes Biopic, nur das Regie-Duo Rob Epstein und Jeffrey Friedman verhebt sich bei dem ambitionierten Projekt komplett.
Im Schnelldurchlauf wird in der ersten Hälfte durch die steile Karriere von One-Hit-Wonder Lovelace gehetzt, die nötigsten Punkte eilig abgehakt, da bleibt kein Raum für eine differenzierte Charakterisierung oder das genaue Erschließen von Hintergründen und Zusammenhängen. Es wirkt sprunghaft und oberflächlich, nicht einmal das goldene Porno-Zeitalter, als so was noch auf großer Leinwand lief (und zwar nicht nur in der muffigen Schleuder-Bude hinterm Bahnhof), wird näher dargestellt.
Halt, halt, alles so beabsichtigt. Tatsächlich. Denn „Lovelace“ soll wohl dann durch den erzählerischen Kniff landen, erst in der zweiten Hälfte anhand von Rückblicken das Elend hinter der Fassade zu zeigen. Klingt in der Theorie vielleicht ganz nett, nur so bestimmt nicht. Obwohl nun die Lücken der Handlung mit den Schattenseiten vollgestopft werden, es bleibt trotzdem platt und oberflächlich. Auch wenn Linda nun am Stück gedemütigt und erniedrigt wird, es zeigt einfach kaum die angepeilte Wirkung. Nun hetzt die Handlung weiter, halt von Tiefschlag zu Tiefschlag, ohne sich mal die Zeit zu gönnen, mehr in die Tiefe zu gehen. Ein Film über „Deep Throat“, der nicht deep ist, so ein Ärger. Unglaublich, wie man so fahrlässig mit dem Potenzial umgehen kann, ohne Gespür für seine Figuren und eine sinnvolle Narration. Wie viel auf der Strecke geblieben ist, lässt sich ausgerechnet an den (wenigen) guten Situationen erkennen. Praktisch alle Szenen mit Lindas Eltern (Sharon Stone, Robert Patrick) sind absolut gelungen. Liegt sowohl an den beiden Darstellern (Stone mal altersgemäß, kaum wiederzuerkennen) wie den kleinen, zwischenmenschlichen Momenten („Ich habe deinen Film gesehen...“. Patrick, ganz stark.). Der Rest lässt schrecklich kalt und ist nach dem Abspann schon wieder vergessen. Es wird keine emotionale Bindung aufgebaut, das Schicksal geht nicht nah, das Todesurteil für so einen Film: Es ist einem eigentlich scheißegal!
Da hilft auch die bemerkenswerte Dichte an bekannten Gesichtern nicht viel. Ob James Franco, Wes Bentley, Eric Roberts und wie sie alle heißen mal für wenige Sekunden ihre Nase ins Bild halten. Bis auf Peter Sarsgaard. In der Rolle von Lindas Ehemann Chuck spielt er groß auf, verschwendet diese Leistung leider an so einen verschenkten Film. Das tut einem schon etwas leid, ihm würde man ein besseres Skript und eine gekonntere Inszenierung mehr als gönnen. Er stiehlt nebenbei Amanda Seyfried locker die Show, die zwar sichtlich bemüht, unterm Strich aber nie auf dem Niveau agiert, was für die Rolle erforderlich gewesen wäre. In einem guten Film. So passt das zum Gesamtbild. Ein hoffnungsvoller Versuch, an entscheidenden Punkten ganz klar gescheitert.
[...] Die klaustrophobische Enge der U-Boote wird durch McTiernan und Kamermann Jan De Bont enorm effektiv genutzt. Man ist immer hautnah dran, die wahnsinnige Anspannung wird visuell deutlich gemacht, lässt sich fühlen, dank dem starken Zusammenspiel von Bildern, Ausleuchtung und Sets. Unterstütz durch bärenstarke Unterwasserszenen, zur damaligen Zeit noch eine ganz andere Herausforderung als im heutigen CGI-Zeitalter. Wenn dann mal was aus dem Rechner kommt, sieht es dementsprechend „prähistorisch“ aus, nun gut, ging eben nicht besser. Das soll gar nicht Kritikpunkt sein, nur eine Feststellung. „Jagd auf Roter Oktober“ will eh durch andere Dinge überzeugen und das gelingt ihm eindeutig. Ein (natürlich) fiktives Zeitdokument aus einer Ära, als die Welt oft nur haarscharf am dritten Weltkrieg vorbeischrammte, als unüberlegte oder voreilige Reaktionen zur Katastrophe führen konnten. Die Stimmung wird vermittelt und auch wenn die Handlung an sich nicht unbedingt grandios ist, es reicht für einen spannenden Thriller mit historisch immer wieder interessanten Background. [...]
[...] Tim Burton betont den Flair des Ed Wood und seiner Zeit sehr liebevoll, beschreibt seinen Protagonisten als eifersüchtiges, ehrgeiziges Pendant eines Orson Welles. Der oft erwähnte „Konkurrent“ wurde als Genie gefeiert, Wood verstand sich als kaum weniger, musste sich halt mit den begrenzten Mitteln zufrieden geben. Burton scheint in seinem Film viel mehr zu überzeichnen, als es tatsächlich der Wahrheit entsprach. Natürlich karikiert Burton die Figuren wie die Geschehnisse, allerdings nur gering. Er vergisst nicht die tragische Note um die gefallene Legende Bela Lugosi (unglaublich intensiv, beeindruckend und feinfühlig: Martin Landau, Oscar mehr als gerechtfertigt). Er liefert einen Blick hinter die abstrakte Entstehungsgeschichte der Filme, die damals belächelt und heute als ein Stück Filmgeschichte gefeiert werden. Burton kennt die Werke von Wood, schätzt sie und lässt seine Figur nie zur Witzfigur verkommen, würdigt sie sehr liebevoll und inszeniert sie demenstprechend, beschönigt dabei nie die absurden Eskapaden, sondern setzt ihnen eine skurrile Krone auf. [...]
[...] Pleiten, Pech und Pannen, der Film. Eine Parade des Blödsinns, in der ein Bela Lugosi wegen eines „täuschend echten“ Doubles noch fast wie ein Hauptdarsteller wirkt (dank dem sinnvoll platzierten Dracula-Umhang, schon fast unverschämt), die Kulissen kaum als solche zu bezeichnen sind und einfach alles wackelt und zusammengeschnitten wird, was bei drei nicht auf dem Sperrmüll oder in der Mülltonne gelandet ist. Das ist mal ein Relikt aus der Geschichte des Films, nie wieder wurde so was in der Form gedreht und wird es auch nicht mehr. Der helle Wahnsinn. [...]
[...] „Bride of the Monster“ schwankt zwischen furchtbar langweilig (ist er eigentlich immer, aber...), sehr merkwürdig und sagenhaft komisch, wenn man sich auf diesen Stuss komplett einlässt. Natürlich ist es an sich sehr traurig, den einst gefeierten Bela Lugosi mit Anflügen von Demenz und vollgepumpt mit Drogen sich selbst der Lächerlichkeit preisgebend zu sehen, aber das ist so das Ding, was Ed Wood und „Bride of the Monster“ auf eine ganz verstörenden Art über die Jahre gehalten hat...irgendwie. Hier wird sich sichtlich bemüht, nur mit so unfassbaren Defiziten und hanbüchenen Unsinn, dafür mit einer dilettantischer Euphorie und einer leicht wohltuenden Was-soll’s-Einstellung, dass es doch aberwitzig charmant daherkommt. Wenn dir die Kohle für was fehlt, versuch es gar nicht erst durch subtile, handwerkliche Kniffe anders darzustellen, dreh einfach weiter. Wenn die „Schauspieler“ gerade nicht wissen was sich machen sollen (Tor Johnson, unglaublich), bloß nicht cutten, kostet Zeit und Geld. Und wenn am Ende ein Film steht, egal wie, haben wir es geschafft. Unter den Bedingungen schon mehr als erstaunlich. [...]
Der erste Auftritt des rothaarigen Kinderschreck mit dem Engelsgesicht und der bösen Stimme. Mit dem im letzten Jahr erschienenen „Curse of Chucky“ gab es nach langer Zeit wieder ein (recht anständiges) Lebenszeichen. Recht anständig, das generelle „Problem“ vom Big Boy. Denn im Vergleich mit anderen Serientätern wie Freddy Krueger, Jason Vorhees, Michael Myers oder Pinehead gibt es einen großen Unterschied: Jeder der Kollegen hat unter seinen Franchise-Auswüchsen mindestens einen wirklich guten Film (in der Regel das Original, oft noch einen weiteren Lichtblick). Auf den ersten „Chucky“ trifft dies nur bedingt zu.
Unter der Regie von Tom Holland („Fright Night“, von dort gleich auch Hauptdarsteller Chris Sarandon mitgebracht) ist ein Horrorfilm entstanden, der zwar einen bemerkenswerten Antagonisten etabliert, tricktechnisch für seine Zeit (und Möglichkeiten) einiges auf dem Kasten hat und absolut seine Momente vorzuweisen hat, jedoch insgesamt nicht die goldene Mitte findet. Anders als seine Fortsetzungen setzt das Original noch weniger auf bösartigen Humor und expliziten Gore, was ihm rückwirkend deutlich gut getan hätte. Denn so richtig ernst nehmen mag man den Plastik-Voodoo-Pumuckel dann doch nicht und trotz aller Bemühungen, das Wörtchen Trash fällt im Bezug auf den Film sicherlich mehr als einmal. Auch wenn die direkten Sequels es ebenfalls nicht in den Olymp des Genres schafften, das wurde dort (zum Teil) besser, da direkter verwertet. Dafür krankte es dort an anderen Stellen. „Chucky“ wirkt manchmal (unfreiwillig) etwas albern, dreht die Spannung selten richtig hoch und hat schon einige sehr haarsträubende Momente zu bieten (wurden kleine Kinder damals wirklich auf diese pädagogische Art und Weise „therapiert“?).
Sei es wie es sei, „Chucky“ hat Charme, einen charismatischen Fiesling (mit der unverkennbaren Original-Stimme von Brad Dourif) und ein schönes Finale, welches leicht an „Terminator“ erinnert. Nostalgischer 80er-Horror für Fans.
[...] Nicole Kidman - noch vor dem Botox-Super-GAU – verkörpert die ambivalente und undurchschaubare Grace mit voller Hingabe und Einsatz, lässt ihre Figur mit diesem extrem auf den Punkt gebrachten Spiel genau in der merkwürdigen Schwebe von Identifikationsfigur und doch irgendwie nicht greifbarem, offenbar innerlich zerissenen Muttertier, deren Verhaltensweisen und Charakterzüge für den Zuschauer nie gänzlich offen liegen. Was in ihr genau vorgeht, was sie antreibt und was sie so zerfrisst bleibt lange ein Geheimnis im Nebel, der sich erst im brillanten Schlussakt lüftet und dann erst erkennen lässt, was Amenábar eigentlich über 1 ½ Stunden für ein gewitztes Spiel mit seinen Figuren und dem Zuschauer betrieben hat. Was „lediglich“ wie ein handwerklich großartiger Spukhausfilm nach üblichem Muster aussieht und selbst erfahrene Zuschauer mit einem genau überlegten Timing absichtlich in Sicherheit wiegt, zieht ihnen exakt dann den Boden unter den Füßen weg, als er den erwarteten Ablauf scheinbar aufgetischt hat. „The Others“ ist ein taktisch enorm ausgeklügeltes Hantieren mit Sehgewohnheiten, Erwartungshaltungen und Perspektiven, welches ihn beim zweiten und dritten Anlauf noch sehenswerter macht, als er aufgrund seiner deutlichen Vorzüge ohnehin ist. Selten gibt es Filme, die nach der Schlusspointe nicht an Reiz für eine Neusichtung verlieren, sondern sie noch besser werden lässt. Die Nutzung bekannter Genre-Zutaten erweißt sich als viel mehr, als vorher zu erahnen war, viele kleine Einzelheiten bilden ein großes Ganzes, unauffällige Momente geben sich als wichtige Puzzleteile zu erkennen. [...]
[...] Die Probleme liegen an ganz anderer Stelle. Aber der Reihe nach. Das Grundszenario hat extrem viele Möglichkeiten. Die Welt wird untergehen, der tödliche Meteorit ist nicht mehr aufzuhalten, die Menschheit kapituliert. Drei Tage bleiben noch. Klingt nach Endzeit-Katastrophen-Drama, doch das wird eigentlich nur als Aufhänger benutzt, spielt recht schnell nur noch eine geringe und irgendwann sogar fast gar keine Rolle mehr. Jetzt geht es darum, wie Ale (gut: Victor Clavijo) seine Nichten und Neffen gegen einen entflohenen Killer verteidigen muss, der noch eine Rechnung mit seinem Bruder offen hat. Einen Revenge-Thriller vor der Kulisse des jüngsten Tags abzuspielen bietet hervorragende Möglichkeiten, die erstaunlicher Weise nicht genutzt werden. Was bleibt denn übrig von dieser Prämisse? Der Anfang - der Lust auf mehr macht – und das Ende, welches dann auch schon relativ egal ist. Dazwischen haben die gekreuzten Genres eigentlich keinen Einfluss aufeinander. Das Haus von Bruder Tómas liegt eh am Arsch der Welt, ob diese nun untergehen wird oder nicht, viel mehr wäre da eh nicht los. Und verrückte Killer können auch aus dem Knast abhauen, wenn kein allgemeinens Chaos ausbricht, kommt schon mal vor. [...]
[...] Zumindest ist das Warten nicht ganz umsonst. Denn in der letzten halben Stunde wird es doch noch halbwegs packend, ohne das Tempo mörderisch anzuziehen. Nur jetzt wird es dezent schaurig, das Found Footage Prinzip recht anständig und sinnvoll genutzt, die letzten Minuten retten den Film tatsächlich und sind in der Tat sogar besser, als einige Kollegen über die gesamte Laufzeit. Gerade, da das Ende durchaus nicht alles erklären will und einen Rest Geheimnis übriglässt. Würde der Film nicht so unerträglich lange auf der Stelle treten und diese Qualitäten vorher deutlicher zeigen, gar nicht mal so schlecht. Nur muss das Werk als Ganzes betrachtet werden, was eine Gesamtwertung echt schwierig macht. [...]
[...] Na, das klingt doch nach einem 1A-Trash-Mettigel, leider weit daran vorbei. Gehackt und geschnetzelt wird ordentlich, gerne auch ausgeweidet und skalpiert, was Indianer halt so machen. Der Spaß bleibt dabei voll auf der Strecke, denn Regie-Debütant, Autor, Kameramann und sowieso alles Michael S. Ojeda (Ojeda, wie passend) hat offensichtlich gar nicht geschnallt, wie bescheuert seine Idee ist und dadurch eigentlich ganz gut funktionieren könnte, wenn er sich und sein Werk nicht so entsetzlich ernst nehmen würde. Seine gnadenlos durch den Farbfilter geknallten Pseudo-Drecks-Bilder in schick-nerviger Clip-Ästhetik, seine grimmigen, total überzeichneten Figuren, seine grenzdebilen Dialoge und sein völliger Verzicht auf Ironie und Sarkasmus wird mit ultra-brutalem Gore zusammengekleistert und so erschreckend plump vorgetragen, dass man nur verwundert den Skalp schütteln kann. So lange man ihn noch hat. [...]
Der altersschwache Wirt wurde eingeschläfert, der schleimige Parasit darf weiter sein Unwesen treiben.
[...] „Der Smaragdwald“ ist kein schlechter Film und hat genug im Gepäck, um ordentlich zu punkten. Die Message ist aller Ehren wert. Er kann Spannung erzeugen, er zeigt die perversen Folgen des Raubbaus und eines Culture-Clash, hat mit dem oft unterschätzen (oder gänzlich unbekannten) Powers Boothe und der Frau mit den magischen Katzenaugen, Meg Foster, tolle Darsteller und wurde tatsächlich an echten Schauplätzen gedreht. Das merkt man. Authentisch ist der Film immer dann, wenn er sich rein auf seine Bilder und Impressionen verlässt, anstatt zu tief im emotionalen Kitsch- und Zeigefinger-Becken zu fischen, was er überhaupt nicht nötig gehabt hätte. Hätte, das böse Worte, das keiner braucht. [...]
Ein wichtiger Punkt für Erfolg und Wirkung eines Films ist sein Erscheinungstermin. Weiß man in Hollywood längst, nicht zufällig erscheint das potenzielle Oscarmaterial zeitnah zur nächsten Verleihung. „Snowpiercer“ zählt nicht dazu und kommt trotzdem genau zum richtigen Zeitpunkt. Globale Erwärmung ist ein aktuelles Thema, die soziale Schere sowieso und Sci-Fi-Kino aus Hollywood ist auch gerade wieder total im Trend. Man sollte annehmen, dass ein süd-koreanischer Film mit einem Budget von rund 40 Millionen $ (teuerste Produktion des Landes) gegen die Mega-Budget-Kracher aus dem Westen, vollgekotzt mit CGI und so namenhaften Stars wie Tom Cruise, Will Smith oder Matt Damon wie ein Furz im Wind ist. Von wegen. Der zeigt den großen Brüdern, wie so was geht. So macht man einen Genre-Film mit Story, ohne unnötigen Klimbim, Spannung, Action, kreativen Einfällen und genau der richtigen Menge Grips, dass sich Entertainment und Anspruch nicht gegenseitig auf die Füße treten, sondern eine wunderbare Koexistenz gegeben ist.
So ein harmonische Miteinander würden sich die Passagiere der nicht ganz so schönen neuen Welt nur wünschen. Zumindest die aus dem letzten Abteil. Zusammengepfercht wie Vieh (es erinnert an Bilder der Juden-Deportation) vegetieren sie vor sich hin, werden mit nahrhaften Proteinriegeln am Leben erhalten, während sich die Elite vorne die Bäuche mit Steak und Sushi vollschlägt. Denn alles muss im Gleichgewicht bleiben. Müsste alles fair aufgeteilt werden, gäbe es nur Pampe für alle. Nur bei perfekter Rationierung der Güter gibt es Leckerlis für die, die es meinen verdient zu haben. Unsere Welt im kleinen, krass und vernichtend-deutlich runtergebrochen auf einen Mikrokosmos in Form eines Zugs, der unermüdlich seine Runden durch das, von Menschen unabsichtlich erschaffene (ups, wie konnte das passieren?) ewige Eis dreht.
Joon-ho Bong („The Host“, „Mother“) schnappte sich die Rechte an der französischen Graphic Novel und macht daraus einen der Filme, über den man noch Jahre sprechen wird und in diesem ohnehin. Jetzt schon ein Kandidat für etliche Top-10-Listen. Hier wird praktisch nichts falsch gemacht und wenn man über irgendetwas maulen könnte, dann eventuell über die üblichen Genre-Stolperfallen (Logik, Erklärungslücken). Ja, ganz davon freisprechen lässt sich auch „Snowpiercer“ nicht und das kann ihm auch total egal sein. Alles erfahren wir nicht (wo sind denn die Viecher, die so schmackhaft im Kühlraum hängen, wie genau funktioniert dies und das,...?), wen interessiert das ernsthaft? Dachten sich wohl auch Joon-ho Bong und damit sein Film nicht an Überlänge ersäuft konzentriert er sich auf das Wesentliche. Die Parabel über die Missstände in der Welt, die eiskalte Konsequenz aus dem fahrlässigen Umgang mit dem, was wir zum existieren benötigen und was passieren könnte, wenn der Tag X gekommen ist. „Snowpiercer“ ist Spinnerei mit wichtigem, aktuellem Hintergrund, der durchaus auch als drastische Satire verstanden werden darf. Verpackt in astreines Spannungs-Kino.
Hier wird nicht ein ewiger Vorlauf mit der eventuell nötigen Erläuterung der Situation verschwendet, es geht gleich los. Geschickt wird das Wichtigste im Verlauf der Geschichte erzählt. Bis zum Schluss. „Snowpiercer“ erklärt nicht am Anfang zu viel, um am Ende nichts mehr zu sagen zu haben. Er erzählt bis zum Finale, im „Hirn“ der letzten Bastion der Menschheit, wo der Allmächtige die heilige Maschine am laufen hält. Klassenkampf, gesellschaftliche Schieflage, religiöser Irrsinn, alles aufgeteilt in wenige Waggons, fast wie in einem Videospiel. Sobald sich die nächste Tür öffnet weiß niemand, was nun auf einen wartet. Das könne kampfwütige Schlächter sein, der drogensüchtige Mann mit dem Plan, eine Schulklasse, ein Sea-World-Verschnitt oder etwas ganz anderes. Hier wird die Spannung konstant oben gehalten. Ob es handfest zur Sache geht oder einfach geredet wird. Nicht nur einfach. Denn was sonst so einen Film ausbremsen könnte, schafft eine perfekte Balance.
Selbst in den ruhigen Passagen verliert „Snowpiercer“ nicht seinen Drive, da nicht einfach gequatscht wird. Es wir die Intensität der Story weitergeführt, auf anderer Ebene. Action, Spannung und Handlung gehen Hand in Hand, zynischer und teils grotesker Humor verkommen nicht zur Lachnummer, sonder unterstreichen jederzeit die Aussage und Dynamik des Films. Es gibt aufbrausende und stille Momente, wuchtig und überlegt, selbst kleinste Einstellungen verfolgen einen Sinn. Da sieht man unsere Helden beim kurzen Sushi-Zwischenstop in befremdlicher Idylle und die Kamera fährt langsam zur Fensterscheibe, um uns zeitgleich die erfrorene Welt zu zeigen, die Überreste der alten Zivilisation. Bizarr.
Eigentlich wurde schon genug geschrieben, denn „Snowpiercer“ sollte gesehen werden. Nicht zu Letzt – und das ist tatsächlich nur zweitrangig – wegen dem Cast. Kaum zu glauben, dass Chris Evans parallel auch als „Captain America“ durch die Kinos tobt, kaum wiederzuerkennen. John Hurt ist halt John Hurt, diesmal nur mit extremen Kassenpatient-Prothesen, was soll man da sagen. Ed Harris benötigt keine Worte, Jamie Bell geht natürlich auch klar, Ewen Bremner ist wie immer Spud in einem anderen Film, aber DIE Stars sind ohnehin (mal wieder) Tilda Swinton (absurd bis zum Anschlag) und Kang-ho Song.
Grandioser Film, scheiß auf kleine Lücken, man kann auch Erbsen zählen anstatt sich daran satt zu essen.
[...] Würde man versuchen, „Rigor Mortis“ in einem Satz zu beschreiben: Asia-Geister-Film mit Hong-Kong-Vampir trifft „Hellraiser“ in Dario Argentos „Inferno“ mit einer Prise Martial Arts. Ganz grob, treffend und doch irgendwie nicht. Denn das würde diesem erstaunlich souveränen Erstlingswerk kaum gerecht werden. Man mag kaum glauben, dass es sich hier wirklich um den ersten Gehversuch von Mak als Regisseur handelt. Gehversuch ist gut. Was der Kerl hier an inszenatorischem, künstlerischem Talent offenbart, haben einige bekannte Kollegen nach Jahrzehnten im Geschäft nie erlernt. Kann man wohl auch kaum erlernen, das beherrscht man oder eben nicht. Was Mak betrifft, dürfte es nach Betrachtung dieses Werks wohl kaum zwei Meinungen geben. Die Ästhetik ist so grandios wie sein Film eigenwillig und gewagt. Bereits die Eröffnungssequenz lässt einen gespannt darauf warten, was wohl in den folgenden 100 Minuten für ein bizarrer Ritt bevorsteht. Wer sich auf so was freuen kann, wird in der Hinsicht bestimmt nicht enttäuscht. [...]
[...] So plätschert die wohl ursprünglich sehr packende Geschichte müde vor sich hin, da kann auch eine engagierter Vincent Cassel nicht viel reißen. Er wirkt in der monotonen Auslegung seiner Rolle gefangen, punktet durch sein gottgegebenes Charisma, viel mehr eigentlich auch nicht. Nur das Finale, welches endlich mal halbwegs mitreißen kann, schön surreal eingefangen ist und die böse Pointe der Geschichte enthüllt, kann noch Boden gut machen. War vorher alles so überraschend und aufregend wie Vokale in der Buchstabensuppe kommt da wenigstens noch mal ein richtiges Aufbäumen. Nur erstens zu spät und zweitens verdeutlicht es nur, wie sehr die Umsetzung der Vorlage eigentlich in die Hose gegangen ist. Die Geschichte an sich ist hinterhältig, gut überlegt und war zu seiner Zeit sicherlich außergewöhnlich. Heute eigentlich auch noch, nur narrativ schwach verkauft. Der Film macht beim Reflektieren mehr Spaß als beim Ansehen, deutlich mehr. Das kann wohl kaum so beabsichtigt sein. [...]
Die Geschichte einer verkrüppelten Seele, die abgeschirmt von der Realität sich in Vorstellungen und Wunschträumen verloren hat, um am Ende festzustellen, dass die Erfüllung der Phantasien ebenso grausam ist wie die Fragmente ihrer bisherigen Existenz. [...]
[...] Haneke ist der perfekte Regisseur dafür und Isabelle Huppert die perfekte Darstellerin. Ihre gebrochene Figur wird nie überzogen oder gar lächerlich, sondern bedrückend glaubhaft und detailliert von ihr verkörpert. Das ist mindestens so schwierig, wie diesen Stoff als Film zu realisieren. Zumindest als einen Film, den man ernst nehmen kann und muss. Einen Film, der nicht mehr zeigt als er muss und dennoch das Gefühl hinterlässt, als hätte man gerade etwas furchtbar grausames und trotzdem (oder deshalb) sehr menschliches gesehen. Der einen mal wieder erschlagen und bedrückt zurück lässt und lange, lange nachwirken wird. Ein Haneke. Furchtbar gut.