JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] An der Grundstory wird kaum etwas verändert, lediglich zu Beginn, was letzten Endes aber überhaupt keine Rolle spielt. Wo ist denn dann das Problem? Es ist die Inszenierung, die ganze Herangehensweise und grobe Fehler in Details. Entscheidenden Details, die Cravens altes Haus links zu dem gemacht haben, was es bis heute unter Denkmalschutz stellt. Statt einer beschaulichen Ausgangslage, die sich im weiteren Verlauf zur puren Horror-Show entwickelt und dabei immer noch einen befremdlich lässigen Ton anschlägt, ist die Version von Dennis Iliadis von Anfang an auf harten, neu-modernen Horror-Streifen gebürstet. Hier wird nicht die heile Welt infiltriert und ad absurdum geführt, sie ist gleich als trist gekennzeichnet. Gut, die 70er sind vorbei, da muss man Kompromisse eingehen, doch das ist nur ein wichtiger Aspekt. Denn so glatt und berechnend geht es durchgehend weiter. Man schaue sich nur die Bösewichte an: Einst waren das durchgeknallte Sadisten, verrückt, unberechenbar, „lebensfroh“ und „heiter“ bei dem, was sie da grausames veranstalten. Diese Arschlöcher hier sind grimmige Standard-Figuren, uncharismatisch und weit weniger beängstigend, gerade weil sie so platt gezeichnet sind. Gutes Beispiel ist da auch die Figur des Justin. Im Original ein abgefuckter Junkie-Sohn, hier von Beginn an der viel zu weiche Bubi im Softi-Grunge-Look, bei dem man sich fragt, warum ihn seine Familie nicht gleich nach der Geburt aufgefressen hat. Die Bedeutung der Figur ist schlussendlich die gleiche für die Handlung wie im Vorbild, wirkt hier allerdings ganz anders.
Noch eklatanter ist der Figuren-Umschwung bei den Eltern. Ja, auch hier ein normales Paar aus der gehobenen Mittelschicht, nur lange nicht so „normal“ und „harmlos“ erscheinend wie damals. Hatte man dort selbst im letzten Moment das Gefühl, dass sie im völlig falschen Film sind (für sie persönlich gesehen), passt dieses Pärchen, optisch wie von ihrem Vorgehen, viel „besser“ in das Szenario, was ja eigentlich nicht so sein soll(te). Das ist weit weniger ein Bruch, als es von der Intention mal beabsichtigt war. [...]
[...] Was Craven und sein Produzent Sean S. Cunningham („Freitag, der 13.“) hier mit minimalsten Mitteln auf die Beine stellten, ist rohes, beißendes Terror-Kino, Rape & Revenge in seiner Urform. Effektiv besonders durch seine Form der Inszenierung, der Figurenzeichnung, der galligen Aussage und seinem enormen Zeitbezug. Wir erleben Mari, einen lebensfrohen Teenager mit Vorliebe für eine lockere, moderne Lebensweise und ihre Eltern, ein liebevolles, gutbürgerliches Ehepaar, die eher als konservativ zu beschreiben sind, wenn auch tollerant gegenüber der Einstellung ihrer Tochter. Ein harmonisches Zusammenleben zweier verschiedener Lebensansichten, wie es zu dieser Zeit oft üblich war. Mari und ihre Freundin Phyllis sind nicht direkt Blumenkinder, aber sympathisieren mit ihnen. Diese unbeschwerte Art bringt sie kurz darauf in Lebensgefahr, wenn sie auf eine unfassbar sadistische Bande treffen, angeführt von Krug (großartig: David A. Hess). Craven beginnt mit einer unglaublichen Idylle und zerstört sie gnadenlos. Besonders verstörend dabei ist jedoch, dass er seinen Grundton nicht schlagartig um 180 Grad dreht. „The Last House on the Left“ wird nicht plötzlich finster, sondern nur die wie selbstverständlich und mit sichtlicher Freude durchgeführten Greultaten ihrer nihilistischen Ungeheur lassen den Zuschauer erschaudern. Die Monster brechen in diese heile Welt ein und zeigen der Love & Peace Generation, was sie sich so unter freier Liebe und einem Leben abseits gesellschaftlicher Regeln vorstellen. Die gezeigten Szenen sind so verstörend, da die Täter es wie ein Happening zelebrieren, als gäbe es nichts unterhaltsameres auf der Welt. [...]
[...] Wie schon erwähnt, natürlich treibt das Remake die explizite Gewalt deutlich in die Höhe. Da kennt Aja nichts, an Blut und Splatter-Einlagen wird nicht gespart. Dabei verliert sich der Streifen nicht in seinem Exzess, sondern kann gleichzeitig den bedrohlichen Terror erzeugen, wie schon Craven 1977. Diesmal sieht das Ganze nur wüster aus und bedient mehr die Gore-Fraktion. Kein Problem, denn der Regisseur versteht sein Handwerk und verbindet den mordernen „Anspruch“ (doppelte Portion Blutwurst) mit den Vorzügen der Vorlage. Aja tritt das Original nicht respektlos mit Füßen, er zollt ihm Respekt, ändert keine entscheidenden Momente, sondern ergänzt das Werk schlicht. Der Mann weiß, wie moderne Terror-Filme wirken müssen und hat offensichtlich noch das vor Augen, was sie damals so wirksam gemacht hat. Im Gegensatz zu so vielen anderen Remakes ist sein „The Hills Have Eyes“ tatsächlich mal ein zeitgemäßes Remake geworden, dem eine freundschaftliche Co-Existenz neben dem Original absolut gelingt und gestattet ist. [...]
[...] „ Er ist nach Hause gekommen.“ [...]
[...] Der (später so ausgiebig zelebrierte) Body-Count hält sich sehr in Grenzen, physische Gewalt und Blutdurst ist nicht das, worauf Carpenter abzielt und was diesen Film für das heutige Publikum eventuell nicht so attraktiv macht. Was dem alten (hier noch jungen) John gelingt, ist die maximale Ausreizung der konstanten Bedrohung. Michael kehrt ohne großen Vorlauf nach Haddonfield zurück, doch bis er tatsächlich zuschlägt, geht relativ viel Zeit ins Land. Dennoch ist er allgegenwärtig, nicht nur im Kopf des Zuschauers, sondern auch visuell. Carpenter verliert sein Schreckgespenst nie aus den Augen, lässt uns mal durch die Seinigen oder über dessen Schulter blicken. [...]
[...] Was Carpenter hier bietet, ist clever aufgebautes Spannungskino, ein Spiel mit den Urängsten, mit urbanen Legenden und der Furcht vor dem unaufhaltsamen Grauen. So langsam wie sich der Schrecken seines „Halloween“ für die potenziellen Opfer offenbart, so eindringlich und behutsam dreht er an der Spannungsschraube. Selten gab es einen (US-)Horrorfilm, der so extrem von seiner musikalischen Untermalung gelebt hat. Der Score von Carpenter dürfte sein Glanzstück in diesem Bereich sein. Das Main-Theme geht niemanden wieder aus dem Kopf, der es ein mal gehört hat. Dazu sitzt der Einsatz perfekt und vermittelt genau das Gefühl, was Carpenter auf sein Publikum übertragen will. Handwerklich ist hier ohnehin alles auf einem unglaublichen Niveau. Die Einstellungen wirken extrem durchdacht, das Spiel mit Licht und Schatten(würfen) enorm gekonnt und effizient, das Einsetzen des Antagonisten punktgenau und wohl überlegt. Michael Myers wird nicht im Blutrausch verheizt, er wird zur übermächtigen Bedrohung stilisiert. Im Vergleich zum vorher Gezeigten explodiert der Film praktisch im Finale, was heute auch verhältnismäßig unspektakulär wirken mag. [...]
[...] Ein zeitloser, wegweisender Klassiker seines Genres, der mehr als nur beweist, dass ein guter Horrorfilm – sogar ein Slasher – in den Händen eines Fachmanns kaum Blut benötigt. Verständnis für das Hantieren mit der Angst, mit drückender Spannung und dem Sinn für das Wesentliche. Für die Ewigkeit.
- „War das der schwarze Mann?“
- „Wenn sie mich fragen, war er das.“
[...] Carpenter kreiert eine Hommage an den Western-Klassiker "Rio Bravo", siedelt die Grundsituation in einem urbanen Schlachtfeld an. Anderson in L.A. ist nicht nur ein Sündenphul, es gleicht einem Kriegsgebiet. Die Polizei kämpft mit aller Härte gegen kriminelle Gangs, die Anderson in die Hölle auf Erden verwandelt haben und vor rein gar nichts zurückschrecken. Ein vor der Schließung stehendes Polizeirevier wird zum Mittelpunkt einer hoffnungslos scheinenden Schlacht. Während sich draußen erbarmungslose, nihilistische Jäger zusammenrotten und mit aller Brutalität angreifen, müssen sich die Eingeschlossenen mit ihren begrenzten Mitteln, ihrer gnadenlosen Unterzahl und ihrem Misstrauen untereinander arangieren, um diese Nacht zu überleben. Carpenter lässt sich von seinem kleinen Budget nicht in seiner Wirkung beschneiden, macht aus der Not eine Tugend. Unglaublich dicht und enorm packend inszeniert er seinen Film mit kompromissloser Härte, beklemmender Atmosphäre und einer ungemeinen Effizienz. Die wenigen Statisten wirken durch die geschickte Umsetzung wie eine Hundertschaft. Keiner der Angreifer wird näher charakterisiert, sie treten als eine gesichtslose Masse auf, die Angriffswelle für Angriffswelle das Gebäude stürmt. Fast erscheinen sie unmenschlich, zeigen keine Emotionen außer purer Wut und Mordlust. "Night of the Living Dead" lässt grüßen, neben "Rio Bravo" die zweite klare Inspirationsquelle von Carpenter. All diese Einflüsse sind überdeutlich und werden zu einem hochspannenden Überlebenskampf verarbeitet, mit dessen eindringlicher Stimmung es kaum ein heutiger Vertreter auch nur im Ansatz aufnehmen kann. [...]
[...]"Die lebenden Toten und die sterbenden Lebenden, wie ähnlich sie sich sind."
Liebe und Tod auf dem Friedhof. Ein bizarrer Mikrokosmos, mit Francesco Dellamorte als einsamen Hüter des Gleichgewichts. Eine tragische Figur mit der Hand an der Waffe und der Einsamkeit im Herzen. Sein kurzes Glück ist nicht von Dauer, es wird zu seinem Schicksal. Michele Soavi serviert eine Melange aus absurdem, gleichzeitig enorm sarkastischem und extrem bissigem Humor, Genre-üblichen Gore und bitter-süßer Melancholie. Voller Fantasie, surrealen Einlagen, leicht trashigem Einschlag, dabei so herzlich, böse und fast philosophisch, ein außergewöhnliches Werk. Zwischen Wahn und Wirklichkeit pendelt die Tragödie um den Totenwächter mit dem schönen Namen und der undankbaren Aufgabe. Ein Film, bei dem der weitere Verlauf zu keiner Sekunde vorhersehbar ist, denn Soavi verweigert sich bewusst gängiger Konventionen und verlässt sich auf den Sog und die Faszination, die von diesem Kleinod ausgeht. Damit fährt er die richtige Schiene.[...]
Wenn da kein Heimatgefühl aufkommt. Uns Uwe verfilmt ein in Deutschland kreiertes Videospiel und trommelt dazu die Crème de la Crème der germanischen Schauspielelite zusammen. Unterstützt von namenhaften US-Kollegen wie Michael Paré oder Chris Coppola (die Jungs, die sich zusammen mit Billy Zane und Edward Furlong das Zelt in Uwes Garten teilen) geben sich „unser Mann in Hollywood“ und im Hintergrund von „Gladiator“ (was er auch heute nie müde wird zu erwähnen, wenn er doch mal wieder zu „Wetten, dass...“ oder dem ZDF Fernsehgarten eingeladen wird) Ralf Möller, der kultige Grusel-Uhu Udo Kier und das German-Wunderkind Til Schweiger die Ehre. Für satte 34 Millionen (hart zusammengeförderte) Euro bastelt Dr. Boll daraus ein Spektakel, dessen Dramaturgie gegen jeden Ego-Shooter abstinkt.
Captain Jack alias Iron Til wird die Schaluppe versenkt, heldenhaft rettet er die hübsche Olle vor den bösen Söldnern, überlebt schlampig abgefilmte Actionszenen, knackt das holde Küken in Windeseile mit seinem naturgegebenen Charme, sammelt einen total witzigen Rollmops-Sidekick auf und macht dann dem nur leicht mit Nazi-Wissenschaftler-Klischees befleckten Dr. Krieger, seiner Russen-Luzi und dem Mutanten-Möller mit dem vornehm-bleichen Teint die Hölle heiß. Klingt komisch? Könnte es tatsächlich sein und, dass ist ja so furchtbar, soll es teilweise sogar sein. Nur funktioniert weder Action noch das, was hier wohl als Humor gedacht war. Schweiger wirkt so kernig wie Bruce Willis beim Mittagsschlaf, Udo Kier so peinlich berührt wie immer, wenn er sich mal wieder durch so einen Käse blamieren muss und Terror-Ralle halt wie eh und je. Wenn der mit seinem göttlichen Grunz-Gesicht am Ende wild drauflos wüten und Holzlatten werfen darf, wird es in der Tat recht witzig. Dafür einen Punkt. Game Over.
[...] In der turbulent-rasanten Komödie von Jonathan Lynn gibt es kaum Verschnaufpausen, ganz besonders nicht für den armen Oz (Perry), der wie ein Gummiball zwischen seiner ätzenden Ehefrau, den ganz bösen und den vielleicht doch nicht ganz so bösen Jungs hin und her geschleudert wird, immer wieder irgendwo gegenknallt, sei es die massive Brust von Michael Clarke Duncan oder eine Glastür (großartige Szene!), trotzdem immer wieder aufsteht und auf seine leicht naive, dabei so knuffige Art schnell die Sympathien des Zuschauers auf seiner Seite hat. Der arme Kerl kann einem echt leid tun, aber Schadenfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Besonders, wenn es jemand wie Perry versteht, ein sagenhaftes Timing an den Tag zu legen. Generell ist Timing das Stichwort bei "Keine halben Sachen", das funktioniert alles außerordentlich gut. Das Skript ist wendungsreich geschrieben, die Dialoge klasse, die Situationskomik auf den Punkt. Nur weniges überschreitet die Albernheitsgrenze zu weit oder wird gleich darauf durch die enorme Spielfreude des Cast mühelos aufgefangen. Manche Szenen sind selbst nach dutzendfacher Wiederholung einfach zum schießen, selbst zu lapidare Dinge wie die "Bierdosen-Szene" kurz vor Schluss. [...]
[...] Eine Art (retro-)modernes Märchen mit ganz viel 80er Romantik, klingenden Schwertern und Musik von Queen. Das hat nicht nur wahnsinnig viel nostalgischen Charme (ganz besonders für die kleinen Jungs dieser Zeit, die nach dem verbotenen Genuss mit Holzschwertern durch den Garten getobt sind), es hat das, was heutige Filme leider viel zu oft und schmerzlich vermissen lassen. Eine innovative, kreative Geschichte, mit unendlich viel Potenzial. Nicht nur als Fantasy- oder Actionfilm, es wird gleichzeitig ein menschliches Drama erzählt. Immer schon strebte der Mensch nach Unsterblichkeit doch, wie Queen es schon mit ihrem Titelsong fragen, who wants to live forever? Wer will sich schon durch alle Jahrhunderte schlagen müssen, jeden Krieg, jede Seuche, jedes Elend der Geschichte am eigenen Leib miterleben? Wer will ewig kämpfen, immer wieder, sich verstecken, untertauchen, falsche Identitäten annehmen, immer mit dem Bewusstsein und der Bereitschaft leben, dass an der nächsten Ecke wieder jemand die Klinge zückt und zum Duell auffordert? Und vor allem: Wer will alle seine Lieben von sich gehen sehen? Während man selbst kaum merklich altert, welken und sterben alle geliebten Menschen um uns herum. Happy End ausgeschlossen. Eine Tragödie, die "Highlander" nicht nur am Rande thematisiert. Es steht zwar nicht im direkten Fokus, doch ist allgegenwärtig und gibt dem Film so viel mehr Tiefe, als es vergleichbare Werke schaffen. [...]
[...] Was davor an sich positiv auffallen sollte: Es wird etwas düsterer in Panem, die Lage angespannter, was „Catching Fire“ jedoch nicht wirklich eine andere Stimmung gibt als dem zahnlosen Vorgänger. Jennifer Lawrence verfällt wieder in den Katniss-Modus und passt ihr Spiel der dystopisch angehauchten Seifenoper an. Die Dreiecksbeziehung zwischen ihr und ihren Sunny-Boys wird natürlich wieder aufgegriffen und zielgruppengerecht eingeflochten. Was in diesem Part besonders stört, ist das Betteln von Regisseur und Panem-Neuling Francis Lawrence um die Emotionen des Zuschauers. Da wird so gezielt und mit schwülstiger Musikuntermahlung an der Mitleidsschraube gedreht, auch Kommando dürfen die Taschentücher gezückt werden. Nichts gegen Empathie und Emotionen, nur das ist so berechnend und lenkend, dass es extrem aufdringlich wirkt. Die etwas direktere Gewaltdarstellung macht den Film dadurch nicht ernster, nur eine etwas härter Variante des selben Stoffs, Schmutz mit Weichspüler.
Ab dem erneuten Einstieg in die Hunger Games verschwindet der Kitsch-Anteil dankenswerter Weise deutlich, dafür wird der Hauptteil des Vorgängers nochmal aufgewärmt. Klar, der Ausgang und gewisse Details sind neu, andere wieder sehr deckungsgleich (ersetze kleines Mädchen durch alte Frau = selber Effekt), allerdings wäre es doch wesentlich interessanter gewesen, Panem und den schwelenden Aufstand seiner Bevölkerung aus einer anderen Perspektive zu präsentieren. Das hätte ich mir von diesem Teil gewünscht, als erneut das milde Survival-Szenario (bei dem mindestens ein Überleben ja ohnehin nicht zur Debatte steht). Die leichten „Verbesserungen“ zum Vorgänger reichen mir da nicht und sorgen eher für Ärger, warum für so viel aufgewärmten Kaffee wieder 2 ½ Stunden benötigt wurden. Die nächsten Teile könnten das bieten, was dieser hier schon gebraucht hätte. [...]
Die heimische Giallo-Hommage "Masks" von Andreas Marschall sollte unbedingt erwähnt werden. Einer der ganz wenigen deutschen Genrefilme der letzten Jahre, der sich trotz einem Witz von einem Budget nicht hinter internationaler Konkurrenz verstecken müssen. Das dann so was wie "Lost Place" sogar einen Kinostart bekommt, ist im Gegenzug sehr merkwürdig.
[...] Schon die Anfangsszene bereitet den Zuschauer darauf vor, dass hier weniger Nägelkauen angesagt sein wird. Der wüst Orgel-spielende Dr. Phibes in seinem geheimen Unterschlupf, musizierend mit einer mechanischen Band, der Auftritt seiner merkwürdigen Gehilfin Vulnavia (was für ein Name!) in einem leicht extravaganten Outfit, ein skurriler Auftakt. So in etwa geht es auch weiter. Magelndes Unbehagen und effektive Spannungsmomente kompensiert der Streifen durch gezielt eingesetzten Humor, deutliches Augenzwinkern und einige kreative Einfälle, speziell was die Mordszenen angeht. Grusel-Ikone Vincent Price in der Rolle des titelgebenden Schurken – irgendwo zwischen klassischem Mad-Scientist und dem Phantom der Oper – gibt sich nicht mit normalen Attentaten zufrieden, da staunt nicht nur Scotland Yard nicht schlecht (persönlicher Favorit: Die Froschmaske). Der Film zieht sich bewusst einen eher unterhaltsamen Schuh an und spart nicht mit teils recht lustigen Einlagen (die Einhornszene!). Das mag manche Leute eventuell stören, die sollten vorgewarnt werden. Wer damit kein Problem hat, kann durchaus seine Freude haben. [...]
Herrlich. :D Glückwunsch! :)
[...] Die merkwürdig-„unheimlichen“ (und zudem sehr spärlichen) Geschehnisse werden so gelangweilt und ohne jeden Versuch von Suspense und Bedrohung abgespult, selbst Hubba-Bubba zieht sich nicht so. Die unsympathischen, nervigen Figuren blubbern fast eine Stunde lang uninteressantes Gewäsch in die Kamera, warum musste das jetzt noch mal Found Footage sein? Richtig, sonst wäre das niemals in Produktion gegangen. Hätte sonst zu viel gekostet und könnte nicht auf den Zug des Sub-Genres aufspringen, mit dem sich (hier wieder der Vergleich zum großen Privatsender) mit wenig Aufwand eventuell ein guter Dollar verdienen lässt.
Wenn „Devil’s Pass“ dann ENDLICH mal zur Sache kommt, wird es erschreckender Weise nicht besser. Ja, nun passiert wenigstens etwas, das Grüne-Augen-Nachtlicht darf auch eingeschaltet werden und, wer hätte es gedacht, unsere Explorer-Dödel machen doch tatsächlich eine Wahnsinnsentdeckung. Das ist eigentlich ganz nett-blöd, wenn man es nicht so ernsthaft versuchen würde zu verkaufen. Wieder so ein Found Footage-Problem. Wenn es nicht schockt, ist es nicht trashy-unterhaltsam, sondern nur blöd-billig. Natürlich ist es irgendwie komisch, wenn unsere Schlaumeier bei den absurdesten Ereignissen immer noch wissenschaftlich analysieren („Das macht Sinn.“ Echt jetzt?!), das ist allerdings ganz kurzer Galgenhumor. Aber immer wieder erstaunlich: Egal, wie lebensbedrohlich die Situation wird, die Handkamera fängt immer alles ein, im Sinne der Aufklärung. Lieber mit Bildmaterial für die Nachwelt sterben, als zu überleben und dann glaubt einem keiner. Das muss so ein Film natürlich machen, wir wollen (oder auch nicht) das ja schließlich sehen, nur könnte man das vielleicht etwas geschickter verkaufen. Obwohl das bei so einem Ding auch keiner Rolle mehr spielt. [...]
Großer Mann. Nicht nur körperlich.
[...] Das ist so furchtbar langweilig, schrecklich gefilmt, voll mit sinnlosen Dialogen, unpassender Musikuntermalung und einem erbärmlichen Finale, ach du liebe Güte. Wenigstens ist Rutger Hauer nicht ganz allein in der Starparade des Elends. Neben ihm dürfen sich noch die weniger talentierten, aber zumindest semi-prominenten Kollegen Tamer Hassan („The Football Factoy“, „The Business“) und Doug Bradley („Hellraiser“) mitblamieren. Hassan als angeblich feiner Großgrundbesitzer, der trotzdem aussieht wie ein drittklassiger Türsteher in mottigen-britischen Rentnerklamotten, wie so noble Lords in Rosamunde-Pilcher-Verfimungen halt rumlaufen. Ist er natürlich nicht, aber psst, da kommt man ja nicht drauf, nicht spoilern (sorry, wenn das jetzt irgendjemanden den „Spaß“ verdirbt). Doug Bradley mal ohne Pinhead-Maske, dafür auch mit mindestens einem Nagel im Kopf und scheinbar reichlich Ebbe im Sparstrumpf, um sich für so einen glorreichen Auftritt herzugeben. Alle nur kurz dabei, dennoch lange genug um sich in Grund und Boden schämen zu dürfen.
Wenn das Elend nach endlosen 93 Minuten vorüber ist, stellt sich zumindest die Erkenntnis ein, dass man daraus EVENTUELL einen halb-brauchbaren B-Film hätte machen können, wenn denn ALLES anders gemacht worden wäre. Das war leider nicht der Fall. [...]
Michael Haneke muss sich oft viel vorwerfen lassen. Er sei ein Oberlehrer, würde Gewalt und Voyeurismus anprangern und gleichzeitig damit kokettieren, seine Filme sein kalt und wenig menschlich. Alles Humbug, denn wer sich mit seinen Filmen ehrlich und überlegt auseinandersetzt, kann kaum zu diesem Schluss kommen. Über Geschmäcker lässt sich nicht streiten, man muss das nicht mögen, aber über Tatsachen schon.
Auch „Benny’s Video“ bietet auf den ersten Blick diese beliebte Angriffsfläche, ganz besonders auf ein gerne vorschnell aus dem Ärmel gezauberte Totschlagargument, wenn mal wieder ein (bevorzugt junger) Mensch eine unerklärliche Tat begangen hat: Die Filme (oder auch Spiele) sind schuld. Natürlich. Wer kennt das nicht? Da geht es einem wunderbar, man erfreut sich bester geistiger Gesundheit, kommt aus einem stabilen, liebevollen familiären Umfeld, alles ist cremig, aber dann doch einmal zu oft den falschen Film gesehen, zack, da bist du durch. Jeder der das hier ließt ist somit ein latenter Krisenherd, also Obacht.
Natürlich ist das Quatsch. Genauso, wie als würde man Haneke vorwerfen, er wolle das mit seinem Film „belehren“. Hier geht es nicht um die „schädliche“ Wirkung von Medien, sie werden nicht als Ursache oder Auslöser für eine menschliche Tragödie dargestellt. Das Kind ist schon viel früher in den Brunnen gefallen. So wie bei jedem Fall, wo später demonstrativ auf die bösen Verursacher geschimpft wird, die im Kinderzimmer gefunden werden. Haneke zeigt die wahren Gründe auf: Fehlende Liebe und Zuwendung, emotionale Distanz, Abkapseln aus einer Realität, die einem nichts zu bieten hat. In was man sich letztendlich verliert, ist nebensächlich. Das WARUM ist entscheidend. In seinem Film geht es – wie so oft – um Familie. Um das, was viel zu oft in der oberflächlich heilen Gut-Bürger-Welt geschieht. Langsam und schwelend, bis es zu spät ist. Und um den Umgang damit. Eine Flucht führt zur nächsten, jetzt vor der Schuldfrage und den Konsequenzen. Statt das Alltagsleben als Verursacher zu erkennen und sich eigene Fehler einzugestehen, wird mit aller Macht versucht, die eigene Haut zu retten. Wer jetzt noch Haneke oben aufgeführte Vorwürfe anbringt, ist selbst nicht mehr zu retten.
„Benny’s Video“ belehrt nicht, er zeigt. Sicher in Hanekes typisch (eben) nicht-manipulativen Art und somit formal kühl, dabei jedoch nie emotionslos oder nicht menschlich. Ganz im Gegenteil. Und voyeuristisch oder gar gewaltbejahend schon mal gar nicht. Das ist äußerst klug, ehrlich und die Wahrheit, besonders in Bezug auf das erwähnte Totschlagargument.
[...] Scorseses neue/alte Allzweckwaffe Leonardo DiCaprio spielt entfesselt drauflos, energiegeladen und im angepassten Over-The-Top-Modus. In dem wohl ergiebigsten Film-Jahr seiner Karriere trägt er das Werk mühelos und zeigt hier ein ungewohnt komisches Talent. Ähnlich Scorsese, der lediglich bei „The King of Comedy“ und „Die Zeit nach Mitternacht“ sich diesem Gebiet annährte. Eine Komödie ist „The Wolf of Wall Street“ letztendlich nicht, aber dicht dran. Er gibt dem (fast) ganz realen Irrsinn eine Bühne und übt offen Kritik an einer perversen Maschinerie, die vor einigen Jahren (mal wieder) in sich zusammenfiel und dennoch wieder aufersteht. Jedoch nicht mit klar erhobenen Zeigefinger, er lässt das Szenario und seine Figuren für sich sprechen, ohne sie zwingend dämonisieren zu müssen. Das kann zu unangebrachten Sympathien führen, doch Scorsese überlässt es dem Zuschauer, das Gesamtbild zu bewerten. Das reicht auch vollkommen, viel zu klar sind die Rollen verteilt. Die Opfer werden nicht thematisiert, die Resultate dürften eh bekannt sein. Quasi konsequent aus „Täter-Perspektive“ präsentiert.
Woran krankt es denn nun? Scorsese versteht sein Handwerk nach wie vor. Er entwickelt sich im hohen Alter logischerweise nicht weiter (von Stagnation zu sprechen wäre nicht angebracht), wohin auch? Von der rein technischen Inszenierung ist das gewohnt gekonnt, erzählerisch vergleichbar mit seinem Mafia-Epen „GoodFellas“ und „Casino“. Speziell zum Erstgenannten bestehen starke Parallelen, was sich leider als deutliche Schwäche herrausstellt. Klar, auch die beiden „Vorbilder“ waren sich sehr ähnlich, entfallteten dabei jedoch ihre individuellen Reize und hatten so viel dramatisch-wuchtige Sprengkraft, dass sie insgesamt jeder für sich ihre Klasse untermauerten. Das fehlt dem Schaf im Wolfspelz.
Der Ablauf von „GoodFellas“ und „The Wolf of Wall Street“ ist fast identisch, natürlich auf eine andere Bühne projeziert. Aufstieg und Fall eines Durchstarters, der Traum von Geld und Drogen endet jäh und auf dem Weg dahin bietet dieser Film keinerlei Neuerungen. Fast fühlt man sich wie in einem Remake, selbst in Details. Scorsese kopiert sich selbst, erschafft dabei leider keine neuen Höhepunkte. Seinem Werk fehlt es bei all dem Spaß an Tiefe, an Individualität, bezogen auf das Skript. Am Ende wirkt es fast etwas banal, kann dies jedoch lange gut kaschieren. Dazu tragen neben dem bereits erwähnten DiCaprio die Darsteller ihren Teil bei, wenn auch nur zwei Namen noch zwingend erwähnt werden sollte. Matthew McConaughey in der Form seines Lebens (leider nur kurz dabei) und Jonah Hill, dem so eine Leistung nicht unbedingt zuzutrauen war. Der Rest bleibt eher im Hintergrund und erfüllt seinen Job, ohne besonders in irgendeine Richtung aufzufallen. [...]
- "Was ist mir dir passiert Gary?"
- "Nichts!?"
Seit 23 Jahren scheint mir Gary King wirklich nicht viel passiert zu sein. Damals war er tatsächlich der King, das Alphamännchen der Schule und Anführer seiner Gang voller leicht nerdiger Untertanen. Aber wie so oft im Leben, später sind die coolen Jungs von damals nur noch traurige Existenzen, die ihren "besten Zeiten" nachweinen, während die belächelten Waschlappen mit beiden Beiden fest im Leben stehen. Weil sie erwachsen werden wollten. Gary King nicht. Warum auch? Na, weil das Leben nicht stillsteht. Normalerweise...
Das erste Drittel des lange erwarteten Abschluss der Blood & Ice-Cream Trilogie von Edgar Wright ist mehr als gelungen. Der absolute Anti-coming-of-age-Typ trommelt seine früheren Weggefährten zusammen, um endlich die Kneipentour nachzuholen, die damals nicht beendet wurde. Nur die haben sich in den letzten Jahren tatsächlich weiter entwickelt. Das Ganze ist herrlich mit anzusehen, dank witziger Dialoge mit zündenden Pointen, mächtig Charme und einem prächtig harmonisierenden Darsteller-Quintett. Die Stammkräfte Simon Pegg und Nick Frost bekommen durch Paddy Considine, Martin Freeman und Eddie Marsan fähige Verstärkung, bei der eins wichtig ist: Man nimmt ihnen das voll ab. Sie könnten wirklich alte Schulfreunde sein. Die Besetzung ist ein ganz großes Plus. Aber vor allem: Dem ersten Drittel schwingt schon eine gewisse Melancholie und ganz viel Herz mit. Die schönste Zeit des Lebens ist vorbei, egal wie sehr man sich daran klammert. Die Jugend lässt sich nicht künstlich am Leben erhalten. Wer das selbst am eigenen Leib miterlebt hat, kann beide Seiten (die von Gary und die seiner Kollegen) verstehen und nachvollziehen.
Nur was jetzt schon auffällt: Während die Vorgängerfilme "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz" relativ schnell zum Hauptakt und damit zur eigentlichen Genre-Parodie kamen, braucht "The World's End" dafür relativ lange. Das stört an sich nicht - wie gesagt, alles schön anzusehen - nur wenn es dann passiert, wirkt es leicht ruckartig und wie ein Bruch. Kein fliessender, harmonischer Übergang, ein klares Break. Ab da verliert der Film auch etwas, was angesichts der Art und Weise der Vorgänger erstaunt. Das Body-Snatcher-Szenario setzt etwas zu sehr auf Action und wirkt speziell zum Finale fast heillos überladen. Was da am Ende auf einen einprasselt, erscheint hektisch und etwas zu chaotisch zusammengeschleudert. Seinen Humor verliert der Film Gott sei Dank nie und bei aller Kritik, Spaß macht die liebevolle Nummer natürlich immer noch. Auch der (jetzt deutlich) melancholische Einschlag stört gar nicht, schliesslich ist das Finale der liebgewonnenen Trilogie auch mit etwas Abschiedsschmerz verbunden und die (zwischenmenschliche) Thematik entbehrt nun mal nicht eines leicht ernsten Anteils.
Nur die Mischung stimmt insgesamt nicht ganz. "The World's End" hat alle Möglicheiten, auf einem Niveau mit den ersten Teilen zu spielen, erreicht allerdings nicht deren Klasse. Schade, dass neben den erwähnten Body-Snatcher-Anspielungen erst kurz vor Schluss noch andere Parodie-Anleihen in das Chaos geworfen werden. Etwas "Dark City", etwas "Mad Max", was fast verspätet daherkommt und nicht mehr richtig zünden mag.
Gemessen an den übergrossen Fussstapfen ist es schon eine leichte Enttäuschung, nur im Vergleich zu sonstigen Komödien noch lange kein Weltuntergang. Nicht mal ansatzweise. Dafür viel zu charmant, sympathisch, immer noch witzig und einfach ein Ding zum lieb haben. Und ein wenig zum traurig werden. Macht's gut Jungs, war 'ne schöne Zeit.
[...] Denn unter der ganzen Freak-Show steckt die Geschichte einer merkwürdigen Beziehung. Die Bestie mit dem scharfen Geist schmachtet nach seiner Liebsten, doch anstatt sie mit Rosen und Pralinen erobern zu wollen, kommt er erstmal aus dem Ruhestand zurück auf die Bildfläche. Hannibal ist älter, weniger subtil, dafür nicht minder bösartig und seinen Jägern immer einen entscheidenden Schritt vorraus. Er will sich nicht in sicherer Langeweile verstecken, er braucht das Kitzeln der Gefahr. Er genießt es, wieder in aller Munde zu sein...und vor allem, wenn alle in seinem Munde sind. Anthony Hopkins spielt seine Paraderolle genau so. Vielleicht nicht mehr so bedrohlich und unberechenbar, nicht mehr als das eingesperrte Tier, das geduldig auf die Chance lauert, um endlich wieder über seine Beute herzufallen. Mehr wie ein zynischer Frührentner, der dennoch allen haushoch überlegen ist und einfach Spaß an dem hat, was er da tut. Selbst im Angesicht der größten Bedrohung zeigt er keine Angst, denn letztendlich ist er sich sicher, das er am Ende nicht zur Perle vor den Säuen wird. [...]
[...] Man kann "Hannibal" sicherlich prima nicht mögen und ganz furchtbar enttäuscht sein, wenn man eine gleichwertige Fortsetzung erwartet hat. Wer sich jedoch an einem schmucken, abartigen Theater mit interessantem Subtext und bissigem Humor erfreuen kann, der wird auf eine wunderbar absurde Art gut unterhalten. Over the Top, dabei so schön umgesetzt, ein Gaumenschmauss aus dem Fast-Food-Laden. Schade nur, dass das Ende der Romanvorlage drastisch geändert wurde. So wäre die etwas andere Lovestory perfekt abgerundet gewesen. Und wenn sie nicht gestorben sind...
Unglücklich, dennoch macht "Hannibal" auf seine Art viel Spaß. Nur von den Erwartungshaltungen sollte sich zwingend gelöst werden, die können einem den Film schon versauen.
[...] Dem genialen Tier in Menschengestalt wird ein junges Lamm zur seelischen Schlachtbank geführt, leichte Beute für das manipulative Monster, das hinter Plexiglas nur auf seine Chance lauert, endlich wieder in den Genuss von frischer Leber mit Faberbohnen und einem ausgezeichneten Glas Chianti zu kommen. Was dann passiert, wird nur in wenigen Momenten erfasst, wird die Handlung der Fortsetzung "Hannibal" maßgeblich prägen und ist tatsächlich interessanter, als die eigentliche Killerjagd. Zwischen dem eloquenten Gentleman mit dezent soziopathischen Zügen und der verbissenen Ermittlerin entsteht eine Beziehung, die von einer Seite rein zweckdienlich ist, von der anderen Seite zur Obsession wird.
Jetzt kommen die Darsteller ins Spiel, ohne die "Das Schweigen der Lämmer" wohl nie so weit gekommen wäre: Jodie Foster und dem wohl kleinsten (bezogen auf die eigentliche Screentime) Hauptdarsteller aller Zeiten, Anthony Hopkins. Idealbesetzungen in allen Belangen. Foster verkörpert ihre Figur mit der harten Schale und dem verletzten Kern bis in jede Nuance perfekt. Und was Hopkins da veranstaltet, ist im wahrsten Sinne des Wortes unheimlich. Sein stechender, gieriger Blick geht von der ersten Sekunde an unter die Haut und direkt in die Seele. Er verschmilzt mit der Rolle. Jeder würde ihm sofort abnehmen, dass er seine Gedanken lesen kann, sich von seinen Ängsten ernährt und sie gnadenlos durch den Fleischwolf dreht. Einfach, weil er es kann und daran Spaß hat. Selten wurde so ein bedrohliches Ungeheuer mit so einer Perfektion verkörpert. Das ist gerade das Kunststück von Hopkins: Obwohl er nur wenige Szenen hat, ist er dauerpräsent und niemand würde im ersten Moment realisieren, wie klein seine Rolle (rein physisch) doch eigentlich ist. Wie ein böser Geist ist er allgegenwärtig und in den Momenten so wichtig und eindringlich, dass die Realität kurz Pause hat. Genau dann ist die Inszenierung von Demme auch perfekt, ohne auf große Spielerein zurückzugreifen (was er einfach auch nicht muss). Er überlässt Foster und Hopkins die Bühne, nur darum bemüht, Gestiken und Mimiken gezielt einzufangen und das Wortduell für sich sprechen zu lassen. Immer wieder beeindruckend. [...]
[...] Mit einem Hooper als echten Steuermann und nicht nur ferngesteuerter Marionette wäre das zweifellos ein ganz anderer Film geworden. Von Beginn an stellt sich das typische Spielberg-Feeling ein. Eine Familie, bei der die Kinder nicht nur beiläufige Figuren sondern wichtige Eckpfeiler der Handlung bilden, ein unverkennbarer Score (diesmal nicht von John Williams, aber Jerry Goldsmith macht da wenig anders) und eigentlich lässt sich der Film schon jetzt kaum als klassischer Horrorfilm wahrnehmen. Auch wenn er letztendlich dem Genre zuzuordnen ist und dieses eindeutig für die Zukunft beeinflusst hat, das bleibt auch so. Obwohl vom Inhalt ein reiner Haunted-House-Film ist "Poltergeist" in vielen Punkten anders. Es wird nie düster, nie ernsthaft schockierend und der Tod ist kein allgegenwärtiger Begleiter. Jedem Zuschauer dürfte früh klar sein, er muss eigentlich nicht um das Leben der so sympathischen und zur Identifikation geschaffenen Figuren fürchten. Trotzdem kann und soll er mit ihnen mitfiebern und der Illusion erliegen, dass es ihnen doch irgendwie an den Kragen gehen könnte. Da ist "Poltergeist" vergleichbar mit einer Geisterbahn. Du gehst rein und weißt ganz genau, am Ende unbeschadet wieder das Tageslicht zu erblicken. Dennoch, wenn das gut gemacht ist, funktioniert der Spaß. So in etwa ist "Poltergeist". Eine echte Bedrohung scheint nahezu ausgeschlossen und vom Gruselfaktor ist es eher der noch verdauliche Kinderschreck. Als wenn Spielberg - pardon, Hooper natürlich - hier einen Horrorfilm für die machen wollte, die ihn nicht sehen dürfen. Und mal ehrlich, jedes Kind der 80er hat es trotzdem getan und sich wahrscheinlich die Buchse voll gemacht. Spielberg wollte oft eher die jungen Herzen erobern und bezaubern, die erwachsenen "nur" unterhalten. Genau das gelingt ihm hier auch. [...]
Golden Globe für das beste Make-Up.
Nein, das ist gemein, aber mal ehrlich, was soll das denn? Ganz schön nervös, der Niki. Hoffentlich hat ihn jemand im Saal verstanden.
[...] Schrader macht hier eine Art Body-Horror Marke Cronenberg, verwebt es mit erotischen Einflüssen und serviert es mit höchster Eleganz. Da mögen sich Kritikpunkte finden lassen - ganz sicher sogar - und ja, es gibt sogar mal unfreiwilligen Humor (wie der Prostituierten am Anfang kurz vorm Schnitt nochmal wie von Geisterhand der BH aufspringt, ganz schön plump und ziemlich albern), doch "Katzenmenschen" hat dieses gewisse Etwas, was viele Filme merklich vermissen lassen. Er sorgt für einen Rauschzustand zwischen Schönheit und Grauen, der Faszination der Aversion, sinnlich und brutal zugleich. Da möge man ihm gewisse Schönheitsfehler (rein inhaltlich) verzeihen, denn was Schrader mit seinem Werk erreichen wollte, ist ihm wohl definitv gelungen. Oft unterschätzt, doch eigentlich ein bemerkenswerter Genre-Beitrag, der ganz sicher nicht bei jedem auf ähnliche Gegenliebe stoßen wird. Aber wer polarisiert, ist zumindest schon mal nicht egal.
Wer hätte es gedacht, im zweiten Anlauf ist der abgebrühte Stranger doch tatsächlich besser drauf. Viele Schwächen des Vorgängers wurde klar verbessert, wohl auch, da sich Regisseur Luigi Vanzi jetzt nicht mehr so krampfhaft an die beiden großen Sergios klammert. Die Story ist deutlich besser, da eigenständiger und alles wirkt viel flotter vorgetragen. Statt müde wiederholten Versatzstücken der Dollar-Trilogie und "Django" gibt es eine Story um eine goldene Kutsche. Etwas trashig, aber nun gut, das ist doch schon mal was.
Speziell der Grundtenor hat sich entscheidend geändert. Der zweite Stranger kommt viel ruppiger und zynischer rüber. Nicht nur der Film, sondern auch die Figur. Hauptdarsteller Tony Anthony war diesmal auch am Skript beteiligt, vielleicht wirkt er deshalb diesmal nicht nur wie ein schaler Aufguss von Clint Eastwood. Deutlich cooler und charismatischer darf er nun auftreten, das hatte er auch bitter nötig. Der Film hat genügend Drive, um über 90 Minuten recht anständig zu unterhalten und wirkt insgesamt viel straffer, gekonnter und ergiebiger in Szene gesetzt. Scheitern viele Sequels daran, den Vorgänger schlicht in noch größer, lauter und actionreicher übertreffen zu wollen, tut dies "The Stranger Returns" enorm gut. Luigi Vanzi darf sich dadurch immer noch nicht zu den Großen zählen, tritt diesmal aber wenigstens als vernünftiger Handwerker auf, was ich ihm nach dem Erstling schon absprechen wollte. Natürlich profitiert er vom klar besseren Skript, aber auch seine persönliche Leistungskurve geht sichtlich bergauf.
Ganz unterhaltsam für Genre-Freunde, ohne Bäume auszureissen. Da kann man ruhig mal mitreiten.