JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] "The Seasoning House" funktioniert in der ersten Hälfte wie in der Zweiten, nur auf eine ganz andere Art. Anfangs ist er schockierend-bitter, später rasant-spannend. Ob das so passend gemischt wurde und was gewesen wäre, wenn der Film sich von Beginn an auf eine Linie festgelegt hätte, ist schwer zu sagen. Vielleicht weniger als jetzt. Oder mehr. Oder wie auch immer. Denn packend ist er. Trifft oft in den Magen, schockt im Kopf und erstaunt später durch brettharte Sequenzen, die normalerweise der FSK gar nicht gefallen, diesmal aber ihren FSK: 18-Segen haben. Das muss keiner verstehen, tut dort wohl auch keiner. Der Stilbruch ist sicher gewöhnungsbedürftig und am Ende muss jeder darauf eingestellt sein, einen Genrefilm zu sehen. Einen, der anfangs keiner zu sein scheint und dann ganz deftig nach vorne geht. Durch seinen Vorlauf jedoch einer, der nicht aus der Grabbelkiste kommt. Mal abgesehen von der guten Inszenierung. Hier tut alles weh und erfreut nicht ausschliesslich die Gore-Gemeinde. Eine handwerklich astreine Arbeit, böse, schonungslos und deutlich besser als der Querschnitt aus dem üblichen DTV-Output. [...]
[...] Generell darf man auf weitere Arbeiten der Schwestern gespannt sein, denn sie wissen scheinbar ganz genau was sie wollen und wie das auszusehen hat. Nichts wirkt hastig dahingeschlurt oder budgetbedingt eingeschränkt. Gar nicht so einfach unter den Bedingungen. Sehr ordentlich und stimmungsvoll eingefangen, gute (wenn auch nur wenige) Effekte, passend gewählter Soundtrack, ordentliche Darsteller. Hervorzuheben ist darunter natürlich Katharine Isabelle ("Ginger Snaps"), die nicht nur erwachsen, sondern auch darstellerisch gereift ist. Aus ihrer Rolle entsteht auch die eigentliche Spannung des Films, die sich eben nicht genretypisch aus dem Whodunit- oder Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip ergibt. Die Entwicklung ihrer Figur macht diese aus. Sie ist Opfer wie Täterin, Protagonistin wie Antagonistin, kaum eindeutig festzulegen, sehr ambivalent. "American Mary" ist zwar nie hochspannend, jedoch niemals langatmig oder fade. Dem Script hätten zwar gewisse Höhepunkte nicht geschadet, dennoch alles wirklich nett gemacht. [...]
"Manchmal muss man etwas Schlimmes tun, um zu verhindern etwas noch schlimmeres zu tun."
Es geht also doch. Während sich etliche asiatische Regisseure bei ihren Gehversuchen auf dem US-Markt bis zur Unkenntlichkeit verbiegen liessen und sich Produzentendruck wie Konventionen beugen mussten, zieht Chan-wook Park sein Ding durch. Gegenbeispiele gibt es viele, zuletzt enttäuschte sein Landsmann Jee-woon Kim mit Arnies Rentner-Actioner "The Last Stand", den so einfach jeder beliebigen Auftragsregisseur hätte machen können. "Stoker" hingegen trägt unverkennbar die Handschrift seines Regisseurs.
Park inszeniert ein hypnotisches Thriller-Drama, das ungemein geschickt mit den Erwartungen des Zuschauers spielt und ihn darüberhinaus in seinem sagenhaften Rausch aus Bild und Ton förmlich verschluckt. "Stoker" mutet in seiner Art eher an Kino vergangener Tage an, manchmal fast schon aus der Zeit gefallen, und ist gleichzeitig auf einem technischen Niveau, wie es moderner nicht sein könnte. Alfred Hitchcock, an den so vieles erinnert, hätte vor Begeisterung mit Sicherheit in die Hände geklatscht.
Wie die elegante Kamera von Chung-hoon Chung schwebt man durch das Geschehen, wird von der sagenhaften Bildsprache, den sensationellen Schnitten und Übergängen sowie den brillanten Einstellungen verzaubert und fühlt sich wie in einem nebulösen Traum, der lange offen lässt, in wie weit und ob überhaupt wir dem trauen können, was unser Auge uns auftischt. Bewusst ist nicht ersichtlich, was genau hinter dem mysteriösen, au f eine eiskalt-betörende Art charmanten wie bedrohlichen Onkel Charlie steckt. Sein plötzliches Erscheinen und die nicht eindeutigen Reaktionen seiner Umwelt auf ihn werfen viele Fragen auf und lassen Spielraum für einige Theorien zu, die Park alle bedient. Vieles ist möglich und scheint ab gewissen Punkten sogar eindeutig, bis er am Ende mit einer beinahe profanen Auflösung um die Ecke kommt, die in ihrer Einfachheit schon wieder eine Überraschung ist. Das ist das Kunststück von "Stoker": Eine an und für sich gar nicht spektakuläre Grundstory so geschickt, überlegt und bis ins kleinste Detail perfekt durchdacht umzusetzen, dass sie ganz anders wirkt.
Neben der glänzenden Inszenierung - mit hoher Wahrscheinlichkeit mit das Beste, was es in den letzten Jahren zu bestaunen gab - trifft der Film mit seiner Besetzung voll ins Schwarze. Die junge Mia Wasikowska ist DIE Entdeckung des Streifens. Mit ihrer undurchsichtigen, ambivalenten Art passt sie ideal auf das Rollenprofil, kann nur durch ihre Mimik, Gestik und Körperhaltung das ausdrücken, wozu Andere selbst mit tausend Worten nicht fähig wären. Matthew Goodes durchdringender Blick lässt das Blut in den Adern gefrieren und zieht einen gleichzeitig magisch an, eine tödliche Kombination. Zu guter Letzt beweisst Nicole Kidman, dass sie abseits der grossen Blockbuster eigentlich am besten aufgehoben erscheint. Wenn sie wirklich gefordert wird, kann sie ganz gross abrufen...trotz eingeschränkter Mimik, selbst schuld.
"Stoker" ist ein sinnliches Erlebnis. Wie ein hübsches, dennoch verstörendes Gemälde, das viel Interpretationsraum bietet, obwohl es schlussendlich nur einen Baum zeigt. Echte Kunst halt. Grandios.
[...] Franco wirkt sehr bemüht, diesen Film nicht unweigerlich in die Euro-Trash Ecke zu stellen. Er wollte wohl einen Film machen, der ein breiteres Publikum anspricht und verglichen mit seinem sonstigen Output ist ihm das sogar geglückt. Allein handwerklich kann das Werk erfreulicherweise positiv punkten. Die Kameraarbeit ist sauber, die Sets zwar nicht besonders Zahlreich, dafür schön stimmungsvoll eingefangen, schattiert und reichlich vernebelt, die Ausstattung gut, der dezent eingesetzte Score, in erster Linie das prägnante Titelstück, wirkungsvoll. Das hat nicht viel - eher sogar nichts - von billigem Euro-Trash-Kino und ist im Bezug auf die Mittel absolut gelungen. Zudem überrascht Franco durch eine kaum reisserische Inszenierung. Das Tempo ist bewusst eher gedrosselt, Gore und Schweinereien halten sich sehr in Grenzen. Klar, nackte (Frauen)Haut hatte der alte Jess schon ganz gerne, nur baumeln hier nicht völlig sinnlos die Euter durchs Bild. Wenn der Ripper seine Opfer erlegt, ist das im sexuellen, Mutterkomplex belasteten Motiv angebracht. Etwas Gore darf dann auch nicht fehlen, es begrenzt sich dabei jedoch auf wenige Szenen, die heute sicher nicht mehr für erhöhten Speichelfluss bei Blutwurstfreunden sorgt. Wenn schon die FSK das nicht mehr indizierungswürdig findet, dürfte alles klar sein.
Klingt jetzt alles sehr positiv, dass richtig Gelbe vom Ei ist der Franco-Ripper dann (natürlich?) doch nicht. Paradoxerweise liegt es wohl daran, dass Franco hier einen Film gemacht hat, der eigentlich um einiges "besser" (wie gesagt, geschmacksabhängig) ist, als seine sonstigen Arbeiten. Oder es eben sein will. Spannend ist der Film nur bedingt, oft sogar wenig, erzählerisch keine Leuchte. Da Trash und niedere Bedürfnisse hier nur im Hintergrund stattfinden, kann der Film eben weder in die eine, noch die andere Richtung voll überzeugen und schleppt sich zuweilen arg dahin. Das enttäuschende, verschenkte Finale bestätigt leider den Eindruck, dass Franco einfach nicht für so was geschaffen war. [...]
[...] Na ja, was soll bei so einem Film erwartet werden? Blut, Unsinn und bitte viel davon. Leider nervt "Bait" schon von der ersten Szene an. So grell beleuchtet, da lieber Sonnen- als 3D-Brille, ätzende Figuren und so lausige CGI-Versuche, schwer erträglich. Die Ausgangssituation wurde da bei dem naheliegenden Vergleich "Deep Blue Sea" deutlich schwungvoller - dennoch nicht weniger blöd - verkauft, aber da waren noch Leute mit Talent am Werk, vor und hinter der Kamera. Das ist spürbar. Alle Schauspieler, selbst (die einzig bekannte Person) Julian McMahon, sind nahe am Berufsverbot, aber was sollen die auch machen? Das vorhersehbare, lächerliche "Script" bietet so unfassbar dämliche Dialoge, akribisch zusammengesammelt aus den Glückskeksen der China-Restaurant-Besuche der letzten 10 Jahre. Regisseur Kimble Rendall hat sich schon mit seinem Erstling "Cut" nicht gerade mit Ruhm bekleckert, Jahre später ist zu erkennen, das da wohl nicht mehr viel kommt. Hoffentlich. [...]
[...] Friedkins ruhiger Inszenierungsstil der ersten Hälfte ist angenehm zurückhaltend, brodelnd und könnte lediglich an gewissen Stellen etwas zügiger vorangetrieben werden. Davon lässt sich der alte Mann nicht beirren und nimmt dadurch sicher bewusst in Kauf, einige Zuschauer vorzeitig zu vergraulen. "Bug" scheint sein Publikum vorsorglich selektieren zu wollen, um dann das Rad richtig zum Glühen zu bringen. Zwei labile Charaktere, die sich wie vom Schicksal geleitet, gesucht und gefunden haben. Allein waren sie schlicht gestört, gemeinsam steigern sie sich gegenseitig in ihren Wahn hinein, um anschliessend Hand in Hand die reale Welt hinter sich zu lassen und auf das unausweichliche Ende zuzusteuern. Da blitzt so was wie morbide, wenig süsse Romantik auf. Valentinstag in der Klapsmühle, ohne Tranquilizer, aber immerhin gibt es Pizza. [...]
Ganz toller Film. Im Gegensatz zum Remake sogar bewusst cool. ;)
Was ist bloss aus Jim Carrey geworden? Das skurrile Gummigesicht konnte eine Zeitlang Millionengagen einstreichen für Kasper-Klamauk, dazwischen durfte er ab und an echtes Schauspieltalent zeigen, aber wer so was dreht steht kurz vor dem Dschungelcamp. Aber bitte in der Antarktis, da wohnen alle seine Freunde.
Schmierig zusammengeschleimter US-Familien-Moral-Kino-Blödsinn aus dem Kitsch-Keller mit einem bemitleidenswerten Frontmann für die Kinokasse und als Headliner für einen Film zum weglaufen. Weil aus dem Vater-Komplex verkorksten Jungen ein herzlos, geldgeiler Karrieretyp geworden ist, mögen ihn Ex-Frau und Sprösslinge nicht mehr. Dafür hat er ne geile Bude und der Rubel rollt. Na denn. Dann kommen die Pinguine und zack, ist Daddy wieder voll dufte, sein Herz taut auf, die Wohnung friert dafür ein, aber egal. So mögen wir das doch. Arschloch wird zum herzallerliebsten Super-Dad, weil er einen Vogel hat...oder gleich mehrere davon. Die Kids sind glücklich, die Gags sind flacher als die Pinguine rutschen, die Moral trieft aus jeder Pore und ist dabei so spiessig und bieder wie ein Wahlwerbespot der Republikaner.
Jim Carrey und grob ein halbes Dutzend CGI-Vögel kitschen um die Wette, der schnulzige Familien-Score aus der Tüte verklebt jegliche Toleranz gegenüber Heile-Welt-Kino und am Ende weiss man gar nicht mehr, wo noch Platz zum kotzen bleibt, überall Pinguin-Scheisse. Oh mein Gott, wer will denn so was sehen? Selbst an einem verkaterten Sonntag hilft da bloss weitersaufen, Koma ist nicht immer schlecht.
Mit "Die Sopranos" schrieb David Chase junge Fernsehgeschichte. Mit "Not Fade Away" erzählt er eine teils autobiographische Story, was jederzeit zu spüren ist. Das, sowie der in diesem Jahr viel zu früh verstorbene James Gandolfini, sind die Prunkstücke seines Films, der sonst leider nicht das hergibt, was der Titel verspricht. Eher im Gegenteil. [...]
[...] Der Umbruch im Denken der Jugend, das Streben nach Veränderung, der Konflikt zwischen den spiessbürgerlichen Eltern und dem auf Revolution gestimmten Nachwuchs, alles ist da und nichts zündet länger als mal ganz kurz für den Moment. Die Handlung wirkt sprunghaft, teilweise zähflüssig und kommt ohne jegliche Höhepunkte aus. Das Ganze erscheint ziellos und kann kaum bei der Stange halten. Interessant, dass ausgerechnet der Klassiker "Blow Up" in einer Szene im Kino gesehen wird und die Protagonisten darauf hin kritisieren, dass der Film keinen Sinn machen würde. Das erscheint fast schon lustig, betrachtet man diesen Film. [...]
[...] "Alles beginnt und alles endet zur richtigen Zeit und am richtigen Ort."
Aber was endet dort? Der Ort ist definitiv festgelegt, der Hanging Rock, dessen fratzenartiges Felsmassiv zum Protagonist, eher zum Antagonist wird. Ein steiniger Seelenfresser, eher passiv als aktiv, oder doch nicht? Der Bösewicht mit den vielen Gesichtern, der entweder der Ausgangspunkt allen Übels ist, oder nur der Punkt, an dem alles zu Tage tritt. Die Mädchen winken zum Abschied, kündigen ihr Verschwinden sogar an, aber was denn genau passiert ist, ein grosses Fragezeichen, welches eben deshalb wahnsinnig gut funktioniert.
"Ich würde alles alles darum geben, um zu erfahren, was da oben tatsächlich geschehen ist." [...]
Wenn schon der Matrix-Johnny auf dem Titelbild, dann auch auf die 1. Mehr Ein-Mann-Armee geht gar nicht. Wegen dem sind die Telefonzellen ausgestorben.
Was ist bloss mit Argento passiert? :( Erstmal abwarten, die Hoffnung stirbt zuletzt, aber das sieht doch irgendwie gar nicht mal so gut aus...
War doch klar. Er hat schliesslich dort einen Ruf zu verlieren und das bringt ihm sicher wieder ordentlich Publicity. Vermarktungstechnisch kein dummer Schachzug.
"Es ist, als würde ich niemals schlafen. Oder als ob ich ständig in einem Traum gefangen bin."
Genau so ist es. Der Film von Harley Cokeliss erscheint im ersten Moment wie ein typisches 80er-Jahre-Splatter-Vehikel, das ganz unverblümt in den Jagdgründen von "Nightmare on Elm Street" wildert und doch viel mehr offenbart. Der Tanz zwischen Traum und Realität erinnert unweigerlich an Wes Cravens Genreklassiker, dennoch ist "Dream Demon" eine ganz andere Baustelle. Viel weniger greifbar, da kein physisches Schreckgespenst à la Freddy Krueger sein Unwesen treibt und die Grenzen bald so unerkennbar verschwimmen, wie es selbst der Schlitzefinger nicht hinbekommen hat.
Bis zum Schluss stolpern der Zuschauer und die Protagonistinnen Hand in Hand durch surreale Albtraumsequenzen, an denen selbst Genremeister wie Dario Argento wohl ihre helle Freude gehabt haben. Ein etwas behäbiger Beginn, trotz gekonnten und effizienten Einzelsituationen, wird in der zweiten Hälfte abgelöst durch einen einzigen Taumel zwischen Wahn und Wirklichkeit. Die Sets werden zum Teil beängstigend gut ausgeleuchtet und eingefangen, die Einstellung scheinen wohl gewählt und auf den Punkt effektiv. Das bizarre Grauen schleicht sich gelegentlich so geschickt durch die - nicht zu ignorierende - Trash-Decke, wie es nur die guten Vertreter des italienischen Genrekinos geschafft haben. Es gibt Momente in "Dream Demon", die einfach als grossartig bezeichnet werden müssen.
Auf den gesamten Film lässt sich dieses Prädikat sicher nicht übertragen. Die darstellerischen Leistungen pendeln zwischen erträglich und extrem daneben, manche Effekte sind selbst für die damalige Zeit nicht aller erste Wahl, der (nur selten) eingestreute Humor etwas zu viel. Insgesamt schafft es "Dream Demon" leider nicht, seine unverkennbaren Stärken, die wirklich auf hohem Niveau spielen, auf die volle Distanz aufrecht zu erhalten.
Dafür ist es schön zu sehen, dass hier durchaus nach Höherem gestrebt wurde. Kein, wie anfänglich vermutet, simples Schock-Theater mit Blutsosse, sondern ein Spiel mit verdrängten Traumata, psychologischen Ansätzen und abstrakten Puzzlespielen, die in groben Ansätzen sogar an David Lynch oder "Jacob's Ladder" erinnern. Das ist nicht perfekt ausgearbeitet, hält aber lange genug im Würgegriff und lässt gelegentlich das Nerd-Herz höher hüpfen. Wie die Wahrnehmungswelten schwankt auch die Qualität hin und her und vermischt sich kaum trennbar. Am Ende ist der interessierte Zuschauer total zufrieden, ohne die Realität verleugnen zu können.
Ein gewagter, nicht immer total runder Film, der allerdings über genug handwerkliche und kreative Qualität verfügt, um endlich mal aus dem grauen Loch der Unbekanntheit rauf zu klettern. Fast richtig gut. Partiell sogar uneingeschränkt.
"Ich dachte auch, dass ich wach bin und dann wache ich immer wieder auf."
Optisch-akustisch ansprechender Mix aus "Drive", "The Fast and the Furious", "Alarm für Cobra 11" und GTA auf Hong Kong Art. Der Fokus von Regisseur Pu-Soi Cheang liegt eindeutig auf der stylischen Inszenierung der Rennszenen, was ihm zweifellos auch gelingt. Rasant, mit einer dynamischen Kamera und ohne übertriebenen Crashs, absurden Überschlag-Manövern oder Explosionen aus dem nichts. Spektakulär, dabei durchaus - so was wie - realistisch. Die nächtlichen Treibjagden haben schon einen ästhetischen Reiz. Der Score untermalt das Geschehen atmosphärisch, da eher ruhig, dafür sehr pulsierend. Alles ganz gut, passt schon.
Das Drumherum ist dafür eher peinlich-naiv. Die Story ist reiner Klebstoff für die Vollgasmomente. Wäre gar nicht so schlimm, wenn sich nicht viel zu oft unfreiwillige Komik einschleichen würde. Die Figuren sind klischeetriefende Pappaufsteller, die bierernst und mit pathetischem Anstrich dümmliche Zeilen aufsagen müssen.
- "Ich fahre da rein."
- "Sie sind lange nicht gefahren."
- "Das Fahren verlernt man nicht!"
Der jung-prollige Hitzkopf Protagonist nervt mit seiner Art eher, als das er Sympathien gewinnt und sein alter Kollege ist sein gebrandmarktes und ausgebranntes Alter Ego, das kurz vor dem heiss ersehnten Ruhestand nochmal Benzin schnüffelt. Tierisch vorhersehbar, mit reichlich Logikaussetzern und eben kaum der Rede wert. Das ermüdet leider so stark, dass die Actionszenen zwingend zum Wachhalten benötigt werden. Daran kann dann kurzzeitig so was wie Spass empfunden werden, aber wehe, der Motor ist aus. Ein Actionfilm ist ein Actionfilm, nur den Rest so auf dem Niveau einer billigen Fernsehserie zu gestalten ist schon grob fahrlässig.
Durch den Gummianteil noch ganz erträglich und für Fans von flotten Karren und quietschenden Reifen eventuell sogar etwas mehr. Für den neutralen Zuschauer eher verzichtbar.
Es ist schon bemerkenswert, wie sehr sich aller drei "Mad Max" Teile voneinander unterscheiden. Das könnten sogar unabhängige Filme sein, sie werden im Prinzip nur durch ihren Protagonisten verbunden, der aber auch jedesmal anders in Erscheinung tritt. Milchbubi-Max wird zu Tough-Guy Max und dann zum leicht ergrauten Zottel-Max. So unterschiedlich wie diese Figur sind auch die Filme.
Von einem wenig futuristischem Original zu einem wuchtigem Nachfolger zu diesem merkwürdigem Misch-Masch. Die erste Hälfte gefällt durchaus. Aufwendig, wenn auch nur sehr lose an die Vorgänger angeknüpft, gibt es einen kurzweiligen, gut gemachten Sci-Fi-Actionfilm zu sehen, dessen grosses Highlight der Donnerkuppel-Fight ist. Tja, dann geht das eher in Richtung Jugendroman. Was das soll, keine Ahnung. Sieht immer noch gut aus, kommt dafür sehr merkwürdig und unpassend rüber. Mad Mel guckt teilweise genauso verwirrt aus der Wäsche wie wohl die meisten Zuschauer, ratlos, wo wir da denn gelandet sind. Max darf kurz auch eine blöde Mütze tragen und sich als Messias, sorry, Captain Walker, feiern lassen. Unglaublich, wie der Film ab der Hälfte gnadenlos abstürzt. Das ist ja eher eine Parodie. War das die Grundidee oder wurde das mangels Einfällen einfach mal in den Raum und vor die Kamera geschmissen?
Im Bezug auf die Reihe ein eher befremdlicher Cocktail aus "Peter Pan", "Herr der Fliegen" und doch irgendwie "Mad Max". Als wenn (der schwache) Steven Spielberg hier am Werk gewesen wäre. Sollte wohl ein breiteres Publikum ansprechen, dürfte im Endeffekt aber nur die bisherigen Fans abschrecken. Krude zusammengewürfelt und im Vergleich zum genialen Vorgänger eher ein schlechter Witz. Handwerklich absolut in Ordnung, nur von der Geschichte so dämlich-kitschig-sinnlos zusammengezimmert, grenzt an eine Unverschämtheit. Kaum zu glauben nach den ersten 40 Minuten, da war noch einiges möglich.
Dann wird es nur noch peinlich. Zum Schluss gibt es etwas mehr taugliche Action, die aber eher wie ein billiger Aufguss aus dem grossartigen Schlussspurt von Teil 2 wirkt. Wer nach dem ersten Drittel abschaltet, dürfte einen recht guten Film in Erinnerung behalten. Wer das nicht macht, ist selbst schuld. Aber wer macht das schon? Schade, wie der mutige Zuschauer ab dann veräppelt wird.
Eine im Ansatz nicht, dafür im Resultat extrem, überflüssige Fortsetzung, die in einem kaum vorstellbaren Ausmass gegen die Wand gefahren wird. Handwerklich gut, hin oder her, das ist eigentlich eine Frechheit. Wenn Tina Turner im Abspann "We don't need another hero" trällert, klingt das schon nach Sarkasmus. Doch, wäre schön gewesen, aber gab es ja nicht.
Das ist wohl mal ein Sequel nach Mass. Liess der erste "Mad Max" noch diesen apokalyptischen, wilden Sci-Fi-Stil vermissen, legt die Fortsetzung in diesem Punkt so richtig los. In jedem Punkt wurde nachgebessert, teilweise multipliziert. Eigentlich ein ganz anderer Film. Oft ist das eher negativ, hier das Beste, was Mel Gibson, George Miller und dem Filmfan passieren konnte.
Hauptfigur, Setting, Stimmung, Action, alles ganz anders...und viel besser! Dem zu Grunde liegt natürlich die Vorlage, in der wir den lieben Max zum bösen Rächer mutieren sahen. Seine Rache hatte er, nun ist er von Beginn an der abgewixte Haudegen, der sich von niemanden an's Bein pinkeln lässt. Die Zukunft ist staubiger und hoffnungsloser, als wären nochmal 50 Jahre vergangen. Kein Vergleich zum Vorgänger, jetzt regiert endgültig nur noch Chaos, Gewalt und Anarchie. War Teil eins nur in Ansätzen als Zukunftsvision zu erkennen, ist das hier ein Spielplatz für Freaks und post-apokalyptische Missgeburten. Mit enorm viel Drive, Action, Stimmung, kreativen Einfällen und wohl dosiertem Humor glänzt "Mad Max 2" als ein Paradebeispiel für sein Genre und, schon fast unnatürlich, für eine Fortsetzung.
Da ist einfach alles drin, was ein solcher Film haben sollte. Perfekt inszeniert, von vorne bis hinten. Die Ausstattung ist liebevoll, passend und leicht schrullig, die Kostüme schon bald mutig. Irgendwo zwischen Bondage-Club und Steinzeit, wirkt trotzdem nicht albern, einfach cool. Der böse Gangleader diente wohl als Vorlage für den "neuen" Jason Vorhees, wenn da keine Parallelen ersichtlich sind...aber bestimmt purer Zufall. Mad Mel hat sich optisch in der kurzen Zeit erstaunlich entwickelt. Der etwas bubige Look von vor zwei Jahren gehört der Vergangenheit an, ein echter Kerl mit enormen Charisma, dem die Rolle als ruppiger Lone-Ranger mit dem Herz am rechten Fleck noch besser passt als das Lederoutfit.
In Sachen Action ist "Mad Max 2", für seinen Jahrgang, das Mass der Dinge. Da geht ordentlich was ab und es wird grossartig eingefangen. Allein das Finale ist an Rasanz kaum zu übertreffen, selbst heutige Actionfilme sehen da ganz blass aus. Echte Stunts, echte Explosionen, echte Autos, Trucks und andere Fahrzeuge machen richtig Bambule, wo heute nur noch Mouseklicks Abhilfe schaffen können. Wie traurig, das wir heute 30 Jahre zurückblicken müssen, um wirklich gute Actionszenen sehen zu können. Back to the roots, bitte schnell.
Ein grandioses, fantasievolles Fest, zeitlos grossartig. Absoluter Klassiker, an dem sich viele Filme mal ein Beispiel nehmen sollten. Unterhaltung auf höchstem Niveau.
Mel Gibsons grosser Kinodurchbruch hat sich einen gewissen Kultstatus erarbeitet und ihn zu einem Superstar werden lassen. Genauer betrachtet ist der erste "Mad Max" allerdings kein Überhit, lässt er doch relativ viel Potenzial liegen, was erst im deutlich besseren zweiten Teil ausgespielt wurde. Dennoch ist der Startschuss der Trilogie auch heute noch ein guter Film, wenn auch eben kein Ober-Knaller.
An sich eine altbekannte Rachestory, lediglich in einer düsteren Zukunftsvision angesiedelt, von der es leider nicht so viel zu sehen gibt. Ehrlich gesagt, wenn der Film nicht darauf hinweisen würde, wäre das gar nicht so deutlich ersichtlich. Könnte auch einfach eine entlegene Gegend im Outback sein, wo halt nicht viel los ist. Wirklich futuristisch mutet hier wenig an, selbst Ende der 70er. Das mag auch eine Frage des Budgets gewesen sein, möglich. Trotzdem etwas schade, da kommt nur bedingt dystopische Stimmung auf, eher sogar gar nicht. Lediglich der Inhalt der andauernden Funkdurchsagen, sowas wie Off-Kommentare, und das merkwürdig verwilderte Polizeirevier lassen erkennen, dass die Handlung nicht im hier und jetzt spielt.
Die Handlung an sich ist schnell beschrieben und vom Ablauf auch nichts spektakuläres. Generell fehlt dem Film etwas Spektakel, besonders im Mittelteil. Das startet zügig und actionreich, endet enorm zackig, dazwischen wirkt es gelegentlich leicht einfallslos. Das klingt jetzt nach viel Kritik, wobei das Gesamtwerk trotzdem klar als gelungen zu bezeichen ist. Nur unter Strich nicht so richtig fein abgestimmt. Der wahnsinnige Max ist über weite Strecken eher ein milchgesichtiger Sympathieträger, der erst kurz vor Schluss, da er alles verloren hat, die Lederkluft überstreift und richtig wütend seinem Namen alle Ehre macht. Dafür dann ohne Kompromisse.
Kommt etwas zu spät aus den Puschen und geht noch nicht voll auf's Ganze, aber das regelte dann das Sequel. Auch losgelöst davon macht der erste "Mad Max" Spass und ist in Anbetracht seiner Mittel wirklich gut gemacht. Eine Art Prolog.
" This is not my Vagina!"
Ein trockener, enorm bissiger Faustschlag in den Magen der britischen Gesellschaft wie dem internationalen Filmgeschäft. "Sightseers" ist Indy-Kino, wie es sein sollte. Roh, böse, lustig, angepasst an gewisse Vorlagen, dennoch mit genug eigener Duftnote, um nicht als netter Versuch durchzurutschen.
Mit wenigen Mitteln, aber einer Idee und dem dazugehörigen Eigenanteil wie Herzblut, wird eine gallige und gleichzeitig trockende Satire vorgetragen. Voller Situationskomik, Tragik, Gewalt und dem nötigen Backround, um es nicht als billige Posse durchgehen zu lassen. Die Gefahr ist durchaus gegeben, nur weiss es diese Perle geschickt zu umgehen. Das macht diesen kleinen Film so gross. Grösser als vergleichbare Streifen.
Ein Roadmovie mit einem wenig-gevögeltem Schmuckstück und dem bärtigem Kurzzeitstecher wird zu einer modernen Bonny-und-Clyde-Story, die Outlaws mit dem Wohnwagen. Dröge werden schmucklose Prachtstücke des Königreiches abgeklappert, aber wehe dem, der seinen Müll einfach so wegwirft, sich als Ober-Maker aufspielt oder seinen Junggesellinnenabschied feiert. Das verstehen die Beiden wenig bis gar keinen Spass und sitzen immer am längeren Hebel.
Das mag im ersten Moment überzogen klingen, funktioniert faktisch dagegen super. Die Autoren Alice Lowe und Steve Oram spielen ihre Figuren einfach so mal selbst und wissen wohl genau warum. Sie verkörpern die Rollen nicht nur glaubhaft, sondern feuern sich die bitter-bösen Dialoge und Oneliner so was von um die Ohren, das muss man wohl geschrieben haben, um es so zu zelebrieren.
"I just want to be feared and respected!"
"Sightseers" ist eine intelligente Antwort auf die typischen Road-Killer-Movies wie den aktuellen Stand der britischen Gesellschaft. Sehr viel Biss und Satire steckt in diesem wütend-lustigem Knaller, der besonders durch seine bösen Seitenhiebe und die geschliffenen Zeilen lebt. Gerade deshalb sollte er im O-Ton genossen werden. Die deutsche Veröffentlichung wirbt mit den Stimmen von Anke Engelke und Bjarne Mädel, eben das sollte sich nicht angetan werden. Engelke wirkt gar nicht schlecht, Mädel ist schauderhaft. Der Wortwitz geht ohnehin baden, in der vorgetragenen, deutschen Version ist alles eine Zumutung. Gott lobe die Sprachauswahl, nur so macht "Sightseers" richtig Spass.
"I was very naughty...I think you should punish me...with your cock!"
Ja, warum auch nicht? "Sightseers" ist mutig-lustiges Low-Budget-Kino mit enormer Hingabe und netten Einfällen, das mehr zu bieten hat als lausige Big-Budget-Produktionen in 3D oder sonstigem Blödsinn.
"It's nothing personal...it's just...you had an negative influence on me..."
Eine billig-schöne Perle im Output der unzähligen Theken-Muscheln, wärmstens empfohlen. Allein die letzte Szene ist Gold wert.
Fan-Liebling Lucio Fulci gelang mit "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" eines der Referenzwerke im Untotengenre, welches sich lediglich hinter Romeros ersten Meisterstücken hinten anstellen muss. Im Original hiess der Film tatsächlich "Zombi 2" und erschien ein Jahr nach dem Überfilm "Dawn of the Dead" (international auch als "Zombie" vertrieben). Die Filme haben inhaltlich nichts miteinander zu tun, ausser natürlich ihre fauligen Fleischliebhaber. Während Romero die Zombie-Epidemie abseits der eigentliche Ursprünge aufkommen liess, sie mehr als selbsterfüllende Prophezeiung, als Metapher auf die selbstzerstörrerische Natur des Menschen (du erntest, was du sähst) zelebrierte und damit seinem grossen Fressen einen enorm sozial-, kulturell-, und gesellschaftskritischen Subtext gab, geht Fulci zurück zu den Wurzeln des Mythos. In die Karibik, wo Voodoo bis heute als anerkannte Religion zählt und der (angeblich) "lebende" Tote die Basis für die Figur des Zombies bildete.
Fulci, nie der grosse Geschichtenerzähler, reisst die faktischen Hintergründe auch gar nicht erst gross an, er macht einfach einen Genrefilm. Das, was er kann. Ist auch vollkommen legitim, das will schliesslich jeder sehen, der zu so einem Teil greift. Derjenige tätig einen guten Griff. Von der ersten Szene an hat Fulci den Freund des gut gealterten Euro-Horrors an den Kronjuwelen. Ohne von Anfang an die grobe Splatter-Kelle auspacken zu müssen, zieht einen sein Insel-Massaker in seinen Bann. Spätestens wenn unsere Helden das sonnige Paradies mit dem Geruch des Todes erreicht haben, Giorgio Cascio und Fabio Frizzi uns mit ihrem Mix aus pulsierenden Trommeln und abstrakten Synthie-Klängen hypnotisieren und ein herrlich verrotteter Frischfleischfanatiker sich eine sensationelle Unterwasserschlacht mit einem Hai liefert, hüfpt das Herz eines Liebhabers in die Höhe.
Die Stimmung, wie so oft bei Fulci, ist schlicht grossartig, die Erzählweise erfreulich stringent und ohne störenden Firelfanz treibend, die Schlüsselmomente packend umgesetzt. Ab der zweiten Hälfte wird natürlich die Blutpampe ordentlich durch den Fleischwolf gedreht, zimperlich war der Segniore ja nie. Gut so. Zeitbedingt selbstredend alles schön handgemacht, extrem detailverliebt (was nicht pervers, sondern ehrlich bewundernd klingen soll) und mit voller Hingabe. Wenn es blutet, kann man es nicht immer töten. Arnie wäre wohl aufgefressen worden. Die heimische FSK wird den in 5000 Jahren niemals durchwinken, aber wer braucht die schon? Erwachsene Menschen jedensfalls nicht.
Das, aus heutiger Sicht, etwas veraltet wirkende Zombie-Design macht den Film eigentlich nur noch besser. Statt glatt-glitzernden CGI-Kram sehen Fulcis Zombies so gammelig und zerfleddert aus, man kann sie fast riechen. So muss das sein, herrlich ekelhaft und schmodderig. Ein wahres Fest.
Die Stimmungs-Schraube wird durch das steigende Tempo gegen Ende nochmal entscheidend angedreht. Da verschanzen sich die bemitleidenswerten Zwischenmahlzeiten und liefern sich einen Kampf auf Leben und (auch gegen den) Tod, dass Romero seine Freude gehabt hätte. Hatte er wohl auch so, das ist doch mal ein "Nachfolger", den man sich in solchen Fällen wünschen kann.
Speziell am Schluss sind sich Fulci und Romero so nah, Brüder im Geiste. Das Ende ist nicht aufzuhalten, maximal hinauszuzögern. Der Kampf um's Überleben, Perlen vor die Säue, der Tod hat schon lange gewonnen. Die intelligente, aufgerüstete Zivilisation hat keine Chance gegen die primitiven Horden. Sie sind langsam, aber unaufhaltsam.
[...] Für ein lächerliches Budget zaubern Regisseur Jim Mickle und Autor (sowie Hauptdarsteller) Nick Damici einen beachtlichen B-Horror-Streifen auf den Tisch. Da wird letztendlich nichts neues geboten, aber altbekanntes und gut erprobtes vernünftig verkauft. Kurzweilig, spannend und optisch ansprechend vorgetragen. Die Stimmung funkt ab der ersten Minute, die Effekte und Masken können sich sehen lassen - sind unter dem Umständen sogar hervorragend - und "Stake Land" bietet nicht nur platte Figuren, sondern bemüht sich sogar um eine vernünftige Charakterisierung und Dramaturgie. Das ist, natürlich, nicht spektakulär, dennoch über dem Durchschnitt des Genres, mal unabhängig von den Mitteln. Durchgehend funktioniert der Streifen, erlaubt sich kaum ersichtbare Fehler und wenn, werden sie durch die noch ersichtlichere Bemühungen neutralisiert. Sagen wir es mal so: Wieviele Filme haben bessere Voraussetzungen, sind schon nach wenigen Minuten langweilig und sind schlussendlich nur seelensloser Quark? Viel zu viele. [...]
[...] Ein abartig-geschmackloser Trip, der sich minütlich steigert und die augenscheinlichen Albernheiten des ersten Drittels in eine obskur-bizarre Geisterbahn verwandelt. Zombie präsentiert eine überraschend-brachiale, enorm mutige Terrorshow für Fans, gleichzeitig, besonders in den letzten Minuten, handwerklich erstaunlich souverän umgesetzt. Das sieht nicht aus wie von einem Debütant, der eigentlich aus einem anderen Business kommt. Mehr wie von einem Kerl, der schon ewig auf die Chance gewartet hat, seine gestörten Gedanken endlich auf die Leinwand bringen zu können und ganz genau wusste, wie das auszusehen und zu wirken hat. An Stellen, wo andere Filmemacher aus dem Genre schon lange ihr Pulver verschossen hätten, lädt Zombie nochmal nach und schießt erst dann wirklich scharf. Vorher waren das nur Platzpatronen. [...]
Sean S. Cunningham produzierte Wes Cravens "The Last House on the Left" und führte Regie bei "Freitag, der 13.". Sprich, der Mann hat die Geschichte des Horrorfilms massgeblich geprägt. Nur viel mehr kam da nicht. "Die Kids von Orlando" ist so unwichtig wie seine gesamte, folgende Karriere.
80er-Mobbing-Teenie-Terror im Fahrwasser von dem Trash-Knaller "Die Klasse von 1984", mit einem wasserstoff-erblondetem (durchaus engagierten) James Spader, einem unauffälligem Eric Stoltz und ganz viel Schnarchkram, bis auf ein konsequent-zackiges Finale, was letztendlich aber auch keine Bäume mehr ausreisst, sondern nur noch ganz wenig rettet. Bis dahin hat "Die Kids von Orlando" maximal Old-School-Charme, mehr wirklich nicht. Die Story hängt bis in die Kniekehlen, Spannung entsteht praktisch gar nicht und würde man das Ende nicht schon meileneweit gegen den Wind riechen, würde der Streifen kaum den Abspann erleben. Im Schlussspurt geht dann tatsächlich etwas, nur ist das ausschliesslich Schmerzensgeld für eine langweilige Stunde Vorlauf.
Grundsätzlich nicht uncharmant, nur so träge vorgetragen und über weite Strecken schlicht ermüdent, ist das eine Genregurke von etwas mehr als Vorgestern, der trotzdem leicht Spass macht, nur ganz dezent am Rande. Wer in den 80er aufgewachsen und mit den damaligen Genrefilmen gross geworden ist, dürfte hier etwas von wenig entdecken. Mehr aber kaum. Zurecht vergessen, kaum der Rede wert. Der ordentliche Schlussspurt wuppt gerade so das Minimum.
Mit seinem dritten Spielfilm zeigt Dario Argento schon sein unglaubliches Inszenierungstalent, das er scheinbar in den letzten Jahren verloren hat. Traurig, leider eine Tatsache. Was der Meister des europäischen Genrekinos hier abliefert, ist ganz grosses Tennis. Als Regisseur. Von dem Script mal losgelöst.
"Vier Fliegen auf grauem Samt" stellt wahnsinnig viele Fragen und beantwortet davon nur wenige. Die oft sehr konfuse Geschichte wird immer wieder durch grandiose Einzelsequenzen aufgefangen, die heute kaum denkbar wären, da niemand der aktuellen Regisseure auch nur annährend in die übergrossen Fussstapfen von Argento getretten ist. Monsegniore erschafft einen Bilderrausch, eine wunderbar-merkwürdige Mischung aus Giallo und Psychothriller, die ansatzweise an David Lynch erinnert. Surreal, zwischen den Welten schwankend, handwerklich perfekt. Die Handlung ist gleichwohl faszinierend wie absurd, der Grat zwischen ernsthafter Spannung und leicht irritierendem "Humor" sehr grenzwertig. Nur das ist ein Ding für sich, ungewöhnlich und genau deshalb befremdlich interessant.
Da der Zuschauer vergleichbar verwirrt ist wie der Protagonist, funktioniert der Film erst. Zwischen einzigartigen Einstellungen und unbegreiflichen Grauen herrscht durchgehend das grosse Nichts, niemand steigt so richtig durch, dennoch ist man voll dabei. Vereinzelte Brocken werden hingeworfen, aber was, wie und warum, keine Ahnung. Macht gar nichts, denn so wunderbar wurde selten ein merkwürdiges Dings-Bums serviert. Da mögen einige Momente total bescheuert sein (Bud Spencer spielt Gott, der Schnüffler ist tuckiger als der gesamte CSD), doch am Ende steht ein Werk, das es so selten zu sehen gab und gibt.
Ein ganz besonderer Film, in beide Richtungen, der letztendlich aber mehr als nur einen Blick wert ist. Ein guter Argento halt, Genie und Wahnsinn, sehr dicht beeinander. Hätte ein Meisterwerk werden können, ist es eindeutig nicht, aber verkauft es kurz als solches. Dennoch ist hier auch der Unsinn zu Hause. Wie das geht, bitte selber anschauen.
Ein Jahr nach seinen eher abstrakten Werken "Das Haus an der Friedhofsmauer" und "Die Geisterstadt der Zombies" inszenierte Genrefachmann Lucio Fulci mit "Der New York Ripper" wieder einen sehr straighten, geradlinigen Grossstadt-Giallo, der seinerzeit für eine Menge Aufsehen sorgte. Selbst heute sind die blutigen Mordszenen noch recht deftige Kost, weshalb er in Deutschland immer noch nicht ungeschnitten erhältlich ist. An der Stelle sei dringend vor der kürzlich erschienenen Neuauflage gewarnt. Nur uncut ist der Film geniessbar. Die älteren Versionen sind zwar technisch nicht mehr ganz auf der Höhe, dafür bekommt man hier den ganzen Film. Da sollten Abstriche in Bild und Ton verkraftbar sein.
Auch wenn Fulci für seine Verhältnisse eine recht "normale" Story erzählt, steht mal wieder die Umsetzung und Wirkung weit über dem Script. Das ist vollgestopft mit unlogischen Momenten, einigen Merkwürdigkeiten und zum Teil eindeutiger Fehler, die nicht mal mit der Lupe gesucht werden müssen. Nur ein kleines Beispiel von vielen: Anfangs erklärt der Ermittler noch, dass anhand einer Blutprobe des Täters feststeht, es handele sich um einen Mann. Später reden er und sein Partner darüber, dass sie nicht mal wissen würden, ob der Killer männlich oder weiblich ist. Hä? Tja, so was oder ähnliches gibt es hier öfter. Manches wirkt leider auch unpassend komisch. Die Donald Duck-Stimme des Killers, inklusive nervigen Geschnatter, kommt nicht so richtig toll rüber. Und um das Gezeter abzuschliessen: Das Finale hätte ruhig etwas spektakulärer ausfallen können.
Trotz dieser Mängel macht "Der New York Ripper" immer noch genug Spass, um Genrefreunde und Fans von Fulci rundum zu unterhalten. Wenn Fulci etwas kann, dann Stimmung erzeugen. Auch hier die absolute Stärke des Films. Zu einem schönen Score gibt es atmospährische Bilder, die Mordszenen sind klasse inszeniert, reichlich Sleaze und nackte Haut, bitter-böse Goreszenen, wo Fulci draufsteht, ist auch Fulci drin. Mit allen Plus- und Minuspunkten. Ein gut gealterter Slasher/Giallo, der auch heute noch sein Publikum finden wird. Aber bitte nur mit Import-Scheibe, alles andere ist eine Zumutung.