JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
Bei einigen Schauspielern stellt sich die berechtigte Frage, warum sie irgendwann praktisch weg vom Fenster waren. Da gibt es die üblichen Gründe wie Größenwahn, Suchtprobleme, erst spät (dann aber zurecht) erkanntes Anti-Talent, das unfaire Prädikat Kassengift (was oft eher auf die Macher, weniger auf die Ausführenden zurückzuführen ist), die Liste ist lang. Nur warum verschwinden prägnante, hochtalentierte Mimen irgendwann von der Bildfläche? Tim Roth ist einer, bei dem ich gerne die Gründe wüsste. In den 80ern ein kleines Licht, obwohl mit starkem Debüt. 1984 gab er dieses an der Seite von Terence Stamp und John Hurt in dem (zu unrecht) völlig in Vergessenheit geratenen Thriller "The Hit" ("Die Profi-Killer"), in den 90ern ging sein Stern auf, sicherlich dank Quentin Tarantino, für den er in drei Filmen spielte. Er war nie der Hollywood-Star, überzeugte eher in kleinen, extrem feinen Nischen-Filmen ("Little Odessa", "Unter Brüdern", um nur zwei zu nennen). Vielleicht war es das Tim Burton Debakel "Planet der Affen", in dem er sich mal für Blockbusterkino hingab und die berechtigte Bauchlandung erlebte. Reine Spekulation, wie auch immer, jetzt ist er wieder ein Hitman, wie vor fast 30 Jahren, daher die lange (überflüssige? Egal...) Einleitung.
"Last Hitman" (bzw. "The Liability", für Deutsche wohl zu schwer) ist ein rein technisch ansprechend umgesetztes B-Movie mit fadem, potenzial-vergeudendem Skript. Regisseur Craig Viveiros scheint was auf dem Kasten zu haben, denn rein optisch und akustisch ist das gar nicht verkehrt. Die Bilder sind kühl und teilweise schön eingefangen, der Score stimmig und geschickt eingesetzt, da lässt sich kaum meckern. Nur rettet er so eine schläfrig-einfallslose Geschichte vor der totalen Belanglosigkeit. Das fatale bei diesem Film: Mit einer Laufzeit von knapp über 80 Minuten langweilt er schon, obwohl ihm 20-30 Minuten mehr gut tun könnten. Eigentlich, nur dann bitte nicht so und mit mehr Einfällen. Auf eine längere Laufzeit könnte so was wie eine Figurenentwicklung entstehen die nachvollziehbar wäre, die Raum für Verständnis und Tiefe geben könnte, dann aber bitte nicht so 08/15 wie das Gezeigte. Das ist nicht mehr als ein luschiges, einfallsloses Killer-Filmchen in netter Verpackung. Lakonischer Humor blitzt kaum merkbar mal ganz am Rande durch, sonst eher melancholisch, ohne dabei zu packen. Tim Roth läuft auch etwas schläfrig durch das Geschehen, nur was soll er auch machen? Tatsächlich hat er selbst so noch genug Charisma, um den dödeligen Nebenpart locker an die Wand zu spielen.
Ob es an Darsteller Jack O'Connell liegt oder an der unsympathisch-doofen Rolle, schwierig zu sagen. Der tolle Peter Mullan darf sich für einige Minuten zeigen, immerhin, das macht den Streifen aber auch nur geringfügig besser. Der Funke springt niemals über, obwohl ich das Gefühl nicht los werde, da hätte was drin sein können.
Unter Strich eine Heimkinopremiere, die rasch in der Belanglosigkeit verschwinden wird. Schade um die handwerklichen Fahigkeiten des Regisseurs, Tim Roth und das durchschimmernde Potenzial, nur dies rettet den uninspirierten Streifen in die graue Masse jenseits von Gut und Böse.
Das ich das über 30 Jahre nach "Flash Gordon" nochmal behaupten kann: Sam J. Jones hätte den Film fast noch über oder zumindest auf die graue Mitte wuppen können. Herrlich selbsironisch und uneitel hat er die besten Szenen im Film. Nur so viele sind das ja nicht. Sonst ist "Ted" weder Fisch noch Fleisch. Seth MacFarlane serviert bei seinem Spielfilmdebüt einen kaum homogenen Eintopf aus dem anarchischen Proll-Humor seiner Trickserien (den ich dort echt mag), Animations-Krams und RomCom aus der Tüte.
Grundsätzlich verstehe ich ohnehin kaum, was an animierten Figuren in einem Realfilm lustig sein soll. Das geht, wurde schon bewiesen, aber ist ein sprechender, vögelnder, kiffender, pöbelnder Teddy-Bär automatisch lustig, nur weil er ein Teddy ist? Wenn das von einem Menschen gespielt werden würde, jeder würde sich über den nervige Sidekick aufregen. So ist das natürlich ein Brüller. Also ich weiß nicht...
Immerhin sieht das Dings-Bums wirklich gut animiert aus, da hätte ich weniger erwartet.
MacFarlane scheint seinen bissigen Humor wohl eher in den kurzen
Serienfolgenformaten sinnvoll einsetzen zu können, da spielt die Handlung eh keine Rolle, seine Shows sind ja eher eine Aneinanderreihung von Gags und Pointen, die irgendwie in einer Rahmenhandlung gequetscht werden. Hier weiß er scheinbar nix mit der Zeit anzufangen. Anfangs noch eine einfache Furz-Fluch-Fick-Parade, mutiert "Ted" zum gängigen Beziehung-in-Not-Langweiler zum Ausmalen. Entweder sollte damit gezielt ein breiteres, leicht zu begeisterndes Publikum angesprochen werden, es sollte nicht zu unangenehm aufgefallen werden oder aus Unerfahrenheit macht man halt das, was alle machen. Wie auch immer, so ist das nicht viel.
"Ted" hat nur wenige Gags die bei mir zünden konnten (Stichwort Sam J. Jones), sonst erschreckend harmlos (trotz bemühtem Pöbel-Faktor) und gegen Ende sogar bieder. Passt ja mal so gar nicht zusammen. Dann lieber noch mal "Flash Gordon".
Feinfühlig, still und enorm gut beobachtend führt uns "Der Eissturm" mitten in das Leben zweier amerikanischen Bilderbuchfamilien. Oder zumindest Familien, die auf dem Papier diese Voraussetzungen erfüllen. Denn unter der heilen Schale stimmt überhaupt nichts mehr. Zeitlich angesiedelt 1973, als sich die Gesellschaft im Umbruch befand, alte Wertvorstellungen langsam zerbröckelten und sich neu orientierten. Davon erzählt Ang Lee, anhand der sich endremdeten Eltern und ihrer sich auf sexueller Ebene näherkommenden Kinder. "Der Eissturm" behandelt somit zum Teil klassischen Comig-of-Age Stoff, parallel zu dem drohenden Einbruch einer maroden Ehe, die schon lange nur noch durch Lügen, Geheimnisse und unausgesprochene Konflikte zusammengehalten wird.
Leicht poetisch vorgetragen, durchzogen von stetig spürbarer Melancholie, dabei niemals übertrieben rührseelig oder unpassend überdramatisierend wird sich bewusst Zeit genommen, um in die Figuren einfühlen zu können. Das gelingt problemlos, dank der Kombination aus einer sensiblen, glaubhaften Charakterzeichnung und hervorragenden Darstellern. Erstaunlicherweise wurde gerade bei den jugendlichen Darstellern ein sehr geschicktes Händchen bewiesen. Ganz neu im Geschäft war zwar keiner von ihnen, die Karrieren von Tobey Maguire, Elijah Wood, Katie Holmes und Christina Ricci (von der noch am ehesten) waren so aber sicherlich noch nicht zu erahnen. In den "erwachsenen" Hauptrollen glänzen besonders Kevin Kline, Joan Allen und Sigourney Weaver als tragische Dreiecksbeziehung. Das es ihnen gelingt, ihre Rollen so authentisch rüberzubringen, sie mit Leben und Tiefe zu erfüllen, die für die Stimmung und der ruhigen Erzählweise wichtigen, kleinen Nuancen auf den Punkt zu bringen, lässt die angepeilte Wirkung von "Der Eissturm" erst aufgehen.
Ungeduldige Zeitgenossen dürften eventuell ihre Probleme bekommen, denn hier verfällt niemand in Hektik oder legt es darauf an, die Geschehnisse sich überschlagen zu lassen. Das ist auch gut so. Nur auf diese Weise verliert Ang Lee nicht den Boden seiner ehrlichen Arbeit unter den Füssen, durch die sein Film erst seine Stärke gewinnt. Emotionen sind hier jederzeit nachvollziehbar, berühren uns auf eine ganz natürliche Art und es bedarf keiner übersprudelnden Pathosshow oder manipulativer Gefühlduselei. Dadurch entfernt sich "Der Eissturm" ganz weit von leider oft gestelzten US-Drama-Eintopf, erinnert eher sogar an europäisches Kino. In seiner Unspektakularität ein leises Spektakel. Schön.
Das alte Problem mit der vor Jahren neuentdeckten Massentauglichkeit von Horrorfilmen: Es wird fleißig produziert, doch Ideen scheint kaum jemand zu haben. "Sinister" fehlt es entweder am Mut, sich aus dem sicheren Bereich des oft und immer Gezeigten zu wagen, oder es ist den Machern schlicht und einfach nichts eingefallen. Das läuft so erschreckend nach Schema F ab, wer braucht denn diesen Film? Nein, das Rad lässt sich nicht neu erfinden, speziell im Haunted-House Bereich kaum. Handlung, Abläufe, Spannungsmomente, das kann und darf sich auch ruhig ähneln. Nur hier scheint doch tatsächlich ALLES schon dutzendfach gesehen, bis in Details. Ein Schriftsteller, ein neues Haus mit grausamer Vergangenheit, alte Super 8-Videos, die Sprößlinge schlafwandeln oder malen verstörende Bilder und natürlich kommen noch die Bibabutze-Kinder mit dem blassen Teint. Da ist schon mal gar nichts kreativ oder besitzt eigene Note, hier reiht sich soviel gut bekanntes und mehrfach sicher erprobtes aneinander, als Drehbuchautor hätte ich schon ein schlechtes Gewissen oder Angst vor Plagiatsvorwürfen.
Gut, Genrefilm halt, wenn der jetzt aber was kann, durch bedrohliche Spannung, Atmosphäre, gekonnte Schockmomente, also kurzgesagt mit dem WIE richtig punkten kann, alles klar. Leider auch nicht, oder kaum der Fall. Eine konstante Bedrohung, die sich bei guten Genrefilmen irgendwann einstellen sollte, hat "Sinister" nicht zu bieten. Die Momente, in denen der Zuschauer zum gruseln aufgefordert wird, sind klar abgesteckt, dazwischen dürfen sich das Publikum wie die Figuren ganz sicher sein, uns geschieht nichts. Und auch dann: Etwas durch dunkle Flure schleichen, ein Knarren hier, ein Geräusch dort, so richtig was zum Nägelkauen wird nicht aufgefahren. Das kann richtig effektvoll sein, nur die Inszenierung ist so beliebig und standardisiert wie die Story. Es fehlt der Pepp.
Das klingt jetzt wie ein totaler Verriss, dabei ist "Sinister" sicher kein schlechter Film. Wer noch niemals so was gesehen hat, hat bestimmt seinen Spaß. Es ist einfach totaler 08/15, von vorne bis hinten. Die einzigen überdurchschnittlichen Punkte: Ethan Hawke ist ein guter Darsteller und macht das Beste aus der Rolle. Die Musik ist einfach großartig, wenn bloß der Rest nur ansatzweise auf dem Niveau wäre. Da wird akustisch richtig Stimmung erzeugt, die leider angesichts des ganzen Einheitsbrei fast verpufft. Letztlich gibt es auch immerhin eine böse Note zum Ende, die, ganz im Gegensatz zum Gesamtbild, sogar leicht gewagt ist für einen Hollywoodstreifen von der Stange, zumindest in dem Produktionsrahmen (bei fiesen, waschechten Genrefilmen von Experten ist das Usus).
Deshalb auch 5,5, den halben Punkt will ich dem dafür anrechnen. Sonst kann ich auf so was auch verzichten, wer sich auch beim 200. Nachthemdkind mit Moder-Make-Up in die Hose scheißt, immer ran.
Paul Thomas Anderson stellt bei "The Master" mal wieder eindrucksvoll unter Beweis, dass er aktuell zu den fähigsten und gleichzeitig unangepasstesten Regisseuren der USA zählt. Der grobe Stoff hätte sicherlich auch von anderen Leuten in Angriff genommen werden, nur auf diese Art und Weise würden sie es nicht versuchen oder würden dann gnadenlos scheitern.
Anderson verweigert sich bewusst gängiger Spannungs- und Entwicklungsmustern, erliegt nicht der Versuchung, die Tore seines Werks zwecks Lukrativität für die breite Masse zu öffnen. "The Master" ist zweifellos recht sperrig, will dies aber auch und es fällt nicht negativ ins Gewicht. Ähnlichkeiten zu Andersons letzten Film "There Will Be Blood" sind in diesem Punkt unverkennbar. Damals wie heute gewinnt der Streifen dadurch eigentlich nur. Er zwingt den Zuschauer zu voller Aufmerksamkeit, bestraft den beiläufigen Berieselungsgedanken und fordert dazu auf, sich voll auf ihn einlassen zu müssen. Das bedarf etwas Anstrengung, dafür wird es fürstlich belohnt.
"The Master" zählt ohne Frage zu den intensivsten, sinnlichsten und grandiosesten filmischen Erlebnissen der letzten Jahre. Sinnlich unter dem Aspekt, dass Bild, Akustik und die daraus resultierende Wirkung schlicht meisterlich sind. Wenn die Kamera sich auf die Fahrt begibt, erscheint es wahnsinnig virtuos, bis ins kleinste durchdacht und perfekt umgesetzt. Aber auch wenn sie still steht. Das ist eher der Regelfall, doch diese manchmal bedächtige Ruhe und Unaufgeregtheit fesselt um so mehr. Dazu untermalt der teils ungewöhnliche Score die Szenen mit einer Eindringlichkeit, das ist nicht nur Kulisse, das ist essentiell wichtig für die Stimmung.
Neben der nahezu perfekten Handwerkskunst besticht "The Master" aber in erster Linie durch sein durchdachtes, im konventionellen Sinn gewagten Script. Wie schon erwähnt wird viel vom Zuschauer verlangt, narrative Rettungsringe werden kaum ausgeworfen, wer nicht mitmacht, wird kaum Freude haben. Es wird geschildert, nicht vorgekaut oder unnötig erleutert, für so intelligent hält Anderson sein Publikum. Das spricht für ihn. Ohne überdeutlich erhobenen Zeigefinger, ohne klischeehaften Charakterzeichnungen, wird anhand der Figuren von Freddie Quell und Lancaster Dodd aufgezeigt, wie sich spirituell angehauchte, pseudo-wissenschaftliche "Glaubengemeinschaften" mit taktischem Kalkül die Falle aufstellen. Ihre Beute sind Männer wie Freddie. Ziellos, unzufrieden, einsam. Auf der Suche nach Zustimmung, Gemeinschaft, einer Aufgabe, einer Position, einem Grund für seine Existenz. Die Rattenfänger sind Männer wie Lancaster. Charismatisch, rethorisch begabt, intelligent, manipulativ, psychologisch geschult, Vaterfiguren und Anführer. Er ernährt sich durch die Angriffsfläche die seine Opfer bieten, lockt und nimmt sie ein, bis sie nicht mehr ohne ihn können. Dieser gesamte Prozess wird extrem glaubwürdig geschildert, erscheint erschreckend nachvollziehbar, obwohl der Zuschauer aus seiner Distanz jederzeit den Überblick über diese Methodik behält.
Das kann natürlich nur mit dem entsprechend Personal funktionieren. Anderson geht zum einen auf Nummer sicher und greift für die Rolle des Lancaster mal wieder auf Philip Seymour Hoffman zurück. Perfekte Wahl, wie eigentlich immer. Zum anderen reanimiert er Joaquin Phoenix, der wirklich selten besser war. Ohenhin ein großer Schauspieler, doch so impulsiv, explosiv und unfassbar hingebungsvoll ist er wohl noch nicht aufgetretten. Der pure Wahnsinn.
"The Master" erfordert einiges, gibt dafür noch mehr zurück. Ein Kunstwerk von einem Künstler, das bei wiederholter Sichtung eigentlich nur besser werden kann.
Das nächste Comeback eines Helden des Actionkinos der 80er und 90er. Nach Slys rüstiger Rentnertruppe und Arnies letztem Gefecht versucht sich nun auch Mad Mel an seinem alten Image, Genre und dessen Fans. Auch wenn "Get the Gringo" insgesamt nicht an die Qualität seiner besten Zeiten anknüpfen kann, er persönlich liefert eine erstaunlich souveräne und weit weniger verbrauchte Vorstellung ab, als z.B. Conan, der Faltige. Natürlich ist Gibson sein Alter anzusehen, natürlich ist er keine 40 mehr (was im männlichen Hollywood gleichzusetzen mit 30 ist, bei den Damen eher umgekehrt), dennoch wirkt es (fast) so, als wäre er niemals weg gewesen. Verlernt hat er jedenfalls wenig. Vor allem wirkt es nicht so, als wenn Gibson sich mit ächzenden Gelenken und gequälter Retro-Image-Pflege selbst den Zerrspiegel vorhält, wie vor kurzem der T-60+ mit der Doppelherz-Magnumflasche zum fit machen für den nächsten, anstrengenden 50-Meter-Sprint. Erstaunlich, dass er so in Würde gealtert und gleichzeitig immer noch seine Paraderolle spielen kann. Respekt, den ich persönlich ihm in den letzten Jahren selten gegenübergebracht habe.
Um nicht total in Euphorie zu verfallen: Sein Comeback-Vehikel "Get the Gringo" ist nicht mehr als ein B-Movie, die Zeiten vom 20-Millionen-Dollar-Star sind (Stand jetzt) schon vorbei, soviel hat der ganze Streifen gekostet. Und um jetzt mal etwas zu kritisieren: Neben Gibson ist eigentlich nur das leicht schräge Setting und die damit einhergehende Grundidee überdurchschnittlich. Das hat schon was. Der mexikanische Knast-Staat "El Pueblito", wie ein eingezäunter Vergnügungspark für Schwerverbrecher. Da gibt es Fixerstuben, Casinoabende, Wrestling-Shows, ein Kinderkarussell, eine eigene Welt für sich. Wie "Escape from New York" in der Gegenwart, nur ohne Snake und Big Apple, dafür mit Mel und verschwitzten Latinos. Geile Vorraussetzung. So richtig funzt das dann letztendlich aber nicht. Aus der Idee wird relativ wenig rausgeholt, im Prinzip spielt eine schwächelnde Story nur vor netter Kulisse, die nicht konsequent genug genutzt wird. Reicht gerade noch für einen halbwegs unterhaltsamen Film, der von seinem Star im Alleingang getragen wird. Manchmal schön bissig und zynisch, manchmal schön bewusst und der Umgebung entsprechend übertrieben (der überstylte Shootout nach gut einer Stunde passt prima zur Stimmung, warum nicht mehr davon?), insgesamt aber nicht mehr als recht gut geföhnte, heiße Luft.
"Get the Gringo" ist unterm Strich ganz solide Heimkinoware, besonders für Fans von Gibson. Alle anderen müssen den nicht sehen, als passabeler Zeitvertreib ohne grosse Erwartungen und mangels Alternativen aber eine Option. Hätte allerdings mehr Potenzial gehabt.
Dracula, die Vorletzte: Im selben Jahr wie der Vorgänger "Taste the Blood of Dracula" schoben die Hammer-Studios den fünften Teil der Reihe direkt hinterher, vielleicht aus Angst, Christopher Lee würde wieder das Handtuch schmeissen. Die Ideen für neue Filme und der Erfolg waren eher übersichtlich, deshalb musste das Zugpferd wieder ran. Anfangs macht es sogar den Anschein, nach dem schwächelnden vierten Teil könnte es nun wieder bergauf gehen. Leider ein Trugschluss.
Im Gegensatz zum etwas trägen Beginn von "Taste..." geht es hier gleich richtig los. Lee darf gleich von Anfang an die Zähne zeigen, nachdem er von einer drolligen Fledermauspuppe mit frischem Blut versorgt wird und zack, da ist er wieder. So einfach geht das, da hätte man sich den Hokuspokus des Vorgängers auch sparen können. "Scars..." geht in den ersten Minuten flott von der Hand, ungewohnt actionreich wird losgelegt. Ungewohnt für die Reihe, wie für Hammer-Filme allgemein, ist auch der Blutgehalt. Heute (und schon damals bei anderen Genrefilmen) ist das natürlich Kindergeburtstag, doch so explizite Goreeffekte (oder eher Masken) gab es bei den Studio-Filmen selten zu sehen. Damit leutete Hammer schon den Trend der 70er ein, denn auch in der Folgezeit wurde durch steigende Gewalt versucht, in die Erfolgsspur zurück zukommen. Ganz nett das alles, dafür hängt der Mittelpart erheblich. Da wird ersichtlich, dass Hammer-Stamm-Autor Anthony Hinds nicht viel eingefallen ist, das konnte der schon viel besser. Bei dem Produktionstempo von Hammer eigentlich kein Wunder, irgendwann musste sich das ja bemerkbar machen. Das zieht sich ohne Ende, wenigstens ist Lee mal etwas präsenter, nur eben wieder auf Sparflamme. Runterkurbeln, Kohle kassieren, auf Wiedersehen. Manchmal wird es sogar unfreiwillig witzig (als Dracula mit einem Messer zusticht, ist eindeutig zu sehen, wie die Klinge nachgibt).
"Scars of Dracula" ist nicht mehr als der verzweifelte Versuch, an den Erfolg alter Tage anzuknüpfen, ohne neue Ideen oder die Klasse der ersten Teile nur ansatzweise zu erreichen. Schlecht ist das immer noch nicht, den typischen Hammer-Flair gibt es nach wie vor und einige Momente sind auch halbwegs gelungen. Nur braucht den Film letztendlich niemand, außer damals Hammer und Lee für's Konto. Ist noch okay, der Zenit war aber schon lange überschritten. Wollte wohl von den Verantwortlichen keiner wahrhaben, einer kam noch...
Reststarruhm der 90er versammelt sich in einem Wannabe-Look-alike-A-Movie, welches nur ein B-Movie des damals noch jungen Jahrtausends ist, mit allen Schwächen, aber immerhin auch so was wie Stärken. "Mindhunters" ist im Kern natürlich nichts anderes als das 10-(in dem Fall eher 7)-kleine-Jägermeister-Prinzip, eingebettet in einer überkonstruierten, mit fortlaufender Spielzeit immer haarstreubenderer Story, die nach ganz strengen Kriterien gnadenlos in der Luft zerrissen werden könnte. Aber da zieht dann halt der B-Movie-Joker, was will das Ding denn eigentlich von mir? Es will mich unterhalten, ist sich seiner Unglaubwürdigkeit (hoffentlich, mal grob geschätzt) sicherlich total bewusst und bedient sich fleißig in der Genre-Klischee-Kantine, dabei aber immerhin flott und kurzweilig aufgewärmt.
Yes, of course, sieben angehende FBI-Profiler, von denen (wie sich später herausstellt) jeder selbst ein mittelschweres Trauma oder eine Zwangsneurose mit sich rumschleppt (Pack schlägt sich, Pack verträgt sich) werden vom sadistisch-perfiden CSI-Academy-Harris (nicht ein selbstironischer G.W. Bailey, sondern ein grimmiger, bierernster Val Kilmer) auf die Serien-Killer-Manöver-Insel verfrachtet, auf der selbst das allmächtige Auge der totalen Überwachung zu blöd für DEN Maulwurf der Killer-FBI-Geschichte ist. Wer der klischeehaft zusammengewürfelten Hampelmänner (und Frauen, Emanzipation ist wichtig) denn nun der (scheinbar) motivlose, handwerklich enorm geschickter Hobbybastler und Uhrenfetischist ist, darum dreht sich "Mindhunters". Einer ist es, klarer Fall, nur ist es die verschrobene Blondine mit der Nichtschwimmerschwester, der coole Typ, der früher mal ein Star war, der Quoten-Neger mit den Tatoos, Sick-Boy auf H-Entzug, die heiße Braut, die keiner kennt, der Rolli-Fahrer (bestimmt!), die anderen Opfer...äh, Stars...oder der Harris mit der dicken Lippe. Who is it?
Klingt enorm doof und mal genau genommen, kaum abzustreiten. "Mindhunters" schlittert oft sehr knapp an Blödsinn und Trash vorbei, macht aber tatsächlich Spaß. Eben weil wohl jedem klar sein sollte, das ist etwas sehr weit oben drüber. Der Film hat Drive, kaum Längen, und Abziehbilder-Galiosfiguren, deren übertrieben-brutale Dahinscheidungen als drollig bewertete werden können (der blaue Gnadenflatschen der FSK, verglichen mit sonst verstock-arschten Entscheidungen, ist lustig und bezeichnend für die planlose Willkür). Hier wird mehr gebastelt als auf der Waldorfschule, Glaubwürdigkeit (trotz bemüht cleverer "ich hab das vorher gewusst" Klugscheißerei) ist schwer auszuklammern, dann macht das ansprechend umgesetzte Killer-Die-Very-Hard-Spektakel sogar Freude. Ernst nehmen geht gar nicht, wenn das der Sinn war, Fehlschuss. Aber selbst wenn nicht: Das Endprodukt erwischt den Tellerrand, zwischen "auf den Boden gefallen" und "das kann man doch noch essen"...Dreck reinigt den Magen, angeblich...wie "Mindhunters".
[...] Das Schlimmste dabei: Selbst der nicht fachkundige Zuschauer wünscht sich angesichts dieser konfusen Effekt-Geisterbahn eine ansprechende Umsetzung. Denn unter dem ganzen Unsinn und der grottig-grotesken Fremdschämparade schlummert ein gewisser Reiz, der nur leider mit unglaublich peinlichem Blockbuster-Nonsens und pathetisch-grässlicher Sülze vergewaltigt wird. "Green Lantern" gelingt das seltene Kunststück, nach viel Geld und trotzdem furchtbar billig auszusehen. Die Effekte sind aufwendig und dabei dennoch so beschissen, das schafft nicht jeder. Das wurde ja schon besser gemalt und gebastelt, mit so einem lächerlichem CGI-Käse aus dem fetten Sparschwein kann sich doch nur blamiert werden. Beeindruckend, wie hier Produktionskosten investiert und verhunzt werden, dafür wurden in anderen Brangen schon Haftstrafen verhängt, da nennt sich das Veruntreuung. Ist letztendlich auch nur eine Randnotiz, denn an und für sich passt es zum Gesamtbild. "Green Lantern" ist unglaublich albern, dabei nicht witzig, umständlich und schlicht schlecht vorgetragen, verschenkt sein sichtliches Potenzial für lieblose Hirnschmelze mit grauenhaften Darstellern. Warum sich Tim Robbins in so ein Freakshow verirrt, ist schon bald nicht mehr zu entschuldigen. Ryan Reynolds und Blake Lively, herzlichen Glückwunsch, wenn das kein Traumpaar ist. Not und Elend. Unter dem Motto könnte der ganze Film stehen. Ein aufwendiges, sagenhaft unfähiges Effektgewitter trifft eine grausam schlecht vorgetragene Superhelden-Story mit reichlich Fanbase, die wohl kaum hierfür grünes Licht geben dürften. Ich mag Trash, ich mag kompletten Unsinn, aber so ein angeblich geiles, enorm vergeigtes Dicke-Hose-Kino treibt selbst mir einen kalten Schauer über den Rücken. [...]
Mein Lieblings-Arnie, noch vor dem zweiten Teil. Eines der besten B-Movies der 80er und generell. Ein Klassiker, definitiv!
Ein Remake. Ein US-Remake. Ein US-Remake eines zeitlosen Klassikers. Gute Idee? Selten, hier überhaupt nicht. "Diabolisch" ist die 90er Version von der französischen Genreperle "Die Teuflischen", 1955 von Henri-Georges Clouzot gedreht. Das ein Film, speziell ein nicht US-Film, nach so langer Zeit mal in der Remake-Kantine landet ist nur logisch und es muss ja auch nicht schief gehen. Neue Zeit, neue Möglichkeiten, mehr Budget. Kinderkrankheiten können aufgefangen werden, theoretisch ist da viel drin. Nur muss sich jeder Versuch der Neuinterpretation mit dem Original messen lassen. Und da öffnen sich Abgründe: "Diabolisch" wagt nur wenig neue Ansätze, die entweder total irrelevant sind und wenn doch, komplett nach hinten losgehen. Kurz und knapp, wer keine Lust auf den nachfolgenden Text hat: Ein schmerzhafter Bauchklatscher.
Die Story ist (natürlich) dieselbe, da wurde im Kern nichts verändert. So schlecht kann das ja bei einem überragenden Thriller nicht sein? Oh doch, denn die Umsetzung raubt dem Remake extrem viel, besonders, wenn das Original bekannt ist.
Fange ich doch mal bei der Besetzung an, denn die ist schon abenteuerlich: Für die Hauptrollen wurden Sharon Stone und Isabelle Adjani verpflichtet. Klingt ja nicht schlecht. Ist es an und für sich auch nicht, aber die Damen haben ein Problem, oder besser gesagt, eine Neigung: Sie drehen gerne am Rad, und das nicht zu knapp. Wenn die nicht gebremst werden (oder es für das Werk nicht sogar nützlich ist), wird es merkwürdig. Hier ist letzteres der Fall. Adjani kann wohl gar nicht anders, nur in "Nosferatu - Phantom der Nacht", der eh sehr theatralisch inszeniert wurde, oder "Possession", der dieses Spiel gebraucht hat, war das sinnvoll. Hier stößt sie mit den weit aufgerissenen Augen eher negativ auf, aber so richtig schlecht muss sie sich dabei nicht fühlen, denn die Stone toppt alles. Eine fast groteske Vorstellung, so steil nach oben und weit drüber, das kann doch nicht ihr Ernst sein. Irgendwo zwischen klassischer Noire-Darstellung, ihrem lassiv-kühlen 90er-Erotik-Image und übertriebener Zirkusnummer ohne jegliche Grenzen, das ist oft schon witzig. Ganz schräg. Besonders ihre Outfits sollten erwähnt werden: Was sie in der ersten Hälfte so vor sich hinträgt, sieht nach 3-Dollar-Bordsteinschwalbe aus. Übel! Chazz Palminteri macht da gerne mit, da wäre weniger echt mehr gewesen. Der einzige Lichtblick ist Kathy Bates, die füllt ihre Rolle gewohnt gut aus, sonst ist die darstellerische Leistung zum Weglaufen.
Gut, scheiße besetzt, aber warum funktioniert die Geschichte nicht mehr? Das Remake hangelt sich extrem an der Vorlage entlang, viele Szenen werden, mehr oder weniger, 1:1 übernommen, aber so einfach ist das nunmal nicht. Konnte bei Gus Van Sants "Psycho"-Desaster schon eindrucksvoll bestaunt werden. Gerade hier wird "Diabolisch" ja in den direkten Vergleich gezwungen. Keine, wirklich keine, der übernommenen Einstellungen hat nur ansatzweise die Wirkung des Originals, im Gegenteil. Was bei Clouzot stilvoll und effizient war, ist bei Chechik lieblos dahingeklatscht. Alles im angeblichen Neo-Noire Look, davon kam wenig rüber. Niemals erreicht der Film die Wirkung, die Spannung, die Intensität seiner Vorlage und dann wird ausgerechnet an den wenigen Abweichungen auch alles falsch gemacht.
Stichwort Finale: Was 1955 mit einer bösen Pointe endete, verkommt zum Hollywood-Standard-Ende. Das geht ja nicht, die bösen Franzosen, wir packen noch was drauf, das macht das Ganze rund. Von wegen, so ein Dreck. Allein das zieht den Film nochmal einen halben Punkt runter, wie feige ist das denn? "Diabolisch" ist eine typische Totgeburt und bestätigt das eindrucksvoll. Egal, wie gut eine Vorlage ist, handwerklich und atmosphärisch lässt sich so viel gegen die Wand fahren, da hilft nix mehr. Fast wie eine Parodie des Originals, das kann wohl kaum das Ziel gewesen sein.
"Der rote Rausch" war die erste Hauptrolle von Deutschlands exzentrischem Schauspielgenie Klaus Kinski, ist dennoch über die Jahre vollkommen in Vergessenheit geraten. Einerseits klingt das etwas erstaunlich, besonders da Kinski seine Chance wirklich genutzt hat und sicherlich durch diesen Auftritt auf sich aufmerksam machen konnte. Andererseits ist der Film auch nicht der große Wurf und genauer betrachtet wäre er ohne Kinski wohl heute komplett verschwunden. Dabei ist das durchaus eine interessante Grundidee, die sich augenscheinlich sehr von dem damaligen, heimischen Produktionen abhebt. Der Start ist verheissungsvoll, die Umsetzung und speziell das Drehbuch ernüchtern leider über die gesamte Laufzeit.
Die Rolle scheint für Kinski wie gemacht. Ein entflohener Geisteskranker, ein Frauenmörder, der seine Taten verdrängt hat und sich nicht seiner Schuld, ja nichtmal seiner Identität bewusst ist und von hilfsbereiten Landleuten aufgenommen wird. Da steckt irre viel Potenzial hinter, gleich in zwei Richtung, doch keine der Beiden wird genutzt. Eine, die aber von vorneherein nicht angestrebt wird, wäre daraus einen etwas trashig angehauchten Thriller zu machen, ähnlich der Edgar Wallace Filme. Kein Anspruch, Kinski als Hochdruckpsycho, reine Unterhaltung. Hat zu der Zeit ja prima funktioniert und könnte auch heute noch Spaß machen. Wie gesagt, das ist nicht die Intention. Stattdessen will "Der rote Rausch" ein überlegtes Psychodrama mit Crime Elemente sein. Wenn das auch klappen würde, vielleicht ein Klassiker. Die Story stimmt im Ansatz, der Hauptdarsteller kann das und darf es auch zeigen, nur wirkt hier vieles trotzdem so pulpig und etwas billig, das es in diesen Kontext unpassend und vergeigt erscheint. Die Spannung schleicht teilweise erheblich, die Nebenfiguren wirken sehr simpel charakterisiert und zum Teil auch so gespielt und der psychologisch interessante Hintergrund ist schlicht und einfach naiv, wie aus einem Groschenroman. Tatsächlich basiert der Streifen sogar auf einer Fortsetzungsgeschichte der Programmzeitschrift HÖR ZU, das merkt man, nur dann sollte das doch auch bewusst so angegangen werden. Daraus nun einen Film machen zu wollen, der voll ernst genommen werden will, kann kaum hinhauen.
An Kinski scheitert es definitiv nicht, im Gegenteil, der rettet den Film. Im Rahmen der im gegebenen Möglichkeiten holt er alles aus der Rolle aus. Seine enorme Präsenz, sein unglaubliches Charisma ist mal wieder beeindruckend. Er hat einige grandiose Momente, in dem sein gesamtes, naturgegebenes Talent zu sehen ist. Nur wird er vom Drehbuch, vom Regisseur, von wem auch immer leider in einige eher alberne Szenen gezwungen. Wenn er, aufgrund von roten Korallenketten (die hier scheinbar jede Frau und sogar eine Puppe trägt), in sein Trauma verfällt und in Frankensteinmanier mit ausgetreckten Armen nach deren Kehlen geiert, also bitte. Der Psychopath für die verschreckte, deutsche Hausfrau der frühen 60er. Das beisst sich so eklatant mit dem ansprechenden Start, der grundlegenden Geschichte und der engagierten Performance von Kinski.
"Der rote Rausch" verschenkt leider wahnsinnig viel, erscheint ab der Mitte nur wie bemühtes Bauerntheater, lässt sein Potenzial links liegen. Fast schon etwas tragisch. Denn sonst hätte das eine ernsthafte Konkurrenz zu dem deutschen Thriller der damaligen Zeit "Es geschah am hellichten Tag" sein können. So bleibt es ein Versuch, der immerhin für Kinski Fans einen Blick wert ist. Der Rest verpasst nicht viel.
- "Warum hast du Michaels Sachen weggeworfen?"
- "Ich will nicht, dass sie hier sind."
Der pure Horror abseits des gängigen Genrefilms. Roman Polanski zelebriert bei "Ekel" eine Horrorshow jenseits von Blut, affektierten Schocks und jeglichen Gepflogenheiten aus dem Einheitsbrei, was ja durchaus Spaß macht, den Anspruch verfolgt er aber gar nicht und das ist auch gut so. "Ekel" ist eine unfassbar intensiv vorgetragene Seelensezierung, die Polanski nicht nur sichtbar macht, sondern spüren und vor allem erleben lässt. Erleben. Wir erleben Carol zunächst als etwas eingeschüchterte, introvertierte junge Frau. Bildhübsch, dennoch sehr verschlossen, speziell gegenüber des anderen Geschlechts. Was sich augenscheinlich als normale, eventuell leicht verklemmte Distanz aufgrund von Unsicherheit charakterisieren lassen könnte, offenbart sich im weiteren Verlauf nicht nur als Neurose, sondern als abgründige Psychose, deren wahres Ausmass in einem grauenvollen Höhepunkt mündet. Die Wohnung ihrer Schwester wird vom leicht maskulin-infiltrierten Rückzugsort zum Gefängnis, zerbröckelt und zereisst bildlich wie ihr eigener Verstand, immer tiefere Kluften bilden sich in ihr, bis der Wahnsinn die Oberhand gewinnt.
Polanskis Kunststück liegt darin, nicht gänzlich der Surrealität zu verfallen, sondern den schmalen, kaum möglich Grat zu bewandern, der sich zwischen den Ebenen auftut. Carols grausamer Höllenritt wird visualisiert, ist greifbar, dennoch verliert der Zuschauer nie Realität aus den Augen, die für Carol schon lange nicht mehr sichtbar ist. Irgendwie sind wir distanziert wie involviert, erleben beide Seiten und bemerken umso schmerzhafter, was mit der Protagonistin passiert. Polanski setzt dabei auf Details, die immer dann besonders hervortretten, wenn der Wahnsinn seinen Höhepunkt erreicht. Ein pochend-tropfender Wasserhahn, eine schauerlich-tickende Uhr, eine penetrant-summende Fliege, ein fast apokalyptisch-wirkender Glockenschlag...monoton-dominante Geräusche hüllen das Grauen auf seinem Siedepunkt ein. Der Horror kommt hier auf subtilen Sohlen, drängt dabei so extrem in die Ecke und schockiert auf psychischer Basis enorm.
Catherine Deneuve liefert eine Glanzleistung ab, spielt ihre schwierige Rolle mit wuchtiger Hingabe, verletzlich, verletzt und in letzter Konsequenz verletzend. So konsequent, wie sich auch der Film am Ende darstellt. In der letzten Einstellung appelliert Polanski nochmal an die Intelligenz wie Empathie des Zuschauers, liefert Erklärung, ohne zu erklären. Das drückt den Daumen ein letztes Mal tief in eine Wunde, die über 100 Minuten zunächst sachte, dann aber mit voller Gewalt aufgerissen wurde.
Beängstigend, schauderhaft, wahnsinnig gekonnt inszeniert. Schrecklich, deshalb außergewöhnlich.
Ich sag mal einfach: Nein! Aber wer hört schon auf mich...
"Dreams are my reality..."
Hach ja, schön, naiv, willkommen in den 80ern, als Kind seiner Zeit, nicht nur als Zuschauer. Eine zuckersüsse Sophie Marceau hat eine BRAVO-Generation verzaubert, selbst mehr als 30 Jahre später wirkt ihr Auftritt so verführerisch und liebenswert, das ist leicht befremdelich. Aber vielleicht liegt es auch daran, das man als Kind der 80er sich automatisch in die Sophie verlieben muss. Wer hätte sie nicht gerne an sie gekuschelt, während pupertäre Träume wahr werden?
Natürlich hat "La Boum" so rein gar nichts zu erzählen, aber manche Filme leben von ihrem Image, ihrer Wirkung, ihrem Zeitgeist. "La Boum" ist ein Paradebeispiel. Irgendwie ist das reine Klischeepampe, irgendwie braucht das kein Mensch, aber irgendwie hat das einen blöden Zauber, dem sich kaum entziehen lässt. Vielleicht muss man das erlebt haben (den kalten Schauer, wenn die Mädels einen auf Sophie machten und das Licht im Partykeller immer schumeriger wurde), dem albernen, aber sehr charmanten Reiz, das ist meine Zeit, auch wenn ich mich gerne davon distanziere, sie gehört zu mir. Leider oder Gott sei Dank, gegen seine Generation kann sich kaum gewehrt werden.
Hat was, ganz viel, oder auch nicht, scheißegal, immer mal wieder gerne.
[...] Was bei "21 Gramm" schnell hervorsticht und zu gesteigerter Aufmerksamkeit zwingt, ist sein unchronolgischer Erzählstil. Iñárritu springt in der Handlung vor und zurück, zerlegt seine Geschichte in viele, kurze Einzelszenen, die anfangs etwas wild und unübersichtlich wirkend zusammengeschnitten werden, doch das bedarf nur kurzer Eingewöhnungszeit. Genau genommen ist es erstaunlich, wie schnell der Zuschauer dennoch den Überblick behält, selbst zu Beginn, wo Details über Story und Figuren noch nicht bekannt sind. Das spricht für Iñárritu, denn er verwirrt nicht und scheint sich sehr genau Gedanken darüber gemacht zu haben, wann er uns welche Szene serviert. Aber ist dieser Stil denn überhaupt sinnvoll? Würde der Film nicht auch funktionieren, wenn er ganz schlicht von A nach B verlaufen würde? Ist das alles nur selbstverliebte Spielerei, mit der er zeigen möchte, was für ein toller Hecht er ist? Ja, es ist sinnvoll, ja er würde auch so funktionieren und nein, da steckt mehr dahinter. Auch chronologisch wäre "21 Gramm" ein toller, bewegender Film, doch wirkt er durch seinen Stil noch mal ganz anders. So wird dem Zuschauer immer wieder vor Augen geführt, was mit den Figuren passiert, wie sie sich im Laufe der Handlung entwickeln. Klar, das klappt auch auf normalen Weg, nur so ist es intensiver, schmerzvoller, effektiver. Wie ein Blick in die Zukunft, der uns dann wieder zurück in die Realität wirft und später nochmal zu den Punkten befördert, als alles noch ganz anders war. Die Entwicklungen werden somit immer reflektiert, nicht nur im Kopf, sondern direkt vor den Augen. Natürlich ist das irgendwo Spielerei, doch sie wertet das Gesamtprodukt tatsächlich auf. Von großartig auf herrausragend. [...]
Ein Film, der nicht nur sich und seine Figuren, sondern ganz besonders den Zuschauer ernst nimmt. Unaufgeregt bringt uns Jaques Audiard die Protagonisten näher, lässt uns selbst ein Bild von ihnen machen und drückte sie uns nicht nach 5 Minuten als vorgestanzte Schablonen auf. Er beherzigt das, was für Filme diese Art elementar wichtig ist und an dem leider viele scheitern: Es findet keine emotionale Manipulation statt. Niemals stellt sich das Gefühl ein, jetzt so oder so fühlen zu MÜSSEN, weil es der Regisseur so haben will. Audiard überlässt es uns selbst, wie wir die Szenen und die Charaktere beurteilen, vertraut auf die Empathie des Zuschauers, was manche Filmemacher dem Publikum scheinbar absprechen oder Angst davor haben, ihr Film würde sonst nicht funktionieren und kalt lassen. Im Gegenteil, dadurch gelingt es "Der Geschmack von Rost und Knochen" erst, sich den Figuren nahe zu fühlen, auch und gerade, da sich nicht vor Ambivalenz gescheut wird. Speziell die Figur von Alain ist weder schwarz noch weiß, mal aufbrausend, schroff und rücksichtslos, dann wieder auf seine Art sogar enorm liebe- und verständnisvoll. Das wirkt authentisch, ehrlich, nicht wertend, sondern schlicht beobachtend. Das Werten wird uns überlassen.
Das alles so erstklassig funktioniert, liegt natürlich nicht zuletzt an den grandiosen Darstellern. Matthias Schoenaerts liefert nach seinem starken Auftritt in "Bullhead" wieder eine Glanzleistung. Einer der wenigen Darsteller, der nicht nur auf sein bulliges Erscheinungsbild, mit dem er eigentlich prädestiniert für Actionfilme scheint, zu reduzieren ist, sondern schwierige Charaktere darstellen kann. Und dann natürlich Marion Cotillard, umwerfend. Abgerundet wird das Gesamtbild durch die wunderschöne Kameraarbeit und ein erstaunlichs Gefühl dafür, wie selbst eher nervige Popsongs eine Szene optimal unterstützen können, wie die akustische Körperverletzung Fireworks von Schreihals Katy Perry.
Ein erwachsener Film für ein erwachsenes Publikum...aber auch für mich. ;)
Ohne die Romanvorlage zu kennen (die würde ich gerne lesen): "The Paperboy" erscheint wie ein typisches Beispiel aus interessanter Idee und relativ verhunzter Umsetzung. Gerade der unkonventionelle Ansatz, bewusst namenhafte Stars zu präsentieren und sie mit voller Absicht gegen ihr Image spielen zu lassen, scheitert auf ambitioniertem, aber leider deutlichem Niveau.
Wen haben wir denn da? Zac Effron, das High-School-Musical-Wunderkind macht mal auf ernst, ist an und für sich voll in Ordnung. Um es mal auf den Punkt zu bringen: Von ihm bin ich am wenigsten enttäuscht. Er startet von Null und landet bei etwas mehr, ist okay. Dann: Hugo McBossery, seit längerem darum bemüht, sein schreckliches Rom-Com-Image zu beseitigen (was ihm in Friedkins wunderbar überdrehter Groteske "Killer Joe" eindrucksvoll gelang), hier mit Herpes-Schmuddel-Narbe und dezent verschwitzt, deshalb nicht glaubwürdiger (mal wieder der Helfer der vermeidlich Unschuldigen, diesmal nur nicht der Anwalt). Nicole Kidman als lassiv-überdrehte, verhurt-ranzige-Fick-Schnitte, jenseits ihrer Botox-Schnippel-Schickimicki-Fratze (da hilft selbst das bemühte Baustellen-Make-Up wenig) und, jetzt wird es bitter, der (sonst) großartige John Cusack gibt mal den Bad-Guy, leider so unglaubwürdig und "mutig" besetzt wie der restliche Cast: Mensch, wer hätte das gedacht, super einfallsreich...aber komplett gegen die Wand.
"The Paperboy" atmet eindeutig grotesken, satirischen Witz, nur die Umsetzung wirkt so gequält und umständlich erzählt, es ist förmlich zu sehen, was hier alles liegen gelassen wurde. Der Film hat seine Starpower und versucht rein dadurch, das gewisse Etwas zu erlangen. Nun mal Butter bei die Fische: Das ist Karneval in Hollywood. Bekannte Gesichter werden gegen den Strich besetzt, mit voller Absicht, netter Ansatz nur ist das auch nicht mehr als bei jeder Faschingsparty: Da kann kurz gegrinst werden, aber letztendlich hat jeder nur ein aufgesetzes Erscheinungsbild, nicht authentisch oder amüsant und nach wenigen Minuten ist alles so wie immer, nur im Kasperlemodus, am Ende ist es nur Schminke.
Da kann die Kidman dem Effron gerne auf die Brust pischern, wer das abfeiert wird wohl auch jedes Silvester überrascht, dass es mitten in der Nacht laut wird und der Hund sich unterm Tisch verkricht. Berechenbares Pseudo-Guck-Mal-Wer-Da-Abgeht-Kino, dominiert von einer maximal mittelprächtigen Geschichte und bewusst-langweiligen Tabubrüchen, die mit eingefahrenen Standards brechen sollen, nur eher schaden als nutzen. Dezent lächerlich, langatmig und schlussendlich reine Maskerade, ohne zu überzeugen. Wie sich White-Trash-Kino abseits der Klischeefalle definiert, hat ausgerechnet der Hugo mit dem Friedkin ein Jahr zuvor gezeigt, das hier ist das Negativbeispiel.
Soll wohl was hermachen, macht eher schläfrig und nervt. Die Handlung lockt leider auch niemanden hinter dem Ofen vor, ohne seinen Bestzungszirkus wäre das Ding hier wohl kaum in Produktion gegangen. Gar nicht mein Fall, aber Spaß ist wohl Ansichtssache. Das könnte den Film retten...muss aber nicht.
Es sah doch alles so prima aus: "The Place Beyond the Pines", große Erwartungen aufgrund des Trailers, der Besetzung, des Regisseurs und nicht zuletzt wegen des durchgehend positiven Feedbacks, was sollte da denn schiefgehen? Erstaunlicherweise relativ viel. Den Erwartungen entsprechend startet es ganz hervorragend: Die erste Einstellung, eine lange Plansequenz, in der die Kamera Ryan Gosling bei seinem Weg über den Jahrmarkt zu seinem Arbeitsplatz, dem Sattel einer Cross-Maschine, folgt, ist super. Das war das Highlight des Films. Die ersten 2-3 Minuten. Problem: Da sind ja noch mehr als 135 übrig...
Es ist erstaunlich wie ernüchternd, dass Derek Cianfrance vor 3 Jahren mit "Blue Valentine" ein so bitter-schönes, ehrliches, realistisches und klischeefreies Liebes-Melodram erschaffen hat und auf den Folgefilm, auch wenn schön verpackt, fast nichts davon zutrifft, eher sogar im Gegenteil. Um mit den positiven Dingen anzufangen: TPBTP sieht durchgehend sehr gut aus, ästhetisch versteht Cianfrance eindeutig seinen Job. Die kühlen Bilder, einige toll eingefangene Szenen (neben der Startsequenz sein besonders die starken, wenn auch wenigen Motorradszenen genannt). Die Musikauswahl empfand ich ebenfalls als sehr passend, sie unterstreicht die eigentliche Stimmung des Streifens wirklich gut...oder hätte es getan, wenn der Rest stimmen würde.
Denn was das Script hier auffährt, ist aus meiner Sicht nicht mehr als ein unnötig in die Länge gezogene, konstruierte und selten glaubhafte Klischeeparade, die besonders gegen Ende fast schon unfreiwillig komisch wirkt. Cianfrance erzählt seine Story in drei Akten: Zuerst dreht sich alles um einen Jahrmarktschausteller, der sich plötzlich in der Vaterrolle wiederfindet und beschliesst, Sohnemann und Mutter (auch wenn schon wieder neu vergeben) finanziell zu unterstützen. Damit dabei auch was rumkommt, steigt er auf Banküberfälle um. Akt 2 erzählt von einem jungen Cop, der zum Medienhelden wird und danach feststellen muss, dass seine Kollegen es mit dem Gesetz nicht ganz so genau nehmen. Akt 3 setzt 15 Jahre später an und führt nun die Handlungsstränge und Personen zusammen. Klingt ja alles ganz interessant, wird aber nicht so vorgetragen. Wieso dafür 140 Minuten erforderlich sein sollen, ist mir ein Rätsel. Locker 40 Minuten sind eher überflüssig, speziell die im Mittelteil ausgiebig erzählte Korruptions-Bad-Cop-Nummer hat praktisch null Nährwert für das Gesamtkonzept des Films. Das, was sich daraus für das letzte Drittel als sinnvoll erweißt, ist minimal. Da wurde kräftig ge- und überdehnt, warum auch immer. Im finalen Akt wird die bis dahin auch nicht besondere Geschichte dann so an den Rand der Glaubwürdigkeit gestoßen, fast schon ärgerlich. Gevatter Zufall hat den Daumen drauf, die Konstellation der Figuren, inklusive der Motivationen und ihrem Handeln (wegen Spoilergefahr keine Details) sind, für so einen ambitionierten Film, sehr grenzwärtig um nicht zu sagen haarsträubend, am Ende hätte ich fast schmunzeln müssen.
Kurz zu den Darstellern: Da macht keiner einen schlechten Job, aber hervorragend fand ich da auch niemanden. Ryan Gosling lebt und dominiert durch seine Leinwandpräsenz, die hat er ohne Frage. Talent auch, nur lief er mir irgendwie auf seinem Imageautopilot. Der James Dean der Neuzeit: Cool, introvertiert, unnahbar, melancholisch. Er sollte etwas aufpassen, für einen Charakterdarsteller kann es kaum das Ziel sein, so direkt auf das eigene Image besetzt zu werden. So was geht bei Genreleuten wie Jason Statham, da ist klar was man bekommt, nur Gosling kann mehr und auch anders. Das ist natürlich nicht schlecht, nur zu wenig eingenständig. Bradley Cooper überragt der trotzdem noch. Er müht sich, bleibt dennoch verhältnismässig blass. Eva Mendes macht das gut, kann ja auch nichts dafür, als einzige Person nach dem Zeitsprung mit Alters-Make-Up bewusst ausgemergelt präsentiert zu werden, während Cooper einfach schickere Klamotten trägt und andere Personen scheinbar eingefroren wurden, die sehen genauso aus wie vorher. Komisch...
Fazit: "The Place Beyond The Pines" will ganz tolles, leicht epochal angehauchtes Anspruchskino sein, hält im Endeffekt aber nur eine recht banale und hintenraus kaum glaubhafte, überzogen Geschichte über Väter und Söhne parat, die zudem viel zu zäh und wenig mitreissend erzählt wird. Schade, sehr schade.
Hach, wenn mehr Leute Dellamorte Dellamore gesehen hätten, ganz weit oben. I Am Legend ist ein schlechter Witz und über Resi sag ich nix mehr, der Rest ist aber schon halbwegs okay, obwohl die Reihenfolge nicht unbedingt meine ist. Aber für so eine Rangliste nicht so schlecht.
- "You'll forget about all of this in the morning. You'll see."
- "There'll be no morning for us."
8 Jahre nach dem enorm erfolgreichen und großartigen Original drehten die Hammer-Studios eine direkte Fortsetzung zu "Dracula". Zwischenzeitlich gab es zwar ähnliche Filme ("Dracula und seine Bräute", bei dem der Name Dracula aber eher als Etikettenschwindel bezeichnet werden kann), doch "Blut für Dracula" war das erste, echte Sequel zu ihrem Aushängeschild. Auf einen Großteil der Erfolgscrew konnte wieder zurückgegriffen werden. Mit an Bord waren wieder Hammers Ausnahmeregisseur Terence Fisher, Autor Jimmy Sangster (hier allerdings als John Sansom), und natürlich Christopher Lee als Prince of Darkness (so der Originaltitel). Lediglich auf Peter Cushing als Dr. Van Helsing musste verzichtet werden, seine Figur kommt auch gar nicht vor. Sicherlich schade, Cushing war immer eine Bereicherung, letztendlich funktioniert der Film aber auch ohne ihn prächtig, so wird eine abwechslungsreiche Story erzählt, die nicht der Sequelkrankheit verfällt, die gleiche Suppe nur nochmal aufzuwärmen.
Tatsächlich muss selbst auf Hauptdarsteller Lee lange verzichtet werden, genau genommen ist es sogar etwas merkwürdig, ihn als Hauptdarsteller zu bezeichnen. Bevor er seinen ersten Auftritt hat, ist schon über die Hälfte der Laufzeit verstrichen und selbst dann ist er nicht dauerpräsent...physisch. Das klingt langweilig? Nicht eine Sekunde! Denn davon lebt der Film eigentlich über eine 3/4 Stunde. Dracula ist zwar tot (gut, war er immer, im Sinne von nicht anwesend) und als Kenner des Originals stellt sich auch die berechtigte Frage, wie er denn wieder auftauchen könnte, nur, wie Barbara Shelley in der Rolle der Helen, spürt der Zuschauer, dass er auf seine Wiedergeburt lauert. Terence Fisher und Jimmy Sangster liefern mal wieder eine astreine Arbeit ab und schaffen es, eine einnehmende Atmosphäre zu kreiren, gekonnt Spannung aufzubauen, die sich gerade daraus bezieht, wann und wie denn Christopher Lee endlich auf der Bildfläche erscheint. Es gibt eine Szene, die ganz wunderbar und bewusst mit der Erwartungshaltung des Zuschauers spielt, in der sich förmlich vorstellen lässt, wie das Publikum damals im Kino wohl kurz aufgeraunt hat. Als die beiden Ehepaare im Schloss angekommen sind, die Männer gerade verwundert darüber sind, dass ihr Gepäck bereits auf den Zimmern liegt und die Damen in der Eingangshalle warten, taucht plötzlich ein Schatten auf. Ein Mann tritt aus dem Halbdunkel, die Ladys stoßen einen Schreckensschrei aus, jeder glaubt, nun kommt Dracula...dabei ist es nur Butler Klove. Super, das nenne ich mal enorm effektvoll.
Ohnehin ist effektvoll das Stichwort: "Blut für Dracula" zählt sicher zu den geschicktest konstruierten Hammer-Filmen, sei es durch die reine Handwerkskunst (teilweise großartige Bilder, Einstelllungen, Kamerafahrten, Musik, Kulissen, hier stimmt einfach alles) oder, und ganz besonders, das punktgenaue Gespür für Timing und subtile Bedrohung, die einen so lange kitzelt, bis es endlich so richtig zur Sache geht. Endlich ist eigentlich das falsche Wort, es ist wahrlich beeindruckend, wie ein Dracula-Film so lange auf seinen Star verzichtet, ohne das es stört und dadurch sogar reizvoll ist. Das hätte böse nach hinten losgehen können, defacto unterstreicht es nur die Qualität des Duos Fisher/Sangster, die diese Situation maximal ausreizen und zu ihren Gunsten nutzen. Ein Star wirkt dann besonders, wenn er lange auf sich warten lässt, hier bestens zu sehen. Lee erscheint mit voller Wucht und seiner gottgegebenen Leinwandpräsenz, seine blutroten Augen, seine umwerfende Ausstrahlung, ein Genuss. Seine Screentime ist erstaunlich begrenzt, selbst nach seiner Auferstehung, spielt überhaupt keine Rolle. Lee ist der Star, ohne Kompromisse. Es ist sein Film.
"Blut für Dracula" ist kaum schwächer als das hervorragende, unsterbliche Original. Perfekt inszeniert (dabei zu bedenken: Hammer drehte immer schnell, günstig und vieles parallel, da dann so eine Qualität auf die Beine zu stellen, beachtlich), extrem stimmungsvoll und ihn zeichnet alles aus, was bis heute diese Filme so toll macht. Natürlich ist das kein riesengroßes Kino, selbst zu seiner Zeit, natürlich sieht man das Budget und wie fast immer bei Hammer: Das Finale wirkt etwas abrupt, dafür ist dieses besonders klasse. Ganz wunderbar und würdevoll gealtert, glasklare Empfehlung für Liebhaber klassischer Gruselkost. Niemals war Fließbandware so liebevoll und liebenswert wie bei Hammer.
Der Film von Jim Sheridan lebt und existiert bis heute durch seinen Hauptdarsteller: Daniel Day-Lewis liefert eine unfassbare Performance ab, die ihm nicht nur den (ersten) Oscar einbrachte, sondern zu den famosesten Darbietungen zählt, die jemals zu sehen waren. Superlativ ist immer schwierig, aber das muss mal bitte jemand überbieten. Day-Lewis hatte eine unglaublich schwere Aufgabe zu bewältigen, nicht "behindert, aber liebenswert" mit Pralinenschachteln und Zucherwatte-Kitsch, hier geht es um die physische Darstellung eines Mannes, der bis auf seinen linken Fuß keinerlei Kontrolle über seinen Körper hat. An der Stelle gerne ein persönlicher Einschub: Ich kenne Menschen mit multiblen, körperlichen Einschränkungen, weiß, wie sie sich geben und bewegen, und Day-Lewis immitiert es erschreckend präzise. Das ist herrausragend, detailliert, niemals übertrieben, eher noch erstaunlich gut beobachtet und umgesetzt. Das er dafür seinen ersten Oscar bekommen hat, ist mehr als gerechtfährtigt. Einen körperlich Behinderten, mit so einem extremen Krankheitsbild exakt zu verkörpern, mehr als beeindruckend. Seine Szenen sind so schwierig und scheitern niemals, nicht mal in kaum zu sehenden Kleinigkeiten, unfassbar, wie sehr er seine Rolle lebt und in Perfektion zelebriert.
"Mein linker Fuss" ist von seiner Inszenierung und Erzählweise ohnehin ein wunderbarer, erstaunlich kitsch-reduzierter Film, der sich stellenweise sehr sensibel und überlegt darstellt, dessen Geschichte leider etwas zu simpel geraten ist. Denn hinter der punktuellen Brillianz steckt keiner sonderlich hervorragende Story, die ohne seine seperaten, wundervollem Momente und die sensationellen Darsteller (neben Day-Lewis, wenn das möglich ist, Brenda Fricker) deutliche Schwierigkeiten bekommen könnte. Es ist eine wahre (wie das im Filmbereich genannt wird) Geschichte, ist toll umgesetzt, nur hätte mit so einem unglaublichen Potenzial ein Meisterwerk entstehen können.
Davon ist "Mein linker Fuß" leider entfernt, aber sehenswert ist die linke Nummer ohne wenn und aber. Teilweise sehr berührend, nicht kitschig und so sagenhaft gespielt, das sollte man gesehen haben. Nicht wegen der Handlung, sondern der Darbietung.
"Wrong Turn" ist nicht nur eine der wenigen, heimischen Genreproduktionen (zumindest co-produziert), er war auch der Startschuss für ein (bis heute) fünfteilges Franchise, was kein Mensch ersthaft gebraucht hätte. Teil 1 gibt sich immerhin Mühe, ist aber letztendlich eine reine Ansammlung aus Versatzstücken, die nie gekonnt ineinandergreifen wollen. Irgendwo zwischen unendlich oft zitiertem, um nicht zu sagen kopierten, Backwood-TCM-Pseudo-Terror und neu-modernen Kannibalen-Brunch ohne Mondo-Flair siedelt sich sich "Wrong Turn" an, ohne so richtig ernsthaft auf die Tube zu drücken.
Der Erstling versucht sich an waschechtem Genrekino, liefert im besten Fall aber nur einen semi-dreckigen Kannibalenzirkus mit langatmigen Vorspiel und wenig prickelndem Schlussspurt, der kaum aus der Kiste kommt. Die (simpele) Geschichte taugt an und für sich klar für zünftiges B-Horror-Kino, nur verrennt sich der Streifen zügig in einem Irgendwas aus Irgendwas, beackert zu wenig den Gore-Bauernhof, nimmt sich viel zu ernst und kann im Gegenzug leider auch keinen ehrlich-trashigen Unsinn auffahren, als das er unter gewissen Gesichtspunkten gewinnen könnte. Das klischeetriefende Storygerüst muss im besten Fall nicht stören, Genrefilme leben ja irgendwie sogar davon, nur hat "Wrong Turn" sonst nichts zu bieten. Zäh bis sogar langweilig dröppelt es so vor sich hin, selbst als endlich das degenerierte Lumpenpack zu Pfeil und Bogen greift, kommt da nicht viel rüber. Klar, der Film will ausschliesslich auf der 80er-Horror-Schiene fahren, nur stellt sich von Anfang an das Gefühl ein, dass es kaum was zu verpassen gibt. So ist es auch. "Wrong Turn" spielt selten seine Trümpfe aus, die immer mal wieder durchschimmern, aber kaum ernsthaft stechen. Selbst die schäbigen Fortsetzungen konnten teilweise besser gefallen (das Gore-Kasperletheater "Wrong Turn 3" sei erwähnt, der ist ehrlich doof, blutig und bekloppt), da war die Reiseroute klar ausgelegt. "Wrong Turn" will einen auf dicke Jogging-Hose machen, verweigert sich Selbstironie und schaft es im logischem Kontrastprogramm nicht, ernsthafte Qualität zu erzeugen.
Da bleibt kein Raum zum schmunzeln, das ist ein viel zu ernst gemeintes, einfallsloses Plagiat aus der Mottenkiste, bei dem so was wie Spannung nur aus der Unerfahrenheit von Genreeinsteigern entstehen kann. Die goldene Mitte aus Stimmung, Blut, Terror und Selbstreflektion wird nicht nur verpasst, sie wird nichtmal gesucht. Schade, denn aus den Ansätzen wurde ab und an schon wirklich was auf die Beine gestellt. "Wrong Turn" hat mir zu wenig eigenen Stall- bzw. Waldgeruch, gibt mir einfach nichts, was ich an anderer Stelle nicht besser haben könnte. Horrorallesschauer können dem sicher auch was abgewinnen, mir war das zu wenig.
Flash, Ah, ah, Saviour of the Universe...
Der böse Imperator Ming bedroht die Erde mit einer bunt-blinkenden Knopfleiste voller Naturkatastrophen (einige davon spotten jeder Beschreibung: Hot Hail.). Dr. Zarkov hat es immer gewusst, ist ja auch naheliegend, nur springt sein feiger Assi in letzter Sekunde vom geplanten Himmelfahrtskommando ab. Dumm gelaufen, aber just in time knallen Flash Gordon, Gewinner des He-Man Look-Alike Contest mit dem eigenen Namen auf dem T-Shirt und sein Absturz-Flirt Dale durch die Decke. Der blonde Blitzmerker will nur kurz telefonieren, wird ganz arg hinterlistig in das hochmoderne Mega-Spaceshuttle gelockt, welches nur abheben kann, wenn jemand parallel zum Startvorgang ein rotes Pedal bedient. Das geht ja noch, bei der ersten Mondlandung musste sich dreimal im Kreis gedreht werden, während zwei Handlanger einen Kopfstand ausführen, das Alphabet rückwärts aufsagen und ein Schimpanse eine Wassermelone isst, nur damit es Licht gibt. Höchstwahrscheinlich... Ist ja auch egal, nun befinden sich Geistes-Flash-Gordon, der wohl immer noch das Kleingeld für das anstehende Telefonat zählt, Zucker-Dale und Dr. Rad-Ab in ihrer federball-ähnlichen Rakete auf einer intergalaktischen Rettungsaktion, denn wer sonst könnte die Erde vor dem Push-the-Button-Psycho Ming retten? Richtig, die Welt ist in guten Händen.
Flash, Ah, ah, He'll save ev'ry one of us...
Das dynamische Trio landet auf einem fremden Planeten mit dem hübschen Namen Mongo (Trisomie 21 vergab keine Landeerlaubnis), wo der schreckliche Ober-Mongo Ming alles unterjocht, was blöde Kostüme trägt (an erster Stelle sollten da die Eidechsenmenschen erwähnt werden, erschreckend reale Chimären aus Mensch, Tier und dritte Wahl Flohmarkt). In dieser quitschbunten Welt, irgendwo zwischen Karneval in Rio, Travestieshow und Kindergeburtstag auf LSD rinnt kein Wasser aus den Augen, was die Erdlinge Tränen nennen, denn das ist ein Zeichen ihrer Schwäche, obwohl es reichlich Gründe dafür gibt. Menschliche Schwäche in Form von Freudenwasser dürfte beim Zuschauer schon lange ersichtlich sein, spätestens dann, wenn Flash in einem total absurden Football-Fight die rot-goldenen Armee von Ming a.k.a Dr. Fu-Man-Chu from outer space so richtig abräumt.
Flash, Ah, ah, He's a Miracle...
Aber hallo. Flash krempelt den Planet mit dem politisch unkorrekten Namen komplett auf links, da mögen sich plötzlich auch Falken- und Waldmänner (letztere angeführt von Timothy Dalton als Robin Hood aus einer anderen Welt) und die Mongo-Hure vom Dienst Aura verfällt dem knackigen Strahlemann so sehr, dafür muss sie richtig leiden ("Nein, nicht die Bohrwürmer!"). Da bleibt selbst dem Held kurz die Spucke weg: "Ich glaub', das ist hier 'ne intergalaktische Klapsmühle."
Nah dran auf jeden Fall...
Flash, Ah, ah, King of the Impossible...
Das macht doch Spaß. Unglaublich bescheuerte, knallige Trashparade, die sich bewusst diesen Schuh anzieht und so gleichzeitig als Hommage an die Comic-Vorlage wie als Parodie durchgeht. Selbstredend war jedem Beteiligten klar, wie das Endprodukt wirken muss, das hemmt aber kein Stück. Gut so. Denn unter dem ganzen Blödsinn steckt viel Liebe zum Detail wie zum Quatsch, teilweise sogar Satire und, das lässt sich kaum leugnen, auch die Hoffnung, auf den Erfolgszug von "Star Wars" aufzuspringen. Ernst nimmt sich das Spektakel keine Sekunde, fährt irrsinnige Dialoge und Effekte auf, die trotzdem selten billig wirken, eher charmant und witzig. Natürlich ist das poppiger Unsinn hoch 22, unterhält unter der Prämisse aber sehr ansprechend. Allein Charaktermime Max von Sydow bei dem Stilbruch von Bergmann zu so einer verballerten Faschingsparty zusehen zu dürfen, lohnt schon fast die Sichtung. Immer wieder bewusster und teilweise sogar hintersinniger Humor (Hitler: "Mm, das war ein vielversprechender Mann".), der leicht den Zeitgeist des Entstehungsjahres der Vorlage aufgreift, spricht für den Film. Immer noch reine Geschmackssache, aber schlechter Geschmack ist besser als gar keiner.
Flash Flash I love you....
[...] Nichts und niemand stopt John Matrix (ein Name wie zufällig aus dem Telefonbuch gegriffen), nicht mal die Physik oder die menschliche Anatomie. Der springt aus bereits gestarteten Flugzeugen und verzieht dabei keine Mine, rupft Telefonzellen raus, wird mit geschätzten 100 Klamotten von einem Auto übergenagelt und rennt gleich weiter, da war der Terminator ja Alteisen gegen. Aber selbst der Matrix-Johnny braucht ein Weibchen, Gott sei Dank gibt es die dufte Saftschuppse Cindy. Die wird erst von ihm entführt (was noch halbwegs Sinn macht), hat dann aber keine Lust auf nach Hause gehen und mischt trotzdem weiter mit (was überhaupt keinen Sinn macht), why not? Ist ja auch langweilig so ohne Lebensgefahr. Die ist zwar zu doof mit einem Raketenwerfer geradeaus zu schiessen, aber dabei sein ist alles. Während das unschuldig-holde Töchterchen ("Ich freue mich darauf zuzusehen, wie er ihnen das Gesicht zerschlagen wird." Niedlich!) auf die Rettung wartet, brechen Mucki-Matrix und Turbo-Cindy auch mal mit' nem Bagger in einen Waffenladen ein, denn das Beste kommt ja noch: Zum großen Finale steuert Arnie in einer totschicken Badehose und Gummiboot in die große Schlacht, schwerer bewaffnet als es der Irak jemals gewesen ist und spielt Moorhuhn mit unfähigen Söldnern. Und wenn selbst das nicht reicht, so ein Werkzeugschuppen ist die reinste Waffenkammer. Das es da noch keine strengeren Auflagen von Seiten der Gesetzgebung gibt, ein Baumarkt sollte Alterskontrollen durchführen. [...]