Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 5 .5

    Nach dem mauen dritten Teil benötigte die Reihe um die boshafte Mörderpuppe dringend eine Frischzellenkur. Da kam der Erfolg des Meta-Slashers „Scream“ (1996) gerade recht, gab dieser den Machern doch die Möglichkeit, aus „Chucky und seine Braut“ eine mit popkulturellen Anspielungen gespickte Horrorkomödie zu machen, die den letzten Rest an Ernsthaftigkeit über Bord wirft und die eigenen Wurzeln durch den Kakao zieht.

    Chuckys frühere Geliebte Tiffany (Jennifer Tilly) besticht einen Polizeibeamten, damit dieser ihr die Überreste der Puppe aus der Asservatenkammer bringt. Nachdem sie den Polizisten aus dem Weg geräumt hat, setzt sie die Puppe anschließend wieder zusammen und haucht ihr mit Hilfe eines Voodoo-Rituals neues Leben ein. Als es zwischen dem teuflischen Pärchen jedoch zum Streit kommt, tötet Chucky seine Geliebte und überträgt auch ihre Seele in eine Puppe…

    Der von Ronny Yu (Freddy vs. Jason, Fearless) inszenierte vierte Teil der Reihe verfügt über einige neue Ideen und bringt etwas frischen Wind in das angestaubte Franchise. Sorgt insbesondere das erste Drittel des Films, in dem Tiffany noch in ihrer menschlichen Gestalt zu sehen ist, für spaßige Unterhaltung, verflacht das Geschehen jedoch zusehends, sobald neben dem Mörderduo ein weiteres Pärchen in den Fokus rückt, welches im weiteren Verlauf für die Taten der beiden Killerpuppen verantwortlich gemacht wird. Entsprechend büßt der Film im Mittelteil an Tempo ein und bringt auch kaum noch gelungene Pointen zustande.

    Visuell ist die Reihe derweil endgültig in den 90ern angekommen, wobei der Look der MTV-Generation Chucky insgesamt recht gut zu Gesicht steht. Ausdrücklich sind auch die Puppe-Animationen zu loben, die deutlich geschmeidiger wirken als noch in den Vorgängern. Und auch wenn das Finale mit Ausnahme der garstigen Schlusspointe eher dürftig ausfällt und man die Logik der abstrusen Geschichte ohnehin nicht hinterfragen sollte, ist „Chucky und seine Braut“ letztlich doch einer der besseren Ableger der langlebigen Horrorreihe.

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    • 7

      „The Entity“ unter der Regie von Sidney J. Furie (The Ipcress File, Der stählerne Adler) ist ein ebenso schauriges wie emotional aufwühlendes Horrordrama, das seine Gruselprämisse nutzt, um von Geschlechterbeziehungen und weiblicher Selbstbestimmung zu erzählen.

      Die alleinerziehende Carla Moran (Barbara Hershey) wohnt mit ihrem beinahe erwachsenen Sohn Billy (David Labiosa) und zwei jüngeren Töchtern in einer ruhigen Vorstadtsiedlung von Los Angeles. Eines Nachts wird Carla in ihrem Schlafzimmer von einer unsichtbaren Macht überfallen und brutal vergewaltigt. Als die furchterregenden Aktivitäten auch an den folgenden Tagen nicht aufhören, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an den Psychiater Dr. Sneiderman (Ron Silver), der den Grund für die unheimlichen Vorgänge in Carlas Vergangenheit vermutet…

      Ohne lange Einleitung steigt Furies Film in sein Thema ein und stellt von Anfang an klar, dass der unsichtbare Vergewaltiger, mit dem sich die Protagonistin konfrontiert sieht, mehr als ein bloßes Hirngespinst sein muss. In der Folge reiht „The Entity“ jedoch nicht etwa einen Schockeffekt an den nächsten, sondern konzentriert sich vielmehr auf das Innenleben der Hauptfigur und die psychischen Folgen der Geisteraktivitäten. Darüber hinaus beleuchtet der Film auf intensive Weise Carlas zwischenmenschliche Beziehungen, wobei insbesondere die Männer in ihrem Umfeld ihre Schilderungen als bloße Hysterie abtun und die Ursache für die seltsamen Vorkommnisse permanent in Carlas eigenem Verhalten suchen. Getragen von Barbara Hersheys eindringlicher Performance erzählt „The Entity“ somit von Unabhängigkeit und Selbstbemächtigung in einer von Männern dominierten Gesellschaft.

      Im weiteren Verlauf weist Furies Horrordrama schließlich einige Ähnlichkeiten mit dem etwa zeitgleich erschienen „Poltergeist“ (1982) auf, wirkt dabei im Vergleich jedoch deutlich düsterer und stellt seine Spezialeffekte weniger in den Vordergrund. Auch dürfte der Film als Inspirationsquelle für Leigh Whannells „Der Unsichtbare“ (2020) gedient haben, der ein ganz ähnliches Thema aufgreift.

      Bemängeln lässt sich neben dem mitunter zu aufdringlichen Score und der etwas zu lang geratenen Laufzeit sicherlich auch, dass hier nicht jeder Gedankengang konsequent zu Ende verfolgt wird. Andererseits machen diese Uneindeutigkeit und die zahlreichen Interpretationsmöglichkeiten in gewisser Weise auch den Reiz dieses Horrordramas aus.

      30
      • 6
        über Mad Max

        Mit dem dystopischen Low-Budget-Actionfilm „Mad Max“ legte George Miller (Die Hexen von Eastwick, Lorenzos Öl) ein sehr erfolgreiches Regiedebüt vor, verhalf Hauptdarsteller Mel Gibson zum großen Durchbruch und sorgte dafür, dass sein Heimatland Australien von nun an einen festen Platz auf der Weltkarte des Films erhielt.

        In naher Zukunft liefert sich die Polizei wilde Straßenschlachten mit Rockerbanden und Bikergangs. Als Max Rockatansky (Mel Gibson) und seine Kollegen den berüchtigten Bandenchef Nightrider (Vincent Gil) zur Strecke bringen, schwören dessen Kumpane um den skrupellosen Toecutter (Hugh Keays-Byrne) blutige Rache…

        Der erste „Mad Max“-Teil verfügt über eine nur sehr dünne Handlung und verströmt auch nur wenig von der Endzeitatmosphäre, mit der man die Reihe heutzutage in Verbindung bringt. Gewöhnungsbedürftig sind neben dem recht aufdringlichen Score dabei vor allem die zahlreichen Wischblenden, wie man sie sonst allenfalls noch aus der „Star Wars“-Saga kennt.

        Speziell in der ersten Hälfte bietet Millers Debütwerk kaum mehr als eine simple Aneinanderreihung von Autostunts, die aber durchaus spektakulär anzusehen sind und für einen gewissen Unterhaltungswert sorgen. Erst wenn Max seinen Dienst quittiert und mit seiner Familie in den Urlaub aufbricht, beginnt der Film, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen und fokussiert sich deutlich mehr auf den jungen Protagonisten, der bis dahin meist nur passiv das Geschehen mitverfolgte.

        Trotz oder gerade wegen seiner Ungeschliffenheit und seiner recht ungelenken Erzählweise besitzt „Mad Max“ aber dennoch einen gewissen Reiz und lässt bereits einige Ansätze dessen erkennen, zu dem das Franchise später werden sollte. Im letzten Drittel zieht Miller schließlich auch die Spannungsschrauben merklich an und führt sein Regiedebüt zu einem gelungenen Finale.

        Funfact: 36 Jahre später spielte Hugh Keays-Byrne in „Mad Max: Fury Road“ abermals den Bösewicht.

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        • 6

          Mit „The Devil’s Backbone“ schuf Regisseur Guillermo del Toro (Hellboy, Pans Labyrinth) ein in stimmungsvolle Bilder der sonnenbeschienen spanischen Landschaft getauchtes Kriegsdrama mit Gruselelementen, das vor allem mit seiner einnehmenden Atmosphäre und den guten Leistungen der Castmitglieder punktet, inhaltlich jedoch nicht allzu viel Neues zu bieten hat.

          Während des Spanischen Bürgerkrieges kommt der junge Carlos (Fernando Tielve) in ein abgelegenes Waisenhaus unter der Leitung von Carmen (Marisa Paredes) und Dr. Casares (Federico Luppi). Nachdem die anderen Jungen ihn zunächst für ein verwöhntes Kind aus reichem Hause halten, freundet sich Carlos mit der Zeit mit ihnen an. Auf diese Weise erfährt er von einem Geist, der angeblich im Waisenhaus umhergehen soll…

          Vor allem in der ersten Hälfte des Films, welche weitgehend aus der Perspektive des jungen Neuankömmlings erzählt wird, fühlt sich „The Devil’s Backbone“ wie ein Vorläufer zu del Toros großem Durchbruchserfolg „Pans Labyrinth“ (2006) an, obgleich die fantastischen Elemente hier deutlich weniger zu Tage treten und mit Ausnahme der Geistererscheinung auch keine weiteren übernatürlichen Kreaturen auftauchen.

          Ab der Mitte allerdings verabschiedet sich del Toro dann fast vollständig von dieser mysteriösen Komponente und rückt die erwachsenen Charaktere in den Fokus, woraufhin ein klassischer Kampf zwischen Gut und Böse entbrennt. Dies sorgt einerseits dafür, dass der bis dahin recht langsam und ruhig erzählte Film an Spannung und Dynamik gewinnt, mutet angesichts des sehr geheimnisvollen und undurchsichtigen Auftakts allerdings auch längst nicht mehr so einfallsreich und kreativ an, ist del Toros Kriegsdrama doch bis dahin sehr gut ohne einen typischen Antagonisten ausgekommen.

          Dank der überzeugenden Darstellerriege, zu der u.a. noch Irene Visedo (Die Frau des Anarchisten) und Eduardo Noriega (Transsiberian) zählen, sowie der durchgehend dichten Atmosphäre, lässt sich allerdings auch über die letztlich recht vorhersehbare Geschichte hinwegsehen.

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          • An pizzapzapizzafufufu:
            Da du plötzlich die palästinensische Flagge als Profilbild hast und auch dein Profiltext diesbezüglich Bände spricht, gehe ich davon aus, dass du dich mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel solidarisierst und sehr wahrscheinlich antisemitisch eingestellt bist.
            Ich möchte dir auf diesem Wege mitteilen, dass ich deine Überzeugungen nicht teile und gegen jede Form von Antisemitismus und Aufruf zum Terror eintrete. Ich hätte dir auch eine Privatnachricht schicken können oder dich ohne Vorwarnung von meiner Freundesliste entfernen können, möchte dir aber die Chance geben, dich zu äußern.
            Da dein Profilbild und dein Profiltext ohnehin für jeden hier sichtbar sind, hast du die Sache ja schon von dir aus 'öffentlich' gemacht.

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            • 4

              „Pieces“ von Juan Piquer Simón (Slugs – Schnecken, Cthulhu Mansion) ist eine spanisch-amerikanische Slasher-Produktion mit humorigen Zwischentönen, die zwar mit einigen sehr derben und expliziten Kills aufwartet, dabei jedoch Spannung und Suspense vermissen lässt.

              1942: Als sie ihn dabei erwischt, wie er ein Puzzle zusammensetzt, auf dem eine nackte Frau abgebildet ist, und daraufhin einen Tobsuchtsanfall bekommt, tötet der junge Timmy (Alejandro Hernández) seine Mutter (May Heatherly) und zersägt anschließend ihre Leiche in mehrere Einzelteile. Den wenig später eintreffenden Polizisten gegenüber spielt er den verängstigten Jungen vor, der nur knapp dem Mörder seiner Mutter entkommen konnte. Vierzig Jahre später geht an einer Universität ein Killer um, der es bevorzugt auf junge Frauen abgesehen hat und diese zumeist mit einer Kettensäge attackiert. Lieutenant Bracken (Christopher George) nimmt sich des Falls an…

              Verspricht die aberwitzige Auftaktszene noch gute Horrorunterhaltung, so verliert sich Simóns Slasher nach dem Zeitsprung in die 80er Jahre alsbald in faden Dialogen und uninteressanten Details, wozu etwa die Verhaftung des sich verdächtig benehmenden Hausmeisters oder das Einschleusen der undercover agierenden Tennislehrerin zählen. Trotz einiger gelungener Mordsequenzen will sich so zu keiner Zeit echter Nervenkitzel einstellen, was neben der teils sehr biederen Inszenierung auch am Fehlen von Sympathieträgern liegt, mit welchen man als Zuschauer mitfiebern könnte. Die Idee, ‚Einzelteile‘ als Leitmotiv für einen Film über einen Kettensägenmörder zu wählen, besitzt zwar durchaus Potenzial, doch mutet es schon extrem skurril an, wenn der Killer Jahrzehnte nach dem Mord an seiner Mutter immer noch an seinem blutverschmierten Puzzle sitzt.

              Erschwerend hinzu kommt, dass auch die hölzern agierende Darstellerriege kaum überzeugen kann und einige kuriose Einfälle – wie etwa der Auftritt eines Kung Fu-Kämpfers – den Handlungsfluss eher stören als bereichern. Dass sich Simóns Film über weite Strecken sehr leer und trist anfühlt, hängt indes auch damit zusammen, dass in den meisten Szenen maximal drei Personen zu sehen sind. So befindet sich auf dem Polizeirevier nur ein einziger Beamter und auch auf dem Campus der Universität sieht man keine Menschenseele.

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              • 7

                Mit dem während des Sezessionskriegs spielenden „In schlechter Gesellschaft“ legte Robert Benton (Kramer gegen Kramer, Der menschliche Makel) ein recht unkonventionelles Regiedebüt vor, richtet sein Western den Fokus doch nicht auf Schießereien und Ruhmestaten, sondern auf die differenzierte Darstellung seiner jugendlichen Antihelden.

                1863: Um der Einberufung in die Armee zu entgehen, flieht der junge Drew Dixon (Barry Brown) mit Hilfe seiner Eltern in den Westen. Unterwegs lernt er den etwa gleichaltrigen Jake Rumsey (Jeff Bridges) kennen, der ihn zunächst beraubt, ihn später aber in seine Bande von Streunern aufnimmt, die sich mit Diebstählen über Wasser hält und sich ebenfalls auf dem Weg Richtung Westen befindet. Da sämtliche Züge für die nächsten Monate ausgebucht sind, schlagen sich die Jungen zu Fuß durch die Prärie, wo sie auf allerlei Widerstände und Gefahren treffen…

                Bentons Western zeichnet sich durch herbstliche Farbtöne und recht unkonventionelle Klaviermusik aus, die der melancholisch angelegten Odyssee der Jungenbande eine raue Schönheit fernab der üblichen Genreklischees verleiht. Dabei präsentiert der Film den Wilden Westen als trostlosen und unbarmherzigen Ort, an dem jeder nur seinen eigenen Vorteil im Sinn hat und nur wenig Hoffnung herrscht.

                Getragen von einem gut aufspielenden Cast, zu dem u.a. noch John Savage (Die durch die Hölle gehen) und David Huddleston (The Big Lebowski) zählen, entwickelt sich so eine episodenhaft angelegte Reisegeschichte, die von der angenehmen Erzählerstimme des Protagonisten begleitet wird und trotz der sehr ruhigen Gangart des Films jederzeit interessant bleibt.

                Wer sich somit auf das recht gemächliche Tempo von Bentons Western einlassen kann und keinen gesteigerten Wert auf große Actionsequenzen legt, bekommt mit „In schlechter Gesellschaft“ einen Film geboten, der das Leben im Wilden Westen aus einer Perspektive zeigt, für die im Genre nur selten Platz ist.

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                • 6
                  über Greta

                  „Greta“ ist ein angenehm altmodischer Psychothriller unter der Regie von Neil Jordan (The Crying Game, Interview mit einem Vampir), der keine besonderen Innovationen bietet, dafür aber mit seiner eleganten Inszenierung und einer diabolischen Isabelle Huppert punkten kann.

                  Die als Kellnerin arbeitende Frances (Chloë Grace Moretz) bewohnt seit kurzer Zeit zusammen mit ihrer Freundin Erica (Maika Monroe) ein komfortables Apartment in Manhattan. Als sie in der U-Bahn eine Damenhandtasche findet, beschließt die hilfsbereite junge Frau, diese der rechtmäßigen Besitzerin zurückzubringen. Bei dieser handelt es sich um eine alleinlebende ältere Dame namens Greta (Isabelle Huppert), welche die ehrliche Finderin spontan zum Kaffee einlädt. So kommt es, dass sich die zwei Frauen, die sich beide einsam in der großen Metropole fühlen, sehr bald anfreunden. Eines Abends jedoch macht Frances beim Blick in Gretas Schrank eine furchtbare Entdeckung…

                  Jordans hauptsächlich in stilvoll eingerichteten Innenräumen spielender Thriller erzählt auf durchaus bewegende Art und Weise von Einsamkeit, Kindheitstraumata und Verlustbewältigung. Erfahrene Zuschauer werden dabei zwar schon sehr früh erahnen können, wohin die Reise letztlich geht, doch versteht es der Film dennoch eine gewisse Grundspannung aufrecht zu erhalten, die sein Publikum bis zum Schluss mitfiebern lässt. Zu verdanken ist dies vor allem dem stark aufspielenden Cast um die wahrhaft furchteinflößende Isabelle Huppert, dem in einer Nebenrolle u.a. auch Jordans Stammschauspieler Stephen Rea (V wie Vendetta) angehört.

                  Trotz des recht vorhersehbaren Verlaufs sowie einiger inhaltlicher Ungereimtheiten gelingt es Jordan, eine recht dichte Schaueratmosphäre zu kreieren und immer wieder auf mehr oder weniger subtile Art und Weise menschliche Urängste zu bedienen, sodass „Greta“ trotz mancher Schwächen ein insgesamt gelungenes Thrillererlebnis darstellt.

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                  • 5

                    „Ab in die Ewigkeit“ ist ein von Regieveteran J. Lee Thompson (Die Kanonen von Navarone, Ein Köder für die Bestie) inszenierter Slasher, der sich zwar aufgrund der ausführlichen Psychologisierung der Hauptfigur von vergleichbaren Genrevertretern unterscheidet, dabei jedoch unter seinem verwirrenden und überkonstruierten Drehbuch leidet.

                    Seit einem furchtbaren Autounfall, bei dem ihre Mutter ums Leben gekommen ist, ist die junge Virginia (Melissa Sue Anderson) schwer traumatisiert. Als sie nach längerer Zeit ihre Schullaufbahn wieder aufnimmt, findet sie jedoch schnell neue Freunde und wird in eine Clique von Eliteschülern aufgenommen, die aufgrund ihrer wohlhabenden und einflussreichen Eltern ein hohes Ansehen genießen. Bei ihren gemeinsamen Treffen benehmen sich die Musterschüler allerdings weniger vorbildlich, zetteln Kneipenschlägereien an und versuchen sich bei waghalsigen Mutproben zu überbieten. Als mit Bernadette (Lesleh Donaldson) ein Mädchen aus der Clique nicht zu einer Verabredung erscheint und auch an den folgenden Tagen nicht mehr auftaucht, kommt es unter den Übrigen zu Anfeindungen und gegenseitigen Verdächtigungen…

                    Anders als vergleichbare Slasherfilme interessiert sich „Ab in die Ewigkeit“ deutlich mehr für das Innenleben seiner Protagonistin und zeigt, wie diese mit Hilfe des Arztes Dr. Faraday (Glenn Ford) das Trauma des Autounfalls zu bewältigen und verlorengegangene Erinnerungen wiederherzustellen versucht. So wird die im Grunde sehr simple Gegenwartshandlung um die nach und nach verschwindenden Cliquenmitglieder immer wieder durch Rückblenden unterbrochen, die die Vorgeschichte der Protagonistin beleuchten.

                    Dies hat zur Folge, dass der mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden spürbar zu lang geratene Film nur ganz allmählich Fahrt aufnimmt, sodass es eine ganze Weile dauert, ehe ein wenig Spannung und Grusel aufkommt. Auch stellt sich der Film mit seinen vielen falschen Fährten und der unnötig komplizierten Erzählweise selbst ein Bein, hätte eine geradlinigere Herangehensweise Thompsons Slasher doch deutlich besser zu Gesicht gestanden.

                    Wesentlich überzeugender sind da neben den guten Leistungen der Castmitglieder um die aus „Unsere kleine Farm“ bekannte Melissa Sue Anderson und Altstar Glenn Ford vor allem die kreativen Kills, welche ihre Schockwirkung nicht verfehlen. Da jedoch zumeist sehr viel Zeit zwischen den einzelnen Morden vergeht, welche mit kruden Teenagerstreichen wie dem Durchtrennen eines Glockenseils oder Totstellen in einem Wasserbecken gefüllt wird, verfügt „Ab in die Ewigkeit“ über zu viel Leerlauf, als dass das Geschehen durchgängig bei Laune halten könnte.

                    Das Finale wiederum gefällt dann zwar durch seine einnehmende Schaueratmosphäre, wartet aber zugleich mit derart vielen absurden Wendungen auf, dass man als Zuschauer am Ende kaum noch nachvollziehen kann, wer denn hier nun was aus welchem Grund verbrochen hat.

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                    • 6 .5
                      Kenduskeag 21.09.2023, 10:42 Geändert 21.09.2023, 10:44

                      Nachdem er mit „Poltergeist“ (1982) einen kurzen Abstecher ins Blockbusterkino unternommen hatte, wandte sich Regisseur Tobe Hooper (Texas Chainsaw Massacre, Brennen muss Salem) wieder abseitigeren Produktionen zu und schuf mit „Lifeforce“ eine wilde Mixtur aus SciFi-Horror und apokalyptischem Pandemiefilm, die sich wenig um Nachvollziehbarkeit schert, dafür aber mit sehr viel Kreativität und einer temporeichen Inszenierung auftrumpft.

                      Bei der Erforschung des Halleyschen Kometen stößt die Besatzung der europäischen Raumfähre ‚Churchill‘ um Colonel Tom Carlsen (Steve Railsback) auf ein außerirdisches Raumschiff. In diesem entdecken sie neben einigen völlig ausgetrockneten, fledermausartigen Kreaturen auch drei gläserne Sarkophage, in denen sich menschenähnliche Wesen befinden. Als der Colonel seiner Crew befiehlt, die Sarkophage an Bord der ‚Churchill‘ zu bringen, ahnt er nicht, dass er damit die gesamte Menschheit in Gefahr bringt…

                      Anfangs noch im All spielend, verlagert sich die Handlung des Films schon bald auf die Erde, wo sich „Lifeforce“ zu einem effektreichen Spektakel entwickelt, das immer neue Haken schlägt und dessen weiterer Verlauf sich nur schwer vorausahnen lässt. Dabei bringt Hooper vom klassischen Vampirmythos bis zur Zombie-Epidemie im Stile eines George A. Romero so ziemlich alles unter, was das Genre an Versatzstücken zu bieten hat. Neben den bis auf wenige Ausnahmen immer noch recht ansehnlichen Effekten und der opulenten musikalischen Untermalung durch Henry Mancini ist dabei auch die verspielte Kameraarbeit zu loben, welche der abgefahrenen Story zusätzliche Dynamik verleiht.

                      Bemängeln hingegen lässt sich vor allem das Fehlen eines charismatischen Hauptdarstellers, wirkt Steve Railsback in der Rolle des Colonels doch recht hüftsteif und unnahbar. Da zudem auch die weiteren männlichen Darsteller um Peter Firth (Jagd auf Roter Oktober) und Patrick Stewart (X-Men) kaum Akzente setzen können, bleibt der Auftritt von Mathilda May (Der Schrei der Eule) als nackte Außerirdische noch am stärksten im Gedächtnis. Zudem übertreibt es Hooper zum Finale hin ein wenig mit dem Effektgewitter, was dem Unterhaltungswert seines Films aber glücklicherweise keinen Abbruch tut.

                      Erwähnenswert ist außerdem noch, dass neben der gekürzten US-Kinofassung auch ein längerer Directors Cut existiert.

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                      • 5

                        Mit seinem Backwood-Horrorfilm „Vor Morgengrauen“ schuf Regisseur Jeff Lieberman (Squirm, Blue Sunshine) einen mehr am Aufbau einer entrückt-märchenhaften Atmosphäre als an übermäßigen Gore-Einlagen interessierten Genrebeitrag, der allerdings unter seiner ideenarmen Story sowie einigen unnötigen Längen leidet.

                        Trotz aller Warnungen des Wildhüters (George Kennedy) machen sich Conny (Deborah Benson) und Warren (Gregg Henry) mit drei weiteren Freunden auf den Weg in die Berge, wo sie auf dem Grundstück von Warrens Verwandten campen dürfen. Unterwegs treffen sie zunächst auf einen offenkundig betrunkenen Jäger (Mike Kellin), der von Teufeln und Dämonen faselt und machen dann Bekanntschaft mit einer feindselig gestimmten Hinterwädler-Familie…

                        Liebermans Horrorfilm bietet auf inhaltlicher Ebene keinerlei Innovationen und lehnt sich spürbar an Genrevorbilder wie „Beim Sterben ist jeder der Erste“ (1972) und „The Hills Have Eyes“ (1977) an. Aufbauend auf der sehr simplen Prämisse versteht es Lieberman jedoch, einige durchaus stimmungsvolle Momente zu kreieren, wozu auch die von Pfeifgeräuschen begleitete Soundkulisse beiträgt. Über weite Strecken fühlt sich „Vor Morgengrauen“ deshalb so sonderbar und obskur an, dass man als Zuschauer beinahe erwartet, dass die Protagonisten alsbald aus einem bösen Traum erwachen. Entsprechend dauert es nach dem blutigen Auftakt auch sehr lange bis abermals gemordet wird.

                        Zugutehalten kann man Liebermans Werk trotz der langen Phasen inhaltlichen Leerlaufs jedoch immerhin, dass das Hauptfiguren-Quintett anders als in vielen anderen Slasherfilmen recht sympathisch daherkommt und man Conny und Co. ihre Freundschaft auch tatsächlich abkauft, woran auch die absolut soliden Schauspielleistungen ihren Anteil haben. Wer bis zum Finale durchhält, wird schließlich auch mit einem bemerkenswerten Endkampf belohnt.

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                        • 5

                          „Sadistico“ ist ein recht ereignisarmer und nur mäßig spannender Psychothriller, mit dem Clint Eastwood (Erbarmungslos, Million Dollar Baby) seinen Einstand als Regisseur feierte, sich in seiner Rolle als Mann hinter der Kamera jedoch offenkundig erst noch zurechtfinden musste.

                          Der als Radiomoderator arbeitende Dave Garver (Clint Eastwood) lernt in seiner Stammkneipe die attraktive Evelyn Draper (Jessica Walter) kennen und verbringt die Nacht mit der jungen Frau. Evelyn entpuppt sich alsbald als glühender Fan seiner Sendung, in der sie jede Nacht anruft, um sich den immergleichen Song zu wünschen. Während ihre Beziehung für Dave ausschließlich sexueller Natur ist, scheint Evelyn jedoch tiefere Gefühle zu hegen und beginnt schon bald, extrem anhänglich zu werden. Dies ändert sich auch nicht, als Daves alte Liebe Tobie (Donna Mills) in den Ort zurückkehrt…

                          Eastwoods Debütwerk bietet einige hübsche Aufnahmen der kalifornischen Westküste und nimmt sich ausgiebig Zeit, um seinen Protagonisten und seine weiblichen Begleiterinnen bei langen Wald- und Strandspaziergängen zu zeigen. Dabei zeichnet sich für den Zuschauer schon sehr früh ab, dass Daves neueste Eroberung eine gefährliche Psychopathin ist, die zu einer echten Bedrohung für Leib und Leben werden kann. Ehe jedoch auch bei Dave selbst der Groschen gefallen ist und er die Affäre endlich zu beenden versucht, dauert es allerdings bis fast zur Mitte des Films. Generell wundert man sich als Zuschauer über die Untätigkeit und das mangelnde Durchsetzungsvermögen des Protagonisten; ein Eindruck, der durch Eastwoods eher träge Performance noch verstärkt wird. Deutlich überzeugender wirkt da schon Jessica Walter in der Rolle der besessenen Stalkerin, obschon auch ihre starke Darbietung nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass auch ihrer Figur keine Charakterentwicklung vergönnt ist.

                          Wenn etwa ab der Mitte des Films der von John Larch verkörperte Ermittler auf den Plan tritt, steigert sich Eastwoods Thriller zwar ein wenig, doch gestalten sich die Attacken der Stalkerin zu vorhersehbar und sind zu arm an Raffinesse, als dass das Geschehen über eine längere Zeit für Anspannung und Nervenkitzel sorgen könnte.

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                          • 7
                            über Getaway

                            Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Jim Thompson schuf Regisseur Sam Peckinpah (The Wild Bunch, Wer Gewalt sät) mit „Getaway“ einen lässigen Roadmovie-Thriller, der als zynische Auseinandersetzung mit einer gewaltverliebten Gesellschaft gedeutet werden kann.

                            Der Gangster Carter ‚Doc‘ McCoy (Steve McQueen) verbüßt eine mehrjährige Haftstrafe in einem texanischen Gefängnis. Um vorzeitig freizukommen, lässt er sich auf einen Deal mit dem korrupten Lokalpolitiker Jack Benyon (Ben Johnson) ein, der im Gegenzug sexuelle Gefälligkeiten von McCoys Ehefrau Carol (Ali MacGraw) einfordert. Zudem soll das Gangster-Pärchen für Benyon eine Bank überfallen, um eine Veruntreuung von 250.000 Dollar zu verschleiern. Als bei dem Überfall jedoch ein Wachmann erschossen wird und McCoy und seine Frau merken, dass Benyons Gefolgsleute sie aus dem Weg räumen wollen, fliehen sie mit der Beute zur mexikanischen Grenze…

                            Eingehüllt in eine flirrend-heiße Südstaaten-Atmosphäre und von einem markanten Quincy Jones-Soundtrack begleitet, entwickelt sich „Getaway“ alsbald zu einer mit blutigen Gewalteruptionen versehenen ‚Bonnie und Clyde‘-Variation, bei der sich das Protagonistenpärchen auf der Flucht gleichermaßen gegen Gangster und Polizei zur Wehr setzen muss.

                            Auf konsequente Art und Weise zeichnet Peckinpahs Thriller das Bild eines verkommenen, von Raffgier und Niedertracht geprägten Landes, in dem jeder nur seinen eigenen Vorteil im Sinn hat und wenn nötig dazu bereit ist, sich seinen Weg frei zu schießen. Trotz der sehr einfach gehaltenen Story gestaltet sich die Gangster-Ballade dabei stets unterhaltsam, wechseln sich die brachialen, mit vielen Zeitlupen-Aufnahmen versehenen Actionsequenzen doch mit ruhigen und intimen Momenten ab, in denen das Gangster-Pärchen ganz allmählich lernen muss, nach der langen Zeit der Trennung wieder zueinander zu finden.

                            Ausgebremst wird der fesselnde Roadtrip derweil lediglich durch die eher belanglose und relativ zähe Nebenhandlung rund um den abtrünnigen Gangster Rudy (Al Lettieri), die Szenen wie etwa eine kuriose kleine Hähnchenschlacht im Auto beinhaltet, die nicht so ganz zum Gesamtwerk passen wollen. Spätestens mit dem packenden Shootout-Finale weiß „Getaway“ jedoch auch für diese kleinen Makel zu entschädigen.

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                            • 7 .5

                              Mit dem von Identitätsverlust und der Frage nach dem freien Willen in einem futuristischen Überwachungsstaat handelnden „THX 1138“ legte „Star Wars“-Schöpfer George Lucas einst sein auf den Spuren von Autoren wie George Orwell und Ray Bradbury wandelndes Langfilmdebüt vor. Entstanden ist dabei eine in sterile Bilder getauchte SciFi-Dystopie der ruhigen und nachdenklichen Art, die den Zuschauer in eine kalte und emotionslose Welt entführt, in der das Individuum zu einer bloßen Kombination aus Zahlen und Buchstaben geworden ist.

                              In der Zukunft leben die Menschen in einer gigantischen unterirdischen Anlage, in der sie auf Schritt und Tritt überwacht werden. Durch die regelmäßige Einnahme von Psychopharmaka werden sie reguliert, ihre Gefühle unterdrückt und ihre Leistungsfähigkeit gesteigert. Der in einer Androidenfabrik tätige THX 1138 (Robert Duvall) teilt sich zwar eine Wohnung mit der in der Überwachungszentrale arbeitenden LUH 3417 (Maggie McOmie), eine emotionale oder körperliche Annäherung ist den beiden jedoch strikt untersagt. In letzter Zeit offenbart LUH im Gespräch mit ihrem Mitbewohner allerdings dennoch immer wieder ihre Gefühle. Als sie dann auch noch heimlich THX‘ Medikamente austauscht, verändert sich auch dessen Gedankenwelt grundlegend und er beginnt Fluchtpläne zu schmieden…

                              Lucas‘ Debütwerk ist ein recht sperriges, künstlerisches Filmerlebnis, auf dessen langsame Gangart man sich einlassen muss, dann aber mit einer rauschhaften Komposition aus Bildern und Klängen belohnt wird, bei der die Dialoge auf ein Minimum beschränkt sind und auf ausführliche Erklärungen gar gänzlich verzichtet wird. Mag der Vorspann mit den sich von oben nach unten laufenden Wörtern noch Assoziationen zu den „Star Wars“-Filmen wecken, erinnert der Rest doch mehr an die meditative Stimmung eines „2001- Odyssee im Weltraum“ (1968). Darüber hinaus wird jedoch auch deutlich, welch großen Einfluss „THX 1138“ seinerseits auf spätere SciFi-Werke wie „Equilibrium“ (2002) und „Die Insel“ (2005) hatte.

                              Neben dem herausragenden Setdesign, welches Lucas‘ Dystopie im Vergleich zu vielen anderen SciFi-Filmen der 70er auch heute noch sehr modern und elegant wirken lässt, sowie der musikalischen Untermalung durch Komponist Lalo Schifrin, sind auch die Leistungen der Castmitglieder positiv hervorzuheben, zu denen u.a. noch Don Pedro Colley (Rückkehr zum Planet der Affen) und Donald Pleasence (Halloween) gehören.

                              So steht am Ende eine zwar nicht unbedingt leicht konsumierbare, jedoch vor allem visuell faszinierende SciFi-Parabel, die sich kritisch mit der Verrohung einer zunehmend technisierten Gesellschaft auseinandersetzt, in der die freie Meinungsäußerung zu einem Verbrechen geworden ist.

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                                Der von Joseph Zito (Missing in Action, Red Scorpion) inszenierte „The Prowler“ ist ein harter und kompromissloser Slasher, der ein Kriegstrauma und eine verlorene Liebe als Hintergrund für seinen mit einer Forke bewaffneten Killer wählt.

                                Während des Zweiten Weltkriegs schreibt die junge Francis Rosemary Chatham (Joy Claccum) ihrem gegen die Nazis kämpfenden Freund einen Brief, in dem sie ihm erklärt, dass sie nicht länger auf seine Rückkehr warten kann und sich von ihm trennen will. Als der Krieg 1945 beendet ist und die Soldaten nach Hause zurückkehren, geht Francis daher mit ihrem neuen Freund Roy (Timothy Wahrer) zum Abschlussball. Als sich das verliebte Paar nach draußen in einen Pavillon begibt, wird es jedoch unversehens von einem Unbekannten mit einer Mistgabel aufgespießt. Erst 35 Jahre nach dem grausamen Doppelmord wird wieder ein Abschlussball in der Stadt gefeiert, an dem auch Pam MacDonald (Vicky Dawson) und ihr Freund, der Deputy Mark London (Christopher Goutman) teilnehmen wollen. Doch genau wie damals geht auch diesmal wieder der Killer mit der Mistgabel um…

                                Mit Ausnahme einiger zweideutiger Sprüche unter den jungen Erwachsenen ist der Tonfall von Zitos Slasher von Beginn an sehr düster und ernst, auch hält sich „The Prowler“ nicht lange mit der Einführung der Charaktere auf, sondern geht schon früh in die Vollen. Dabei besticht der Film durch seine unbehagliche Grundstimmung, packende Verfolgungsjagden sowie mehrere sehr explizite und drastische Kills, bei deren Gestaltung sich Effektkünstler Tom Savini so richtig austoben konnte. Die Hintergrundgeschichte des Killers wird zwar im weiteren Verlauf nicht allzu sehr vertieft, bietet aber dennoch eine interessante Grundlage für dessen furchterregende Taten. Für den nötigen Gruselfaktor sorgt derweil allein schon die ungewöhnliche Kleidung des Mörders, tritt dieser doch mit Gasmaske und in Armee-Uniform auf.

                                Bemängeln lässt sich derweil vor allem, dass das Verhalten der Protagonisten nicht immer ganz nachvollziehbar ist und ihre Ermittlungsarbeit recht planlos erscheint. So begeben sich Pam und ihr Freund etwa gleich mehrmals in das alte Haus, in dem die ermordete Francis aufgewachsen ist, ohne das so wirklich deutlich wird, was sie dort genau wollen und warum sie nicht stattdessen nach dem im Rollstuhl sitzenden Vater der Ermordeten suchen, der nach einem denkwürdigen Kurzauftritt plötzlich verschwunden ist.

                                Generell erweckt „The Prowler“ speziell im Mittelteil mitunter den Eindruck, als habe man lediglich Einzelmomente aneinandergereiht, ohne einem roten Faden zu folgen. Da diese einzelnen Sequenzen jedoch allesamt recht spannend und intensiv ausfallen, weiß Zitos Film für insgesamt gelungene Horrorunterhaltung zu sorgen.

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                                  Bei „Schwestern des Bösen“ handelt es sich um ein Frühwerk von Regisseur Brian De Palma (The Untouchables, Mission: Impossible), das als Hommage an bekannte Hitchcock-Klassiker beginnt, mit zunehmender Laufzeit jedoch immer verschrobener und grotesker wird.

                                  Werbefachmann Phillip Woode (Lisle Wilson) lernt in einer TV-Spielshow das Fotomodel Danielle Breton (Margot Kidder) kennen, führt sie zum Essen aus und verbringt die Nacht in ihrem Apartment. Am nächsten Morgen benimmt sich Danielle auf einmal seltsam, verlangt nach ihren Medikamenten und macht merkwürdige Andeutungen über ihre Zwillingsschwester Dominique, die wegen des nächtlichen Herrenbesuchs aufgebracht zu sein scheint. Kurz darauf beobachtet Danielles Nachbarin Grace (Jennifer Salt) vom gegenüberliegenden Fenster aus, wie auf den ahnungslosen Phillip eingestochen wird und dieser sterbend zusammenbricht. Grace verständigt umgehend die Polizei, doch die Beamten schenken der in Polizeikreisen berüchtigten Reporterin keinen Glauben…

                                  Dass De Palmas Psychothriller stark an die Werke Alfred Hitchcocks erinnert, liegt neben der Beteiligung von Hitchcocks Stammkomponist Bernard Herrmann vor allem an den vielen aus Hitchcocks Werken bekannten Motiven, die hier zitiert und variiert werden. So erinnert die Beobachtungssituation durch ein gegenüberliegendes Fenster etwa stark an „Das Fenster zum Hof“ (1954), während die Art der Beseitigung der Leiche deutliche Parallelen zu „Cocktail für eine Leiche“ (1948) aufweist. De Palma brennt aber nicht nur ein Zitate-Feuerwerk ab, sondern bringt durchaus auch eigene Ideen ein und versteht es so trotz einiger vorhersehbarer Entwicklungen, den Zuschauer bis zum Schluss bei Laune zu halten.

                                  Als eines der zentralen Themen des Films, welches sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung zieht, kann dabei die Lust am Beobachten angesehen werden, startet doch schon die Eröffnungsszene damit, dass Phillip der vermeintlich blinden Danielle im Rahmen der TV-Show beim Ausziehen zusieht. De Palma betont dieses zentrale Thema im weiteren Verlauf immer wieder, in dem er etwa sehr nah an Augäpfel heranzoomt oder aber auch die Split-Screen-Technik einsetzt. „Schwestern des Bösen“ lebt daher insgesamt auch eher von seiner ideenreichen Inszenierung als von der im späteren Verlauf immer obskurer werdenden Geschichte, welche schließlich mit einer Schlusspointe endet, die doch recht kurios anmutet.

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                                  • 7 .5
                                    über Koma

                                    Für seinen fesselnden Verschwörungsthriller „Coma“ konnte der studierte Mediziner Michael Crichton (Westworld, Der 13te Krieger) seinerzeit auf eigene Erfahrungen aus seiner ärztlichen Tätigkeit zurückgreifen, was wohl einer der Hauptgründe dafür ist, dass sein Film auf derart authentische Art und Weise die Abläufe und Strukturen in einem Bostoner Krankenhaus beleuchtet und diese mit einem dystopischen Schreckensszenario kombiniert.

                                    Die Chirurgin Dr. Susan Wheeler (Geneviève Bujold) arbeitet ebenso wie ihr Lebensgefährte Dr. Mark Bellows (Michael Douglas) im Boston Memorial Krankenhaus, wo ihre beste Freundin Nancy (Lois Chiles) in Kürze eine Abtreibung vornehmen lassen will. Nancy fürchtet sich vor dem Eingriff, doch Susan kann ihre Freundin beruhigen, in dem sie ihr erklärt, dass es sich dabei um einen Routinevorgang handle, bei dem nur ein sehr geringes Risiko bestehe. Zu Susans großem Entsetzen fällt ihre Freundin während des Eingriffs jedoch ins Koma, aus dem sie nicht mehr erwacht. Als Susan Nachforschungen zu dem rätselhaften Fall anstellt, stößt sie schon bald auf eine Reihe von Patienten im Boston Memorial, denen es ähnlich ergangen ist…

                                    Crichtons Verfilmung eines Robin Cook Romans knüpft auf geschickte Weise an alltäglichen, nachvollziehbaren Ängsten an, indem sie die Furcht davor befeuert, aus einer Narkose nicht mehr aufzuwachen. Mit zunehmender Laufzeit geht „Coma“ allerdings weit über diese typischen Patientenängste hinaus und entwickelt sich mehr und mehr zu einem Film, der ganz in der Tradition der damals so beliebten Paranoia-Thriller steht und dabei zugleich Kritik an einem emotionskalten und profitorientierten Gesundheitssystem übt.

                                    Im Zentrum des Geschehens steht dabei eine starke, unabhängige Protagonistin, die ihren machohaften Lebensgefährten, der mehr an den Machtspielchen innerhalb der Ärzteschaft als am einzelnen Patienten interessiert ist, ein ums andere Mal in die Schranken weist. Getragen von einer nuanciert agierenden Geneviève Bujold, welcher in weiteren Rollen u.a. noch Rip Torn (Men in Black) und Richard Widmark (Urteil von Nürnberg) zur Seite stehen, ergibt sich so ein wahrhaft beklemmendes Filmerlebnis, das zudem mit bemerkenswerten Sets und packenden Verfolgungsjagden auftrumpft.

                                    Als ein wenig störend fällt indes einzig der sehr naive Charakter des von Douglas verkörperten Dr. Bellows auf, der mit seiner toughen Freundin so gar nicht mithalten kann und über weite Strecken nicht mehr macht, als ihre Hinweise auf eine großangelegte Verschwörung als hysterische Überreaktion abzutun. In diesem Zusammenhang ist es dann auch ein wenig schade, dass die Protagonistin ausgerechnet im Finale dann nur noch eine passive Rolle einnimmt, was am starken Gesamteindruck glücklicherweise jedoch kaum etwas ändert.

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                                    • 5 .5

                                      Nach dem großen Erfolg von „Freitag der 13.“ (1980) schossen die Teenie-Slasher in den darauffolgenden Jahren wie Pilze aus dem Boden. Einer dieser Trittbrettfahrer ist der von Tony Maylam (Bei Nacht und Nebel, Split Second) inszenierte „Brennende Rache“, der abermals ein Feriencamp zum Schauplatz blutiger Morde werden lässt.

                                      Eine Gruppe Jugendlicher hat sich einen fiesen Streich ausgedacht, um den unbeliebten Camp-Verwalter Cropsy (Lou David) zu erschrecken. Hierzu stellen sie dem schlafenden Mann einen mit Würmern bedeckten Totenkopf an sein Bett, in dessen Augenhöhlen Kerzenlichter brennen. Als Cropsy erwacht und sich vor dem Totenkopf erschreckt, stößt er diesen jedoch um, sodass sein Bett in Flammen aufgeht und er selbst schwerwiegende Verbrennungen davonträgt. Erst Jahre später kann er nach zahlreichen Hauttransplantationen das Krankenhaus verlassen und sinnt fortan auf Rache…

                                      Die dünne, auf einem Drehbuch von Produzent Harvey Weinstein basierende Story ist im Grunde kaum der Rede wert und lässt sich getrost ins Standardrepertoire des Subgenres einordnen. Was Regisseur Maylam schließlich daraus macht, ist aber doch erwähnenswert, da die mit einem treibenden Score unterlegten Bilder des Sommercamps für eine recht einnehmende Atmosphäre sorgen und die zum Teil aus der Ego-Perspektive gefilmten und mit starker Effektarbeit von Tom Savini auftrumpfenden Morde schauriges Vergnügen bieten.

                                      Ehe „Brennende Rache“ so richtig Fahrt aufnimmt, vergeht allerdings einige Zeit, die hauptsächlich dazu genutzt wird, um die allesamt recht schablonenhaft angelegten Charaktere kennenzulernen. In diesem Zusammenhang wird auch die größte Schwäche des Slashers erkennbar, fehlt es doch aufgrund des erstaunlich großen Casts, zu dem u.a. Leah Ayres (Bloodsport), Holly Hunter (Das Piano), Jason Alexander (Seinfeld) und Fisher Stevens (Asteroid City) gehören, an einer klaren Bezugsperson, mit der der Zuschauer durchgängig mitfiebern könnte. Entsprechend wahllos erscheint dann auch, welche der Jugendlichen und ihrer Aufseher im Finale zum Endkampf mit dem Killer antreten.

                                      Speziell im letzten Drittel, wenn das Balzverhalten der Teenies allmählich in den Hintergrund rückt und der mit einer Heckenschere bewaffnete Cropsy so richtig loslegen darf, verfügt Maylams Slasher aber dennoch über eine recht solide Grundspannung, sodass ein insgesamt ordentlicher Gesamteindruck zurückbleibt.

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                                      • 6

                                        Den Vorwurf, er würde auf Nummer sicher gehen und eine Fortsetzung nach Schema F abliefern, kann man Regisseur Tobe Hooper (Brennen muss Salem, Poltergeist) definitiv nicht machen. Sein „Texas Chainsaw Massacre 2“ ist ebenso sehr überdrehte Farce wie groteskes Splatterfest und bildet damit ein klares Gegengewicht zum verstörenden Terrorkino des Vorgängers.

                                        Die Radiomoderatorin Stretch (Caroline Williams) wird Ohrenzeugin, wie der Massenmörder Leatherface (Bill Johnson) gemeinsam mit seinem degenerierten Bruder Chop Top (Bill Moseley) das Auto von zwei Jugendlichen attackiert und diese mit seiner Kettensäge zerteilt, ehe der Wagen einen Abhang hinunterstürzt. Der am nächsten Morgen zur Unfallstelle gerufene Leutnant Lefty Enright (Dennis Hopper) glaubt an einen Zusammenhang zwischen den Morden und dem Verschwinden seines Neffen vor mehr als einem Jahrzehnt und will die Mörder unbedingt zur Strecke bringen. Inzwischen hat jedoch auch Drayton (Jim Siedow), der Kopf der Bande, Wind von dem auf Band aufgezeichneten Doppelmord bekommen und setzt Leatherface und Chop Top auf die ahnungslose Radiomoderatorin an…

                                        Schon die Eröffnungsszene mit den beiden ausgeflippten Jugendlichen macht deutlich, dass Hooper in dieser Fortsetzung ganz andere Töne als noch im Original anschlägt und diesmal weniger auf Spannung und Grusel, als vielmehr auf skurrilen Splatterspaß setzt. Entsprechend steht „TCM 2“ Filmen wie „Tanz der Teufel“ (1981) oder „Braindead“ (1992) in gewisser Weise näher als seinem eigenen Vorgänger und trägt mitunter gar parodistische Züge. In Kombination mit den derb-blutigen Effekten von Tom Savini und den kreativ gestalteten Settings, die diesmal fernab der Einsamkeit des texanischen Hinterlands liegen, ergibt dies eine sehr eigenwillige, aber eben auch durchaus unterhaltsame Mischung. Bemerkenswert sind Szenen wie je, in denen Leatherface die breitbeinig über einer Eistruhe hockende Protagonistin mit seiner Kettensäge penetriert, nämlich allemal.

                                        Bemängeln lässt sich derweil, dass „TCM 2“ zu keiner Zeit an die ungemein dichte Atmosphäre des Vorgängers herankommt und der Film mit seiner Laufzeit von ca. 100 Min. angesichts der doch recht dünnen Geschichte etwas zu lang geraten ist, sodass es immer wieder kleinere Durchhänger gibt. Sobald der diesmal deutlich menschlicher wirkende Leatherface jedoch abermals die Kettensäge anwirft, versteht es „TCM 2“, verrückt-spaßige Genrekost zu liefern.

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                                        • 7

                                          Bei „The Killing“ handelt es sich um eines der frühen Werke von Regisseur Stanley Kubrick (Shining, Eyes Wide Shut), dessen einigermaßen solider Erfolg ihm half, weitere Projekte in Angriff zu nehmen. Wer „The Killing“ jedoch als bloßes Vorspiel für kommende Werke Kubricks abhandelt, tut dem Film allerdings unrecht, weiß der nonlinear erzählte Heist-Krimi über einen Raubüberfall auf die Kasse einer Pferderennbahn doch auch heute noch für fesselnde Unterhaltung zu sorgen.

                                          Der aus Alcatraz entlassene Gangster Johnny Clay (Sterling Hayden) plant gemeinsam mit seinen Mitstreitern einen großen Coup: Sie wollen während des bedeutendsten Rennens der Saison die Kasse des Hippodroms von Lansdowne Park überfallen, um sich mit der Millionenbeute ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Als der miteingespannte Kassierer George (Elisha Cook) jedoch seiner berechnenden Ehefrau Sherry (Marie Windsor) von den Planungen erzählt, droht der Coup sich zu einem Desaster zu entwickeln…

                                          Kubricks noirartiger Heist-Krimi ist sehr straff inszeniert, verfügt über zackige Schnitte und treibt die Handlung kontinuierlich voran. In Kombination mit der knappen Laufzeit sorgt dies dafür, dass „The Killing“ keinerlei Längen enthält und durchgängig eine gewisse Grundspannung aufrecht erhalten kann. Angesichts dieser Vorzüge fällt es auch kaum ins Gewicht, dass die mit Off-Kommentaren unterlegte Geschichte sehr simpel gehalten ist und in ähnlicher Form schon häufiger auf der Leinwand zu sehen war.
                                          Was „The Killing“ von anderen Heist-Movies unterscheidet, ist ohnehin mehr das ‚Wie‘ der Erzählung, springt die Handlung doch immer wieder in der Zeit vor und zurück und zeigt das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven. Wie bei einem Puzzle setzt Kubrick so die einzelnen Bestandteile zu einem großen Ganzen zusammen, ehe sein mit trockenem Humor und ein paar wenigen Gewaltspitzen angereichertes Werk schließlich in einem spannungsgeladenen Finale mündet.

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                                            Kenduskeag 04.09.2023, 09:53 Geändert 04.09.2023, 10:05

                                            Nachdem ihm seit „Berüchtigt“ (1946) kein großer Hit mehr an den Kinokassen geglückt war, bedeutete „Der Fremde im Zug“ für Regisseur Alfred Hitchcock (Vertigo, Die Vögel) den ersten kommerziellen Erfolg nach zeitweiliger Flaute. Und auch heute noch versteht der auf einem Roman von Patricia Highsmith beruhende Thriller über eine zufällige Reisebekanntschaft sein Publikum zu fesseln.

                                            Während einer Zugfahrt begegnet der eine Karriere in der Politik anstrebende Tennisspieler Guy Haines (Farley Granger) dem aus einer wohlhabenden Familie stammenden Bruno Antony (Robert Walker), der über das Privatleben des prominenten Sportlers bestens Bescheid weiß und ihn zu sich in sein Abteil einlädt. Bruno hat in Erfahrung gebracht, dass Guy sich von seiner inzwischen verhassten Ehefrau lösen will, welche von einem anderen Mann schwanger ist, um für seine neue Liebe, die Senatorentochter Anne Morton (Ruth Roman) frei zu sein. Bruno sinniert darüber, das perfekte Verbrechen zu begehen und schlägt dem verdutzten Guy zu diesem Zweck einen teuflischen Pakt vor: Wenn Guy im Gegenzug Brunos dominanten Vater tötet, wird dieser für ihn seine untreue Ehefrau aus dem Weg räumen. Hält Guy den Vorschlag anfangs noch für einen makabren Scherz, muss er schon bald feststellen, dass Bruno die Sache äußerst ernst nimmt…

                                            Abermals verarbeitet Hitchcock in „Der Fremde im Zug“ zahlreiche seiner Lieblingsthemen, wozu etwa die Angst vor den Behörden, der Ödipus-Komplex sowie auch die Durchführung des perfekten Verbrechens gehören. Diese werden zu einem packenden Geflecht aus Mordkomplott und psychologischer Studie verknüpft, welches für kurzweilige Thrillerunterhaltung sorgt. Neben der von Paranoia geprägten Grundstimmung und Hitchcocks untrüglichem Gespür für Suspense ist derweil vor allem die an den Deutschen Expressionismus der 1920er Jahre erinnernde Kameraarbeit hervorzuheben, die das Geschehen rund um den ‚Austauschmord‘ in eine düster-bedrohliche Atmosphäre hüllt. Ohnehin ist „Der Fremde im Zug“ im Vergleich zu einigen anderen Hitchcock-Werken sehr ernst gehalten und kommt über weite Strecken ohne den augenzwinkernden und frivolen Humor aus, der andere Filme des Regisseurs auszeichnet.

                                            Unter den Darstellern vermag indes vor allem der schon kurz nach der Filmpremiere verstorbene Robert Walker in der Rolle des psychopathischen Bruno zu begeistern, während sein Gegenüber Farley Granger nicht allzu viele Akzente setzen kann, was jedoch weniger an ihm, sondern vielmehr an seiner eher passiv angelegten Rolle liegt, wirkt der von ihm verkörperte Tennisstar doch die meiste Zeit über wie ein bloßer Spielball des Bösen. Interessanter gestaltet sich da schon die Rolle von Hitchcocks Tochter Patricia, die als jüngere Tochter des Senators mit ihrer forschen Art und ihrem losen Mundwerk zusätzlichen Schwung in die Handlung bringt, welche schließlich in einem ziemlich spektakulären, aber auch ein wenig kuriosen Finale auf dem Rummelplatz mündet.

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                                              über Bullitt

                                              Der von Peter Yates (Die Tiefe, Vier irre Typen) inszenierte „Bullitt“ ist ein packender Thrillerklassiker, der sich durch eine dichte Atmosphäre, gute Darstellerleistungen sowie starke Kameraarbeit auszeichnet und heute als Vorreiter des modernen Actionkinos gilt.

                                              Lieutenant Frank Bullitt (Steve McQueen) erhält von Staatsanwalt Walter Chalmers (Robert Vaughn) den Auftrag, einen Kronzeugen (Felice Orlandi) zu bewachen, der bei einer anstehenden Anhörung vor dem Senat gegen die Mafia aussagen soll. Chalmers ist dabei jedoch weniger an der Zerschlagung des organisierten Verbrechens, statt vielmehr daran interessiert, die eigene Karriere voranzutreiben. Was für Bullitt zunächst wie ein Routinejob klingt, entwickelt sich alsbald zu einem Kampf um Leben und Tod…

                                              Yates‘ Thriller ist insgesamt eher ruhig und bedächtig angelegt und nimmt sich ausgiebig Zeit, um seinen vor Coolness nur so strotzenden Hauptcharakter adäquat in Szene zu setzen. Gleichzeitig schafft es der Film jedoch immer wieder, die Zügel anzuziehen und für einige fesselnde Actionszenen zu sorgen, wozu auch die berühmt gewordene Verfolgungsjagd durch die Straßen von San Francisco zählt. Da die Geschichte zudem mehrere kleinere und größere Haken schlägt und in ihrem Verlauf nie ganz vorhersehbar ist, entwickelt sich trotz dieser ruhigen Gangart ein spannendes Thrillererlebnis.

                                              Jederzeit spürbar ist zudem, welch großen Einfluss „Bullitt“ auf spätere Filme des Genres ausgeübt hat. Hierbei sind u.a. „French Connection“ (1971) und „Dirty Harry“ (1971) zu nennen, die sich um eine ähnlich realistische Atmosphäre bemühen oder auch über einen ähnlich angelegten Protagonisten verfügen. Angesichts dieser Vorzüge stört es auch kaum, dass Bullitts Beziehung zu seiner Lebensgefährtin (Jacqueline Bisset) nur halbherzig ausgearbeitet ist und die Nebenfiguren generell recht stereotyp erscheinen.

                                              Unbedingt erwähnenswert ist zudem noch der jazzige Soundtrack von Lalo Schifrin, der umso markanter wirkt, da er nur sehr dosiert zum Einsatz kommt und sich „Bullitt“ die meiste Zeit über allein auf die Kraft der Bilder verlässt.

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                                              • 6

                                                „Apocalypse 2024“ unter der Regie des vornehmlich als Western-Darsteller bekannten L.Q. Jones ist ein unkonventioneller Endzeitfilm, der sein dystopisches Szenario mit allerlei schrägen Ideen und schwarzem Humor anreichert.

                                                Arizona im Jahr 2024: In Folge des Nuklearen Holocausts ist die Erde zu einem kargen und unwirtlichen Ort geworden. Der sexhungrige Vic ‚Albert‘ (Don Johnson) durchstreift die Wüste auf der Suche nach einer der letzten verbliebenen Frauen. Dabei behilflich ist ihm sein Hund Blood, der mittels Telepathie mit Vic kommunizieren kann und ein besonderes Talent für das Aufspüren des weiblichen Geschlechts besitzt. Als Hund und Herrchen gemeinsam ein Freiluftkino besuchen, stoßen sie dabei auf die attraktive Quilla June (Susanne Benton), der sie in ihr unterirdisches Versteck folgen…

                                                Der auch unter dem Alternativtitel „Der Junge und sein Hund“ bekannte Film folgt anfangs noch keiner gewöhnlichen Dramaturgie, sondern reiht mehr oder weniger episodenhaft Erlebnisse der beiden sich im Dauerzank befindlichen Hauptfiguren aneinander. Erst mit dem Auftritt von Quilla June verdichtet sich die Handlung allmählich und Jones‘ Werk gewinnt ein wenig an Spannung, obgleich der Film auch im weiteren Verlauf vorwiegend von seinen bizarren Einfällen lebt.

                                                Obwohl den Machern offenkundig nur ein sehr geringes Budget zur Verfügung stand, gelingt es ihnen dennoch eine fantasievolle, postapokalyptische Welt zu erschaffen, die im letzten Drittel sogar noch eine weitere, unerwartete Ebene dazu erhält. Wer Spaß an den zynischen Auseinandersetzungen von Hund und Herrchen findet, wird zudem mit einer herrlich fiesen Schlusspointe belohnt.

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                                                • 7

                                                  Der von Henry Hathaway inszenierte „Der Marshal“ ist ein mit romantischen Landschaftsbildern versehener Spätwestern, der mit einer ungewöhnlichen Figurenkonstellation sowie einer abwechslungsreich gestalteten Story aufwartet und seinem Hauptdarsteller dessen einzigen Oscar-Erfolg einbrachte.

                                                  Die junge Mattie Ross (Kim Darby) befindet sich auf der Suche nach Tom Chaney (Jeff Corey), der ihren Vater im Streit auf offener Straße erschossen hat. Da die zuständigen Behörden ihr die Hilfe verweigern, versucht das Mädchen Geld aufzutreiben, um den erfahrenen Marshal Rooster Cogburn (John Wayne) für die Jagd nach dem Mörder zu engagieren. Cogburn ist zwar als alkoholsüchtiges Raubein verschrien, kennt sich dafür jedoch in dem Indianergebiet, in das Chaney geflohen sein soll, bestens aus. Gemeinsam mit dem Texas Ranger La Boeuf (Glen Campbell), der Chaney für den Tod eines Senators verantwortlich macht, begeben sich Mattie und der Marshal auf eine abenteuerliche Odyssee…

                                                  Hathaways Spätwestern verfügt über eine im Kern zwar recht simple, allerdings mit allerlei interessanten Details ausstaffierte Geschichte, die seinen Film von ähnlich angelegten Racheerzählungen unterscheidet. Anders als die zur Entstehungszeit des Films so populären Italo-Western orientiert sich „Der Marshal“ dabei noch an den altbekannten Traditionen des Genres, nimmt jedoch zugleich auch eine Entmystifizierung vor, indem er einen antriebslosen Trunkenbold in den Mittelpunkt der Handlung stellt.

                                                  Neben den gelungenen Actionmomenten sowie dem immer wieder aufblitzenden, zynischen Humor sind es derweil vor allem die so unterschiedlichen Hauptcharaktere und deren Zusammenspiel, die Hathaways Western so sehenswert machen. Hierzu tragen speziell auch die guten Leistungen der Schauspielriege bei, zu der u.a. noch Jeremy Slate (Die vier Söhne der Katie Elder), Dennis Hopper (Easy Rider) und Robert Duvall (Apocalypse Now) gehören. Darüber, ob Waynes Performance allerdings Oscar-würdig ist oder sein Erfolg nicht vielmehr als Anerkennung seiner Gesamtkarriere zu deuten ist, lässt sich derweil sicherlich streiten.

                                                  Trotz des mitunter etwas aufdringlichen Scores und ein paar kleinerer Längen steht somit zum Schluss ein stark bebildertes Westernabenteuer, das gute Unterhaltung mit einer kleinen Portion Wehmut verbindet.

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                                                  • 4

                                                    „Ghost Ship“ unter der Regie von Steve Beck (13 Geister) ist ein spannungsarmer, aus altbekannten Versatzstücken des Genres zusammengebastelter Horrorfilm, den weder der solide agierende Cast noch das ansprechende Setdesign vor dem Untergang retten können.

                                                    Das Bergungsteam des Schleppkahns ‚Arctic Warrior‘ um Kapitän Sean Murphy (Gabriel Byrne) und seine Ziehtochter Maureen Epps (Julianna Margulies) erhält ein vielversprechendes Angebot des Piloten Jack Ferriman (Desmond Harrington), der auf einem Erkundungsflug in der Beringstraße ein umhertreibendes Schiff von enormer Größe ausgemacht hat. Murphy und seine Crew gehen auf das Angebot ein, in der Hoffnung, mit der Bergung des offenbar herrenlosen Schiffes einen hohen Gewinn zu erzielen. Dabei ahnt die Gruppe jedoch nicht, in welch große Gefahr sie sich damit begibt…

                                                    Becks Geistergrusel startet mit einer durchaus vielversprechenden Eröffnungsszene, die zugleich jedoch schon das einzige echte Highlight des Films markiert, welcher sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr in den Untiefen ausgelutschter Genreklischees verliert. „Ghost Ship“ verwendet hierzu aus mittelprächtigen Geisterhausfilmen wie „Haunted Hill“ (1999) und „Das Geisterschloss“ (1999) bekannte Zutaten und reichert diese mit Plotelementen an, die sehr stark an Paul W. S. Andersons „Event Horizon“ (1997) erinnern – mit dem Unterschied, dass das Geschehen diesmal auf hoher See statt im Weltraum stattfindet.

                                                    Das recht stimmungsvolle Setting des heruntergekommenen Luxusdampfers, auf den die Protagonisten schon nach kurzer Zeit stoßen, erweist sich im weiteren Verlauf zwar als kleiner Lichtblick, kann allerdings auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Spannung und Grusel weitgehend ausbleiben und die Geschichte um das gigantische Geisterschiff gegen Ende immer wirrer und abstruser wird. So kommt es, dass „Ghost Ship“ im Finale dann endgültig alle Rettungsanker ignoriert und geradewegs Schiffbruch erleidet.

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