Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 6 .5

    In den 70ern hatte sich in Hollywood offenbar herumgesprochen, dass man mit Fortsetzungen ordentlich Kasse machen kann, weshalb in jenem Jahrzehnt neben weiteren Teilen von „Planet der Affen“, „French Connection“, „Der weiße Hai“ oder „Das Omen“ auch Nachfolgefilme mit dem zynischen Inspektor Callahan in die Lichtspielhäuser kamen. Und so schlüpfte Clint Eastwood für „Dirty Harry 2“ ein weiteres Mal in die Rolle des gewaltbereiten Polizeibeamten, der auf den Straßen von San Francisco für Recht und Ordnung sorgen will.

    Ein als Motorradpolizist auftretender Killer hält die Unterwelt von San Francisco in Atem und richtet kaltblütig teils hochrangige Kriminelle hin, ehe diesen der Prozess gemacht werden kann. Sehr zum Unmut von Lieutenant Briggs (Hal Holbrook) wird auch der in die Fahndungsabteilung versetzte Harry Callahan (Clint Eastwood) auf die Mordserie aufmerksam und stellt gemeinsam mit seinem neuen Partner Early Smith (Felton Perry) eigene Nachforschungen an…

    Wie schon der Vorgänger bewegt sich auch „Dirty Harry 2“ in einer moralischen Grauzone und propagiert Waffengewalt als den Zweck heiligendes Mittel zur Verbrechensbekämpfung. Gleichzeitig jedoch positioniert sich der Film gegen Selbstjustiz und Polizeiwillkür, sodass die von Ted Post (Hängt ihn höher, Rückkehr zum Planet der Affen) inszenierte Fortsetzung ein in dieser Hinsicht uneindeutiges Bild zeichnet.

    Eindeutig zu loben sind hingegen die zahlreichen schönen Impressionen von San Francisco sowie die kompetent in Szene gesetzten Actionsequenzen, die „Dirty Harry 2“ in Kombination mit den ansprechenden Darstellerleistungen und der recht vorhersehbaren, aber durchaus spannenden Geschichte um die Jagd nach dem Killer zu einem unterhaltsamen Cop-Thriller der alten Schule werden lassen.
    Störend fallen dabei allenfalls die unnötigen Nebenhandlungen um Harrys Frauengeschichten auf, die dem stoischen Einzelgänger wohl etwas mehr Profil verleihen sollen, letztlich aber für die Haupthandlung ohne Bedeutung sind und den Inspektor eher noch Sympathiepunkte kosten.

    30
    • 7
      über Wolfen

      Regisseur Michael Wadleigh ist nahezu ausschließlich für seine Dokumentationen über das Woodstock-Festival bekannt, wovon eine sogar mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Beim einzigen Spielfilm seiner Karriere indes handelt es sich um eine atmosphärische Kombination aus Kriminalfilm und Tierhorror, die eine mystisch angehauchte Geschichte erzählt, welche Themen wie Urbanisierung und den Kampf zwischen Mensch und Natur anklingen lässt.

      Als im New Yorker Battery Park die verstümmelte Leiche eines schwerreichen Bauunternehmers sowie die seiner Frau und seines Leibwächters gefunden werden, nimmt sich der abgehalfterte Detective Dewey Wilson (Albert Finney) des seltsamen Falles an. Unterstützung bei seinen Ermittlungen erhält er von dem Pathologen Whittington (Gregory Hines) und der Psychologin Rebecca Neff (Diane Venora). Gemeinsam kommen sie einer Reihe von ganz ähnlichen Taten auf die Spur…

      „Wolfen“ ist einer jener Filme, die es verstehen, ihre Schauplätze derart markant in Szene zu setzen, dass sie wie eigene Akteure innerhalb der Handlung erscheinen. Zu diesen stimmungsvollen Settings, die uns New York noch einmal von einer ganz neuen Seite zeigen, zählen etwa ein Windmühlen-Denkmal, ein Drahtseilakt hoch oben auf der Brooklyn Bridge sowie eine verfallene Kirche inmitten jener Trümmerwüste, die in den 80ern die South Bronx bildete. All diese Schauplätze erscheinen auch deshalb so markant, weil wir sie häufig durch Wärmebildkameras und aus der Ego-Perspektive der Tiere zu Gesicht bekommen. Ein Kniff, den sich später John McTiernan für „Predator“ (1987) abschaute.

      Die Geschichte, die in „Wolfen“ erzählt wird, mutet dagegen zunächst sehr simpel an und wird auch nur sehr langsam vorangetrieben. Als Manko erweist sich hierbei vor allem, dass der Zuschauer lange Zeit über einen Wissensvorsprung gegenüber dem Protagonisten hat, der erst ab der Mitte des Films allmählich der dann doch nicht so vorhersehbaren Lösung näherkommt. Dennoch bewahrt sich „Wolfen“ stets eine unterschwellige Grundspannung und funktioniert letztlich sowohl als unheimliche Mördersuche wie auch als ungewöhnliches Stadtporträt. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt der gut ausgewählten Darstellerriege, zu der in weiteren Rollen u.a. noch Edward James Olmos (Blade Runner) und Tom Noonan (Manhunter – Roter Drache) zählen.

      31
      • 6 .5

        (gesehen im Romero-Cut)

        Zehn Jahre nach „Night of the Living Dead“ (1968) wandte sich Zombievater George A. Romero abermals den Untoten zu und schuf mit „Dawn of the Dead“ einen enorm einflussreichen Genrebeitrag, der mit viel Action und expliziten Gore-Effekten auftrumpft und dabei zugleich immer wieder Kritik an der modernen Gesellschaft und ihrem Konsumverhalten anklingen lässt.

        Die USA ist von einer Zombie-Epidemie überrollt worden. Großstädte wie Philadelphia wurden von den blutrünstigen Horden bereits komplett eingenommen. Der Reporter Stephen (David Emge) überredet seine Freundin Francine (Gaylen Ross) mit seinem Hubschrauber zu fliehen, um in den ländlichen Regionen nach Schutz zu suchen. Kurzerhand schließen sich ihnen die SWAT-Mitglieder Peter (Ken Foree) und Roger (Scott H. Reiniger) an, die einem Massaker in einer Hochhaussiedlung entkommen konnten. Während des Fluges stoßen die Vier auf ein verlassenes Einkaufszentrum, in dem sie Nahrung, Waffen und Treibstoff zu finden hoffen. Um an die benötigten Dinge zu gelangen, müssen sie jedoch an zahlreichen Untoten vorbei, die das Gebäude in Beschlag genommen haben…

        Romeros Genremeilenstein kombiniert eine trostlos-apokalyptische Atmosphäre mit packenden Actionsequenzen, interessiert sich dabei aber mehr für die Dynamik innerhalb des Protagonisten-Quartetts, als dafür, möglichst viele Zombie-Attacken aneinanderzureihen. Über weite Strecken erscheinen die Untoten daher eher wie eine Hürde, die die Protagonisten nehmen müssen, um an ihr Ziel zu gelangen, strahlen sie doch nur in der Masse echte Gefahr aus.

        Während Gore-Effekte und Stuntarbeit zu begeistern wissen, kann das großflächig aufgetragene Make-up nicht ganz überzeugen, raubt die bläulich schimmernde Bemalung den Zombies doch einen Teil ihrer gruseligen Wirkung. Abstriche machen muss man auch bei den Leistungen der Darsteller, unter denen Ken Foree als besonnener SWAT-Polizist noch den stärksten Eindruck hinterlässt.

        Dank Romeros feinem Gespür für stimmungsvolle Bilder sowie des wirkungsvollen Einsatzes der menschenleeren Kaufhaus-Szenerie steht am Ende jedoch ein auch noch heute überzeugender Klassiker des Zombiefilms.

        32
        • 5 .5

          Nach seinem großen Durchbruch mit „Der weiße Hai“ (1975) schuf Regisseur Steven Spielberg mit „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ ein vor allem visuell beeindruckendes SciFi-Märchen, welches allerdings unter einer allzu banalen Story und einer extrem ausufernden Erzählweise leidet.

          Der Elektriker Roy Neary (Richard Dreyfuss) ist eines Nachts auf dem Weg zu einem Einsatz, als er und einige andere Leute Zeuge eines seltsamen Himmelsphänomens werden, bei dem es sich offenkundig um außerirdische Raumschiffe handelt. Als Roy seiner Frau Ronnie (Teri Garr) von der Sichtung berichtet, schenkt diese ihm jedoch keinen Glauben. Zur gleichen Zeit stößt ein Forscherteam um den Franzosen Claude Lacombe (François Truffaut) in der mexikanischen Wüste auf Torpedobomber, die seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galten. Als sich die merkwürdigen Phänomene häufen, scheint klar, dass Außerirdische in Kontakt zu den Erdenbewohnern treten wollen…

          Spielbergs über weite Strecken bei Nacht spielender SciFi-Film verfügt über atmosphärische Bilder und sehr starke Effektarbeit, fühlt sich mit seiner weit über zweistündigen Laufzeit allerdings auch sehr gestreckt an und erfordert aufgrund seiner langen Kameraeinstellungen und dem schleppenden Erzähltempo eine Menge Geduld. Statt auf Spannung und Thrill setzt Spielberg allein auf das Mysterium, welches erst im Finale seine Auflösung erfährt, weshalb sein Film ein wenig an die ähnlich angelegten Werke M. Night Shyamalans erinnert.

          Anders als in den meisten seiner anderen Werke verpasst es Spielberg zudem, einen echten Sympathieträger aufzubauen, mit dem das Publikum mitfiebern kann. Obwohl man als Zuschauer weiß, dass Roys UFO-Sichtungen der Wahrheit entsprechen, steht man doch eher auf der Seite seiner Ehefrau, die das sonderbare Verhalten ihres Mannes irgendwann nicht mehr ertragen kann. Speziell im Finale des Films wird zudem deutlich, dass Roys Motivation zu wenig ausgearbeitet wurde, als dass man als Zuschauer seine Entscheidungen nachvollziehen könnte. Vielmehr scheint es so, als wolle Spielberg seinem Film mit aller Macht eine Erlösungsbotschaft aufdrücken, um der simplen Geschichte einen religiösen Unterbau zu verleihen.

          30
          • 7

            Out of the ruins
            Out from the wreckage
            Can't make the same mistake this time
            We are the children
            The last generation
            We are the ones they left behind

            And, I wonder when we are ever gonna change, change
            Living under the fear, 'til nothing else remains

            We don't need another hero
            We don't need to know the way home
            All we want is life beyond Thunderdome

            Mindestens so sehr, wie sich Teil 1 der „Mad Max“-Reihe von Teil 2 unterscheidet, so sehr unterscheidet sich auch „Mad Max 3 – Jenseits der Donnerkuppel“ von seinen beiden Vorgängern. Aus dem düsteren Endzeitszenario ist nun unterhaltsames Blockbusterkino geworden, das mit Abenteuercharme und Humor auftrumpft und die postapokalyptische Welt um einige neue Facetten bereichert.

            Ex-Polizist Max Rockatansky (Mel Gibson) durchstreift noch immer das wüste Land. Als ihm sein Gefährt gestohlen wird, führt ihn die Spur des Diebes nach Bartertown, einer vom Handel dominierten, horizontal geteilten Stadt, deren Oberwelt von der mächtigen Gesetzgeberin Aunty Entity (Tina Turner) beherrscht wird. In der Unterwelt jedoch regieren der Zwerg Master (Angelo Rossitto) und der muskelgepackte Hüne Blaster (Paul Larsson), die zusammen eine Einheit bilden und für die Energiegewinnung der Siedlung zuständig sind. Aunty Entity lässt Max gefangen nehmen und bietet ihm an, sein eigenes Leben retten zu können, indem er in einem Käfigkampf Blaster tötet, was Aunty zur Alleinherrscherin über die Stadt machen würde. Max sieht keinen anderen Ausweg, als sich auf den Pakt einzulassen…

            Schon das Einsetzen des von Maurice Jarre komponierten Scores lässt erahnen, dass „Mad Max 3“ nicht mehr ausschließlich die unheilvolle Stimmung der Vorgänger erzeugen will, sondern deutlich hoffnungsvollere Töne anschlägt und vom Neuanfang nach der Apokalypse erzählen möchte. Zugleich baut das Regieduo George Miller und George Ogilvie die australische Endzeitwelt weiter aus, präsentiert neue Schauplätze und noch mehr skurrile Charaktere, während die Auto-Action im Vergleich zum Vorgänger zurückgefahren wurde.

            Spätestens mit Max‘ Verbannung aus Bartertown und seinem Zusammentreffen mit einer Gruppe wilder Kinder ist „Mad Max 3“ näher an anderen 80er Jahre-Blockbustern wie der „Indiana Jones“-Reihe oder „Die Goonies“ (1985) als an den ersten beiden Teilen des Franchise. Hat man sich an die veränderte Stimmungslage aber erst einmal gewöhnt, entwickelt sich Teil 3 zum schräg-spaßigen Abenteuer, das mitunter an die kreativen Filmwelten eines Jean-Pierre Jeunet oder Terry Gilliam erinnert. Zuschauer, die die „Mad Max“ in erster Linie wegen der spektakulären Action mögen, kommen schließlich im furiosen Finale ebenfalls auf ihre Kosten.

            34
            • 3
              über Scream

              Auch nach dem Tod ihres Schöpfers Wes Craven findet die erfolgreiche Slasher-Reihe um den Killer mit der Ghostface-Maske kein Ende. Anstatt jedoch neue Ideen einzubringen, verlässt sich das Regie-Duo Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett (Devil’s Due, Ready or Not) auf Altbewährtes und lässt „Scream 5“ zu einem vollkommen einfallslosen und unter extremer Spannungsarmut leidenden Abklatsch des Originals verkommen.

              Als sie erfährt, dass ihre Schwester Tara (Jenna Ortega) von einem maskierten Angreifer attackiert und mit mehreren Messerstichen verletzt wurde, kehrt die junge Studentin Samantha Carpenter (Melissa Barrera) gemeinsam mit ihrem Freund Richard (Jack Quaid) nach vielen Jahren in ihren Heimatort Woodsboro zurück, wo sie auch Taras Freundeskreis wiedertrifft. Samantha ahnt, dass der Mordversuch an ihrer Schwester mit einem Familiengeheimnis zusammenhängt, das sie bisher niemandem anvertraut hat. Um den Angreifer zu identifizieren und weitere Taten zu verhindern, wendet sie sich an den Ex-Polizisten Dewey Riley (David Arquette)…

              „Scream 5“ startet sogleich mit einer Szene, die als direkte Reminiszenz an das Original zu verstehen ist und stellt auch im weiteren Verlauf einzelne Momente 1 zu 1 nach. Statt diesen Szenen jedoch einen anderen Dreh zu geben, bleibt es in den meisten Fällen beim bloßen Zitat, was besonders im Finale auffällt, welches zu allem Überfluss auch noch am gleichen Schauplatz wie das Original stattfindet. Für Zuschauer, die den ersten Teil bereits gesehen haben, gestaltet sich „Scream 5“ somit komplett vorhersehbar und frei von jeder Überraschung.

              Ehe die Mordserie jedoch überhaupt halbwegs an Fahrt aufnimmt, wird die erste Hälfte des Films mit allerlei zwischenmenschlichen Problemen, der Einführung der zahlreichen alten und neuen Charaktere sowie plumpen Anspielungen auf deutlich bessere Werke des Genres gefüllt. Während die neuen Figuren allesamt extrem nervig daherkommen und die meiste Zeit mit Fäkalausdrücken um sich werfen, hat die alte Garde jeglichen Biss verloren und scheint nur im Film zu sein, um Vergangenes wiederzukäuen. Besonders deutlich wird dies anhand der von Courteney Cox verkörperten Gale Weathers, die einstmals als toughe Reporterin das Geschehen auf sarkastische Weise kommentieren durfte, nun aber völlig leer und ausgebrannt wirkt.

              Den Mangel an inhaltlicher Raffinesse versucht „Scream 5“ derweil mit einem erhöhten Härtegrad sowie zahlreichen Jumpscares zu kaschieren. Bei den Kills selbst fällt indes auf, wie häufig Ghostface und Co. zur Schusswaffe greifen, statt wie zuvor zumeist mit dem Messer vorzugehen.

              Da der fünfte Teil mit seiner fast zweistündigen Laufzeit zudem deutlich zu lang geraten ist und auch die Darstellerriege nur selten überzeugen kann, erweist sich das Gesamtergebnis als ebenso zäher wie belangloser Ableger einer einstmals furios gestarteten Horrorreihe.

              35
              • 6
                Kenduskeag 20.10.2023, 11:01 Geändert 20.10.2023, 11:03

                Der von Ole Christian Madsen (Kira, Prag) inszenierte „Tage des Zorns“ ist ein historischer Thriller, der sich einem wenig beachteten Kapitel der NS-Zeit widmet und von den beiden dänischen Widerstandskämpfern Flammen und Citronen erzählt.

                Flammen (Thure Lindhardt) und Citronen (Mads Mikkelsen) sind Attentäter, die sich auf die Liquidierung von Landsleuten spezialisiert haben, die mit den Nazis kollaborieren. Als Flammen den Chef der deutschen Abwehr (Hanns Zischler) beseitigen soll, im Gespräch mit diesem allerdings feststellen muss, dass er keineswegs einen überzeugten Nazi vor sich hat, keimen in ihm jedoch erste Zweifel an der Sinnhaftigkeit ihrer Tötungen auf und er beginnt, die Aufträge ihres Verbindungsmannes Aksel Winther (Peter Mygind) zu hinterfragen…

                Obwohl Flammen und Citronen heute in Dänemark wie Volkshelden verehrt werden, begeht Madsen nicht den Fehler, seinen Film zur bloßen Lobhudelei auf die beiden Attentäter verkommen zu lassen, sondern setzt sich durchaus kritisch mit deren Gewalttaten auseinander. Die Geschichte als solche bietet dabei all jene Zutaten, die man aus vergleichbaren Filmen über die NS-Zeit kennt und kreist um Themen wie Liebe, Intrigen und Verrat - angereichert mit ein paar wuchtigen Actionszenen.

                In Kombination mit den aufgeworfenen Moralfragen sorgt dies über weite Strecken für packende Unterhaltung, was vor allem auch dem stark aufspielenden Cast zu verdanken ist, dem in weiteren Rollen u.a. noch Stine Stengade (Wen du fürchtest) und Christian Berkel (Black Book) angehören. Allerdings mangelt es „Tage des Zorns“ an herausragenden Einzelmomenten und die recht unruhige Kameraführung hätte besser zu einem modernen Actionfilm als zu einem Historienthriller gepasst.

                Dank immer neuer interessanter Handlungsentwicklungen, der feinen Charakterzeichnung und der akkuraten Ausstattung hinterlässt Madsens Werk aber dennoch einen positiven Gesamteindruck.

                30
                • 6

                  Mit „Videodrome“ schuf Regisseur David Cronenberg (Die Fliege, A History of Violence) eine bizarre Mixtur aus Verschwörungsthriller und Body-Horror, die sich kritisch mit Medienkonsum und Gewaltdarstellungen auseinandersetzt und dabei von Fetischen, Wahrnehmungstäuschungen und der Verschmelzung von Realität und Fiktion erzählt.

                  Der schmierige TV-Produzent Max Renn (James Woods) betreibt einen kleinen Kabelsender, der sich auf pornografische Inhalte spezialisiert hat. Als Max‘ Mitarbeiter Harlan (Peter Dvorsky) einen Piratensender namens ‚Videodrome‘ entschlüsselt, welcher äußerst realistische Gewaltpornos ausstrahlt, will Max die Videos unbedingt ins eigene Programm einbauen und versucht, den offenbar in Pittsburgh beheimateten Piratensender zu kontaktieren. Seine Bekannte Masha (Lynne Gorman), die den Kontakt für ihn herstellen soll, warnt Max vor, da sie der Überzeugung ist, dass es sich bei den Inhalten von ‚Videodrome‘ um Snuff-Videos realer Folterungen handelt. Max jedoch ist ganz fasziniert von den Videos und will der Sache unbedingt auf den Grund gehen…

                  Startet Cronenbergs Film als düsterer Recherchethriller im Stile eines „8MM“ (1999), entwickelt sich die Geschichte um den Snuff-Sender alsbald zum grotesken Psychotrip, bei dem die Grenzen der Wahrnehmung verschwimmen und die erschütternden Videoinhalte buchstäblich Körper und Geist des Protagonisten einnehmen.

                  Dabei besticht „Videodrome“ durch eine Vielzahl kreativer Effekte und unerwarteter Wendungen, gestaltet sich zugleich jedoch eher unzugänglich und hält sein Publikum permanent auf Distanz. Wer sich auf die ungewohnte Erzählstruktur einlassen kann und Freude an der Decodierung der zahlreichen Metaphern hat, kann mit Cronenbergs medienkritischem Horrorthriller aber dennoch einen durchaus spannenden Filmabend erleben.

                  35
                  • 8

                    Nur zwei Jahre nach Erscheinen des ersten Teils schickte George Miller seinen Helden ein weiteres Mal auf die Straße und legte mit „Mad Max 2“ ein furioses Actionspektakel in einnehmender Endzeit-Atmosphäre vor, welches sich durch fantastische Bilder, kreative Settings und Kostüme sowie eine ebenso packende wie schnörkellose Erzählweise auszeichnet.

                    Nach dem Zusammenbruch der Zivilisation fährt Ex-Polizist Max Rockatansky (Mel Gibson) auf der Suche nach Treibstoff durch das von marodierenden Straßenbanden beherrschte Ödland. Dabei trifft er auf den Tragschrauberpiloten Gyro Captain (Bruce Spence), der ihn auf eine Erdölraffinerie aufmerksam macht, welche zu einer Festung ausgebaut wurde und deren Bewohner sich gegen die Straßenbanden zu verteidigen wissen. Als Max und Gyro bei der Siedlung ankommen, müssen sie jedoch feststellen, dass diese bereits von dem bösartigen Humungus (Kjell Nilsson) und seinen Gefolgsleuten umstellt wird, welche es ebenfalls auf die Treibstoffvorräte abgesehen haben…

                    Was sich im ersten Teil der Reihe nur angedeutet hatte, wird nun im Nachfolger deutlich ausgebaut und so wirft „Mad Max 2“ nach einer kurzen Introsequenz, welche die Ereignisse des Vorgängers noch einmal rekapituliert und den Niedergang der Zivilisation in knappen Worten zusammenfasst, direkt in seine postapokalyptische Welt und ihren Kampf um die letzten Ressourcen. Auf diese Weise entwickelt sich „Mad Max 2“ alsbald zu einem von hervorragender Stuntarbeit und wuchtigen Explosionen dominiertem Actionkracher, der ohne unnötigen Ballast auskommt und sich statt auf lange Erklärungen ganz auf die Kraft seiner Bilder verlässt.

                    Neben der im Vergleich zum Vorgänger deutlich stringenteren Handlung und den eindrucksvollen Bildern der heißen Wüstenlandschaft fällt zudem auf, dass auch Hauptdarsteller Mel Gibson endgültig in seiner Rolle angekommen ist, agiert er in diesem Teil doch deutlich sicherer und präsenter als noch im Erstling. Wer sich nicht an der sehr simpel gehaltenen Story stört und Freude an Millers detailreichem Weltenentwurf hat, bekommt mit „Mad Max 2“ somit ein sehr kurzweiliges Filmerlebnis geboten, das eine von Gewalt und Chaos geprägte Zukunftsvision zeichnet.

                    35
                    • 5 .5

                      Nach dem mauen dritten Teil benötigte die Reihe um die boshafte Mörderpuppe dringend eine Frischzellenkur. Da kam der Erfolg des Meta-Slashers „Scream“ (1996) gerade recht, gab dieser den Machern doch die Möglichkeit, aus „Chucky und seine Braut“ eine mit popkulturellen Anspielungen gespickte Horrorkomödie zu machen, die den letzten Rest an Ernsthaftigkeit über Bord wirft und die eigenen Wurzeln durch den Kakao zieht.

                      Chuckys frühere Geliebte Tiffany (Jennifer Tilly) besticht einen Polizeibeamten, damit dieser ihr die Überreste der Puppe aus der Asservatenkammer bringt. Nachdem sie den Polizisten aus dem Weg geräumt hat, setzt sie die Puppe anschließend wieder zusammen und haucht ihr mit Hilfe eines Voodoo-Rituals neues Leben ein. Als es zwischen dem teuflischen Pärchen jedoch zum Streit kommt, tötet Chucky seine Geliebte und überträgt auch ihre Seele in eine Puppe…

                      Der von Ronny Yu (Freddy vs. Jason, Fearless) inszenierte vierte Teil der Reihe verfügt über einige neue Ideen und bringt etwas frischen Wind in das angestaubte Franchise. Sorgt insbesondere das erste Drittel des Films, in dem Tiffany noch in ihrer menschlichen Gestalt zu sehen ist, für spaßige Unterhaltung, verflacht das Geschehen jedoch zusehends, sobald neben dem Mörderduo ein weiteres Pärchen in den Fokus rückt, welches im weiteren Verlauf für die Taten der beiden Killerpuppen verantwortlich gemacht wird. Entsprechend büßt der Film im Mittelteil an Tempo ein und bringt auch kaum noch gelungene Pointen zustande.

                      Visuell ist die Reihe derweil endgültig in den 90ern angekommen, wobei der Look der MTV-Generation Chucky insgesamt recht gut zu Gesicht steht. Ausdrücklich sind auch die Puppe-Animationen zu loben, die deutlich geschmeidiger wirken als noch in den Vorgängern. Und auch wenn das Finale mit Ausnahme der garstigen Schlusspointe eher dürftig ausfällt und man die Logik der abstrusen Geschichte ohnehin nicht hinterfragen sollte, ist „Chucky und seine Braut“ letztlich doch einer der besseren Ableger der langlebigen Horrorreihe.

                      28
                      • 7

                        „The Entity“ unter der Regie von Sidney J. Furie (The Ipcress File, Der stählerne Adler) ist ein ebenso schauriges wie emotional aufwühlendes Horrordrama, das seine Gruselprämisse nutzt, um von Geschlechterbeziehungen und weiblicher Selbstbestimmung zu erzählen.

                        Die alleinerziehende Carla Moran (Barbara Hershey) wohnt mit ihrem beinahe erwachsenen Sohn Billy (David Labiosa) und zwei jüngeren Töchtern in einer ruhigen Vorstadtsiedlung von Los Angeles. Eines Nachts wird Carla in ihrem Schlafzimmer von einer unsichtbaren Macht überfallen und brutal vergewaltigt. Als die furchterregenden Aktivitäten auch an den folgenden Tagen nicht aufhören, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an den Psychiater Dr. Sneiderman (Ron Silver), der den Grund für die unheimlichen Vorgänge in Carlas Vergangenheit vermutet…

                        Ohne lange Einleitung steigt Furies Film in sein Thema ein und stellt von Anfang an klar, dass der unsichtbare Vergewaltiger, mit dem sich die Protagonistin konfrontiert sieht, mehr als ein bloßes Hirngespinst sein muss. In der Folge reiht „The Entity“ jedoch nicht etwa einen Schockeffekt an den nächsten, sondern konzentriert sich vielmehr auf das Innenleben der Hauptfigur und die psychischen Folgen der Geisteraktivitäten. Darüber hinaus beleuchtet der Film auf intensive Weise Carlas zwischenmenschliche Beziehungen, wobei insbesondere die Männer in ihrem Umfeld ihre Schilderungen als bloße Hysterie abtun und die Ursache für die seltsamen Vorkommnisse permanent in Carlas eigenem Verhalten suchen. Getragen von Barbara Hersheys eindringlicher Performance erzählt „The Entity“ somit von Unabhängigkeit und Selbstbemächtigung in einer von Männern dominierten Gesellschaft.

                        Im weiteren Verlauf weist Furies Horrordrama schließlich einige Ähnlichkeiten mit dem etwa zeitgleich erschienen „Poltergeist“ (1982) auf, wirkt dabei im Vergleich jedoch deutlich düsterer und stellt seine Spezialeffekte weniger in den Vordergrund. Auch dürfte der Film als Inspirationsquelle für Leigh Whannells „Der Unsichtbare“ (2020) gedient haben, der ein ganz ähnliches Thema aufgreift.

                        Bemängeln lässt sich neben dem mitunter zu aufdringlichen Score und der etwas zu lang geratenen Laufzeit sicherlich auch, dass hier nicht jeder Gedankengang konsequent zu Ende verfolgt wird. Andererseits machen diese Uneindeutigkeit und die zahlreichen Interpretationsmöglichkeiten in gewisser Weise auch den Reiz dieses Horrordramas aus.

                        30
                        • 6
                          über Mad Max

                          Mit dem dystopischen Low-Budget-Actionfilm „Mad Max“ legte George Miller (Die Hexen von Eastwick, Lorenzos Öl) ein sehr erfolgreiches Regiedebüt vor, verhalf Hauptdarsteller Mel Gibson zum großen Durchbruch und sorgte dafür, dass sein Heimatland Australien von nun an einen festen Platz auf der Weltkarte des Films erhielt.

                          In naher Zukunft liefert sich die Polizei wilde Straßenschlachten mit Rockerbanden und Bikergangs. Als Max Rockatansky (Mel Gibson) und seine Kollegen den berüchtigten Bandenchef Nightrider (Vincent Gil) zur Strecke bringen, schwören dessen Kumpane um den skrupellosen Toecutter (Hugh Keays-Byrne) blutige Rache…

                          Der erste „Mad Max“-Teil verfügt über eine nur sehr dünne Handlung und verströmt auch nur wenig von der Endzeitatmosphäre, mit der man die Reihe heutzutage in Verbindung bringt. Gewöhnungsbedürftig sind neben dem recht aufdringlichen Score dabei vor allem die zahlreichen Wischblenden, wie man sie sonst allenfalls noch aus der „Star Wars“-Saga kennt.

                          Speziell in der ersten Hälfte bietet Millers Debütwerk kaum mehr als eine simple Aneinanderreihung von Autostunts, die aber durchaus spektakulär anzusehen sind und für einen gewissen Unterhaltungswert sorgen. Erst wenn Max seinen Dienst quittiert und mit seiner Familie in den Urlaub aufbricht, beginnt der Film, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen und fokussiert sich deutlich mehr auf den jungen Protagonisten, der bis dahin meist nur passiv das Geschehen mitverfolgte.

                          Trotz oder gerade wegen seiner Ungeschliffenheit und seiner recht ungelenken Erzählweise besitzt „Mad Max“ aber dennoch einen gewissen Reiz und lässt bereits einige Ansätze dessen erkennen, zu dem das Franchise später werden sollte. Im letzten Drittel zieht Miller schließlich auch die Spannungsschrauben merklich an und führt sein Regiedebüt zu einem gelungenen Finale.

                          Funfact: 36 Jahre später spielte Hugh Keays-Byrne in „Mad Max: Fury Road“ abermals den Bösewicht.

                          34
                          • 6

                            Mit „The Devil’s Backbone“ schuf Regisseur Guillermo del Toro (Hellboy, Pans Labyrinth) ein in stimmungsvolle Bilder der sonnenbeschienen spanischen Landschaft getauchtes Kriegsdrama mit Gruselelementen, das vor allem mit seiner einnehmenden Atmosphäre und den guten Leistungen der Castmitglieder punktet, inhaltlich jedoch nicht allzu viel Neues zu bieten hat.

                            Während des Spanischen Bürgerkrieges kommt der junge Carlos (Fernando Tielve) in ein abgelegenes Waisenhaus unter der Leitung von Carmen (Marisa Paredes) und Dr. Casares (Federico Luppi). Nachdem die anderen Jungen ihn zunächst für ein verwöhntes Kind aus reichem Hause halten, freundet sich Carlos mit der Zeit mit ihnen an. Auf diese Weise erfährt er von einem Geist, der angeblich im Waisenhaus umhergehen soll…

                            Vor allem in der ersten Hälfte des Films, welche weitgehend aus der Perspektive des jungen Neuankömmlings erzählt wird, fühlt sich „The Devil’s Backbone“ wie ein Vorläufer zu del Toros großem Durchbruchserfolg „Pans Labyrinth“ (2006) an, obgleich die fantastischen Elemente hier deutlich weniger zu Tage treten und mit Ausnahme der Geistererscheinung auch keine weiteren übernatürlichen Kreaturen auftauchen.

                            Ab der Mitte allerdings verabschiedet sich del Toro dann fast vollständig von dieser mysteriösen Komponente und rückt die erwachsenen Charaktere in den Fokus, woraufhin ein klassischer Kampf zwischen Gut und Böse entbrennt. Dies sorgt einerseits dafür, dass der bis dahin recht langsam und ruhig erzählte Film an Spannung und Dynamik gewinnt, mutet angesichts des sehr geheimnisvollen und undurchsichtigen Auftakts allerdings auch längst nicht mehr so einfallsreich und kreativ an, ist del Toros Kriegsdrama doch bis dahin sehr gut ohne einen typischen Antagonisten ausgekommen.

                            Dank der überzeugenden Darstellerriege, zu der u.a. noch Irene Visedo (Die Frau des Anarchisten) und Eduardo Noriega (Transsiberian) zählen, sowie der durchgehend dichten Atmosphäre, lässt sich allerdings auch über die letztlich recht vorhersehbare Geschichte hinwegsehen.

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                            • An pizzapzapizzafufufu:
                              Da du plötzlich die palästinensische Flagge als Profilbild hast und auch dein Profiltext diesbezüglich Bände spricht, gehe ich davon aus, dass du dich mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel solidarisierst und sehr wahrscheinlich antisemitisch eingestellt bist.
                              Ich möchte dir auf diesem Wege mitteilen, dass ich deine Überzeugungen nicht teile und gegen jede Form von Antisemitismus und Aufruf zum Terror eintrete. Ich hätte dir auch eine Privatnachricht schicken können oder dich ohne Vorwarnung von meiner Freundesliste entfernen können, möchte dir aber die Chance geben, dich zu äußern.
                              Da dein Profilbild und dein Profiltext ohnehin für jeden hier sichtbar sind, hast du die Sache ja schon von dir aus 'öffentlich' gemacht.

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                              • 4

                                „Pieces“ von Juan Piquer Simón (Slugs – Schnecken, Cthulhu Mansion) ist eine spanisch-amerikanische Slasher-Produktion mit humorigen Zwischentönen, die zwar mit einigen sehr derben und expliziten Kills aufwartet, dabei jedoch Spannung und Suspense vermissen lässt.

                                1942: Als sie ihn dabei erwischt, wie er ein Puzzle zusammensetzt, auf dem eine nackte Frau abgebildet ist, und daraufhin einen Tobsuchtsanfall bekommt, tötet der junge Timmy (Alejandro Hernández) seine Mutter (May Heatherly) und zersägt anschließend ihre Leiche in mehrere Einzelteile. Den wenig später eintreffenden Polizisten gegenüber spielt er den verängstigten Jungen vor, der nur knapp dem Mörder seiner Mutter entkommen konnte. Vierzig Jahre später geht an einer Universität ein Killer um, der es bevorzugt auf junge Frauen abgesehen hat und diese zumeist mit einer Kettensäge attackiert. Lieutenant Bracken (Christopher George) nimmt sich des Falls an…

                                Verspricht die aberwitzige Auftaktszene noch gute Horrorunterhaltung, so verliert sich Simóns Slasher nach dem Zeitsprung in die 80er Jahre alsbald in faden Dialogen und uninteressanten Details, wozu etwa die Verhaftung des sich verdächtig benehmenden Hausmeisters oder das Einschleusen der undercover agierenden Tennislehrerin zählen. Trotz einiger gelungener Mordsequenzen will sich so zu keiner Zeit echter Nervenkitzel einstellen, was neben der teils sehr biederen Inszenierung auch am Fehlen von Sympathieträgern liegt, mit welchen man als Zuschauer mitfiebern könnte. Die Idee, ‚Einzelteile‘ als Leitmotiv für einen Film über einen Kettensägenmörder zu wählen, besitzt zwar durchaus Potenzial, doch mutet es schon extrem skurril an, wenn der Killer Jahrzehnte nach dem Mord an seiner Mutter immer noch an seinem blutverschmierten Puzzle sitzt.

                                Erschwerend hinzu kommt, dass auch die hölzern agierende Darstellerriege kaum überzeugen kann und einige kuriose Einfälle – wie etwa der Auftritt eines Kung Fu-Kämpfers – den Handlungsfluss eher stören als bereichern. Dass sich Simóns Film über weite Strecken sehr leer und trist anfühlt, hängt indes auch damit zusammen, dass in den meisten Szenen maximal drei Personen zu sehen sind. So befindet sich auf dem Polizeirevier nur ein einziger Beamter und auch auf dem Campus der Universität sieht man keine Menschenseele.

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                                • 7

                                  Mit dem während des Sezessionskriegs spielenden „In schlechter Gesellschaft“ legte Robert Benton (Kramer gegen Kramer, Der menschliche Makel) ein recht unkonventionelles Regiedebüt vor, richtet sein Western den Fokus doch nicht auf Schießereien und Ruhmestaten, sondern auf die differenzierte Darstellung seiner jugendlichen Antihelden.

                                  1863: Um der Einberufung in die Armee zu entgehen, flieht der junge Drew Dixon (Barry Brown) mit Hilfe seiner Eltern in den Westen. Unterwegs lernt er den etwa gleichaltrigen Jake Rumsey (Jeff Bridges) kennen, der ihn zunächst beraubt, ihn später aber in seine Bande von Streunern aufnimmt, die sich mit Diebstählen über Wasser hält und sich ebenfalls auf dem Weg Richtung Westen befindet. Da sämtliche Züge für die nächsten Monate ausgebucht sind, schlagen sich die Jungen zu Fuß durch die Prärie, wo sie auf allerlei Widerstände und Gefahren treffen…

                                  Bentons Western zeichnet sich durch herbstliche Farbtöne und recht unkonventionelle Klaviermusik aus, die der melancholisch angelegten Odyssee der Jungenbande eine raue Schönheit fernab der üblichen Genreklischees verleiht. Dabei präsentiert der Film den Wilden Westen als trostlosen und unbarmherzigen Ort, an dem jeder nur seinen eigenen Vorteil im Sinn hat und nur wenig Hoffnung herrscht.

                                  Getragen von einem gut aufspielenden Cast, zu dem u.a. noch John Savage (Die durch die Hölle gehen) und David Huddleston (The Big Lebowski) zählen, entwickelt sich so eine episodenhaft angelegte Reisegeschichte, die von der angenehmen Erzählerstimme des Protagonisten begleitet wird und trotz der sehr ruhigen Gangart des Films jederzeit interessant bleibt.

                                  Wer sich somit auf das recht gemächliche Tempo von Bentons Western einlassen kann und keinen gesteigerten Wert auf große Actionsequenzen legt, bekommt mit „In schlechter Gesellschaft“ einen Film geboten, der das Leben im Wilden Westen aus einer Perspektive zeigt, für die im Genre nur selten Platz ist.

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                                    über Greta

                                    „Greta“ ist ein angenehm altmodischer Psychothriller unter der Regie von Neil Jordan (The Crying Game, Interview mit einem Vampir), der keine besonderen Innovationen bietet, dafür aber mit seiner eleganten Inszenierung und einer diabolischen Isabelle Huppert punkten kann.

                                    Die als Kellnerin arbeitende Frances (Chloë Grace Moretz) bewohnt seit kurzer Zeit zusammen mit ihrer Freundin Erica (Maika Monroe) ein komfortables Apartment in Manhattan. Als sie in der U-Bahn eine Damenhandtasche findet, beschließt die hilfsbereite junge Frau, diese der rechtmäßigen Besitzerin zurückzubringen. Bei dieser handelt es sich um eine alleinlebende ältere Dame namens Greta (Isabelle Huppert), welche die ehrliche Finderin spontan zum Kaffee einlädt. So kommt es, dass sich die zwei Frauen, die sich beide einsam in der großen Metropole fühlen, sehr bald anfreunden. Eines Abends jedoch macht Frances beim Blick in Gretas Schrank eine furchtbare Entdeckung…

                                    Jordans hauptsächlich in stilvoll eingerichteten Innenräumen spielender Thriller erzählt auf durchaus bewegende Art und Weise von Einsamkeit, Kindheitstraumata und Verlustbewältigung. Erfahrene Zuschauer werden dabei zwar schon sehr früh erahnen können, wohin die Reise letztlich geht, doch versteht es der Film dennoch eine gewisse Grundspannung aufrecht zu erhalten, die sein Publikum bis zum Schluss mitfiebern lässt. Zu verdanken ist dies vor allem dem stark aufspielenden Cast um die wahrhaft furchteinflößende Isabelle Huppert, dem in einer Nebenrolle u.a. auch Jordans Stammschauspieler Stephen Rea (V wie Vendetta) angehört.

                                    Trotz des recht vorhersehbaren Verlaufs sowie einiger inhaltlicher Ungereimtheiten gelingt es Jordan, eine recht dichte Schaueratmosphäre zu kreieren und immer wieder auf mehr oder weniger subtile Art und Weise menschliche Urängste zu bedienen, sodass „Greta“ trotz mancher Schwächen ein insgesamt gelungenes Thrillererlebnis darstellt.

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                                      „Ab in die Ewigkeit“ ist ein von Regieveteran J. Lee Thompson (Die Kanonen von Navarone, Ein Köder für die Bestie) inszenierter Slasher, der sich zwar aufgrund der ausführlichen Psychologisierung der Hauptfigur von vergleichbaren Genrevertretern unterscheidet, dabei jedoch unter seinem verwirrenden und überkonstruierten Drehbuch leidet.

                                      Seit einem furchtbaren Autounfall, bei dem ihre Mutter ums Leben gekommen ist, ist die junge Virginia (Melissa Sue Anderson) schwer traumatisiert. Als sie nach längerer Zeit ihre Schullaufbahn wieder aufnimmt, findet sie jedoch schnell neue Freunde und wird in eine Clique von Eliteschülern aufgenommen, die aufgrund ihrer wohlhabenden und einflussreichen Eltern ein hohes Ansehen genießen. Bei ihren gemeinsamen Treffen benehmen sich die Musterschüler allerdings weniger vorbildlich, zetteln Kneipenschlägereien an und versuchen sich bei waghalsigen Mutproben zu überbieten. Als mit Bernadette (Lesleh Donaldson) ein Mädchen aus der Clique nicht zu einer Verabredung erscheint und auch an den folgenden Tagen nicht mehr auftaucht, kommt es unter den Übrigen zu Anfeindungen und gegenseitigen Verdächtigungen…

                                      Anders als vergleichbare Slasherfilme interessiert sich „Ab in die Ewigkeit“ deutlich mehr für das Innenleben seiner Protagonistin und zeigt, wie diese mit Hilfe des Arztes Dr. Faraday (Glenn Ford) das Trauma des Autounfalls zu bewältigen und verlorengegangene Erinnerungen wiederherzustellen versucht. So wird die im Grunde sehr simple Gegenwartshandlung um die nach und nach verschwindenden Cliquenmitglieder immer wieder durch Rückblenden unterbrochen, die die Vorgeschichte der Protagonistin beleuchten.

                                      Dies hat zur Folge, dass der mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden spürbar zu lang geratene Film nur ganz allmählich Fahrt aufnimmt, sodass es eine ganze Weile dauert, ehe ein wenig Spannung und Grusel aufkommt. Auch stellt sich der Film mit seinen vielen falschen Fährten und der unnötig komplizierten Erzählweise selbst ein Bein, hätte eine geradlinigere Herangehensweise Thompsons Slasher doch deutlich besser zu Gesicht gestanden.

                                      Wesentlich überzeugender sind da neben den guten Leistungen der Castmitglieder um die aus „Unsere kleine Farm“ bekannte Melissa Sue Anderson und Altstar Glenn Ford vor allem die kreativen Kills, welche ihre Schockwirkung nicht verfehlen. Da jedoch zumeist sehr viel Zeit zwischen den einzelnen Morden vergeht, welche mit kruden Teenagerstreichen wie dem Durchtrennen eines Glockenseils oder Totstellen in einem Wasserbecken gefüllt wird, verfügt „Ab in die Ewigkeit“ über zu viel Leerlauf, als dass das Geschehen durchgängig bei Laune halten könnte.

                                      Das Finale wiederum gefällt dann zwar durch seine einnehmende Schaueratmosphäre, wartet aber zugleich mit derart vielen absurden Wendungen auf, dass man als Zuschauer am Ende kaum noch nachvollziehen kann, wer denn hier nun was aus welchem Grund verbrochen hat.

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                                        Kenduskeag 21.09.2023, 10:42 Geändert 21.09.2023, 10:44

                                        Nachdem er mit „Poltergeist“ (1982) einen kurzen Abstecher ins Blockbusterkino unternommen hatte, wandte sich Regisseur Tobe Hooper (Texas Chainsaw Massacre, Brennen muss Salem) wieder abseitigeren Produktionen zu und schuf mit „Lifeforce“ eine wilde Mixtur aus SciFi-Horror und apokalyptischem Pandemiefilm, die sich wenig um Nachvollziehbarkeit schert, dafür aber mit sehr viel Kreativität und einer temporeichen Inszenierung auftrumpft.

                                        Bei der Erforschung des Halleyschen Kometen stößt die Besatzung der europäischen Raumfähre ‚Churchill‘ um Colonel Tom Carlsen (Steve Railsback) auf ein außerirdisches Raumschiff. In diesem entdecken sie neben einigen völlig ausgetrockneten, fledermausartigen Kreaturen auch drei gläserne Sarkophage, in denen sich menschenähnliche Wesen befinden. Als der Colonel seiner Crew befiehlt, die Sarkophage an Bord der ‚Churchill‘ zu bringen, ahnt er nicht, dass er damit die gesamte Menschheit in Gefahr bringt…

                                        Anfangs noch im All spielend, verlagert sich die Handlung des Films schon bald auf die Erde, wo sich „Lifeforce“ zu einem effektreichen Spektakel entwickelt, das immer neue Haken schlägt und dessen weiterer Verlauf sich nur schwer vorausahnen lässt. Dabei bringt Hooper vom klassischen Vampirmythos bis zur Zombie-Epidemie im Stile eines George A. Romero so ziemlich alles unter, was das Genre an Versatzstücken zu bieten hat. Neben den bis auf wenige Ausnahmen immer noch recht ansehnlichen Effekten und der opulenten musikalischen Untermalung durch Henry Mancini ist dabei auch die verspielte Kameraarbeit zu loben, welche der abgefahrenen Story zusätzliche Dynamik verleiht.

                                        Bemängeln hingegen lässt sich vor allem das Fehlen eines charismatischen Hauptdarstellers, wirkt Steve Railsback in der Rolle des Colonels doch recht hüftsteif und unnahbar. Da zudem auch die weiteren männlichen Darsteller um Peter Firth (Jagd auf Roter Oktober) und Patrick Stewart (X-Men) kaum Akzente setzen können, bleibt der Auftritt von Mathilda May (Der Schrei der Eule) als nackte Außerirdische noch am stärksten im Gedächtnis. Zudem übertreibt es Hooper zum Finale hin ein wenig mit dem Effektgewitter, was dem Unterhaltungswert seines Films aber glücklicherweise keinen Abbruch tut.

                                        Erwähnenswert ist außerdem noch, dass neben der gekürzten US-Kinofassung auch ein längerer Directors Cut existiert.

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                                          Mit seinem Backwood-Horrorfilm „Vor Morgengrauen“ schuf Regisseur Jeff Lieberman (Squirm, Blue Sunshine) einen mehr am Aufbau einer entrückt-märchenhaften Atmosphäre als an übermäßigen Gore-Einlagen interessierten Genrebeitrag, der allerdings unter seiner ideenarmen Story sowie einigen unnötigen Längen leidet.

                                          Trotz aller Warnungen des Wildhüters (George Kennedy) machen sich Conny (Deborah Benson) und Warren (Gregg Henry) mit drei weiteren Freunden auf den Weg in die Berge, wo sie auf dem Grundstück von Warrens Verwandten campen dürfen. Unterwegs treffen sie zunächst auf einen offenkundig betrunkenen Jäger (Mike Kellin), der von Teufeln und Dämonen faselt und machen dann Bekanntschaft mit einer feindselig gestimmten Hinterwädler-Familie…

                                          Liebermans Horrorfilm bietet auf inhaltlicher Ebene keinerlei Innovationen und lehnt sich spürbar an Genrevorbilder wie „Beim Sterben ist jeder der Erste“ (1972) und „The Hills Have Eyes“ (1977) an. Aufbauend auf der sehr simplen Prämisse versteht es Lieberman jedoch, einige durchaus stimmungsvolle Momente zu kreieren, wozu auch die von Pfeifgeräuschen begleitete Soundkulisse beiträgt. Über weite Strecken fühlt sich „Vor Morgengrauen“ deshalb so sonderbar und obskur an, dass man als Zuschauer beinahe erwartet, dass die Protagonisten alsbald aus einem bösen Traum erwachen. Entsprechend dauert es nach dem blutigen Auftakt auch sehr lange bis abermals gemordet wird.

                                          Zugutehalten kann man Liebermans Werk trotz der langen Phasen inhaltlichen Leerlaufs jedoch immerhin, dass das Hauptfiguren-Quintett anders als in vielen anderen Slasherfilmen recht sympathisch daherkommt und man Conny und Co. ihre Freundschaft auch tatsächlich abkauft, woran auch die absolut soliden Schauspielleistungen ihren Anteil haben. Wer bis zum Finale durchhält, wird schließlich auch mit einem bemerkenswerten Endkampf belohnt.

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                                          • 5

                                            „Sadistico“ ist ein recht ereignisarmer und nur mäßig spannender Psychothriller, mit dem Clint Eastwood (Erbarmungslos, Million Dollar Baby) seinen Einstand als Regisseur feierte, sich in seiner Rolle als Mann hinter der Kamera jedoch offenkundig erst noch zurechtfinden musste.

                                            Der als Radiomoderator arbeitende Dave Garver (Clint Eastwood) lernt in seiner Stammkneipe die attraktive Evelyn Draper (Jessica Walter) kennen und verbringt die Nacht mit der jungen Frau. Evelyn entpuppt sich alsbald als glühender Fan seiner Sendung, in der sie jede Nacht anruft, um sich den immergleichen Song zu wünschen. Während ihre Beziehung für Dave ausschließlich sexueller Natur ist, scheint Evelyn jedoch tiefere Gefühle zu hegen und beginnt schon bald, extrem anhänglich zu werden. Dies ändert sich auch nicht, als Daves alte Liebe Tobie (Donna Mills) in den Ort zurückkehrt…

                                            Eastwoods Debütwerk bietet einige hübsche Aufnahmen der kalifornischen Westküste und nimmt sich ausgiebig Zeit, um seinen Protagonisten und seine weiblichen Begleiterinnen bei langen Wald- und Strandspaziergängen zu zeigen. Dabei zeichnet sich für den Zuschauer schon sehr früh ab, dass Daves neueste Eroberung eine gefährliche Psychopathin ist, die zu einer echten Bedrohung für Leib und Leben werden kann. Ehe jedoch auch bei Dave selbst der Groschen gefallen ist und er die Affäre endlich zu beenden versucht, dauert es allerdings bis fast zur Mitte des Films. Generell wundert man sich als Zuschauer über die Untätigkeit und das mangelnde Durchsetzungsvermögen des Protagonisten; ein Eindruck, der durch Eastwoods eher träge Performance noch verstärkt wird. Deutlich überzeugender wirkt da schon Jessica Walter in der Rolle der besessenen Stalkerin, obschon auch ihre starke Darbietung nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass auch ihrer Figur keine Charakterentwicklung vergönnt ist.

                                            Wenn etwa ab der Mitte des Films der von John Larch verkörperte Ermittler auf den Plan tritt, steigert sich Eastwoods Thriller zwar ein wenig, doch gestalten sich die Attacken der Stalkerin zu vorhersehbar und sind zu arm an Raffinesse, als dass das Geschehen über eine längere Zeit für Anspannung und Nervenkitzel sorgen könnte.

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                                            • 7
                                              über Getaway

                                              Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Jim Thompson schuf Regisseur Sam Peckinpah (The Wild Bunch, Wer Gewalt sät) mit „Getaway“ einen lässigen Roadmovie-Thriller, der als zynische Auseinandersetzung mit einer gewaltverliebten Gesellschaft gedeutet werden kann.

                                              Der Gangster Carter ‚Doc‘ McCoy (Steve McQueen) verbüßt eine mehrjährige Haftstrafe in einem texanischen Gefängnis. Um vorzeitig freizukommen, lässt er sich auf einen Deal mit dem korrupten Lokalpolitiker Jack Benyon (Ben Johnson) ein, der im Gegenzug sexuelle Gefälligkeiten von McCoys Ehefrau Carol (Ali MacGraw) einfordert. Zudem soll das Gangster-Pärchen für Benyon eine Bank überfallen, um eine Veruntreuung von 250.000 Dollar zu verschleiern. Als bei dem Überfall jedoch ein Wachmann erschossen wird und McCoy und seine Frau merken, dass Benyons Gefolgsleute sie aus dem Weg räumen wollen, fliehen sie mit der Beute zur mexikanischen Grenze…

                                              Eingehüllt in eine flirrend-heiße Südstaaten-Atmosphäre und von einem markanten Quincy Jones-Soundtrack begleitet, entwickelt sich „Getaway“ alsbald zu einer mit blutigen Gewalteruptionen versehenen ‚Bonnie und Clyde‘-Variation, bei der sich das Protagonistenpärchen auf der Flucht gleichermaßen gegen Gangster und Polizei zur Wehr setzen muss.

                                              Auf konsequente Art und Weise zeichnet Peckinpahs Thriller das Bild eines verkommenen, von Raffgier und Niedertracht geprägten Landes, in dem jeder nur seinen eigenen Vorteil im Sinn hat und wenn nötig dazu bereit ist, sich seinen Weg frei zu schießen. Trotz der sehr einfach gehaltenen Story gestaltet sich die Gangster-Ballade dabei stets unterhaltsam, wechseln sich die brachialen, mit vielen Zeitlupen-Aufnahmen versehenen Actionsequenzen doch mit ruhigen und intimen Momenten ab, in denen das Gangster-Pärchen ganz allmählich lernen muss, nach der langen Zeit der Trennung wieder zueinander zu finden.

                                              Ausgebremst wird der fesselnde Roadtrip derweil lediglich durch die eher belanglose und relativ zähe Nebenhandlung rund um den abtrünnigen Gangster Rudy (Al Lettieri), die Szenen wie etwa eine kuriose kleine Hähnchenschlacht im Auto beinhaltet, die nicht so ganz zum Gesamtwerk passen wollen. Spätestens mit dem packenden Shootout-Finale weiß „Getaway“ jedoch auch für diese kleinen Makel zu entschädigen.

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                                              • 7 .5

                                                Mit dem von Identitätsverlust und der Frage nach dem freien Willen in einem futuristischen Überwachungsstaat handelnden „THX 1138“ legte „Star Wars“-Schöpfer George Lucas einst sein auf den Spuren von Autoren wie George Orwell und Ray Bradbury wandelndes Langfilmdebüt vor. Entstanden ist dabei eine in sterile Bilder getauchte SciFi-Dystopie der ruhigen und nachdenklichen Art, die den Zuschauer in eine kalte und emotionslose Welt entführt, in der das Individuum zu einer bloßen Kombination aus Zahlen und Buchstaben geworden ist.

                                                In der Zukunft leben die Menschen in einer gigantischen unterirdischen Anlage, in der sie auf Schritt und Tritt überwacht werden. Durch die regelmäßige Einnahme von Psychopharmaka werden sie reguliert, ihre Gefühle unterdrückt und ihre Leistungsfähigkeit gesteigert. Der in einer Androidenfabrik tätige THX 1138 (Robert Duvall) teilt sich zwar eine Wohnung mit der in der Überwachungszentrale arbeitenden LUH 3417 (Maggie McOmie), eine emotionale oder körperliche Annäherung ist den beiden jedoch strikt untersagt. In letzter Zeit offenbart LUH im Gespräch mit ihrem Mitbewohner allerdings dennoch immer wieder ihre Gefühle. Als sie dann auch noch heimlich THX‘ Medikamente austauscht, verändert sich auch dessen Gedankenwelt grundlegend und er beginnt Fluchtpläne zu schmieden…

                                                Lucas‘ Debütwerk ist ein recht sperriges, künstlerisches Filmerlebnis, auf dessen langsame Gangart man sich einlassen muss, dann aber mit einer rauschhaften Komposition aus Bildern und Klängen belohnt wird, bei der die Dialoge auf ein Minimum beschränkt sind und auf ausführliche Erklärungen gar gänzlich verzichtet wird. Mag der Vorspann mit den sich von oben nach unten laufenden Wörtern noch Assoziationen zu den „Star Wars“-Filmen wecken, erinnert der Rest doch mehr an die meditative Stimmung eines „2001- Odyssee im Weltraum“ (1968). Darüber hinaus wird jedoch auch deutlich, welch großen Einfluss „THX 1138“ seinerseits auf spätere SciFi-Werke wie „Equilibrium“ (2002) und „Die Insel“ (2005) hatte.

                                                Neben dem herausragenden Setdesign, welches Lucas‘ Dystopie im Vergleich zu vielen anderen SciFi-Filmen der 70er auch heute noch sehr modern und elegant wirken lässt, sowie der musikalischen Untermalung durch Komponist Lalo Schifrin, sind auch die Leistungen der Castmitglieder positiv hervorzuheben, zu denen u.a. noch Don Pedro Colley (Rückkehr zum Planet der Affen) und Donald Pleasence (Halloween) gehören.

                                                So steht am Ende eine zwar nicht unbedingt leicht konsumierbare, jedoch vor allem visuell faszinierende SciFi-Parabel, die sich kritisch mit der Verrohung einer zunehmend technisierten Gesellschaft auseinandersetzt, in der die freie Meinungsäußerung zu einem Verbrechen geworden ist.

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                                                  Der von Joseph Zito (Missing in Action, Red Scorpion) inszenierte „The Prowler“ ist ein harter und kompromissloser Slasher, der ein Kriegstrauma und eine verlorene Liebe als Hintergrund für seinen mit einer Forke bewaffneten Killer wählt.

                                                  Während des Zweiten Weltkriegs schreibt die junge Francis Rosemary Chatham (Joy Claccum) ihrem gegen die Nazis kämpfenden Freund einen Brief, in dem sie ihm erklärt, dass sie nicht länger auf seine Rückkehr warten kann und sich von ihm trennen will. Als der Krieg 1945 beendet ist und die Soldaten nach Hause zurückkehren, geht Francis daher mit ihrem neuen Freund Roy (Timothy Wahrer) zum Abschlussball. Als sich das verliebte Paar nach draußen in einen Pavillon begibt, wird es jedoch unversehens von einem Unbekannten mit einer Mistgabel aufgespießt. Erst 35 Jahre nach dem grausamen Doppelmord wird wieder ein Abschlussball in der Stadt gefeiert, an dem auch Pam MacDonald (Vicky Dawson) und ihr Freund, der Deputy Mark London (Christopher Goutman) teilnehmen wollen. Doch genau wie damals geht auch diesmal wieder der Killer mit der Mistgabel um…

                                                  Mit Ausnahme einiger zweideutiger Sprüche unter den jungen Erwachsenen ist der Tonfall von Zitos Slasher von Beginn an sehr düster und ernst, auch hält sich „The Prowler“ nicht lange mit der Einführung der Charaktere auf, sondern geht schon früh in die Vollen. Dabei besticht der Film durch seine unbehagliche Grundstimmung, packende Verfolgungsjagden sowie mehrere sehr explizite und drastische Kills, bei deren Gestaltung sich Effektkünstler Tom Savini so richtig austoben konnte. Die Hintergrundgeschichte des Killers wird zwar im weiteren Verlauf nicht allzu sehr vertieft, bietet aber dennoch eine interessante Grundlage für dessen furchterregende Taten. Für den nötigen Gruselfaktor sorgt derweil allein schon die ungewöhnliche Kleidung des Mörders, tritt dieser doch mit Gasmaske und in Armee-Uniform auf.

                                                  Bemängeln lässt sich derweil vor allem, dass das Verhalten der Protagonisten nicht immer ganz nachvollziehbar ist und ihre Ermittlungsarbeit recht planlos erscheint. So begeben sich Pam und ihr Freund etwa gleich mehrmals in das alte Haus, in dem die ermordete Francis aufgewachsen ist, ohne das so wirklich deutlich wird, was sie dort genau wollen und warum sie nicht stattdessen nach dem im Rollstuhl sitzenden Vater der Ermordeten suchen, der nach einem denkwürdigen Kurzauftritt plötzlich verschwunden ist.

                                                  Generell erweckt „The Prowler“ speziell im Mittelteil mitunter den Eindruck, als habe man lediglich Einzelmomente aneinandergereiht, ohne einem roten Faden zu folgen. Da diese einzelnen Sequenzen jedoch allesamt recht spannend und intensiv ausfallen, weiß Zitos Film für insgesamt gelungene Horrorunterhaltung zu sorgen.

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                                                    Bei „Schwestern des Bösen“ handelt es sich um ein Frühwerk von Regisseur Brian De Palma (The Untouchables, Mission: Impossible), das als Hommage an bekannte Hitchcock-Klassiker beginnt, mit zunehmender Laufzeit jedoch immer verschrobener und grotesker wird.

                                                    Werbefachmann Phillip Woode (Lisle Wilson) lernt in einer TV-Spielshow das Fotomodel Danielle Breton (Margot Kidder) kennen, führt sie zum Essen aus und verbringt die Nacht in ihrem Apartment. Am nächsten Morgen benimmt sich Danielle auf einmal seltsam, verlangt nach ihren Medikamenten und macht merkwürdige Andeutungen über ihre Zwillingsschwester Dominique, die wegen des nächtlichen Herrenbesuchs aufgebracht zu sein scheint. Kurz darauf beobachtet Danielles Nachbarin Grace (Jennifer Salt) vom gegenüberliegenden Fenster aus, wie auf den ahnungslosen Phillip eingestochen wird und dieser sterbend zusammenbricht. Grace verständigt umgehend die Polizei, doch die Beamten schenken der in Polizeikreisen berüchtigten Reporterin keinen Glauben…

                                                    Dass De Palmas Psychothriller stark an die Werke Alfred Hitchcocks erinnert, liegt neben der Beteiligung von Hitchcocks Stammkomponist Bernard Herrmann vor allem an den vielen aus Hitchcocks Werken bekannten Motiven, die hier zitiert und variiert werden. So erinnert die Beobachtungssituation durch ein gegenüberliegendes Fenster etwa stark an „Das Fenster zum Hof“ (1954), während die Art der Beseitigung der Leiche deutliche Parallelen zu „Cocktail für eine Leiche“ (1948) aufweist. De Palma brennt aber nicht nur ein Zitate-Feuerwerk ab, sondern bringt durchaus auch eigene Ideen ein und versteht es so trotz einiger vorhersehbarer Entwicklungen, den Zuschauer bis zum Schluss bei Laune zu halten.

                                                    Als eines der zentralen Themen des Films, welches sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung zieht, kann dabei die Lust am Beobachten angesehen werden, startet doch schon die Eröffnungsszene damit, dass Phillip der vermeintlich blinden Danielle im Rahmen der TV-Show beim Ausziehen zusieht. De Palma betont dieses zentrale Thema im weiteren Verlauf immer wieder, in dem er etwa sehr nah an Augäpfel heranzoomt oder aber auch die Split-Screen-Technik einsetzt. „Schwestern des Bösen“ lebt daher insgesamt auch eher von seiner ideenreichen Inszenierung als von der im späteren Verlauf immer obskurer werdenden Geschichte, welche schließlich mit einer Schlusspointe endet, die doch recht kurios anmutet.

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