Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 6

    Ein Exorzismus der anderen Art: In „Black Snake Moan“ unter der Regie von Craig Brewer (Hustle & Flow, Dolemite Is My Name) versucht ein strenggläubiger Bluesmusiker einer Nymphomanin die Sexsucht auszutreiben.

    Die aus dem White-Trash Milieu stammende Rae (Christina Ricci) ist am Boden zerstört, als ihr Freund Ronnie (Justin Timberlake) loszieht, um im Irakkrieg zu kämpfen. Fortan flüchtet sich die im ganzen Ort als Schlampe verschriene junge Frau in Sex- und Drogeneskapaden. Nach einer wilden Partynacht, an deren Ende Rae in Folge einer missglückten Vergewaltigung halbnackt und bewusstlos auf der Straße landet, liest sie der Landwirt und Hobby-Musiker Lazarus (Samuel L. Jackson) auf, nimmt sie mit zu sich nach Hause und pflegt sie gesund. Als Rae wieder erwacht, muss sie jedoch feststellen, dass Lazarus sie angekettet hat und sie nicht eher gehen lassen will, bis er sie von ihren Dämonen befreit hat…

    Brewers in Anlehnung an das Blaxploitation-Kino entstandenes Südstaatendrama benötigt eine ganze Weile, um in Gang zu kommen und lässt sich viel Zeit, um die Hauptcharaktere und ihre Beweggründe zu etablieren. An den etwas holprigen Start schließt sich jedoch ein sehr gelungener Mittelteil an, der in erster Linie von den Auseinandersetzungen des verbitterten Landwirts mit seiner jungen Gefangenen lebt, die seit einem Missbrauch in ihrer Kindheit schwer traumatisiert ist.
    Trotz der düsteren Themen, die „Black Snake Moan“ behandelt, ergeben sich aus der ungewöhnlichen Teufelsaustreibung jedoch auch einige humorvolle Situationen. So etwa, wenn Rae nach Tagen der Enthaltsamkeit einen jungfräulichen Teenager anspringt. Dass Brewers Film trotz der überzeichneten Charaktere dennoch nicht ins Lächerliche abdriftet, ist dabei vor allem den starken Performances von Christina Ricci und Samuel L. Jackson zu verdanken, wobei Letzterer zudem noch sein musikalisches Talent präsentieren darf.

    Schwächen offenbart „Black Snake Moan“ indes speziell im letzten Drittel, welches nach dem überzeugenden Mittelteil etwas abflacht und weit weniger unkonventionell daherkommt. Dadurch, dass der Film nun auch noch Ronnies Kriegstrauma in den Fokus rücken möchte, fühlt sich dieser letzte Teil des Films zudem inhaltlich überladen an. Hinzu kommt außerdem, dass Timberlakes Schauspielleistung nicht mit der seiner Mitstreiter mithalten kann und man ihm den traumatisierten Kriegsheimkehrer nicht so recht abnimmt.

    Trotz dieser Defizite steht am Ende jedoch ein mit ein paar schönen Musikeinlagen ausgestattetes Drama, dessen ungewöhnliche Geschichte sich weit vom Hollywood-Mainstream entfernt.

    27
    • 6 .5

      Trotz des immensen Erfolges der ersten Bond-Filme wollte sich Sean Connery nicht auf das Image des smarten Geheimagenten festlegen lassen und probierte sich in den 60er Jahren auch in gänzlich anderen Rollen. In diese Zeit fällt auch der von Basil Dearden (Traum ohne Ende, Der Teufelskreis) in Szene gesetzte Psychothriller „Die Strohpuppe“, in dem der berühmte Schotte einen ebenso schmierigen wie selbstgefälligen Lebemann spielt, der zusammen mit der Pflegerin seines Onkels ein perfides Spiel aufzieht.

      Multimillionär Charles Richmond (Ralph Richardson) ist ein alter, an den Rollstuhl gefesselter Tyrann, der seit dem Tod seiner Frau zurückgezogen auf seinem großen Anwesen lebt und seine Dienerschaft wie Sklaven behandelt. Nachdem er seine vorherige Pflegerin rausgeworfen hat, weist er seinen Neffen Anthony (Sean Connery) an, ihm eine neue zu besorgen, die auch optisch mehr seinen Erwartungen entspricht. Fündig wird Anthony in der attraktiven Italienerin Maria (Gina Lollobrigida), die jedoch schon bald genug von der widerwärtigen Art hat, mit der der alte Mann seine Mitmenschen schikaniert. Als Maria schon den Entschluss gefasst hat, ihre Stellung aufzugeben, macht ihr Anthony plötzlich ein überraschendes Angebot…

      Ausgehend von dieser schnell etablierten Ausgangslage zieht Regisseur Dearden ein zurückhaltend inszeniertes Dreipersonenstück auf, das mit seinem Intrigenspiel vor malerischer Urlaubskulisse - spätere Schauplätze sind eine Yacht und ein Feriendomizil auf Mallorca – mitunter an die Verfilmungen der Patricia Highsmith Romane erinnert.

      Jederzeit verlassen kann sich Dearden dabei auf sein stark aufspielendes Hauptdarstellertrio, welches im Verlauf der Geschichte nahezu die ganze Palette an Emotionen abrufen darf und über einige überhastet wirkende Plotentwicklungen hinwegsehen lässt. Während Richardson den hartherzigen Menschenfeind mimt, der im weiteren Verlauf jedoch auch eine sanftere Seite offenbart, wandelt Sexsymbol Lollobrigida zwischen Verletzlichkeit und weiblicher Selbstbestimmung. Und auch Connery läuft als schleimiger Casanova speziell gegen Ende regelrecht zur Höchstform auf.

      So bietet „Die Strohpuppe“ letztliches klassisches Schauspielkino in Kombination mit einer zwar nicht immer gänzlich durchdacht wirkenden, dafür aber durchaus spannenden und wendungsreichen Handlung, die bis zum Schluss für gelungene Thrillerunterhaltung sorgt.

      30
      • 6

        Der auf dem gleichnamigen satirischen Roman von Patrick deWitt basierende „The Sisters Brothers“ unter der Regie von Jacques Audiard (Ein Prophet, Der Geschmack von Rost und Knochen) ist ein recht unkonventioneller und teils sehr skurriler Western, der zwar einige Längen enthält und nicht besonders spannungsintensiv daherkommt, dafür aber mit einem starken Darstellerensemble und einer unvorhersehbaren Geschichte zu gefallen weiß.

        1851: Die Brüder Eli (John C. Reilly) und Charlie (Joaquin Phoenix) werden von ihrem Auftraggeber, dem mysteriösen Commodore (Rutger Hauer), angewiesen, dem Chemiker Warm (Riz Ahmed) Informationen abzupressen, hat dieser doch eine Formel entdeckt, die das Goldschürfen massiv vereinfacht. Da Warm den Brüdern mehrere Tagesritte voraus ist, wurde zudem bereits der Kundschafter Morris (Jake Gyllenhaal) auf den Chemiker angesetzt, um das Brüderpaar über dessen Aufenthaltsort auf dem Laufenden zu halten. Während die Brüder auf ihrem Weg mit einigen Rückschlägen zu kämpfen haben, beschließen Warm und Morris, gemeinsame Sache zu machen…

        Obwohl Audiards Film nahezu alle bekannten Zutaten des Genres enthält, unterläuft er doch immer wieder auf recht geschickte Art und Weise die Erwartungen des Zuschauers, sodass sich nur recht schwer vorhersagen lässt, was in der jeweils nächsten Szene geschehen wird. Die Handlung spaltet sich dabei zunächst für längere Zeit in zwei Erzählstränge, wobei jener über den Chemiker und den Kundschafter deutlich weniger interessant ausfällt, sodass man als Zuschauer froh ist, wenn wieder das ungleiche Brüderpaar mit seinen zynischen Wortgefechten im Mittelpunkt steht.

        Wenn dann die beiden Erzählstränge ab der Mitte zusammengeführt werden, gewinnt der Film ein wenig an Dynamik und wartet auch mit ein paar wenigen Actionmomenten auf, bleibt seinem langsamen Erzähltempo aber insgesamt treu.
        Da bis zum Schluss unklar bleibt, worauf die Geschichte letztlich hinauslaufen wird, der Cast um die wunderbar harmonierenden John C. Reilly und Joaquin Phoenix voll in seinem Element ist und der Film trotz seines digitalen Looks auch visuell zu überzeugen weiß, geht man den Weg der beiden Brüder dennoch gerne bis zum Ende mit.

        34
        • 7 .5

          „Flammendes Inferno“ unter der Regie von John Guillermin (King Kong, Tod auf dem Nil) ist ein aufwendiger Katastrophenfilm aus der Hochphase des Genres, der mit einer simplen, aber gleichwohl fesselnden Geschichte, hervorragender Effektarbeit sowie einem großen Star-Aufgebot auftrumpft und damit auch Jahrzehnte später noch gelungene Blockbusterunterhaltung bietet.

          Der Architekt Doug Roberts (Paul Newman) ist außer sich, als er erfährt, dass der von ihm entworfene, 138 Stockwerke hohe Wolkenkratzer von ‚Duncan Enterprises‘ nicht den von ihm geforderten Brandschutzstandards entspricht, da Firmenbesitzer Jim Duncan (William Holden) und sein Schwiegersohn Roger (Richard Chamberlain) auf Kosteneinsparung statt auf Sicherheit gesetzt haben. Während die Einweihungsparty mit über 300 geladenen Gästen im Gebäude schon im Gange ist, stößt Roberts bei der Überprüfung von Verteilerkästen auf einen Brand in einem Lagerraum, der sich rasch auszubreiten droht. Als die Feuerwehr von San Francisco um ihren Chef O’Hallorhan (Steve McQueen) eintrifft, scheint eine Evakuierung der sich in einem der obersten Stockwerke befindlichen Partygäste unmöglich…

          Guillermins Katastrophenthriller startet mit einem Panoramaflug über die kalifornische Metropole, der den Zuschauer erstmals zum zentralen Handlungsort des Geschehens führt. Daran schließt sich die für das Genre so typische Einführungsphase an, in der zunächst eine Vielzahl von Charakteren und ihre jeweiligen Beweggründe beleuchtet werden. Trotz der recht stereotypen Figurenzeichnung schafft es der Film, dass man als Zuschauer mit Roberts und Co. beim folgenden Überlebenskampf mitfiebert. Zudem fällt während dieser Anfangsphase die opulente Ausstattung des Films in Auge, handelt es sich bei dem gläsernen Wolkenkratzer doch um ein auch heute noch durchaus eindrucksvolles Gebäude mit stilvollem 70er-Interieur.

          Spätestens dann, wenn erstmals Steve McQueen auf der Bildfläche erscheint, entwickelt sich ein großangelegtes Spektakel, dessen realistisch anmutende Spezialeffekte nach wie vor für ein authentisches Rettungsszenario sorgen. Da stört es auch nicht allzu sehr, dass einige Details – wie etwa die weiterhin funktionierenden Telefone im Gebäude – nicht ganz stimmig wirken.

          Als auffällig erweist sich zudem, dass „Flammendes Inferno“ anders als viele andere Genrevertreter nur selten auf die Tränendrüse drückt und einige Charaktere auf fast schon beiläufige Art und Weise den Tod finden. Dennoch gibt es auch hier die kleinen zwischenmenschlichen Situationen, in denen etwa Familien voneinander getrennt werden oder Liebespaare sich gegenseitig Mut zu sprechen. Speziell die in einer Nebenrolle auftretende Tanzlegende Fred Astaire (Swing Time) weiß in dieser Hinsicht für ein paar anrührende Momente zu sorgen.

          So erweist sich Guillermins Katastrophenspektakel, in dem in weiteren Rollen u.a. noch Faye Dunaway (Network), Robert Wagner (Hart aber herzlich) und Robert Vaughn (Bullitt) zu sehen sind, letztlich trotz der stolzen Laufzeit als nahezu durchgehend packendes Filmerlebnis.

          37
          • 5

            Angesichts des kolossalen Erfolges von „Krieg der Sterne“ (1977) und des damit einhergehenden SciFi-Booms war es Ende der 70er Jahre an der Zeit, auch der von Gene Roddenberry entwickelten Fernsehserie um die Crew der Enterprise einen ersten Kinoableger zu bescheren. Herausgekommen ist dabei eine beinahe schon meditative Weltraumoper, die sich jedoch deutlich mehr an Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968) statt an Lucas‘ Laserschwertgefechten orientiert.

            Die Sternenflotte wird in Alarmbereitschaft versetzt, als eine gigantische Energiewolke unbekannten Ursprungs Kurs auf Richtung Erde nimmt und dabei drei klingonische Raumschiffe sowie eine Förderationsraumstation zerstört. Als Gegenmaßnahme wird ein generalüberholtes Modell der U.S.S. Enterprise ausgesendet, um die Wolke abzufangen und dem rätselhaften Phänomen auf den Grund zu gehen. Dazu wird dem bisherigen Captain Will Decker (Stephen Collins) das Kommando entzogen und dem erfahrenen Admiral James T. Kirk (William Shatner) übertragen, der sich gemeinsam mit seiner altgedienten Besatzung auf den Weg macht, um die Katastrophe zu verhindern…

            „Star Trek – Der Film“ möchte zuallererst die Fans der populären TV-Serie abholen, was schon allein anhand der Tatsache deutlich wird, dass man auch zehn Jahre nach deren Ende noch auf die gleichen Castmitglieder setzte, obwohl etwa James Doohan und DeForest Kelley schon hier mehr wie rüstige Frührentner statt wie junge Abenteurer wirken. Zugleich kommt der erste Kinoableger des beliebten Franchise jedoch erstaunlich ernst daher und lässt den hintergründigen Witz und die gegenseitigen Neckereien der Enterprise-Besatzung weitgehend vermissen.

            Stattdessen protzt der von Robert Wise (West Side Story, Bis das Blut gefriert) inszenierte SciFi-Film regelrecht mit seinen visuellen Effekten und ergötzt sich in vielen zeitlupenartigen Sequenzen an den eigenen Bildern. Entsprechend langsam nur kommt die Geschichte über die mysteriöse Wolke in Gang, sodass speziell die erste Filmhälfte nahezu ohne nennenswerte Ereignisse verstreicht. Wenn allerdings die Kamera in einem minutenlangen Rundumflug um die Enterprise gleitet und dazu der markante Score von Jerry Goldsmith erklingt, übt das erste Kinoabenteuer von Kirk, Spock und Co. trotz seines geradezu quälend langsamen Handlungsfortschritts doch noch genug Faszination aus, um zumindest nicht vorzeitig abzuschalten.

            Und auch die finale Auflösung erweist sich als interessant genug, um für die zahlreichen Spannungsdurchhänger einigermaßen zu entschädigen, sodass zum Schluss trotz der unausgegorenen Figurenzeichnung und der dünnen, auf Spielfilmlänge gestreckten Geschichte sowie den eher mittelprächtigen Darstellerleistungen noch ein recht solides Filmerlebnis steht.

            32
            • 5 .5

              Nachdem er in „Lethal Weapon 4“ (1998) sein Hollywood-Debüt gefeiert hatte, war Kampfkunstexperte Jet Li eine Zeit lang auf den Typus des wortkargen Rächers abonniert, der mit unaufhaltsamer Kraft gegen eine feindliche Übermacht antritt. Zu Lis damaligen Actionstreifen nach diesem Muster zählt auch die französische Produktion „Kiss of the Dragon“ unter der Regie von Chris Nahon (Das Imperium der Wölfe, Lady Bloodfight), deren Handlungskonstrukt zwar äußerst dürftig ausfällt, die dafür aber zumindest Martial-Arts Fans zufrieden stellen dürfte.

              Der chinesische Polizist Jian (Jet Li) reist nach Paris, um die dortige Polizei bei der Festnahme eines chinesischen Drogenhändlers (Ric Young) zu unterstützen. Hierzu überwachen die Beamten um Inspektor Richard (Tchéky Karyo) das Hotelzimmer des Gangsters, der sich dort die Wartezeit auf seinen Kontaktmann mit zwei Prostituierten vertreiben will. Als plötzlich eine der beiden Frauen mit einer Haarnadel auf den Drogenhändler einsticht, stürmen Jian und der Inspektor herbei, wobei Letzterer sich als der Kontaktmann des Gangsters zu erkennen gibt und diesen sowie die Prostituierte mit Jians Waffe erschießt, um seinem chinesischen Kollegen die Morde anzuhängen. Zufällig trifft der inzwischen untergetauchte Jian kurz darauf die zweite Prostituierte (Bridget Fonda) wieder, die sich während der Schießerei im Bad aufgehalten hatte und versucht gemeinsam mit ihr dem korrupten Inspektor das Handwerk zu legen…

              Das Geschehen zwischen den Kampfszenen in „Kiss of the Dragon“ besteht lediglich aus einzelnen Handlungsfragmenten, die wie notdürftig zusammengebastelt erscheinen, um der von zahlreichen Zufällen geprägten Geschichte einen halbwegs sinnvollen Rahmen zu geben und die Zeit bis zur nächsten Zurschaustellung fernöstlicher Kampfchoreografien irgendwie zu füllen. Wer ohnehin nur sehen möchte, wie Jet Li auf teils durchaus kreative Weise möglichst viele Gegner plattmacht, wird somit deutlich besser bedient werden als all jene, die sich auch in solch einem Film nach einer abwechslungsreichen und spannungsintensiven Story sehnen.

              So steht am Ende reduziertes Actionkino mit einigen virtuosen Martial-Arts Einlagen, das dank eines gut aufgelegten Hauptdarstellers für solide Unterhaltung sorgt, bei dem aber einzig die unerwartete Härte zu überraschen weiß.

              35
              • 4

                „Presidio“ unter der Regie von Peter Hyams (Unternehmen Capricorn, Das Relikt) ist ein reichlich dröger Militärthriller, der zwar einige schön eingefangene Impressionen von San Francisco bietet, dessen aus altbekannten Zutaten zusammengesetzte Geschichte aber nie richtig Fahrt aufnimmt.

                Zivilpolizist Jay Austin (Mark Harmon) wird damit beauftragt, den Mord an seiner ehemaligen Kollegin bei der Militärpolizei aufzuklären, die bei der Untersuchung eines Einbruchs im Offiziersclub des Stützpunktes ‚Presidio‘ erschossen wurde. Für die Ermittlungen wird ihm der Lt. Colonel Caldwell (Sean Connery) zur Seite gestellt, gegen den Austin seit einem Vorfall aus seiner Militärzeit eine tiefe Abneigung hegt. Verkompliziert wird das Verhältnis des ungleichen Ermittlerduos zudem dadurch, dass Austin mit Caldwells Tochter Donna (Meg Ryan) anbandelt…

                Hyams Film startet mit einer temporeichen Verfolgungsjagd, die für lange Zeit das einzige kleine Actionhighlight in der ansonsten recht gemächlich vor sich hin plätschernden Geschichte liefert. Statt nämlich die Jagd nach dem Mörder zügig voranzutreiben, konzentriert sich „Presidio“ zunächst fast ausschließlich auf die Lovestory zwischen Austin und Donna sowie die damit einhergehenden Konflikte mit Donnas Vater. Entsprechend bekommt der Zuschauer sehr viel Liebesgeplänkel zu sehen, während der Krimiplot weitgehend in den Hintergrund tritt. Da es dem Nebenhandlungsstrang jedoch an Romantik und tiefergehenden Emotionen mangelt und die letztendliche Auflösung des Mordfalls recht banal daherkommt, ergibt sich eine unausgegorene Mischung, die weder als Liebesdrama noch als Thriller überzeugen kann.

                Unter den Darstellern vermag derweil hauptsächlich Sean Connery als grantiger Colonel Akzente zu setzen, während Mark Harmon eine allenfalls routinierte Performance abliefert und Meg Ryan wenig Gelegenheit zum Glänzen bekommt. Als äußerst unpassend erweisen sich zudem die Bemühungen, den Film an das damals so populäre Buddy-Genre anzupassen, wollen doch weder die markigen Oneliner noch der alberne Daumenkampf, den Connerys Charakter bei einer Kneipenschlägerei hinlegt, zu der ansonsten ernsten Grundstimmung von „Presidio“ passen.

                33
                • 6 .5

                  Der von Edward Zwick (Last Samurai, Blood Diamond) inszenierte "Legenden der Leidenschaft" ist ein wahrer Schmachtfetzen epischen Ausmaßes, der mit herrlichen Landschaftsaufnahmen sowie einer sich über mehrere Jahrzehnte erstreckenden Geschichte auftrumpft und Hauptdarsteller Brad Pitt endgültig als Schauspielstar und Sexsymbol etablierte.

                  Colonel Ludlow (Anthony Hopkins) lebt mit seinen drei Söhnen Alfred (Aidan Quinn), Tristan (Brad Pitt) und Samuel (Henry Thomas) auf einer einsam gelegenen Ranch in Montana. Während der pflichtbewusste Alfred noch seinen Platz im Leben sucht und der abenteuerlustige Tristan durch die Natur streift, besucht Nesthäkchen Samuel die Universität, wo er die hübsche Susannah (Julia Ormond) kennenlernt und sich mit ihr verlobt. Als Samuel seine Verlobte mit nach Hause bringt, verlieben sich auch seine beiden älteren Brüder augenblicklich in die junge Frau. Als dann jedoch der 1. Weltkrieg ausbricht, melden sich die drei Brüder freiwillig bei der kanadischen Armee, um gegen die Deutschen zu kämpfen...

                  Um "Legenden der Leidenschaft" in einem Satz zu beschreiben, braucht es nur das Bild des jungen Brad Pitt, der mit wehender Mähne auf das weite Land hinausblickt, während dazu der ebenso schöne wie aufdringliche Score von James Horner so richtig aufdreht. Subtile Zurückhaltung und feine Zwischentöne kennt Zwicks Melodram nicht, stattdessen wird hier dem puren Bombast gefrönt. Das ist jederzeit manipulativ und bisweilen gnadenlos kitschig, gleichzeitig aber auch sehr effektiv.

                  Immer dann, wenn "Legenden der Leidenschaft" kurz davor steht, endgültig im pathetischen Herzschmerzgerede zu ersaufen, bringt die an antike Tragödien erinnernde Geschichte ein neues belebendes Element ein. So gibt es hier neben all den Liebesverflechtungen auch den Kampf der Brüder an der Front, Auseinandersetzungen mit Regierungsbeamten zur Zeit der Prohibition sowie einige Indianermythen über Naturverbundenheit und Sinnsuche zu sehen. Erwähnenswert sind zudem die starken Leistungen der Castmitglieder, unter denen speziell Anthony Hopkins als alternder Kriegsveteran hervorsticht, der mit seinen an den Ureinwohnern verübten Gräueltaten hadert.

                  Wer sich somit nicht an der eher oberflächlichen Figurenzeichnung und den dick aufgetragenen Dialogen stört, bekommt mit Zwicks Film überlebensgroßes Gefühlskino in prächtigen Bildern geboten.

                  34
                  • 7

                    Mit „Mona Lisa“ schuf der Ire Neil Jordan (The Crying Game, Interview mit einem Vampir) ein stilvoll gefilmtes Milieudrama über zwei gesellschaftliche Außenseiter, das sich gegen Ende mehr und mehr zum Kriminalthriller entwickelt.

                    Der unbedarfte George (Bob Hoskins) wird nach Jahren aus dem Gefängnis entlassen und muss rasch feststellen, dass er an sein altes Sozialleben nicht mehr anknüpfen kann. Da kommt es ihm gelegen, dass sein früherer Chef, der Gangsterboss Mortwell (Michael Caine), einen Job für ihn hat. George soll die Edelprostituierte Simone (Cathy Tyson) zu ihren Kunden chauffieren und ihr gleichzeitig als Beschützer zur Seite stehen. Während der Autofahrten durch die verruchten Ecken Londons kommen sich der Ex-Häftling und die Prostituierte allmählich näher. Dann jedoch bittet Simone ihren Fahrer unerwartet um einen Gefallen…

                    „Mona Lisa“ ist ein facettenreicher Film, der zunächst wie die klassische Liebesgeschichte zweier verlorener Seelen anmutet, die nach und nach zueinander finden. Tatsächlich schlägt Jordans Werk jedoch alsbald andere Pfade ein und wandelt sich zeitweise zu einer noirartigen Detektivstory im Rotlichtmilieu. Getragen wird der Film dabei von einem stark aufspielenden Cast, dem in weiteren Rollen u.a. noch Zoë Nathenson (One Night Stand), Kate Hardie (Der Croupier) und Robbie Coltrane (Harry Potter-Reihe) angehören. Speziell Bob Hoskins weiß in der Rolle des einfach gestrickten Chauffeurs, der nach anfänglicher Ablehnung Gefühle für seinen Fahrgast entwickelt, zu begeistern und wurde für seine Performance auch mit einer Oscar-Nominierung bedacht.

                    Bemängeln lässt sich hingegen, dass die Londoner Unterwelt in Jordans Film ein wenig zu ästhetisch aussieht, was nicht ganz zu der düsteren Geschichte um Misshandlung und Drogensucht passen will. Andererseits sind die kunstvollen Bilder sehr schön anzusehen und da Simones Kunden ohnehin aus den finanziell besser gestellten Kreisen stammen und der Film somit nicht nur in Nachtclubs und auf dem Straßenstrich spielt, fällt dieser Aspekt auch nicht allzu sehr ins Gewicht.

                    So ist „Mona Lisa“ eine interessante Genremischung, die sowohl humorvolle wie auch melancholische Töne anschlägt und dabei neben der detaillierten Charakterzeichnung auch ein gewisses Maß an Thrill bietet.

                    35
                    • 6

                      „This is for Tupac!“

                      „Child’s Play“ unter der Regie von Lars Klevberg (Polaroid) ist ein zeitgemäßes Reboot des Kultslashers um die sprücheklopfende Mörderpuppe, welches dem Franchise dank einiger frischer Ideen neues Leben einhaucht.

                      Die alleinerziehende Karen (Aubrey Plaza) schenkt ihrem Sohn Andy (Gabriel Bateman) eine wegen diverser Fehlfunktionen reklamierte Hightech-Puppe, die sie heimlich von ihrer Arbeit im Kaufhaus hat mitgehen lassen. Die Puppe, die dank selbstlernender K.I. in der Lage ist, sich ganz den Wünschen ihres Besitzers anzupassen und sich selbst den Namen ‚Chucky‘ gibt, zeigt schon bald einige merkwürdige Verhaltensauffälligkeiten und wird zu einer echten Bedrohung für Andy und alle, die mit ihm in Kontakt treten…

                      Mit der konsequenten Neuausrichtung und dem gänzlich veränderten Design der Mörderpuppe wird Klevbergs Reboot zwar womöglich einige Fans der ersten Stunde verprellen, doch erweist sich der neue Ansatz schon bald als genau der richtige Weg, um Chucky erfolgreich ins 21. Jahrhundert zu holen. Die Ursprungsgeschichte des Originals, in der der Geist eines toten Serienkillers Besitz von der Puppe ergreift, fällt somit vollständig weg, und wird durch eine Szene mit einem vietnamesischen Fabrikarbeiter ersetzt, der aus Rache für die schlechten Arbeitsbedingungen sämtliche Sicherheitsschranken der Puppe entfernt und somit den Weg für den Amoklauf der K.I. ebnet.

                      „Child’s Play“ nimmt sich dabei ausreichend Zeit, um die Beziehung des jungen Außenseiters zu seinem neuen Puppenfreund zu etablieren, stellt den teils durchaus emotionalen Coming of Age-Aspekten aber auch eine gewisse Rotzigkeit und sehr viel Zynismus gegenüber. So hat Klevbergs Reboot vor allem in der ersten Hälfte mehr von einer Schwarzen Komödie als von einem Horrorfilm und sorgt so für einige derbe Pointen in Kombination mit diversen popkulturellen Anspielungen, die von „E.T. – Der Außerirdische“ (1982) bis hin zu „Texas Chainsaw Massacre 2“ (1986) reichen. Erst ab der Mitte kommen dann auch Slasherfans mehr auf ihre Kosten, wobei es die wenigen Tötungsszenarien durchaus in sich haben und einige Härten bereithalten.

                      Negativ ankreiden lässt sich Klevbergs Horrorkomödie derweil, dass einige Entscheidungen der Charaktere für den Zuschauer nicht wirklich nachvollziehbar sind. So fragt man sich zwangsläufig, warum Andy die diabolische Puppe nicht schon viel früher wegsperrt oder zerstört oder auch, warum seine Mutter sich bei Streitigkeiten stets auf die Seite ihres widerwärtigen Liebhabers (David Lewis) stellt. Zudem hätte der Film speziell im Finale ruhig noch mehr aufdrehen und auch die vielfältigen Möglichkeiten der K.I. noch etwas besser ausspielen können.

                      Doch auch so steht am Ende eine derb-spaßige Neuauflage, die für kurzweilige Unterhaltung sorgt.

                      33
                      • 6

                        Die große Ära der Katastrophenfilme, die in den 70ern mit Filmen wie „Die Höllenfahrt der Poseidon“ (1972) oder „Das China-Syndrom“ (1979) ihre Blütezeit erlebte und in den 90ern mit u.a. „Twister“ (1996) und „Armageddon“ (1998) ein Comeback feierte, ist längst vorüber, sodass Filme wie der von Ric Roman Waugh (Snitch, Shot Caller) inszenierte „Greenland“ heutzutage eine angenehme Abwechslung im Blockbusterbereich darstellen.

                        Die Beziehung des Bauingenieurs John Garrity (Gerard Butler) zu seiner Ehefrau Allison (Morena Baccarin) befindet sich in einer schweren Krise. Anlässlich des Geburtstages ihres gemeinsamen Sohnes Nathan (Roger Dale Floyd) rauft sich das Paar jedoch wieder zusammen, um die bevorstehende Feier zu organisieren. Unterdessen wird in den Nachrichten von einem großen Kometen berichtet, der ganz nah an der Erde vorbeifliegen und damit für ein eindrucksvolles Schauspiel am Himmel sorgen soll. Während John noch die Einkäufe für die Feier besorgt, erhält er jedoch eine sonderbare Nachricht von Homeland Security auf sein Handy, dass er mit seiner Familie auserwählt worden sei, Schutz in einem geheimen Bunker zu finden…

                        „Greenland“ bietet temporeiche Katastrophenaction, welche die Protagonisten permanent von einer Gefahrensituation in die nächste treibt und ihnen kaum eine Atempause gönnt. Die Handlung hangelt sich dabei an diversen Genreklischees entlang und hält auch so manche Ungereimtheit bereit, lässt dem Zuschauer aber selten genug Zeit, um näher über diese nachzudenken, ehe die Hauptfiguren schon wieder mit der nächsten Herausforderung konfrontiert werden. Anders als etwa die meisten Weltuntergangsspektakel von Roland Emmerich nimmt „Greenland“ weniger die globale Lage in den Blick, sondern fokussiert sich ganz auf die im Zentrum stehende Familie und ihre verzweifelten Versuche, dem Kometeneinschlag zu entkommen.

                        Regisseur Waugh geht dabei alles andere als subtil vor, sorgt aber für ebenso effektives wie unterhaltsames Popcorn-Kino, das auch bei den Emotionen die passenden Schalter zu drücken weiß und in seinen besten Momenten an den Spielberg-Meilenstein „Krieg der Welten“ (2005) erinnert. Für Minuspunkte sorgt derweil neben den teils schwachen Effekten, einigen deutlich zu dunkel geratenen Szenen und dem mitunter etwas überfordert wirkenden Kinderdarsteller Roger Dale Floyd insbesondere das eher misslungene Finale. Bis dahin liefert „Greenland“ allerdings spannungsgeladene Unterhaltung, die sich von den meisten modernen Blockbustern allein schon dadurch abhebt, dass sie sich selbst jederzeit ernst nimmt.

                        36
                        • 5 .5

                          "Der City Hai" ist ein simpel gestrickter Actionthriller unter der Regie von John Irvin (Die Hunde des Krieges, Zurück bleibt die Angst), der über keine sonderlich ausgefeilte Geschichte verfügt und auch einige Spannungsdurchhänger hat, letztlich aber solide Unterhaltung bietet.

                          Seit er wegen seines brutalen Vorgehens gegen einen Kindermörder seinen Dienst quittieren musste, arbeitet der ehemalige FBI-Agent Mark Kaminski (Arnold Schwarzenegger) als Sheriff in einem kleinen Provinznest. Unerwartet taucht sein früherer Vorgesetzter Harry Shannon (Darren McGavin) bei ihm auf und gibt Mark die Chance zur Rehabilitation. Dazu soll er seinem alten Chef dabei helfen, den Chicagoer Mafia-Paten Luigi Patrovita (Sam Wanamaker) dingfest zu machen, dessen Organisation Shannons Sohn auf dem Gewissen hat. Unter falschem Namen gelingt es Mark, sich in die Organisation einzuschleichen und das Vertrauen des Paten zu gewinnen...

                          Die Handlung von Irvins 80er Jahre-Actioner liefert keinerlei innovative Ideen oder besondere Überraschungen und lässt sich bereits früh in groben Zügen vorhersagen. Dafür hat "Der City Hai" jedoch immerhin einige recht gelungene Actionsequenzen vorzuweisen und kann dazu mit seinem gewohnt charismatisch agierenden Hauptdarsteller punkten.

                          Die Riege der Gegenspieler und Gesetzeshüter indes kann da nicht ganz mithalten, sodass man während des Films schonmal durcheinander kommen kann, wer denn hier nun Mafiaso, Polizist oder Staatsanwalt ist. Überhaupt hätte es Irvins Film gut getan, auf einige uninteressante Nebenfiguren zu verzichten und stattdessen die Geschichte schneller voranzutreiben, schleichen sich doch immer wieder einige Längen ein.

                          Wer allerdings einfach nur auf passable Actionkost mit ein paar Härten aus ist, kann mit "Der City Hai" durchaus einen spaßigen Abend verbringen.

                          28
                          • 5

                            Mit „Possessor“ versucht Regisseur Brandon Cronenberg (Infinity Pool) in die Fußstapfen seines berühmten Vaters zu treten und legt einen mit brutalen Gewaltspitzen versehenen SciFi-Horrorfilm vor, der das Potenzial seiner sehr vielversprechenden Prämisse jedoch nicht auszuschöpfen versteht.

                            Die für ein ominöses Unternehmen arbeitende Auftragskillerin Tasya Vos (Andrea Riseborough) nutzt eine neuartige Hirnimplantat-Technologie, um ihr Bewusstsein in die Körper anderer Menschen zu pflanzen und so unliebsame Konkurrenten ihres Arbeitgebers auszuschalten. Tasyas neuester Auftrag lautet, den IT-Unternehmer John Parse (Sean Bean) und dessen Tochter Ava (Tuppence Middleton) zu ermorden, wozu sie sich des Bewusstseins von Avas Freund Colin (Christopher Abbott) bemächtigen muss. Als dieser jedoch damit beginnt, sich gegen die Übernahme seines Verstandes zu wehren, droht der Auftrag in einem Fiasko zu enden…

                            „Possessor“ greift zahlreiche Themen und Motive auf, die auch für das Werk von Cronenberg senior zentral sind, wozu etwa die Deformation und der Verfall des menschlichen Körpers, die Auswirkungen moderner Technologien sowie die zunehmende Verrohung der Gesellschaft gehören. Mehr als interessante Ansätze bietet der Film jedoch lange Zeit über nicht, was auch dem extrem langsamen Erzähltempo geschuldet ist, welches „Possessor“ bisweilen zur echten Geduldsprobe werden lässt. Da zudem auch die Charaktere allesamt relativ blass bleiben, fehlt es dem Film an emotionalen Ankerpunkten, an denen man sich als Zuschauer festhalten könnte.

                            Handwerklich indes lässt sich Cronenbergs SciFi-Horror wenig vorwerfen, obgleich die eleganten Bilder und das futuristisch angehauchte Setdesign nicht ganz zu einer Geschichte passen wollen, die derart auf Körperlichkeit ausgerichtet ist. So fühlt sich „Possessor“ letztlich zu glatt und steril an, um sein Publikum verstören zu können und schleppt sich auf recht träge Art und Weise seinem Ende entgegen.

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                              über Crash

                              Mit dem auf James Graham Ballards gleichnamigen Roman basierenden „Crash“ schuf David Cronenberg (Die Fliege, A History of Violence) ein sehr eigenwilliges, in monochrome Bilder gehülltes Werk über Fetische, innere Leere und Todessehnsucht, in dem das Auto zum Lustobjekt und Verkehrsunfälle zum erregenden Kick werden.

                              Der Werbefilmproduzent James Ballard (James Spader) und seine Frau Catherine (Deborah Kara Unger) führen eine offene Beziehung und haben beide außereheliche Affären. Eines Abends wird James in einen schweren Autounfall verwickelt, bei dem sein Bein zerschmettert wird. Im Krankenhaus trifft er auf Helen (Holly Hunter), die Beifahrerin des anderen Unfallwagens, die wie er sexuelles Vergnügen aus der Betrachtung von Unfällen zieht. Durch Helen lernt James eine Gruppe von Gleichgesinnten um den undurchsichtigen Vaughan (Elias Koteas) kennen, welcher mit Vorliebe die Unfälle prominenter Persönlichkeiten nachstellt…

                              „Crash“ ist ein recht sperriger und schwer zugänglicher Film, der zur Zeit seiner Veröffentlichung einen Skandal auslöste und die Karrieren der beteiligten Castmitglieder ins Stocken geraten ließ. Die Darstellung einer sich an der Grenze zur Illegalität bewegenden Untergrundgruppe weckt dabei zuweilen Assoziationen zu „Fight Club“ (1999), kommt jedoch im direkten Vergleich deutlich unterkühlter daher. Trotz zahlreicher Sexszenen versprüht Cronenbergs Film nämlich nahezu keinerlei Erotik, bleibt der Zuschauer doch stets auf Distanz zu den Figuren und ihren ungewöhnlichen Neigungen.

                              Zudem bleibt auch die Dramaturgie auf ein Minimum reduziert, sodass sich „Crash“ gängigen Erzählkonventionen weitgehend verweigert und damit viele Zuschauer abschrecken dürfte. Zugleich geht von den triebgesteuerten Handlungen der Protagonisten jedoch auch eine gewisse Faszination aus – wie bei einem Autounfall, bei dem man nicht wegsehen kann.

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                                Kenduskeag 19.04.2023, 15:02 Geändert 19.04.2023, 15:03

                                Der fünfte Aufguss des „Halloween“-Franchises gehört zu den kuriosesten Einträgen innerhalb der Reihe und lässt die Qualitäten der besseren Teile weitgehend vermissen.

                                Jamie (Danielle Harris) wird seit ihrer grauenvollen Begegnung mit Michael Myers (Don Shanks) im Kinderkrankenhaus von Haddonfield behandelt. Der Serienmörder hat den Sturz in den Schacht sowie die anschließende Explosion überlebt und kehrt in die Kleinstadt zurück, um seine Nichte zu finden und umzubringen. Dr. Loomis (Donald Pleasence) erkennt derweil die übernatürliche Verbindung zwischen Jamie und Michael und will sie nutzen, um den Killer endgültig unschädlich zu machen…

                                „Halloween 5“ ist ein extrem generischer und mit vielen abstrusen Ideen versehener Slasher, der als Mittelteil der als Trilogie konzipierten Teile 4-6 angelegt ist und als eigenständiges Werk dementsprechend kaum funktioniert. Statt an das durchaus mutige und vielversprechende Ende des Vorgängers anzuknüpfen, feiert Michael Myers hier jedoch abermals seine Auferstehung, sodass der Film alsbald den ausgetretenen Pfaden der Reihe folgt und den Killer auf arglose Teenager loslässt. Der größte Unterschied zu den Vorgängern besteht derweil darin, dass Michael offenbar inzwischen seine Führerscheinprüfung absolviert hat und nun bevorzugt mit dem Auto bei seinen Opfern vorfährt.

                                Trotz einiger harter Mordsequenzen und einer recht starken Performance der jungen Hauptdarstellerin kommt so nur selten Spannung auf, bewegt sich das Geschehen doch die meiste Zeit über zwischen eintönig und unfreiwillig komisch. Und auch die gedeckten Herbstfarben des Originals sind inzwischen einer 80er Jahre Optik gewichen, die besser zum „Nightmare on Elm Street“-Franchise gepasst hätte.

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                                  Basierend auf Peter Morgans Theaterstück schuf Allrounder Ron Howard (Apollo 13, Rush) mit "Frost/Nixon" einen teils kammerspielartigen Politthriller über das wohl berühmteste Interview der US-Geschichte, welcher auf packende Art und Weise die Wirkungsmacht der TV-Bilder offenbart und dabei mit hervorragenden Darstellerleistungen aufwartet.

                                  Seit seine Sendung im US-Fernsehen abgesetzt wurde, befindet sich der Stern des britischen Moderators David Frost (Michael Sheen) im Sinkflug. Ein ebenso prestigeträchtiges wie finanziell lukratives Comeback erhofft er sich durch eine Interview-Reihe mit dem ehemaligen Präsidenten Richard Nixon (Frank Langella), welcher im Zuge der Watergate-Affäre von seinem Amt zurückgetreten ist und der sich seither weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Als Nixon nach längerem Zögern schließlich zusagt, muss Frost sehr bald feststellen, dass sein Gegenüber ein äußerst versierter Rhetoriker ist, der das Interview statt für ein Schuldeingeständnis vielmehr als Bühne für seine erneute Kandidatur als Präsident zu nutzen weiß...

                                  Um dem verbalen Schlagabtausch zwischen Moderator und Ex-Präsident folgen zu können, ist kein besonderes Vorwissen über den Watergate-Skandal von Nöten, beschäftigt sich Howards Film doch vielmehr mit den Mechanismen der Medienlandschaft und dem taktischen Kalkül eines solchen TV-Duells statt sich eingehender mit politischen Inhalten zu befassen. Entsprechend hat "Frost/Nixon" mitunter etwas von einem Western, bei dem sich zwei Revolverhelden mit geladenen Waffen zum Showdown gegenüberstehen.

                                  Getragen wird Howards Thriller dabei von seinen zur Höchstform auflaufenden Hauptdarstellern, welche ihre jeweiligen Rollen auch schon in dem zugrundeliegenden Theaterstück verkörperten. Angesichts dieser Fokussierung auf das zentrale Duell fallen die Nebenrollen vergleichsweise unbedeutend aus, obgleich diese mit u.a. Rebecca Hall (The Town), Sam Rockwell (The Green Mile) und Kevin Bacon (Mystic River) ebenfalls stark besetzt sind.

                                  Als wenig gewinnbringend erweisen sich derweil die eingeschobenen Kommentare im Doku-Stil, welche im Grunde nur noch einmal ausformulieren, was der Zuschauer ohnehin zu sehen bekommt und die man zugunsten einer noch strafferen Inszenierung ruhig hätte weglassen können. An einigen Stellen fällt zudem auf, dass ein brillanter Kameramann womöglich noch mehr aus dem Rededuell hätte herauskitzeln können, lässt sich die Arbeit von Howards Stammkraft Salvatore Torino doch lediglich als routiniert bezeichnen. Doch auch so steht am Ende ein fesselndes Filmvergnügen über ein absolutes Highlight amerikanischer TV-Historie.

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                                    Mit „Hitcher, der Highway Killer“ feierte Robert Harmon (Ohne Ausweg, Der Untergang der Cosa Nostra) ein erfolgreiches Langfilmdebüt und schuf zugleich einen populären Vertreter des Terrorkinos, welcher durch atmosphärische Bilder der kalifornischen Wüstenlandschaft sowie einen enorm diabolischen Antagonisten besticht.

                                    Der Jugendliche Jim Halsey (C. Thomas Howell) hat den Auftrag angenommen, einen Wagen von Chicago nach San Diego zu überführen. Da es in Strömen regnet, entschließt er sich entgegen seiner Gewohnheit, den Anhalter John Ryder (Rutger Hauer) mitzunehmen. Dieser entpuppt sich rasch als psychopathischer Serienmörder, der sich auf dem Highway neue Opfer sucht. Als es Jim gelingt, den Killer vorläufig loszuwerden, setzt dieser alles daran, ihm seine Taten in die Schuhe zu schieben. Einzig die Kellnerin Nash (Jennifer Jason Leigh) scheint Jims Schilderungen über den Highway Killer zu glauben…

                                    Was zunächst wie ein Slasher anmutet, ist tatsächlich vielmehr die Geschichte eines zu Unrecht Verfolgten, der die Polizei von seiner Unschuld überzeugen muss. Entsprechend setzt Harmons Film mehr auf wilde Verfolgungsjagden und spektakuläre Stunts statt auf blutrünstige Schockeffekte und explizite Gewaltdarstellungen. Auch der titelgebende Highway Killer hat dabei gar nicht so viel Screentime, wie man zunächst vermuten könnte, doch gewinnt der Film immer dann an Spannung und Intensität, wenn er wieder einmal auf der Bildfläche erscheint.

                                    Die Phasen hingegen, in denen Jims Auseinandersetzungen mit der Polizei im Vordergrund stehen, sind deutlich weniger packend, was auch der Tatsache geschuldet ist, dass das Verhalten der Beamten die meiste Zeit über sehr naiv und unglaubwürdig wirkt. Überhaupt scheint sich der Film nicht so recht entscheiden zu können, ob er nun ein realistischer Thriller oder doch eher eine mit übernatürlichen Elementen versehene Mysterygeschichte sein will. Besonders deutlich wird dies anhand des Antagonisten, der anfangs noch wie ein gewöhnlicher Psychopath daherkommt, später jedoch geradezu übermenschliche Fähigkeiten entwickelt und immer wieder scheinbar aus dem Nichts auftaucht.

                                    Wer die Logik des Geschehens nicht allzu sehr hinterfragt, bekommt somit einen leicht psychedelisch angehauchten Terrortrip geboten, in dem Rutger Hauer seine ganze schauspielerische Klasse unter Beweis stellen darf.

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                                      Der im Stile eines modernen Märchens inszenierte "Wo die wilden Menschen jagen" unter der Regie des Neuseeländers Taika Waititi (5 Zimmer Küche Sarg, Jojo Rabbit) ist eine amüsante Abenteuerkomödie, die zwar keine sonderlich innovative Geschichte erzählt, dafür aber mit visuellem Einfallsreichtum sowie einem gut aufgelegten Cast punktet.

                                      Der junge Ricky Baker (Julian Dennison) ist alles andere als begeistert, als die für ihn zuständige Sozialarbeiterin (Rachel House) ihm seine neuen Pflegeeltern vorstellt, die auf einer abgelegenen Farm auf der neuseeländischen Nordinsel wohnen. Nur widerwillig akzeptiert er seine gluckenhafte Pflegemutter Bella (Rima Te Wiata) und ihren mürrischen Ehemann Hector (Sam Neill). Als Bella jedoch überraschend verstirbt, müssen sich der eigenbrötlerische Hobbyjäger und der bereits mehrfach straffällig gewordene Jugendliche zusammenraufen, um den Fängen der Kinderfürsorge zu entkommen...

                                      Mit seiner fantasievollen Fluchtgeschichte erinnert Waititis Werk an Filme wie "Moonrise Kingdom" (2012), wirkt aber im Vergleich weniger detailreich und ganz auf die beiden Hauptfiguren konzentriert. Obwohl sich schon früh abzeichnet, wohin die Reise für den alten Griesgram und den jungen Möchtegern-Gangster letztlich gehen wird, weiß ihre Flucht durch den neuseeländischen Busch dank einiger skurriler Ideen, vielen witzigen Filmzitaten sowie einer Prise Action doch durchgängig zu unterhalten. Wirklich herzerwärmend wird es allerdings nur selten, ist Waititis Film doch hierfür zu sehr auf schrägen Humor ausgerichtet, was besonders in der Beerdigungsszene deutlich wird, in welcher der Regisseur selbst einen ulkigen Cameo Auftritt hat.

                                      Wer sich jedoch an den farbenfrohen Bildern und der stimmigen Chemie zwischen den zwei Hauptcharakteren erfreuen kann, bekommt ein charmantes Abenteuer geboten, das trotz aller Vorhersehbarkeit für gute Laune sorgt.

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                                        „10 Cloverfield Lane“ unter der Regie von Dan Trachtenberg (Prey) knüpft dem Namen nach an J.J. Abrams Found-Footage Katastrophenfilm an, hat mit diesem inhaltlich jedoch nur sehr wenig gemein und versteht sich vielmehr als kammerspielartiger Psychothriller.

                                        Nach einem schweren Autounfall erwacht Michelle (Mary Elizabeth Winstead) angekettet in einer verriegelten Zelle. Schon bald wird sie von dem ehemaligen Satellitentechniker Howard (John Goodman) begrüßt, der ihr erklärt, dass er sie aus dem Autowrack gerettet und in einen unterirdischen Bunker gebracht habe, da die Erde in Folge eines mysteriösen Angriffs unbewohnbar geworden sei. Michelle schenkt Howards Worten zunächst keinen Glauben und vermutet stattdessen, dass der korpulente Mann sie entführt habe. Als sie allerdings den sich ebenfalls im Bunker befindlichen Emmett (John Gallagher jr.) kennenlernt und dieser Howards Ausführungen bestätigt, kommen der jungen Frau erste Zweifel, ob eine Flucht aus der unterirdischen Anlage womöglich doch keine so gute Idee darstellt…

                                        Trachtenbergs Psychothriller lebt in erster Linie von seiner vielversprechenden Prämisse und den guten Leistungen der drei Hauptdarsteller. Insbesondere John Goodman liefert als Verschwörungstheoretiker eine starke Performance ab, erscheint sein Charakter doch wie ein schlummernder Vulkan, der jederzeit dazu imstande scheint, auszubrechen. Leider weiß „10 Cloverfield Lane“ mit diesen guten Ansätzen jedoch nicht allzu viel anzufangen, sodass die Spannung immer weiter abnimmt, je mehr man als Zuschauer über die Vorgänge im Bunker und auf der Erdoberfläche erfährt.

                                        Erschwerend hinzu kommt, dass die Handlung an vielen Stellen arg konstruiert wirkt und auch die Entscheidungen der einzelnen Figuren nicht immer nachvollziehbar sind. Als besonders verwunderlich erscheint in diesem Zusammenhang, dass die Protagonistin nicht viel mehr Fragen über den angeblichen Angriff und die Vergangenheit ihrer neuen Mitbewohner stellt und viele Dinge einfach als gegeben akzeptiert.

                                        Als größtes Manko des Films erweist sich schließlich das platte Finale, welches allzu offensichtlich auf eine Fortsetzung schielt und kaum eines der zuvor aufgeworfenen Mysterien beantwortet. So ist es letztlich der enormen Präsenz John Goodmans zu verdanken, dass sich „10 Cloverfield Lane“ trotz aller Schwächen doch noch ins Mittelmaß rettet.

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                                          Nur ein Jahr nach „Eine Frage der Ehre“ schlüpfte Tom Cruise für den von Sydney Pollack (Die drei Tage des Condor, Tootsie) inszenierten „Die Firma“ abermals in die Rolle eines Junganwalts, der mit der Macht des Gesetzes gegen dubiose Machenschaften ankämpft. Zugleich bildete der packende Verschwörungsthriller auch den Auftakt für eine ganze Reihe von John Grisham Verfilmungen, die in den 90ern Hochkonjunktur hatten.

                                          Jurastudent Mitch McDeere (Tom Cruise) sieht sich am Ziel seiner Träume, als er ein enorm lukratives Jobangebot einer renommierten Anwaltskanzlei mit Sitz in Memphis erhält, die sich allem Anschein nach sehr um ein familiäres Arbeitsklima und das persönliche Wohlergehen ihrer Mitarbeiter bemüht. Um das bevorstehende Juraexamen zu bestehen, erhält Mitch zudem mit dem erfahrenen Avery Tolar (Gene Hackman) einen eigenen Mentor zur Seite gestellt, der ihm hilft, sich in seine neue Anwaltstätigkeit einzuarbeiten. Mitchs Frau Abby (Jeanne Tripplehorn) begegnet den teils sehr persönlichen Fragen der Arbeitgeber ihres Mannes zwar mit Skepsis, ist aber zunächst ebenso begeistert von ihrem neuen Leben in Luxus. Als dann jedoch zwei Kollegen von Mitch bei einem mysteriösen Bootsunglück zu Tode kommen, regen sich in dem Junganwalt erste Zweifel, ob in der Kanzlei womöglich doch nicht alles mit rechten Dingen zugeht…

                                          „Die Firma“ bietet trotz der stolzen Laufzeit von rund 150 Min. durchgängig unterhaltsame Thrillerkost, die durch eine recht abwechslungsreiche Geschichte, ein edles Setdesign sowie eine gut aufgelegte Starriege besticht, der u.a. noch Holly Hunter (Das Piano), Hal Holbrook (The Fog) und Ed Harris (Apollo 13) angehören.
                                          Trotz der ernsten Thematik bewahrt sich Pollacks Film zudem einen heiteren und schwungvollen Tonfall, was neben Strahlemann Cruise und den teils sehr witzigen Wortgefechten vor allem auch dem jazzigen Soundtrack geschuldet ist. Auf diese Weise grenzt sich der Film deutlich von den düsteren Paranoia-Thrillern der 70er ab, durch die der in einer sehr ambivalenten Nebenrolle agierende Gene Hackman einst berühmt wurde. Darüber hinaus enthält Pollacks Thriller im letzten Drittel auch ein paar dynamisch in Szene gesetzte Actionsequenzen, die dem Katz-und-Maus-Spiel zusätzlich Würze verleihen.

                                          Angesichts dieser Vorzüge lässt sich leicht darüber hinwegsehen, dass der Zuschauer dem Protagonisten speziell in der Anfangsphase gedanklich schon ein paar Schritte voraus ist und sehr viel schneller als dieser bemerkt, dass sein Arbeitgeber ein falsches Spiel treibt.

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                                          • 6 .5

                                            Der von Scott Cooper (Crazy Heart, Feinde – Hostiles) inszenierte „Auge um Auge“ ist eine starbesetzte, mit einigen Gewaltspitzen versehene Milieustudie über die amerikanische Arbeiterklasse, die gegen Ende immer mehr Züge eines Thrillers annimmt und dabei durch starke Schauspielleistungen und eine ansprechende Bildästhetik zu gefallen weiß.

                                            Russell Baze (Christian Bale) verdient sich seinen Lebensunterhalt im örtlichen Stahlwerk und kümmert sich zudem mit seinem Bruder Rodney (Casey Affleck), der aus dem Irakkrieg heimgekehrt ist, um den schwerkranken Vater (Bingo O’Malley). Nachdem er in alkoholisiertem Zustand in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt wird, muss Russell eine längere Haftstrafe antreten. Unterdessen lässt sich sein verschuldeter Bruder auf illegale Straßenkämpfe ein und kommt dabei dem brutalen Hillbilly Harlan DeGroat (Woody Harrelson) in die Quere…

                                            „Auge um Auge“ ist kein Film der großen Überraschungen. Schon früh kann sich der Zuschauer ausmalen, worauf die simple Rachegeschichte wahrscheinlich hinauslaufen wird. Der Weg dorthin gestaltet sich trotz des sehr gemächlichen Erzähltempos inklusive vieler langer Kameraeinstellungen jedoch durchaus packend und intensiv, was vor allem dem nuancierten Spiel der Castmitglieder zu verdanken ist, zu denen in weiteren Rollen u.a. noch Zoë Saldana (Avatar), Forest Whitaker (The Crying Game) und Willem Dafoe (Platoon) zählen. Auch weiß Coopers Film den rauen Charme und das entbehrungsreiche Leben der Arbeiterklasse so einzufangen, dass sich „Auge um Auge“ nicht nach einer bloßen Aneinanderreihung von Klischees anfühlt, auch wenn speziell die Darstellung der gewaltbereiten Hügelbewohner längst nicht so differenziert ausfällt wie die der hart arbeitenden Stadtmenschen und sie in erster Linie als klassisches Feindbild herhalten müssen.

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                                            • 4 .5

                                              Der deutsche Titel ist wieder einmal bloße Täuschung – „Die toten Augen des Dr. Dracula“ unter der Regie von Genreexperte Mario Bava (Blutige Seide, Baron Blood) hat nichts mit dem legendären Vampirfürsten zu tun, sondern erzählt eine klassische Geistergeschichte mit Gothic-Elementen.

                                              Der Gerichtsmediziner Paul Eswai (Giacomo Rossi-Stuart) wird in ein kleines Dorf in den Karpaten gerufen, in dem eine Serie von Todesfällen im Gange ist. Während sich die meisten Dorfbewohner ihm gegenüber abweisend verhalten, erfährt er von der jungen Medizinstudentin Monica (Erika Blanc) von einem mysteriösen Fluch, der angeblich auf dem Ort lastet und dessen Ursprung in der Villa Graps zu finden ist…

                                              „Die toten Augen des Dr. Dracula“ lebt von seiner altmodischen Gruselatmosphäre inklusive stilvoller Kameraarbeit und farbig ausgeleuchteter Kulissen – eine Kombination, die durchaus faszinierende Bilder heraufzubeschwören weiß. Die Erzählung jedoch benötigt sehr lange, um in Fahrt zu kommen, sodass die erste Filmhälfte extrem dröge und ereignisarm verläuft. Sobald sich das Geschehen mehr und mehr in die alte Villa verlagert, gewinnt Bavas Horrorwerk zwar ein wenig an Dynamik, gestaltet sich aber weiterhin vorhersehbar und eindimensional, sodass nur in seltenen Einzelmomenten Spannung aufkommt.

                                              Als weiterer Malus erweisen sich zudem die wenig interessanten Charaktere. Speziell der von Rossi-Stuart verkörperte Protagonist entpuppt sich als regelrechtes Paradebeispiel für einen Hauptcharakter, dessen Dasein keinerlei Relevanz für den Fortgang der Geschichte hat und der dementsprechend vollkommen blass und austauschbar wirkt.

                                              So bleibt abseits der von dichten Nebelschwaden, dunklen Seitengassen und langen Schlosskorridore dominierten Bilder nicht sehr viel übrig, was Bavas Oldschool-Grusler empfehlenswert macht.

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                                                Selbst wer „Der dritte Mann“ nie gesehen hat, dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit die berühmten Zither-Klänge von Anton Karas kennen, die den von Carol Reed (Kleines Herz in Not, Oliver!) inszenierten Noir-Klassiker musikalisch untermalen, entwickelte sich die Single doch zu einem wahren Chartstürmer und gilt bis heute als eines der meistverkauften Instrumentalstücke, von dem inzwischen weit über 50 Coverversionen existieren.

                                                Nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist Wien in vier Besatzungszonen unterteilt. Ein fünfter Sektor unterliegt der gemeinsamen Verwaltung der Hauptsiegermächte. Der amerikanische Autor Holly Martins (Joseph Cotten) kommt in jenes Zentrum dieser sich im Wiederaufbau befindliche Stadt, um ein Jobangebot seines Jugendfreundes Harry Lime anzunehmen, muss zu seiner Bestürzung jedoch feststellen, dass Harry kurz zuvor bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Darüber hinaus erfährt er vom zuständigen Ermittler Calloway (Trevor Howard), dass sein Freund offenbar in dubiose Machenschaften verstrickt war. Martins beginnt daraufhin, auf eigene Faust zu recherchieren und trifft dabei die Theaterschauspielerin Anna Schmidt (Alida Valli), mit der der Verstorbene ein Verhältnis hatte. Gemeinsam kommen sie einem dunklen Geheimnis auf die Spur…

                                                Reeds Noir-Thriller hebt sich vor allem durch seinen stilvoll in Szene gesetzten Schauplatz von vergleichbaren Produktionen ab, erzeugt das dunkle Wien der Nachkriegszeit mit seinen zerstörten Häuserfassaden, dem feuchten Kopfsteinpflaster und der weitläufigen Kanalisation doch eine ganz eigene, sonderbare Atmosphäre. Zudem punktet der Film mit seinen ungewöhnlichen Kameraeinstellungen, die sich am Deutschen Expressionismus der 20er Jahre orientieren sowie den ausgezeichneten Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Bernard Lee (James Bond-Reihe), Paul Hörbiger (Die Deutschmeister) und natürlich Orson Welles (Citizen Kane) zählen.

                                                Die Story selbst hingegen folgt in weiten Teilen altbekannten Krimimustern und verzichtet auf einen politischen Subtext. So besteht die erste Hälfte des Films größtenteils aus Befragungen der Unfallzeugen, ehe es im Mittelteil zu einer überraschenden Wendung kommt und das Geschehen sich von nun an deutlich fesselnder gestaltet. Als absolutes Highlight des Films erweist sich schließlich das hervorragende Finale, welches mit seiner enormen Spannungsintensität auch heute noch zu begeistern weiß und über die etwas schleppende Anfangsphase hinwegsehen lässt.

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                                                  Dem ungeschriebenen Gesetz der Filmbranche nach muss auf einen Kassenschlager auch immer eine Fortsetzung folgen und so durfte das Publikum nur zwei Jahre nach Erscheinen des Originals mit dem von Ted Post (Hängt ihn höher, Dirty Harry 2) inszenierten Nachfolger abermals eine Reise zum Planet der Affen antreten.

                                                  Der Astronaut Brent (James Franciscus) überlebt als einziges Besatzungsmitglied die Bruchlandung seines Raumschiffs auf einem ihm unbekannten Planeten. Dort trifft er auf die stumme Nova (Linda Harrison), die die Erkennungsmarke des als verschollen geltenden Taylor (Charlton Heston) um den Hals trägt und die Brent zur Stadt der Affen führt, wo Gorilla-General Ursus (James Gregory) seine Eroberungspläne vorantreibt, um auch die letzten verbliebenen Menschen aufzuspüren und zu töten. Brent gelingt es zunächst, dem Zugriff der Gorillas zu entkommen, macht dann aber in der sogenannten 'Verbotenen Zone' eine furchteinflößende Entdeckung...

                                                  "Rückkehr zum Planet der Affen" knüpft nahtlos an den Vorgänger an und wiederholt zu Beginn sogar noch einmal dessen Endsequenz. Die anschließende Einführung des neuen Protagonisten, die wohl nur nötig wurde, weil Charlton Heston keine Lust mehr auf die Hauptrolle hatte, vollzieht sich zunächst recht ungelenk. Sobald Brent und Nova aber in der Affenstadt ankommen, gewinnt der Film an Spannung und Dynamik.

                                                  Deutlich mehr als sein Vorgänger setzt der zweite Teil fortan auf Verfolgungsjagden und Zweikämpfe, was die Fortsetzung zwar einerseits actionreicher, in Ermangelung tiefgreifender Dialoge aber auch wesentlich weniger gehaltvoll erscheinen lässt. Dafür punktet der SciFi-Streifen jedoch mit einem recht hohen Erzähltempo und bleibt auch dank der knappen Laufzeit angenehm kurzweilig.

                                                  Nachfolgend SPOILER:

                                                  Die späteren Entwicklungen rund um die im Untergrund lebenden Mutanten erscheinen auf den ersten Blick extrem grotesk, fügen sich mit ihrer religionskritischen Botschaft aber dennoch recht gut in das Franchise ein. So haben die Vorgänge rund um die an moderne Sekten und ihren Drang zur (Selbst-)Tötung erinnernde Gemeinschaft ebenso ihren Reiz wie die Vorstellung eines Gottes in Form einer Atombombe und somit der Anbetung der totalen Vernichtung.

                                                  Auch aufgrund der teils sehr schwachen Effektarbeit reicht der zweite Teil der Affensaga letztlich nicht an das grandiose Original heran, gewährt aber zumindest neue Einblicke in die postapokalyptische Welt und steuert mit bemerkenswerter Konsequenz auf sein radikales Finale zu.

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                                                    Während die Reise zum Mond längst erfolgreich angetreten wurde und eine Weltumrundung in weniger als 80 Tagen heutzutage für jedermann mit dem nötigen Kleingeld möglich ist, gilt eine Reise zum Erdkern immer noch als Utopie, weshalb auch von der Verfilmung der fantastischen Jules Verne Erzählung immer noch eine gewisse Faszination ausgeht.

                                                    Schottland 1880: Der Geologie-Professor Oliver Lindenbrook (James Mason) erhält von seinem Studenten Alec (Pat Boone) einen ungewöhnlich schweren Lava-Brocken geschenkt. Bei dessen Untersuchung stößt der Professor auf eine versteckte Nachricht eines isländischen Forschers, der dreihundert Jahre zuvor zu einer Expedition zum Mittelpunkt der Erde aufbrach, von dieser jedoch nie zurückkehrte. Den Hinweisen des Gelehrten folgend, machen sich Lindenbrook und sein Student auf nach Island, wo sie in einem erloschenen Vulkan den Zugang ins Erdinnere vermuten. Unterstützt werden sie dabei von Carla Goetaborg (Arlene Dahl), der Witwe eines Kollegen Lindenbrooks, sowie dem Isländer Hans (Peter Ronson) und seiner klugen Ente...

                                                    Die von Henry Levin (Der Bandit und die Königin, Unser Mann in Rio) inszenierte Romanverfilmung punktet mit sehr viel nostalgischem Charme und einer zeitlos spannenden Geschichte, die mit den damaligen Möglichkeiten der Tricktechnik aufgemotzt wurde und nach wie vor für gelungene Abenteuerunterhaltung sorgt. Trotz einiger Gefahrensituationen, die die Forschergruppe im Laufe der Reise zu bewältigen hat, bleibt der Tonfall des Films stets vergnüglich, sodass "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" auch für ein junges Publikum bestens geeignet ist.

                                                    Bis Lindenbrook und seine Gefährten allerdings in den Vulkan steigen, dauert es eine ganze Weile, befasst sich der Film doch zunächst u.a. mit der Verlobung von Alec und seiner Freundin Jenny (Diane Baker) sowie dem Mord an Prof. Goetaborg (Ivan Triesault) durch einen Nachfahren des isländischen Forschers (Thayer David). Während diese kleinen Nebenhandlungen zu gefallen wissen, fällt lediglich Lindenbrooks misogyner Charakter negativ auf, kritisiert er doch fortwährend die einzige Frau auf der Expedition, was wiederum zu einigen Diskussionen führt. Ein wenig schade ist auch, dass nur so wenige fantastische Kreaturen im Film auftauchen, hätte Vernes Vorlage in dieser Hinsicht doch noch sehr viel Potenzial geboten.

                                                    Ungeachtet dieser Mängel bereitet die Expedition zum Erdmittelpunkt aber immer noch sehr viel Vergnügen und weiß dabei die Fantasie des Zuschauers zu beflügeln.

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