Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

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    Der von Joseph Zito (Missing in Action, Red Scorpion) inszenierte „The Prowler“ ist ein harter und kompromissloser Slasher, der ein Kriegstrauma und eine verlorene Liebe als Hintergrund für seinen mit einer Forke bewaffneten Killer wählt.

    Während des Zweiten Weltkriegs schreibt die junge Francis Rosemary Chatham (Joy Claccum) ihrem gegen die Nazis kämpfenden Freund einen Brief, in dem sie ihm erklärt, dass sie nicht länger auf seine Rückkehr warten kann und sich von ihm trennen will. Als der Krieg 1945 beendet ist und die Soldaten nach Hause zurückkehren, geht Francis daher mit ihrem neuen Freund Roy (Timothy Wahrer) zum Abschlussball. Als sich das verliebte Paar nach draußen in einen Pavillon begibt, wird es jedoch unversehens von einem Unbekannten mit einer Mistgabel aufgespießt. Erst 35 Jahre nach dem grausamen Doppelmord wird wieder ein Abschlussball in der Stadt gefeiert, an dem auch Pam MacDonald (Vicky Dawson) und ihr Freund, der Deputy Mark London (Christopher Goutman) teilnehmen wollen. Doch genau wie damals geht auch diesmal wieder der Killer mit der Mistgabel um…

    Mit Ausnahme einiger zweideutiger Sprüche unter den jungen Erwachsenen ist der Tonfall von Zitos Slasher von Beginn an sehr düster und ernst, auch hält sich „The Prowler“ nicht lange mit der Einführung der Charaktere auf, sondern geht schon früh in die Vollen. Dabei besticht der Film durch seine unbehagliche Grundstimmung, packende Verfolgungsjagden sowie mehrere sehr explizite und drastische Kills, bei deren Gestaltung sich Effektkünstler Tom Savini so richtig austoben konnte. Die Hintergrundgeschichte des Killers wird zwar im weiteren Verlauf nicht allzu sehr vertieft, bietet aber dennoch eine interessante Grundlage für dessen furchterregende Taten. Für den nötigen Gruselfaktor sorgt derweil allein schon die ungewöhnliche Kleidung des Mörders, tritt dieser doch mit Gasmaske und in Armee-Uniform auf.

    Bemängeln lässt sich derweil vor allem, dass das Verhalten der Protagonisten nicht immer ganz nachvollziehbar ist und ihre Ermittlungsarbeit recht planlos erscheint. So begeben sich Pam und ihr Freund etwa gleich mehrmals in das alte Haus, in dem die ermordete Francis aufgewachsen ist, ohne das so wirklich deutlich wird, was sie dort genau wollen und warum sie nicht stattdessen nach dem im Rollstuhl sitzenden Vater der Ermordeten suchen, der nach einem denkwürdigen Kurzauftritt plötzlich verschwunden ist.

    Generell erweckt „The Prowler“ speziell im Mittelteil mitunter den Eindruck, als habe man lediglich Einzelmomente aneinandergereiht, ohne einem roten Faden zu folgen. Da diese einzelnen Sequenzen jedoch allesamt recht spannend und intensiv ausfallen, weiß Zitos Film für insgesamt gelungene Horrorunterhaltung zu sorgen.

    36
    • 6

      Bei „Schwestern des Bösen“ handelt es sich um ein Frühwerk von Regisseur Brian De Palma (The Untouchables, Mission: Impossible), das als Hommage an bekannte Hitchcock-Klassiker beginnt, mit zunehmender Laufzeit jedoch immer verschrobener und grotesker wird.

      Werbefachmann Phillip Woode (Lisle Wilson) lernt in einer TV-Spielshow das Fotomodel Danielle Breton (Margot Kidder) kennen, führt sie zum Essen aus und verbringt die Nacht in ihrem Apartment. Am nächsten Morgen benimmt sich Danielle auf einmal seltsam, verlangt nach ihren Medikamenten und macht merkwürdige Andeutungen über ihre Zwillingsschwester Dominique, die wegen des nächtlichen Herrenbesuchs aufgebracht zu sein scheint. Kurz darauf beobachtet Danielles Nachbarin Grace (Jennifer Salt) vom gegenüberliegenden Fenster aus, wie auf den ahnungslosen Phillip eingestochen wird und dieser sterbend zusammenbricht. Grace verständigt umgehend die Polizei, doch die Beamten schenken der in Polizeikreisen berüchtigten Reporterin keinen Glauben…

      Dass De Palmas Psychothriller stark an die Werke Alfred Hitchcocks erinnert, liegt neben der Beteiligung von Hitchcocks Stammkomponist Bernard Herrmann vor allem an den vielen aus Hitchcocks Werken bekannten Motiven, die hier zitiert und variiert werden. So erinnert die Beobachtungssituation durch ein gegenüberliegendes Fenster etwa stark an „Das Fenster zum Hof“ (1954), während die Art der Beseitigung der Leiche deutliche Parallelen zu „Cocktail für eine Leiche“ (1948) aufweist. De Palma brennt aber nicht nur ein Zitate-Feuerwerk ab, sondern bringt durchaus auch eigene Ideen ein und versteht es so trotz einiger vorhersehbarer Entwicklungen, den Zuschauer bis zum Schluss bei Laune zu halten.

      Als eines der zentralen Themen des Films, welches sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung zieht, kann dabei die Lust am Beobachten angesehen werden, startet doch schon die Eröffnungsszene damit, dass Phillip der vermeintlich blinden Danielle im Rahmen der TV-Show beim Ausziehen zusieht. De Palma betont dieses zentrale Thema im weiteren Verlauf immer wieder, in dem er etwa sehr nah an Augäpfel heranzoomt oder aber auch die Split-Screen-Technik einsetzt. „Schwestern des Bösen“ lebt daher insgesamt auch eher von seiner ideenreichen Inszenierung als von der im späteren Verlauf immer obskurer werdenden Geschichte, welche schließlich mit einer Schlusspointe endet, die doch recht kurios anmutet.

      34
      • 7 .5
        über Koma

        Für seinen fesselnden Verschwörungsthriller „Coma“ konnte der studierte Mediziner Michael Crichton (Westworld, Der 13te Krieger) seinerzeit auf eigene Erfahrungen aus seiner ärztlichen Tätigkeit zurückgreifen, was wohl einer der Hauptgründe dafür ist, dass sein Film auf derart authentische Art und Weise die Abläufe und Strukturen in einem Bostoner Krankenhaus beleuchtet und diese mit einem dystopischen Schreckensszenario kombiniert.

        Die Chirurgin Dr. Susan Wheeler (Geneviève Bujold) arbeitet ebenso wie ihr Lebensgefährte Dr. Mark Bellows (Michael Douglas) im Boston Memorial Krankenhaus, wo ihre beste Freundin Nancy (Lois Chiles) in Kürze eine Abtreibung vornehmen lassen will. Nancy fürchtet sich vor dem Eingriff, doch Susan kann ihre Freundin beruhigen, in dem sie ihr erklärt, dass es sich dabei um einen Routinevorgang handle, bei dem nur ein sehr geringes Risiko bestehe. Zu Susans großem Entsetzen fällt ihre Freundin während des Eingriffs jedoch ins Koma, aus dem sie nicht mehr erwacht. Als Susan Nachforschungen zu dem rätselhaften Fall anstellt, stößt sie schon bald auf eine Reihe von Patienten im Boston Memorial, denen es ähnlich ergangen ist…

        Crichtons Verfilmung eines Robin Cook Romans knüpft auf geschickte Weise an alltäglichen, nachvollziehbaren Ängsten an, indem sie die Furcht davor befeuert, aus einer Narkose nicht mehr aufzuwachen. Mit zunehmender Laufzeit geht „Coma“ allerdings weit über diese typischen Patientenängste hinaus und entwickelt sich mehr und mehr zu einem Film, der ganz in der Tradition der damals so beliebten Paranoia-Thriller steht und dabei zugleich Kritik an einem emotionskalten und profitorientierten Gesundheitssystem übt.

        Im Zentrum des Geschehens steht dabei eine starke, unabhängige Protagonistin, die ihren machohaften Lebensgefährten, der mehr an den Machtspielchen innerhalb der Ärzteschaft als am einzelnen Patienten interessiert ist, ein ums andere Mal in die Schranken weist. Getragen von einer nuanciert agierenden Geneviève Bujold, welcher in weiteren Rollen u.a. noch Rip Torn (Men in Black) und Richard Widmark (Urteil von Nürnberg) zur Seite stehen, ergibt sich so ein wahrhaft beklemmendes Filmerlebnis, das zudem mit bemerkenswerten Sets und packenden Verfolgungsjagden auftrumpft.

        Als ein wenig störend fällt indes einzig der sehr naive Charakter des von Douglas verkörperten Dr. Bellows auf, der mit seiner toughen Freundin so gar nicht mithalten kann und über weite Strecken nicht mehr macht, als ihre Hinweise auf eine großangelegte Verschwörung als hysterische Überreaktion abzutun. In diesem Zusammenhang ist es dann auch ein wenig schade, dass die Protagonistin ausgerechnet im Finale dann nur noch eine passive Rolle einnimmt, was am starken Gesamteindruck glücklicherweise jedoch kaum etwas ändert.

        30
        • 5 .5

          Nach dem großen Erfolg von „Freitag der 13.“ (1980) schossen die Teenie-Slasher in den darauffolgenden Jahren wie Pilze aus dem Boden. Einer dieser Trittbrettfahrer ist der von Tony Maylam (Bei Nacht und Nebel, Split Second) inszenierte „Brennende Rache“, der abermals ein Feriencamp zum Schauplatz blutiger Morde werden lässt.

          Eine Gruppe Jugendlicher hat sich einen fiesen Streich ausgedacht, um den unbeliebten Camp-Verwalter Cropsy (Lou David) zu erschrecken. Hierzu stellen sie dem schlafenden Mann einen mit Würmern bedeckten Totenkopf an sein Bett, in dessen Augenhöhlen Kerzenlichter brennen. Als Cropsy erwacht und sich vor dem Totenkopf erschreckt, stößt er diesen jedoch um, sodass sein Bett in Flammen aufgeht und er selbst schwerwiegende Verbrennungen davonträgt. Erst Jahre später kann er nach zahlreichen Hauttransplantationen das Krankenhaus verlassen und sinnt fortan auf Rache…

          Die dünne, auf einem Drehbuch von Produzent Harvey Weinstein basierende Story ist im Grunde kaum der Rede wert und lässt sich getrost ins Standardrepertoire des Subgenres einordnen. Was Regisseur Maylam schließlich daraus macht, ist aber doch erwähnenswert, da die mit einem treibenden Score unterlegten Bilder des Sommercamps für eine recht einnehmende Atmosphäre sorgen und die zum Teil aus der Ego-Perspektive gefilmten und mit starker Effektarbeit von Tom Savini auftrumpfenden Morde schauriges Vergnügen bieten.

          Ehe „Brennende Rache“ so richtig Fahrt aufnimmt, vergeht allerdings einige Zeit, die hauptsächlich dazu genutzt wird, um die allesamt recht schablonenhaft angelegten Charaktere kennenzulernen. In diesem Zusammenhang wird auch die größte Schwäche des Slashers erkennbar, fehlt es doch aufgrund des erstaunlich großen Casts, zu dem u.a. Leah Ayres (Bloodsport), Holly Hunter (Das Piano), Jason Alexander (Seinfeld) und Fisher Stevens (Asteroid City) gehören, an einer klaren Bezugsperson, mit der der Zuschauer durchgängig mitfiebern könnte. Entsprechend wahllos erscheint dann auch, welche der Jugendlichen und ihrer Aufseher im Finale zum Endkampf mit dem Killer antreten.

          Speziell im letzten Drittel, wenn das Balzverhalten der Teenies allmählich in den Hintergrund rückt und der mit einer Heckenschere bewaffnete Cropsy so richtig loslegen darf, verfügt Maylams Slasher aber dennoch über eine recht solide Grundspannung, sodass ein insgesamt ordentlicher Gesamteindruck zurückbleibt.

          29
          • 6

            Den Vorwurf, er würde auf Nummer sicher gehen und eine Fortsetzung nach Schema F abliefern, kann man Regisseur Tobe Hooper (Brennen muss Salem, Poltergeist) definitiv nicht machen. Sein „Texas Chainsaw Massacre 2“ ist ebenso sehr überdrehte Farce wie groteskes Splatterfest und bildet damit ein klares Gegengewicht zum verstörenden Terrorkino des Vorgängers.

            Die Radiomoderatorin Stretch (Caroline Williams) wird Ohrenzeugin, wie der Massenmörder Leatherface (Bill Johnson) gemeinsam mit seinem degenerierten Bruder Chop Top (Bill Moseley) das Auto von zwei Jugendlichen attackiert und diese mit seiner Kettensäge zerteilt, ehe der Wagen einen Abhang hinunterstürzt. Der am nächsten Morgen zur Unfallstelle gerufene Leutnant Lefty Enright (Dennis Hopper) glaubt an einen Zusammenhang zwischen den Morden und dem Verschwinden seines Neffen vor mehr als einem Jahrzehnt und will die Mörder unbedingt zur Strecke bringen. Inzwischen hat jedoch auch Drayton (Jim Siedow), der Kopf der Bande, Wind von dem auf Band aufgezeichneten Doppelmord bekommen und setzt Leatherface und Chop Top auf die ahnungslose Radiomoderatorin an…

            Schon die Eröffnungsszene mit den beiden ausgeflippten Jugendlichen macht deutlich, dass Hooper in dieser Fortsetzung ganz andere Töne als noch im Original anschlägt und diesmal weniger auf Spannung und Grusel, als vielmehr auf skurrilen Splatterspaß setzt. Entsprechend steht „TCM 2“ Filmen wie „Tanz der Teufel“ (1981) oder „Braindead“ (1992) in gewisser Weise näher als seinem eigenen Vorgänger und trägt mitunter gar parodistische Züge. In Kombination mit den derb-blutigen Effekten von Tom Savini und den kreativ gestalteten Settings, die diesmal fernab der Einsamkeit des texanischen Hinterlands liegen, ergibt dies eine sehr eigenwillige, aber eben auch durchaus unterhaltsame Mischung. Bemerkenswert sind Szenen wie je, in denen Leatherface die breitbeinig über einer Eistruhe hockende Protagonistin mit seiner Kettensäge penetriert, nämlich allemal.

            Bemängeln lässt sich derweil, dass „TCM 2“ zu keiner Zeit an die ungemein dichte Atmosphäre des Vorgängers herankommt und der Film mit seiner Laufzeit von ca. 100 Min. angesichts der doch recht dünnen Geschichte etwas zu lang geraten ist, sodass es immer wieder kleinere Durchhänger gibt. Sobald der diesmal deutlich menschlicher wirkende Leatherface jedoch abermals die Kettensäge anwirft, versteht es „TCM 2“, verrückt-spaßige Genrekost zu liefern.

            30
            • 7

              Bei „The Killing“ handelt es sich um eines der frühen Werke von Regisseur Stanley Kubrick (Shining, Eyes Wide Shut), dessen einigermaßen solider Erfolg ihm half, weitere Projekte in Angriff zu nehmen. Wer „The Killing“ jedoch als bloßes Vorspiel für kommende Werke Kubricks abhandelt, tut dem Film allerdings unrecht, weiß der nonlinear erzählte Heist-Krimi über einen Raubüberfall auf die Kasse einer Pferderennbahn doch auch heute noch für fesselnde Unterhaltung zu sorgen.

              Der aus Alcatraz entlassene Gangster Johnny Clay (Sterling Hayden) plant gemeinsam mit seinen Mitstreitern einen großen Coup: Sie wollen während des bedeutendsten Rennens der Saison die Kasse des Hippodroms von Lansdowne Park überfallen, um sich mit der Millionenbeute ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Als der miteingespannte Kassierer George (Elisha Cook) jedoch seiner berechnenden Ehefrau Sherry (Marie Windsor) von den Planungen erzählt, droht der Coup sich zu einem Desaster zu entwickeln…

              Kubricks noirartiger Heist-Krimi ist sehr straff inszeniert, verfügt über zackige Schnitte und treibt die Handlung kontinuierlich voran. In Kombination mit der knappen Laufzeit sorgt dies dafür, dass „The Killing“ keinerlei Längen enthält und durchgängig eine gewisse Grundspannung aufrecht erhalten kann. Angesichts dieser Vorzüge fällt es auch kaum ins Gewicht, dass die mit Off-Kommentaren unterlegte Geschichte sehr simpel gehalten ist und in ähnlicher Form schon häufiger auf der Leinwand zu sehen war.
              Was „The Killing“ von anderen Heist-Movies unterscheidet, ist ohnehin mehr das ‚Wie‘ der Erzählung, springt die Handlung doch immer wieder in der Zeit vor und zurück und zeigt das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven. Wie bei einem Puzzle setzt Kubrick so die einzelnen Bestandteile zu einem großen Ganzen zusammen, ehe sein mit trockenem Humor und ein paar wenigen Gewaltspitzen angereichertes Werk schließlich in einem spannungsgeladenen Finale mündet.

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              • 7
                Kenduskeag 04.09.2023, 09:53 Geändert 04.09.2023, 10:05

                Nachdem ihm seit „Berüchtigt“ (1946) kein großer Hit mehr an den Kinokassen geglückt war, bedeutete „Der Fremde im Zug“ für Regisseur Alfred Hitchcock (Vertigo, Die Vögel) den ersten kommerziellen Erfolg nach zeitweiliger Flaute. Und auch heute noch versteht der auf einem Roman von Patricia Highsmith beruhende Thriller über eine zufällige Reisebekanntschaft sein Publikum zu fesseln.

                Während einer Zugfahrt begegnet der eine Karriere in der Politik anstrebende Tennisspieler Guy Haines (Farley Granger) dem aus einer wohlhabenden Familie stammenden Bruno Antony (Robert Walker), der über das Privatleben des prominenten Sportlers bestens Bescheid weiß und ihn zu sich in sein Abteil einlädt. Bruno hat in Erfahrung gebracht, dass Guy sich von seiner inzwischen verhassten Ehefrau lösen will, welche von einem anderen Mann schwanger ist, um für seine neue Liebe, die Senatorentochter Anne Morton (Ruth Roman) frei zu sein. Bruno sinniert darüber, das perfekte Verbrechen zu begehen und schlägt dem verdutzten Guy zu diesem Zweck einen teuflischen Pakt vor: Wenn Guy im Gegenzug Brunos dominanten Vater tötet, wird dieser für ihn seine untreue Ehefrau aus dem Weg räumen. Hält Guy den Vorschlag anfangs noch für einen makabren Scherz, muss er schon bald feststellen, dass Bruno die Sache äußerst ernst nimmt…

                Abermals verarbeitet Hitchcock in „Der Fremde im Zug“ zahlreiche seiner Lieblingsthemen, wozu etwa die Angst vor den Behörden, der Ödipus-Komplex sowie auch die Durchführung des perfekten Verbrechens gehören. Diese werden zu einem packenden Geflecht aus Mordkomplott und psychologischer Studie verknüpft, welches für kurzweilige Thrillerunterhaltung sorgt. Neben der von Paranoia geprägten Grundstimmung und Hitchcocks untrüglichem Gespür für Suspense ist derweil vor allem die an den Deutschen Expressionismus der 1920er Jahre erinnernde Kameraarbeit hervorzuheben, die das Geschehen rund um den ‚Austauschmord‘ in eine düster-bedrohliche Atmosphäre hüllt. Ohnehin ist „Der Fremde im Zug“ im Vergleich zu einigen anderen Hitchcock-Werken sehr ernst gehalten und kommt über weite Strecken ohne den augenzwinkernden und frivolen Humor aus, der andere Filme des Regisseurs auszeichnet.

                Unter den Darstellern vermag indes vor allem der schon kurz nach der Filmpremiere verstorbene Robert Walker in der Rolle des psychopathischen Bruno zu begeistern, während sein Gegenüber Farley Granger nicht allzu viele Akzente setzen kann, was jedoch weniger an ihm, sondern vielmehr an seiner eher passiv angelegten Rolle liegt, wirkt der von ihm verkörperte Tennisstar doch die meiste Zeit über wie ein bloßer Spielball des Bösen. Interessanter gestaltet sich da schon die Rolle von Hitchcocks Tochter Patricia, die als jüngere Tochter des Senators mit ihrer forschen Art und ihrem losen Mundwerk zusätzlichen Schwung in die Handlung bringt, welche schließlich in einem ziemlich spektakulären, aber auch ein wenig kuriosen Finale auf dem Rummelplatz mündet.

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                • 7
                  über Bullitt

                  Der von Peter Yates (Die Tiefe, Vier irre Typen) inszenierte „Bullitt“ ist ein packender Thrillerklassiker, der sich durch eine dichte Atmosphäre, gute Darstellerleistungen sowie starke Kameraarbeit auszeichnet und heute als Vorreiter des modernen Actionkinos gilt.

                  Lieutenant Frank Bullitt (Steve McQueen) erhält von Staatsanwalt Walter Chalmers (Robert Vaughn) den Auftrag, einen Kronzeugen (Felice Orlandi) zu bewachen, der bei einer anstehenden Anhörung vor dem Senat gegen die Mafia aussagen soll. Chalmers ist dabei jedoch weniger an der Zerschlagung des organisierten Verbrechens, statt vielmehr daran interessiert, die eigene Karriere voranzutreiben. Was für Bullitt zunächst wie ein Routinejob klingt, entwickelt sich alsbald zu einem Kampf um Leben und Tod…

                  Yates‘ Thriller ist insgesamt eher ruhig und bedächtig angelegt und nimmt sich ausgiebig Zeit, um seinen vor Coolness nur so strotzenden Hauptcharakter adäquat in Szene zu setzen. Gleichzeitig schafft es der Film jedoch immer wieder, die Zügel anzuziehen und für einige fesselnde Actionszenen zu sorgen, wozu auch die berühmt gewordene Verfolgungsjagd durch die Straßen von San Francisco zählt. Da die Geschichte zudem mehrere kleinere und größere Haken schlägt und in ihrem Verlauf nie ganz vorhersehbar ist, entwickelt sich trotz dieser ruhigen Gangart ein spannendes Thrillererlebnis.

                  Jederzeit spürbar ist zudem, welch großen Einfluss „Bullitt“ auf spätere Filme des Genres ausgeübt hat. Hierbei sind u.a. „French Connection“ (1971) und „Dirty Harry“ (1971) zu nennen, die sich um eine ähnlich realistische Atmosphäre bemühen oder auch über einen ähnlich angelegten Protagonisten verfügen. Angesichts dieser Vorzüge stört es auch kaum, dass Bullitts Beziehung zu seiner Lebensgefährtin (Jacqueline Bisset) nur halbherzig ausgearbeitet ist und die Nebenfiguren generell recht stereotyp erscheinen.

                  Unbedingt erwähnenswert ist zudem noch der jazzige Soundtrack von Lalo Schifrin, der umso markanter wirkt, da er nur sehr dosiert zum Einsatz kommt und sich „Bullitt“ die meiste Zeit über allein auf die Kraft der Bilder verlässt.

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                  • 6

                    „Apocalypse 2024“ unter der Regie des vornehmlich als Western-Darsteller bekannten L.Q. Jones ist ein unkonventioneller Endzeitfilm, der sein dystopisches Szenario mit allerlei schrägen Ideen und schwarzem Humor anreichert.

                    Arizona im Jahr 2024: In Folge des Nuklearen Holocausts ist die Erde zu einem kargen und unwirtlichen Ort geworden. Der sexhungrige Vic ‚Albert‘ (Don Johnson) durchstreift die Wüste auf der Suche nach einer der letzten verbliebenen Frauen. Dabei behilflich ist ihm sein Hund Blood, der mittels Telepathie mit Vic kommunizieren kann und ein besonderes Talent für das Aufspüren des weiblichen Geschlechts besitzt. Als Hund und Herrchen gemeinsam ein Freiluftkino besuchen, stoßen sie dabei auf die attraktive Quilla June (Susanne Benton), der sie in ihr unterirdisches Versteck folgen…

                    Der auch unter dem Alternativtitel „Der Junge und sein Hund“ bekannte Film folgt anfangs noch keiner gewöhnlichen Dramaturgie, sondern reiht mehr oder weniger episodenhaft Erlebnisse der beiden sich im Dauerzank befindlichen Hauptfiguren aneinander. Erst mit dem Auftritt von Quilla June verdichtet sich die Handlung allmählich und Jones‘ Werk gewinnt ein wenig an Spannung, obgleich der Film auch im weiteren Verlauf vorwiegend von seinen bizarren Einfällen lebt.

                    Obwohl den Machern offenkundig nur ein sehr geringes Budget zur Verfügung stand, gelingt es ihnen dennoch eine fantasievolle, postapokalyptische Welt zu erschaffen, die im letzten Drittel sogar noch eine weitere, unerwartete Ebene dazu erhält. Wer Spaß an den zynischen Auseinandersetzungen von Hund und Herrchen findet, wird zudem mit einer herrlich fiesen Schlusspointe belohnt.

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                    • 7

                      Der von Henry Hathaway inszenierte „Der Marshal“ ist ein mit romantischen Landschaftsbildern versehener Spätwestern, der mit einer ungewöhnlichen Figurenkonstellation sowie einer abwechslungsreich gestalteten Story aufwartet und seinem Hauptdarsteller dessen einzigen Oscar-Erfolg einbrachte.

                      Die junge Mattie Ross (Kim Darby) befindet sich auf der Suche nach Tom Chaney (Jeff Corey), der ihren Vater im Streit auf offener Straße erschossen hat. Da die zuständigen Behörden ihr die Hilfe verweigern, versucht das Mädchen Geld aufzutreiben, um den erfahrenen Marshal Rooster Cogburn (John Wayne) für die Jagd nach dem Mörder zu engagieren. Cogburn ist zwar als alkoholsüchtiges Raubein verschrien, kennt sich dafür jedoch in dem Indianergebiet, in das Chaney geflohen sein soll, bestens aus. Gemeinsam mit dem Texas Ranger La Boeuf (Glen Campbell), der Chaney für den Tod eines Senators verantwortlich macht, begeben sich Mattie und der Marshal auf eine abenteuerliche Odyssee…

                      Hathaways Spätwestern verfügt über eine im Kern zwar recht simple, allerdings mit allerlei interessanten Details ausstaffierte Geschichte, die seinen Film von ähnlich angelegten Racheerzählungen unterscheidet. Anders als die zur Entstehungszeit des Films so populären Italo-Western orientiert sich „Der Marshal“ dabei noch an den altbekannten Traditionen des Genres, nimmt jedoch zugleich auch eine Entmystifizierung vor, indem er einen antriebslosen Trunkenbold in den Mittelpunkt der Handlung stellt.

                      Neben den gelungenen Actionmomenten sowie dem immer wieder aufblitzenden, zynischen Humor sind es derweil vor allem die so unterschiedlichen Hauptcharaktere und deren Zusammenspiel, die Hathaways Western so sehenswert machen. Hierzu tragen speziell auch die guten Leistungen der Schauspielriege bei, zu der u.a. noch Jeremy Slate (Die vier Söhne der Katie Elder), Dennis Hopper (Easy Rider) und Robert Duvall (Apocalypse Now) gehören. Darüber, ob Waynes Performance allerdings Oscar-würdig ist oder sein Erfolg nicht vielmehr als Anerkennung seiner Gesamtkarriere zu deuten ist, lässt sich derweil sicherlich streiten.

                      Trotz des mitunter etwas aufdringlichen Scores und ein paar kleinerer Längen steht somit zum Schluss ein stark bebildertes Westernabenteuer, das gute Unterhaltung mit einer kleinen Portion Wehmut verbindet.

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                      • 4

                        „Ghost Ship“ unter der Regie von Steve Beck (13 Geister) ist ein spannungsarmer, aus altbekannten Versatzstücken des Genres zusammengebastelter Horrorfilm, den weder der solide agierende Cast noch das ansprechende Setdesign vor dem Untergang retten können.

                        Das Bergungsteam des Schleppkahns ‚Arctic Warrior‘ um Kapitän Sean Murphy (Gabriel Byrne) und seine Ziehtochter Maureen Epps (Julianna Margulies) erhält ein vielversprechendes Angebot des Piloten Jack Ferriman (Desmond Harrington), der auf einem Erkundungsflug in der Beringstraße ein umhertreibendes Schiff von enormer Größe ausgemacht hat. Murphy und seine Crew gehen auf das Angebot ein, in der Hoffnung, mit der Bergung des offenbar herrenlosen Schiffes einen hohen Gewinn zu erzielen. Dabei ahnt die Gruppe jedoch nicht, in welch große Gefahr sie sich damit begibt…

                        Becks Geistergrusel startet mit einer durchaus vielversprechenden Eröffnungsszene, die zugleich jedoch schon das einzige echte Highlight des Films markiert, welcher sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr in den Untiefen ausgelutschter Genreklischees verliert. „Ghost Ship“ verwendet hierzu aus mittelprächtigen Geisterhausfilmen wie „Haunted Hill“ (1999) und „Das Geisterschloss“ (1999) bekannte Zutaten und reichert diese mit Plotelementen an, die sehr stark an Paul W. S. Andersons „Event Horizon“ (1997) erinnern – mit dem Unterschied, dass das Geschehen diesmal auf hoher See statt im Weltraum stattfindet.

                        Das recht stimmungsvolle Setting des heruntergekommenen Luxusdampfers, auf den die Protagonisten schon nach kurzer Zeit stoßen, erweist sich im weiteren Verlauf zwar als kleiner Lichtblick, kann allerdings auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Spannung und Grusel weitgehend ausbleiben und die Geschichte um das gigantische Geisterschiff gegen Ende immer wirrer und abstruser wird. So kommt es, dass „Ghost Ship“ im Finale dann endgültig alle Rettungsanker ignoriert und geradewegs Schiffbruch erleidet.

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                        • 8

                          Für meine 2000. Filmbewertung fiel die Wahl auf den eher wenig bekannten „The Incident“ von Regisseur Larry Peerce (Zum Teufel mit der Unschuld, Die Rivalin), der Gesellschaftsporträt mit purem Terrorkino verbindet und dabei von Gewalteskalation, Feigheit und Zivilcourage erzählt.

                          Gegen 2 Uhr nachts sind mehrere Menschen auf den Straßen New Yorks unterwegs. Sie kommen von Partys, aus der Kneipe oder von Familientreffen, haben alle ihre ganz eigenen Sorgen und Streitigkeiten und steigen nun in dieselbe U-Bahn, die sie nach Hause bringen soll. Als an der Haltestelle 170th Street die beiden Rowdys Joe (Tony Musante) und Artie (Martin Sheen) zusteigen, die kurz zuvor einen Mann totgeprügelt haben, wird der Waggon zu einem rollenden Käfig, in dem sich eine extrem gefährliche Dynamik entwickelt…

                          Peerce‘ in atmosphärische Schwarzweiß-Bilder gehüllter Terrorfilm besticht von Beginn an durch seinen Realismus sowie seine düstere und beklemmende Grundstimmung, die dafür sorgt, dass der Zuschauer das hier dargestellte Bedrohungsszenario sehr gut nachempfinden kann. Dabei lässt sich der Film zunächst sehr viel Zeit, um die einzelnen Charaktere und ihre jeweiligen Hintergrundgeschichten zu beleuchten, ehe sie alle in der U-Bahn aufeinandertreffen und „The Incident“ sich zum klaustrophobischen Kammerspiel wandelt. Mit einfachen Mitteln gelingt es Peerce, eine enorme Spannung aufzubauen, die sich allein aus der Zusammensetzung der Fahrgäste und des daraus entstehenden Konfliktpotenzials ergibt.

                          Neben der geschickten Kameraarbeit sind in diesem Zusammenhang auch die starken Leistungen der Castmitglieder hervorzuheben, zu denen u.a. noch Thelma Ritter (Das Fenster zum Hof), Donna Mills (Sadistico) und Beau Bridges (Die fabelhaften Baker Boys) zählen. Insbesondere Tony Musante legt als psychopathischer Schlägertyp eine sehr eindringliche Performance hin. Neben all diesen Vorzügen trifft darüber hinaus auch die Schlusspointe des Films genau ins Schwarze und lässt den Zuschauer ebenso verstört wie nachdenklich zurück.

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                          • 4 .5

                            „Over the Top“ unter der Regie von Menahem Golan (Einer spielt falsch, Delta Force) ist eine ebenso schmalzige wie spannungsbefreite Mixtur aus Sportfilm und Vater-Sohn-Drama, die seinerzeit an den Kinokassen unterging und damit zum Ende der Produktionsfirma Cannon Films beitrug.

                            Der einsame LKW-Fahrer Lincoln Hawk (Sylvester Stallone) wird von seiner im Sterben liegenden Ex-Frau Christina (Susan Blakely) gebeten, ihren gemeinsamen Sohn Michael (David Mendenhall), den Lincoln seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat, von der Militär-Akademie abzuholen und bei sich aufzunehmen. Michael sträubt sich jedoch zunächst dagegen und auch der Großvater (Robert Loggia) versucht mit allen Mitteln, eine Annäherung zwischen Vater und Sohn zu verhindern. Lincoln verdient sich derweil etwas Geld dazu, indem er sich mit anderen Männern im Armdrücken misst. Zudem plant er, an der bevorstehenden Weltmeisterschaft in Las Vegas teilzunehmen…

                            Die Handlung von „Over the Top“ gestaltet sich von Beginn an sehr vorhersehbar und bietet in der ersten Hälfte kaum mehr als die von kitschigen Kalendersprüchen und furchtbar nervigem 80er Pop-Gedudel begleitete LKW-Fahrt von Vater und Sohn, bei der sie durch gemeinsames Muskeltraining allmählich zueinander finden. Mögen die Bilder der endlosen Landstraßen auch recht hübsch anzusehen sein und die stoische Art, mit der der Protagonist den anfänglichen Anfeindungen seines Sohnes begegnet, für ein paar Schmunzler sorgen, macht sich angesichts der Ideenarmut und der ausbleibenden Spannungsmomente doch sehr bald Langeweile breit.

                            Wenn dann in der zweiten Filmhälfte zunehmend das Armdrücken in den Vordergrund rückt, zeigt sich außerdem, warum diese Sportart derart selten filmisch aufbereitet wird, mangelt es den Zweikämpfen der Muskelprotze doch an der Raffinesse und den überraschenden Taktiken, welche die meisten anderen Sportfilme auszeichnen. Entsprechend eintönig gestaltet sich auch das Finale in Las Vegas, bei dem aber zumindest die völlig überzeichnete Darstellung der Muskelpakete um den fünfmaligen Weltmeister Rick Zumwalt (Batmans Rückkehr) einige Lacher hervorrufen kann.

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                            • 4

                              Basierend auf dem gleichnamigen Roman von John le Carré schuf Regisseur John Boorman (Beim Sterben ist jeder der Erste, In My Country) mit „Der Schneider von Panama“ einen sehr eigenwilligen Spionagefilm mit parodistischen Zügen, der kaum Spannung erzeugen kann und den Zuschauer reichlich irritiert zurücklässt.

                              Der frühere Kleinkriminelle Harold Pendel (Geoffrey Rush) hat sich nach einem längeren Gefängnisaufenthalt eine neue Existenz als Schneider für Herrenanzüge in Panama aufgebaut. Kaum jemand aus seinem Umfeld – auch nicht seine für die Kanal-Verwaltung arbeitende Ehefrau Louisa (Jamie Lee Curtis) – ahnt etwas von Harolds krimineller Vergangenheit und seinen Unterweltkontakten, zu denen auch der frühere Widerstandskämpfer Mickie Abraxas (Brendan Gleeson) gehört. Harolds Geheimnis droht jedoch aufzufliegen, als er Besuch vom MI6-Agenten Andrew Osnard (Pierce Brosnan) erhält, der in dem Schneider eine wichtige Informationsquelle sieht…

                              Der Konflikt zwischen den USA und Panama um die Hoheit über den Panamakanal bietet sicherlich genügend Stoff für eine packende Agentenstory. Wer allerdings mit der Historie des Kanals nicht näher vertraut ist, dürfte angesichts des politischen Ränkespiels, das in Boormans Film aufgezogen wird, alsbald auf verlorenem Posten stehen, schafft es der Film doch zu keiner Zeit, dem Zuschauer die genauen Umstände des Machtkampfes näher zu bringen. Zwar dringt im Verlauf der Handlung immer wieder durch, dass sich der Film offenbar kritisch mit der US-Intervention in Panama auseinandersetzen möchte, wirklich greifbar und konkret wird diese Kritik allerdings nie.

                              Erschwerend hinzu kommt, dass auch die Charaktere nicht sonderlich sympathisch daherkommen und ihre jeweiligen Motive seltsam undurchsichtig bleiben. So erweist sich der von Brosnan gespielte Agent als notgeiler Bock, der jede Frauenfigur im Film anbaggert oder begrabscht, was anders als noch zu Brosnans Zeiten als 007 auch überhaupt nicht charmant, sondern extrem schmierig und übergriffig wirkt. Und auch Geoffrey Rush als titelgebender Schneider vermag es angesichts der Lügengeschichten seiner Figur nicht, die Sympathie des Publikums für sich zu gewinnen.

                              So steht am Ende ein fades, dialoglastiges Werk über Fake-News, Putschversuche und Politintrigen, in dem die eine Hauptfigur vorwiegend mit ihren Bettgeschichten beschäftigt ist, während die Andere krude Gespräche mit dem Geist ihres toten Onkels führt.

                              Funfact: Als Sohn des Schneiders ist der kleine Daniel Radcliffe in seiner ersten Kinorolle zu sehen.

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                                über Manila

                                „Manila: In the Claws of Light“ ist ein sozialkritisches Drama unter der Regie von Lino Brocka (Das Mädchen Insiang, Jaguar), welches von Ungerechtigkeit und gesellschaftlichen Missständen auf den Philippinen zur Zeit der Marcos-Diktatur erzählt und dabei vor allem durch seine starke Kameraarbeit sowie seine authentische Atmosphäre besticht.

                                Julio Madiaga (Bembol Roco) ist aus seinem kleinen Heimatdorf nach Manila aufgebrochen, um seine verschollene Freundin Ligaya (Hilda Koronel) zu finden, die mutmaßlich zur Prostitution gezwungen wird. Um im Großstadtdschungel der philippinischen Hauptstadt überleben zu können, nimmt Julio einen Job auf dem Bau an, wo er sich für einen Hungerlohn von früh bis spät abrackern muss. Eines Tages jedoch glaubt er auf dem Markt Mrs. Cruz (Juling Bagabaldo) wiederzuerkennen. Jene Frau, die Ligaya einst mit falschen Versprechungen nach Manila verschleppt hatte…

                                In eindringlichen Bildern zeigt Brockas Drama das Leid und die Armut seines Heimatlandes, erzählt von Ausbeutung und Gewalt, aber auch von Freundschaft und Solidarität. Die Handlung selbst ist dabei im Grunde sehr einfach gestrickt und folgt hauptsächlich der verzweifelten Suche des Protagonisten nach seiner großen Liebe. Die vom Schein der Neonlichter bestimmten Bilder Manilas sorgen dabei für eine beinahe tranceartige Grundstimmung, verleihen Julios Odyssee entlang von heruntergekommenen Hütten, düsteren Straßenzüge und zwielichtigen Bordellen eine fast schon mystische Note.

                                Abstriche machen muss man als Zuschauer hingegen bei der Figurenzeichnung, bleiben doch sowohl der Protagonist wie auch die weiteren Charaktere des Films recht unnahbar und werden in erster Linie anhand ihrer Funktion für die Geschichte definiert.

                                Wer sich auf das langsame Erzähltempo einlassen kann und Gefallen an der detaillierten Milieuschilderung findet, wird mit „Manila: In the Claws of Light“ aber dennoch einen durchaus bemerkenswerten Einblick in das entbehrungsreiche Leben auf den Philippinen erhalten.

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                                • 7

                                  ‚Klotzen statt Kleckern‘ lautete wohl die Devise des Regisseurs Richard Attenborough (Gandhi, Chaplin), als er für sein aufwendiges Kriegsspektakel „Die Brücke von Arnheim“ seinerzeit ein gigantisches Star-Aufgebot um sich versammelte, um die Ereignisse rund um die gescheiterte Luftlandeaktion der Alliierten nachzuerzählen. Dabei herausgekommen ist großes Blockbusterkino, das mehr Wert auf bombastische Materialschlachten als auf Moraldiskurse legt.

                                  1944: Um ein baldiges Ende des Zweiten Weltkriegs herbeizuführen, haben die britischen Befehlshaber einen waghalsigen Plan ersonnen. Unter der Führung von Major General Urquhart (Sean Connery) sollen 35.000 Fallschirmjäger hinter den feindlichen Linien in den Niederlanden abspringen und gemeinsam mit den nachrückenden Bodentruppen sechs strategisch bedeutsame Brücken einnehmen und halten. Speziell der Brücke von Arnheim kommt bei der Mission eine besondere Wichtigkeit zu, gilt sie doch als mögliche Eingangspforte nach Deutschland. Obgleich sich die Anzeichen mehren, dass die Nazis um die SS-Gruppenführer Bittrich (Maximilian Schell) und Ludwig (Hardy Krüger sen.) in der Gegend Panzer stationiert haben, sind die Alliierten fest entschlossen, ihren Plan durchzuziehen…

                                  Attenboroughs Kriegsfilm startet mit Bildern aus der ‚Wochenschau‘, die die dargestellten Geschehnisse in ihren politischen und kriegstaktischen Zusammenhang bringen. In der Folge wird der Zuschauer mit einer Vielzahl von Einzelgeschichten konfrontiert, die mehr oder weniger stark zusammenhängen und Attenboroughs Werk einen geradezu monumentalen Anstrich verleihen.

                                  Beeindruckend ist dabei vor allem die Riege an namhaften Darstellern, welche sich für teils nur wenige Minuten lange Auftritte die Ehre geben. So sind in weiteren Rollen u.a. noch Liv Ullmann (Szenen einer Ehe), Anthony Hopkins (Das Schweigen der Lämmer), Michael Caine (Gottes Werk und Teufels Beitrag), Robert Redford (Der Clou) und Laurence Olivier (Der Marathon-Mann) zu sehen. Da der Film jedoch fortlaufend von einem Handlungsstrang zum nächsten springt, bleibt kaum einmal genügend Zeit, um einen der Charaktere näher zu beleuchten. Einzig dem von Connery verkörperten Major General wird ein wenig mehr Profil zugestanden.

                                  Trotz dieser Versäumnisse bezüglich der Figurenzeichnung lohnt sich eine Sichtung von „Die Brücke von Arnheim“ allein schon aufgrund der spektakulären Massenszenen in Verbindung mit zahlreichen krachenden Actionsequenzen, anhand derer es Attenborough gelingt, den ganzen Irrsinn dieses Himmelfahrtskommandos aufzuzeigen.

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                                  • 5

                                    Der aus allerlei bekannten Versatzstücken des Genres zusammengebastelte „Prom Night“ von Paul Lynch (Der Preis der Schönheit, The Keeper) ist ein recht zahmer und vergleichsweise blutleerer Slasher, der als Kind seiner Zeit aber zumindest über einen gewissen Reiz verfügt.

                                    Die Teenagerin Kim Hammond (Jamie Lee Curtis) blickt dem Abschlussball an ihrer Schule mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits freut sie sich auf ihren großen Auftritt als Ballkönigin, doch zugleich wird sie auch an ein schreckliches Ereignis aus ihrer Vergangenheit erinnert, findet der Ball doch ausgerechnet am Todestag ihrer Schwester Robin (Tammy Bourne) statt, die vor sechs Jahren auf grausame Weise ums Leben kam. Was Kim nicht ahnt: Damals haben vier ihrer Klassenkameraden Robin beim Versteckspiel in einem leerstehenden Schulgebäude in den Tod getrieben. Und nun scheint ein Mörder umzugehen, der sich für diese Tat rächen will…

                                    Dass „Prom Night“ seinerzeit in erster Linie darauf ausgelegt war, damalige Trends und Strömungen des Genres zu bedienen, merkt man Lynchs Teenie-Horror zu jeder Zeit an. So erinnert das Abschlussballthema sehr an „Carrie“ (1976), während die Rückkehr eines psychopathischen Killers in seine Heimatstadt deutliche Parallelen zu „Halloween“ (1978) aufweist. Kein Wunder also, dass man mit Jamie Lee Curtis auch gleich die damalige Scream-Queen für die Hauptrolle castete. Als ob all dies jedoch noch nicht genug sei, um genügend Heranwachsende in die Lichtspielhäuser zu locken, greift „Prom Night“ zudem auch noch den damaligen Disco-Trend auf, indem er die jungen Hauptdarsteller minutenlang in bester John Travolta-Manier über die Tanzfläche wirbeln lässt.

                                    Ehe der Killer überhaupt das erste Mal zuschlägt, ist dann tatsächlich schon weit über die Hälfte der Laufzeit vergangen, die hauptsächlich mit dem üblichen Balzverhalten seichter Teenie-Filme gefüllt wurde. Da sich Lynchs Film zuvor so viel Zeit für die Einführung der insgesamt recht sympathischen Teenie-Truppe genommen hat, ist ihr Schicksal dem Zuschauer aber zumindest nicht völlig egal, was dem von Rachemotiven geleiteten Treiben des Killers im letzten Drittel immerhin eine recht solide Grundspannung verleiht.

                                    Die Geschichte um einen aus dem Ruder gelaufenen Kinderstreich entbehrt darüber hinaus nicht einer gewissen Tragik, sodass die emotionale Schlusspointe zumindest ein Stück weit für den vorangegangenen Leerlauf entschädigt.

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                                    • 6

                                      „Die Augen eines Fremden“ unter der Regie von Ken Wiederhorn (Shock Waves, Return of the Living Dead 2) ist ein düsterer Thriller mit Slasher-Elementen, der zwar keine sonderlich innovative Geschichte erzählt, dafür aber mit einer bedrohlichen Atmosphäre sowie einigen blutigen Schockeffekten punktet.

                                      Die Fernsehreporterin Jane (Lauren Tewes) wohnt mit ihrer jüngeren Schwester Tracy (Jennifer Jason Leigh) in einem Hochhausapartment in Miami. Seit sie im Kindesalter vergewaltigt wurde, leidet Tracy unter einer dissoziativen Störung, aufgrund derer sie blind und taubstumm ist. Während eine Serie von grausamen Frauenmorden die Stadt erschüttert, fällt Jane das seltsame Verhalten ihres Nachbarn Mr. Herbert (John DiSanti) auf, der in der Tiefgarage seine blutbefleckte Kleidung wechselt. Nach und nach erhärtet sich Janes Verdacht, dass Mr. Herbert tatsächlich der gesuchte Killer sein muss…

                                      Wiederhorns Thriller enthält viele der üblichen Versatzstücke des Genres, baut jedoch von Beginn an eine schmierig-beklemmende Grundstimmung auf, welche die Neugier auf das Kommende schürt. Mit der enormen Intensität der Anfangsphase kann der restliche Film dann zwar nicht ganz mithalten, schafft aber trotz einiger Durchhänger im Mittelteil einen insgesamt mehr als soliden Spannungsbogen.

                                      Als entscheidende Trümpfe erweisen sich hierbei neben dem für einen Slasher eher ungewöhnlichen Schauplatz der Hochhaussiedlung und der starken Effektarbeit von Genreexperte Tom Savini auch die guten Schauspielleistungen. Speziell die junge Jennifer Jason Leigh (The Hateful Eight) kann in dieser frühen Rolle ihr Können unter Beweis stellen.
                                      Wer schon einige vergleichbare Filme gesehen hat, wird den Verlauf der Story zwar in weiten Teilen vorhersehen können, doch bietet „Die Augen eines Fremden“ trotz dieser Schwächen insgesamt durchaus fesselnde Thrillerkost.

                                      Danke an meine Buddys kaiserofhorror, Chionati und Nospheratu für den Tipp!

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                                      • 6

                                        Mit „Tombstone“ unternahm George P. Cosmatos (Rambo 2, Die City-Cobra) seinerzeit den Versuch, an die großen Erfolge von „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990) und „Erbarmunglos“ (1992) anzuknüpfen und ein ähnlich gewichtiges Westernepos zu schaffen. Dieses Ziel wurde letztlich zwar klar verfehlt, doch bietet die prominent besetzte Geschichte um die beiden legendären Revolverhelden Wyatt Earp und Doc Holliday dennoch insgesamt gelungene Unterhaltung.

                                        Der berüchtigte Revolverheld Wyatt Earp (Kurt Russell) hat beschlossen, sein altes Leben hinter sich zu lassen und gemeinsam mit seinen Brüdern Virgil (Sam Elliott) und Morgan (Bill Paxton) sowie ihren Ehefrauen in der Bergbaustadt Tombstone ein ruhiges Dasein zu führen. Vor Ort treffen sie auch Wyatts alten Freund Doc Holliday (Val Kilmer) wieder, dessen Tuberkuloseerkrankung ihm sichtlich zu schaffen macht. Als Wyatt und seine Gefährten jedoch einer sich ‚Cowboys‘ nennenden Bande von Kriminellen unter der Führung von Curly Bill Brocious (Powers Boothe) und Johnny Ringo (Michael Biehn) begegnen, sind Konflikte vorprogrammiert…

                                        „Tombstone“ verfügt über ein sehr großes Personaltableau, weshalb es entsprechend lange dauernd, die vielen Charaktere einzuführen und den Plot in Gang zu bringen. Selbst nach der Hälfte der Laufzeit ist immer noch nicht ganz klar, worauf die Handlung überhaupt hinauslaufen soll und welche Aspekte für den weiteren Verlauf von Bedeutung sind. So werden etwa zu Beginn die Opiumsucht von Wyatts Frau (Dana Wheeler-Nicholson) und damit einhergehende Spannungen in der Ehe angesprochen, später jedoch nicht weiter vertieft. Auch ist nicht ersichtlich, warum unwichtigen Nebenfiguren wie etwa dem von Billy Zane verkörperten Theaterdarsteller derart viel Aufmerksamkeit geschenkt wird.

                                        In der zweiten Hälfte nimmt die bis dahin zwar nicht uninteressante, aber recht umständlich erzählte Handlung allerdings deutlich an Fahrt auf und wandelt sich zu einer geradlinigen Rachegeschichte inklusiver bleihaltiger Konfrontationen. Diese gestalten sich zwar weitgehend vorhersehbar, bringen dafür aber die erhoffte Dynamik ins Geschehen.

                                        Aus der prominenten Riege der Darsteller, zu der u.a. noch Dana Delany (Amy und die Wildgänse) und Charlton Heston (Planet der Affen) sowie Genrelegende Robert Mitchum (El Dorado) als Erzähler gehören, sticht indes besonders Val Kilmer als todgeweihter Revolvermann hervor, der nichts unversucht lässt, um seinem Freund beizustehen. Anhand seiner starken Performance wird jedoch auch deutlich, dass Cosmatos gut daran getan hätte, die Männerfreundschaft zwischen Earp und Holliday noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken.

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                                        • 6

                                          Der auf einem Roman von William Faulkner basierende „Der Gauner“ ist ein leichtfüßiger Coming of Age-Film in nostalgischer Südstaatenatmosphäre, der mit gut aufgelegten Darstellern sowie einer sommerlichen Wohlfühlstimmung zu gefallen weiß.

                                          1905: Der 11-jährgie Lucius (Mitch Vogel) bewohnt mit seiner Familie ein herrschaftliches Haus im Bundesstaat Mississippi. Oberhaupt der Familie ist Lucius‘ strenger Großvater (Will Geer), der seit kurzem ein eigenes Automobil - einen knallgelben Winton - besitzt. Als Lucius‘ Familie für mehrere Tage mit der Kutsche zu einem Begräbnis nach St. Louis fährt und den Jungen allein zurücklässt, nutzt Lucius die Gelegenheit, um gemeinsam mit dem Bediensteten Boon (Steve McQueen) das Auto seines Großvaters zu stehlen und zu einer abenteuerlichen Reise nach Memphis aufzubrechen…

                                          In einer Zeit, da sich das New Hollywood Kino mit Filmen wie „Die Reifeprüfung“ (1967) und „Easy Rider“ (1969) im Aufschwang befand, erwies sich der eher altmodisch angelegte „Der Gauner“ unter der Regie von Mark Rydell (Die Cowboys, Am goldenen See) als kolossaler Kassenflop und erster größerer Dämpfer in der Karriere Steve McQueens. Begleitet von einer altersweisen Erzählerstimme sowie einem dazu passenden Score der Komponistenlegende John Williams, entfaltet das Abenteuer-Roadmovie mit seiner simpel angelegten, unaufgeregten Geschichte jedoch einen angenehmen Oldschool-Charme, der eine Wiederentdeckung lohnenswert macht.

                                          Während der Slapstick-Humor längst nicht immer ins Schwarze trifft und Themen wie Rassenhass, Korruption und sexuelle Gewalt gegen Frauen nur oberflächlich behandelt werden, ist es vor allem der liebevoll-verklärte Blick auf Kindheit und Jugend, der dafür sorgt, dass man Rydells Film trotz aller Macken mit einem positiven Gefühl beendet, erzählt „Der Gauner“ doch auf recht einfühlsame Weise von all den Irrungen und Wirrungen des Heranwachsens.

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                                          • 5

                                            „Anacondas: Die Jagd nach der Blut-Orchidee“ wird zwar als Fortsetzung des 90er-Tierhorrors mit Jennifer Lopez vermarktet, fühlt sich über weite Strecken jedoch eher nach einem deutlich weniger prominent besetzten Remake an, das ein weiteres Mal auf die Zutaten des Vorgängers zugreift.

                                            Im Auftrag eines US-Pharmakonzerns wird ein Expeditionsteam um Dr. Jack Byron (Matthew Marsden) und seine Assistentin Sam Rogers (KaDee Strickland) nach Borneo geschickt, um die sagenumwobene Blut-Orchidee ausfindig zu machen, die über lebensverlängernde Wirkstoffe verfügen soll. Um an ihr Ziel zu gelangen, sind die Forscher auf die Hilfe des Flusskapitäns Bill Johnson (Johnny Messner) angewiesen, der verspricht, sie sicher in den Teil des Dschungels zu bringen, in dem die Pflanze wachsen soll. Noch ahnt jedoch keiner der Beteiligten, dass sie sich damit geradewegs in das Revier gefräßiger Riesenschlangen begeben…

                                            Auch der zweite Teil der „Anaconda“-Reihe punktet mit seiner exotischen Atmosphäre in Kombination mit ein wenig Action und Grusel. Positiv hervorheben lässt sich zudem die gelungene Stuntarbeit, die etwa das Hinabfahren eines tosenden Wasserfalls recht realistisch aussehen lässt. Auch ist durchaus erkennbar, dass mit Dwight H. Little (Halloween 4, Mord im Weißen Haus) ein passabler Regiehandwerker für die Inszenierung verantwortlich ist.

                                            Abstriche machen muss man hingegen bei den teils schwachen CGI-Effekten sowie den allenfalls mittelmäßigen Leistungen der Castmitglieder. Dass es sich bei der hormongesteuerten Truppe von geldgierigen Egoisten um Wissenschaftler auf einer Expedition handeln soll, nimmt man jedenfalls keinem der Darsteller so recht ab. Überhaupt erweisen sich die Charaktere alsbald als größtes Manko des Films, können diese doch mit ihrem planlosen Handeln und ihrem nervigen Geschrei kaum Sympathiepunkte verbuchen.

                                            Entsprechend groß ist deshalb auch die Freude, wenn wieder einmal einer der belanglosen Dialoge von einem fiesen Anaconda-Angriff unterbrochen wird.

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                                            • 6

                                              Innerhalb der Filmografie Alfred Hitchcocks (Psycho, Die Vögel) stellt „Der Fall Paradin“ einen eher ungewöhnlichen Eintrag dar, lieferte der vornehmlich für seine packenden Suspense-Thriller bekannte Regisseur hier doch einen dialoggetriebenen und im Vergleich zu seinen anderen Werken sehr ausschweifenden und langsam aufgebauten Gerichtsfilm ab.

                                              Der erfolgreiche Anwalt Anthony Keane (Gregory Peck) übernimmt die Verteidigung der attraktiven Mrs. Paradin (Alida Valli), die bezichtigt wird, ihren schwerreichen Ehemann, einen blinden Oberst, vergiftet zu haben. Obwohl glücklich mit seiner Frau Gay (Ann Todd) verheiratet, fühlt sich Keane schon bald zu seiner ebenso schönen wie unnahbaren Mandantin hingezogen und droht ihretwegen sein Berufsethos zu vergessen…

                                              Hitchcocks Gerichtsthriller steigt zwar direkt mit der Verhaftung der undurchsichtigen Mrs. Paradin ein, lässt sich in der Folge aber sehr viel Zeit, um die Charaktere näher vorzustellen und auf ehepsychologische Differenzen zwischen dem Protagonisten und seiner Frau einzugehen. So vergeht eine ganze Weile, ehe die Ermittlungen des Anwalts so richtig ins Rollen kommen und er weitere Nachforschungen über die Hintergründe des Mordfalls anstellt.

                                              Dass „Der Fall Paradin“ trotz dieser längeren Phasen, in denen der Plot kaum vorangetrieben wird, dennoch zu unterhalten weiß, ist dabei vor allem der ausgefeilten Charakterzeichnung in Verbindung mit ansprechenden Leistungen der Castmitglieder zu verdanken, zu denen u.a. noch Louis Jordan (James Bond 007 – Octopussy), Charles Coburn (Blondinen bevorzugt) und Charles Laughton (Sturm über Washington) zählen. Nicht nur aufgrund der Beteiligung des zuletzt Genannten lassen sich zudem einige Parallelen zu Billy Wilders „Zeugin der Anklage“ (1957) ziehen, obgleich Hitchcocks Werk im direkten Vergleich eindeutig den Kürzeren zieht. Erwähnenswert ist außerdem, dass der für Hitchcock typische, augenzwinkernde Humor hier fast vollständig fehlt und „Der Fall Paradin“ stattdessen fast schon wie ein Moralstück erscheint.

                                              Handwerklich indes ist dem Gerichtsthriller kaum ein Vorwurf zu machen, besticht der Film doch durch markante Schwarzweiß-Bilder, clevere Kameraführung sowie eine recht imposante Ausstattung. Wer sich an den Längen nicht weiter stört, wird zudem mit einem starken letzten Drittel entschädigt.

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                                              • Einer meiner Lieblingsfilme aus den 80ern ist "Young Sherlock Holmes - Das Geheimnis des verborgenen Tempels". Der hat mich schon als Kind begeistert und ich schau ihn auch heute noch super gerne.
                                                Die Kriminalgeschichte des jungen Holmes kombiniert mit dem Abenteuercharme eines "Indiana Jones" und dem Internatsleben ala "Harry Potter" ist einfach eine grandiose Mischung. Da spürt man jederzeit den Einfluss von Produzent Spielberg und Drehbuchautor Chris Columbus.

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                                                  Mit „Begrabt die Wölfe in der Schlucht“ inszenierte Regisseur Ted Kotcheff (Ferien in der Hölle, Rambo) einen recht ungewöhnlichen Spätwestern mit eigenwilligem Erzählrhythmus, der mehr Wert auf Figurenzeichnung statt auf eine abwechslungsreiche Handlung legt.

                                                  Nach einem missglückten Banküberfall wird das Halbblut Billy (Desi Arnaz jr.) vom zuständigen Sheriff (Jack Warden) in Gewahrsam genommen. Billys Mitstreiter, der bärbeißige Schotte Deans (Gregory Peck), ist ihnen jedoch unbemerkt gefolgt und schafft es schließlich, seinen jungen Freund zu befreien. Gemeinsam fliehen die beiden Gesetzlosen vor dem Zugriff des Sheriffs in die Wüste…

                                                  Kotcheffs Western bietet inhaltlich über weite Strecken kaum mehr als eine einzige lange Verfolgungsjagd, weiß dabei jedoch einige spannende Akzente zu setzen, die den Film vom Großteil vergleichbarer Genrevertreter unterscheiden. Neben den sehr elegant eingefangenen Bildern der kargen Wüstenlandschaft ist dabei insbesondere das ungleiche Protagonistenduo hervorzuheben, das Kotcheffs Werk den Charme eines Buddy-Movies verleiht.

                                                  Zwar bleiben Überraschungsmomente eher Mangelware und auch Fans von knackigen Shootouts kommen hier kaum auf ihre Kosten, doch dafür beweist Kotcheff ein gutes Gespür für Atmosphäre und scheut sich auch nicht davor, im Genre eher selten behandelte Themen – wie etwa Gewalt gegen Frauen – anzugehen.
                                                  Dank der knappen Laufzeit von weniger als 100 Min. lässt sich zudem auch über einige weniger interessante Passagen hinwegsehen.

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                                                  • 6 .5

                                                    Nach dem kolossalen Erfolg des Vorgängers war eine Fortsetzung wohl nur noch Formsache und so stieg Sylvester Stallone für „Rocky II“ ein weiteres Mal in den Ring, um sich abermals seiner Nemesis in Person von Schwergewichtsweltmeister Apollo Creed zu stellen.

                                                    Der vom Kampf sichtlich gezeichnete Rocky Balboa (Sylvester Stallone) hat wenig Interesse daran, seine Karriere als Boxer fortzusetzen und genießt stattdessen das Leben mit seiner großen Liebe Adrianna (Talia Shire), der er bald nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus einen Heiratsantrag macht. Rockys Bemühungen, eine geeignete Arbeit zu finden, schlagen jedoch allesamt fehl, worunter auch sein Selbstvertrauen leidet. Derweil drängt Weltmeister Apollo Creed (Carl Weathers) mit aller Macht auf eine Revanche, sieht er sich durch den verpassten K.o.-Sieg gegen den krassen Außenseiter doch in seiner Ehre als Champion verletzt…

                                                    „Rocky II“ knüpft inhaltlich und stilistisch nahtlos an den Vorgänger an und setzt die Geschichte um den aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Boxer auf stimmige Art und Weise fort. Stallone, der nach „Vorhof zum Paradies“ (1978) zum zweiten Mal in seiner Karriere Regie führte, beweist dabei ein gutes Gespür für die Stärken des Erstlings und versteht es, diese abermals auf die Leinwand zu bringen. Das Endergebnis mag einigen Zuschauern dabei vielleicht etwas mutlos erscheinen, gleichzeitig kommen Fans des Originals jedoch erneut auf ihre Kosten.

                                                    Negativ ankreiden lässt sich der Fortsetzung derweil, dass der Film sich zwar immer wieder mit verqueren Männlichkeitsidealen und patriarchalen Strukturen auseinandersetzt, hierbei aber zu selten Position bezieht, was etwa anhand der Diskussionen von Rocky und Adrianna über die Rolle des Mannes als Familienernährer deutlich wird. In diesem Zusammenhang verpasst „Rocky II“ die Gelegenheit, Adriannas Entwicklung vom schüchternen Mauerblümchen zur selbstbewussten Ehefrau noch stärker in den Fokus zu rücken.

                                                    Trotz dieser kleineren Makel stellt „Rocky II“ jedoch ein insgesamt überzeugendes Sozialdrama dar, das mit ansprechenden Darstellerleistungen, einigen schönen Impressionen des winterlichen Philadelphia sowie einem ebenso furiosen wie spannungsintensiven Boxfinale zu überzeugen weiß.

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