Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Yippiiiie! Darauf erstmal eine Pulle Gin mit Wodka!
Regisseur Mick Garris und Autor Stephen King sind ein eingespieltes Gespann. So adaptierte Garris zuvor u.a. bereits "The Stand" und "The Shining (1997)", ehe er sich der Verfilmung von "Desperation" annahm. Der Titel, der übersetzt Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit bedeutet, gibt schon recht gut die Richtung vor, die in dieser Zusammenarbeit der Beiden eingeschlagen wird.
Auf einem gottverlassenen Highway in Nevada gehen seltsame Dinge vor. Ein höchst eigenartiger Deputy taucht auf und steckt Durchreisende grundlos ins Gefängnis. Lange Zeit über wird der Zuschauer im Unklaren darüber gelassen, worum es hier überhaupt gehen soll. Spürbar ist nur das Bemühen des Regisseurs, sich nah an die Vorlage zu halten. Kings Metaphern 1 zu 1 auf den Bildschirm zu bringen, erwies sich jedoch in der Vergangenheit schon häufiger als falscher Ansatz. Daher wirkt "Desperation" wie ein uninspiriertes Abklappern der wichtigsten Stationen des Buches. Bloßes "Abfilmen" macht allerdings noch keine gute Literaturverfilmung aus.
Die erste Hälfte des Films dient zum Großteil der Einführung der Figuren und ist dennoch deutlich spannender geraten als der darauffolgende Teil. Gelingt es, den psychedelischen Score auszublenden, schafft Ron Perlman als vom Wahnsinn besessener Deputy in Kombination mit der Ungewissheit über den Fortgang der Handlung durchaus solide Unterhaltung. Einige popkulturelle Anspielungen sorgen derweil für Auflockerung, so kommen hier u.a. Der Herr der Ringe und Bob Dylan zur Sprache. Ein treffsicheres Gespür für Rhythmus und Timing lässt Garris jedoch auch hier schon vermissen. In der zweiten Hälfte des Films wird dieser Umstand gar zur Geduldsprobe. Beispielhaft sei eine Szene im Theater erwähnt, in der die Spannung so radikal entweicht, dass man beinahe glaubt ein wahrnehmbares Zischen zu vernehmen. Als problematisch erweist sich außerdem, dass die Saat, die mit der ausführlichen Einführung der Charaktere gelegt wird, nicht aufgeht. Daran können auch einige nachgeschobene Rückblenden nichts ändern, unter denen immerhin eine visuell sehr ansprechend umgesetzt wurde. Unter den Darstellern vermag zu diesem Zeitpunkt des Films allenfalls noch Tom Skerritt als selbstverliebter Schriftsteller Akzente zu setzen.
Zwar wird die pure Gewalt, die Perlman zuvor ausstrahlte, nun mehr und mehr durch Horrorelemente abgelöst, doch gleichzeitig rücken auch hohle Phrasen über die Kraft des Glaubens und der Gemeinschaft in den Vordergrund. Besonders die Figur des kleinen David ist in ihrem Missionierungseifer geradezu lächerlich. Auf diese Weise driftet "Desperation" immer mehr in den religiösen Kitsch ab und vermag mit der reichlich unbeholfen präsentierten Auflösung des Spuks nicht mehr zu schockieren.
Zusammengefasst wirkt diese King Adaption wie ein kruder Flickenteppich. Grusel, stumpfe Gewalt und Bibelverse ergeben kein stimmiges Endergebnis. Allenfalls Diejenigen, die ein Faible für Horror auf dem Highway haben, könnten hier einigermaßen auf ihre Kosten kommen.
Bruce Willis plus Kind - das war um die Jahrtausendwende ein beliebtes Strickmuster in Hollywood, Beispiele wie "The Sixth Sense" und "The Kid" belegen dies. Und auch im Thriller "Das Mercury Puzzle" kommt diese Formel zur Anwendung. In diesem Fall ist es der autistische Simon, der sich an der Seite des Actionhelden gegen die NSA erwehren muss. Während die Handlung ausgehend von einer eigentlich recht spannenden Prämisse reichlich schablonenhaft verläuft, ist es das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller und die damit verbundenen Emotionen, die zu den Stärken des Films gehören.
Die Logik des Geschehens sollte lieber nicht zu genau hinterfragt werden, sonst gelangt man schnell zu dem Schluss, dass "Das Mercury Puzzle" auf einem geradezu hanebüchenen Fundament fußt. Dafür bietet der Film allerdings durchaus passable Actionkost und weiß mit einigen in ihrer Radikalität bemerkenswerten Szenen zu überraschen. Gänzlich unerwartete Wendungen und eine raffinierte Fortentwicklung der Geschichte hat der Film jedoch nicht vorzuweisen. Mit u.a. Alec Baldwin und Kim Dickens auch in den Nebenrollen recht prominent besetzt, ist es indes der kleine Miko Hughes (Friedhof der Kuscheltiere) der mit seiner Performance des sensiblen wie hochintelligenten Jungen nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Wie der von Bruce Willis verkörperte FBI Agent langsam versucht, eine Beziehung zu ihm aufzubauen und dabei doch immer wieder Rückschläge verkraften muss, weiß durchaus zu berühren.
Während Puzzle-Freunde angesichts der letztlich wenig bedeutsamen Rätsel enttäuscht werden dürften und auch die Spannung nicht durchgängig am Anschlag bleibt, ist es der emotionale Zugang, der es lohnt, einen Blick zu riskieren. Für Nostalgiker ist außerdem erwähnenswert, dass hier tatsächlich noch Schreibmaschinen zur Anwendung kommen.
6 von 10 gepeinigte Türklingeln
Die Neuverfilmung des Klassikers mit Boris Karloff nimmt das 1932er Original als Aufhänger für ein durchschnittliches Actionabenteuer. Während mit Horrorelementen eher gegeizt wird und blutige Gewaltmomente gänzlich fehlen, bleibt "Die Mumie" von 1999 vor allem als effektbeladenes Spektakel in Erinnerung.
Nach einer kurzen Einführung, die dem Zuschauer die Ausgangslage im alten Ägypten näher bringen soll, reiht Regisseur Stephen Sommers eine wuselige Actionsequenz an die nächste. Zwar muss man ihm seine selbstironische Herangehensweise und seinen Verzicht auf lange, nichtssagende Dialoge hoch anrechnen, doch gleichzeitig erhärtet sich der Eindruck, dass "Die Mumie" das filmische Äquivalent eines Jump 'n' Run Spiels darstellt. Dabei ist der Film von Anfang bis Ende auf den Geschmack der Masse zugeschnitten, reichlich glattgebügelt und mit einer großen Portion Klamauk versehen. Nachdem der fiese Im-Ho-Tep einmal befreit ist, ersäuft der Film in CGI-Sandstürmen und Schwärmen heißhungriger Skarabäus-Käfer. Eine Handlung sucht man hier vergebens.
Brendan Fraser gibt Rick O'Connell als Slapstick Variation von Indiana Jones, während Rachel Weisz die kreischende Jungfrau in Nöten spielt. Die Liebesgeschichte der beiden ist derweil vollkommen abstrus und unstimmig. Von Beginn an lechzt und schmachtet Weisz nach dem Abenteurer, als träfe eine Nonne auf die Chippendales. John Hannah verkörpert unterdessen den tollpatschigen Sidekick, Arnold Vosloo darf immerhin einige Male böse gucken. Hinzu kommt eine ganze Riege nichtssagender Nebenfiguren, deren Bedeutung für die Geschichte weitestgehend im Verborgenen bleibt. Die Krönung stellt dabei ein alter Pilot dar, der so schnell wieder verschwindet, wie er eingeführt wurde.
Zu Gute halten kann man Sommers sinnbefreitem Potpourri immerhin sein hohes Tempo. Dass auf dieser Basis tatsächlich zwei Fortsetzungen, eine Spin-Off Reihe und im letzten Jahr auch noch ein Remake entstanden, lässt mich allerdings absolut ratlos zurück. Beim besten Willen - CGI Blödsinn von der Stange gab's auch schon Ende der 90er. Diese Mumie hätte man wohl tatsächlich lieber in ihrem Sarkophag gelassen.
Wenn jemals das oft beschworene Geruchsfernsehen kommen sollte, so dürfte Tom Tykwers Verfilmung des Bestsellers von Patrick Süskind zweifelsohne die Ehre zuteil werden, diesem neuen Format als Vorreiter zu dienen. Die komplizierte Aufgabe, den wohl flüchtigsten und am wenigsten beachteten Sinneseindruck in Szene zu setzen, meistert "Das Parfum" mit Bravour. Darüberhinaus bietet der Film eine abwechslungsreiche Handlung, opulente Bilder und spannende Charaktere.
Schon unmittelbar nach seiner Geburt geht diese bemerkenswerte Kreatur Jean-Baptiste Grenouille immer der Nase nach. Ausgestattet mit außergewöhnlichen olfaktorischen Fähigkeiten verfolgen wir seine Lebensgeschichte, die ihn aus dem wortwörtlichen Dreck zwischen vorbeihuschenden Ratten und zum Himmel stinkenden Abfällen auf einem Pariser Fischmarkt bis hin zu den sonnenbeschienenen Lavendelfeldern von Grasse führt. Der damals noch weitgehend unbekannte Ben Whishaw gibt Jean-Baptiste als wortkargen Außenseiter mit autistischen Zügen. Verstörend und ekelig sind seine Taten, diabolisch seine Vorgehensweisen und doch erregt dieses geprügelte Geschöpf Mitleid beim Zuschauer und manch einer dürfte sich ertappt fühlen, wie er ihm trotz Allem Glück bei seinen Vorhaben wünscht. Amor und Psyche liegen in dieser einzigartigen Geschichte eng umschlungen.
Der Plot hält sich in weiten Teilen nah an der Buchvorlage, rückt den abstoßenden und zugleich faszinierenden Protagonisten mit seinen Obsessionen in den Mittelpunkt. Nebenbei zeichnet der Film jedoch auch ein präzises Bild vom Frankreich des 18. Jahrhunderts, zeigt eine Gesellschaft, in der sich die Reichen der Dekadenz hingeben, die Armen in der Gosse dahinvegetieren und der Klerus von Dämonen und Geisterbeschwörern predigt. Durch den schrulligen Parfümeur Baldini (Dustin Hoffman) gewinnt der Film an Witz, mit Einführung des einflussreichen Antoine Richis (Alan Rickman) und seiner bezaubernden Tochter (Rachel Hurd-Wood) steigert sich die Dramatik. Die Darsteller agieren dabei durchweg auf einem guten Niveau, auch Karoline Herfurth als Mirabellenverkäuferin ist hier zu nennen, und besonders Rickman weiß seine Figur facettenreich und mit der nötigen Verbissenheit zu verkörpern.
Schwächen offenbart "Das Parfum" nur in seiner Dynamik. Tykwer verlässt sich bisweilen allzu sehr auf die Kraft der starken Geschichte, die seinem Film zugrunde liegt. Obwohl die Handlung sehr zügig voranschreitet, entstehen deshalb kleinere Spannungseinbrüche. Diese werden jedoch weitestgehend durch die atmosphärische Inszenierung wettgemacht. Versagen Tykwer zwischendurch die Möglichkeiten der Verbildlichung des Geschehens rund um Düfte und Gerüche, hilft die Erzählerstimme aus dem Off aus. Otto Sanders raues Timbre bildet eine absolut stimmige Symbiose mit den Bildern und transportiert darüber hinaus Teile von Süskinds Fabulierkunst in den Film.
Feurig und rotgelockt in der Kopf-, düster und manisch in der Herz-, und nach frischen Mirabellen duftend in der Basisnote. "Das Parfum" ist ein Film, der es wert ist, konserviert zu werden.
Alejandro Inarritus oscarprämierter "Birdman" ist ein wahres Sammelsurium an Themen, Ideen und Querverweisen. Ein Film, der mehrere Metaebenen birgt, mit Hollywood, Arthouse, Theater, Social Media, Schauspielern und Kritikern abrechnet, Liebe, Eifersucht, Drogenkonsum, Vater-Tochter-Beziehungen und verblassenden Ruhm behandelt und sich doch letztlich lieber auf einen Aspekt fokussiert hätte, statt all dies in einen großen Topf zu werfen und ein paar Mal kräftig umzurühren.
"Birdman" wirkt wie in einer einzigen großen Plansequenz gedreht, tatsächlich bedient sich der Film jedoch wie einst Hitchcocks "Cocktail für eine Leiche" einiger Tricks, um diesen Eindruck aufrecht zu erhalten. Fließend gehen die Szenen ineinander über, in denen die Figuren im Mikrokosmos des Theaters immer wieder zusammenstoßen und auseinanderdriften. Gespickt mit einigen witzigen Dialogen sowie Anspielungen auf das Business und getragen von einem hervorragenden Cast, weiß Inarritus Film durchaus solide zu unterhalten, bietet jedoch kaum einmal echte Highlights. Wenn etwa der von Michael Keaton mit voller Hingabe gespielte Protagonist in Feinrippunterhose über den Times Square läuft und dabei von der Menge mit Handykameras verfolgt wird, ist das zwar visuell auf einem hohen Niveau, inhaltlich aber nicht viel mehr als ganz amüsant.
Obwohl der künstlerische Anspruch des Films jederzeit offen ausgebreitet wird, geht "Birdman" jedoch selten subtil vor. Vielmehr schreien sich die Charaktere die zahlreichen Botschaften dieses Films entgegen: In der Showbranche regieren Arroganz und Eitelkeit, Superheldenblockbuster sind effektüberladen und ohne jeden Tiefgang, Kritiker sind gescheiterte Existenzen mit endlosen Vorurteilen. Spätestens nach der Hälfte des Films hat jedoch auch der Letzte diese Botschaften begriffen, sodass das unablässige Wiederkäuen nicht nötig gewesen wäre. Zumal die Handlung kaum der Rede wert ist und sich "Birdman" größtenteils auf diese Aneinanderreihungen von Kuriositäten verlässt. Natürlich ließe sich ein Film, der so viele Dinge behandelt, bis zum Erbrechen analysieren und so ziemlich Jeder dürfte hier irgendeinen Anknüpfungspunkt für sich finden. Aber genauso ließe sich argumentieren, dass ein Film, der alles behandeln will, schlussendlich nichts behandelt.
Die stärksten Momente von "Birdman" sind neben einigen Szenen, in denen Keaton, Norton, Watts und Stone ihre schauspielerische Klasse ausspielen können, jene, in denen der Namensgeber des Films auftaucht. Leider tritt Riggans Alter Ego, welches auf einer anderen Ebene natürlich auf Keatons Vergangenheit als dunkler Ritter verweist, vergleichsweise selten auf den Plan. Eine Umsetzung wie etwa in "Mr. Brooks - Der Mörder in dir" hätte aus dem Spiel mit der multiplen Persönlichkeit deutlich mehr Spannung und Dynamik herauskitzeln können.
So aber bleibt dieser Film, der von allem etwas anreißt, erstaunlich effekt- und ziellos. Das Einzige, was wirklich nachhaltig im Gedächtnis bleibt, dürfte somit der penetrante Rhythmus der Drums sein.
Erstmals habe ich mir den gegenüber der Kinofassung 16 Min. längeren Extended Cut zu Gemüte geführt. Dieser verändert die Geschichte nicht wesentlich, fügt ihr aber ein paar interessante Aspekte hinzu und vertieft das Bisherige. Zu beachten ist dabei, dass der Extended Cut der Dynamik des Films nicht unbedingt zuträglich ist. Vielmehr verschleppt er im Vergleich zur Kinofassung das Tempo und könnte daher insbesondere für Diejenigen, denen schon die Kinofassung nicht unbedingt zusagte, zu langatmig geraten sein.
Der Anfang dieser Fassung ist dabei besonders hervorzuheben, beginnt die Handlung doch nun auf der Erde, welche massiv unter Überbevölkerung und Verschmutzung zu leiden hat. Mit seinen futuristischen Fortbewegungsmitteln und dem neonfarbenen Design erinnert diese Eröffnungssequenz in Teilen an Ridley Scotts "Blade Runner". Auch der Charakter Jake Sullys, seine Behinderung und seine Beziehung zu seinem verstorbenen Bruder werden hier gegenüber der Kinofassung näher beleuchtet.
Ein weiteres Highlight des Extended Cuts stellt ein neuer Handlungsbogen um die von Sigourney Weaver verkörperte Dr. Augustine dar. So spendiert diese Fassung ihr einige neue Dialoge, wobei insbesondere ihre Rolle als Vermittlerin zwischen Menschen und Na'vi in den Fokus gerückt wird. In diesem Zusammenhang erfahren wir auch neue Details zu der Schule, die sie für die Ureinwohner Pandoras errichten ließ.
Ein drittes entscheidendes Element des Extended Cuts ist der Tod Tsut'seys, der hier deutlich eingehender behandelt wird. Die weiteren Szenen hingegen sind eher als Verlängerung des Bekannten zu verstehen und gewähren etwa noch zusätzliche Einblicke in die Flora und Fauna des Planeten. Insgesamt lohnt sich die erweiterte Fassung aber allein schon der ausführlicheren Charaktermomente wegen, liegt hier doch eine der Schwächen von "Avatar".
Was eine Gesamtbewertung angeht, so vereint wohl kaum ein anderer Film visuellen Hochgenuss und inhaltlichen Einheitsbrei so sehr wie dieses Werk von James Cameron. "Avatar" bietet auch fast ein Jahrzehnt nach Veröffentlichung noch Bilder auf allerhöchstem Niveau, wie man sie nur selten zu sehen bekommt. Gleichwohl ist die Handlung überraschungsarm und vorhersehbar, während die Figuren im Bombast unterzugehen drohen. Die letzte dreiviertel Stunde des Films besteht gar fast ausschließlich aus Actiongetöse. Wer also hohe Ansprüche an Charakterzeichnung und Handlung stellt, wird mit dieser lauen Öko-Botschaft nicht zufrieden gestellt werden, in visueller Hinsicht ist "Avatar" jedoch als geradezu revolutionär zu bezeichnen und wartet mit einer Vielzahl fantastischer Kreaturen und Maschinen auf.
Meine Empfehlung lautet daher: Hirn ausschalten und für ein paar Stunden dem Eskapismus frönen.
Ganz liebe Grüße von Giggle darf ich euch allen ausrichten! Unserem verlorenen Sohn geht es gut und er freut sich über jeden, der hier an ihn denkt.
Begeistert hat ihn in letzter Zeit zB "Infinity War", "Solo" hingegen ist wohl eher bei ihm durchgefallen.
Sein aktueller Feelgood Tipp an alle lautet "Verliebt und ausgeflippt" (aktuell bei Netflix).
Von meiner Seite aus wünsch ich euch allen auch noch einen schönen Freitag und einen guten Start ins Wochenende ;)
Ebenso wie sein fellbedeckter Star gehört auch dieser Film zu einer vom Aussterben bedrohten Art. Denn wann gab es zuletzt einen Familienfilm, der dieses Prädikat auch tatsächlich verdient hat? Für die Minions dürften sich Mama und Papa wohl kaum begeistern können, während die Kids für John Wick möglicherweise noch zu klein sind. Bei "Paddington" kommen sie alle auf ihre Kosten. Meine erste Begegnung mit dem sympathischen Hutträger geschah in Form der liebenswerten Zeichentrickserie. Da hatte der gemütliche Bär angesichts der Konkurrenz durch die actionlastigeren Gummibären oder das Fliegerass Käptn Balu aber noch das Nachsehen. Spätestens mit diesem Sprung auf die große Leinwand hat sich Paddington jedoch einen Platz in meinem Herzen erobert.
Die Kombination aus Realfilm und Animation ist durchweg gelungen, stimmig fügt sich der putzige Bär in das Bild des regennassen London. "Paddington" ist very british; Teestunde und rote Doppeldeckerbusse gehören hier zum guten Ton. Der Humor pendelt zwischen turbulentem Slapstick und hintergründigen Anspielungen. So klettert Paddington in einer Szene etwa einen Kamin empor wie Tom Cruise am Burj Khalifa in "Mission Impossible". Manche visuelle Spielereien hingegen erinnern an die Werke Wes Andersons, ohne dabei jedoch zur bloßen Kopie zu verkommen. Die Inszenierung ist größtenteils sehr dynamisch, nur ab und an gönnen die Macher sich und den Zuschauern eine kleine Verschnaufpause. Die eigentliche Story von "Paddington" ist da eher Nebensache, Spaß und Unterhaltung stehen hier unverkennbar im Vordergrund. Dennoch bietet die Handlung um die Suche nach dem Forscher genug an, um das Interesse durchgängig aufrecht zu erhalten.
Der größte Pluspunkt des Films dürften aber wohl seine Figuren sein. Sally Hawkins und Hugh Bonneville liefern als Mr. und Mrs. Brown eine absolut charmante Performance, während Julie Walters die herrlich schrullige Haushälterin der Familie gibt. Besonders lobenswert ist außerdem Nicole Kidman als fiese Antagonistin, der ihre bösartige Rolle sichtlich Vergnügen bereitet. Einzig die Kinder Jonathan und Judy kommen insgesamt erstaunlich kurz, während Jonathan vornehmlich durch seine Basteleien auffällt, darf Judy immerhin eine kleine Entwicklung von der dauergenervten Göre zur Freundin des Bären durchleben.
Hervorragende Unterhaltung für Jung und Alt - dieser neue Hausfreund im Dufflecoat weiß sehr zu gefallen. Darauf nun ein schmackhaftes Sandwich mit Orangenmarmelade. Mhmmm...lecker!
Erwähnenswert finde ich zB noch
Butterfly Effect
Cloud Atlas
I Robot
Oblivion
Per Anhalter durch die Galaxis
In "Die Taschendiebin" entführt uns Regisseur Chan-wook Park in das von japanischen Invasoren besetzte Korea der 1930er Jahre. Eingehüllt in Bilder von majestätischer Schönheit erzählt der Film die Geschichte der Taschendiebin Sook-Hee, die von dem Hochstapler Fujiwara angeheuert wird, um sich das Vertrauen der Millionenerbin Lady Hideko zu erschleichen und so durch eine Heirat an ihr Vermögen zu gelangen.
"Die Taschendiebin" ist dabei in drei deutlich als solche erkennbare Akte unterteilt, die der Handlung jeweils eine neue Richtung geben. Der Film wartet dabei mit mehreren Wendungen auf, priorisiert jedoch nie den reinen Schockeffekt, sondern weiß seine Twists auf eine reifere (geradezu "vollreife") Art auszuspielen, als dies etwa noch bei "Oldboy" der Fall war. Der historische Kontext sorgt indes für einen zusätzlichen Reiz, steht jedoch nicht so sehr im Vordergrund, als dass sich der Film ohne Kenntnisse in der Geschichte Japans und Koreas nicht verstehen ließe. Ebenso wie das prunkvolle Anwesen, in welchem die Geschichte zu großen Teilen spielt, scheint der Film neben seinem östlichen Einfluss auch eine westliche Komponente zu haben. Die Verhaltensweisen der Figuren erscheinen jedenfalls auch mit dem Blick eines Mitteleuropäers beinahe immer nachvollziehbar. Ohnehin sind unterschiedliche Perspektiven von großer Bedeutung für "Die Taschendiebin".
Herausstechend ist auch die exquisite Kameraarbeit, die Figuren und Schauplätze meisterhaft in Szene zu setzen weiß. Die Schönheit der Landschaft mit ihrer Kirschblüte, kleinen Teichen und grünen Wiesen wird ebenso elegant eingefangen wie jede Regung in den Gesichtern der Protagonisten. Dies gilt auch für die anmutigen wie kraftvollen Erotikszenen, welche die Beteiligten aus verschiedensten Winkeln zeigen und dabei dennoch die Grenze zum bloßen Softporno nie überqueren. Sehr gelungen ist auch, wie Spiegel, Balken oder Fensterbretter des Anwesens hier so zur Geltung kommen, dass sie immer eine Aussage über das Verhältnis der Charaktere zueinander, ihre Nähe und Distanz treffen.
Zwar ist die Zahl der handelnden Figuren sehr überschaubar, doch dafür sind diese umso besser ausgearbeitet und von ihren jeweiligen Darstellern stark gespielt. Insbesondere Tae-ri Kim und Min-hee Kim als Zofe und Herrin legen nach und nach die verborgenen Wesenszüge ihrer Figuren frei und geben ganz nebenbei auch noch vollen Körpereinsatz. Die Figuren des Lustmolchs von einem Onkel und des falschen Grafen sind derweil weniger vielschichtig angelegt, im Gesamtkontext der Handlung jedoch ebenso interessant und von ihren Darstellern ebenfalls gut verkörpert.
Schwächen lassen sich lediglich in der Vielzahl erklärender Momente ausmachen. Hier hätte Park gut und gerne die eine oder andere Szene gegen Ende wegfallen und damit dem Zuschauer mehr eigenständiges Denken zutrauen können. Ansonsten jedoch ist "Die Taschendiebin" eine rundum sehenswerte Mixtur aus Erotikthriller und Drama, ein Film über starke Frauen und schwache Männer, der den Geschlechterkampf spannend und abwechslungsreich porträtiert, dabei jedoch auch humorvolle Auflockerungen nicht vergisst. Festgehalten in opulenten Bildern präsentiert Park eine raffinierte Erzählung, die, obwohl sie doch weitestgehend auf vertrauten Pfaden wandelt, sich angenehm unverbraucht und neu anfühlt.
Kopf hoch, Liverpool. Hinfallen ist keine Schande, man muss nur immer wieder aufstehen.
Heaven, I'm in Heaven,
And my heart beats so that I can hardly speak
And I seem to find the happiness I seek
When we're out together dancing, cheek to cheek
Ursprünglich schrieb Stephen King "The Green Mile" als sechsteiligen Fortsetzungsroman, wobei heutzutage jedoch die Gesamtfassung deutlich häufiger zu finden ist. Kings Intention war es damit - ganz in der Tradition von Charles Dickens - die Macht über seine Leser wieder zu erlangen. Dadurch, dass die Teile der Geschichte erst nach und nach erschienen, konnte niemand entscheidende Aspekte der Handlung oder gar das Ende verraten. Zweifellos ein bedeutsamer Faktor für einen Autor, der so viel Genuss dabei empfindet, seine Leser zu schockieren wie King es tut. Bei der Verfilmung des Stoffes griff er indes auf Altbewährtes zurück und arbeitete erneut mit Frank Darabont zusammen, der zuvor bereits die Novelle "Die Verurteilten" erfolgreich auf die große Leinwand gebracht hatte. Entstanden ist dabei ein in jeder Hinsicht bemerkenswertes Stück Film. "The Green Mile" ist ein anrührendes Gefängnisdrama mit Fantasyelementen, ein aufrüttelndes Humanitätsplädoyer und nicht zuletzt warmherziges Kino über eine tiefe Freundschaft und die Vergänglichkeit des Lebens.
Darabonts Film beginnt sogleich mit einer fesselnden Szene, die den Zuschauer unmittelbar in das Geschehen wirft. Wir sehen eine Gruppe bewaffneter Männer, die in Zeitlupe durch ein Feld hochwachsender Ähren laufen. Ihre Lippen bewegen sich, doch wir hören nicht, was sie sagen. Aus ihren vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen können wir jedoch schließen, dass etwas Furchtbares geschehen sein muss. Anschließend blendet die Szene über zu den sich öffnenden Augen eines alten Mannes. Der greise Paul Edgecomb erwacht in seinem Bett im Altersheim. Von nun an erahnen wir, dass uns eine von den großen Geschichten bevorsteht.
In den folgenden drei Stunden entwirft das Dreamteam King & Darabont eine epische Erzählung, die sich durch eine angenehm entschleunigte Inszenierung auszeichnet, welche im starken Kontrast zu so manchem modernen Schnittgewitter steht. Mit enormer Detailliebe porträtiert "The Green Mile" die Vorgänge im Todestrakt, in dem Paul Edgecomb als Wärter arbeitet. Der Film ist dabei über weite Strecken wie ein Kammerspiel angelegt, beschränkt sich auf das, was auf dem limonengrünen Korridor passiert - und hat dabei dennoch ganz viel über die Welt außerhalb dieses Trakts zu sagen. Ausgiebig stellt uns "The Green Mile" die unterschiedlichen Akteure dieses Dramas vor. Paul ist ein gewissenhafter Mann, der den Todgeweihten unabhängig von ihren grausamen Taten in ihren letzten Tagen und Stunden mit Respekt begegnet. Sein Konterpart Percy Wetmore hingegen sieht den Dienst auf der letzten Meile als ideale Gelegenheit, um sich am Leid der Insassen zu laben und fortwährend Machtspielchen zu treiben. Durch das Erscheinen des hünenhaften, aber lammfrommen John Coffey (wie das Getränk, nur ein bisschen anders geschrieben) wird die bis dahin bestehende Ordnung im Todestrakt durcheinandergewirbelt.
"The Green Mile" ist ein ausgesprochen religiöser Film. Nicht ohne Grund trägt der des zweifachen Kindermordes verurteilte John Coffey die gleichen Initialen wie der berühmte Mann aus dem Neuen Testament. Und in vielerlei Hinsicht ähnelt der Handlungsverlauf des Films den Stationen der Evangelien. Nach und nach vollführt der schwarze J.C. verschiedene Wunder. Zunächst heilt er wie sein biblisches Vorbild einen Kranken, indem er Paul von seiner Harnwegsinfektion befreit. Anschließend erweckt er die Maus Mr. Jingles von den Toten - ganz wie es einst Jesus mit Lazarus tat. Später vollzieht John Coffey dann noch einen Exorzismus, in dem er die Frau des Direktors heilt. Genauso wie Jesus in den Evangelien viele Menschen von ihren Dämonen befreit. Bei all diesen Wundern nimmt John Coffey das Leid der Menschen, die er heilt, in sich auf. Dargestellt wird dies durch einen Mückenschwarm, den er mit dem Mund aufsaugt. Wie Jesus ist John Coffey dazu bereit, Opfer zu bringen, um die Menschheit zu erlösen. Joan Osborne stellte einst in ihrem Lied die Frage: "What if God was one of us?" Dieser Film nimmt sich daran ein Beispiel und lässt den Messias in Gestalt eines riesenhaftes Mann mit kindlichem Gemüt auf die Welt kommen.
Auf geschickte Weise umgeht "The Green Mile" die Gefahr, in religiösem Pathos zu ertrinken oder in den Edelkitsch abzugleiten. Dazu tragen vor allem die vielen liebenswerten Alltagsepisoden bei, die dem Film eine humorvolle Note verleihen. "The Green Mile" ist über weite Strecken sehr episodenhaft, was den einen oder anderen Zuschauer vor eine Geduldsprobe stellen könnte. Doch lässt sich dies leicht verzeihen, steht doch im Zentrum vieler Episoden ein kleiner Nager, der für reichlich Chaos auf dem Linoleumboden sorgt. Wie die verschiedenen Charaktere des Films mit Mr. Jingles umgehen, spiegelt immer auch ihr Verhalten untereinander wider. Hierbei wird zudem deutlich, dass King sich von John Steinbecks Theaterstück "Von Mäusen und Menschen" hat inspirieren lassen. So weist auch der Charakter des Percy Wetmore zahlreiche Gemeinsamkeiten zu der Figur Curley aus eben jenem Theaterstück auf.
Am Ende - und da befindet sich "The Green Mile" wieder ganz in biblischer Tradition - steht die Passion. Statt des Kreuzwegs muss John Coffey jedoch den langen Weg über die grüne Meile antreten und statt des Kreuzes wartet der elektrische Stuhl auf ihn. Zuvor wird ihm allerdings noch ein letzter Wunsch gewährt. Zum ersten und letzten Mal darf er sich einen Kinofilm ansehen. Der Lichtkegel des Projektors umschließt seinen Kopf dabei wie ein Heiligenschein. Paul weiß es: Er ist dabei, ein Geschenk Gottes zu töten. So schmerzhaft er jedoch auch sein mag, eine Alternative zu Johns Tod gibt es nicht, will er die Menschen von ihren Sünden erlösen. Bis zum Schluss - und das muss man Darbonts Film hoch anrechnen - agiert "The Green Mile" bei aller offenkundiger Metaphorik nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Und dennoch lässt der Film im Grunde nur eine Deutung zu, was den zukünftigen Umgang mit der Todesstrafe angeht.
Dieses hervorragende Filmerlebnis wird von einem excellenten Cast getragen. Tom Hanks schultert die Rolle des ehrenhaften Gefängniswärters ohne jede Mühe, auch die weiteren Darsteller um David Morse und den wie immer souveränen James Cromwell wissen zu überzeugen. Besonders zu loben sind außerdem ein herrlich schleimiger Doug Hutchison, ein verrückt freidrehender Sam Rockwell und natürlich Michael C. Duncan in der Rolle seines Lebens. Gefällig auch, wie wunderbar der Film diese spezielle 30er Jahre Atmosphäre einfängt und bei aller Episodenhaftigkeit am Ende dennoch den großen erzählerischen Bogen zu schließen vermag.
Für mich heißt es deshalb sicherlich noch viele Male:
"Ich gehe die Meile entlang, die Meile entlang...ich gehe die Meile entlang..."
Alan Parker schuf mit "Mississippi Burning" ein düsteres und brutales Drama, welches sich an den wahren Fall dreier ermordeter Bürgerrechtler anlehnt. Der Konflikt zwischen Schwarzen und Weißen in den Südstaaten wird hier auf grimmige und schonungslose Weise porträtiert. Dominierende Bilder sind dabei unzählige brennende Häuser, begleitet von den lautstarken Schmerzensschreien ihrer Bewohner.
Ein Schwerpunkt des Films liegt zudem auf dem ungleichen Ermittlerpaar, das sich des Falles der drei ermordeten Männer angenommen hat. Der von Gene Hackman mit großer Inbrunst verkörperte Agent Anderson ist in der Gegend aufgewachsen, kennt somit Land und Leute bestens und ist jederzeit bereit, Vorschriften außer acht zu lassen, falls es dem Zweck der Sache dienlich erscheint. Sein von Willem Dafoe ebenso überzeugend gespielter Vorgesetzter Agent Ward ist indes ein junger Idealist, der den Süden als Pulverfass betrachtet, welches mit oder ohne ihr Zutun alsbald hochgehen wird. Diese unterschiedlichen Sichtweisen der beiden Ermittler führen im Laufe der Handlung schließlich immer wieder zu verbalen Konflikten, die sich zu den Highlights des Films zählen lassen.
Auch der restliche Cast kann sich derweil durchaus sehen lassen, zählen doch u.a. Frances McDormand (Fargo), Brad Dourif (Der Herr der Ringe), Michael Rooker (The Walking Dead), R. Lee Ermey (Full Metal Jacket) und Tobin Bell (Saw) zur Darstellerriege. Ein Schwachpunkt von "Mississippi Burning" ist jedoch das Fehlen einer schwarzen Bezugsperson. Die Rebellion, das Aufbäumen gegen die Unterdrückung, gelingt den schwarzen Charakteren in diesem Film kaum aus eigenem Antrieb. Vielmehr werden diese beinahe ausschließlich als Opfer des Rassismus dargestellt und sind bei ihrem Widerstand auf die Tatkraft der beiden Ermittler angewiesen. Ein starker, selbstbewusster Schwarzer wie einst Sidney Poitier in "In der Hitze der Nacht" hätte dem Film gut zu Gesicht gestanden.
Schwächen lassen sich außerdem in dem sehr simpel angelegten Drehbuch ausmachen. Im Grunde zeigt "Mississippi Burning" nämlich fast ausschließlich gewalttätige Auseinandersetzungen und legt dabei vergleichsweise wenig Wert auf eine vielschichtige Darstellung. Die Auswirkungen von Rassismus werden hier zumeist sehr plakativ abgehandelt. Die Mitglieder des Ku-Klux-Klan sind in jeder Hinsicht bösartig und hasserfüllt, ihr Handeln fördert immer neues Leid zu Tage. Nun ließe sich argumentieren, dass eine differenzierte Darstellung von Rassisten überhaupt nicht erstrebenswert ist, ein etwas subtileres Vorgehen, als zwei Stunden lang ausgiebig Schlägereien und Brandstiftung zu zeigen, wäre aber dennoch wünschenswert gewesen. Der Holzhammer - und nicht die feine Klinge - ist hier das bevorzugte Werkzeug des Regisseur und so dürfte nach Ende des Films auch der Letzte begriffen haben, dass Rassismus eine böse Sache ist.
Nachfolgend SPOILER:
Problematisch wird es im Bezug auf die moralische Botschaft von "Mississippi Burning", als Dafoes Charakter schließlich einknickt und der harten Gangart seines Partners nachgibt. Der Idealist weiß am Ende nicht weiter und schließt sich dem gewaltsamen Vorgehen seines Partners an. Predigte der Film zuvor eindringlich darüber, wie grausam das Vorgehen des Ku-Klux-Klan ist, so greifen die beiden Ermittler plötzlich zu den gleichen Methoden. Die Aussage des Films, dass sich Konflikte nur durch Gegengewalt lösen lassen, darf zumindest als fragwürdig eingestuft werden, zumal sie offenbar den realen Ereignissen widerspricht. Und - und das ist der noch viel größere Schwachpunkt - die Wirkung des zuvor gezeigten verpufft angesichts der Tatsache, dass der Ku-Klux-Klan und seine Gegner nun in der Wahl ihrer Waffen übereinstimmen. Dass die so unterschiedlichen Charaktere Anderson und Ward ihre Gemeinsamkeit darin entdecken, dass sie sich beide auf das Niveau der Rassisten begeben, ist somit die größte Enttäuschung des Films.
"Mississippi Burning" ist eine harte Geschichtsstunde, die gezielt die Entrüstung des Zuschauers angesichts der schwerwiegenden Auswirkungen des Rassenhasses anvisiert. Ein schwerer und staubtrockener Brocken von Film, der mit großartigen Darstellern aufzuwarten weiß, seine eigenen moralischen Ansprüche jedoch bald aus dem brennenden Fenster wirft.
"Wild Wild West" ist weit davon entfernt, ein guter Film zu sein. Aber so schlecht wie ihr allgemeiner Ruf ist Barry Sonnenfelds Steampunk-Komödie dann doch nicht. Ein wesentlicher Faktor für den Misserfolg ist daher wohl, dass das Publikum 1999 einfach noch nicht bereit für mechanische Riesenspinnen unter der heißen Wüstensonne war. Im Grunde wird hier nämlich nur das Erfolgsrezept von "Man in Black" in leicht abgewandelter Form wiederholt. Wieder einmal darf Will Smith den Sprücheklopfer geben, statt Tommy Lee Jones bekommt er jedoch diesmal Kevin Kline zur Seite gestellt. Und statt fiesen Aliens bekämpfen sie einen verrückten Wissenschaftler, der von einem sichtlich spielfreudigen Kenneth Branagh verkörpert wird. Salma Hayek indes wird hier von Anfang an verschenkt.
In der ersten Hälfte funktioniert "Wild Wild West" mit all seinen ulkigen Gadgets und überdrehten Actionszenen ganz passabel, nach und nach ist Sonnenfeld jedoch nicht mehr Herr der Lage und verliert den roten Faden aus den Augen. Dies liegt auch darin begründet, dass die Thematik des Films für eine derartige Slapstick-Komödie viel zu politisch und kompliziert gehalten ist. Wer sich in der amerikanischen Geschichte nur oberflächlich auskennt, dürfte jedenfalls in vielen Momenten angesichts des Geredes über Sklaverei, Staatenteilung und Bürgerkrieg reichlich verwirrt sein.
Dass Will Smith für diesen Film die Hauptrolle in "Matrix" ausschlug, mag seiner Karriere nicht zuträglich gewesen sein. Ich für meinen Teil hätte mir ihn als Neo aber ohnehin nicht vorstellen können. "Wild Wild West" kann derweil in einer bierseligen Runde durchaus Freude bereiten.
Erst während der Sichtung ging mir auf, dass ich diesen Film schon einmal gesehen habe. Dass mir das nicht mehr bewusst war, spricht nun nicht unbedingt für ihn. Allerdings ist es auch leicht erklärlich, denn "Motel" ist inhaltlich absolute Standardkost. Die Handlung ließe sich mühelos auf einem Bierdeckel zusammenfassen und deshalb wäre jedes Wort darüber schon zu viel verraten. Nur soviel vorab: "Motel" lässt sich eindeutig eher als Thriller, denn als Horrorfilm kategorisieren.
Die Stärken des Films liegen nicht in der besonders einfallsreichen Story, sondern vielmehr in der enormen Spannung, die "Motel" aufzubauen vermag. Von einer Spannungskurve zu sprechen, erscheint deshalb beinahe schon der falsche Begriff zu sein. Eher erscheint der Vergleich mit einem Fahrstuhl angebracht. Nach einer kurzen Einführung fährt die Spannung bis hinauf in das oberste Stockwerk und verbleibt dort konsequent bis zum Ende des Films. Wie "Motel" weder seinen Protagonisten noch den Zuschauern eine Atempause gönnt, ist in der Tat erstaunlich geschickt gemacht, zumal der Film in Sachen Setting und Zahl der auftretenden Figuren absolut minimalistisch bleibt. Der sonst eher durch Komödien bekannte Luke Wilson zeigt, dass er auch in solch einem Film bestehen kann und auch Kate Beckinsale liefert eine absolut runde Performance.
Besonders gut gefällt mir auch, dass "Motel" zu keiner Zeit leugnet, auf welchen Klassiker der Filmgeschichte er sich bezieht. Die Genialität von Hitchcocks "Psycho" erreicht er zwar nie, aber als liebevolle Hommage ist dieser kleine Thriller durchaus gelungen. Ein Werk, das zwar kaum ein Klischee des Genres umfährt, aber sich dafür in Sachen Suspense so einiges beim großen Meister abgeschaut hat.
Mit seinem neuesten Werk "Three Billboards outside Ebbing, Missouri" hat Regisseur Martin McDonagh den Finger ganz dicht am Puls der Zeit. Die Figuren der Kleinstadt Ebbing repräsentieren jene Gruppe Amerikas, die sich abgehängt fühlt in einer Welt der stetigen Veränderungen und die sich sehnsüchtig an alte Werte klammert. Vor der Einreise in das konservative Missouri wird ausdrücklich gewarnt, da dort rassistische Diskriminierung weit verbreitet ist. Der Bundesstaat, der als einer der letzten die Sklaverei abschaffte und bis heute an der Todesstrafe festhält, gilt als Hochburg der Republikaner. Mit 36% Vorsprung vor Hillary Clinton gewann Donald Trump hier die Präsidentschaftswahlen.
Die Protagonistin Mildred Hayes verkörpert in gewisser Weise ein altes Amerika, wie es etwa in den Westernklassikern anzutreffen ist. Als eine weibliche Variante John Waynes nimmt sie das Gesetz selbst in die Hand, nachdem die örtliche Polizei bei der Aufklärung des Mordes an ihrer Tochter versagt hat. Ihr Vorgehen erscheint dabei zunächst wie ein plumper Rachefeldzug, doch mehr und mehr wird deutlich, dass sie Polizeichef Willoughby und seinen Kollegen nicht persönlich ans Leder will. Vielmehr zielt Mildred auf etwas Übergeordnetes ab. Sie will einerseits Gerechtigkeit für ihre ermordete Tochter und gleichzeitig Buße tun, da sie mit dieser im Streit auseinander gegangen ist und sich seither eine Mitschuld an ihrem Tod gibt. Die Gewalt gegenüber ihren Mitmenschen funktioniert dabei wie ein Ventil, durch welches sie den erlittenen Schmerz und die Selbstvorwürfe in die Welt hinauslassen kann. Dementsprechend ist "Three Billboards" auch kein konventioneller Rachethriller, sondern eher ein berührendes Drama, welches von seinen vielschichtigen wie skurrilen Figuren lebt. Denn ebenso präzise wie Mildred sind auch die anderen Charaktere des Films ausgearbeitet. Der tumbe Polizeichef offenbart nach und nach den ausgeprägten Wunsch um eine diplomatische Lösung und selbst der rassistische Officer Dixon zeigt sich zunehmend als ungeahnt facettenreich.
Es sind besonders die feinen Nuancen, die "Three Billboards" so sehenswert machen. Der tiefschwarze Humor existiert hier nicht um der bloßen Belustigung willen, sondern fügt sich stets organisch in die Handlung ein. Jeder Witz sagt hier etwas über Denjenigen aus, der ihn erzählt. Das Wechselspiel zwischen humorvollen und melancholischen Momenten gelingt hier auf absolut herausragende Weise. Mit dem Feingefühl eines Artisten, der über ein Seil balanciert, bewegt sich der Film über diese beiden Ebenen zwischen Freude und Schmerz. Möglich wird dies auch durch den ausgezeichneten Cast. Frances McDormand gibt Mildred als die nach außen hin schroffe Powerfrau mit einer inneren Verletzlichkeit, die die Identifikation nie schwer fallen lässt. Neben ihr darf Sam Rockwell als von Hass gegenüber allem Andersartigen zerfressener Officer, der von seiner Mutter zu immer neuen Schandtaten getrieben wird, so richtig aufdrehen. Und auch Woody Harrelson, Caleb L. Jones, Peter Dinklage u.v.m. bringen hier jede Menge Schauspieltalent mit ein.
Doch nicht nur die ungemein lebendigen Figuren und ihre starken Darsteller machen "Three Billboards" zu einem Erlebnis. Auch die Handlung ist unverbrauchter und wendungsreicher, als es vielleicht nach Trailern den Eindruck macht. Das liegt auch daran, dass sich der Film durchgängig ein gewisses Krimielement beibehält und immer auch ein bisschen die klassische "Whodunit" Frage über allem schwebt. Ganz nebenbei wartet der Film auch mit einigen wirklich starken Bildern auf und hat ausschließlich realistisch wirkende Effekte zu bieten.
McDonagh ist somit insgesamt ein Film gelungen, der geschickt Komisches mit Tragischem verbindet. "Three Billboards" stimmt nachdenklich, lässt bisweilen das Lachen im Halse stecken und hat ganz viel über unsere heutige Gesellschaft zu erzählen.
Die Fälle der Dämonologen Ed und Lorraine Warren bieten schon seit geraumer Zeit Stoff für verschiedene Horrorfilme. In ihrer vielleicht spektakulärsten Mission, welche als Vorlage für "Conjuring" fungiert, müssen sie das Haus der Familie Perron von bösen Mächten befreien. Ob man die Erzählungen der inzwischen 91 Jährigen Lorraine Warren für bare Münze nimmt, bleibt freilich jedem selbst überlassen. Regisseur James Wan jedenfalls nimmt sich des Themas mit großer Ernsthaftigkeit an. Vor allem die enorme Kraft des Glaubens wird hier permanent hervorgehoben, was dem Film einen gewissen religiösen Unterbau verleiht.
"Conjuring" ist ein zunächst klassisch anmutender Spukhausfilm, der in einer herbstlichen 70er Jahre Atmosphäre spielt. Mit u.a. Vera Farmiga, Patrick Wilson und Lily Taylor kann der Film dabei auf ein starkes Darstellerensemble zurückgreifen, dessen Figuren genügend Platz zur Entfaltung erhalten und nicht nur als dümmlich-naive Opfer des Spuks gezeigt werden. Was indes die Art der Erzählung angeht, setzt "Conjuring" keineswegs auf Innovation, sondern möchte vielmehr die besten Elemente des Genres vereinen. Wehende Bettlaken, zuschlagende Türen und dunkle Keller werden ebenso ausgespielt wie die altbewährten sakralen Objekte des Horrors: Puppen, Spieluhren, Kruzifixe. Besonders in der ersten Stunde sorgt "Conjuring" damit für viele schaurige Momente, die so manchem Zuschauer eine Gänsehaut bereiten dürften. Geschickte Kamerafahrten und ungewöhnliche Zooms tragen ihren Teil zu einem gruseligen Seherlebnis bei. Wie schon in "Insidious" räumt James Wan jedoch nicht nur der heimgesuchten Familie und damit der Bedrohung durch das Übernatürliche, sondern auch den Geisterjägern viel Raum ein. Und damit beginnen die Schwächen dieses Films.
Sobald nämlich die Warrens mit ihren Mitarbeitern anrücken, um die dunklen Mächte zu vertreiben, geht es mit "Conjuring" steil bergab. Viel zu viele Figuren tummeln sich plötzlich in dem verfluchten Anwesen, reißen schlechte Witze und rücken den Geistern mit allerlei Gerätschaften zu Leibe. Vorbei ist es mit der beklemmenden Atmosphäre, der Jahrmarkt hält Einzug bei den Perrons. Zu Gute halten muss man dem Film immerhin, dass er nicht den gleichen Fehler wie "Insidious" begeht und dankenswerter Weise darauf verzichtet, dem Zuschauer bis ins Detail zu erklären, wovor er sich zu fürchten hat. Aber dennoch ist auch bei "Conjuring" nach ziemlich genau einer Stunde die Luft raus. Statt den Fokus weiter auf die Familie Perron zu legen, will Wan uns unbedingt das Wirken der Dämonologen nahebringen. Andere Fälle des Ehepaars, die kaum eine Bewandtnis für den aktuellen Spuk haben, werden viel zu ausführlich abgearbeitet. Der größte Störfaktor ist dabei der Subplot um die mysteriöse Puppe Annabelle, der geradezu tölpelhaft an die Haupthandlung geklatscht wird und letztlich vollkommen im Sande verläuft. Beinahe erscheint es, als ob Wan selbst nicht genügend Vertrauen in die gruselige Wirkung der Vorgänge im Perron Haus hat und deshalb Nebenhandlungen dazu erdichten muss. Dadurch wirkt "Conjuring" letztlich gleichsam überfrachtet wie unausgegoren.
Während Hitchcock einst den Vögeln und damit einem einzigen Element treu blieb, ballert uns Wan irgendwann von allem etwas um die Ohren (insbesondere der Einsatz von Jumpscares bleibt hier ohne jedes Maß) und bringt doch nichts richtig zu Ende. Die Geschichte bietet nichts Neues, gibt aber pausenlos vor, mehr zu sein, als sie tatsächlich ist. Nein, "Conjuring" ist bei allem Lob, dass der Film von Kritikern erfahren hat, aus meiner Sicht nur ein mittelmäßiger Horrorstreifen geworden.
Filme über die Zeit des Nationalsozialismus gibt es wie Sand am Meer. Kaum eine historische Epoche wird in Deutschland derart häufig auf die große Leinwand gebracht. Umso schwieriger ist es da für einen Film, aus der breiten Masse herauszustechen. Der Verfilmung von Markus Zusaks Bestseller "Die Bücherdiebin" gelingt dies nur punktuell - und wenn, dann eher in negativer Hinsicht.
Positiv anrechnen kann man dem Film, dass er über eine starke Ausstattung und Kameraarbeit von großer Sorgfalt verfügt. Auch die Darstellerleistungen sind nicht das große Manko, wenngleich Sophie Nelisse in der Hauptrolle bisweilen etwas hölzern agiert. Vielmehr ist es die märchenhaft angehauchte Atmosphäre, die nicht recht zum düsteren Hintergrund der Geschichte passen will und die "Die Bücherdiebin" immer wieder in den Kitsch abgleiten lässt. Der Film schafft es nie, ein Gespür für die Dramatik des Geschehens zu entwickeln, worunter auch die Spannung massiv leidet. Stattdessen besteht das Leid der Menschen hier darin, zwei statt drei Mahlzeiten am Tag essen zu müssen, was die wahren Gräueln der Nazizeit geradezu konterkariert. Dass die Geschichte der Bücherdiebin aus der Sicht von Gevatter Tod erzählt wird, erweist sich als ebenso unstimmiges Element. Beinahe erweckt die Erzählerstimme den Eindruck, als handele es sich um eine Terry Pratchett Verfilmung, in der im nächsten Moment der Zauberer Rincewind mit seiner vierbeinigen Truhe vorbeischauen könnte.
Als noch schwerwiegenderer Kritikpunkt als die unpassende Märchenatmosphäre erweist sich jedoch die Handlung als solche, denn diese ist furchtbar ereignisarm und beliebig. Der Titel des Films, der eine packende Erzählung über die Liebe zum geschriebenen Wort vermuten lässt, erweist sich weitgehend als Mogelpackung. Der Diebstahl der Bücher an sich ist gar innerhalb der Handlung eine vollkommene Nebensächlichkeit, die noch dazu ohne Wendepunkt oder Zuspitzung bleibt. Hinzu kommt, dass die Immersion durch die Verwendung der englischen Sprache verloren geht. Auch insgesamt erweckt der Film keinen besonders faktentreuen Eindruck und verwundert mit seiner Darstellung Deutschlands als Winterwunderland, in dem aus jedem Fenster eine Hakenkreuzfahne hängt. Zu dieser deplatzierten Romantisierung der NS-Zeit passt auch der von John Williams komponierte Score, der besser zu "Harry Potter" geschrieben worden wäre.
So ist "Die Bücherdiebin" insgesamt wenig ansprechender Kitsch in schönen Bildern, der mit Geoffrey Rush und Emily Watson immerhin auf die richtigen Darsteller setzt, ansonsten jedoch auf fast allen Ebenen versagt. Ein langatmiger wie steriler Film, der bezeichnenderweise mit Product Placement für ein großes Unternehmen mit Apfel Emblem endet.
Die deutschen Besucherzahlen offenbaren immer wieder erstaunliche Ergebnisse. Da laufen die Leute scharenweise in "Fifty Shades of Grey" oder "Fack ju Göhte 3" und lassen so manchen amerikanischen Blockbuster links liegen. Und immer wenn man denkt "Ha! Jetzt weiß ich wie die Deutschen ticken! Die gehen alle in seichte Komödien oder SM-Streifen für gelangweilte Hausfrauen!", da liest man plötzlich wieder solche Zahlen wie im vorliegenden Fall."Der verbotene Schlüssel" war 2005 tatsächlich ein kleiner Hit im Land der Dichter und Denker und ließ mit fast 800.000 Besuchern im Horrorsektor immerhin The Grudge, Amityville Horror, House of Wax und Saw hinter sich. In diesem Fall lässt sich allerdings ausnahmsweise einmal sagen, dass die deutschen Kinogänger durchaus Geschmack bewiesen haben.
In der Sumpflandschaft Lousianas spielend, entwickelt "Der verbotene Schlüssel" seine ganz eigene, gruselige Atmosphäre zwischen halbverfallenen Häusern, knorrigen Bäumen und lauernden Krokodilen. Die Geschichte um die junge Caroline, die in dieser unwirtlichen Gegend einen Job als Pflegehilfe für den nach einem Schlaganfall gelähmten Ben annimmt, setzt sich auf erfrischende Weise vom Alltagsbrei des Genres ab. Beginnend als schauriger Spukhausfilm, wird "Der verbotene Schlüssel" letztlich mehr und mehr zum waschechten Thriller, in dem das Rätselraten über die mysteriösen Vorgänge im Haus im Vordergrund steht. Dabei setzt der Film anstatt auf blutige Splattereffekte oder unnötigen CGI Einsatz voll auf das kleine Einmaleins des klassischen Gruselns: Knarrende Dielenbretter, quietschende Türangeln, unheimliche Spiegelungen. Kate Hudson schultert die Rolle der nach dem Tod ihres Vaters von Gewissensbissen geplagten Caroline einwandfrei und versteht es, genügend Identifikation für den Zuschauer zu bieten. Mit Gena Rowlands, Peter Sarsgaard und John Hurt erhält sie zudem ein starkes Gespann aus Nebendarstellern zur Seite gestellt.
Die Handlung gestaltet sich weitgehend unvorhersehbar, spielt jedoch leider den einen oder anderen Trumpf etwas zu früh aus. Horrorkundige könnten so bereits nach wenigen Minuten ahnen, wie der Hase läuft. Dennoch bietet "Der verbotene Schlüssel" selbst in diesem Fall noch gelungene Unterhaltung. Zusammenfassend liegt hier ein atmosphärisch dichter Horrorthriller mit einer abwechslungsreichen Story vor, der sich von Anfang bis Ende auf einem wirklich guten Niveau bewegt.
P.S. Danke an Chio für den Tipp :-) Der hat sich auf jeden Fall gelohnt!
P.P.S. Etwas überspitzt könnte man sagen, dass der Film mit Verspätung dieses Jahr den Oscar für das beste Originaldrehbuch erhalten hat. Wer beide Filme gesehen hat, wird verstehen, worauf ich anspiele ;-)
Der Ausspruch "Zeit ist Geld" wird im Science Fiction Thriller "In Time" wörtlich genommen. Hier altern die Menschen ab ihrem 25. Lebensjahr nicht mehr und handeln mit ihrer restlichen Lebenszeit wie mit einer Währung. Darüber hinaus ist die Welt in verschiedene Zeitzonen eingeteilt, so dass nur die Reichen über eine lange Lebenszeit verfügen, während die Armen in den Ghettos oftmals nur noch wenige Stunden auf der Uhr haben.
Aus dieser simplen, aber zugleich höchst interessanten Prämisse entspinnt Regisseur Andrew Niccol einen mitreißenden Film, der als Mischung aus Actionblockbuster und Sozialdrama beginnt und mit fortlaufender Spieldauer mehr und mehr in eine moderne "Bonnie und Clyde" Variante übergeht. Aus der Idee, Zeit als Währung zu verwenden, ergeben sich zahlreiche Momente von gesellschaftlicher Bedeutung. Zudem erhalten viele Sprichwörter und Redeweisen wie "Nutze den Tag", "Hast du mal 'ne Minute?" oder "Vergeude nicht meine Zeit" eine vollkommen neue Bedeutung, was wiederum zu einigen humorigen Situationen führt. Vorwerfen lassen muss sich der Film allerdings, dass er das Potenzial seiner interessanten Prämisse nicht vollkommen ausschöpft und in der zweiten Hälfte sowohl im Bezug auf die Handlung, als auch in Sachen Spannung spürbar abfällt. Außerdem nimmt es "In Time" auch mit der Logik nicht immer ganz ernst, sodass man in vielen Szenen mehr als ein Auge zudrücken muss.
Justin Timberlake beweist, dass er in der Lage ist, die Hauptrolle in einem solchen Film, der oftmals eher physische, anstatt schauspielerische Qualitäten abverlangt, zu meistern. Seine Figur hat etwas von einem Robin Hood, ein Revolutionär, der sich gegen das bestehende kapitalistische System auflehnt und für eine gerechte Verteilung der Ressourcen steht. In diesem Zusammenhang bringt "In Time" auch immer wieder Themen wie den Darwinismus und das Problem der Überbevölkerung zur Sprache, vertieft diese allerdings kaum. Amanda Seyfrieds Rolle hingegen ist stark auf das bloße Eyecandy zugeschnitten. Sie agiert bisweilen devot, scheint geradezu überwältigt vom Tatendrang und der Risikofreudigkeit des fremden Mannes aus dem Ghetto. Die stärksten schauspielerischen Akzente vermag derweil Cillian Murphy zu setzen, dessen eigene Sichtweisen mit den Vorschriften des Systems kollidieren, welchem er untersteht.
Insgesamt ist "In Time" ein solider SciFi Thriller, der keinen gesteigerten Wert auf einen detaillierten Weltenentwurf legt, sondern eine Grundidee konsequent verfolgen möchte. Dabei lässt der Film zwar einiges an Potenzial ungenutzt, kann aber besonders in der ersten Hälfte einige emotional packende Momente einstreuen und für gute, mit einigen ordentlichen Actionszenen gewürzte, Unterhaltung sorgen.
Der amerikanische Filmproduzent und Luftfahrtpionier Howard Hughes zählt zweifellos zu den schillerndsten Figuren des frühen 20. Jahrhunderts. Kein Wunder also, dass sich die Traumfabrik nur zu gerne seiner Lebensgeschichte annimmt, um diese auf die große Leinwand zu bannen. Unter der Regie von Martin Scorsese entstand so 2004 ein imposantes Biopic, welches die Höhen und Tiefen im Leben des exzentrischen Playboys facettenreich bebildert.
"Aviator" beginnt mit einer Szene, in der der kleine Howard Hughes von seiner jung verstorbenen Mutter gewaschen wird. Eindringlich gibt diese ihrem Sprössling mit auf den Weg, sich vor allen Gefahren des Lebens bestmöglich zu schützen. Diese erste Szene gibt bereits die Richtung für den gesamten Film vor, hat doch jene Überbehütung im Kindesalter zu einigen ausgeprägten Zwängen beim erwachsenen Howard Hughes geführt. Bereits während der Arbeit an seinem Fliegerfilm "Hell's Angels" wird er als detailbesessener Perfektionist porträtiert, der keine Kosten und Mühen scheut, um seinen Traum zu verwirklichen. Und dies stellt sich nur als erster Schritt auf einer sehr langen Leiter heraus...
"Aviator" ist ein beinahe episch anmutender Film, der ebenso wie der Mann, dessen Lebensweg er nachzeichnet, unglaublich detailverliebt daherkommt. Die hervorragende Ausstattung, die wunderbaren Kostüme und nicht zuletzt die großartige Kameraarbeit entführen den Zuschauer in das glamouröse High Society Leben der 30er und 40er Jahre. Beinahe unberührt von den Schrecken des Krieges scheint hier eine Parallelgesellschaft der Dekadenz zu frönen. In diese Zeit fällt der große Aufstieg des Howard Hughes zum milliardenschweren Unternehmer. Während er mit äußerster Akribie seine Filmprojekte vorantreibt und einen Luftfahrtrekord nach dem nächsten brechen möchte, genießt er privat den Luxus in vollen Zügen und bandelt mit Stars wie Katharine Hepburn und Jean Harlow an. So bezieht "Aviator" für Freunde der Filmgeschichte auch einen gewissen Reiz aus dem Umstand, dass sich hier die großen Darsteller jener Epoche quasi die Klinke in die Hand geben. Dies wiederum führt zu einigen sehr amüsanten Szenen, wozu auch Jude Laws gelungene Errol Flynn Interpretation zählt. Überhaupt hat "Aviator" in der ersten Hälfte immer wieder einige auflockernde Momente zu bieten. Köstlich ist etwa auch der Auftritt von Ian Holm als kauziger Professor, der vor einem Kontrollgremium die auffallend präsenten Brüste der Hauptdarstellerin in Hughes neuestem Werk rechtfertigen muss. Dieser und andere kleine Seitenhiebe auf das prüde Hollywood sorgen dafür, dass "Aviator" nicht wie eine trockene Geschichtsstunde daherkommt.
Der größte Trumpf des Films ist jedoch eindeutig Leonardo DiCaprio. Mit dieser eindringlichen Performance hebt er sein Spiel endgültig auf ein Weltklasseniveau und bietet vielleicht sogar direkt die beste Leistung seiner Karriere. Die Rolle dieses ambivalenten Charakters, der zwischen strahlendem Lebemann und gebrochenem Einzelgänger wandelt, verlangt ihm wirklich alles ab und DiCaprio meistert diese mit Bravour. Allein wie er Hughes' verschiedene Neurosen und psychische Ticks darstellt, zeugt von außergewöhnlicher Schauspielkunst. Dass der Oscar damals anschließend nicht in seine Hände wanderte, lässt sich einzig und allein mit der Klasse von Jamie Foxx in "Ray" erklären. Neben DiCaprio schafft es vor allem Cate Blanchett in der Rolle der Katharine Hepburn Akzente zu setzen und einen starken Gegenpart zu DiCaprios Rolle zu schaffen. Doch mit u.a. Kate Beckinsale, Alec Baldwin und John C. Reilly ist der Film auch ansonsten sehr gut besetzt.
So ist Scorsese mit "Aviator" letztlich ein absolut starkes Biopic geglückt, welches neben den nicht mehr ganz taufrischen Spezialeffekten nur eine große Schwäche besitzt. Diese wiegt allerdings schwer, denn "Aviator" ist mit seinen weit über zweieinhalb Stunden deutlich zu lang geraten. Beinahe scheint es, als habe sich der Regisseur selbst in der von ihm kreierten Welt verloren und finde keine Möglichkeit mehr, die wichtigsten Stationen in Hughes' Leben kurz und knackig abzuhandeln. Stattdessen wirkt "Aviator" über weite Strecken zu ausgiebig, zu vollgepackt, zu viel. Erst gegen Ende, als mit einem packenden Gerichtsprozess das große Finale eingeläutet wird, findet Scorsese den roten Faden wieder und schafft es doch noch den Film zu einem zufriedenstellenden Schluss zu führen.
"Aviator" ist somit letztlich ein bisschen wie sein Protagonist. Schillernd, prunkvoll, ausschweifend - und leider auch ohne das rechte Maß.
Die Morde Jack the Rippers üben seit jeher eine morbide Faszination aus und sind Gegenstand zahlreicher Volkssagen, fantastischer Theorien und medialer Aufbereitungen geworden. Basierend auf der gleichnamigen Graphic Novel skizzieren die Hughes Brüder die Ripper Morde als Abfolge grausamer Rituale, die im Sündenpfuhl des viktorianischen Londons den idealen Nährboden erhalten. "From Hell", dessen Titel sich auf die Überschrift eines Briefes bezieht, der als authentisches Zeugnis des Rippers angesehen wird, ist ein ungemein atmosphärischer Film, der vornehmlich in blutroten und pechschwarzen Farbtönen gehalten ist. Dadurch, dass die Geschichte sowohl aus Sicht des ermittelnden Inspektors Abberline, als auch der Prostituierten, die dem wohl berühmtesten Serienmörder der Welt zum Opfer fielen, erzählt wird, ist "From Hell" gleichermaßen spannender Kriminalfilm wie schockierender Slasher.
Auf gekonnte Weise vermischt der Film Fakten und Gerüchte und bettet historische Figuren in einen fiktionalen Kontext. Obwohl die Ereignisse bekannt und die Handlung damit in Teilen vorhersehbar ist, entfaltet die Jagd nach dem Killer von Whitechapel einen ungeheuren Sog. Mit u.a. Johnny Depp, Robbie Coltrane, Ian Holm und Ian Richardson ist der Film zudem hervorragend besetzt, zumal Depp zu dieser Zeit noch nicht die immer gleiche Schiene der Piraten-Variation fuhr. Besonders der Darsteller des Mörders ist hervorzuheben, besticht er doch mit einer wahrhaft angsteinflößenden Performance. Einzig die Liebelei zwischen dem opiumsüchtigen Inspektor und der von Heather Graham verkörperten Prostituierten Mary Kelly fühlt sich ein wenig nach einem typischen Zugeständnis an das breite Hollywood Publikum an und lenkt vom deutlich interessanteren Geschehen um die Mörderjagd ab. Diese kleineren Schwächen lassen sich jedoch leicht verzeihen, insbesondere da der Film auch noch einige gruselige medizinische Praktiken präsentiert und ganz nebenbei David Lynchs "Der Elefantenmensch" zitiert.
Um wirklich herauszustechen, fehlen zwar die ganz besonderen Momente und großen Überraschungen, doch wer sich für Filme über Serienmörder oder okkulte Thriller begeistern kann, dürfte hier vollauf zufrieden gestellt werden. "From Hell" ist insgesamt ein absoluter begeisternder Trip ins Herz der Finsternis.
Die Vita des Regisseurs Joe Johnston liest sich gar nicht mal so schlecht. Mit "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft" und "Jumanji" schuf er zwei Klassiker der Familienunterhaltung und auch seine Franchise-Ausflüge "Jurassic Park III" und "Captain America" sind durchaus gelungene Kost. Zuvor arbeitete Johnston als Szenenbildner und Experte für visuelle Effekte an der originalen "Star Wars"- Trilogie und auch bei "Indiana Jones". An Letzteren dürfte er sich wohl zurückerinnert haben, als er seinen Film über die Freundschaft zwischen einem Reiter und seinem Pferd drehte, die an einem spektakulären Wüstenrennen teilnehmen.
"Hidalgo" ist ein sympathischer Abenteuerfilm der alten Schule, der ohne übermäßigen CGI-Einsatz und zusätzlichen Ballast in Form von Nebenhandlungen auskommt. Der Fokus des Films liegt ganz eindeutig auf dem Helden Frank Hopkins und seinem wilden Mustang. Besonders im Bezug auf den Humor treten die Anleihen bei "Indiana Jones" immer wieder hervor, wenngleich "Hidalgo" die Slapstick Momente spürbar dosierter einsetzt. Doch auch in den unterhaltsamen Actionszenen glaubt man, dass der Score im nächsten Moment in das berühmte Thema von John Williams übergehen wird. Zwischen diesen Szenen erinnert "Hidalgo" mit seiner Wüstenromantik oftmals an Karl May, wird dabei aber nie zu kitschig. Zwar arbeitet der Film einige Klischees ab und hält die Spannung nicht immer ganz aufrecht, doch dies wird durch einige spaßige Einfälle und die eine oder andere gelungene Wendung wieder wett gemacht.
Auch der gut aufgelegte Cast trägt zu einem gelungenen Filmerlebnis bei. Viggo Mortensen beweist, dass er die Hauptrolle in einem solchen Abenteuerfilm mühelos stemmen kann und überzeugt mit einer angenehm uneitlen Performance. Besonders die innige Beziehung zu seinem Mustang verkörpert er absolut glaubhaft und als erfahrener Reiter sorgte er zudem dafür, dass sein Stuntdouble beschäftigungslos blieb. Neben ihm überzeugen ebenso Omar Sharif als Scheich, dem seine emanzipierte Tochter Magenschmerzen bereitet, Louise Lombard als eine weitere, undurchschaubare Teilnehmerin des Rennens und J. K. Simmons als Wildwest-Showman.
"Hidalgo" bietet keine großen Innovationen oder herausstechende Besonderheiten, dürfte aber Freunde von Pferdefilmen ebenso wie Liebhaber klassischer Abenteuer zufrieden stellen. Schwächen sehe ich hauptsächlich bei der eingestreuten Identitätsfindung des Helden. Hopkins' indianische Herkunft und die damit verbundene Tragödie fügen sich nicht ganz stimmig in das Gesamtbild ein, spielen insgesamt aber auch eine eher untergeordnete Rolle. Ansonsten ist "Hidalgo" absolut sehenswertes Abenteuerkino über die Freundschaft zwischen Mensch und Tier.
Wenn diese Serie schon sein muss, dann doch bitte ohne die Leute der Trilogie. Ein komplett neuer Ansatz unter einem neuen Regisseur wäre das Vernünftigste. Del Toro scheint sich doch zB für Mittelerde zu begeistern. Von Peter Jackson wünsche ich mir lieber einen coolen Horrorfilm oder die Verfilmung anderer Fantasystoffe wie jetzt aktuell Mortal Engines.