Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Mit "Zodiac" nahm sich David Fincher nach seinem modernen Klassiker "Sieben" ein zweites Mal der Thematik des Serienmörders an. Es spricht dabei für die Klasse des Regisseurs, dass "Zodiac" dennoch ein gänzlich anderer Film geworden ist. Fincher rekonstruiert die Ereignisse um den Killer, der ein ganzes Land mit seinen abscheulichen Taten in Angst und Schrecken versetzte, mit dokumentarischer Präzision. "Zodiac" ähnelt dahingehend einem Journalismusthriller wie "Die Unbestechlichen" (1976), enthält jedoch gleichzeitig auch einige ungeheuer intensive Suspense Momente.
Ende der 60er Jahre beginnt im Großraum San Francisco eine beispiellose Mordserie. Ein Unbekannter, der sich selbst den Namen Zodiac gibt, tötet scheinbar wahllos und ohne jedes erkennbare Muster. Im Anschluss verschickt er verschlüsselte Botschaften an die Zeitungen der Region, in denen er sich mit seinen Taten brüstet und weitere ankündigt. Der Karikaturist Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) versucht die rätselhaften Codes zu knacken, um so hinter die Identität des Killers zu gelangen...
Finchers Thriller basiert auf den beiden Büchern, die der echte Robert Graysmith über den mysteriösen Fall schrieb. Graysmith und seine Suche nach der Wahrheit sind es auch, die anstelle des Mörders im Mittelpunkt der Handlung stehen. "Zodiac" hangelt sich nicht wie viele andere Filme des Genres von einer Actionsequenz zur nächsten, erhebt den Killer nicht zur teuflischen Macht wie es noch zuvor in "Sieben" der Fall war. Vielmehr fokussiert er sich auf die akribische Ermittlungsarbeit, funktioniert wie ein großes Puzzle, das sich nur schwerlich zusammensetzen lässt, weil wichtige Teile fehlen und bereits falsche Teile verbaut wurden.
Gleichzeitig ist "Zodiac" jedoch auch eine Chronik us-amerikanischer Geschichte über mehr als zwei Jahrzehnte. Deutlich wird dies etwa anhand der detailverliebten Ausstattung, an sich wandelnder Mode, Automobilen oder auch Schreibmaschinen. Desweiteren baut Fincher in seinem ansonsten vor allem auf ein Höchstmaß an Authentizität zustrebendem Werk einige Spielereien, wie etwa ein im Zeitraffer entstehendes Gebäude ein, um zu verdeutlichen, welchen Einfluss der Zodiac Fall auch noch nach Jahrzehnten auf alle Beteiligten, ja auf die ganze Region um San Francisco, nimmt. Dazu passt auch eine längere Schwarzblende, die im sehr empfehlenswerten Directors Cut sogar noch etwas ausführlicher ausfällt und die mit berühmten Zitaten sowie großen Musikhits der jeweiligen Dekade unterlegt ist.
Obwohl Graysmiths Besessenheit bei der Jagd nach dem Killer besonders im letzten Drittel dominiert und damit einhergehend auch private Probleme zur Sprache kommen, ist der Dramaanteil des Films doch sehr gering. So sind etwa auch die Alkoholsucht des Starjournalisten und Zodiac-Experten Paul Avery (Robert Downey jr.) und die zunehmende Verzweiflung des Detectives Dave Toschi (Mark Ruffalo) nur winzige Teilchen im großen Gesamtbild. Das Aufspüren, das Decodieren, das Entmystifizieren bildet den wahren Kern der Geschichte.
Einmal mehr versammelt David Fincher einen hervorragenden Cast um sich und treibt diesen zu Höchstleistungen an. Jake Gyllenhaal mimt Graysmith als leicht naiven Jungspund, der immer mehr in die Abgründe des Falls hineingesogen wird. Mark Ruffalo gibt den routinierten Ermittler mit dem so manchem flapsigen Spruch auf den Lippen. Robert Downey jr. überzeugt als selbstverliebter Journalist, dessen Alkoholexzesse zunehmend überhand nehmen. Unter den kleineren Nebenrollen sticht derweil besonders John Carroll Lynch hervor, der seine wenigen Minuten Screentime ausgezeichnet zu nutzen weiß.
"Zodiac" ist mehr als ein weiterer Serienkillerstreifen, er ist packender Zeitungsthriller und abwechslungsreiches Portrait der US-Historie in Einem. Gerade darin, dass er die Erwartungen des Publikums umgeht, liegt seine große Stärke.
Solomon Grundy,
Born on a Monday,
Christened on Tuesday,
Married on Wednesday,
Took ill on Thursday,
Worse on Friday,
Died on Saturday,
Buried on Sunday.
That was the End
Of Solomon Grundy.
Einen Mann wie Christian Wolff (Ben Affleck) hätte wohl auch sein Beinahe-Namensvetter, Bundespräsident a.D. Christian Wulff, gut gebrauchen können. Als Buchhalter mit Asperger-Syndrom ist er sowohl mathematisches Genie, als auch - seinem strengen Army-Vater sei dank - kampferprobte Tötungsmaschine. Insbesondere in der Unterwelt hat er sich einen Ruf aufgebaut, verkehrt mit Drogenkartellen und Mafiabossen. Doch ausgerechnet als er einen scheinbar seriösen Auftrag einer Robotik-Firma annimmt, muss er alsbald um sein Leben fürchten...
"The Accountant" ist vor allem in der ersten Hälfte eine Mischung aus Autismus- Drama und Finanzkrimi. Der Film lässt sich ausgiebig Zeit, um insbesondere seinen ungewöhnlichen Protagonisten vorzustellen. In Rückblenden bekommen wir dabei auch Teile seiner Kindheit zu Gesicht. Wolffs Werdegang erscheint dabei von Anfang an reichlich abenteuerlich, mit seinen Fähigkeiten ist er näher an einem Superhelden als an einem James Bond, Jason Bourne oder Ethan Hunt. Sein Handicap, welches u.a. dazu führt, dass grelles Licht und starke Geräusche eine Belastung für ihn darstellen und er Schwierigkeiten hat, Kontakte zu anderen Menschen zu knüpfen, lässt ihn aber dennoch sympathisch erscheinen.
Ist die Ausgangslage dann erst einmal abgeklärt, entwickelt sich "The Accountant" mehr und mehr zu einem knallharten Actionthriller. Trotz einiger stark choreographierter Schusswechsel und Nahkampfszenen wird der Film jedoch nie zur reinen Ballerorgie, vielmehr steht durchgängig die verzwickte Handlung um irreguläre Geldgeschäfte der Robotik-Firma im Vordergrund.
Will man diese im Detail verstehen, ist durchaus eine hohe Aufmerksamkeit erforderlich, da "The Accountant" sich einige Figurenhintergründe bis zum Schluss aufbewahrt und immer wieder zwischen verschiedenen Zeitebenen hin- und herspringt. Am Ende stellt sich zwar das Gefühl ein, eine eigentlich recht runde Story erzählt bekommen zu haben, der Weg dorthin gestaltet sich aber dennoch einigermaßen holprig. Ursächlich dafür ist das bisweilen verworrene Drehbuch, das unbedingt auf mehrere finale Twists zusteuern will, dabei aber mehrere Rückblenden unglücklich platziert. So bleiben bei genauerem Nachdenken letztlich doch noch einige Fragen offen.
Wenn man sich damit anfreunden kann, dass ein menschenscheuer Autist gleichzeitig auch effektiver Killer mit Kontakten in alle Welt ist, kann man mit der Figur des Christian Wolff einige Freude haben. Dies liegt nicht zuletzt an seinem trockenen Humor, der dramatische Momente immer mal wieder ironisch bricht. Als stimmig erweist sich auch das Zusammenspiel zwischen ihm und der Analytikerin Dana (Anna Kendrick), die zunächst nicht genau weiß, wie sie mit Wolffs Ticks umgehen soll, bald jedoch einen Seelenverwandten in ihm entdeckt. Weit weniger leicht zu durchschauen ist dagegen das Duo von der Steuerfahndung, das sich an Wolffs Fersen geheftet hat. Dabei kann man sogar soweit gehen, dass der Handlungsstrang um den von J.K. Simmons verkörperten Ermittler und seine Mitarbeiterin aufgrund der finalen Auflösung vollkommen ins Leere läuft. Unter den weiteren Figuren bleibt der von Jon Bernthal gespielte Auftragsmörder noch am meisten im Gedächtnis. Bernthal ist neben Affleck auch Derjenige, der die stärksten darstellerischen Akzente zu setzen weiß.
Insgesamt ist "The Accountant" ein unterhaltsames Gesamtpaket mit nur ganz wenigen Längen, einem starken Cast und einer ordentlichen Portion realistischer Härte. Dafür leidet der Film jedoch etwas unter einer allzu verstrickten Erzählweise, die manche Figuren zu kurz kommen lässt, während andere für das Fortschreiten der Geschichte kaum eine Bedeutung haben. Möglicherweise wurden hier ein paar Ideen zu viel verarbeitet.
"The Proposition" ist ein sehr ruhig erzählter Western, angesiedelt im australischen Outback zum Ende des 19. Jahrhunderts. Darin unterbreitet der Gesetzeshüter Captain Stanley (Ray Winstone) dem mittleren der drei berüchtigten Burns-Brüder, Charlie (Guy Pearce), ein Angebot. Um die eigene Haut, sowie die seines jüngeren Bruders zu retten, soll er seinen älteren Bruder Arthur (Danny Huston) innerhalb eines neuntägigen Ultimatums töten. Charlie nimmt an und begibt sich auf die Suche...
Von Beginn an liegt eine gewisse Melancholie über den Geschehnissen in "The Proposition". Die Handlung schreitet nur langsam voran, ja im Grunde ist die Situation nach einer Stunde immer noch identisch mit der zu Anfang. Allerlei Charaktere werden eingeführt, wobei die Beziehungen der drei Burns-Brüder sowie die unter seinem heimlichen Abkommen mit den Verbrechern leidende Ehe des Captains mit seiner Frau Martha (Emily Watson) noch am interessantesten bleiben. Weitere Charaktere wie ein Kopfgeldjäger mit Hang zu Gedichten (John Hurt) und der gnadenlose Oberbefehlshaber des Ortes (David Wenham) bringen für die eigentliche Geschichte dagegen kaum einen Mehrwert. Auch die Ureinwohner und ihre Unterdrückung durch die weißen Siedler spielen nur am Rande eine Rolle.
Vielmehr wird in ausgiebiger Weise die karge Landschaft in all ihrer Schönheit eingefangen. Und wann immer es möglich ist, lässt sich Jemand nieder, um vom Rande eines Felsplateaus aus den Sonnenuntergang zu bestaunen. Auflockerung in Form von Humor sucht man hier vergebens, stattdessen durchzieht den gesamten Film eine tiefe Schwermütigkeit. Weitere Merkmale stellen zudem die ungeschönte Brutalität sowie das Fehlen eines westerntypischen Gut/Böse Schemas dar. Dass hier quasi von allen Seiten gegen moralische Prinzipien verstoßen wird, führt jedoch nicht unbedingt zu einem Spannungsanstieg, denn dazu sind die meisten Charaktere zu unnahbar und zu wenig ausgearbeitet, als dass man intensiv mit ihnen mitfühlen könnte.
So bietet "The Proposition" insgesamt kaum mehr als einen namhaften Cast und einige hübsche Bilder von Down Under. Die Handlung gestaltet sich äußerst zäh, während die Musik von Nick Cave, der auch das Drehbuch schrieb, zuweilen seltsam deplatziert wirkt. Wer gerne schweigend den Untergang der Sonne betrachtet, findet hiermit allerdings einen Film voller Gleichgesinnter.
Gefällt mir - besonders die Tiermasken find ich klasse. Hab Bock drauf :)
"He was a quiet man" - eine Aussage, die geradezu typisch erscheint, wenn in Folge von Amokläufen Freunde, Bekannte und Nachbarn um eine Täterbeschreibung gebeten werden. Unbescholtene Bürger ohne jede Auffälligkeiten handeln dem Anschein nach urplötzlich vollkommen wider ihrer sonstigen Natur und werden von einer Sekunde zur anderen zu eiskalten Killern.
"Amok" (so der wesentlich reißerische deutsche Titel) erzählt die Geschichte eines solch unscheinbaren Mannes. Bob (Christian Slater) ist ein alleinstehender Büroangestellter, der Tag ein Tag aus mit dem Ordnen und Abheften von Akten beschäftigt ist. Von seinen Kollegen wird er entweder schikaniert oder erst gar nicht beachtet, wobei die attraktive Vanessa (Elisha Cuthbert) die Einzige ist, die ab und zu ein Lächeln für ihn übrig hat. Sein Chef (William H. Macy) in der obersten Etage hingegen weiß nicht einmal von seiner Existenz. In aller Stille hat Bob jedoch Vorkehrungen getroffen, um sich an seiner grausamen Umwelt zu rächen...
Zu den größten Stärken dieser pechschwarzen Satire zählt zweifellos, dass sie ebenso unberechenbar ist wie ihr Protagonist. "Amok" attackiert lauthals das System, prangert ungerechte Wirtschaftshierarchien, die Ausbeutung einer Ellenbogengesellschaft und unmenschliche Bedingungen in einem von Anonymität geprägten Arbeitskosmos an. Wer in diesem System aufsteigen will, muss als Mann nach oben buckeln und nach unten treten können, als Frau hingegen vor allem gewisse orale Fähigkeiten zur Perfektion bringen. Der Humor von "Amok" ist
oftmals zynisch und dazu messerscharf, die Beobachtungen allesamt erschreckend entlarvend.
Die Charaktere erwecken zunächst den Eindruck von Stereotypen, gewinnen aber rasch an Profil und sind insbesondere im Fall der Hauptfigur sehr einfühlsam gezeichnet. Die Handlung schlägt derweil immer wieder unvorhergesehene Haken, sodass kaum zu sagen ist, in welche Richtung sie sich als nächstes entwickeln wird. Letztlich geht der Film sogar so weit, dass er die Grenzen zwischen Realität und Einbildung verschwimmen lässt.
Getragen wird "Amok" von einem gut ausgewählten Cast mit einem herrlich hässlich zurechtgemachten Christian Slater an der Spitze. Neben seiner nuancierten Performance als Eigenbrötler, der mit den Fischen in seinem Aquarium kommunziert, wissen auch Elisha Cuthbert als seine nicht ganz leicht zu durchschauende Kollegin und William H. Macy als profitgeiler Chef zu überzeugen.
"Amok" ist kein großes Kino; dass diese nicht gerade mainstream-taugliche Produktion direkt auf DVD erschien, ist nachvollziehbar. Als Tragikkomödie mit Herz und Biss funktioniert sie im heimischen Wohnzimmer jedoch ausgezeichnet. Hier darf mit allem gerechnet werden - nur nicht mit einem herkömmlichen Amoklauf Streifen.
"Thursday" ist einer jener Tarantino-Klone im Low-Budget Segment, wie sie nach dem Erfolg von "Pulp Fiction" reihenweise aus dem Boden schossen. Der schwarzhumorige Thriller unter der Regie von Skip Woods bleibt jedoch vor allem bei der Dialogqualität meilenweit hinter seinem großen Vorbild zurück und hat auch in punkto zündender Gags eine eher schwache Trefferquote.
Seine draufgängerischen Zeiten als schießwütiger Drogendealer hat Casey (Thomas Jane) längst hinter sich gelassen. Inzwischen führt er das unspektakuläre Leben eines verheirateten Architekten inklusive Fleischverzicht und Milchersatz. Bis an einem verhängnisvollen Donnerstag sein alter Kumpel Nick (Aaron Eckhart) vor der Tür steht...
Während die Eröffnungsszene noch die Hoffnung auf eine "Natural Born Killers" Variation aufkommen lässt, verflacht das Geschehen, sobald Caseys Haus als Hauptschauplatz eingeführt wird. Von nun an entwickelt sich ein Kammerspiel, bei dem alle paar Minuten die Türglocke läutet und ein neuer seltsamer Besucher Eintritt verlangt. Unter diesen Auftritten finden sich mit Michael Jeter (The Green Mile) als penibler Prüfer von der Adoptionsagentur und Paulina Porizkova (Arizona Dream) als sexbesessene Domina zwar auch ein paar Highlights, insgesamt weiß dieses immer wiederkehrende Muster jedoch nicht durchgängig zu unterhalten.
Als unkluge Entscheidung stellt sich außerdem heraus, dass der von Aaron Eckhart verkörperte Ex-Partner von Casey bald fast vollständig aus der Handlung verschwindet und nur noch in eher mäßig interessanten Rückblenden erscheint. Dieser Umstand fällt besonders ins Gewicht, da sich in der Eröffnungsszene ein gewisses Potenzial dieser Figur offenbart hatte. Dass Casey selbst nach und nach den Anschein des braven Architekten ablegt und in alte Gewohnheiten verfällt, dürfte indes wohl niemanden auch nur ansatzweise überraschen.
Trotz seiner kurzen Laufzeit hat dieses mit einigen brutalen Szenen gewürzte Kammerspiel spürbare Längen. Für mehr Situationskomik wäre womöglich gesorgt, wenn Caseys Parade der ungebetenen Gäste stärker miteinander agieren würde. Doch in den meisten Fällen verschwinden die anderen Besucher aus der Geschichte sobald ein neuer Charakter eingeführt wird.
So ist "Thursday" letztlich als Schwarze Komödie nur Mittelmaß und als Thriller/Actionfilm sogar regelrecht ideenlos. Möglicherweise funktioniert der Film aber auch nur donnerstags...
I see a red door and I want it painted black
No colors anymore I want them to turn black
I see the girls walk by dressed in their summer clothes
I have to turn my head until my darkness goes
David Koepp dürfte wohl am ehesten als Drehbuchautor für große Blockbuster bekannt sein. So verfasste er etwa die Skripte für Jurassic Park, Mission: Impossible und Spider-Man. Mit "Stir of Echoes" beweist er, dass er auch als Regisseur durchaus Talent besitzt.
Tom Witzky (Kevin Bacon) steht dem Paranormalem äußerst skeptisch gegenüber - bis er auf einer Party hypnotisiert und sein Geist in Folge dessen für die Zwischenwelt geöffnet wird. Von nun an plagen ihn Visionen, die irgendwie mit einem verschwundenen Mädchen zusammenhängen, das mit ihm Kontakt aufnehmen möchte...
"Stir of Echoes" fühlt sich einerseits schon sehr "oldschool" an, kann aber aufgrund eines starken Plots und eines Kevin Bacon in Bestform auch heute noch fesseln. Ideen wie jene, Toms Sohn Jake (Zachary David Cope) mit seiner Geisterfreundin kommunizieren zu lassen, indem er direkt in die Kamera spricht, verleihen diesem Mysterythriller über die Welt der Toten das gewisse Etwas. Ebenfalls sehr einnehmend sind die Bilder mit denen Tom konfrontiert wird, während er unter Hypnose steht.
Auf allzu explizite Gewaltdarstellungen verzichtet "Stir of Echoes", Jumpscares fehlen sogar fast gänzlich. Dafür setzt der Film voll auf seine unheimliche Atmosphäre und einige horrortypische Metaphern. Zuweilen erscheint der Plot zwar ein wenig konstruiert; vor allem da sich alle wesentlichen Ereignisse in Toms unmittelbarem Bekanntenkreis abspielen und das Voranschreiten der Handlung teilweise einzig durch die Fähigkeiten seines Sohnes möglich wird, doch gravierende Auswirkungen auf den Filmgenuss hat dies glücklicherweise nicht.
Während das Gefühl der Beklemmung durchgängig bestehen bleibt, geht es in Sachen Spannung eher auf und ab. So nimmt etwa ein eher bedeutungsloser Nebenhandlungsstrang um eine Gruppe mit den gleichen Fähigkeiten wie Tom einiges an Fahrt raus. Dafür entschädigt allerdings ein packender Showdown in dem die losen Handlungsfäden sehr gut zusammenlaufen. Neben Kevin Bacon, der als Protagonist nach und nach immer mehr in den Wahnsinn abdriftet, wissen dabei auch die weiteren Darsteller um Kathryn Erbe, Kevin Dunn und Jennifer Morrison zu gefallen.
So liegt die größte Stärke von "Stir of Echoes" letztlich darin, altbekannte Motive zu einer stimmigen Geschichte zu verflechten, die anders als die manch anderer Genrevertreter auch knapp zwanzig Jahre nach Erscheinen noch überzeugt.
Glückwunsch, Robo :) Jetzt hab ich ein klares Bild von dir vor Augen wie du gebannt in deinem Sessel sitzt und dich ganz in der Welt dieses Meilensteins verlierst ;)
Top oder Flop - das ist im Fall von "The Crazies" wohl eine Frage der Prioritäten. In Sachen Inszenierung und Atmosphäre ist Breck Eisners Remake eines 70er Jahre Klassikers von Zombiegroßmeister George A. Romero nämlich kaum ein Vorwurf zu machen. Wer jedoch auf ein einigermaßen originelles Drehbuch oder gar Innovationen hofft, dürfte seine Erwartungen nicht erfüllt sehen.
Von einem Tag auf den anderen ändert sich das Leben der Bewohner der sonst so idyllischen Kleinstadt Ogden Marsh grundlegend. Ohne jede Erklärung scheinen immer mehr Leute nach und nach vollkommen durchzudrehen. Verzweifelt suchen Sheriff David Dutton (Timothy Olyphant) und seine schwangere Frau Judy (Radha Mitchell) nach einem Ausweg...
Allzu schnell wird deutlich, wohin uns diese Reise führen wird. "The Crazies" fügt dem Zombiegenre keine neue Facetten hinzu, bewegt sich ausschließlich auf ausgetretenen Pfaden - und dieser Umstand geht ganz erheblich zu Lasten der Spannung. Wenn nach wenigen Minuten schon klar ist, wie das Ende aussehen wird, kann dies wohl kein noch so guter Regisseur kaschieren.
"The Crazies" verfügt über hochwertige Bilder, die Figurenzeichnung ist in Ordnung, die Darstellerriege gibt sich keine Blöße. Aber wirklich fesseln konnte mich diese aufgewärmte Zombie-Suppe zu keiner Zeit.
Sorry Chio - aber du kennst ja deine Pappenheimer... ;)
Die Zulu stellen heutzutage die größte ethnische Gruppe Südafrikas dar. Zu ihnen zählt etwa Jacob Zuma, der bis zu diesem Jahr Präsident des Landes war. "Zulu" ist aber auch der Name ihrer Sprache sowie der Titel eines Romans von Caryl Ferey. Auf Letzterem basiert dieser Film.
Jérôme Salles Adaption erweist sich als packende Mischung aus Cop Thriller nach amerikanischem Vorbild und anschaulichem Gesellschäftsporträt in der Post-Apartheid. Das ungleiche Ermittlerduo Ali (Forest Whitaker) und Brian (Orlando Bloom) wird tagtäglich mit Bandenkriminalität, Drogenmissbrauch und gewaltsamer Prostitution konfrontiert. Als sie eine mysteriöse Mordserie an jungen Frauen aufdecken, werden sie alsbald von den Schatten der Vergangenheit Südafrikas, aber auch von ihren ganz persönlichen Dämonen eingeholt...
"Zulu" skizziert auf erschütternde Weise die Gegenwart auf dem schwarzen Kontinent. Der Kontrast zwischen der Armut in den Townships und dem Prunk der Villenviertel wird dem Zuschauer von Beginn an schonungslos vor Augen geführt. Entsprechend konsequent sind auch die Gewaltausbrüche gehalten, Salles beschönigt hier zu keiner Zeit. Die Story bietet derweil durchaus ein paar Überraschungen, ist in jedem Fall innovativ genug, um nicht ins absolut Vorhersehbare abzudriften. Geradezu herauragend ist indes das Vorantreiben der verschiedenen Handlungsstränge gelungen, die sich ergeben, weil Ali und Brian über weite Strecken des Films unabhängig voneinander agieren. Wie ihre Ermittlungen und ihr damit verbundenes persönliches Schicksal zu einem gelungenen Ende geführt werden, ist erzählerisch ausgezeichnet.
Schwächen ergeben sich hingegen hauptsächlich im Mittelteil, in dem die Story etwas verworren daherkommt und nicht so rasch voranschreitet. Dafür entschädigt jedoch anschließend ein starkes letztes Drittel. Zudem kann es nicht schaden, ein gewisses Grundinteresse für Südafrika und die dortigen Gesellschaftsverhältnisse mitzubringen. Wer ausschließlich auf einen spannenden Krimi vor exotischer Kulisse hofft, dürfte sonst womöglich enttäuscht werden. "Zulu" ist vielmehr enorm ambitioniert, vielleicht sogar etwas zu ambitioniert, um seine komplexen Themen in knapp zwei Stunden Laufzeit unterbringen zu können.
Ein entscheidender Trumpf, der nicht unerwähnt bleiben soll, sind die gut gewählten Darsteller. Mit Ausnahme des Hollywood Duos Whitaker/Bloom wurden nämlich fast ausschließlich unbekannte Darsteller aus Südafrika gecastet. Während Whitaker einmal mehr zeigt, dass er ein echter Könner seines Fachs ist, beeindruckt vor allem auch Orlando Bloom als Heißsporn an der Grenze zum Wahnsinn und spielt damit erfolgreich gegen sein Sunnyboy Image an.
Unbedingte Empfehlung für alle, die auf harte Copthriller stehen.
"Die Karte meiner Träume" erzählt von der abenteuerlichen Reise des kleinen Wunderkinds T.S. Spivet (Kyle Catlett), der sich allein auf den langen Weg von der elterlichen Farm in Montana zur amerikanischen Hauptstadt begibt und dabei die Welt der Erwachsenen gehörig durcheinander wirbelt. Jean-Pierre Jeunet schuf ein tragikkomisches Roadmovie mit charmant-schrägen Charakteren, das die Augen von Groß und Klein zum Leuchten bringt.
Der zehnjährige T.S. wächst in einer höchst sonderbaren Familie auf. Seine Mutter (Helena Bonham Carter) pflegt eine eigenwillige Vorliebe für Insekten, sein Vater (Callum Keith Rennie) ist der letzte echte Cowboy, seine Schwester (Niamh Wilson) träumt von der Teilnahme an einem Schönheitswettbewerb und sein Bruder Layton (Jakob Davies) schießt auf Alles, was ihm vor die Flinte kommt. Ohne das Wissen seiner Familie macht sich der hochbegabte T.S. eines Tages auf, um in Washington DC einen rennomierten Wissenschaftspreis in Empfang zu nehmen. Dummerweise ahnt vor Ort jedoch Niemand, dass das gefeierte Genie ein zehnjähriger Junge ist...
"Die Karte meiner Träume" ist ein sprudelnder Quell exzentrischer Ideen und eine Ode an die Kraft der Fantasie. So werden etwa die Gedankengänge des jungen Protagonisten als Zeichnungen und Diagramme visualisiert, worauf ein Großteil des schrägen Humors fußt. Auffällig sind auch die satten Farben, in die Jeunet dieses Abenteuer eintaucht und die dem Geschehen von Anfang an etwas Märchenhaftes verleihen. Die Story indes ist in mehrere Akte unterteilt, die jeweils durch das Aufschlagen einer Seite eines Pop-up Buches eingeleitet werden. Jeder Akt hat dabei seine ganz indivuelle Note. Was als Familienkomödie beginnt, erhält nach und nach immer mehr ernstere Züge, wird zum fantastischen Trip durch eine träumerische Version der USA und mündet schließlich in einer ausgewachsenen Mediensatire.
Jeunets Film vereint witzige und berührende Momente in einer wundersamen Geschichte, die die große Nähe zu ihren Figuren erfahrbar werden lässt. Kyle Catlett meistert die schwierige Aufgabe, dieses sensible Genie zu mimen, mit Bravour. Und auch die weiteren Darsteller um Bonham Carter und Rennie sind perfekt besetzt. So ist "Die Karte meiner Träume" letztlich eine magische Reise, die man wenigstens einmal mitgemacht haben sollte.
"The Autopsy of Jane Doe" ist ein atmosphärisches Kammerspiel, das als starker Pathologiekrimi beginnt, dem im letzten Akt aber deutlich die Luft ausgeht und der somit in eher durchschnittliche Horrorgefilde abrutscht. Selten jedoch strahlte eine regungslose Leiche mehr Bedrohlichkeit aus als hier.
Als der Leichenbeschauer Tony Tilden (Brian Cox) und sein Sohn Austin (Emile Hirsch) in einer stürmischen Nacht die Leiche einer namenlosen, äußerlich unversehrten Frau (Olwen C. Kelly) angeliefert bekommen, ahnen sie noch nicht, welch schreckliches Geheimnis sich hinter dem Tod der Jane Doe verbirgt...
Von Beginn an weiß Regisseur André Øvredal die morbiden Kellergewölbe des Bestattungsunternehmens gekonnt in Szene zu setzen, sodass sich sogleich eine schaurige Aura des Unheilvollen breitmacht. Zwar kommt auch hier das kleine Horror-Einmaleins in Form von Spiegeln, schauriger Musik und hervorspringender Katzen zum Einsatz, doch diese Elemente werden allesamt so geschickt eingebaut, dass sich kein Gefühl der Abnutzung einstellt. Der Ansatz, einen Horrorfilm komplett um eine Autopsie aufzubauen, ist zudem längst noch nicht so abgegrast wie viele andere Szenarien. Die gänsehautbereitende Präsenz, die von der Unbekannten ausgeht, trägt dann auch entscheidend zum Gelingen dieser Grundidee bei. Die ersten 60 Minuten des Films gestalten sich daher ungemein fesselnd, sodass bis dahin lediglich einige vorhersehbare wie unnötige Jumpscares den Gesamteindruck trüben.
Im letzten Drittel wandelt sich "The Autopsy of Jane Doe" von der packenden Spurensuche jedoch endgültig zum handfesten Horror. Und von da an beraubt sich Øvredals Film seiner größten Stärken. Die Handlung scheint nun selbst nicht mehr zu wissen, wohin sie will. Nebenaspekte wie das Schicksal von Austins Mutter werden angeschnitten, ohne diese weiter zu verfolgen. Das Rätsel um Jane Doe wird derweil viel zu überhastet zu Ende gebracht, die Auflösung kann die vorher geschürten Erwartungen nur bedingt erfüllen.
So ist "The Autopsy of Jane Doe" eine Stunde lang auch aufgrund der drei hervorragend besetzten Hauptdarsteller wirklich ausgezeichnete Gruselkost, welche ihr Niveau allerdings nicht bis zum Schluss halten kann.
"OSS 117" unter der Regie von Michel Hazanavicius (The Artist) ist eine liebevolle Hommage an die Agentenfilme der 50er und 60er Jahre - wie etwa die alten James Bond Streifen oder die Fantômas Reihe. Zudem umweht den Film aufgrund seines Settings immer auch ein Hauch von "Indiana Jones". Keinen Gefallen tut man sich hingegen damit, ihn als Parodie auf diese Filme zu verstehen. Wer nämlich ein Gagfeuerwerk erwartet, dürfte zumindest in der deutschen Fassung enttäuscht werden.
Der französische Agent OSS 117 (Jean Dujardin) wird 1955 mit dem Auftrag nach Kairo beordert, den mysteriösen Tod seines Freundes und Kollegen Jack Jefferson (Philippe Lefebvre) aufzuklären. Vor Ort erhält er Unterstützung durch die Ägypterin Larmina (Bérénice Bejo), doch gleichzeitig muss er sich mit verschiedenen Interessensgruppen um Briten, Sowjets, Nazis und Terroristen herumschlagen...
Jean Dujardin mimt den Geheimagenten als ebenso selbstverliebten wie trotteligen Macho, der nichts Anbrennen lässt und kein kulturelles Fettnäpfchen umgeht. Dank seiner Performance inklusive köstlicher Gesichtsakrobatik funktioniert der Film erst überhaupt, sind die anderen Figuren doch im Vergleich eher uninteressant und die Handlung allenfalls durchschnittlich. Wie Dujardin etwa den Gestus eines Sean Connery imitiert, ist unglaublich gut getroffen, seine Fans kommen hier in jedem Fall auf ihre Kosten.
Neben seinem Hauptdarsteller weiß "OSS 117" vor allem durch seine geschmackvollen Bilder aus dem Land der Pharaonen sowie einiger charmanter Ideen in Anlehnung an alte Filmklassiker zu gefallen. Zu Letzterem zählt zB, dass die Autofahrten im Stile jener Zeit gefilmt wurden - inklusive sich im Hintergrund verschiebender Leinwände. OSS' Sprüche hingegen sorgen allenfalls für ein leichtes Schmunzeln, der Humor will mit Ausnahme einer Szene, in der er als arabischer Musiker verkleidet ein Gespräch beschattet, kaum zünden. Erwähnenswert ist allenfalls noch, dass Richard Sammel hier als Nazi Oberst auftritt - eine Rolle, die er später auch noch in "Inglourious Basterds" und der Serie "The Strain" übernahm. Möglicherweise nahm dieses Typecasting hier seinen Anfang.
Für einen verregneten Sonntagnachmittag ist "OSS 117" durchaus geeignet, allzu hoch sollte man seine Erwartungen jedoch nicht stecken. Wer anschließend aber auf den Geschmack gekommen ist, wird sicher auch an der 2009 erschienen Fortsetzung seine Freude haben.
Wer sich vor der Sichtung von "Whiplash" auf ein typisches Musikerdrama einstellt, der irrt gewaltig. Vielmehr zeigt der Film des gefeierten Newcomer Regisseurs Damien Chazelle wie diktatorische Herrscher agieren, ja wie Faschismus entsteht. Die Drums sind hier mehr oder weniger Nebensache, sie fungieren als Aufhänger für das Porträt zweier Besessener, die ein unheilvolles Abhängigkeitsverhältnis miteinander eingehen.
Andrew (Miles Teller) ist ein junger Erstsemesterstudent am Musikkonservatorium in New York, dessen ganze Hingabe dem Schlagzeugspielen gilt. In Terence Fletcher (J.K. Simmons) scheint er einen Mentor gefunden zu haben, der sein Talent zu fördern weiß. Doch Fletchers Methoden erweisen sich als ebenso erbarmungslos wie brutal...
Im Wesentlichen fokussiert sich "Whiplash" fast ausschließlich auf seine beiden Hauptcharaktere und ihre von Blut, Schweiß und Tränen geprägte Beziehung. Andrew erscheint zunächst wie der schüchterne Außenseiter, der nach Anschluss sucht und Hemmungen hat, die hübsche Kinokassiererin anzusprechen. Nach und nach wird jedoch ersichtlich, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Andrew ist überehrgeizig, ordnet alles seinem großen Traum von der Drummerkarriere unter und übt dafür beinahe ununterbrochen. Soziale Kontakte geht er so gut wie gar nicht ein, doch liegt dies nicht in einem Mangel an Selbstbewusstsein begründet, sondern weil er in ihnen ein Hindernis auf seinem Weg nach Oben sieht. Die einzige Beziehung, die für ihn von Wert ist, ist jene zu seinem Lehrer Terence Fletcher.
Dieser verfolgt eine streng autoritäre Pädagogik. Er strebt mit aller Macht nach dem Maximum und geht dabei im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen. Fletcher genießt die absolute Aufmerksamkeit seiner Schüler und weidet sich regelrecht an ihrer Angst. Damit bildet er das exakte Gegenstück zu jener Pädagogik wie sie in Filmen wie "Das fliegende Klassenzimmer" oder "Der Club der toten Dichter" propagiert wird. Sein Vorgehen ist das eines Diktators, der nach dem Credo "Halte sie klein, um sie groß zu machen" verfährt. Bei Andrew rennt Fletcher mit seinen Methoden gewissermaßen offene Türen ein. Anstatt zu rebellieren, wird dieser bereitwillig zu Fletchers Untertan.
Rhythmus meint im Fall von "Whiplash" nicht nur den Takt der Musik, sondern vor allem die Gleichmachung. Ebenso wie der Titel sich nicht nur als Musikstück, sondern auch als "Peitschenhieb" lesen lässt. Anspassung ist das A und O in Fletchers Proberaum. Wer aus dem Takt gerät, fliegt raus. Damit hat er viel gemein mit jenen Menschen, die Andere aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion oder Sexualität ausgrenzen.
Chazelles Film ist ein ungemein elektrisierendes Erlebnis. Eines jener Werke, das man auf der Sesselkante sitzend verfolgt, während jeder Muskel im Körper angespannt ist. "Whiplash" verfügt über eine im Grunde nur dünne Story, kitzelt aus dieser allerdings das Optimum an Spannung und Nervenkitzel heraus und ist dabei äußerst kurzweilig. Allzu unbedarft sollte man jedoch nicht an diesen Film herangehen, dazu bergen die hier dargestellten Charaktere und das wofür sie stehen, allzu großes Potential zur Befürwortung faschistischer Tendenzen. Glücklicherweise baut Chazelle mit Andrews Freundin und seinem Vater aber auch Figuren ein, die zur Identifikation taugen.
So möchte man am Ende sagen: Gut gemacht!
Der fünffach oscarprämierte "Braveheart" entführt uns ins die Zeit des 13. Jahrhunderts zu der Schottland im Krieg gegen England um seine Unabhängigkeit rang. Für die an seiner Familie begangenen Verbrechen schwört William Wallace (Mel Gibson) den feindlichen Besatzern unter der Willkürherrschaft Edward Longshanks (Patrick McGoohan) blutige Rache.
Die größten Stärken von "Braveheart" liegen in der mittelalterlichen Atmosphäre, die der Film heraufzubeschwören vermag sowie in den imposanten wie realitätsnah anmutenden Schlachtszenen. Gibson präsentiert uns die raue Schönheit Schottlands in all ihrer Bildgewalt, lässt uns teilhaben an der Lebensweise der Bewohner und inszeniert ihre Kriege als imposante Schlachtengemälde. Auch hat sein Film insgesamt eine gute Dynamik und bringt mit den vielen Erzählsträngen Abwechslung in die im Kern simple Geschichte um Freiheit und Vergeltung.
Besonders in der ersten Hälfte verzettelt sich Gibson jedoch einige Male, führt Figuren wie Wallaces Onkel (Brian Cox) ein, die dann allzu schnell wieder aus der Geschichte verschwinden und lässt Andere wie Robert the Bruce (Angus MacFadyen) zu lange links liegen. Auch geht "Braveheart" das Epochale zunächst etwas ab. Wenn etwa Wallace gegen seinen Freund Hamish (Brendan Gleeson) in einem Steinwurfwettkampf antritt, könnte diese Szene auch aus einem der "Asterix" Filme entnommen sein. Überhaupt ist der Humor des Films sehr eigenwillig geraten, wozu auch das Entblößen des nackten Hinterteils vor einer Pfeilattacke zählt. Mit zunehmender Laufzeit wandelt sich "Braveheart" jedoch von der romantischen Abenteuerkomödie zum großen Historienepos und das Geschehen wirkt wesentlich zielgerichteter.
Nachfolgend Spoiler:
Dass einige Szenen bisweilen recht schmalzig ausfallen, ist noch leicht verzeihlich. Verwunderlicher dagegen ist die Beilaufigkeit mit der die Ermordung von Wallaces Frau (Catherine McCormack) abgehandelt wird. Zumal sich unmittelbar daran eine ausgiebige Zeitlupensequenz seines Vergeltungsschlags anschließt. Auch die eine oder andere Traumsequenz - wie etwa die von der sprechenden Leiche seines Vaters - hinterlässt einen reichlich merkwürdigen Eindruck.
Zudem fehlt Gibsons Film angesichts seines recht großen Figurentableaus zuweilen das Gespür für den Einzelnen. So hat etwa Prinz Edward (Peter Hanly) für die Geschichte ebenso wenig Relevanz wie seine angedeutete homosexuelle Lovestory. Und auch Prinzessin Isabelle (Sophie Marceau) wird deutlich zu wenig Profil zugestanden, um ihre plötzliche Liebe zu Wallace glaubhaft zu vermitteln.
Die Darsteller vermögen indes größtenteils zu überzeugen. Besonders Patrick McGoohan sticht als tyrannischer Herrscher dabei hervor. Einzig bei der Hauptrollenbesetzung hat sich Mel Gibson keinen Gefallen getan. Den Part der schottischen Ikone hätte er möglicherweise lieber Brendan Gleeson, Brian Cox oder James Cosmo überlassen. Sein Overacting und fortwährendes Grimassen Schneiden wirkt jedenfalls an mehreren Stellen extrem deplatziert. Hier gibt der Regisseur Gibson definitiv eine bessere Figur ab als der Schauspieler.
Insgesamt ist "Braveheart" aufgrund seiner unterhaltsamen Geschichte, den detailgetreuen Settings und vieler hervorragend inszenierter Kämpfe eine klare Empfehlung für alle Freunde historischer Stoffe wert, wenngleich er in meinen Augen gegenüber den herausragenden Vertretern des Genres doch recht deutlich abfällt.
In "Edge of Tomorrow" unter der Regie von Doug Liman (Die Bourne Identität, Jumper) trifft eine Alieninvasion auf den Murmeltierklassiker. Entstanden ist dabei ein geradliniges Sci Fi Spektakel mit einer cleveren, aber nicht allzu komplizierten Story, das neben starker Actionszenen auch mit reichlich Humor aufwartet.
Major Bill Cage (Tom Cruise) ist ein überheblicher Sesselfurzer, der seine Truppen vom Schreibtisch aus gegen die außerirdischen Invasoren delegiert. Als er vollkommen unvorbereitet an die vorderste Front der in Frankreich stattfindenden Entscheidungsschlacht gestellt wird, stirbt er bereits nach wenigen Minuten. Auf wundersame Weise erwacht er jedoch erneut und muss sich gemeinsam mit der kampferprobten Rita (Emily Blunt) abermals dem übermächtig erscheinenden Feind stellen...
Wie Limans Film besonders in der ersten Hälfte mit seinem Star Tom Cruise verfährt, ist höchst amüsant anzusehen. Cruise ist hier zu Beginn entgegen seines üblichen Rollenprofils nicht der dauercoole Strahlemann, sondern ein leicht trotteliger Bürohengst, der zwar recht wortgewandt daherkommt, von militärischer Praxis jedoch keine Ahnung hat. Dies führt zu einigen humorvollen Einlagen, die das im Grunde eher düstere Kriegsszenario auflockern. Seine Figurenentwicklung ist dann auch die mit Abstand interessanteste des Films, während der von Emily Blunt verkörperte Kriegeramazone an seiner Seite nur punktuell Tiefe zugestanden wird.
Die wohl größte Gefahr einer Zeitschleifengeschichte ist wohl jene des Handlungsstillstands. Schließlich können schnell Abnutzungserscheinungen auftreten, wenn sich das Geschehen in ähnlicher Form immer wiederholt. Doch immer dann, wenn hier das Gefühl aufkommt, dass es nun aber genug ist, erfolgt eine neue Wendung, die den Plot wieder vorantreibt. So bleibt "Edge of Tomorrow" durchgängig unterhaltsam, auch wenn das Spannungsbarometer nicht immer bis zum Anschlag getrieben wird.
Die Action rund um die Auseinandersetzungen mit den tentakelartigen Aliens ist gekonnt inszeniert, erreicht jedoch nie ganz die brachiale Wucht, die sich mancher Science Fiction Fan vielleicht wünschen würde. Dazu ist Limans Film letztlich doch zu sehr auf die breite Masse zugeschnitten. Wohl aber überzeugt der Umgang mit den CGI Effekten, die als stimmiges Beiwerk fungieren und die Aktionen der Darsteller nicht überlagern. Durch den einen oder anderen Kniff wird der Zuschauer stets bei der Stange gehalten und schließlich gegen Ende hin dazu eingeladen, sich seinen eigenen Reim auf die unterschiedlich interpretierbaren Ereignisse zu machen.
So ist "Edge of Tomorrow" letztlich eine sehenswerte Abwandlung des Murmeltier-Motivs, der mit Verzicht auf eine Jugendfreigabe und ein wenig Drehen an der Spannungsschraube vielleicht sogar ein Meilenstein des Genres hätte werden können.
Ein Communityschnitt von 7,6, sich vor Lob geradezu überschlagende Kommentare unter meinen mp Freunden, "Oldboy" Choi Min-sik als eiskalter Psychopath - die Zeichen für ein hervorragendes Filmerlebnis standen gut. Leider kann ich in die vielen Lobeshymnen auf "I saw the devil" aber so gar nicht einstimmen.
Wie so oft, wenn man einen Verbündeten sucht, mit dem man gemeinsam gegen den Strom schwimmen kann, wird man bei RoboMaus fündig: "Wer Spannung durch einen clever aufgebauten Plot, oder gar etwas zum Mitdenken sucht, kann sich die zwei Stunden sparen."
Zweifellos verfügt dieser koreanische Rachethriller über einen enormen Härtegrad, der die allermeisten US-Produktionen locker in den Schatten stellt. Und auch den Darstellern ist kein Vorwurf zu machen, denn insbesondere Choi Min-sik liefert erneut eine äußerst eindringliche Performance ab. Die Handlung aber birgt keinerlei Überraschungen, schreitet nur sehr schleppend voran und gestaltet sich vor allem extrem redundant. Immer wieder lässt der Agent (Lee Byung-hun) den Killer laufen, um ihn anschließend mittels eines versteckten Senders abermals aufzuspüren, auf ihn einzuschlagen und wieder frei zu lassen. Jede Szene endet in einem Gewaltausbruch, zu keiner Zeit schlägt der Plot einmal eine unerwartete Richtung ein. Welche Art von Rache dahinterstecken soll, einen Serienmörder immer weitere Opfer suchen zu lassen, blieb mir indes vollkommen verborgen.
Positiv hervorzuheben ist derweil die starke Kameraarbeit, die etwa während einer blutigen Taxifahrt zum Tragen kommt. Der Score hingegen ist in seiner Eintönigkeit und Penetranz schlichtweg nur als nervig zu bezeichnen. Die Kampfszenen sind gut choreographiert, vermögen den zähen Handlungsfortschritt jedoch nur sehr bedingt zu kaschieren.
Dass Gewalt und Härte einerseits sowie Spannung und Nervenkitzel andererseits zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind, offenbart "I saw the devil" überdeutlich.
In "The Transporter Refueled" darf der Fluchtwagenfahrer und Nahkampfexperte Frank Martin ein weiteres Mal das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrücken. Statt Jason Statham ist diesmal Ed Skrein in der Titelrolle zu sehen, der seinem Vorgänger in Sachen Charisma nicht den Benzinkanister reichen kann. Als Nonsens-Action mit ein paar schönen Bildern von Frankreichs Küste funktioniert die neue Tankfüllung allerdings relativ ordentlich.
Schnell wird deutlich, dass der neue Transporter noch weniger Wert auf eine sinnige Geschichte legt als die vorherigen Teile. Eine hanebüchene Story um ein paar Ex-Prostituierte, die sich an ihrem alten Zuhälter rächen wollen, wird uns hier aufgetischt. Frank Martin ist dabei Marionette und Liebhaber in Personalunion und aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen darf auch sein Vater die ganze Zeit über mitmischen.
Wer aber Freude an Autoverfolgungsjagden und der einen oder anderen Klopperei hat, wird dennoch ganz gut bedient. Immerhin begeht "The Transporter Refueled" nicht den gleichen Fehler wie viele andere Filme dieser Art und bläht die nicht vorhandene Story noch unnötig auf. Stattdessen ist nach 97 sinnfreien, aber kurzweiligen Minuten Schluss.
Wer diesen Teil nicht allzu sehr mit seinen Vorgängern sowie Skrein nicht zu sehr mit Statham vergleicht und sich zudem schon bei "Fast and Furious" nicht an der Überwindung sämtlicher physikalischer Gesetze gestört hat, kann hier durchaus Spaß haben.
Der Eid des Hippokrates von Kos (460-370 v. Chr.) ist bis in die Gegenwart hinein als eine Art Ehrenkodex der Ärzteschaft zu sehen. Wenngleich er keine Rechtswirkung mehr besitzt, so ist er dennoch nach wie vor fester Bestandteil medizinischer Ethik. Im isländischen Kriminaldrama "Der Eid" sieht sich der Chirurg Finnur mit einem moralischen Dilemma konfrontiert, dass ihn vor die Frage stellt, in wie weit er gegen seinen Kodex verstoßen darf, um die eigene Familie zu schützen.
Was sich zunächst nach packendem Dramastoff anhört, offenbart sich in der Umsetzung jedoch alsbald als eher zähe Angelegenheit. Die Handlung von Baltasar Kormákurs Film gibt einfach zu wenig her, um die beinahe zweistündige Laufzeit zu füllen. Der Regisseur, der gleichzeitig auch die Hauptrolle spielt, verzettelt sich zusehends und schafft es insbesondere in der zweiten Hälfte nicht, durch neue Impulse die Spannung aufrecht zu erhalten. Die Geschichte verläuft in allzu vertrauten Bahnen und es fehlt sowohl an Glaubwürdigkeit als auch an hochwertigen Dialogen.
Die Figuren bleiben bis auf wenige Ausnahmen ohne Profil, Finnurs Frau etwa wirkt die meiste Zeit über wie ein Schatten, der nur fürs Tischdecken und Anrufe entgegennehmen zuständig ist. Da können auch die hübschen Bilder aus dem Land der kleinen Pferde und der unaussprechlichen Vulkane nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dem Film an Überraschungen und Raffinesse mangelt. So gestaltet sich "Der Eid" letztlich sehr vorhersehbar und wird nach allzu bekannten Mustern gestrickt. Dass hier durchaus fähige Leute am Werk waren, blitzt zwar immer wieder auf, sodass dies immerhin keiner jener Fälle ist, bei denen man nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen kann. Wirklichen Eindruck hinterlässt Kormákurs Film allerdings nicht.
Kein isländisches "Huh!" diesmal.
Vier Oscars bei acht Nominierungen räumte "No Country for Old Men" seinerzeit ab. Basierend auf dem Roman von Cormac McCarthy schufen die Coen Brüder einen grimmigen, ungemein atmosphärischen, aber auch höchst unkonventionellen und irgendwie sperrigen Film.
Fragen über Fragen häufen sich im Laufe der Handlung an. Wer ist hier eigentlich die Hauptfigur? Etwa der amtsmüde Sheriff Bell (Tommy Lee Jones), der in Erinnerungen an die alten Zeiten und seinen verstorbenen Vater schwelgt? Oder doch eher der gleichsam gerissene wie widerstandsfähige Vietnamveteran Moss (Josh Brolin)? Oder ist nicht vielmehr der eiskalte Chigurh (Javier Bardem) - der Killer mit der Günter Netzer-Gedächtnisfrisur- die wahre Attraktion des Films? Und worum geht es eigentlich genau? Nur um die Jagd nach einem Geldkoffer - oder steckt doch mehr dahinter?
"No Country for Old Men" ist nicht leicht zugänglich. Viele Fragen bleiben auch am Ende unbeantwortet. Phasenweise erreicht der Film einen enormen Sog, beinahe glaubt man das Knistern in der Luft förmlich hören zu können. Dann aber nehmen die Coens das Tempo wieder raus, streuen philosophisch anmutende Dialoge ein, nehmen die Texaner mit all ihrer Tölpelhaftigkeit und Waffenvernarrtheit auf die Schippe. Elektrisierende Verfolgungsjagden wechseln sich mit Szenen voll lakonischem Humor ab. Viermal hintereinander beobachten wir, wie unterschiedlichen Personen am gleichen Tatort ankommen, während entscheidende Ereignisse einfach übersprungen werden und wir nur deren Folgen zu sehen bekommen. Zu keiner Sekunde scheint der Film normalen Erzählmustern zu folgen. Die Handlung wirkt furchtbar simpel und dennoch scheint jedes Detail von Bedeutung zu sein.
Das größte Identifikationspotenzial bietet noch Josh Brolins Charakter an, während der von Tommy Lee Jones verkörperte Sheriff eher wie ein distanzierter Kommentator des Geschehens daherkommt. Am stärksten im Gedächtnis dürfte allerdings Javier Bardems Performance bleiben. Sein Anton Chigurh ist eine ebenso wortkarge wie erbarmungslose Tötungsmaschine, ein rätselhafter Mann, der ausschließlich nach seiner eigenen Agenda handelt und zwischenzeitlich auch schon mal im Stile des Batman Bösewichts Two-Face eine Münze über Leben und Tod entscheiden lässt. Mit dieser undurchsichtigen Figur ist Bardem wohl einer der markantesten Antagonisten der 00er Jahre gelungen.
Am Ende ist "No Country for Old Men" ein Werk, das sich nicht Allen im gleichen Maße erschließen wird. Die Interpretationsmöglichkeiten sind vielfältig, gleichwohl kann ich auch Diejenigen verstehen, die das eher gemächliche Tempo des Films ermüdend finden oder in einer zweistündigen Hatz nach einem Geldkoffer nicht die große Innovation der Erzählkunst sehen.
Wer könnte für die Verfilmung eines Romans, der von der Presse als "Heiliger Gral der Popkultur" gefeiert wird, wohl ein naheliegenderer Kandidat sein als Steven Spielberg? Schließlich war er als Regisseur und Produzent an unzähligen popkulturellen Phänomenen unmittelbar beteiligt. Zitieren allein macht allerdings noch längst keine liebevolle Hommage und erst recht keinen guten Film aus - ein Umstand, der im Fall von "Ready Player One" nur allzu rasch ersichtlich wird.
Der Start dieses geradezu referenzwütigen Films gestaltet sich überaus holprig. Per Off-Kommentar erhalten wir die wichtigsten Brocken an Informationen über die Welt im Jahr 2045 hingeworfen. Die Menschen flüchten vor der grauen Wirklichkeit in die OASIS - einer Online-Plattform, in der alles möglich ist. Was folgt, ist eine abenteuerliche Jagd nach dem verborgenen Easter Egg des verstorbenen Entwicklers.
Von Beginn an springen die vielen altbekannten Figuren ins Auge, die sich in der virtuellen Realität der OASIS tummeln. Batman, Freddy Krueger, Lara Croft und viele Weitere huschen durchs Bild, sind oftmals nur für Sekundenbruchteile zu erspähen. Diese Freude an der Referenz ist zwar nett anzuschauen - und ohnehin ist "Ready Player One" in visueller Hinsicht überhaupt kein Vorwurf zu machen - etwas von Relevanz für die nach altbewährten Mustern verlaufende Handlung ergibt sich aus den vielen Anspielungen jedoch kaum einmal.
So fällt die erste große Aufgabe der Quest angesichts einer Welt, die keine Grenzen kennt, auch recht einfallslos aus: Ein simples Autorennen bei dem u.a. ein berühmter Riesenaffe vorbei schaut, muss gewonnen werden. Bis hierhin präsentiert sich Spielbergs neuester Streich als Stangenware ohne jeden Esprit.
Dann aber folgt ein gelungener Mittelteil, der Hoffnung aufkommen lässt und der in einer beeindruckenden Referenz an einen alten Horrorfilmklassiker seinen Höhepunkt findet. Plötzlich greifen Zitate und Handlung ineinander, plötzlich scheint das bunte Treiben doch noch zu funktionieren. Umso größer ist aber letztlich die Enttäuschung, als der Film zum Ende hin wieder verflacht und keine neuen Plotideen mehr entwickelt.
Ein weiteres großes Problem von "Ready Player One" sind seine eindimensionalen Charaktere. Dies liegt u.a. auch darin begründet, dass wir deutlich mehr von den Avataren als von den dahinterstehenden Personen zu sehen bekommen. So ist etwa der Avatar des Protagonisten Wade (Tye Sheridan) ein cooler Alleskönner, der kaum Sympathien hervozurufen vermag. Während es der obligatorischen Lovestory mit Samantha (Olivia Cooke) aufgrund des virtuellen Kennenlernens an Glaubwürdigkeit mangelt, bleiben Wades restliche Freunde ausnahmlos blass. Ähnliches gilt für den Bösewicht (Ben Mendelsohn) und den nur kurz in Erscheinung tretenden Mitbegründer der OASIS (Simon Pegg). Einzig der Figur des von Mark Rylance verkörperten einsamen Visionärs Halliday wird etwas Profil zugestanden.
Hinzu kommt, dass Spielberg dem Zuschauer am Ende des ansonsten so glattgebügelt daherkommenden CGI Spektakels noch eine Botschaft mit auf den Weg geben möchte: Alles, was ihr hier gesehen habt, ist zwar viel aufregender als die Realität, aber Dienstags und Donnerstags geht ihr bitte raus und holt euch was Anständiges zu essen. Puuh...
Wunderbarer Kommentar zu einer echten Filmperle :)
Mit "Brimstone" ist Regisseur Martin Koolhoven ein ebenso hartes wie packendes Westerndrama gelungen. Unterteilt in vier etwa gleichlange Akte, die sich an biblischen Begriffen orientieren, entwirft er ein verschachteltes Epos, das sich irgendwo zwischen der Bildsprache eines Sergio Leone und der Erzählkunst Tarantinos bewegt. Durch seine offen feministische Botschaft hebt sich Koolhovens Film jedoch erkennbar von seinen Vorbildern ab.
Die junge Liz (Dakota Fanning) ist stumm und kann sich folglich nur mittels der Gebärdensprache mit ihren Mitmenschen verständigen. Als Hebamme, die mit einem älteren Witwer verheiratet ist, führt sie ein arbeitsreiches, aber friedliches Leben. Das Auftauchen eines geheimnisvollen Priesters (Guy Pearce) in ihrer Gemeinde setzt jedoch schon bald eine Spirale der Gewalt in Gang, der auch Liz und ihre Familie nicht entkommen können...
"Brimstone" fühlt sich an wie ein brutaler Schlag in die Magengrube, der auch nach Tagen noch schmerzt. Die humorlose wie raue Erzählung vermag durchgängig zu fesseln, visuell reicht die Bandbreite von schäbigen Wüstenkaffs bis hin zu eindrucksvollen Schneelandschaften. Die vier Akte weisen einige Unterschiede auf und fügen sich dennoch letztlich zu einer stimmigen Gesamtgeschichte. Trotz seines großen Dramaanteils bietet der Film dabei auch eine gute Portion westerntypischer Action. Die Charaktere sind stark ausgearbeitet, die Musik ist unaufdringlich, aber passend. Die wendungsreiche Geschichte gepaart mit der grimmigen Atmosphäre erreicht schon bald einen enormen Sog, einige Suspense Momente kostet Koolhoven gar bis kurz vorm Nervenzerfetzen aus.
Der Cast von "Brimstone" weiß durchweg zu überzeugen. Dakota Fanning meistert die Herausforderung, aufgrund der fehlenden Stimme ihrer Figur größtenteils auf ihre Mimik angewiesen zu sein, mit Bravour. Auch die weiteren Darsteller um Kit Harington, Carice van Houten und Emilia Jones liefern rundum souveräne Leistungen. Das größte Lob gebührt allerdings Guy Pearce - was er als grausamer Reverend, der längst vom rechten Pfad abgekommen ist, hier abliefert, ist überragend. Er allein trägt schon dazu bei, dass permanent eine diabolische Aura auf den Geschehnissen lastet.
"Brimstone" ist ein schnörkel- und kompromissloser Abstieg in die Tiefen der Hölle. Ein intensives wie bildgewaltiges Epos über Selbstbestimmung und Ungleichbehandlung, religiösen Fanatismus und blanken Rachedurst, Auflehnung und Erlösung.
Die Werke Edgar Allan Poes bergen nach wie vor reichlich Potenzial für spannende Verfilmungen vor schauriger Kulisse. Der auf einer seiner Kurzgeschichten basierende "Stonehearst Asylum" erinnert bisweilen an "Einer flog über das Kuckucksnest" (1975) oder "Shutter Island" (2010), behält jedoch auch durchgängig seine eigene düstere Steampunk Note bei.
Über den genauen Inhalt sollte am besten Stillschweigen bewahrt werden, da Brad Andersons Film doch sehr von seinen mal mehr, mal weniger überraschenden Wendungen lebt. Mancher Trumpf wird zwar etwas zu früh ausgespielt und manche Teile der Handlung gestalten sich absolut vorhersehbar, hinten heraus hat "Stonehearst Asylum" allerdings noch das eine oder andere Ass im Ärmel. Die Fokussierung auf den Plot mit seinen diversen Wendungen sorgt einerseits für ein straffes Tempo und eine gute Dynamik, führt andererseits aber auch dazu, dass einige Möglichkeiten ungenutzt bleiben. So kommen die vielen ambivalenten Charaktere nicht alle zur vollen Entfaltung und auch die Kontroverse um die zweifelhaften Methoden der Nervenanstalt wird nur angestoßen, nicht aber weiter vertieft.
In Sachen Atmosphäre ist Andersons Film indes kaum ein Vorwurf zu machen, die gruselige Stimmung des alten Anstaltsgebäudes wird wunderbar eingefangen. Eine weitere Stärke liegt im hochkarätigen Cast, der mit Jim Sturgess, Kate Beckinsale und Ben Kingsley in den Hauptrollen aufwarten kann. Zu ihnen gesellen sich in weiteren Rollen zudem noch bekannte Namen wie Michael Caine, David Thewlis und Brendan Gleeson. Besonders Ben Kingsley schafft es dabei, seiner vielschichtigen Figur einiges abzugewinnen und mit einer hervorragenden Performance zu glänzen.
Wer also Freude an Schauermärchen mit einer Prise Thrill hat, wird bei "Stonehearst Asylum" bestens bedient. Das Rad neu erfunden wird hier zwar nicht, für kurzweilige Unterhaltung, die Horrorelemente mit feinem Humor verbindet, reicht es aber allemal.
Der Spanier J.A Bayona schuf mit "Sieben Minuten nach Mitternacht" basierend auf der Romanvorlage von Patrick Ness ein ebenso visuell hervorragendes wie emotional packendes Filmerlebnis. Mit bewundernswertem Feingefühl zeichnet er die Story eines Jungen, der um das Leben seiner krebskranken Mutter bangt, ehe ihm eines Nachts ein seltsames Baumwesen erscheint, welches ihm in bester Dickens Tradition drei märchenhafte Geschichten erzählen möchte.
"Sieben Minuten nach Mitternacht" erweist sich als metaphernreiche Mixtur aus Fantasy und Drama, als wohl durchdachte Allegorie auf Verlustangst und Trauerbewältigung. Die fantastischen Elemente werden dabei geschickt in die berührende Erzählung um den jungen Conor, seine getrennt lebenden Eltern und die strenge Großmutter eingewoben. Zwar ist der Druck auf die Tränendrüse durchaus beabsichtigt, gleichwohl gerät Bayonas Film nie in Gefahr, zum bloßen Kitsch zu verkommen. Einzig die längere Zeit auf der Stelle tretende Handlung lässt sich als Kritikpunkt anführen. Dieser Umstand wird jedoch durch die drei Geschichten des Baumwesens clever kaschiert.
Die größte Stärke des Films liegt ohnehin nicht in einem besonders abwechslungsreichen Plot, sondern in seinem enormen Fingerspitzengefühl bei der Figurenzeichnung und der daraus resultierenden emotionalen Wucht. Lewis MacDougall meistert die Hauptrolle des sensiblen, innerlich aufgewühlten Außenseiters mit Bravour. Auf seinen schmalen Schultern trägt er einerseits den Großteil der Handlung und ist gleichzeitig der entscheidende Ankerpunkt für den Zuschauer. An seiner Seite überzeugen ebenso Sigourney Weaver als Oma mit rauer Schale und weichem Kern wie Felicity Jones als schwerkranke Mutter und Toby Kebbell als in Übersee lebender Vater, der mit der Entfremdung von seinem Sohn zu kämpfen hat.
So ist ein Film entstanden, der seine Botschaften bei all seiner offensichtlichen Metaphorik subtil genug zu verpacken weiß, um nicht die Attitude eines Oberlehrers anzunehmen. Die Handlung ist weniger auf Abenteuerreise ausgelegt als noch in Tim Burtons "Big Fish", der Gruselfaktor gemäßigter als in "Pans Labyrinth", gewisse Parallelen lassen sich aber dennoch nicht ganz von der Hand weisen. Wer sich vollends auf die Charaktere einlassen kann und sich nicht weiter am gemächlichen Fortschritt der Handlung stört, dem wird dieses optisch wie inhaltlich ansprechende Werk rasch zu Herzen gehen.