lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • 7 .5

    Das faszinierende an „Dellamorte Dellamore“ ist, das er sich traut verschiedenste Genre und Stilmittel, die nicht unbedingt kompatibel erscheinen, unvermittelt zu kombinieren. Eine trashig- zuzwinkernde ZOMBIE-Komödie mit comicartigen Gesten und hausgemachten Gore trifft auf ARTHAUS-Kino mit poetisch-nachdenklicher Betrachtung über die Morbidität des Lebens bzw. Todes in traumhaft komponierten Bildern. Auch wenn es Regisseur Michael Soavi nicht immer gelingt beides elegant zusammenzufügen, diese ständig verschwimmende Mischung aus ernsthafter Tragik und kruden Bierkasten-Humor macht gerade den Reiz, die Wildheit des Films aus. Wie eine drogeninduzierte Flucht vor der Wirklichkeit rauschen Augäpfel, gespaltene Schädel, intellektuelle Betrachtung über Nekrophilie und romantische Liebesewigkeit in die Hirnrinde des genre-verliebten Fans des 70er und 80er Italo-Horrorkinos. Das visuelle Flair hat etwas wunderbar lebendiges, das in einem morbiden Kontrast zu der todes-sehnsüchtigen Hauptfigur steht.
    Fürwahr ein Zombiefilm mit Hirn, nicht ohne Grund Kult.
    7,5 Totengräber im Fulltimejob.

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    • 7 .5
      lieber_tee 10.05.2016, 00:43 Geändert 11.06.2016, 16:17
      über Pride

      „Weshalb sind eigentlich alle Lesben Vegetarier?“
      Auch wenn „Pride“ manchmal im trivialen "Feel-Good"-Fahrwasser droht zu versinken, nicht frei von Klischees ist, er schafft es immer wieder in seiner locker-lässigen Art nuanciert sowohl Intellekt als auch das Herz zu erobern. Das liegt daran, dass diese sozialdemokratische Komödie im Ken-Loach-Habitus ungemein viel Charme hat, elegant und kraftvoll erzählt ist und ein begnadet lustvoll agierendes Schauspieler-Ensemble bietet. Man muss schon arg gefühlskalt sein wenn man von seiner positiven Energie, seinem mutigen Aufruf zum Widerstand, nicht mitgezogen wird. Der Film schafft eine angenehme Balance zwischen differenzierter, liebevoller Typenzeichnung und ausgelebter Situationskomik, die nicht vor platten Gags zurückschreckt. Er nutzt bewusst die Dynamik des Aufpralls vermeintlicher Gegensätze mit ihren Stereotypen und Diskriminierungen, gewinnt dadurch sein dramaturgisch-kurzweiliges Potential. Obwohl politisch gesehen die streikenden Minenarbeiter in der bürgerlichen, national-konservativ erkalteten Thatcher-Zeit der 80er am Ende die Verlierer waren, sie waren, ebenso wie die sich solidarisierenden Schwulen und Lesben, die Gewinner im Überschreiten anerzogener katholisch-moralischer Grenzen, im Verständnis von wahrhaftiger Solidarität in einer Zeit der Ohnmacht, des sozialen Horrors.
      7,5 Punkte für das Lächeln, das er in mein Gesicht gezaubert hat.

      20
      • 7 .5
        lieber_tee 10.05.2016, 00:42 Geändert 11.06.2016, 16:17
        über Milk

        Mitte der Siebziger Jahre gab es in den USA keine offen bekennende Schwule in politischen Ämtern. Die christlich-konservative Gesellschaft war zutiefst homophob. Homosexuelle lebten nur unter Geheimhaltung ihre Sexualität aus, zerrieben zwischen Rechtlosigkeit, Vorurteilen und Gewalt.
        Mag sein das in der heutigen Kultur (und Politik) gleichgeschlechtliche Themen alltäglicher erscheinen. Aber allein ein kurzer Blick in die Kommentare auf MP, wenn dort dieses (Film-) Thema behandelt wird, lässt mich Zweifeln ob das homophobe Denken wirklich nicht mehr vorhanden ist.
        Harvey Milk war die ikonische Stimme der Homosexuellen (in Amerika). Der „segel-ohrige, schwanz-lutschende, schräge, bis über beide Ohren schwule Mann“ kämpfte für ein öffentliches, politisches Amt in San Francisco, plante einen Marsch durch die Intuitionen um für die Rechte von Homosexuellen einzutreten. Sein persönliches Anliegen war aber mehr als nur das. Er hatte ein Verständnis für Demokratie, das auf eine erfolgreiche Minderheitenpolitik beruhte. Und das rechtliche Gleichheit das Fundament eines Staates, einer Gesellschaft sein muss.
        Gus van Sant erzählt Milks Geschichte als mitreißendes, geradliniges Zeitpanorama mit typischen kinematographischen 70er Jahren-Stilmitteln. In Momentaufnahmen zeigt er die aufreibende Bürgerrecht-Arbeit des Aktivisten und inszeniert ihn als ein charismatischen Kämpfer, der für sich privat ein harmonisches Familienleben wünscht. Fundamentiert wird diese Sichtweise von einem absolut überzeugenden, temperamentvollen Sean Penn, in der Rolle seines Lebens.
        Auch wenn das teilweise mit viel Pathos und Heldentum erzählte Biopic mir zu oft nach Oscar-Anerkennung ruft, in seinem allgemeingültigen Plädoyer für Humanismus und Demokratie-Verständnis ist der Film unangreifbar.
        Und das ist gut so.
        7,5 Märtyrer für die Gerechtigkeit.

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        • 6
          lieber_tee 08.05.2016, 17:26 Geändert 09.05.2016, 01:40

          Bürgerkrieg mit bundesdeutschen Film-Fördergelder.
          Lasst die Avengers den Berlin-Brandenburg-Flughafen, diese Steuer- und Korruptions-Baustelle, bei ihrer Schulhof-Prügelei in seine Einzelteile zerlegen. So spart ihr euch die endlos teuren Sanierungen und könnt von Grund auf neu beginnen. Wäre sicherlich billiger.
          Nach dem Joss Whedon in seinem letzten ausufernden, leicht dämlichen Superheldenfilm zeigte wie man einen ermüdenden Blödbuster dreht, nach dem Blödel-Deadpool nihilistisch das Genre versucht hat zu de-konstruieren, kommt jetzt Avengers 2½, äh Captain America 3, der eine offensichtliche Nähe zu Batman v. Superman hat. Nicht so pathetisch-überfrachtet und zerfahren wirkend, wird das wohl gerade beliebte Thema der Schattenseiten von Kollateralschaden im siegreichen Superhelden-Modus abermals thematisiert.
          Wenn TV-Serien neues Erzählkino sind, ist das Marvel Cinematic Universum das Marketing-Äquivalent im Kino. Captain America 3 fügt die verschiedenen Handlungsstränge der vorherigen Filme zusammen und generiert wieder neue, entwickelt die Figuren weiter. Eingebettet in spektakulären, dynamisch choreographierten Actionsequenzen werden etablierte Marvel-Helden mit neuen zusammengewürfelt, die dann hochtechnisiert ihre Umgebung in Schutt und Asche legen, zwischenzeitlich wird in aseptischen Räumen und Dialogen eine Geschichte irgendwie zusammen-gesponnen.
          Wir sehen zu wie unser Helden-Team nach und nach zerbröselt, eine Gruppendynamik entsteht, an deren Ende zwei Fraktionen existieren. Team Iron Man und Team Captain America. Um das zu schaffen benötigen die Drehbuchautoren diesmal keinen wirklich diabolischen oder gigantischen Bösewicht, es reicht schon das ein fieser Deutscher, äh Russe, manipulativ seine Fäden im Hintergrund zieht. Die dabei aufgeworfenen politischen und ethischen Fragen über Gewalt und Selbstjustiz im Superheldenfilm wirken nie komplex. Jedes Mal wenn sie es wirklich werden, gibt es irgendwelche Schuldkomplexe und private Traumata. Das Politische wird nicht im gesellschaftlichen Kontext gestellt sondern driftet in das Private. Dadurch schafft der Film es allerdings, anders als BvS, die jeweiligen Seiten emotional einigermaßen verständlich zu machen. Im Spannungsverhältnis von individueller Freiheit und globaler Sicherheit, ein zeitgemäßes Dilemma, gibt es das systemtreue Team, das seine übermenschlichen Fähigkeiten von Regierungen kontrollieren lassen will. Die anderen haben in ihrer Politik-Verdrossenheit darauf keinen Bock, bleiben in ihrem Vigilanten-Modus stehen. Da passt es, dass natürlich eine Verschwörung im Hintergrund ihnen dazu das moralisch richtige Recht gibt.
          Je nach eigener politischer Überzeugung (und der Bereitschaft das Mainstream-filme hinter ihrer Unterhaltungs-Fassade auch politische Themen transportieren können) kann der aufgezeigte Konflikt als subtile Propaganda oder auch Arroganz für ein Amerika stehen, das auf sein autoritäres und individuelles Recht beharrt. Dazu kommt die aktuelle Angst vor korrupter Staatlichkeit, Überwachungs- und Sicherheits-Hysterie gerade recht. Und es passt, das die Bereitschaft einer gesetzlichen Reglementierung des Gewalt-Monopols letztlich im anderen Team nur auf Schuld und Reue-Gefühle basiert. Letztlich wird der ganze Konflikt mit banalen Rachebedürfnissen (fast) aufgehoben, die Macher finden somit eine klare Position.
          Es ist eh klar, dass solch ein Gute-Laune-Superhelden-Film nicht zu düster werden darf. Zwar stellt sich manchmal die Frage warum die Helden so wenig einsichtig sind und offensichtlich an gestörter Verständigungsbereitschaft leiden, aber egal, der betitelnde Showdown muss ordentlich knallen, auch wenn dabei die dramaturgische Zugkraft leidet. Wirklich ernsthaft werden die unterschiedlichen Positionen nicht aus-gekämpft. Eigentlich haben sich alle auf dem menschenleeren Leipziger Flughafen (bloß kein Kollateralschaden!!!) ganz doll lieb. So müssen ein nerdig herum-hopsender Klein-Kind-Spiderman und ein gigantisch-blödelnder Ant-Boy für die humoristische Laune mit Gimmick-Bonus sorgen. Das Ausfechten von Problemen als bombastische CGI-Pflichtübung. Die angeblichen Fronten prallen aufeinander aber niemand will dem Anderen wirklich etwas Böses. Schulhof-Prügelei als Fanboy-Service. Das wenig später derselbe Konflikt (personalisiert zwischen Tony Stark und Steve Rogers) noch mal ohne weiteren Nährwert wiederholt wird, zeugt jetzt nicht gerade von einem wirklich Nägel-käuenden Dramaturgie-Konzept.
          So schaue ich mir ein nach Perfektion schreiendes, filmisches Popcorn-Magnet an, das wie ein gigantischer Snack funktioniert, der selten nahrhaft aber immer schmackhaft ist. Denke allerdings, das der Versuch die formelhafte Marvel-Müdigkeit bei mir mit homöopathischen Neuansätzen weg zu zaubern kaum gelingt. Denn je größer diese Filme werden, desto kleiner fühlen sie sich für mich an.
          6-mal Hausarrest.

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          • 6 .5
            lieber_tee 06.05.2016, 21:18 Geändert 15.05.2016, 02:23

            War Mario Bavas räudiger 70er Jahre Hund tief verwurzelt in den rohen Charme des Exploitation-Kinos ist dieser hier eine coole aussehende, stylische Rosskur durch 80er Jahre Retro-Ästhetik (und Sound). Dem Story-Verlauf des Originals folgend, mit einigen Action-haltigen Ergänzungen, fehlt allerdings auch diesem handwerklich beachtlichen Debüts von Éric Hannezo die nachvollziehbare Psychologisierung der Figuren. Sie sind, wie im 1974er Werk, einem ziemlich scheiß-egal, was die Basis für einen packenden Film raubt, man fiebert mit niemandem wirklich mit. Trotzdem ein empfehlenswerter Streifen. Er beweist in seine Machart, das zumindest optisch (die Kameraarbeit von Kamal Derkaoui ist famos) Remakes eine interessante Interpretation von alten Stoff in neuen Edel-Look sein können und, wer das Original nicht kennt, bekommt ein albtraumhaftes, nihilistisches Gangsterdrama über Angst, Gier und Gewalt serviert.
            6,5 Partys auf dem Bärenfest…

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            • 7
              lieber_tee 05.05.2016, 22:03 Geändert 15.05.2016, 02:24

              Unter Aufsicht von Nicolas Lopez und Eli Roth wird mal wieder das chilenische Horrorkino gefördert. Und ja, diese ernste und düstere Variation üblicher Blutsauger-Klischees ist angenehm „anders“. Ok, ein Nägelkauer ist der Film nicht. Hier zählen mehr Stimmung und die tragische Dimension hinter der Geschichte. Dieses mystische und gedoppelte Vater-Sohn-Melodram um die Erbschaft von verfluchten Blut ist eine grimmige Reise in die Liebe zwischen Menschen, die eine ansteckende Krankheit wird. Vielleicht ist der Film etwas kühl im Umgang mit den Figuren geraten. Und wenn Regisseur Guillermo Amoedo alle Karten auf den Tisch legt gibt es zu wenig erfrischende Wendungen in der Story aber „The Stranger“ bleibt in seinen ausdrucksstarken Bilden und seiner Interpretation des Vampir-Motivs bei weitem origineller als all die gerade-gebogenen 08/15 Filmchen aus dem Direkt-to-Video-Eintopf.
              7 Feuerwehrmänner, die Vampire verbrennen.

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              • 4 .5
                lieber_tee 04.05.2016, 22:34 Geändert 05.05.2016, 00:43

                "Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #14
                Stets bemüht aber nie gekonnt.
                Wieder einmal eine Videogame-Verwurstung, die zwar optisch ambitioniert die abgründige Stimmung des Neo-Noir-Spiels einfängt aber letztlich doch nur ein Hochglanz-Boll mit schrundiger Schuld und Sühne-Thematik ist. Technisch gesehen, ist "Max Payne" gelungen. Die Bilder und das Set-Design, das feucht-verkühlten Gotham-City-Feeling und die Hyper-Slo-Mo-Momente haben ihren oberflächlichen Reiz. Allerdings steht das alles seltsam isoliert im Raum, denn die Verbindung zum todes-sehnsüchtigen Rache-Cop, in dem die Dämonen der Großstadt lauern, funktioniert nicht. Die holzige 08/15-Geschichte ist zu lieblos zusammengeschludert, packender Drive ist Fehlanzeige. Fehlanzeigen sind auch die gelangweilten Schauspieler in ihren schlecht geschriebenen Rollen. Sie hinken einer schmalspurigen Geschichte hinterher und verstärken nur den Eindruck, dass hier lediglich Schmu in hübscher Verpackung geboten wird.
                4,5 CGI-Schneeflocken.
                http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray

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                • 5 .5

                  Regisseur Alberto de Martino ist ein solider Handwerker aus der alten Thriller-Schule. Sein mit schaurigen 80er-Jahre-Klamotten angezogener Spät-Giallo wirkt angenehm altmodisch. Nostalgiker bekommen ein Grinsen ins Gesicht gezaubert und erinnern sich wohlig an die vergangenen Zeiten des gelben, italienischen Kinos. Als ein Psycho-Thriller im Hitchcock-Modus wird bereits nach 30 Minuten die zentrale Wendung der Verschwörung dem Zuschauer offenbart damit dann genüsslich das behinderte, sorry, mobilitätsbeeinträchtigte Weibchen, sorry, Ehefrauchen, äh, die Gattin in Nöten gequält werden kann. Wirklich packend oder gar originell ist die ganze Chose nie, gegen Ende geht es aber ordentlich zur Sache. Die ständige unfreiwillige Komik und eher hölzerne Darstellung ist dabei tolerierbar, wenn man –so wie ich- so ziemlich jeden Giallo unkritisch abfeiert und sich freut einen zu sehen den man noch nicht gefressen hat. Mit dem informativen Audiokommentar von Marcus Stiglegger wird die DVD dann zusätzlich veredelt.
                  5,5 rollende Puppenköpfe.

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                  • 6

                    Langeweile ist ein Verbrechen...
                    Ich mag dieses pechschwarze, leicht schrullige Heist-Movie. Es hat coolen Humor und Charisma. Aus der anfänglichen Buddy-Komödie entwickelt sich eine zunehmend schräge, grimmige Angelegenheit, ein gewaltsamer Schluckauf. Das Regiedebüt von den Musikvideoregisseuren Ben und Alex Brewer ist dabei fast unaufgeregt inszeniert und wird von einem smarten Nicolas Cage getragen, der als gelangweilt-opportunistischer Cop von einem ebenso korrupten Elijah Wood flankiert wird. Beide tragen diesen Film.
                    Wer nicht zu hohe Erwartungen in eine Direct-to-Video-Produktion steckt bekommt angenehmes Naschfutter für das abendliche TV-Sofa.
                    6 Bobo-Trottel.

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                    • 7

                      „Tanzen ist (nicht) Ficken!“
                      Paul Verhoevens dralles Porträt über das (amerikanische) Showbusiness wurde von Kritikern mit einem Shitstorm belegt und von den Zuschauern weitestgehend ignoriert. Nicht ohne Grund, denn diese exploitationhafte Begegnung mit dem hochbudgetierten Mainstream überspannt in allen Belangen den Bogen. Frech-frivol testet er die Grenzen der darstellbaren Sexualität im Massenkino aus und ist dabei gerne giftig-satirisch. Showbiz als Zuhälterei, Prostitution und Pornografie, ein vergnügungssüchtiger Slap-Dance für den kalten Bauer in der Hose. In seiner Systemkritik an den amerikanischen Aufsteiger-Traum ist der Film reichlich banal. Durchaus als eine krude Altherrenphantasie in eleganter und überreizter Geschenkverpackung zu betrachten. Zwischen weiblicher Zicken-Emanzipation, männlichem Hoch-loben, Übergriffigkeit, Chauvinismus und Sexismus werden T-Shirt-Weisheiten über das Doppeldeutige der Unterhaltungsindustrie angeprangert, mit filmischen Mitteln, die ebenso grell-oberflächlich wie affektiert sind, ganz passend zur künstlichen Umgebung des Films. Die plastikartige, falsche Barbiewelt reibt sich an den geilen Männerschwanz, wird moralisierend als ein falsches, schillerndes Bitch-Märchen entlarvt, in dem Sex immer etwas Aggressives, Mächtiges ist und in überhitzt-schwüler Stimmung zielgenau ausgelebt wird. Gerade diese Janushaftigkeit des Showgeschäftes, inmitten von Manipulation, Macht, Missbrauch und Magie, folgt der steife Streifen ohne Kompromisse, bestätigt dabei hemmungslos die reißerische Gier des Zuschauers und hält ihnen zugleich einen bitter-ironischen Spiegel vor. Dabei wird gerne voll frontal über das Ziel geschossen, Hauptsache es spritzt die Trivialität, egal, denn nur so kann man den glänzenden Reiz und die Abgründe von Hollywood darstellen und entstellen.
                      7 tittengeile Punkte.

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                        Z Nation: Staffel 1 und 2.
                        Oh-je, eine weitere Zombieapokalypse-Serie, auch noch von den windigen Billigfilm-Firmen Asylum und Syfy. Doch was nach einer ramschigen Mockbuster-Variante teuer bezahltem Hochleistungsfernsehen ala „The Walking Dead“ riecht, erweist sich über zwei Staffeln überraschend eigenständig und eigensinnig.
                        Mit einem offensichtlich kleineren Budget ausgestattetet, machen die Macher der Serie einen knarzigen Angriff nach vorn. Einzelne Folge handeln in Form eines Road-Movies selbstbewusst amerikanische Gründermythen und Genre-Motive in sich geschlossen ab, der Spannungsbogen entwickelt sich durch die Reise, durch das Ziel der Protagonisten. Im Grundton biestig, ohne politische Korrektheit, schaukeln sich locker absurdeste Ideen hoch, selbst die schwachen Folgen überraschen letztlich zumindest in ihren abgedrehten Grundideen. Das löst sich alles ziemlich schnell vom vermeintlichen Walking-Dead-Vorbild, bleibt nicht in schmalzig-zähen Soap-Elementen stecken und schaut gerne über den Deckelrand abgehalfterter Zombie-Motiven.
                        Es ist sicherlich nicht schwer die deutlich actionbetonte Serie als Schund abzutun. Denn letztlich ist sie es auch. Die zunächst blass wirkenden Figuren (die im Verlauf der Serie allerdings durchaus Charisma und Originalität gewinnen), der furchtbare Farbfilter und die mäßigen Computertricks, die großzügig Pixelblut verspritzen, sind gewöhnungsbedürftig. Allerdings überrascht die von John Hyams („Universal Soldier: Regeneration“) ko-produzierte und oft inszenierte Horror-Groteske in seinem an 80er Jahre orientiertem Billig-Format, das mutig-schräg, teilweise anarchisch-blöd dem Zombie-Genre neue Impulse gibt.
                        Und deshalb ist jedem B-Movie-Horror-Fan die Serie wärmstens empfohlen, die Anderen können ihre angepasste Kost bist zu Verstopfung weiter mümmeln.
                        7 vom Riesenkäse plattgewalzte Untote.

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                        • 6 .5

                          Sperrig, unfassbar, gigantisch, anstrengend, episch, dreckig...
                          Ob „Es ist schwer, ein Gott zu sein“ nun der bedeutendste russische Film des 21. Jahrhunderts oder in seine Hybris gescheitert ist, sei mal dahin gestellt. Auf jeden Fall ist er eine steinharte Nuss, ein rebellischer Akt, ebenso faszinierend wie irritierend. Als eine Anti-These zum zeitgenössischen Unterhaltungskino (und auch Arthauskino) wirkt er in seiner Seherfahrung mehr als quälend. Vielleicht bin ich aber auch nur zu sehr in den typischen Erzählkonventionen des Unterhaltungsfilms verhaftet, kann die Genialität dieses Werkes deshalb nicht genügend (ein-)schätzen. Denn scheinbar benötigt das Anschauen eine Bedienungsanleitung (wie das Beiheft der DVD -ironisch- propagiert) um dieses depressiv-nihilistische Opus Magnum zu ertragen.
                          Von unverbesserlichen, ehrgeizigen Perfektionismus getrieben möchte Regisseur Aleksei German über das kollektive Bewusstsein der russischen Seele erzählen. Dazu lässt er uns in die finstere, hoffnungslose Mittelalter-Welt eines Planeten eintauchen. Wir folgen einem Mann, der die vielleicht vormals idealistische Mission hatte als (unerkannter) Außerirdischer von der Erde, die Geschicke eines irdisch ähnlichen Mittelalter-Planeten zu lenken, der von Niedertracht, Gewalt, Brutalität geprägt ist, wo Intellektuelle verfolgt werden. Irgendwo auf dem Weg zu seinem Gotteskomplex ist er aber verloren gegangen.
                          Die Neuinterpretation der Kult-Utopie von den Romanautoren Strugatzkis hatte eine äußerst schwierige Produktionsgeschichte, erblickte nach 45 (!) Jahren 2013 das Licht der Kinowelt. Regisseur German erlebte die Premiere nicht mehr, er verstarb kurz vorher. Losgelöst von den banalen Erzählkonventionen des Mainstream-Kinos wird die Handlung eher durch (kryptische) Dialoge vorangetrieben. Die beobachtende Kamera erschafft absichtlich unschöne, grotesk-humoristische Bilder, taucht in ein unfassbar penibles, naturalistische Set-Design ein, eine ganze Burg-Stadt, die nur so aus Fäkalien, Kotze, Qualm, Schlamm und Matsch vor sich hin stinkt. Wie der Protagonist des Films fällt dem Zuschauer es nicht leicht diesen Gestank aus Verfall, Rotze, Scheiße, Schmutz und Dreck abzuwischen, so intensiv kriecht er in jede Pore.
                          Der Film kann als eine monströse Parabel, als ein düsterer Faschismus-Kommentar über den Verfall Russlands gesehen werden, oder auch nicht. Er kann auch als eine metaphysische Studie über die Allgegenwärtigkeit des Todes, Grausamkeit des Lebens gesehen werden, oder auch nicht. Der Anti-Held sucht im Film ständig nach Antworten, so wie der Zuschauer auch. Am Ende stehen mehr die Fragen im Raum, der Betrachter ist ebenso erschlagen wie der Held, dem man fast 3 Stunden rastlos und ratlos durch diesen Irrsinn gefolgt ist.
                          6,5 Furunkel am Arsch der Filmgeschichte.

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                            3 Arschlochkinder, die leider nicht sterben.

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                              lieber_tee 29.04.2016, 21:55 Geändert 29.04.2016, 22:06

                              „Ich werde dir die Wand zwischen Muschi und Arschloch einreißen und wehe du scheißt mir dabei auf meinem Schwanz!“
                              In einer versifften Datsche herunter-gewichster Rape-and-Revenge-Rotz, der sich in seiner extraordinären Sprache und Machart ein sadistisches Fäkal-Denkmal setzt um die gestörte Macht-Männlichkeit und das Monsterhafte von kompromissloser Rache zu betonen. Von den üblichen Verdächtigten des Sub-Genres geprägt, machen die beiden schwedischen Filmemacher Sonny Laguna und Tommy Wiklund (Cabin of the Dead, Madness) da weiter wo sie bereits seit Jahren herumlungern, beim Kopieren von Genre-Klassikern, im krampfhaften Modus noch abgründiger als die Originale zu sein. Die genussvoll ausgelebten Exzesse in Billig-Film-Ästhetik ergeben einen dreckigen Gewalt-Porno, der ständig darum bemüht ist zu betonen was für ein fieses und schmutziges Brett an Film er doch sei. Dabei wird die grundsätzliche Basis vergessen, das Leiden auf eine empathische Charakterisierung basiert, damit der folgende Befreiungsschlag die kathartische Wirkung erzielt. Hier ist die Heldin aber einem völlig gleichgültig. Teilnahmslos ergießen sich über den Zuschauer heftige Splatterszenen und Vergewaltigungen. Ob das den Irrsinn des Genres ausdrücken soll oder das alle Menschen Monster sind, ist mir scheiß-egal, ebenso wie der ganze Film.
                              2 Schwanzzerstörungen.

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                                Ach, wenn nur alle heutigen Blockbuster dieses spannende, fesselnde und staunende Gefühl des Spektakels bei mir erreichen würden.
                                Es ist leicht ein Real-Remake eines absoluten Zeichentrick-Klassikers aus nostalgischen Gründen, aus Prinzip abzulehnen. Nur dann hat der Verweigerer diese visuelle Magie, diese vorwärts treibende Dynamik, den energetischen Flair verpasst den das „neue“ Dschungelbuch hat. Ich wurde bereits nach wenigen Minuten komplett aufgesogen.
                                „Jungle Book“ ist großes, ausdruckstarkes Kino und zeigt wie stark eine starke Geschichte mit neuen Akzenten verfilmt werden kann. Die atemberaubende 3D-Computeranimation der ebenso überhöhten wie realistischen Landschaft und das lebensechte Charakter-Design treffen auf gekonnt-sicheren Storytelling. Favreaus aufrichtige und beherzte Adaption des Original-Films und der Kipling-Buch-Geschichte schafft, trotz altmodischer Konventionalität, tatsächlich eine frische Interpretation von Bekanntem.
                                Diese Coming of age-Abenteuergeschichte für reifere Kinder und jung gebliebene Erwachsene versinkt nicht in übliche Disney-Süßlichkeit sondern ist eine ausgelassene, dunkle Fabel über Themen, wie die zerstörerische Kraft des Mannes, der Verlust von jugendlicher Unschuld. Flügge-werden heißt hier mit Versuchungen, Identitätssuche, Freundschaft und Macht konfrontiert zu werden.
                                Auch wenn dabei die Mischung aus Action, Belustigung und Düsternis nicht immer stimmig ist, die Originalsongs eher deplatziert hinein-geknüppelt wirken, das Abenteuer Kindheit bzw. Jugend ist hier wunderbar lebendiges Kino.
                                8 Fackelläufe durch den Dschungel.

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                                  Wenn für 10000 Euro jahrelang am Wochenende im familiären Umkreis eine (nach Angabe des Regisseurs) Stimmungs-Hommage an die Silent-Hill-Spiel-Reihe gedreht wird, dann lässt sich das Ergebnis natürlich nicht mit einer High-End-Produktion aus Hollywood vergleichen. Und Grusel-Genre-Kino aus Deutschland bzw. Schweiz ist ja erst mal positiv zu vermerken. So tauchen wir mit der zunehmend verwirrten Protagonistin in ihr traumatisiertes Seelengefängnis. Die ebenso begabte wie von der Kamera umschmeichelte Schwester des Filmmachers Maya Schenk trägt tapfer das Psycho-Vexierspiel aus Vergangenheit, Verdrängung, Albträumen, Halluzinationen, Wahn und Schuld auf ihren Schultern. Kreative-verspielte Einstellungen und gut ausgewählte Locations unterstützen sie. Das Drehbuch allerdings weniger. Viel zu lang eiern wir durch das Haus und die Gedankenwelt von Marla. Die über-offensichtlich eingestreuten Symbole und Hinweise sind aber leider nicht so geheimnisvoll wie sie sein sollen. Da können noch so viele Wendungen und falsche Erklärbären heraus geholt werden, das Thema des Films noch so bitter sein, die Irrungen und Wirrungen ziehen sich wie Kaugummi. Das soll alles schaurig und unheilvoll sein, ich fand es, sorry, einfach nur fade. Wahrscheinlich mache ich mich jetzt unbeliebt, wirke wie ein arroganter Kulturbanause, der die leidenschaftliche Arbeit von Jung-Filmemachern nicht schätzt. Doch ich zolle dem Engagement von Daniel P. Schenk und allen anderen Beteiligten meine Achtung, so selbstbewusst solch ein Indie-Projekt zu stemmen. Stets bemüht, oft über-bemüht, im Rahmen des Mega-Low-Budget-Kickstarter-Rahmens Respekt erheischend, ist „Beyond“ aber leider so aufregend wie ein Minz-Placebo ohne Speed geworden.
                                  4 geöffnete Rohypnol-Packungen

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                                    Es gibt reichliche Vertreter des japanischen Funsplatters, je durchgedrehter desto besser. „Red Tears“ gehört zu der zahmen Variante des Genres. Er braucht ewig um in Fahrt zukommen und wird dann bei Weitem nicht so überdreht wie er gern sein möchte. Ob da irgendetwas wie eine absurde Farce über japanische Männlichkeit oder gar ein Diskurs über die Frage wer die wirklichen Monster sind angedacht war, ich weiß es nicht, denn alle Gedankengänge höherer Natur gehen in dieser mit versteinerter Miene vorgetragenen, ungeschickt zusammen geschluderten Hilflosigkeit an Film verloren.
                                    3 Tokyo-Gore-Police-Punkte für Arme.

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                                      lieber_tee 25.04.2016, 18:27 Geändert 26.04.2016, 15:55

                                      Herrlich lustvolles und stramm durchgezogenes Indiana-Jones-Rip-Off aus den 80ern von Margaretiii, der es wieder einmal schafft, so hanebüchen sein Film auch ist, das Exploitationhafte, das Eskapistische des Originals in einen charmanten B-Film zu erfassen. Garniert mit einer witzelnden Synchronisation und ordentlichen Portion Chauvinismus bewahrt sich dieser Unfug immer eine gewisse, sympathische Eigenständigkeit. Indies Schlangenphobie wird hier zu einer abenteuerlichen Schatzsuche nach der goldenen Kobra. Weiße treffen mit jeden Schuss die Einheimischen, sind gegen heidnische Mythologie immun. Der Blick auf das "unterentwickelte" Land ist ebenso überheblich wie die Moral der agierenden Personen. Hier wäscht eine schmutzige Hand die andere, im Dschungel der Gefahren. Am Ende wird die gierige Hybris in Lava flambiert und der moralisch integre Held hat seine drogenverpeilte Prinzessin in seinen Armen.
                                      6,5 überraschende Bombenangriffe mit zielgenauen Treffern.

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                                        lieber_tee 24.04.2016, 21:30 Geändert 11.06.2016, 16:18

                                        Nach dem großen Erfolg des Films "Der Hexenjäger" (1968) von Michael Reeves entstand Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre eine Reihe an Inquisition-Filmen, ein kurzlebiges Subgenre, das dann durch die sogenannten Nunsploitationfilme abgelöst wurde.
                                        Europa war im finsteren Mittelalter im blutigen Griff der Hexenverfolgung. Vor alpiner Heimatfilmkulisse ist HEXEN ein kontroverses Schmuddel-Burgtheater, das noch heute durch seine grafischen Gewaltdarstellungen schockieren vermag, bei dem es mir zeitweise schwer fiel die sichere Distanz zum Geschehen zu halten. Veredelt dadurch, dass er in Deutschland auf dem Index landete, wurde der Skandalfilm ein großer Erfolg. Für damalige Verhältnisse sehr blutig, hat sein teilweise voyeuristischer Charakter einen Reiz, denn dieses düsterste Kapitel in der Geschichte der Menschheit, mit seinem Irrsinn und Irrglauben, bringt er dadurch spürbar nahe. Als herausragendes Beispiel des frühen deutschen Exploitationfilms, der Grenzen von ertragbarer Gewaltdarstellung auslotet, nimmt er eine rüde Sonderrolle ein. Der Gewaltpegel ist im Gegensatz zu „Der Hexenjäger“ extrem hochgeschraubt und wird mit etwas Sex und verklärender Romantik angereichert. Leicht verdaulich ist der Film dabei aber nicht, zu stimmig ist die Dosierung und Einheit zwischen realistischen Folterszenen und der Darstellung bloßer Willkür, die ein krankes, christliches Schuld und Sühne-System offenbart, das einhergeht mit kruden Gerechtigkeitsverständnis, Maßlosigkeit, Gier des Adels und der Kirche. Eingebunden im triebhaften Handeln von Männern, die ihre patriarchische Überlegenheit und Angst vor Impotenz sowie sexueller Dominanz von Frauen ausleben. Die simple, aber kurzweilige Story brilliert auch durch die namhaften Charakterfressen und dem prägenden Score.
                                        "Hexen bis aufs Blut gequält" ist ein einmaliges Stück deutscher Filmgeschichte, eine herrlich fiese Exploiterperle, die, wenn jemand sich für diese Art von Filmen interessiert, nicht verpasst werden sollte.
                                        7 Daumenschrauben der Ungerechtigkeit.

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                                          lieber_tee 24.04.2016, 21:28 Geändert 11.06.2016, 16:19

                                          Die Geschichte eines selbsternannten Hexenjägers, während des englischen Bürgerkriegs der1640er, ist eine Mischung aus Hammer-Horror, Melodram und historischen Epos.
                                          Vincent Price bietet in seiner Darstellung des anmaßenden, heuchlerischen und gefühlskalten Söldners im Auftrag Gottes eine seiner besten und effektivsten Rollen. Zwischen bösartiger Autorität und charismatisch-mythische Figur angelegt, benutzt er die staatliche und kirchliche Verfolgung von angeblichen Hexen für seinen persönlichen Gewinn. Die Wurzeln seiner Gewaltausübung basiert auf Aberglaube und Macht-Missbrauch der christlichen Religion, um mit Folter und Hinrichtung politische, finanzielle und sexuellen Interessen auszuleben. Auch wenn der Film in der Unwissenheit, Brutalität und Ausschweifung des späten Mittelalters historisch verankert ist, er kann durchaus als Kommentar auf die unruhige Politik und den Zeitgeist der späten sechziger Jahre gesehen werden. Die dabei gezeigten Folterungen stehen aber nicht im Vordergrund, sind nicht so explizit wie in andere Vertreter des Genres (auch wenn die britische Zensur aufgeschrien hat). Weitaus mehr irritiert der Streifen in seiner damals überraschend düsteren Darstellung von moralischer Fäulnis. Noch heute bekommt der Zuschauer ein beklemmendes Gefühl wie korrupt hier Behörden dargestellt und Frauen als beweglicher Sachen nach Belieben missbraucht werden, die „gewöhnlichen“ Leute wie dumme Schafe herumlaufen.
                                          In einem seltsam-schön wirkenden Kontrast zwischen düsteren Themen und herbstlich-grüner Landschaft, die an alten Gemälde von Rembrandt oder Vermee erinnert, entsteht eine in Melancholie getränkte Grausamkeit. Die eher durchschnittliche Erzählung, ein Hybrid aus Rache-Tragödie und historische Drama mit klassischen Gut gegen Böse-Szenario, ist allerdings arg vorhersehbar, die Charaktere sind eher schlicht gestaltet, so dass ich selten das Gefühl der Überraschung, Spannung, Angst oder gar Sorge um die leidende Heldin und den kämpferischen Held verspürt habe.
                                          6,5 im Wasser schwimmende Hexen.

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                                            lieber_tee 24.04.2016, 14:23 Geändert 24.04.2016, 14:25
                                            über Blade

                                            "Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #11
                                            „Blade“ kann durchaus als prägender Vorreiter der neuen Welle von Marvel-Comic Superhelden-Verfilmungen gesehen werden. Ein moderner Klassiker, der einen später oft kopierten visuellen Stil (Matrix, Underworld) geprägt hat. Snipes als einsilbiges, potent-männliches Zwitterwesen aus Mensch und Vampir in Ledermantel ist eine ikonische Figur. Ein Superheld, dessen Allmacht kein Geschenk ist sondern auch etwas Verletzliches mit Schwachstellen hat. Sein Kampf gegen das Böse ist einsam, tragisch und fern der altmodischen und romantischen Vampirgeschichten. Seine Erlösergeschichte ist eine (damals) mutige Mischung aus brutalen Martial Arts-Gefechten mit Hongkong-Movie-Einflüssen, stampfender Techno-Montage und blutstarrender Splatter-Action in (mäßigen) CGI-Look, die die Playstation-Generation mit ihren von MTV geprägten Sehgewohnheiten dort abholt wo sie stehen. Trotz des recht banalen Plots funktioniert der Streifen (auch heute) immer noch bestens. Mit mehr Baller-Actionkino und asiatischen Schwertgemetzel als Gothik-Grusel von gestern holt „Blade“ das Horror-Genre aus dem verstaubten Keller und trägt es in eine neue, massentaugliche Sichtweise.
                                            7 Blutduschen im Club.
                                            http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray

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                                            • 6 .5

                                              In den 90ern flohen Chinesen aus ihr Heimatland und versuchten in Japan als illegale Einwanderer ihr Glück.
                                              STADT DER GEWALT ist ein Noir-Sozialmelodram, das die erlebten rassistischen Ressentiments als Nährboden für ein dreckiges Gangster-Epos über Gier, Ausbeutung und im System immanenten Fremdenhass erzählt. Das wirkt durchaus glaubwürdig und intensiv, leider sind die zeitlichen Sprünge und damit die einhergehende Charakterisierung vom Bauer über Killer zum Machtmenschen oftmals holprig geraten. Hauptdarsteller Jackie Chan überrascht positiv in seiner ersten ernsthaften Rolle, trotz stoischer Miene nimmt man ihm sein Spiel ab.
                                              Sicherlich kein Meisterwerk, zu unausgegoren geht der Film die komplexe Thematik an aber auf jeden Fall ein sehenswertes, für den chinesischen Propaganda-Machtapparat nicht politisch korrektes, Werk.
                                              6,5-mal in eine japanische Halbwelt eintauchen.

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                                                Thailändische Kurzfilm-Kompilation, deren generischen J-Horror-Geschichten auf die westlichen Grusel-Sehgewohnheiten schielen. Gier und Hybris des Menschen wird Schuld und Sühne gegenüber gestellt, von heimsuchenden, zornigen Geistern eingefordert. Das Produktionsniveau ist ordentlich, der Thrill ok, auch wenn die Pointen der Geschichten etwas müde daherkommen. In der letzten Story gibt es dann eine Scream-Hommage, die das Vorhergesehene nach bekannten Mustern metamäßig reflektiert. Keine Episode ist wirklich missraten, keine kann richtig überzeugen.
                                                5 blutverschmierte Windschutzscheiben.

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                                                  lieber_tee 21.04.2016, 16:32 Geändert 21.04.2016, 17:00
                                                  über Hitman

                                                  "Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #13
                                                  Norris' Bruder inszeniert Roundhousekick-Chuck als kompromisslosen Rache-Ledermantel in der nass-düsteren Großstadt, dessen furchtloser Kampf gegen gleich drei Inbegriffen des Bösen (die italienische, französische und iranische Mafia) mit einem sentimentalen Subplot des fürsorglichen Vaterersatzes gebrochen wird. Diese moralische Unterbrechung soll wohl die offensiv rassistische, engstirnige und barbarische Gewalt ein wenig ausgleichen, hinterlässt aber einen schlechten Geschmack im Mund. Aber so waren sie nun mal, die rüden Geistesblicke der filmischen Bermudadreiecke aus der Cannon-Schmiede. Das kann man berechtigter Weise Scheiße finden oder in seiner bewussten Übertreibung als kaum ernstzunehmendes Fließbandprodukt für den niederen Bedarf durchwinken.
                                                  5 Bestrafungen mit der abgesägten Schrotflinte.
                                                  http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray

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                                                    Der Netflix-Psychothriller „Hush“ belegt wieder einmal die Wirksamkeit des Low-Budget-Modells der Blumhouse-Schmiede. Zwar unterscheidet er sich nicht wesentlich von unzähligen anderen Final Girl- und Home-Invasion-Szenarien, das konkrete Ergebnis ist aber bemerkenswert effizientes und reibungsloses Terrorkino. Die isolierende Eingrenzung von Raum und Zeit wird durch den Taubstummen-Aspekt der Heldin verstärkt, mit einem cleveren Sound-Design und einer schattenhaften Kamera unterstützt. Das ausweglose Katz und Maus-Spiel suhlt sich nicht in der Behinderung der Protagonistin sondern zeigt eine ebenso verletzliche wie starke Persönlichkeit (von der Ehefrau Kate Siegel des Regisseurs Mike Flanagan glaubhaft gespielt), die nach konstruktiven Lösungen für ihr lebensbedrohliches Dilemma sucht.
                                                    7-mal über alternative Enden nachdenken…

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