lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

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    Das Debüt von Adam Schindler ist ein fieser Home-Invasion-Revenge-Streifen, der die gängigen Regeln des Subgenres bricht, in seiner Auflösung ein wenig vorhersehbar und verwässert wirkt. Trotzdem ist es als Genre-Fan hübsch anzusehen wie sich aus der konventionellen Frau-in-Gefahr Situation eine unberechenbare, düstere Geschichte entwickelt, allerdings nur, wenn der Zuschauer den Genuss des Films nicht mit dem Logik-Vorschlaghammer zerstört und bereit ist das Thema des Films durch exploitationhaften Augen zu betrachten. Denn die netten Twists unterstützen den effizient entwickelt Suspenser, der mit soliden schauspielerischen Leistungen und seinem straffen Tempo durchaus Spaß macht.
    6 Schritte über die Türschwelle.

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    • 7
      über Clown

      Der Killer-Clown ist ein ebenso gruseliges wie etwas abgenutztes Horror-Klischee. Der Film macht aus diesem Motiv allerdings eine giftig-bösartige Familien-Tragödie, in dem ein kinderlieber Familienvater zu einem kinder-verspeisenden Monster mutiert. Bedient werden dabei sowohl die psychologisch sensiblen Seiten wie der Schrecken und Blutzoll.
      Basierend auf einen Fake-Trailer, den der Regisseur Jon Watts 2010 ins Netz stellte, entsteht ein angenehm cleverer und erfrischender Streifen, der wie in besten Cronebergschen Body-Horror-Zeiten den menschliche Aspekt einer Transformation, die Entstellung von Körper und Geist, thematisiert. Ebenso wird mit Ur-Ängsten, Genre-Zitaten, Perspektiv-Wechsel und Tabuthemen gespielt.
      Mag sein das der Film zu oft nach altbekannten Mustern abläuft, mag sein das eher wirkungsvolle Einzelszenen im Gedächtnis hängen bleiben und vielleicht wirkt das gesamte Konstrukt für die nach grellen Reflexen schreienden Gore-Bauern nicht packend genug, aber in welcher Form hier mit grimmiger Ernsthaftigkeit die grausige Geschichte zu einem bitteren Friss oder Stirb-Ende gebracht wird ist weitaus niveauvoller als vergleichbare 08/15-Gurken aus der Genre-Schublade.
      Für mich ist dieser fiese Clown-Slasher, mit seinem sympathischen Gespür für eine filmische Inszenierung von stillliegenden Ängste, eine zwar holprige, mit Ecken und Kanten versehene, aber glänzende Perle des Horrorfilms.
      7 mal im Kinder-Spielparadies verspeist werden.

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      • 6

        Der italienische Arthausfilmer Matteo Garrone wollte wohl den US-Blockbuster-Kollegen die lange Nase zeigen. Seinen Ansatz gleich drei Märchen filmisch zu verweben wirkt dabei allerdings ungewöhnlich steif, fast lustlos, seltsam isoliert. Verbunden werden die Geschichten eher durch ihre wiederkehrenden Motive. Auf typische Plot-Strukturen verzichtend, mit endlos langen Schleifen erzählt, wird die Tragik des Menschen, seine Sehnsüchte, Begierden und Machtinteressen grausam gespiegelt. In einer Welt aus Adel, Bauern, Gauklern, Menschenfressern, Monstern, Fabelwesen und Hexen werden klassische Märchen-Wünsche anders wahr als gewünscht.
        Optisch ist der Film dabei ein Genuss. Die (alb-) traumhaften Naturkulissen und die visuellen Effekten verzaubern, die barocke Fellini-Ausstattung ist opulent, das Werk garniert seine Geschichten mit handfesten Horror-Verweisen und kunstgeschichtlichen Reichtum. Auf der Suche nach den archaischen Motiven und der grausamen, radikalen Körperlichkeit von Märchen gibt es die volle Dröhnung absurd-groteske Skurrilität, gerne auch als zeitgenössische Sozialkritik zu interpretieren aber immer bizarr und blutrünstig.
        Das Märchen der Märchen fordert den Betrachter heraus. Ist eine irritierend-rätselhafte Fantasy für Erwachsene, folgt keiner Logik. Allerdings hat es auch den starken Beigeschmack von gewollter Andersartigkeit, der Kunst wegen. Bloß nicht die Sehgewohnheiten des kunstfernen Blockbuster-Publikums bedienen. Und das nervt zunehmend, weil das alles so furchtbar lahm inszeniert ist. Der Film findet keinen Bezug zum Zuschauer, keinen Zugang zu seinen Figuren. Das Konzept wirkt nicht wirklich durchdacht, denn die soghafte Wirkung aus naiver Märchenhaftigkeit mit bewusster Sperrigkeit und pompöser Gestik tritt nicht ein. Die träge Exzessivität des Films langweilt wegen seiner Künstlichkeit. Zwar gibt es immer wieder faszinierende, magische Momente, diese vertrödeln sich aber in der viel zu langen Laufzeit.
        Der Film ist ein typisches Beispiel dafür, das mit europäischen Fördergeldern mal wieder gezielt oder unfreiwillig an den Interessen des Publikums vorbei inszeniert wurde, weil der Regisseur seinen gehobenen Anspruch mit künstlerischen Narzissmus verwechselt.
        Schade, trotzdem, interessant gescheitert.
        6 Wagenziehende Flöhe.

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        • 7
          lieber_tee 02.03.2016, 17:52 Geändert 03.03.2016, 07:52

          Nach gescheiterten Projekten in Hollywood kehrt der Darsteller und Regisseur Mathieu Kassovitz nach Frankreich zurück und bohrt in den offenen Wunden seines Landes. Das Finden einer friedlichen Lösung in kriegerischen Entführungs-Situationen durch den Dialog, durch ein deeskalierendes Krisenmanagement, das hier bis zur Parteilichkeit gegenüber Unabhängigkeitskämpfern in Neukaledonien geht, ist ein zutiefst humanistisches Manifest gegen das weiterhin vorhandene Kolonialbestreben Frankreichs, das hauptsächlich von wirtschaftlichen und politischen Interessen der Pariser Regierung gelenkt wird, die von Anfang an nicht Verhandeln sondern Schießen will. Vielleicht in seinen Figurenbeschreibungen nicht differenziert genug angesichts der komplexen Sachlage in französischen Überseegebieten, aber offensichtlich eine Herzensangelegenheit des Regisseurs, die sich besonders durch präzise Dialoge, ökonomische und intensive Filmsprache äußert. Packender Polit- und Kriegsthriller.
          7-mal der Willkür der Politik ausgesetzt.

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          • 7
            lieber_tee 01.03.2016, 11:39 Geändert 01.03.2016, 11:41

            Eine Commedia dell’arte des Spagetti-Westerns.
            Das Komödiantische wird über die bis in den Nebenrollen äußerst spielfreudigen Akteure transportiert, die Symbole für eine inhaltliche und politische Ausrichtung sind. Sergio Corbucci zweiter Revolutions-Western erinnert fast an ein Remake seines „Mercenario“ und ist vielleicht durch die deutsche Sprüche-klopfende Synchronisation manchmal zu sehr auf lustig gemacht, denn die Geschichte ist eigentlich ziemlich bitter. Nicht sonderlich hintersinnig, fast Thesenhaft, wird der Widerstandsgedanke auf seinen möglichen Missbrauch, seiner unreflektierten Gewaltbereitschaft, abgeklopft und in Absurditäten verlagert.
            Es ist immer wieder interessant, das die Revolutionswestern der 60er und 70er zwar oberflächlich mexikanische Freiheitsbestrebungen der kleinen Leute gegen die Ausbeutung des Kapitals anspricht, in ihrem Diskurs dann aber mehr über die politischen Unruhezeiten in Italien der Zeit und grundsätzlich über die studentische Veränderungsbestrebungen der Generation erzählen.
            Wie auch dieses aufwendig produzierte Revolutions-Abenteuer, das wieder einmal von einem ironisch-stimmigen Ennio Morricone-Score untermalt wird, ordentlich aus der Hüfte geschossen kommt, mit seinen für den Regisseur typisch zynisch-harten Actionszenen und famose Darsteller hat, die auch mal ein paar Längen locker überspielen.
            Vielleicht ist das Werk des Meisters hier nicht so Stil-prägend wie sein „Django“ aber im Tonfall und präziser Inszenierung ein sehr ausgefeiltes Werk.
            7 gebratene Wanderfalken, die nicht schmecken.

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            • 6
              lieber_tee 28.02.2016, 23:59 Geändert 29.02.2016, 00:18

              „Explodierende Häuser formen den Charakter.“
              Da sich bei mir ein zunehmendes Comicverfilmung-Desinteresse entwickelt, hätte Deadpool eine wünschenswerte und überfällige Alternative werden können. Denn das peinliche, politisch korrekte PG-13 - Marvel-Universum nervt auf die Dauer, mit seinem penetranten Gerechtigkeitssinn in familientauglichem Umfeld. So war ich gespannt, ob dieser Parodie und Dekonstruktion des Blockbuster-Genres wirklich so eine hinterfotzige Party der Grausamkeiten ist.
              Jein.
              Eine gnadenlose Nervensäge haut einen popkulturellen Meta-Witz nach den andern heraus, die zur Hälfte aus zotigen Fäkalhumor bestehen um mit Brachialhumor unterhalb der Gürtellinie seine eigene Motive zu karikieren. Das wird gerne bis ins Absurde übersteigert. In seiner Selbstironie ist aber Deadpool auf die Dauer bei weitem nicht so krass wie er sein soll und will, nervt wie der Klassenkasper in pubertierenden Nöten.
              Der oberflächlich nach Reizen sabbernde, kurzweilige Streifen macht im gleich-geschalteten Superhelden-Genre, aus Sicht der kommerziellen Bildfläche, durchaus Spaß, weil ein sanfter, subversiver Charme zu erkennen ist, auch wenn der Film letztlich dann doch in seinem vorhersehbaren Ablauf wenig Überraschungen bietet, sogar das bewährte Muster des Genres ranzig bedient.
              Das hier ein Arschloch ein noch größeres Arschloch fertig macht ist ein wenig intelligentes Meta-Konzept. Und ich hoffe nicht, dass die zukünftigen Marvel oder DC-Filme jetzt ausschließlich einen auf zynische Gewaltgeilheit und männlichen Allmachtsphantasien machen (nicht noch mehr…).
              6 speckige Zauberworte von Gandalf.

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                lieber_tee 28.02.2016, 12:01 Geändert 01.03.2016, 14:10

                "Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #08
                Nachdem um die Jahrtausendwende eine Reihe von Schwarzenegger-Vehikel floppten, dachten sich die Studios mit „Collateral Damage“ nochmal den Männerschweiß der 80er transpirieren zu müssen. Das Skript sollte wohl der Versuch sein die (damals) aktuelle 9/11-Anschläge-Angst mit Actionkino der guten alten Schule zu kombinieren. So walzt Arny als Ein-Mann-Armee im Ottonormalübermenschen-Modus durch den Dschungel, vergisst dabei aber seinen spöttischen Charme der alten Filme auszuleben. Regisseur Andrew Davis brennt zwar handwerklich ok den fetten Pyrozauber ab, leider läuft das sichtlich gealterte, österreichische Muskelpaket dabei wie Falschgeld herum. Finden sich noch in den ersten zwei Dritteln zarte Pflänzchen von Kritik an amerikanischer Außenpolitik, CIA-Machenschaften und gewaltbereiten Widerstand vs. Rache, so kippt das eh schon ziemlich dümmliche Trauer-Vergeltungs-Drama, nach seinem ebenso dämlich wie dreisten Plot-Twist, in die primitiven Hassgelüste eines traumatisierten Landes um. Dabei ist es eigentlich egal ob es hier um Terroristen aus den USA , aus Kolumbien oder vom Mars geht, die Welt ist voller schmieriger Gestalten, die in einem privaten Brachial-Akt entfernt werden müssen.
                Als durchwachsenen Terror-Thriller ist das alles vielleicht noch ok, als Arni-Vehikel leider kaum, denn dafür wirkt der Mann hier seltsam Handzahm und der Film ist nicht überzeichnend-ironisch genug.
                4mal irre auf Kokain herumtanzen.
                [http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray]

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                • 4

                  Die Idee, eine Hommage an die billigen 80er Jahre Slasher-Flicks zu machen, ohne eine völlig aufgeblasene Parodie zu sein ist im Prinzip nett, allerdings reicht das Konzept nicht für einen interessanten Film. Die ganze Chose wirkt auf die Dauer aufgesetzt, mit seinen Retro-Stil-Elementen aus künstlich hinein-kopierten Filmfehlern, verlorengegangenen Filmrollen und in die Kamera gerichteten 80er Jahre Accessoires. Tapfer werden bewusst die typischen Fehler, Klischees und Mängel der Originale zitiert, teilweise sanft karikiert und variiert aber nur 80er Gefühle und Referenzen zu generieren ohne daraus etwas Eigenständiges zu entwickeln, sich auf das nostalgische Bemühen auszuruhen, ist mir zu wenig.
                  4 wenig unheimliche Waldschrate.

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                  • 6

                    Ein Art Kapitän Ahab lässt sinnlos sein Schiff (!) durch den verschneiten Wilden Westen ziehen und befiehlt seiner Mannschaft einen von einem Bären schwer verwundeten Trapper in der Einsamkeit sterben zu lassen.
                    Die nun folgende Rache- und Überlebensgeschichte ist ein Teil der amerikanischen Folklore geworden und wurde prominent mit „The Revenant“ neu verfilmt. Aber bereits vor 45 Jahren erzählte Richard C. Sarafian diese Story als einen von den Konventionen entkleideten Western, der sein Survival-Motiv zur spirituellen Selbsterfahrung macht. Nicht auf das Genre-Kino reduzierend folgt der Film in langsamen Tempo, vor einer beeindruckend eingefangenen Naturkulisse, die „Wiedergeburt“ eines Mannes im Urzustand der Natur. Die um Naturalismus bemühte Geschichte einer Erlösung durch die extremen Erfahrungen von Einsamkeit bedeutet einerseits die Gesetze des Dschungels (töten um zu essen oder zu sterben und gegessen zu werden) zu akzeptieren, aber auch sich der kulturellen, friedfertigen Wahrheit von edlen Wilden, den Indianern, zu nähern. So findet unser Trapper einen Weg der Versöhnung mit sich und der Rache. Das ist schon eine überraschend friedfertige, fast kitschige Betrachtung des amerikanischen Gründungsmythos, leider versperrt der arg zähe Erzählfluss den allegorischen Tiefgang des Films zu oft.
                    6 zermürbende Märsche.

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                    • 6

                      Was braucht ein packender Katastrophenfilm? Gute, spektakuläre Effekte? Eine geradlinige Geschichte? Glaubwürdige Figuren? Einen realistischen Bezug? Bilder der massiven Zerstörung?„The Wave“ bietet das alles, fokussiert clever, ohne in zahllosen Nebenhandlungen abzudriften, seine Geschichte auf seine einfachen Charaktere.
                      Nur hätte ich mir von einen skandinavischen Tsunami-Thriller mehr Eigenständigkeit gewünscht. Die schablonenhaften Figuren (Teen-Boy, kleines Mädchen, heldenhaft-warnender Vater, zupackende, liebende Mutter) sind schon arg in die gängigen Hollywood-Schablonen gedrückt, auch wenn sie weniger übertrieben geschrieben wurden. Na gut, der Film versucht einfach nur ein Genre-Film zu sein, allerdings wäre ein weniger generisches Drehbuch von Vorteil gewesen.
                      Immerhin schafft es Regisseur Roar Uthaug (Cold Prey), mit einem soliden Budget von € 6.000.000, trotz aller Klischees und Kleinfamilien-Pathos, eine gewisse Nüchternheit und Realismus über den Film zu streifen, weil in den richtigen Momenten eben keine salbungsvollen Reden geschwungen werden, nicht auf die dicke Roland-Emmerich-Hose gemacht wird und kein Superheld mit einem Motorboot unter zusammen-krachende Hochhäuser an-rauscht.
                      Uthaug versteht es mit einem angenehm langsamen, fast altmodischen Spannungsaufbau sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Höhepunkt dann effektvoll zu nutzen. Er baut einige überraschende Grausamkeiten ein, verlässt sich auf spektakuläre Fjord-Landschaften, die nach ihrem Zusammenbruch eine apokalyptisch anmutenden Schneise der Zerstörung hinterlassen, verdichtet dann den Thrill zu einem beklemmenden Unterwasser-Überlebens-Kammerspiel.
                      An "The Wave" ist nichts neu oder gar revolutionäres, bietet aber angenehmen Nervenkitzel mit einer sanften norwegischen Düsternis-Note.
                      6 mal die Luft anhalten.

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                        lieber_tee 25.02.2016, 01:55 Geändert 25.02.2016, 12:26

                        Eigentlich sind diese Vin-Diesel-Vehikel nichts anderes als auf rasante Kurzweiligkeit getrimmte B-Picture, mit höherem Budget. So ist auch Last Witch Hunter nur eine 08/15 PG13 CGI-Flimmerkiste, wo der bullige Hauptdarsteller mal wieder auf coole Sau machen darf. Dieses Genre-Rührei findet manchmal, wenn es in die Hexen-Parallel-Welten abtaucht und feines, gruftiges Art-Dekor bietet, seine Momente, bleibt aber in seinem Gesamteindruck ein Horror-Fantasy-Actioner, der laut und aufdringlich von der künstlichen Computer-Effekt-Pest verseucht wird und arg rüde zusammengeschustert wurde.
                        Naja, gibt echt schlimmeren Kram.
                        5 Gummibärchenbäume.

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                          Ein Porno ist ein Porno ist ein Porno.
                          6 geile Lippen aus Schweden verbummeln ihren Schminkkoffer (mit Geld) bei der Überfahrt nach Ibiza und können so nicht die kulturellen Sehenswürdigkeiten der Insel genießen, weil sie für die Urlaubskasse in tiefe Arbeitsverhältnisse stecken.
                          Zu flotter Fahrstuhlmusik geht es hoch und runter, zu Dialogen wie „Steck's noch mal rein“, „Hör’ auf, das kitzelt“ oder „Kraul mir die Eier“ vereinigen sich behaarte Ärsche mit behaarten Mösen. Primäre und sekundäre Geschlechtsteile räkeln sich in der der heißen Sonne, der grafische Verkehr wird von lustlosen Gesichtern vollzogen, während der Filmschnitt den coitus interruptus erprobt. Auf langwieriges Werben um die Frau wird verzichtet, denn in der Prä-AIDS-Zeit der 80er bestand selbstbewusst-sexuelles Auftreten bei Frauen aus Beine breit machen und beim Mann aus nach 2 Minuten abspritzen. Tief versinken die Finger in dunklen Grotten, die Schwänze bis zum Anschlag in den Mund.
                          Hier ist wenig vom originellen Charme des 70er Jahre Porn-Chic zu spüren, eher piefig werden alle Standartsituationen von Männerphantasien abgerubbelt, die Frauen schwitzen vor Dankbarkeit aus allen Poren. Nicht mal frivol-doofe Dialoge ala „Warum liegt hier Stroh“ sind zu hören, der Streifen ist und bleibt eine uninteressante Hetero-Sex-Nudelei für den Videotheken-Grabbeltisch.
                          4 wippende Titten beim Joggen.

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                            lieber_tee 23.02.2016, 15:22 Geändert 03.09.2017, 21:26

                            "Mein Bruder hat einen menschlichen Kopf in seinem Schrank. Alle paar Tage ist es ein neuer.“
                            Das Leben eines 12 Jährigen Jungen ist ein Monster im Schrank. Es fühlt sich wie ein Horrorfilm an. Die Erwachsenen wirken wie Ungeheuer.
                            „Found“ erzählt seine finstere Geschichte konsequent aus der Perspektive von Marty, der von den Turbulenzen seiner Prä-Pubertären-Zeit Zuflucht in Horrorfilmen und Comics sucht. Aufgewachsen in einer bürgerlichen Familie werden seine sozialen Probleme mit der üblichen Fassade der "Normalität" gedeckt. Sein Vater lebt offenen Stammtisch-Rassismus aus, kann keine empathische Beziehung aufzubauen, reflektiert den Medienkonsum seines Sohnes nicht, seine Mutter ist unfähig in ihrer Erziehungsverantwortung, sein älterer Bruder gibt antisoziale Tipps zur Konfliktlösung. Marty kennt die persönlichen Geheimnisse seiner Familienmitglieder, sie verwirren ihn, besonders da er weiß dass sein Vorbild-Bruder ein Serienmörder ist.
                            „Found“ ist kein herkömmlicher Horrorfilm. Scott Schirmers Ultra-Low-Budget-Debütfilm ist ein düsteres Drama in alptraumhafter Ummantlung. Er funktioniert, weil das mangelnde Budget ihm eine ehrliche und rohe Schale gibt, scheitert daran aber ebenso. Der verstörende Bastard aus Coming Of Age-Familien-Drama und Hommage an Slasher-Splatter-Filmen der 70er versucht zu erklären was im Herzen dieser oberflächlich perfekten Familie verfault. Sich an bekannten Allgemein-Schauplätzen des Außenseiter-Dramas abarbeitend, werden Gewalt im Alltag, Entfremdung in der Pubertät, Rassismus, Mobbing, Geschlechtsidentität, Sexualität und Familiendynamik als Nährboden für psychotisches Verhalten genannt, das durch heftige Mutproben-Horrorfilme (und die damit einhergehende Realitätsflucht) einen möglichen Katalysator findet.
                            Ich persönlich konnte viele Konflikte, innerliche wie auch familiäre, des 12-Jährigen sehr gut verstehen. Themen wie männlichem Scham, kindlichen Freundschaften, das Heranwachsen von Männern und ständige Gewalt in Kombination mit sexueller Lust sind treffend beobachtet.
                            Problematischer für den Film ist eher, dass er das alles sehr Thesenhaft abarbeitet, teilweise ärgerliche Zuspitzungen und Klischees benutzt und die Figuren, trotz der angesprochenen Komplexität, dünn in ihrer Charakterisierung und klobig in ihren Dialogen wirken, der Off-Kommentar erklärt zusätzlich etwas schulmeisterlich die innere Sicht des Jungen. Förderlich ist da auch nicht, dass alle Schauspieler mit der Ernsthaftigkeit und Steifheit einer Schul-Theatergruppe spielen. Ihr limitiertes Spiel hat mich des Öfteren aus den Film geworfen, auch wenn zumindest der junge Hauptdarsteller tapfer versucht in seiner Rolle zu bleiben.
                            Technisch gesehen ist diese 8000 $ Produktion beachtlich. Die blutige Graphic-Novel-Titelsequenz, der schaurigen Tangerine Dream-Sound und die detailfreudige, disziplinierte Kamera sind achtenswert.
                            Am Ende sind die Weichen für Marty gestellt, Überleben um jeden Preis. Und wer mit Empathie gesegnet ist, der hat hier eine verstörende Herausforderung vor sich, besonders in den letzten 10 Minuten.
                            6 Blow-Jobs mit abgetrennten Köpfen.

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                              lieber_tee 22.02.2016, 13:03 Geändert 28.02.2016, 12:06

                              "Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #07
                              „Willst du dir ein Omelett backen musst du vorher Eier knacken"
                              Je öfter ich „Last Action Hero“ sehe, desto mehr schätze ich ihn.
                              Obwohl er bereits fast 25 Jahre auf den muskulösen Buckel hat, überzeugt er mit seiner überraschend modernen Inszenierung, hat auch nach heutigen Sehgewohnheiten ein hohes Tempo. Mag sein dass der Anspruch auf eine Persiflage des 80er Jahre Testosteron-Actionkinos nicht vollends erreicht wird, aber der Streifen platzt nur so vor ideenreichen Anspielungen. Die infantil-phantastische Story trifft auf kindlichen Filmkonsum und cineastischer Intelligenz. Unzählige Querverweise rocken in einem grotesken Overkill aus aberwitzigen Klischees. Dabei werden die Rituale, dümmlichen Story-Lines, ständigen Wiederholungen und fehlende Logik des Genres ebenso aufs Korn genommen wie der Schwarzenegger-Mythos verarscht wird.
                              Manchmal hat mich der nach Vaterersatz nörgelnde 12 Jährige Film-Nerd als zentrale Figur in seiner nervigen Besserwisserei angestrengt und manch Gag ist arg flach geraten aber das nicht un-intelligente Spiel zwischen Fiktion und Realität versprüht eine ebenso große Grellheit wie angenehme Melancholie.
                              Dass dieses originelle Spiel mit popkulturellen Film-Motiven zwischen Action, Selbstreferenz und Klamauk damals keinen großartigen kommerziellen Erfolg hatte wundert mich nicht. Dafür ist der Spagat zwischen dumpfen Jungenkino und raffinierter Betrachtung seiner Mechanismen dann doch zu speziell für die damalige Masse gewesen, heute, in Zeiten der selbst-referenziellen Meta-Kinos, aber ein Blick wert.
                              8-mal meine Schulter vor Lachen ausgekugelt.
                              [http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray]

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                                "In Ländern wie den Irak sollte man keine Helden schicken."
                                Das akkurate Soldatenbild eines bibeltreuen Vaters, der selbst langjährig gedient hat, gerät zunehmend in Unordnung, sein gebügeltes, weißes Hemd bekommt Falten. Die geordneten Tugenden des Militärs fangen an zu wanken, je mehr er versucht die Ermordung seines aus dem Irak-Krieg heimgekehrten Sohnes aufzuklären.
                                Als ein etwas behäbiger Whodunit lässt Regisseur und Drehbuchautor Haggis den Traum vom moralisch integren Soldaten platzen. Mit den klassischen Mitteln eines Heimkehrer-Antikriegsfilm, der bewusst im Irak-krieg verordnet ist, hätte der Film ein explizit politischer Kommentar gegen diesen Krieg sein können, er ist aber letztlich dann doch nur die bekannte Geschichte von Kämpfern die durch Krieg psychisch Deformieren, vor die Hunde gehen. Wie digitale Artefakte zersplittert das heile Bild des aufrechten, heldenhaften Soldaten an der Front (und in der Heimat), als eine Art Schutz vor dem Grauen stumpfen sie ab. Das aber der militärische Einsatz grundsätzlich auf eine Lüge basiert und falsch war, auf das gesamte Land Auswirkungen hat wird zwar mit einen ausdrucksstarken Schlussbild angesprochen, findet aber im gesamten Film keine Vertiefung.
                                Denn letztlich ist das Tal von Elah dann doch nur ein Aufruf, das Militär wieder moralisch sauber zu machen. Und dass die vom Vater propagierten militärischen Werte, die konservative Vorstellung von Disziplin und Ordnung, das Befehl-treue Handeln und ein auf Repressalien aufgebautes Männer-System einen maßgeblichen Anteil daran haben, das Soldaten als Killermaschienen aus dem Krieg zurückkommen hinterfragt der Film nicht konsequent genug. Denn gerade der so knurrig-sympathisch wirkende Vater leistet seinen maßgeblichen Beitrag daran, dass aus Männlichkeit, Mord und Militär eine tödliche Mischung entsteht. Aber vielleicht ist solch grundlegende Systemkritik an ein Land, 6 Jahre nach dem 11.September, noch zu viel verlangt.
                                5 Steinschleudern für das Kind.

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                                  Die Yakuza können die „Bürger“ nicht mehr mit Erpressungsgeldern aussaugen, weil diese von Vampir-Yakuza jetzt wortwörtlich ausgesaugt werden. Oder so ähnlich…
                                  Ich liebe ja diese kranken und ausgelassenen Takashi Miike-Flicks. Besonders wenn sie, wie hier, an die Glanzzeiten des Enfanterrible des ausgelassenen Films erinnern. Das ist nicht ohne Längen, egal, denn was hier der Meister auftischt geht auf keine Kuhhaut mehr. Konsequent neben der Spur, fern der „normalen“ Filmkonventionen, bläst einem ein absurd-unvernünftiger Sturm ins Gesicht. Da werden Männer-Strick-Gruppen im Keller als Blut-Nahrung missbraucht, da tröpfelt Eiter aus der Rübe und ein Kung-Fu-Frosch fordert zum letzten Kampf auf. Die Figuren bewegen sich bewusst ernsthaft durch ein Panoptikum der irren Ideen, so dass ich manchmal gedacht habe, das ich gerne etwas von den Bewusstseinserweiternden Mittel, die die Film-Crew sich offensichtlich eingeworfen hat, auch abbekommen hätte, damit mein Hirn ebenso schmilzt. Ok, mag sein das in seiner Gesamtheit der Film etwas gewollt schräg herüber kommt aber ich musste Lachen über den Stil, der ständig Szenen ins Leere laufen lässt, Dialoge erschafft die einfach keinen Sinn ergeben, statt dessen in comic-harter Gewalt enden. Dass der Film dabei eine Dekonstruktion des Yakuza- und Vampir-Mythos ist, ist offensichtlich. Er vergisst diese Motive zwar gerne aber das 20 Minütige Finale, welches den körperlichen Mann gegen Mann Eastern-Kampf völlig ad absurdum führt, ist schon phänomenal, weil da völlig über die Stränge geschlagen wird.
                                  Toll… Dafür gibt es 7 Glubschaugen-Glotz-Starre-Punkte.

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                                    lieber_tee 19.02.2016, 08:13 Geändert 19.02.2016, 08:49

                                    Anna Fritz ist ein Objekt. In den Augen der Öffentlichkeit ist der weltberühmte Filmstar eine sexualisierte Ikone der männlichen Begierde. Anna Fritz ist tot, liegt in der Leichenhalle und drei Männer wollen ihren nackten Körper sehen. Zwei von ihnen wollen mehr…
                                    In den ersten 20 Minuten dieses kleinen spanischen Thrillers liegen provokative Themen auf dem Seziertisch. Nekrophilie, Eigentum und Ausbeutung des weiblichen Körpers, Auswirkungen von prominenter Vergötterung, Geilheit auf passive und unterwürfige Frauen. Dieser offen gelegte Subtext hätte als pechschwarze Kommentare zu einem Männlichkeitsbild werden können. Leider bleibt der Film aber nicht bei seinen unbequemen und grenzwertigen Themen sondern ruht sich auf der Komfortzone eines herkömmlichen, arg konstruierten und vorhersagbaren Hitchcock-Thrillers aus. Das ist nach dem bitteren Versprechen des ersten Aktes ein wenig enttäuschend. Allerdings erschafft er ein Keller-Kammerspiel aus kalte-blassen Leuchtröhren-Licht und sterilisierter, moralischer Verkommenheit. Den reinen Thrill beherrscht Debütant Hèctor Hernández Vicens solide und er hat sein verfaulendes Herz an der richtigen Genre-Stelle.
                                    6-mal in die Hände gespuckt.

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                                      „Francesca“ ist einer dieser zahllosen Beispiele, dass Filmemacher, in ihrer Begeisterung möglichst 1:1 ihr Leib und Magen-Gericht nach Rezept zu kochen, doch nur zeigen, dass sie es nie abgeschmeckt haben. Denn alle bekannten Zutaten des gelben Krimis überdeutlich in einen Topf, mit Retro-kolorierten Bilden, Retro-Stilmitteln, Retro-Requisiten, Retro-Score, erzeugt nur Retro-Geschmacksverirrung. Die Whodunit-Handlung fesselt nie, die Schauspieler sind Laien aus dem Schultheater und ein Sog oder gar die Magie der Originale entstehen nicht im Ansatz. Dieser Neo-Giallo will so Giallo sein, das er es tatsächlich schafft mit nur 70 Minuten Laufzeit den so tief vor Langeweile in der Nase gebohrten Finger in Regionen vordringen zu lassen, die er noch nie gefühlt hat. Irgendwie fühle ich mich von diesen selbstgefälligen Hommagen mehr verarscht als an alte Zeiten lustvoll erinnert. Naja, für Retro-Fetischisten vielleicht noch ok.
                                      3-mal Rasierschaum gespuckt.

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                                        lieber_tee 17.02.2016, 12:21 Geändert 17.02.2016, 12:38

                                        Eine erfolgreiche Kuh will weiter gemolken werden, denn Detlef Bucks schmissige, über-stilisierte und knallbunte Neu-Interpretation der arg angestaubten Hörspielserie aus den 90ern hat in Deutschland beim Zielpublikum und an der Kasse ein Alleinstellungsmerkmal bekommen, so erfolgreich und beliebt ist sie. Die krude Mischung aus Bonbonfarbenden Teenie-Wohlfühl-Kitsch, Slapstick-Humor und unvermittelten Musical-Einlagen muss man nicht mögen, dafür ist sie vielleicht zu Ungewöhnlich in ihrem mutigen Spagat zwischen Anarchie und Kommerz.
                                        Mit drei Filmen in nur 2 Jahren sind allerdings überraschend wenigen Qualitätsschwankungen zu erkennen. Auch der dritte Teil ist wieder ein knalliges Popmärchen, das diesmal gekonnt pubertierende Mädchen und Jungen (!) im schrillen Modus anspricht und die bewährte Rezeptur aus sorgloser Frechheit, ironischen Brüchen, sichtbaren Gespür für klamaukiges Timing und bewusst eingesetzter Holprigkeit weiterführt. Hier sogar, bei aller Exzentrik, ein authentisches und empathisches Gespür für die Figuren entwickelt. Denn trotz Überspitzungen und karikaturesken Figurenbeschreibungen entsteht ein gelungenes Abbild der wirren Gedanken- und Gefühlswelt von heranwachsenden Teenagern, in bewährter Verarschung der Bravo-Love-Story-Ästehtik.
                                        Darüber hinaus schafft Buck (und seine offensichtlich spielfreudige Crew) sich dem schwierige Thema der Gesellschaftlich zugeschriebenen Rollenzuschreibungen und Konflikte zwischen Mann und Frau als spielerisch-überdrehtes Absurdum zu nähern, das mit Humor und Feingefühl in die Lebenswelten der Minderjährigen verankert wird. Das funktioniert sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen, denn Letztgenannte bekommen ein Füllhorn an popkulturellen Zitate und eine liebevolle Dekonstruktion ihres eigenen Verhaltens serviert.
                                        Bibi und Tina 3 ist eine skurrile Komödie, voller Überraschungen und Kreativität, marktwirtschaftlich clever durchdacht und für pubertierende Kinder ein Fest, das sie da feiern lässt wo sie gerade stehen. Und Erwachsene, die nicht zum Lachen in den Keller gehen, etwas Selbstironie beherrschen, feiern mit.
                                        7 Waschbären mit Waschbrettbauch.

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                                          lieber_tee 16.02.2016, 11:43 Geändert 16.02.2016, 13:28

                                          Im Gewand eines Serienkiller-Krimis trifft das alte Motive des Hongkong-Easterns, der Wettstreit und die Ehrerbietung zweier Martial-Arts-Kämpfer, auf den zeitgemäßen Actionfilm. Als Donnie Yen-Vehikel gibt es einen rückwärtsgewandten Kampfkunstfilm, mit Mitteln des modernen Polizei-Thrillers, nach-koloriert bis in den letzten Winkel, garniert mit (mäßigen) CGI-Effekten. Teddy Chan inszeniert aufdringlich poppig diesen inhaltlichen Stillstand und beweist damit auch, dass die kreative Phase des chinesischen Handkanten-Kinos vorbei ist, findet aber genügend flott montierte und in coolen Sets verankerte Knochenbrecher-Highlights.
                                          Ist ok. 5 Tigerkrallen.

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                                            lieber_tee 15.02.2016, 09:30 Geändert 15.02.2016, 14:26

                                            Mal ganz ehrlich, was habt ihr alle, ist doch ein geiler Kriegsfilm!
                                            Eastwood erzählt zielstrebig aus der moralisch eingeschränkten Zielfernrohr-Sicht eines Snipers wie er Krieg wahrnimmt, denn der bewaffnete Kampf für das amerikanische Wohl ist nun mal so. Klar, manchmal bringt unseren Helden das scharfe Schießen zwar etwas durcheinander und er glotzt etwas verloren auf den ausgeschalteten Fernseher in seiner Wohnung aber hauptsächlich ist das Töten, das was er nun mal braucht. Wie der Alki seine Flasche. Na und? Ein Hide and Seek-Spiel bei den Barbaren, wo ordentlich die Kacke dampft, ist nun mal nicht zu verachten. Besser als zu Hause, wo eine geile aber ständig nörgelnde Tussie ihm auf den Senkel geht. Schnell im Heimathafen mal ein paar Braten in die Röhre schieben und dann zurück zur Ausrottung der bärtigen Wilden im Nahen Osten.
                                            Eastwood ist da beharrlich und inszeniert actionorientiertes, knallhartes Männer-Kino wie es nun mal sein muss. Nicht mehr und nicht weniger! Und das ist gut so, denn wer ernsthaft dem Meister mal irgendwelches kritisches Denken zugesprochen hat, der hat ihn noch nicht mit einem Stuhl reden sehen. Der Film ist das was er ist, konsequent! Ein Kriegsfilm mit ein paar Brüchen aber halt ein Kriegsfilm. Und da holt er den Zuschauer ab, gibt ihm was er verdient. Nämlich zwei treffsichere Kugeln in den Kopf!
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                                            Soll ein Scharfschütze als Held gefeiert werden?
                                            Ein stilechter Cowboy mit Schnalle, der den amerikanischen Traum leben will, findet im Irakkrieg 2003 als scharfer Schütze seinen wilden Westen. Dort kann Chris Kyle sein Rohr „entjungfern“, in dem er ein Kind erschießt. Es ist ein schmutziger (und nach seiner Bestseller-Autobiografie auch geiler) Job und einer muss ihn ja tun. Mit Knarre und Bibel (in der er nie liest) zieht er in den Krieg.
                                            Halbherzig versucht Regisseur Clint Eastwood zu erklären was der Einsatz bei den „Wilden“ im Nahen Osten aus Kyle macht. Zwar gibt es immer wieder Spannungen in seiner US-Musterfamilie, seine Frau möchte dass er auch emotional nach Hause kommt, versteht nicht wirklich was Männlichkeit und Soldatenmut für das Vaterland bedeutet. Er kann nicht richtig abschalten und ständig schwirren ihm im Geiste noch Kugel um die Ohren. Aber das sind alles keine grundlegenden Zweifel an seiner Tätigkeit oder Person.
                                            Eastwood ist weitaus mehr interessiert Actionkino zu zelebrieren. Mit kontrollierter, ruhiger Kameraführung und klassischen dramaturgischen Kniffen eines Western wird der innere Konflikt des Helden mit dem äußeren Konflikt eines Über-Sniper-Zweikampfes gekoppelt. Thrill muss her, Krieg als Suspense-Thriller, der sich sogar erblödet die einheimischen Bartträger als dämonisierte Hunde darzustellen, die heimtückisch foltern und morden. Im Fadenkreuz der Action entsteht ein moralisch eingeschränkter Blick. Kyles Selbstverständnis wird dabei kaum angekratzt. Im Krieg kann er sein altmodisches Männlichkeitsgehabe und seinen exorbitanten Beschützerkomplex ausleben, das erzeugt abenteuerliche Kriegsstimmung und macht ihn zu einer Legende. Der bewaffnete Kampf als Adrenalin-getränkte Flasche eines nach Mord geilenden Säufers.
                                            Eastwood deutet zwar zart an, dass der vom Papa eingetrichterte texanische Wertekompass unseren Helden zu einer Tötungsmaschine gemacht hat, vertiefen oder gar kritisieren tut er das aber nie. Vielleicht kann man von Menschen wie Chris Kyle eh nicht erwarten, dass sie als Soldat moralische Abwägungen treffen, das sie nur durch ein Schwarz-Weiß-Denken im Krieg überleben können aber man kann schon von einem Regisseur erwarten, das er den Mythos eines Helden hinreichend hinterfragt, gerade weil sich dieser in seinem Buch als unkritischer Narzisst mit Waffen darstellt, der im Irak das ausleben kann was im Heimatland, einigermaßen objektiv betrachtet, schwere Züge eines gefühlskalten Psychopathen hat.
                                            Es ist nicht entschuldbar, das hier nur an ein Tribut für die Kriegsveteranen gedacht wurde (laut Aussage des Regisseurs) und letztlich die psychische Belastung des Krieges zu einem notwendigen Opfer für den ehrbaren Kampf verklärt wird. Das Eastwood den Film gezielt in den Irakkonflikt verordnet aber die völkerrechtswidrigen Hintergründe des Krieges gar nicht erwähnt wundert mich kaum, weit mehr wundert mich wieso ein Land solch einen Psychopathen für ihren Patriotismus braucht.
                                            Zwei Eimer zum Kotzen.

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                                              lieber_tee 14.02.2016, 20:07 Geändert 15.02.2016, 00:31

                                              Irgendwelche fiese asiatischen Rebellen putschen und eine amerikanische Familie gerät in Gefahr... Na denn...
                                              No Escape ist ein Rückfall in eine Zeit von Genre-Kino, das sich weniger durch Inhalt sondern mehr durch treibende Spannung definiert. Regisseur Dowdle interessiert es nicht seinen US-wirtschaftlich-imperialistischen Subtext zu vertiefen, der wird wie ein Feigenblatt vor die rassistisch dargestellte, asiatische Bedrohung gehalten. Es ist nicht zu leugnen, dass er eine teilweise unerträgliche Anspannung zu inszenieren vermag. Allerdings, wenn die eindimensionale Darstellung von mörderisch-sadistischen Orks aus Südostasien über das Heilbild einer amerikanischen Kernfamilie her fällt, da blieb mir schon die Spucke weg. Das Ganze ist packend (besonders in der ersten Stunde) , triggert meinen Familienvater-Beschützer-Instinkt enorm. Wenn in der Fremde die politischen Unruhen wie eine apokalyptisch-bedrohliche Hetzjagd dargestellt werden fieberte ich mit dem desorientierten, hilflosen Vater mit. Doch die Konventionen des reißerischen Actioners müssen weiter erfüllt werden... Und so weiß ich nicht ob ich mich mehr über die manipulative Art des Films oder über die Dämonisierung der Asiaten ärgern soll. Clever auf den schützenswerten Wert von Familie fokussiert, macht der Film in seinen ethnischen Stereotypen keine Gefangenen, treibt den Zuschauer suggestiv in die Hölle eines Krieges. Mit Cowboy-Mentalität sucht die amerikanische Familie das Asyl in Vietnam, das klingt historisch fast wie bittere Ironie, der Film meint aber alles Ernst und ist in letzter Konsequenz nicht mehr als ein packender Exploitationer, ein absonderliches Gebräu aus Heldentum und fragwürdigen Menschenbild.
                                              4 über die Häuserschlucht geworfene Kinder.

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                                                über Stung

                                                Irgendwie ist es ein wenig traurig, wenn, wie hier, das Drehbuch aus einem Kreativ-Workshop im Fantasy-Film-Fest-Umfeld 2011 so wenig kreativ ist. Entstanden ist ein deutsch-amerikanisches B-Picture, das keine Sekunde daran denkt über seinen Deckelrand zu schauen und innerhalb seines Tier-Horror-Klischee-Ein-Topfes solide vor sich hin blubbert, glitscht und schmiert. Die handgemachte Schleim und Blut-Spur sieht gut aus (die Computereffekte sind eher peinlich) und über das Genre sich ein wenig lustig zu machen gibt dem Film eine angenehme Würze. Leider beweist „Stung“ aber auch, das mit deutschen Fördergeldern in Deutschland nur durchschnittliche Horrorfilme gemacht werden (wenn überhaupt), die ebenso durchschnittlich sind wie die Beiträge aus den USA auf die sie penetrant schielen.
                                                5 "Die Fliege"- Gedächtnis-Mutationen.

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                                                  lieber_tee 12.02.2016, 21:52 Geändert 21.02.2016, 18:34

                                                  "Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #06
                                                  „Die Bibel hinterlässt große blaue Flecken.“
                                                  JCVD hat ziemlich schlechte Laune. Im fernen und hoch-kriminellen Manila wird ihm seine Niere geklaut. DAS geht natürlich nicht. Er hat 11 Stunden Zeit sie sich wieder zurück zu holen, schon aus Prinzip. Also versohlen die Muskeln aus Brüssel ordentlich die Hintern von Bösen. Wenn der Film es auf einen kantigen, geradlinigen Actioner auf DTV-Niveau belassen hätte wäre er ein solides, nicht wirklich aufregendes aber okeyes Futter für den Heimkinomarkt geworden. Leider muss er aber auf pathetisches Drama über Schuld und Sühne machen. Und das ist schlecht geschrieben und schlecht gespielt. Ist Kolportage bis in die letzten Nierengängen. Wirkt wie Schmierentheater aus christlicher Symbolik, Familien-Zwist und moralischer Läuterung. Bier-ernst gemeint, ziemlich zum Totlachen.
                                                  4 Pfund Gehacktes, völlig uninteressant, der Film.
                                                  [http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray]

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                                                    Das verrottende Pracht-Haus atmet und schwitzt roten Lebenssaft, ist von digitalen Geistern besessen und macht Menschen durch eine monströse, verbotene Liebe zu Monstern. Während die CGI-Effekte unbestreitbar zeitgenössisch sind, die Ausstattung, Kostüme und Dekors verschwenderisch in viktorianischer Gotik schwelgen, bleibt der Film seltsam leer. Guillermo del Toro prahlt mit seiner optischen Dekadenz so sehr, dass er den Plot und das Melodram der Figuren erstickt, die schauspielerische Oberliga kaum dagegen ankämpfen kann. Als eine blutige, (über-) stilisierte Horrorromanze betrachtet hat „Crimson Peak“ allerdings seinen Reiz. Leider wird sie wie aufgewärmter Gruselhaferbrei erzählt und von nummerischer Todessehnsucht in übersteigerten Edel-Trash-Optik verschluckt.
                                                    6 sterbende Schmetterlinge.

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