lieber_tee - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+19 Kommentare
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+17 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+13 Kommentare
-
Die GlaskuppelDie Glaskuppel ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 mit Léonie Vincent und Johan Hedenberg.+12 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning187 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina154 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines124 Vormerkungen
Alle Kommentare von lieber_tee
Die Südkoreaner hauen ja einen guten Thriller nach einander heraus, seit Jahren. Dieses respektabel Debüt ist wieder so ein Beispiel.
Eine urbane Kinder-Legende erzählt von Menschen, die sich in Wohnungen anderer Leute einschleichen, um dort unbemerkt von den eigentlichen Bewohnern zu leben, deren Existenz annehmen.
In der südkoreanischen Gesellschaft scheint eine tiefgreifende Verunsicherung und Paranoia zu existieren. Das perfekte Leben der peniblen Reichen in ihren edlen Anlagen hat Risse. Die Armut im heruntergekommenen Plattenbau am anderen Ende der Stadt, wo man sich eigentlich nie freiwillig hin verläuft, ist bedrohlich und verursacht ein schlechtes Gewissen.
Mit vielen Wendungen, Andeutungen und falschen Fährten folgen wir Regisseur und Autor Huh Jung der Dekonstruktion des Wohlstandes, in Form von Mietnomadentum der ganz bösartigen Art. Lange wird der Zuschauer im Ungewissen gelassen, er beschäftigt sich mit der Frage Wer-ist-der-Mörder. Erzählt wird das als Spiel verschiedenster Spannungsmomenten, die bis zu Giallo-ähnlichen Sequenzen führen. Psychologischer Stalker-Terror pur. Toll.
Nur das Finale ist dann völlig über-konstruiert, greller Psychopathen-Wahnsinn übernimmt die Regie. Ungereimtheiten sind völlig egal, der blanke Horror-Effekt zählt.
Mir wurde das dann doch zu viel, ich fühlte mich verarscht und billig an der Nase herumgeführt, auch wenn die Auflösung inhaltlich eine echt fiese Sache ist.
Der Film ist bei weitem besser als sein vernichtender Kassenflop-Ruf, trotz offensichtlicher Schwächen.
Die blass wirkende Performance von Hauptdarsteller Chris Hemsworth als moralisch integrer, muskulös-feuchter Traum eines Super-Hackers, der von einer verliebt-schnuckelige Chinesin angehimmelt wird und super kämpfen kann, berührt wenig. Ebenso wie die seltsam fahrig erzählte Liebes und Rache-Geschichte kaum als emotionales Fundament funktioniert. Das Drehbuch humpelt vorne wie hinten durch konstruierte Unwahrscheinlichkeiten, erscheint in seinen nachlässig gestalteten technischen Details für einen Computer-Thriller seltsam lustlos.
Wer über diese offensichtlichen Mängel wohlwollend hinweg sehen kann, der bekommt aus einen oberflächlich-banalen Plot hervorragendes, kluges Genre-Kino serviert, das Terrorismus von der inner-virtuellen Welt zu einer anonym-grenzenlosen Bedrohung hoch-stilisiert, um ihn dann in das Körperliche zu übertragen, kulminierend in einen zentralen, westernartigen Showdown zwischen Mann und Mann.
Im Prinzip erzählt „Blackheat“ mit seiner Hetzjagd nach einen Hacker um den halben Erdball ein schlichtes Katz und Maus-Heist-Movie, das vom Globalen zum Privaten führt. Damit bleibt Michael Mann den duellhaften Strukturen seiner Filme treu. Seine Geschichten waren nie sonderlich komplex, sein formaler Gestaltungswille aber immer famos. Mit typisch unterkühlt-stylischer Handkamera-Handschrift, einigen hypnotischen Bildern und elegant montierten Action-Sequenzen erzeugt der Meister einen soghaften Spannungs-Flow auf sehr altmodisch-entspannte Art.
Wer hier nicht der übermäßigen Erwartungshaltung eines Meisterwerks erliegt, die Arbeit des Regisseur grundsätzlich schätzt, sollte freundlich über das schwache Skript hinweg sehen und sich der optisch reizvollen wie cleveren Genrebetrachtung hingeben.
7 Punkte sind eigentlich zu viel, da aber der Streifen oft so unfair nieder gemacht wird, gönne ich sie ihm.
„Das Leben geht weiter…“
Erst von Gemütsausbrüchen überwältigt, dann verschwinden nach und nach die menschlichen Sinne, das ist die Epidemie. Aber die Liebe überlebt immer. Verlust macht erst das Bedürfnis nach Nähe spürbar. „Perfekt Sense“ ist ein Seuchenfilm, der Menschlichkeit und emotionales Überleben Angesichts der Katastrophe Schritt für Schritt darstellt, die Zivilisation aus den Fugen geraten lässt aber nicht das private Glück, das symbolisch für tiefen Humanismus steht. Der Film ist nicht frei von Melodramatik und mit einem unnötigen, prosaischen Holzhammer-Erklärbar unterlegtes Rührstück, das ordentlich an der Sentimentalität-Schraube dreht, bis der Letzte die Aussage versteht. Aber auch ein famoses Gedankenspiel, fern effektorientierter Knall-Bumm-Peng-Viren-Thriller, das mit seiner präzisen aber nicht unbedingt mutigen Inszenierung überzeugt. Der Zuschauer muss schon ziemlich emotional verkrüppelt sein um nicht berührt zu werden. „Perfekt Sense“ benutzt Motive der Apokalypse um über die Unsterblichkeit von Liebe und Wertschätzung, die wichtigsten „Sinne“ des Menschen, zu erzählen. Das ist ebenso ergreifend, wie deprimierend, wie lebensbejahend, wie kitschig.
„Ich mag kleine Dinge die größer werden…“
Eine unglaubliche Perle des obskuren Humors.
Hitoshi Matsumotos Mockumentary über einen Hulk mit Sturmfrisur und lila Unterhose, der hauptberuflich gegen Glotz- und Stinkmonster kämpft, ist manchmal zum Schreien komisch, meist unfassbar sparsam mit Pointen. Seine dadaistische Nicht-Witzigkeit ist eine Geduld- und Geschmacksprobe für den Zuschauer.
In endlosen Interview-Szenen beschreibt der depressive Superheld die Absurdität und Langsamkeit des Helden-Alltags, zwischenzeitlich muss er mit albernen CGI-Duellen, als würde-loser Werbeflächen-Riesen-Onkel, trostlos sein Land von Ungeheuern befreien. Die japanische Bevölkerung reagiert gelangweilt und zunehmend genervt, schaltet lieber den Wetterbericht ein um sich dieses Elend nicht weiter anzuschauen. Nicht nur das sich so über die falsche Alltagsnähe von Fake-Doku-Soaps lustig gemacht wird, es entsteht auch ein bitteres Psychogramm über das Männlichkeitsbild in Japan und eine melancholisch-tragische Abrechnung über das Leben von Randgruppen im Land.
Wenn im wirren Finale die Weltmacht USA als überlebensgroße Power-Ranger-Arschlöcher dem großen Japaner zeigt wo publikumswirksam der Hammer hängt ist die Blütezeit von Japan und Superheldentum spätestens vorbei.
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#02 (Staffel – 2)
B... Backwoods-Film
Der Backwoodfilm ist im besten Fall eine bösartige Parabel über den Zusammenbruch gesellschaftlicher und moralischer Strukturen, verordnet in der hintersten Provinz, wo nur noch archaische Regeln des Überlebens gelten.
„Frontier(s)“ ist ein offensichtlicher und passgenauer Vertreter diesen Genres.
Rechte Gewalt, linke Gewalt, Polizeigewalt, die Vorstätte brennen im Bürgerkrieg. Potent-frustrierte Klein-Kriminelle suchen Schutz auf dem Lande aber auch dort herrscht das vom rechten Hau-Ruck verkommender Bild der Unterdrückung, in Form einer abstrusen Texas-Chainsaw-Massaker-Familie im Nazi-Style. Die französische Härte schlägt erbarmungslos zu, egal wo man ist, das Land ist in seinen Werten marode, verkalkt und bösartig. Seit Generationen nagt das schon, die Saat der Gewalt liegt in der Familie, in der Politik, in den Werten. Es ist nur eine Frage der Zeit, das die Früchte rein-blütig geerntet werden.
Kein schönes, ein zutiefst misanthropisch-zerstörerisches Leidens-Bild erschafft Xavier Gens in seiner äußerst unangenehmen und bedrohlichen Hi(n)t(l)erwäldler-Groteske. Er macht Angst hypernervös und hochaggressiv spürbar, suhlt sich in Ausweglosigkeit, spritzenden Körperflüssigkeiten und Sadismus. Mehr als einmal werden explizit Motive des Naziexploitaion und Woman-in-Prison-Films zelebriert. „Frontier(s)“ ist pures, anarchisches Genrekino, dessen politischer Kommentar wie eine Attitüde erscheint und nicht so fundamental ist wie seine kompromisslose Inszenierung von Terror.
Am Ende bleiben das pure Grauen, die pure Körperzerstörung und der Wahnsinn. Die Unschuld kann nur hilflos aufgeben und eine Hoffnung auf bessere Zeiten in sich tragen.
[http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]
Live-Action-Role-Playing als hysterische Spacko-Fantasy-Splatter-Horror-Komödie. Der sperma-weiße Kindergartenhumor könnte als böswillige Verarschung der an Realitätsverlust leidenden Spieler-Nerds angesehen werden, die ihren alltäglichen Frust in Kriegsspiele ausleben oder als quatschige Hommage an eben diesen Fetisch aus Spontan-Theater und Rollenspiel. Ist aber letztlich völlig egal, denn als Film ist die ganze Chose so nervig-niveaulos, das ich nur auf meinem Schnurrbart davon-reiten konnte.
"Weiße Männer vergewaltigten mich und jetzt werde ich von weißen Nutten getötet!"
"Women in Cages" ist ein typischer Frauen-im-Gefängnis-Flick aus der Roger-Corman-Schmiede, mit all den Insignien des Genres. Lesbische Liebe, Catfights, Nacktheit, Dusch-Szenen und Sadismus in Hülle und Fülle. Irgendwo zwischen Männerphantasie, wehrhaft-starker Frau und BDSM Fetisch verordnet. Seine Stärken liegen im Spiel der unnachahmliche Pam Grier, die hier als Domina-Wärterin überzeugt, und in der ruppig-ungeschliffenen Inszenierung. Die Frauen sind alle Opfer der Umstände, das Knast-Ambiente wirkt, anders als bei ähnlichen Produktionen, realistischer, hat eine bedrückend-nihilistische Note. Der „Unterhaltungswert“ wird nicht durch übertriebene Exzesse und ausufernden Softsexszenen erzeugt, freilich bewegt sich der Film aber immer noch im oberflächlichen und voyeuristischen Exploitation-Bereich.
Einer der besseren, gelungen Beiträge des Genres.
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#01 (Zweite Staffel)
A wie Actionfilm.
Der Actionfilm ist vielleicht das Film-Genre, welches am deutlichsten die Bewegung von Bildern in pure Körperlichkeit und effektorientierter Jahrmarktsunterhaltung umsetzt.
Ein Meilenstein ist John Woos ultimative Hong-Kong-Blut-Oper „Hard-Boiled“, die sich offensichtlich an amerikanisches Gangsterkino und Western-Mythen orientiert. Der famos choreographierte Tanz aus Bleikugeln und durchlöcherten Menschen zelebriert genussvoll Gewalt bis zur comichaften Übertreibung um ihr mit dem Massaker an hilflose Zivilpersonen eine unfassbare Brutalität wiederzugeben.
Die zweckdienlich-schlichte Geschichte zweier Männer im Kampf gegen einen Triaden-Boss ist holprig und Anlass der heroische Freundschaft ein grobes Denkmal aus Brüderlichkeit, Männlichkeit und Ehre zu setzen.
„Hard-Boiled“ hat auch 23 Jahre nach seinem Erscheinen seine Magie NICHT verloren. Ist weiterhin ein beeindruckendes Totenballett, in dem fliegende Körper und Kugeln eine räumliche Einheit bilden, ohne dass der Zuschauer durch ein Schnittgewitter orientierungslos herum-irren muss.
Besser, so finde ich, kann Actionkino kaum sein, da sind der simple Plot und die „Sag, das du impotent bist“-Lächerlichkeit verzeihlich.
[http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]
Dieser Film vereint alles was ich liebe. Genauso muss ACTION sein. Er ist Action pur. Hammerhart, ultra brutal, so wie Actionfilme der 80er nun mal sein müssen. Es gibt coole Helden, coole Sprüche und gigantische Action, die sich gewaschen hat. Sly hat das in Rambo 2 auch so gemacht. Auch hier wird es den „Schlitzaugen“ gezeigt.
Ich liebe nun mal männliche Filme die von der Mehrheit vielleicht abgelehnt werden. Ich stehe dazu. Es nervt mich, das man sich bei mp für seine Vorlieben rechtfertigen muss. Finde ich richtig scheiße. Ich stehe nun mal auf 80er Jahre Muskelkino. Wem das nicht gefällt den bitte ich sich zu löschen.
Nur warum die Hells Angels in Vietnam sind habe ich nicht verstanden, selbst Wikipedia schreibt darüber nichts.
In den bundesdeutschen 70ern war wohl die Welt der Jugend aus Sicht der rechtsstaatlichen Bürgerlichkeit nicht in strammer Ordnung. Die drei halbstündlichen Episoden „über Jugendliche, die in den Strudel der Kriminalität geraten“ sind so authentisch wie die Schulmädchenreporte, in der Visualisierung ebenso bieder wie die Geisteshaltung des Autors Herbert Reinecker, der sich, ebenso wie Regisseur Alfred Vohrer, sicherlich nicht mit diesem Exploitationfilm ohne Exploitation mit Ruhm bekleckert. Jedes moralisches Wert-Vorurteil wird bedient, Hintergründe ausgespart und zu einer drögen Räuberpistole für alte Bahnhofskinowichser ausgebaut, die dann freilich wenig nackte Haut präsentiert bekommen. Der Film ist so belanglos, das er nicht einmal verärgert.
Spoiler!!
In der 2. Staffel löst der verkorkst - suizidale Inspektor zwei ultrabrutale Serienkiller-Fälle auf fast hellseherischer Weise. Nicht mehr so packend wie die erste Reihe, darf der umstrittene Luther gern mal den Papa spielen und wieder alle Gesetze brechen. Filmzufall und Unwahrscheinlichkeiten schlagen ständig zu und das vorangegangene grandiose Finale wird genauso wenig aufgegriffen wie die originelle Hass-Liebe zwischen der psychoanalytischen Killerin und Luther. Aber immer noch sehenswert-niveauvolle britische Krimiunterhaltung.
Äußerst gelungene 1. Staffel der BBC-Krimiserie um einen vermurkst – sympathischen Inspektor am Rande der Legalität in bester „Cracker“-Tradition. Geschickt schafft es der Autor Neal Cross Hauptstränge und Nebenstränge zu einem schweißtreibenden Finale zu verbinden. Die Spannung steigt von Folge zu Folge, obwohl die Mörder dem Zuschauer bekannt sind. Die eigentlichen Höhepunkte der Serie sind das Spiel, die symbiotische Beziehung und punktgenau-ironischen Wortgefechte zwischen der Femme fatale – Killerin und Luther.
Gleichermaßen gehasst wie gewünscht und als Gewaltmonopol in einer demokratischen Gesellschaft benötigt, wirft der Film ein angemessenes düsteres, zynisches, pessimistisches, kompromissloses, realistisches und unsentimentales Bild auf die LA Polizeiarbeit in den frühen 70er Jahren. Stacy Keach und George C. Scott geben in ihrem wunderbaren Auftritt alles, der Autor Joseph Wambaugh kann glaubwürdig aus seinem Leben als Mitglied des LAPDs erzählen. Ich mag an diesem Film, dass er sich bemüht keinen idealisierten Hollywood-Schnickschnack zu erzählen und kein Blatt vor dem Mund nimmt, in der Annäherung an die Welt der Polizeiarbeit. Die Sprache ist erdig, alle vermuteten Klischees werden ebenso erfüllt wie gebrochen. Ein Cop-Film, der von den emotionalen Belastungen, dem Spießrutenlaufen der sinnlos erscheinenden Arbeit erzählt, die doch ehrenvoll sein kann, wenn sie nicht missbraucht wird.
Grabräuber flüchten vor dem Mob auf eine einsame Insel wo Zombie-Piraten hausen, die durch einem Alienvirus turbo-schnell und blutgierig geworden sind. So wird von A nach B, dann von B nach A gerannt, mal auf Bäumen und in Höhlen sich versteckt, die Kamera wackel-dackelt ständig hinterher. Mit leicht ironischen Tonfall ist dieses 90 minütige You-Tube-Video vor exotischer Kulisse auf den Philippinen im nerdigen Bonusprogramm ja irgendwie sympathisch, nur leider ermüdete der Zuschauer ebenso wie die Protagonisten vom inhaltsleeren Gerenne, auch wenn so manche Male auf Moral und bittere Gegenwartskritik gemacht, sich mit Pisse eingerieben wird. Schade, wollte den mehr mögen, er gibt aber leider nicht viel her.
Der diabolische Dr.Phibes ist nach kurzer Leichenstarre wieder zurück und sucht für seine tote Frau und sich in Ägypten die Unsterblichkeit, in Konkurrenz mit einem Gleichgesinnten. Weiterhin in bizarren Art Deco-Stil und skurrilen Morden schwelgend, allerdings inszenatorisch weitaus weniger geschlossen als sein Vorgänger wirkt der Streifen konfus. Er macht den Eindruck, dass die Macher nie wissen wohin die Reise gehen soll, das Rache-Motiv sowie die Todesszenen sind Fan-Service für den kommerziellen Markt. Das bizarre, dunkle Comic-Universum von Morden und altägyptischen okkulten Weisheiten hat zwar seinen Reiz, ebenso der beibehaltene schwarze Grand-Guignol-Humor, allerdings ist das Tempo zeitweise arg bleiern geworden. Famos, weiterhin, Vincent Price, der seine Figur mit angemessenem Augenzwinkern präsentiert.
Breakdance war in den 80ern ein fettes Modeding. Tennissocken, Ghettoblaster, neonfarbene Unterwäsche und Trainingsanzüge. Moves wie der Robot, Moonwalk oder Helikopter. Alles total hässlich aber irgendwie doch auch cool.
Das diese Form der Jugendkultur aus der "Gosse" kam, eine Alternative zur Gewalt der städtischen Straßen-Gangs war, wird in „Breakin‘ angesprochen, allerdings durch die steife und sterilisierte Darstellung einer Formel Eins TV-Show weich-gespült.
Athletisch und akrobatisch können die Typen im Film tanzen, Respekt, aber wenn sie in ihren hölzernen und unsympathischen Alphatier-Habitus agieren wird deutlich, wie furchtbar unbegabt sie als Schauspieler sind. Die simpel gehaltene Story dient als Stichwortgeber für Tanzeinlagen mit netter Musik. Das ist ok so, denn wer erwartet in eine Cannon-Produktion mehr…
Schade ist allerdings, das der Streifen Themen wie Arm-/Reich-Gefälle, Getto vs. Bürgerlichkeit, Liebe zwischen verschieden Hautfarben, Kommerz vs. Lebensgefühl, Drill vs. Freiheitliche Ausgelassenheit usw. anspricht, sich aber vor Konsequenzen drückt. Am Ende haben sich alle lieb, die Kontroversen werden glatt-gebügelt.
Faszinieren ist diese herrlich überdrehte Schwulheit, die der Film (unfreiwillig?) ausstrahlt. In einer homophoben Hiphopwelt werden homoerotischen Paarungstänze vollzogen, die Frauen sind züchtig gekleidet, während die halbnackten Männern im Tanz miteinander flirten, batteln und ihre Fetische ausleben.
Es hilft sicherlich in den 80er aufgewachsen zu sein um diese nette Zeitreise in Jugendtagen zu ertragen, denn sonst bekommt der fassungslose Zuschauer einen Flash von dieser Neon-Plastik-besprühten Buntheit.
Die ersten 60 Minuten sind creepy, die unheilvolle Stimmung baut sich gut auf um in einer morbiden Pointe zu enden. Was dann im letzten Drittel folgt lädt leider nur noch zum Fremdschämen ein, der Film will einfach nicht aufhören. Die Grund-Geschichte ist eigentlich nur eine dösige Stammtisch-Idee, die zu einen 90Minüter ohne Vernunft aufgeblasen wird. Ständig wird über das Ziel hinaus geschossen, der Tonfall wechselt minütlich von Komödie über Satire zu Mitleid und Ekel. Eine nachvollziehbare oder geschlossene Story scheint Kevin Smith allerdings eh nicht zu interessieren. Auch nicht, ob hier Horror oder Comedy angedacht ist, mit völlig irrelevanten Dialogen gurkt er von einer noch so doofen Idee zur nächsten. Interessante Themen wie ein Essay über das Geschichten-erzählen, das Tier im Manne, Internetmentalität, die alles und jeden auslacht, Kanadisch-amerikanische Befindlichkeiten und so weiter und so fort werden kurz für Kalauer und Genrefilm-Verweisen genutzt, verschwinden dann im Nirwana.
„Tusk“ ist grenzenloser, abstruser Murks, der irgendwie in seiner anarchistischen Unkontrollierbarkeit interessant aber sicherlich nicht gut ist.
Doku über die Zombifikation der Popkultur, die Genrekundigen nichts Neues bringt. Filmhistorisch werden die üblichen Verdächtigen und ihre bekannten Deutungsmuster schnell abgearbeitet um, unterbrochen von wahllos wirkenden, ironischen Spiel-Szenen, auf den Zombie-Hype-Zug zu springen. Da dürfen natürlich die sinnlose Diskussion über schnelle oder langsame Zombies und Überlebensregeln in der Apokalypse nicht fehlen, ebenso nicht das Beweihräuchern der „Walking-Dead“-Serie. Die Infos werden im Stakkato dem Zuschauer um die Ohren gehauen. Interessantere Aspekte, wie die medizinische Sicht der Dinge, Live-Rollenspiele oder Zombies in der Porno-Industrie, verpuffen in einen oberflächlichen, lustig-bemühten Stil. Für Einsteiger ist das bekömmlich serviert und als aktuelle Übersicht auf ein Phänomen, das vom Nischendasein zum Allgemeinwissen von Jung und Alt geworden ist, durchaus akzeptabel. Am sympathischen ist mir Opi Romero, der der ganzen Entwicklung offenkundig ratlos gegenüber steht.
Wie schon in seinem ersten Spielfilm ("Rare Exports“) verneigt sich der finnische Autor und Regisseur Helander vor den Hollywood-typischen Mainstream-Gesten (hier der 80er Jahre Actionfilm), ironisiert sie wie er sie auch genüsslich feiert und ergänzt diesen Mumpitz mit Rituale wilder Männlichkeit in den nordischen Bergen. Ein Junge geht in die Wildnis um ein Mann zu werden und kehrt mit dem abgeschossenen Präsidenten der USA zurück. Leider reicht diese Bierdeckel-Idee nicht für einen 90minüter (das Problem hatte ebenfalls der Vorgänger des Regisseurs). Es schleichen sich im Mittelteil Längen und zunehmend Lächerlichkeiten in den eh schon reichhaltig (bewusst?) doofen Film ein. Das wird mit routinierten Darstellern und einer hübsch-aufwendig wirkende Inszenierung kaschiert, so das, trotz aller erzählerischen Schwächen, annehmbares Kino für den internationalen Markt entstanden ist, das aber bereits nach wenigen Minuten in seine Belanglosigkeit verdampft.
Der Wolf soll ja wieder in Brandenburg heimisch sein. Er streicht durch die Wälder und bedroht die Dörfer, wo jeder jeden kennt, keiner aus der Reihe tanzt. Er reißt in den Gartenzwergen-Vorgärten die spießigen Hühner und manchmal, ja manchmal bringt er in das träge Filmdeutschland blutigen Schwung.
Das Märchen, das aus heimischen Gefilden keine Genrefilme mehr kommen ist natürlich nicht wahr, differenziert betrachtet stellt sich eher die Frage nach deren Qualität.
Der Debütant Till Kleinert lässt den einsamen Frust-Wolf als irrsinnigen Joker in Frauenkleider, mit steifen Penis und Schwert auf die deutsche Kinolandschaft los. Die Ex-DDR-Dorf-Provinz ist ein Ort des Spießbürgertums, ein Gefängnis, in dem der Wahnsinn und die unterdrückte Sexualität einen Ausbruch wagen. Mit homoerotischen Anspielungen konfrontiert, versucht das Individuum, in einem ebenso märchenhaft-romantischen wie surrealen Niemandsland, gegen Konformität zu kämpfen, damit endlich die triebhafte Befreiung, die sexuelle Unterdrückung ein blutiges Ventil findet.
Selten sah Heimat so apokalyptisch-albtraumhaft aus. Selten war sie so düster.
Was alles für großartige Bilder mit einer kleinen Digitalkamera eingefangen werden können… Respekt. Sie bilden die optische Grundlage für eine Vielzahl an Subthemen und Symbole. Das begrenzte Budget ist hier eine Stärke. Roh und ungeschliffen kommt diese kleine Indie-Kunst-Perle daher. Da ist verzeihlich, dass der Hauptdarsteller Michel Diercks ein wenig blass spielt, die Geschichte oft der rechte Schwung fehlt und holprig wirkt. Die knappen 70 Minuten haben genug Energie für verschiedenste Deutungsmuster und Verbeugen sich reichhaltig vor altbekannte Horror- und Fantasy-Motive aus Literatur und Film.
Fern von Perfektion ist „Der Samurai“ ein sympathisches, mutiges, sperriges, facettenreiches Genrefilmchen aus dem fernsehfernen Deutschland.
Don Siegel wird immer mit sein seinen Filmen „Die Dämonischen" und "Dirty Harry" sowie als Mentor von Clint Eastwood in Erinnerung bleiben. Hier greift er auf ein (für ihn) untypisch Material zurück und inszeniert einen doppelbödigen Geheimdienst-Thriller, der filmhistorisch in Vergessenheit geraten ist. Nicht zu Unrecht, denn als gelungen kann man den Streifen sicherlich nicht bezeichnen. Michael Caine spielt einen Agenten, der, selbst-diszipliniert und für den Zuschauer seltsam distanziert wirkend, seinen kleinen Sohn im Alleingang aus den Klauen von Verbrechern in den eigenen Reihen holt. Obwohl die schlichte Geschichte eh nicht allzu viel hergibt, in seinem Konstrukt völlig unglaubwürdig wirkt, wird sie mit erfinderischen Wendungen, Siegel-sicheren Action-Szenen, James Bond-Spielereien und seltsam befremdlichen, albernen Humor aufgepeppt. Dank seiner verworrenen Unberechenbarkeit ist der Film zwar interessant aber so richtig fängt der Zuschauer kein Feuer. Mag sein, das der Meister sich in Europa nicht so recht wohl gefühlt hat, mit all den hübschen Drehorten kann er jedenfalls wenig anfangen, die schwarze Windmühle ist nur ein zahmes, träges Lüftchen in dem nichts stimmig ist.
Mit Verlaub, was für ein widerwärtiger Film.
Er möchte irgendwie empathisch die Themen Menschenhandel und Sexsklaverei auf ihre düstere Natur ausloten und verzichtet zunächst auf eine reißerische Darstellung von Sex und Gewalt. Ihm fehlt allerdings für ein tiefergehendes Drama jegliches Verständnis, inszeniert in Hochglanzbildern und mit poppiger Rockmusik unterlegt das Elend und stützt sich auf ein abgedroschenes Skript, bar jeder Originalität, ackert mit seinen günstigen B-Movie-Stars jedes noch so erdenkliche Klischee ab um dann doch jegliche Hemmungen über Bord zu werfen und in ein Folter-Porno zu enden.
Gequirlte Scheiße, der Film.
Sorry für meine Wortwahl, aber mich ätzten solch heuchlerischen Streifen an.
Einen Punkt für das Catering der Filmcrew.
„Man darf in unserem Beruf nicht sentimental sein. Das trübt den Verstand.“
Passabel 60er Jahren Spionagethriller, der gekonnt mit seiner beliebten Doppelgänger-Thematik (der Filmtitel spoilert bereits den Twist) die paranoide Kalte-Krieg-Stimmung umschreibt und sie in den Figuren und österreichischen Ski-Handlungs-Urlaubsort bebildert. Yul Brynner ist als skrupellos-hartherziger Anti-Bond ein aus Stein gemeißeltes Denkmal, seine Sperrigkeit als Held wäre so im heutigen Mainstream nicht mehr möglich. Da hätte man alle Ecken und Kanten brav abgefeilt. Der ganze unnötig komplizierte Ersatzplan der Russen ist natürlich logisch gesehen völliger Blödsinn, den erzählt aber Franklin J Shaffner routiniert und mit angenehm effizientem Tempo.
Obwohl die Heilungserfolge der phobischen Patienten in der Fear Clinic-Web-Serie aus dem Jahre 2009 gen Null gingen, trudeln einige wieder, direkt to video, bei der Horrorkone Dr.Robert Englund ein. Ihm ist zwar sein Floating-Tank der Angst nicht ganz geheuer, da er Halluzinationen erzeugt und in Bereiche des Hirns eindringt, die bislang kein Mensch gesehen hat, aber er ist nun mal Arzt, hat den Eid des Hippokrates geschworen und muss helfen. Ungünstig ist auch, dass irgendwelche ektoplastische Furcht-Rückstände entstehen, die ziemlich irre machen und dass diese Kammer wohl auch ein Tor zum plastischen Grauen ist.
Das Spiel mit Urängsten ist ein gern genutztes Standartthema im Horrorfilm und eigentlich ist der Film auch ein ehrgeiziges Projekt aus dem Low-Budget-Bereich, der dieses annehmbar visualisiert. Leider ist Regisseur Robert Hall in seiner digitalen und handgemachten Effekt-Show sicherer als im Entwirren des dösig zusammengeschusterten Drehbuchs, da mag das Konzept noch so clever sein. Inkohärent wegen Inszenierung und Verlauf, trotz einigen bizarren Höhepunkten, schläft der Zuschauer ein und hat schlechte Träume.
Low-Budget-Internet-Serie aus dem Jahre 2009 mit 5 sechsminütigen Folgen. Inszeniert vom Make-up-Fachmann Robert Hall, der mit „Laid to Rest“ zu zweifelhaften Ruhm bei Splatterfans gekommen ist, verheißungsvoll bevölkert von Genre-Sternchen wie Robert Englund, Kane Hodder und Danielle Harris.
Um Phobien zu erforschen und zu heilen hat ein Psychiatrie-Arzt einen Floating-Tank entwickelt. Dort ist der Patient isoliert, eine bestimmte Region seines Hirns wird stimuliert und mit seinen Ängsten konfrontiert. Die unangenehme Nebenwirkung, das sich dadurch die Furcht irgendwie physisch manifestiert mindert allerdings die Heilungschancen.
Hauptproblem ist, das die kurze Lauflänge von insgesamt 30 Minuten keine vernünftig ausgearbeitete Handlung und Charakterzeichnung zu lässt, die Serie wirkt wie kleine Appetithäppchen für verschiedenste Anspielungen auf klassische Horrormotive und Genrefilme.
Dank zügigen Tempo, klausrophobischen Setting und einigen creepy Momente ist „Fear Clinic“ als sehr kurze Zwischenmahlzeit für Grusel-Fans allerdings ok.