Martin Canine - Kommentare
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Alle Kommentare von Martin Canine
"The Tree of Life" ist eher ein Erlebnis als ein Film. Das gilt, solange Terrence Malick seine ausdrucksstarken Bilder auf die Leinwand bringt, und nicht versucht, eine Geschichte zu erzählen, oder besser gesagt Fragmente einer Geschichte.
Vielleicht möchte uns der liebe Herr Malick zeigen, was für schöne Dinge das Leben bietet, und in einer Zeit, in der ich denke, dass man den Sinn für das Harmonische und das Herz etwas verloren hat - ich glaub, der Hang zur Begeisterung geht leicht zurück - ist ein Film, der sich Zeit nimmt, den Zuschauer durch die wunderbaren Bilder dieses Universums daran zu erinnern, dass es soviel Schönes auf der Welt gibt, genau das, was einige Misanthropen und Pessimisten brauchen, um sich am Leben doch noch erfreuen zu können.
Und in diesen Momenten kommt "The Tree of Life" mit einer ähnlichen Wucht daher wie 'Koyaanisqatsi' oder '2001: Odyssee im Weltraum'.
Mit einer zumeist ruhigen, aber manchmal doch raschen Kameraführung fängt Malick wirklich bombastische Bilder ein, und erzeugt einen Rausch aus Faszination und Überwältigung, und zeigt sowohl die Natur von Mutter Erde, das Universum und überraschenderweise auch die Zivilisation - es gibt z.B. eine Szene, in der durch eine bei Nacht beleuchtete Stadt im Höchsttempo gefahren wird, und deren Lichter somit malerisch verlaufen und Farbenspiele erzeugen.
Dann aber sehen wir wieder Bilder einer Geburt, oder Leuten, die ihrer (Büro-)Arbeit nachgehen.
Diese Szenen sind größtenteils unkommentiert, und lassen dem Zuschauer freien Raum zur Empfindung, sie zeigen für mich die Vielfalt dieser wunderbaren Welt, in aller Pracht.
Es folgen dann animierte Aufnahmen zu Zeiten der Dinosaurier oder des Urknalls, die ebenfalls von Leben und Tod zu erzählen scheinen und Theorien zur Entstehung der Evolution und der Entstehung jeglicher Existenz zeigen.
"The Tree of Life" zeigt aber freilich auch Bilder religiöser oder esoterischer Natur, aber was ist dagegen einzuwenden? Gehören diese Dinge zur Philosophie und zum Leben nocht auch schon seit jeher dazu?
Und warum kann man nicht auch ausschließlich an eine allgegenwertige Macht glauben, oder an ein Leben nach dem Tod, ohne, dass man sich an die Schriften eines heiligen Buches binden will.
Ich bezeichne mich weitgehend als Agnostiker, und als relativ unesoterisch, glaube aber an mein inneres Tier, ohne mich jetzt uneingeschrenkt als Therianthrop bezeichnen zu können.
Es sind die irdischen, und überirdischen Dinge, sein sie nun existent oder auch nicht, die das Leben ausmachen.
"The Tree of Life" zeigt all das, stellt nur durch reine Bilder allgegenwärtige und bewusstseinserweiternde Fragen, und ist in der Hinsicht wohl das größte Ereignis, welches filmisch möglich ist.
Und dann macht "The Tree of Life" aber einen entscheidenden Fehler: er beginnt, diese anhand eines Beispiels zu zeigen.
Er nimmt dem Zuschauer dadurch die Denkaufgabe ab, er überlässt es ihm nicht, sich zu den Bildern selbst Gedanken und Assoziationen zu machen.
Gezeigt wird eine Familie in den 1960er Jahren, bestehend aus dem Vater, der Mutter und den 2 Söhnen.
Die Eltern vertreten zwei komplett gegensätzliche Weltanschauungen, nämlich glaubt die Mutter an die Seele, die Harmonie und innere Kraft, und fühlt mit ihrem Herzen, während der Vater erfolgsorientiert, rational und taktisch agiert, und sich somit von seinem Verstand leiten lässt. Die Söhne erfahren freilich durch die Eltern eine Prägung, in welchem Ausmaß auch immer.
Diese grundsätzlich interessante Grundidee wird nicht als Geschichte, sondern als Aneinanderreihung alltäglicher Szenen dargestellt.
Leider, muss ich sagen, passt dieses Element nicht unbedingt in den Film, der alleine durch Bildsprache mehr erreichen könnte.
Denn wo er noch über weite Strecken unheimlichen Eindruck auf den Zuschauer hinterlässt, und ihn, obwohl er zu keiner Zeit verbal kommuniziert, dazu zwingt, aktiv mitzuerleben - mit der Berauschung stellen sich automatisch auch die philosophischen Ansätze, denn im Betrachter wird etwas ausgelöst - wird er während seiner wirklich filmischen und narrativen Szenen leider fast schon banalisiert.
Denn so besonders wirkt er nicht mehr, wenn er sich erstmal konventioneller Mittel wie Charakteren, Dialogen oder Interaktion bedient, da man hierdurch auch ganz klare Sympathien aufbauen kann.
Ich meine, wie sollen Aufnahmen einer Landschaft, einer Explosion oder eines Gebäudes als Identifikationsfiguren dienen? Eben, es geht nicht - der Zuseher ist Teil des Erlebnisses, und ist selbst die Hauptperson. Hat man nun aber die Charaktere und das Geschehen hinzugefügt, so wird der Zuschauer lediglich zum passiven Betrachter und ist nicht mehr aktiver Bestandteil des Films.
Man kann sich mehr oder weniger zurücklehnen, und ihn wie jedes andere cineastische Werk betrachten.
Ich persönlich empfinde es so, dass der wirklich erzählerische Teil, der Spielfilmteil, dem unkommentiert dokumentarischen, der in meinen Augen der weitaus bessere ist, im Wege steht.
Ich bin mir jedoch sicher, dass viele das genau umgekehrt sehen werden.
Somit bleibt "The Tree of Life" ein toller Film, und ist zu Teilen ein Meisterwerk, als Gesamtwerk kommt er jedoch nicht so hoch hinaus, wie er könnte.
Eine Schauspielerin, deren Namen rund um den Erdball zum Brgriff geworden und allgegenwärtig präsent ist. Wie oft hat man von ihr schon gehört, in den Medien, oder auch nur im Alltag? Neben der Schauspielerei scheint sie auch in der Politik tätig zu sein. Wie oft hat man denn bei einer Wahlübertragung schon vernommen: "Da ist die Bitch schon wieder". Auch, wenn man keinen Film ihrer weitreichenden Filmografie gesehen hat, so hat man doch zumindest schon von ihr gehört.
Einfach toll, die Bitch...
Ich distanziere mich hiermit von jeder Form des Nationalsozialismus, Rechtsradikalismus oder jeglicher weiterer Form des Rassismus. Meine Wertung behandelt den Film als filmisches, cineastisches Werk, und nicht die Ideologie, für die er einsteht.
Diese werde ich komplett aus der Wertung ausklammern.
Dies hat die Gründe, dass er ideologisch 0 Punkte erhalten müsste, filmisch 10, im Schnitt also 5 - eine Wertung, die diesem Film in keiner der beiden Hinsichten auch nur ansatzweise gerecht wird.
Und ich denke auch, ihr kennt mich und meine Einstellung jetzt bereits gut genug, dass ihr meine Wertung richtig einordnen könnt.
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Eine Sache kann man Leni Riefenstahl definitiv zugute halten: ihre Leidenschaft für den Film, die Ästhetik und die Wirkung. Es gibt selten RegisseurInnen, die ihrer Arbeit mit einer solchen Euphorie und Begeisterung nachgehen. Hört man sie in Interviews, klingt sie immer etwas durch den Wind, etwa so, als hätte man sie überrumpelt - außer, sie wird konkret über ihre Filme befragt. Man spürt ein gewisses Leuchten in ihren Augen, wenn sie schildert, wie sie filmen musste, um auch wirklich die pracht- und machtvollste Wirkung zu erzielen, wenn sie über Bilder, Kamerafahrten und Schnitttechniken resumiert.
Nur zu schade, dass sich über ihrem Haupt ein übergroßer Schatten im Wind wehender Hakenkreuzfahnen und zum Hitlergruß erhobener Arme erhebt.
Der Propagandafilm "Triumph des Willens" über den sechsten Reichsparteitag ist vermutlich neben 'Olympia' ihr berüchtigster und für die Filmgeschichte wichtigster Film, und wenn man ihn sieht, ist es garnicht so unverständlich, warum diese Frau zum Vorbild bzw. Inspiration vieler großer Filmemacher wie Ridley Scott, oder prominentesterweise George Lucas stand (oder ihr Stil auch offen der 'Seid bereit'-Szene in Disney's 'Der König der Löwen', eine der für meine Verständnisse allerpackendsten Filmszenen überhaupt, als Vorlage diente).
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Leni Riefenstahl wusste wie Adolf Hitler genau, wie sie die Massen bewegen konnte.
In "Triumph des Willens" treffen beide dieser Gewalten aufeinander.
Voller Ekstase filmt die Regisseurin die in kraftvollster Weise dargebrachten, stärksten Reden des Diktators, gefolgt von Hunderttausenden applaudierenden, donnernden Anhängern, die in vollster Inbrunst ihre Heilsrufe hinausdonnern. Die Saat hat gekeimt, die Wurzeln sind bereit, alles aus den Ankern zu reißen, was ihnen im Weg steht.
Es hallt mit lautem Echo, überrollt alles ringsrum wie eine mächtige Feuerwalze, die Massen erheben sich gegen alle denen, die ihnen nicht gleichgesinnt sind, bis nichts mehr außer ihrer Bewegung zurückbleibt.
Sich "Triumph des Willens" aus einem modernen Standpunkt anzusehen, bedeutet freilich, sich ausgiebig mit dem Werk, seiner Entstehung und selbstredend seiner Zeit auseinanderzusetzen, und sei nicht jedem empfohlen. Wenn man in der Lage ist, diesen Film zu durchschauen, seine Mittel zu verstehen und zu analysieren, dann kann man vielleicht auch ein Stück weit besser empfinden, wieso so viele Leute seinerzeit dieser Schreckensherrschaft so hingerissen verfallen sind - und kann ein weiteres Mal verhindern. Gefährlich ist es nur, wenn man es nicht kann.
Sich diesen Film aus rein filmischem Interesse anzusehen, ist da schon eine ganz andere Sache.
Denn dass Riefenstahl eine Regisseurin war, die ihr Publikum absolut mitreißen konnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Mit welch einer Energie und Gewalt hier diese HUNDERTTAUSENDE trommelnden, marschierenden, jubelnden Nationalsozialisten inszeniert werden, ist einfach wahrlich beeindruckend.
Die lauten, gewaltigen Schreie der Massen ertönen wie ihr Gleichschritt, als sie ihrem Führer ihre Ergebenheit mit lauter Überzeugung kundtun.
Der Radikalismus und diese enorme Bewunderung, nein, dieser Rausch, die Erregung, diese Obsession, sind in jeder Einstellung spürbar.
Es wird von riesigen Paraden, ästhetischer Symbolik, pompöser Schmückung und atemberaubender Symmetrik wirklich alles aufgefahren, um ein möglichst spektakuläres Event zu zeigen.
Riefenstahl hat mit quasi unbegrenztem Budget ein Mammutprojekt aufgestellt.
Ich bin mir auch sicher, dass es nicht bei einer einmaligen Sichtung meinerseits bleibt.
Leni Riefenstahl selbst bezeichnete "Triumph des Films" als reinen Dokumentarfilm und sich selbst später als unpolitisch und naiv. Bekannt ist, dass sie sehr wohl selbst den 6. Reichsparteitag inszeniert hat, zumindest zu einem großen Teil, und das gesamte Ereignis eigentlich als Filmkulisse gedient hat. Somit entstand das Event wegen des Films, nicht umgekehrt.
Somit bleibt die Frage offen, ob Riefenstahl selbst überzeugte Anhängerin war, oder nicht.
Der Film zeigt mir: ja. So viel Leidenschaft lässt sich schwer ohne eigene Überzeugung drehen.
Aber ich weiß es nicht.
Interviews mit ihr verraten mir, dass sie eher der Typ ist, der über Leichen geht, um die Bilder zu bekommen, die er will.
Klar ist: Filme, aber vor Allem die Ästhetik (sie hat ja später auch jahrelang als Fotografin gearbeitet), waren ihre große Passion, man könnte sagen, ihr Leben. Und das macht "Triumph des Willens" auch so packend, so unmittelbar.
Denn Leni Riefenstahls gesamtes Herzblut steckt in diesem Werk.
Einem bösen, wie auch virtuosen Zeugnis ihres Talentes.
Es ist nur schade, wofür sie es eingesetzt hat.
Was hätte aus ihr werden können, hätte sie die internationalen Angebote nach ihrem Regiedebut 'Das blaue Licht' angenommen und nicht für die Nazis gearbeitet...
...vielleicht eine der beliebtesten, erfolgreichsten und meisterhaftesten RegisseurInnen aller Zeiten.
Vielleicht mehrfache Oscarpreisträgerin.
Vielleicht hätte SIE Monumentalfilme wie 'Ben Hur' gedreht.
Letztlich ist es doch mit der großen Karriere nichts geworden.
Denn durch den Untergang von NS-Deutschland ging auch ihr Ruf und Erfolg nieder.
Zu sagen bleibt mir: "Triumph des Willens" ist ein großer Film. Grauenvoll... aber groß.
Ich wäre dafür, dass man eine Spoilerwarnung davorsetzt, denn vor Allem im vorletzten Absatz wird einiges vorweggenommen.
Ansonsten freu ich mich darüber.
Die Eröffnungsszene von "Blue Velvet" erinnert so ein Bisschen an eine Dauerwerbesendung für Gartenanlagen. Ihr wisst schon, wie beim amerikanischen Teleshopping. Alles extrem perfekt, unrealistisch kraftvolle Farben, aufgesetzt harmonisch. Irgendwo wohl wunderschön, aber ebenso gruselig perfekt. Ich war nicht ganz abgeneigt, an die Frauen von Stepford zu denken.
Und was kriecht da auf dieser frischen Pracht der Makellosigkeit? Insekten.
Und worüber kriechen diese? Da hat sich doch tatsächlich ein menschliches Ohr auf eine Wiese verirrt.
Eine zugegeben eigenartige, aber durchaus schlüssige Mischung ist "Blue Velvet", die tief unter die Erde der Idylle gräbt, um zu ihrem verrotteten Kern zu gelangen.
Es ist bei Kunstfilmern oftmals so, dass sie komplett den Faden aus den Augen verlieren, und sich in ihrer künstlerischen Kreativität vertiefen, dabei aber vollkommen vergessen, was der springende Punkt ist. Das Ergebnis sind oft unkonventionelle, aber unanschaubare Filme, die obendrein noch kaum etwas Wichtiges zu sagen haben. Nicht David Lynch. Er gibt seinem Publikum zwar oft Denkaufgaben und Rätsel auf, die er kunstvoll verpackt, aber sie sind lösbar, und zu dem auch noch wunderbar anzuschauen.
In "Blue Velvet" erzeugt Lynch eine bedrohliche, halb-surreale Atmosphäre, und das rein durch Kamera, Licht, Ton und Schnitt.
Inhaltlich ist der Film vollständig realistisch, linear und dramaturgisch konventionell.
Dann gibt es aber diese Spielereien mit tief hallenden Rauscheffekten, Extremstcloseups, verzerrt wirkenden Filtern, die das Bild verschwimmen lassen, und natürlich diese hypnotische, pervers voyeuristische Kameraführung...
Es ist garnicht so sehr, was Lynch erzählt, als die Art und Weise, wie er es erzählt, warum dieser Film als Arthausfilm wahrgenommen wird.
Und viele der hier angewandten inszenatorischen Mittel sollten auch in späteren Werken noch Verwendung finden - vor Allem die Einstellung langer Straßen bei Nacht aus dem fahrenden Auto heraus.
Inhaltlich ist "Blue Velvet" aber ebenfalls erste Sahne.
Erzählt wird auf den ersten Blick eine spannende Kriminalgeschichte um einen Mann, der ein Verbrechen aufklären will und dabei auf eine Spur aus Erpressung und Gewalt stößt.
Aber, aber: auch hier schlummert wesentlich mehr dahinter als ein ordinärer Thriller.
Es ist vor Allem ein psychologisch komplexer Film, geht es doch um eine Frau, der aus Lust furchtbares Leid wiederfährt, und die aus diesem Leid nun auch selbst ihre Lust zieht. "Schlag mich" hallt es, sexueller Natur.
Warum genießt sie es, gedemütigt zu werden?
Ich würde nie auf die Idee kommen, Sadomasochismus zu verurteilen, nein, warum sollte ich?
Aber dennoch ist hier nichts so klar verdreht wie dieses Element, eine Frau die hier ganz klar real - also im Film real, nicht als Teil einer einvernehmlichen sexuellen Fantasie - gegen ihren Willen misshandelt und vergewaltigt wird, dabei zu sehen, wie sie im Anschluss bei einer von ihr ausgehenden Liebelei schreit "Schlag mich!".
Und das ist die Denkaufgabe, die uns Lynch hier aufgibt.
Gleichzeitig ist natürlich auch die Optik nicht zufällig gewählt - in der Kleinstadt herrschen eben die besagten, kräftigen Farben - die Sonne scheint, die Blumen blühen, der Himmel ist strahlend blau, die Häuser und Zäune wirken gerade frisch gestrichen - bis dann Unglücke passieren.
Ab einem gewissen Punkt, und an bestimmten Orten ist alles dreckig, zerkratzt, grau, ausgewaschen, schäbig.
Es hat etwas über den Inhalt auszusagen - und die in den harmonischen Momenten auftretenden Vögel und Insekten haben auch eine gewisse Bedeutung...
Viele Elemente wurden über die Jahre zur Basis von Interpretationstheorien, tausende von Erklärungsversuchen für jedes noch so winzige Detail ranken sich um den Film.
Es spricht auf jeden Fall für Lynchs Werk, wenn man sich mit ihm gerne auseinandersetzt.
Und das Wichtigste ist: "Blue Velvet" gefällt aktiv als auch passiv, wenn man ihn nur auf sich wirken lässt.
Weil er einfach ein toller, packender und oftmals tranceartiger Film ist, der das Publikum in seinen Bann zieht.
Das ist die wahre Kunst.
Dann befasst man sich auch gerne damit.
Und deshalb ist "Blue Velvet" auch zeitlos.
Noch nie einen Film von ihm gesehen.
Wo soll ich am Besten anfangen?
Ihr habt die einmalige Gelegenheit, ein unbeschriebenes Blatt zum Fan zu machen - "because first impressions are lasting impressions"
Go!
Okay, ich seh Johnny Depp...
...aber wo ist der Wolf?
Die Feuerwehr stürmt eine Wohnung, besser gesagt eine sorgfältig abgeklebte Tür.
Was sie dahinter finden? Einen Körper. Ringsherum mit Blumen geschmückt. Mittlerweile verwelkte Blumen.
In dieser Eröffnungsszene steckt unsagbar viel Essenz dessen, was wir in den nächsten zwei Stunden sehen werden.
Michael Haneke, der Regisseur, den ich so sehr hassliebe, und von dem ich glaube, man könne ihn nicht uneingeschränkt gut oder schlecht finden, hat wohl endgültig aufgehört, Experimente durchzuführen, und endlich angefangen, Filme zu drehen.
Ich glaube ja, dass seine früheren Filme, wie etwa die Trilogie der Vergletscherung der Gefühle, nur dazu da waren, das Publikum daran zu erinnern, dass negative Gefühle unerträglich sind.
Aber ich denke auch, der Ausbruch aus Österreich hat ihm gut getan.
Er hat das ausländische Kino lieben gelernt, und macht nun Filme, die dem Zuschauer auch gefallen können.
In "Liebe", der den Oscar als bester fremdsprachiger Film kurioserweise für Österreich erhielt (vor Allem in Anbetracht dessen, dass 'Das weiße Band' seinerzeit für Deutschland nominiert war), folgen wir einem Pärchen im Rentneralter, Anne und Georges, deren harmonischer Alltag durch einen Schlaganfall der Frau erschüttert wird.
Nach und nach verfällt die Frau, verliert zunächst die Fähigkeit zu gehen, aber auch unweigerlich wird sie Sprache, Nahrungsaufnahme und klares Denken verlernen. Beide wissen das.
Und beide gehen unterschiedlich damit um:
Georges kümmert sich aufopferungsvoll um seine Gattin, der ihm wichtigsten Person im Leben, versucht, ihr alles so einfach und angenehm wie möglich zu machen.
Anne möchte aber nicht zum Pflegefall werden. Sie will nicht bemuttert werden, sie will nicht ihre Würde verlieren, und verlangt, in guter Erinnerung abtreten zu dürfen.
Für ihren Mann aber unvorstellbar, seine Frau loszulassen. Er liebt sie.
"Liebe" ist ein ruhiger, aber sehr emotionaler, berührender und ehrlicher Film. Er zeigt uns zwei Figuren - ein Ehepaar - die sich wohl immer eins waren, die einander aufrichtig lieben und viele schöne Momente teilten...
...doch es ist unweigerlich das Alter erkennbar...
...es macht sich bemerkbar...
"Liebe" ist nicht nur ein Film über die Liebe, sondern auch über Vergänglichkeit.
Das schwere Wissen, sich darauf einstellen zu müssen, dass alles einmal unaufhaltsam vorbei sein wird. Und das bald.
Es brennt sich natürlich der Wunsch ein, selbst bestimmen zu wollen, wann und zu welchen Konditionen man abtritt. Auf der anderen Seite besteht immer noch die Hoffnung, dass alles wieder gut wird, oder dass man die Umstände zumindest soweit mildern kann, dass sie akzeptabel und lebenswert bleiben.
Man will einfach nicht loslassen müssen.
Verletzungen bleiben in jedem Fall zurück.
Haneke inszeniert feinfühlig. Er hat seinen Holzhammer, den er hier durchaus zur Verwendung hätte bringen können, freiwillig eingepackt - und zieht sich seine sanftesten Samthandschuhe an. Man kann bei diesem nach Außenhin ab und an rau wirkenden Mann oftmals das Gefühl bekommen, er hält nichts von den Leuten. Aber das stimmt nicht: er liebt sie; er hasst lediglich, wie sie miteinander umgehen. In "Liebe" jedoch zeigt er wohl den zärtlichsten, berührendsten und hingebungsvollsten Umgang, der möglich gewesen wäre, und vielleicht die am schwersten zu beantwortendste Frage überhaupt: (ab wann) kann der Tod ein Segen sein?
"Liebe" setzt sich nicht mit Ethik auseinander, so dreist ist er nicht. Es bleibt innerhalb der 4 Wände. Es geht um Wohl, Gefühle und das Abfinden mit dem Unvermeidbaren. Es geht nicht darum, ob es vertretbar wäre, jemanden von seinem Elend zu erlösen...
...es geht darum, warum man es tun sollte oder eben nicht.
Es ist kein niederschmetternder Film...
...es ist ein wunderschöner und bittersüßer Film.
Von einer Vergletscherung keine Spur - es ist eine unfassbar intensive Erfahrung. Es ist eine Wucht, und ein innerer Krieg, der das Geschehen bestimmt.
Anne stirbt jeden Tag ein Bisschen mehr. Soll man an ihr festhalten, sie dahinsiechen lassen, oder ihrem Wunsch nachgehen, und es aus eigenem Ermessen zu Ende bringen?
Oder anders gefragt: soll man die am Meisten geliebte Person töten, oder am Leben lassen?
Je nach dem, wie man es betrachtet, fällt die Entscheidung schwerer...
Es sind nicht nur die einfühlsamen Darbietung der HauptdarstellerInnen Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant, sondern auch Michael Hanekes Gespür für Empfinden, das Leben und die Zeit, die diesem Film eine Seele verleiht.
Und vor Allem, und das ist sehr wichtig, reicht Haneke seinem Publikum die Hand und stützt es durch diese schwere Zeit.
Es ist kein leichter Film... aber er ist zutiefst verständnisvoll.
Was auch immer das Ausland, und vor Allem Frankreich, mit Michael Haneke angestellt hat... es ist eine gute Sache.
Und ich weiß wieder, warum ich ihn für einen der talentiertesten und besten Autorenfilmer halte.
Es naht Halloween und bevor höchstwahrscheinlich eine Flut an Kommentaren zu erstklassigen Horrorfilmen das Dashboard überschwemmt, möchte ich einmal darüber schreiben, wie man es NICHT anstellt. Because yes. Weil ich mir sicher bin, dass er auf irgendeinem Sender, wahlweise im Kinderprogramm, laufen wird.
"Und wieder schlägt die Geisterstunde" erinnert mich etwas an 'Geschichten aus der Gruft'. Nein, nicht diese brutale, trashig angehauchte Live Action-Serie, sondern der kindgerechte Zeichentrickableger. Auch dort wurden relativ harmlose, aber markabere Schauergeschichten erzählt, die den Kindern das Gruseln lehrte.
Nun bietet dieser Film, der mit Emily Osment, besser bekannt als Lily aus 'Hannah Montana', einen zum Erscheinungszeitpunkt sehr beliebten Star bei den jüngsten Zuschauern aufweist, eine auf dem ersten Blick harmlose, für das Publikum unter 10 aber durchaus treffsichere Story - die zugegeben etwas von Tanz der Teufel, Halloween und Boogeyman zusammengeschustert ist.
Denk nicht daran, denn sonst kommt es und holt dich - und ich bin mir sicher, dass dieses Element, mehr als alles andere, dem ein oder anderen Kind sicherlich schlaflose Nächte bereitet. Dann gibt es noch dieses Detail, dass es sich bei diesem Film um einen Realfilm handelt, der - aus der Sicht eines Kindes - bis auf ein, zwei kurze Szenen, keine Entspannungsmomente oder Comic Reliefs gibt.
Es wird ein Monster gezeigt, dieses ist aber nicht animiert, sondern real. Also realistisch. Wohl für die Augen eines Teenagers oder Erwachsenen als (eigentlich recht gute) Kostümierung erkennbar.
Überall trieft Schleim herum, der führt in eine dunkle Höhle.
Das Monster schlummert im eigenen Garten.
Es gibt hier viele schirche Einstellungen und bedrohliche Szenen, und wohl das Schlimmste ist, dass das kleine Kind ständig in Gefahr ist - und der Pizzabote.
Und es gibt einige der berüchtigten Jump Scares, die man mit etwas Filmerfahrung schon auf 10 km weit wittern kann, für ein kleines Kind aber wohl doch recht überraschend und schockierend kommen.
Sehr positiv anzumerken ist, dass Emily Osment als heldenhafte Goth für Andersartigkeit einsteht, und nebenbei auch noch etwas lernt. Somit entspricht sie garnicht dem typischen Ideal, zeigt aber, dass es nicht unbedingt schlecht ist, von der Norm abzuweichen.
Mein Hauptproblem mit "Und wieder schlägt die Geisterstunde" ist, dass er zu gruselig für Publikum unter 10 und zu albern für Publikum über 10 ist.
Ich sage das als jemand, der
a. immer wieder gesagt hat, dass Fantasyfilme, einige Animes oder Science Fiction für jüngere Zuschauer durchaus vertretbar sind und sie das besser verkraften als man denkt.
b. viele Filme mit allerjüngster Zielgruppe hochlobt, und sie für ihre kindliche Art lobt.
Hier haben wir aber ein ganz gemeines Stück: es sieht aus wie Trash und fühlt sich an wie Super RTL. Beides für sich genommen ist absolut amüsant, aber kann sich etwas mehr beißen?
Die Kinder könnten Spaß an den Figuren und der frechen Art, von mir aus auch am Grusel haben, scheitern aber daran, dass der Film einfach zu unheimlich ist, Teenager oder Erwachsene sehen wohl das Potenzial zum amüsanten Trash, stoßen sich aber an der kindlichen Art.
"Und wieder schlägt die Geisterstunde" hängt so ein Bisschen in der Luft. Es bleibt die Frage: wer soll hier angesprochen werden? Okay, es liegt glasklar auf der Pfote: der Film richtet sich an ein junges Publikum. Aber ich hielt es für wesentlich besser, hätte man den Film animiert oder gezeichnet - mit der Stimme von Emily Osment. Ich glaube, das hätte allen Beteiligten besser getan.
In der jetzigen Form tut der Streifen weder Kindern noch Erwachsenen etwas Gutes.
Ein Bisschen Charme ist dem Film ja nicht abzusprechen, eine sympathische Hauptfigur und eine halloweenige Stimmung hat er auch, aber was hilft das, wenn er einfach schlecht ist?
Die Gruseleffekte sind derartig hölzern und altbacken, dass sie eher eine Partydeko ähneln als einem Spielfilm. Die Handlung sinnlos und aufgesetzt markaber, lächerlich übertrieben und sehr holprig geschrieben. Der einzige Lichtblick wäre, dass ihn ein junges Publikum mag, was es denke ich könnte, wäre der Film ein wenig weniger auf seine Schockwirkung aus.
Ich weiß auch nicht... mir gefällt dieser Streifen einfach nicht so wirklich, obwohl das Potenzial für einen gelungenen Gruselfilm für Kinder durchaus gegeben ist. Alleine die Protagonistin fällt mir wahnsinnig positiv auf.
Und wenn er gut wäre, würde er auch einem älteren Publikum gefallen können.
Da kommt er ja reichlich früh drauf...
Das Westerngenre und ich, wir stehen uns recht neutral gegenüber. Also zumindest ich ihm.
Ich werde grundsätzlich gut unterhalten, aber die richtig großen filmischen Offenbarungen bleiben weitestgehend aus. Ich schätze, ich habe mir wohl damit ein Eigentor geschossen, 'Spiel mir das Lied vom Tod' als ersten Genrevertreter zu sehen, den ich als einen der 20, 30 besten Filme aller Zeiten erachte, und der eigentlich nicht mehr getoppt werden kann. Dann folgte die Dollartrilogie, die auch noch grandios daherkam.
Dann wurde es schon etwas schwieriger.
Aber gut, das waren Italowestern.
Die amerikanischen Western sehen nochmal ganz anders aus. Lebhafter, gefühlvoller, fröhlicher. Nicht so hart. Nicht so rau. Nicht so verdreckt. Unter näherer Betrachtung garnicht verdreckt. Oftmals eng mit dem Melodram, der Komödie oder dem Abenteuerfilm umschlungen.
Es sind zwei gänzlich unterschiedliche Arten von Film.
Beide haben wohl ihre Höhen und Tiefen.
"Geächtet" ist ein amerikanischer Western aus 1943, und einer der 2 Regiearbeiten des Flugpioniers Howard Hughes, der dem Filmliebhaber spätestens seit Martin Scorseses Biopic 'Aviator' ein Begriff sein sollte. Überaus kurios finde ich, dass es ausgerechnet dieser weitaus weniger aufwändige Film zu einer offiziellen deutschsprachigen Veröffentlichung geschafft hat, während man für seinen monumentalen Kriegsepos 'Hell's Angels' auf einen Import zurückgreifen muss (was ich auch zu tun gedenke, irgendwann).
"Geächtet", im Original "The Outlaw", war seinerzeit wohl ein Skandal, einem Softporno gleich.
In Scorseses Film hieß es: "Ich kann Ihnen sagen, worum es in dem Film geht - Sex!".
Aus heutiger Sicht, 71 Jahre später, kaum verständlich. Es gibt weder eine Nacktszene, noch sonderliche Intimitäten, und schon garnichts Sexuelles, was zu sehen gewesen wäre.
Für damals war es natürlich unfassbar brisant, gemeinsame Nächte thematisiert zu haben, vor Allem unverheiratet. Und dann hatte Darstellerin Jane Russell auch noch einen Auschnitt, bei dem - man mag es kaum fassen - sogar erkennbar war, dass sie einen Busen besitzt (hierzu die witzige Szene aus dem Scorsese-Film vor der Hollywood Production Code Administration-Kommission ansehen^^).
Tatsächlich ist man heute wohl recht einig, dass der Film in der Hinsicht familienfreundlich ist.
Die einzige Szene, die überhaupt für eine Alterseinschränkung spräche, ist jene, in denen Billy im Close-Up seine Ohren blutig geschossen bekommt.
"Geächtet" ist ein gut gelungener Unterhaltungsfilm, der in seinen besten Momenten durchaus spannend ist und in seinen schlechtesten zuweilen die Grenzen des guten Geschmacks bricht.
Hier streiten sich die Protagonisten darüber, wer das Pferd nehmen darf und wer sich mit der Frau begnügen muss. Bis zum Schluss war mir nicht klar, ob diese Szene dafùr da war, die Figuren als Arschlöcher zu entlarven, oder ob Hughes tatsächlich mit ihnen sympathisierte.
Hingegen zeigt sich Russells Figur in anderen Szenen durchaus schlagfertig und gewieft, den Männern ebenbürtig. Und dann wirkt sie wieder, als hätte sie keine wirkliche Selbstachtung und wäre mental blond.
Eine merkwürdige Sache war das schon mit dem Frauenbild, es wechselt überaus häufig zwischen emanzipiert und recht misogyn.
Okay, das sind die Kritikpunkte.
Die vollkommen deplatzierte Hochzeit mit dem Bewusstlosen fasse ich mal als einen Besänftigungsversuch der Zensurbehörden auf, mit der Hughes bei seinen Produktion schon des Öfteren in Konflikt kam.
Trotz alledem ist "Geächtet" einer der besseren Vertreter des amerikanischen Western.
Er hat einen gewissen Humor, eine spannende Geschichte, und recht interessante Figuren. Im Mittelpunkt steht Eifersucht. Nicht zwischen Geliebten, zwischen zwei Freunden des selben Mannes.
Der langjährige beste Kumpel eines Outlaws, ein Scheriff namems Pat, hält es nicht aus, dass sich dieser allmählich mit dem jungen Ganoven Billy anfreundet, der ihn vielleicht ablöst. Es ist anzunehmen, dass er außer ihm niemanden hatte, und nicht will, dass ihm seine einzige Bezugsperson genommen wird.
Nun hetzt er mit allen ihm gesetzlich möglichen Mittel, er ist ja der Sherriff, gegen seinen Konkurrenten, und beginnt, ihn zu jagen.
Doch sein einstiger Kumpel stellt sich ihm in den Weg. Er bringt sie zu seiner Verlobten Rio - deren Bruder Billy auf dem Gewissen hat.
Ja, eine durchaus kurzweilige und spannende Handlung mit vielen kleinen Nebengeschichten, Running Gags, amüsanten Einlagen und den typischen Zutaten des Hollywoodwesterns: Pferdediebe, Sherriffs, Kartenspiele, aufmüpfige Damen, sogar kurzzeitig Indianer, Schießereien, Revolverhelden und natürlich der titelgebende Outlaw.
Eigentlich alles, was ein klischeehafter Bilderbuchwestler zu bieten haben sollte, obwohl er natürlich nichts aufweist, was ihn über das Genre hinauserhebt. Aber wer sich einen gemütlichen Abend mit einem alten Schinken in bester Wildwesttradition, bei dem man nicht viel nachdenken muss, machen will, der ist hier denk ich ganz gut bedient.
PS: Die DVD-Auflage, die ich besitze, erhält den Film in Farbe und Schwarzweiß. Ich habe ihn in Farbr gesehen. Die deutsche Synchronisation war einfach katastrophal. Das sage ich als jemand, der eigentlich nie deutschen Ton schlechtredet. Die Stimmen passen überhaupt nicht, oder sind extrem gekünstelt auf rauchig verstellt. In einer Szene werden Kinder offensichtlich von Erwachsenen synchronisiert; an und für sich nichts ungewöhnliches, aber hier klingt es etwa so wie Daphne und Josephine in 'Manche mögen's heiß'...
Sind es jetzt 105 oder 104 Texte? Ich hätt geschworen, erst kürzlich 104 gelesen zu haben...
(Enthält SPOILER)
Eine Sache, die mir bei Jack Black aufgefallen ist: während die meisten seiner Filme relativ familienfreundlichen Humor bieten, gibt es bei seiner komödiantischen Rockband Tenacious D. kaum einen Song, der nicht "Adult Humour" aufweist.
Ersteres funktioniert, weil er nunmal ein kleiner, dicklicher Mann ist, der gut lustige Grimassen schneiden kann und somit den perfekten Blödler darstellt. Zweiteres klappt, weil er einfach eine verdammt rockige und somit ernst zu nehmende Stimme hat, bei der es wahnsinnig komisch klingt, wenn er teilweise pubertär wirkende Penis- und Sexwitzlein loslässt, während er in bester Metal-Manier volle Pulle am Abrocken ist, oder aber gegenteilig ruhigere Töne anschlägt.
Nun hat es aber eine ganz andere Wirkung wenn Black seinen Bandkollegen Kyle in vollkommen seriöser und schicksalhafter Manier fragt: "What's it gonna be Kyle... you have to decide... tits... or destiny?" wenn man nur die tiefe und rauchige Stimme hört, oder ob man den korpulenten Jables, den man im Film schon unzählige Male zuvor mit breit grinsender, ausflippender Mimik und Gestik gesehen hat, nun in einem recht gut besuchten Restaurant am Tisch sitzen sieht, wie er die Zeilen seinem Kumpel vorträgt.
Genauso wirkt es auch ganz anders, wenn nach einem dämonischen "I am compleeeeeete" des Teufels ein kraftvolles, wunderbar gesungenes "Fuuuuuuuuuuuck!" folgt, wenn man es nur hört, oder wenn man dabei sieht, wie sich JB und KG überrascht ansehen und dann mit großen Glotzaugen zu einem 10 Meter großen kostümierten Mann, der aussieht als wäre er der ComicCon entsprungen, hinaufblicken.
Ich kann mich mit diesem Film nicht so richtig anfreunden. Er wirkt mir nicht überzeugend genug.
Was die CDs von Tenacious D. so lustig machte, war, dass sie wie epochale, ernsthafte Rock- und Metalmusik klingen, inhaltlich aber natürlich totaler Blödsinn waren. Kage spielte mit vollster Kraft harte oder gefühlvolle Gitarrenriffs, während Jables mit vollster Überzeugung und Emotion Zeilen wie "He's gonna make you his sex slave... you're gonna gorgle mayonnaise" vom Stapel lässt.
"Kings of Rock" beginnt vielversprechend mit einem in Moll gehaltenen, fast schon melancholisch anmaßenem Gitarrenriff, gefolgt von den poetischen Worten "A long ass fuckin' time ago, in a town called Kickapoo...".
So brillant komisch geht es dann während der gesamten Nummer weiter, denn dem Kinderdarsteller des jungen Jables kauft man die Wut zu jeder Zeit ab, genauso wie Meat Loaf als fundamental katholischer Vater vollkommen aufgeht. Egal, wie dümmlich deren Zeilen auch sind, sie bleiben in ihrer Rolle.
Das Ganze ändert sich aber mit der Vorblende zur Gegenwart, als Jack Black am Ende des ersten Songs SOFORT mit einem albernen Gesicht nach Hollywood fährt und mit gummigesichtiger Grimasse zu jodeln beginnt.
Das Hauptproblem ist einfach, dass Jack Black nicht spielt, wie er singt. Er ähnelt, wie in beinahe jedem Film, eher einem kleineren Jim Carrey als einem Rocker.
Die Meisten von euch kennen wahrscheinlich die Szene in 'Armee der Finsternis', als sich Bruce Campbell aufrüstet und dann saucool ein 'Groovy' von sich gibt.
Diese Coolness ist genau das, was Jables hier brauchen würde, was er schauspielerisch einfach nicht draufhat, dafür aber musikalisch.
Vergleiche ich es mit dem ähnlich funktionierenden Film 'Männertrip', so klappt das dort viel besser... der dortige Hauptdarsteller Russel Brand wirkt nämlich den ganzen Film lang wie ein abgehalfterter Rocker, egal, wie blödsinnig die Texte auch sind. Das macht es dann umso lustiger, wenn er sich mit ernster Miene fragt "All these blowjobs in limousines... what do they matter what do they mean to the little African child trapped in me?".
In "Kings of Rock" fehlen diese Momente.
Der Film wirkt nicht halb so abgefuckt und hammermäßig wie das zugehörige Album "The Pick of Destiny", und auch die Gags außerhalb der Musikeilagen wollen nicht so ganz in den Humor passen. Es wirkt ein wenig zu albern, zu überdreht.
Ich rate dazu, sich die Musik-CD zuzulegen, die ich fünfmal lustiger und amüsanter finde. Als Film will das alles einfach nicht so richtig zünden.
Hallo und herzlich willkommen zum Ende einer Ära.
Vielleicht könnt ihr euch noch an das titanische Trio erinnern, welches aus kobbi88, The Freewheelin Fonda und meiner Wenigkeit, sowie zwischenzeitlich auch Boogers666, bestand und es sich zur Aufgabe gemacht hat, jeden Monat gemeinsam einen Film zu reviewen. Aufgrund von organisatorischen Gründen war es uns irgendwann nicht mehr möglich, dieses Vorhaben fortzusetzen, da immer jemand verhindert war.
Nach langem Überlegen haben wir gemeinsam beschlossen, das Projekt auf Eis zu legen, da es uns einfach nicht mehr möglich ist, alle regelmäßig und gleichzeitig unsere Kommentare hochzuladen.
Der heutige Kommentar wird unser letzter Angriff auf euer Dashboard sein, und wir haben uns auf einen allseitsbeliebten Klassiker geeinigt, nämlich den zweiten Teil der "Pate"-Trilogie.
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Als 1972 'Der Pate' auf den Leinwänden erschien, traf er die Leute wie Armors Pfeil. Ein Befreiungsschlag für das Mafiagenre, gewissermaßen, der es in ein gänzlich anderes Licht rückte und ihm den Ruf des kunstvollen Epos verleihte.
Im Laufe der Jahre sollte sich der Film für viele zu einem der besten Filme aller Zeiten, oder sogar dem Besten entwickeln, ein Film, der Geschichte schrieb und sich mit dem Klassiker 'Citizen Kane' und den erst über 20 Jahre später erschienen Werken 'Pulp Fiction' und 'Fight Club' wohl am Häufigsten auf Lieblingslisten von Kritikern und Publikum befindet. In meinen Augen berechtigte Anwärter auf den Titel 'Bester Film aller Zeiten' (obwohl, in meinen Augen, 'Fight Club' geringfügig abfällt).
'Der Pate' ist gewissermaßen auch der Vater aller nachkommenden Mafiafilme oder Filme und Serien, in denen organisiertes Verbrecher überhaupt nur am Rande vorkommt. Man denke an unzählige Kinderserien, die humorvoll Vito Corleone imitieren oder Zitate aus dem Film verwenden. Gewissermaßen gibt es dann für Kinder der Generation nach dem Paten so eine Art Aha-Erlebnis, wenn sie alt genug sind, um den Streifen zu sehen, der all das begründet hat.
Als der Film herauskam hat er das Rad wohl nahezu neu erfunden. Seine Gangstergeschichte war lang, episch, mit viel Charaktertiefe, Symbolik, nicht klar erkennbarer Gut-Böse-Zeichnung.
Kontrastiert wurde das Älterwerden des traditioniellen Mafiapaten Vito Corleone mit dem Aufstieg seines Sohns Michael, der vom beinahe pazifistischen Sympathieträger zum eiskalten Mafiachef heranwächst. Es ist ein Film, in dem einfach alles stimmt. Wirklich alles hundertprozentig perfekt und vollkommen ausgeschöpft, sowie sekundengenau getimet und präzise ausgearbeitet ist.
Die Frage, die sich nun stellt, lautet, ist "Der Pate II" ein würdiger Nachfolger, der die Qualität des Vorgängers fortsetzen kann?
Einfach gesagt: ja und nein.
Er ist wohl wirklich die allerbeste Fortführung der Handlung, die möglich gewesen wäre. Man hat in größter Sorgfalt alles haargenau durchdacht, nicht einen unüberlegten Schritt gemacht, und das Ergebnis geht dennoch runter wie Butter.
Es erzählt eine epische Geschichte - besser gesagt 2 - , deren Verlauf unsagbar interessant ist und der den Zuschauer trotz seiner Lauflänge von etwa 200 Minuten nie langweilt.
Und dennoch trifft er trotz all der filmischen Innovation und punktgenauen Inszenierung nicht ganz die Wucht, mit der das Original auf den Zuschauer einbrasselte.
Es liegt nicht an der Abwesenheit von Marlon Brando. Michael Corleones Wandlung fand ich den interessantesten Aspekt am ersten Film, und dessen Darsteller Al Pacino ist ja noch vorhanden.
Außerdem hat man hier einen absolut brillanten und zurecht oscargekürten Robert de Niro in der Rolle des jungen Vito Corleone, der das absolute Highlight des Films darstellt.
"Der Pate II" distanziert sich in meinen Augen mehr von dem Geschehen. Die Sogwirkung scheint zumindest in den Michael Corleone-Momenten etwas schwächer zu sein als im ersten Film, während die Vito-Geschichte ganz klar das Feeling des ersten Teils wiederspiegelt.
Vielleicht liegt das daran, dass Michael durch seine Härte unnahbarer geworden ist. Wenn ich so darüber nachdenke, scheint der Film weitaus weniger Emotionalität herüberzubringen als sein wahnsinnig intensiver Vorgänger.
Es ist hier natürlich Nörgeln auf hohem Niveau. Es steht ganz außer Frage, dass er inszenatorisch, literarisch, darstellerisch, dramaturgisch und inhaltlich eine wahre Sternstunde der Kinogeschichte ist. Aber in Sachen Impakt, Wucht, Intensität muss er hinter anderen Genrevertretern, darunter Teil 1, etwas zurückstecken. Selbstredend ist er aber immer noch ein voller, filmischer Genuss.
Jap, der Text ist für mich die Gewinner :3
Toll geschrieben, tolle Szene.
König der Löwen war ja auch in meiner engeren Auswahl, auch wenn ich's dann nicht genommen hab :3
Aber der Text hier gefällt mir von allen am Besten!
Toller Text, zu einem allseits interessanten Thema.
...eines würde ich noch germe ansprechen, was mir hier von Anfang an aufgefallen: wenige Wertung im hohen Bereich von vielen Usern.
Es haben offenbar viele Leute Angst davor oder schlechtes Gewissen, einen Film in den Himmel zu loben. Also in meinen Augen sollte jede Wertung gleich wahrscheinlich zu erreichen sein. Wenn ich einen Film nicht mag, kriegt er eine ehrlich negative Wertung, wenn er ganz gut ist, eine 6 oder 7 (soweit stimme ich mit der Allgemeinheit überein), aber wenn ich ihn uneingeschränkt genial finde, wieso zögert man dann ihn auch bestmöglich zu bewerten? Nach oben werden die Meisten wesentlich strenger. Andere finden, nur Filme, die mehr als perfekt sind, verdienen die Höchstwertung. Perfekt reicht in meinen Augen auch.
Das finde ich auch immer ein interessantes Thema.
12 Männer.
Ein Raum.
Ein unglaublich heißer Raum.
Man hat noch etwas vor.
Man will die Angelegenheit schnell hinter sich bringen.
Und könnte das auch durchaus tun.
Wäre diese Angelegenheit nocht zufällig ein Beratungsgespräch mehrerer Geschworener, bei dem es um ein mögliches Todesurteil geht.
Die Beweislage scheint klar zu sein: Ein brutales Viertel. Ein Sohn hatte Streit mit seinem Vater. Der Sohn kauft sich ein Messer. Mit einem solchen Messer wird der Vater erstochen. Insgesamt drei Zeugen haben den Mord mitbekommen. Der Angeklagte konnte sein Alibi, ein Kinobesuch, nicht halten.
Es scheint eine schnelle Beratung zu werden, die Urteile lauten wie folgt:
Schuldig.
Schuldig.
Schuldig.
Schuldig.
Schuldig.
Schuldig.
Schuldig.
Nicht schuldig.
Schuldig.
Schuldig.
Schuldig.
Schuldig.
Geschworener Nr. 8 will sich dem Urteil der Allgemeinheit nicht anschließen. Da das Urteil allerdings einstimmig sein muss, ist man gezwungen, zu debattieren, worauf man eigentlich keine Lust hat.
Doch Nr. 8 ist sich einfach nicht sicher. Er sagt nicht, dass er glaube, der Angeklagte sei unschuldig, sondern einfach, dass sich kein einwandfreier, unwiderlegbarer Beweis finden lässt, dass er die Tst begangen habe.
Es wird nun Stück für Stück jedes Detail der Beweisaufnahme analysiert - mit überraschenden Erkenntnissen...
"Die 12 Geschworenen" ist rein formell einer der vorhersehbarsten Filme der Filmgeschichten. Und dennoch einer der Brillantesten. Besser gesagt, gerade deswegen einer der Brillantesten.
Es geht nämlich nicht so sehr um das Was, sondern um das Wie und Warum.
Ein Mann weigert sich, einen jungen Verdächtigen in den Tod zu schicken, ohne sich lange mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Tatsächlich hält er es für unverantwortlich, einem Mann das Leben zu nehmen, wenn er sich nicht 100% sicher. 95% sind nicht genug.
Wenn es um das Leben einer Person kann man garnicht lange genug darüber diskutieren. Hier geht es nicht um irgendeine leichtfertige Entscheidung.
"Die 12 Geschworenen" ist philosophisch und psychologisch ein hochinteressantes Werk, zumal es so viele Themen abdeckt.
Zunächst mal sind die Umstände wichtig: die Diskussion über die Entscheidung wird als sehr anstrengend und unangenehm empfunden. Das ist der Dreh- und Angelpunkt. Es ist heiß, man schwitzt und manche stehen auch unter Zeitdruck. Alleine schon deswegen tendieren einige zu dem, was die Mehrheit sagt.
Andere, weil sie aufgrund der Beweise den Mann tatsächlich für schuldig halten.
Wieder andere haben ihr Urteil schon gefällt, als sie den Angeklagten nur gesehem haben - solche Halbstarken taugen ja nie was.
Der Film bietet eine brillante Personenkonstellation. Durch die Argumentation für oder gegen den Schuldspruch, oder dem Zeitpunkt, ab dem die Meinung geändert wird und aus welchem Motiv, erkennt man ganz klar die Eigenschaften und das Milieu der Geschworenen.
Vorurteile, Weltanschauungen oder das sture Beharren auf seiner Meinung werden oft eher als Gründe erkennbar als logische Betrachtungen des Falls.
Manchen Geschworenen reichen leichte Zweifel, und sie wechseln zu nicht schuldig... andere sind hingegen so festgefahren, dass sie auch stur an Beweisen festhalten, die im Gespräch schon lange als nicht haltbar erachtet wurden. Man verschließt sich.
Wieder anderen ist es im Grunde scheißegal, sie sind ja nur hier, weil sie es müssen.
Meine Lieblingsszene im Film kontrastiert stark den leichtfertigen und den verantwortungsbewussten Umgang mit dem Leben:
Ein Mann wechselt zu "nicht schuldig", um die Sache "in Schwung zu bringen". Dem Mann ist das Urteil ganz gleich.
Ein anderer Mann steht auf:
"Wieso stimmen Sie plötzlich für nicht schuldig? Wie kann man nur so leichtfertig mit einem Leben umgehen? Wenn Sie schon für nicht schuldig stimmen, dann nur, wenn Sie den Mann auch für nicht schuldig halten!"
Der Geschworene, der diese Aussage machte, hat zu diesem Zeitpunkt selbst für nicht schuldig gestimmt. Aber er hält es für widerwertig, aus purer Lust und Laune heraus diese Entscheidung zu treffen.
"Die 12 Geschworenen" spielt in seiner gesamten Laufzeit in einem Raum. Die einzigen Ausnahmen sind eine kurze Szene im Gerichtssaal zu Beginn und eine kleine Stelle vor der Gerichtsgebäude am Ende.
In diesem minimalistischen Rahmen setzt uns Regisseur Sidney Lumet nicht nur eine überraschend komplexe Runde an Personen und Typen vor, sondern stellt auch eine der wichtigsten Fragen unserer gesamten Zivilisation: Können wir über das Leben einer anderen Person entscheiden? Und vor Allem macht der Film klar, wie wichtig es ist, sich ordentlich mit dem Thema auseinanderzusetzen, und nicht den schnellen und einfachen Weg zu nehmen.
Wenn ich mir die Sachlage ansehe, gehe ich davon aus, dass der Angeklagte wahrscheinlich schuldig war, nicht anhand der Beweise, die sich nicht zwangsläufig halten lassen, sondern aufgrund der Umstände - ich finde aber durchaus, es wäre ein gewisser Fall von Notwehr; der Junge wurde von seinem Vater misshandelt und ehrlich, wer glaubt einem Halbstarken - aber dennoch kann man bei so einer schwerwiegenden Strafe wie dem Tod garnicht vorsichtig und skeptisch genug sein.
Und mal wieder wird einem tollen nichtametikanischen Film nicht mal 10 Jahre Zeit gegeben bis man ihn wieder verfilmt...
Positiv ist, dass so vielleicht das tolle Original mehr Aufmerksamkeit bekommt.
"Was ist das, ein Schmäh?"
"Ein Schwindel. Eine Lüge, aber nur eine kleine."
Diese Erklärung ist zwar grundsätzlich richtig, treffender fände ich allerdings das Wort 'Scherz'.
"Der Bockerer II - Österreich ist frei" kam 15 Jahre nach dem ersten Film heraus. Man kann also aufgrund der langen zeitlichen Abstände zwischen den Teilen davon ausgehen, dass es nicht geplant war, eine Fortsetzung zu der Geschichte zu drehen.
Eigentlich wirkt es auch erstmal seltsam, dass ein österreichischer Film über die NS-Zeit insgesamt 3 Nachfolger mit sich zieht.
Zum Einen, da Österreich kein Filmland ist, und daher normalerweise auch keine Franchises hervorbringt, und zum Anderen, da sich die Thematik eigentlich überhaupt nicht dafür eignet.
Der erste 'Bockerer' handelte von einem österreichischen, weltoffenen Fleischhacker namens Karl Bockerer, der zunächst nicht richtig realisiert, dass sich die Zeiten mit Einzug der deutschen Nationalsozialisten geändert haben und sich genauso benimmt wie seit eh und je gewohnt, mit der Zeit aber immer öfter passiven Widerstand leistete.
Dass dieser Film eine absolute Wucht war, lag vor Allem an der Sammlung aus dem Leben gegriffener Szenen, die den Alltag vieler in Österreich lebender Bürger zur Zeit des dritten Reichs wiederspiegeln, aber auch an der klar pazifistischen und extrem offenen Botschaft. In einer der eindrucksstarksten Szenen wird nicht lange gefackelt, sondern Hitler direkt verbal zerrissen.
Wahrscheinlich ist es zusammen mit 'Im Westen nichts Neues' der direkteste, offenste und lebensnaheste Film über Kriegszeiten, der diese dekonstruiert. Was beide Filme auch gemeinsam haben, ist die Fokusierung auf mehrere einzelne Abschnitte und Szenen, anstatt eine wirklich übergreifende Handlung.
Nun spielt "Der Bockerer II - Österreich ist frei" aber nicht mehr in der NS-Zeit, sondern zur Zeit der Alliierten, der "Vier im Jeep". Das kann das Publikum schon rein konzeptionell nicht mehr so sehr treffen wie der erste Film. Es ist sicher auch dort nicht leicht gewesen, aber der 2. Weltkrieg ist doch ein ganz anderes Kaliber an Grausamkeit. Es fehlt nun desweiteren dieses Alltagsfeeling, welches in Teil 1 umherging. Damals gab es einen normalen routinierten täglichen Ablauf, der durch die Nazis zerstört wurde. Hier ist die Zeit bereits durch den 2. Weltkrieg geprägt. Dadurch wirkt der Film wesentlich unnahbarer, da sich die Charaktere nicht erst auf ein neues System einstellen müssen.
Hinzu kommt auch noch, dass Österreich einen ganz anderen Zugang zur NS-Zeit hat als Deutschland, und sich zum Teil auch bis in die 90er Jahre hinein noch als Opfer und nicht als Täter sah; eine wirkliche Vergangenheitsbewältigung fand erst sehr spät statt. Ein Film wie 'Der Bockerer', in dem einige Österreicher als euphorische Nazis gezeigt werden hatte da auch eine ganz andere Wirkung.
Gegen all diese Intensität des ersten Films kann dieser Film schlichtweg nicht ankommen. Das lässt schon die Thematik nicht zu.
Als Film selbst ist "Der Bockerer II - Österreich ist frei" nicht schlecht, aber auch kein großes Meisterwerk.
Zu Beginn weitestgehend als Wiedersehen mit allen bekannten Gesichtern inszeniert - der Bockerer erkennt viele Figuren a la "Sie sind ja XY, Sie haben ja damals XY für mich gemacht, schön, Sie wiederzusehen!" - steht bald eine Heirat zwecks Staatsbürgerschaft im Mittelpunkt des Geschehens.
Diese gerät dadurch in Gefahr, dass sich beide Beteiligten ineinander verlieben - ohne zu wissen, wen sie da vor sich haben.
Im Allgemeinen wirkt dieser Film hier eher wie eine einzige Geschichte, und nicht in der Tradition des Vorgängers wie eine Ansammlung von kürzeren Episoden.
Dadurch geht die Lebensnähe und das pseudobiografische Feeling etwas verloren und der Streifen ähnelt eher einer Lovestory als einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der damaligen Zeit, zumal auch wesentlich mehr (nicht immer beißender) Humor hinzukam, wären da nicht noch die Alliierten, die immer wieder auftauchen, und das Geschehen vorantreiben.
Was dem Film aber immer noch bleibt, sind seine Figuren und seine Darsteller, unter denen neben Karl Merkatz als Karl Bockerer vor Allem Carolina Vasicek als Elena hervorsticht, die dem Film sehr viel an Unterhaltungswert und Kurzweiligkeit schenken.
So kommt doch ein Bisschen Schwung in die Sache, und wenn der Bockerer erstmal einen Wutausbruch hat, dann sagt er sogar etwas Vernünftiges und Hintergründiges.
Im Allgemeinen fehlt aber einfach die Eindringlichkeit, die der Film erfordert, was sowohl am Thema an sich legt, als auch daran, dass das gesamte Geschehen und die Figuren bereits durch die Ereignisse des ersten Films bestimmt sind - Bockerer hat schon überrissen, wie das System funktioniert, Österreich hat bereits eine schwere Enttäuschung durch den 2. Weltkrieg erlebt. Die Voraussetzungen dafür, nach so einem Hammerfilm wie 'Der Bockerer' einen weiteren Film mit politischer und geschichtlicher Aussage zu drehen, sind einfach nicht die Besten.
Letztlich schreit das gesamte Endergebnis einfach zu sehr nach Fortsetzung, um als Einzelfilm zu überzeugen, zieht aber auch klar den Kürzeren, wenn man es einfach als Sequel betrachtet.
Irgendwie fühlt es sich an... wie ein Schmäh.
In der ersten Hälfte ist "Der letzte Akkord" vielleicht der optisch schönste Heimatfilm, der jemals das Licht der Welt erblickte.
Die junge Helen, die aus Amerika nach München kommt, lernt den italienischen Dirigenten Tonio Fischer kennen - und wie es der Zufall so will verlieben sich die Beiden miteinander, und fahren gemeinsam nach Salzburg.
Und mit welcher Begeisterung Meisterregisseur Douglas Sirk Salzburg und München filmt! Kameraeinstellungen schweifen über mit Ornamenten verzierte Gebäude, und wenn ihm ein Detail im Muster gefällt, dann scheut er sich nicht davor, die Kamera mehrere Sekunden daraufzuhalten.
Und toll sind die Bilder mit den strahlend grünen Wiesen, den leuchtend blauen Bergen und dem traumhaft schönen Himmel!
Sirk weiß genau, wie man auch ohne monumentalen Aufwand wirklich unheimlich bildgewaltig inszenieren kann, sein Auge für das Schöne ist unnachahmlich.
Ich bin ein Kind der Stadt, der außer grauen Wohnungsblöcken nicht viel von Österreichs Schönheit in Natura gesehen hat, und im Alltag garnicht. Dabei weiß ich, wieviel wunderschöne Orte und Ausblicke es (nicht nur in Österreich) zu bewundern gibt, und wenn ich sie dann doch mal gesehen habe, dann war es immer irgendwie magisch.
Genau das schafft Sirk hier absolut grandios und wahrhaftig einzufangen, sodass man sich - egal, ob die Szenen in der Stadt oder am Land spielen, in Salzburg, München oder kurzzeitig gar in Stockholm - absolut verzaubert in der visuellen Kraft fallen lassen kann.
Die Geschichte verläuft auch überraschend harmonisch, reibungslos und friedlich, wirkt jedoch nie langweilig, da sie doch wahnsinnig von den ausdrucksstarken Bildern getragen wird.
Jedoch wissen Leute, die mit Sirks Arbeiten vertraut sind, dass dieser Mann nicht dafür bekannt ist, eine vollends heile Welt ohne Probleme zu zeigen, wie es in vielen Nachkriegsfilmen nunmal der Fall ist, sondern den Zuschauer zumeist mit Konflikten zu konfrontieren. Wie für den Regisseur üblich bringt er uns mehrere Figuren näher, deren Interessen und Zerrissenheit im Gegensatz zueinanderstehen. Seien es zwei Sympathieträgerinnen, die denselben Mann lieben, von denen wir aber wissen, dass es nicht für beide ein zufriedenstellendes Ende geben kann, oder eine Figur, die sich zwischen dem Wohl einer anderen (zumeist auch sympathischen) Person oder dem eigenen entscheiden muss - Sirk macht es dem Zuschauer oft schwer, sich ein zufriedenstellendes Happy End auszumalen, weshalb seine Filme immer eine gewisse Intensivität und Unvorhersehbarkeit aufweisen.
Auch hier beginnt sich der Film ziemlich genau in der Mitte vom harmonischen Heimatfilm zum emotionalen Melodram zu entwickeln, als eine neue Figur eingeführt wird.
Die Kunst hierbei ist, dass sich die Hälften so natürlich zusammenfügen, sodass nicht alles zunichte gemacht wird, was zu Beginn aufgebaut wurde. Es wirkt echt, entwickelt einen erzählerischen Fluss. Außerdem handelt es sich um einen Film, der das Publikum nicht künstlich hinunterzieht. Maximal wirkt er bittersüß. Und immer schön. Sirk ist kein Regisseur, der einem den Boden unter den Füßen wegreißt, dafür respektiert er seine Figuren zu sehr. Oftmals denke ich sogar, die Charaktere bestimmen die Geschichte, nicht umgekehrt. Und obwohl diese gewisse altmodische Künstlichkeit in der Umsetzung liegt, so wirken die Personen für Rollen in einem Film sehr lebendig...
"Der letzte Akkord" ist meisterhaft inszeniert, ein künstlerisch grandioser Walzer, in dem Melodram und Heimatfilm Hand in Hand miteinander tanzen...
In meinen Augen ist Douglas Sirk für das Dramagenre das, was Alfred Hitchcock für Krimis und Thriller ist.
Ein Meister seines Fachs, der wirklich alle inszenatorischen Mittel nutzt, um auf den Zuschauer zu wirken, der absolut alle Register zieht, die man nur ziehen kann, um eine gefühlvolle Geschichte zu erzählen.
Einfach gesagt ist "All meine Sehnsucht" genau so gut, wie es das Genre des Melodram werden kann. Ein perfektes Beispiel für die Magie der Traumfabrik Hollywood, deren Zauber in jeder Einstellung spürbar ist.
Die einzigartige Barbara Stanwyck spielt die Frau Naomi, die 1910 nach 10 Jahren Abwesenheit wieder nach Hause zurückkehrt.
Ihre Familie - ihren Mann Henry, die Töchter Sara und Joyce, sowie den Sohn Ted - hat sie im Stich gelassen, um ihnen einen Skandal durch ihre eigenen heimlichen Treffen mit dem Waffenhändler Dutch zu ersparen.
Sie selbst schlug sich all die Jahre am Theater durch, doch erhielt jetzt einen Brief von Sara, sie hätte eine Aufführung, und ob sie nicht doch kommen könnte.
Entgegen aller Erwartungen entschließt sie sich, nach all den Jahren bei ihrer Familie zu erscheinen.
Dort wird sie unterschiedlich empfangen - Sara bewundert ihre Mutter und freut sich über deren Auftauchen, Joyce fühlt sich von ihr verraten und hasst sie, Ted steht ihr neutral gegenüber, da er noch zu klein war, um sich an sie zu erinnern, und Henry muss sich erst über seine Gefühle im Klaren werden.
"All meine Sehnsucht" ist in schwarzweiß gedreht, doch es ist ganz klar zu erkennen, dass das Set in strahlenden, kräftigen Farben gehaltem war - mann muss sie nicht sehen, um zu wissen, dass sie da sind. Es gibt eine tolle, idyllische Szenerie bei einem Fluss, mit wunderschönen Sträuchern und Bäumen, die ihn einrahmen. Es sieht einem Gemälde gleich aus.
Es wäre eine Untertreibung, zu behaupten, Sirk wüsste, was schön ist. Seine Regiearbeiten haben eine gar malerische, fast schon unwirklich hübsche Note, die durch die klangvolle Musik der Streicher noch verstärkt wird.
Aber auch an ruhigeren Stellen ist eine grazile, ästhetische Atmosphäre spürbar.
In einer Szene liest Naomi ein Gedicht vor. Eigentlich kein Besonderes, aber sie liest es mit so viel Hingabe, so viel Leuchten in den Augen, so viel Gefühl, dass man für diesen Moment alles ringsherum vergisst.
Sirks zweite Spezialität ist die Darstellung komplexer Beziehungen mehrerer Figuren, die zumeist miteinander verwandt sind.
Er verzichtet gänzlich auf eine Gut-Böse-Zeichnung, selbst, wenn es das Drehbuch vorsieht. Tatsächlich wird jeder Figur eine gewisse Sympathie zuteil, jeder hat Probleme, Ecken und Kanten, und macht Fehler, aber wirklich verachtenswert scheint niemand. Völlig gleich, wie die Figur auf die Entscheidung einer anderen reagiert, es ist verständlich.
"All meine Sehnsucht" ist so perfekt melodramatisch, dass es einfach ein Genuss ist, sich den leidenschaftlichen Problemen seiner Figuren zu widmen, die einen mit einer wunderbar emotionalen Wucht treffen, dass man nicht weiß, zu welcher man halten soll.
Jeder Charakter hat zwei Seiten, davon behandelt eine die Taten und die anderen die Eigenschaften. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Taten nicht immer edel sind, oftmals sogar kaltherzig wirken können. Und trotzdem erhält man genug Einsicht in die Gefühlswelt der Figuren, um zu erkennen, dass im Grunde niemand schlecht ist. Manchmal dauert es, dies zu erkennen, aber es stimmt.
Das ist es, was dieses Werk von anderen Genrevertretern abhebt - denn das Melodram geht einen sehr schmalen Weg zwischen 'Große Gefühle' und 'Groschenroman' - seine Protagonisten sind keine inhaltlosen Körper, sondern Leute mit Seele.
"All meine Sehnsucht" ist ein Film, der wirklich mit Liebe gemacht wurde, der sich nicht scheut, Emotionen zu zeigen.
Er weist unheimlich viel Feingefühl und filmische Raffinesse auf.
Es ist ein Zeugnis perfekter Inszenierung in Verbindung mit perfektem Inhalt.
Melodram und Brillanz gehen Hand in Hand - und verdammt, ist das gelungen!
ES GIBT IMMER EIN MORGEN.
Was für ein Titel!
Der Familienvater und Spielzeugfabrikant Cliff hat zwei Karten für eine Theateraufführung.
Doch weder seine Frau noch seine Kinder haben Zeit, um ihn zu begleiten, und so bleibt der Mann allein zurück.
Doch dann klopft eine alte Bekannte an die Tür: seine ehemalige Mitarbeiterin Norma, die er schon jahrelang nicht mehr gesehen hat, und die mittlerweile erfolgreiche Modedesignerin ist. Zusammen lässt man die alten Zeiten wieder aufleben, und genießt die Anwesenheit des Anderen. Später treffen sie sich zufällig nochmal in einem Erholungsresort - zu dem Cliffs Frau kutzfristig abgesagt hat, um sich um die verletzte Tochter zu kümmern - und verbringen dort viel Zeit miteinander.
Sein erwachsener Sohn Vinnie beschließt, seinem Vater einen Besuch abzustatten - und beobachtet die Beiden...
Douglas Sirk setzt in "Es gibt immer ein Morgen" sein Hauptaugenmerk auf seine Figuren und wie mit ihnen umgegangen wird. Vor Allem die Familie mit ihrer klassischen Rollenverteilung steht hier im Fokus.
Der Vater verdient das Geld, die Mutter kümmert sich um die Kinder. Alles wird als selbstverständlich erachtet, doch einer ist nicht damit zufrieden, auf seine Rolle beschränkt zu werden. Und dann kommt diese eine Frau, die ihn als Person wertschätzt, und auf seine Bedürfnisse eingeht. Es ist nur logisch, dass er sich gerne mit ihr umgibt. Sie hingegen freut sich auch, dass sie endlich mal jemanden trifft, der ihre Gegenwart schätzt und sie mag, denn Norma ist eine Karrierefrau, die, wie sie selbst sagt, mit der Madison Avenue verheiratet ist.
Zwischen den beiden passiert nichts Intimes. Aber für den Sohn ist es die einzig logische Erklärung, warum sein Vater sich mit einer anderen Frau trifft. Denn ihm ist nicht bewusst, dass dieser noch etwas anderes will, als das, was er tagtäglich hat.
Es ist so, dass man den eingekehrten Alltag nicht hinterfragt, wenn man selbst glücklich ist und ein anderer nicht ausdrücklich sagt, er sei unzufrieden.
Für Sirk untypisch stützt sich "Es gibt immer ein Morgen" nicht auf malerisch-idyllische Szenerien, sondern nimmt sich in Sachen Bildgewalt ziemlich zurück.
Auch inhaltlich dient hier anders als in einigen seiner anderen Filmen ein Mann als zentrale Identifikationsfigur, wobei man dennoch sagen kann, dass Sirk hier wieder alle seine Figuren sehr wertschätzt und niemanden als komplett schlecht abstempelt. Ja, es werden viele Fehler gemacht, das Verhalten ist nicht immer fein und der Umgang miteinander sogar ab und an harsch, aber trotzdem nie unbegründet und immer verständlich.
Das ist es auch, was seine Filme so vielschichtig macht. Und was die Probleme in seinen Werken so unmittelbar wirken lässt - es kann nie wirklich eine Lösung gefunden werden, die für alle Beteiligten vollends ein Happy End bedeutet.
Ein leicht bis schwer bittersüßer Nachgeschmack ist unumgänglich.
Und die Kunst dabei ist, dass "Es gibt immer ein Morgen" den Zuschauer nie runterzieht, oder unbefriedigt bzw. melancholisch zurücklässt.
Douglas Sirk scheut sich hier nicht, die gesellschaftlichen Gegebenheiten zu hinterfragen, sofern ihm das in der damaligen Zeit möglich war, bringt aber zeitgleich dramaturgisch und inszenatorisch das Beste auf, was das alte Hollywood zu bieten hatte.
Somit ist der Film inhaltlich modern und formell konservativ gehalten - das Ergebnis ist ein grandioses Melodram, welches auch wirklich etwas zu sagen hat.
Ich habe den Film leider noch nicht gesehen, aber ich weiß nach diesen 50 Sekunden, dass ich bald 'ne neue Lieblingsserie hab...
1967 erblickte "Das Tal der Puppen" das Licht der Welt, welches sich mit dem Thema der dunklen Seite von Hollywood auseinandersetzt, und welches der bizarren wie genial-schrägen Kooperation des Filmkritikers Roger Ebert und des Sexploitationregisseurs Russ Meyer, 'Blumen ohne Duft', zum Vorbild stand.
Ganz anders als in besagtem, buntem Mix aus Starsatire, Melodram und der Rocky Horror Picture Show ist dieses vermeintliche Original allerdings als ernstes Drama inszeniert, und ist eher dem klassischen Kino zuzuordnen.
Parallel und ab und an ineinander verlaufend werden die Geschichten dreier Frauen (Neely, Jennifer und Anne) erzählt, die versuchen, in Hollywood Fuß zu fassen. Mit dem Showbiz kommen alle in Berührung, allerdings mit unterschiedlichem Erfolg - Neely wird über Nacht zum gefeierten Star, Anne zum Fotomodel und Jennifer rutscht in die softpornografische Szene ab.
In jeder ihrer Geschichten spielen die sogenannten "Puppen" eine Rolle - rezeptpflichtige Aufputschmittel, die eine stark süchtig machende Wirkung aufweisen.
Sie alle haben außerdem auch Probleme in ihren Beziehungen, und damit, ihre Karrieren aufrecht zu erhalten.
Man kann sagen, dass es sich bei diesem Film um eine klassische Story von Aufstieg und Fall handelt. Inszenatorisch bzw. dramaturgisch außergewöhnlich ist nicht nur, dass hier gleich drei Protagonistinnen im Mittelpunkt stehen, auf die dieses Konzept zutrifft, sondern auch, dass der Wendepunkt nicht zeitgleich erfolgt. Vor Allem bei einer Figur ist lange Zeit nicht ersichtlich, ob der Abstieg überhaupt eintrifft.
Es ist zudem nicht klar, in welchem Ausmaß die Figuren zu leiden haben werden, tatsächlich trifft es sie gänzlich unterschiedlich hart.
Und es ist erfrischend, dass man nach der gerade eingetroffenen Abschaffung des Hays-Codes Sex und Drogen thematisierte, es aber nie auf die Spitze trieb, sondern recht reif mit der Sache umging. Tatsächlich hätte man hier sehr leicht künstlich einen Skandalfilm heraufbeschwören können - tat man aber nicht.
"Das Tal der Puppen" puktet darin, die Gefahren und Hürden in der Unterhaltungsbrache aufzuzeigen, und seine Handlungen und Geschichten zu erzählen.
Die Ausgangslage der drei Frauen ist ein und derselbe Auftritt bzw. Probe, dann gehen die einzelnen Figuren unterschiedliche Wege in Sachen Medien.
Interessant finde ich auch, wie die Softcore-Filme hier als hohe Kunst bezeichnet und verkauft werden, wobei darstellerisch nicht mehr verlangt wird, als sich zu entblößen. Auch Jennifer selbst scheint zunächst zu glauben, es handelt sich um Kunstfilme.
Interessant ist es auch, wie gut laufende Karrieren und misslungene beide zu Drogenkonsum bzw. Medikamentenmissbrauch führen können.
Zum Einen wird der Druck betäubt, zum Anderen den Problemen entflohen.
Dann folgt natürlich der Abstieg. Man wird launisch, realitätsfern oder verwirrt, unzuverlässlig.
Und irgendwann steht die Frage im Raum, die schon in 'Sunset Boulevard', 'Alles über Eva' oder 'Was geschah wirklich mit Baby Jane?' gestellt wurde: wann realisiert man, dass die große Zeit des Ruhms vorbei ist?
Und im Vergleich zu anderen Filmen dieser Art muss ich sagen, dass, obwohl er gut ist, "Das Tal der Puppen" eindeutig den Kürzeren zieht. Er erzählt zwar seine 3 Geschichten souverän, spannend und interessant, stellt seine 3 Protagonistinnen aber etwas hinten an und räumt den Darstellerinnen kaum Möglichkeiten ein, wirklich viel Leistung zu zeigen. An den schlimmsten Stellen äußert sich das so, dass sie schon fast austauschbar sind. Wirkliche Charaktereigenschaften hat man nur der Figur der Neely zugeteilt, und auch erst in den zweiten Hälfte des Films. Das sorgt dafür, dass man sich das Geschehen ziemlich distanziert ansieht, da man zu den Charakteren keine wirkliche Bindung aufbauen kann. Dies wäre aber wichtig gewesen, um den Film eine gewisse Eindringlichkeit zu verleihen, die bei einer solchen Geschichte doch erforderlich wäre.
Dennoch bleibt dem Film seine raffinierte Story, und der altmodische Charme, die im Zusammenspiel den Film auch tragen und ihn wirklich sehenswert und sehr gut machen.
Etwas ausgereiftere und tiefergehende Figuren hätten dem Endergebnis aber auch gut getan.
Ein Meisterwerk der Filmästhetik mit wichtiger und immer aktueller Thematik