Martin Canine - Kommentare
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Alle Kommentare von Martin Canine
Michael Haneke und Elfriede Jelinek sind sich in ihren Werken doch irgendwie ähnlich. Schließlich schreiben sie beide über die in ihren Augen verwerflichen Missstände ihrer Gesellschaft, und bemühen sich sehnlichst, ihre Werke so schwer zugänglich wie möglich zu machen.
Ihr Handwerk beherrschen beide tadellos, nichts geschieht hier ohne Hintergedanken, ohne Vorsatz.
Es sei vollkommen ausgeschlossen, dass sie jemals ein Unterhaltungswerk veröffentlichen würden.
Nein, sich mit den Werken beider auseinanderzusetzen, erfordert Zeit, Anstrengung und vielleicht auch Frust, da man oft zu keinem Ergebnis gelangt, oder mit demselben nicht zufrieden ist.
Was die beiden jedoch unweigerlich unterscheidet, das sind die Personen an sich.
Lauscht man Haneke als öffentlicher Person, so wird man überrascht sein, wenn man seine Werke kennt: er ist direkt, leicht verständlich, offen, und wirkt... ja, normal eben.
Jelinek hingegen ist es kaum möglich, in öffentlichen Aussagen nicht genauso kryptisch verschlüsselte, verschachtelte Sätze von sich zu geben, durch die man sich erst durchwühlen muss, um dann vielleicht zu dem Schluss zu kommen, dass sie einen genau da hat, wo sie will, wie in ihren Büchern.
Brillanz beherrschen beide in ihrem Medium. Trennt man sie aber von ihrem medialen Schaffen, so hat man auf der einen Seite eine Person und eine Werkschau, schön aufgespalten, und auf der anderen Seite ein Wirrwarr aus Eindrücken und Metaphern, zusammengeflochten in Bergen aus wunderschönen, aber unverständlichen Formulierungen.
"Die Klavierspielerin" ist trotz einer extrem unzugänglichen Vorlage Hanekes wahrscheinlich zugänglichstes Werk.
Wir folgen der Klavierlehrerin Erika Kohut, die an einem angesehenen Konservatorium in Wien ihren Unterricht gibt.
Sie wohnt noch bei ihrer Mutter, die sie kontrolliert und ihr Eigen nennt, die ihr keine Luft zum Atmen lässt, sich selbst keiner Schuld bewusst ist, und ihrer Tochter dadurch ein schlechtes Gewissen bereitet, wenn diese sich vornimmt, ihrer Herrschaft zu entkommen.
Die Mutter hätte gerne, dass Erika eine erfolgreiche Pianistin ist, drillt sie, und empfiehlt ihr, ihre SchülerInnen nicht besser werden zu lassen, als sie selbst.
Dieses Gespann, diese gestörte Mutter-Kind-Bindung, ist der Dreh- und Angelpunkt des Filmes, das ist der Auslöser für alles, dass weiterhin geschieht.
Beziehungsweise, was geschehen ist.
"Die Klavierspielerin" bebildert in seiner ersten Hälfte die Gegenwart der offensichtlich angeknacksten Titelfigur.
Wenn Erika den Raum betritt, dann gibt es so etwas wie Gefühle nicht.
Dann ist sie auch nicht mehr Erika, sondern Frau Kohut. Eine strenge, disziplinierte Lehrerin, eine respektable Person.
Sie ist der Drill ihrer Schüler, der starke Fels, der Stock, der sich in die Ärsche der anderen treibt, wenn sie bloß an jemanden vorbeigeht.
Man hat oft das Bild eines strengen Lehrers vor sich, der einem mahnend auf die Finger schaut, verbessert, gebildet und intellektuell ist, nie ein Lächeln oder anderweitige Emotionen aufblitzen lässt, sowie stets hellwach und kontrolliert ist.
Erika IST dieses Bild, durch und durch, und sei es auch privat, wenn niemand um sie herum da zu sein scheint.
Pausenlos, sie lässt sich nie fallen.
Hin und wieder gönnt sich unsere Frau Kohut eine Auszeit.
SIE besucht Sexshops, sieht sich Härtepornografie an, riecht an vollmasturbierten Taschentüchern.
Doch SIE bleibt dabei ganz Frau Kohut, SIE wird dabei nicht wieder zu Erika.
SIE verletzt sich selbst, ritzt sich an ihren empfindlichsten und intimsten Zonen, bis das Blut hinausläuft...
...tut dies aber mit der selben Präzision und Disziplin, als würde SIE einem ihrer Studenten vorspielen, was er als nächstes spielen solle, oder selben ermahnen.
Dann aber passiert etwas: ein Mann, ein Student, offen und impulsiv, zeigt Interesse an ihr. Nicht an ihrem Kurs, nicht als Lehrerin, sondern als Frau.
Bekannterweise sträubt sich die Klavierlehrerin, ihrer Triebe nachzugeben, doch es wird mit der Zeit schlicht unmöglich.
Aber das heißt nicht, dass sie ihre Lebensweise nicht auch auf ihre Sexualität überträgt.
Nicht nur will sie kontrollieren, sie will auch kontrollieren, wie sie kontrolliert wird.
Will sie spüren? Will sie Leidenschaft erzwingen?
Sexualität, und Liebe sind irrationale, unberechenbare und lustvolle Empfindungen, die sich nicht kontrollieren lassen, und nicht mit Fassung, klarem Kopf und aufrechtem Gang zu bewältigen sind.
Ich werde den Ausgang von Erika Kohuts Geschichte nicht erzählen.
Wir sollten aber nicht vergessen, wer hinter dem Werk steht.
Nach einem Stoff von Elfriede Jelinek hat Michael Haneke das Ruder übernommen. Das ist SEIN Film.
Einmal mehr hat er mir aber bewiesen, was für ein brillanter Filmemacher er ist.
Ich sage es ganz offen heraus, dass ich ihn für einen der talentiertesten und besten Regisseure überhaupt halte.
Er beherrscht sein Handwerk einwandfrei, und bringt prägnante, hintergründe Aufgaben auf den Bildschirm, die zu entwirren dem Publikum unterliegt.
Aber ich sage auch, dass ich seine Werke ganz oft zum Haare ausraufen finde.
In seinem Zwang, Filme so unkonsumierbar wie möglich zu machen, scheitert er oft daran, dass sein Vorhaben extrem sinnlos und schwachsinnig ist. Seine Vergletscherungstrilogie gehört zu den anstrengendsten Filmen aller Zeiten, und ich sage ganz offen, dass sie sich nicht lohnen, weil sie selbstzweckhaft anstrengend sind.
Dann aber gibt es noch die Person Haneke, der ich schon viel eher Werke wie 'Liebe' oder 'Das weiße Band' zutraue, die in ihrer Machart durchaus konsumierbar sind, aber auch wahnsinnig hintergründig. Es geht auch so. Man kann den Leuten auch mal filmischen Genuss bieten, und trotzdem etwas vermitteln.
"Die Klavierspielerin" gehört zu den Arbeiten Hanekes, die ganau das tun. Es ist ein unvergleichlich interessantes, wenn auch sehr trauriges und aufwühlendes Psychogramm einer Frau, die unter ihrer eigenen Einsperrung allmählich zerbricht, als es nicht mehr tragbar wird.
Hier legt er es nicht darauf an, das Publikum viel Anstrengung, Qual und Unzugänglichkeit durchleben zu lassen, sondern bringt seinen Inhalt ohne Umwege auf die Leinwand.
Dabei ist "Die Klavierspielerin" so genial inszeniert, unfassbar direkt, und doch interpretierbar, so wahnsinnig intensiv, so brillant auf den Punkt, und dennoch detailverliebt.
Man kann es eigentlich nicht wirklich besser machen, einen derartig komplexen Charakter zu bebildern, und nebenbei auch noch so ungemein gut zu fesseln und faszinieren, sowie die absolut perfekt besetzte Isabelle Huppert in Szene zu setzen.
Das ist wirkliche Kunst.
Fantastischer Film. Vorgestern erst wieder gesehen. Einer von Hanekes Stärksten, selbst, wenn man mit dem Regisseur sonst nicht so viel anfangen kann.
Michael Haneke inszeniert den Film "Funny Games" auf eine Art und Weise, die den Zuschauer als Ursache der Ereignisse auf dem Bildschirm entlarvt.
So sehe es aus, würde ich diesen Film in einem Satz wiedergeben.
Um es sofort auf den Punkt zu bringen: "Funny Games" hat mir gefallen. Auf einer filmischen, den Inhalt nicht näher beleuchtenden Ebene hat er mir gefallen. Innovative Ideen, tolle Schauspieler, und brillanter, sich selbst dekonstruierender Aufbau.
Langeweile kam nie auf, der Film war immer interessant und eigentlich sollte ich nun vollends zufrieden den Fernseher ausmachen und eine durchwegs positive Review eintippen.
Ganz so einfach ist das dann aber doch nicht, denn "Funny Games" ist auch kein einfacher Film, und je mehr es am Streifen zu loben gibt, desto mehr muss ich auch negativ anmerken.
Um das näher zu erleuchten muss ich den Hintergrund des Films beleuchten, und offenlegen, was genau er denn eigentlich ist, nämlich Michael Hanekes Antwort auf die immer ansteigende Brutalität in Filmen, die er als Ausbruch einer Abstumpfung sieht.
Also drehte er aus Protest "Funny Games", der aufgrund seiner Gewalt im deutschsprachigen Raum auch erst ab 18 freigegeben wurde.
Er inszeniert den Plot eines Home-Invasion-Thrillers, schafft Charaktere, und Situationen.
Und dann macht er etwas, er entlarvt den Film als Film.
Eines der Opfer fleht die beiden Täter an, aufzuhören, einer der beiden spricht offen mit dem Publikum:
"Meinen Sie, das reicht schon?"
Natürlich nicht. Filmisch wäre es absolut lächerlich, der Täter würde aufhören, wenn es das Opfer verlangt. Das ist ja das Paradoxon. Wir sympathieren mit den Gequälten, würden es aber hochgradig kritisieren, würde der "Bösewicht" plötzlich aus seiner Rolle ausbrechen. Das zeigt Haneke perfekt auf.
Aber das verträgt sich auch nicht ganz mit der anderen Mission, die Haneke mit dem Film verfolgte: er wollte, dass der Zuseher die Gewalt so abstoßend findet, dass er das Kino verlässt bzw. den Bildschirm abstellt. Er wollte herbeiführen, dass die Brutalität "nicht konsumierbar" wird. Aber da macht er einen Fehler: sein Streifen ist zu interessant, zu gut, zu faszinierend. Ästhetisch zu gelungen. Wir nehmen die Gewalt in Kauf, weil der Film, in dem sie vorkommt, gefällt.
Durch meine filmische Abstumpfung bedingt vielleicht auch zu harmlos. Es wird zu oft weggecuttet, wo die Kamera hätte draufhalten sollen, um den Zuschauer wirklich hart in die Magengrube zu treffen.
Er möchte das Ziel erreichen, dass der Zuseher durch die unerträgliche Gewalt komplett angewidert ist, geht aber nicht unbedingt weit genug.
Ich weiß schon. Ich habe in meiner Review zu 'Der siebente Kontinent' geschrieben, nur weil ein Film absichtlich ehlend ist, ist er immer noch ehlend.
Mit "Funny Games" verhält es sich so: der Film will ehlend sein, ist es aber nicht. Er ist gut. Er verfehlt dadurch sein Ziel, aber er ist gut.
Es macht eigentlich sogar Spaß, wie Haneke mich als Zuseher entlarvt, in einem Streifen, dessen letzte Absicht es war, zu unterhalten.
Hanekes Ansicht, dass Medien und die Realität kaum oder nicht unterscheidbar sind, den teile ich nicht.
Ein fiktiver Film kann noch so realistisch sein, er ist nicht real, sondern ein Produkt eines realen Verstandes. Das ist ein gravierender Unterschied.
Ich habe problemlos zig Hektoliter Blut in den Medien gesehen, und muss trotzdem wegsehen, wenn mir Blut abgenommen wird.
Medien und Realität zu distanzieren, ist etwas, dass man lernen muss. Deshalb finde ich es auch wichtig, dass sich Kinder mit Medien auseinandersetzen. Aber das ist ein anderes Thema.
Folglicherweise dürfte es auch keine Küchenmesser mehr geben, da sie immer jemand als Waffe benutzen könnte.
Wer nicht im Stande ist, Realität und Fiktion unterscheiden, der ist psychisch krank.
Wobei eine Distanzierung keineswegs Sympathiebildung für Figuren ausschließt. Man kann sich vollends mit einer Figur verbunden fühlen, weinen, lachen, triumphieren - und dennoch wissen: es ist nur ein Film.
Okay, Hanekes These zur Entstehung von Gewalt in Bezug auf Medien kommt hier auch nur am Rande vor.
Als Dekonstruktion eines Psychothrillers funktioniert der Film wahrhaft großartig. Denn immer an Spannungsmomenten spielt er mit der Erwartung des Zusehers und erinnert uns daran, dass wir bei einem Film zusehen, und dass es dramaturgische Effekte sind, die im Medium etwas geschehen lassen.
Als Film, der jedoch vollends abschrecken, ja, eine widerliche, ekelhafte Gewaltorgie sein soll - was nach Aussagen Hanekes wohl so war - funktioniert er nicht.
Er ist schlicht und ergreifend zu gut.
Da hätte es der Regisseur besser so gehandhabt, eine sinnlose, zusammenhanglose Aneinanderreihung abscheulicher, ausgespielter und perverser Gewalt zu liefern, wenn er das erreichen wollte.
Dann, auf der anderen Seite, wäre der Film aber nicht gut, was er jedoch ist.
Eine ziemliche Zwickmühle die ganze Angelegenheit.
Ich habe immer noch Probleme mit der Blogfunktion.
Mein PC ist wohl zu alt, und kann die Textfenster nicht verarbeiten (ich blicke auf eine leere Seite, mit Ausnahme der rechten Option wie Artikel löschen etc.)
Und auf meinem Smartphone sehe ich die Textfelder zwar, kann aber weder Zeilenabstände eintippen, noch den eingegebenen Text speichern.
Blogs schreiben ist mir momentan quasi unmöglich.
Darf ich meinen Text vielleicht per E-Mail schicken, wäre das möglich?
Ich habe lange über Michael Haneke nachgedacht. Über seine Filme, seine Person, und was künftig von ihm zu erwarten ist. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, er habe zumindest als Regisseur eine gespaltene Persönlichkeit.
Zum Einen ist er der große, talentierte Filmemacher und Geschichtenerzähler, der inszenatorisch und inhaltlich alles auffahren lässt, um das Meiste herauszuholen. Mit Filmen wie 'Das weiße Band' oder 'Liebe', zwei in meinen Augen unsagbar brillante Werke, die einem auch wirklich nahegehen, und zurecht von der Kritik umjubelt wurden, bewies er, dass man wichtige Aussagen und gesellschaftliche Aspekte thematisieren, sie aber in eine tolle und fesselnde, oder berührende Story einbinden kann.
So funktioniert Kino auch.
Dann aber gibt es noch den Pseudointellektuellen Michael Haneke, der meint, uns die harte, gesellschaftliche Wahrheit in inszenatorisch und dramaturgisch bewusst anstrengenden Filmen vor den Latz zu knallen. Diese Seite schert sich nicht um eine Geschichte, oder um Aufbau. Diese Streifen wollen nur eins: unangenehm sein. Er gibt es sogar selbst zu.
Er meinte, dass die Leute, die vorzeitig aus dem Kino gingen, eher den Sinn verstanden hätten.
Zum Schaffen dieser Seite des Mannes gehört auch die Trilogie der Vergletscherung der Gefühle.
Mein erster Film dieser zusammenhanglosen Reihe war 'Bennys Video', den ich zum Sichtungszeitpunkt eher positiv bewertet hatte - aber nicht weiß, ob ich es heute noch tun würde - da ich etwas Vergleichbares noch nie gesehen hatte und verstört herauskam. Er hat was in mir bewirkt, auch, wenn ich nicht genau weiß, was.
Der Zweite der drei Filme, den ich gesehen habe, '71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls', war ein furchtbares Machwerk, bewusst anstrengend, bewusst negativ, bewusst als Qual des Zuschauers inszeniert. Nicht etwa, da er irgendetwas Schlimmes oder Unerträgliches aufweist, sondern weil er absichtlich eineinhalb Stunden gähnende Leere zeigt, die dann in einem bedeutungsschwangeren Ende resultiert.
"Der siebente Kontinent", der erste Film der "Vergletscherung der Gefühle", erweist sich leider nicht als ziemlich klumpiger Brei.
Schlimmer als das, er ist klumpiger Brei, der nur dazu erschaffen wurde, klumpig zu sein.
Er wurde eigens zubereitet, um den Essenden nicht zu schmecken.
Es äußert sich schon im abstrusen und unangenehmen, weil amateurhaft wirkenden, jedoch bewusst so platzierten Schnitt. Mitten im Satz, in der Szene, stoppen Ton und Bild, und wir dürfen uns immer länger werdenden Schwarzblenden erfreuen. Ich weiß nicht, ob sie wirklich länger wurden, oder mir nur so vorkamen, da dies zu Beginn noch innovativ wirkte, mit der Zeit aber nur mehr auf die Nerven ging. Einmal habe ich die Zeit gestoppt und es kamen sieben Sekunden heraus. Das würde mit dem Titel zusammenpassen. Ob das immer wieder so ist, weiß ich nicht. Ist mir auch egal.
"Der siebente Kontinent" hält die Kamera auf einen mehr oder weniger normalen, mehr oder weniger monotonen Alltag einer mehr oder weniger gewöhnlichen Familie.
Ja. Das war's. Viel mehr wird nicht daraus. Es gibt schon eine Endsequenz, aber wann die begonnen hat, kann ich nicht genau sagen.
Zunächst noch erweckt der Film den Eindruck eines Episodenfilms der drei Familienmitglieder, des Vaters, der Mutter, der Tochter. Dabei gibt es sogar ein ganz interessantes Detail, von der Tochter, die sich in einer Szene als blind ausgibt.
Warum?
Ich interpretiere es so, dass ihr schlicht langweilig war.
Und ja, in dieser einen kurzen Szene - und in einer späteren, in der sich die Konsequenz aus selber ergibt - sehe ich ganz klar das, was Haneke später in seinen guten Filmen anwendet. Ein Detail, dass ein Thema nicht direkt anspricht, und doch dafür steht, eingebunden in eine Minihandlung. Aber das war es auch an fortlaufender Handlung, die es im Film gibt. Dass zwei Szenen aufeinander Bezug nehmen.
Wobei ich durchaus auch sagen muss, in dem Sinne kann der gesamte Film als Szene erachtet werden. Eine lange, mühsame Szene. Und ein Ende. Zwei Szenen also.
Aber dann stellt sich mir wieder die Frage: wieso?
Damit meine ich nicht "wieso ist das geschehen?", denn das ist mir durchaus bewusst. Ich habe verstanden, weshalb der Film auf diese Weise endet, was dazu geführt hat. Viel mehr meine ich, "wieso hat Haneke das verfilmt?".
Es ist ein Film, der für den Zuseher einfach nur so unangenehm wie möglich ist.
Nicht, weil er schwer verdaulich ist, sondern, weil er uns bewusst langweilt und nervt, und das damit erklärt, dass es den Figuren auch so geht.
Alles schön und gut.
Aber was will uns der Film damit sagen?
'Liebe' stellte die Frage, wie weit wir für das Wohl von jemanden gehen, den wir lieben, auch, wenn es uns schwer verletzt, 'Das weiße Band' setzte sich mit der Theorie auseinander, wie Gewalt entsteht, und erfüllt damit auch einen stark pazifistischen Zweck zur Vorbeugung derselben.
Welche Aussagen und Standpunkte vertritt "Der siebente Kontinent"?
Die Welt ist öde, scheiße und schwer ertragbar?
Erstmal ist das ein stark pessimistischer und einseitiger Standpunkt, und zweitens bietet der Film hierzu auch keinerlei Vorschläge zur Änderung.
Wir quälen uns also durch einen eineindreiviertelstündigen Film zu dem Zweck, uns durch den Film zu quälen.
"Der siebente Kontinent" ist eine unbefriedigende Erfahrung gewesen. Er ist weder filmisch noch inhaltlich von großem Wert - beides Qualitäten, die Haneke in seinen späteren Werken entwickelt und die ihn zu wahrer Größe treiben.
Hier komme ich mir als Zuschauer jedoch nicht respektiert vor. Genauso wenig, wie ich das Gefühl habe, dass der Regisseur seine Figuren respektiert hat.
Das hat nichts mit Intellekt zu tun, und nichts mit Filmkunst, sondern mit einer Mischung aus Misanthropie und einem furchtbaren Experiment mit dem Publikum.
Dabei möchte ich nochmal betonen: Haneke ist keineswegs ein schlechter Filmemacher. Das macht es umso ärgerlicher, was er hier auf die Leute loslässt.
Das Genre des Science Fiction-Films bietet wohl wie kein Zweites die Möglichkeit zur kreativen Entfaltung, da man quasi alle Freiheiten hat, eine eigene Welt mit eigener Technologie und eigener Logik zu erschaffen.
Es steht einem vollkommen frei, ob man dabei die (fiktive) Zukunft der realen Wirklichkeit verwendet oder etwas gänzlich Neues erschafft. Tatsache ist, so viel Freiraum wie hier hat man bei der Gestaltung eigentlich in keinem anderen Genre.
Die Grundvoraussetzungen sind gegeben, dass man sich durch den Film in eine andere Realität entführen lassen kann.
Früher war es oft der Fall, dass man SciFi vorwiegend mit Raumschiffen, fremden Planeten und dem Weltall in Verbindung brachte, und eher Abenteuer erwartete.
Doch vor Allem in den 1980ern begann ein Subgenre, welches es zuvor nur hin und wieder zu bestaunen gab, verbreiteter zu werden. Ein Subgenre, welches eine zumeist dystopische Zukunftsvision mit Elementen aus Kriminalfilmen verband: der Cyberpunk.
Was den Cyberpunk damals so interessant und aktuell machte, war der Anbruch des Computerzeitalters. Etwas Neues, dessen Ausmaß man sich noch nicht bewusst war.
Neue Technologien, künstliche Intelligenz und die Kontrolle großer Konzerne über die Welt bestimmten diese Filme. Der Look war einprägend: riesige Ladungen Metall überall, eckige Schriften und Zahlen, oftmals neonfarben.
Die Klangkulisse: elektronisch, künstlich.
Eine damalige Vorstellung des Futuristischen, welche zum Teil eintraf, zum Teil auch nicht.
Dieses Bild hielt bis etwa Mitte bis Ende der 1990er Jahre, als die Jahrtausendwende einbrach.
Überraschender gab es ab da diese enorme Schwarzweißmalerei nicht mehr.
Es war nicht alles Neue gleich ein Feind, aber dennoch bedrohlich. Sehr bedrohlich. Vor der Zukunft hat man immer noch Angst. Und dennoch begannen diese Werke, uns Mut zu machen. Sie stellten uns existenzielle Fragen, erinnerten uns daran, wer wir sind, und was uns zu dem macht, was wir sind. Und wer oder was sind wir?
Zu dieser Ära gehört auch "Dark City" aus dem Jahre 1998, der in einer futuristisch anmaßenden, vom damaligen Standpunkt aber nicht allzu weit vorangeschrittenen Welt spielt.
Erzählt mir, was ihr wollt: Im Hochzeitalter des Cyberpunks war das Science Fiction-Genre am Besten.
"Dark City" verbindet ein ungeheuer hohes Maß an gestalterischer und visueller Kreativität und Innovation mit einem hochspannenden Plot, sowie einem intelligenten philosophischen Standpunkt.
Der Film ist zu keiner Zeit als eine Utopie zu sehen, verirrt sich aber auch niemals in einer Dystopie.
Man hat nach dem Film kein Gefühl, niedergeschmettert worden zu sein, und doch wurde man zum Nachdenken angeregt.
Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass der Film sowohl der klassischen, abenteuerlichen Science Fiction-Story zuzuordnen ist, als auch dem ernsteren, düsteren Modell.
Vor Allem ist "Dark City" ein schlicht unheimlich origineller Film, der eigentlich alle Möglichkeiten ausschöpft, die das Genre zu bieten hat.
Seinen Ideen lässt der Film freien Lauf, verknüpft sie mit einer ebenso ideenreichen Geschichte, der man nur allzu gerne folgt.
Was Regisseur Alex Proyas absolut perfekt einfängt, ist die Puzzle-Atmosphäre des Storyverlaufs.
Wir nehmen im Laufe des Films viele Eindrücke wahr, einer innovativer als der Andere, bis letztlich alles zusammenläuft.
Oder auch nicht?
Es ist jedenfalls unheimlich spannend, wie die einzelndn Szenen und Sequenzen auf einander abgestimmt sind, und sich fügen.
"Dark City" ist ein ausgesprochen guter Film.
Ein Zeugnis einer Zeit, als sich das Science Fiction-Genre auf dem absoluten Höhepunkt befand.
Ein fantasievoller, intelligenter und auch nachdenklich stimmender Trip, der die Grenzen der Dystopie und der Utopie vermischt und den Zuschauer definitiv in eine andere Welt zu entführen weiß...
Zu "Caligula" fällt mir ein Zitat des österreichischen Kabaretisten Michael Niavarani aus seinem Programm 'Encyclopaedia Niavaranica' ein, mit dem er die Päpste aus alten Zeiten beschrieben hat:
"Die haben gefressen, gesoffen, herumgehurt - und sowas interessiert mich natürlich."
Das war er nun, der Skandalfilm schlechthin, der dreiste Porno, die Auslebung sadistischer Perversionen, dieses Stück von einem Schundfilm, dieses Machwerk.
"Caligula" ist das Ergebnis einer der größten künstlerischen Differenzen der Filmgeschichte.
40 Millionen Dollar hat der Dreh gekostet, und man konnte namhafte Schauspieler wie Malcolm McDowell, Peter O'Toole und Helen Mirren für das Projekt gewinnen, das gutes Potenzial gehabt hätte, der nächste, große Sandalenepos zu werden. Offenbar auch das Interesse von Regisseur Tinto Brass, dem es vor Allem wichtig war, das exzessive Leben und den Machtmissbrauch Caligulas zu bebildern.
Dafür änderte er das Drehbuch von Ben Hur-Autor Gore Vidal in zahlreichen Aspekten ab, bis dieses lediglich wie eine lose Inspiration wirkte (so steht es auch im Vorspann).
Doch auch Brass konnte seine Visionen nicht verwirklichen, als dass er vom Schnitt ausgeschlossen wurde.
Produzent Bob Guccione, seines Zeichens Gründer des Erotikmagazins Penthouse, verschob nämlich nicht nur einige Szenen an andere Stellen, sondern fügte auch nachgedrehte, unsimulierte Sexszenen hinzu, gegen die sich Brass streubte, der keinen Porno mit Handlung im Sinn hatte, sondern einen echten Spielfilm.
Die Entscheidung ärgerte ihn so sehr, dass er veranlasste, im Vorspann nicht als Regisseur genannt zu werden.
Auch die beiden Darsteller Malcolm McDowell und Peter O'Toole distanzierten sich später von dem Film.
Wie heißt es so schön: zu viele Köche verderben den Brei.
"Caligula" wurde von der Kritik massenhaft verrissen, und insbesondere durch seine expliziten Hardcore-Sexszenen oft als richtiger Porno bezeichnet.
So viel zur Hintergrundgeschichte.
Ich persönlich hätte die harten Sexszenen im Film auch nicht gebraucht - wobei es in einer Szene handlungstechnisch und inszenatorisch durchaus Sinn macht, etwas zeigefreudiger zu werden - aber sie sind für mich noch lange kein Grund, den Film zu verurteilen.
"Caligula" ist nämlich ein sehr gelungener Film, der perfekt aufzeigt, was durch zu viel Macht und Freiheit mit einem passieren kann.
Der Film beginnt idyllisch mit einer Aufnahme von Caligula und seiner angebeteten Schwester Drusilla, die in Zeitlupe durch eine Wiese tollen, unterlegt mit harmonischer Musik.
Dann auf einmal wechselt die musikalische Unterlegung in ein bedrohliches, klassisches Stück, sowie einem Off-Kommentar von Caligula, in dem er sich zum Gott erklärt - eine Vorblende auf kommende Ereignisse.
Caligulas Vorgänger, sein Großvater Tiberius, bekannt als furchtbarer Tyrann, der alles tat, was er wollte - Orgien, Gewalt und Wein zählten zu seinen liebsten Beschäftigungen - liegt im Sterben. Seinen Enkel führt er ein in eine Welt aus Sex und Brutalität, Verrat und Mord - jeder Konkurrent ist ein Feind, und jeder Feind eine potenzielle Lebensgefahr, der man zuvor kommen muss.
Desto näher Caligula seiner künftigen Macht kommt, desto geiler wird er darauf.
Zu Beginn seiner Herrschaft scheint Caligula noch ein Cäsar zu sein, dessen Interesse dem Volk gilt, bald aber beginnt er, seine Macht in Extremen auszuschöpfen: er wird größenwahnsinnig, exzessiv und verrückt.
"Caligula" erzählt eine Geschichte voller Grausamkeit, Alkohol, Inzest, Intrigen, Sauferei, Sadismus und Affären.
Ich weiß nicht, inwiefern dieser Film tatsächlich mit der Biografie Caligulas übereinstimmt, jedenfalls gibt es eine ganz klare Wahrheit an der Geschichte: mit Macht kommt Versuchung. Man kann alles tun, was man will - doch man darf auch nie vergessen, dass man alles im Leben zurückbekommt.
Und jeder weiß wohl, wie es in der Antike vor sich ging, dass es da so etwas wie Anstand oder Sitte schlichtweg nicht gab. Punkt für den Film, der hier vor nichts zurückschreckt.
Überraschenderweise wirkt das Resultat aus all diesen Widersprüchen der Macher sehr professionell, und bietet vorwiegend Handlungsszenen, die berüchtigten pornografischen Szenen bilden nur einen kleinen Teil des Streifens. Tatsächlich kann man den Film auch nicht wirklich als Porno mit Handlung bezeichnen, da die Hardcoreszenen ganz klar eine untergeordnete Rolle spielen. Wem es nur um diese Schauwerte ging, dem sei vom Film abgeraten, es gibt lange Passagen, die zur Veranschaulichung der Charakterentwicklung und dem Vorantreiben der Story dienen.
Im Allgemeinen ist "Caligula" durchaus als Spielfilm zu genießen, in dem es um einen Mann geht, dessen Leben sich zunehmend in eine Spirale aus Rausch und Besessenheit verwandelt, und der vorwiegend aus Handlungs- und Dialogszenen besteht.
Besetzt mit hervorrangenden Darstellern, von denen neben Malcolm McDowell (der schon als Alex de Large in 'Uhrwerk Orange' gezeigt hat, wie genial er machtgeile Psychopathen spielen kann) als tyrannische Titelfigur vor Allem Peter O'Toole heraussticht, selbst wenn es seine Figur nicht einmal über die Hälfte des Filmes schafft.
Beeindruckend sind auch die Kostüme und Kulissen, in die wohl auch ein großer Teil des Budgets geflossen ist.
Was den Film auch auszeichnet, ist, dass in seinen 150 Minuten Laufzeit immer irgendetwas passiert, was den Film interessant macht, und ihn nicht langweilig werden lässt, was ich eigentlich so nicht erwartet hätte.
"Caligula" ist ein Film, dem sein skandalträchtiger Ruf vorauseilt, der aber nebst den berüchtigten, reißerischen Szenen noch einiges mehr zu bieten hat.
Nämlich ein Bild eines Sündenpfuhls namens Rom, und dessen gierigen Herrscher.
Es ist aber durchaus möglich, dass der Film noch um einige Stufen größer und epochaler hätte werden können, hätte man dem Regisseur völlige künstlerische Freiheit gewährt.
PS: Es sind aus etwa 150 Minuten 6 Minuten harte Sexszenen drin. Also nicht wirklich viel.
In meiner Review zu 'Rambo II - Der Auftrag' habe ich geschrieben, dass die Drehbuchautoren vor Allem zwei Filme vergessen hatten, nämlich, dass es James Bond beteits gibt, und auch, dass der erste Rambo-Film ein Antikriegsfilm ist.
Bei "Rambo III" kann ich sogar noch eine Gedächtnislücke hinzufügen: nämlich, dass seine Story bereits einmal verfilmt wurde, nämlich im zweiten Teil der Reihe.
Dort war es zwar nicht Rambos geliebter Colonel, sondern irgendwelche austauschbaren Gefangenen, und auch nicht die Taliban, sondern die Vietnamesen, aber irgendwie kommt einem das Ganze doch sehr bekannt vor.
Dabei übernimmt "Rambo III" weitgehendst die Fehler des Vorgängers, in dem er den Krieg als gerechtfertigtes Mittel zum Zweck zeigt, und hier teilweise sogar kampfeslustige Kinder bebildert, was niemanden hier groß zu entsetzen scheint, sondern lediglich mit einem halbherzigen "Nein" abgetan wird.
Nicht ganz so sehr zeigt er die patriotische Seite von Rambo, da es hier auch nicht mehr um US-Amerikaner geht, sondern um die leidenden Bürger Afghanistans, die zweifellos wirklich viel zu leiden hatten.
Auch ich kannte mal ein Mädchen aus diesem Land, dass einige brutale Ereignisse schilderte.
In welchem Ausmaß dann jedoch das Schlachtengetümmel zelebriert wird, gefällt aber auch nicht allzu sehr.
Dafür muss ich zugeben, dass man mich in Sachen Action etwas mehr überzeugen konnte, da diese um Einiges spektakulärer anzusehen war.
Wer also rein wegen der testosterongeladenen Kriegs- und Kampfszenen hierherkommr, wird hier definitiv fündig.
Für meinen Geschmack ist das Ganze aber dennoch zu trocken. Wenn ein Film handlungslose Action bietet, sollte sie meiner Meinung nach von ein paar unterhaltsamen Einlagen gebrochen werden - wenn man es schon nicht für nötig befindet, eine Story zu schreiben.
Aber wie gesagt, actiontechnisch eine Verbesserung zum Vorgänger.
"Rambo III" gefällt mir aber inhaltlich ganz und garnicht.
Das beginnt schonmal damit, wie unglaubwürdig Rambos Reaktion gleich zu Beginn ausfällt.
Rambo wird gebeten, einen Auftrag auszuführen. Er lehnt ab, denn er hat in einem Kloster Frieden gefunden (was ihn aber nicht von Ringkämpfen abhält). Sein alter Freund, der Colonel, geht alleine los.
Dieser wird gekidnappt.
Rambo wird erneut gefragt.
Er sagt sofort zu.
Und das ist wortwörtlich zu nehmen. Kein erschüttertes "Was? Der Colonel wurde gekidnappt!?", kein Schreck, keine Trauer, garnichts. Und wir wissen aus Teil 1, dass Rambo durchaus in der Lage ist, Gefühle zu empfinden.
Nein, das allererste, was er ohne zu zögern macht, ist, mit cooler Miene zu fragen' "Und wie wär's mit mir für den Auftrag?"
Als hätte Rambo sein ganzes Klosterleben auf diesen Moment gewartet, und wäre nun endlich erhört worden. Wieso dann aber nicht gleich, als er zum ersten Mal gefragt wurde?
Aber wartet, gehen wir zu dem Zeitpunkt zurück, als Rambo das erste Mal gefragt wurde.
Da meinte unser lieber Colonel, er wäre von Haus aus eine Killermaschine, das Militär hätte ihn nur geschliffen.
Etwas seltsam, wo er doch im ersten 'Rambo' gleich von Anfang an gemeint hat, nur er wäre schuld, dass Rambo so geworden ist, was ja auch zur Aussage des Streifens beitrug.
Wie dem auch sei, unser Veteran zieht erneut in den Krieg.
Und natürlich geht es dann wieder mit der Leier los, die wir vom zweiten Film kennen: Rambo metzelt und schießt, wütet und tobt, hustet und prustet quer durch den Einsatzort, triumphiert über den Feind, Szene für Szene, Bild für Bild, und ist der siegreiche Held. Einmal mehr sei gesagt: ich nehme das Ende nicht vorweg, aber das ist auch nicht nötig, um es zu wissen.
An einer Stelle wird der Colonel gefragt, ob 'dieser Mann [Rambo] ein Gott sei', da er blind darauf vertraue, dass er es im Alleingang mit zigtausenden Männer aufnehmen kann (berechtigte Frage übrigens).
Hier seine Antwort:
"Gott hat Gnade - er nicht."
Nur komisch, dass Rambo bereits im ersten Film bewiesen hat, dass er auch Gnade zeigen kann. Das war ja Dreh- und Angelpunkt des Films, dass unser Veteran nach all der Gewalt und dem Blut nicht noch mehr durchmachen will. Immer wieder war er bereit dazu, aufzuhören.
Und auch davon ist in dieser Fortsetzung nichts zu sehen.
"Rambo III" zu bewerten, ist ein schweres Stück.
In Sachen Action ist er besser als der zweite Film, in Sachen Inhalt schlechter, und im Vergleich zum ersten Teil genauso furchtbar.
Vielleicht noch furchtbarer, da er den Zweiten wirklich oft stark kopiert.
Und das Traurigste ist, dass das mit dem eigentlichen Film 'Rambo' nicht nur garnichts zu tun hat, sondern auch dessen Ideale und Aussagen als falsch und schlecht zu entlarven versucht - ein Standpunkt, den ich nicht teile.
Bei ihrem Versuch, den traumatisierten Kriegsveteranen John Rambo in eine Art kriegerischen James Bond zu verwandeln, vergessen die beiden Drehbuchautoren James Cameron und Sylvester Stallone, die ich alle Beide sehr schätze, vor Allem zwei Dinge:
1. Es gibt bereits James Bond.
2. Der originale 'Rambo' war ein Antikriegsfilm.
In "Rambo II - Der Auftrag" wird John Rambo, der gerade seine Strafe absitzt, gebeten, zu beweisen, dass sich in einem vietnamesischen Gebiet immer noch US-amerikanische Gefangene befindet.
Rambo allerdings hält nicht viel davon, lediglich Beweisfotos zu schießen, und nimmt die Befreiung in die eigene Faust...
Ich habe in meiner Laufbahn als Filmfan hier und da Filme mit oftmals fragwürdigen Aussagen äußerst positiv bewertet, unter dem Aspekt, dass sie filmisch besser sind als inhaltlich, und dass ich sie, wenngleich ich ihren Standpunkt nicht teile, ästhetisch sehr schätze und sie unter den genannten Umständen auch genossen habe.
"Rambo II - Der Auftrag" hat aber noch ein furchtbar großes Laster, dass die anderen Filme nicht hatten: er ist eine Fortsetzung.
Ein Sequel, dem die Aussage seines Vorgängers nicht nur scheißegal ist, sondern der ihr komplett widerspricht.
Hatten wir es in 'Rambo' noch mit einem traumatisierten und innerlich (und auch äußerlich) von all der Gewalt zerfressenen Mann zu tun, der vom Krieg vollkommen überfordert in die Realitäten der Gesellschaft gelassen wird, der lernen musste, dass der Krieg nichts mit Ehre und Tapferkeit zu tun hat, sondern mit Tod und Verderben, so scheint Rambo hier wieder vollkommen genesen zu sein, bei wachem Verstand, und jederzeit wieder bereit, für sein Vaterland in den Kampf und vielleicht auch in den Tod hinfortzuschreiten.
Und plötzlich ist dies auch wieder ehrenhaft, und etwas, auf das man mit Stolz blicken kann.
'Rambo' bietete gegen Ende einen der grafischsten, erschütterndsten und dadurch effektivsten pazifistischen Monologe der Filmgeschichte, wie man sie das letzte Mal bei großen Werken wie 'Im Westen nichts Neues' oder 'Wege zum Ruhm' vernommen hat.
Das Statement war klar: Krieg ist scheiße.
"Rambo II - Der Auftrag" endet mit einem Patriotismus verteidigenden Dialog, in dem Rambo offenkundig sagt, dass ihm quasi nicht wichtiger ist, als sein Vaterland.
Ein in meinen Augen unnützes Statement, da er es in den gesamten 90 Minuten davor überaus drastisch gezeigt hat.
"Rambo II - Der Auftrag" glorifiziert, was 'Rambo' eiskalt angeprangert hat.
Seine Titelfigur triumphiert Szene für Szene gegenüber dem 'Feind' und jenen, die sich ihnen angeschlossen hat. Ich verrate nicht, wie die Handlung ausgeht, aber ich denke auch nicht, dass das nötig ist, um es zu wissen.
Ich bin kein Feind der Amerikaner. Ich verdanke ihnen viel von meinem Lebensstil, was ich als unverzichtbar erachte.
Und wie jede Nation hat auch die USA das Recht darauf, auf sich stolz zu sein.
Die Frage ist natürlich, wie weit das geht, und ob es dann nicht zu einer Verherrlichung derselben führt.
'Rambo' zeigte das perfekt auf, und wusste auch, dass es keineswegs okay sei, für sein Land unhinterfragt alles zu tun, und das so etwas immer Konsequenzen hat, für die Person selbst, für die Anderen, oder für Beide.
Davon gibt es hier keine Spur. Es ist etwas Edles, sich selbst und den "Feind" zu opfern, um seinem Heimatland einen Dienst zu erweisen.
Ich könnte die Liste, in welchem Ausmaß diese Fortsetzung seinem Vorgänger widerspricht und dessen Aussage mit Füßen tritt, ewig weiterführen.
Was zu all dem aber noch hinzukommt, auf was ich auch noch eingehen will, ist aber, dass "Rambo II - Der Auftrag" in meinen Augen auch ein schlechter Film ist. In einem Jahrzehnt, in dem es vor guten und spaßigen Actionfilmen nur so wimmelte, ist dieser hier fast schon zu bemüht, knallhart zu wirken.
Für seine kaum vorhandene Handlung nimmt sich der Film eindeutig zu ernst.
Rambo wird engagiert, einen Auftrag anzunehmen, bekommt eine Art Bond-Girl zur Seite gestellt, und versucht, mit grimmiger, pseudocooler Mimik die Anforderungen zu erfüllen. Der Streifen ist dabei nur allzu humorlos, was die vielen, vielen Ballerschießereien, die den Hauptkörper des Filmes bilden, schon etwas anstrengend macht. Nicht umsonst hat sich bereits zum Entstehungszeitpunkt der auflockernde, augenzwinkernde One Liner bestens bewährt.
Es ist nunmal so, dass diese Fortsetzung eigentlich einen größeren Kultstatus erlangt hat, als sein Vorgänger, auch, wenn es viele vielleicht garnicht wissen.
Aber wenn wir 'Rambo' hören, denken wir dann zuerst an einen coolen Actionhelden, oder einen verstörten Veteranen?
Aber das ändert wenig daran, dass "Rambo II - Der Auftrag" ein furchtbar respektloses Sequel ist.
"Rambo" ist kein guter Actionfilm, hier gibt es keine überspitzten One Liner, keine wilden Momente, in denen der Titelheld achzigtausend böse und gefährliche Männer wegballert, und dabei immer noch toll aussieht.
In dem Genre gibt es vor Allem aus dem Entstehungsjahrzehnt einige wesentlich bessere Vertreter.
"Rambo" ist schon eher ein guter Thriller, ein Katz-und-Maus-Spiel, in dem eine Gruppe Polizisten einem sehr gewieften Verbrecher auf der Spur ist, der ihnen immer einen Schritt voraus zu sein scheint.
"Rambo" ist aber, und das macht ihn ganz groß, ein schlichtweg herausragender Antikriegsfilm.
Wenn die Leute an den Namen Rambo denken, haben sie einen muskelbepackten Sylvester Stallone vor Augen, der für sein Vaterland Unmengen "böser vietnamesischer Kämpfer" wegräumt, und dabei stramm, mutig und glorreich darsteht.
An was die Leute denken, dass sind die anderen zwei Filme, die man neben diesem mit dazubekommt, wenn man sich eine Box der "Rambo"-Trilogie kauft.
Mit dem eigentlichen Film, der im Original den Titel 'First Blood' trägt, hat das nur sehr wenig zu tun.
Eigentlich nur, dass die Hauptfigur von Sly verkörpert wird und muskelbepackt ist.
Erzählt wird hier die Geschichte eines Mannes namens John Rambo, der eines Tages von der Polizei aufgegabelt wird, als er ziellos durch die Gegend streift. Wegen Landstreicherei muss er aufs Präsidium, und wird aufgrund der Verweigerung der Preisgabe seiner Identität von den Polizisten immer schlechter behandelt - bis er letztlich gewaltsam entkommen kann.
Es wird eine Jagd eingeleitet, die immer größere Ausmaße annimmt - was sie nämlich nicht wissen: bei dem Mann handelt es sich um einen Vietnamkriegsveteranen, der von seinen Erlebnissen schwerst geschädigt wurde...
Was "Rambo" wirklich zu einem exzellenten Film mit furchtbar wichtiger Aussage macht, ist, dass er nicht auf ausschweifende Schlachtszenen zurückgreift, die man schon in unzähligen Filmen unheimlich beeindruckend gesehen hat, sondern einen anderen, ebenso finsteren, aber weitaus weniger bekannten Aspekt des Krieges behandelt: die Auswirkungen des Krieges auf die überlebenden Soldaten.
Ich kannte einmal einen Jugen aus Tschetschenien, der teilweise den zu diesem Zeitpunkt herrschenden Krieg miterlebte.
Näherte man sich ihm von hinten, schnellte er automatisch um und ging in eine Angriffsposition.
Weil er es gewohnt war, immer achtsam zu sein, auf das Schlimmste gefasst, jede Sekunde würde zählen.
Es geht in "Rambo" genau um diese Art der Traumatisierung eines Veterans, der nun seine Überlebenstaktiken auf die Welt außerhalb des Krieges anwendet.
Eine geniale Szene gegen Beginn des Films zeigt, wie Rambo im Polizeirevier rasiert werden soll, wogegen er sich mit Händen und Füßen wehrt. Mit einem Rasiermesser geht ein Mann auf ihn zu, und Rambo bekommt sofort eine Art Flashback, als er in Gefangenschaft mit einem riesigen Messer gefoltert wird.
Rambo ist es unmöglich, loszulassen. Er hat Bilder gesehen, die sich tief in seine Seele gebrannt haben, und die einfach weit über der Grenze des Verkraftbaren lagen.
Er zerbrach, und das wird im Film auch mehr als deutlich.
Wir sehen hier einen geschickten Überlebenskämpfer und Soldaten, eine Maschine - die aber auch Gefühle hat. Rambo empfindet.
Und er möchte nicht mehr weitermachen, will einfach aufhören.
Er wird dennoch weitergetrieben, da er verfolgt wird, und sieht sich gezwungen, zu seinem eigenen Schutz zu kämpfen.
Immer und immer wieder suchen ihm die zerfressenden Gedanken heim, er sieht sich in jeder Alltagssituation daran erinnert.
Er kann nicht mehr. Er ist am Ende.
"Rambo" ist trotz, oder gerade durch seine einfache Erzählweise unfassbar intensiv und hart, es wird für uns sofort spürbar, was für eine Last auf der titelgebenden Figur liegt.
Rambo wird im Film mehrfach als Kriegsheld bezeichnet, ist aber letzten Endes doch nur ein Überlebender einer Orgie aus sinnloser und widerwertiger Gewalt.
Es handelt sich hierbei um einen der erschütterndsten und wirkungsvollsten Statements gegen den Krieg, die perfekt die psychischen Auswirkungen auf alle Beteiligtem zeigen, und einen der packendsten und wichtigsten Monologe der Filmgeschichte beinhaltet.
Sieht alles super aus und die ersten Artikel, die ich gelesen habe, hatten auch professionellen Eindruck erweckt. Es ist von mir aus (Smartphone-User) aber nicht möglich, Zeilenumbrüche zu machen. Alles wird in einer Wurst (mit Abständen) angegeben, und eine Gliederung ist daher nicht möglich.
Copy & Paste scheint auch nicht möglich zu sein.
Beide Kritikpunkte wären aber essenziell für eine Nutzung des Blogfeatures.
Außerdem wäre es schön, wenn das Feld für den Text größer wäre, dass man auch sieht, was man geschrieben hat.
Oder das Feld würde automstisch größer werden, wie das bei den Kommentaren der Fall ist.
Ich weiß wirklich nicht, welche Momente die Schönsten sind, die einem als Filmfan auf dem Bildschirm wiederfahren können.
Sind es die großen Klassiker der Filmgeschichte, die Innovationen des modernen Kinos, dass sich stetig weiterentwickelt und dadurch fasziniert, oder die kleinen Entdeckungen, die Geheimtipps, die wohl jeder Liebhaber der Filmwelt irgendwo hat.
Einer meiner liebsten unbekannten Filme, von deren Existenz kaum jemand weiß, und bei denen ich mich immer freue, wenn er von irgendjemanden gesehen wird - was nicht oft vorkommt - ist "Balzac und die kleine chinesische Schneiderin".
Regisseur Dai Sijie ist sowohl in der Film-, als auch in der Buchbranche tätig und verarbeitete seine eigenen Erlebnisse während der Kulturrevolution in China in dem gleichnamigen Roman. Später verfilmte er sein eigenes Werk und erweiterte es um einige Elemente.
Das Ergebnis ist dieser Film hier.
"Balzac und die kleine chinesische Schneiderin" erzählt die Geschichte der beiden Jugendlichen Luo und Ma, die als Söhne von Intellektuellen unter dem Regiment von Mao zur Umerziehung in ein kleines chinesisches Dorf geschickt werden, in dem sie lernen sollen, wie man Arbeit zum Wohle der Gesellschaft verrichtet. Die im Dorf lebenden Bauern erweisen sich als ziemlich ungebildet und voll und ganz der Herrschaft ihres Landesoberhauptes ergeben. Hauptsächlich, weil sie es nicht besser wissen, und Neues nicht gerne sehen.
Lediglich die Dorfschneiderin zeigt sich trotz mangelnder Bildung sehr interessiert an der Kultur und Lebensweise der Außenwelt, und möchte neue Sichtweisen kennenlernen.
Und während eigentlich das Dorf seinen Einfluss auf die Jugendlichen ausüben sollte, färbt die Lebensart der beiden Jungen langsam aber sicher auch auf die Dorfbewohner ab, auch, wenn sie sich dem nicht zwangsläufig bewusst sind...
"Balzac und die kleine chinesische Schneiderin" basiert auf autobiografischen Elementen, die vor Allem die Jugend des Autors widerspiegeln, das Ganze selbstredend eingebunden in fiktive Charaktere und Situationen. Was mich bei solchen Geschichten oft stört ist zum Einen die Fixierung auf den männlichen Sexualtrieb des Protagonisten, und zum Anderen das Fehlen einer zusammenhängenden Handlung und Dramaturgie.
Hierbei schafft es dieser Streifen, sich sehr stark von Filmen mit ähnlichem Hintergrund abzuheben, als dass er beide Fehler nicht begeht.
Es stimmt zwar, dass die beiden Protagonisten die weibliche Titelfigur beim Spannen kennenlernen, dies ist dann aber auch schon alles in der Hinsicht.
Vorrangig ist "Balzac und die kleine chinesische Schneiderin" nämlich eine exzellente Tragikomödie, die mit sehr viel Leichtigkeit mit einem wichtigen politischen Thema umgeht, dieses aber nie manipulativ herüberbringt, oder sich über dieses lustig macht.
Der Film ist zwar eher gegen Maos Herrschaft gerichtet, bleibt aber trotzdem überraschend unreißerisch bei dem Thema. Es tritt definitiv kein Worst Case-Szenario ein.
Die Gemeinde wird nicht unglücklich gezeigt. Sie leidet keineswegs unter Maos Herrschaft. Nur darin, dass sie nichts Neues kennenlernen können. Das geben die Protagonisten ihnen jedoch, in dem sie ihnen zumeist unterschwellig westliche Einflüsse unterbreiten, und die von der Dorfgemeinde angenommen werden können oder auch nicht.
Es ist eine Geschichte darüber, wie zwei aufeinanderprallende Kulturen und Lebensstile aufeinander abfärben können.
Und es ist auch eine Geschichte über das Erwachsenwerden, Liebe oder Literatur, da ein Großteil der westlichen Einflüsse durch einem Koffer mit "verbotenen" Büchern verbreitet werden, die der Schneiderin vorgelesen werden, und oft von dieser aus in das Dorf getragen werden.
"Balzac und die kleine chinesische Schneiderin" hat zwar einige dramatische und ernstere Höhepunkte, die aber immer lockerleicht gezeigt werden und trotz der teils politischen Handlung auch einfach verstanden werden können.
Eine weitere Qualität sind die schönen Aufnahmen des Dorfes und der Landschaft, die sehr idyllisch anmaßen und wunderbar anzusehen sind.
Was hier rein inszenatorisch wirklich gelungen ist, ist, dass der Film sowohl mehrere kleine Handlungen und Begegnungen erzählt, und mit einigen tollen Szenen und Details aufwarten kann, die ihn lebensechter wirken lassen, als auch eine große, übergreifende und alles zusammenhaltende Handlung mitbringt, nämlich die Beziehung der beiden Jugendlichen zu der kleinen chinesischen Schneiderin, die für viele dramatische Wendungen und Verläufe verantwortlich ist.
Die Fäden laufen vor Allem bei der Charakterwandlung dieser drei Figuren zusammen.
Es macht schlicht Spaß und ist interessant, dem Geschehen dabei zuzusehen, wie es seinen Lauf nimmt.
"Balzac und die kleine chinesische Schneiderin" ist ein toller Film, den man zwar erst entdecken muss, der aber letztlich doch ein kleines Juwel und mir persönlich sehr sympathisch geworden ist.
Toller Kom-... ähm, Blog^^
Freut mich, dass das Blogfeature gleich mit so einem guten Text von dir eingeleitet wird.
Ich tu mir mit einigen Comocverfilmungen auch etwas schwer, Zugang zu finden (Avengers), aber andere find ich super (X-Men, Spiderman).
Wobei es hier ja eher um Superheldencomics geht.
Sin City oder V wie Vendetta würde ich hier ja kaum hinzuzählen :3
Geht eig. mittlerweile das Copy & Paste schon?
Worin "End of Watch" definitiv punktet, sind seine beiden Protagonisten, die sich nicht allzu sehr in der Klischeeliste verirren.
Es gibt in der Filmwelt zwei Arten von Polizeibeamten: den sympathischen Kämpfer für Recht und Ordnung, und das brutale Arschloch, dass seine Rechte ausnutzt, um seine sadistischen Triebe auszuleben.
"End of Watch" beginnt mit einem Off-Kommentar von Jake Gyllenhaals Figur, die erzählt, dass er jeden Verbrecher jagen wird, weil es das Gesetz von ihm verlangt. Seine Schilderung wird dabei immer hemmungsloser, wenn er beschreibt, was er auf dem Weg dorthin alles tun würde.
Das Bild der Protagonisten Brian und Miguel ist ein sehr eigenes. Die beiden Polizisten nehmen kein Blatt vor dem Mund, sind teilweise Kindsköpfe und finden oftmals Spaß an Prügeleien oder kleineren Delikten. Zunächst dachte ich ehrlich gesagt, sie seien durchaus arschlöchrig, da sie oftmals den Eindruck vermittelten, sie würden einige der kriminellen Aktivitäten cool finden. Relativ bald aber merkt man, dass sie das Herz am rechten Fleck haben, und lediglich pubertäre Jungs im Körper zweier erwachsener Männer sind, die niemandem was Böses wollen, aber doch auch hin und wieder mal Scheiße bauen.
Die Konstellation der Beiden ist auch interessant: Jake ist eher der Gewissenhafte, der seinen Job ernst nimmt, Miguel der mit dem bescheuerten Humor, der immer für jeden Schwachsinn zu haben ist. Es sind aber dennoch nicht die typischen Buddy Movie-Figuren, allein, weil sie sich im Zusamnenspiel zu gut verstehen und als eingespieltes Team agieren.
Und auch, wenn mir nicht ganz klar ist, warum man Jake Gyllenhaal, der eigentlich immer sehr gefühlvolle und beinahe androgyne Figuren verkörpert, unbedingt kahl in den Streifen bringen musste - er spielt hier ja auch eher den nachdenklichen und nicht unbedingt mit viel Testosterom vollgepumpten Part - so finde ich auch die Wahl der Darsteller sehr gut gelungen.
Charaktere - check!
Schauspieler - check!
Situation - check!
Hier wurden also zwei Cops auf das Publikum losgelassen, die erfrischend anders herüberkommen und auch bis zu einem gewissen Grad den Film tragen.
Man hatte hier denke ich vor, einen realistischen Polizeifilm zu drehen, der in den Bandenterritorien Amerikas spielt. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, allerdings denke ich durchaus, dass dem Film das wohl recht gut gelungen ist.
Unterstrichen wird dies dadurch, dass teilweise Found Footage-Aufnahmen zum Einsatz kommen, die von Brian aufgenommen wurden (und natürlich gestellt sind).
Im Genre des Polizeifilms wäre das mal eine andere Herangehensweise, und auch für den Found Footage-Film eine Abwechslung zur immerwiederkehrenden Verwurzelung mit dem Horrorkino.
Und hier wurde eine Entscheidung gemacht, die für das, was der Film zeigen will, wohl die Beste war, und für das, was er letztlich zeigt, die Schlechteste: der Film bietet auch Handlungsszenen, die nicht von Brian aufgenommen wurden.
Sein Found Footage-Look wird nicht konsequent durchgezogen.
Das kann Fluch und Segen zugleich sein.
Er nimmt sich damit die Möglichkeit, komplett dokumentarisch zu wirken und somit für den Zuschauer unmittelbarer, direkter und realistischer daherzukommen.
Einem Found Footage-Film kann man verzeihen, wenn man inhaltlich nicht viel erklärt bekommt und eine Dramaturgie auch nur spärlich vorhanden ist, denn das hält eine Kamera, die den Alltag filmt, auch selten bis garnicht fest.
Die zusätzlichen, nicht vom Protagonisten gefilmten Szenen bieten aber dramaturgisch natürlich viel mehr Möglichkeiten. Nun kann man eine Narrative einbauen, Parallelhandlungen zeigen, Hintergründe erläutern und Zusammenhänge der einzelnen Szenen erklären, was mit der blossen Handkamera des Protagonisten nicht möglich gewesen wäre.
Zu gewissen Teilen macht der Film das auch, doch leider erst viel zu spät.
"End of Watch" ist ganz klar ein Szenenfilm, der von der Aneinanderreihung lose zusammenhängender Sequenzen lebt, es aber nicht wirklich schafft, eine Geschichte zu erzählen.
Als Milieustudie sind diese Abschnitte sehr gut geeignet, jedoch ist es auf diese Länge gesehen ziemlich schwer, sich von Szene zu Szene zu rangeln, wenn man sowohl die Charaktere als auch deren Umfeld und Beruf einmal gut kennengelernt hat, was nach etwa 40 Minuten der Fall ist. Es wird dann ohne einen "richtigen" Aufbau etwas anstrengend, dem Geschehen zu folgen. Erst kurz vor dem Höhepunkt des Films kündigt sich dieser an, anstatt auf ihn hinzuarbeiten. Was "End of Watch" nicht schafft, ist es, ein Gefühl der Spannung aufzubauen.
Dafür ist der Film zu lang, und schöpft zu wenig seiner Möglichkeiten aus, die durch die Vermischung gespielter Archivaufnahmen und konventionellem Film durchaus gegeben wären. Es könnte ein Film sein, der einem in den kurzen Abschnitten die "Realität" zeigt, und nebenbei auch noch durch eine fesselnde Geschichte den Zuschauer bannt. Ersteres gelingt dem Film auch, das Versagen - trotz Versuches - des Zweites allerdings nimmt dem Film Vieles weg.
"End of Watch" ist einer jener Filme, die ich nicht als schlecht erachte, denen ich aber durchaus anmerke, das hier nicht alles herausgeholt wurde, was möglich gewesen wäre.
Das etwas Entscheidendes fehlt, merkt man vor Allem daran, dass man zwar zugeben muss, immer etwas mehr oder weniger Interessantes zu sehen, die zweite Hälfte sich allerdings wie zwei Drittel des Films guckt.
Das Design ist sogar sehr angenehm.
Die Bilder zeigt es mir allerdings nur als extrem schmale und sehr breite Streifen an.
Da könnte man vielleicht noch was machen.
PS: Geht das Bearbeiten bei Serien und Personen nun auch?
Habt ihr damals meine Nachricht bekommen, dass ich es nicht geschafft habe, auch nur einen Buchstaben zu schreiben. Hat nicht funktioniert
Es existiert eine Theorie, dass es zu allem und jeden ein Gegenstück geben muss, etwas, dass sich vollständig unterscheidet.
Als ich vor 3 Jahren Titanic gesehen habe, wusste ich, dass ich einen unsagbar brillanten Film vor mir hatte, den ich bereits öfters zusammen mit 2, 3 anderen Streifen als besten Film überhaupt bezeichnet hatte. Er erschien mir wie der große und alles übertreffende finale Geniestreich, der dem klassischen Kino letztlich einen würdigen Abschluss verlieh.
Ein letztes Mal erschienen die großen Gefühle, die atemberaubende Bildgewalt, der monumentale Aufwand, die mitreißenden Geschichten, die Hollywood zur Traumfabrik machten.
Wenn wir der Theorie glauben dürfen, so gibt es doch zu jeder Sache ein Gegenteil.
Dies gilt wohl auch für Filme.
Nach reichlicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen: das Gegenstück zu meinem Lieblingsfilm Titanic ist zweifelsfrei "Stealth - Unter dem Radar".
Es ist schwer zu sagen, ob es in der Filmgeschichte je einen Film gab, der schlechter ist als dieser hier.
Alleine der Gedanke, es könnte tatsächlich einen Film geben, der diesen Streifen hier noch unterbietet, entzieht sich mir jeglicher Glaubwürdigkeit.
Es ist beinahe unmöglich, sich vorzustellen, irgendjemand von der Filmcrew hätte es wahrhaftig für möglich gehalten, dass hieraus ein guter oder auch nur im geringsten Maße unterhaltsamer Film werden könnte.
Ich könnte jetzt versuchen, zu beschreiben, welche Geschichtr "Stealth - Unter dem Radar" erzählt, aber er erzählt eben keine. Alles, worauf sich der Film stützt, ist eine Situation: ein Kampfjet macht sich selbstständig. Zwei Stunden lang. Das war's.
Man hat es irgendwie geschafft, drei Schauspieler in den Film hineinzuquetschen, die alle drei zusammen nicht mehr zu tun haben, als anwesend zu sein.
Die Hauptrolle ist das Flugzeug, Jamie Foxx und seine zwei Co-Stars leisten etwa so viel wie drei Pappaufsteller. Man hätte getrost Steine besetzen können. Das ist nicht die Schuld der Darsteller, nein, denn wie soll man eine Rolle spielen, die es nicht gibt?
"Stealth - Unter dem Radar" ist der sinnloseste "Film" aller Zeiten. Er besitzt nirgendwo Inhalt. Er erzählt keine Geschichte, bietet keine Dramaturgie, besitzt keine Charaktere und kaum Optik.
Damit meine ich nicht, dass all das misslungen ist. Nein, das gab es schlicht nie.
Der Streifen funktioniert weder als guter noch als schlechter Film, denn mehr als eine auf 2 Stunden ausgedehnte Idee bekommen wir hier nicht zu sehen.
Ich sollte dem Film eigentlich seine Wertung entziehen, denn um mal bei irgendetwas sagen zu können "das war gut, das war schlecht" muss überhaupt mal etwas da sein.
Sind die schauspielerischen Leistungen gut?
-Welche Leistungen?
Unterhält die Action?
-Welche Action genau?
Fesselt die Geschichte?
-Welche Geschichte?
Seht ihr, was ich meine?
Ich könnte diese Liste ewig weiterführen.
Dieser Film hat nicht einmal die Möglichkeit, zu versagen, denn was soll er denn schon falsch machen, wenn nichts vorhanden ist?
Er macht logischerweise dann auch nichts richtig.
Mich bringt so leicht nichts dazu, einen Film derartig zu zerreißen. Ich kann mit allem leben, von pseudoprovokanten Themen, bis Style over Substance, alles, was einem nunmal so als Begründung für einen schlechten Film oftmals um die Ohren fliegt, das alles kann ich noch verzeihen, das Ergebnis kann sogar Spaß machen. Und wenn nicht, kann ich immer noch erläutern, was mich gestört hat.
Bei "Stealth - Unter dem Radar" stellt man sich aber zu Teilen die Frage, ob es denn wirklich so viel Unterschied machen würde, ob man während des Films das Fernsehgerät ein- oder ausgeschaltet hat.
"Stealth - Unter dem Radar" ist zweifelsfrei und ohne Wenn und Aber mein absoluter Antifilm. Es gibt keinen Film, den ich weniger genossen habe. Tatsache ist, zwei Stunden lang an die Decke zu starren ist exakt so interessant. Es gibt durchaus Filme, die widerwertiger sind, und dadurch eindeutig mehr negative Gefühle verdienen. Filmisch gesehen aber hatte ich noch nie weniger Filmvergnügen als hier. Das Traurige ist, dass "Stealth - Unter dem Radar" hier mehr (zumeist auch negative) Bewertungen erhalten hat als 'Rat mal, wer zum Essen kommt', 'Was der Himmel erlaubt', 'Ich beichte' und 'Alles über Eva' zusammen. Das sind schon vier erstklassige Filme, in die man seine Zeit als Filmliebhaber besser investieren kann.
"Der Fluch der 2 Schwestern" leidet und gedeiht zeitgleich unter der Tatsache, ein Remake eines grandiosen Films zu sein.
Das fällt mir schwer, zu erklären, aber ich hoffe, ihr werdet verstehen, was ich meine.
Das südkoreanische Original 'A Tale of 2 Sisters' erwies sich als eine der positivsten Überraschungen, die ich seit Langem gesehen hatte. Dieses Privileg hat dieser Film hier nicht mehr, da ich schon mit einer gewissen Erwartungshaltung an die Sache ranging, und den Stoff bereits einmal genial umgesetzt bekommen hatte.
Es ist nahezu unmöglich, die beiden Filme nicht zu vergleichen, wenngleich sie andere Herangehensweise und Schwerpunkte haben, und man sich doch recht viel künstlerische Freiheit nahm.
Dennoch hat man immer im Hintergrund, was der Originalfilm anders gemacht hat, was gleich passieren wird, und was dann doch nicht oder nur in veränderter Form eintrifft.
Es fällt somit auch schwer, den Film alleinstehend zu bewerten und überhaupt zu sehen.
Allerdings ist genau die Tatsache, dass er ein Remake ist, auch wieder sein Rettungsanker. Denn verglichen mit anderen Neuverfilmungen garnicht so alter Vorlagen hat "Der Fluch der 2 Schwestern" ganz klar die Nase vorn. Er kopiert das Original nicht vollständig, bleibt ihm allerdings trotzdem irgendwo treu.
Das ist auch die Schlüsselessenz eines gelungenen Remakes.
Freilich handelt sich hierbei um eine Neuverfilmung, deren Sinnhaftigkeit gegen 0 tendiert. Das Original ist nahezu perfekt, es gibt inszenatorisch eigentlich keine Verbesserungsmöglichkeiten.
Außerdem beträgt die Zeitspanne zwischen Original und Remake lediglich 6 Jahre, womit man wohl kaum von einer Veraltung der ersten Verfilmung sprechen kann.
Somit bleibt nunmal die Frage offen, weshalb das Ganze überhaupt sein muss. Muss es eben nicht.
Dennoch ist "Der Fluch der 2 Schwestern" in all seiner Sinnlosigkeit sehr gelungen.
Wir folgen hier einem Mädchen, welches gerade aus ihrer Therapie entlassen wurde, und nun zurück nachhause kann. Ihre Mutter ist verstorben, sie und ihre Schwester leben bei ihrem Vater - und bei ihrer Stiefmutter.
Doch das Verhältnis zwischen den beiden Mädchen und der neuen Frau im Leben ihres Vaters ist angeschlagen, und bald vermuten sie, dass sie vielleicht etwas verstecken könnte...
In groben Zügen übernimmt der Film die Figuren und die Dramaturgie des Originalfilms, legt aber unterschiedliche Schwerpunkte und ändert einiges an der Hintergrundgeschichte ab, sodass die Ereignisse oft in einem ganz anderen Licht scheinen.
Der gravierendste Unterschied ist dabei aber, dass 'A Tale of 2 Sisters' nach den Regeln eines Märchens oder einer Sage funktioniert (der Film wurde auch durch eine inspiriert) - wir haben hier die klassischen Plotelemente und Figuren, die auch als solche behandelt werden, allerdings in die Gegenwart versetzt - während "Der Fluch der 2 Schwestern" den Genregesetzen eines Psychothrillers oder Horrorfilms folgt und somit fester in der Realität verankert ist.
Wir bekommen hiervon gleich zu Beginn einen Eindruck:
Zunächst sehen wir die Protagonistin auf einer Party. So etwas hätte es ihm südkoreanischen Original nie gegeben, es ist fast so, als hätte dort nie eine Popkultur existiert, keine Trends, keine moderne Gesellschaft, nur das, was in einem Märchen oder einer Sage Platz gefunden hätte, nur eben im 21. Jahrhundert spielend. Unter Anderem daraus zog es seine Essenz.
Dieses Remake hingegen hat mit einer Sage nur sehr wenig gemeinsam.
Allein schon die Figur der Stiefmutter erscheint im Original von Anfang an suspekt, kaltherzig und falsch. Hier wirkt sie zu Beginn sogar recht sympathisch und kontaktbereit, lediglich die Protagonistin scheint abweisend.
Ihr Charakter wirkt um Einiges echter, genauso wie der Film echter wirkt.
Aus der grausamen Mär wird ein Genrefilm.
Ein guter, zugegeben.
"Der Fluch der 2 Schwestern" ist atmosphärisch unheimlich dicht, mit knarrenden Geräuschen, umgeben von Visionen lebloser Körper. Es fügt sich allmählich ein Puzzle aus bizarren, dunklen und oft verstörenden Bildern zusammen, das es zu lösen gilt. Es ist eine Narrative, von der wir wissen, woran wir sind.
Es gibt ein Rätsel, dass es zu lösen gilt, und wir wissen das.
Das Original erzählte uns einfach seine Geschichte, wir hatten nicht viel Ahnung davon, in welche Richtung die Ereignisse gehen würden, was aber viel vom Film ausmachte.
"Der Fluch der 2 Schwestern" dauert etwa 85 Minuten, das Original etwa 110 Minuten.
Man hat die Story auf ihre wesentlichen Teile reduziert, einiges abgeändert, dafür die Einzelszenen ästhetischer verpackt. Das sind alles absolut keine schlechten Änderungen, die man vorgenommen hat. Der Film wirkt um Einiges straffer, spannender und legt mehr Wert auf Suspense. Für eine Verlagerung ins genrekonforme Kino sehr gut überlegt, damit der Film nicht künstlich ausgedehnt wird. Immerhin sind es hier weniger die Figuren, durch die der Film zu überzeugen gedenkt, als sein Storyverlauf, und seine Szenen.
Die Frage ist dann aber letztlich doch:
Jetzt hat man einen tollen, einzigartigen Film, den man schwer in eine Sparte stecken kann, der besonders ist und von allen Seiten positiv rezipiert wurde.
Weshalb sollte man diese Geschichte als Basis für einen reinen Genrefilm nehmen?
In seinem Genre, als Horrorthriller, hat er so ziemlich das Meiste herausgeholt, und neben einer guten Erzählstruktur atmosphärisch dichte, alptraumhafte Szenen psychischer Labilität sprechen lassen (selbst die Eröffnungsszene ist bereits brillant als Verarbeitung eines Traumas inszeniert), die unmittelbar ein hartes Gefühl vermitteln.
Ich mochte den Film. Sein Regiestil war wirklich kraftvoll und faszinierend, rau und direkt - eben, was es im Genre braucht.
Aber was nützt das alles, wenn ich diese Geschichte bereits besser, detaillierter und einzigartiger erzählt bekommen habe?
Das Original zog seine Magie auch aus der Tatsache, dass er einem auch nach dem Abspann nicht aus dem Kopf ging und man sich mit ihm befasste. Dieser hier unterhält für 85 Minuten prächtig. Dann scheint allerdings bereits alles gesagt zu sein...
Meine 1000. Filmbewertung geht aaaaaaaaaan...
"Solange es Menschen gibt"!
...
Wer sind wir? Das, als was wir geboren wurden oder das, als was wir uns fühlen? Warum tun wir, was wir tun? Warum ist es uns so wichtig, was die Anderen denken?
Wer steht uns am Nächsten, und warum?
"Solange es Menschen gibt" ist nach 'Was der Himmel erlaubt' mein zweiter Film von Douglas Sirk, und zweimal wurde ich vollkommen überwältigt.
Was Sirk in den 1950er Jahren geschaffen hat, das schaffen einige Regisseure heute auch mit viel mehr Freiheit nicht.
Was hier teilweise an gesellschaftlichen Themen behandelt wird, eingebunden in die größten künstlerischen Kniffe des klassischen Kinos, ist einfach nur mehr sagenhaft
In "Solange es Menschen gibt" folgen wir zwei Frauen, die sich eines Tages zufällig am Strand kennenlernen: die weiße Lora, und die schwarze Annie. Erstere stellt ab diesem Zeitpunkt zweitere als Mädchen bei sich ein, worauf zwei tiefe und langjährige Freundschaften beginnen, die der beiden Frauen, und die ihrer Töchter Susie und Sara Jane, die anders als ihre farbige Mutter vollkommen hellhäutig aussieht.
An diesem Tag, an diesem Ort treffen sie auch den Fotografen Steve, der zu einem Freund der Familie und kurzzeitig auch der Partner von Lora wird.
Die erste Hälfte des Films widmet sich in erster Linie dem Karriereaufstieg von Lora, die sich auch durch die Schattenseiten der Schauspielerei kämpfen muss, um an ihre ersten Rollen zu kommen.
Dann plötzlich macht der Film einen radikalen Cut, und springt 11 Jahre weiter.
Lora ist mittlerweile erfolgreich und wohlhabend, die Töchter sind mittlerweile keine Kinder mehr, sondern junge Erwachsene, und haben ihre eigenen Probleme: Susie fühlt sich von ihrer Mutter vernachlässigt, und Sara Jane gibt sich in der Öffentlichkeit als Weiße aus...
Es sind solche Momente, an denen ich merke, wieso ich Filme liebe.
Was Sirk 1959 auf die Beine gestellt hat, ist auch aus heutiger Sicht ein atemberaubendes Stück Filmkunst.
"Solange es Menschen gibt" behandelt eine Vielzahl an wichtigen Themen, die, wenn auch teilweise in veränderter Form, auch heute noch aktuell sind.
Der große Glücksgriff ist aber, wie der Film diese Themen behandelt. Eben nicht an den Beispielen, die man heute wie damals schon unzählige Male gesehen hat, sondern unmittelbarer, und echter.
Sei es die Thematik der Vernachlässigung, des Rassismus, der Hürden auf dem Weg zum Ruhm, oder das einer unerwiderten Liebe. Das große Los des Films sind seine Figuren, deren Gefühle und Probleme real und nahbar wirken. Man bringt hier - im Jahre 1959(!) - ein größeres Einfühlungsvermögen mit als heute in manchen Dramen, die sich exklusiv mit einem der hier genannten Themen beschäftigen.
"Solange es Menschen gibt" zeigt uns viele Konflikte zwischen zwei Personen, die unterschiedliche Standpunkte über das Leben innehaben, und von denen wir wissen, dass, sollte eine ihren durchsetzen, die andere todunglücklich ist. Und anstatt uns zu zeigen, wer denn nun rechtbehält, lässt der Film die Frage offen, und stellt uns vor die Problematik, selbst entscheiden zu müssen, welcher Standpunkt der Richtige ist.
Wir wissen genau, dass es Sara Jane als Weiße leichter haben würde, und dass ihre Mutter ihr hierbei im Wege steht. Das ist nunmal so. Es ist hart, aber die Wahrheit. Dennoch wollen wir auch, dass Annie ihr aufopferungsvolles Leben als fürsorgliche Mutter damit belohnt bekommt, sich mit ihrer Tochter auszusöhnen und für sie da sein zu können.
Genau dieser Konflikt ist die Stärke des Films, und das weiß Sirk auch.
Sara ist weiß, ihre Mutter schwarz, in einer von Rassismus geprägten Welt, in der jeder seinen Platz hat.
Lediglich der Haushalt, in dem sie lebt, kennt solche Ansichten nicht.
Ihre Mutter ist der einzige Beweis für ihre Herkunft, und doch war sie so ziemlich die beste Mutter, die man sich wünschen kann. Sie hat alles für ihre Tochter getan, sie gelehrt, stolz auf sich zu sein, war immer für sie da.
Zu seiner Entstehungszeit wurde "Solange es Menschen gibt" von der Kritik verrissen. Angeblich wegen seiner klischeehaften Dramaturgie, schlechten DarstellerInnen und geschmacklosen Geschichten.
Wenn "Solange es Menschen gibt" auch nur im Entferntesten ein schlechter Film ist, sind so gut wie alle Filme schlecht.
Es überrascht mich zutiefst, wie es die Thematik des Werkes durch die damaligen Zensurbehörden Hollywoods geschafft hat.
Hier wird nichts angedeutet, hier werden die Tatsachen beim Namen genannt.
Man höre sich folgendes, sinngemäßes Zitat aus der ersten Hälfte des Films an:
"Ein Junge in der Schule hat gesagt, dass N*gerblut schwarz sei, und Sara Jane wollte nachsehen, ob ihr Blut sich wirklich von Susies unterscheidet."
Ab diesem Zeitpunkt war mir auch klar, dass es sich um einen schwerst mutigen Film handelt, der das Thema des Rassismus schonungs- und kompromisslos darbringt.
Dem damaligen Ruf als schlechter Film ist es wohl zu 'verdanken', dass "Solange es Menschen gibt" heute als Geheimtipp gilt. Wenn es um die besten und größten Filme geht, scheint er eigentlich mangels Bekanntheit nie auf.
Douglas Sirk hat gewaltigen Eindruck auf mich gemacht. Ich habe zwei Filme von ihm gesehen, die mich beide durch ihre tiefgründige Inszenierung, ihre tollen Schauspieler und vor Allem durch ihre vielschichtigen und wichtigen Inhalte beeindruckt haben.
Es handelt sich um qualitativ hochwertiges, klassisches Kino.
Ich werde mir noch mehr Filme dieses Regisseurs ansehen, bin mir aber relativ sicher, auf eine Goldader gestoßen zu sein.
"Requiem for a Dream" gehört zu der Art von Film, die ich vielleicht nicht fünfmal im Jahr sehen kann, bei der aber jede Sichtung ein Erlebnis aller höchster Güte ist.
Ich kenne den Film mittlerweile bereits und weiß schon vor dem Einlegen, dass mir in den letzten 5 Minuten die Tränen aus den Augen laufen werden. Dabei ist dies garkein typischer Tränendrüsendrückerfilm.
Es liegt einfach am versöhnlichen Zusammenspiel von Musik und Bild nach all dem, was einem der Film in den 90 Minuten davor hat durchstehen lassen.
In "Requiem for a Dream" folgen wir dem Junkie und Dealer Harry Goldfarb, seiner Freundin Marion, die ebenfalls süchtig ist, und seinem besten Kumpel Tyrone, der plant, mit Heroin das große Geld zu machen und aus seinem ärmlichen Leben auszubrechen, und sich zeitgleich auch teureren Stoff leisten zu können.
Harrys Mutter Sarah, die verwitwet und allein ist, bekommt eines Tages einen Anruf, sie wäre als Kandidatin für eine Fernsehshow ausgewählt worden.
Um für ihren Auftritt in ihr bestes Kleid zu passen, muss die etwas dickliche Frau allerdings ein paar Pfunde abnehmen. Da sie dies mit bloßer Willenskraft nicht schafft, lässt sie sich von einem Arzt Appetitzügler verschreiben, die auch sofort anschlagen.
"Requiem for a Dream" ist in drei Kapitel geteilt, 'Summer', 'Fall' und 'Winter'.
Genauso wie sich das Klima in diesen Jahreszeiten ändert, tut es das auch im Film.
'Summer' beschreibt die Träume unserer Protagonisten, zeigt ein glückliches Pärchen, eine ältere Frau, die an Beliebtheit gewinnt, einen jungen Mann, der durch die Sucht anderer allmählich zu Geld kommt, um sich unter Anderem die eigene zu finanzieren. Wir lernen die Figuren kennen, ihre Probleme, wie sie sie zu lösen gedenken, ihre Pläne, und auch der kurzfristige Erfolg.
Die teils abstrusen Schnitte wirken oftmals recht humoristisch, wenn eine Mahlzeit mit einem überdimensionierten Soundeffekt einfach verschwindet.
Aber es gibt erste Anzeichen, dass es nicht dabei bleiben wird.
Es ist kein Zufall, dass das zweite Kapitel 'Fall' und nicht 'Autumn' heißt, denn hier zerbröckeln die Träume, hier gewinnt die Sucht an Bedeutung, hier wird mehr eingeworfen als nötig, hier will man radikal Ergebnisse.
Man will das Glück krampfhaft exzessiv erleben, macht Fehler, verliert sich, verletzt sich.
Der einst spielerische Schnitt wird unheimlicher, düsterer. Und irgendwann verschmilzt auch für uns die Ebene von dem, was wir als stiller Zuseher sehen, und was die Figuren wahrnehmen.
Und im 'Winter' fällt hier kein Schnee, sondern große Hagelkörner...
Es gibt viele Leute, die sagen, "Requiem for a Dream" wäre unerträglich. Sie seien froh, ihn gesehen zu haben, würden es aber unter keinen Umständen nochmal tun; der Film sei derart kompromisslos, dass er eine reine Grenzerfahrung sei, die eine wichtige Botschaft vermittelt, dem Zuseher aber keine Freude bereitet.
Diesen Standpunkt teile ich nicht.
"Requiem for a Dream" gehört für mich zweifelsfrei zu den emotional mitreißendsten Filmen aller Zeiten, und viele sind es offenbar nicht gewohnt, von Filmen derartig unmittelbar betroffen zu sein, wie es hier der Fall ist - ich übrigens auch nicht.
Die Frage ist, kann man mit so vielen Gefühlen umgehen, und hat man dann als Zuschauer überhaupt noch Spaß an der Sache?
Ich kann nur sagen, ich habe ihn bereits mehrfach gesehen, und ich habe jede Sichtung davon geliebt.
Es handelt sich freilich um einen Film, der einem vollste Aufmerksamkeit abverlangt, der einen nicht kaltlassen wird, und den man keinesfalls aus Langeweile sehen sollte.
Aber er ist verdammt nochmal einer der besten und wichtigsten Filme aller Zeiten, und wird leider auch im hunderten oder tausenden von Jahren nichts von seiner Aktualität verloren haben.
Ist man emotional bereit dazu, erwartet einem ein einmaliges Filmerlebnis, dass es so nur einmal gibt.
Was den Streifen inhaltlich von vielen anderen Antidrogenfilmen wie 'Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo' abhebt, ist nicht nur die erstklassige Narrative, sondern vor Allem die Figur von Sarah Goldfarb, die das Geschehen um die 3 Junkies hart kontrastiert.
Nicht nur, dass sie diätpillenabhängig ist, was in den Medien, seien sie fiktiv oder real, leider so gut wie garnicht thematisiert wird und wurde, wir erfahren auch ganz genau, aus welchem Motiv, wie es dazu kommt, was sie sich erwartet, was sie bekommt.
Das ist der große Schlüssel des Films. Das Tragischste für den Zuseher ist dabei allerdings, dass es unmöglich ist, sich nicht mit ihr zu identifizieren.
Gespielt wird sie von einer exzellenten Ellen Burstyn, die auf ihre alten Tage noch unheimlich viel an intensiver Schauspielleistung aufbringt, gar zu ihrer Rolle wird.
Dass Jared Leto und Jennifer Connelly brillante Darsteller sind, ist hinreichend bekannt, und punkten auch hier, aber dass man Marlon Wayans, der der Masse eher als Shorty Meeks aus 'Scary Movie' bekannt ist, hier in dieser seriösen Rolle auch ernst nehmen kann, ist sehr überraschend. Man bringt ihn in keinster Weise mit seiner Paraderolle in Verbindung.
Unterlegt wurde "Requiem for a Dream" mit dem vielleicht stärksten und direktesten Score, der jemals für einen Film komponiert wurde.
Ein Wechsel aus Motiven und Stimmungen, die das Geschehen ankündigen oder unterstreichen.
"Requiem for a Dream" ist einer der aufwühlendsten und wachrüttelndsten Filme, die es gibt, aber auch einer der besten und aussagekräftigsten, die sich wirklich zu sehen lohnen und die nach allen Registern der Filmkunst ihre Geschichte erzählen.
Liberty ist zusammen mit ihrem Mann in der Waffenbranche tätig.
Als sie im Park ihres Weges geht, erhält sie plötzlich einen Anruf. Im Hot Dog-Stand neben ihr sei eine Bombe deponiert, und sie würde vom Anrufer beobachtet und mit einem Schützengewehr bedroht.
Der Mann habe durch die lockeren Waffengesetze seine Tochter verloren und möchte das Thema in den Medien aufrollen...
Was sich wie ein spannender Kammerspielthriller mit kritischen Untertönen anhört, ist dann leider doch nur heiße Luft.
"Liberty Stands Still" ist einer dieser Filme, deren Ansätze besser sind, als das, was dann letzten Endes als Ergebnis herausgekommen ist.
Oder anders gesagt: man hat hier das Gefühl, man hätte sich nie wirklich Mühe gegeben, aus dem Stoff viel herauszuholen.
Er gehört zu der Art von Filmen, die als grobe, grobe, grobe Skizze fungieren könnten, aus der man mit etwas Arbeit einen guten Streifen machen könnte. Da sind die Ideen, die Darsteller und der Regiestil erkennbar, die eigentlich garnicht so schlecht wären, natürlich müsste man noch etwas daran feilen, aber wenn das Teil dann fertig ist, kann das schon ganz ordentlich werden.
Und da liegt ja auch das Problem des Films: "Liberty Stands Still" befindet sich eben nicht erst in der Schmiede, sondern ist bereits ein fertiger Film, und an allen Ecken ungeschliffen.
Da hilft es auch nichts, dass aus ihm ein Diamant hätte werden können, er ist nunmal einfach ein Stein. Man hat die Chance verpasst.
Wesley Snipes' Rolle vertritt einen interessanten Standpunkt, versäumt es aber vollends, ihn mit interessanten Argumenten auszubauen und zu vertreten. Seine Moral wechselt von Minute zu Minute, je nachdem, ob man ihn als Bedrohung sehen oder Mitleid mit ihm haben bzw. über seine Ansichten nachdenken soll.
Er agiert dabei überaus unlogisch und unglaubwürdig, so bringt er im Laufe des Films mehrere Personen um, deren Schuld an den Geschehnissen fragwürdig ist, ohne mit der Wimper zu zucken, lässt der Frau aber unheimlich viel durchgehen, ohne auch nur einen Warnschuss abzugeben.
Sätze a la "Wenn Sie das noch einmal machen, sind Sie dran" reichen oft schon aus.
Okay, unser Schütze braucht sie, und zwar lebendig. Dass er ihr jedoch nicht einmal "nur" einen Schuss in den Arm verpasst... das kaufe ich dem Film nicht ab.
Seine Rolle pendelt vom sympathischen Opfer zum gefährlichen Täter, und das im Minutentakt, wie es der Film gerade braucht, was jedoch dem Charakter ziemlich im Weg steht, und einen schizophrenen Eindruck hinterlässt - wobei die Figur offenbar bei klarem Verstand sein soll.
Man hat versucht, die Einzelszenen irgendwie spannend zu gestalten, hat sie aber unmöglich zusammengeschustert, und sie wirken oftmals extrem fehlplatziert, sodass man sich oft fragt, was genau man da gerade zu sehen bekommt.
Oftmals entzieht sich der Film jeder Logik, lässt Fragen offen und ist auffällig an den Haaren herbeigezogen.
So zieht sich Liberty ohne ersichtlichen Grund auf einmal mitten auf der Straße aus - um Aufmerksamkeit zu erlangen? Als Bestrafung von ihrem Telefonpartner? Ich weiß es nicht. Im Internet konnte mir bislang auch niemand die Antwort sagen.
Beide Fälle wären im Kontext unlogisch.
Genauso ist es lächerlich, dass der Sniper oder auch Liberty auf die Minute genau wissen, wie lange der halbvolle (oder -leere) Akku ihres Handys noch laufen wird, worauf der Film allerdings aufbaut.
Es gibt einige überaus wüst geschnittene Szenen und haarsträubende Dialoge, die so rasch zwischen den Gesprächsthemen wechseln, dass man oft meint, man hätte etwas verpasst.
Was dem Film letztlich bleibt, ist seine Ambition, und die doch recht spannende Ausgangssituation, sowie eine recht gute Schauspielleistung beider Hauptdarsteller, die den Gott sei Dank nicht allzu langen Film über die Laufzeit tragen, aber nicht über das teils abstruse und wirre Geschehen des Drehbuches hinwegtäuschen können.
Das Traurige ist ja nicht das Ergebnis an sich, sondern, dass man hier mit etwas mehr Schweiß und flüssigeren Übergängen noch so viel mehr hätte erschaffen können...
Von Adrian Lyne kenne ich bislang den Film '9 1/2 Wochen', und gewisse inszenatorische Übereinstimmungen fallen mir durchaus auf.
Beide Filmen leben vor Allem durch brillante Einzelmomente, die atmosphärisch und spannend, zum Teil auch unheimlich anmaßen. Im anderen Film sind das vor Allem die sadomasochistischen Szenen, die nicht wirklich sexuell, sondern eher mystisch und fast schon surreal in Szene gesetzt wurden, hier sind es in erster Linie Bedrohungsszenarien, die sich aufbauen und dann in aller Härte auf einen herunterrasseln.
Was "Eine verhängnisvolle Affäre" aber anders als besagten Erotikthriller zu einem großartigen Film macht, ist, dass hier die Handlungsszenen zwischen den Höhepunkten ebenfalls fesselnd und interessant sind, während '9 1/2 Wochen' doch recht zäh und unspektakulär anzusehen war.
In "Eine verhängnisvolle Affäre" geht es um einen Mann namens Dan, der ein glückliches Leben mit seiner Frau und seiner Tochter führt, und bald mit ihnen umziehen wird.
Er lernt eines Tages die verführerische Alex kennen, mit der er prompt für einen One Night Stand im Bett landet.
Für ihn ist die Sache damit auch zu Ende, doch sie möchte mehr.
Zunächst ruft sie bei ihm an, um ihn daran zu erinnern, dass es sie noch gibt und sie sich vernachlässigt fühlt. Als die Anrufe häufiger und Dan abblockender wird, sieht sich Alex gezwungen, zu härteren Mitteln zu greifen.
Die Figur von Alex wird mit der unvorteilhaftesten Frisur aller Zeiten eingeführt, die Glenn Closes ohnehin schon auffällig hohe Stirn weiter betont und ihren Kopf dadurch wahnsinnig unproportional aussehen lässt.
Ich bin wirklich dankbar dafür, dass sie in allen weiteren Auftritten einen anderen, angenehmen Haarschnitt verpasst bekommen hat, denn ich wüsste nicht, wieviel Zeit ich tatsächlich damit verbracht hätte, der Story zu folgen, und wieviel, auf diese Haare zu starren.
"Eine verhängnisvolle Affäre" schafft es wunderbar, seine weibliche Hauptfigur zu profilieren.
Ich muss sagen, dass ich sie zu Beginn sogar recht gut verstehen konnte. Da erschien sie mir, als ob sie benutzt wurde. Klar, es war bekannt, dass er verheiratet war, aber vielleicht erwartete sie eine richtige Bekanntschaft zu werden, eine fortlaufende Affäre, nicht nur ein Fick für eine Nacht. Die Beiden verstanden sich ja auch prima.
Unsere Alex bleibt aber nicht in dieser Rolle, im Laufe des Films wandelt sie sich zunächst zur unheimlichen Stalkerin und schließlich zur gefährlichen Psychopathin. Wie sehr kann man besessen sein, ohne dass man von einer Geisteskrankheit sprechen kann? Ich weiß es nicht, Alex hat diese Grenze auch allerspätestens im zweiten Drittel durchbrochen - und steigert sich noch weiter.
Ich halte ein gewisses Maß an Besessenheit in einer Beziehung für nötig und gesund, um zusammenzuhalten - solange es auf Gegenseitigkeit beruht und nicht zum Nachteil einer oder beider Parteien ist.
Doch in der hier gezeigten Situation besteht dieses zunächst noch annehmbare Maß an Obsession jedoch nur auf einer Seite, während es auf der anderen nie eine Beziehung gab.
Das ist dann gefährlich, und hier wird noch fünfmal Einer draufgesetzt. Das ist schon keine Liebe mehr, das ist Wahn.
Ich bin ein Gegner davon, fremd zu gehen. Egal, ob es etwas bedeutet oder nicht. Es bahnt sich ja allmählich der Trend an, offene Beziehungen oder gar Ehen einzugehen, in der die einzelnen Partner auch mit anderen Leuten ins Bett gehen "dürfen", aber nur einen Partner lieben. Das soll Vertrauensbrüche vermeiden.
Ich verstehe dabei allerdings nicht, warum man denn das unbedingt muss, wenn man sich liebt. Das ist wohl dazu gut, Abwechslung zu bekommen. Kann man da aber noch von richtiger, tiefer Liebe sprechen, wenn man seine intimsten Momente nicht nur mit dem Partner teilt? Ich weiß es nicht. Einige sagen, es klappt, andere nicht. Für mich wäre das nie etwas, da ich auch zur (angenehmen) Besessenheit neige und auch (angenehme) Besessenheit erfahren will.
Ich bin dafür sogar etwas froh, dass dieses Fremdgehen hier, von dem die Frau auch nichts weiß, mit der Figur von Alex bestraft wird.
"Eine verhängnisvolle Affäre" ist sehr spannend inszeniert und geschrieben, und überzeugt in erster Linie vor Allem durch die geniale Schauspielleistung von Glenn Close, die es wirklich schafft, nicht nur vom Opfer zur Täterin zu werden, sondern zu einer schrecklichen bestialischen Frau zu werden, die unter dem Wahn schlicht verrückt wird oder latent sogar schon immer war.
Der Film erinnert in seinem Plot an einen Thriller von Alfred Hitchcock, in seiner Phase nach 'Psycho', er maßt sogar recht klassisch an, hat viele Storyelemente des klassischen Kinos.
Anhand der Darstellung expliziter Szenen und der gesamten Inszenierung ist jedoch erkennbar, dass der Film doch einige Zeit später, gegen Ende der 1980er erschien.
Der dramaturgische Spannungsbogen ist aber Kino in Reinform.
Er ist hochspannend, gut gespielt und fabelhaft geschrieben und inszeniert - Thrillerfans können sich freuen!
Das Finale ist Film sei Dank recht zufriedenstellend ausgefallen :3
Das Hattori Hanzo Schwert aus Kill Bill, Tom Cruises' Kostüm aus Eyes Wide Shut, den Preis aus Alles über Eva, den Anzug von Alex aus Uhrwerk Orange,... *fanboyartiges Schwärmen*
Im Westen nichts Neues ist leider nicht dabei, find ich auch sehr schade
Platz 1 ist dann wohl sowieso Forrest Gump.
Solche Listen sind zwar sehr interessant, aber eure Auslegung der Genres auch.
So wie damals Die Ritter der Kokosnuss bei Fantasy oder Pi bei Science Fiction...
Ich meine:
Was der Gefängnisfilm Gesprengte Ketten de fakto mit Krieg zu tun hat, ist mir auch nicht ganz klar.