Martin Canine - Kommentare

Alle Kommentare von Martin Canine

  • 9 .5

    Normalerweise entdecke ich bei jedem Regisseur ein Markenzeichen. Etwas, dass ihn unverkennbar macht. Und sei es nur der Lichteinfall.
    Ich würde jederzeit einen Tarantino, einen Kubrick, einen Hitchcock, einen Miyazaki, einen Shyamalan oder einen Burton erkennen.
    In der Regel reichen drei gesehene Filme aus, um ein Gespür für den Stil, die Atmosphäre, die Schwerpunkte eines Regisseurs zu entwickeln.
    Nun stellt mich dieser eine britische Filmemacher Danny Boyle vor ein Rätsel.
    Mein mittlerweile vierter Film von diesem Mann, und auch der konnte kein Licht in die Sache bringen.
    Nach 'Trainspotting', 'Slumdog Millionär' und '127 Hours' konnte mir auch "Trance" in der Hinsicht nicht weiterhelfen.
    Ich erkenne nichts, aber auch GARNICHTS, was diese Filme gemeinsam haben. Weder inhaltlich, noch optisch, noch atmosphärisch. Hätte man mir erzählt, vier unterschiedliche Leute hätten am Regiestuhl Platz genommen, hätte ich das noch eher geglaubt.
    Wenn ich mir anschaue, welche Filme mir von dem Mann noch bevorstehen, wird dieser Eindruck noch verstärkt.
    Man kann es drehen und wenden wie man will, ich bin zu dem Schluss gekommen, den unverwechselbaren Boyle-Style gibt es schlichtweg nicht.
    Naja, nun aber zum eigentlichen Film, "Trance".

    ...

    Ein Kunstraub bei einer Auktion.
    Ein wertvolles Gemälde soll gestohlen werden.
    Es kommt zum Streit zwischen dem Insider, Simon, und dem Anführer der diebischen Bande, Franck.
    Als dieser den Koffer mit der vermeintlichen Beute öffnet, findet er jedoch nur einen leeren Bilderrahmen.
    Wo ist das Bild?
    Schwer zu sagen, denn der offensichtliche Täter, Simon, hat sein Gedächtnis verloren.
    Als letzten Ausweg erachtet Franck, Simon zu einer Hypnotiseurin, Liz, zu schicken...

    Oh. Mein. Gott.
    Ich dachte ja, dass der Film gut ist, aber derartig?
    Auf der einen Seite wirkt "Trance" mal gut 15 Jahre älter, als er ist, auf der anderen Seite modern und frisch.
    Die Vermischung von Krimi und einen Blick in die Tiefe der Psyche hat eigentlich der Regisseur Christopher Nolan zu seinem Markenzeichen gemacht.
    Nicht selten ist Dreh- und Angelpunkt ein furchtbares Geheimnis um einen einen
    zunächst alltäglichen Plot.
    Auch Boyle beweist, dass er nach diesem Rezept Gourmetküche kochen kann.
    Nur, dass er es mit einigen eigens abgeschmeckten Gewürzen verfeinert, beziehungsweise verfremdet.
    Das Ergebnis schmeckt genauso köstlich.

    Nein, ich will nicht sagen, "Trance" sei lediglich ein Abklatsch von Christopher Nolan, das ist er nämlich nicht.
    Doch er besiedelt ein ähnliches Genre und weist Parallelen auf.

    Boyle geht in seinem Verwirrspiel um Einiges weiter.
    Sein Ausflug in die Psyche ist härter, chaotischer, hypnotischer.
    Immer dann, wenn man meint, die Handlung würde einen gleich verlieren, kramt Boyle in der Überraschungskiste, und bringt etwas Neues, Interessantes auf den Bildschirm.
    Letzten Endes vergessen wir das Drumherum, wir erfreuen uns an dem, was wir zu Gesicht bekommen. Eine gewisse Surrealität lässt sich nicht abstreiten, der Film malt ästhetische, künstlerische Bilder - er wird selbst zu einem Gemälde, einem sich bewegenden, pulsierenden Gemälde.
    Es sind Momente, deren Bedeutung zunächst nebensächlich erscheint, und die dann letztlich doch einen scharfen, leidenschaftlichen und teils grausamen Sinn haben.

    Letzten Endes ist die Heistgeschichte dann doch uninteressant.
    "Trance" benutzt seine nolansche Ader nur, um den Zuschauer zu ködern.
    Das ist letztlich doch kein Film, der nur darauf aus ist, mitzuschwimmen.
    Wir tätigen eine Reise ins Unterbewusstsein einer Person, und können nicht davon ausgehen, nur zu erfahren, was wir wollen.
    Die Frage, wo denn das Gemälde steckt, gerät mit andauernder Laufzeit in Vergessenheit.
    Stattdessen entführt uns Meister Boyle in seine eigene kleine Kunstgalerie, deren Werke für sich genommen wunderschön sind, aber erst im Ganzen gesehen eine unfassbare und atemberaubende Geschichte ergeben.

    Zu Beginn meinte ich, der Film wirke gut 15 Jahre älter, als er ist.
    Zu diesem Zeitpunkt herrschte in meinen Augen der Höhepunkt filmlischer Kreativität.
    Man hat alles anders gemacht, reichlich neue Ideen mitgebracht und einen frischen Wind in der Filmlandschaft aufwehen lassen.
    Und dort hätte "Trance" mehr als gut hingepasst.

    Also...
    ...wollt ihr auch eine Eintrittskarte in die emotional wie visuell mitreißendste Kunstgalerie, die ihr auf dem Markt finden könnt?
    Dann seid ihr bei "Trance" genau richtig, für den Bilderrausch eures Lebens...

    13
    • 9

      Kennt ihr das?
      Ihr seht einen Film, und während dieser noch läuft, wisst ihr bereits genau, ihr werdet ihn noch weitere Male sehen. Viele weitere Male.
      Ihr wisst nicht genau, warum, aber irgendwie bemerkt ihr bereits, dass ihr süchtig seid.
      Vielleicht wollt ihr es nicht gleich wahrhaben, aber es ist euch passiert: ihr wollt mehr.

      Nun ja, so ging es mir mit "96 Hours".
      ...
      Worum geht es?
      Liam Neeson spielt Bryan, einen ehemaligen CIA-Agenten, der nun versucht, einen Draht zu seiner 17-jährigen Tochter aufzubauen, den sein früherer Job immer verhindert hat. Obwohl sich diese durchaus interessiert zeigt, funkt vor Allem seine Ex-Frau immer dazwischen - vor Allem weil der Vater zu sehr klammert.
      Mit Ach und Krach schaffen es Mutter und Tochter, dem durch seinen Job übervorsichtig gewordenen Familienvater eine Unterschrift abzuluchsen, damit die 17-Jährige nach Paris fahren kann.
      Doch dort passiert etwas Furchtbares: sie und ihre Freundin werden mitten während eines Telefonats mit Bryan von mehreren Männern entführt.
      Dieser schwört, seine Tochter zu finden, und die Verantwortlichen umzubringen...

      "96 Hours" dauert in Wirklichkeit nur etwa 90 Minuten.
      Den deutschen Titel trägt der Film, der im Original auf den Namen 'Taken' hört, aufgrund einer Aussage, dass bei Verbrechen dieser Art die Wahrscheinlichkeit, die Täter und die Mädchen nach dieser Zeit zu finden, gegen 0 geht.

      Was ist "96 Hours" für ein Film?
      Zuerst wird einem mal Action einfallen, aber irgendwie gefällt mir die Bezeichnung nicht so wirklich.
      Man hat da eher muskulöse, One-Liner von sich gebende Typen mit riesigen Maschinengewehren, deren Munition gegen die Million geht, sowie die ein oder andere Explosion im Kopf, und so etwas gibt es hier nicht.
      Liam Neeson ist nicht Art von Actionheld, der gut choreografiert zwanzigtausend Statisten wegballert, dann mit einem Lächeln auf den Lippen die lustigsten und überzogensten Sprüche loslässt, nur um dann des Anführers Schädel kaputtzuschießen.
      Nein, seine Variante eines Actionstars wird angetrieben von Hass und Rachegelüsten.
      Spaß am Töten hat er nicht, doch es ist die in seinen Augen gerechte Strafe.
      Kompromisslos. Ohne Rücksicht.

      In "96 Hours" wandelt sich der überfürsorgliche, liebe Familienvater innerhalb von nichtmal einer Minute zum eiskalten, auf alles gefassten Rächer.
      Durch seine einstige Berufung, gepaart mit Sorge um die Tochter und Verabscheuung der Entführer, wird Bryan zum gnadenlosen Killer, der teilweise schockierend bestialisch vor sich geht.
      Ja, wieviel Rachefilme habe ich in der letzten Zeit gesehen?
      Zwei? Drei? Eine Undezillion?
      Was soll's!?
      Ich mag dieses Genre.
      Auch wenn es hier ebenfalls auch schlechte Vertreter gibt.
      Zu denen gehört "96 Hours" aber definitiv NICHT.
      Der Film ist kurzweilig, über alle Maßen zum Bersten voll mit Coolness, und selbst, wenn man manchmal etwas in der Klischeekiste gekramt hat, so verkauft es einem der Film richtig und weiß, wie man das wirkungsvoll verpackt, um trotzdem frisch und beeindruckend zu wirken.

      Zu "96 Hours" scheint man oft geteilter Meinung zu sein.
      Auf der einen Seite existiert ein kleiner Hype, der fast schon so etwas wie einen Kultstatus ausmacht. Auf der anderen finden viele den Streifen überbewertet.
      Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass mir der Film sehr gefallen hat.
      Er hat doch einfach alles, was auf einen zukünftigen All-Time-Favourite schließen lässt: Coolness, genau die richtige Laufzeit, ein brillant-brachialer Liam Neeson, tolle Story, zackig inszeniert.
      Der Film packt, ist spannend und gut inszeniert.

      Jetzt schon legendär ist der Telefonmonolog von Bryan, als er die Entführer am anderen Ende der Leitung hat:

      "Ich habe keine Ahnung wer du bist. Ich weiß auch nicht was du willst. Wenn du auf ein Lösegeld aus bist, muss ich dich enttäuschen: ich habe kein Geld. Was ich aber habe, sind ein paar ganz besonders ausgeprägte Fähigkeiten, die ich mir in einer langen Karriere in der Unterwelt zugelegt habe. Fähigkeiten, die mich für Leute wie dich zu einem Alptraum machen. Wenn du meine Tochter jetzt frei lässt, soll es das gewesen sein. Ich werde nicht nach dir suchen, ich werde dich nicht verfolgen. Aber wenn nicht, dann werde ich nach dir suchen und ich werde dich finden. Und ich werde dich töten."
      -
      "Viel Glück!"

      11
      • Toller Kommi.

        Ich freue mich auch, dass Miyazakis letzter Film offenbar ein würdiger Abschluss zu sein scheint.

        9
        • Tolle Liste, hier noch ein paar:
          Ich spuck auf dein Grab, Das letzte Haus links, Antichrist, Tanz der Teufel, Life of Pi, 96 Hours, Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug

          • 7

            Ein Film, der damit beworben wird, dass sich "heiße Schnitten gegenseitig die Scheiße aus dem Leib prügeln" steht im Normalfall eigentlich nicht auf meiner Liste mit Filmen, die ich unbedingt sehen muss.
            Aber irgendwie ahnte ich schon, dass hier mehr dahintersteckt.
            War es der doch sehr coole Trailer?
            Einige positive Äußerungen, die der Regisseur bezüglich der Frauenrollen gemacht hat?
            Oder die Tatsache, dass ich mich freute, dass Zoë Bell und Tracie Thoms nach dem Tarantinokracher 'Death Proof' mal wieder gemeinsam vor der Kamera standen?
            Wohl irgendwie alles zusammen.
            Naja, jetzt geht's um "Raze - Fight or Die!"
            ...
            Mann, wie ich es hasse, wenn Filme dermaßen unter Wert verkauft werden.
            Vor garnicht allzu langer Zeit habe ich mich über das Cover des Mediabooks des Wes Craven-Rape&Revenge-Streifens 'The Last House on the Left' ausgelassen, auf dem eine barbusige Frau sowie ein Schriftzug 'eine widerliche Brutalitätenshow' hausten.
            Bei "Raze" kann ich meine Anschissparade gleich fortführen.
            Auch hier werden die Frauen auf ihre optischen Reize reduziert, es fallen Bezeichnungen wie Schnitten oder man hält es für notwendig, vor dem Namen einer Darsteller das Adjektiv sexy zu setzen. Ich habe mich ja fast geschämt, für so ein Mediabook Geld auszugeben.

            Aber mal kräftig drauf geschissen, wir wissen ja, man soll ein Buch nicht nach dem Einband beurteilen, und das habe ich Gott sei Dank auch nicht gemacht.

            In "Raze - Fight or Die" geht es darum, dass 50 Frauen gefangen genommen werden, um in brutalen Kämpfen gegeneinander auf Leben und Tod zu kämpfen, um die reichen Massen zu unterhalten. Wenn sie nicht töten wollen, müssen ihre Familien dranglauben - genauso, wenn sie verlieren...

            Bereits im Vorfeld haben Regiedebütant Josh C. Waller und Hauptdarstellerin Zoë Bell in Interviews angekündigt, wie sehr man sich bemüht habe, die Frauen im Film eben nicht als Objekte der Begierde darzustellen. Man vermied Nacktszenen oder aufreizende Kleidung, die Frauen sollten sich nicht wirklich hübsch machen.
            Man merkt es dem Film auch an. Die Kämpfe sind auch nicht anziehend, sondern eher abstoßend inszeniert, und zeigen beide Kämpferinnen leidend, wobei die Sympathien bei dem Film ganz klar auf Zoë Bells Figur Sabrina liegen.
            Nein, das hier ist trotz einiger gut und zackig choreografierter Actionszenen kein Film, der nur Spaß machen soll.
            Das Widersprüchliche ist ja, das im Booklet zum Film das Interview mit Bell abgedruckt ist, während das Cover außen nach Kino für geile Hetenmänner aussieht.

            Ich setze an diese Stelle einen Vergleich mit dem Frauenklopperstreifen 'DOA - Dead or Alive'. Wer mich kennt, der weiß vielleicht, ich nehme diesen Film gern als Beispiel für schlechte Filme.
            Sexistisch ohne Ende, mies gefilmt und mit einem furchtbaren Drehbuch.
            Wie sieht es in diesem Softporno für pubertäre Jungs aus?
            Die Frauen sind im Bikini unterwegs, haben sichtlich Spaß am Kämpfen, reißen viele zweideutige Witzlein (oft mit lesbischem Inhalt), es gibt keine Identifikationsfigur, die Kämpfe sehen aus wie bei MMA-Kämpfen, es gibt viele Schnitte auf Busen oder Gesäß.
            Sowas gibt es in "Raze" nicht.

            Die Frage ist dennoch, warum der Film dann letztlich Frauen besetzt hat und nicht Männer.
            Zunächst dachte ich, es sei der Glaubwürdigkeit halber, wenn es um Szenen geht, in denen Familien betrauert werden oder Verzweiflung und Hemmung bezüglich des Tötens auftreten.

            Aber dann gibt es im Film Momente, in denen ich das Gefühl habe, der Film wolle etwas aussagen.
            Vor Allem in den letzten Minuten
            [kleine SPOILER]:
            Zitate wie "Wieso unterstützen Sie das, Sie sind eine Frau!?" oder Szenen, in denen ein Mann mit einer Kette (?) und zwei kleinen Kügelchen geschlagen und getötet wird, sollen denke ich schon eine gewisse Symbolik haben.
            [End of the kleine SPOILER]

            Manchmal drängt sich mir der Gedanke auf, der Film möchte gar eine Antisexismusprämisse aufsetzen. Der Zuschauer wäre von Kopf bis Fuß darauf eingestellt, zu sehen, wie sich halbnackte Frauen prügeln. Was bekommt er? Keine Sexiness. Mehr Härte als ihm lieb ist. Eine Identifikationsfigur. Und durch die reiche Masse dort oben wird er quasi selbst dargestellt.
            Ich denke eher, hier wurde versucht, einen Twist in das oftmals sexistische Exploitationkino zu bringen. Eine Art Konterattacke.
            Ein... Sucker Punch.

            Ehrlich, ihr die sinnloses Kino erwartet habt, seht euch den Film nochmal an... erwartet diesmal mehr, und nehmt das Ende ernster. Ihr werdet sehen, dass der Film doch ganz anders ist...

            So... nachdem ich mal wieder ehlendslang über die Frage Sexismus oder Emanzipation philosophiert habe, komm ich nun endlich dazu, wie der Film denn so ist.
            Denn wir wissen ja: ein Film besteht nicht nur aus seinem Frauenbild, sondern auch aus anderen Qualitäten - oder eben nicht.
            "Raze" ist in Sachen Kamera, Schnitt, Licht- und Farbgestaltung, sowie Setting sehr gut gewählt, und kommt wahnsinnig atmosphärisch herüber.
            Manchmal langsam, fast hypnotisch oder bedrohlich, dann wieder rasch.
            Der Film weiß auch, was er zeigen soll und was nicht, und wie lange.
            Das ist kein Kinderprogramm, und kommt wie Dredd oder The Raid sehr hart und brachial herüber, aber man hat es Gott sei Dank auch nicht übertrieben.
            "Raze" wirkt auch nicht trashig oder billig, er hat eine gewisse Ästhetik und Qualität, die für ein Erstlingswerk atemberaubend ist.
            Ich hoffe dahingehend, dass der Regisseur vielleicht einen Sprung in Richtung Hollywood schafft und im großen Stil Filme inszenieren wird.
            Trotzdem gibt es hier auch Schwächen.
            Zum Einen hätte man aus den Szenen zwischen den Kämpfen mehr rausholen können. Während man mit Sabrina mitfühlt kommen die Nebenfiguren etwas zu kurz. Gerade von Tracie Thoms' Figur hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht.
            Auch Doug Jones als Leiter des grausamen Spiels zeigt nur kurz, was er kann, wobei diese Rolle Platz für brillantes Overacting geboten hätte.
            Ab und an zeigt der Film auf irgendwelche interessanten Nebencharaktere, kratzt aber dann leider doch nur an der Oberfläche, und oft bleibt es dann nur bei ein paar Sätzen, obwohl es für grandiose Nebengeschichten gereicht hätte.
            Das ist etwas, dass ähnlich gestrickte Filme wie 'Die Tribute von Panem' oder 'Battle Royale' um Einiges besser machen, und wo man dann leider doch merkt, dass hier niemand Hochkarätiges zuständig war.

            Fazit: Für ein Erstlingswerk nicht übel. Tolle Regiearbeit, aber ein Drehbuch, das hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.
            Einen Blick wert ist der Film allemal. Ungekürzt versteht sich.

            7
            • 8 Mile anyone?
              Tolle Millieustudie über den Underground-HipHop?

              7
              • 10

                Eine Frage, die sich mir schon seit geraumer Zeit aufdrängt, ist, wieso Kannibalen ihr Fleisch immer roh essen müssen.
                Klar, es gibt Beispiele, in welchen sie das Essen vorher zubereiten, aber die meisten Filmkannibalen essen doch einfach das rohe und blutige Menschenfleisch, oder nagen es gar zombiemäßig vom Knochen, oftmals, als das Opfer noch lebt. Oder irgendwelche als eklig geltenden Teile wie Eingeweide oder Zunge.
                Es erscheint mir doch irgendwie unlogisch. Wieso sollten sie das tun?
                Denken wir mal nach: Kannibalen sind Leute, die liebendgerne Menschenfleisch essen. Aber aus welchem Grund sollten sie nicht auch ein Stück herausschneiden, würzen, braten, mit etwas Reis oder Pommes anrichten, und dann erst essen?
                Nur mal so als kleiner Denkansatz.
                Es liegt daran, dass der Zuschauer ein echtes Monster vor sich haben sollte, es ist dann sogar leichter zu verarbeiten, wenn der Psychopath in jeder Situation seines Lebens unnachvollziehbar und bestialisch agiert, da es der Zuschauer nicht wahrhaben will, dass ein Serienkiller nicht auch STÄNDIG geistesgestört agiert.
                Wir tun uns eben leichter mit der Monster-Variante.
                Aber sei's drum.
                Der Kannibale hat hier nur eine kleine Nebenrolle.
                Eigentlich geht es ja um was ganz anderes in "I Saw the Devil".
                ...
                Ein Serienkiller geht im Lande um.
                Sein letztes Opfer ist eine Frau, deren Mann bei der Polizei arbeitet. Sie wird bald aufgefunden - arg zerstückelt, in alle Einzelteile.
                Ihr Mann nimmt sich 2 Wochen Auszeit vom Dienst, um den Schock zu verarbeiten...
                ...doch er denkt nicht daran, still zu sitzen. Er kennt die Verdächtigen und will, dass der Mörder seiner Frau genauso leidet wie sie leiden musste...

                Nach 'Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling', 'I'm a Cyborg but that's OK', 'Oldboy' und 'A Tale of Two Sisters' ist "I Saw the Devil" mein fünfter südkoreanischer Film.
                Und sicher nicht mein Letzter.
                Ich bin wirklich begeistert, was ich da teilweise für Exquisitäten serviert bekomme.
                Ich erwartete mir eigentlich etwas wie das japanische Kino, als ich begann, dieses Filmland zu erkundsch, iten. Ich mag Japan, was Filme angeht, aber muss auch sagen, dass die Streifen sehr eigenwillig sind. Da gibt es zwar auf der einen Seite Filme wie Audition, Battle Royale oder Ran, die auch bestens für Nichtfans asiatischen Kinos geeignet sind und gefallen können, auf der anderen Seite eine derartig hohe Anzahl merkwürdigen Trashs, der irgendwo zwischen lustig und verstörend-pervers pendelt, dass man sich oft fragt, was für Pillen beim Dreh eingeworfen wurden.

                So ist das südkoreanische Kino aber zumindest aus meiner jetzigen Sicht nicht einzuordnen. Billig wirkt hier nichts, alles scheint professionell, die Stories wirken für den westlichen Zuschauer wesentlich zugänglicher und nahbarer, und es gibt deutlich weniger Eigenheiten.
                Dafür passiert viel Gewalt, auch auf psychischer Ebene.
                Aber im Moment urteile ich wahrscheinlich noch etwas zu früh. So viele Filme kenne ich jetzt auch nicht.

                "I Saw the Devil" ist ein Film von Kim Jee-Woon, der sich auch für das brillante wie grausame Psychomärchen 'A Tale of Two Sisters' verantwortlich zeichnet.
                Nun geht dieser Film aber eine gänzlich andere Richtung.
                Er lässt uns mehr wissen als sein Protagonist, wir kennen die Identität des Mörders bereits von Anfang an, wir werden über nichts im Dunklen gelassen.
                Tatsache ist, man kann sogar sagen, dass wir trotz Sympathielegung auf den Rächer mehr vom Killer erfahren als von unserem Antihelden.
                Bis der Film einen ab einem gewissen Punkt austrickst.
                Es ist ein perfides Katz-und-Maus-Spiel, aber wer ist die Katze, und wer die Maus, und noch wichtiger: wer ist gut? Wir wissen, wer böse ist, aber ist unser Sympathieträger nicht im Endeffekt genauso?

                "I Saw the Devil" bietet eine Vielzahl an Grausamkeiten. Manche sind psychischer Natur, aber genauso viele auch physischer. Wir sehen hier viel Brutalität, viel Tod, viel Blut. Aber keinen Splatter. Alles hat seinen Sinn. "I Saw the Devil" inszeniert Gewalt nicht selbstzweckhaft, er zelebriert nicht. Das zeigt sich an den wenigen Szenen, an denen er doch abblendet. Es dient alles zur Veranschaulichung der moralischen Abgründe beider Hauptfiguren, angetrieben durch die zwei wohl stärksten und ungezügeltsten Emotionen: Lust und Hass...

                "I Saw the Devil" ist ein exzellenter Psychothriller und Rachefilm. Er ist schonungs- und kompromisslos inszeniert, ohne allzu sehr in den Horror oder gar in den Trash abzudriften.
                Nein, "I Saw the Devil" gehört zu den feinsten Genrevertretern, die es da draußen gibt.
                Er ist qualitativ hochwertig, jede Szene ist gewissenhaft gedreht und mit wunderschönster Musik unterlegt wird "I Saw the Devil" zum absoluten Genuss.
                Bereits bei seinem Werk 'A Tale of Two Sisters' hatte ich das Gefühl, Kim Jee-Woon inszeniert keine Szene zufällig, nicht einmal die Einrichtung sei ohne Hintergedanken gewählt. Alles sollte zumindest zur Stimmung beitragen.

                Choi Min-Sik, den Viele wahrscheinlich als Protagonisten von 'Oldboy' kennen, dreht hier seine Rolle völlig um, in dem er nicht den Rachedämon, sondern die genau gegenteilige Rolle, nämlich die des wahnsinnigen Serienkillers mimt.
                Eine atemberaubende Schauspielleistung.

                Was "I Saw the Devil" aber in aller Perfektion schafft, was ihn zu einem wirklich großen Kinomoment macht, ist, dass er absolut neu und frisch daherkommt. Er hat nicht nur seine Hausaufgaben gemacht und formell alles richtig abgefilmt. Nein, er ist wirklich einzigartig, er hat noch das gewisse Etwas, dass ihm zu so viel mehr als nur einem tollen Genrebeitrag macht. Er sprengt diese Grenzen.
                Es handelt sich hier um einen richtig, richtig, richtig genialen Film, der zum Besten der letzten Jahre zählt.

                Die Monster nehmen uns, was uns lieb und heilig ist.
                Der metallische Geschmack der Rache lässt unsere Fäuste zucken und jucken, jähzornig um Blut zu lecken.
                Nur... werden wir dann nicht auch zu den Monstern, die uns eigentlich anekeln?

                PS: Unbedingt ungekürzt sehen, das ist natürlich wichtig. Ich empfehle die niederländische DVD oder Blu-Ray, die auch deutschen Ton enthält und absolut unzensiert läuft.

                16
                • 7 .5

                  Heute soll es um eine romantische Komödie mit BDSM-Thematik gehen, nämlich "Secretary".
                  ...
                  Die junge Lee wird gerade aus einer Anstalt entlassen, da sie der Gefahr der Selbstverstümmelung ausgesetzt war.
                  Sie bewirbt sich alsbald um eine Stelle als Sekretärin bei dem Anwalt Mr. Grey (ja, ihr habt richtig gelesen), und wird auch prompt eingestellt.
                  Die junge Frau schafft es aber nicht, ihren Job zur Gänze zu erfüllen, also muss sie 'bestraft' werden...

                  "Secretary" war... anders als erwartet.
                  Nicht besser, nicht schlechter, einfach anders.
                  Leichter.
                  Wie eine Art Bridget Jones, nur mit einer anzüglicheren Thematik.

                  Mir wurde der Film von meinem MP-Kollegen Troublemaker69 empfohlen, als ich geschrieben habe, ich erwarte mir vom kommenden 50 Shades of Grey einen besseren 9 1/2 Wochen.
                  Danke an der Stelle!

                  9 1/2 Wochen war in seinen SM-Szenen großartig, erschaffte eine unbehagliche, aber anziehende, nahezu mystische Atmosphäre, ohne wirklich sexuelle Gewalt zu zeigen. Dafür versagte er vollends auf der Story-Ebene, welche langweilig und ohne Elan daherkam.
                  Die Sache sieht in "Secretary" schon anders aus. Diese Art von SM ist weniger auf Spannung aus - Augenbinden bleiben fern, genauso wie Zärtlichkeiten - hier wird geschlagen und dominiert.
                  Lee ist ein Objekt, eine Sklavin, aber weil sie es sein will.
                  Mr. Grey ihr Besitzer.
                  Der in der gleichgesinnten Lee endlich die Erfüllung seiner in seinen Augen nicht normalen Fantasien sieht.

                  "Secretary" nimmt sich weniger wichtig, als er ist. Trotz der Handlung, die sich ziemlich pornoartig anhört, geht er auf seine Figuren ein, und inszeniert den Film als klassische Romcom - Mann und Frau treffen sich, entwickeln eine Beziehung ohne Bindung, es gibt Probleme und das Ende muss ich nicht erzählen, damit es jeder erahnen kann.
                  Das Ganze hier eben mal angereichert mit Sadomasochismus.

                  Genretypisch steht hier auch die Frau im Mittelpunkt, sodass es mich durchaus wundert, dass der Streifen hier nicht gleich als 'Frauenfilm' negativ vorverurteilt wird, wie das manchmal leider der Fall zu sein scheint. Liegt aber vermutlich daran, dass es um "Secretary" nie einen Hype gab.

                  Trotz der Story nehmen die sadomasochistischen Szenen nur einen kleinen Teil der Laufzeit ein, und sind ab und an gar komödiantisch dargebracht.
                  Ist ja auch nicht falsch, ist ja auch nur Sex, und Sex ist Spaß.
                  Erwartet hatte ich mir eher einen ernsteren Film, ein Drama oder Ähnliches.
                  Das Thema des Films bietet auch genug Stoff dafür.
                  Immerhin gibt es auch genug psychische Thematika im Film, da beide Protagonisten innerlich zerrissen sind und ihre Komplexe haben.
                  Aber auch dieser Aspekt ist mit der Leichtigkeit einer flotten Romcom dargebracht.

                  "Secretary" funktioniert nicht auf die Art und Weise, wie man meinen könnte.
                  Er bietet weniger Ernst als die meisten anderen Genrevertreter des Erotikfilms, und zeitgleich auch weniger Skandal. Er zeigt nicht alles, was er hätte zeigen können, sondern räumt seinen Figuren genug Platz ein, die die Rollenbilder des Sadomasochismus mit einem gewissen Vergnügen verkörpern.

                  Auf der anderen Seite muss ich dann fast sagen, dass man zwar nach Romcom-Maßstäben quasi alles richtig gemacht hat, aus den Charakteren und deren Beziehung doch in einem Drama hätte mehr rausholen können.
                  Ein paar Grenzen legt sich der Film dann doch selbst auf, der auch alle Voraussetzungen für eine Millieu- und Charakterstudie zu bieten gehabt hätte.

                  Dennoch ist "Secretary" als Feel-Good-Movie gut gelungen, gibt der klassischen Beziehungskomödienstory einen erfrischenden Touch und unterhält ohne Längen.
                  Definitiv positiv und anders, als man vielleicht erwarten würde.

                  10
                  • 9

                    Es drängt sich mir die Frage auf, wie es ein Lied schafft, mich quasi mein ganzes zugegeben noch nicht langes Leben lang zu begleiten, ohne, dass ich etwas davon merke.
                    'One Week' von Barenaked Ladies (die später u.A. den Big Bang Theory-Titelsong gesungen haben) ertönt zum für mich ersten Mal im Alter von etwa 5 Jahren im Digimon-Film, dann mit etwa 10 oder 11 in dieser Teeniekomödie hier und erst vor einem halben Jahr in 10 Dinge die ich an dir hasse. In Wirklichkeit sind diese Filme genau andersrum erschienen, und auch ziemlich zeitnah.
                    Aber er war somit bei einem meiner ersten Kontakte mit Medium Film, bei einem meiner ersten nicht ganz jugendfreien Streifen und mitten in meiner Filmfreakphase quasi immer dabei.
                    Wieso fällt mir das erst jetzt auf?
                    Zwei von drei Filmen kann ich auch so gut wie auswendig mitsprechen.
                    Es ist und bleibt ein Rätsel...

                    Naja, mal kurz vom Thema abgeschweift, immerhin geht es hier um "American Pie".

                    Ich weiß nicht, wann dieser Film besser ist - wenn man ihn das erste Mal sieht oder wenn man ihn schon 20 mal gesehen hat.
                    Klasse finde ich ja, dass man diesem Film anmerkt, an welchem Zeitpunkt der Weltgeschichte er entstanden ist. Globige und würfelförmige Computer und Fernseher, eine Auswahl der besten 90s Alternative Musik, und die zotigen Probleme der Generation X. Ich mag Filme dieser Zeit einfach, also so im Raum 1995-2005. Hat einen richtig schönen Touch, nicht alt und auch nicht neu.
                    Retro-Moderne. So.
                    Und obwohl ich erst jetzt im Alter der Protagonisten bin, so überkommt mich doch ein Anflug von Nostalgie...

                    Naja, ich brech' wieder mit meinem Vorsatz: niemals tiefer gehen als die Gags des kommentierten Films.
                    Das soll so nicht sein.
                    Das ist immerhin ein Film, der damit beginnt, dass ein Teenager zu einem Porno masturbiert, als plötzlich seine Eltern ins Zimmer gestürmt kommen.

                    In "American Pie" geht es um die 4 Teenager Jim, Kevin, Finch und Oz, die demnächst von der High School aufs College wechseln. Da gibt es nur ein Problem: sie sind alle noch Jungfrauen!
                    Nicht nur von ihrem Kumpel Stifler können sie sich dafür immer wieder etwas anhören.
                    Also schließen sie ihren Pakt: sie werden alle noch vor ihrem Highschoolabschluss im Bett landen. Der Film zeigt die Eskapaden auf dem Weg dorthin.

                    Ihr könnt mir sagen, was ihr wollt: "American Pie" ist für mich die beste Teenagerkomödie aller Zeiten!
                    In dem Genre mag ich eigentlich eher die weibliche Sichtweise, da Girlie-Teeniefilme im Normalfall charmanter, sympathischer und liebevoller daherkommen, und ich mich da auch eher wiedererkenne als bei den auf den Sexualtrieb fixierten Jungs. Sex ist mir auch weniger wichtig als Liebe.
                    Aber dennoch ist "American Pie" einfach nur sagenhaft komisch und reißt sich quasi außer Konkurrenz den Genrethron unter den Nagel.

                    Warum?
                    Der Humor ist doch eigentlich recht blöd - hier werden gleich in der Eröffnungsszene Socken als Komdom benutzt, und das männliche Genital landet in allerlei Süßspeise.
                    Die Story ist selten sexistisch und pubertär.
                    Aber was macht den Film dann so sympathisch und witzig?

                    Es ist eben, dass er seinen Humor NICHT aus der Tatsache zieht, dass man Sex sieht.
                    Sondern rein aus der Situation heraus.
                    Das hier ist allerlustigste Situationskomik, und wie die Figuren damit umgehen macht das Vergnügen aus.
                    Dazu noch eine ganze Palette erstklassiger und später kultgewordener Gagideen.

                    Da kommen wir gleich zum nächsten Punkt: die Charaktere.
                    Während andere Teeniefilme ihre Protagonisten zu 100% aus Schwanz bestehen lassen - und damit meine ich nicht dieses wünderschön fluffige Ding hinten, sondern das primäre Geschlechtsorgan des Mannes - sieht es bei "American Pie" so aus, dass unsere Helden alle ihre eigenen Eigenschaften haben, die sie liebenswert und sympathisch machen.
                    Sie haben Chatakter und Wiedererkennungswert, was man in dem Genre eigentlich garnicht vorfindet.
                    Paul Finch, der Heimscheißer, Jim, der ewige Loser, Oz, der Casanova und Kevin, der irgdndwie der Anführer zu sein scheint.
                    Jeder ist ganz eigen und perfekt auf die Situation abgestimmt.
                    Natürlich ist der Stifmeister nicht zu vergessen. Er ist eigentlich das, was man sich unter dem typischen Teeniefilmmacker vorstellt: vulgär, sexbesessen, testosterongeladen.
                    Darauf baut aber auch der Film auf. Keineswegs wird er als "normal" angesehen.

                    "Wie wär's wenn ihr vier eure Schwänze entdeckt, die Einschweißfolie aufreißt und sie verdammt nochmal benutzt?"

                    Die Protagonisten selbst wollen eigentlich nicht nur Sex. Alle anderen wollen es, und dass sie selbst nicht mitmachen, ist ihnen peinlich.
                    Am Deutlichsten zu sehen bei Oz, der nicht nur die schmalzigste Lovestory im Film hat, sondern dem man es zu keiner Zeit abkauft, wenn er sagt, ein Mädchen sei "heiß".

                    Das ist das Nächste: es gibt Gefühle. Nicht nur die Erfüllung feuchter Träume, auch Liebe existiert hier.
                    Und wenngleich Figuren wie Nadja oder Stiflers Mom eher der Fantasien sexueller Loser entsprungen zu sein scheinen, so gibt es überraschenderweise auch Frauen im Film, deren Rolle nicht auf die Größe ihrer Oberweiten reduziert ist.
                    "Jim, ich möchte mit dir über Masturbation sprechen."
                    Tatsächlich kommt "American Pie" ziemlich gut damit zurecht, etwas für alle zu bieten zu haben und vor Allem durch Humor und nicht nur durch zotige Einlagen zu überzeugen.

                    Ja, der Humor.
                    Man merkt ihm an, wie frisch und originell er damals war und so bringt er einen immer noch zum Lachen.
                    Alleine wenn Jims Dad ins Zimmer kommt und nur sagt "ich glaube, es wird Zeit für unser Gespräch zwischen Vater und Sohn", dann lacht man schon, weil man weiß, dass dem armen Jim gleich etwas furchtbar Peinliches bevorsteht.
                    Der Humor ist dermaßen kultig, gut getimet und auf die Charaktere und Situation abgestimmt, dass das einfach nur mehr lustig ist.
                    Apfelkuchen, Bier, Stiflers Mom, Striptease, Hustler, Sportsocke, Ferienlager, Stifler, Heimscheißer,...

                    Was hebt "American Pie" von anderen Teeniekomödien ab?
                    Derber Humor MIT Charme.
                    Tiefes Niveau aber MIT Timing.
                    Endlich mal sympathische Figuren, die man wirklich liebgewinnt.
                    Und kultige und wirklich witzige Gags.
                    Der Film wird nie langweilig, er ist meine allerliebste Teeniekomödie.
                    Ein Film, den ich mir immer mal ansehen kann, wenn ich Aufheiterung brauche.
                    Dann funktioniert so ein Film am Besten. Er macht Spaß, hat Witz und ist sympathisch - was will ich mehr?

                    7
                    • 7 .5

                      "Man könnte meinen, das Schicksal erlaubt sich einen Scherz mit uns."
                      -Morpheus in 'Matrix'

                      Gehen wir aber 14 Jahre zurück, bevor dieses Zitat fiel, und beschäftigen wir uns mit "Phenomena".
                      Phenomena
                      Phenomena
                      pHeNoMeNa...
                      ...
                      Dario Argento, du Rabauke!
                      Du Schlingel!
                      Du... du... du Hund, du!
                      Warum machst du das!?
                      Du bist wie ein Schulhofrowdy, der seine Opfer quält, und dabei Spaß empfindet.
                      Das Opfer hier bin ich, und statt Schlägen setzt du mir deine Filme vor.
                      Trotzdem ist die Wirkung die selbe: ein Trauma.
                      So hast du glaub ich dann auch einen späteren Film von dir genannt, oder?
                      Naja, egal eigentlich.
                      Du weißt schon, was ich damit meine.

                      Wir wollen es aber auch dem außenstehenden Leser klarmachen.

                      Also... "Phenomena" ist nach Suspiria mein zweiter und vorerst letzter Dario Argento.
                      Es geht um ein Mädchen namens Jennifer, welches seit ihrer Kindheit ein besonderes Verhältnis zu Insekten hat.
                      In ihrer Nähe fühlen sie sich wohl und werden ruhig und handzahm.
                      Jennifer kommt in die Schweiz, wo sie in einem Internat leben soll.
                      In diesem geht ein Frauenmörder um, der außer den Köpfen nichts von seinen Opfern übriglässt.
                      Die schlafwandelnde Jennifer möchte nun ihre Gabe dazu nutzen, um dem Fall aufzuklären.
                      Doch auch aufgrund dieser gilt sie als Freak...

                      Etwa eineinhalb Stunden lang wäre alles picobello gewesen.
                      Ich mochte den Film, fand ihn spannend, alles, was so ein Film braucht.
                      Jennifer Connelly, die ich für eine tolle Schauspielerin halte, tat ihr Übriges.

                      Meine Review hätte etwa so ausgesehen:
                      "Phenomena" schafft es, seinem eigenwilligen Plot den nötigen Ernst zu geben, um nicht in den Trash abzufallen.
                      Jeder andere Regisseur, außer eventuell David Cronenberg, wäre bei einem solch krabbeligen Unterfangen gescheitert. Nicht aber Dario Argento.
                      Er schafft es, die Spannung aufrecht zu erhalten, wobei das Drehbuch um einiges ausgereifter als der ähnlich gestrickte Suspiria ausfällt, sodass auffällige Logiklöcher und wüste Ungereimtheiten hier ausbleiben.
                      Atmosphärisch ist "Phenomena" wie der englische Titel 'Creepers' nahelegt, einfach... creepy. Er wirkt ein Bisschen wie eine Mischung aus Carrie, X-Factor: das Unfassbare und einer unheimlichen Lagerfeuergeschichte für Kinder, nur in brutal. Dennoch bleibt diese enorm bestialische Unheimlichkeit von Suspiria aus, die besagten Film für mich (beinahe) unerträglich machte.
                      Somit wirkt "Phenomena" so, als hätte Argento ihn als Film und durch seine Spannung wichtiger genommen als Suspiria, aber weniger Wert auf Schock gelegt. Suspiria halte ich für den unheimlichsten Film, den ich je gesehen habe. Den hier nicht.
                      Was aber nicht heißt, dass er nicht trotzdem super ist. Wenn man es genau nimmt, wurden die meisten groben Fehler besagten Films ausgebügelt.
                      Was nur nach wie vor ein Bisschen komisch wirkt, ist die Musik.
                      Für sich allein ist der Soundtrack gut, besteht teilweise aus Synth Pop und teilweise aus Rock. Die Art, wie er im Film eingesetzt wird, ist doch etwas merkwürdig. "Richtige" Songs als Score an spannenden Stellen einzusetzen, funktioniert hier nicht wirklich.

                      So hätte das ausgesehen...
                      ...aber dann kommen die letzten 10-15 Minuten.
                      Ach du Schande...
                      Sie sind nicht schlecht.
                      Aber... so terrorisierenden unheimlich wie der ganze Film Suspiria.
                      Ich gebe es zu: ich hatte Angst. Auch in der Nacht. So wie bei Suspiria auch. Ich habe in der Nacht kaum schlafen können.
                      Ich habe mich oft umgedreht, das Licht angeschalten, etc.
                      Ironie des Schicksals.
                      Warum?
                      Nun ja, zum Einen weil ich kurz vor der Sichtung meines ersten Argento einen Kommentar verfasst habe, in dem ich geschrieben habe, wie schwer es Horrorfilme haben, mich zu gruseln. Das liegt vor Allem daran, dass ich schon zu genau durchblicken kann, wann z.B. ein Jump Scare kommt. Die Stilelemente sind zu stark erkennbar.
                      Argento ist aber anders. Er inszeniert grotesk, mit teils arg sinnlosen Cuts, die man nicht erwartet. Er verwendet ungewöhnliche Effekte und Masken, erzeugt eine surreale und nicht durchschaubare Maskerade.
                      Und lässt sich nicht berechnen.
                      Ich habe vergleichbare Filme noch nie gesehen, weshalb ich sie auch nur so schwer verarbeiten kann.
                      Suspiria ist von Anfang bis zum Ende Terror pur.
                      "Phenomena" schlummerte unter dem Deckmantel, ein übernatürlicher Thriller zu sein, kein echter Horror. Über 90% der Laufzeit ist er das auch.
                      In den letzten 10%, nachdem er mich in Sicherheit gewogen hatte - ZACK! schlägt er zu, lässt laufen, und tritt dann nochmal.

                      Ironie ist es auch, weil diese zwei Anschläge auf meine Nerven eigentlich mit einem der positivsten und leichtesten Filme angefangen haben: Juno.
                      Nur weil die Titelfigur meinte, "Dario Argento ist der ultimative Meister des Horrors", habe ich erst angefangen, seine Filme zu sehen.

                      Ich habe zwei seiner Filme gesehen, mir ein Urteil gebildet, und komme zu den Fazit: Titel verdient.
                      Wenn ein Regisseur, dessen Filme ich für absolut gut halte, es schafft, dass ich nach zwei Filmen freiwillig mit der Werkschau aufhöre, dann hat er seine Aufgabe bestens erfüllt.

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                      • Toller Mysteryregisseur.
                        Ich mag ihn unheimlich.
                        Aang war aber leider ein Schuss in den Ofen.
                        Schiebe es mal auf den Genrewechsel...

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                        • Basic Instinct fehlt noch :3
                          Toller Film, aber die Szene in der Michael Douglas mit seiner Psychologin Sex hat, sie aber so comichaft überzeichnet besteigt - er schleudert sie gegen die Wand, reißt ihr die Bluse runter und wirft sie zur Couch - ist derartig unfreiwillig komisch dass es fast unmöglich ist, nicht zu lachen.
                          Ansonsten aber ein toller spannender Film.

                          Oh, und natürlich die Tintenfischsexszene in Der Calamari-Wrestler :3

                          • Gerade erst The Last House on the Left gesehen.
                            Auch damals schon toll. Und kontrovers.

                            • 5 .5

                              Ja ja, japanische Splatterfilme.
                              Eigentlich der größte Schwachsinn wo gibt, aber ich mag sie.
                              Und nach den beiden Genregrößen Tokyo Gore Police und The Machine Girl geht es munter weiter mit "Gothic & Lolita Psycho".
                              ...
                              Gleich mal vorweg: das Cover des Mediabooks ist ja mal absolut hässlich. Wer hat das bitte designt? Eine WordArt-ähnliche Schrift mit dem Titel, zwei gespiegelte Blutfontänen links unten und rechts unten im Bild und ein schwarzer Hintergrund mit unserer Gothic Lolita, die ebenfalls schwarz trägt. Über dem Filmtitel der obgilatorische Verweis auf Machine Girl.
                              Ein Uncut-Stempel rechts neben der Protagonistin und links oben ein Stich verlaufendes Rot.
                              Schlicht und erfreifend: unansehlich das Teil. Die Cut-DVD schaut wesentlich ansprechender aus, was eigentlich nicht der Fall sein sollte. Die Mediabooks zu Tokyo Gore Police und Machine Girl sahen klasse aus, obwohl sie vom selben Label sind. Schade eigentlich.
                              Nächtes Dilemma: der deutsche Titel. Dass man den japanischen Originalnamen nicht verwenden wollte, ist klar. Aber kann man dann nicht den wesentlich klangvolleren englischen Titel "Psycho Gothic Lolita" übernehmen?
                              Dazu hätte es auch schon ein wunderbares Logo gegeben, und auch das viel schönere US-Cover hätte man gleich auch aufs Mediabook packen können.
                              Hätte hätte Bachelorette.

                              So, nun zum eigentlichen Film.
                              Was kann der denn so?
                              Hat er eine tolle Story? Nein.
                              Grandiose Schauspieler? Nein.
                              Ein glaubhaftes Drehbuch? Nein.
                              Eine Message? Nein.
                              Atemberaubende Effekte? Nein.
                              Gelungene Dialoge? Nein.

                              Was soll der Schund dann?
                              Na, er macht Spaß!

                              "Gothic & Lolita Psycho" handelt von einem Mädchen, welches brutale Rache an den Mördern ihrer Mutter ausübt. Kill Bill-artig sucht sie einen nach dem anderen auf und liefert sich abgefahrene Kämpfe mit ihnen. Dazwischen wird das Geschehen immer wieder von Flashbacks auf die grausame Tat durchbrochen.

                              Ja ja, man klaut hier ein Bisschen was und da ein Bisschen was und fertig ist der Alibi-Plot.
                              Der Film macht aber für Fans der neumodischen J-Splatterwelle enorm Spaß!
                              Ein Mädchen in einem Super-Kawaii-Gothic-Kostüm, dass mit ihrem High Tech-Regenschirm Leute aus Rache umbringt, und gnadenlos bescheuerte wie splattrige Kills vollbringt, was will der Genrefan mehr?

                              Dabei kann unsere Gothic Lolita einige ganz tolle Gegner abmurxen, die auch ÜBERHAUPT nicht an andere Leute angelehnt sich, z.B. den Löffel (und Höschen) verbiegenden Uri Gelleo, oder die augenklappetragende (aber wohl auf Zuckerüberdosis laufende) Lady Elle...

                              Quasi war es das an Inhalt auch schon, was mir aber sehr gut gefällt, ist, dass der Streifen im Vergleich zu seinen prominenteren Genrekollegen viel viel nerdiger daherkommt. Die Kostüme und Frisuren sind wirklich gut gestaltet und könnten von Cosplayern stammen, die damit auch mehr als zufrieden sein würden.
                              Die gesamte Machart, der schräge Humor und die Figuren sind auch dermaßen comichaft überzeichnet, dass auch der Eindruck entsteht, das Drehbuch wäre als Animefilm geplant gewesen. Tatsache ist auch, dass anders als bei MG oder TGP, die es unbedingt notwendig haben, japanische Trashfilme zu sein, ich hier eine Umsetzung als Anime auch sehr gern sehen würde. Kann mir sogar gut vorstellen, dass er als solcher sogar besser wäre als als Live Action.
                              Aber auch so ist das Gesamte nicht zu verachten, sondern wirkt, als hätte sich eine Bande von liebenswerten Nerds, Animefans und Cosplayern zusammengetan und einen Fanfilm gedreht. Dadurch wirkt der Film auch echf sympathisch, obwohl ich garnicht weiß, ob das so war oder nicht.
                              Die Optik kommt jedenfalls ziemlich mangahaft rüber, auch im Inneren des Mediabooks sind kleine Amimekritzeleien.
                              Also sollten Animefreaks hier auch nicht zögern.

                              Für Trashfans ist hier auch einiges dabei. Billige aber spaßige, wenngleich ziemlich übertriebene Kills, die sich kein Bisschen ernst nehmen.
                              Yoshihiro Nishimura, der Regisseur von Tokyo Gore Police, zeichnete sich hier auch für die Splattereinlagen verantwortlich; wer also die Gewalt dort schon zu trashig fand, sollte die Finger oder Krallen hiervon lassen, wer ihn mochte, kann hier zuschlagen.
                              Die Gummikörperteile springen wild umher.
                              Allerdings füllen hier die blutrünstigen Einlagen weniger Screentime aus als dort, was aber wohl daran liegt, dass bei TGP eben ein Splatterspezialist und hier ein Stuntman Regie führten. Dennoch wird man hier bedient.

                              Am Meisten positiv überrascht hat mich der Film dann mit einer Vielzahl an überdurchschnittlich gut choreografierten Kampfszenen, die man so in diesem Genre garnicht oft sieht. Sieht teilweise wirklich toll und ästhetisch aus. Jetzt nicht nur für Trash, sondern ganz allgemein.

                              Zu guter Letzt noch eine negative Sache:
                              Welcher Idiot hat in den ersten 20 Minuten die Soundeffekte ausgewählt? Meine Fresse...
                              Ein toll choreografierter Eröffnungskampf. Die Lolita sagt triumphierend einen knallharten Spruch über Vergeltung und zerfetzt ihre Gegnerin. Eigentlich wirklich cool.
                              Doch dann...
                              ...als der Kopf der Kontrahentin zu Boden fällt hören wir - haltet euch fest - ein Geräusch als würde Wile E. Coyote von der Klippe herunterfallen...
                              Pfeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiffffff!

                              Bye Bye Coolness...

                              Ein paar Momente später: Uri Gelleo wird eingeführt. Eine Comic Relief-Szene.
                              Er konzentriert sich, um einen Löffel zu verbiegen.
                              Sein Zauber bewirkt jedoch nur, dass seine Hose nach unten rutscht. Haha. Eigentlich aber ganz witzig. Was wählt unser Tontechniker für einen Soundeffekt? Erraten - ein Furzgeräusch!
                              Wenn das nicht mal in die Hose ging...

                              ABER: nicht verzagen, wer den Film noch sehen will, soll das trotzdem tun.
                              Man war nämlich so schlau, und hat den Mann offenbar nach etwa einer Viertelstunde gefeuert, da ab dann solche Albernheiten zumindest akustisch nicht mehr vorkommen.

                              Fazit: wem wird der Film gefallen? Freunden von J-Splatter, Animefans, Trashliebhabern.
                              Alle anderen sind hier nicht wirklich gut aufgehoben.
                              Aber ehrlich: wer erwartet sich hier etwas anderes?

                              ---
                              Wen es interessiert, hier ein Bild des deutschen ungekürzten Mediabooks (ohne FSK-Logo):

                              http://ecx.images-amazon.com/images/I/51wde05ocKL.jpg

                              Von der deutschen Cut-DVD:

                              http://ecx.images-amazon.com/images/I/51KPLPMqBQL.jpg

                              Von der ungekürzten US-DVD:

                              http://ecx.images-amazon.com/images/I/61BC3xCwZ-L._SY400_.jpg

                              Wieso um alles in der Welt hat die einzige deutschsprachige Uncut-Version das einzige furchtbare Cover :'(

                              5
                              • Der erste war für mich DIE Überraschung der letzten Jahre.
                                Bin skeptisch, ob das als Franchise funktioniert, aber ich werde ihm eine Chance geben, zumahl ja such ein begabter Regisseur dahinterstehen wird

                                • 2 .5

                                  (Ohne das Ende zu spoilern, werde ich etwa 1 Stunde des Films vorwegnehmen, und auf einige Szenen detaillierter eingehen)

                                  Nachdem ich mir aus Interesse des Regisseurs gegenüber kürzlich Wes Cravens Debutfilm The Last House on the Left angesehen habe, wollte ich auch noch den anderen großen Rape & Revenge-Film aus den 1970ern sehen, nämlich 'Day of the Woman' alias 'The Rape and Revenge of Jennifer Hill' alias "I Spit on your Grave".
                                  ...
                                  Gestern habe ich noch einen Kommentar über das besagte Craven-Werk geschrieben, in dem ich den Film für seine Story, seinen Stil und die spannende Aufmachung gelobt habe, aber mich gegenüber einer Sequenz, in der eine Verbrecherbande zwei Teenagerinnen quält und vergewaltigt, eher skeptisch geäußert. Nicht, weil ich ihm Voyeurismus vorwerfe - dafür ist sie durch die eindeutig verstörend gehaltene Musik zu schockierend stilisiert - sondern weil ich Angst hatte, dass eine solche lange Szene im Hochzeitalzer des Exploitationkinos, wo oft Horror mit Erotik vermischt war, falsch aufgefasst wird.
                                  Eine Sache ist klar: hätte ich "I Spit on your Grave" vorher gesehen, wäre mir die Szene vermutlich nicht weiter aufgefallen.

                                  Der Film beginnt ganz harmlos.
                                  Eine junge Autorin für Frauenzeitschriften fährt für den Sommer in eine ländliche Gegend, um dort zu schreiben - ihre Unterkunft: ein Haus im Wald.
                                  Bald macht sie Bekanntschaft mit einem leicht zurückgebliebenen, nerdig wirkenden Typen.
                                  Alsbald die Frau, die auf den Namen Jennifer hört, sich am Ufer eines Flusses zur Entspannung hingelegt hat, wird sie von ein paar Typen angebaggert.
                                  Doch dabei bleibt es nicht. Sie folgen ihr, ziehen sie aus und vergewaltigen sie.

                                  Ich wurde vor dem Film gewarnt, dass es drastisch sein würde. Dass es hart an die Nieren ginge.
                                  Aber ehrlich: so schlimm Vergewaltigungen im realen Leben auch sind, in Filmen habe ich schon härtere gesehen. Alleine in Verblendung geht es auch wesentlich brutaler zu.
                                  Okay, dachte ich mir, dann geht jetzt bald die Rache los.
                                  Die verletzte und geschändete Frau torkelt durch den Wald, in halb geistesabwesender Manier, wie man sich das nach so einem Schock vorstellt.
                                  Ich sponn im Kopf schon weiter, dass sie sich wohl nach Hause zurückziehen, ihre zu Beginn des Films in eine Schublade gelegte Pistole erblicken und auf Rachefeldzug gehen würde, als mir dann plötzlich einfiel, dass der Film ja eine mehrfache Vergewaltigung zeigen soll.
                                  Naja, es kommt wie es kommen muss: die Männer stehen auf einmal wieder vor ihr, und sie wird wieder vergewaltigt.
                                  Selbe Manier wie beim ersten Mal.
                                  Die Frau schlendert erneut durch den Wald und kommt in ihr Haus, sie kriecht und ist gemartert, sie will zum Telefon greifen, als aus dem nichts - ihr habt es erraten - die Männer wieder dastehen und sie diesmal zweimal vergewaltigen. Diesmal geht es etwas härter zur Sache, da sie der zweite Mann wiederholt schlägt.
                                  Einer der Kerle - der geistig zurückgebliebene vom Anfang - wird beauftragt, die Frau zum Schweigen zu bringen, schafft es aber nicht.
                                  Ab diesem Zeitpunkt hat sowohl die Frau als auch das Publikum es überstanden. Die Vergewaltigungsszenen sind um. Bis dahin ist eine gute Stunde des 97 Minuten langen Films vergangen.

                                  Ja, ich wusste ungefähr, auf was ich mich einlasse. Ich wusste, der Film ist kontrovers, ich wusste, er ist hart und drastisch. Aber ehrlich: muss das so ausgeschlachtet werden? Ich habe damit gerechnet, es gibt da eine vielleicht viertelstündige Sequenz, wo das Opfer von einem nach dem anderen geschändet wird, das Ganze in verstörender Manier, um das Leiden der Heldin zu verdeutlichen.
                                  Dass sich die Hälfte des Streifens aber damit beschäftigt, dass die Frau im Schockzustand umhertaumelt und dann wieder und wieder aufgesucht wird, das ist arg geschmacklos. Da hilft es auch nichts, dass die Vergewaltigungen an sich brutaler dargestellt sein könnten.
                                  Ich kann gut verstehen, dass man dem Film Misogynie nachsagt, wenn man das sieht.
                                  Die Männer gröhlen ja auch wie blöd mit.

                                  Dann kommt aber ein radikaler Cut und die Jäger werden zu Gejagten.
                                  Die Frau beschließt, sie alle einzeln aufzusuchen, in eine Falle zu locken und brutal zu ermorden.
                                  Der Revenge-Teil füllt immerhin auch eine Dreiviertelstunde aus, und geht somit etwa solang wie der Rape-Teil (oder vielleicht sogar länger, da bis zur ersten Vergewaltigung auch etwa 20 Minuten vergehen).
                                  Und ich muss sagen, ich habe besonders beim zweiten Mord eine gewisse Erleichterung verspürt. Warum? Da besonders dieser Mord so enorm hasserfüllt und böse dargebracht wurde, dass mir letztlich doch klar wurde: hey, der Film ist auf der Seite der Frau!
                                  Die zweite Hälfte macht teilweise der Eindruck, radikal femistisch zu sein.
                                  Dieser Teil des Streifens verging dann auch wie im Flug.
                                  Nicht falsch verstehen, im realen Leben bin ich kein Freund von Selbstjustiz. Aber speziell bei diesem Film war das einfach nötig.
                                  Das ist der Ausgleich für diese Tour de Force in der ersten Stunde, die weder die Handlung vorantrieb noch für etwas anderes gut zu sein schien, als Hass aufzubauen.
                                  Aber ehrlich: muss sich das derartig ziehen? Es gibt sicher genug Leute, die diesen Dreck am Anfang anziehend finden. Hätte es nicht eine Vergewaltigung auch getan? Hätte man die Szenen nicht direkt hintereinander schneiden können? Musste der Rape-Teil sich echt über eine so lange Zeit ziehen? Wie gesagt, die eigentlichen Vergewaltigungen gehen jeweils nur in etwa eine halbe Minute (grob geschätzt), man sieht keine pornografischen Elemente wie Penetration oder Körperflüssigkeiten. Und dennoch ist es schlicht entnervend und ärgerlich, wie sehr die Vergewaltigung einem unter die Nase gerieben wird.

                                  Nur, weil das Genre Rape & Revenge heißt, bedeutet das nicht, dass beide Komponenten gleichlang dauern sollten.
                                  Ich benutzte hier Wörter wie Rape-Teil und Revenge-Teil. Das sollte nicht der Fall sein. Ich sollte von Rape-Szenen in einem Revenge-Film sprechen. Der Film macht es einem aber unmöglich.

                                  Kritikerpapst Roger Ebert, er ruhe in Frieden, berichtete davon, wie in der ersten Hälfte einige Männer im Publikum laut den Vergewaltigern zujubelten und zu ihnen hielten, während in der zweiten Hälfte Frauen im Publikum genauso laut die Protagonistin unterstützten.
                                  Ich persönlich empfinde das so: die Reaktion der Männer war widerwertig, die der Frau absolut verständlich und nachvollziehbar.
                                  Schlimm finde ich es, dass dort offenbar genau das passiert ist, was ich bei The Last House on the Left befürchtet hatte. Wenn man die beiden Filme vergleicht, macht dieser hier, wenn die Vergewaltigung abschreckend sein soll zwei Fehler: er zeigt zu viel von der Frau und die verstörende, bedrohliche musikalische Untermalung fehlt.
                                  Die Inszenierung ist hier zu kalt, um die Absicht eimdeutig zu erkennen, da eine Stilisierung komplett fehlt.

                                  Letztlich stellt sich mir noch die Frage: ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, ob der Film nun misogyn ist oder feministisch. Ich habe über den Sinn philosophiert, die Absicht und ob das vertretbar ist. Aber ehrlich: ich habe mir zur Qualität des Films keine Gedanken gemacht. Wie ist der Film?
                                  Für eine Billigproduktion ganz passabel, aber nicht besonders. Keine besonderen Ideen, keine tolle Story, keine interessanten Figuren und nicht wirklich ein ästhetischer Wert. Er sieht weniger trashig aus als manche anderen billigen Produktionen dieser Zeit, aber eigentlich bietet er nicht viel, außer der Frage, welche Intention er hat. Und wenn das alles ist, dann kann ich dem Film nicht viele Punkte geben.
                                  Das Remake soll ja besser sein, und vor Allem das Augenmerk auf der Rache haben, diese aber mit viel Folter anreichen. Ich werde es mir denke ich nicht antun.

                                  Im direkten Vergleich stinkt "I Spit on your Grave" zu seinem Genrekumpel The Last House on the Left förmlich ab. Es wundert nicht, dass man von dem einen Regisseur nie wieder gehört hat und der andere sich einen Riesennamen machte, obwohl man auch Parallelen ziehen kann.

                                  10
                                  • Staffeln 1-3: Meisterwerk
                                    Die nächsten paar Staffeln mit einigen Folgen Abstrich ganz gut
                                    Die neuesten Staffeln schlicht furchtbar.
                                    Der Humor wird immer ekliger, brutaler und extremer. Das hat mit der ursprünichen Ideen kaum mehr was zu tun.

                                    Der erste Film war großartig, aber wer kam auf die bescheuerte Idee, Spongebob in dieser Fortsetzung als Animation auf die Leindwand zu bringen?
                                    Dabei ist der Trailer inhaltlich garnicht so schlecht...
                                    Nur, dass es an mir irgendwie komplett vorbeigezogen ist, dass ein neuer Film kommen soll...

                                    3
                                    • So schön oldschool.

                                      So wie sich das liest, klingt der nach einem weiteren Meisterwerk.

                                      2
                                      • 7. Brust oder Keule
                                        6. Louis' unheimliche Begegnung mit den Außerirdischen
                                        5. Balduin, der Schrecken von St. Tropez
                                        4. Balduin, das Nachtgespenst
                                        3. Hasch mich ich bin der Mörder
                                        2. Die Abenteuer des Rabbi Jacob
                                        1. Oscar

                                        3
                                        • 9 .5

                                          (Das Ende wird nicht gespoilert, aber ich greife etwa 1 Stunde in die Handlung vor und schildere einige Szenen genauer.)

                                          Heute geht es um einen Klassiker des Rape & Revenge-Kinos aus 1972, nämlich "The Last House on the Left".
                                          ...
                                          Worum geht es in "The Last House of the Left"?
                                          Zwei jugendliche Mädchen der Hippieära wollen auf ein Konzert fahren, ihre Eltern bleiben einstweilen zuhause.
                                          Auf dem Weg dorthin hören sie Radio - eine Bande von sadistischen Mördern und Vergewaltigern läuft auf freien Fuß herum.
                                          Sie wollen noch ein paar Drogen besorgen.
                                          Doch als der vermeintliche Dealer sie nach oben mitnimmt, um den Stoff zu holen, nimmt das Grauen seinen Lauf: sie sind besagter Bande in die Arme gelaufen.
                                          Sie werden in den Wald geschleppt, vergewaltigt, gefoltert und getötet.
                                          Die Killer flüchten - und suchen Unterschlupf in genau dem Haus, in der die Eltern eines der Mädchen leben...

                                          "The Last House on the Left" ist das Regiedebut von Wes Craven, der sich später vor Allem durch Werke wie Nightmare on Elm Street und der Scream-Reihe langfristig einen Namen machte, dessen Filme man kennt, selbst, wenn man kein Horrorfan ist.
                                          Genau die besagten Werke habe ich bislang von ihm gesehen, und weiß, dass er ein wirklich begnadeter Filmemacher ist/sein kann, dessen Schaffen auch über die Genregrenzen hinaus begeistern kann und dies auch tut.

                                          Ich war also sehr interessiert, ob sein Filmdebut nun ein kleines Meisterwerk sei, oder nur stümperhafter Trash.
                                          Die Kritiken waren damals wie heute gemischt. Manche namhaften Kritiker lobten den Film hoch, andere bezeichneten ihn als ekelhaften Schund.
                                          Wenn ich mir das Cover meines vor Kurzem erworbenen Mediabooks so ansehe, gehe ich ehrlich gesagt davon aus, der Verleih - so sehr ich es auch wertschätze, dass er diesen Film preiswert mit umfangreichen Bonusmaterial veröffentlichte, obwohl ich mir fast denke, dass sich nicht so richtig Kapital damit schlagen lässt - hält den Film wohl er für Zweiteres. Ein reißerisches gemaltes Cover mit halbnackter Frau darauf, diverse explizite Bilder - brutal und sexuell - im Inlay, und die negative (!) Kritik 'eine widerliche Brutalitätenshow' riesengroß hinten am Cover gedruckt.
                                          Das hat ein Regisseur wie Wes Craven nicht verdient.
                                          Wenngleich ich Mediabooks eigenrlich recht gern habe, das hier ist mal Verkauf unter Wert...

                                          Aber ich schweife vom Thema ab. Für mich sind eigentlich beide Standpunkte nachvollziehbar.
                                          Denn wenngleich ich den Film eher positiv fand, bin ich doch leicht zwiegespalten beim Film.

                                          Der Einstieg ist eigentlich sehr gut, der Zuschauer wird in kurzen Nebensätzen und Dialogen schon darauf vorbereitet, was passieren wird. In einem Dialog zwischen Tochter und Eltern wird immer mal wieder Gewalt thematisiert. Dabei auch eine gute Charakterzeichnung: trotz unterschiedlicher Weltanschauungen kommen Eltern und Tochter bestens miteinander aus.
                                          Bald dann das nächste Anzeichen: der Radioreport über die Bande.
                                          Man weiß eigentlich schon, was passieren wird, und trotzdem wird es spannend.
                                          Bis es dann soweit ist, ist der Film noch richtig gut, auch wenn man ihm vor Allem durch die teils merkwürdige Kamera das Budget anmerkt.
                                          Aber okay, darüber kann ich hinwegsehen.
                                          Dann kommt die kontroverseste Phase des Films, als die Mädchen in der Gewalt der Bande sind.
                                          Und um diesen Abschnitt herum nehm ich den Film durchaus ein Bisschen skeptisch auf.
                                          Die jungen Frauen werden erniedrigt, vergewaltigt, zur gegenseitigen Vergewaltigubg gezwungen, aufgefordert, sich anzupinkeln, etc. Wenn sie nicht folgen, werden sie mit Messern malträtiert.
                                          Ich habe schon oft gesagt, wenn es dramaturgisch wichtig ist, um das Leiden der Figur(en) und die Härte einer Tat zu verdeutlichen, finde ich es okay, alles zu zeigen. Kontroverse Gewaltszenen, die ich ihrer Wirkung wegen positiv rezepiert habe, waren u.A. Mel Gibsons Filme Die Passion Christi und Apocalypto, Stanley Kubricks Uhrwerk Orange oder Gaspar Noes Irreversibel (letzteren nahm ich jedoch als Film an sich "nur" recht gut auf.)
                                          Und ich zweifle auch nicht an Cravens Absicht. Nach den 5 Filmen (4 davon aber zur selben Saga gehörend), die ich von ihm gesehen habe, fasse ich es so auf, dass er Brutalität nicht selbstzweckhaft einsetzt und ihr einen inszenatorischen Aspekt zuspricht. Er ergötzt sich nicht an der Gewalt. Sie wird im Normalfall selten ausgespielt, und oft durch Zwischenschnitte auf schockierte Reaktionen eines Außenstehenden gebrochen. Man kann ihm so gesehen keinen wirklichen genretypischen Voyeurismus vorwerfen.
                                          Nun setzt uns dieser Mann in seinem Erstlingswerk einen sehr, sehr langen Abschnitt vor, in dem er ein überdeutliches Leiden zweier Mädchen, sowie sichtlichen kollektiven Spaß der Täter zeigt.
                                          Durch amelodische Musik soll aber auch ein verstörender Charakter suggeriert werden.
                                          Ich vermute sogar, Craven wollte den Zuschauer verstören und die sadistische und psychopathische Art der Mörder unterstreichen. Das sieht man auch daran, wie einer der Killer schon hier mit den Opfern sympathisiert...
                                          Zu diesem Aspekt verrate ich an dieser Stelle nichts weiter.

                                          Aber ist ein Film von einem (damals) unbekannten Regisseur, der als Exploitationfilm vermarktet wird, auch dafür geeignet?
                                          Wäre "TLHOTL" heute, oder nur 15 Jahre später erschienen, wo Horror nicht gleich Schmuddel bedeutete, hätte die Sache ganz anders ausgesehen.
                                          Viele vor Allem junge Erwachsene, die gerne Mal 'scharfe Frauen' sehen, werden wohl hier auch leider Spaß dran finden...
                                          Dabei war das sicherlich nicht Cravens Absicht.

                                          Dennoch: ich mochte den Film.
                                          Umso kritischer ich diese etwa 25 minütige Sequenz sehe, umso genialer finde ich den Rest.
                                          "The Last House on the Left" ist immerhin ein Rachefilm, und ich mag dieses Genre sehr gern.
                                          Vor Allem wird der Film in der zweiten Hälfte richtig spannend, als die Mörder im Haus Unterschlupf finden, und man nun schon nägelkaut, ob sie auffliegen oder nicht.
                                          Das ist richtig gut inszeniert.
                                          Ohne Genaueres zu spoilern, das Ende wird richtig super. Wenn man sich geduldet, dann hat man auch was vom Film.
                                          Die Killerbande sind sehr interessante Figuren in einer bemerkenswerten Konstellation.
                                          Dann plötzlich in der zweiten Hälfte wird der Film zu einer richtigen Craven-Nummer. Schonungslos, ja, aber spannend, packend und nicht so ausgeschlachtet. Das ist wirklich gutes Kino, und man merkt schon, dass ein talentierter Regisseur und kein Schmuddelfilmmacher dahintersteckt.
                                          Eine gut eingefangene Atmosphäre, einige Momente mit Comic Relief-Faktor, zeitgenössische Musik, die die Ära perfekt unterstreichen, interessante Figuren und eine an sich interessante Story - passt eigentlich alles.

                                          Letzten Endes war meine Frage, wie der Film zu bewerten ist.
                                          Von den etwa 81 Minuten Laufzeit ohne Abspann fand ich 25 zwar auch nicht schlecht, bin aber besorgt, dass man sie falsch auffasst, da der Film wenig Budget, eine billige Optik und einen Ruf als Exploitation hat.
                                          Der Rest ist aber wirklich gut und verdient eigentlich eine höhere Wertung.
                                          Ich muss den Film vielleicht auch einfach noch ein paar Mal sehen, denn ich war dann schon leicht überrumpelt, weil ich mit so etwas nicht umbedingt gerechnet habe.
                                          Ich kann mir aber gut vorstellen, dass Alfred Hitchcocks Meisterwerk Psycho seiner Zeit auch so rezipiert wurde wie ich diesen Film hier rezipiere (der aber immerhin auch schon 42 Jahre auf dem Buckel hat), wobei der ja noch um Einiges besser ist als dieser hier.
                                          Die nächste Sichtung erfolgt aber im englischen Original, denn die deutsche Synchro ist grausig und monoton.

                                          "The Last House on the Left" lohnt sich zu sehen. Keine Frage. Der Film ist gut. Wirklich.
                                          Aber er bietet auch Inhalte, zu denen ich mir auch noch Gedanken machen muss. Ich muss mich näher damit beschäftigen, um mir über ihren filmästhetischen Aspekt und ihre Wirkung klarzuwerden.
                                          Vorerst bekommt der Film eine gute Wertung, vielleicht irgendwann eine ausgezeichnete.

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                                          • Manchmal hab ich das Gefühl, 9/11 und der zweite Weltkrieg waren die einzigen schlimmen geschichtlichen Gräueltaten.
                                            Irgendwie wird nur um diese Beiden immer wieder Wirbel gemacht.
                                            Es sind auch noch andere Grausamkeiten passiert.
                                            Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, der erste Weltkrieg.

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                                              Liebes Japan,
                                              Liebes sushiessendes, kampfsportkämpfendes Japan.
                                              Ich mag dich, und das weißt du.
                                              Wie sollte ich dich auch nicht mögen, wo du immer solche Wunder vollbringst?
                                              Dir verdanke ich einen der besten Filme der letzten Jahre, das Überwerk Battle Royale.
                                              Außerdem zeichnen sich deine Animes für 90% meiner ersten Film- und Serienerfahrungen verantwortlich, und haben mich Monster fangen und Dämonen besiegen lassen.
                                              Auch heute bereiten mir Abenteuer wie die von Hayao Miyazaki, oder Cyberpunkkracher wie Ghost in the Shell viel Freude.
                                              Du kannst auch geniale Psychothriller inszenieren, wie du mir mit Audition bewiesen hast.
                                              Deine Monumentalspektakel wie Ran oder Die sieben Samurai stehen bestem Hollywoodkino in nichts nach.

                                              Doch da gibt es noch ein anderes Japan. Gewissermaßen das Negativ des hier genannten.
                                              Negativ nicht im Sinne von schlecht, sondern einfach von kontrastiert.
                                              Es gibt da eine Seite an dir, die sich einfach nur mit drei Worten beschreiben lässt: What the Fuck.

                                              Aber irgendwie mag ich diese Version von dir. Irgendwie verstört sie mich auch. Ich bin hin- und hergerissen. Tatsache ist, ich suche sie oft auf, in genauem Wissen, was mich erwarten wird, und bin immer wieder aufs Neue überrascht über das ungeheure Ausmaß deiner Merkwürdigkeit.

                                              Manchmal überlege ich mir, was Außergewöhnlicher ist: das, was ich da auf dem Bildschirm habe, oder die Tatsache, dass sich das auch wirklich jemand ausgedacht hat.

                                              Sei es wie es sei, mein letzter Besuch auf deiner schrägen Seite brachte mich zu "Der Calamari-Wrestler".
                                              ...

                                              Das Merkwürdige hieran ist, dass ich den Film sogar ernst nehmen kann. Irgendwie irgendwo irgendwann.
                                              Denn wenn man es genau nimmt, ist "Der Calamari-Wrestler" nichts Besonderes, es ist alles schonmal da gewesen:
                                              Eine Frau ist glücklich mit einem erfolgreichen Sportler zusammen, der gerade eine Meisterschaft gewonnen hat.
                                              Insgeheim liebt sie aber immer noch ihren alten Freund, der eines Tages gegangen ist.
                                              Doch plötzlich kommt er wieder zurück, doch hat sich verändert.
                                              Er möchte den Titel an sich reißen, doch seine Andersartigkeit fällt auf.
                                              Nichtsdestotrotz entwickelt sich der Mann zum Underdog und wird populär. Ein Hype entsteht. Und auch die alte Liebe entflammt wieder, was den Titelverteidiger wütend und die Frau innerlich zerrissen macht.
                                              Es soll der Kampf des Jahrhunderts werden, und die Welt tobt...

                                              Eigentlich hat man hier ganz schön in die Klischeekiste gegriffen: Dreiecksbeziehung, alte Liebe, Konkurrenzkampf, Medienruhm und wie er den Leuten zu Kopf steigt, harte Trainingssequenzen, Eifersucht.
                                              Wäre da nicht eine klitzekleine Neuerung: einer der Protagonisten ist ein 2 Meter großer Tintenfisch!
                                              Ja, ihr habt richtig gelesen, ein Ti-Ta-Tintenfisch!
                                              Der spricht und intelligent ist.

                                              Obwohl in diesem Film der Kalmar das bis dato einzige intellige Tier auf der Welt ist, wird er bald gesellschaftlich akzeptiert und sofort als Person ernst genommen. Wir merken uns: IN DIESEM FILM ;3


                                              Da gibt es eine wunderbare Szene, in der der Tintenfisch auf einen Markt geht und freundlich begrüßt wird.
                                              "Guten Tag!"
                                              "Guten Tag."
                                              "Schön, Sie wiederzusehen!"
                                              "Vielen Dank."

                                              Das Tolle an "Der Calamari-Wrestler" ist, dass die Sympathien allesamt auf der titelgebende Figur liegen, und dass er uns eine klassische Erfolgsstory bringt, mit der wir uns identifizieren können.
                                              Hin und wieder wirft er uns auch philosophische Fragen auf a la "Am Ende wollen sie doch nur sehen, wie wir uns gegenseitig zerfleischen."
                                              Er erinnert uns auf der anderen Seite aber auch oft genug daran, dass der Protagonist ein motherfuckin' Tintenfisch ist.
                                              "Wieso hat sein Spezialangriff keine Wirkung!?"
                                              "Das ist doch vollkommen logisch. Sein Gegner ist ein Weichtier, da funktioniert so etwas nicht."

                                              Ich weiß wirklich nicht, ob der Film ernst gemeint ist oder nicht.
                                              Tstsache ist, es gibt keine Gags im Film. Die Handlung nimmt sich versammt ernst und dramatisch.
                                              Und hätte man statt dem Kalmar z.B. einen Entstellten oder Behinderten genommen, wäre der Film zu 100% ein Drama.
                                              Aber es ist eben ein Tintenfisch.

                                              Ein Umstand, den ich nur nicht ganz verstehe, ist, wieso während des Hypes Tintenfischfleisch so gut verkauft wird, und der Kalmar kein Problem damit hat. Klar, das sind keine intelligenten Tiere wie er, aber dennoch.

                                              Im Großen und Ganzen: ein Melodram und eine inspirierende Erfolgsstory, wie man sie thematisch schon reichlich gesehen hat. Nur eben mit einem Tintenfisch in der Hauptrolle.
                                              So sieht's aus.

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                                              • 2
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                                                  Wieso nennt man ungewöhnlich große Brüste Atombusen?
                                                  Ein Atom ist doch winzig klein...

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                                                    über Ed Wood

                                                    Der heutige Kommentar behandelt nicht nur den Film, sondern sei auch dem titelgebenden Filmemacher gewidmet, Edward Davis Wood Jr., alias "Ed Wood".
                                                    ...
                                                    Ed Wood inszeniert erfolglos Theaterstücke. Seine Freunde und seine Freundin besetzt er liebend gerne in seinen Werken. Seine große Leidenschaft sind jedoch Filme. Als er hört, ein Studio möchte einen Film über eine Geschlechtsumwandlung drehen, weiß Ed, dass er der richtige Mann für den Job ist - oder die richtige Frau, denn Ed Wood trägt seit seiner Kindheit gerne Frauenkleidung. Durch Zufall freundet er sich mit dem gealterten Horrordarsteller Bela Lugosi an und kann ihn für seinen Film gewinnen. Obwohl Wood zunächst nicht als Autor-Regisseur gewollt wird, schafft er es letztlich doch, seinen Streifen mit ach und krach zu realisieren. Neben seinem Coming Out vor seiner Freundin und Hauptdarstellerin steht dem Erfolg nur noch eine Sache im Weg: Ed Wood ist sowohl als Autor und auch als Regisseur gnadenlos talentfrei.
                                                    Für ihn nur eine Nebensächlichkeit - er will weiter Filme drehen und hoch hinaus!

                                                    "Ed Wood" zeigt vor Allem einen interessanten Blick auf die Entstehung seiner 3 Kultfilme Glen or Glenda, Bride of the Monster und Plan 9 From Outer Space, aber auch auf Woods Privatleben, seine Beziehungen zu anderen Leuten, sein Empfinden und die besondere Spätfreundschaft zum ausrangierten Bela Lugosi.

                                                    Als ich "Ed Wood" das erste Mal sah, wusste ich garnichts über die titelgebende Person, außer, dass sie als der schlechteste Regisseur aller Zeiten gilt. Mein Sehanreiz waren Tim Burton und Johnny Depp.
                                                    Ich kenne nun mittlerweile seine Werke Plan 9 from Outer Space und Glen or Glenda, deren Hintergrundgeschichten einen großen Teil dieses Biopics ausmachen.
                                                    Ich möchte sagen: Ja, Wood ging leider zurecht mit diesem Titel in die Geschichte ein. Seine Drehbücher sind wirr und ergeben überhaupt keinen Sinn, seine Dia- und Monologe bedeutungsschwanger, ohne dass man aber versteht, was gemeint ist, Logiklöcher an jeder Ecke, schlechte Darsteller, technische Mängel selbst für die Entstehungszeit, und eine unfreiwillige Komik, die sich durch die gesamte Spielzeit zieht. Teils kann man sagen, dass die Studios und das geringe Budget die Filme noch schlechter gemacht haben (so wurden vom Produzenten aus nachträglich Sado-Maso-Szenen eingefügt, die keinen sichtbaren Zusammenhang zum restlichen Film haben), aber Wood selbst hatte auch einiges dazu beigesteuert.
                                                    Und dennoch: Plan 9 habe ich erst kürzlich auf meine Lieblingsfilmliste gesetzt.
                                                    Warum? Zum Einen, weil mich der Film zum Lachen bringt. Er heitert mich ungemein auf, und wenn ich mich schlecht fühle, dann rein damit in den DVD-Player.
                                                    Aber was den Streifen von unzähligen anderen schlechten Filmen abhebt, ist die sichtliche Mühe und Liebe, die in dem Werk steckt.

                                                    Ed Wood war keine Person, auf die man herabsehen kann. Ich finde seine Filme ebenfalls schlecht, aber auf so charmante, sympathische Weise, dass ich sie auch furchtbar mag.
                                                    Als Regisseur und Autor taugte Ed Wood nichts, seine ernst gemeinten Filme sind schlichtweg lustig.
                                                    Aber als Person war er seiner Zeit weit voraus. Es machte ihm nichts aus, seinen Kleidungsstil gleich in seinem Erstlingswerk zu beteuern.
                                                    Wenn man sich Glen or Glenda ansieht, merkt man den wahnsinnig modernen Ansatz des Themas, dass man es kaum für möglich erachtet, dass der Film aus einer Zeit stammt, in der man schiefe Blicke bekommen hat, wenn man nur unverheiratet zusammen gesehen wurde.
                                                    Nebenbei ist Wood Vollblutfilmemacher gewesen, wie er im Buche stand: schlechte Kritiken waren ihm egal. Ihm war es wichtig, dass er mit seinen Werken zufrieden ist. Und drehte weiter Streifen, die er zwar nur schwer realisieren konnte, aber es durch seine Leidenschaft doch irgendwie geschafft hat, ganz gleich, ob sie irgendjemand sehen wollte.
                                                    Ich kann Ed Wood nur bewundern. So jemand verdient meinen Applaus!

                                                    Und hier punktet auch sein Biopic: es wird sich zu keiner Zeit über die Person Ed Wood lustig gemacht. Man könnte ihn leicht entweder als armseeligen Wurm, Freak oder Größenwahnsinnigen darstellen. Tat man aber nicht.
                                                    Tim Burtons Ed Wood ist ein unbeirrbarer, filmliebender Optimist, der viel Selbstbewusstsein, gute Laune und eisernen Willen hat.
                                                    Gleich zu Beginn sieht man nach einer Theateraufführung unter seiner Regie, wie er mit einer Kritik ungeht: er freut sich darüber, dass in einem harten Verriss die Kostüme positiv hervorgehoben wurden, und macht seiner Crew damit Mut.

                                                    "Ed Wood" ist vielleicht Burtons untypischster Film. Der Mann, bei dem alles entweder immer knallbunt und fröhlich oder düster und makaber sein muss, inszeniert eine schwarzweiße Biografie, deren Ernst und Witz immer von der Lebenssituation seines Protagonisten abhängt.
                                                    Dabei ist der Film gleichermaßen emotional und informativ, es entsteht ein ganz eigenes Tempo, eine eigene Erzählweise.
                                                    "Ed Wood" schenkt Hoffnung und Inspiration, man will am Liebsten selbst gleich einen Film schreiben und drehen, denn Eddie macht's vor, und zeigt, dass man sich vor negativen Stimmen nicht zu fürchten braucht, solange man selbst mit seinem Schaffen zufrieden ist.

                                                    "Ed Wood" ist in meinen Augen Tim Burtons bester Film. Ich habe zugegeben nicht alle gesehen, aber mir gefällt er besser als Sweeney Todd, Edward mit den Scherenhänden, Mars Attacks, und Sleepy Hollow. Letzteres aber eher nur knapp. Und auch besser als die anderen Werke, die ich von ihm kenne.
                                                    Er erzählt eine interessante Lebensgeschichte, ganz ohne reißerische Elemente, die Woods Leben durchaus zu bieten gehabt hätte. Dieser Zeitgenosse wird hier nicht ausgebeutet, es wird mit ihm sympathisiert!

                                                    Ein Riesenriesenriesenriesenlob an Johnny Depp, der genau richtig spielt, um die Balance zu halten. Sein Ed Wood ist kindlich, aber nicht dumm. Er ist verrückt, aber nicht wahnsinnig. Er ist ein Freak, den man aber nie begaffen würde. Er ist anders, aber kein Sonderling. Er ist nicht wirklich maskulin, aber nicht zu weiblich oder quietschig. Er nimmt Ed Wood ernst, ohne selbst ernst zu sein. Er ist schlicht die Idealbesetzung.
                                                    Und meiner Meinung nach ist das hier auch Johnny Depps beste Performance. Ja, man assoziiert ihn mit hunderten von anderen Rollen eher als mit dieser hier, aber hier spielt er mehr als göttlich. Da verzeih ich ihm auch, dass er heute immer wieder die selbe Rolle, nur hin und wieder mit anderem Namen, spielt, und zähle ihn ohne Zögern zu meinen Lieblingsschauspielern (deswegen und wegen Blow).

                                                    Natürlich darf auch der zurecht oscargekrönte Martin Landau in seiner zurecht oscargekrönten Maske nicht unerwähnt bleiben. Das Zusammenspiel dieser Komponenten ließ Bela Lugosi doch nochmal aus seinem Grabe auferstehen.

                                                    "Ed Wood" ist ein ganz, ganz großer Film über einen Mann, der für die Filmwelt lebte und sich von kleinen Nichtigkeiten wie fehlendem Talent nicht beirren ließ.
                                                    Ein inspirierendes Werk über die Leidenschaft für Filme...

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