Martin Canine - Kommentare
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Alle Kommentare von Martin Canine
Es gibt Tage, an denen ich mich frage, woran es liegt, dass manche Filme zu Klassikern avancieren und andere nicht, obwohl sie augenscheinlich beide gut und ansprechend gemacht sind.
Am Erfolg muss es nicht liegen, es sind genug unerfolgreiche Filme später in den Filmkanon gelangt.
Auch spielen in heute unbekannten Filmen oftmals bekannte Darsteller mit, die auch heute noch ein gewisses Qualitätssiegel darstellen.
Heute werden diese Geheimtipps erst entdeckt, wenn man sie im Laden als Schnäppchen stehen sieht, oder von jemanden hört, sie wären gut.
"Die seltsame Liebe der Martha Ivers" ist einer dieser Filme, die ich beim Durchstöbern der Media-Markt-Regale entdeckt habe, ohne vorher auch nur von deren Existenz gewusst zu haben.
Mein Kaufanreiz waren die Hauptdarsteller Barbara Stanwyck, die in ein paar der leider ebenso unbekannten wie brillanten Douglas-Sirk-Filme glänzte, wohl aber auch in einigen großen Produktionen mitwirkte, sowie Kirk Douglas, dem später eine weitaus bedeutendere Karriere zuteil wurde.
Auch bei ihnen frage ich mich: Kirk Douglas ist ein Name, der unter Leuten, die Filme mögen, ein Begriff ist. Um Barbara Stanwyck wirklich mit einem Gesicht und einer Filmrolle in Verbindungen zu bringen, bedarf es schon einer Affinität für das klassiche Hollywood.
Stanwyck war 4 mal für den Oscar nominiert, Douglas 3 mal.
Woran liegt dieser Unterschied in ihrer Bekanntheit und dem Status als Kultfiguren?
Vielleicht ist das Genre des Melodrams und des Film Noir - die Genres, in denen Stanwyck am Häufigsten mitwirkte - einfach schlecht gealtert und gänzlich aus der Mode. Nicht umsonst wird 'melodramatisch' mittlerweile als abwertender Ausdruck für lächerlich übertriebene Inszenierungen bzw. Dramatisierungen verwendet. Dabei war es einst ein ganz neutrales Genre.
Für mich kommt gerade dort noch richtiges Traumfabrik-Feeling auf. Als die Leute sich vom Kino noch verzaubern oder aber zu Tränen rühren lassen wollten und konnten.
Hinter "Die seltsame Liebe der Martha Ivers", dessen merkwürdigerweise nach französischem Kunstfilm klingender Titel einen nicht abschrecken sollte, verbirgt sich ein tolles Drama mit Elementen des Film Noir, um drei Leute und eine Nacht mit verhängnisvollen Folgen.
Als Jugendliche sind Martha, Sam und Walther gute Freunde. Martha lebt bei ihrer grausamen, um nicht zu sagen bösartigen, aber (einfluss)reichen Tante (genialer Gastauftritt von Judith Anderson, alias Mrs. Danvers aus 'Rebecca'), bei der auch Walther und sein Vater angestellt sind; Sam ist eine Art Streuner. Als die alte Mrs. Ivers die Katze ihrer Nichte attackiert, stößt besagte Verwandte sie die Treppe hinunter (wollt ihr, dass ich mich über den Tod einer Figur freue, macht es so...) - und diese stirbt.
Walther ist Zeuge, lügt aber zugunsten seiner Freundin. Hat Sam etwas gesehen? Er ist so schnell verschwunden...
18 Jahre später: Walther ist inzwischen Anwalt und hat es geschafft, einem Unschuldigen den Mord an der Tante anzuhängen, hat es aber nur schwer verdaut und stürzt sich in die Alkoholsucht. Martha ist das Erbe ihrer Tante angetreten und beherrscht die Industriestadt Iverstown, und allmählich werden sich die Frauen immer ähnlicher...
Die beiden alten Freunde sind nun verheiratet.
Die Ereignisse überschlagen sich, als Sam nach all den Jahren unangekündigt wieder auftaucht...
Regisseur Lewis Milestone ('Im Westen nichts Neues') inszenierte einen Film, in dem die Grenzen zwischen dem hartgesottenen Film Noir und dem leidenschaftlichen und tragisch-ereignisreichen Melodram kunstvoll verschmelzen, was durch die nicht immer sympathischen und oftmals intriganten, aber doch nicht gänzlich bösen Figuren noch verstärkt wird, von denen vor Allem Kirk Douglas in seiner allerersten Spielfilmrolle glänzt. Es ist kein Wunder, dass er sich später noch beweisen konnte, und neben den anderen beiden HauptdarstellerInnen Barbara Stanwyck und Van Heflin (der in meinen Augen erstaunliche Ähnlichkeit mit Tony Randall aufweist) bestehen kann, ohne, dass man ihm ansieht, dass es sich um sein Debut handelt.
Der Film ist überaus ereignisreich und bietet von Tragik, Thrill oder Leidenschaft die volle Auswahl treffsicherer Stilmittel klassischer amerikanischer Spielfilme der alten Hollywood-Ära, stimmig in Szene gesetzt und durchwegs auf hohem Niveau.
Es ist einer dieser Filme, die wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdienen und eigentlich alle Voraussetzungen für einen waschechten Klassiker besitzen - gute Kritiken, bekannte Darsteller, talentierter Regisseur und ein gewisses Alter - jedoch nie diesen Status erreichten. Aus welchem Grund das so ist, das weiß ich nicht, aber es ist wohl einfach die unberechenbare Laune der Filmliebhaberschaft dieser Welt.
Schöne Liste, einige sehen sich ja echt ähnlich :3
Mir würden noch ein paar einfallen:
Van Heflin und Tony Randall
Salma Hayek und Penelope Cruz
James Stewart und James Mason
Chris Tucker und Chris Rock
Liselotte Pulver und Audrey Hepburn
Was ich an Christopher Nolan sehr schätze, ist, dass er, obwohl er es zu einem der bekanntesten Regisseure überhaupt gebracht hat und sein Name auch unter Nicht-Filmfans zum Begriff geworden ist (ehrlich... welcher Regisseur außer Tarantino und vielleicht Spielberg kann das von sich behaupten? Das bleibt eher den Darstellern vorbehalten), immer noch immense Arbeit, sowohl kreativ als auch praktisch, in seine Werke steckt.
Seine Filme besitzen immer einen hohen Anspruch an Qualität, und obwohl er sich vermutlich nicht mehr anstrengen müsste, um sich gut zu verkaufen, tut er es.
Um "Interstellar" glaubhaft und annähernd realistisch zu gestalten, war es von Nöten, sich mit unterschiedlichen Gebieten der Physik, der Wissenschaft sowie diversen Theorien nicht nur ausgiebig zu beschäftigen, sondern sie auch plausibel in die Handlung einzuflechten und aufeinander abzustimmen, um keine allzu groben Fehler zu hinterlassen.
Als wäre all das nicht schon Arbeit genug, musste er sich auch noch eine fesselnde Geschichte einfallen lassen, sie mit tiefgehenden Figuren versehen und erzählerische Raffinesse, wie etwa Symbolik, Spiegelungen oder Verknüpfungen, beweisen.
Ihr seht also: es ist ein unsagbar schwieriges Unterfangen, vor Allem in Anbetracht der Umstände, dass er wohl auch einfach zwei Stunden Kampfszenen aneinanderreihen könnte, und die Masse wäre glücklich.
Stattdessen aber macht Nolan etwas, was wohl niemand sonst mit Mainstreambudget machen könnte: 168 Minuten lang nimmt er das Publikum auf eine Weltraumreise mit, in der weitläufig hochkomplexe physikalische Prozesse erklärt werden, in der es im herkömmlichen Sinn keine wirkliche Action gibt, und über die man, um sie gänzlich verstehen zu können, noch etwas nachdenken muss.
Der Zuschauer muss ständig aufpassen, um mit dem Geschehen mitzukommen.
Ich hatte Sorgen, "Interstellar" würde sich zu stark an Stanley Kubricks Klassiker '2001: Odyssee im Weltraum' orientieren, mit dem er oft verglichen wurde, oder dem ein Jahr zuvor erschienenen 'Gravity' zu sehr ähneln, sodass der Film nichts Eigenes bietet.
Diese Furcht war unbegründet, denn selbst wenn es hier und da Parallelen gibt, so ist der Film ein sehr eigenständiges Werk über das sich Nolan wirklich etwas überlegt hat; er möchte nicht kopieren, sondern seine Gedankengänge auf die Leinwand bringen.
Wie es in den 90ern durch 'Matrix', 'Dark City' oder 'Ghost in the Shell' populär wurde, behandelt "Interstellar" das eigentlich für Spaß und Abenteuer stehende Science Fiction-Genre sehr ernst und philosophisch, er nimmt sich eine durchaus mögliche Zukunftsentwicklung heraus und spickt sie mit allerlei Fragen, Denkansätzen und Ideen, mit dem Unterschied, dass es sich hier nicht um ein Werk des Cyberpunk handelt, sondern es in der Tradition der SciFi-Opern gehalten ist, die sich eher mit Raumfahrten beschäftigen und nicht auf den Planeten Erde fixiert sind.
In "Interstellar" fährt Nolan weiters einige erzählerische Finessen auf, die ich als extrem gelungen erachte.
Das Geniale hierbei ist, dass der Film 2 Handlungsstränge besitzt, die mehr oder weniger zeitgleich stattfinden, in denen jedoch die Zeit unterschiedlich schnell vergeht.
So spielt einer der beiden innerhalb von ein paar Stunden, der andere jedoch erzählt die Geschichte über mehrere Jahrzehnte, bzw. macht er einen gewaltigen Sprung.
Wir fühlen mit allen Hauptfiguren mit, die trotz dieser riesigen erzählerischen Kluft - Jahre und unheimlich viele Lichtjahre entfernt - einen Zusammenhang besitzen.
Matthew McConaughey und Anne Hathaway spielen in ihrer Raumkapsel überaus mitfühlend und sentimental, beide ihrer Figuren geraten in den Konflikt zwischen der Kälte ihres Berufes, wo Gefühle eigentlich keine Rolle spielen sollten, und ihren Emotionen, denn beide sind Charaktere, die viel Liebe in sich tragen und somit auch leicht verletzbar sind.
Währenddessen gibt Jessica Chastain auf der Erde eine starke Frauenfigur, die auf eigene Faust, auch wenn sie glaubt, ihr Vater hätte sie im Stich gelassen, dabei helfen will, die Menschheit zu retten. Von solchen Charakteren braucht die Filmlandschaft mehr.
Viele Details, die zu Beginn merkwürdig, deplatziert, komisch oder unverhältnismäßig wirken, werden gegen Ende wichtig und ergeben plötzlich Sinn.
Somit kann es vorkommen, dass man zunächst etwas misstrauisch wird, ob der Film denn auch die Erwartungen erfüllen kann, da sich der Einstieg - vor dem Start in den Weltraum - nicht unbedingt mit dem deckt, was man erwarten möchte. Aber das wird noch. Glaubt mir. Und dann werdet ihr auch den Einstieg mögen.
Visuelle Effekte wirken in "Interstellar" atemberaubend und rauschähnlich, zumal der Weltraum auch etwas ungeheuer Faszinierendes besitzt, er fügt sich perfekt zur Bebilderung der Ereignisse ein. Ohne die SFX wäre es unmöglich gewesen, diesen Film zu erschaffen.
Ein bildgewaltiges Porträt des Weltraums.
Positiv hervorzuheben wäre außerdem der Soundtrack von Hans Zimmer, der nicht selten an die Musik vom Philip Glass erinnert, und insbesondere in den letzten 20, 30 Minuten ein wahres Feuerwerk der Emotionen hervorruft, und das ohnehin schon wahnsinnig starke und inhaltlich wie optisch packende Ende noch verstärkt.
"Interstellar" ist wohl das Beste und Ansprechendste, was das Hollywoodkino der aktuellen Zeit (aber Zeit ist relativ!!!) zu bieten hat, und wer schon auf den Christopher Nolan-Zug aufgesprungen ist, der braucht gewiss sobald nicht mehr abspringen.
Marilyn Monroe war die Verkörperung des Hollywoodmythos.
Ihr Leben schien selbst etwas Filmhaftes zu besitzen: die klassische Geschichte von Aufstieg und (viel zu frühem) Fall.
Trotz ihres enormen Erfolgs hat sie nie die Rollenwahl bekommen, die sie sich gewünscht hätte, und hatte nicht viel Gelegenheit, zu zeigen, was sie kann.
Zu allem Überfluss begann man, die hochintelligente Frau auch privat in der Rolle des dummen Blondchens zu sehen, falsche Männer und Pillen führten schließlich zu einem jähen Ende.
Obwohl sich auch hierum Gerüchte ranken wie Interpretationsversuche um einen offenen Schluss.
Auch wenn sie selbst das womöglich anders sah, ich mochte ihre Filme vor Allem ihretwegen sehr gerne. Sie strahlte immer so etwas wie eine Aura aus, die alle in den Bann zog.
Da konnte sie noch so naive oder gar dumme Frauen spielen, die Atmosphäre, die sie umgab, wurde ihrem späteren Mythos mehr als gerecht. Sie war ein funkelnder Diamant. Man nahm sich viel Zeit, seine Schönheit zu bewundern, ohne sich zu fragen, wo er herkam, wer ihn dort entfernte, schliff und formte.
In "Niagara" zeigt sich Marilyn Monroe als gerissene Femme Fatale, als berechnende Killerin und Pläneschmiederin, die ihre körperlichen Reize bewusst einsetzt, und die Rolle der dummen Blondine nur spielt, um alle von ihrer Unschuld zu überzeugen.
Ironisch, irgendwie. Hier spielt sie eine überaus kluge und hinterlistige Frau, die vorgibt, das zu sein, was später Monroes eigene Filmkarriere bestimmte.
Währenddessen spielen die Niagarafälle ein ganz ähnliches Spiel: sie sehen wunderschön aus, werden sogar noch zusätzlich beleuchtet, um in schönsten Farben zu strahlen...
...können bei richtiger Verwendung aber auch zu Todesmaschinen werden.
Im perfiden Mordplan sind beide dieser Gewalten eingebunden.
Die Geschichte an sich ist nicht unbedingt etwas Besonderes, aber die gekonnte Inszenierung erhebt sie in den Stand eines besonderen Films.
Die Film Noirs, Krimis, Thriller... der 1950er besitzen aus heutiger Sicht eine gewisse Spannung, und wirken unmittelbarer, da sie leichter verständlich sind. Moderne Crime Serien stützen sich auf die technisierten Untersuchungen, wie DNA, Laboruntersuchungen, Onlinedatenbanken, etc.
Der große Trumph klassischer Werke in diesen Genres ist, dass sie auch für den Laien zu verstehen sind.
"Niagara" erfüllt das Grundgerüst einer interessanten Geschichte, und erweitert es dann um Details und tolle Regieeinfälle.
Das Werk bietet die volle Palette an Elementen, die ein Film Noir haben konnte.
Das Erlebnis setzt sich dabei daraus zusammen, dass immer etwas Unerwartetes passiert, sich Suspense mit immer wieder auftretendem Humor abwechselt, und die beiden Hauptdarsteller - Miss Monroe und die Niagarafälle - so gekonnt in Szene gesetzt werden, um sowohl unbeschreibliche Schönheit als auch unberechenbare Gefahr auszustrahlen.
Sie pulsieren in Anmut und Brutalität.
Die enthaltsame Kombination aus Sex and Crime fasziniert mich. Okay, im Grunde ist "Niagara" ein aus moderner Sicht zahmer Film, in beiden Belangen.
Das ist aber auch das Genie an der Sache: diese Enthaltsamkeit.
Wir wissen nicht, was Niagara und Monroe als Nächstes tun, aber es könnte sowohl das Eine, als auch das Andere sein: Schönheit oder Grausamkeit...
Und es passiert unheimlich viel.
Es sind 85 sehr ereignisreiche und spannende, somit kurzweilige Minute.
Man wird durchgehend sehr gut unterhalten.
Und viel mehr wünscht man sich hier auch nicht.
Ein wirklich guter Genrefilm, der zwei Naturmächte beeindruckend auf die Leinwand bringt und sie mit vollster Kraft auf den Zuschauer einschlagen lässt.
An alle:
So gern der Dingo auch allerlei Stöckchen fängt, und nie wieder zurückbringt:
Bitte werft mir kein MP-Stöckchen zu.
Ich war dieses Jahr erst 2 Mal im Kino.
Ihr seht selbst: es hätte keinen Sinn.
In dem Sinne: tut mir Leid, aber das Stöckchen muss wer anderer fangen.
Und Wuff.
"Des mus amoi a End hom mitn Hitler!" schreit der Bockerer in einem ganz normalen Gespräch heraus, dass sich im Normalfall die ganze Umgebung nach ihm umdrehen müsste. Aber er ist der Held, und seine Wutausbrüche über historische Ereignisse wohl längst stadtbekannt.
Wisst ihr, es gibt Filmreihen, da bin ich enttäuscht, wenn die einzelnen Teile trotz eines sehr guten Starts immer schlechter und einfallsloser werden.
Und dann gibt es noch jene, bei denen ich schlichtweg sauer bin.
'Der Bockerer' ist Zweiteres.
Zunächst noch als künstlerisch hochwertiges, inhaltlich reichhaltiges und schauspielerisch brillantes, pazifistisches Statement gegen den Nationalsozialismus, mit einer für Österreich gesehenen mutigen und intellektuellen Inszenierung (Österreich hatte bis dato so gut wie keine Vergangenheitsbewältigung), war der zweite ein durchaus noch kurzweiliger Liebesfilm vor historischem Hintergrund.
Bereits der dritte Film erschien mir als ausgemolkene Kuh, von der man mühsam die letzten Tropfen Milch gesammelt hat, um zumindest irgendetwas zeigen zu können.
Ich will nicht einmal sagen, dass "Der Bockerer IV - Prager Frühling" schlechter ist als der dritte Teil.
Vermutlich sind beide gleich schlecht.
Dennoch glaube ich, dass er mir noch weniger Vergnügen bereitet hat als sein Vorgänger, da er noch trivialer wirkt.
Die Formel ist immer gleich: der Bockerer denkt, jetzt ist der ganze Schrecken vorbei, da kommt schon das Nächste.
Der Nationalsozialismus ist ein wichtiges Thema und mit dem ersten Film hat man vermutlich die allgemeine Stimmung dieser Zeit genauso gut eingefangen wie seinerzeit 'Im Westen nichts Neues' die des 1. Weltkrieges.
Auch die Alliierten in der ersten Fortsetzung lasse ich als Thema noch durchgehen. Dass die Wirkung nicht die selbe ist - vertretbar. Der Film ist durchaus noch akzeptabel.
Aber wann hat man beschlossen, den Bockerer in andere Länder zu schicken, um zur schockierenden Einsicht zu kommen, dass es dort auch Gewalt gibt?
Es ist kaum zu glauben, dass alle 4 Filme vom selben Regisseur stammen.
Was ist aus dem mehr als ambitionierten, ernsthaften Anti-Nazi-Streifen geworden, dem lebensnahen und erstklassigen Monument der Vergangenheitsbewältigung?
Ich bitte euch: ein Mann wird verhaftet, weil er Dinge nicht beim Zoll angegeben hat und laut Bockerer sind das Nazimethoden!?
Der Mann, der im ersten Film noch so geschickt zynisch die Hakenkreuzfahne so aufgehängt hat, dass nur mehr das Rote zu sehen war?
Der einem Juden auf der Straße ins Krankenhaus bringen wollte, als dieser von den Nazis gedemütigt wurde?
Der einen der pointiertesten und intelligentesten Schlussmonologe hielt, die es in der Filmgeschichte gibt?
Hat man den Machern irgendwelche Tabletten eingeworfen?
Ich frage mich ehrlich: wäre Franz Antel noch am Leben, würde er den Bockerer in irgendwelche hinterindischen Gebiete schicken, um irgendwelche Gewürze zu holen, und dann in irgendeinen Aufstand hineinlaufen lassen, damit er dann auch feststellen kann: "He, wo sama n do? Ihra kents jo ned so mid die Leit umspringen, herst?"
Mir graut vor dem Gedanken, es hätte noch weitere Teile vom Bockerer geben können.
Die Geschichten werden immer belangloser.
Aus dem Euter staubt nur noch Puder heraus.
Wo sind die Finessen des ersten Teils hin?
In meiner Review zu Teil 3 hab ich geschrieben, was hier im ganzen Film geschieht, geschieht im ersten in einer 2-Minuten-Sequenz.
Hier frage ich mich, ob man den Inhalt dieses Teils nicht sogar in die Deleted Scenes gepackt hätte.
Dass es schon lang keine fiktive Biografie mit vielen klugen Episoden und einer spannenden Wandlung mehr ist, damit hab ich mich abgefundet.
Aber warum habe ich das Gefühl, dass man einfach keine Ideen mehr hat?
Und warum, dass es unsinnig war, weitere Teile zu produzieren?
Wann hat sich der sensible, schelmische und politisch naive Karl Bockerer überhaupt in Edmund Sackbauer verwandelt? Aufführen wo's nur geht.
Und wann wurde die Kinoqualität der Produktion überhaupt auf das Niveau von Nachmittagsfernsehfilmen zurückgeschraubt?
Dabei wirkt es fast schon wie eine Blödelkomödie anstatt wie ein ernster, pointierter Spielfilm mit Hintergedanken.
Wirklich ausgereift und gut überlegt wirkt das Drehbuch nicht, und die Regie ist nicht minder unspektakulär.
Man nehme altbekannte Figuren, ein geschichtliches Ereignis... und spinnt schnell irgendeine halbherzige Geschichte darum.
Soviel Knete kann man mit einer Geschichte um einen österreichischen Fleischer doch garnicht verdienen, dass man nicht einen sinnvolleren Film hätte drehen können.
Dass der Film eine Herzensangelegenheit war, kann man mir doch nicht einreden.
Man kann sich doch etwas mehr Mühe geben, auch mit genau genommen unnötigen Fortsetzungen.
"Der Bocker IV - Prager Frühling" ist alles andere als sehenswert, und ehrlich gesagt: gerade bei Filmen wichtigen Themen ist es furchtbar, wenn man sie durch unnötiges Ausschlachten zernichtet.
Ich habe versucht, zu ergründen, was ich an "Gegen die Zeit" positiv oder negativ hervorzuheben habe.
Auf der positiven Seite hatte ich, er sei unterhaltsam.
Auf der negativen, dass er nichts besonderes ist.
Aber ist das etwas negatives? Nein, sicher nicht. Es wäre nur dann negativ, wenn der Film so dermaßen uneinfallsreich wäre, dass er nur noch eine Qual ist, eine öde, zähe Angelegenheit. Das ist aber nicht der Fall, denn über seine ca. 85 Minuten ist der Film zu keiner Zeit langweilig. Also kann man das wieder streichen. Trotzdem ist es kein Film, bei dem ich das dringende Bedürfnis empfinde, ihn unbedingt nochmal sehen zu müssen.
Für Filme wie "Gegen die Zeit" wurde das Wort 'solide' erfunden.
Es geht um einen Mann, der zusammen mit seiner kleinen Tochter von zwei Polizisten in ein Auto gebeten wird.
Dort stellt sich heraus, dass es sich bei ihnen keineswegs um die Leute handelt, für die sie sich ausgeben.
Dem Mann und seiner Tochter würde der Tod drohen, wenn sie nicht genau täten, was sie sagen: in einem Umschlag befindet sich das Bild einer Frau, die er töten soll, sowie weitere Informationen, wie er dies am Besten anstelle.
Er wird in einem Einkaufszentrum abgesetzt.
Dort stellt er fest: die Zielperson ist die Governeurin...
In seinen eineinhalb Stunden Laufzeit überzeugt der Film vor Allem durch seine annähernd in Echtzeit erzählte Struktur, in der wir immer etwa so viel wissen, wie unser von Johnny Depl gespielter Protagonist.
Das ist sehr gut, denn so fiebern wir selbst ebenfalls mit, und wollen wissen, was eigentlich geschieht.
Genau wie Depp werden wir ohne wirkliches Vorwissen in die Arena namens Einkaufszentrum geschickt.
Keine Ahnung haben wir, wer dahintersteckt und was er damit bezweckt, und so sind wir selbst sehr gespannt darauf, wie sich dann alles aufklären wird.
Depp versucht immer wieder zu entkommen, Leute zu warnen, oder sich als Attentäter zu outen - aber immer scheint ihm jemand voraus zu sein, und es zu verhindern. Wie gelingt das? Wer ist aller darin verwickelt?
Man wird hier leicht paranoid, denn egal, was man macht... aus irgendeiner kommt immer ein Ereignis gekrochen, dass den Versuch verhindert.
In einer gewissen Weise wirkt der Film sogar wie ein Kammerspiel. In einem sehr sehr großen Gebäude.
Johnny Depp spielt dezent und neben der Spur, Christopher Walken bedrohlich, aber der wahre Star ist Nebendarsteller Charles S. Dutton, der einen Schuhputzer spielt und lässig-locker aber auch trickreich agiert.
Das alle unterhält über 90 Minuten durchaus gut...
...aber doch kann ich nicht abstreiten, dass ich von "Gegen die Zeit" auch enttäuscht war.
Ja, er macht Spaß...
...aber nicht so viel, wie ich erwartet hätte.
Und wie möglich gewesen wäre.
Dass es kein tiefgründiger Film werden würde, war mir klar, aber man hätte ihn besonderer machen können.
In meinen Augen hat der Streifen keinen Wiedererkennungswert.
Es gibt schon einige Thriller dieses Konzepts, in dem Personen unter Observation und Druck stehen, es gibt Echtzeitthriller und es gibt Kammerspielthriller.
Ein Bisschen fehlt mir hier dieses Etwas, wodurch sich der Film abzeichnet.
Warum er einem nachhaltig in Erinnerung bleibt.
Stellt euch vor: ein junger Sänger mit Gitarre singt und spielt ein Lied. Er trifft jeden Ton, spielt alles korrekt und eigentlich gibt es nichts zu meckern.
Aber der Auftritt ist einfach nicht mitreißend. Er ist nichtssagend, die Melodie geht nicht ins Ohr, der Text ist uninteressant.
So ungefähr verhält es sich mit "Gegen die Zeit".
Es passt alles, es langweilt nichts, es ist alles stimmig und fehlerfrei.
Aber irgendwie ist da nichts Bleibendes.
Nichts Außergewöhnliches. Nichts, warum er einem im Gedächtnis bleibt.
Er ist okay.
Solide.
Um jetzt gamz ehrlich zu sein: ich habe nie verstanden, warum sie Anthros obenrum was anziehen und unten nicht. Das ergibt keinen Sinn, und würde ich auch nie machen. Ich wundere mich auch immer über die Geschlechtslosigkeit.
Aber okay, ist einer meiner vielen merkwürdigen Gedankengänge.
Abgesehen davon ist das als Begründung für ein Verbot reichlich blödsinnig.
(Diese Review enthält im Film angesprochene Thematika, die vielen Leuten extrem schwer im Magen liegen dürften. Seid gewarnt.)
(Der folgende Kommentar behandelt das Gesamtwerk "Nymphomaniac" als einen Film. Die Review bezieht sich auf den Director's Cut.)
Joe hat mit 2 Jahren ihre Möse entdeckt.
Wem dieser Satz, ganz gleich ob inhaltlich oder in seiner Ausdrucksform, sauer aufstößt, der wird diesen Film getrost im Regal stehen lassen.
Dieser Film nimmt kein Blatt vor den Mund, und würde er es tun, wäre er unglaubwürdig, oder gar heuchlerisch.
Wer sich aber doch erbarmt, der wird sehen, dass Lars von Trier, dem ich den Ruf als Provokateur keineswegs abstreite, hier weit, weit mehr im Sinn hatte, als Skandale heraufzubeschwören.
Natürlich kann er ohne das nicht leben, und vorab veröffentlichte Fotos, Poster oder Trailer beschränkten sich vor Allem auf den expliziten Aspekt des Films.
Der ist gegeben, und zentral im Film: ja, man sieht Sex. Mit Genitalien. Beiderlei Geschlechter. Errigiert und unerrigiert. Ebenfalls beiderlei Geschlechter. Und den Orgasmus, in vollster Aufnahme.
Wir sehen Joe heftigst onanieren, wir sehen in Detailaufnahme Oralsex an beiden Geschlechtern, mit Resultaten.
Alles unsimuliert, mit Körperdoubles, denen die Köpfe der Schauspieler nachträglich eingefügt worden sind.
Jetzt denkt man: der Mann von 'Antichrist' und 'Idioten' hat erneut zugeschlagen. Sinnlos werden Extrema aneinandergereiht, Effektharscherei, Provokation, sensationsgeil und reißerisch!
Zugeschlagen hat aber auch der Mann, der hinter 'Breaking the Waves' und 'Dogville' steht.
Nicht falsch verstehen: ich mochte 'Antichrist', sehr sogar. Es war ein Film, der alles tat, um eine dämonische und böse, extreme Atmosphäre zu bekommen. Ich habe eine Affinität zum Bösen, und die wurde durch den Film so sehr befriedigt, wie sonst selten.
'Idioten' war jedoch, um es passend auszudrücken, idiotisch.
Der springende Punkt ist, "Nymphomaniac" erzählt eine Geschichte. Eine tief(en)psychologische.
Von Trier hat mit dem Zweiteiler "Nymphomaniac" seinen Opus Magnum geschaffen. Er ist kompromisslos, er ist radikal, aber er ist genauso auch feinfühlig, in einigen Momenten sogar traurig, emotional, oder zu Tränen rührend.
Um zum Kern der Geschichte zu gelangen, müssen Tabus gebrochen werden, denn der Film würde sonst absolut nicht darin funktionieren, die Pfeiler der Gesellschaft nicht einzureißen, aber sie offen und unbefreit zu hinterfragen.
Joe ist eine extrem direkte Frau, auch weil sie "nichts zu verlieren hat", wie etwa Diktatoren. Oder wie Lars von Trier, dem jegliche Konventionen egal sind, und der das Geld hat, um weiter Filme zu drehen.
Ihr gegenüber steht Seligman, der die verletzte Frau bei sich aufnimmt und sich ihre Geschichte anhört, und ruhig, behutsam und rational agiert.
Sie sind zwei Seiten der gleichen Münze.
Sie strahlt Kälte aus, er Wärme. Sie ist direkt, er gewählt. Sie ist gefühlsgetrieben, er bedacht. Sie ist eine Frau, er ein Mann. Sie bezeichnet sich als Nymphomanin, er als Asexueller. Beides nie explizit diagnostiziert. Ihr Leben unterliegt einem Zwang der Sexualität, seines lässt jegliche vermissen.
Und in einigen Aspekten... denken sie ähnlich. Nicht in allen, aber in Einigen.
Beide sind eher liberal und weltoffen eingestellt, und nicht religiös. Die Art und Weise könnte aber nicht verschiedener sein.
"Nymphomaniac" nimmt das Beispiel der Nymphomanie als Mittelpunkt einer ethischen Grundsatzdiskussion, die in weiten Teilen die Moralvorstellung unserer Gesellschaft behandelt, mit besonderem Augenmerk darauf, welche Grauzonen es gibt und wie wir mit diesen umgehen.
Er lässt jegliche Schwarz-weiß-Malerei vermissen.
Thema Abtreibung:
Der Film fragt nicht, ob sie vertrerbar ist oder nicht. Er fragt: wenn man sie als vetretbar erachtet, soll man sich näher mit ihr beschäftigen müssen?
Joe und Seligman befürworten beide Abtreibung. Sie beschreibt detailliert, wie Embryonen Schmerz fühlen können, und wie ihr Schädel oft geknackt werden muss, um die herauszubekommen. Seligman will nichts davon hören. Das klänge außerdem wie ein Argument der Abtreibungsgegner.
Thema Pädophilie:
Ist es vertretbar, einen Hass auf Pädophile zu haben? 95% aller Leute mit pädophiler Neigung gehen ihrer Neigung nie nach. Sie leben enthaltsam, sind gefangen. Sollte man diese Leute nicht eher bewundern, anstatt sie zu hassen? Sie können nichts für ihre Sexualität, haben aber dermaßen viel Willenskraft, sie nie auszuleben.
Ich hab einmal eine Reportage über einen Pädophilen gesehen, der sich gegen Kindesmissbrauch einsetzt.
Denkt mal darüber nach.
Dabei macht Joe jedoch klar, dass Kindesmissbrauch nicht vertretbar ist.
Sie selbst missbraucht einen Mann im Zug, relativ zu Beginn von Teil 1.
Wir nehmen es als schwarzhumoriges Element wahr. Ist ja logisch, das ist doch weniger schlimm, als würde er sie vergewaltigen. Oder?
Lars von Trier und die Frauen, vor Allem ihre Sexualität, das war immer schon ein kontroverser Gesichtspunkt in seinen Filmen. Er hasst sie, liebt sie aber auch, wie er sagt.
Den vielleicht wichtigsten Satz, nicht nur für den Film, sagt Seligman in der Mitte von Vol. 2: Joes Geschichte wäre extrem unspektakulär und fad, wäre sie ein Mann.
Denkt mal nach. Man muss hier generell sehr viel nachdenken.
Im ersten Moment kann man empört sein. Aber ehrlich: ein Film über einen Mann, der mit vielen Frauen Sex hat?
Wer sieht sich so etwas Langweiliges an? Und findet es zu allem Überfluss noch interessant?
Ich kann diese Liste mit Themen, die in diesem Werk als Denkansätze geäußert werden, ewig weiterführen.
Die Political Corretness-Debatte zum Beispiel, eigne sich dafür Aber es selbst zu erleben, ist denke ich am Besten.
"Nymphomaniac" ist ein Gesamtwerk. Die Teile dürfen nicht einzeln betrachtet werden, sie ergänzen sich.
In gewisserweise erinnert der Film an Tarantinos 'Kill Bill'.
Teil 1 ist für das Vergnügen, Teil 2 für den Verstand.
In von Triers Film zieht sich durch den ersten Teil eine starke Stilisierung, viele Schnitte, eine Menge Vergleiche, eingeblendete Schriftzüge, schwarzer Humor, Augenzwinkern, und kleinere Nebengeschichten.
Teil 2 ist langsamer, ernster, verstörender, philosophischer (nicht pseudophilosophischer), weitaus weniger verspielt und trockener.
Beide Stücke gehören zusammengefügt, und ergeben das Gesamtwerk "Nymphomaniac". Eine Wechselwirkung. Keiner kann ohne den Anderen sein.
Und noch ein weiterer Vergleich zu zwei anderen Filmen fällt mir ein, die sich im 21. Jahrhundert mit der weiblichen Sexualität beschäftigt haben: 'Die Klavierspielerin' und 'Feuchtgebiete'.
Joe ist Helen Memel in Erika Kohuts Welt.
Um letztlich wieder auf die unzähligen Schwänze und Futen zurückzukommen, die in "Nymphomaniac", auch bekannt als "Nymph()maniac", zu sehen sind.
Ich finde das im Vergleich zu der Vielzahl an Aspekten des Films reichlich fad. Aber nötig. Um endlich zu überwinden, was überwunden werden muss, um sie als das anzusehen, was sie sind: Körperteile. Die eine erregierende Funktion besitzen können.
Naja, die Leute verstecken und beschönigen gern ihre Triebe.
Ich ja auch irgendwie.
Tatsächlich schafft es von Trier, sie trotz all der unsimulierten Explizität nie pornografisch darzustellen.
Oftmals tut es sogar weh.
Erzählt wird eine interessante Geschichte, und drumherum entsteht dann ein Abbild von Denkansätzen, Widersprüchen, Themen und Grundsatzdiskussionen - eingebunden in eine oftmals tieftraurige, oftmals unterhaltsame Lebensgeschichte.
Die Fülle an Details ist ebenso beeindruckend, wie die diversen Vergleiche nichtsexueller Natur.
Hier wird ein Aufriss am Beispiel einer Angelmethode erklärt.
Es gibt viele kleine Kurzgeschichten, Spiegelungen, Episoden, Metaphern, Symbole, Nebenstränge, Einzelheiten, Asoziation, die ein hohes Maß an Erzählkunst ausmachen und den epischen Film ungemein reichhaltig und niveauvoll halten.
Kurzum: fünfeinhalb Stunden kann man filmisch nicht besser investieren.
Ich sag es wie ich es empfinde: ihr Potenzial, eine Charakterdarstellerin für böse, düstere oder psychisch labile Figuren, insbesondere Antiheldinnen, zu werden, war groß. Das sieht man schon bei Durchgeknallt. Auch in späteren Rollen in Mainstreamfilmen, etwa bei Salt, ist das hin und wieder eingeflossen.
Leider hat sie sich an der Stückzahl zu wenig in solchen Filmen bewiesen, in denen gutes Schauspiel erforderlich war.
Zwangsläufig schlecht waren ihre Blockbuster nicht, aber haben ihr Image nicht unbedingt zu dem einer ernsthaften Schauspielerin geformt.
Ich glaube - leider - auch nicht, dass da in nächster Zeit noch viel gekommen wäre.
Als Regisseurin hat sie wohl mehr Möglichkeiten, dich ernsteren Themen zuzuwenden.
Ich habe allerdings noch keine ihrer Regiearbeiten gesehen, und kann nicht sagen, in welche Richtung sie geht und ob sie talentiert ist.
5 Jahre später:
DC Comics verklagt Zoo: Fledermäuse zu große Ähnlichkeit mit Batman-Logo
(Sofern man eine Dokumentation spoilern kann, seid vor Spoilern gewarnt)
Es gibt 3 Hauptwege, die ein Dokumentarfilm einschlagen kann:
1. Künstlerisch/ästhetisch (z.B. Koyaanisqatsi)
2. Informativ/ lehrreich (z.B. Naturdokus auf ZDF-Info)
3. Auf Aussage bedacht/zum Nachdenken anregend (z.B. Bowling for Columbine)
Nicht selten gehen alle diese Faktoren Hand in Hand und beeinflussen sich gegenseitig, und solange die Abmischung stimmt, und die Elemente harmonieren, ist dagegen auch garnichts einzuwänden.
Tatsächlich zeugt es von hoher Qualität, alle 3 vereinen zu können.
"Home" ist in seiner Aussage vielleicht der wichtigste Film, der jetzt gebraucht wird. Umso essenzieller ist es jetzt für die Filmemacher, dies auch so herüberzubringen und zu nutzen, dass der Zuschauer darauf anspringt und tatsächlich etwas ändert, tatkräftig mittut und umdenkt.
Und in der Tat scheint man viele Hebel in Bewegung gesetzt zu haben, um eine eindrucksvolle Dokumentation, und einen Apell auf die Leinwand zu bringen.
In einer seiner besten Szenen gibt es einen der radikalsten Schnitte seit sich in Stanley Kubricks '2001: Odyssee im Weltraum' ein Knochen in der Hand eines Primaten zu einer Raumsonde verwandelte: nach einer beeindruckenden Landschaft aus Dschungelbäumen wird - nachdem für die ersten 15, 20 Minuten nur Natur zu sehen war - auf eine mit Wolkenkratzern besetzte Stadt umgeschnitten. Zack, und Schauplatzwechsel.
In dieser harten Kontrastierung rauscht einem - und sei es auch nur für Sekunden - eine Unzahl an Assoziationen und Gedanken durch den Kopf.
Formell, also auf künstlerisch-ästhetischer Ebene ist "Home" eines der besten Werke überhaupt.
Es besteht kein Zweifel darin, dass die aussagekraftigen Bilder in Kombination mit der mehr als bombastischen Musikuntermalung voll und ganz mächtig daherkommen und den Zuschauer gefangen halten. Seien es die schönsten Farbkombinationen, die Mutter Erde zu bieten hat, in all ihrer leuchtenden, natürlichen Pracht, Naturformen, die einem Wunder gleichen oder Aufnahmen von einer riesigen Höhe, die die Gesamtsymbiose untermalen, wir sehen sehr klar, welche überwältigende Vielfalt und Schönheit unser blauer Planet zu bieten hat.
Daneben folgen allerdings auch Aufnahmen von riesenhaften Maschinen, sich noch im Bau befindenden, aber jetzt bereits lächerlich großen Hochhäusern oder Abbaugebieten, die routiniert nach Rohstoffen buddeln.
Es ist keineswegs zu behaupten, dass man hier nicht genau weiß, wie man etwas im Zuschauer auslöst.
Nimmt man nur Bild und Musikuntermalung...
...wäre die Aussage klar, und man beschäftigt sich damit.
So weit so gut: wie ist es um die informative Komponente bestellt?
Die Fakten, die wir mitgeteilt bekommen, sind durchwegs interessant und tragen zum Verständnis bei, wie Wirtschaft und Natur zusammenhängen und funktionieren.
Auch auf das Warum wird eingegangen.
Hier kann ich auch absolut nichts bemängeln, denn etwas zusätzliches Wissen ist nichts Schlechtes und dient nicht nur dem Zwecke des besseren Begreifens, sondern auch der Interaktion mit dem Publikum.
Womit wir auch beim letzten Aspekt des Films wären: der Aussage.
Und da ist mir der Film, der in den beiden anderen Teilkomponenten eine glatte 10 wäre, schon zu Beginn extrem unangenehm aufgefallen.
Einer der ersten Sätze im Film ist, dass es die Menschheit in ihrer nicht unbedingt langen Geschichte geschafft hat, die Erde zu zerstören.
Die Richtigkeit dieses Statements ist kaum anzuzweifeln, aber jetzt mal ehrlich: bringt man so eine Aussage auf die Leinwand, wenn der Film noch keine volle Minute läuft?
Mit der Botschaft zu beginnen, ist nie gut.
Wenn sie dermaßen kompromisslos ist, zeigt man zuerst Beispiele auf und nimmt diese als stützende Argumente.
Dann resultiert man in der Aussage.
Generell muss ich sagen, dass die Botschaft zu penetrant herübergebracht wird. So wichtig sie auch ist, und verdammt nochmal, das ist sie, man muss dem Publikum Zeit geben, selbst aktiv mitzudenken.
Es reicht völlig aus, die informativen und ästhetischen Elemente einzusetzen, damit sich der Zuschauer seinen Reim darauf machen kann und miteingebunden wird.
Kaut man ihn alles vor und ermutigt man ihn nicht, selbst einmal das Gesehene zu verarbeiten, so ist das Ergebnis, dass der Zuschauer den Kopf nickt, aber nicht wirklich mitgenommen ist.
Dass man etwas ändern muss, weiß man. Die wenigsten tun es. Egal, wie oft man es hört. , generell geht es bei einem Ohr rein und beim anderen wieder raus.
Die Erzählerstimme gibt an extrem vielen Stellen Standardsätze ab, wie etwa "Wir haben nicht begriffen, dass wir verschwenden, was die Natur uns gibt." oder "Warum lernen wir nicht aus der Geschichte?", diese werden so auf wenig Resonanz stoßen.
Das sind nämlich Erkenntnisse und Fragen, die der Zuschauer bei der Sichtung dieses Projektes selbst entwickeln sollte.
Sie nur tausendmal zu hören führt zu keiner Einsicht, denn selbst wenn es stimmt, man hat keinen Bezug dazu.
Je aktiver man sich Gedanken macht, desto eher wird man auch etwas unternehmen.
Die letzten 10 Minuten hauen noch wahnsinnig wahnsinnig wahnsinnig viel raus.
Denn mit einem Schlag sieht alles anders aus.
Nun wird nicht mehr gemeckert, und Fragen gestellt, sondern konkret beantwortet und wirklich sinnvolle und vernünftige Lösungsvorschläge gegeben.
Es werden Projekte von Leuten rund um den Erdball aufgezählt, die sich aktiv für eine bessere Welt einsetzen und zeigen, dass wir das auch können, und sei es nur, in dem wir sie unterstützen.
Das ist wirklich sehr gut, und auch effektiver als eine Tonspur, die immerzu darauf aus ist, dem Zuschauer vorzukauen, auf was er selbst kommen muss.
Da frage ich mich ehrlich:
Ein Film, der soviel richtig macht...
...wieso begeht er einen so großen Fehler?
Nein nein, der Film ist mehr als klasse.
Aber er wird sein wichtiges Ziel nicht zur Gänze erreichen können, wenn er sein Publikum zu wenig miteinbezieht.
Aber definitiv ist der Film in seiner Absicht mehr als lobenswert, und als audiovisuelle Erfahrung ein Meisterstück.
Ich will ein Arkani haben. Punkt :3
Auf Wiedersehen für diese Welt, Mike Nichols und vielen Dank für "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?", ein Monument der Filmgeschichte.
OhNe dieses Wagnis würde unsere heutige Filmlandschaft gänzlich anders aussehen...
RIP
Aus filmanalytischer Sicht mag "Hunger" sicherlich ein sehr interessantes Stück sein, bietet er doch eine derart breitgefächerte Zahl an ungewöhnlichen Stilmitteln, dass es leicht fällt, bei all den nicht gerade alltäglichen Einsätzen von Techniken sofort ins Staunen zu kommen.
Andersartigkeit bringt einem viel Aufmerksamkeit ein, weil sie den Film von der großen Masse abhebt.
Steve McQueens Regiedebut ist auf jeden Fall ein Film, der zeigt, dass man es hier mit einem Ausnahmefilmemacher zu tun hat, der sich um Koventionen nichts scheißt und bereit ist, neue Wege zu gehen.
Interessiert habe ich mich vor Allem für das Werk, weil ich seine Nachfolgefilme 'Shame' und '12 Years a Slave' beide sehr eindrucksvoll und gewaltig fand. Auf unterschiedliche Weise versteht sich.
Der eine leise, der andere laut.
In beiden Filmen hat er es geschafft, dass man mit seinen Protagonisten mitfühlt, und sie durch ihren Leidensweg begleitet.
Die Filme waren gut erzählt, wobei sich die Strukturen dank des Budgetunterschieds doch von einander abzeichneten.
Und es gab irrsinnig viel zu erzählen.
"Hunger" war auf jeden Fall eine sehr gute Übung, um die diversen filmischen Stilmittel auszuprobieren und mit Einstellungen und Einfällen zu experimentieren.
McQueen zeigt hier bereits einen Hang zu schwierigen und leidvollen Themen und eine besondere Begabung dafür, seine Darsteller zu koordinieren und sie zu Höchstleistungen zu treiben.
Sein besonderes technisches Steckenpferd sind ungewöhnlich lange und ruhige Kameraeinstellungen, die einen dokumentarischen Eindruck erwecken können.
Die wohl eindrucksvollste Szene - das ist das Gespräch mit dem Priester - ist in einem einzigen, mehr als viertelstündigen Take gedreht.
Die Szene sticht insbesondere heraus, als dass sie eine der wirklich wenigen Sequenzen mit einem langen Dialog in einem ansonsten extrem wortkargen Film darstellt.
Ansonsten stechen noch zwei weitere Elemente heraus: diverse Nahaufnahmen von Wunden, sowie ein Hang zu außerordentlich langen und komplett ohne Text oder Musik gezeigten Einstellungen von Reinigungsarbeiten.
Bei all diesen bewusst, und auch beeindruckend in Szene gesetzten Bildern, die ihre Wirkung und Assoziationen nie verfehlen, gerät man wohl schnell ins Jubeln, vor Allem, wenn man bedenkt, wie genial und schonungslos Method Actor Michael Fassbender hier spielt.
Irgendwann machte sich in mir aber das Gefühl breit, dass McQueen hier im Grunde aber nicht viel zu erzählen hat.
Vor Allem im Bezug auf den titelgebenden Hungerstreik, der eigentlich nur die Endphase des Werkes ausmacht.
Dieser ist, im Vergleich dazu, wie sehr sich der Film für das Schildern der Situation im Gefängnis und die Protestaktionen und -reaktionen Zeit nimmt, überraschend kurz und distanziert gehalten.
Man kann von einem Stilmittel sprechen, um die Geschichte nicht auszubeuten und voyeuristisch darzustellen, wie es gern gesagt wird. Wir wissen ja, es ist ja furchtbar respektlos, zu zeigen, dass eine Person auch Qualen durchlitten hat.
Ich aber sage, er hat das Nahegehendste an der Geschichte einfach wie im Zeitraffer dargestellt.
Damit der Zuschauer auch wirklich mitfühlt, ist es von Nöten, dass wir auch von dem schweren Weg etwas mitbekommen.
Es hätte ein Film über Überzeugungskraft, eisernen Willen und harten Widerstand sein können. Über Opfer und das völlige Aufgeben jeglichen Lebenswertes zum Zweck einer Sache, die man erreichen will.
So bleibt es allerdings ein Film über einen Aufstand, bei dem man ein hartes und tragisches, aber freiwillig gewähltes (oder etwa nicht?) Schicksal, welches sich über lange Zeit erstreckt, in wenigen Minuten abgerattert wird.
Wir verlieren dabei den Charakter aus den Augen, den wir zuvor kennengelernt haben.
Unser Mitgefühl entgleitet uns etwas.
Wirklich viel hat man hier nicht erzählt, dafür aber recht eindrucksvoll.
Steve McQueens Geschichte über einen Widerstand strotzt nur so vor kreativen Regieeinfällen - aber seine Dramaturgie ist trotz einer interessanten Thematik weitgehend unausgewogen.
Dafür, dass der Film die größte Zeit schleichend und behutsam daherkommt, wird der Höhepunkt zu überstürzt.
Es war sein Debutfilm, und der zeigt, dass er etwas auf dem Kasten hat.
Er zeigte schon ungefähr die Richtung, in die er geht, und seine Regie ist nachhaltig beeindruckend.
Aber irgendwie bleibt ein Beigeschmack von Inhaltslosigkeit.
Naja...
...also das sind die in meinen Augen falsch angegangen.
Arielle als dumm zu bezeichnen ist imo nicht richtig, da sie ja unter Wasser und nicht an Land aufgewachsen ist und somit all diese Dinge nie kennengelernt hat.
Genauso, wie zu bemängeln, dass die Leute auf Schönheit fliegen.
Man hätte da ganz andere Angriffsflächen gehabt: zum Beispiel wie arglos und gutgläubig die Bewohner des Schlosses eine völlig Fremde sofort bei sich aufnehmen.
Und generell, wie modern und wenig auf Sitte bedacht sie alle umgehen.
Was sie gut gemacht haben, ist Ursula so zu erwähnen, denn ehrlich: den Ärger riecht man schon 10 km weit...
...aber die Villain-Songs gelten bei vielen als Highlights!
Generell kann man über Direct-to-DVD-Fortsetzungen zu erfolgreichen Kinofilmen sagen, dass sie selten bzw. so gut wie nie das Niveau des ersten Films erreichen.
Zumeist scheinen sie schnell und ohne viel Aufwand gemacht und sind mehr Gimmick bzw. Merchandising für Fans des Ersten, als echte Filme.
Gerade Disney hat einige derartige Sequels zu verantworten. Nicht selten folgen sie nicht einmal einer Storyline, sondern sind aus mehreren unausgereuften Geschichten zusammengesetzt, beinhalten Songs, die wirken, als wären sie aus Langeweile an einem Nachmittag entstanden und haben leben generell eher von Namen und Figuren des ersten Teils als von den eigentlichen Ideen.
Das wohl schlimmste Beispiel hierzu ist 'Mulan 2'.
Wenngleich Disney für qualitativ hochwertige Kinofilme steht, hat es dieses Prinzip selten auf seine Heimkinoproduktionen angewandt. Auch im DVD- oder damals noch Videomarkt kann man Filme mit Liebe drehen.
"Der König der Löwen 2 - Simbas Königreich" ist einer der wenigen dieser Veröffentlichung die tatsächlich einen großartigen Film beinhaltet.
Vor Allem hat man hier tatsächlich das Gefühl, man hätte sich wirklich überlegt, was man dem Zuschauer bietet, und nicht nur das Erstbeste und Schnellstmögliche vor die Füße geklatscht.
Man brachte neue, überraschend interessante und komplexe Figuren in die Handlung mit ein, und wenngleich der Aufbau etwas an Teil 1 erinnert, besitzt er doch eine andere und gut durchdachte Storyline, die über die Laufzeit ziemlich spannend und aufregend anzusehen ist.
"Der König der Löwen 2" ist der Rohschnitt eines Meisterwerks. Die Bereiche, in denen er hinter seinem Vorgänger zurückstecken muss, sind beinahe ausschließlich der Konzeption als Heimkinofilm zuzuschreiben.
Das wäre vorwiegend, dass eine richtige Bildgewalt selten aufkommt, bzw. in erster Linie am Spannungshöhepunkt gelagert ist.
Das ist etwas, was bei einer Veröffentlichung auf der großen Leinwand durchaus anders ausgefallen wäre.
Tatsächlich hätte sich der Stoff auch für eine großangelegte Produktion bestens geeignet.
In dieser Fortsetzung werden eine ganze Menge neuer und interessanter Charaktere eingeführt, nämlich die Bewohner des Schattenlandes, die verbannten Angehörigen Scars.
Im Zentrum hierzu steht Kovu, dessen Stiefsohn, der einen überaus düsteren und zwiegespaltenen Protagonisten darstellt.
Er war "born in grief, raised in hate", wie es in einer der Musiktitel so schön heißt. Es wurde ihm gelehrt, Simba und sein Regime zu hassen, man hat ihm immer und immer wieder eingetrichtet, dass Simba den rechtmäßigen König stürzte und selbst die Macht an sich riss, und desswn Gefolgsleute aus dem Land verbannten
Was ja zum Teil garnicht so falsch ist.
Simba, Held aus Teil 1, kommt hier nicht immer gut weg.
Kovus Auftrag ist simpel: er solle vorspielen, die Seiten wechseln zu wollen, und über Kiara, Simbas Tochter, das Vertrauen des Königs gewinnen - und diesen dann töten.
Doch es passiert etwas: zum Einen verliebt er sich tatsächlich in Kiara, zum Anderen lernt er eine neue Sichtweise auf die Dinge kennen.
Zum ersten Mal in seinem Leben lernt er, dass er nicht nur ein wichtiger Schachzug ist, sondern auch eine eigenständige Person.
Er lebt nicht nur, um seinen Zweck zu erfüllen, sondern auch, um seine Zeit zu genießen und Spaß zuhm haben.
"Ich habe die Geschichte von Scar noch nie so gehört."
Er trägt aber immer noch seinen Auftrag und seine Herkunft mit sich herum.
Ich finde ihn einen ungemein interessanten Charakter.
Eigentlich hat der Film eine Vielzahl an Themen und auch Zitaten, über die man nachdenken kann.
Die Fehler einer Generation können von der nächsten besser gemacht werden - wenn man sie nur lässt.
"...oder willst du mich für ein Verbrechen verurteilen, dass ich nicht begangen habe?"
Daneben möchte ich auch noch ein Augenmerk auf Kovus Halbbruder Nuka legen. Der einfach alles tut, um von seiner Mutter die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie Kova zuteil kommen lässt.
Er ist teilweise als verrückte Witzfigur darstellt, aber es gibt Szenen, in denen sich eine gewisse Verzweiflung und Besessenheit in seinen Taten und Aussagen breitmacht.
Gtrieben wird er von starken Emotionen, zum Einen Eifersucht, zum Anderen die Suche nach Anerkennung.
Dann gibt es Zira, die von enormen Hass- und Rachegelüsten getrieben wird, und sich als Einzige des Clans bewusst scheint, wer Scar wirklich wahr.
Sie ist enorm grausam und genießt ihren Sadismus.
Dabei wird sie teilweise ziemlich drastisch und euphorisch-gewalttätig.
Sie wird stark vom Blutrausch kontrolliert.
Ein Auszug aus ihrer Gesangseinlage im Film:
"Ich höre Simbas Todesschrei / Die Tochter* töte ich dabei / Die Frau, sie klagt, sie weint, sie fleht / ..."
*Kiara ist zu diesem Zeitpunkt noch ein kleines Kind.
Simbas Charakter ist nachwievor wahnsinnig faszinierend, und selbst wenn es hier primär um die nächste Generation geht, hat man seine Figur Gott sei Dank nicht zu einer seelenlosen Nebenfigur degradiert, sondern ihn immer noch Simba sein lassen.
Er ist noch exakt derselbe Löwe, der er in Teil 1 war - nur geprägt durch die Ereignisse und Vaterpflichten.
Seine Rolle hier ist ansprechend gestaltet, sodass es wirklich spannend ist, seine Entwickling zu beobachten, ohne aber, dass er dem neuen Protagonisten Kovu die Show stiehlt.
Man sieht also: der große Trumph dieses Films sind starke und interessante Haupt- und Nebencharaktere.
Das gibt es Filmen ohnehin zu selten und gerade bei einer Heimkinoproduktion ist das sehr erfreulich und schön.
Wenn wir schon dabei sind: die Musik in "Der König der Löwen 2" gehört wie die des ersten Filmes zu den Besten, die die Filmlandschaft zu bieten hat.
"He Lives in You" ist ein in Moll gehaltener Song mit starken Einflüssen afrikanischer Gesänge. Gewissermaßen die Fortsetzung zu 'Circle of Life', aber um Einiges ruhiger und bedachter aufgebaut. Er hat etwas wesentlich mystischeres.
"We are One" ist eine wunderschöne Popballade über Familienbande, den ewigen Kreislauf der Dinge und Pflichtbewusstsein. Sie ist hell, aufmunternd und mit einer einprägsamen Melodie inszeniert.
"My Lullaby" ist quasi eine Fortsetzung zu 'Be Prepared', jedoch wesentlich brutaler, euphorischer und fanatischer.
Auch finden sich zwei Liebeslieder, eines still und leidenschaftlich, das andere flott und heiter.
Mein Favorit auf diesem Soundtrack ist jedoch "One of Us". Worum es geht, kann ich leider nicht sagen, da es ein wichtiger Plot Point im Film ist, aber gesagt sei: perfekt komponiert, mit genialen soulhaltigen Solostimmen und einem überwältigenden Chor, er bietet eine melancholische, aber kraftvolle Instrumentalisierung.
Im Vergleich zu Teil 1 beinhalten zwar alle Titel nach wie vor afrikanische Einflüsse, fallen aber nicht durch ihre dichte, übermäßige und laute Inszenierung auf, sondern durch ihre gut geschriebenen und prägnanten Melodien, Gesangsstimmen/Line Deliveries und Atmosphären.
Der erste Teil war monument und großflächig-orchestral gehalten, und dadurch beeindruckend, während dieser hier ganz andere Schwerpunkte setzt.
So ist der gesamte Film: etwas weniger episch und bildgewaltig erzählt, aber inhaltlich wirklich gut, mit spannender Figurenkonstellation und einigen tollen Ideen. Er ist stellenweise düsterer als der erste Film, was mir sehr gut gefällt.
Wem das allerdings weniger liegt, der sei beruhigt: Timon und Pumbaa gibt es immer noch.
Der Film braucht sich wirklich nicht zu verstecken.
Auch angesichts seines riesenhaften Vorgängers nicht.
Und wäre er tatsächlich fürs Kino konzipiert und realisiert worden, würden vielleicht auch die letzten Kritikpunkte - also die weniger ästhetische und prunkvolle Visualisierung - vermutlich wegfallen.
Es geht in den Naturräumen Afrikas die Sonne auf und ihr verschwommenes Licht hüllt das gesamte geweihte Land in ihre glänzende Pracht.
Die Tiere, ganz gleich der Spezies, versammeln sich um den Königsfelsen, durch die zur Hälfte noch in die Dunkelheit der Nacht hineinschlummernden Gräser, die sich langsam mit dem Licht des Tages vermischen und den ewigen Kreislauf der Natur immer wieder aufs Neue beschreiten.
Das Königspaar hat ein Kind geboren - Simba. Ein Löwenjunges.
Rafiki, der Mandrill-Schamane, weiht das Kind und präsentiert es den Massen vom hohen Felsen herab und im Einklang ertönen die Ehrerbietungen der verschiedenen Arten in größtem Respekt.
DER KÖNIG DER LÖWEN.
Im frischem grünen Gras werden allerhand kleine Wunder erkennbar, im harten Kontrast zu den roten und braunen Felslandschaften in Afrika.
Dann wiederum der Regenwald mit seindn tropischen Pflanzen und leuchtenden Farben und einer Vielfalt an Eindrücken.
(Im Moment bin ich gerade dabei, die 11-teilige Dokumentarreihe 'Planet Erde' zu schauen, und fühlte mich doch hin und wieder daran erinnert.)
Aber dann gibt auch die düsteren Szenen, die in unheimlichen Rot oder giftigen Grün gehalten sind.
Shenzi, Banzai, Ed.
"Seid bereit"
Welch eine Szene.
Der Marsch der Hyänen, die ihrem AnFührer im Gleichschritt ihre Untergebenheit und Bewunderung kundtun. Die donnernden Schalle der Worte und Pfoten, als er ihnen erzählt, sie müssen unter seiner Regentschaft nie wieder Hunger leiden.
Sie, als die vom aktuellen Regime Benachteiligten und Ausgestoßenen, glauben an den Triumph des Willens, und an eine glänzende neue Ära.
Es sind Bilder einer Masse, die blindlinks in einer neuen Sache hinterherlaufen, die sich für sie zu lohnen scheint, einem chatismatischen Herrscher, der sein Volk reichhaltig belohnt und ihm Wohlstand verspricht.
Doch kann das eingehalten werden?
Der alte König muss weg!
Scar.
"Simba, was hast du getan?"
Ein kleiner Junge verliert aufgrund eines Hinterhalts seinen Vater.
Und man redet ihm ein, es sei seine Schuld.
Doch es geht etwas schief: der Thronfolge wird nicht getötet.
In festem Glauben, seinen Vater auf dem Gewissen zu haben, bleibt er fort.
Er lernt eine neue Familie kennen, die ganz anders ist.
Fernab von Verantwortung kann er das Leben locker und leicht nehmen, er hat Spaß, es gibt keine Sorgen.
Timon und Pumbaa.
"Hakuna Matata"
Diesen Spruch sag ich gern.
Es ist ein Leben, in dem man sich nichts aus der Gesellschaft und aus Pflichten macht, sondern nur dem nachgeht, worauf man wirklich Lust hat.
Man kann leicht vergessen und nur für den Tag leben.
Eines Tages aber - man hat die Erinnerung bereits lange verbannt - kommt alles zurück.
Kann man weiterhin davonlaufen oder muss man sich der Vergangenheit stellen?
Es schmerzt, aber man muss sich bekennen und... erwachsen werden.
Nala.
"Kann es wirklich Liebe sein?"
Wenn man seit seiner Kindheit Kind bleiben darf, wird es wohl auch nichts geben, was viel daran ändert.
Doch auch der Körper verändert sich, die Hormone spielen verrückt und tanzen Chachacha. Da kann man schwer etwas daran ändern.
Ein alter Freund wird vielleicht anders wahrgenommen...
Dieses Kribbeln... dieser Drang... es findet eine Veränderung in uns statt.
Ein Leben wird älter... ein neues beginnt.
Mufasa.
"Der ewige Kreis"
Die Löwen fressen die Antilopen, und wenn sie sterben, werden ihre Körper zu Gras, welches wiederum die Antilopen fressen.
Ein alter Mann stirbt. Ein junges Mädchen lebt. Fairer Tausch.
Nennt es, wie ihr es wollt, es ist der Kreislauf alles Lebens. Vergänglichkeit, Tod - Neuanfang, Leben.
Ein Atemzug endet, ein anderer beginnt.
Der Respekt vor den ewigwährenden Gesetzen der Natur.
Es gibt keinen Film, der das Leben in all seinen Facetten derartig vielseitig darstellt. Er ist wunderschön, aber auch traurig. Bittersüß vielleicht. Eigentlich grausam und in seiner Grausamkeit auch schön, denn alles beeinflusst sich gegenseitig.
Wer "Der König der Löwen" liebt, tut dies vielleicht aus unterschiedlichen Gründen, der Häufigste ist jedoch, dass sie mit dem Film aufgewachsen sind.
Bei mir ist das nicht so. Ich habe ihn zwar mit etwa 10 gesehen, erst Jahre nachdem ich den zweiten Teil kannte, allerdings nur einmal, und wirklich große Beachtung schenkte ich ihm nicht (die Fortsetzung bekam von mir aufgrund ihrer Thematik und ihres überaus düsteren Antihelden mehr Aufmerksamkeit).
Erst einige Jahre später als filminteressierter, aber noch nicht filmerfahrener Bürger kam mir der Film erneut unter, und er gefiel mir umwerfend.
Aktuell steht er in meiner Liste meiner liebsten Filme aller Zeiten unter den 10 besten. Dort schon eine ganze Weile.
"Der König der Löwen" bietet zwar einige grobe Strukturen und Ideen, die in anderen Filmen aus dem Hause Disney bereits zu sehen waren (die Verteilung der Songs inklusive des Titelliedes, der lustigen flotten Nummer, der sehnsüchtigen Träumerei, des düsteren Bösewichtssongs und der Ballade gab es schon in 'Arielle' oder später in 'Der Glöckner von Notre Damme'; die Passage der Sorgenfreiheit in 'Das Dschungelbuch' und der Tod eines Elternteils sowie das Erwachsenwerden in 'Bambi'), ist aber in seiner Machart keineswegs mit den anderen Werken zu vergleichen.
Es ist ein Film darüber, wie das Leben aussehen kann, der sich nicht scheut, die Schattenseiten zu zeigen, aber immer auch daran zu erinnern, was es auf unserem Planeten für lebenswerte Dinge gibt, und dem es wichtig ist, die nicht immer friedlichen aber harmonischen Gesetze der Natur mit den Werten aber auch Fehlern der Zivilisation zu vermischen.
Dazu kommt noch ein grandioser Soundtrack, vielleicht DER Soundtrack überhaupt, mit abwechslungsreichen und derart beeindruckenden und unverwechselbaren Liedern.
Es ist ein unbeschreibliches und vielseitiges Filmerlebnis.
"Er lebt... in dir."
Bin ich der Einzige, der... naja... dieses Bild... die Flasche... ach, egal^^
Vor ein paar Tagen habe ich Michael Hanekes Opus Magnum 'Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte', den ich für eines der größten Meisterwerke der Filmgeschichte erachte, endlich einen Kommentar gewidmet, und bin zu dem Schluss gekommen, dass auch sein in meinen Augen absolut schlechtestes Werk, '71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls', eine bessere Review verdient, als die, die ich vor einem Jahr im Zuge des Titanenprojektes veröffentlichte. Besagter Kommentar entstand, ohne, dass ich mir groß Gedanken machen konnte, direkt nach der Sichtung, war bar jeglicher Begründung, warum mir der Film nicht liegt und mit unpassenden Zitaten vollgestopft.
Meine damalige Wertung waren 5 Punkte.
Nun, gut 1 Jahr später hatte ich denke ich genug Zeit, um mir Gedanken zu dem Werk zu machen, und näher zu erklären, warum mir der Film missfällt, und kann den Film wohl auch besser einordnen, da ich nun auch schon mehrere Filme des Regisseurs gesehen habe und seine Intentionen und Stilelemente anders interpretieren kann.
Das haben der Film, und auch Michael Haneke verdient, den ich unheimlich schätze, als Filmemacher, und, wenn ich mir Interviews oder Aussagen von ihn ansehe, auch als Person an sich.
"71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls" macht seinem Titel alle Ehre. Der Film ist eine Abfolge diverser Segmente, die allesamt den Alltag mehrerer Personen widerspiegeln, unterbrochen von harten Cuts, wie sie zuvor schon beim ähnlich strukturierten 'Der siebente Kontinent' angewandt wurden. Der Unterschied besteht darin, dass der Kontinent eine einzige Familie bebildert, und die Fragmente in mehrere Haushalte hineinblicken.
Beide Filme zeigen einen monotonen täglichen Ablauf, geprägt von kühlem Umgang miteinander, distanziert, emotionskalt. langweilig.
Alles ist routiniert, ohne Gefühle.
Beide Filme, die die ersten beiden Teile der Trilogie der 'Vergletscherung der Gefühle' bilden, gipfeln in eine logische Konsequenz.
Zunächst sei einmal gesagt, wer wie ich Fan der späteren, zumeist internationalen Werke des Filmemachers ist, etwa 'Die Klavierspielerin', 'Caché', 'Das weiße Band' oder 'Liebe', der wird hier sein blaues Wunder erleben. Es handelt sich hier weniger um einen Film in konventionellen Sinne, als um ein Experiment mit dem Zuschauer. Michael Hanekes Werke waren zu keinem Zeitpunkt seiner Karriere im Mainstream anzusiedeln, jedoch kann man die Meisten doch noch als Werke mit gut gezeichneten Figuren, fortlaufender Handlung, Dramaturgie und beschreibbarer Thematik bezeichnen.
Oftmals schlägt seine Arbeit zwar in eine andere Richtung als man meinen möchte, und immer ist der Weg wichtiger als der Höhepunkt des Films - so sehr, dass er diesen sogar ab und an ganz weglässt (das heißt aber nicht, dass es kein Ende gibt, aber man muss erst gründlich über den Film nachdenken, um es sich zu erarbeiten) - aber es waren doch immer... Filme.
Nicht aber bei "71 Fragmente [...]".
Nein, dieses Werk funktioniert anders.
Denn Haneke inszeniert es so, wie wich die Figuren verhalten: kalt, distanziert und öde.
Er möchte, dass wir genau das fühlen, was sie fühlen, und dass wir es hassen.
Dass wir nicht mehr ertragen, wie schier zermürbend die Figuren miteinander umgehen.
Ich kenne Hanekes Ansichten, Botschaften und Mittel nun bereits besser, und vermute auch hinter den Fragmenten nur die besten Absichten.
In meinem Kommentar zu 'Liebe' habe ich geschrieben: "Man kann bei diesem nach Außenhin ab und an rau wirkenden Mann oftmals das Gefühl bekommen, er hält nichts von den Leuten. Aber das stimmt nicht: er liebt sie; er hasst lediglich, wie sie miteinander umgehen."
Es passt zu diesem Film recht gut, wobei Haneke einen entscheidenden Fehler macht, den er in dieser Form Gott sei Dank später nicht nehr gemacht hat: er verfällt in einen Shitstorm.
Michael Haneke nimmt sich viel Zeit, um in voneinander arg losgelösten und oberflächlich zusammenhanglosen Szenarien aufzuzeigen, was alles schiefläuft, was alles scheiße ist, dass es schon misanthrope Züge annimmt.
Was fehlt, ist das Videoband aus 'Caché', die Sehnsucht aus 'Die Klavierspielerin', der Lehrer aus 'Das weiße Band', die Liebe aus 'Liebe'. Es fehlt die positive Komponente, die von der negativen erschrocken ist. Haneke zeigt uns nun 100 Stunden unkonsumierbare Missstände - aber wo ist das Licht, das uns zeigt, wie es auszusehen hat?
Desweiteren geht Haneke auf sein Publikum nicht ein. Der Zuseher, der es am Meisten braucht, beendet die Sichtung nach 10 Minuten, da der Film langweilt und anstrengt.
Der andere Teil, das sind dann die Personen, die sich wirklich mit der Materie eines Films beschäftigen wollen, bleibt im Kino obwohl der Film langweilt und anstrengt.
Letzten Endes kommt man dann zu dem Schluss, dass er langweilen und anstrengen soll, weil Haneke genau das damit ausdrücken will. Und?
Das Hauptproblem an der Sache ist doch, dass Haneke etwas aussagen und erreichen will, und letztendlich doch nichts bewirkt.
Weil er dem Publikum nichts bietet, was es dazu veranlassen sollte, sich mit ihm zu beschäftigen.
Das Aufzählen von bewusst unspektakulär gehaltenen Negativspitzen der Gesellschaft alleine hilft nichts.
Vor Allem, da ohne jegliche Story der Streifen nichts weiter tut, als sich ständig zu widerholen.
Ganz ehrlich: man muss den Streifen nicht komplett sehen, um über ihn urteilen zu können.
Es ist einer dieser Filme, die eine Idee über Spielfilmlänge hinweg ausdehnen, ohne etwas wirklich Neues zu bieten.
Als Kurzfilm von 15 Minuten macht der Film genauso viel her, wie als 100-minütiger Feature Film, oder als 4-Stunden-Epos.
Man kann "nichts" eben unendlich kürzen oder ausweiten.
Da der Film aber eben die Inhaltslosigkeit bebildern soll, ist er selbst folglich auch inhaltslos.
Auch, wenn er eine Aussage hat.
Ich persönlich habe den Film komplett gesehen. Aber es ist nicht nötig.
Folgt man einer Handlung und Figuren, macht man sich gerne Gedanken daruber, was passiert und warum.
Man möchte ja eine Lösung haben.
Man wird dazu angeregt, aktiv mitzudenken, und kommt somit auf alles selbst drauf, was uns hier in diesem Werk aber vorgekaut wird.
Wofür braucht dieser Film ein Publikum?
Es soll sich offenbar keine Gedanken machen, es soll auch nicht unterhalten werden. Zweiteres hätte ich auch nicht erwartet.
Aber wenn er nicht mit seiner Zuschauerschaft interagiert ist ein Film in meinen Augen sinnlos.
Der zweite Teil der Vergletscherungstrilogie, 'Benny's Video', gehört zwar auch nicht zu meinen Lieblingsfilmen des Filmemachers, ging aber schon durchaus den richtigen Weg: er besitzt eine Handlung, Figuren, lässt eine Frage offen... und löst etwas im Publikum aus.
Tatsache ist, dass es sich bei Michael Haneke um einen großartigen Filmemacher handelt, der von seinem Handwerk auch wirklich etwas versteht. Er hat später großartige Filme gedreht, sowohl inhaltlich als auch formell, aber das hier einfach ein klarer Fall von Themenverfehlung.
Wer noch nie rinen von Trier-Film gesehen hat: der hier ist der ideale Einstieg.
Er hat seinen typischen Erzählungs- und Inszenierungsstil, ist aber inhaltlich nicht so extrem und überfordernd wie einige seiner Werke.
Was mir auffällt, ist, dass wenn Leute ihre Lieblingsfilme aus dem Hause Disney aufzählen (auf klassische Zichentrickfilme limitiert), diese fast ausschließlich in den 80ern und 90ern erschienen sind. Ich stelle da keine Ausnahme dar: Arielle, Pocahontas, Mulan, Hercules und vor Allem Der König der Löwen gehören zu meinen absoluten Favoriten (Der Glöckner von Notre Dame wird nach erneuter Sichtung bestimmt auch in dieser Liste landen).
Liegt es an der Musik, dem Alter der Filme oder daran, dass sich das Verständnis von kindgerechten Filmen geändert hat?
Die Zeichentrickfilme der Disneyrenaissance strotzen vor Abenteuer, ernsten Themen, Aufregung, Botschaften und Spannung - etwas, dass nur zum Teil in den klassischen Filmen vorhanden war. Oftmals wurden sogar wichtige Thematika wie Rassismus, Natur, Verantwortungsbewusstsein, Emanzipation oder gar Religion angesprochen - was damals einfach nicht so wirklich möglich war.
'Schneewittchen und die sieben Zwerge' wird vielleicht noch hin und wieder genannt, da er der erste Trickfilm in Spielfilmlänge war, aber viele Filme der klassischen Ära werden irgendwie vergessen.
"Dornröschen" gehört zu meinen liebsten der älteren Disneyfilme (also vor 1980), vor Allem, weil er doch neben einer ordentlichen Prise Humor recht viel Spannung zu bieten hat, und schön träumerisch daherkommt.
Abgesehen davon ist die Geschichte der Frau, der die Liebe wichtiger ist als ihre Pflicht (wenngleich diese Komponenten, ohne dass sie es weiß, miteinander übereinstimmen), der ideale Einstieg in das Medium Film.
Es gibt eine schöne, magische Liebesgeschichte, einen Hauch Dramatik, einen düsteren und unheimlichen, aber nie alptraumerweckenden Bösewicht durch die boshafte Malefiz (grandios unbehagliche Szene: Malefiz erscheint im Kamin und ergreift von Dornröschen Besitz - hat mich als Kind unheimlich fasziniert) ordentlich spritzig witzigen Comic Relief in Form der drei Feen, einen mutigen und eigentlich überraschend feinfühligen und femininen Prinzen und eine spannende Geschichte, der man leicht folgen und mitfiebern kann.
Mit seinen ca. 75 Minuten ist der Film auch nicht so lang, dass er die junge Klientel überfordert, sondern ihr vollends ein abwechslungsreiches Filmerlebnis bietet.
Auch aus der Sicht einer erwachsenen oder jugendlichen Person ist es wunderbar anzusehen, wie sich eine derartig reichhaltige Palette an Unterhaltungsmöglichkeiten aufbreitet.
Man bemerkt vielleicht, wie kurz der Film, dessen Inhalt auch für eine lange, ausschweifende Geschichte (erspielt ja über einige Jahre hinweg) gereicht hätte, gehalten ist. Dies macht sich jedoch nur bemerkbar, indem man sich wünscht, der Film würde doch noch etwas länger gehen - man hat nicht das Gefühl, man hätte ihn in seine Länge hineingedrängt.
Was definitiv auffällt, wenn man den Film sieht, ist, dass er im Vergleich zu anderen Disneyzeichentrickfilmen - klassisch oder modern - wenig Gesangseinlagen beinhaltet, nämlich nur eine einzige Musiknummer: das bekannte Lied 'Einmal im Traum'. Gerade Filme aus diesem Hause sind bekannt für ihre Qualitätsarbeit in Sachen Soundtrack - hier finde ich es persönlich allerdings gut, dass man nur ein einziges Stück verwendete, welches im Ohr bleibt und gut komponiert wurde, da ich mit den klassisch angehauchten Musicalnummern der damaligen Zeit nicht allzu viel anfangen kann (ich die Musik der neueren Werke aber durchaus sehr schätze).
Es ist ein sehr charmanter und unterhaltsamer, altmodischer Märchenfilm, der wirklich für die ganze Familie geeignet ist, und jung und alt gleichermaßen zu unterhalten weiß.
Ich empfehle den Film vor Allem jung gebliebenen Leuten, die die Sichtweise mit den Augen eines Kindes noch nicht verloren haben, und sich von schönen Abenteuern, Träumereien und der wahren Liebe gern verzaubern lässt.
(Ich werde schreiben, was in den Filmen "Das weiße Band" und 'Caché' NICHT vorkommt bzw. ungeklärt bleibt. Für unvoreingenommenes Filmerlebnis besser zuerst den Film sehen, dann lesen.)
"Ich weiß nicht, ob die Geschichte, die ich Ihnen erzähle, in allen Details der Wahrheit entspricht, aber dennoch glaube ich, dass ich die seltsamen Ereignisse, die sich in unserem Dorf zugetragen haben, erzählen muss, weil sie möglicherweise auf manche Vorgänge in diesem Land ein erhellendes Licht werfen können."
Ein kleines Dorf in Deutschland, in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Die Bewohner sind vollkommen in ihre Rollen eingeteilt: der Lehrer, der Pastor, der Arzt, die Hebamme, der Baron - und deren Familienmitglieder. Nach außenhin funktioniert das Zusammenleben wunderbar, jeder spielt seinen Part in der Gesellschaft, und erhält die Gemeinde, die generell in ihren Gottesdiensten miteinander interagiert - oder auch nicht? - somit am Leben.
Doch in all der Idylle ertönt ein Schrei: der Arzt stolperte beim Reiten wohl über ein gespanntes Seil und verletzt sich schwer.
Was zunächst nach einem Unfall aussieht, gerät in aller Munde, als weitere solcher Vorfälle die Runde machen...
Das Dorf ist festgefahren. Nach außenhin geht man wohl distanziert gut miteinander um. Man hasst sich nicht, aber von wirklich freundschaftlichen Verhältnissen kann nicht die Rede sein.
In den Haushalten herrscht Hierarchie: ein dominanter Herr im Haus, unter ihm die Frau, unter ihr die Kinder. Es ist ein klassisches Regime, wie es in den Häusern und Wohnungen noch lange Zeit danach zu finden war. Es leben die einzelnen Figuren schweigend unharmonisch zusammen. Niemand würde sich beschweren. Man kennt es eben nicht anders.
Inmitten alledem stehen der Lehrer (dessen älteres Ich die Ereignisse als Erzähler resumiert) und seine Geliebte Eva, die als Einzige einen liebevollen Umgang pflegen, wobei er als Einziger wie aus einem ganz anderen Jahrzehnt oder gar Jahrhundert wirkt: er ist weltoffen, hilfsbereit und vor Allem ist er sich den Gepflogenheiten in den damaligen Häusern nicht bewusst, die die anderen nur nicht öffentlich laut aussprechen, jedoch als vollkommen alltäglich erachten.
In groben Zügen ähnelt der Aufbau Hanekes früherem Film 'Caché': man nehme einen Thrillerplot, führe Figuren ein, gibt dem Zuschauer mehrere Gedankengänge... und löse dann nicht auf.
Haneke ist garnicht so sehr wichtig, wer es nun letztlich war, als, wer es hätte sein können.
Hanekes Film ist ein Mosaik aus Bildern von häuslicher Gewalt, sei sie verbal oder physisch, und in jedem Haushalt gäbe es mindestens 2 Leute, die als Täter in Frage kommen. Vielleicht waren es auch mehrere Täter, vielleicht auch jemand ganz anderes. Ich habe meine Theorie, weiß aber, dass sie nicht stimmen muss.
Das 'Wer' ist nicht wichtiger als das 'Warum'.
Ohne Farben, ohne Musik wird der sehr dialoglastige Film vollends auf seinen Inhalt reduziert. Nichts lenkt ab.
Haneke möchte, das wir mitdenken, den Filn resumieren, und uns wirklich überlegen, was in diesem Dorf eigentlich vorgeht.
Michael Haneke wollte spekulieren, wie es zu den deutschen Taten in den beiden Weltkriegen kommen konnte, hat aber ein noch viel generelleres Thema geklärt: nämlich, wie Gewalt und Hass entstehen.
Und zwar so richtig wie niemand vor ihm dies erklären konnte.
Was "Das weiße Band" von seiner Vergletscherungstrilogie unterscheidet, die ich bekannterweise in 2 von 3 Fällen verrissen habe, sind hier aber vor Allem 2 Dinge:
1. Das Weltbild ist nicht zur Gänze pessimistisch, uns bietet Lösungen an, durch den Lehrer zeigt er eine vollends positive und vorbildliche Figur. Vielleicht symbolisiert er ja die heutige Zeit, und wie unvorstellbar die damalige Härte auf uns wirkt.
2. Haneke geht auf sein Publikum ein. Der Film ist nicht so verdammt sperrig und unzugänglich. Erzählt wird im Stil einer Literaturverfilmung durch ein die Szenen verknüpfendes Voice Over, es gibt eine Narrative, eine richtige Geschichte, echte und komplexe Figuren und außerdem lebt der Film von vielen interessanten Details und Handlungen.
Es werden viele Handlungsstränge erschaffen, kunstvoll miteinander umschlungen, sie verschwimmen, brechen wieder auseinander und verwurzeln sich anderen.
Und in Windeseile entsteht ein komplexes Psychogramm eines Zeitgeistes anhand eines kleinen Dorfes.
Es ist qualitativ höchstwertige Erzählkunst.
Michael Haneke ist einer der besten Vertreter des "aktiven Zuschauens", neben den Augen wird auch das Gehirn des Publikums beansprucht.
Und hier macht man das auch gern.
Tatsächlich besitzt "Das weiße Band" eine sehr feinfühlige Erzählweise, es ist kein Detail umsonst platziert worden, alles hat seine Bedeutung.
Und außerdem ist es ein großes, pazifistisches Plädoyer.
Es ist zu sehen, welche Misstände unweigerlich in die Zerstörung führen.
Nein, hier werden nur die ersten Anzeichen für die negativen Entwicklungen zeigt, in Form der Hilfeschreie, der Unfälle.
Aber obwohl der Film nicht explizit sagt, wohin all das führt (eine der größten Stärken von Michael Haneke, dass es einem nicht alles vorkaut, es aber in Form von Andeutungen, die der Zuschauer selbst weiterspinnen kann, durchaus plausibel und klar offenlegt), ist durchaus klar, was in den weiteren 30 Jahren passiert...
Im Titel "Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte" steckt im ersten Moment ein gewisser Zynismus, in Anbetracht der Geschichte und der Thematik.
Aber bei näherer Betrachtung steckt hier die Essenz des Werkes bereits drinnen: Kinder, und deutsche Geschichte sind zentrale Themen...
...und in dem Sinne hat der Film vielleicht die selbe Funktion wie das im Werk erwähnte weiße Band.
Jeder sollte diesen Film intensiv sehen.
Dokumentarfilme sind noch eine größere Lücke bei mir, obwohl ich sie sehr gerne mag.
Fallen dir welche ein, die nicht nur lehrreich sind, sondern die man auch immer wieder sehen kann?
Es ist auf jeden Fall immer interessant, zu sehen, wie Leute in Ausnahmesituationen durch Tricks, Heimlichtuereien oder Hilfe über die Runden kommen.
Flüchtlinge, Leute, die es irgendwie schaffen, durchzuschlüpfen, und sich durch ausgesprochene oder unausgesprochene Wahrheiten durchzuwuzeln.
'Der Bockerer' aus dem Jahre 1981 war einer der eindrucksvollsten Filme gegen den Nationalsozialismus, weil er nicht plakative Bilder von Holocaust oder Leichenbergen zeigt, zu den man aus heutiger Sicht schweren Bezug herstellen kann, sondern, da er über mehrere Jahre hinweg als fiktive Biografie die Lebensgeschichte eines toleranten Österreichers zu NS-Zeiten bebilderte. Es war ein durchaus realitätsnaher Film, der wahrscheinlich am Ehesten den Alltag der damaligen Zeit realistisch zeigt. Es sind eben nicht die Spitzen der Bosheit, sondern das, was die Mehrheit der Bürger zu sehen bekamen. Ein grandioser Film, vielleicht der beste gegen die Nazi-Ideologie.
Es folgte erst in den 1990ern die Fortsetzung 'Der Bockerer II - Österreich ist frei' über die Alliierten, die das Land nach dem Krieg besetzt hatten. Das Thema an sich war schon weniger interessant und - auch wenn im Film drastisch dargestellt - sicher nicht so grausam wie Hitlers Regime, und auch die Umsetzung konnte mit Teil 1 nicht mithalten: nicht mehr als Statement, nicht mehr als Biografie, sondern als Liebesgeschichte vor einem historischen Hintergrund kommt der Film nicht wirklich aussagekräftig, aber durchaus noch unterhaltsam daher.
"Der Bockerer III - Die Brücke von Andau" wäre besser als Teil 2, wäre er nicht so langweilig und banal.
Tatsache ist, dass es über eine Revolution und Freiheitskämpfer sicherlich viel zu erzählen gibt.
Und wir wissen bereits von Teil 1, dass Regisseur Franz Antel (der bei der kompletten Reihe Regie führte) durchaus in der Lage ist, viel zu erzählen - und dabei ganz natürlich und gerade dadurch treffsicher zu wirken.
Teil 1 hielt sich trotz klar erkennbarer Charakterentwicklung eher an eine episodenhafte Dramaturgie, Teil 2 erzählt fast schon hollywoodlike (aber immer noch professionell), aber was man in "Die Brücke von Andau" für einen Schmonzes aufgeführt hat, ist schon sagenhaft.
Der Fleischhacker Karl Bockerer - der die Leichtlebigkeit und Naivität aus dem Beginn der Reihe KOMPLETT verloren hat - lässt zwei Leute, u.A. seinen Enkel nach Ungarn, um Fleisch zu kaufen. Dumm nur, dass dort Bürgerkrieg herrscht. So wird das Fleisch schnell abwechselnd von der einen, und dann von der anderen Seite beschlagnahmt. Währenddessen besucht der Enkel eine Demonstration und ist derart mitgerissen, dass er gleich selbst bei den Freiheitskämpfern mitmacht.
Die Lage eskaliert.
Natürlich kommt der Bockerer bald hingeeilt und es wird gemeinsam geplant, wie man entkommen kann.
Ich weiß nicht genau, in was für einem Zeitrahmen der Film spielt, es könnte aber durchaus nur ein einziger Tag sein.
An und für sich nicht zwangsläufig schlecht, gäbe es viel zu schildern.
Gibt es aber leider nicht.
Über 90 Minuten ordentlich ausgedehnt erzählt "Die Brücke von Andau", was 'Der Bockerer' in einer 2-minütigen Episode erzählt.
Fleisch hin, Freiheit her - was gibt es über die Revolution in dem Film zu sagen? Wir sehen Demonstrationen, Leute, auf die geschossen wird, einen Bockerer, der sich herzlich darüber aufregt (schade, dass man seine Rolle offenbar nur damit in Verbindung bringt, war er im ersten Teil doch noch so etwas von vielseitig und locker) und ein Fluchtplan, der geschmiedet wird.
Was ist mit den wichtigen Dingen? Weshalb findet die Revolution statt? Wer steckt dahinter? Wieso konnte das passieren? Charaktertiefe (!!!!!!!!!), Sympathien und Beispiele fehlen komplett.
Alles wird dermaßen oberflächlich und vor Allem trivial abgehandelt, dass man sich eigentlich fragt, ob sich überhaupt mit dem Thema beschäftigt hat, bevor das Drehbuch verfasst wurde.
Dann wirkt die Story genauso banal, und erscheint besonders konstruiert, um einen Grund aufweisen zu können, weshalb sich Karl Bockerer in Ungarn herumtreibt.
Hach, bitte: das eignet sich doch von vorn bis hinten nicht für einen Spielfilm!
Franz Antel, du hast im ersten Teil bewiesen, wie es geht.
Einfühlsam, sensibel und gut aufgebaut. Der Film hatte Substanz, er zeigte ganz genau, wie die Leute damals getickt haben, und was sie empfinden. Auch, wie sehr jemand zu kämpfen hatte, der anders dachte - und auch, dass es nicht immer gut ausging.
Der Film hatte Seele, Charakter und war wie das Leben, als würde man die Memoiren eines Überlebenden der damaligen Zeit vor Augen haben. Ich würde es sofort glauben, dass alles bis aufs kleinste Wort wahr sei.
Aber wieso... WIESO lässt du es nicht sein und reitest immer weiter?
So viel Geld kann dir eine kleine österreichische Produktion doch garnicht bringen, dass du dir so krampfhaft ein Sequel aus den Fingern saugen musst!?
Das Ganze schreit ja förmlich nach Zwang!
Total verkrampft hat man 90 Minuten Zeit mit irgendetwas anzufüllen, Vorgaben: mit Geschichte muss es zu tun haben und Karl Bockerer muss drin virkommen, fast schon, als würde man eine Hausaufgabe schreiben, weil man eben muss.
Aber ganz ehrlich: kann da irgendetwas Gutes dabei rauskommen? Wo bleibt ds bitte die Liebe zum Film? Auch bei Franchiseproduktionen kann man sich Mühe geben, vor Allem, wenn sie mit einem intellektuellen und pazifistischen Statement begonnen haben.
Mit 4 Jahren Abstand zum Vorgänger ist die Lücke zwischen den beiden Filmen nicht ganz so groß wie davor, aber es sollte zeitlich dennoch für ein Drehbuch und eine Story reichen, welches nicht wirkt, als wäre es auf den letzten Drücker geschrieben worden.
Finde es ein Bisschen schade...
...hätte Potenzial gehabt, besser als 'Österreich ist frei' zu werden...