Martin Canine - Kommentare
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Alle Kommentare von Martin Canine
Dieser Kommentar enthält SPOILER.
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Bis zu einem gewissen Zeitpunkt ist "Angst essen Seele auf" ein ziemlich genialer Film mit einem wichtigen Thema.
Das Tolle an dem Film ist, dass man zwei untypische Figuren in den Hauptrollen besetzte.
Normalerweise wird in Filmen um "verbotene" Liebesbeziehungen einer der beiden Parteien als klassischer, für westliche Verständnisse attraktiver Archetyp dargestellt.
Der andere gehört einer gesellschaftlich etwas weniger beachteten Minderheit an, oder lebt einfach in einer anderen Welt.
In Douglas Sirks 'Was der Himmel erlaubt', der dem Film hier sicher Pate gestanden hat (Fassbinder war ja bekennender Fan des Meisterregisseurs), waren so zum Beispiel beide Teile der Paars nach Hollywoodmaßstäben gemessen hübsch und begehrenswert, er war allerdings arm und gehörte der Unterschicht an.
Jedenfalls sieht der Fall hier eigentlich recht ungewöhnlich aus.
Derjenige, der die Gesellschaft hier stört, ist zwar Ali, der als Araber nicht gern mit einer Deutschen gesehen wird, aber auch Emmi ist als beleibte 60-jährige Putzhilfe nicht unbedingt der Typ, den man in der Hauptrolle eines nicht komödiantischen Kinofilms etwarten würde.
Für dieses Paar baut man im Laufe des Films unheimliche Empathien auf. Man wünscht ihnen Glück auf ihrem gemeinsamen Weg.
Dass die Familie, Freunde, Nachbarn und Bekannte zunächst tratschen ist klar, aber hier geht es teilweise sehr direkt zur Sache. Nicht aufgesetzt, versteht sich. Aber es sind nicht nur versteckte Gesten der Abneigung und Ausgrenzung, die hier auf der Leinwand entblättert werden, sondern oft auch offengelegtes blankes Entstetzen und deutlich spürbare Feindseligkeit. Je mehr dieser soziale Ausschluss in den Vordergrund rückt, desto mehr tun einem die Figuren in ihrer aufrichtigen Liebe und Zuneigung leid.
Man muss sich das so vorstellen: Fassbinder möchte die Missstände seiner Zeit für die Zukunft verbessern.
Das schafft er somit auch.
Das Paar ist an sich perfekt und harmonisch, und wir fühlen mit ihnen mit, wenn sie nur wegen der Liebe, für die sie auch garnichts können, verurteilt werden.
So erreicht Fassbinder auch sein Ziel.
Denn wir sehen: Liebe ist vollkommen frei, aber die Gesellschaft nicht --> Fazit: in der Gesellschaft muss ein Umdenken stattfinden.
Und dann macht der Filmemacher DEN Fehler überhaupt: Ali geht fremd. Im letzten Drittel entwickekt er eine Beziehung zu einer (uns von Anfang an bekannten) jüngeren Frau. Ich kann garnichts sagen, wie schnell die Begeisterung für das bisher absolut exzellent und hochwertig geschrieben und gefilmte Werk in herbe Enttäuschung umschlugen.
Das Paar, welches die Welt nicht akzeptiert, hat - egal, wie realistisch oder unrealistisch es ist - keine internen Probleme zu haben. Es muss perfekt. Es darf sich trennen, aber nur wegen der Umstände, dass es von Außen nicht gewollt wird. Nicht, weil die Liebe aufhört oder einer der Versuchung nicht widerstehen kann.
Das nimmt dem Werk genau diesen Impakt, diese Wucht, die es braucht, um den Zuschauer zum Nachdenken zu bringen.
Es ist abgesehen davon ein völlig unnötiges Element, da Emmi ihn sowieso verzeiht uns es ihm sogar erlaubt. Nur er hat Schuldgefühle.
Fremdgehen ist für mich das Schlimmste in einer Beziehung. Es tötet die komplette Hingabe an den einen besonderen Partner.
Offene Beziehungen werden modern? Diese Apokalypse kann gern ohne mich von Statten gehen, ich bin ein 1-Partner-Mann.
"Angst essen Seele auf" ist ein Film, dessen absolute Essenz es ist, eine hingebungsvolle und ehrliche Liebe, voller Zuneigung und Zärtlichkeit vor Augen zu haben, die perfekt wäre, wenn das Umfeld sie nicht in vollsten Zügen missbilligen würde. Es ist eine verzweifelte Situation, denn man ist nur mit dem Anderen glücklich, und kann sich nicht trennen - was aber das ist, was das gesamte Umfeld will.
Da ist kein Platz für einen Fremdgeher in dieser Beziehung. All die enge und tiefe Leidenschaft und Verbundenheit gehen verloren. Die Beziehung wirkt nicht mehr stark, sie wird instabil.
Das wird so nicht funktionieren. Die Sympathie für das Paar wird komplett abgetötet.
Die Gesellschaft will, dass das Paar auseinandergeht, da es nicht gut gehen kann. Emmi wird unter Anderem gewarnt, dass Ausländer nur auf Sex aus sind...
...naja, nun liefert der Film, der ja mit allen Klischees abrechnen will, aber nicht wirklich eine Widerlegung dieses Vorurteils.
Die Botschaft soll doch sein: nicht der Araber ist das Monster, sondern das Denken der Außenstehenden. Das Verhalten von Ali gegen Ende macht ihn für mich und sicher auch für viele andere zu einer unsympathischen Figur. Und somit auch nicht zu jemanden, den man gern verteidigt. Der Film ist politisch sehr links angesiedelt und steht sich aber durch seine Dramatik selbst im Weg.
Schade um einen Film mit gar edlen Ambitionen, den die Welt in der Tat sehr nötig hatte, und der inhaltlich, inszenatorisch und schauspielerisch auf einem ganz ganz hohem Niveau gewesen wäre. Da ist der rund 25 Jahre später erschienene amerikanische 'Dem Himmel so fern' eine wesentlich konsequentere Abarbeitung des Thema.
Dieser Kommentar behandelt beide Teile von "Olympia" als Gesamtwerk.
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Das Erste, was dem Zuschauer bei Leni Riefenstahls "Olympia"auffällt, ist, dass er überraschend neutral gefilmt ist.
Tatsächlich hätte es auch sein können, dass ein Engländer, Amerikaner oder Franzose den Film realisierte.
Man hat nicht jede Gelegenheit ausgereizt, Deutschland besonders gut und pathetisch darzustellen - es ist sogar recht oft zu sehen, wie Deutschland scheitert - und selbst die Hakenkreuzfahne sieht man nie im Fokus, nur dann, wenn eben auch in Wirklichkeit Fahnen gehisst wurden. Dann aber neben zahlreichen anderen Flaggen anderer Nationen.
Dafür ist die USA als Star des Abend weitaus heldenhafter zu sehen, und der Star Spangled Banner flattert wesentlich häufiger in Großaufnahme.
Nein, man würde so schnell nicht daraufkommen, dass hier eine Filmemacherin am Werke war, die zuvor bereits zwei sehr erfolgreiche und monumentale Propagandafilme für das dritte Reich drehte.
Vielleicht liegt das auch daran, dass das Werk, anders als ihre Reichsparteitagfilme, international vermarktet wurde.
"Olympia" zieht die olympischen Spiele von 1936 in Berlin als ästhetischen Dokumentarfilm auf.
Der Film beginnt mit einer besonders kunstvollen Bildkomposition griechischer Bauten und Statuen, die dann übergeht in eine elektisierende und überraschend freizügige Montage von balletähnlichen Tänzen - die hierbei eingesetzte Nacktheit wirkt durch die hohe Stilisierung keineswegs pornografisch, sondern künstlerisch.
Eine weitere Statue wird eingeblendet und verwandelt sich in einen Diskuswerfer, der durch die eingesetzte Superzeitlupe zunächst selbst wirkt, als wäre er aus Stein gemeißelt.
Die Brücke zwischen Griechenland und Sport wurde gebaut.
Die Fackel wird majestätisch entzunden.
Sie wird weitergetragen, weiter und weiter. Wir sehen Läufer, überblendet von Landkarten, Ländernamen blitzen auf, die jeweilige Flagge wird wild wehend eingeblendet.
Und letztlich findet die Flamme ihren Weg nach Berlin - wusch, und das Feuer lodert.
Die olympischen Spiele 1936 haben begonnen.
Bei diesem Einsteig merkt man bereits Riefenstahls besonders Auge für Schönheit und Ästhetik - dass sie vortrefflich inszenieren konnte, wird ihr auch kaum jemand absprechen.
Bei "Olympia" kommt man, anders als bei ihren Parteitagfilmen, auch nicht in den Konflikt zwischen der dahinterstehenden Ideologie (ganz klar moralisch verwerflich) und dem puren filmischen Erlebnis (welches sowohl atmosphärisch als auch formell auf dem allerhöchsten Niveau anzusiedeln ist), denn wie gesagt, man geht hier ungewöhnlich gleichberechtigt vor, rückt Deutschland nicht in den Vordergrund und gönnt selbst den schwarzen Gewinnern ihren Triumph.
Und ja, wir reden von derselben Leni Riefenstahl, die drei Jahre zuvor voller Faszination Hitlers Reden um einen Rausch aus Fahnen, marschierenden Quasi-Soldaten und zum Gruß erhobenen rechten Armen inszenierte.
Während der meisten Zeit ist "Olympia" eine Reportage über den Verlauf der einzelnen Disziplinen.
Für mich als nicht unbedingt dem Sport zugetaner Zuschauer waren die meisten Wettbewerbe aber dennoch interessant anzusehen, wenngleich ich den gewöhnlichen Fernsehübertragung nicht allzu viel angewinnen kann.
Der Unterschied war die packende und unmittelbare, und auch gefilterte Art und Weise, wie Riefenstahl die Sportwettkämpfe auf die Leinwand brachte.
Zunächst einmal scheinen die Kameras extrem nah am Geschehen zu sein, und erzeugen somit ein Gefühl von Anwesenheit des Betrachters. Es sind teilweise, wo eben möglich, sogar die Gesichtsausdrücke der Teilnehmer erkennbar.
Ein weiterer, großer Pluspunkt ist der Schnitt. Riefenstahl war einer Pionierin in Sachen Stilmittel, die wir heute als selbstverständlich erachtet. Auch das ist ihr zuzugestehen.
So setzte sie exzessiv in ihrer Abspielgeschwindigkeit variierende Superzeitlupe ein. Und das Geniale daran ist, dass sie damals schon wirklich flüssig aussah. Kein abgehaktes Bild-für-Bild, nein, eine sich durchgehend bewegende Verlangsamerung des Gefilmten. 1938.
Dies diente wohl zum Einen dazu, dass es nicht langweilig wird (die zackig geschnittenen Hochsprünge wurden z.B. von Aufnahme zu Aufnahme langsamer, was in einem Spannungsaufbau und einer Stilisierung resultiert), und zum Anderen, dass man die Leistungen der Teilnehmer im Detail erkennen kann, was es für mich als Zuschauer wesentlich spannender macht, als einem meterweit entfernten Kämpfer zuzusehen.
Wovor Riefenstahl ebenfalls nicht zurückscheut, ist, einzelne Disziplinen auf das Wesentliche zu reduzieren, während andere als kunstvolles Spektakel ausgeschlachtet werden.
Was mir auch bei ihren Propagandawerken auffiel, kommt auch hier wieder zur Geltung: wenn sie etwas wirklich begeistert, dann kann sie diese Begeisterung perfekt auf den Film übertragen. Das macht z.B. 'Triumph des Willens' so gefährlich und manipulativ, andererseits aber auch wieder zu einem tollen cineastischen Erlebnis.
In "Olympia" äußert sich das darin, dass einige Kämpfe euphorisch und beinahe in voller Länge gezeigt werden. Hier werden die einzelnen Teilnehmer gezeigt, die Darbietungen selbst in den Himmel zelebriert, der Kommentar des Moderators stets lauthallend drinbehalten und natürlich der Sieger gebührend gefeiert.
Das dürften bei ihr vor Allem Leichtathletik, insbesondere alles, was mit Hochsprung zu tun hat, als auch das Pferderennen, sowie die Turmspringer sein. Tatsächlich sind das dann auch die Segmente, die ich als Zuschauer am Packendsten fand. Außer letztere, da ich nicht genau weiß, auf was es bei dieser überaus schön anzusehenden Parade von Wasserplanschern überhaupt ankommt. Ist aber, wie gesagt, von der Regisseurin eher als Choreografie und Bilderrausch angelegt, als als Reportage über die Sportart. So werden die Bilder geloopt, gespiegelt, zurückgespult, etc.
Disziplinen, die Riefenstahl wohl weniger gefallen, sind wohl Fußball, diverse Zehn- bzw. Fünfkampfunterpunkte oder Hürdenläufe. Diese sind allesamt nur kurz und oberflächlich abgehakt, und oftmals ist das Geschehen und dessen Ausgang nur durch den Kommentator wirklich ersichtlich. Das sind dann die Segmente, die die Filmemacherin wohl am Liebsten garnicht in ihr Werk aufgenommen hätte, da sie für das Filmerlebnis gesehen wenig hergeben - es aber wahrscheinlich tun musste, da von einem Film über Olympia eine Abarbeitung aller Wettkämpfe gewünscht war.
Generell ist das für Fans der Sportarten zwar etwas ärgerlich, für den Film an sich aber kaum ein Faux Pas.
Tatsächlich ist das, was man letztlich vom Film behält, wie überaus mitreißend sie die olympischen Spiele hier auf die Leinwand brachte.
Unmittelbar, und doch immer mit dem Hang zur Prestige und zum dramatischen Aufbau. Das macht das Werk selbst für Sportunerfahrene wie mich zu einem hochtrabenden Spektakel.
Der Abschluss ist dann nochmal ein finales Meisterwerk für sich, bei welchem die Regisseurin noch einmal zeigen kann, wie gut sie doch selbst eher dokumentarische Werke zu einem Rausch machen kann. Die 2 Jahre, die sie im Schneideraum verbrachte, um selbst aus 400000 Metern Film ihr letztliches Werk zu cutten, haben sich gelohnt.
"Olympia" ist ganz groß - und das kommt wie bereits erwähnt von jemandem, der mit Sport eigentlich garnichts am Hut hat.
Das war er also, mein erster Ingmar Bergman-Film.
Abgesehen davon, dass ich mittlerweile noch einen weiteren gesehen habe, kann ich schonmal versprechen, dass es nicht der letzte sein wird.
"Das siebente Spiegel" spielt im 12. Jahrhundert, und ist um den Einbruch der Pest herum aufgebaut, die das Geschehen und die Ängste der Bevölkerung weitgehend bestimmen.
Ist es eine Krankheit? Oder gar die Apokalypse? Ist der Tag des jüngsten Gerichts gekommen?
Ein Ritter wird vom Tod verfolgt, doch weigert sich, abzutreten.
Er weiß, seine Zeit ist bald gekommen, doch er muss noch herausfinden, ob es einen Herrgott gibt - ohne die Antwort auf diese Frage kann er keine Ruhe finden.
Er schließt eine Vereinbarung mit dem Teufel: sie sollen eine Partie Schach miteinander spielen.
Er würde definitiv leben, solange das Spiel andauert, und sollte er gewinnen, würde den Tod ihn nicht holen.
Der Ritter begibt sich auf eine Reise, um der Pest zu entkommen, und nimmt auf seinem Wege mehrere Leute mit, die sich seinem Pfad anschließen.
Doch immer auf ihren Fersen befindet sich der Tod, und wartet darauf, zum Schachzug zu kommen...
"Das siebente Siegel" ist ein Kunstfilm. Damit meine ich freilich das Genre, denn Kunst ist ja schließlich jeder Film. Jedenfalls ist dieser Filmstil wohl der, mit dem ich am Meisten Probleme habe, denn viele Vertreter scheinen ihren Intellekt nur vorzutäuschen - da sagt man irgendetwas besonders Unverständliches, dass am Besten noch außerordentlich pessimistisch ist oder mit der Mentalität des Menschen zu tun hat, und schon kann man leicht als intelligent durchgehen. Jedoch ist das allein keine Kunst.
Beispiel: "Die menschliche Rasse fließt wie vergossene Milch auf dem Frühstückstisch der Unterschicht."
Seht ihr. Kann man prima zitieren, ist aber absoluter Schwachsinn.
Ich kann aber definitiv sagen, dass "Das siebente Siegel" WEIT, WEIT weg von derartigen Filmgurken anzusiedeln ist. Es soll Autorenfilmer geben, die wirklich etwas zu sagen haben, zwar etwas gewählter sprechen, aber nicht aufgesetzt blumig klingen wollen, Kreativität zu bieten haben und es nicht nur darauf anlegen, unverständlich zu sein - und es soll tatsächlich echte Philosophie existieren, was ich nach all der Pseudophilosophie schon fast vergessen hätte.
Bergmans Film macht auf jeden Fall alles richtig, was man in diesem Genre richtig machen kann.
Seine Geschichte ist zwar nicht für den Mainstreamgeschmack gemacht - ich bezweifle, dass man in den 50ern mit diesem Werk Massen anlocken konnte - aber nicht darauf aus, unverständlich zu sein oder extremst verworren.
Der Film geht runter wie warme Butter und wartet mit Fragen auf, mit denen sich sicher jeder irgendwie identifizieren kann.
Die zentralen Themen hier sind Religion und die Auseinandersetzung mit dem Tod, der hier in Form eines wiederkehrenden und agierenden Charakters personifiziert wird, vor dem historischen Hintergrund der Pestepidemie.
Es herrscht eine allgemeine Unruhe, in der die einen lediglich große Angst vor einer höchst ansteckenden Seuche haben, während die anderen eine biblische Katastrophe und die Beendigung jegliches Leben näherkommen sehen. Und jeder scheint in Furcht zu leben.
Viel positives biete diese Zeit nicht, da freut es mich auch sehr, dass unter der immer ansteigenden Anzahl der Reisenden mit der Schauspielerfamilie eine recht lebensfrohe Truppe im Film Platz gefunden hat.
Der Ritter stellt sich Fragen, die zwar abstrakt sind, und zeugt, wie für das Mittelalter üblich, von einer hohen Gläubigkeit, was Himmel, Hölle und Schicksal angeht. Der Trumpf hierbei ist, dass Ideen und Denkansätze gegeben werden, zu denen aber nicht nur religiöse Leute Zugang finden können, und dass sie bodenständig sowie bis heute fest in den Köpfen der Gesellschaft verankert sind.
Es gibt eine Nebenfigur, deren Taten zwar heldenhaft erscheinen - er rettet eine Frau und bestraft deren Peiniger - der aber in seiner Anschauung und seinen Aussagen oftmals mindestens genauso grausam ist - er weist die Frau daraufhin, dass er sie ruhig hätte vergewaltigen können, es aber nicht tun würde, da er (salopp gesagt) nicht darauf steht, fordert sie aber auf, als Dankeschön als Hausfrau bei ihm zu arbeiten, falls seine Frau inzwischen von den Pest geholt worden wäre.
"Das siebente Siegel" ist, denke ich, ein realistisches Abbild der damaligen Zeit.
Natürlich werde ich das nie genau wissen können, aber ein gewisses Maß an Authentizität ist dem Werk nicht abzusprechen. Die Denkweise der Leute, ihre Betrachtung, wer angesehen ist, wen man schikanieren darf, in welcher Situation, was ehrenhaft ist und was nicht, die sozialen Stände und die Rollenbilder, sowie der Bezug zu Religion und Teufel - eine Frau gilt als besessen - werden wohl ziemlich so stimmen.
Der Film fesselt nicht zuletzt durch eine überaus gute Atmosphäre, die sich unter Anderem in Sprache, Verhalten, Kleidung, Baustil und auch Musik äußert.
Hinzu kommt noch, dass das Werk durch sein Erzähltempo und seine Geschichte (die Hauptstory, sowie eine Vielzahl an kleinen Nebengeschichten, die einen Querschnitt der damaligen Gesellschaft darstellen und somit für ein breites und weitläufiges Bild der Mentalität dieser Epoche sorgen) eine enorme Spannung und Faszination aufbauen.
Letztlich ist die zentrale Prämisse doch jene, wie Leute in Situationen eines bald auftretenden und unvermeidlichen Todes agieren. Und das ist immer spannend, weil greifbar, und durchaus ein Thema, über das es sich zu sprechen lohnt, und welches absolut generell relevant ist.
Was ich zuguterletzt an diesem Werk noch sehr zu loben gedenke, ist die Darstellung des Todes.
Er sieht zwar auf den ersten Blick unheimlich und düster aus, kann hart und gefinkelt, und letztlich auch unvermeidlich sein, aber ist er wirklich böse?
Tatsächlich hat es mich überrascht, wie der anthropomorphe Tod hier gezeigt wird. Als Taktiker, und als stets hinter einem her, aber nicht als Bedrohung, und auch nicht wirklich als grausam. Er tut seine Pflicht. Er muss sie tun, und er ist darin hart. Aber wird nicht als eine Art Gottheit dargestellt, oder als Dämon. Tatsächlich wirkt seine Figur sogar sympathisch, und keineswegs als Ausgeburt der Hölle.
Er macht durch die Gespräche das Loslassen sogar etwas leichter.
Ich glaube, die Aussage des Films soll vielleicht sein: lebe, solang du kannst, aber versuch nicht, dem Unausweichlichen wegzulaufen. Jeder muss einmal gehen, geh lieber im Frieden mit dir selbst als in Angst.
"Das siebente Siegel" war der erste Film, den ich von Ingmar Bergman gesehen habe, und ein voller Erfolg.
Intelligent, gut gemacht, kreativ und atmosphärisch. Und vor Allem wirklich nachdenklich.
So funktioniert gutes Arthauskino. Und davon möchte ich auch mehr sehen.
Als großer Fan von Stanley Kubrick, der ihn für einen der besten, wenn nicht gar den besten Regisseur aller Zeiten hält, war es für mich natürlich ein Muss, sein Erstlingswerk zu sehen, "Fear and Desire".
Es gilt als der unbekannteste Werk im Schaffen des Filmemachers, und er selbst hat sich später davon disranziert, bezeichnete seinen dritten Spielfilm 'Die Rechnung ging nicht auf' (übrigens einer der zwei Filme, die ich vom Meister noch nicht gesehen habe...) als sein Debut.
Dennoch konnte er die Verbreitung des Werks nicht wie gewollt verhindern.
"Fear and Desire" aus dem Jahre 1953 handelt von einem fiktiven Krieg, der in einem unbekannten Land spielt. Eine Gruppe von Soldaten ist abgestürzt und möchte fliehen - doch zuvor wollen sie noch einen nahe gelegenen General ausschalten.
Der Streifen dauert nur etwa 60 Minuten, und hinterlässt außerdem den Eindruck, dass gut eine halbe Stunde an Einleitung fehlt, um die Zusammenhange zu verstehen und die vier Protagonisten kennenzulernen.
Ist ja auch egal, damit könnte ich leben, wäre das der einzige Makel. Man hatte eben nur begrenzte Möglichkeiten.
Der Film strotzt nur so vor pseudophilosophischen, bedeutungsschwangeren, übersymbolischen, unnötig blumigen, sowie falsch gehoben und intellektuell klingenden Dialogen, die aber bei näherer Betrachtung enorm inhaltslos und absolut sinnfrei sind.
So wird der Film nur unnötig anstrengend.
Es gibt Philosophie und Pseudophilosophie: erstere sagt etwas aus, oder stellt Fragen, verpackt diese aber ab und an in einer etwas geschwolleneren oder kitschigeren Formulierung. Mag ich gern. Da denkt man auch gerne darüber nach.
Zweitere ist ebenfalls genau auf dieselbe, nicht sofort verständliche Art und Weise formuliert - ohne aber auch nur irgendetwas zu bedeuten.
Auch Pseudophilosophie kann Spaß machen: 'Cosmopolis' war durchaus amüsant, auch, wenn nicht ganz so, wie er es vielleicht wollte. Aber sie kann auch furchtbar nerven. Und das tut sie zumeist. Denn wer will sich schon durch ein Dickicht aus unverständlichen Sätzen kämpfen, wenn man eigentlich einer Storyline folgen will.
So ist das auch hier. "Fear and Desire" hätte ja eine interessante Prämisse - im Krieg, also in einer Extremsituation, werden die Urtriebe aktiviert. Daraus entsteht in weiterer Folge Angst und Begierde.
Eine Szene im Film finde ich auch sehr gelungen - es ist die Sequenz, in der die Frau an den Baum gefesselt ist. Der bewachende Soldat beginnt langsam durchzudrehen, währenddessen seine Triebe immer weiter die Oberhand gewinnen. Die Frau bleibt stumm und rührt sich nicht - und treibt ihn dadurch noch mehr in den Wahnsinn.
Da ist Kubrick eine sehr gute Szene gelungen.
Tatsächlich liegt das Wohl an 2 Gründen: zum Einen lebt die Stelle vor Allem durch die Atmosphäre, und zum Anderen stört es hier nicht, dass der Monolog merkwürdig klingt, da der Sprechende ohnehin den Verstand verloren hat.
Kubrick ist kein Vorwurf zu machen, dass der Streifen misslungen ist.
Er hat ihn anders die meisten seiner großen Filme nicht selbst geschrieben, sondern lediglich inszeniert. Und die Regie betreffend gibt es auch garnichts zu meckern.
Lediglich dieses affige, pseudointellektuelle und eigentlich aber schwachsinnige Drehbuch...
Es ist so etwas von ärgerlich, sich 1 Stunde lang einen Film ansehen zu wollen, bei dem es absolut unverständlich ist, was gesprochen ist, dann ewig lang über die einzelnen Sätze nachzudenken, um den Sinn nachvollziehen zu können - und dann zu dem Schluss zu kommen, dass dieser garnicht vorhanden ist.
Hier mal ein paar meiner Lieblingszitate aus dem Werk, aus dem Gedächtnis heraus (mam darf mich verbessern!):
"Wir verbringen unser ganzes Leben damit, unsere wahren Namen zu suchen. Kein Mann ist eine Insel? Das war vielleicht vor der Eiszeit so. Dann ist der Gletscher geschmolzen und wir sind Inseln."
"Seht die Bäume - sie sind alle nackt!"
"Ich hatte solche Angst als würde ich meine Urgroßmutter beim Sterben küssen."
"Kalter Eintopf auf einer brodelnden Insel - das war gerade die perfekte Definition des Krieges."
Es soll sich klug anhören, als hätte man ausgiebig und kritisch mit der Welt auseinandergesetzt, im Endeffekt ist es doch nur heiße Luft.
Man hört es förmlich, wie der Drehbuchautor sich nach jedem zweiten Satz dachte: "Mann, war das genial!"
Im Gesamtkontext ergeben diese scheinbar als Zitatsammlung angelegten Mono- und Dialoge noch weniger Sinn.
Ich kann mir zwar vorstellen, dass man im Krieg allerlei wirres Zeug zusammenredet, dass man aber zum altklugen Philosophen mutiert, dessen Wortergüsse dazu noch mehr Schein als Sein darstellen, bezweifle ich aber stark.
Zum Debut von Stanley Kubrick muss ich sagen: regietechnisch ist der Film einwandfrei. Dass er misslungen ist, ist nicht sein Verdienst. Und aus seiner späteren Filmografie, die beinahe ausschließlich aus Meisterwerken besteht, wissen wir bereits, dass er von seinem Beruf wahnsinnig etwas versteht. Für das Drehbuch hier kann er ja nichts, und er wird froh gewesen sein, mal bei einem Spielfilm Regie zu führen.
Aber jetzt ganz ehrlich: wenn dieser Film als Gesamtwerk meine erste Begegnung mit Kubrick gewesen und nicht '2001'... ich wüsste nicht, wie das mit uns weitergegangen wäre.
Kein Wunder, dass er später alles daran setzte, dieses Werk ungeschehen zu machen.
Für Fans des Filmemachers, wie auch ich es bin, trotzdem nicht uninteressant, zu sehen, wo der Großmeister mal angefangen hat.
Allen anderen sei empfohlen, erst bei seinem zweiten Werk, 'Der Tiger von New York' zu beginnen, hat man vor, seine Filmografie chronologisch abzuarbeiten.
Liebe Communty,
aufgrund von zeitlichen und technischen Problemen kann es sein, dass der Blog um den 3. Teil der Top30 erst morgen kommt.
Ich wünsche dennoch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und ein schones Feuerwerk!
Was hab ich nicht mitbekommen, was war los?
Wer denkt, Remakes seien eine neumodische Erfindung, der wird staunen, wieviele (teils recht bekannte) Filme der 50er zumindest in Grundzügen auf bereits veröffentlichten Filmen basieren.
Die Geschichte von "Die oberen Zehntausend" wurde bereits 16 Jahre zuvor unter dem Titel 'Die Nacht vor der Hochzeit' mit Katharine Hepburn, Cary Grant und James Stewart in den Hauptrollen perfekt verfilmt.
Mit Grace Kelly, Bing Crosby und Frank Sinatra in besagten Rollen, sowie Louis Armstrong in einer zusätzlichen Nebenrolle als er selbst, ist diese Adaption des Stücks ähnlich hochkarätig besetzt wie das Original.
Die Story stimmt mit der der Erstverfilmung nahezu perfekt überein.
Daisy Cord ist eine reiche Dame und Mitglied der High Society, deren zweite Hochzeit gerade das Nummer-1-Thema der Presse ist.
Diese ist in Form der Journalisten Connor und Imbrie geschickt auf die Party am Vortag der Trauung eingeschläust worden.
Und auch Daisys erster Ehemann Dexter findet seinen Weg auf die Feier - und das, obwohl der stürmische, lebhafte Ex so garnicht in den auf Sitte und Anstand bedachten Lebensstil der oberen Zehntausend passen will...
Was man dem Film sehr zugute halten muss, ist, dass obwohl er die Geschichte des Originals mit allen Wendungen und Charakteren weitgehend übernimmt, er doch recht eigenständig in Sachen Dialog und Witz daherkommt, und nicht versucht, eine 1:1-Kopie der Vorlage zu sein.
Offensichtlich lag nur die Story dem Streifen zugrunde, während die einzelnen Szenen originell und erfrischend daherkommen.
Trotzdem finde ich, dieses Werk erreicht nicht annähernd die Qualität der ersten Verfilmung aus dem Jahre 1940.
Dafür ist nicht zuletzt der Transfer ins Musicalgenre verantwortlich, der zeitweise etwas zu sehr auf seine Stars zugeschnitten wirkt, und sich nicht immer in den Streifen einfügen will.
Man merkt dem Endergebnis an, dass die bühnenreifen Revuenummern erst nachträglich hinzugefügt wurden, und der Stoff nicht als Musikfilm konzipiert war.
Teilweise kommt dadurch auch der Humor etwas zu kurz, der zwischendurch immer wieder erstrahlt - das Drehbuch gibt ja auch genug her.
Tatsächlich verlangsamen die Lieder das rasante Tempo doch ein wenig, was noch dadurch verstärkt wird, dass neben der gewaltigen Stimme von Armstrong, der gleich zu Beginn den Titelsong singt, auch die großen Sänger wie Crosby und Sinatra etwas blass aussehen, die aber die meisten Gesangseinlagen zum Besten geben.
Allgemein erscheint "Die oberen Zehntausend" ein Bisschen wie die amerikanische Version einer Heimatkomödie, ist eher ein Revuefilm als eine feinfühlige Screwballcomedy.
Der Charme der wunderschönen Geschichte um Schein und Sein und den Spaß am Leben erscheint auch nebensächlich, und steckt hinter der Absicht, ein schnelles Vergnügen mit Singen, Tanzen und flottem, aber oberflächlichen Humor zu sein, zurück.
Von 'Die Nacht vor der Hochzeit' war ich nachhaltig beeindruckt - als Komödie und auch als Film generell.
Dort gab es neben dem beißend intelligenten, und auch turbulenten Humor auch ein wunderbares Drehbuch mit pointierten Situationen und ordentlich Schmackes, mit viel Fingerspitzengefühl geschriebene Charaktere und punktgenau agierende Schauspieler, die dem Geschehen Herz und Seele verliehen.
Alles war sehr fein und charmant inszeniert, sowie richtig dosiert.
'High Society', so der Originaltitel dieses Werks, hingegen ist von vorn bis hinten als turbulenter und mäßig hintergründiger Unterhaltungsfilm inszeniert, der - ganz so wie im deutschsprachigen Raum etwa die Filme mit Peter Alexander - ausschließlich den Zweck erfüllen soll, dem Publikum eine kurzweilige und sorglose Zeit zu bereiten.
Das gelingt insofern, als dass der Film ganz gut unterhält, ist allerdings auch nicht das große cineastische Highlight, und der ersten Verfilmung definitiv unterlegen.
Kann man sich aber definitiv ansehen, ist ein harmloser, gut aufgelegter Film.
Filme wie "Die Nacht vor der Hochzeit" sind mit ein Grund, warum ich Filme liebe, und vor Allem zeigen sie mir, wie man mit wenigen Mitteln ganz große Unterhaltung bringen kann.
Das Werk spielt nahezu ausschließlich in einem Haus, bietet keine besondere Tragik, reißerische Spannungselemente oder Action, und schafft es vollends, nur durch seine Schauspieler, feurige Dialoge und tolle Situationskomik dem Publikum das größtmögliche Vergnügen zu bieten.
Tracy Lord ist eine reiche Dame und Mitglied der High Society. Vor 2 Jahren trennte sich die verwöhnte, stets auf Sitte und Tugend bedachte Frau von ihrem lebhaften Ehemann Dexter, der durch seine stürmische Art wohl doch nicht ganz ihrem Lebensstil entsprach.
Nun aber scheint sie in George den passenden Gatten gefunden zu haben, der den perfekten Vorzeigesnob darstellt - ein gefundenes Fressen für die Presse.
Diese ist in Form der beiden Journalisten Connor und Imbrie auch perfide eingeschmuggelt worden - denn Dexter hat nicht vor, seine Ex einfach so abzugeben, und so zieht er die Fäden bei einem gefinkelten Plan, die Nacht vor der Hochzeit so turbulent wie möglich zu gestalten, sodass selbst die prüde Tracy aus ihrer Schickimicki-Fassade herausbrechen muss...
Mit Cary Grant, Katharine Hepburn und James Stewart mehr als hochkarätig besetzt geben sich in diesem abwechslungsreichen Stück Komödie drei meiner Lieblinge aus der klassischen Hollywoodära die Ehre, und liefern drei wirklich außerordentlich gelungene Darbietungen ab, sowohl im nüchternen, als auch im betrunkenen Zustand.
Durch den Charme aller Beteiligten wird das heitere Treiben zu einer amüsanten Tour in bester Screwballtradition, die Freunden von gepfefferten Wortgefechten, Humor rund um Boulevardjournalismus und brenzligen Situationen ordentlich etwas zu bieten weiß.
Diese rasante Nacht vor der Hochzeit wird bestimmt keiner so schnell vergessen.
Abgesehen davon ist "The Philadelphia Story", so der Originaltitel, einfach ein wunderschöner, hochwertiger Film.
Aus einer Zeit stammend, in der man Komödien und ernste Filme noch nicht trennen musste, sondern alle Genres das selbe Niveau erreichen konnte, handelt es sich um eine liebevoll geschriebene und gespielte Geschichte um Schein und Sein, Anstand und Herzenswünsche, die Findung des Selbst und die Akzeptanz von Fehlern anderer, und auch der eigenen Person.
Katharine Hepburn legt eine absolut hinreißende Performance an den Tag, in der sie sich von einer beherrschten, schnippisch beißenden High Society-Braut - sowohl dank der männlichen Anwesenden als auch durch den Alkoholkonsum - in eine wilde, spaßige Abenteurerin verwandelt.
Cary Grant, mein Lieblingsschauspieler der klassischen Ära, gibt seine gewohnte Rolle als sympathischer Charmeur, der aber auch offen herausquatscht, was er sich denkt und durch seine Impulsivität oftmals unbemerkt im Hintergrund das Geschehen ausgiebig mitbestimmt.
James Stewart als intellektueller, aber erfolgloser und daher am Boden gebliebener, wie offenherziger Reporter hat vollkommen zurecht seinen Oscar verdient und sorgt vor Allem durch seine aberwitzige Darstellung als betrunkener, um nicht zu sagen sturzbesoffener Werber für allerhand Wirbel im Hause Lord.
"Die Nacht vor der Hochzeit" ist ein wahrer Klassiker.
Er bietet Witz, eine perfekt agierende Starbesetzung, sowie eine pointierte und liebenswürdige Geschichte, voller schöner Details in Hülle und Fülle.
In diesem Film schlägt ein Herz, er besitzt Seele und das merkt man ihm an.
Wundervolle Unterhaltung auf höchstem Niveau, die einem den Tag durchaus verschönert.
Toller Film, den jeder mal gesehen haben sollte.
Aber bitte, BITTE heute das viel zu unbekannte Rassismus- und Homophobie-Drama "Dem Himmel so fern" ansehen!
Barbara Stanwyck.
Eine Frau, eine Schauspielerin, die mir in den letzten Monaten immer wieder unterkam, und die ich für eine absolut große Darstellerin halte.
Sie muss ihrer Zeit eine der führenden Hollywoodstars gewesen sein, hat Kinosäle gefüllt, war ein wahrer Kassenmagnet und zog Publikum wie Kritiker in ihren Bann.
Eine Zeit lang war sie gar die bestbezahlte Schauspielerin überhaupt.
Und was ist heute?
Nicht nur scheint ihr Name heute weitaus weniger bekannt, auch ihre Filme haben es - mit Ausnahme des Billy Wilder-Thrillers 'Frau ohne Gewissen' - nicht wirklich geschafft, langfristig Kultstatus zu erreichen, und sind eher Geheimtipps, die es erst zu entdecken gilt.
Wie ihr aber sicher schon wisst, bin ich jemand, der gern irgendwelche unbekannten Filme ausgrabt und sie präsentiert.
Hinter dem reichlich absurden deutschen Titel "Du lebst noch 105 Minuten" (der Film spielt laut Angabe in Echtzeit, dauert aber nur 84 Minuten) steckt der markabere Psychothriller 'Sorry, Wrong Number', in dem die durch eine Krankheit ans Bett gefesselte Leona durch eine Fehlschaltung einen Mordplan an einer Frau mithört.
Ihr Mann Henry ist nicht zuhause, und es kommt ihr der Gedanke, dass er in die Sache verwickelt sein könnte.
Durch eine Reihe von Telefonaten mit allerlei Bekannten fügt sich das erschreckende Puzzle Stück für Stück zusammen...
Der Film spielt nahezu ausschließlich in Telefongesprächen, die sich in Rückblenden verwandeln, und somit, obwohl der Streifen eigentlich nur in ein paar Zimmern spielt, die Figuren immerzu am Hörer hängen, und dies auch eigentlich in Echtzeit dargestellt wird, das Gefühl einer groß angelegten Kriminalstory vermittelt wird.
Das Gelungene hierbei ist, dass immer nur Fragmente erzählt werden, und wir wie unsere Protagonistin die Geschichte nicht von Anfang an kennen.
Nach und nach kommt Klarheit in die Sache; diverse mysteriöse Beobachtungen von Außenstehenden ergeben erst in weiterer Folge Sinn.
Es entsteht hierbei eine enorme Spannungssteigerung bis zum Ende.
Wir spüren förmlich, wie sich mit jedem Teil der Geschichte die Lage immer mehr zuspitzt.
Je mehr wir wissen, desto mehr merken wir, dass wir der Lösung näherkommen, was dahintersteckt, bis dieses eine letzte, zentrale Puzzleteil ganz zum Schluss eingefügt wird und somit das Gesamtbild preisgibt.
Währenddessen wissen wir aber auch, dass die Zeit bis zur Ausführung des Mordplans immer näherrückt, und das gesamte Geschehen unter enormem Zeitdruck stattfindet.
Regisseur Anatole Litvak versteht etwas davon, seinen Film wirklich packend und bis zum Ende hin durchwegs interessant zu gestalten, und die Spannungskurve mit zunehmender Laufzeit immer weiter anzuheizen und zu steigern.
Dabei steht er seinem weitaus bekannteren Kollegen Alfred Hitchcock in nichts nach, und zeigt ein besonderes Gespür für Aufbau und Nervenkitzel.
Unter seiner Regie wird Barbara Stanwyck zu Höchstleistungen getrieben, und spielt in der Gegenwart gekonnt die zunächst verängstigte, und im weiteren Verlauf auch immer panischer werdende Leona, während ihre Rolle in den Rückblicken nicht immer ganz so sehr die des Opfers zu sein scheint.
Ihre große Kunst ist es, Charaktere zu spielen, die sich nicht ins Gut-Böse-Schema einfügen wollen.
Sie war hierfür auch zurecht oscarnominiert.
Der Film kommt an sich eher düster daher, bietet Elemente aus Psychothriller, Film Noir, Horror und auch leicht dramatische Einflüsse.
Es ist ein klassisches Midnight Movie, ein Film wie ein Groschenroman aus den 40ern, eine Crime Story, die damals Erwachsene in ihre Kinositze einsinken ließ und für ausgefranste, abgekaute Nägel zuhauf sorgte.
Und das auf sehr hohem filmischen Niveau.
"Du lebst noch 105 Minuten" ist vielleicht ein Gegeimtipp, aber sei Fans alter Thriller sehr empfohlen, da er ein Zeugnis der hohen Qualität ist, die derartige Filme seinerzeit annehmen konnten, und spielt in der selben Liga wie einige heute bekanntere Genrevertreter dieser Ära, und schlägt sie zum Teil sogar.
Er ist rundum gelungen, und bietet neben einer hochtrabenden Inszenierung, perfekter Schauspielführung und einem interessanten Plot auch eine Grundstimmung, die so schnell niemanden kaltlässt.
Mir in Vergessenheit geratene, alte Filme aus den Zeiten des klassischen Hollywoods anzusehen, fühlt sich an, als würde ich eine antike Schatztruhe öffnen.
Und zwar keine voll mit Gold, mehr eine Kiste mit ganz gewöhnlichen Alltagsgegenständen. Und zwar wegen der damit verbundenen Reise in eine längst vergangene Zeit.
Es sind Artefakte, die über die Jahre soviel mitgemacht haben, die vergilbt sind, oder fragil wurden, und trotzdem immer noch ihren Charakter nicht verloren haben.
Vielleicht fiel der Gegenstand einmal hinunter, und hatte einen Kratzer - und dieser Kratzer ist auch über all diese Endlosigkeit immer noch da. Allerdings haben sich noch andere Kratzer hinzugesellt und die Farbe ist verblasst.
Marlene Dietrich, die hier die Hauptrolle spielt, kennt jeder, der sich auch nur irgendwie mit Filmen beschäftigt.
Wie viele der großen SchauspielerInnen der klassischen Zeit aber scheint ihr Name berühmter zu sein als ihr Schaffen.
Elizabeth Taylor, Katherine Hepburn, Bette Davis, Marilyn Monroe - die großen Stars der damaligen Zeit, die man heute noch kennt. Aber seid ehrlich: wieviele bekannte Filme von ihnen kennt ihr?
2, 3, 4? Und jetzt gleicht das einmal mit den immensen Output dieser Darstellerinnen ab. Wieviele Filme bleiben dem Großteil der Welt vorenthalten...
Marlene Dietrich hinterließ der Welt 'Zeugin der Anklage' und 'Das Urteil von Nürnberg', die sie unsterblich machten und mit denen sie immer in Verbindung gebracht werden wird. Sie gehören zum Filmkanon, den jeder Filmenthusiast mühsam abarbeiten will. Ich zunächst auch.
Und trotzdem macht es mir Spaß, mir auch einfach mal Zeit zu nehmen, die Nostalgiekiste zu öffnen und ein wenig in der Zeit zu stöbern, die solange vor meiner Geburt lag und doch soviel Zauber hervorrief, der heute angestaubt wirkt, aber immer noch funkelt.
Die Zeit der Traumfabrik eben.
So, ich habe viel gesagt, und doch wenig über dieses bescheidene, kleine Filmchen aus dem Jahre 1935.
Genau genommen hab ich nur erwähnt, wer die Hauptrolle spielt.
Aber es ist wichtig, all das zu erwähnen, um zu erklären, warum mir dieser kleine, überschaubare Film so gut gefallen hat.
Marlene Dietrich schlüpft hier in die Rolle einer spanischen Sängerin, die die Männer wild macht, sie in ihren Bann zieht, finanziell aussaugt und sich vom Staub macht - und dann wieder von vorne beginnt, wahlweise beim selben Mann.
76 Minuten dauert der Spaß, er ist simpel gestrickt und zuweilen übel melodramatisch. Und extrem unterhaltsam.
Dietrich spielt ein feuriges und bittersüßes Schmierentheater, welches schon klebt, so überzogen ist es, und tut dies mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass man ihr einfach von der ersten Minute an verfallen muss.
Es kommt vor, dass man lacht, und das ist sicher nicht immer gewollt, aber hey, Spaß und Vergnügen, dazu wurde Kino erfunden.
Sobald der Vorspann erschien und der Name Marlene Dietrich in einer wunderbar veralteten Schrift über meinen Bildschirm flimmerte, hatte mich der Film bereits.
Alles was dann folgte, war wie Gin für einen Alkoholkranken - genau das, was ich wollte.
Schön eingerichtet, altmodische Kleidung, altmodisches Spiel, altmodische Dramaturgie.
Ein Fest der alten Schule.
Vielleicht bin ich auch romantisch verklärt.
Ich bin mit sicher, ich könnte auch einen ebenso langen Verriss des Films schreiben, den tatsächlich ist dies sicher ein schöner Kassenschlager gewesen, der seiner Zeit mal etwas Geld einbrachte, und dann die nächsten 80 Jahre lang komplett von der Bildfläche verschwand, da er sicherlich nie die Absicht hatte, ein Meisterwerk zu sein -aber ich will nicht.
Warum? Weil er mir unheimlich viel Freude und Vergnügen bereitet hat.
Weil er Charme besitzt und ihm sein Alter gut steht.
Und weil das das wahre Hollywood der klassischen Ära war.
Denkt mal nach:
'Casablanca', 'Vom Winde verweht', 'Ben Hur', 'Citizen Kane' - es sind die großen Highlights. Sie gingen in den heutigen Filmkanon ein, weil sie etwas bewirkten, etwas vollkommen Neues waren, Rekorde brachen, Kassenschlager waren, Schlagzeilen füllten, inhaltlich oder stilistisch ihrer Zeit voraus waren oder einfach so dermaßen brillant waren, dass sie jeder mochte.
Aber das war nicht alles.
Wieviele unzählige Filme hat Hollywood damals hervorgebracht, die heute niemand mehr kennt, obwohl Stars mitspielen? Die nicht derartiges Kultpotenzial besitzen?
Für alle, die immerzu meinen, dass die damalige Filmlandschaft mehr große Filme hervorbrachte als der ganze Schrott heute: fragt euch nochmal, ob ihr nicht nur die Spitze des klassischen Hollywoodeisbergs kennt, aber dennoch ALLE heutigen Streifen einrechnet. Es steht in keiner Relation zueinander.
In meiner Schatzkiste habe ich unter Anderem "Der Teufel ist eine Frau" gefunden.
Ein kleines, recht kurzes Melodram voller spanischer Klischees, mit einer überzogenen Marlene Dietrich, sowie einer zu aufgetakelten Aufmachung.
Es war eine schöne, kurze Reise ins Kino vor 80 Jahren. Ich wäre gern dabei gewesen, als der Film damals auf der großen Leinwand lief.
Aber auch so war es toll, und ich konnte den Zauber der damaligen Filmindustrie spüren...
...im selben Jahr gab es auch in Dietrichs Herkunftsland einen bedeutenden, aber weitaus weniger charmanten Film.
Was dann geschah, muss ich wohl nicht erwähnen.
Und irgendwie ging "Der Teufel ist eine Frau" unter der Masse an größeren Filmen, die die Zeit hervorbrachte, völlig unter. Verstaubte, verblasste.
Naja, jetzt wird's Zeit für die Heier.
Also klapp ich meine Schatzkiste zu, leg mich ins Bett, und frage mich, was ich wohl nächstes Mal in ihr finden werde - und welche Geschichte das verbeulte, alte Ding wohl erzählen wird.
Ich habe einmal geschrieben, Douglas Sirk sei für die Melodramen das, was Alfred Hitchcock für das Thrillergenre ist.
Ein Meister seines Faches, der in seinem Genre für durchgehend hohe Qualität steht.
Was aber nun, wenn sich Sirk auf Hitchcock-Gebiet begiebt?
"Angelockt" ist ein klassischer Kriminalfilm, ein Film Noir aus den 1940er Jahren, der eine altbekannte Rollenverteilung aufweist:
Die (weibliche) Hauptfigur, die Polizei, und mehrere Verdächtige.
In London findet eine Reihe von Vermisstenfällen statt, die zuvor mit markaberen Gedichten angekündigt werden. Alle Opfer sind schöne, junge Frauen, die miteinander nichts zu tun haben.
Durch die Aussagen einer Bekannten des letzten Opfers wird bald klar, dass der Täter seine Opfer per Bekanntschaftsanzeigen sucht.
Sie erklärt sich bereit, sich auf alle Anzeigen zu melden und dem Täter so eine Falle zu stellen...
Man merkt es "Angelockt" durchaus an, dass er sich nicht in Sirks üblichem Terrain befindet - so äußert sich der einzige Anflug von richtigem Suspense durch eine überaus groteske Szene mit Gaststar Boris Karloff.
Sirk benutzt den Kriminalplot weniger dafür, Spannung, Angst und Schrecken im Zuschauer zu erzeugen, als dafür, seine Figuren einzuführen.
Auf diese fällt zwar ab einem gewissen Zeitpunkt ein Verdacht, und somit bleiben wir interessiert, wer denn nun der Täter ist, aber trotzdem gelingt es Sirk nicht wirklich, ein Gefühl von Bedrohung zu erzeugen, oder dem Zuschauer Nervenkitzel zu vermitteln.
Sirks Kernpunkt ist, wenig überraschend, der Umgang seiner Protagonistin zu einem gutaussehenden, aber dennoch verdächtigen jungen Herren.
Es ist hier eindeutig, wo Sirks Stärken liegen - die Liebesgeschichte unterhält recht gut, auch, wenn die Charaktere an sich recht einfach gehalten sind.
Tatsache ist, dass sich "Angelockt" nicht von der Masse an alten Kriminalfilmen abhebt. Er sticht durch nichts hervor, und obwohl es seine Prämisse (die Gedichte!) zulassen würde, liefert er auch kein komplexes Bild des Täters.
Zu wenig fesselnd ist der Film für einen gelungenen Kriminalthriller, und zu wenig interessant sind die Figuren für ein tolles Melodram.
Gerade zur Entstehungszeit dieses Films gab es soviele tolle Krimis, Psychothriller, Film Noirs, etc., da scheint dieser leider etwas reizlos.
"Angelockt" ist zwar rein formell gut gemacht, schafft es aber nicht, wirklich besonders zu wirken, oder dem Zuschauer lange im Gedächtnis zu bleiben. Reine Genrekost, die zwar ganz gut zu unterhalten weiß, aber keineswehs darüber hinausragt.
Dabei wirkt der Streifen doch recht sympathisch, und gerade für mich als großer Fan alter Kriminalfilme durchaus noch kurzweilig.
Aufgrund der einfachen Verständlichkeit, sowie der Harmlosigkeit des Inhalts wäre der Film allerdings sicher gut für ein jüngeres Publikum zum Einstieg in klassische Krimis geeignet.
Letzten Endes zwar ziemlich solide von Douglas Sirk, sich im kriminalistischen Genre zu versuchen, sodass er zu keiner Zeit negativ auffällt, aber leider auch nicht sonderlich aufregend.
Wer geneigt ist, abends alte Thriller über den Bildschirm flimmern zu lassen, der kann durchaus einen Blick riskieren, denn der gemütliche Abend ist dann sicher gerettet, aber mehr als das sollte man nicht erwarten.
Da muss man schon zum Kollegen Hitchcock greifen, da bekommt man dann doch Größeres - oder man beschließt, sich statt einem düsteren Vergnügen eines von Sirks fantastischen Dramen anzusehen, die einfach ein purer Genuss sind.
"Ach, DAS ist gestreift?"
Schweden.
Mikael Blomkvist: Er ist ein engagierter Journalist einer seriösen Zeitung, der finanziell und öffentlich in einem schlechten Licht darsteht, da er wegen Verleumdung von einem großen Konzerns angeklagt wurde - das Nummer-1-Thema in den Medien.
Lisbeth Salander: Sie ist eine vorbestrafte Halbstarke, die vor Gewalt nicht zurückschreckt und durch ihre brutale Vergangenheit schwere psychische Störungen davongetragen hat - und eine brillante Hackerin ist.
Mikael wird von dem reichen Industriellen Vanger beauftragt, einen Fall aufzuklären, der bereits rund 40 Jahre zurückliegt: nach einem Unfall war seine Nichte Hariett nicht mehr auffindbar.
Die Polizei hat die Suche schon vor Jahren aufgegeben, aber Vanger ist ein alter Mann, und möchte vor seinem Tod Gewissheit haben.
Jedes Jahr bekommt er anonym eine gepresste Blume geschickt - wie einst von Hariette.
Die Insel, auf der Hariett das letzte Mal gesehen wurde, gehört dem Vanger-Clan - einer Familie voller Zwietracht, fragwürdigem ideologischen Fanatismus und im Dunklen liegender Machenschaften.
Obwohl es hoffnungslos erscheint, dass ein Journalist einen derart alten Fall aufklären kann, gibt es bald erste Spuren, und die Schlinge zieht sich zu...
...währenddessen kämpft Lisbeth, die zuvor noch ein Profil von Mikael für Vanger angelegt hat, mit ihrem neuen gesetzlichen Vormund, der sie sexuell nötigt...
Für sich genommen ist "Verblendung" von David Fincher aus dem Jahr 2011 ein absolut großes Werk.
Der Film nimmt sich ausgiebig Zeit für seine Protagonisten und ihre Probleme.
So erfahren wir von Mikaels gerichtlichen Auseinandersetzungen und Feindschaften, sowie deren Auswirkungen, und außerdem bekommen wir ein wunderbares Bild von der taffen, oftmals wahnsinnigen, aber nicht minder verletzlichen Lisbeth.
Dass ihre Geschichte ein besonders harter und im Gedächtnis bleibender Teil des Films ist, der bis zur halben Laufzeit die Hauptstory in keiner Weise beeinflusst, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
Unmengen von Blut werden hier nicht vergossen, aber dennoch zeichnet sich eine düstere, raue Atmosphäre in Schwedens Untergrund ab, indem psychische oder sexuelle Gewalt angewandt wird...
Klingt alles sehr gut, aber leider habe ich ein großes Problem mit dem Streifen: ich habe die schwedische Verfilmung aus 2009 zuerst gesehen und finde sie allen Belangen besser.
Das heißt, nicht in allen, aber in den meisten: budgetbedingt ist die Zweitverfilmung des Stoffes technisch versierter. Düsteres Licht, gut platzierte Kamera, ein genial futuristisch angehauchter Vorspann - David Fincher weiß, wie man schmutzige, rohe Psychothriller inszeniert, und das kommt hier zum Einsatz.
Und trotzdem kam es mir so vor, als wäre der andere Film inhaltlich liebevoller geraten.
Fincher legt mindestens genauso viel Wert darauf, seine Figuren auszuführen, wie es die erste Adaption des Werkes tat, und bemüht sich, gerade den traumatisierenden Inhalten in Lisbeths Leben ausreichend Platz einzuräumen und sie möglichst wirkungsvoll auf die Leinwand zu bringen. Generell fokusiert er sich darauf, Einzelszenen besonders treffsicher in Szene zu setzen, wobei auch viele verschiedene Stilmittel zum Einsatz komnen, wie etwa eine besonders kontrastreiche musikalische Untermalung.
Dennoch bleibt der Kriminalfall hinter den Figuren und den dunklen Einzelmomenten zurück.
'Verblendung' aus 2009 lässt sich zumindest im Director's Cut mit seiner etwa dreistündigen Lauflänge genug Zeit, um ausgiebig die Recherchen rund um Hariettes Verschwinden, andere mögliche Mordopfer und der Bedeutung diverser Hinweise und Sätze zu bebildern. Überaus interessante Momente im Film, die den Fall erst so richtig interessant machen - das sind ganze Szenenblöcke, die Fincher hier jedoch in jeweils einer halben Minute abrattert.
Überhaupt, so interessant er auch das Drumherum gestaltet, lässt einen die eigentliche Geschichte um den Kriminalfall recht kalt.
Dabei wirkt die Untersuchung in der schwedischen Erstverfilmung auch nach mehrmaligem Ansehen noch wirklich packend.
Es sind dort drei Komponenten, die den Film zu einem derart großen Meisterwerk machten:
1. Die Figuren
2. Die düsteren und harten Einzelszenen
3. Die überaus spannende Film Noir-Story
David Finchers Film dauert mit etwa 150 Minuten ohnehin sehr lang für einen Hollywoodthriller, und da musste er Prioritäten setzen.
Seine Crime Story ist weniger komplex, dafür hat er Lisbeth und Mikael wunderbar ausgearbeitet.
Auch den von ihm bekannten Suspense gibt es hier zuhauf.
Ein weiteres Motiv des Originals kommt hier dadurch, obwohl vorhanden, auch nicht zur Gänze zur Geltung: die Misogynie, die sich durch beinahe sämtliche kriminelle Handlungen des Films zieht.
'Män som hatar kvinnor' heißt die schwedische Version im Originaltitel, 'Männer, die Frauen hassen'. Dieser hier trägt den Titel "The Girl with the Dragon Tattoo", "Das Mädchen mit dem Drachentattoo". Beide Titel sind für die jeweilige Verfilmung treffend.
Würde ich die großartige erste Verfilmung nicht kennen, dann würde mir der Film wohl auch noch 1, 2 Stufen besser gefallen - aber hier sehe ich soviel, was für die andere Version spricht.
Auch die dortige Darstellerin Noomi Rapace finde ich besser, das heißt, ihre Version von Lisbeth Salander, die dort eine gefühlskalte, brutale und stets vor Hass strotzende Frau ist, die mit der Welt auf Kriegsfuß steht - Rooney Maras Variante ist weitaus weniger radikal, so kann sie durchaus noch Empathie und Vergnügen empfinden, und wirkt nicht ganz so gepeinigt.
Was nicht heißt, dass sie als Schauspielerin nicht auch eine absolut herausragende Leistung vollbringt. Tut sie nämlich.
"Verblendung" von David Fincher ist ein großartiger, düsterer Thriller mit dramatischen Elementen und einer wunderbar dunklen und dreckigen Inszenierung ohne Kompromisse, in meinen Augen ist aber die schwedische Erstverfilmung vorzuziehen, die ich wesentlich ausgereifter und besonderer finde, um nicht zu sagen einer der aufregendsten Thriller des 21. Jahrhunderts.
Alle Jahre wieder...
...kommt nicht nur das Christkind, sondern flimmert auch die Familie Griswold mit dem vielleicht chaotischsten Weihnachtsfest aller Zeiten über die Bildschirme.
Einmal in der Adventszeit ist es Pflicht, dieser turbulenten Familie dabei zuzusehen, wie ihre besinnliche Weihnachtsfeier von vorn bis hinten in biblischem Ausmaße ehlend zugrunde geht.
Man fühlt sich gleich viel sicherer, was das eigene Fest angeht - egal, was misslingt, es kann nie im Leben schlimmer werden als bei dieser Chaotentruppe!
Ein Klassiker ist es bereits, als unsere liebe Familie in den Wald fährt, um einen Baum zu fällen, und dabei nicht nur allerlei Verkehrsprobleme auslöst, sondern obendrein auch noch die Säge vergisst, sodass der - natürlich größte - Baum samt Wurzelwerk auf dem Autodach Platz finden muss.
Jaja, die Griswolds.
"Garkein Abrust, nicht wahr, Drucky?"
Die totale festliche Apokalypse wird just mit diesem Baum ins Haus gelassen, und der Tohuwabohu-Virus breitet sich unentwegt aus.
Zunächst sind es noch solch kleine Schläge wie ein Christbaum, dessen Äste im ganzen Haus wildest um sich peitschen, doch schon bald, spätestens mit der Ankunft der Verwandtschaft, sind die richtig großen Probleme da.
Die halbe Wohnung wird in Trümmern liegen, Bäume und Gesäße werden in Flammen lodern und Truthähne werden zu dampfigen Staubwolken degradiert.
Immer noch bleibt aber genug Zeit, zu den idyllischen Klängen von 'Mele Kalikimaka' seinem Traum von sommerlichen Swimming Pool samt leicht bekleideter Verkäuferin nachzujagen.
Legendär das Tischgebet von Tante Bethony - sie betet bekanntlich nur und bettelt nicht:
"Ich bin klein, mein Herz ist rein
Soll niemand drin wohnen als ich allein.
Und auch Krambambuli, unser kleiner Wellensittich, und es soll auch drin wohnen Abraham Lincoln, der die Neger befreit hat und die vielen, vielen kleinen Chinesen.
Guten Abend."
Für die Freunde besonders rasanten und übertriebenen Humors auch noch die absolut amüsanteste Fahrt auf einem Blechdeckel, die es je gegeben hat.
"BINGO!"
Währenddessen hat Knusperverstärker-Erfinder Clark Schissbold... ähm, Griswold mit seinem Chef zu kämpfen, der außer einen Haufen identischer, aber immerhin hübsch verpackter Geschenke nichts mit seinen Angestellten zu tun haben will.
Doch das bringt unseren heldenhaften Familienvater nicht zur Verzweiflung.
Nicht so wie Tage am Dachboden, scheibenzerschmetternde Eispflöcke, lichtlose Lichterkettengewirre, Klärgruben voll Wohnwagendung, und leicht ablösbarer Toupés.
"Wir sind alle an der Schwelle zur Höllenglut."
Alles, und zwar auch wirklich alles, was schief gehen kann, geht nicht nur schief, sondern wird in Grund und Boden gestampft.
Der Tag des jüngsten Gerichts kann ruhig kommen, Familie Griswold hat Schlimmeres erlebt!
Jetzt ist man auf alles gefasst. Es ist nicht mehr steigerbar.
Und doch... unter dem Schutthaufen, der einst ein Haus an Weihnachten war, und dem nunmehr wahnsinnigen Blick Clark Griswolds, steckt immer noch unter einem Haufen Götterspeise der Weihnachtsgedanke begraben. Ganz tief drinnen ist er noch vorhanden und er schimmert sogar noch schwach hindurch.
In dem Sinne:
"Frohe Weihnachten! Das Scheißhaus war voll!"
---
Zu guter Letzt möchte ich noch meinen lieben MP-Kolleginnen und -Kollegen ein frohes und schönes Weihnachtsfest wünschen. Feiert viel, schenkt und werdet beschenkt, freut euch, beisammen zu sein, trinkt Heißgetränke und esst Kekse und Christstollen, steht vor dem Weihnachtsbaum und singt Lieder, und genießt einfach all das, was Weihnachten zu einem solch schönen Fest macht!
Naja...
...ich glaub ich bleib zu Weihnachten etwas traditioneller und schau was besinnlicheres...^^
Eine epische Geschichte mit großen Gefühlen.
Obwohl es eine Vielzahl an Wuxia-Kämpfen gibt ähnelt der Film eher einer komplexen Legende als einem Actionfilm.
Absolut großes und perfekt inszeniertes Kino mit vielen Einschlägen absoluter Klassik.
Ich habe mir genau die richtige Saison ausgesucht, um mir Douglas Sirks "Wunderbare Macht" anzusehen.
Es wäre ein Film, von dem ich mir durchaus vorstellen könnte, ihn jedes Jahr um die Weihnachtszeit herum zu sehen.
Zwar hat er mit diesem Fest nichts zu tun, aber dennoch ist er ein so schönes, fast schon besinnliches Werk, welches die Nächstenliebe feiert, dass er doch perfekt in die Zeit passt.
Es handelt sich um meinen mittlerweile siebten Film von diesem leider sehr unbekannten, aber unheimlich begabten Regisseur, und immer noch habe ich keine Enttäuschung erlebt.
Vorwiegend macht er Dramen. Melodramen, um genau zu sein.
Farbenprächtig wie 'Vom Winde verweht', in seinen Konstellationen ähnlich 'Casablanca', und immer mit einem scharfen Kommentar auf die damaligen Sitten und gesellschaftlichen Regeln angereichert - so kenne ich seine Filme.
Es sind Filme für Herz und Hirn, für Leute, die es nicht verlernt haben, bei einer tragischen Wendung Tränen zu vergießen, und doch hat Sirk immer eine Prise Realität in seiner Künstlichkeit.
Aber "Wunderbare Macht" ist etwas anders.
Die Tragik findet zu Beginn statt und danach steuert der gesamte Film in Richtung wunderschöne Lieblichkeit.
Rock Hudson spielt Bob, einen reichen, egozentrischen Playboy, der sich nicht gerade großer Beliebtheit aber dafür umso größeren Reichtums erfreut, und gerade Urlaub auf einem Motorboot feiert, als dieses einen Unfall erleidet und Rob lebensgefährlich verletzt wird.
Seine einzige Rettung ist ein Herz-Lungen-Wiederbelebungsapparat, den man sich von seinem Arzt Dr. Philipps ausborgt. Bob überlebt - in der Zwischenzeit erleidet der Arzt jedoch einen Anfall und verstirbt.
Bob weiß nicht, dass er für den Tod des Mannes mehr oder weniger verantwortlich ist - obwohl jeder bedauert, dass der gütige Doktor zugunsten des selbstverliebten Machos starb. Erst durch eine zufällige Begegnung mit Helen Philipps, der Frau des Verstorbenen, die nicht weiß, wen sie da vor sich hat, erfährt er die Wahrheit. Als die Frau dahinterkommt, wer er ist, will sie den Kontakt abbrechen. Eine Rangelei und ein Unfall entstehen - Helen verliert das Augenlicht.
Und zum ersten Mal in seinem Leben sorgt sich Bob um jemand anderen als sich selbst - ohne seinen echten Namen zu sagen, setzt er alles daran, Helen zu helfen...
"Wunderbare Macht" ist ein herzerwärmender Film, um Schuld und Vergebung, und darüber, wie ein Schicksalsschlag eine Person ändern kann.
Es ist eine Geschichte darüber, wie ein egoistischer Mann seine Fehler einsieht und beginnt, ein liebevoller und aufopferungsvoller Helfer zu werden.
Er sieht es als seine Lebensaufgabe an, der Frau, der er so viel Leid zugefügt hat, zu helfen. Nicht nur gibt er Unsummen seines Vermögens für ihre eventuell nie stattfindende Genesung aus, auch will er ihr Leben als Blinde zu einem guten und glücklichen machen. Er liest ihr vor, beschreibt Bilder, lenkt sie von ihrer Situation ab und will ihr Dasein verschönern.
Und noch mehr: sein schon lange abgebrochenes Medizinstudium möchte er wieder aufnehmen, um vielleicht doch noch eine Möglichkeit zu finden, ihr Sehvermögen zu retten.
"Wunderbare Macht" ist einer jener Filme, die vollkommen vorhersehbar sind, von denen man jedoch enttäuscht wäre, würden sie anders ausgehen.
Er ist wie eine schöne große Tasse heißer Schokolade in der kalten Jahreszeit, die man bei besinnlich gelbem Kerzenlicht unter einer wollig warmen Kuscheldecke genießt.
Man verspürt einfach ein wunderbares Gefühl von innerer Wärme und Behaglichkeit, der neben einer gesunden Portion Kitsch auch noch die nötige Dosis Charme mitbringt, sodass man sich einfach verzaubern lassen kann.
Ein sehr versöhnlicher, ruhiger Film mit Herz, dem der Umgang der Leute und ein friedliches Miteinander sehr wichtig sind.
Anders als in anderen Werken Douglas Sirks fließt die Träne hier nicht aus Traurigkeit.
Es sind Freudentränen.
In kann bereits jetzt voraussagen, dass der Film der Meustgehasste im nächsten Jahr wird.
Wie jeder Film, in dem Sex Bestandteil des Hauptthemas ist. Zumindest im "liberalen" Europa.
Oh ja, in den USA wird er zum Skandal. Weil man dort andere Bezüge hat. Hier bekommt man das mit und ist genervt von dem "Pseudotabubruch", der in Amerika jedich wirklich einer ist.
Wer kommt letzten Endes zu kurz? Der Film. Auf den keiner achtet.
Wieviele Verrisse werden den kommenden Medienrummel behandeln, und wieviele das eigentliche Werk?
Man wird so gut wie keine unvoreingenommenen Bewertungen des Filmes lesen, sonderm Shitstorm en Mass, weil einem der Titel auf die Nerven geht.
Ist doch immer dasselbe...
Feuchtgebiete bekam in Deutschland vom Publikum negative Kritiken und wurde in Amerika gefeiert.
Ich glaube, das achso liberale Europa ist sich zu fein für Erotikfilme oder generell Filme mit sexueller Thematik. Früher, weil es unerhört war. Heute, weil es nicht mehr unerhört ist, und daher überflüssig. Eine ewige Zwickmühle.
Als ich "Wiegenlied für eine Leiche" in den DVD-Player legte, erwartete ich mir von dem schwarzweißen Thriller mit Bette Davis aus dem Jahre 1964 einen spannenden, düsteren Film.
Ich wusste, es ging um einen Mord.
Ganz ruhig wird die Situation erklärt: Charlotte hat ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann, welches gerade aufgeflogen ist.
Ihr Vater ist erzürnt und fordert den Mann auf, die Affäre zu beenden, was er auch tut.
Nach ein paar Minuten ging dann endlich die Tür auf, hinter der der Mann sitzt, und ein Hackebeil erhoben.
Erwartet hatte ich folgende Szenarien:
-Das Beil wird erhoben, geht rauf und runter, mit Zwischenschnitt auf das schreiende Opfer, a la 'Psycho'.
-Eine Abblendung.
-die Waffe landet im Rücken, der Mann fällt um.
Was letztendlich geschah:
Das Beil hackt in Nahaufnahme durch Fleisch und Knochen am Handgelenk.
Der Mann schreit und zieht den Arm weg - in vollster Einstellung bleibt die Hand samt Knochen und Fleischfetzen liegen. Er betrachtet kreischend seinen sichtbaren blutigen Stumpf. Dann wird er - allerdings etwas weniger explizit - geköpft.
Ich muss sagen, ich hab zwar wesentlich heftigeres gesehen, aber Gewalt in Filmen hat mich lange nicht mehr so schockiert wie in dieser Szene.
Ich hätte nie erwartet, eine derartig splattrige Szene in einem Hollywoodthriller der frühen 60er Jahre zu sehen, weswegen dies extremst unerwartet kam und mich zu einem entsetzten Aufzucken, sowie einem halbsekündigen Kreischer bewog.
Nochmal: zu einer Zeit, als zuviele Schießereien in Western als brutal galten. Wie der Film es durch die Behörden geschafft hat, ist mir rätselhaft.
Durch den Umstand dieser Szene - da ich wusste, wie abrupt der Film von einer konventionellen Hollywood-Kriminalerzählung zu einem harten Schocker werden konnte - war auch während des restlichen Films immer auf der Lauer und immer auf urplötzliche blutrünstige Szenen gefasst, was zu einer allgemein sehr unbehaglichen und zum Nägelkauen verleitetenden Atmosphäre noch mehr beitrug.
Dabei ist der Film während der meisten Zeit einfach nur ein klasse Psychothriller, dessen Story man gern folgt, der teilweise nach Whodunnit-Muster funktioniert, und zwischendurch in Dialog und Dramaturgie auch dem damaligen Zeitgeist entsprach.
Nach 'Was geschah wirklich mit Baby Jane?' ist es die zweite Zusammenarbeit zwischen Regisseur Robert Aldrich und Hauptdartellerin Bette Davis, und auch inhaltlich besitzen beide Filme Parallelen. So behandeln beide Streifen einen Konflikt zwischen Schwestern, Psychoterror einer Person, ein abgeschottetes Haus und ein schreckliches, traumatisierendes Erlebnis in der Vergangenheit über das niemand zu sprechen wagt.
Der Unterschied liegt in der Rolle von Bette Davis, die zwar in beiden Filmen psychisch schwer angeknackst ist, jedoch einmal als Antagonistin und einmal als Protagonistin eingeführt wird. Natürlich sind die Filme aber nicht ident: 'Baby Jane' löst rein psychisch Terror beim Zuschauer aus, und "Wiegenlied" auch durch explizite Schockszenen, und eine alptraumhafte (und nicht minder blutige) Surrealität.
Es sind hier Brüche mit der klassischen Dramaturgie erkennbar, an die sich 'Baby Jane' noch recht stark hielt.
Hinzu kommt der Mythos, auf den sich der andere Film stützte, und der hier fehlt. Davis VS. Crawford, zwei Ikonen, die sich auch privat hassten, hassen sich auf der Leinwand. Eigentlich war Crawford auch für diesen Film vorgesehen, musste aber absagen. Hier sieht auch die Idee anders aus: die ganze Welt ist gegen ihren Charakter und hält sie für eine unüberführte Mörderin. Es gibt sogar ein Spottlied über sie.
Und trotz ihrer immerwiederkehrenden Ausbrüche und Beweisen fühlen wir mit ihr mit, und werden so selbst gepeinigt.
Mir fällt keine bessere Umschreibung ein, daher werden ich auf Englisch konkludieren:
'Baby Jane' was an excellent high quality thrill ride, 'Hush Hush' is hard edged terror.
Ich hatte angestaubten Horror erwartet. Pustekuchen. Tatsächlich aber sorgt das Fehlen altbackener Gruseleinlagen a la Hitchcock aber für den Schock. Derartige Szenen sind wir von klassischen Schwarzweißthriller der 60er nicht gewohnt, daher reagieren wir stärker auf sie, als wären sie in modernen Horror- oder Splatterfilmen, was dem markaberen Ambiente wirklich sehr zugute kommt.
Bette Davis' schauspielerische Leistung ist absolute Weltklasse. Aber ich bin von ihr auch nichts anderes gewohnt. Sie spielt so überragend wie eh und je, kann in einem Moment wie der blanke Wahnsinn in Person wirken, und im nächsten arm und bemittleidenswert.
Sie ist eine Schauspielgöttin, die perfekte raue Antithese zu Marilyn Monroe - hart, labil und hässlich sind ihre Rollen und das verkörpert sie absolut grandios.
"Wiegenlied für eine Leiche" ist ein wirklich sehr sehr guter Horrorthriller mit psychisch komplexen Figuren. Seine Schockwirkung trifft er wirklich absolut. Als Film gefällt mir 'Baby Jane' allerdings doch etwas besser, da ich fand, dass der Inhalt ansprechender und der Streifen generell tiefgründiger war.
Nichtsdestotrotz ein wirksamer Schocker mit einer tollen Bette Davis.
Dies ist ein Wichtelkommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion 2014 für Troublemaker69, der hier auf MP zu einem guten Freund von mir geworden ist. Er wünschte sich von mir einen Kommentar zu einem Animationsfilm nach Wahl, und da ich weiß, dass er "Toy Story" sehr gern hat, hab ich mich entschlossen, diesen Film auszuwählen.
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Wenn das Kinderzimmer stillsteht, und die Kinderfüße weitentfernt erklingen, erwacht das Spielzeug zum Leben, und lebt seinen ganz eigenen Alltag, von der Welt unbemerkt.
Zu Andys Spielsachen gehören unter Anderem ein Dinosaurier, ein Federhund, ein Mr. Potatohead, eine Schafhirtin und ein Sparschwein.
Allen voran steht allerdings der Cowboy Sheriff Woody.
Er ist sowohl Andys Lieblingsspielzeug als auch ein allseits beliebter Bürgermeister für die Anderen.
Zumindest, bis Andy zum Geburtstag eine Buzz Lightyear-Actionfigur geschenkt bekommt.
Er wartet mit vielen modernen, technischen Funktionen auf und gilt als DAS Superspielzeug schlechthin.
Woody muss zum ersten Mal damit klarkommen, nicht die alleinige Nr. 1 zu sein. Ihm zugute kommt, dass Buzz sich nicht der Tatsache bewusst ist, ein Spielzeug zu sein, sondern sich für den gleichnamigen TV-Helden hält...
"Toy Story" ist ein Monument der Animationstechnik und setzte neue technische Maßstäbe für die Filmwelt.
1994 etablierte Steven Spielberg's 'Jurassic Park' CGI-Effekte als Stilelement in Realfilmen, ein Jahr später entstand dieser erste komplett computeranimierte Kinofilm - die 90er als Jahrzehnt des populären technischen Aufschwungs.
Aber was mir noch viel wichtiger ist, als die filmhistorische Bedeutung, ist, wie witzig, detailreich und schön dieser Film doch ist, und welche Botschaften er doch vermittelt.
Woody und Buzz sind ein klassisches Odd Couple, und ihr Trip ein klassisches Road Movie mit Buddy-Allüren.
Aber alles rundherum ist originell und neuartig.
Die Idee, dass die Spielsachen lebendig wären, ist sicherlich in vielen Kinderköpfen verankert, und ich finde es schön, mit wieviel Liebe man sie umgesetzt hat.
Allein die Welt mit ihren Figuren ist wirklich sehr detailreich und herzig gestaltet worden.
Woody ist nett und sympathisch, muss aber lernen, dass er nicht immer nur alleine im Rampenlicht stehen kann.
Buzz hingegen sieht sich als großer Held und Abenteurer, muss aber auch realisieren, dass alles nur Illusion ist, und damit klarkommen.
Dann gibt es noch die gepeinigten Spielzeuge, die zwar auf den ersten Blick unheimlich wirken...
...aber doch charakterlich ganz anders aussehen.
Und dann soviel Humor und Charme.
Da gibt es die Figuren der Außerirdischen, die mir schon als Kind sehr gefallen haben und auch heute immer noch sehr witzig sind.
Dann die ganzen Nebenfiguren wie der T-Rex, der keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte, oder das für sein Aussehen recht trockene Sparschwein.
Der Spielzeughumor ist ebenfalls witzig, von der elektronischen Schreibtafel bishin zur Szene mit dem Arm von Buzz.
Die unfreiwillige Reise wird auch für den Zuschauer zu einem wahnsinnig unterhaltsamen Trip!
Man hat sich hier viel Mühe gegeben, einen perfekten Familienfilm zu gestalten - mit Witz, Botschaft, lìebenswürdigen Haupt- und Nebenfiguren, einer spannenden Geschichte, vielen kleinen Nuancen sowohl inhaltlich als auch in Sachen Animation (die Linien von der Gussform der Figuren sind erkennbar!), einer komplett ausgereiften, kleinen Welt, und viel, ganz viel Charme! - und es ist gelungen.
Das ist Unterhaltung für Groß und Klein auf ganz hohem Niveau.
Der Film hat aktuell 10.0 auf IMDB von 18511 Stimmen.
Stimmen mal über 25000 Leute ab, stößt er den langjährigen Gipfelreiter Die Verurteilten (mit 9.2) vom Thron als bester Film aller Zeiten - ohne, dass der Film je offiziell erschienen ist.
"In das Popcorn, dass Sie gerade essen, hat wer reingepisst. Film nach 11."
Mit diesen weisen und philosophischen Worten beginnt die wohl skurrilste und abgefahrenste TV-Satire der 70er Jahre, voller witziger Sketche, absurder Werbespots, grotesker Trailer, haarsträubender Interviews, und und und.
Die 70er Jahre waren die Ära von New Hollywood; eine vollkommene Umkehrung der Sitten und Gewohnheiten.
Als wahnsinnig großer Fan der klassischen Traumfabrik, finde ich die Dekonstruktion nicht immer stimmig - so fehlt es z.B. The Great Gatsby oder Das Tal der Puppen etwas an Emotionalität und Sentimentalität, ein Stilmittel, dass bewusst eher seltener eingesetzt wurde, aber manchmal auch ganz hilfreich gewesen wäre.
Wo diese Epoche allerdings ganz groß gewesen ist, das ist Humor.
Abstrus, anarchisch, gewagt, überzogen und ungewöhnlich - hier wurden Meisterwerke des überdrehten Humors erschaffen.
Gut ausgereifte Stories waren oft Nebensache, oder sogar garnicht vorhanden.
Natürlich nicht immer nur in Hollywood, auch Großbritannien hat u.A. mit Monty Python seinen Teil getan.
In den 70er Jahren verfasste allerdings noch eine andere Truppe ein Drehbuch zu einer Komödie, deren Humor stellvertretend für eine Vielzahl an späteren Erfolgen werden sollte: Das Team David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker, auch bekannt als ZAZ-Team, schrieb "Kentucky Fried Movie".
Regie führte niemand Geringeres als John Landis, der sich ebenfalls als erfolgreicher Macher von Komödien einen Namen machen und außerdem das wohl berühmteste Musikvideo der Geschichte filmen würde.
All das begann hier in dieser unscheinbaren TV-Parodie.
Generell ist "Kentucky Fried Movie" wie ein TV-Programm aufgebaut.
Alles beginnt mit den Nachrichten, tonlosen Berichterstattungen und dem Horoskop.
Als Zwilling sollte man heute mit einer großen Überraschung rechen.
Alles ist vorhanden, von einer Diskussionsrunde zu zweit mit einem überraschend ungleichen Paar bis zu einem pelzigen Studiogast, der für ganz schöne Turbulenzen sorgt.
Hier beginnt dann auch etwas, was in meinen Augen immer ein Brüller ist, da sich dieses Format einfach so super auf die Schippe nehmen lässt: Werbespot-Parodien.
Verstreut quer über die ganze Laufzeit gibt es eine Unzahl an absurden Reklamen - für Kopfschmerztabletten, die so stark sind, dass derjenige, der sie einnimmt, außer Gefecht gesetzt wird; für ein Auto, dass einen per Klingeln daran erinnert, dass man etwas vergessen hat - egal, was.
Ein weiteres Highlight ist das Interview mit einem Abenteurer, wobei die Hauptattraktion weniger der Studiogast als das ins Bild baumelnde Mikrofon ist...
Dann folgt ein weiteres Highlight: der Trailer zu "Katholische Schulmädchen in Not" - einem wilden Sexploitationfilm, bei dem gern mal eine Cremetorte auf so manchem Gesäß landet und Frauen von Miniaturclowns ausgepeitscht werden.
Im Laufe des Films folgen noch weitere Trailer auf kommende Attraktionen des Meisterproduzenten Samuel L. Bronkowitz:
"Cleopatra Schwartz" - das ultimative Blaxploitationabenteuer um ein Team aus einer schlagfertigen schießwütigen schwarzen Frau aus dem Ghetto und einem frommen, jüdischen Rabbi.
Oder "That's Armageddon" - ein explosiver Katastrophenfilm mit tölpelhaftem Kellner.
Die Krönung des Ganzen ist das Hauptabendprogramm: der Kurzfilm "Für eine Handvoll Yen", eine furiose Kung Fu-Persiflage mit James Bond-Allüren.
Echt genial. Hier kommt der typische, brillante ZAZ-Humor am Besten rüber.
Wortspielereien, Slapstickeinlagen, Albernheiten.
"Hier sind ein paar arme Seelen, die nicht wissen, wer sie sind und die es auch nicht wissen wollen."
"Und die?"
"Das sind welche, die nicht wissen, wo sie sind, es aber wissen wollen.
Und die sind die, die wissen, wo sie sind und es auch wissen wollen. Und die trinken."
Gefangener: "Hey, ich weiß nicht, wo ich bin!"
Anderer: "Und ich trinke nicht!"
"Los, schafft ihn hier heraus und gebt ihm was zu trinken!"
*sieht den Gefangenen an*
"Was willst du trinken?"
"Das will ich nicht wissen!"
Ich liebe es. Dieses Segment hätte ich gerne auch als kompletten Spielfilm gesehen. Hätte echt Potenzial gehabt, neben 'Hot Shots!' oder 'Die nackte Kanone' ein Klassiker des ZAZ-Teams zu werden.
Es ist nahezu unmöglich, hier alle Sketche und Programme niederzuschreiben, aber letzten Endes möchte ich noch eine Botschaft kundtun, die ich in meiner Lieblingssequenz, dem Lehrprogramm "Zinkoxid und Sie", gelernt habe: Zinkoxid begleitet Sie in Ihrem täglichen Leben.
Und kommt bloss nicht auf die Idee, zu fragen, inwiefern! Es ist nicht gut für euer Wohlbefinden!
"Kentucky Fried Movie" ist immer wieder ein Angriff auf die Lachmuskeln.
Egal, wie oft ich sie sehe, diese abgefahrene Satire/Parodie auf das amerikanische Fernsehen sorgt garantiert immer für Stimmung und bringt mich zum Lachen.
Wunderbar durchgeknallt und mit dem richtigen Gespür für Witz!
"Ich liebe das Unbekannte, ich lebe das Unbekannte, ich BIN unbekannt!"
"Und wo leben Sie?"
"Ah, das ist unbekannt."
Überschrift trifft es sehr gut.
Unbedingt auch danach noch den 2. Teil ansehen. Der ist in meinen Augen sogar noch etwas besser.
Jack Black ist in meinen Augen ein sehr guter Komödiendarsteller, da er diverse Formen der Komik treffsicher darstellen kann.
So ist er zwar in mancher Rolle ein überdrehter Trottel, manchmal aber auch ein feinfühliger, liebenswerter Chaot.
Dennoch konnte ich das selten in einem Kommentar zur Gänze huldigen, da mir viele Werke seiner Filmografie nicht gefallen, was aber keineswegs sein Verdienst ist. Es sind so gut wie immer die Drehbücher, nie seine Performance, die mir nicht zusagen wollen (obwohl er mich in 'Kings of Rock' nicht zur Gänze überzeugen konnte, siehe Kommentar).
Endlich kann ich ihm eine vollends positive Review schenken, denn "Schwer verliebt" gefällt mir auch nach mehrmaligem Ansehen noch richtig gut.
Mit Komödien wie 'Dumm und dümmer' oder 'Verrückt nach Mary' haben die Farrelly-Brüder ein paar Werke aufzuweisen, die einen gewissen Kultstatus besitzen.
Was sie von der Masse abhebt, ist ihr spezieller Humor.
Oftmals als kindisch oder dumm abgestempelt, würde ich diese Werke aber als 'Citizen Kane' des Hau-Drauf-Humors bezeichnen.
Sie legen definitiv einen großen Wert auf Originalität, geben sich nicht mit abgedroschenen Blödeleien zufrieden, sondern liefern kreative Einfälle am laufenden Band.
Vor Allem übersteht der Humor den Test der Zeit. Mit jeder Sichtung freue ich mich erneut schon auf eine Unzahl an großartigen Gags.
Zudem werden alle diese oftmals tiefsitzenden Witze mit dem gewissen Charme und der Liebenswertigkeit der Charaktere extremst aufgewertet. Hier kommt nichts nervig oder rüpelhaft herüber, aber sehr sehr witzig.
Leider haben sie über die Jahre nachgelassen, und ihren Einfallsreichrum konnten sie sich nicht zur Gänze bewahren, "Schwer verliebt" entstand aber meiner Meinung nach auf ihrem Höhepunkt.
Jack Black spielt Hal, der als Kind seinem sterbenden Vater versprechen musste, Frauen mit Modelmaßen über jene zu stellen, die zwar charakterlich viel zu bieten haben, aber dafür nicht gerade hübsch sind.
Als erwachsener Mann lebt er diesen Lebensweg auch mit vollster Begeisterung aus: obwohl der kleine, dickliche Hal nicht gerade ein Adonis ist, ist keine Frau mit graziler Taille und großen Rundungen vor ihm sicher.
Eines Tages trifft er einen bekannten Hypnotiseur und bleibt mit ihm im Fahrstuhl stecken. Die beiden kommen ins Gespräch und Hal wird mit einem Zauber belegt: von jetzt an nimmt er die inneren Werte aller Leute auch über seine Augen wahr.
Schon bald wundert er sich darüber, dass haufenweise hübscher Frauen an ihm interessiert sind, und als er die für ihn hübsche Rosemary kennenlernt, scheint alles perfekt. Was er jedoch nicht weiß: sie wiegt in Wirklichkeit 300 Pfund!
So geht Humor mit Message. Ganz ehrlich.
Es ist ein Film, dessen Witz oftmals chaotisch, derb oder ab und an ziemlich offensiv wirkt, der aber wirklich gute Pointen aufweist.
Es ist typischer "Männerhumor", wie man ihn sich vorstellt, und wie er, wenn er für sich alleine steht, auch ziemlich ärgerlich sein kann. Aber wir haben ja schon klargestellt: die Farrellys beherrschen Timing und Charme so toll, dass wirklich sämtliche Gags gut funktionieren und Spaß machen.
Der große Clou an der Sache ist hier aber, wieviel Herz und Seele in den Figuren und der Story selbst steckt.
Rosemary ist wirklich eine bemerkenswert liebenswerte und zerbrechliche Figur, mit der man auch mitfühlen kann, und dies auch tut.
Wenn man im Bezug auf ihr Gewicht lacht, lacht man nicht über sie. Man lacht darüber, dass man eine schlanke Frau sieht, die sich wie eine schwere Frau benimmt und auf ihr Umfeld die selben Auswirkungen herorruft - und über Hals Verwunderung darüber.
Der ist übrigens auch kein reines Arschloch, sondern, wie ein Freund von ihm in einer Szene sagt, ein prima Kerl, der nur bei Frauen zu oberflächlich ist. Sympathisch ist er durchaus,
Jack Black spielt hier wahrlich grandios. Er kann wirklich sauwitzig und abgedreht sein, aber auch in tiefgehenden Momenten sensibel und ruhig wirken.
Man nimmt ihm Hal in jeder Situation vollkommen ab.
Tatsächlich handelt es sich hier um den seltenen Fall einer Komödie mit Message, in denen sich die humoristischen und die ernsteren Inhalte nicht stören.
Wie bei 'Und täglich grüßt das Murmeltier' ist auch diese Was-wäre-wenn-Komödie sowohl spaßig als auch hintergründig, und es klappt hervorragend.
Er liefert Schenkelklopfer genug, um durchgehend gut zu amüsieren, und hat genug Feingefühl, um nicht zu rüde und blöd zu wirken.
Er ist eine herzerwärmende Geschichte, die sich aber auch nichts scheißt.
An Hals Nachbarin zeigt sich auch, dass gutes Aussehen nicht zwangsläufig schlechter Charakter bedeutet.
"Schwer verliebt" bietet genug, um ein weitreichendes Publikum ansprechen zu können: er macht Laune, hat eine Aussage, enthält Gags, die wie die Faust aufs Auge passen, und wirkt in seinen ruhigeren Momenten überraschend gefühlvoll.
Ein spaßiger, turbulenter Film mit Herz!