Martin Canine - Kommentare

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  • Der ist um die Uhrzeit recht wahrscheinlich cut...

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      Martin Canine 12.11.2014, 11:39 Geändert 27.06.2015, 01:20

      Komödien positiv zu kommentieren ist wahrscheinlich die schwierigste Art von Review.
      Was soll man groß schreiben, außer, dass man den Film witzig fand?
      Bei einer Tragikomödie, einer Satire oder einem Film, in dem der Humor neben der Handlung und dem Schauspiel allgemein eher untergeordnet dasteht, kann man noch ausgiebig über die anderen filmischen oder inhaltlichen Qualitäten schreiben und in einem Nebensatz erwähnen, dass die Witze wahnsinnig amüsant sind.
      Was aber macht man, wenn ein Film wirklich kaum Story aufweist, diese auch noch geklaut hat, keine außergewöhnlichen technischen Highlights bietet und auch sonstige Qualitätsmerkmale vermisst lässt, dafür aber einzig und allein von seinem Humor lebt?
      Anders gefragt: wie schreibt man eine Kritik zu einer Parodie, oder generell einer puren Slapstickkomödie?
      Ein Genre, welches rein vom subjektiven Empfinden gesteuert wird.

      Da gibt es zum Einen den Versuch, zu beschreiben, warum der Film witzig ist. Ich könnte jetzt ganz einfach schreiben, dass es sehr viel ausmacht, dass alle Darsteller immer komplett ernst und in ihrer Rolle bleiben, egal, wie dumm ihre Situationen oder Dialoge auch sein mögen. Dass Topper Harley ganz zärtlich und erotisch Speck und Eier auf Ramadas Bauch legt, und diese in vollster Leidenschaft darauf reagiert, als wäre dass die normalste Sache der Welt.
      Dass der Humor deswegen so genial ist, weil er nie unter die Gürtellinie schlägt, sondern selbst in sexuell angehauchten Szenen immer albern und jugendfrei bleibt.
      Diese Methode wirkt zu analysierend und nicht wirklich lustig.

      Dann gibt es noch die Art von Text, die die witzigsten Szenen niederschreibt.
      Klar, ich könnte jetzt auch einfach sagen, wie sehr ich mich vor Lachen gekrümmt habe, als Strahlemann kurz vor seiner Fliegerübung an einer schwarzen Katze vorbeigeht, unter einer Leiter hindurchspaziert, einen Spiegel zerbricht - dann noch die Lebensversicherung erst später unterschreiben will, die Lösung für den Treibhauseffekt besser erst in naher Zukunft publik machen will, sowie das Ergebnis der Ermittlungen im Fall JFK besser immer sicher mit sich trägt - ich würde aber nie spoilern, was mit ihm passiert.

      Dann gibt es noch den Typ von Texter, der einfach die lustigsten Zitate vorwegnimmt und sie niederschreibt.
      Etwa so:
      "Lesen Sie sich das für mich durch, meine Augen sind aus Porzellan."

      -"Admiral Benson?"
      -"Wirklich, so heiß ich manchmal auch."

      "Die Sache ist so geheim, dass ich immer gleich alles vergesse. Sagen Sie mir alles, was wichtig ist - nein, besser das was nicht wichtig ist, das kann ich mir besser merken."

      "Ich würde alles dafür geben, noch einmal 20 zu sein... und eine Frau."

      - "Sie machen wohl Witze!"
      -"Würde ich Witze machen, würde ich sagen: >>Kommt ein Pferd in eine Bar, fragt der Barkeeper: Was machst du denn für ein langes Gesicht?"

      -"Topper, Nase nach oben!"
      -"Wessen Nase?"

      Ich könnte jetzt weiters schreiben, dass ich mich immer schon gefragt habe, was an Admiral Bensons Körper überhaupt noch echt bzw. von ihm selbst ist - die hier noch verbleibenden Körperteile werden ja in Teil 2 ebenso als Prothesen geoutet.

      Oder ich würde einfach schreiben, dass die Parodien vom Zucker-Abrahams-Zucker-Team in den 80ern und 90ern einfach göttlich und zum Schreien komisch waren.
      Dass ich es liebe, wie sie Wortspiele und Slapstick in Verbindung mit enorm klischeehaften und pathetischen Storylines und Charaktertypen zu einer neuen Art von Humor erhoben haben.
      Dass ihre Komödien zum Besten gehören, was das Genre zu bieten hat und dass sie auch nach Sichtungen im zweistelligen Bereich nichts von ihrer Komik verloren haben.
      Und dass "Hot Shots!", der ausschließlich von Jim Abrahams gedreht wurde, da keine Ausnahme bildet.
      Der Film ist einer der wenigen, der kein ganzes Genre, sondern konkrete Filme auf die Schippe nimmt (hier vor Allem "Top Gun", aber in Einzelszenen auch "9 1/2 Wochen" oder "Der mit dem Wolf tanzt"), dennoch ist er leicht verständlich, wenn man die parodierten Werke nicht kennt.

      Ich glaube, ich sage es schlicht und ergreifend so:
      "Hot Shots!" ist ein Film für jeden, der albernen, adgedrehten und skurrilen Humor mag, oder der die anderen Filme unter Mitwirkung von Abrahams vielleicht bereits kennt und liebt.

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      • Martin Canine 12.11.2014, 11:18 Geändert 12.11.2014, 11:18

        Ich kenne bislang nur Platz 8 und 2 (beides großartige Filme).
        Finde ich aber sehr interessant und vor Allem sehr individuell und verschieden im Vergleich zu anderen Top 10 Listen.

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        • Ws ich an Leo immer geschätzt habe und noch weiter werde, ist, dass er immer sehr bedacht auf seine Rollenwahl war, und nur in Filmen gespielt hat, die ihn auch als Schauspieler gefordert haben.
          Anders als ein nicht minder genialer Johnny Depp hat sich er hier nie durch Franchises oder Blockbuster zur Marke machen lassen. Das hat er allein durch sein Talent und seine schauspielerischen Leistungen geschafft.
          Obwohl er gut verdient, könnte er wesentlich mehr herausschlagen, ihm ist aber die Qualität seiner Arbeit wichtiger. Und welcher andere moderne Schauspieler kann sonst noch solch eine hochwertige Filmografie aufweisen?

          Alles Gute und mach weiter so, Leo!

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            Martin Canine 11.11.2014, 14:28 Geändert 11.11.2014, 17:57

            Ob mir "Der große Gatsby" aus dem Jahre 1974 noch besser gefallen hätte, wenn ich die Verfilmung von 2013 nicht zuerst gesehen hätte?
            In jedem Fall würde das besagte Remake besser abschneiden, da man dort einfach wesentlich mehr rausgeholt hat, aber vielleicht hätte ich diesen Vorgänger herausragend gefunden.

            Erzählt wird die Geschichte von Jay Gatsby, einem Millionär, der vor Allem für seine ausschweifenden Partys bekannt ist, zu denen die Leute - eingeladen oder nicht - beinahe täglich kommen. Über Gatsby weiß man fast nichts, weder, wer er denn genau ist, noch, warum er eigentlich so unsagbar reich ist.
            Eines Tages wird auf so einem Fest sein Nachbar Nick zu ihm hochgebeten, dem er sich anvertraut und um einen großen Gefallen bittet: er solle ihn mit dessen Cousine Daisy zusammenführen, den die Beiden kennen sich von früher...

            "Der große Gatsby" IST eine riesengroße Geschichte und IST eine komplexe Charakterstudie MIT wichtiger Aussage.
            Jay Gatsby IST eine unheimlich interessante und vielschichtige Figur, die in der Tat perfekt die überschwingende Oberflächlichkeit der Gesellschaft mit den natürlichen Bedürfnissen nach Liebe kontrastiert.
            Um ihn IST eine Fassade der Selbstinszenierung (und -versteckung, denn wer kennt ihn schon!), die ihn unnahbar und doch bekannt macht, während dahinter ein einfacher Mann steckt, dem nichts wichtiger ist als seine tiefe Zuneigung zu einer Frau, die ihn einst liebte und die er nun verzweifelt sucht. Nur für sie hat er all das auf die Beine gestellt.
            Die Geschichte vom großen Gatsby ist ebenso tiefgründig wie traurig, und zeigt den Hohn der Gesellschaft der 1920er Jahre (dass die Neuverfilmung durch die Verwendung moderner Musik hierzu gleich eine Brücke zur Gegenwart baut, sei auch erwähnt. Auch, wenn es mit diesem Film nicht viel zu tun hat) in perfekter und nicht allzu plakativer, sondern zutiefst sensibler Manier.

            Aber, aber:
            Das gilt für die Story, und lässt sich leider nicht auf diese Verfilmung aus den 70er Jahren anwenden. Zumindest nicht zur Gänze.
            Sure, aus Gold kann man schwer Scheiße machen, denn auf dem Papier klingt das alles wahnsinnig toll (Drehbuch: Francis Ford Coppola in seiner Blütezeit), aber in der Umsetzung geht der Film sehr lieblos und... oberflächlich? mit seinen Figuren und deren Geschichten und Gefühlen um.
            New Hollywood ist als Bewegung bei allem Respekt nicht gerade für seine gefühlvollen und sentimentalen Ergüsse bekannt, eher für seine rationale und intellektuelle Vorgehensweise.
            Gangsterfilme, Thriller, existenziell philosophische Filme, Kunstfilme, Dekonstruktionen von Genrekonventionen - da ist diese Epoche ungeschlagen, aber bei Liebesfilmen (und Liebe ist ein zentrales Thema in "Der große Gatsby") sind die Voraussetzungen nicht gerade die Besten.
            Gerade, wo doch das klassische Hollywood auch für seine traumhaften Gefühlswelten bekannt ist, ist es ein Todesurteil, einen Film wie diesen auf eine solche Art zu inszenieren: kühl, von seiner geradlinigen Story geradezu besessen, rational und logisch.
            Nein. Ganz falsch.
            "Der große Gatsby" wäre ein klassischer Traumfabriksfilm, gedreht jedoch im Stil der sich bewusst davon abgrenzenden Ära von New Hollywood.

            Das Ergebnis davon ist, dass einem das Geschehen nur peripher tangiert.
            Robert Redford spielt zwar genau richtig, als Gatsby eingeführt wird - er inszeniert sich selbst, macht sich rar, wirkt fast abgehoben - schafft den Sprung zum normalen Bürger aber nicht, der er privat aber sein sollte.
            Ich kaufe ihm die Liebe nicht ab.
            Seine Dialoge sagen zwar wunderschön, dass da wahre, aufopferungsvolle Leidenschaft in ihm herrscht... aber ehrlich: merkt man etwas davon in seiner Mimik, Gestik, Sprache? Nein. Er bleibt genau derselbe reiche Mann, der er von Anfang an war.
            Er wirkt wie in einem Interview, in dem er das brav aufsagt, was sein Manager ihm diktiert hat.
            Es liegt nicht am Darsteller.
            Aber diese bedachte, berechnende Regie...

            Der gesamte Film wirkt nicht hingebungsvoll, nicht leidenschaftlich, nicht wirklich echt. Er ist stattdessen gut ausgearbeitet.
            Das ist es ja: formell stimmt alles, aber wo bitte ist das Gefühl, das Erlebnis, das Herz?
            Was in aller Welt bleibt hinter der Fassade noch stehen? Eine weitere, und dahinter gähnende Leere.
            Und wie soll ein Film, in dem Liebe die treibende Kraft ist, dann nur etwas wirklich Großes werden?

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            PS: Die Verfilmung von 2013 mit Leo ist in jedem Falle vorzuziehen. Er hat genau alles, was diesem hier fehlt und führt auch die positiven Aspekte des Werkes noch besser aus.

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              Martin Canine 10.11.2014, 13:36 Geändert 10.11.2014, 23:32

              "Der Tiger von New York" aus dem Jahr 1955 ist ein eher unbekanntes Frühwerk von Stanley Kubrick, der sich später den Rang als einer der besten Regisseure überhaupt erarbeitete und auch zu meinen persönlichen Lieblingen zählt.

              Mit seinen 64 Minuten ist der Film nicht gerade lang geraten, fällt aber noch in den Rahmen, in dem ich ihn nach konventionellen Maßstäben bewerten kann.
              Was dem Film hilft, ist, dass er eher einem etwas ausschweifenden Kurzfilm ähnelt als einem kürzeren Langfilm.
              Sprich: der Inhalt ist nicht allzu ausgiebig, man hat alles hier in recht überschaubaren Rahmen gehalten.
              Der sehr einfache Plot besteht darin, dass ein Mann beobachtet, wie eine Frau von einem anderen Mann misshandelt wird, ihr zur Hilfe eilt und versucht, sie in Sicherheit zu bringen.
              Es ist eine Geschichte, die man in gut 20 Minuten, oder einer Episode einer Serie, abhandeln könnte, da sie auch nicht viel mehr Inhalt bietet, aber Kubrick inszeniert sie mit einer wunderbaren Liebe zum Detail. Er nimmt sich Zeit für seine Schauplätze, fängt mit der Kamera kleine Details ein und lässt bereits hier einen gewissen Hang zur Symmetrik und zu Ornamenten erkennen. Es gibt einige Nebenszenen, die für den Verlauf der Story nicht wichtig sind, aber sehr viel zum Charme dieses kleinen aber feinen Filmes beitragen. So erzählt an einer Stelle die Protagonistin die Geschichte ihrer Schwester, während nebenbei diese die ganze Zeit beim Ballettanzen eingeblendet wird.

              Es lässt sich eine gewisse filmtechnische Verspieltheit erkennen, zum Beispiel als der Schwarzweißfilm kurzzeitig ins Negativ umschwenkt.
              Generell kann man Kubrick nicht vorwerfen, er hätte sich für das Werk nicht einige Ideen angesammelt.
              Dass der Film relativ überschaubar ist, macht ihn in meinen Augen sogar nur besser, anstatt ihn zu schmälern. Das gesamte Konzept ist ohnehin nicht für einen langen Spielfilm geeignet.
              Kubrick hat den Plot durch viele kleine Details und auch ein paar experimentierfreudigen Szenen unheimlich interessant und spannend umgesetzt, sodass in dieser einen Stunde keine Sekunde zu viel oder zu wenig Material vorhanden ist.
              Tatsächlich wäre er nur ein vergessenswerter Kurzfilm, hätte er unter 1 Stunde Laufzeit - die Handlung an sich ist nicht besonders, allerdings ist die Umsetzung und Inszenierung sehr gut gelungen - aber auch als richtiger Langfilm mit 80 Minuten oder mehr hätte er sicher nicht diese Wirkung, dann wäre er handlungsarm oder hätte zu viele Füllerszenen.

              Ich glaube, der Grund, dass "Der Tiger von New York" generell mittelmäßig wegkommt, ist, dass der Name Stanley Kubrick über ihm schwebt und dieser die Erwartungen so enorm hochputscht, dass man sich ein riesenhaftes Werk erwartet. Das ist falsch. Es handelt sich um einem sehr kleinen, bescheidenen Film, der Charme hat, nicht viel, aber dafür umso besser erzählt.
              Man muss zurückdenken: Kubrick war irgendein Regisseur, der zuvor einen unbekannten Streifen gedreht hat, und der noch nicht für kongeniale Tiefe und einen eigenen Stil stand.
              Eigentlich finde ich, 'Killer's Kiss', so der Originsltitel, ist im Mittelfeld von Kubricks Filmographie anzusiedeln.
              Ich stelle ihn vor seinem zensurgeschändeten Meistermachwerk 'Lolita' und seinem Genrefilm 'Spartacus', aber hinter seinen großen Werken als Autorenfilmer an.
              Er ist eben nicht so spektakulär, kontrovers oder hintergründig, aber er ist auf jeden Fall als das, was er ist, etwas Gutes geworden: kurz und knackig mit einigen kultig anmaßenden Einzelsequenzen.

              Ich glaube, am Meisten Freude hat man mit dem Streifen, wenn man ihn nicht unbedingt als Film eines großen und gerühmten Filmemachers ansieht, sondern als Geheimtipp, als ausführlicherer und sorgfältig gemachter Kurzfilm und ihn so auf sich wirken lässt.
              Kubrick selbst war mit dem Werk rückblickend nicht zufrieden und betrachtete erst seinen 3. Spielfilm als offiziell ersten...
              ...obwohl ich bislang mit Kubrick übereinstimmte, wenn er über sein Schaffen resumierte, muss ich hier Einspruch erheben:
              "Der Tiger von New York" ist gelungen, nur vielleicht nicht auf die Art, wie es der Meister wollte.

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                Jerry Stahl du blaue Stripperkatze, mein allerliebster Liebling, den ich überhaupt nicht irgendwie hasse oder so, es gibt ja sogar 'ne Biografie von dir! Ha, die muss ich sehen, ts! Obwohl mir die Inhaltsangabe schon einiges erklärt...
                ...aber genug gespammt, ich freu mich schon richtig auf den Kommentar, den ich dann schreiben darf. Nur zu deinem Besten natürlich, Koyote... oder Waschbär?

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                  Ich distanziere mich hiermit von jeder Form des Nationalsozialismus, Rechtsradikalismus oder jeglicher weiterer Form des Rassismus. Meine Wertungen zu Propagandafilmen, seien sie positiv oder negativ, behandeln den Film als filmisches, cineastisches Werk, und nicht die Ideologie, für die er einsteht.
                  Diese werde ich komplett aus der Wertung ausklammern.
                  Ich denke, ihr kennt mich und meine Einstellung gut genug, um das richtig einordnen zu können.
                  ---
                  "Sieg des Glaubens" rückblickend zu bewerten, macht Vergleiche mit Leni Riefenstahls Nachfolgefilm 'Triumph des Willens' nahezu unumgänglich.
                  Beide Filme behandeln den Reichsparteitag der Nationalsozialisten, kommen trotz ihres dokumentarischen Stils (ob es nun tatsächlich dokumentarisch war oder nur so wirken sollte, darauf werde ich später eingehen) gänzlich ohne Kommentar oder Voice Over aus, und sind darauf bedacht, lediglich die aus damaliger Sicht guten Seiten der NSDAP zu propagieren.
                  So kommen beide Filme nicht hetzerisch daher, sondern zeigen Hitler und seine Partei als Retter der Nation und als Anführer, dem die sozialen Unterschiede des Volkes vollkommen egal sind.
                  Darüber, was für Gräueltaten aber in dessen Birne vor sich gingen, wird natürlich der Mantel des Schweigens gehüllt.
                  Tatsächlich sind diese Filme interessant, da sie sehr gut zeigen, wie man die Leute manipulieren konnte - Analyse und Dekonstruktion der Filme machen es eventuell leichter, zu verhindern, dass etwas derartiges noch einmal geschieht, da man die Fähigkeit erwirbt, politische Propaganda zu durchschauen.

                  Sei es wie es sei: 'Triumph des Willens', mein erster Riefenstahl-Film, war aus filmischer Sicht ein Geniestreich. Bildgewalt, eine enorme Atmosphäre und technische Virtuosität machen ihn, die schreckliche Ideologie mal außen vorgelassen, zu einem wahren Meisterstück der Filmgeschichte. Mehr dazu in meiner Review zu besagtem Streifen.

                  "Sieg des Glaubens" behandelt nun aber den Reichsparteitag 1933.
                  Auch hier liegt das Hauptaugenmerk auf riesenhaften Massenszenen und ausdrucksstarken Reden, die immer wieder von den schallenden Rufen der Bürger unterstützt werden.
                  Allerdings muss man sagen, dass der letzendliche Film nicht wirklich gut gemacht ist, und über die Qualität einer kommentarlosen Wochenschauausgabe nicht hinauskommt.
                  Riefenstahl wusste freilich genau, was sie tat, und hat das Genre des Dokumentarfilms mit diesem Propagandawerk in einer gewissen Weise indirekt revolutioniert (SdG beeinflusste TdW, dieser beeinflusste u.A. das Genre der Dokumentation), in dem sie durch enge Kooperation mit Hitler ungewöhnliche Einstellungen bekam, so filmte sie unmittelbar am Geschehen, konnte gut positionierte Nahaufnahmen des Diktators, sowie einige detaillierte Bilder der inszenierten Höhepunkte des Tags bekommen, etwa der trommelnden Hitlerjugend, aber letzten Endes fehlt es dem Werk gehörig an Form und Wirkung.

                  Die technischen Spielereien in allen Ehren, ist es dem Film nicht möglich, eine begeisterte Hochstimmung einzufangen oder die durchaus oppulenten Bilder und Reden kraftvoll in Szene zu setzen. Das Ganze wirkt recht lustlos, wie eine sehr kalte Abhandlung der Ereignisse, ohne Augenmerk auf filmische Qualität. Aus heutiger Sicht ist es zwar interessant, wie der Parteitag in etwa ablief (obwohl das Gezeigte natürlich eine Art gefilterte Realität darstellt, aber soviel Verständnis traue ich dem modernen Zuschauer durchaus zu). Der Film bebildert, was der Staat wollte, dass das Volk zu sehen bekommt: ein starkes Regiment, welchem das Reich am Herzen liegt.
                  Filmisch gesehen wird hier aber keinerlei große Inszenierung betrieben.
                  In 'Triumph des Willens' gab es eine fesselnde Narrative. Da wird sich zu Beginn einmal Zeit genommen, aus den Wolken heraus immer mehr auf die Stadt zu filmen, immer näher zu kommen, dann fängt alles zwar pompös an, aber noch nicht maximal, was sich dann bis zum Ende hin steigert, es wird immer monumentaler, immer eindrucksvoller - es gibt dort eine starke Dramaturgie, die dem Film eine enorme Sogwirkung verleiht und starke Elemente eines Spielfilms aufweist.
                  Riefenstahl hat den Parteitag 1934 mitinszeniert, was ihr die Möglichkeit gab, das Ereignis so zu gestalten, dass sie einen möglichst spannenden und imposanten Film drehen kann.

                  Offensichtlich unterlag der Parteitag 1933 aber nicht ihrer Regie.
                  Wahllos streift Riefenstahl auf dem Gelände umher und filmt irgendwelche Szenen, die oftmals keinen richtigen Fluss oder Zusammenhang aufweisen. Es gibt keinen Aufbau, keine Steigerung und keine klare Struktur. Mal hält sie die Kamera auf Hitler, dann auf ein paar Leute in der Menge, dann auf eine Flagge, dann auf eine Parade, dann wieder auf Hitler, dann wieder auf eine Fahne, dann kommt eine Rede, und dann geht alles wieder von vorn los.

                  "Sieg des Glaubens" wirkt weniger wie ein richtiger Film als wie eine Ansammlung von Archivmaterial, dass man zwar chronologisch, aber nicht inszenstorisch versiert zusammengeschnitten hat.
                  Ein Einstieg, eine langsame Erhöhung der Stimmung und ein abschließender Höhepunkt fehlen vollkommen.
                  So kommt es, dass der Film, der auch nur ca. 60 Minuten Laufzeit besitzt, teilweise amateurhaft und nicht wirklich packend wirkt.
                  Was nützen schöne Bilder, mayestätische Massenformationen und treffsichere Reden, wenn man sie nicht gut einsetzt?
                  Von der Euphorie, der Leidenschaft, der Fanatik des Nachfolgewerks ist hier nichts spürbar.
                  Alles wirkt distanziert und unnahbar.
                  Das ist aus moderner Sicht moralisch auch besser so...
                  ...aber als Film ist diese Kollektion roher Eindrücke nichts Außergewöhnliches und schon garnicht beeindruckend.
                  Kein Wunder, dass Leni Riefenstahl später selber gesagt hat, der Film wäre unvollkommen.

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                    "Harte Zeiten für Träumer."

                    Es ist mal Zeit, ein Statement zu setzen: wieso kommen Filme, die eine grundsätzlich negative Stimmung aufweisen, in den meisten Fällen sehr gut an, während Filme, die von Grundauf lebensbejahend und fröhlich sind, eher negativ wegkommen.
                    Woran liegt das? Warum gefällt es den Leuten so gut, immer nur die schlechten Dinge zu sehen, anstatt sich auch mal an den schönen Kleinigkeiten des Lebens zu erfreuen?
                    Ich glaube, die Leute kommen sich dann einfach intellektueller oder seriöser vor.
                    Ich mag ebenfalls viele Filme, die eine düstere, unangenehme oder harte Grundstimmung haben, oder scharfe Kritik ausüben, aber ich verschließe mich nicht vor Werken, die die wundervollen Seiten des Lebens zeigen. Eigentlich gehen sie Hand in Hand: die Einen zeigen, was falsch läuft, die Anderen, wie es aussehen sollte.

                    "Die fabelhafte Welt der Amélie" gehört zu der Handvoll von Filmen, die ich ganz zu Beginn meiner Filmliebhaberphase gesehen habe (Ich datiere den Beginn dieser etwa mit dem Sommer 2011). Ich sah den Film damals mit einer ziemlichen Faszination, da ich so einen Film noch nie gesehen hatte, der diesen Humor mit einer derartigen Fülle an Details und gänzlich ohne Gewalt oder Action auf die Leinwand bringt.
                    Ich habe den Film mittlerweile wirklich oft gesehen, aber beinahe ausschließlich im Jahr 2012, wo ich ihn alle paar Monate einmal sah.
                    Meine letzte Sichtung lag mindestens 1 1/2 Jahre zurück, und ich habe filmisch nun mindestens doppelt so viel Seherfahrung und mehrere Vergleichsmöglichkeiten.
                    Aber Gratulation: "Amélie" hat den Test der Zeit bestanden!

                    Es ist ein großartiger Film, der mit einem wirklich amüsanten, skurrilen Humor und einer schrulligen, verspielten Liebesgeschichte aufwartet.
                    Er ist erstklassig gemacht, und bietet einige tolle Ideen, die die Gemütszustände visualieren (an einer Stelle zerfließt unsere Titelheldin aus Schüchternheit zum Beispiel comichaft in eine Pfütze Wasser).
                    Aber ihn auf darauf zu reduzieren, dass er eine in jeder Hinsicht gelungene romantische Komödie ist, würde dem Film nicht gerecht, denn dafür ist er über die Genregrenzen hinaus zu wertvoll.
                    Der Film spricht nämlich genau das an, was uns vielleicht am Meisten fehlt: Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe. Ich bin da gewiss kein Vorbild, ich verhalte mich ganz oft so arschlöchrig wie alle, aber ich bin nicht stolz drauf, im Gegenteil: ich möchte etwas daran ändern, nur fällt es mir schwer.

                    Die Welt von "Amélie" ist entgegen der Meinung vieler keine perfekte Zuckerwattenwelt. Tatsächlich geschieht schon in ihrer Kindheit genug Schlimmes, als dass die Titelheldin bis zu ihrem Tod schwer geschädigt, masochistisch, depressiv oder kriminell hätte werden können: ihre Eltern sind distanziert, wodurch Amélie keinerlei Körperkontakt gewohnt ist, sie wird für körperlich krank gehalten und wird quasi im Haus eingesperrt, zu allem Überfluss wird sie Zeugin des Unfalltods ihrer Mutter.
                    Ein Jahr zuvor hat ein ebenso brillanter aber inhaltlich KOMPLETT anderer Film gezeigt, wie sehr eine zerbrochene Kindheit eine Seele schädigen und emotional verstümmeln kann: 'Die Klavierspielerin'.
                    Amélie geht aber den komplett anderen Weg: sie lässt sich nicht von den Schattenseiten des Lebens unterkriegen, sie findet genug Freude und Schönheit in ihrer Umwelt, die das Schlechte bei Weitem überwiegen, und sei es nur, die Hand tief in einen Getreidesack zu stecken.
                    Und - und ich kann bezeugen, dass das stimmt - die Vorstellungskraft hilft in jedem Fall, schwere Zeiten zu überwinden.

                    Unsere Titelheldin ist eigentlich nicht naiv, sondern hat entschieden, dass ihr ihre Einstellung besser gefällt. Sie ist in der Lage, mit der Unschuld und der Auffassung eines Kindes, aber dennoch mit dem Wissen und Verstand eines Erwachsenen zu denken und zu handeln. Sie ist nicht dumm, sie bemerkt genau, was in ihrem Umfeld auch Negstives vor sich geht, doch sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Leuten durch kleine Gesten das Glück zu bringen.
                    Es sind Personen, die nicht unbedingt viel haben, dass ihnen Freude bereitet, deren Lebensglück aber direkt vor ihrer Nase liegt. Es fehlt nur ein sanfter Ruck, damit sie den Mut fassen, zuzupacken!
                    Amélie zieht gern die Fäden im Hintergrund, sie ist introvertiert, aber dennoch lebensfroh und gut gelaunt, aber auch sie hat ihre Probleme: sie glaubt, den perfekten Partner gefunden zu haben - nein, sie weiß es - traut sich aber nicht, ihn anzusprechen.
                    "Vielleicht versucht sie alles, um das Chaos im Leben der Anderen zu beseitigen."
                    "Aber was ist mit dem Chaos in ihrem Leben? Wer wird sich darum kümmern?"
                    Ich glaube, es ist das, was viele Leute brauchen.

                    Amélie ist eine Träumerin, das weiß sie, und sie genießt es. Ihr Hauptaugenmerk gilt kleinen Details, Gefühlen und Erlebnissen im Alltag, Ticks, die wohl jeder in irgendeiner Form hat, legt sie an den Tag. Das zeigt sich auch im Film. Der Unterschied ist die Offenheit, mit der sie das zeigt.
                    Nun trifft sie auf jemanden, dem kleine Merkwürdigkeiten genauso liegen wie ihr, der weggeworfene und misslungene Fotos anderer sammelt und Bilder von Schuhabdrücken im Bordstein sammelt.
                    Nur kann sich unsere Heldin, die selbst den anderen Leuten unbemerkt einen kleinen Schubser gibt, dieser selbst nicht geben.

                    Es ist ein Film für Andersartigkeit, darüber, Selbstbewusstsein zu erlangen und auf die kleinen, schönen Dinge im Leben zu achten.
                    Ein Film, der zeigt, dass egal, wie schlecht es aussieht, egal, wie aussichtslos es scheint, es soviel auf der Welt gibt, wofür es sich zu leben lohnt.
                    Und das stimmt.
                    Ich glaube, bei all dem, was teilweise auf der Welt passiert, vergessen wir das zu oft. Ein Film wie "Die fabelhafte Welt der Amélie", der auf höchstem Niveau (grandioses Drehbuch, voller kleiner Geschichten und Einzelheiten, brillante Hauptdarstellerin, absurder und schelmischer Witz, tolle Regieeinfälle seitens der Darstellung der Fantasie, traumhaft schöner Soundtrack,...) Mut macht, aufbaut und auch zeigt, was man in seinem und im Leben der anderen besser machen kann, ist denke ich genau das, was viele Leute dringend brauchen.

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                        Is ja toll. Ihr dürft euch jetzt alle bei meinem Englischlehrer bedanken, der uns die erste Episode im Unterricht gezeigt hat.
                        Wie ich sowas hasse, wenn ich nachgeben muss.
                        Jetzt muss ich mir die erste Staffel kaufen.
                        Was fängt die Serie auch so interessant an, was ist sie so dreist, mich dazu zu bewegen, wissen zu wollen, wie es weitergeht...
                        Ach ich könnt schön wieder, es ist...
                        ...jetzt erstmal eine Folge My Little Pony zur Beruhigung...

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                        • Sind gute Neuerungen.
                          Würde mir dann nur noch wünschen, die Film-hinzufügen-Funktion würde wieder gehen...

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                            Audrey Hepburn ist ein Segen für jeden Film. Sie erscheint auf der Bildfläche, lächelt verträumt in die Kamera und dem gesamten Publikum geht das Herz auf. Sie legt eine einzigartige, tolle Ausstrahlung an den Tag, die ihresgleichen sucht. Ihr erster Auftritt in diesem Werk war auch der Zeitpunkt, als mich der Film für sich gewinnen konnte.

                            "Krieg und Frieden" stammt aus einer Ära, als Hollywood noch wirklich große Bilder und große Gefühle auf die Leinwand brachte, und diese auch von der Masse gelobt und geliebt wurden.
                            Hollywood war die Traumfabrik, und man konnte sich fallen lassen und in anderen Welten schweben - auch wenn der Film, wie dieser hier, in der realen Vergangenheit spielt.
                            Erzählt wird die Geschichte dreier Moskauer Bürger vor dem großen Eroberungszug Napoleons - da gibt es zum Einen einen Intellektuellen Pierre (der großartige Henry Fonda), der sich mit dem Thema Krieg immer kritisch auseinandersetzt und versucht, ihn zu begründen, dann ist da sein bester Freund Andrej (Mel Ferrer) , der dem Krieg euphorisch gegenübersteht und in ihm eine Art Bestimmung sieht, und dann noch Natasha, die Tochter einer befreundeten Familie (die wirklich umwerfende Audrey Hepburn), die ihr Glück in der Liebe sucht und auch ein Auge auf ihren guten Freund Pierre geworfen hat, der jedoch schon in festen Händen ist.
                            Über das Schicksal der drei schwälgt jedoch das Wechselspiel von Krieg und Frieden, der ihre Leben zwangsläufig beeinflusst...

                            "Krieg und Frieden" gehört zu den ganz großen klassischen Leinwandepen, die, monumental, opulent und ausschweifend wie sie sind, vor Allem das Kino der 1950er und 1960er Jahre maßgeblich mitgeprägt haben.
                            Es ist einer jener Filme, die durch ihren prunkvollen Aufwand - massig Statisten, Kostüme und bombastische Massenszenen - sowie ihrem Gefühl und ihrer Liebe beim Zuschauer wirklich etwas auslösen können. Über 3 Stunden lang gibt es immer etwas zu bestaunen, diese Filme wussten ihre Zeit auszunutzen.

                            "Krieg und Frieden" ist, wie viele der großen Monumentalfilme mehr Event als Film. Man versinkt vollkommen für mehrere Stunden in dem epischen Geschehen, man folgt dieser unheimlich detailreichen und interessanten Geschichte, die auch immer etwas zu erzählen hat und von deren Laufzeit von daher nötig ist.
                            Und das ist die Kunst, und warum solche Filme eigentlich immer recht polarisieren: entweder man springt auf und ist ganz gefesselt von diesem Erlebnis, oder man langweilt sich, und ist angestrengt, über dieses Ausmaß einer Story zu folgen.
                            Ich gehöre zu der Sorte, die es absolut liebt, sich Epen aus klassischen Hollywoodzeiten zu geben. Es ist purer Zauber, so funktioniert Film. Große Momente, große Bilder, große Gefühle.
                            Es muss wahrlich magisch gewesen sein, dieses riesenhafte Werk seinerzeit auf der großen Leinwand gesehen zu haben, ich bin überzeugt, das es ein richtig tolles Erlebnis sein musste. Ich hätte gerne die Möglichkeit gehabt.

                            "Krieg und Frieden" ist ein großes Werk wie etwa 'Ben Hur' oder 'Doktor Schivago', übertrifft diese in meinen Augen aber sogar noch. Das liegt vor Allem an der Emotionalität, mit der hier vorgegangen wird, da wird ein Schuss und ein Blick so gezielt eingesetzt, dass er uns Tränen in die Augen treibt, und ein Lächeln von unserer Heldin Audrey Hepburn schafft es, dass wir mitschmunzeln, auch, wenn es die Situation vielleicht nicht erlaubt.
                            Über diese lange Zeit entwickeln wir eine unmittelbare Identifikation für die Figuren, und doch zeichnet sich der Film dadurch aus, dass wir nicht wissen, wohin ihre Reisen führen werden.
                            Mal ist er ein von Massen- und Schlachtszenen bestimmter Kriegsfilm, der sich mit der Geschichte und ihrem Verlauf auseinandersetzt. Und er ist selbstredend eine großartige Liebesgeschichte, die mal herzerwärmend und oft auch eine Tragödie sein kann. Man kann auch sagen, obwohl die Wege und Schicksale der Figuren eng miteinander verwoben sind (zu Beginn sind sie alle beisammen, dann trennen sich die Wege, laufen aber immer wieder zusammen), so scheinen sie doch von unterschiedlichen Emotionen, Erlebnissen und Prioritäten geprägt zu sein.
                            Immer wieder passieren unvorhergesehene Dinge, manchmal zum Guten, manchmal zum Schlechten, aber immer mitreißend.

                            "Krieg und Frieden" gehört zu den ganz, ganz großen Klassikern des Historienfilms, des Liebesfilms und des Monumentalfilms, ein wunderbar großer Epos über Freundschaft, Liebe, Krieg und Frieden - und wie all das die Leute beeinflusst.
                            Genau das, was Hollywood zur Traumfabrik machte und damals wie heute die Massen bewegt.

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                              Martin Canine 05.11.2014, 12:52 Geändert 05.11.2014, 13:27

                              Ist es legitim, "Im weißen Rössl" als 'Citizen Kane' der Heimatkomödien zu bezeichnen?
                              Ich bin mir bewusst, dass die Filme absolut garnicht zu vergleichen sind, aber sie genießen in ihrem Genre einen gewissen, ähnlichen Ruf.
                              Ich glaube, dass "Im weißen Rössl" sicherlich einer der ersten Filme, oder sogar der erste Film sein wird, den Leute sagen werden, wenn sie Heimatfilme aufzählen sollen.

                              Eines muss man sagen: dass der Streifen in seinen 99 Minuten Laufzeit niemals langweilig wird, und damit wurde der Zweck auch perfekt erfüllt.
                              Es wird die Geschichte eines Oberkellners erzählt, der in der Pension 'Weißes Rössl' arbeitet und es schafft, den anstürmenden und oftmals gehetzten Urlaubern doch noch eine schöne und erholsame Zeit zu bereiten - sein Organisationstalent ist unentbährlich für das Geschäft. Aber er ist in die schöne wie aufmüpfige Wirtin und Besitzerin verliebt, die aber nichts für Angestellte übrighat. Ihr Herz schlägt wiederum für einen Doktor und Anwalt, der ein Auge auf die Tochter seines größten Konkurrenten geworfen hat.

                              Quasi ist "Im weißen Rössl" DER Heimatfilm par excellence. Er hat einen gut aufgelegten Peter Alexander, der sicherlich eine Schallplatte verschluckt haben muss, soviel Musik platzt aus ihm heraus, eine harmlose, aber arg verstrickte jedoch leicht verständliche Geschichte mit vielen oftmals knorrigen aber nie unsympathischen Figuren, eine einfache und stets ersichtliche Lösung für alle Probleme und die stete, herzliche und idyllische Atmosphäre der Berge und Grünflächen, die uns immer wieder daran erinnert, wie schön die Welt doch ist und wie fein doch so ein Urlaub sein kann.

                              Wer sich einen Film wie diesen ansieht, der weiß im Normalfall, was ihn erwartet, und wird nicht wegen tiefer, komplexer Charakterzeichnung, gut durchdachten Storylines, lyrischer Philosophie und harter Realität an den Streifen herangetreten sein.
                              Wer das will, bitte raus! Weg von diesem Film, kusch kusch, ihr habt hier garnix verloren! Seht euch lieber Kubrick oder Haneke an, aber hier habt ihr nix verloren! Die sind sicher genau, was ihr sucht.
                              So...
                              ...wer jetzt noch da ist, der kann sich gemütlich zurücklehnen, sich Snacks schnappen und sich über eineinhalb Stunden wunderbar unterhalten und berieseln lassen.
                              Dafür ist der Film nämlich wunderbar geeignet, wenn man mit der heilen Welt der Bergkomödie etwas anfangen kann, und dann bekommt man auch das volle Programm geboten: Musik, Liebe und Geselligkeit. Witz. Freundlichkeit.
                              Es wird die gesamte Palette aufgefahren.
                              Jawoll. Da ist der Nachmittag, Abend oder wann auch immer ihr ihn seht gerettet.

                              Auch, wenn der Film doch irgendwie einen Kultstatus in seinem Genre genießt, wird er es nie über dessen Grenzen hinausschaffen, aber das muss er auch nicht.
                              Er will auch garnicht mehr sein, als das, was er ist, und da ist er verdammt sympathisch und lieb, man kann gut und oft lachen, vor Allem, wenn sich Peter Alexander verspricht.
                              Das ist freilich nicht das Highlight - aber jetzt ehrlich: war jemand enttäuscht? Hat jemand weniger bekommen, als er erwartet hat? Das denke ich nicht.
                              Ich zum Beispiel fand ihn schon besser als 'Charleys Tante' (mein erster Film mit P. A.), der zwar Humor hatte, aber in seiner Geschichte extrem unbeholfen und holprig geschrieben war. "Im weißen Rössl" wirkt da schon wesentlich professioneller und dadurch besser.
                              Man kann also sogar davon sprechen, dass er eine positive Überraschung für mich war.

                              So ein Film geht nach einem harten Tag immer, und er ist perfekt dazu geeignet, einmal abzuschalten und sein Gehirn in den Feierabend zu schicken.
                              Lacheln, lächeln, grinsen und einfach genießen, wie die Leberkässemmel, die einfach den Hunger stillt und gut schmeckt.
                              Jedes weitere Wort wäre überflüssig.
                              Wer Zweifel hat, weg!
                              Wer mal ruhig knotzen, relaxen und nebenbei etwas aufdrehen will: perfekt!
                              Viel Spaß!

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                                über Caché

                                (Tatsächlich gehört "Caché" zu einer Art von Film, die man am Besten ohne jegliches Vorwissen erlebt. Obwohl spoilerfrei - ich verrate nur, was wir im Film nicht erfahren - wäre es ratsam, meine Review erst nach der Sichtung zu lesen.)

                                "Caché" ist Französisch und bedeutet soviel wie 'versteckt' oder 'verborgen'.
                                Hinter dem Titel steckt, wie man es vielleicht von Haneke gewohnt ist, wohl der Kern des Films, das Schlüsselwort, welches vielleicht der schlagkräftigste Hinweis ist, das eine Eckstück des Puzzles, auf welchem man die anderen fehlenden Teile zusammenbauen kann.

                                "Caché" ist, wie die meisten Filme von Michael Haneke, kein Werk, welches sonderlich viele Antworten gibt, eher eines, das noch mehr Fragen aufgibt, die zu beantworten dem Zuschauer obliegt.
                                Den Film nur zu sehen ist nicht allzu viel wert, wenn man nicht bereit ist, sich mit ihm im Nachhinein ausgiebig auseinanderzusetzen.

                                Erzählt wird die Geschichte eines Ehepaars mit Sohn, denen immer wieder Videobänder zugesandt werden, die vorwiegend ihr Haus von Außen zeigen, lang, oftmals mehr als 2 Stunden mit starrer Kamera, so unmittelbar, dass man den Filmenden hätte sehen müssen - dazu werden Kritzeleien mitgeschickt, die ein Blut erbrechendes/spuckendes Kind und ein geköpftes Huhn zeigen.
                                Zunächst scheint niemand etwas darüber zu wissen, aber vielleicht, oder sicher, hat man eine Vermutung...

                                Haneke ist kein Genrefilmer, das war er nie, und das wird er nie werden. Zu glauben, er würde am Ende in einen leicht nachvollziehbaren Schluss konkludieren, ist ein Irrtum.
                                Das heißt nicht, dass es ihn nicht gibt, aber er wird uns nicht vorgekaut - viel bleibt an uns hängen, die wir nun das Geschehen spinnen können.
                                Er gehört zu jenen Regisseuren wie David Lynch, dessen Filme im ersten Moment nach dem Ansehen vielleicht wirklich verwirrend oder unvollständig wirken, da die Erwartungshaltung einer Lösung nicht gegeben ist. Zumindest nicht sofort - sie wird nicht laut ausgesprochen.
                                Wenngleich inhaltlich gänzlich unterschiedlich lassen sich durchaus Parallelen zu dessen Film 'Mulholland Drive' erkennen - beide Filme beginnen mit einem klassischen Thriller-/Horrorplot, der die Erwartung in Richtung eines aufdeckenden Schlusses lenkt, und in beiden Fällen wird diese nicht befriedigt.
                                Nun liegt es am Zuschauer, die bislang gegebenen Eindrücke und Handlungen zu rekonstruieren und so vielleicht etwas Erklärendes zu finden.

                                Während der Sichtung von "Caché" wartet der Quotenzuschauer nun auf die logische Aufklärung, sprich: die klare Entlarvung des Absenders des Videos. Der mit Haneke vertraute Zuschauer wird wissen, dass es vielleicht garnicht um eine Familie geht, die von Bändern terrorisiert wird. Diese Art des Publikums sucht während des Films schon nach Hinweisen, die ihm verstehen helfen, was eigentlich passiert. Das Gesehene wird dann ständig hinterfragt, und man macht sich im Kopf Notizen.

                                Schön und gut - unmittelbar nach dem Film war ich so schlau wie vorher. Natürlich, denn ich hatte mich mit dem Film noch nicht ausgiebig auseinandergesetzt - ja, ohne ernsthafte Beschäftigung und Analyse, ohne sich Zeit zu nehmen wird das nichts.
                                Dann kam ich zu dem Schluss: der Film funktioniert auf 2 Ebenen; einer metaphorischen und einer erzählerischen. Die Metaphorische wird an 2 Szenen, die ich nicht verrate, klar offen gelegt. Sie fallen nicht sofort auf, aber hat man sie entdeckt, diese Details, dann fällt es einem wie Schuppen von den Augen (auch in Hanekes 'Funny Games' und 'Benny's Video' gab es ähnliche Einstellungen, die den gesamten Film offenlegen.).

                                Da Haneke jede einzelne Kameraeinstellung präzise setzt, achtet man auch viel auf die kleinen Nebensächlichkeiten, die durchaus zum Verständnis des Ganzen beitragen können - auch auf inhaltlicher Ebene.
                                In der allerallerletzten Einstellung, die auf den ersten Blick willkürlich erscheint, zum Beispiel, gibt es eine klitzekleine, vielleicht im ersten Moment nicht erkennbare Handlung, die zu einem weiteren Puzzleteil wird (vielleicht aber doch nicht die konkrete Antwort darstellt, die man zunächst vermuten mag).
                                Gegen Beginn des Films gibt es eine Szene, deren Bedeutung wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfassen können, und die wir, da auf sie konkret nicht mehr eingegangen wird, auch zu vergessen drohen, die aber ein weiteres Puzzleteil zu sein scheint (ich spreche von jener Szene, die Roger Ebert wohl als 'Smoking Gun' bezeichnet hat).

                                Die kleinen Nebenhandlungen und Einstellungen scheinen viel über den Film auszusagen, wie er nun zu deuten ist, was er zu sagen hat und vor Allem, was genau da vorgeht bzw. vorgegangen ist.
                                Achtet zum Beispiel darauf, was die Leute im Schneideraum zu sagen haben. Mich wundert, dass in keinem Interpretationsversuch bislang darauf eingegangen wurde.
                                Seht euch genau an, wer wo wie steht und vor Allem, wie die Leute reagieren.
                                Haneke hält einen Teil der Geschichte verborgen - er hat aber genug Hinweise gestreut, damit wir mit viel Gedankeninvestition darauf kommen können.

                                Dies war meine erste Sichtung von "Caché", beim nächsten Mal kann ich den Film vielleicht verstehen, eventuell aber erst nach einigen weiteren. Es ist ein Rätsel, und ich bin ehrgeizig, es zu knacken. Und selbst, wenn ich zu dem Ergebnis komme, es gäbe keine Lösung, ich werde sie finden. Mir werden neue Szenen auffallen, neue versteckte Handlungen, Ungereimtheiten und auf den ersten Blick banal erscheinende Kleinigkeiten.
                                Und irgendwann werde ich dann vielleicht "Caché" wirklich sehen können - als ganz anderen Film.

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                                • Ist jetzt auch schon lange her, dass ich den gesehen habe.
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                                  • Tolle Liste!
                                    Die erste Hälfte erinnert mich doch recht an meine eigene Kindheit...

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                                      über Malina

                                      "Malina" ist ein Film von Werner Schroeter nach einem Drehbuch von Elfriede Jelinek nach einem Roman von Ingeborg Bachmann.
                                      Mit Bachmann und Schroeter hatte ich vor diesem Film nichts zu tun, mein Sehanreiz war Jelinek, von der ich den Roman 'Die Klavierspielerin' kenne und gerade in ihrem Werk 'Die Kinder der Toten' stecke.

                                      Ich kann auf jeden Fall sagen, dass es quasi unmöglich wäre, ihre Werke 1:1 zu adaptieren, da sie selten aus Handlungen bestehen und häufig ausschweifende und kunstvolle Beschreibungen von Zuständen sind. Eine Narrative gibt es nur bedingt.
                                      Wer - und das bei aller Bewunderung für ihre Literatur - hat sich hier eingebildet, sie wäre geeignet dafür, ein Drehbuch zu schreiben!?
                                      "Malina" ist genauso geschrieben, wie sie ihre Romane verfasst: wirkliche Situationen und Handlungen gibt es kaum, der Film besteht nahezu ausschließlich aus philosophischen Monologen, die die inneren Gefühle der namenlosen Protagonistin, sowie ihre Beziehung zu ihrem Mitbewohner Malina und ihrem Liebhaber Ivan schildern, wobei oftmals nicht ganz klar ist, ob alle 3 Figuren auch wirklich existieren oder nur Einbildungen oder Metaphern sind.
                                      Vielleicht sind sie nur die Manifestierung von Gefühlen.
                                      Inhaltlich durchaus ansprechend und auch sicher für eine Verfilmung geeignet.
                                      Dazu wurde auch die exzellente Isabelle Huppert (die später auch in der Jelinek-Verfilmung 'Die Klavierspielerin' die Hauptrolle übernahm) gecastet, die wirklich intensiv und eindrucksvoll spielt.

                                      Nun aber muss ich sagen: Jelineks sogenanntes Drehbuch ist keines. Es ist ein - wirklich überragend geschriebenes - Stück Prosatext, welches vermutlich keinerlei Kontext aufweist. Vermutlich hat sie die Gedanken der Protagonistin kunstvoll niedergeschrieben und so ein tolles Psychogramm entwickelt, welches in schriftlicher Form sicher einen tollen Eindruck hinterlässt und interessant scheinen mag.
                                      Aber ehrlich: es ist unverfilmbar - es gibt keine klaren Szenen, Orte, Zeiten, nur selten agierende Figuren.
                                      So grandios Jelineks literarische Ergüsse sind - sie sind nicht visualisierbar.
                                      Sie können gelesen, aber nicht wirklich filmisch umgesetzt werden.

                                      Regisseur Werner Schroeter hält sich allerdings 1:1 daran, und wie das Ergebnis aussieht, ist schwer zu erklären, aber ich werde es dennoch versuchen:
                                      Rasche Szenen- und Ortswechsel, wüste Stilisierung, Pendel zwischen Realität und Traumszenarien.
                                      Man versucht krampfhaft, den Text in die nicht vorhandene Zeit, Ort und Figuren einzuteilen, aber viel mehr als eine musikvideoähnliche Unterlegung des niedergesprochenen Schriftstücks entsteht nicht.
                                      Es ist ein Film, der nie eine Narrative entwickelt. Er beinhaltet kaum die klassischen Merkmale des Mediums Film.

                                      Und das ist der springende Punkt: Schoeter will einen Film machen, Jelinek ein Schriftstück - und beide Medien kann man nicht kompromisslos vereinigen.
                                      Schroeter hätte ihr Werk einfach zwangsläufig abändern müssen, damit es auch nur die Grundzüge eines Drehbuchs bekommt.
                                      Man kann einen 100-seitigen Monolog schlicht und ergreifend nicht wortwörtlich filmisch unsetzen.
                                      Und wer mit den Romanen Jelineks vertraut ist, oder auch nur ein Bisschen ihren Schreibstil kennt, der wird wissen, was ich meine.

                                      Ich habe zwar nicht erwartet, einen leichten Film zu bekommen, aber irgendwie doch... einen Film.
                                      Das hier ist allerdings das merkwürdigste Werk, welches ich seit Langem gesehen habe.
                                      Ich will nicht einmal sagen, dass mir "Malina" nicht gefallen hat, denn ich schätze Inhalt und Formulierung, Darsteller und Regie, und er ist durchaus interessant und sehenswert, aber letztlich sieht es leider so aus, dass Elfriede Jelinek, so begabt sie auch ist, keine Ahnung hat, wie man ein Drehbuch schreibt - das Endergebnis will und kann nicht harmonieren.
                                      Obwohl sich hier zeigt, dass sie eine große Autorin ist, von deren Formulierungen eine starke Faszination ausgeht. Und wohl niemand besser ihre radikalen Worte verkörpern kann als Isabelle Huppert.
                                      Es wirkt schlicht nicht so, als wurde das Ganze für eine Verfilmung konzipiert, sondern als alleinstehendes Schriftwerk
                                      (Und das, obwohl sie einige Jährchen später in ihrem Text zu Hanekes Verfilmung ihres Buches durchaus den Unterschied in der Funktion einer Lektüre und eines Films hervorgehoben hat!).

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                                      • 6 .5

                                        Zur Meerschweinchentänzerin jetzt gerade:
                                        Das Kostüm sieht nicht wirklich professionell aus, es schränkt die Bewegung zu sehr ein, gerade für eine Tanznummer zu einengend und unvorteilhaft. Ein dünneres Material wäre bessr, dann hätte sie auch eindrucksvoll tanzen können

                                        • 1 .5
                                          über Idioten

                                          Minimalismus.
                                          Das ist eine Sache, die in vielen Fällen durchaus sinnvoll sein kann, und stilistisch wirkungsvoll.
                                          Kammerspiele wie 'Die 12 Geschworenen', 'Der Gott des Gemetzels' oder auch Tarantinos 'Reservoir Dogs' zeigten, dass man durchaus auch mit wenig Aufwand starke, fesselnde Filme auf die Leinwand bringen kann, wenn man nur genug Ideenreichtum mitbringt.

                                          "Idioten" von Lars von Trier ist nach den Dogma 95-Regeln entstanden, die etwa den Keuschheitsgelübden eines Mönchsordens entsprechen, deren Anforderungen unter Anderem sind, der Film dürfe nur mit Handkamera gedreht werden, keine Spezialeffekte jeglicher Art enthalten, müsse in der jeweiligen Gegenwart spielen, darf keine Musik beinhalten (außer sie würde im filmischen Kontext gespielt werden, z.B. auf einer Party oder einem Konzert), und einigen anderen.
                                          Das ist wohl ein schwieriges, aber durchaus sinniges Konzept, da man sich so frei von jeglichen Stilmitteln voll und ganz auf den Inhalt konzentrieren kann; so würde der Film ausschließlich von Drehbuch und den Darstellern leben.

                                          Lars von Trier, dieser ewige Rebell, unterwirft sich aber freilich nicht der logischen Konsequenz, sondern zieht stur, bockig, sein eigenes Ding durch.
                                          In diesem Fall endet das darin, dass wir um die 2 Stunden einen Haufen schlecht gefilmter Provokationen bewundern dürfen.
                                          Jetzt hat sich der liebe Lars aber gehörig selbst ein Bein gestellt: der Film gefällt nicht. Vermutlich war aber genau das die Intention.

                                          Sieht man sich seine späteren Werke an, so erkennt man, dass der gute Mann durchaus noch etwas anderes zu bieten hat, und die Dogma-Bewegung hätte sinnvoller nützen können: 'Dogville' wurde gänzlich ohne Kulisse gedreht, erzählt eine fesselnde, intelligente Geschichte, und besteht beinahe nur aus weißen Strichen auf schwarzem Boden. Minimalismus.
                                          Auch gegen seine Provokation habe ich selten etwas einzuwänden: 'Antichrist' ist eine stilsichere Verkörperung des Bösen.

                                          Was "Idioten" allerdings schadet, ist, dass er provokative Inhalte ohne Stilmittel manifestieren will. Das Ergebnis ist, dass es wie eine als Homevideo gedrehte Sammlung schlechten Geschmacks wirkt.
                                          Eine nachvollziehbare Handlung ist nicht erkennbar, genauso wenig Charakterentwicklung, und nicht einmal ein Hintergrund.
                                          Ich denke nicht, dass von Trier sich sonderlich etwas dabei gedacht hat - er wollte bewusst zum Skandal aufrufen, das kennen wir mittlerweile schon zu Genüge von ihm.
                                          Dabei hätte sich ihm die Möglichkeit geboten, mit den hier angewandten Verzichtserklärungen einen inhaltlich guten Film zu drehen - und ich weiß, dass er das draufhat.

                                          In "Idioten" geht es um eine Frau, die auf eine Gruppe stößt, die sich als geistig Behinderte ausgibt.
                                          Die restliche Laufzeit wird weder damit verbracht, sie zu dekonstruieren, noch damit, zu zeigen, wie die Frau damit umgeht. Der Kernpunkt des Filmes ist, zu bebildern, was die 'Idioten' denn so alles machen - Ende vom Film.
                                          Selbst der Titel ist Provokation: einen Film über (reale oder gespielte) Behinderte "Idioten" zu nennen, kann nur Kalkül sein.
                                          Aber von Trier fehlt es hier an jeglicher Qualität, die seine Inhalte rechtfertigt.

                                          Aber was will uns von Trier mit alledem sagen? Er will keinen leicht anschaubaren Film machen, schön und gut. Er will aber auch nicht, dass man sich große Gedanken zu seinem Werk macht. Er will vermutlich als künstlerischer, intellektueller Filmemacher wahrgenommen wird, dessen Filme man nicht versteht, und der sich mit der Kontroverse rühmt.
                                          Aber woraus besteht die Kunst in "Idioten"?
                                          Einem Film, der, und das jetzt bei aller Bewunderung für seine anderen Werke, ein jeder zusammenbringen könnte, und zwar besser.
                                          Ein Film, der vielleicht nicht langweilig ist... aber nichts zu bieten hat als Pseudotabubruch - oder gestehen wir ihm zumindest den vollwertigen Tabubruch zu.
                                          Kunst ist alles Kreative. Aber über Kunst als Genre denke ich anders.
                                          Da gehört noch Talent, Reflexion und Verständnis dazu.

                                          Dogma 95, welches von Trier ja auch irgendwie mitbestimmt hat, kann nur gut funktionieren, wenn man auf seinem Drehbuch aufbaut - aber frage ich mich, ob es in "Idioten" überhaupt ein richtiges gegeben hat.
                                          Letzten Endes war es ein Experiment...
                                          ...aber wohl nicht gerade ein Geglücktes...
                                          ...oder doch?
                                          Von Trier würde sich vielleicht freuen, wenn man seinen Film zerreißt. Aber weshalb?
                                          Wo steckt der Zweck?
                                          Denn was man über "Idioten" sagen kann: es handelt sich um einen sinnlosen Film.

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                                            "Dieses Haus - man will ihm immerfort misstrauen!"

                                            Willkommen im Hill House, wo jede Ecke dich zu beobachten scheint, jeder Winkel sich bewegt, solange man nur nicht hinsieht, und die verquere und asymmetrische Bauweise nicht mal den geringsten Anhaltspunkt bietet.
                                            Ein Haus, eine Villa, über der ein Schatten des Todes liegt, und dessen düstere Vorgeschichten einem einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen lassen.
                                            In diesem Haus treffen 4 Leute aufeinander, die überprüfen sollen, ob es dort mit rechten (sprich irdischen) Dingen zugeht.

                                            "Bis das Blut gefriert" aus dem Jahre 1963 ist mein liebster Horrorfilm, den ich nun schon etliche Male gesehen habe, und der nie langweilig wird.
                                            Dafür bringt er zu perfekt eine düstere, spukische Stimmung auf, die man einfach mögen muss.
                                            Er ist so herrlich makaber, so wunderbar dunkel, so genial schaurig -was kann man darin nicht lieben?
                                            Es handelt sich auch um einen der wenigen Filme, die die Bezeichnung schwarz-weiß wirklich verdienen, denn er wirkt nicht unbedingt grau, wie die meisten farblosen Filme, sondern in der Tat schwarz oder weiß.
                                            Die meisten Streifen des klassischen Kinos strahlen eine gewisse Wärme und Lebhaftigkeit aus - aber dieses düstere Spiel von Film erschaudert in einer kühlen, um nicht zu sagen eisigen Aura.
                                            Es ist nicht, was passiert, sondern eher, was passieren könnte.

                                            Hill House ist unwirklich - jeder Milimeter ist unterschiedlich, und das Anwesen ist riesengroß, überall stehen irgendwelche Gegenstände - Spiegel, Statuen, Türklinken, Treppen,...
                                            Es hallt sehr laut. Man hört sich gegenseitig in dieser riesigen Villa - oder auch nicht?
                                            Dann ist es dunkel... und die Verzierungen an der Wand beginnem durch den Schatten allmählich einem Auge zu ähneln - oder denken das nur wir?
                                            Es ist ein Film, der sich Unbehagen und einer extremen Paranoia bedient. Hat man denn nun etwas gesehen oder nicht?
                                            Es gibt einige Filme, die Gänsehaut bereiten, aber "Bis das Blut gefriert" tut es aus purer Angst heraus.
                                            Ehrlich: so gerne ich Hill House in einer Gruppe von Leuten tagsüber besichtigen würde, es ist der letzte Ort, an dem ich übernachten oder alleine sein möchte.
                                            Am nächsten Tag - und selbst wenn es dann vollkommen mit rechten Dingen zugehen sollte - müsste man mich denke ich in eine Nervenheilanstalt einschicken.
                                            Alles, was dort passiert, könnte doch auch wirklich passieren - sich drehende Knäufe, Schluchzen aus den Wänden, entferntes Poltern, welches näherkommt, Berührungen mit nicht vorhandenen Dingen - das macht einem noch mehr Furcht...

                                            Und dann: Julie Harris als Eleanor. Ich glaube, eine bessere Hauptrolle hätte man nicht schreiben können. Denn sie ist weder heldenhaft, noch neigt sie zu halbwegs normalem Verhalten.
                                            Sie ist schwerst traumatisiert, von Komplexen geplagt, verschreckt, labil und hysterisch.
                                            Sie macht das gesamte Geschehen noch einen Tick gespenstischer, und eiskalter.
                                            Diese Furcht, diese unendliche Furcht, dieses Entsetzen als sie auf ihre leere Hand blickt, das verleiht mir einen echten Schauer aufgerichteter Nackenhaare. Wuah.
                                            Und doch fühlt sie sich angezogen von diesem Ort. Seit sie dort ist fühlt sie ein Unbehagen und ein Gefühl... des Zuhauseseins.
                                            Und ihre Gedankenstimme leitet uns durch einen Großteil des Films.

                                            Der Schatten der Verfolgung, die Furcht, jeden Moment passiert etwas - das Haus droht den Figuren oft genug, es warnt sie, spielt mit ihnen - ziehen sich immerfort hindurch. Die Urängste machen sich in uns breit.

                                            Dabei ist "Bis das Blut gefriert" nie radikal, sondern oft unheimlich subtil, und lebt mehr von dem mosaikhaften Ambiente, welches oftmals einem zerschellten Spiegel ähnelt, als von dem, was eigentlich konkret vor sich geht.
                                            Dieser Ort wirkt einfach markerschütternd.

                                            Ich habe "Bis das Blut gefriert" wie gesagt schon einige Male gesehen.
                                            Er macht mir auch irgendwie Spaß, obwohl er doch wirklich viele angsterfüllende Inhalte bietet - und ich offen zugebe, in unregelmäßigen Angst im Dunkeln, oftmals echte Panik, zu haben.
                                            Dieser Film, vielleicht weil ich ihn nun schon etwas länger kenne und dieses Unbehagen garnicht so sehr zu Beginn da war, ist trotzdem einer meiner Lieblingsklassiker, der es trotz eines (reichlich abgewandelten) Remakes leider nie zu wirklichem Kultstatus brachte.
                                            Ich finde das sehr schade, denn in meinen Augen ist er ein Streifen, der wirklich kaum Wünsche offen lässt und der sich nicht abnutzt.
                                            Jeder, der einen Narren an wirklich paranoidmachen Gebäuden, schaurigen Geschichten über Tod und Unglücke oder makaberen Geschehnissen gefressen hat, der sei der Besuch von Hill House wärmstens empfohlen.
                                            Betreten auf eigene Gefahr!

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                                            • Ich bin nicht der große Zocker...
                                              ...könnte also nicht viel machen.
                                              Freu mich aber für alle Gamer auf MP.
                                              Ich hoffe aber, dass vielleicht irgendwann mal Musicpilot kommen wird...
                                              ...die Hoffnung stirbt zuletzt.

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                                              • 5 .5
                                                Martin Canine 30.10.2014, 13:26 Geändert 30.10.2014, 15:56

                                                "Charleys Tante" ist eine harmlose, aber nicht unbedingt originelle Travestiekomödie mit Peter Alexander, und kann formell beispielhaft für die österreichische und deutsche (in diesem Fall österreichische) Filmlandschaft in den zwei Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg gesehen werden: viel auf Charme bedacht, slapstickhaft, ohne große Hintergedanken, Schmäh zu Hauf, als pures Unterhaltungsmedium konzipiert.
                                                Man wollte nunmal ohne viel nachzudenken aufgeheitert werden, und das schaffen diese Filme.
                                                Ist ja auch nichts Verkehrtes dran.
                                                Und ehrlich: wer sieht sich so etwas an und erwartet Tiefgang?

                                                "Charleys Tante" gehört leider nicht wirklich zu den besten Vertretern dieses Genres.
                                                Klar, Peter Alexander macht doch irgendwie richtig Laune, und trägt den Film auch durch seine muntere Art über weite Strecken hinweg...
                                                ...aber der Film wirkt trotzdem extrem unausgegoren.
                                                In 84 Minuten dienen die ersten 40 als Einführung in die Handlung, die die Situation erklärt:
                                                Zwei Freunde haben zwei Mädchen zu sich eingeladen, und täuschen vor, nichts Verwerfliches im Sinn zu haben, in dem sie ihre reiche Erbtante als Anstandsdame zu sich mitnehmen.
                                                Als diese nicht erscheint, drohen die beiden Frauen zu gehen.
                                                Da der Plan eigentlich so vorgesehen, dass mehrere Gäste "eingeladen" werden und "kurzfristig absagen", denkt Peter Alexander, der den Bruder eines der beiden Männer spielt, auch die Tante sei nur inszeniert.
                                                Tatsächlich handelt es sich um die Frau, mit der er am Vorabend noch fleißig geflirtet hat...

                                                Es dauert 40 Minuten, um an den Beginn der Story zu kommen, und somit zu dem Zeitpunkt, an dem der Witz so richtig beginnt. Als sich Peter Alexander als Tante verkleidet, geht die Post ab, dann kommt der typische Humor von Verwechslungskomödien zu tragen, dann unterhält er durch sein übertrieben frauliches Gehabe, dann macht es echt Spaß, dem Wortwitz zu lauschen.
                                                Aber ich weiß nicht, ob es so dienlich ist, wenn man wirklich die Hälfte der Laufzeit braucht, bis der Film in Fahrt kommt. Davor gibt es genau die Gags mit der Falltür und den Flaschen. Aber ansonsten nicht viel.

                                                Und der Handlungsverlauf wirkt auch wirklich stümperhaft geschrieben.
                                                Was war die Motivation für die Verkleidung als Frauen in großen Travestieklassikern wie 'Manche mögen's heiß' oder 'Tootsie'? Die Einen mussten untertauchen, dem Anderen half es in der Karriere weiter. Beide Taten waren geplant. Peter Alexander entschließt sich derart abrupt dazu, sich zu verkleiden, dass es schon unrealistisch auffällt.
                                                Im Sinne von "Was höre ich da? Die brauchen eine Tante? Warte mal kurz, ich zieh mir ein Kleid an, schminke mich, und spiele die Tante!"
                                                Der Entschluss geschieht zu rasch, ohne groß nachzudenken. Es ist das Allererste, was ihm in den Sinn kommt.
                                                Wäre er jahrelanger Transvestit gewesen, fände ich das glaubhaft. Dann kann ich mir auch vorstellen, dass ihm der Gedanke sofort kommt. Aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass er als Mann, der noch nie Frauenkleider anhatte, von einer Sekunde auf die Andere vollkommen entschlossen diesen Entschluss fasst.
                                                So verweilt er dann für vierzig weitere, wirklich, wirklich unterhaltsame Minuten, bis er sich in den letzten 4 genauso plötzlich wieder auszieht.

                                                Der Film wirkt zusammengeflickt.
                                                Als hätte man die 40 Minuten klasse Travestiecomedy zuerst gedreht, dann gesehen, dass man nicht auf Spielfilmlänge kommt und ohne viel Aufwand schnell noch eine Dreiviertelstunde zusätzlich produziert.
                                                Das Ergebnis schaut sich extrem merkwürdig.

                                                "Charleys Tante" würde ich sehr gern noch mehr Punkte geben, denn er hat Szenen, die wirklich göttlich sind, allein das Lied, welches Alexander als Tante singt. Als Film im Ganzen konnte er mich allerdings nicht so richtig überzeugen, und wirkt stellenweise wie eine lieblose Fließbandproduktion, zu der man sich keine großen Gedanken gemacht hat, was man dem Zuschauer da auf den Teller klatscht.

                                                5
                                                • 7 .5
                                                  über Sissi

                                                  In meinen Augen lohnt es sich nicht, drei lange Texte zu den "Sissi"-Filmen zu schreiben, da sie zum Einen eher ein Gesamtwerk und zum anderen zu ähnlich sind (trotzdem mit unterschiedlicher Wertung), deshalb möchte ich nur 3 kurze Texte verfassen, und alle drei hier unter den ersten Film zusammenfassen.

                                                  SISSI (7.5):
                                                  Es hilft, in "Sissi" keinen Geschichtsfilm, sondern einen Heimat- und vor Allem einen Nachkriegsfilm zu sehen, um ihm doch noch viel abgewinnen zu können.
                                                  Es handelt sich hier nicht um eine ernste, um Authenzität bemühte Aufarbeitung des Stoffes, wer das erwartet, ist fehl am Platz. Es ist aber durchaus ein süßer, unschuldiger und wirklich herzerwärmender Streifen, und, in seinem Genre gesehen, regietechnisch auch ziemlich opulent.
                                                  Die Berge, die Schlösser, und das altmodische Österreich - welches für mich als Stadtbewohner genauso nicht alltäglich ist wie wohl für die Meisten - werden hier wirklich perfekt in Szene gesetzt, um dem Film einen wunderschönen, harmonischen Touch zu verleihen. Romy Schneider ist als Sissi ideal besetzt, denn sie kommt mit einer gewissen spitzbübischen Unschuld daher, sodass man sie sofort ins Herz schließen muss. Dazu kommt auch noch der gewisse, oftmals kindliche Witz, der ab und an Anwandlungen eines klassischen Disneyfilms annimmt und die ebenso märchenhafte, stürmische Liebe der Figuren.
                                                  Alles ist in sich stimmig.
                                                  Man bekommt das, was man sich von einem Heimatfilm, dessen Aufgabe es war, die Leute zu amüsieren, erwartet, und zwar auf recht hohem inszenatorischen Niveau.

                                                  Als eigenständiger Film könnte "Sissi" nicht allzu gut bestehen, denn obwohl er während seiner etwa 100-minütigen Laufzeit nie langweilt, sondern immer gut bei Laune hält, passiert inhaltlich nicht allzu viel. Es handelt sich hier ausschließlich um die Schilderung der Ereignisse, die dazu führten, dass Sissi zur Kaiserin wurde, und ganz ehrlich: so furchtbar viel geschieht da nicht. Als Auftakt einer Reihe aber wirklich gut gemacht und man hat durchaus das Bedürfnis, zu sehen, wie es weitergeht.

                                                  SISSI - DIE JUNGE KAISERIN (8.0):
                                                  "Sissi - Die junge Kaiserin" ist ein sehr rarer Fall davon, dass der zweite Teil einer Trilogie der Beste ist. Ist der erste Film eine Einführung in die Welt und deren Figuren, und der dritte dann zumeist als großes Finale angelegt, schwebt der zweite oftmals in der Luft und bleibt nicht mehr als das Bindeglied.
                                                  Hier sieht die Sache aber wesentlich anders aus.
                                                  Denn hier kommt das Beste aus beiden Welten zum Tragen.
                                                  Wie bereits in Teil 1 kommt hier perfekter Sinn für Harmonie, Charme, Ästhetik und auch Inszenierung zusammen, abgerundet durch eine niedlich wirkende Romy Schneider, die hier aber allmählich zeigt, dass sie schauspielerisch auch was auf dem Kasten hat, denn ihre Filmfigur Sissi lernt auch dazu und reift heran.
                                                  Wirklich gelungene, anspruchslose Unterhaltung mit teilweise märchenhaften Elementen.

                                                  Was dieser Film dem ersten allerdings voraushat, ist ein besserer Inhalt.
                                                  Wo in 'Sissi' nämlich lediglich der Start der Geschichte vorbereitet wurde, passiert hier eigentlich ziemlich viel: Die Geburt von Sissis Tochter, die Verhandlungen mit Ungarn, die Einfindung in die Rolle der Kaiserin und die damit verbundenen Konflikte mit der Kaisermutter, die für ein konventionelles Regime einsteht.
                                                  Natürlich ist all das immer noch eingebunden in eine sehr leichte, romantische, humoristische und harmonische Inszenierung, die auch von ihrer idyllischen Optik lebt.
                                                  Es bleibt in seinem Genre als reiner auf Vergnügen ausgelegter Heimatfilm.
                                                  Dennoch handelt es sich um ziemlich unterhaltsames Kino, vor Allem, da Regisseur Ernst Marischka genau weiß, was er da macht und wie er alles möglichst wunderschön zu bebildern hat.

                                                  SISSI - SCHICKSALSJAHRE EINER KAISERIN (7.0)
                                                  In "Schicksalsjahre einer Kaiserin" liegt das Hauptaugenmerk auf einer lebensbedrohlichen Krankheit von Sissi, was das harmonische Zusammenspiel aus leichtverdaulicher Kost und gut in Szene gesetzter Idylle, welches in den ersten beiden Filmen vorherrschte, doch leicht ankratzt. Hinzu kommt, dass die Figur der Sissi wesentlich selbstbewusster und entschlossener geworden ist, und nun schon eher einer (recht am Boden gebliebenen) Kaiserin ähnelt als einem Strahlemädchen vom Lande, und sich zu Gunsten von Ungarn, welches ihr wesentlich mehr Freiheit bietet, immer weiter von Österreich distanziert.
                                                  Nicht falsch verstehen, meine Freunde: "Sissi" bleibt "Sissi". Der Film ist keineswegs zum Historiendrama geworden, sondern ist immer noch der Heimatfilm, der schon Teil 1 war, aber trotzdem fällt hier durchaus auf, dass man hier wesentlich mehr dramatische Elemente zugelassen hat.
                                                  Was aber durch den Schmäh aufgelockert wird, der selbstredend immer noch vorhanden ist.
                                                  Auch auf die tollen Bilder ist Verlass.

                                                  Und trotzdem fällt dieser gewisse Hang in Richtung klassisches Hollywoodkino, dass mit Heimatfilmen garnichts zu tun hat, ungemein auf.
                                                  Als einzelner Film gesehen wahrscheinlich auch recht viel wert, als Teil der "Sissi"-Reihe muss ich sagen, ist er mein am Wenigsten liebster Teil. Was nicht heißt, dass er schlecht ist.
                                                  Aber irgendwie passen die ernsten Anteile nur bedingt in die allzu heitere, liebreizende Welt, auch, wenn es mehr als genug Comic Relief gibt.
                                                  Trotzdem ist es in meinen Augen ein würdiger Abschluss der Trilogie, der vor Allem in einer Szene (Oper) wirklich stark, oder besser gesagt wirkungsvoll inszeniert wurde. Es ist ja nicht so, dass der Film seine Wirkung verfehlt. Man muss mit dieser Art von Film aber auch etwas anfangen können, sonst macht das Ansehen wenig bis garkeinen Sinn.

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                                                  • 5

                                                    Glaubt es oder auch nicht, aber bereits als kleines Kind wollte ich immer die Beweggründe der Bösewichte wissen, und konnte mit einer differenzierten Darstellung mehr anfangen als mit klar gezeichneten Gut-Böse-Strukturierung. Böse durften sie natürlich sein, aber nicht aus Lust und Laune. Ich habe sogar immer etwas mehr für die Figuren übriggehabt, die einen schmalen Grat zwischen den beiden Rollen begingen (Mewtu aus Pokémon - Der Film, Kovu aus König der Löwen 2 oder Ken aus Digimon 02,...).
                                                    Auch sogenannte Monster sah ich nicht automatisch als böse an.
                                                    Warum sollte jemand automatisch böse sein, nur weil er als dies oder das geboren wurde?
                                                    Ein Vampir braucht Blut, in den meisten Medien auch zwingend Menschliches, um Überleben zu können, aber wieso sollten sie sich damit nicht auch kritisch, philosophisch oder ideologisch auseinandersetzen können? Wieso sollten sie nicht auch Gefühle oder ein Gewissen besitzen können?
                                                    Und warum sollten sie nicht darunter leiden, wenn sie einen oder mehrere Menschen töten müssen?
                                                    Warum sind Monstercharaktere in ernsten Filmen und Serien generell immer so undifferenziert dargestellt und übernehmen immer nur die bösen Rollen?

                                                    Lange bevor sich 'Ame & Yuki' mit der Frage auseinandersetzte, warum der Wolf immer groß und böse sein muss und warum Rotkäppchen so gemein mit den felligen Genossen umgeht, hatte ich Hoffnungen, dass "Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen" dieser Dekonstruktion des Monstermythos nachgehen würde.
                                                    Mit etwa 12 Jahren - noch lange vor richtigem Filminteresse meinerseits - war ich begeistert, als ich gelesen habe, worum es in der Fantasyreihe gehen soll. Vampire waren jetzt nie meine Favoriten - dass es immer schon Werwölfe waren, bräuchte ich glaub ich garnicht erst zu erwähnen - aber ich habe mich sehr über die Idee gefreut, dass jemand, der töten muss, um zu überleben, sich in ein potenzielles Opfer verliebt und alles daran setzt, dass ihm nichts geschieht, auch vor seinen Artgenossen.
                                                    Ich mochte auch, wie wenig vom Vampirmythos in das Werk hineinkam (die Protagonistenfamilie nimmt aus freien Stücken kein Menschenblut zu sich).
                                                    Damals gefiel mir der Film recht gut, aber differenzieren konnte ich nicht. Da gab es nur gut und schlecht. Obwohl ich trotzdem nie dem Hype nachging, wie ich es zuvor bei High School Musical getan hatte.

                                                    Heutzutage sehe ich die Sache etwas anders.
                                                    Ich bleibe dabei, dass die Idee, die Story und auch vor Allem die differenzierte Darstellung der Vampire grandios gelungen ist.
                                                    Bei vielen scheitert "Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen" schon allein daran, dass sie nicht wirklich akzeptieren wollen, dass Filmmonster als Wesen mit Empfindungen wie Liebe, Selbstreflexion oder Mitgefühl dargestellt werden. Warum, wenn ich fragen darf?

                                                    Nein, bei mir scheitert der Film garantiert nicht daran, denn wäre er auf formeller Ebene zumindest ganz gut, so würde ihn die Thematik allein bei mir schon ins höhere Viertel der Wertungen erheben.
                                                    Woran "Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen" in meinen Augen leidet, sind die fatalen Fehlentscheidungen in der Besetzung und die unbeholfene Art und Weise, wie das Drehbuch gewichtet wurde. So lässt sich der Film lange Zeit, um die Welt ausgiebig einzuführen, räumt der Liebe kaum Platz ein, und schnellt sofort weiter zum dramatischen Höhepunkt. Es ist, als hätte man den Hauptkörper einfach entfernt.
                                                    Da aber gerade in der Mitte doch allmählich die Funken sprühen sollten, die Charaktere mit ihren Problemen konfrontiert werden würden, sie aber trotz all der Umstände immer noch zusammenhielten, fehlt eigentlich der springende Punkt, der die Glaubwürdigkeit ausmacht. Durch Zusammenhalt, oder gemeinsame Zeit festigt sich die Liebe. Hier treffen sie aufeinander und diese schwere Liebe ist sofort reibungslos gefestigt.
                                                    Es stimmt mir vieles nicht.
                                                    Es geht zu rasch, zu emotionslos und viel zu einfach.
                                                    "Twilight" bräuchte eine umgekehrte U-Dramaturgie, die er nicht besitzt.
                                                    Diese Romanze... nimmt sich keine Zeit für die Liebe.

                                                    Und dann ist da ja noch die Besetzung. Robert Pattinson ist über jeden Zweifel erhaben. Er versprüht diese Kälte, wie man sie von einem Vampir erwartet, aber auch eine gewisse Melancholie, weil er eben ist, wie er ist. Und er wirkt trotzdem auf seine morbide Art und Weise emotional.
                                                    Nicht aber Kristen Stewart. Ich mag sie eigentlich. Auch in Filmen habe ich sie mögen gelernt. Aber ich befinde sie für diese Rolle als extrem ungeeignet. Sie soll melancholisch, unsicher, leicht nervös, und später verliebt wirken, erscheint aber eigentlich immer apathisch. Sie starrt mit leicht geöffnetem Mund ins Leere und anstatt ernst oder verbittert zu klingen... erweckt sie eher einen gelangweilten Eindruck.
                                                    Sie bringt Depression nicht authentisch herüber, denn dann ist man übervoll mit Emotionen. Sie erscheint aber, als hätte sie keine.
                                                    Und nochmal: normalerweise mag ich sie.

                                                    Beides zusammen schadet der interessanten Story ungemein, und hindert sie daran, wirklich nahbare und tiefergehende Gefühle aufzubauen, die dieser Film mehr als alles andere braucht.
                                                    Ich möchte gerne mehr davon sehen, wie die Beiden ihre Beziehung ausleben, wie sie damit umgehen, welche Komplikationen es gibt, wie ihr Umfeld und auch sie selbst darüber denken.
                                                    Aber das gibt es hier nicht.
                                                    Auch, wenn es nur der erste Teil einer Reihe ist: die Liebe, und die Beziehung sollte erst einmal da sein, dann sollte man als Paar in Abenteuer verwickelt werden. Bella und Edward sind zu selbstverständlich in tiefe Liebe gefallen.

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