mattxl - Kommentare

Alle Kommentare von mattxl

  • 7 .5

    Rabenschwarze Satire zum Thema Raubtierkapitalismus bei der man sich immer wieder fragt: Ist die Überzeichnung vielleicht doch näher an der Realität als es ihr lieb sein könnte? Komödie? Nun ja: Naber hat ein Talent dafür, immer wieder aufs Neue ein Lachen zu erzeugen, das niemals weiter als bis in die Halsregion aufsteigt und sich dort breitmacht. Blomberg und Striesow brillieren als neurotische, widerliche Zyniker, deren Idealismus vermutlich schon im Alter von 9-10 schweren Schaden genommen hat. Seit Jahren leben sie als erfolgreiche "consultants" von Hotelzimmer zu Hotelzimmer und machen es sich in ihrer Menschenverachtung bequem. Nicht minder gut Katharina Schüttler als "Bianca", bei der es offensichtlich noch soetwas wie Restmoral gibt. Oder ist sie nur die Clevere? Das Ende: Das geht dann von der Halsregion tief in den Magen ....

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    • 8

      "Thanksgiving. Das ist das Fest, bei dem wir dafür danken, dass wir uns nur 1 x im Jahr sehen müssen. Ach nein, das stimmt ja nicht: Wir sehen uns ja Weihnachten schon wieder." (Anne Bancroft)

      Ganz wunderbarer Film über eine "dysfunktionale Familie" , mal brüllend-komisch, mal zart-berührend. Aus dem Cast hervorheben würde ich Anne Bancroft als kettenrauchende Mutti - und natürlich Holly Hunter als Tochter, mit der man nicht nur wegen ihres scheußlichen Daunenmantels und ihres fiesen Schnupfens zutiefst mitleidet....

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      • 4 .5

        Von meiner Abneigung gegenüber Provinzkrimis habe ich ja schon mal geschrieben. Ich bin allerdings mal wieder auf vertrauensunwürdige Rezensenten hereingefallen und hab dann doch mal reingeschaltet. Außerdem war die Fernsehakademie von den Spreewaldkrimis ja ganz begeistert. Schön auch immer wieder, das halbe TATORT-Personal vom Sonntag im ZDF-Montagskrimi weiterbeschäftigt zu sehen. Also: Versuch macht kluch.

        Zugegeben: Die Kamera weiß schon zu imponieren und stemmt sich wacker der Spreewaldgurken-Seligkeit entgegen. Wer hätte gedacht, dass ein Essiggurken-Biotop so unheimlich sein kann? Toll geschnitten die Theater-Eingangssequenz. Faszinierende Bilder – andererseits erinnert diese Bildästhetik auch nicht selten an alte Edgar Wallace Filme (viel Walla-Walla-Nebel, viel Wald, viel Nacht, viel Moor bzw. hier: ein Weiher) und ist dann so innovativ auch wieder nicht.

        Ganz und gar nicht faszinierend ist hingegen das Drehbuch, in dem überreicher und leider sehr ungelenker Gebrauch von der Rückblende gemacht wird. Die Rückblende ist ein sehr kompliziertes und in seiner Komplexität zumeist unterschätztes Stilmittel, von dem nur echte Meister Gebrauch machen sollten, denn: Sie bedeutet für den Zuschauer zunächst immer eine Enttäuschung. Es geht nicht voran, sondern zurück. Man bekommt irgendwelche Infos nachgereicht, die für das Verstehen der Gegenwart relevant sein sollen. Das will der Zuschauer in der Regel nicht. Er will nach vorn. Nur wenn die Rückblende dem Spannungsaufbau dient, verzeiht der Zuschauer die Rückblende. Sie ist quasi wie eine Chips-Tüte, die der Zuschauer hingestellt bekommt. Man kann es jetzt so machen wie Horman und Kirchner und den Zuschauer kontinuierlich mit Chips füttern, also hier noch ein Häppchen Vergangenheit, da noch ein Häppchen Vergangenheit und am Ende fügt sich alles brav zusammen. Das macht satt, dick und ein schlechtes Gewissen. Man kann dem Zuschauer die Chipstüte aber auch mal wieder entreißen. Appetit machen – und Hungern lassen. Geschmack noch im Mund – aber die sofortige Befriedigung bleibt aus: Dann wird die Rückblende spannend und der Zuschauer bleibt schlank und mit gutem Gewissen zurück.

        Ganz schlimm übrigens - dass sich das ein Autor überhaupt noch traut! - die Figur eines Ermittlers, dem plötzlich noch was einfällt (und zwar etwas, was 5 Jahre zurückliegt!!). Also NEEEEEEEEE. Das ist nun wirklich die simpelste und zugleich blödeste Idee, Licht ins Dunkel der Vergangenheit zu bringen

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        • 6 .5

          Vergleicht man mit SHOPPEN, wird man zwangsläufig enttäuscht, denn Altersglühen ist durch und durch improvisiert - statt wunderbar komponierter Pointen wird man hier nur am Rande schmunzeln und muss einiges an Blabla ertragen. Die jeweils 7 Minuten des Kennenlernens zwingen zudem dazu, dass das ganze recht flach bleibt. Die "Geschichten hinter den Senioren" bleiben recht blass. ABER: Ich fand es hochinteressant zu sehen, wie das hochkarätig besetzte Ensemble mit dem Improvisieren zurechtkommt - und da ist für mich definitiv Michael Gwisdek der Sieger nach Punkten. Einfach fantastisch der Mann.

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          • 6

            Da hat der Zimmer aber wieder schön georgelt. Hatte fast ein bisschen was von Kirchgang, dieses Interstellar. Wobei ich – wie die Punktzahl verrät -, weder zu den Erweckten noch zu den Ungläubigen zu zählen bin. Bisschen viel Physik-Chinesisch für meinen Geschmack. Immer dies Erklär-Erklär-Erklär…. Krach-Wumm. Erklär-Erklär-Erklär-… Krach Wumm. Irgendwie ist mein Hirn nicht dafür ausgelegt, sich gekrümmte Zeiten und verbogene Räume vorzustellen. Bei circa drei Dimensionen hört es bei mir einfach auf. Ich geb’s zu: Ich bin da beschränkt. Schon toll, diese Geschichte mit der Gravitation. Aber wenn die mir mein Bücherregal so vollstauben würde – geheime Codes hin oder her - , wäre ich ziemlich sauer auf die. Fies diese Geschichte mit den unterschiedlichen, relativen Zeiten. Kapieren tu ich das nicht, denn komischerweise scheint nur die gute alte irdische Zeit den Körper altern zu lassen. Aber wenn der Preis für ewige McConaughy-Jugend der ist, dass man möglicherweise in einer 6., 7. oder 8. Dimension eingesperrt bleibt, dann ziehe ich das schlichte runzlige altern in drei Dimensionen vor.

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            • 7 .5

              Honecker ist schon abgehängt und steht falschrum in der Ecke. Von ihm geblieben ist ein heller, rechteckiger Fleck auf der Tapete, drumherum ist alles schön nikotin-braun gequarzt. Der neue (Krenz) hat den Laden irgendwie nicht im Griff. Unkontrolliert wird da einfach vor der Presse geplaudert, werden von Unberufenen Fakten geschaffen. Ja, es gibt da noch dieses Gesetz. Aber es will irgendwie nicht mehr so richtig passen zu den neuen Umständen. Befehlsketten sind zerrissen. Es fehlt an Richtlinien. Und doch muss entschieden werden. Ein durchaus gefährlicher Augenblick, der auch in einer Katastrophe hätte enden können. („Bornholmer Straße“ hat hier fast etwas von einem kierkegaardschen Lehrstück).

              Bornholmer Straße basiert auf realer Geschichte, ist aber vor allem eine Groteske, bewegend und ziemlich lustig (gut, der running gag mit den Verdauungsproblemen war dann doch ein paar mal zu oft erzählt). Wenn z.B. die Grenzpolizisten sich irgendwann juchzend in den Armen liegen und schreien „Wir haben einen Befehl! Wir haben einen Befehl!“, dann ist in dieser völlig überzeichneten Szene vermutlich mehr Wahrheit verborgen als in irgendeiner Doku zum Thema. Putzig auch die Idee mit dem republikfüchtigen Hund, der in das Räderwerk der Grenzer-Bürokratie gerät oder Ulrich Matthes, der sich in den 90 Minuten schön dicht saufen darf, weil‘s keine Befehle gibt. Die Schauspieler-Riege ist durch die Bank top und man spürt, wie die ihren Spaß bei den Dreharbeiten hatten. Sehr sehenswert!

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              • 6 .5

                Lubitsch-Touch gibt es hier leider wenig. Das frivol-leichte, die Doppeldeutigkeit, die den Zensoren in genialer Weise entgeht, weicht hier einem (komödienhaften) Ernst, der auf Schritt und Tritt an eine so schwer greifbare Kategorie wie "Anständigkeit" erinnert. Und wer könnte die besser verkörpern als James Stewart? Der Tom Hanks der vierziger und fünfziger Jahre. Gleichwohl: Wenn die Kategorie moralisch auch nicht fassbar ist: In einer amoralischen Welt (1940!) ist Anstand ist ja schon mal was. Und es schadet nie, an sie zu erinnern. Als ob andere moralische Kategoren greifbarer wären...

                Modern ist das "Rendezvous", weil die Grundidee perfekt in die Gegenwart passt: Ein Paar verliebt sich virtuell ineinander. Das Medium ist altmodisch (Briefe), die eloquenten Brief-Partner lassen die Projektionsapparate heißlaufen. Das wird der ein oder die andere kennen. Nach Schriftform ist das hier ein ideal-match. Der Reality-Check 1940 sah allerdings auch nicht viel anders aus als 70 Jahre später: Sprechen und Tun ist was anderes als irgendwo irgendwas eintippen. Also: Reale Treffen sind furchtbar komplizert und haben nix mit der Schriftform zu tun. Und ja, natürlich, ohne zu spoilern: Das Ende ist nach 5 Minuten klar. Frauen- und Arbeitgeberbild kann man nur historisch entschulden. Charme hat das Ding aber allemal.

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                • 2 .5

                  Ach, die letzen Tage mal wieder ... waren aber auch schon mal aufregender....
                  darin verpackt eine putzige These: Wer zuviel am Computer abhängt, entwickelt irgendwann eine Agoraphobie. Also, liebe Piloten, immer schön raus an die Frischluft! Wie schön, dass da schon eine neue Generation heranwächst, die dann wieder - wie damals, wisst ihr noch? - mit Pfeil und Bogen unterwegs ist! Oh je, ich befürchte der Drehbuchautor meint das ernst.

                  Qualitativ Lichtjahre entfernt von Cildren of Men, 28 Days Later oder The Road etc. Mehr fällt mir zu der ziemlich öden Story nicht ein.

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                  • 4 .5

                    Liebe Frau Sass,
                    bitte jetzt nicht gleich wieder schimpfen. Ich mag Sie wirklich sehr. Ich finde, Sie sind eine tolle Schauspielerin und ich liebe Ihre schon jetzt legendären Ausraster, wenn das Trash-TV mal wieder die Tobsucht in Ihnen wachruft. Sie sind dann immer so von einem heiligen Ernst erfüllt, den es heutzutage ja nur noch ganz selten gibt und den ich irgendwie klasse finde. Ja, nur „irgendwie“, denn, ich muss gestehen: Ich fühle mich dann auch immer ein bisschen ertappt von Ihnen. Vor Ihnen muss ich es ja nicht verheimlichen: Ich gehöre auch zu denen, die diesen Trash manchmal gucken. Aber nur manchmal. Und immer mit schlechtem Gewissen. Aber jetzt nicht gleich wieder schimpfen.

                    Ich fasse mir dann mal ein Herz und sag noch was zu dieser Usedom-Geschichte. Also, da ist noch „viel Luft nach oben“, wie es immer so schön in meiner Fernsehzeitschrift heißt, wenn man das Wort Käse vermeiden möchte. Dazu muss ich allerdings sagen: Ich mag in der Regel keine Provinz-Krimis. Der Krimi gehört nach Berlin, Hamburg, München, Köln – aber diese grassierende Mode, noch in den winzigsten Nestern Deutschlands Mord und Totschlag zu verorten - da bin ich kein Freund davon. Zum einen hat das immer sowas volkspädagogisches bzw. Touri-mäßiges: „Jetzt guckt aber mal, was es für tolle Orte in Deutschland gibt!“. Zum anderen läuft es in der Regel immer auf familiäre Verstrickungen, verflossene Liebschaften oder Inzest hinaus. In den Kuhställen fehlen mir einfach die Mafia-Bosse, die Heroin-Toten und die Top-Terroristen. Aber gut: Das ist ne Geschmacksfrage. Und, natürlich, es gibt Ausnahmen, also tolle Provinz-Krimis. Dieser gehörte leider – bitte nicht schimpfen – nicht dazu.

                    Der „heimacker“ unter mir hat es schon erwähnt: Was habt Ihr nur immer mit dem armen Herrn Borchardt? Das ist doch bestimmt ein ganz netter. Aber irgendwie scheinen alle Regisseure dieser Welt meinen, dass er super-verdächtig aussieht. Es ist wirklich so: Taucht Dirk Borchardt irgendwo auf, kann man sicher sein: Entweder er war‘s – oder er ist einer der Hauptverdächtigen. Hat er nicht auch ein Recht darauf, einmal ganz unschuldig wirken zu dürfen? Ich glaube: Selbst wenn er den Kommissar spielen müsste, wäre er der Hauptverdächtige!

                    Jetzt aber mal was positives: Interessant fand ich den Versuch, die übliche Krimi-Struktur durch viele Erzählstränge aufzubrechen. So ein bisschen HBO-mäßig. So richtig funktioniert hat es hier allerdings nicht. Wirkte irgendwie son bisschen zusammen geschustert, würd ich sagen.

                    Für die nächste Folge hätte ich einen Wunsch: Lad doch mal den Peer Kusmagk und die Katzenberger in Dein hübsches Landhäuschen ein. Ich glaub, dann würd ich wieder einschalten, weil, ich hab‘s ja schon gesagt: Ich mag Deinen heiligen Ernst. Behalt Dir den.

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                    • 8

                      Um den Plot kann man eigentlich nur etwas peinlich berührt den Mantel des Schweigens hüllen. Die schauspielerischen Leistungen könnte man höflich als "genre-üblich" bezeichnen oder weniger höflich als ans Amateurhafte grenzend. Und dann acht Punkte? Ja, denn hier zaubert jemand Bilder, die sich förmlich in den Kopf fräsen. Keineswegs sind damit nur die Schocker-Szenen gemeint. Die Bild-Fetzen dieses knallbunten Albtraums dürften mir noch lange im Kopf herumschwirren, auch wenn die dazugehörige Handlung meinem Erinnnerungsvermögen längst abhandengekommen ist. Und dieser Goblin-Score: Purer Wahnsinn - im wörtlichen, wie im übertragenen Sinn. WAHNSINN!

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                      • 7 .5
                        über The Cut

                        Ich bin ein wenig in Sorge: Nur 46 Bewertungen bei einem Fatih Akin-Film? Liebe Piloten, das kann ja wohl kaum wahr sein... sollten die mäßigen Kritiken dann doch so abschrecken? Ist die Thematik zu nah (und sie IST sehr nah!) oder zu fern? Das ist ein Film für die große Leinwand, nicht fürs Notebook oder den Fernseher!

                        The Cut ist vielleicht nicht das ganz große Meisterwerk - aber ganz gewiß ein Film, dessen Bilder sich - zumindest mir - lange einbrennen werden. Grauen und Schönheit so unentwirrbar vereint, vor allem in der (stärkeren) ersten Hälfte des Films erinnert das nicht selten an Bilder von Van Bruegel. Was Akin kann, zeigt er am allerstärksten in einer der anrührendsten Verbeugungen der Filmgeschichte: Ich meine die Szene mit Chaplins The Kid. Wem hier das Herz nicht aufgeht, wer hier nicht die sprichwörtliche Kino-Magie spürt ... für den könnte es am Jüngsten Tage ganz ganz schwierig werden fg*

                        Zwei Macken muss ich allerdings doch vermerken: Nicht alle Stationen der schier unendlichen Odyssee wirken zwingend erforderlich. Und: Der Darsteller altert trotz des langen Zeitraums seltsamerweise nicht bzw. kaum. Trotzdem: Mehr als sehenswert. (Und hörenswert: Grandios der Score von Alexander Hacke!!!)

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                        • 5 .5

                          Ich gehöre nicht zu den "Hatern" der Berliner-Schule, finde vielmehr das da einige ganz wunderbare Filme entstanden sind (und etlche recht öde). Ich weiß noch nicht eimal, ob der Regisseur Thomas Sieben irgendwelche Beziehungen zu dieser Schule hat, wenn es sie denn überhaupt gibt. Und doch: Es "berlinert" hier ganz gewaltig, auch wenn die Story im Münchner Umland spielt. (Irgendwie schon komisch: Die "Berliner Schule" hat mit Berlin sowenig zu tun wie die "Hamburger Schule" in der Musik mit Hamburg. Aber das Feuilleton ist ja erfinderisch).

                          Warum ich trotzdem bei Staudamm an die Berliner Schule denken musss: Die Berliner Schule ist für mich soetwas wie der "Anti-Sirk". Noch den vom Buchstaben her emotiionalsten Szenen wird jede Emotion ausgetrieben, Hier am konkreten Beispiel: Jemand (Friedrich Mücke) trennt sich von seiner Freundin - auf übelsteste Weise (seine Computerspiele und ein seltsamer Job sind ihm wichtiger). Das wird erzählt, als ab jemand gerade einen Sack Altpapier zum Container getragen hat. Die "dramatische" Anfangs-Szene spielt im Folgenden überhaupt keine Rolle mehr. Ebenso wie auch alle anderen folgenden - vom Buchstaben her - dramatischen Szenen dem Gleichmaß des Ewiggleichen geopfert sind. Höhepunkte, Spannung etc. kann es da nicht geben. Das nähert sich der Dokumentation an, ohne eine solche sein zu wollen. Das will nicht verdichten, denn das wäre ja schon Verrat am Konzept. Das plätschert von blass-grau zu hell-grau und dunkel-grau, manchmal allerdings auch überwältigend schön dahin. Manchmal ist sogar das Grau überwältigend schön (und dafür liebe ich die Berliner Schule).

                          Aber zu denken oder zu fühlen geben : Hmmmmm... hier leider nicht wirklich....

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                          • 8
                            mattxl 15.10.2014, 09:24 Geändert 15.10.2014, 09:40
                            über Cabaret

                            Zu den größten Rätseln der Filmgeschichte gehört ...... Liza Minnelli.

                            Wer ihre sensationelle, atemberaubende, ganz und gar be- und verzaubernde Perfomance in Cabaret kennt und sich dann ihre doch SEHR SEHR übersichtliche Filmographie ansieht, könnte traurig oder wütend werden, er könnte verzweifeln über widrige Umstände, hadern mit Drehbuchautoren, Regisseuren und Casting-Agenturen - oder sich aber auch einfach nur über Cabaret freuen. Ist vielleicht doch etwas dran an der These, dass eine zu starke Identifikation von Schauspieler und Rolle mit Blick auf zukünftige Angebote nicht gut ist?

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                            • 8 .5

                              Über 220 (!!!!) Piloten stimmen (bisher) über einen Tatort (!!!) ab - und heraus kommt eine 8 (!!!) - dass ich das als Fan der bei MP nicht sonderlich hoch im Kurs stehenden Serie noch erleben durfte...... und das bei einem Murot-Tatort ! Ist der doch bekannt dafür, nun sicher nicht zu den "eingängigsten" Ermittlern zu gehören...
                              Wie gut, dass die von mir durchaus geschätzten Herren Petzold, Arslan und Hochhäusler gerade verhindert waren, wie es zu Beginn hieß, und dann doch der Murot ran musste (tolle Idee: Der Regisseur als Ersatzermittler - oder der Ersatzermittler als Regisseur), denn an Sinnenfreudigkeit hätte der Tatort dann doch vermutlich etwas eingebüßt.
                              Viele meinen ja, das sei kein Tatort gewesen. Wer wie ich seit gefühlten 100 JAhren Tatort guckt, weiß allerdings, dass es in den 44 Tatort-Jahren immer schon Experimente in der Reihe gab - und dieser hier sich deshalb sehr wohl in die Reihe fügt. Nur: (Fast) Alle Experiment-Tatorte sind in die Grütze gegangen oder haben ihren Wert erst 20 Jahre nach Erstausstrahlung preisgegeben. Dieses Experiment hier ist nun aber ganz wunderbar geglückt. Gewiss: Es polarisiert: "Im Schmerz geboren" hat den höchsten Varianz-Wert, der im Tatort-Fundus je für eine Folge gemessen wurde! Also: Es gab gaaaaaaaaanz viele 10er Votings, etliche Nuller und dazwischen wenig.
                              Irgendjemand fragte auf Twitter, ob es schon ein Reclam-Heftchen von diesem Tatort gibt. Ich kann das nur unterstützen. "Der beste Tatort aller Zeiten" ist er für mich nicht, dazu ist die Story dann doch ein bisschen zu schlicht. Aber vielleicht ist es der Tatort, der am besten Sinnenfreude und Klugheit miteinander zu verbinden verstand.
                              Florian Schwarz kann man nicht genug loben dafür, dass er der Versuchung des Anbiederns widerstanden hat. Anders fomuliert: Er lockt den Zuschauer mit Tarantino, serviert dann aber eine geballte Ladung Shakespeare. Das muss man sich erst mal trauen. Hinweis am Rand: Das ist nun schon sein 2. Tatort-Klassiker. Bin sehr gespannt, was da noch kommt.

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                              • 3

                                Der TATORT-Fan ist bekanntlich ein leidensfähiges Wesen. Ein bisschen ist er wie (z.B.) ein Lady Gaga-Fan, der weiß, dass er objektiv gesehen mit allerlei Käse, Unzulänglichem, ja Unsäglichem leben muss. Aber all dies lässt ihn nicht irrewerden. Er glaubt an die Mission des Produkts. Das hat rein gar nichts mit „guilty pleasures“ zu tun. TATORT-Fans fühlen sich unschuldig und sind mit sich im Reinem. Einen gewissen Masochismus muss man bei Ihnen allerdings voraussetzen.

                                Gelegentlich prüfen Sendeanstalten diese Belastbarkeit des TATORT-Fans allerdings deutlich über Gebühr. Gestern, das war so einer. War es wirklich eine gute Idee, anstelle e i n e s guten Drehbuchs f ü n f schlechte Drehbücher zu verfilmen? War es ein künstlerisches Prinzip, dass sich die Story undurchdringlich in den titelgebenden Winternebel hüllte? Oder war es vielleicht eine Putzfrau, die einen Stapel mit Drehbuchseiten umgehauen hat und diese dann ein wenig zu achtlos wieder aufeinandergetürmt hat? Darf man jemanden killen, nur weil man denkt, das sei ein ganz schlimmer? Hm ... ich denke, dass dürfte auch in der Schweiz verboten sein und es überrascht doch etwas, wie nachsichtig Frau Blum - nach kurzem Tadel - da auf ihren Schweizer Kollegen reagiert. So malerisch der Nebel, so schick die Inneneinrichtungen, so lustig der Blondinen-Witz („Warum stehen 12 Blondinen vor dem Kino? Er ist erst ab 12 freigegeben.“): Das war Käse.

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                                • 8

                                  Die öffentliche Meinung (oder auch die veröffentlichte, das ist heute mehr und mehr eins) ist leider kein scheues Reh, sondern eher ein reflexhaft zuschnappendes Rudel von Wölfen. Diese Meinung ist eine der Hauptdarstellerinen in Gone Girl. Gone Girl ist eine bitterböse Parabel über die Wirkmechanismen von Sensationsgier, Vorverurteilungen, Inszenierungskünsten, mediale Zirkel und Zirkusse. (Nur am Rand, zur Illustration von Zirkel und Zirkus: Gerade lese ich einen Artikel über Lindsay Lohan, in dem die Autorin aus Anlass der vergurkten Theaterpremiere in London naserümpfend beklagt, das Publikum wolle sie nur scheitern sehen. Und was macht die Autorin: Sie beschreibt wortreich - und maßlos übertrieben - den "tiefen Fall" der Lohan, m.a.W: Sie will sie nur scheitern sehen.)

                                  Gone Girl ist sicher nicht die logischste aller denkbaren Geschichten, manches ist dann doch ein bisschen arg an den Haaren herbeigezogen. Aber wer sich weniger für mathematische Logik als vielmehr für eine spannende, wendungsreiche (und beklemmende!) Story interessiert, der wird hier bestens bedient. Und wie jeder gute Krimi/Thriller erinnert GONE GIRL - durchaus massenkompatibel - daran: Schnappt doch nicht immer gleich nach dem ersten Brocken, den man euch hinwirft. (Manch einer wird solche "pädagogischen" Ermahungen vielleicht für unnötig halten. Ich bin da allerdings entschieden anderer Meinung).

                                  Ach ja: Rosamund Pike katapultiert sich hier nach gaaaaaaanz weit vorn.

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                                  • 6 .5

                                    John Hurt gibt hier eine Art britischen Botho Strauß oder Peter Handke: Ein Mann des geschriebenen Wortes, in seiner ganz eigenen Welt lebend, irgendwie ein bisschen aus der Zeit gefallen, auf Kriegsfuß mit den technischen Segnungen und Plagen der Gegenwart. Eigentlich ist seine Zeit die E.M. Forsters. Die Gegenwart: Nun ja, irgendwie unverständlich, gräßlich, flach. Als er sich eines Tages ausperrt, verschlägt es ihn ins Kino - er meint in E.M. Forsters "The eternal Moment" gelandet zu sein, sieht aber tatsächlich den unglaublich billigen "Hotpants College II". Gerade sieht er alle seine Vorurteile gegenüber der Massenkultur bestätigt und will das Kino verlassen, da verliebt er sich in den Hauptdarsteller, einen Teenie-Schwarm (Jason Priestley) , der kontinuerlich in B- und C-Movies auf sich aufmerksam macht, dessen Durchbruch allerdings (Gott sei Dank) in weiter Ferne liegt. Hurt wird zu seinem Groupie.

                                    "Love and Death" lebt von John Hurt, der hier anrührend und komisch zugleich den Aus-der-Zeit-Gefallenen spielt. Leider geht dem Film ab dem Moment, wo Hurt seinem Angebeteten zum ersten Mal begegnet ein bisschen die Luft aus. Und so bestätigt "Love and Death" auf seine Weise: Schön ist die Liebe in Gedanken...

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                                    • 4
                                      über Her

                                      Wie singt Jens Friebe so schön auf seiner neuen Scheibe? „I’m not born for plot-driven porn.“ Nun ist HER nicht wirklich ein “porn”, ein bisschen aber schon, und der plot ist auch eher ein plöttchen. Aber irgendwie wollte mir der Song gestern Abend nicht aus dem Sinn. Dann wieder fielen mir – unvermeidlich - Kraftwerk ein, die schon 1981 dem Reiz der „Computer-Liebe“ verfielen und die Jonzes Ruhm, ein neues Sujet erfunden zu haben, doch deutlich schmälern. Am Ende landete ich bei Kermit, der einst in der Sesamstraße so herzzerreißend sang: „Es ist nicht einfach, so allein“ (It‘s not easy to be green.“). Nur dass mich seine Einsamkeit so viel mehr berührte als DAS hier.

                                      Dass ich ständig an Musik denken musste, als ich HER sah, lässt erahnen: HER ging mir irgendwie ziemlich am A* vorbei, eine reichlich pubertäre Variation des Thema Realität vs. Virtualität. Um mit der Realität zu beginnen: Die ist natürlich doof und langweilig. In der Realität mäkeln potentielle Geschlechtsaktobjekte herum: „Knutsch nicht mit so viel Zunge!“ oder „Mehr mit den Lippen!“. Das ist erniedrigend und viel zu kompliziert. Dann doch lieber die Supa-Dupa-Samantha aus dem Computer, eine Art Turing-Test-Musterschülerin. Toll, was die alles kann! Wahnsinn! Man kann sogar irgendwas sexartiges mit der haben! Nur Geschlechtskrankheiten einfangen, das geht mit der noch nicht. Aber vielleicht klappt das in der nächsten OS-Version? Aber ach, aufgepasst: Auch wer mit seinem Computer anbandelt, hat es nicht einfach. Die hat ja sechshundertirgendwas Lover! Luder. Also: Die Realität ist Käse, der Computer ist promisk. Also dann doch lieber mit Zunge?

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                                        Drehbuchautor Justus Pfaue mochte den Namen nicht: „Baron Lefeut“. So hieß er nämlich noch in der Buchvorlage bei James Krüss, der Böse. Liest man den Namen rückwärts, weiß man gleich an wem man ist. Aber es war wohl irgendeine gutgemeinte Pädagogik (an den Teufel sollte schließlich niemand mehr glauben), die Pfaue zögern ließ, den Namen so zu lassen, wie er war und er schmuggelte ein o hinein („Lefouet“). Genutzt hat es natürlich gar nix. Denn wir wussten damals natürlich sofort: Das WAR DER TEUFEL.

                                        Timm Thaler war und ist eine Sternstunde des ZDFs (ja, sowas gab es damals!). Uns musste keiner was von der NSA und der Möglichkeit totaler Überwachung erzählen, denn wir kannten den Baron und wussten, was er mit Timm anstellte. Wir brauchten auch keinen Foucault, um zu begreifen: Es reicht nicht, „Macht“ nur als unterdrückerisch zu beschreiben. Wer ihr Innerstes verstehen will, muss vielmehr ihr Produktives sehen: Er muss verstehen, dass sie Elefanten Kopfstände machen und Tomaten vom Himmel regnen lassen kann. Und wir brauchten auch keine Psycho-Ratgeber, um zu erkennen, wie entleert ein Leben ohne Lachen sein müsste und dass das untrügerischste Kennzeichen des Bösen seine angeborene Humorlosigkeit ist. Danke Timm, das waren echte Lehrstunden fürs Leben!

                                        Neben den fantastischen Darstellern (Horst Frank, Richard Laufen, Tommy Ohrner, Bruni Löbel) muss man unbedingt noch den Soundtrack von Christian Bruhn hervorheben: ein minimalistischer Elektro-Sound, der ganz weit in die Zukunft wies (also mindestens so 4-5 Jahre).

                                        Übrigens: Kann man heute noch wie damals gucken - also nicht mehr ganz so, aber funktioniert tatsächlich noch immer.

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                                        • fein gemacht!

                                          https://www.youtube.com/watch?v=-qOg8E4Tzto&feature=share

                                          Solte in die MP-Datenbank aufgenommen werden.

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                                            Schafft man es, sich von Gallos grenzwertiger Egozentrik nicht verschrecken zu lassen, ist das ein feiner kleiner Indie-Film, dessen wahres Kraftzentrum die fantastisch zurückgenommen spielende Christina Ricci ist. Die Rätselhaftigkeit von "Layla" ist es, die den Film zusammenhält, nicht der haptophobe, impulsgestörte Billy, der unverkennbar ein alter ego von Gallo sein dürfte.

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                                            • HM zum Hacker-Skandal letzte Woche: “Was für eine Unverschämtheit, dass mein Handy nicht gehackt wurde. Ich habe verzweifelt auf diese Liste mit Namen gestarrt und gehofft, dass ich meinen irgendwo finde."

                                              Recht hat sie! Echt ne Unverschämtheit ... Hacker vestehen halt nix von echter Größe ....

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                                                Was macht ein Künstler in einer Schaffenskrise, wenn er mal nicht gerade tonnenweise Drogen futtert? Richtig: Er wendet sich dem Thema "Künstler in der Schaffenskrise" zu und hofft auf eine Art Selbsttherapie. Manchmal geht das gut - oftmals sind diese hoch-narzisstischen, von Selbsthass und Selbstmitleid durchtränkten Kunstwerke aber auch einfach nur Käse.

                                                "Satansbraten" ist so eine Selbst-Therapie, eine Groteske, meist total bescheuert und wenn es mal nicht gerade bescheuert ist, dann ist es einfach nur lächerlich. Hier ist buchstäblich ALLES und JEDER lächerlich. Nur: Zu lachen gibt es nichts. RWF kennt das einfach nicht: das befreiende Lachen, den guten Joke mit Erkenntnisgewinn. Was Humor angeht, war er leider total unbegabt.

                                                Satansbraten ist eine Kotztüte. Verstörend nicht zuletzt deshalb, weil man spürt: Viele der grotesken Details werden einen sehr realen Hintergrund gehabt haben. Differenziertheit sollte hier keiner erwarten. Überflüssig zu sagen: Gehört für mich definitiv NICHT zu RWFs Meisterwerken.

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                                                  Das beginnt wie eine RTL 2-Produktion in Hochglanz. Dem altbekannten Thema "böse Kinder in bösen Institutionen" neue Facetten abzugewinnen versteht der Regisseur Vincent Gashaw leider in keiner Weise. In einem dramatischen Missverhältnis stehen hier die Ernsthaftigkeit des Inhalts und seine Ästhetisierung durch den Regisseur: Blendend sehen sie aus, die Lager-Wärter und die ihnen anbefohlenen Schützlinge, wenn sie nicht mal gerade wieder was auf die Fresse bekommen haben oder ihnen die Füße gebrochen wurden. - In der zweiten Häfte gibt es allerdings einige starke Momente, die, ja das kann durchaus so sagen, von ferne an Refns Drive erinnern - und das liegt nicht nur daran, dass der Score deutlich an Drive angelehnt und der Hauptdarsteller P.J. Boudousque eine Art Wiedergänger von Ryan Gosling ist.

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                                                    Einer dieser typischen Tele 5 Filme, die darum buhlen, mit 0 Punkten bewertet zu werden. Aber diesen Gefallen tue ich ihm nicht.... wofür ich den 1 Punkt gebe, weiß ich allerdings nicht wirklich.

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