mattxl - Kommentare
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Alle Kommentare von mattxl
Story: Naja. Aber da sind soviele Dialog-Diamanten drin versteckt - das hat mich dann doch versöhnt - und lässt mich auf die nächsten Folgen hoffen. Da ist was drin. - (Kleiner Spoiler: Das Ableben einer der Hauptdarstellerinnen hat mich doch etwas mitgenommen. Ich hoffe, das war nur so ein Bobby-Ewing-Traum und die Folge hat gar nicht stattgefunden.)
2014 bis 2016: Drei abendfüllende Spielfilme über Fritz Bauer. Das muss man erst mal hinkriegen. (Ich wüsste keine andere Person des öffentlichen Lebens, die das hinbekommen hätte - drei Biopics in drei Jahren! Das gab's weder bei John Lennon noch bei James Dean, wenn ich mich nicht irre ...) Anders als Dick Laurent unten, finde ich nicht, dass das reicht. Ich finde das vielmehr interessant, zumal die drei Filme ganz unterschiedlich akzentuiert sind und die natürlich vorhandenen "Schnittmengen" anders ausgestaltet werden. Und mit Voss, Klaußner und Noethen sind es schließlich drei ganz andersartige Hochkaräter, die den Frankfurter Generalstaatsanwalt verkörpern.
"Die Akte General" akzentuiert die innenpolitische Dimension von Bauers Wirken: Die (befürchteten) Auswirkungen des Eichmann-Prozesses in Jerusalem auf die Regierung Adenauer, insbes. Hans Globke, den Kommentatoren der Nürnberger-Rassegesetze. Wenn man Adenauer da nach Hakenkreuzschmierereien an Synagogen in die Fernsehkameras säuseln hört (alles nicht so schlimm, wir haben uns gebessert, das sind doch nur ganz wenige Idioten, mein Freund Ben Gurion weiß das auch etc.), meint man fast, man würde Tillich 2016 hören. Fritz Bauer hat das gegen den Mainstream bekanntlich anders gesehen - und da kann es gar nicht genügend Biopics geben, die dies in Erinnerung rufen.
Zunächst eine Warnung vorweg: Inhaltsangabe oben bzw. Klappentext auf der DVD nicht lesen, denn da wird die komplette Handlung erzählt. Wer wissen möchte, worum es in der Erich-Kästner-Verfilmung "Fabian" geht, ganz kurz: Zeit: Ende der Weimarer Republik. Brüning ist Kanzler. Nazis und Kommunisten liefern sich Straßenschlachten. Ein Werbetexter, Anfang 30, wird von diversen Nackenschlägen (Arbeitslosigkeit etc.) ereilt und verliert sich im "Moloch Berlin".
Wolf Gremm ist vielleicht einigen Fassbinder-Fans bekannt durch die Regie bei "Kamikaze" oder durch eine winzige Rolle in "Querelle". Eine Prise Fassbinder steckt auch hier drin, aber nur eine winzige, denn: FABIAN ist leider arg glatt geraten. Anders als bei Fassbinder, der oft über Sex-Geschichten gesellschaftspolitische Konstellationen enttarnt/kritisiert/karikiert, ist der Sex hier schlicht .... Fun. Der Sex-Film der 70er hat noch deutliche Spuren hinterlassen.
Was zunächst besticht: Das ist opulentes Ausstattungskino. Bars, Clubs und Puffs in Berlin, Herrenhäuser, Straßenansichten etc. - alles mit sehr viel Liebe zum Detail (und offensichtlich viel Geld) nachgebaut. Nur leider: Gremm hat sich die Ziellosigkeit seines Protagonisten zu eigen gemacht. Frauengeschichte reiht sich an Frauengeschichte, die (gesellschafts-)politische Dimension des Romans gerät stark in den Hintergrund. Gremm hat kein rechtes Gespür für die Tragik des Ironikers Kästner, der sich hier mit Fabian überdeutlich ein alter ego gegeben hat..
Brigitte Mira als Vermieterin ist natürlich ne Wucht. Ansonsten würde ich bei den Darstellern durchaus ein paar Fragezeichen setzen.
Richy Müller soll bitte Polizeipräsident in Sachsen werden.
Anne Will diskutiert über die wahnsinnig spannende Bargeld-Frage. Man glaubt es nicht. Schön, wenn wenigstens der Tatort Fragen der Zeit (Stichwort: Sachsen) aufgreift.
Die Brüder Karamasow - das ist einer dieser Schinken, bei denen ich unablässig hoffe, mehr Menschen würden ihre 1000-Seiten-Phobie überwinden. Weil: Wäre dies so - die Welt wäre eine bessere: Ja, dieser Roman macht gute/bessere Menschen. Er lässt unterschiedliche Ideologien aufeinanderprallen, ohne dass klar wäre, wer der Dumme ist. Ohne dass von vornherein klar wäre, wer der Mörder ist. Mörder? Ja, denn "Die Brüder Karamasow" sind zwar über weite Strecken ein Fight unterschiedlicher Ideologien - aber sie sind auch ein Krimi. Kann man das verfilmen?
Diese Verfilmung aus der UDSSR hält sich relativ streng an das Original. Sie war sogar Oscar-nominiert und unterlag gegen "Z" von Costa-Gavras (der definitiv der modernere Film war/ist). Als West-Gucker fällt ein für 1969 unzeitgemäßes overacting auf, insbesondere bei Aljoscha als auch bei Dimitri. So weit aufgerissene Münder und Augen hat man im Westen zuletzt bei Heinrich George gesehen.
Trotzdem: Der hat was. Die Produzenten haben darauf verzichtet, die Geschichte vom "Klassenstandpunkt" aus zu erzählen. Manchmal kann eine fundamentalistische Buchstabentreue auch ihr gutes/subversives haben. (Aber nur manchmal.).
Big T. hat es unten schon geschrieben - und ich kann diese Idee nur unterstützen: DAS IST EIN SERIENSTOFF. Und ich hätte auch schon eine Idee für den Autoren: Die erste Staffel von True Detective hat gezeigt, dass es durchaus möglich ist, Philosophie und Serienhandlung miteinander zu verschmelzen. Also, lieber Nic Pizzolatto: Guck dir das mal bitte an. Da könnte was draus werden.
So richtig geflashed hat mich der nicht - Asche auf mein Haupt. Sehenswert ist aber allemal. Vielleicht habe ich ihn zu spät gesehen (2016, der Film ist von 1983. Damals hätte ich ihn vermutlich völlig anders gesehen. Mir war aber zu jener Zeit mehr nach "Flashdance" und "Against all Odds." Schwierige Entscheidung; Einen Film in SEINER Zeit - und einen Film in der EIGENEN Zeit zu werten.
Toll in jedem Fall De Niro und Lewis. (Schön, nach vielen Jahren der De Niro-Dürre mal wieder daran erinnert zu werden, was für ein großartiger Schauspieler das ist).
Heute: Das Thema "Berühmtheit für 5-10 Minuten" ist inzwischen SEHR oft durchgenudelt worden, eigentlich jeden Tag seit Erfindung der Privaten. Überflüssig zu sagen: Youtube hat nochmal das Dschungelcamp-Potential potentiell unendlich gesteigert. Und Pupkin/Pumpkin oder wie auch immer er verballhornt wird, wäre natürlich ein idealer Kandidat. "The King of Comedy" sieht etwas voraus, hinkt aber auch etwas hinterher (Warhol). Und er sieht es nicht richtig voraus: Es sind keine Gewaltstreiche (Entführungen), die prominent werden lassen. Die 5-10 Minuten Berühmtheit lässt sich viel einfacher erreichen. Es reicht, schief zu singen, dämlich zu flirten oder blöde zu stöckeln.
Dunja Hayali hat vor ein paar Tagen im Rahmen der Goldenen-Kamera-Verleihung eine fantastische Rede gehalten und einen Satz formuliert, für den sie sofort wieder angefeindet wurde, weil er den Mechanismen der sog. sozialen Netzwerke fundamental widerstreitet: "Wahrheit braucht Zeit." Mir ist dieser Satz sehr wichtig. Wir scheinen es zu verlernen, Zweideutigkeiten auszuhalten, nicht gleich zu urteilen, die eine und die andere Seite zu hören. Der lange Atem, den Recherche und Differenzierungsvermögen verlangen, scheint zunehmend abhanden zu kommen. Hauptsache es können Eilmeldungen in Stundentakt rausgehauen werden. Hauptsache Reflexe werden bedient und Weltbilder dürfen ungestört in Filter-Blasen schlummern.
Claude Lanzmann hat sich mit seiner Wahrheit SEHR viel Zeit gelassen. Nicht nur, was die Dauer des Films über Benjamin Murmelstein angeht (210 Minuten) - sondern auch, was die Publikation seines Werks angeht: Das gedrehte Material stammt aus dem Jahr 1975 - es hätte eigentlich Im Rahmen von "Shoah" verwendet werden sollen. Doch es passte dort nicht hinein. Erst 2013 veröffentlicht Lanzmann es. 38 Jahre (!) lässt sich Lanzmann mit "seiner" Wahrheit Zeit. Er spürt: Hier hat die öffentliche Meinung jemandem Unrecht getan. Hannah Ahrendt, Gershom Sholem und Raul Hilberg, um nur diese zu nennen, waren nicht fair im Urteil über diesen Mann, den einzigen Überlebenden der Judenältesten in Theresienstadt. Er wurde noch nicht einmal zum Eichmann-Prozeß als Zeuge nach Israel vorgeladen, obwohl er dort Wichtiges - auch das macht diese Doku so interessant - hätte aussagen können. Dass Lanzmann sich 38 Jahre Zeit läßt, zeigt m.E., dass er selbst es sich auch nicht einfach gemacht hat. Dass er nach 38 Jahren diese Doku unbedingt noch machen wollte, zeigt: Diese Korrektur des Bildes ist ihm wichtig.
Der Sound, den Benjamin Murmelstein anschlägt, ist deutlich ein anderer als der Personen, die in SHOAH zu Wort kommen. Irritierend ungebrochen spricht er. Das Grauen - an dem er als "Judenältester" beteiligt war - hat äußerlich wenig Spuren hinterlassen. Gleich nach seiner Verhaftung durch die Tschechen im Juni 1945 muss er sich fragen lassen: "Wieso haben Sie überlebt?" Kann es etwas schrecklicheres geben, als sich für Überleben rechtfertigen zu müssen?
Murmelstein vergleicht sich mit Scheherazade und Sancho Panza. Er hat Geschichten erzählt, mitgemacht beim großen Blendwerk ("Stadtverschönerung"), um Leben zu retten. Er hat die grauenhafte Illusion "Theresienstadt als Musterstadt für die Juden" mit am Leben erhalten hat, weil er die Aufrechterhaltung dieser Illusion für lebensverlängernd für viele hielt. Viele sind im Rahmen dieser Illusion gestorben. SEHR SEHR viele. Viele konnte er retten. War er naiv? Raffiniert?
Wer bei Lanzmann einfache Antworten erwartet, sollte lieber gleich die Finger von der Doku lassen.
Was ich gerade fühl - was Micky Beisenherz sagt:
"2016. Das Jahr, in dem Gott uns mit den Idioten allein zurück lassen will."
Schade, dass „Die Stadt und die Macht“ so gefloppt ist. Drei Vermutungen dazu. Eine, ganz trivial: Der Titel. Ich finde den, sagen wir mal, recht unglücklich, weil: viel zu abstrakt. Würde sich jemand eine Serie angucken, die „Das Ding und das Es“ heißt? „Das Land und die Liebe“? „Das Meer und das Schiff“? Nein.
Eine zweite Vermutung: Möglicherweise kam die Serie zur Unzeit. Vielleicht gibt es derzeit zu viele Menschen, denen nicht der Sinn nach politischen Ränkespielen steht, und die sich lieber - wie ich auch – temporär in mediales Tüdelüt wie das Dschungelcamp flüchten.
Schließlich: Die Story ist ein bisschen zu überladen. Im Gestrüpp der Skandale muss man schon aufpassen. Die Serie ist definitiv nix, was man mal ebenso nebenbei gucken sollte. Sie ist auch nicht so gut, wie Friedemann Fromms Meisterwerk „Weißensee“, wo es ihm eindringlicher gelang, Politik und Soap zu kreuzen. Seine „craft“, wie TS sagen würden, zeigt er vor allem in den letzten beiden Folgen, die wirklich großartig inszeniert sind.
Die Darsteller sind durch die Bank famos. Einen MUSS man allerdings herausheben, und das ist Martin Brambach. Seiner Figur, dem Politik-Berater Georg Lassnitz , eine Art arschlochiger Idealist oder idealistisches Arschloch, steht man mit einem solchen Ekel bzw. einer solcher Faszination gegenüber , dass man unweigerlich zu sinnieren beginnt: Was treibt so jemanden an? Verbirgt sich im Willen zur Macht gar eine Art Restmoral?
Traurig-schöne zeitliche Koinzidenz: Zwei Tage nach dem Tode David Bowie eröffnet eine Berlin-Serie mit … Major Tom (der auch noch häufiger zum Einsatz kommt).
Liebes Jahr 2016,
kann es sein, dass Du da gerade einen ziemlich beschissenen Start hingelegt hast? Da war ja Jürgen Hingsen bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul besser! Ich finde, Du gibst Dir jetzt mal in den nächsten Wochen ein bisschen Mühe ….
Lieber David,
vorweg: Dein letztes Album mochte ich nicht. Zu düster, zu sperrig, zu verkopft, zu viel Saxophon-Genöle. Sieh es mir nach. Mein Gemecker ist eh nur Ausdruck meiner stammelnden Trauer. Heute Morgen von Deinem Tod zu hören ist ein bisschen so, als sei ein großer Bruder gestorben, einer, den man nie kennengelernt hat und den man stets aus der Ferne bewundern konnte. Kennengelernt habe ich dich mit 14. Mein Gott - ist das nun schon wieder lange her. Kein anderer Popstar hat mich solange durch mein Leben begleitet! Ashes to Ashes, Major Tom als glücklicher Fixer, ich hatte natürlich keine Ahnung, worum es in dem Song ging. Damit fing es an.
Ich muss jetzt aufhören, David. Die Arbeit ruft. Leider stellt mir niemand eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinung aus, nur weil ein großer Bruder gestorben ist, den man nie kennengelernt hat. Mach‘s gut, mein Major Tom.
Das war GROSS. Unerwartet GROSS. Bodensee - Tatort, oft - etwas ungerecht - als betulich verschmäht - Vorbesprechungen solala.... und dann das.
Hier werden Abgründe ausgelotet, bei der die einen sagen werden: Unrealistisch. Quark. Die anderen - wie ich - sagen: Puuuuuh - unglaublich beklemmend, und wohl leider wohl auch möglich. Doch wie umgehen mit diesen Abgründen, mit den Opfern dieser Abgründe? Davon handelt dieser Tatort. Und er gibt sehr differenzierte Antworten. Und das macht ihn für mich so stark.
(Leider) der vorletzte Bodensee-Tatort - aber definitiv ein ganz starker. DarstellerInnnen duch die Bank: Top. Wobei man Swantje Kohlhoff einfach hervorheben muss. Sie treibt einen gleichermaßen an den Rand der Verzweiflung - und doch versteht man Perlmann, wenn er amateurhaft, aber doch auch irgendwie intuitiv gekonnt für sie streitet.
In jüngerer Zeit sind immer wieder Beschwerden über die Experimentierfreudigkeit des Tatorts zu hören. Vergessen wird dabei gern: Experimentierfreudig war er auch schon früher. Der hier –„Wat Recht is, mutt Recht blieven“ (1982) – ist so einer. Vielleicht ist er sogar radikaler als alle Murots und Stellbrinks zusammen. Es wird plattdeutsch gesprochen (es gibt Untertitel), ab und an ein bisschen ostpreußisch, türkisch – vor allem jedoch: Es wird SEHR VIEL geschwiegen.
In vielerlei Hinsicht ist dieser Tatort unterirdisch. Er ist wirklich nur etwas für ganz hartgesottene Fans. Suspense? Null. Bereits in den ersten Minuten bekommt der Zuschauer die Lösung auf die Nase gebunden. Die Kamera berauscht sich an Schiffen, die auf der Elbe rauf und runter schippern, an einer vereinsamten Telefonzelle und an vier alten Herren, die sich auf einer Bank auf dem Deich anschweigen. Sprechen sie, so nur, um sich kurz an die Sturmflut 1793 oder 1845 zu erinnern. Fast dadaistisch muten die wenigen Dialoge an, die mal die Geheimnisse des Aalfangs, dann wieder die Abfolge polnischer Bahnhöfe thematisieren Die Ermittlungstätigkeit des Kommissars beginnt etwa 20 Minuten vor Schluss – bei einer Gesamtlaufzeit von 77 Minuten. Mehr Bruch mit Tatort-Konventionen geht wohl kaum.
Jetzt aber kommt es: Wer wissen möchte, wo der kleine Matt seine Kindheit verbracht hat, wer gar die Straße sehen möchte, in der er geboren wurde, der muss dieses – zugegeben – sehr öde Teil gucken (gibt’s bei youtube). Gut erinnere ich mich noch an die Aufgeregtheit im Dorf, als das Drehteam eintraf. Und an das Entsetzen, als das fertige Produkt im Fernsehen zu sehen war. So bräsig wie dort gezeigt, war man doch wohl nicht? (In den wenigen Berichten zum Film ist übrigens immer wieder zu lesen, das sei Dithmarschen – was ganz falsch ist, aber das nur am Rande.)
Eine Bewertung ist mir aus naheliegenden Gründen nicht möglich. Würde es mir gelingen, meine Befangenheit abzulegen, nun ja, es kämen wohl sehr sehr wenige Pünktchen dabei heraus.
Nach Schweigers letztem Facebook-Kommentar hatte ich wenig Neigung diesen Teil 2 überhaupt noch zu gucken (Stichwort: Currywurst). Warum haut der so einen Käse raus?????). Teil1 hatte mich auch nicht umgehauen, aber ich fand: der hatte seine Qualitäten. Heute nun Teil 2.
Für mich war das der beste Tschiller. Nicht nur wegen der wirklich bemerkenswerten Action, die man so bei ARD und ZDF (und privaten Sendern) wohl selten (bisher nie?) gesehen hat, sondern vor allem: weil hier zum ersten Mal wirkilch spürbar wird: Tschiller und Astan Firat sind so etwas wie zweieiige Zwillinge, bei der Geburt mysteriös verschleppt und unerfindlich in unterschiedliche Regionen katapultiert. Schöne Idee. Gut und Böse ist manchmal nur eine Frage von Testosteron bzw. Adrenalin. Und das ist leider auch das problematische an diesem Tatort. Er packt einen, auch wenn man diesen Turnhallen-Duft nicht mag.
Schrecklich die letzte Szene: Schießübungen der Tochter als Lehre aus ziemlich bekloppter Klopperei. Eigentlich unverzeihlich. Aber ja, ich gesteh es: Das Teil hat mich unterhalten.
"Nur" 7,5 Punkte - aber ich wünsche mir SEHR eine 2. Stafflel. Das war meine Zeit - und das ist hier wirklich mit unglaublicher Liebe zum Detail eingefangen. Was mich störte: Manchmal mag man nicht ganz glauben, wie sich da eins zum anderm fügt. Es hat mich nicht ganz so geflashed wie Weißensee - aber mir hat es gefallen, und ich hoffe sehr , dass der Sender den Mut hat, trotzt mäßiger Quoten, hier was nachzulegen,....
Die Verrisse find ich nicht fair, auch wenn ich einiges zu den Macken zu sagen hätte (1 No go gleich zu Anfang: Super gefährlicher Einsatz, und Tschiller telephoniert zeitgleich , ob bei seiner mehr als "reifen" Tochter noch alles untenrum ok ist) . Den Schlussteil fand ich wirklich spannend inszeniert. Meine persönliche Theorie zum Schweiger-Hamburg-Tatort: Da haben sich Freunde, Familienmitglieder, Eng-Verbandelte zusammengefunden, die mehr Kreativität entwickeln würden, wenn sie sich voneinander lösen würden. Die sind blind geworden für ihre Macken. Alvart, Schweiger, Yardim - können alle was, und mehr als das hier. Meine etwas therapeutische Diagnose: Hier stehen sie sich - obwohl Feuer und Flamme füreinander - gegenseitig im Weg. Der "Buffo", der heiter-komische Sound von Yardim passt nicht zum melodramatischen Ton, den Schweiger anschlägt. Ich glaube Alvart hängen ein bisschen die Family-Stories zum Hals raus, die Schweiger immer und immer wieder erzählt. Zumindest wird er dort stark, wo es nicht um das Familien-Gedöns geht. Das aber nun wieder liebt Schweiger. Also mein Plädoyer: Schweiger macht was mit Martin Wuttke zusammen, Regie Christian Petzold, Alvart macht mal was mit Nina Kunzendorf als Killer-Biene auf der richtigen Seite und Yardim lässt sich nach München zu Batic/Leitmayr versetzen. Meine ideale Tatort-Welt wäre allerings erst wieder hergestellt, wenn der großartige Mehmet Kurtulus reaktiviert werden würde - und von mir aus zusammen mit Schweiger gern alle "Clans" dieser Welt niederstrecken würde.
Ich gehöre ja zu den wenigen hier, die den deutschen Film immer wieder gegen seine Verächter verteidigen. Bei den Hippies und Heil muss ich allerdings sagen: Die stehen hier völlig zu Recht auf der Liste - beide geradezu grotesk missraten.
Gelegentlich sind Komödien ihrer Gegenwart zu nah - und kommen deshalb beim Publikum nicht an. Billy Wilders "Eins, Zwei, Drei" war ja so ein Fall: Zunächst ein Flop - und gut 20 Jahre später dann ein großer Erfolg. Ist "Heil" auch so ein Fall? Man weiß es nie, aber ich vermute: nein.
An Darstellern und Kamera gibt es nix zu meckern, amüsant ist es auch zu sehen, wer sich da so alles in die Nebenrollen verirrt hat (Dresen! Kuhlbrodt! Kunze! Uhlmann!). Gelegentlich gibt es auch die ein oder andere nicht-unlustige Szene. Leider nur ist die Story so dermaßen bescheuert, blöd-klamaukig, an einigen Stellen leider auch schlicht geschmacklos, dass man ziemlich schnell angeödet ist von den ständigen Gehirnerschütterungen und ihren Folgen. Ja, es gibt da immer auch ganz gute Ansätze - die nur leider auch immer ganz schnell platt gewalzt werden. Timing geht anders. "Heil" ist zu trashig, um intelligent zu sein und zu intelligent, um trashig zu sein. Vor allem ist der Film auf eine ungute Art harmlos. Das hat die Thematik nun wirklich nicht verdient.
Ich mag Jack Huston, Brit Marling, Tom Schilling und Alexander Fehling. Gerne hätte ich etwas positives über sie gesagt. Es fällt mir nur leider nichts ein. Gleiches gilt für Berlin: Mag ich - kommt hier aber irgendwie ein bisschen zu sehr New-York-Central-Park-mäßig rüber. Also: falsch.
Spannungsarm und unlustig plätschert hier eine Story vor sich her, von der man sich ein ums andere mal wünscht, Woody Allen hätte sie realisiert (ja: Das wäre ein Stoff für ihn gewesen.) Die Dialoge sind von einer unfassbaren Vorabend-Serien-Seichtigkeit. Nein. ich will mich nicht aufregen. Das ist dieses Filmchen nicht wert.
Wo ist eigentlich der gute alte Erotik-Thriller geblieben? Kam da nach "Sea auf Love" noch was? Und wo ist eigentlich Ellen Barkin geblieben? Wo ist das Saxophon in der Filmmusik geblieben? Irgendwie bin ich gerade in der Stimmung nostalgische Fragen zu stellen....
"Sea of Love" weiß durchaus zu gefallen, ist nun aber auch nicht gerade ein Gipfel filmischer Schaffenskunst. Für das in jeder Hinsicht sehr ungleiche Duo Pacino/ Barkin, die nicht unspannende Story und die in mir erweckte Nostalgie gibt es 6,5 Punkte.
Schwieriger Fall. Als Film fand ich den deutlich besser als 6,5 Punkte. Da sind schon Szenen von enormer Intensität dabei - und Michael Caine ist sowieso immer eine Bank. Aber: Der Film tut etwas, was ich gar nicht mag: Er bedient Instinkte - und überwiegend jene, denen man besser nicht folgt. Deshalb nur 6,5 Punkte. Ich hab vollstes Verständnis für Vegas strenges Votum unten, muss aber auch sagen: Das Teil hat mich schon gepackt und ist defintiv gut gemacht. Verzichtet man darauf, dem Film moralische oder gar politische Botschaften zu entlocken ist er eben "ganz gut".
"Wer will nicht mit Gammlern verwechselt werden? Wir!
Wer sorgt sich um den Frieden auf Erden? Wir!
Ihr lungert herum in Parks und in Gassen,
wer kann eure sinnlose Faulheit nicht fassen? Wir! Wir! Wir!"
So geht's los. Mit Freddy Quinns "Chor der Anständigen". Ich erspare Euch die weiteren Verse. Jede Zeile des Songs riecht ziemlich streng aus dem Mund nach "besorgtem Bürger" - stammt gleichwohl aus dem Jahre 1966, führt also in die Zeit "vor 68". Zwischenzeitlich schien es, als würde "68" zum Schimpfwort verkommen. Die Erinnerung an die Zeit davor - an den Terror sog. "Barmherziger Schwestern" und an Erziehungs- bzw.- Persönlichkeitsbrechungsheime wie Freistatt hat leider erst in den letzten Jahren die Aufmerksamkeit erlangt, die ihr gebührt - und dann doch auch wohl "68" wieder in einem anderen Licht erscheinen lassen..
Ja: "Von jetzt an kein zurück" ist plakativ - was mir gut gefallen hat, denn: Man spürt die Wut von Christian Frosch, der selber (Jahrgang 66) zu jenen gehört, die von "68" profitiert haben. Nicht selten fühlt man sich an "Das weiße Band" erinnert - offensichtlich gibt es auch so etwas wie eine "longue duree" der schwarzen Pädagogik.
1980: Das Jahr, in dem Zeus der Menschheit in „Xanadu“ die Rollschuh-Disco schenkte und „Flash Gordon“ das Universum aus den Klauen des Imperators Ming befreien musste. (Guckt man beide Filme – wie ich am Wochenende in feinster Runde– hintereinander weg, denkt man unweigerlich: Auch damals gab es also schon hinreichend Grund, am Verstand der Menschheit zu zweifeln.)
Dass beide Filme ziemlicher Schrott, gleichwohl auf ihre Art sehr unterhaltsam sind, ist ja schon oft geschrieben worden. Beide vereint, dass sie auf zentralen Positionen mit Darstellern besetzt sind, die man aufgrund ihres Unvermögens schütteln möchte; beide eint eine hanebüchene Story, die nur durch Drogenkonsum erklär ist. Beide einen unendliche ästhetische Geschmacklosigkeiten. Beide eint ein schmissiger Soundtrack, der jeweils definitiv das Beste am Film ist.
Trotzdem schneidet Xanadu hier so viel schlechter ab als Flash Gordon (3,9 vs. 6,2). Fair finde ich das nicht. Natürlich: Flash Gordon will Quatsch sein – und bei den Xanadu-Machern muss man befürchten, dass das irgendwie ernst gemeint war. Gemeinhin wird Flash Gordon daher (auch bei meinen Freunden) für künstlerisch wertvoller gehalten. Aber absichtlicher Quatsch und unabsichtlicher Quatsch machen in künstlerischer Hinsicht keinen Unterschied. (Ich glaube übrigens auch, dass die unterschiedlichen Wertungen irgendwas mit Gender zu tun haben, aber das auszuführen würde an dieser Stelle zu weit führen.)
Ich möchte daher eine Gegenrede halten: Ich finde Xanadu einen Ticken besser als Flash Gordon: Hier, also bei Xanadu, wird radikaler mit konventionellen Erzählstrukturen gebrochen („lassen wir Olivia einfach noch 3 Songs singen, damit die 90 Minuten voll werden“). Hier wird mutiger mit dem Prinzip ernst gemacht: Man muss nicht tanzen können, um Freude am Tanzen zu haben. Man muss nicht Rollschuh-Fahren können, um Spaß am Rollschuh-Fahren zu haben. Man braucht keine irgendwie nachvollziehbare Geschichte, um zu unterhalten. Kann man sich einen prägnanteren Sehnsuchtsort vorstellen als die Rollschuh-Disco? Natürlich kann man das. Aber deshalb ist Xanadu eben so toll. Klingt unlogisch? Nein.“ It’s magic.“
Schade: Ich hätte Weinberg gerne mehr gemocht. Nicht weil ich ein Mystery-/Horror-Fan wäre. Das bin ich ganz und gar nicht. Ich halte das Genre vielmehr für das Allerausgelutschteste. Deshalb habe ich auch gar nichts dagegen, wenn sich das Genre quasi ständig selbst zitiert und zum 729. Mal Shining-Gören mit weitaufgerissenen Mündern und Augen katatonisch über die Bildfläche huschen. Das gilt auch für Weinberg: Die zahllosen Anleihen bei großen Vorbildern - find ich völlig ok. Gemocht habe ich auch den Mut der Macher, zumindest auf dem deutschen Serienmarkt mal etwas "Neues" auszuprobieren. Und schließlich: Wer wie ich - auch in diesen etwas deprimierenden Zeiten - ein Freund des Herbstes ist, der kommt hier bildtechnisch ganz auf seine Kosten: Weinberg ist herrlich pittoresk.
Das ist nur leider auch ein Problem: Die vielen schönen und partiell gruseligen Kalenderblätter fügen sich nicht zu einer richtigen Geschichte - zumindest nicht zu einer, die für sechs Folgen reicht. Am Anfang war ich noch gewillt, über die furchtbar platten Dialoge hinwegzuhören. Irgendwann spürt man dann jedoch recht deutlich: diese vielen kleinen Geschichtchen von den "Abgründen" der Dorfbewohner - sie werden ins erzählerische Nichts führen, da mag der Schlachter-Gastwirt noch so gern in Schweineblut baden oder der evangelikale Homo mit dem Dorf-Beau rumturteln.
Etwas verbrutzelt in der Küche. Der Feuermelder geht los.
"Was ist denn das für ein Gefiepe?"
Marie (Ina Weisse): "Das ist der Lügendetektor."
Damit ist der Grundton für die Nicht-Nur-Familien-Zusammenkunft vorgegeben.
Matti Geschonneck hat hier ein fantastisches All-Star-Ensemble versammelt, bei dem es schwerfällt zu entscheiden, wem man mehr Screen-Time gewünscht hätte. Wer - wie ich - ein Faible hat für Filme über "dysfunktionale Familien", wird hier ganz auf seine Kosten kommen. Ja, zugegeben, das ein oder andere Klischee hat sich auch ins Drehbuch verirrt. Dafür wird man aber um ein Vielfaches mit herrlich schwarzhumorigen Dialogen entschädigt.
Mmmmmmmmmmmmhhh ... ich freu mich schon auf die Erstausstrahlung bei den Privaten. Das wird dann ein Advents-Vierteiler mit gaaaaanz viel Carglass-L'Oreal-Gebimmel zwischendrin ...