Mein Senf - Kommentare
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Alle Kommentare von Mein Senf
Interessante Diskussion, ich stehe dem ganzen ambivalent gegenüber.
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Nun bleibt erstmal die Frage ob man einen Film "Restaurieren", oder "Optimieren" will. Während die Menschheit bei anderen, älteren Kunstwerken eher darauf bedacht scheint, das ursprüngliche Ergebnis wiederherzustellen, scheint es bei Filmen im Gros darauf hinauszulaufen, die technischen Mängel zu beseitigen. Beide Möglichkeiten haben ihre Tücken. Was bei Optimierung schieflaufen kann, hat Rajko ja schon veranschaulicht, wobei man darüber streiten kann, ob das bei "Predator" das Filmkorn nun tatsächlich beabsichtigt gewesen ist. (Ich denke, wenn John McTierman die Wahl gehabt hätte, hätte er in "Predator" auf Filmkorn verzichtet.) Aber auch Restauration war schon immer ein Kompromis, geht doch mit jedem Eingriff in ein Kunstwerk auch ein künstlerische Verändung einher. Weder Optimierung, noch Restaration darf am Ende hierhin führen:
http://img.welt.de/img/kunst-und-architektur/crop108756010/7878725858-ci3x2l-w620/Woman-destroys-Elias-Garcia-Martinez-fresco-in-botched-restoratio.jpg
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Seit es Filmkorn gibt, wird es von Filmschaffenden als Mangel bzw. Kompromiss betrachtet. Infolgedessen läuft die technische Entwicklung ganz selbstverständlich darauf hinaus, diese Kompromisslösung weitgehend zu optimieren. Genau aus diesem Grund gibt es in modernen Film kaum noch Filmkorn, bzw. wird heute nur noch aus als Stilmittel eingesetzt (z.B. "Rush"). Selbstverständlich gab es irgendwann einen Punkt, an dem -wie bei allen anderen technischen Entwicklungen- Filmschaffende dazu übergegangen sind, die Not zur Tugend zu verklären: In diesem Fall haben Filmschaffende die "technische "Beschränkung" Filmkorn einfach zu einem "Stilmittel" umetikettiert. Es soll ja heute auch noch Menschen geben, die seltsamen technischen Lösungen wie Kassetten und VHS hinterhertrauern (Bsp. Filmen wie "VHS", "SVHS"). Aus dieser Sicht ist es dann verständlich, warum heute einige Cinephile dem aktuellen Trend des Glattbügelns kritisch gegüberstehen- das ist zwar irrational, aber deswegen umso menschlicher.
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Meiner Meinung nach, ist gegen Optimierung nichts einzuwenden. Sie kategorisch abzulehnen oder zu befürworten, halte ich allerdings für gefährlich (hier stößt die "Polemik" unter der diese Kolumne läuft wieder mal an ihre Grenzen). Optimierung darf die Bildqualität gerne verbessern und an den richtigen Stellen Filmkorn eliminieren. Sie muss allerding dezent und gut gemacht sein und die künstlerische Intention nicht zu Gunsten moderner Sehgewohnheiten opfern. Ich will jedenfalls keine wackelfreie und flüssige Version der Erröffnungssequenz von "Der Soldat James Ryan".
Vollkommen richtig: "Gravity" ist ein ein Survival- und kein Science-Fictionfilm. Das trifft allerdings nicht auf "12 Year a Slave". "21 Jump Street" ist ja schließlich auch kein Actionfilm, auch wenn er Elemente davon enthält. Für mich müssen Survivalfilme vor allem das Element der Isolation und zwar ganz explizit der GEOGRAFISCHEN Isolation aufweisen. Ob der Protagonist in dieser Abgescheidenheit sich dann gegen Natur(-gewalten) oder menschliche Gegner (bzw. beides) zu Wehr setzen muss, ist dann relativ egal.
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"All is lost", "Captain Phillips" und "Gravity" - Sind drei Filme schon ein Trend? Bei Morden spricht man diesebzüglich ja schon von einem Serientäter. Anderseits gab es auch 2012 mit "The Grey" und "Life of Pi" immerhin zwei größere Genreverteter. Ich finde es etwas gewagt, da gleich einen Trend zu sehen, aber warum nicht? Mal schaun, was noch so kommt - Survialfilme gehen für mich immer.
Klingt spannend, dass sie den Bogen zurück zum ersten Teil spannen. Obwohl insbesonder Teil 4 sehr gut gelungen ist, wäre es zur Abwechslung mal wieder ganz cool, wenn Teil 6 wieder eine Spur geerdeter und minimalistischer wäre.
Ich bin angetan. Aber Aaron Paul sieht irgendwie aufgeschwemmt aus.
Ich mochte seine klare und unideologische Betrachtungsweise des Drehbuchhandwerks, seinen Ansatz im Gegensatz zu sehr ähnlichen RobertMcKee fand ich aber ein wenig sehr vereinfacht.
Irgendwo zwischen klassischem Schlitzer-Filmchen und Backwood-Horror pendelt „Blutige Dämmerung“ (1981), der auf dem Höhepunkt der Slasher-Welle der jungen 1980er-Jahre entstand. Regisseur Jeff Liebermann scheint dabei eher an der unheimlichen Atmosphäre des abgelegenen Settings, denn an vordergründigen Gore-Effekten interessiert. Gepaart mit den soliden Schauspielleistungen und dem unheilschwangeren Score von Brad Fiedel entstand einer der besseren Vertreter des Genres.
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Der Mittzwanziger Warren (Gregg Henry) und seine Freundin Constance (Deborah Benson) fahren gemeinsam mit ihren Freunden für einen abgelegenen Campingausflug in die abgelegenen Wälder Oregons. Trotz einer lokalen Geistergeschichte und der Warnungen des Park Rangers Roy McLean (George Kennedy) schlagen sie ihre Zelte auf und geraten schon bald ins Visier eines Killers, der die Gruppe nach und nach dezimiert.
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Nachdem „Halloween“ (1978) das Horror-Subgenre „Slasher“ begründete, überschwemmten in den Folgejahren unzählige Filme, in denen ein maskierter Killer eine Gruppe Jugendliche massakrieren, die Kinoleinwände und das aufkeimende Videogeschäft. Zynisch könnte man sagen, dass in diesem Subgenre in vielerlei Hinsicht Quantität wichtiger ist als Qualität, seitdem „Freitag der 13.“ (1980) neue Grenzen hinsichtlich der Gewaltdarstellung in Mainstreamfilmen zog. Die Höhe des Bodycounts, die Menge an Kunstblut und die Anzahl an Fortsetzungen geronnen zu zweifelhaften Qualitätsmerkmalen des jungen Genres. Ein paar Jahre vorher lieferten Filme wie „Blutgericht in Texas“ (1974) und „Beim Sterben ist jeder der Erste“(1972) die Blaupausen für so genannten Backwood-Horror, der egoistische und arrogante Städter auf degenerierte Hinterwäldler-Familien prallen lässt – natürlich mit einem blutigem Endergebnis. Beide Subgenres sind auch insofern ein filmisches Phänomen, als dass es innerhalb der Fangemeinde als besonders erstrebenswert gilt, sich penibel an alle Konventionen zu halten, die seit „Halloween“ (1978) praktisch unverändert existieren. Diese fast schon systematische Innovationsfeindlichkeit passt zur reaktionären Grundeinstellung des Slasherfilm wie die Hockeymaske zum Jason Vorhees. Gleich gab und gibt es immer wieder Produktionen, die qualitativ herausragen, ohne die Grundformel zu verändern und zu diesen Perlen gehört auch „Blutige Dämmerung“ (1981) aus der goldenen Ära der Slasherfilme.
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Inhaltlich hält sich das Drehbuch sklavisch an die etablierte Slasher-Formel: Das wären das Ereignis in der Vergangenheit als Prolog, die ignorierten Warnungen Einheimischer, das Stalking des Killers, das Campersetting. die repräsentative Gruppe Jugendlicher, das promiskuitive Verhalten der Opfer, die ahnende Nebenfigurer, die zur Rettung aufbricht, das vernünftige Final-Girl, das im Verlauf der Handlung über sich hinauswächst – all diese schon 1981 zum Klischee erstarrten Plot-Elemente bedient auch Jeff Lieberman in „Blutige Dämmerung“ (1981). Das ist im Rahmen der Genrekonventionen natürlich zu verschmerzen, aber auch alles andere als spannend. Was „Blutige Dämmerung“ hingegen über den Durchschnitt vergleichbarer Produktionen hievt, ist die kompetente Nutzung des Settings eine äußerst straffe Inszenierung und den gelungenen Aufbau von Atmosphäre. Lieberman inszeniert sein Setting als naturschönes, aber gleichzeitig bedrohliches Ambiente, in der nicht nur wildgewordene Rednecks, sondern auch reißende Wasserfälle und der eigene Orientierungssinn zur Gefahr werden können. Insbesondere Jon Boormans „Beim Sterben ist jeder der Erste“ (1972) scheint in mehrfacher Hinsicht eine maßgebliche Inspirationsquelle gewesen zu sein. Mehr noch als andere Backwoods-Slasher zitiert Liebermann ganze Szenen des Klassikers und verlagert das unweigerliche Sterben der Protagonisten konsequenterweise teilweise in ein reißendes Fluss-Setting. Verstärkt wird diese Atmosphäre durch den minimalistischen aber unglaublich effektiven Score des späteren Terminator-Komponisten Brad Fiedel. Die Spannungsbögen geraten dabei durchgängig professionell und schnörkellos, die Tötungsszenen bleiben bei einem moderaten Gewaltlevel stets abwechslungsreich und einfallsreich gefilmt. Schauspielerisch gibt es ebenfalls wenig zu bemängeln. Deborah Benson gibt ein passables Final-Girl, das vor allem in der furiosen Schlussszene komplett freidrehen darf und mit Gregg Henry („Payback“, „Slithers“) und vor allem George Kennedy („Die nackte Kanone“) ist sogar so etwas wie Hollywoodprominenz an Bord.
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Kritik kann man vor allem an einigen arg unterentwickelten Handlungssträngen anbringen, die teilweise unausgereift bleiben bzw. irgendwann einfach fallengelassen werden. Die zentrale Frage, weshalb die Figuren in Slasherfilmen im Angesicht von Tod und Verderben permanent den Drang verspüren, allein loszuziehen, statt die Sicherheit einer Gruppe zu suchen, kann auch „Blutige Dämmerung“ (1981) nicht wirklich zufriedenstellend beantworten. Einzelne Figuren wie die Hillbillytochter und der versoffene Redneck aus der Anfangssequenz scheiden irgendwann aus der Handlung, ohne ihre Nebenhandlungsplots zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen. Recht stimmig gerät hingegen die Charakterentwicklung der Charaktere Constance und Warren. Sowohl der Prolog, als auch die finale Szene, so gut sie für sich auch funktioniert, wirken inhaltlich recht freischwebend ohne direkten Bezug zur restlichen Handlung. Zudem wird die Motivation des Killers niemals wirklich deutlich, außer…dass er ein durchgedrehter Redneck auf der Spur von Diedeldei und Diedeldum aus Alice im Wunderland ist.
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Alles in allem überwiegt bei „Blutige Dämmerung“ (1981) eher Licht als Schatten. Die schön eingefangene Abgeschiedenheit der Berge bietet genug Atmosphäre, abseits des 80er-Jahre-Kolorit. Die kompetente Regie, gepaart mit soliden Darstellerleistungen und einfallsreichen Tötungsszenen machen ihn zu einem besseren Vertreter des Genres.
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Daran werden ich mich erinnern: Die finale Magenspiegelung
Freu mich ungemein für "Fack Ju Göhte". Der ist einfach sehr souverän konzipiert, geschrieben, inszeniert und gespielt.
Ich kann ja verstehen, dass man einen Aufhänger für den Artikel benötigt, aber "Don Jon" ist dafür wohl die denkbar schlechteste Wahl. Ein Film, der den Chauvinismus seines Protagonisten als zentrales Thema hat, dafür zu kritisieren, dass er kein weiblichen Hauptrolle hat, haut doch hinten und vorne nicht hin.
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Technisch gesehen erfüllen die Charaktere von Scarlett Johansson und Julianne Moore den klassichen Part einer Nebenfigur. Sie dienen einzig dazu, den Charakter der Hauptfigur in allen seinen Facetten auszuleuchten. Sprich, die Hauptfigur soll sich an ihnen reiben und dadurch an Profil und Vielschichtigkeit gewinnen. Unabhängig von der Geschlecht der Protagonisten ist das eine Grundregel fürs Geschichtenerzählen.
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Mal andersrum gefragt: Wenn man eine Läuterungsgeschichte über einen selbstverliebten Chauvinisten erzählen will, macht es doch vollkommen Sinn, ihn zur zentralen Figur zu machen. Oder wie hättest du das gelöst?
Auf dem Foto schaut Mr. Abrams aus wie eine Kreuzung aus George Lucas und Steven Spielberg.
Mit der neuen Friese ist sie für mich entgültig die Jodie Foster ihrer Generation. Und Josh Hutcherson... der geht sowieso immer.
Sehr lesenswerte Artikelreihe. Großes Lob an den Autoren.
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Internetpornos können sogar toleranzfördernd sein ;-) Ich sitzt da also vorm meinem Laptop wie Joseph-Gordon Lewitt in Don Jon und im Zuge meiner...Recherchen... bin ich schon diverse Male über die Porno-Kategorie "another straighty tricked" gestolpert. Das scheint eine homosexuelle Sexfantasie zu sein, in der es darum geht, heterosexuelle Männer umzupolen und zum gleichgeschlechtlichen Sex zu überreden. Was homophobe Menschen auf den ersten Blick als grotesk wirkenden Tucken-Schwachsinn abtun könnten, relativiert sich auf den zweiten Blick: Umgekehrt besteht ja auch eine nichtmal besonderes exotische, heterosexuelle Sexfantasie darin, mit Lesben Sex zu haben. Was natürlich nicht weniger schwachsinnig ist.
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Meine persönliche Erkenntnis. Irgendwie haben wohl ziemlich viele Männer seltsame Sexfantasien, egal ob schwul oder hetero :-)
Sehr schön, vielleicht wird es ja die gelungene Version von "Indiana Jones IV". Solange eine starke Marke ein Major-Studio dazu veranlassen kann, einen übernatürlich angehauchten Abenteuerfilm ala "Indiana Jones" zu produzieren, dürfen sie die ganze Chose dann gerne auch "Temple Run" nennen.
Das Indie-Drama „Smashed“ zeichnet einen authentischen, allerdings auch arg überraschungsfreien Weg der jungen Alkoholikerin Kate zurück ins normale Leben. Vor allem die schauspielerische Leistung von Mary Elizabeth Winstead in der Hauptrolle sowie die straffe aber mitunter sehr konventionelle Dramaturgie machen den Film von Regisseur James Ponsoldt gleichwohl sehenswert und hieven ihn knapp über den Durchschnitt.
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Als sich Kate Hannah (Mary Elizabeth Winstead) nach einer durchzechten Nacht vor ihrer Grundschulklasse übergeben muss, gesteht sie sich ihr Alkoholproblem ein. Mit Hilfe ihres Kollegen Dave (Nick Offerman) und den Anonymen Alkoholikern krempelt sie ihre Leben nach und nach um. Doch damit beginnen die wahren Probleme erst, denn die Verfehlungen ihrer Vergangenheit schlagen erbarmungslos zurück und auch ihre Ehe mit dem ebenfalls alkoholkranken Charlie (Aaron Paul) wird auf eine harte Probe gestellt.
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Das Thema Alkoholismus hat einen festen Platz im dramatischen Film. Als Volksdroge des Westens hat das Thema ohnehin eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Die weitgehende Tabuisierung der Krankheit ist dazu gleich in doppelter Hinsicht filmisch reizvoll, das Konflikte sowohl auf innerer, als auch äußeren Ebene stattfinden – etwa wenn die Protagonisten ihre Umwelt im unkontrollierten Rausch vor Rätsel stellen. Schon in „Das verlorene Wochenende“ (1948) machte Billy Wilder Alkoholismus zum zentralen Thema der Handlung und auch der Suffpoet Charles Bukowski inspirierte Hollywood gleich zu mehreren Filmen („Barfly“, „Faktotum“). Auch unser trinkfreudiges Heimatland hat an dieser Front mit „Der Trinker“ (1995), „Dunkle Tage“ (1999), „Mein Mann der Trinker“(2008) „Wie ein Licht in dunkler Nacht“ (2011) einigen sehenswerte Beiträge hervorgebracht.
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„Smashed“ (2012) unterscheidet sich von ähnlichen Streifen, zumindest anfangs, in seiner Grundtonalität. Statt die Moralkeule rauszuholen, scheut Regisseur James Ponsoldt dankenswerterweise nicht davor zurück, auch die positiven Seiten im Leben eines Alkoholikers zu portraitieren. Unbeschwerte Partys, entfesselte Liebesschwüre und charmanten Antworten auf alle unwichtigen Fragen des Lebens – all das hebt „Smashed“ wohltuend von ähnlichen Produktionen ab und auch eine leichte Prise schwarzen Humors streut Ponsoldt im gelungenen ersten Akt ein. So bleibt etwa die starke Auftaktszene im Gedächtnis, als sich die beiden Protagonisten in einer Art bizarren, morgendlichen Routine darauf verständigen, wer die alkoholbedingte Inkontinenz der vergangen Nacht aus dem Ehebett entfernt. Als sich die verkaterte Kate anschließend vor ihrer Schulklasse übergeben muss, hagelt es prompt Glückwünsche aus dem Kollegium. Das kann schließlich nichts anderes als eine Schwangerschaft bedeuten. In Nebenrollen mit Megan Mullally („Monkey Bone“, „Bee Movie“), Octavia Spencer (“Big Mamas House“, “Big Bang Theory”) und Nick Offerman (“21 Jump Street”, “Wir sind die Millers”, „Parks and Recreation“) durchaus genretypisch besetzt, ist „Smashed“ (2012) jedoch meilenweit von einer Komödie entfernt.
Das wird spätestens im zweiten Akt deutlich, in dem Kate seine Alkoholsucht nach allen Regeln des Genres stellen darf. Auf Einsicht folgt Skepsis vor den bizarren Ritualen der Anonymen Alkoholiker. Die wird allerdings durch den Auftritt der wortgewaltigen schwarzen AA-Übermutti Jenny (Oscarpreiträgerin Octavia Spencer) weggewischt. Natürlich bringt das neue, trockene Leben alsbald neue Probleme mit sich, wobei ewig der Rückfall droht. Kurz: Das gesamte Einmaleins des Entzugsdramas wird durchgekaut, was trotz der straffen 80 Minuten Laufzeit zu der einen oder andere Länge führt. Der zweite Akt, der inhaltlich mitunter an die Grenze des Klischees abgleitet, gerät so eindeutig zum Schwachpunkt des Films. Erzählerisch wird dabei solider Standard geboten wobei einzelnen Sublots wie die Episode mit ihrer Mutter und dem Absturz im Spirituosenladen hingegen wie uninspirierte Lückenfüller wirken. Es bleiben Szenen, die zwar in sich schlüssig sind, handlungstechnisch aber vollkommen irrelevant geraten. Wenig erhellend ist auch die Beziehung zwischen Kate und Charlie. Beide werden nicht müde zu betonen, dass sie füreinander die große Liebe sind, wirklich greifbar wird das für den Zuschauer aber zu keinem Zeitpunkt. So verliert auch die finale Entscheidung etwas an Kraft, in dem Kate vor die Wahl zwischen ihrer Ehe und ihrem neuen Leben gestellt wird. Glücklicherweise widersteht Ponsoldt der Versuchung, Charlie genretypisch als gewalttätiges Säuferarschloch zu inszenieren. Im Gegenteil, ihr Charlie ist sanft, nett, sogar verständnisvoll. Er ist eben nur etwas faul und will um Gottes Willen nicht die Finger vom Alkohol lassen. So bleibt die Zeichnung ihrer Beziehung zwar unkonventionell aber auch unterentwickelt.
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Schauspielerisch geht das alles schwer in Ordnung. Mary Elizabeth Winstead („Final Destination III“„Black Christmas“, “Stirb Langsam IV, V”), normalerweise eher im Mainstream und Horrorgenre zu Hause, bietet als Normalo-Alki eine wunderbar subtile Vorstellung ab, Aaron Paul („Breaking Bad“), als verständnisvoller Suffbruder bleibt hingegen etwas blass. Die Nebenrollen werden durch einige bekannte Gesichter komplettiert, auch die Inszenierung ist weitaus hochwertiger, als es das Minibudget von 500.000 Dollar (weniger als eine Tatortfolge) es vermuten lassen würde.
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„Smashed“ (2012) liefert insgesamt solide Dramenkost, schwächelt aber gerade im zentralen zweiten Akt durch einige doch sehr handelsübliche Storyentwicklungen. Die Hautdarstellerin Mary Elizabeth Winstead liefert die bislang beste Leistung ihrer Karriere ab vor allem weil sie ihre Figur zu keinem Zeitpunkt überzeichnet.
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Daran werde ich mich erinnern: Kate pisst wie selbstverständlich ins Bett und Charlie wischt hinterher.
Ich stehe dieser Rede zwiespältig gegenüber. Sie ist genauso naiv wie wahr(haftig), richtig und bedeutsam. Auch humanistischer Sicht ein Segen, aus filmischer Sicht komplett deplatziert.
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Das wäre ungefähr so, als würde sich Gary Johnston am Ende von "Team America" an den Zuschauer wenden und sagen, dass die Welt komplett verrückt geworden ist, die Menschen nur Marionetten sind und sich alle doch wieder ein bisschen mehr lieb haben sollten. Glücklicherweise hält er stattdessen seine "Schwänze-Pussies-Arschlöcher-Rede".
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Kurz: Charlie Chaplin begeht hier wissentlich filmischen Selbstmord, indem er seine bissige Satire mit einem moralisierende Erklärbär-Monolog komplett entwertet. Für Filmemacher eigentlich eine filmische-No-Go-Grundregel.
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Verständlich wird Chaplins Entscheidung übrigens durch die Entstehungsgeschichte von "Der große Diktator". Charlie Chaplin hatte ursprünglich ein komplett anderes Ende vorgesehen, wurde aber emotional durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges und ganz konkret durch die Besetzung Frankreich (ereignete sich erst während der Dreharbeiten) dermaßen geschockt, dass er das Ende verwarf und stattdessen diese Rede konzipierte. Nach Kriegsende und mit dem Bekanntwerden der Konzentrationslager gab Chaplin an, dass er "Der große Diktator" niemals gedreht hätte, wenn er gewusst hätte, zu welchen Gräueltaten die Nazis fähig sein.
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So blieb "Der große Diktator" für Chaplin künstlerisch immer ein Kompromiss und die berühmte Rede eine der sympathischsten künstlerischen Fehlentscheidungen der Kinogeschichte.
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Nachzuschauen übrigens in der sehenswerten BBC-Doku: Chaplin and Hitler: The Tramp and the Dictator.
Ich werde ihn mir auch diese Woche anschauen.
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Ich finde es irgendwie bezeichnend, dass sich die Leute hier fast schon entschuldigen müssen, dass sie ein deutscher Film amüsiert hat. Sagt viel über das verkrampfte Selbstbild von uns aus. Ironischerweise bedarf es offenkundig eines Regisseur mit Migrationshintergrund, um diese Germanophobie aufzubrechen.
"Während überall auf der Welt, Dronen und Roboter zum Einsatz in beispielsweise Kriegsgebieten kommen, sträuben sich die USA noch immer gegen diese Technologie."
Ähem, gerade die USA setzen doch diese Technologie ein.
Alles Gute für deine Zukunft. Ich fand die Kolumne immer sehr unterhaltsam. Nicht zuletzt die teilweise aggressiv-wütenden Reaktionen haben ziemlich eindrucksvoll gezeigt, wie viel Aufklärungsbedarf an dieser Front herrscht. Die Steinzeit macht eben auch vor dem Internet nicht Halt.
Fakt 9: Von der Germanophobie auf MP scheinen Deutsche mit Migrationshintergrund nicht verschont zu bleiben.
„Prisoners“ (2013), das Hollywooddebüt des frankokanadischen Arthouse-Regisseurs Denis Villeneuve, ist eines der Filmhighlights des Jahres. Hervorzuheben sind dabei nicht nur die durchweg beeindruckenden Leistungen des Casts, angeführt von Hugh Jackman und Jack Gyllenhall, die das menschliche Drama für den Zuschauer förmlich körperlich erfahrbar machen. Lobenswert ist auch die Tatsache, dass Villeneuve trotz der stolzen Laufzeit von knapp 2,5 Stunden nie seine Thriller-Handlung um zwei entführte Kinder aus den Augen verliert und eine spannende Geschichte zu erzählen hat. So nimmt „Prisoners“ am Ende nicht nur seine Protagonisten, sondern auch den Zuschauer für sich gefangen.
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Während einer Thanksgiving-Feier verschwinden die Kinder der befreundeten Nachbarn Keller Dover (Hugh Jackman) und Franklin Birch (Terrence Howard) spurlos. Der Anfangsverdacht von Detectives Loki (Jake Gyllenhall) gegen den geistig zurückgebliebenen Alex Jones (Paul Dano) bestätigt sich nicht, so dass sich seine Ermittlungen auf andere Personen konzentrieren. Überzeugt von Jones Schuld trifft Dover einen fatalen Entschluss und nimmt das Gesetz in die eigenen Hände.
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Der klassische Thriller führt nach seiner Blütezeit im amerikanischen Mainstreamkino der Gegenwart ein eher stiefmütterliches Dasein. Nachdem Alfred Hitchcock das Genre im Verlauf der 1950er Jahre zur Blütezeit brachte („Bei Anruf Mord“, „Das Fenster zum Hof“, Der Mann, der zuviel wusste), zersplitterte es in den postmodernen 1990er-Jahren in zahlreiche Subgenres. Spielarten wie der Erotikthriller („Basic Instict“, „Body of Evidence“), Horrorthrillers („Scream“, „ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“), Psychothriller („Das Schweigen der Lämmer“, Kap der Angst “, „Sieben“) und Polit-/Verschwörungsthriller („J.F.K. Tatort Dallas“, „Thirteen Days“, „Fletcher‘s Visionen“), Gerichtsthriller („Die Akte“, „Aus Mangel an Beweisen“) kamen auf. Mit dem Beginn des neuen Milleniums und der Dominanz von Komödien und Superheldenfilmen (die teilweise abenfalls als Thriller konzipiert sind: „The Dark Knight“, „Captain America – The Winter Soldier“) gehen die Marktanteile für Thriller immer weiter zurück, bzw. verlagerten sich in den Bereich der DTV-Produktionen bzw. ins Fernsehen („24“)
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Mit „Prisoners“ (2013) ist auch deshalb eine Ausnahmeerscheinung im Kinojahr 2013. Mit 40 Millionen recht üppig budgetiert legt Hollywooddebütant Denis Villeneuve einen fulminanten Psychothriller mit starken Dramaelementen vor, in dem sich die Protagonisten zu gleichen Teilen mit äußeren und inneren Konflikten auseinandersetzen müssen. Ein schwieriger Balanceakt, da sich eine fintenreiche Thrillerhandlung und hohes Erzähltempo schnell mit der nuancierten Charakterdarstellung eines Dramas beißen. Erstaunlicherweise gelingt es Villeneuve beide Aspekte unter einen Hut zu bringen, ohne, dass die eine oder andere Seite vernachlässigt wird, oder aufgesetzt wirkt. Vielmehr befeuern sie sich, die dramatischen inneren Konflikte, steigern die äußeren Spannungen, wenn die Protagonisten aufeinander losgelassen werden. Verantwortlich dafür ist auch das kraftvolle und wendungsreiche Drehbuch von Aaron Guzikowski (Contrabant). . Inhaltlich anzukreiden sind hier lediglich einige Unwahrscheinlichkeiten und zwei Deus-Ex-Machina-Ereignisse, die der Handlung zwar neuen Schwung verleihen, aber doch mehr oder weniger aus dem Nichts kommen und sich nicht zwingend aus der Handlung ergeben.
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Bei allen Dramaelementen verliert „Prisoners“ (2013) nie die eigentlich Geschichte, um die Entführung der beiden Kinder aus den Augen. Sie sind dabei bei Weitem nicht die einzigen beiden der titelgebenden „Prisoners“, Vielmehr scheint beinahe jeder handelnde Akteur in einem inneren oder äußeren Gefängnis festzusitzen. Das Finale überrascht dann mit einem kraftvollen Schlusstwist, sondern vielmehr mit einem äußerst vergifteten Happyend-Möglichkeit, das das Dilemma der Protagonisten nochmal gekonnt auf den Punkt bringt.
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Villeneuve beweist dabei auch ein erstaunliches Talent in Punkto Schauspielführung, treibt vor allem Hugh Jackman zu nicht für möglich gehaltenen Höchstleistungen an und gibt alle Protagonisten den nötigen Freiraum, ihre Figuren mit unverwechselbaren und authentischen Spleens und Ticks anzureichern. Bis in die Nebenrollen (Terrence Howard, Maria Bello, Paul Dano, Melissa Leo) glänzt der Film mit ausgezeichneten Darstellerleistungen die die intelligente Geschichte weiter aufwerten. Dabei kreiert er eine unverwechselbare Atmosphäre einer abgewirtschafteten amerikanischen Kleinstadt, in der das trübe Wetter und der andauernden Schneeregen die passende Metapher für die zahlreichen Grauzonen bildet, in denen die Figuren sich bewegen.
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„Prisoners“ überzeugt (trotz einigen kleineren Schwächen in Bezug auf die Geschichte) mit einer spannenden Thriller-Handlung und kraftvollen Figuren. Beides evoziert fast im Alleingang die Betrachtung universaler menschlicher Konflikthemen, die „Prisoners“ weit über den Genredurchschnitt hieven und in jeder Beziehung absolut sehenswert machen.
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Daran werde ich mich erinnern: Der graue Schneematschszenario.
Talentierter, charismatischer und dabei sehr sympathischer deutscher Schauspieler, dem ich jeden Erfolg gönne. Er könnte noch ein wenig an seiner Bandbreite feilen, aber da stckt er wohl zu sehr in der Schubladenfalle.
Wie kann Wan bitte von einem Regisseur plagiieren, der selbst nur "klassische" Erzählmechanismen und und Dramaturgien imitiert. Eine Imitat kann man nicht plagiieren.
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Dein Bildungseifer für Kollege Ti West ist ja aller Ehren wert (ich mag den auch ganz gerne), aber im ersten Schritt die angeblich "überforderte" Zielgruppe zu beleidigen, bildet keine gute Grundlage dafür, dass die Zielgruppe dir zuhört. So bleibt am Ende kaum mehr beleidigtes Mein-Lieblings-Regisseur-erhält-nicht-die-Anerkennung-die-ihm-zusteht-Gejammer haften.
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Ti West wird mit seinem durchaus avantgardistischen Schaffens innerhalb eines Nischengenres immer nur ein Geheimtipp bleiben. Aber so können ihn die wahren Filmkenner glücklicherweise niemals vorwerfen, dass er sich an den Mainstream verrät ;-)
Teil 2 war zwar schon eher mau, aber "Sandrine Holt" sehe ich immer gerne.
Beste Stelle des Artikels:
"Auch für Zwiebel88 besitzt der Film grobe Schwächen: 'Thor 2 ist ein Film mit einigen groben Schwächen'"
Euren ausgeprägten Bildungseifer in allen Ehren, aber viele der gelisteten Filme ("Blutgericht in Texas", Blutrausch des Satans", "Jesse - Treppe in den Tod", "Rosso – Die Farbe des Todes", "Blutige Seide" etc.) sind beim allerbesten Willen keine Slasher, höchsten Inspirationsquellen, Wegbereiter, von denen sich Carpenter einzelne Elemente (Maskierung, POV, Stalking, Serienkillerthema, Fixierung auf Mordeszenen) für "Halloween" inspirieren lassen hat.
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Stattdessen hättet ihr den Platz für aktuellere Genrehighlights wie "Dr. Giggles" "Stitches", oder "Hatchet" nutzen sollen. Und wo zum Geier ist eigentlich "Düstere Legenden" von denen ihr immerhin das Titelbild geborgt habt?
Ich gucke nur das Original Kettensägenmassaker von 1947, nicht das blöde Tobe-Hooper-Remake von 1974 :-)