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Alle Kommentare von mikkean
Erste Grundregel aus "Horror-Movies für Dummies": Sex ist böse und Teenager sind promiskuitive Opferlämmer. Die Entdeckung der eigenen Lust ist der Quasi-Sündenfall, der tödliche Bestrafung nach sich zieht. Sich am Exzess zu berauschen, die Freizügigkeit in vollem Maße genießen, prädestiniert zu mehr als nur dem "petit mort", wie die Franzosen es so schön nennen. Viele Leinwand-Jugendliche haben das am eigenen Leib erleben müssen.
Auch in "It Follows" bringt Sex den Tod. Doch David Robert Mitchell beugt sich erfreulicherweise nicht dem Regelwerk und liefert eine ausgelutschte Aufbereitung der Formel "Teenies + Sex = Verderben". Sein Werk ist nicht nur einer der heißesten Anwärter auf die Genre-Krone des Jahres. Es ist ein vielschichtiges, absolut fesselndes Erlebnis, für das die Bezeichnung Horrorfilm viel zu schlicht gestrickt scheint.
Jay ist das Idealbild der amerikanischen Heranwachsenden. Schönheits-Königin und doch schön brav zu gleichen teilen. Ihr erstes Mal steht nicht auf der To-Do-Liste für Flittchen, sondern entwickelt sich aus einer sanften Teenager-Romanze. Ihr Auserwählter ist kein Märchen-Prinz, der Zärtlichkeit und romantische Gesten bereithält. Die erste gemeinsame Nacht endet in Bewusstlosigkeit und Finsternis. Als Jay erwacht, findet sie sich in einem Albtraum wieder. Der freundliche Junge ihrer Träume hat ein grausiges Geschenk an sie weitergereicht. Jay muss von nun an in ständiger Furcht vor dem namenlosen Etwas leben. Eine tödliche, formwandelnde Kraft, die sie unentwegt verfolgen wird. Entkommen kann Jay nur, wenn sie immer in Bewegung bleibt, immer einen Ausgang in der Nähe. Einziger Ausweg scheint der Geschlechtsverkehr mit jemand anderen, der den Fluch auf sich lädt. Doch ist Jay zu diesem Schritt bereit?
Es hilft nichts, "It Follows" ist ein Glanzlicht am schier endlosen Firmament. In einem Meer aus ständigen Neu-Erscheinungen und unzähligen Art-Verwandten sticht dieser Film hervor. Weil er exzellent durchdacht und ausgeführt ist. Aber welcher Film ist das nicht? Es gibt natürlich, ganz und gar ironiefrei gesprochen, viele gute Genre-Beiträge. "It Follows" hat so manchem Kollegen aber zwei Merkmale voraus: diese Atmosphäre und einen Erinnerungswert, der sonst eher dem Wirkungsgrad bluttriefender Folter-Fantasien unterstellt wird.
David Robert Mitchell's Film ist unvergesslich, geht unter die Haut und fordert jeden Augenblick das Höchstmaß an Aufmerksamkeit. Mit seinen Augen muss der Betrachter jede Einstellung abscannen, weil ab dem Schreckens-Moment nach der Entjungferung totale Unsicherheit und Anspannung herrschen.
Jederzeit kann das mörderische Etwas auftauchen. Perfide, dass es jede Gestalt annehmen kann. Manchmal auch die eines Nahestehenden. Ein Twist, den "It Follows" auskostet, ohne aber in ein derb perverses Teenie-Sterben umzuschlagen.
Im Gegenteil, Mitchell verlagert seinen Stoff in ein traumwandlerisches Niemandsland, das irgendwo zwischen der amerikanischen Vorstadt der Achtziger Jahre und dem realen Leben der Gegenwart angesiedelt ist. Kein Flatscreen weit und breit. Die Kids hocken vor echten Kästen, das ortsansässige Kino ist ein Varieté-Theater, in dem "Arabeske" läuft. Keine neuartigen Flitzer parken in den Straßen, allein die Existenz von Handys lässt auf ein Kalenderjahr nach 2000 schließen. Nicht nur dieser Anstrich verleiht "It Follows" ein einzigartiges Flair. Neben dem ganz eigenen Setting bedient sich der Film aus dem Genre-Baukasten, ohne allzu formelhaft und vorhersehbar zu wirken. Selbst wenn sich der Schrecken mit einer gewissen Stringenz, dem Gefühl bekannter Versatz-Stücke, heranschleicht. Nie kommt der Angst-Motor zum Erschlaffen, nicht einen Augenblick verliert dieses ungute Gefühl des Ausgeliefertseins an Intensität.
Dabei überrascht David Robert Mitchell nicht nur mit seiner eigenen Welt, die er da entworfen hat. Sehr oft wirkt "It Follows", als wäre es das geistige Kind eines frühen John Carpenter, der sich entschlossen hat, mit Sofia Coppola einen gemeinsamen Film zu stemmen. Das Teenie-Drama oder das Porträt der Jugend wirkt alles andere als aufgesetzt. Ist nicht mit irgendeinem Hipster-Gehabe verunreinigt. Noch wirkt es befremdlich, wenn Jay und ihre Schwester, samt Freundeskreis, zur Übernachtung zusammenfinden, die doch nur eine Nachtwache ist. Dieses Motiv scheint direkt der unheilvollen Kleinstadt entlehnt, in der Teenager des Nachts auf der Hut vor Freddy Krueger sein müssen. Also scheint das entsprechende Eighties-Ambiente bewusst zielsicher gewählt.
"It Follows" bietet viele überragende Momente, die doch, entsprechend dem beschriebenen Bösen, alles andere als Holzhammer-artig oder stumpf unoriginell daherkommen. Die radikale Sicht, mit der Jay nach ihrem ersten Mal konfrontiert wird, ist eine verstörend zurückhaltend erzählte Parabel auf die schleichende Gefahr von HIV und all dem, was Sex in unserer Zeit an Gefahren birgt. Es bedarf keines Vergewaltigungs-Szenarios, noch eines ständigen Auftauchens mumifizierter Horror-Fratzen. Das Grauen von "It Follows" ist so real bedrückend, wie auch verdammt einfach gehalten. Die Gewissheit, dass diese plötzlich erscheinende Gestalt einfach nur hinter dir her ist, reicht vollkommen aus. Was braucht es da schon (ir)rationale Erläuterungen irgendwelcher mythischen Hintergründe. Das Grauen ist einfach nur da, und du solltest ihm besser aus dem Weg gehen.
"It Follows" ist das filmgewordene ungute Gefühl, das aufgestellte Nackenhaar. Eine feine Verbeugung, ein Zitat oder auch nur eine schlicht großartige Variation von Elementen, die wir meinen alle schon gekannt zu haben. Wir werden hier eindrucksvoll eines besseren belehrt und erleben einen Film, der wirklich in Schockstarre versetzen kann.
Den Mondmann gibt es wirklich und eines Tages plumpst er einfach auf die Erde. Millionen Kinder auf der Erde fällt es als erstes auf. Denn sie sind auf die Anwesenheit des gutherzigen weißen Männchens angewiesen. Sonst können sie nachts nicht Schlafen. Die Erwachsenen haben ihren Blick für den Himmel verloren. Bis auf den Präsidenten der Erde, der sich den Mond als nächstes Eroberungsziel auserkoren hat. Dem kommt der Besuch des Mondmannes gerade recht ...
Achtung, bitte ernst nehmen. "Der Mondmann" ist ein wirklich schön anzusehender Animationsfilm. Und nicht nur allein für die Augen der kleinsten Zuschauer gedacht. Die Geschichte bietet durchaus den ein oder anderen Seitenhieb und eine Erinnerung an uns Erwachsene, sich mal wieder auf eine andere Sichtweise auf die Welt zu besinnen.
Obwohl die Erzählweise angenehm ruhig, besonnen oder auch verträumt scheint, bietet "Der Mondmann" keineswegs nur etwas bunte Farben und Figuren auf dem Bildschirm.
Bisweilen ist es sogar ein Film geworden, der es schafft, uns Große anzusprechen, ohne dabei auf Parodien wie "Shrek" zurückzugreifen oder Späße einzubauen, die sich einem erst mit Reife und Alter erschließen. "Der Mondmann" ist ganz und gar unschuldig, hat aber dennoch eine Botschaft, oder nennen wir es eine Anregung. Handwerklich gelungen und keineswegs damit beschäftigt, einer "Konkurrenz" Parolie bieten zu müssen. Ein Animationsfilm mit Herz erdacht und gemacht. Schön, dass so etwas auch mal mit deutscher Beteiligung möglich gemacht wurde.
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2014:
Oh, du glorreiches Internet-Zeitalter. Da schließen zwei Männer eine ganz besondere Chat-Freundschaft. K heißt eigentlich Nomura, ist gut aussehender, vermögend und verkörpert Japans Antwort auf "American Psycho". Im Gegensatz zu Patrick Bateman, lebt Nomura nicht nur seine Mordlust bestialisch aus, er hält dabei den Moment des Todes fest. Seine Videos teilt er nur zu gern mit der Welt.
Hinter User_1 verbirgt sich Bayu aus Indonesien. Ein Journalist mit gescheiterter Karriere und einer Ehe, die in die Brüche gegangen ist. Bayu ist ein unscheinbarer und schwächlicher Niemand, der eines Tages töten muss, um sein Leben zu retten. Perplex und doch geistesgegenwärtig hält er sein Handy ins Gesicht des Räubers, der ihn gerade noch mit einer Waffe bedroht hat.
Das Video stellt er online und bald darauf meldet sich bei Bayu ein Bewunderer. Es ist natürlich Nomaru, der in Bayu eine verwandte Seele ausmacht. Jemanden, der das Morden gerade erst für sich entdeckt hat und doch bald der Gier nach Blutvergießen verfallen wird. Und in der Tat hat Bayu ein ganz besonderes Ziel vor Augen: den Mann, der seinen Ruf zerstört hat und bisher mit jeder Schweinerei davon gekommen ist.
Puh, drei Absätze und dabei ist dies gerade mal die formale Ausgangslage von "Killers". Einem wahrhaft grenzüberschreitenden Mix aus Psycho-Thriller, Serienmörder-Thematik und Charakterstudie. Natürlich ist es nicht nur die Entfernung von Japan und Indonesien, die hier überwunden wird. Es sind die Grenzen zwischen Gut und Böse, den Unterschied zwischen einem Dasein als Sklaven der Zurückhaltung oder einem Leben als entfesseltes Monster, um die es hier geht.
Zwischen dem Mörder-Frischling Bayu und dem geübten Serienmörder Nomaru entspinnt sich so etwas wie eine Beziehung von Lehrling und Lehrmeister. Ein gar perverses, mörderisches und perfides Verhältnis, welches "Killers" anschneidet und leider doch nicht ganz ausschöpft. Natürlich stehen sich die zwei schließlich gegenüber, aber bis dahin vergeht etwas Zeit. Zum Glück ist es nicht diese Idee allein, welche die Geschichte von "Killers" bestimmt.
Der Film teilt sich in zwei Handlungsstränge auf. Verfolgt, wie aus Bayu allmählich eine Art Todes-Engel der Gerechtigkeit wird. Und wie dieser in seinem normalen Leben zusehends scheitert. Dann springen wir wieder nach Japan, wo Nomaru nicht nur neue Opfer stapelt. Diese Abschnitte erweisen sich sogar als die gelungensten des Films. Von seiner makellosen und freundlichen Fassade ausgehend, erlangen wir einen immer tieferen Einblick in Nomarus Psyche. Erleben, wir er in der Blumenhändlerin Hisae einen Menschen findet, den er nicht gleich töten will.
Es ist in der heutigen Zeit vielleicht nicht mehr erschreckend oder gar verstörend, einen Killer bei der Arbeit zuzuschauen. Bei "Killers" gelingt es den Machern dennoch, dem Publikum ein ungutes Gefühl in der Magengrube zu verpassen. Das nicht mit brutalsten Einstellungen und sadiatischer Freude am Verstümmeln. "Killers" ist dann unangenehm, wenn Nomaru sich freundlich mit Hisae über deren Bruder unterhält. Oder er in einem Moment die Schönheit der Blumen entdeckt, während er Fleisch isst, das er einem Opfer entnommen hat.
Überraschend gut meistert der Film seinen bedrohlichen (Unter-)Ton und den Wechsel zwischen "normalem" Geschehen und Augenblicken grausiger Brutalität. Da ist es vor allem schade, dass "Killers" sich mittendrin etwas verliert und das Versprechen eines Psychoduells schnell hinter sich lässt. Gerade dann, wenn es schon intensiv und unangenehm wird, lässt sich die Handlung zu ein, zwei überdrehten Entscheidungen hinreißen. Da gibt es eine Hetzjagd durch Hotelflure, die nicht unbedingt Fans von "The Raid" beglücken will. Aber diese Momente brechen schon mit den Psychogrammen, die uns bis dahin in ihren Bann ziehen.
Die Kniffe der ersten Hälfte, eine Gewalttat so unerfreulich miterleben zu lassen, treten sogar in den Hintergrund. Was "Killers" dann leider doch auf der Zieletappe zu einem Ende schreiten lässt, welches hart, aber auch abzusehen ist. Schafft es der Film anfangs noch, ohne die Potenzierung extremer grafischer Darstellungen auszukommen und trotzdem neue Höhepunkte der Abscheu zu erzielen, geht er hinten raus beinahe ordinär zur Sache. Ich kann meiner Kino-Begleitung nur zustimmen, die meinte, "Killers" wäre mit einem früher gewählten Schlusspunkt eigentlich perfekt gewesen.
Welcher das ist? Das wird natürlich nicht verraten. Denn trotz dieser, nach der Erstansicht gefassten, Ansicht, der Film lässt irgendwann seinen knallharen Griff an unserer Kehle und in unseren Gedärmen, zu früh los, ist "Killers" ein ziemlicher Ausnahmefilm auf seinem Gebiet. Interessant in seiner Planung, verdammt intensiv in seiner Durchführung und gerne auch die bitterste Pille, die es im Serienkiller-Genre seit langem zu Schlucken gab. Zur Wach-Ablösung der härtesten reicht es vielleicht nicht ganz, aber zu sagen, "Killers" wäre Kuschelfaktor hoch zehn, wäre eine mörderische Lüge.
Das "Friends" des neuen Jahrtausends. Nicht übertrieben, denn seither kenne ich kaum eine Comedy- und Cliquen-Serie, bei der ich länger drangeblieben bin. "How I Met Your Mother" hat fast alles geboten, was möglich ist. Eine Geschichte über Freundschaft, das Älter-Werden, wie wir unsere Wunschvorstellungen und das wahre (Arbeits-) Leben vereinen. Ah ja, um legen- Achtung, gleich kommt's –, däre Eroberungen und coole Erinnerungen ging es auch. Nun ist es also vorbei. Und mal ehrlich, ich hab es irgendwie schon kommen sehen. Der Ton wurde zusehends ernster, unsere Lieblinge reiften auch an unschönen Ereignissen. Da ist es fast schon konsequent, wie auch fan-klatschen-mäßig, wenn Ted Mosby die Mutter seiner Kinder kennenlernt, verliert und wieder bei der Frau landet, der er in der ersten Folge seine Liebe gesteht. Als ellenlanger Film wäre "How I Met Your Mother" echt nur halb so gut geworden. Auch wenn es neun Staffeln lang nicht immer alles glatt ging. Trotz manchen Hängers und einiger zweifelhafter Story-Bögen, am Ende ist alles doch gut. Auch wenn das Ende nicht unbedingt so gut sein muss. Etwas anderes hätte mich wohl aber auch nur enttäuscht.
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2014:
"Ich drohe nicht. Das würde bedeuten, dass es eine Zukunft gibt."
Schwere Worte hängen wolkengleich über der Einöde. Sie sind Boten des Unheils, welches dieses Land, das einmal Australien hieß, herabsenken wird. Am Straßenrand prangen Strommasten, die Leichen zieren. Drei Typen bauen einen Crash, sie klauen den erstbesten Wagen, der dasteht. Sie rasen der Besitzer des Autos vor der Nase davon. Doch der will seine Karre zurück. Koste es, was es wolle. Noch ist der Mann unbewaffnet, aber nicht mehr lange.
"The Rover", so lautet der Name dieses Endzeit-Erlebnisses, das uns durchs karge Niemandsland Süd-Australiens führt. Nicht nur wegen "Mad Max", sondern wohl schon immer das ideale Setting für Visionen von der Welt nach der Welt. Wie einst beim ersten Auftritt von Mel Gibson als Max, zeichnet "The Rover" ein ganz eigenes, bedrückend glaubhaftes Bild vom Niedergang der Zivilisation. Statt verkohlter Metropolen und Strahlenbunker sind es ramponierte Siedlungen und der allgegenwärtige Wüstenstaub, der sich auf die Welt gelegt hat.
Doch so ramponiert und trostlos das Land sich präsentieren mag, seine Bewohner sind noch verkommener. "The Rover" ist nämlich nicht nur Endzeit-Vision, der Film ist eine beinharte Angelegenheit. Worte werden weniger gewechselt. In dieser Welt lässt es sich leichter töten, als um Hilfe zu bieten und diese zu bekommen. Guy Pearce erweist sich als Ideal-Besetzung des Loners Eric. Den Besitzer des gestohlenen Wagens verkörpert Pearce als oft eisern verschwiegen Mann, der seiner Umgebung mit bedrohlich gleichgültig und brutal begegnet. War Pearce in "Memento" ein ähnlich gezeichneter Leidender und Einzelkämpfer, darf er sich hier so ziemliche jeder sympathischer Faser verweigern. Schließlich benötigt eine düstere Zukunfts-Einöde, in der sich nur harte Kerle und kaum Frauen tummeln, keine strahlende Licht-Gestalt. Keinen Erlöser und keinen Allein-Gläubigen, dessen Hoffnung am Ende die Sonne scheinen lässt und alle zum Einhalten bekehrt. Wer auf so einen Film hofft, wird von "The Rover" vermutlich enttäuscht werden.
Im Land der Straßenleichen und des Niedergangs sind Helden-Ambitionen keine Voraussetzungen fürs Überleben. In "The Rover" garantiert allein die Bereitschaft zum Töten ohne Zögern, das Erleben des nächsten Tages. Vom US-Dollar mal abgesehen, denn selbst nach dem Kollaps werden Waren immer noch gern gegen Geld getauscht. Es ist dennoch die beklemmende Atmosphäre und die Trostlosigkeit der Schauplätze, die verdeutlichen, dass jene Tage der Sicherheit und des Reichtums vergangen sind. Deswegen ist "The Rover" auch eher ein Neo-Western im post-apokalyptischem Gewand. Es könnte auch ein Farmer einer Diebesbande hinterher hetzen, die sein Vieh geraubt haben. Nur spielt dieser Film in einer Zukunft ohne Pferde und Postkutschen und auch ehrbare Sheriffs suchen wir vergebens.
Eher überrascht uns, neben der Leistung von Guy Pearce, ausgerechnet "Mr. Twilight" Robert Pattinson. Als bleichgesichtiger Schmalspur-Vampir belächelt, avanciert Pattinson hier als unterbelichteter Bruder des Anführers der Autodiebe, zur zweitwichtigsten Person des Films. Und warum auch nicht? Schon David Cronenberg castete ihn. Nun darf Pattinson beweisen, dass er mehr kann, als Mädchen anzuschmachten. Und das bei einem Streifen, der über eine erhebliche Tiefe verfügt, ohne einem mit seiner Symbolträchtigkeit und Dialoglast zu überschütten.
In "The Rover" ist nur das wenige wichtig, was ein Mann sagt und von sich preisgibt. Sowie das, was ihm noch angesichts der Härte seiner Umgebung übrig bleibt. Hier geht es nicht darum, irgendwann den ersten Schritt in Richtung eines besseren Morgens zu unternehmen. Die Figuren in diesem Film sind eher in einer Vorhölle gefangen. Sie verwalten nicht nur die Trümmer eines untergegangenen Wirtschafts- und Polit-Systems. Ihr Limbus ist eine Mischung aus furchtlosem Boden und unmittelbaren Sterbens. Beinahe jeder erscheint hier wie der Überlebende der Atombombe, der sich fragt, warum er nicht verbrannt ist. Deshalb bringt die Rückbeschaffung eines Autos auch so viel mehr Leid und Blutvergießen mit sich, als nur das Stellen von Räubern. Es gibt so viele Tode, weil eigentlich alles egal ist.
Wer sich also für Endzeit-Filme erwärmen kann, sollte sich "The Rover" vormerken. Vor allem, weil dem Film die Kostüme und Frisuren der beiden letzten "Mad-Max"-Beiträge abgehen. Der Film ist ernst und tiefsinnig zugleich. Aber wenig zimperlich und er ist mindestens so wenig optimistisch wie "The Road". Auch wenn hier die Sonne unbarmherzig aufs Geschehen scheint.
Jetzt mal ernsthaft, Sacha Baron Cohen wird auch in Zukunft die Geister scheiden. Aber egal, wie dämlich oder beleidigend ein Stoff erscheinen mag, das Lachen lasse ich mir nicht verbieten. Schon im TV-Format entlockte Borat den Vereinigten Staaten ihre abgründig hässliche Seite. "Brüno" übertrieb es bei der Inszenierung ein bisschen, aber das Ergebnis war das selbe. Brüllend komisch, ultrafies und ziemlich durchgeknallt. In "Der Diktator" versucht es Baron Cohen mal ohne Doku-Stil und blüht vollends in der Rolle von Haffaz Aladeen auf. Es dürfte auch Nicht-Fans klar sein, dass "Der Diktator" kaum Abstriche macht. Weder beim Niveau, noch bei der Wortwahl Frauen und Volksgruppen gegenüber. Der Film gibt sich alle Mühe, Witzbombe und Beleidigung aller Intellektuellen zu sein. Es trifft vielleicht nicht jeder Gag, bei anderen kann ich gar nicht anders, als zu lachen. Vor allem, wenn sich Ben Kingsley einschaltet oder Megan Fox als letzte Eroberung einer "Ruhmeswand" auftritt. Unglaublich blöd ja, auch wirklich böse. Gerade deswegen so gut.
Wow, fast zehn Jahre Wartezeit und schon kommt der dritte Riddick. Es gibt genau zwei gute Gründe, warum wir bei dieser langen Spanne zwischen zwei Teilen nicht abgesprungen oder verhungert sind: erstens, verkörpert Vin Diesel als Riddick eine der coolsten Säue überhaupt. Einen Anti-Helden, der selbst mit dümmeren Sprüchen eine gute Figur macht. Der mit Kopfgeld-Jägern und Weltraum-Monstern aufräumt und in einer Rangfolge mit Snake Plissken und Mad Max genannt werden kann. zweitens, führte "Riddick: Chroniken Eines Kriegers" mit den Necromongern grandiose neue Story-Elemente ein. Was aus der Geschichte eines Flüchtlings eine Art Tolkien in Space machte.
Leider hat sich das Warten auf "Riddick" nicht wirklich gelohnt. Denn der Film ist alles andere
als der erhoffte Schritt über die Schwelle, der nach den atemraubenden Ereignissen des zweiten Teils der Saga möglich schien. Nein, Riddick führt die Horden der Necromonger nicht mehr durchs All. Nein, es gibt keine Weltraum-Schlachten oder Vorstöße in vollkommen neue Bereiche des Kosmos. "Riddick" dreht die Uhren der Serie einfach zurück und serviert mehr von dem, was wir bereits wussten oder so schon mal vorgesetzt bekommen haben.
Es geht quasi back to the roots, weshalb sich Vin Diesel, bei dem etwas zu lang geratenen Film, zunächst alleine durchwurschtelt. Irgendwo auf einer kargen Wüsten-Welt, auf der sich natürlich sonst nur Monster tummeln. Erstaunlicherweise ist dieser recht wortlose Auftakt noch das Stärkste an "Riddick". Weil es nämlich lange braucht, bis irgendwas essentielles passiert. Und wenn Riddick endlich auf andere Menschen stößt, sind es ausgerechnet wieder jene, die auf seinen Kopf aus sind. Aber leider ist uns nicht nur diese Ausgangslage bestens bekannt. Das kommende Geschehen ist ziemlich vorhersehbar und überraschungsarm geraten. Gipfelt es doch abermals in einem Katz-und-Maus-Spiel mit seinen Verfolgern, bei dem Riddick übrigens immer klar die Oberhand behält. Nicht nur das, am Ende müssen Jäger und Gejagte(r) kooperieren, denn der Planet ist Heimat einer mörderischen Kreaturen-Gattung.
Nennen wir das Kind gleich beim Namen. "Riddick" krankt vor allem an Mittelmäßigkeit und Wiederholung. Der Film entstand ohne großes Studio im Rücken und genau dies wird nur zu oft deutlich. Jene kurzen Augenblicke mit den Necromongern zeigen eingeschränktes Studio-Design und eine Raum-Flotte auf TV-Niveau, selbst in High Definition. Erst auf der Wüstenwelt wird es etwas besser oder es wurde mehr Aufwand in dessen digitale Gestaltung gelegt. Statt der nächsten aufregenden Station auf dieser Odyssee dreht sich "Riddick" lieber im Kreis und bietet "Pitch Black"-Reloaded, nur ohne Zivilisten.
Unausstehliche harte Typen spucken große Töne und gehe dann wie Pussies drauf. Nur Riddick, der lacht sich einen und darf sogar etwas unflätig werden. Aber das ist nicht wirklich das Kapitel dieser Odyssee, welches wir erhofft hatten. Zu plump wirkt dieser Salto rückwärts, bei dem die Mythologie von Saga und Hauptfigur eben nicht mit neuen Details bereichert wird. Riddick ist und bleibt nur der letzte Furyaner. Selbst die Erklärung dafür, warum er nun gottverlassen und nicht mehr Anführer der Necromonger ist, erscheint zu banal. Jedenfalls ist diese Episode wohl mehr aus Budget-Knappheit, denn echter künstlerischer Freiheit entsprungen.
Stellt sich nur die berechtigte Frage, wieso "Riddick" so ausfallen musste? Als Fan-Geschenk wäre eine echte Weiter-Führung der Erzählung doch schmeichelhafter und versöhnender gewesen, als eine Aufbereitung alter Konzepte. Immerhin haben uns "Pitch Black" und "Riddick: Chroniken Eines Kriegers" den ewig flüchtenden Riddick zur Genüge gezeigt. Wir wissen doch, dass er es mit jedem Kopfgeld-Jäger-Verein der Galaxis aufnehmen kann. Wir wissen, dass die Dunkelheit sein Element ist. Es ist längst klar, dass der schwarze Mann abends nicht nur wegen Chuck Norris unterm Bett nachguckt. Es könnte ja ein Riddick da unten lauern.
Zu meinem großen Verdruss haben sich die über zwei Stunden des Extended Cuts halt nicht als der Oberhammer herausgestellt. Im Gegenteil, "Riddick" ist viel zu viel Altbewährtes. Ganz gleich, ob dies der brutalste Teil geworden ist, mein Gott, der eine halbierte Kopf (!). Oder der Film mit den meisten Schimpfwörtern. "Riddick" ist eine ziemlich unnötige Rückbesinnung aufs Erfolgsrezept des Serien-Ursprung. Auch Bezüge zu dessen Handlung können nicht wirklich darüber hinwegtäuschen, dass einfach mehr drin gewesen wäre. Oder halt nicht, wenn dieser Film nicht mal die Hälfte vom Vorgänger kosten durfte. "Riddick" ist keine Fortsetzung, es ist eher eine "Festsetzung", die nichts fortführt, sondern die Reihe in einer Endlos-Schleife hält. Bleibt nur die wage Hoffnung, dass es irgendwann doch noch zu einer echten Bereicherung der Geschichte kommen wird.
Kleiner Tipp für alle Nachwuchs-Gangster: Wenn du das nächste Mal ein Mädchen umbringst, versichere dich erstmal, ob sie nicht einen Kampfkunst-Crack zum Freund hat. Könnte dir später noch leid- und wehtun.
Ich schlage ja nicht so oft auf dem berüchtigten Grabbeltisch zu. "The Girl From The Naked Eye" hat mich deutlich daran erinnert, warum das so ist. Nicht, dass der Film wirklich beschissen ist. Er ist ganz einfach einschläfernd und ziemliche Zeitverschwendung. Verglichen mit dem, was drinsteckt, ist das Frontcover noch das aufregendste und halbwegs gelungenste.
Da gibt es ein Motiv im Sin-City-Style, inklusive Dauerregen und Sasha Grey ist auch zu sehen. Wenn nur Miss Grey nicht einen absoluten kurzen und unbedeutenden Gastauftritt absolvieren würde. Und nur wer wirkliche stahlharte Nerven hat, ist bis dahin noch nicht eingeschlafen.
"The Girl From The Naked Eye" wäre gern so etwas wie ein lässiger Neo-Noir-Thriller, bei dem neben Waffen auch mal Handkanten und Fusstritte bemüht werden. Aber leider ist er das nicht. Schon der Protagonist ist ein ziemlich unsympathischer Kotzbrocken, der vornehmlich sein ausdrucksloses Gesicht durch die Gegend schiebt. Leider ist Haupt-Darsteller Jason Yee zusätzlich dazu verdonnert worden, seine Fertigkeiten unter Verschluss zu halten. Ansonsten wäre der Film vielleicht mit etwas mehr als nur einer Kampfszene etwas erträglicher geworden.
Dafür war bei "The Girl From The Naked Eye" vermutlich kein Geld da. Weshalb der Film, übrigens ganz und gar ohne eigene visuelle Note, von einer nichtssagenden Location zur nächsten hangelt. Von einer ereignislosen Szene zur nächsten. Bis wirklich mal was passiert, müssen wir Zuschauer diese dämlichen Kommentare aus dem Off anhören, die leider auch keine Würze ins Geschehen reinbringen. Geschweige denn wirklich so etwas wie Crime- oder Pulp-Story-Flair vermitteln würden.
Grandios wird die Enttäuschung aber erst dann, wenn unser Rache-Engel tatsächlich mal die Fäuste schwingen lässt. Hier gilt das selbe wie beim Auftritt von Sasha Grey: So kurz, dass nach einem Augenzwinkern schon wieder alles vorbei ist. Und dann erinnert diese Szene auch noch ziemlich an "Oldboy". Ja, ist wohl geklaut und das noch schlecht.
So ausführlich diese "Würdigung" auch aussehen mag, dient sie nur einem Zweck: Als Warnung, ja die Pfoten von "The Girl From The Naked Eye" zu lassen. Selten habe ich erlebt, wie sich bei einem Film die Aussage von künstlerischer Vision und Finesse, das Treffen von Martial Arts und Mega-Optik als blanke Lüge heraus stellten. Jedenfalls fehlt so ziemlich alles von dem, was beworben und versprochen wurde. Wer jedoch eine bessere Schlaftablette sucht, sollte unbedingt auf die Fernseh-Ausstrahlung warten. Lieber ins was anderes investieren. Ich brauch jetzt unbedingt einen guten Film.
"Mama, was ist ein Riese?"
"Wenn du einen siehst, erkennst du ihn schon."
Richard Attenborough, das wird für mich immer der Mann sein, der den Zauber von Weihnachten zurückbrachte und Dinosaurier auferstehen ließ. Obwohl nicht gerade wenige Auftritte als Schauspieler hatte, kenne ich bis heute gerade mal einen geringen Prozentsatz seines Schaffens. Und da ist immer noch "Ghandi". Diese monumentale Biografie, deren Erfolg alles überstrahlt und zurecht als wohl wichtigste Regie-Arbeit von Attenborough in Erinnerung bleiben wird. Aber auch "Chaplin" ist nicht zu Verachten. Bei Richard Attenborough war es nie die Omnipräsenz, die uns eintrichterte, hier sei jemand großartig. Der Zauber lag ganz und gar in der Zurückhaltung, nicht jedes Jahr einen Film machen zu müssen. Gerade im fortgeschrittenen Alter. Da reichten eben ausgewählte Titel wie "Jurassic Park" oder "Das Wunder Von Manhattan", um sich einer neuen Generation von Zuschauern als Talent zu empfehlen. Richard Attenborough hat damit locker sechs Jahrzehnte im Kino durchgestanden und stieg vom Darsteller zum Direktor hinter der Kamera auf. Was soll ich da noch sagen?
Leben Sie wohl Richard Attenborough.
Wir sind um einen weiteren Giganten ärmer.
Mit dem Western ist das so eine Sache. Der eine dreht Filme wie "Erbarmungslos", die umgehend Klassiker-Status erhalten, weil sie das Genre ernst nehmen. Und der tobt sich wie bei "Young Guns" oder "Schneller Als Der Tod" etwas aus.
Auch "Sweetwater" gehört zur letzten Kategorie. Mit überschaubaren Budget realisiert, dürfte schon von Anfang klar sein, dass hier sowieso nie ein realistisches Zeit-Porträt des Wilden Westens das Ziel war. Der Film ist mehr ein Rache-Thriller, als denn eine Story von aufrechten Männern des Gesetzes und bösen Buben. In "Sweetwater" tummeln sich die wirklich verabscheuungswürdigen Gestalten des Westens. Perverse Kaufmänner, ein verkommener Sheriff, brutale Handlanger und ein dämonischer Diener Gottes. Kein Wunder, dass es keine echten Engels-Gestalten gibt. Selbst die wunderschöne January Jones darf in ihrer Hauptrolle eine ehemalige Dirne verkörpern, die ihrem alten Leben entsagt hat. Als der despotische Gottes-Mann und Dorf-Tyrann Josiah ihren Mann umbringt, kennt Jones in ihrer Rolle als Sarah aber kein Halten mehr.
Rache ist eben ein Gericht, das kalt serviert wird. Bei "Sweetwater" kommt auch noch Blei dazu. Zum Glück wusste hier jemand, wie aus einer einfachen und eher vorhersehbaren Geschichte, wenigstens ein ansehnlicher Rachefeld-Zug gemacht wird. Denn der Film versteht sich mehr als Spektakel, als denn Genre-Innovation. "Sweetwater" ist lieber dreckig und gemein, als authentisch und meinetwegen tiefgründig. Es wird geschossen und gestorben, weil das die Regeln im Wilden Westen waren. Statt fescher und möglichst edler Verbeugung wie "Todeszug Nach Yuma" und wie die anderen großen Western so heißen, ist "Sweetwater" ein ordentliches B-Movie. Zur Abwechslung mit einer echten toughen Heldin. Richtig klasse wird es aber erst, wenn Ed Harris als Lump so richtig aufdreht und den neuen Sheriff von Sweetwater gibt. Da merken wir doch gleich, welchen Spaß er an diesem Projekt hatte. Auch Jason Isaacs verleiht dem Wolf im Gottes-Schafspelz erst die nötige Kontur und gibt einen der echten Western-Bösewichte, dem es in so manch anderen Film mangelt.
Bei so einem schönen Gesamtpaket lassen sich das Mindestmaß an Geschichte und Figuren-Zeichnung schon verkraften. Was zählt ist der Fun-Faktor bei "Sweetwater". Dieser Film ist einfach nur ein schön schmutziges, wie leicht blutiges Stückchen Selbstjustiz im Western-Gewand. Handwerklich sauber umgesetzt, Bleiherz was willst du also mehr?
Es sind Augenblicke wie diese, an denen ich an meine Grenzen stoße. Was soll ich nur über einen Giganten schreiben, wenn jedes Wort banal klingen könnte? Robin Williams ist tot. Mein Herz wird mit Trauer geflutet. Nicht, weil Williams der lustigste Mensch auf Erden oder auf der Leinwand war. Nein, weil er einer der aufrichtigsten Menschen war. Ein Meister, der um die Macht des Lachens wusste. Als Kind bin ich über seine Verkörperung des Mork vom Ork gestolpert. Dann kam "Mrs. Doubtfire". Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, Robin Williams kannte ich auch schon aus anderen Werken. Aus "Der König Der Fischer", "Der Club Der Toten Dichter" oder "Good Morning Vietnam". Meisterwerke allesamt, in denen Robin Williams mir vorlebte, dass Komiker echte Schauspieler sind. Obwohl es bis zum Oscar noch etwas gedauert hat, markierte diese Auszeichnung die späte Einsicht Hollywoods, dass auch Witzvögel aus Fernseh-Serien über Talent verfügen. Bei Williams ist das sogar noch untertrieben. Der Mann war ein Schwergewicht. Er hatte nicht nur den Humor im Blut, sondern die Lust am Spiel. Dies belegt ein "Mrs. Doubtfire" ebenso wie "Zeit Des Erwachens". Selbst in sinistren Rollen überzeugte Robin Williams abseits des komischen Metiers. Als Psychopath legte Williams in "One Hour Photo" eine One-Man-Show hin, die immer noch Unbehagen auslöst. Oder er konnte sich in "Insomnia" direkt mit Al Pacino messen. Die große Kunst von Williams war es nicht, selbst im trübsten Moment den Humor zu bewahren. Er wusste, dass ein Lachen eine ernste Angelegenheit zu überspielen, sondern erst darauf aufmerksam machen kann. Davon ist in einer beeindruckenden und wahrlich einzigartigen Filmographie nie etwas verloren gegangen. Robin Williams war ein Unikat und hatte es einfach drauf. Ob er gegen Affen und Löwen in "Jumanji" anspielte, als Peter Pan durchs Nimmerland flog. Selbst Filme wie "Toys" oder "Patch Adams", die für ihre Naivität gescholten wurden, gewannen durch seine Präsenz erst ihre Zugkraft. Wir haben nicht nur einen begnadeten Schauspieler verloren, sondern jemanden, der in seiner Karriere nichts auslassen konnte. Nicht mal Stoffe, die laut Gurke schreien. Hoffentlich kommen sie jetzt sogar wieder. All diese Filme, die sonst nur aller paar Jahre Freigang aus den Archiven und Kellerverliesen der Sender schaffen. Sei es "Flubber", sei "Tötet Smoochy" oder "Garp Und Wie Er Die Welt Sah". Unnötig zu sagen, dass kaum jemand es so gut aussehen ließ, selbst in Filmen mit fragwürdigen Erfolgs-Chancen aufzutreten. Am Ende meiner banalen Ausführung angelangt, bleibt nichts anderes übrig als zu sagen:
Lebt wohl Robin Williams, König unter der Königen. In tiefer Trauer und doch ewiger Dankbarkeit. Wir werden euer unsterbliches Lächeln vermissen.
Es ist schon faszinierend. Ich bin ja nicht der sportlichste Typ. Lasse mich höchstens für eine Europa- oder Weltmeisterschaft zum Fussball-Schauen motivieren. Und bis zum heutigen Tage bin ich einfach zu faul, mich ins Regelwerk amerikanischer Sportarten zu vertiefen. Aber mein liebstes Medium Film macht es plötzlich möglich.
Da sitze ich vor dem Bildschirm und fiebere mit, wie sich eine Mannschaft aus Underdogs auf dem Eis oder dem Grün behauptet und am Ende vielleicht sogar einen Titel erringt. Immerhin noch das am meisten verwendete Ende des amerikanischen Sportfilms. Ein Genre, das zur Erbauung dient und am liebsten Untiefen und Widrigkeiten im Leben aufzeigt, die durch den Sieg vergessen und überstanden sind. Gewinnt die auf dem Feld, so können wir alle nur gewinnen. Und dann kommt ein Film wie "Moneyball" um die Ecke.
Baseball finde ich ja eine bemerkenswerte Sportart. Du musst niemanden eine überziehen und darfst trotzdem einen Schläger schwingen. Rennen um die Bases gehört natürlich auch dazu. "Moneyball" widmet sich diesem National-Sport der Amerikaner, erzählt jedoch eine ganz andere Geschichte. Dies ist kein Film über die typische Verlierer-Truppe, die in glorreichen, atemlosen Zeitlupen-Momenten das Spiel für sich entscheidet und es allen zeigt. Es ist viel mehr die Geschichte von den Leuten hinter der Mannschaft.
Brad Pitt gibt als Billy Beane auch nicht den mentorhaften Manager und Spielerfreund. Beane ist ein Jongleur, der mit wirtschaftlichem und Human-Kapital ein erfolgreiches Team zusammenstellen soll. Seine Heimat, die Oakland Athletics, sind aber kein Kandidat für irgendeinen Titel und das zeigt schon die Haushalts-Lage des Vereins. Schon da ist "Moneyball" alles andere als der gewöhnliche Baseball-Film. Hier geht es vor allem um das, was hinter verschlossenen Türen stattfindet. Es wird gezeigt, wie Scouts und Berater über neue Talente diskutieren, darüber streiten, wer das bessere Gespür hat. Und es geht darum, wie eine Mannschaft gemanagt werden soll, wenn keine Millionen Dollar als Etat zur Verfügung stehen.
Billy Beane, einst selbst gescheiteter Nachwuchs-Spieler, räumt mit dieser antiquierten Vorstellung von Tradition und dem sechsten Sinn auf. Für ihn geht es nicht mehr um die Versprechungen und Erwartungen, die ein junges Talent weckt. Beane holt sich Peter Brand einen Zahlen-Profi ins Boot, der Einschätzungen aufgrund eines ganz neuen Systems aufstellt. Da heißt es nicht mehr, der ist jetzt gut, so lange er noch kann. Bei "Moneyball" werden die Spieler fortan nach verstecktem Talent ausgesucht. Ob sie über einen großen Namen verfügen oder nicht.
Bis sich dieses System rentiert, ist es aber natürlich ein langer und harter Weg. Weswegen "Moneyball" nicht unbedingt den Aufstieg eines Teams nachzeichnet, sondern den sprichwörtlichen Kampf gegen Windmühlen, bis die Welt von der Richtigkeit einer Idee überzeugt ist. Der Film ist weniger ein Sport-Spektakel, als das Bild eines mutigen Vordenkers, der lange Zeit an der Klippe steht und gegen die Böen anzukommen versucht, die ihn hinwegfegen wollen.
Dabei beschränkt sich "Moneyball" auf relativ wenige Momente auf dem Rasen. Präsentiert nicht in der aufgeblasenen Optik eines Helden-Epos, sondern sogar als Übertragung einer kleinen Mattscheibe. Für den Erfolg dieses Spagats zwischen Baseball-Kulisse und Charakter-Drama tragen vor allem, neben Pitt, der große Philip Seymour Hoffman als sturköpfiger Coach und Jonah Hill bei. Hill kann durchaus mit zurückgeschraubtem Spiel begeistern. In diesem Fall gelingt es ihm sogar, den Typen glaubhaft zu vermitteln, der kein Adonis ist und trotzdem was vom Sport versteht.
Trotzdem weist "Moneyball" einige Schwächen auf, wenn wir diese als solche bezeichnen wollen. Für den ganz anderen Sportfilm ist er etwas zu lang. Für meinen Geschmack hätte das Inning zum Ende hin kürzer gehalten werden können. Zum anderen wusste ich beim Ansehen einfach nicht mehr, was ich von diesem Beane halten soll. Manchmal ist "Moneyball" eine sehr persönliche Geschichte. Andererseits ist Beane auch jemand, der Menschen übers Schachbrett schiebt, sie wegstößt und keine persönliche Bindung zu den Spielern sucht. Als Film über eine neue Auffassung dem Baseball gegenüber, hält Pitt seine Figur ziemlich ambivalent. Ich weiß einfach nicht, ob ich ihm den Erfolg komplett gönne oder ob es doch nur die endlich eintretende Verkettung gütiger Umstände ist, die eine Mannschaft erfolgreich machen.
Wie auch immer, "Moneyball" ist eigentlich ganz anders geworden als das, was ich mir erwartet hatte. Er wirkt bisweilen karg und nüchtern, weil er nicht auf die selben Motive und Emotionen setzt, die andere Sportfilme bedienen. Vielleicht hatte ich auch, trotz der interessanten Einblicke hinter die Kulissen, einfach doch noch auf den großen Moment gehofft, bei dem sich am Ende alle Mühen auszahlen. Und aus geschlauchten Losern doch noch Sieger werden.
Ich lasse mich ja gern anstecken und für einen Film begeistern. Das hat nicht immer etwas mit Auszeichnungen oder der Magie exotischer Schauplätze zu tun. Bei "Life Of Pi" ist es etwas anderes, unerklärliches, dass mich tief berührt hat. Es ist schwer in Worte zu fassen, ich versuche es dennoch.
Weil nicht allein der Bilder-Reigen von diesem Film hängen bleibt. Ang Lee wird hiernach sicherlich wieder als Meister seines Fachs gefeiert und anderenorts als Folter-Knecht esoterischer Langeweile verdammt werden. Das liegt natürlich wieder daran, dass "Life Of Pi", ähnlich wie schwere Brocken der Marke "Cloud Atlas" oder "Enter The Void", grundlegende Fragen des Existenzialismus und über Gott und die Welt abgrasen. Und dass deren Aufbereitung einfach nicht jedem schmecken kann.
Aber wenn es funkt, dann können schon mal die Synapsen durchbrennen. Mir erging es so. Ich habe jeden Augenblick des Film mitverfolgen können. Wollte jede Einzelheit des Lebens von Piscine, kurz Pi, aufsaugen. Und dann kam die Reise auf dem Schiff, das Unglück und das Rettungsboot, auf dem, neben Pi, ausgerechnet Richard Parker Zuflucht findet. Nur ist Parker kein nerviger Ami oder Brite, sondern ein ausgewachsener Tiger.
So unwahrscheinlich es auch klingt, trotz quasi gähnender Leere, meistert "Life Of Pi" auch diese Reise ins oder durchs Nichts. Es macht nichts, dass aus der anfänglichen Lebens-Geschichte eine Story übers Treiben auf dem Meer und das Überleben wird. In seiner Art ist "Life Of Pi" ein interessanter, wie einfach nur unglaublicher Gegen-Entwurf zum Insel-Stranden von "Castaway". Dabei spielen am Ende die Fragen nach der Bewältigung dieser Situation, durch einen einfachen indischen Jungen und/mit einem Tiger, am Ende weniger eine Rolle. Wichtiger ist die Frage, ob einen diese Geschichte gefällt.
"Life Of Pi" mag eine, für sich, aufgeblasene, theatralische Sinn-Suche mit Exotik-Flair und Effekt-Bombast sein. Aber diese Gattung von Film hat auch etwas für sich. Wie so manches Erlebnis, vermochte der Film mir persönlich ein echtes Gefühl der Anteilnahme und Begeisterung zu entlocken. Und das nicht, weil hier jemand in einer unmöglichen Situation gefangen ist und ums Überleben kennt. Mit "Life Of Pi" zelebriert Ang Lee eine besondere Form des Geschichten-Erzählens, eine Art Seelen- und Sinnes-Reinigung. Am Ende war ich nicht so berauscht, ich konnte klare Gedanken machen und wollte das sogar. Am Ende beschäftigte mich die letzte, tiefgründige Frage des Films, weil sie so gut wie wichtig war. Und in diesem Fall sage ich: "Life Of Pi" ist meine Lieblings-Version der Geschichte. Punkt.
Das deutsche öffentlich rechtliche Fernsehen gegen den Rest der Welt:
K.O. bereits in der ersten Runde. Warum nur wirkt "Best Exotic Marigold Hotel" umso vieles aufrichtiger, warmherziger und einfach unterhaltsamer als diese vielen Fernseh-Produktionen, mit denen ARD und ZDF ihr Programm zukleistern. Im Grunde geht es ja hier um Menschen im gewissen Alter und die großen Fragen des Lebens. "Bin ich wirklich glücklich?" "Was kann ich nur anders machen?" Oder: "Wann kann ich endlich zu mir selbst stehen?"
Im Grunde sehen wir auch hier eine Mischung aus schauspielerischer Alt-Garde und Nachwuchs, vereint vor exotischer Kulisse. Aber wieso nur, ist "Best Exotic Marigold Hotel" umso vieles besser und wirkt durchaus aus dem Leben gegriffen, obwohl es nur ein Film ist?
Liegt es vielleicht am Talent vor und hinter der Kamera? Ist es die Qualität des Drehbuchs, das nicht wie im Koma geschrieben wirkt oder fehlt ARD und ZDF einfach das Herz fürs jeweilige Publikum?
Ich gebe zu, "Let Me In" gegenüber etwas voreingenommen gewesen zu sein. Das lag natürlich an der ewigen Frage nach der Notwendigkeit und streitbaren Qualität eines US-Remakes. Was kann ein Film schon anders und besser machen, der vorrangig für ein Publikum gedacht ist, das lediglich Untertitel-resistent ist? Warum braucht es immer einen zweiten Durchlauf, ein Wiederkäuen magischer Momente, der sich lediglich durch einen Stempel-Aufsatz "Made In USA" unterscheidet?
Seien wir ehrlich, diese Neuauflagen braucht es öfters gar nicht. Jedoch gibt es auch Filme wie "Let Me In". Der gehört nämlich zu jenen US-Remakes, die hervorragende Stoffe zu würdigen wissen und sich durchaus dem Versprechen verschrieben haben, dem Publikum eine einzigartige Erfahrung zu bieten.
"Let Me In" erzählt wiederum vom langsamen Annähern zweier verwandter Seelen in einer frostigen, kargen Welt der Erwachsenen und Apartment-Siedlungen. Statt Oskar und Eli heißen die Figuren Owen und Abby. Die Grund-Voraussetzungen sind die gleichen geblieben. Auf der einen Seite ein in sich gekehrter Junge, der in der Schule drangsaliert wird und dem auch seine Mutter keinen Halt bieten kann. Und dann das merkwürdige Mädchen, das anfangs keine Schuhe im Schnee trägt, weil ihr die Kälte nichts ausmacht.
Matt Reeves macht bei "Let Me In" verdammt viel richtig. Nach dem pompös hektischen Monster-Spektakel "Cloverfield" hätte wohl keiner gedacht, dass der Mann auch ruhig und sensibel kann. Aber genau das schafft Reeves. Im atmosphärischen Eighties-Setting entfaltet der Regisseur ein beeindruckendes, wie auch bedrückendes Drama. Voll von ständiger Schikane, von Scheidung und dem Gefühl, in dieser Welt verloren zu sein.
Langsam, aber zielsicher ändert sich dieses Porträt eines armen Jungen. Wie im schwedischen Original wird aus "Let Me In" bald die etwas andere, unheimliche Horror-Story. In deren Umfeld aus Blutdurst, Tod und dem unerklärlichen Bösen doch so etwas wie Liebe gedeihen kann.
Nein, "Let Me In" ein schlechtes Remake zu nennen, wäre pure Missachtung der künstlerischen Leistung. Dieser Film ist nicht nur stimmig, bei ihm stimmt vieles. Dennoch gibt es da einige Punkte, die ihn für mich etwas "dämpfen" und nicht sofort zum großen Vampir-Film machen. In erster Linie ist das sicherlich der Umstand, dass "Let Me In" eben doch nach "So Finster Die Nacht" kommt. Die Klasse des zitierten Originals mal außen vorgelassen, der Film atmet dennoch ständig dessen Präsenz. Es gibt halt einen schwedischen Film, der diese Vision schon geträumt hat, sowie die Buchvorlage.
Wohingegen sich andere Remakes damit begnügen würden, ihre Vorlage nur zu kopieren, trumpft Matt Reeves erst auf. Bei "Let Me In" gibt es zwar immer dieses Gefühl, dass hier vieles sehr wohl "abgeschaut" oder inspiriert wurde, der Film entwickelt aber auch eine ungewohnte Selbstständigkeit. Die optischen Kniffe werden nicht lieblos nachgeahmt, sondern teilweise auch weitergedacht. Es gibt Einfälle, wie die permanente Unschärfe des Gesichts von Owen's Mutter, die durchaus gefallen und Sinn machen.
Mitunter wird sogar ein anderer Film daraus. Charaktere wie die Trink-Kumpanen aus dem Original fehlen und wurden mit der Rolle des ermittelten Polizisten vereinfacht. Damit gewinnt "Let Me In" seinem Stoff wirklich andere Seiten ab, setzt den Fokus gekonnt anders. Und trotzdem gibt es dieses große ABER, mit dem sich Neu-Verfilmungen halt auseinandersetzen müssen.
So anders- und eigenartig "Let Me In" auch sein mag. Für mich kann er die Frage nach der Notwendigkeit von US-Remakes auch nicht befriedigend beantworten. Auch wenn er mehr Herz und Verstand als die meisten, glattgebügelten und verkitschten Vampir-Stoffe der Gegenwart besitzt, er ist dennoch nur die Nummer zwei. Und oft, bei Abby's wilderen Aktionen, wirkt der Film auf mich nicht mehr so intensiv und eigenwillig ruh wie "So Finster Die Nacht".
Das schwedische Original war konsequenter in seiner Stimmung und Gangart. "Let Me In" wagt da schon eher den Seiltanz zwischen Drama und konventioneller Horror-Kost. Er bietet dem Publikum schon eher den blutrünstigen Vampir und lässt Chloë Grace Moretz mit finsterer Stimme sprechen. Das bedeutet nicht, dass "Let Me In" da schon wieder schlichter geraten wäre. Bei "So Finster Die Nacht" wirkte der Horror-Anteil bisweilen eher unvorhersehbar, da urplötzlicher. "Let Me In" hingegen lässt von Anfang an keinen Zweifel daran, dass bald etwas schauriges stattfindet.
Vielleicht trägt der Film, auch mit seinem Auftakt, eher den Sehgewohnheiten des Horror-erprobten Publikums Rechnung. Es macht aus dem Film dennoch kein plumpes Machwerk, das nur wild den Körper eines tollen Films plündert. "Let Me In" ist geradezu intelligent, einfühlsam und optisch eine Wucht, wenn wir ihn mit dem Gros des Genres vergleichen.
Aber, und dieses sei mir erlaubt, er kam nunmal nach dem schwedischen Vorzeige-Werk heraus. Wäre "Let Me In" die Erst-Version, würden wir hier von einem echten Über-Film sprechen. So ist es aber ein wirklich gutes Remake, welches seine Fesseln als Zweit-Verfilmung nicht abwerfen, aber gut damit umgehen konnte.
Welch Gräuel! Ein zuckersüßer, wie verlogener Albtraum von der arbeitstätigen Zweifach-Mutter und Ehefrau. Märchenhaft lösen sich hier alle Probleme wie Seifenblasen auf, werden die Anforderungen vom beruflichen Aufstieg und der Stress der Erziehung unter einen Hut gebracht. Dazwischen wäre "Working Mum" gerne sogar kess und ein bisschen selbstironisch, am Ende ist es aber nur so ein Film zum Durchwinken.
Er bilden den Abschluss eines Lebenswerks. Hayao Miyazaki verabschiedet sich mit "Wie Der Wind Sich Hebt" vom aktiven Dienst und schlägt ein letztes Mal die goldene Brücke zwischen Kitsch und Ernst, dem Zeichentrick-Film als süß harmloses Kinder-Produkt und der höchstanspruchsvollen Poesie des Animations-Genres. Für seine letzte Regie-Arbeit widmet sich Meister noch einmal ausgiebig seiner Leidenschaft für Flugzeugbau und Aerodynamik.
"Wie Der Wind Sich Hebt" zeichnet Leben und Streben des Konstrukteurs Jiro Horikoshi nach. Dieser begeistert sich schon in jungen Jahren für die Gestaltung und Fertigung der Flug-Maschinen, die den Menschen in den Himmel befördern. In seinen Träumen wird Jiro von Giovanni Battista Caproni, dem großen italienischen Luftfahrt-Ingenieur, ermutigt. Der kleine, kurzsichtige Junge hält an seinem Traum fest.
Was jetzt schon wie die Inhaltsangabe eines harmlosen, naiven Biopic klingt, bildet bei Hayao Miyazaki jedoch nur den Auftakt. "Wie Der Wind Sich Hebt" ist nicht nur diese eine Geschichte von einem Aufsteiger und Idealisten. Einem Jungen, der von den Wolken träumt und nebenbei die Liebe auf Erden findet.
Horikoshi ist nicht nur irgendein Ingenieur. Seine Entwürfe bildeten im Zweiten Weltkrieg die Grundlage für die japanische Luftwaffen-Flotte. Auch davon handelt der Film. Und es ist sicherlich kein Zufall, dass diese Tatsache bei Miyazaki eine wichtige Rolle spielt.
Es dürfte sehr unterschiedliche Auffassungen darüber geben, ob "Wie Der Wind Sich Hebt" reale Kriegsgräuel und deren Vorbereitung total verklärt. Ob dieser Film mit rosaroter Brille einen verkitschten Romantik- und Rosen-Teppich über diese Themen stülpt.
Sicherlich mag die Gestaltung und Bildsprache den Anschein erwecken. Wie jeder Ghibli-Titel und jedes Miyazaki-Werk, sieht der Film einfach nur wunderschön aus. Die Figuren meine ich beinahe schon zu kennen. Denn wie immer hat Hayao Miyazaki ein Händchen für Gesichter, die ihre Güte und Ausstrahlung nach außen tragen. Und außerdem immer auch an Charaktere vorheriger Ghibli-Klassiker erinnern. Noch so ein Miyazaki-typischer Aspekt für mich.
Die prächtige Gestaltung, mit ihrer Epochen-Treue, der Natur-Verbundenheit oder die umwerfende Erweckung der Flugzeug-Technik, sind jedoch dazu da, um uns Sand in die Augen zu streuen. Bei der Träumerei von Jiro, seinen ständigen Anläufen oder bei der tragischen Liebe zur kranken Nahoko, geht der lauernde Ernst der Dinge nie verloren.
Seinen letzten Film nutzt Hayao Miyazaki nicht plötzlich dazu, die japanische Geschichte in ein falsches Licht zu rücken. Dieses Werk dient nicht als eine Art Persil-Schein für alle Erfinder der Marke Wernher von Braun. Der wollte ja auch auf den Mond, seine Raketen nahmen zunächst eine Umleitung Richtung England. Kriegs-Szenen beschwört Miyazaki durchaus, so wie er auch das Große Kantō-Erdbeben von 1923 aufgreift.
"Wie Der Wind Sich Hebt" mag keine eindeutige Anti-Kriegs-Position einnehmen. Aber das ist auch gar nicht der Job des Films. Was Miyazaki viel eher zeigt, das ist die Lebens-Aufgabe und Passion eines Mannes, die leider nur durch Militär und Regierung gestützt werden. Deren Kriegs-Lüsternheit jedoch nie direkt erfüllen soll. Jiro Horikoshi und auch Giovanni Battista Caproni werden nicht als Teil der Kriegs-Meute gezeigt. Sie sind keine Schreibtisch-Täter, die sich ausmalen, wie viele Tote die Maschinen-Gewehre oder Bomben auf ihren Entwicklungen anrichten werden.
Der große Bruch kommt natürlich dadurch, dass die hier agierenden Personen allesamt liebenswürdig und überaus edel ausfallen. Gleichzeitig sehe ich "Wie Der Wind Sich Hebt" als ein letzte Botschaft, ein finales Statement des Künstlers Miyazaki. Ein Film, der verdeutlichen will, welch meilenweiter Unterschied zwischen Intention und Zweck(Entfremdung) liegt. Mag sein, dass es naiv gedacht ist. Aber so simpel ist nunmal auch der Traum vom Protagonisten Jiro. Er will das bestmögliche Flugzeug bauen, um Menschen in die Luft zu bringen. Und er ist ebenso niedergeschlagen, wenn er daran denkt, welches Ausmaß ein Krieg annehmen kann.
Was die anfangs genannte Brücke zwischen Erwachsenen- und Kinder-Film betrifft, gelingt Miyazaki auf diesem Wege ein weiterer Genie-Streich. "Wie Der Wind Sich Hebt" ist kein Anti-Kriegs-Trauma, beschwört dieses dunkle Gräuel aber auf leise wie poetische Art und Weise. Selbst Kinder dürften erfassen, dass hier etwas über den Köpfen der Menschen schwebt. Ganz gleich, wie frei hier die Macher von Ideologie und Bewusstsein für Kriegs-Schuld und Kriegs-Verbrechen agierten, dies ist ein wirklich wichtiger Film.
Nicht nur als Abgesang eines Groß-Meisters an sein Lebenswerk und all das, was ihn als Filmschaffender ausmachte. Dies ist ein Film, der in leisen und umso beeindruckenderen Farb- und Klang-Tönen seine Geschichte erzählt. Vom Leben eines jungen Mannes, der großes zu Schaffen vermag, auch wenn dies missbraucht wird. Am Ende denke ich, ist die Melancholie in einer gezeichneten Figur wie Jiro spürbar. Es ist vielleicht auch die Melancholie von Hayao Miyazaki selbst, der sich fragt, ob er das richtige geleistet hat. Ob es richtig war, seine Träume zu verfolgen, auch wenn die Auswirkungen ganz anders ausfielen als beabsichtigt.
Ich denke, Hayao Miyazaki kann da ganz beruhigt sein. Sein Werk wurde nie zweckentfremdet wie eine V2 oder ein Kriegs-Flieger. Er hat den Menschen immer etwas besonderes, einzigartiges geschenkt. Etwas mahnendes, wie oft auch schönes. Für Kinder-Augen und Erwachsenen-Hirne. Da bildet "Wie Der Wind Sich Hebt" keine Ausnahme. Danke Miyazaki-san.
Happy Birthday Mr. Craven. Sie haben mir wahrhaft Alpträume beschert und dank Ihnen verdächtige heute jeden neuen Nachbarn, nicht doch irgendwo Folterwerkzeug zu verstecken. Spaß beiseite, Wes Craven ist ein wahrhafter Meister seines Fachs, obwohl er sich selbst dazu bekennt, sich vor anderen Werken zu fürchten. Respekt und ich hoffe, wir müssen nicht so lange auf Ihren nächsten Film warten.
Der alte Mann und der Zirkus. "Wasser Für Die Elefanten" hat mich immer wieder an "Titanic" denken lassen.
Da haben wir den Erzähler im Herbst seines Lebens, den Blick zurück auf eine bestimmte Epoche. Es gibt eine große Kulisse, vor der die Erfüllung der wahren Liebe, durch einen unerbittlichen Kontrahenten verhindert wird. Ein Schmachtfetzen halt, in dem ausgerechnet Robert Pattinson den jungen Helden mimt, der ausgerechnet Reese Witherspoon erobern soll. Klingt etwas mehr nach dem feuchten Traum der Studio-Bosse, bei denen sich solch Zutaten schnell zu einem Hit-Film zusammensetzen.
Doch egal, ob Pattinson und Witherspoon nun eine glaubwürdige Chemie haben. Oder ob Pattinson seinem weiblichen Co-Star oder einem Dickhäuter das Wasser reichen kann. Diese Bestseller-Adaption wird vornehmlich von zwei Größen dominiert: Christoph Waltz und die Elefanten-Dame Rosie. Waltz gibt einen einzigartigen Zirkus-Despoten, ist mal charmant, fast weltmännisch und dann wieder unbarmherzig brutal. Rosie, die Elefanten-Dame, wird zum heimlichen Star des Films. Das arme Tier wird geschunden, schreit nach Hilfe oder weiß sich zu befreien, um Limonade zu holen. Eine wunderschöne Leistung einer Darstellerin, die keinen Satz spricht, aber mit jedem Muskel Emotion verkörpert.
Der Rest ist na ja. Eine Mischung aus Tragik, Gewalt, Armut, Zirkus und Hoffnungs-Schimmern. Am Ende gewinnt das gute. "Wasser Für Die Elefanten" ist einer dieser Filme, die kannst du sehen oder auch nicht. Wenn ja, ziehen sich wenigstens angenehm an dir vorbei. Es gibt einige Momente und Details, aber vielleicht auch nicht das ganz große Kino in Sachen Romantik.
Nettes Detail am Rande: Ken "Dawn Of The Dead" Foree hat eine Nebenrolle. Der Rest geht, ist aber nicht wirklich zwingend.
Es gibt wohl keinen anderen Autor, der die Oberflächlichkeit und Leere der Achtziger Jahre so gut durchschaut hat wie Bret Easton Ellis. All diese Belanglosigkeit, das Glitzern und diese schier endlos wirkende Orgie aus Sex, Konsum und Erfolg. In seinen Erzählungen hat Bret Easton Ellis diese schale Welt auf kühle und boshafte Art und Weise konserviert. Ein Film hat es da schon etwas schwerer, den Stil des Ausnahme-Schreibers zu übersetzen.
"The Informers" zeigt die Stolperfallen dieses Unterfangens ganz deutlich. Formell betrachtet mag der Adaption den Ton der Vorlage gut treffen. Der Film zeigt das Leben mehrerer Figuren im Los Angeles der frühen 1980er. Da gibt es den Rockstar, den Produzenten, die betrogene Ehefrau, den Typen vom Empfang und seinen einschüchternen Knacki-Onkel. Und diese ganzen Jugendlichen, deren Leben genau bereits ziellos wie karg verläuft.
Obwohl die Aufmachung von "The Informers" optisch klasse ist, handelt der Film nunmal nur von zwei Arten von Leuten: jene, die den ganzen Tag bumsen können und jene, die gebumst werden. Erfolgreich oder nicht, ob cool oder nicht, dieser Film kennt keine Gewinner. Jede Figur für sich wirkt wie ein Verstoßener, der auf einer Eisscholle auf die Leere zutreibt. Selbst bei direkter Interaktion sind die einzelnen Lebens-Linien durch Milchglas-Scheiben voneinander getrennt.
Dabei machen alle ihre Sache richtig gut. Ob sie nun Amber Heard, Billy Bob Thornton, Mickey Rourke, Kim Basinger oder Winona Ryder heißen. Sie alle schwanken durch ihre Geschichten und vermitteln dem Zuschauer, wie beschissen (und) leer ihr Leben doch ist. Das macht "The Informers" aber auch zu einem Film, der eher an Stimmung und Vibes interessiert ist. Die Erzählungen haben ihre Momente, bleiben jedoch irgendwie inkonsequent. Nicht über seine Gefühle reden zu wollen, kann da schon den Schlusspunkt eines Handlungsstrangs markieren.
Diese Haltung unterscheidet "The Informers" dann auch wieder von so ziemlich jedem Film, der sich auf diese Dekade stürzt. Manchmal ist es halt nur Kulisse, in diesem Fall erfüllt das trostlose Lebensgefühl jede Pore und jede Silbe, ob gesprochen oder nicht.
"The Informers" macht seine Sache wohl schon deshalb gut, weil er als genau so oberflächlich wie anspruchslos eingestuft werden kann, wie die Zeit, in der er spielt. Der Film ist eher eine Art Videoclip-Ausgabe eines Jahrzehnts, das im Leerlauf feststeckt. Ihn deswegen als schlecht oder dröge zu bezeichnen, fällt natürlich leicht. Als Adaption von Bret Easton Ellis betrachtet, die sich vermutlich meisterhaft dessen Themen nähert, ist "The Informers" schon wieder etwas anderes: außergewöhnlich düsterer Stoff für die entsprechend besonderen Stunden im Leben.
Ich weiß nicht so recht. Als ich klein war, da wirkte jeder Film aus den Hammer Studios wie ein Garant für gruselige Schauer-Unterhaltung. Egal, wie blöd die Grund-Idee oder die Monster auch rückblickend waren. Wenigstens stand Hammer eine zeitlang für eine gewisse Haltung und Qualitäts-Ordnung in Sachen Horror.
Sprung vor in die heutige Zeit. Hammer hat seine Pforten wieder geöffnet und produziert neue Filme. Leider auch solche wie "The Resident", mit zeitgemäßem Setting. Vom Gothic-Schloss ins alternde Apartment-Haus. Statt Dämonen und Blutsaugern dreht sich alles um das Böse im Menschen. Leider.
Und vollkommen belanglos ist es obendrein. Wie oft haben wir schon Psychos mit netter Fassade gesehen? Wie häufig dreht sich Freundschaft in blanken Terror? "The Resident" ist dem Namen und der Geschichte von Hammer deshalb unwürdig, weil er schon vor Ablauf der ersten Hälfte sein Blatt auf den Tisch knallt. Dies scheint so langsam der neue Dreh zu werden.
Kann sein, dass wir Zuschauer uns zu oft über unlogische Entlarvungen am Ende eines Films geärgert haben. Noch nervender kann es aber sein, schon ab einer bestimmten Minute alles über den Wahnsinnigen zu wissen. Wir schauen verärgert auf die Uhr, weil alles, was ab da folgt, nur noch Routine ist. Trotz Hillary Swank, Christopher Lee in einer Neben-Rolle und Jeffrey Dean Morgan, der so charmant wie abartig sein kann, bleibt "The Resident" eine schale Angelegenheit. Weil er seinen größten Kniff viel zu früh verrät und danach umso belangloser versandet. Ganz gleich, wie übel der Psychopath drauf ist. Alles schon mal gesehen. Schade um die ansonsten gute Handhabung und das faszinierende Dekor. Äußerlich ist der Film schon top, inhaltlich hakt es umso mehr.
Liebe Hammer Studios, beim nächsten Mal darf es schon etwas gewagteres sein.
Ein Klassen-Treffen zweier Mutanten-Generationen und Darsteller-Riegen und das lang ersehnte Auftauchen der Sentinels. Dazu die Rückkehr von Bryan Singer auf den Regie-Stuhl. Allein der Ausblick auf "X-Men: Zukunft Ist Vergangenheit" musste fan-technisch für schlaflose Nächte, erhöhten Blutdruck und Ohnmachts-Anfälle gesorgt haben. Vielleicht auch nicht, wenigstens sollte die Aufregung dafür sorgen, dass Vorfreude in diesem Jahr mit einem fetten X vorne dran geschrieben wird.
Und statt endloser Story-Angaben und Analysen sei das gleich geklärt, der Film ist wirklich gut geworden. Was nicht allein auf die Anwesenheit von Singer zurückzuführen ist oder der vermeintlich geballten Star-Power. Jene ist übrigens nicht allein aus Marketing-Gründen zustande gekommen. Das zeitübergreifende Klassen-Treffen führt die X-Men etwas mehr zurück zu ihren Comic-Wurzeln. Kann aber auch jedem gefallen, der sein Wissen aus den Vorgänger-Streifen bezieht und sich nicht blind in sämtlichen Parallel-Universen und alternativen Dimensionen der gezeichneten Vorlagen auskennt.
"X-Men: Zukunft Ist Vergangenheit" schickt ausgerechnet Wolverine, alias Hugh Jackman, auf die Reise zurück ins Jahr 1973. Dort soll er das Attentat auf den Waffen-Konstrukteur Trask verhindern. Jenes markiert nämlich das entscheidende Datum für die Jagd auf Mutanten und die Fertig-Stellung der Sentinels. In Logans düstersten aller Zukunfts-Welten haben jene Killer-Maschinen die Mutanten fast ausgelöscht. Aber nicht nur das Briefing schließt auf eine Mission Impossible. Um das Schicksal zu ändern, muss unser Heiß-Sporn Wolverine die verfeindeten Jung-Ausgaben von Professor Xavier und Magneto zusammenführen. Leichter gesagt, als getan.
Was bei "X-Men: Zukunft Ist Vergangenheit" gleich auffällt, der Film funktioniert hervorragend. Trotz Zeitreise und der Aufgabe, gleich zwei Welten glaubhaft darzustellen. Die Zukunft steht ganz in der Tradition von "Terminator", beschäftigt uns aber weniger als die Siebziger Jahre. Es geht natürlich weniger um Glaubhaftigkeit und Authentizität. Wir sind hier immer noch bei "X-Men", nicht bei "Mad Men". Weswegen es in dieser Version von 1973 schon etwas abgefahrene Technologie gibt.
Bei Weitem faszinierender ist jedoch schon die Tatsache, dass dieser Film es schafft, sich auf die Stärken seiner Anfänge zu besinnen. "X-Men: Zukunft Ist Vergangenheit" fusst auf dem guten Maß der ersten beiden Adaptionen, dem Gleichgewicht zwischen Inhalt und Special Effects. Keine noch so lange Effekt-Fahrt oder endlose Mutanten-Showdowns lassen hier das Ziel aus den Augen verlieren. Es gibt keine Einführungen und Schulungen, wie noch bei "X-Men: Erste Entscheidung". Wir sind gleich mittendrin und dürfen dennoch eine ausgewogene Mischung aus Action und Dramatik bewundern.
Bryan Singer knüppelt uns nicht mit unnötigen Story-Elementen zu. Noch trägt er die zusätzliche Last auf den Schultern, in seinem Werk die Brücke zum nächsten Marvel-Event einzubauen. Selbst eine Ausbruchs-Episode wird gekonnt ins Geschehen eingebaut. Was aber alles nur halb so gut funktionieren würde, wenn "X-Men: Zukunft Ist Vergangenheit" nicht noch von seinen Darstellern profitieren könnte.
Nicht ganz so überraschend natürlich ist die Tatsache, dass bei so vielen Mutanten der eine oder andere Auftritt eher kurz gerät. Halle Berry zum Beispiel ist zwar einige Minuten zu sehen, ihre Funktion ist dennoch marginal. Patrick Stewart und Ian McKellen dürfen schon ausführlicher demonstrieren, warum sie so hervorragend in ihre Rollen passen. Der Film markiert eben den Abschluss der Abenteuer unserer Ältesten-Generation. Da ist es halt einem Hugh Jackman vorbehalten, das Höchstmaß an Screentime für die alte Garde abzugreifen.
Was den Nachwuchs angeht, so schlägt sich dieser mindestens ebenso wacker. Vor allem wird "X-Men: Zukunft Ist Vergangenheit" von einer deutlich ernsteren Stimmung getragen. Nicht nur den Mutanten von Morgen ergeht es schlecht. So wird der Großteil des Cast von "Erste Entscheidung" ermordet oder kommt um. Die Kluft zwischen Xavier und Magneto ist größer als zuvor.
James McAvoy gefällt in einer weniger jugendlichen, als vielmehr abgefuckten Version von Professor X. Sein Charles Xavier ist von den Ereignissen gezeichnet, weniger reich und vernachlässigt seine Fähigkeiten, nur um seine Beine wieder spüren zu können. Michael Fassbender übertrumpft seine Magneto-Interpretation noch. Schließlich leidet er nicht mehr am eigenen grausamen Schicksal und dem seiner Eltern. Nun sind auch seine Mitstreiter und Mutanten-Geschwister inzwischen ähnlich barbarischen Experimenten erlegen. In Sachen "Back to the roots" darf Fassbender dann auch seinem Comic-Vorbild folgen und von Menschenhand geschaffene Technologie einfach gegen ihre Schöpfer richten. Ein fantastisches Motiv, welches der Klasse der eigenen Reihe folgt. Ah ja, keine Review wäre komplett ohne Jennifer Lawrence. Diese spielt natürlich eine ganz eigene wichtige Rolle als Mystique. Gerade auch, wenn sie die Figur weniger als Bewunderin und Komplizin ausfüllt. Mystique ist inzwischen eine Einzel-Kämpferin und wird umso stärker hin- und her gerissen zwischen dem Glauben Xaviers, Menschen und Mutanten können gleichberechtigt existieren und Magneto's Vorstellung von der überragenden Rasse.
Bei so viel Mutanten-Power ist es dann auch verzeihlich, dass nur ein wirklich wichtiger Normalo vorkommt. Über die schauspielerischen Qualitäten von Peter Dinklage muss da gar nicht gestritten werden. Als Bolivar Trask zieht Dinklage einen in seinen Bann. So kurz Trask auch geraten ist, seine Niedertracht und sein brutales Vorgehen gegenüber allen Mutierten, lassen vergessen, wie klein dieser Charakter ist.
Was gäbe es noch zu sagen über "X-Men: Vergangenheit Ist Zukunft"? Als All-Star-Mash-Up ist der Film gelungen, bei über knapp zwei Stunden Laufzeit ist er nicht langweilig und der Gehalt an Schauwerten stimmt ebenso wie die Handlung. Vielleicht geht er nicht so spielerisch mit der Historie wie es "Watchmen" tat, dafür ist das hier auch eine ganz andere Art von Erzählung. Vielleicht fühlt sich die Story und das Mutanten-Spektakel nicht mehr so revolutionär an wie beim Start des ersten "X-Men". Das mag aber auch an der Zeit und den vielen anderen Comic-Verfilmungen liegen, die dazwischen entstanden sind.
Selbst wenn "X-Men: Vergangenheit Ist Zukunft" nicht so anspruchsvoll theatralisch angelegt wurde wie Nolans "Dark Knight"-Trilogie, ist der Streifen immer noch gut eigenständiger und unverkrampfter als die meisten Fortsetzungen seiner Marvel-Kollegen. Die X-Men dürfen immer noch ihr eigenes Schicksal weiterspinnen, als sich für jedes Sequel neu zu erfinden und nur selbst zitieren zu müssen. Dieses Attribut mag etwas verloren gegangen sein, aber mit "X-Men: Vergangenheit Ist Zukunft" kehrt etwas von dieser Besonderheit der Serie zurück. Die Idee, dass eben doch um echte Figuren und deren Schicksal geht und nicht bloß um die nächste Ladung Augenfutter im sommerlichen Werbe-Rummel.
Ein vergessener Klassiker! Link und seine Kameraden machen ihre wahrhaft gut und am Ende habe ich sogar Mitleid mit dem armen Kerl. Wäre doch schön, wenn sich ein Sender mal wieder zur Ausstrahlung erbarmen würde.
"Du musst versuchen, unter dem ganzen Müll das gute zu sehen."
So oder so ähnlich versucht Mark Wahlberg in "Transformers 4: Ära Des Untergangs" Optimus Prime davon zu überzeugen, die Hoffnung in die Menschheit nicht zu verlieren. Wie treffend, dass sich ein bedeutungsvoller Satz, in einem Film über Riesen-Roboter aus dem All, gerade auf Schrott und Abfall bezieht. Davon produziert Michael Bay in seiner Auffassung von einem Mega-Spektakel nämlich am meisten.
"Transformers 4: Ära Des Untergangs" ist weniger Film als eine, über alle Maßen potenzierte, Material-Schlacht vor laufender Werbe-Pause. Anstatt Lebensmittel in Zeitlupe an der Wand zerschellen zu lassen, zerlegt Michael Bay lieber gleich ganze Städte und lässt schicke Edel-Marken und computer-generierte Metall-Giganten durchs Bild jagen. Menschen rennen auch noch herum oder werden hinweggefegt. Irgendwo unter diesem ganzen Zelluloid-Chaos steckt bestimmt sogar ein Film vergraben. Aber wozu sich die Mühe machen, wenn es auch mit stumpfsinniger Dauer-Beschallung und Zudröhnen funktioniert?
Explosionen, Trümmer-Schauer und der ewig währende Schlag-Abtausch zwischen Autobots und Decepticons bestimmt auch in diesem, mittlerweile vierten, Teil der "Transformers"-Saga das Geschehen. Eine Geschichte ist, wenn überhaupt, äußerst spärlich ausformuliert oder wird in Grund und Boden gebombt. Für Lichtblicke sorgen hier und da die menschlichen Teilnehmer. Allen voran Mark Wahlberg, der seinen Bonus als cooler wie glaubwürdiger Action-Held einzubringen weiß und manchmal gar sogar daran erinnert, dass er nur versucht, seine Tochter zu beschützen. Zweiter fetter Pluspunkt ist der Auftritt von Stanley Tucci. Ein wirklich talentierter Mime, der sich hier als Steve-Jobs-Parodie und als durchgedrehtes Panik-Aufzieh-Männchen versuchen darf. Damit tritt Tucci gagmäßig das Erbe von John Turturro an und bringt, in beinahe drei Stunden, ein erfreuliches Maß an Abwechslung mit rein.
Gäbe es da nur nicht dieses riesige Hindernis, dass "Transformers 4", wie schon seine Vorgänger, von der echten Qualitäts-Stufe eines wirklich prägnanten Sommer-Blockbusters abhalten würde: die unbarmherzige Hand seiner Macher. So umwerfend und beeindruckend die Autobots und ihre Widersacher immer noch aussehen mögen. Die Faszination verpufft fast augenblicklich, wenn einer von ihnen den Mund aufmacht. Es schmerzt einfach zu sehen und zu hören, wie ein anmutiger Optimus Prime den selben Stuss von Hoffnung, Mut und Kampf-Bereitschaft faselt. Die Einzeiler seiner Kollegen sind bisweilen noch schlimmer. Aber nicht nur die Transformers reden Blech, auch den Menschen wurde im Skript-Labor wenig geistreicher Text zugedacht. Kostprobe gefällig?
"Mein Gesicht ist mein Gerichtsbeschluss." Sich über derartige Ergüsse aufzuregen, bringt letzten Endes genau so wenig wie das Zetern über die Qualität von "Transformers 4: Ära Des Untergangs". Zu monieren, Michael Bay würde glatt am Zuschauer vorbei inszenieren, ist nämlich beides, richtig und falsch. Bay ist einer jener Regisseure, die schon immer Handwerk und Look über den menschlichen Aspekt gestellt haben. Manchmal geht das auf, manchmal eben nicht. Und da der vierte "Transformers" eh keinen Anspruch darauf erhebt, bei den Oscars ums beste Drehbuch mitzufiebern, schichtet Bay fleißig weiter Bombast auf Bombast.
Dabei hat er es natürlich nicht geschafft, dem vermeintlichen Reboot oder Neu-Auftakt der Reihe einen wichtigen Schlenker zu verpassen. "Transformers 4: Ära Des Untergangs" ist einfach nur noch laut, gewaltig, an allen Ecken knallend. Menschen zählen sowieso nichts, bis auf die drei, vier Gesichter auf dem Kino-Plakat. Traurig ist nur, dass diese Film-Version der Transformers etwas elementareres als Sinn und Verstand vermissen lässt. Echte Verschmelzung von Riesen-Robotern und Menschen. Das Gefühl, dass hier wirklich Autobots und Menschen interagieren und Dialog-Zeilen austauschen, die zur Story beitragen. Leider wird dieses Ideal der Zeichentrick- und Comic-Aufbereitung der "Transformers" auch hier nicht erreicht. Womit dieses Franchise auch weiterhin nur zum Kopf-Durchpusten und beinahe masochistischem Guilty Pleasure aller Feingeister taugt. Von der Qualität einer Marvel-Adaption wie "Iron Man" ist das nämlich, trotz deutlich höherem Schrott-Aufgebots, Welten entfernt.
Grundgütiger, das ist er also. "Iron Sky", der Film mit den Nazis auf dem Mond drin. Groteske, Sci-Fi-Parodie oder einfach nur im Rausch entstanden? Wollte hier jemand Quentin Tarantino vorführen und zeigen, wie Geschichts-Verdrehung, äh, Neuinterpretation wirklich geht?
Eigentlich Wurst, "Iron Sky" sollte vor allem als eines wahrgenommen werden: purer Trash. So schlecht und von der Idee her fragwürdig, um wirklich als ernstgemeint eingestuft werden zu können. Der Film ist mit seiner Nazi-Mond-Festung so größenwahnsinnig blöd, dass es beinahe schon wieder bewundernswert ist. Wo andere sich nur an der Idee ergötzen würden, holt "Iron Sky" erst noch richtig aus.
Im filmgewordenen Wahnwitz hagelt es schließlich Zeppelin-Raumbomber, Asteroiden statt Raketen, Nazi-Ufos und Politiker-Parodien. Eine Sarah-Palin-Karikatur sitzt im Weißen Haus, das Mars-Erkundungsschiff wird nach George W. Bush benannt. Großer Gott, wo sind wir denn hier gelandet? Wenigstens darf jemand mit schwarzer Hautfarbe zum Mond fliegen.
Na ja. Sich darüber streiten zu wollen, ob Filme wie "Iron Sky" gedreht werden dürfen, wäre zu müßig. Im Namen der Trash-Unterhaltung ist ja alles erlaubt was Spaß macht. Wobei der Unterhaltungswert von "Iron Sky" schon zur Diskussion offen steht.
Nazis auf dem Mond, schön und gut. Aber wohin soll die Reise noch gehen? Da gibt es Späße auf Kosten ideologischer Verblendung. Wird eine Renate als Mondgesandte vorgeführt, weil sie Propaganda lehrt und selber nur nachplappert, weil sie im falschen Glauben erzogen wurde. Es gibt Weltherrschafts-Träume und Muckertum einer US-Präsidentin, die so hoffentlich nie ins Amt kommen wird. Sogar Chaplins Genie-Streich "Der Große Diktator" wird herangezogen. Und am Ende geht alles doch unter in einer Weltraum-Schlacht, bei der sich die Götterdämmerung vom Mond erhebt.
Dann ist sowieso alles andere vergessen. Nur der Gag und der Knall allein zählen. "Iron Sky" will dann zwar noch über seine absurde Grund-Idee hinauswachsen und stachelt einen idiotischen neuen Weltkrieg an, aber da ist es schon zu spät. Wozu soll der verunglückte ernstere Tonfall jetzt noch nützen? Grotesk ist das immer noch, aber eben auch verdammt schlecht aufgezogen. Bei der Vorstellung, dass am Ende die einzig vernünftig denkenden Menschen im Weltall auf der Mond-Festung festsitzen, wird mir wahlweise wirr bis komisch, im Sinne von nicht lustig.
Was will "Iron Sky" nun eigentlich? Der Film führt die Nazis als dumpf agierende Dödel vor. Zeichnet ein parodistisches Bild einer blutgeilen Politiker-Meute, die mit Kriegen wiedergewählt werden will. Und pendelt zwischen merkwürdigem Humor und gigantomanischem Spieltrieb. Dass einige der aufgefahrenen Kreuzer aussehen, als wären sie einem "Hellboy"-Abenteuer im Weltraum-Abenteuer von Del Toro, ist schon bemerkenswert. Für den Rest gilt, bis auf einen vergnüglichen Udo Kier in Uniform, ist "Iron Sky" einfach nicht gut genug.
Die Figuren gleichen aufgeblasenen Ballons bei einer Parade. Skurril, nett anzusehen, aber sonst nichts dahinter. Mit dem Plot verhält es natürlich ähnlich. Und das alles nur als riesengroßen Spaß durchzuwinken, erscheint mir ebenso platt wie fahrlässig. Ein teilweiser ernster Schluss, wenn wir ihn dann als solchen betrachten, reißt die "Machen-wir-uns-über-die-Nazis-lustig"-Haltung auch nicht wett. Bisweilen gibt es natürlich echte Lacher, aber zu wenige, um hier von einer intelligent gestrickten Komödie zu reden.
"Iron Sky" zeigt eher, welch Schindluder mit dem Etikett Trash betrieben wird. Kein Einfall ist zu absurd und abwegig, um ihn nicht auszuschlachten. Eine wirklich stringente Linie ist da zweitrangig, solange es möglich ist, alles überdrehte reinzupacken und einen auf dicke Hose zu machen. Dabei ist "Iron Sky" inhaltlich sicherlich die Körnung aller Spinnereien, aber seine Halbwertszeit wird am Ende so kurz sein wie die des braunen Weltreichs. So, und jetzt will ich nie wieder so oft das Wort Nazi in meinen Ansichten niederschreiben.