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Alle Kommentare von mikkean
Dem ein oder anderen ist es beim jeweiligen Ansehen vielleicht auch aufgefallen. Guillermo Del Toro setzt auf eine etwas andere Art von Horror. Ob "Das Waisenhaus", "Don't Be Afraid Of The Dark" oder nun "Mama", der Schrecken kehrt heim in den Schoss der Familie. Korridore und Keller werden wieder Horte des Grauens und das Angstempfinden wird durch die Sichtweise von Kindern noch intensiviert.
Das ist bisweilen natürlich mehr Familien- als Horrorfilm. Doch es hat seinen Reiz, wenn es gut funktioniert wie bei "Mama". Im ersten Moment ist die Idee etwas abstrus, sogar sehr. Mann nimmt die Kinder seines Bruders zu sich und die haben Kontakt zu einer unheimlichen Entität namens Mama. Aber sobald ich nicht mehr denke, hier einen reinen Grusel-Streifen mit Hui-Buh-Schreck-Effekten zu verfolgen, gewinnt "Mama" erst wirklich an Kontur.
Es geht nicht mehr nur verängstigte Blicke, gruselige Geräusche oder schwebende Gegenstände und Personen. "Mama" entwickelt sich zu einem Drama, einem Kampf um das Vertrauen traumatisierter Kinder-Seelen. Dabei ist es einer der besten Schachzüge des Films, Nikolaj Coster-Waldau, unserem Lieblings-"Game Of Thrones"-Kotzbrocken und Jessica Chastain als etwas anderes "Elternpaar" zu besetzen. Waldau gibt den Typ seriöser Erwachsener, Chastain gefällt als Punk-Girl, samt Tattoo und Bassistin-Rolle in einer Combo.
"Mama" hat auch deswegen seine Momente, weil Chastains Figur mit Kindern nichts anfangen kann und sich weder als Haufrau noch Mutter-Figur sieht. Nur der Liebe und einer tragisch erschütternden Background-Story wegen, versucht sie, irgendwie mit den Mädchen Victoria und Lily fertig zu werden. Die verbrachten die letzten Jahre in der Wildnis, auf sich allein gestellt und zunehmend verwahrlost. Aber es sind nicht nur tierische Verhaltensweisen, welche die Kinder aus dem Wald mitgebracht haben.
Sicherlich ist diese Idee allein nicht die beste, um jetzt einen ganzen abendfüllenden Film zu tragen. Darum geht es aber auch, es schleichen nicht hundert Minuten lang dunkle Schatten durchs Bild oder gibt es ein Grunzen, um deutlich zu machen, dass da etwas im Haus ist. Die Geschwister Andrés und Barbara Muschietti, Kreativ-Köpfe hinter "Mama", erweitern ihren eigenen Kurzfilm um einige Einfälle, eben auch die des Dramas. Wie und warum die Kinder Jahre im Wald verbrachten, wie schwer sich der Eingliederungs- und Annäherungsprozess gestaltet und letzten Endes der Kampf mit einer unheimlichen Kraft um die Kinder, das alles spielt bei "Mama" eine gute und interessante Rolle. Verweise auf heruntergekommene, düstere Häuschen im Wald oder Irrenanstalten bleiben Einflüsse. Statt das platteste aller Motive nochmals zu bemühen, geht der Film lieber einen anderen Weg.
Wird vielleicht nicht jedem schmecken. Ist verständlich, schlimmstenfalls wird "Mama" dich nicht beeindrucken. Wer sich, wie bei Del Toro und Schützlingen zuvor, aber auf die Richtung "Grusel trifft Herz" einlassen kann, der hat einen der besseren Genre-Vertreter vor sich.
Es ist eines der liebsten Genres, das Biopic. Nach einigen hochkarätigen Musiker-Legenden erwischt es mit "Die Eiserne Lady" nun eine der streitbarsten Figuren des Polit-Geschehens: Margaret Thatcher. Die erste Premier-Ministerin Englands, erst Licht-Gestalt der konservativen Tory-Party, dann Geißel des vereinten Europas und schließlich die wohl meistgehasste Person des Landes.
Margaret Thatcher war wohl beides, politischer Triumphator und wandelnder Widerspruch. Eine filmische Betrachtung ihres Lebens und Schaffens erscheint als eine durchaus lohnende Aufgabe. Ein Versprechen, welches "Die Eiserne Lady" jedoch zu erfüllen vermag. Selbst mit Meryl Streep in der Hauptrolle.
Ja, Frau Streep verfügt über ein Wahnsinns-Talent. Manchmal überstrahlt auch die Schwächen der Filme, in denen sie mitwirkt. Bei "Der Teufel Trägt Prada" war das ihre herrliche, unausstehliche Art, welche einer etwas biederen Komödie erst Pfeffer gab. Natürlich war Meryl Streep da nicht die einzige, die brillierte. Keineswegs, sie ist auch nicht bei "Die Eiserne Lady".
Das Problem mit dem Porträt von Margaret Thatcher ist nicht das der Besetzung. Es ist die Art und Weise, mit der dieser Film durch ein Leben stolpert und sein lebendiges Sujet behandelt. Sicher, Thatcher lebte noch, während der Film entstand und veröffentlichte wurde. Fakt ist, sie litt an Demenz. Für "Die Eiserne Lady" ist dieser Umstand dann die Entschuldigung, eine Frau darzustellen, die verloren und angeschlagen mit der gegenwärtigen Welt hadert. Nicht erkannt wird oder werden will und bei einem Dinner merklich überfordert ist.
Die Margaret Thatcher des Films ist ein Krankheitsfall mit honorablem Lebenslauf. Auf dem Papier natürlich. Herkunft, der Einstieg in die männer-verkrustete Politik Britanniens, der Aufstieg und gleichzeitiges Familien- und Eheleben, das alles geschieht ein wenig wie im Rausch. Vieles scheint zu unbedeutend und lieb- und danklos aufgegriffen. Wäre nicht die stellenweise exquisite Ausrüstung und eben sehr gute Schauspieler, ich müsste meinen, einen eher zweitklassigen Fernseh-Film anzusehen. Ein Gefühl, das leider nur bedingt beschwichtigt wird. Denn viel zu häufig ist eben mit ähnlichen Kniffen gearbeitet worden. Archiv-Bilder und eine Meryl Streep, die vor Kulisse dazu redet. Oder nur Gespräche über so wichtige Themen wie die Zerschlagung der Gewerkschaften, den Krieg um die Falkland-Inseln.
"Die Eiserne Lady" wurde sicherlich nicht als Lehrstück und Geschichts-Stunde konzipiert. Doch genau hier liegt der Fehler. Bei Filmen über Johnny Cash und Bob Dylan wurde noch auf die Bedeutung einzelner Werke und künstlerischer Phasen hingearbeitet. Bei "Die Eiserne Lady" verpuffen diese historischen Einschnitte. Obwohl Streep diese Rolle glänzend erfüllt, fehlt es der dargestellten Thatcher an einer Richtung. Die Politikerin ist halt immer gleich, wenn sie um das Amt kämpft, wenn sie in den Krieg zieht oder sich gegen die Meute Kerle erwehrt, die an ihrem Stuhl sägen.
So muss die Margaret Thatcher eben ein alterndes, hilfloses Mütterchen bleiben, mit dem wir Mitleid haben können oder eben nicht. So toll die Ehe und Zwiegespräche mit ihrem Film-Gatten Jim Broadbent auch sind, sie halten "Die Eiserne Lady" in einem gefälligen Zustand. Einer, in dem über die großen Missgriffe einer Person nicht mehr geurteilt wird, sondern eine Altersmilde vorherrscht, die gerade die immer noch betroffenen Folge-Generationen aufbringen sollen.
Vielleicht ist das zu viel Hektik. Und wenn schon, "Die Eiserne Lady" ist halt kein herausragender Film, selbst wenn es das Talent vor der Kamera ist, das uns mächtig entgegen glüht. Ein spannenderes, mutigeres und differenzierteres Porträt wäre es gewesen, das Margaret Thatcher und ihr Wesen beleuchtet, was uns wirklich interessiert hätte.
Das war es also. Der Tag ist gekommen, an dem sich mit Tommy Ramone der letzte der vier ursprünglichen Ramones von der irdischen Bühne verabschiedet. Traurig und vor allem verdammt ungerecht. Im Leben wie im Tod ist das Schicksal den Brothers gegenüber eine ziemliche Bitch.
Zwei der Beatles leben noch, Led Zepelin vermissen nur ein Gründungs-Mitglied und selbst Daltrey und Townshend haben die Exzesse von The Who bisher überlebt. Wozu die Aufzählung dieser Urgesteine der Rock-Musik? Na klar, nur Nicht-Fans können es höchstens erahnen, die Ramones gehören zweifellos in die Gesellschaft der Götter. Das Gerede über die Qualitäten von Punk und seiner Spielweise hin oder her, ohne die Ramones wäre ein wesentlicher Teil der Musik-Geschichte verloren gegangen. Oder wäre merklich leiser und kraftloser verlaufen.
Typen wie Johnny, Dee Dee, Joey und Tommy Ramone kommen aus dem sprichwörtlichen Nichts. Sie sind nicht die exzellent ausgebildeten Instrumente-Magier, die sich an der Schule des Blues und anderen Stil-Richtungen abarbeiten und mit ausgereiftem Talent für ausgewalzte, mehrschichtige Arrangements Aufsehen erregen. Die Ramones waren alles andere als Virtuosen, das Werkzeug ihres Songwritings bestand aus einer übersichtlicheren Anzahl aus Bausteinen. Die Ramones schrieben simple Nummern. Primitiv sicherlich, aber manchmal ist einfach nicht dilettantisch, sondern einfach nur magisch.
Rund zwanzig Jahre lang streiften die Ramones durch die Welt. Veröffentlichten regelmäßig Alben und behalfen sich mit "Zwangsadoption" über den Schwund an Original- und Langzeit-Mitgliedern hinweg. Dabei war nicht jede Langspiel-Platte die beste oder gelungenste, doch gerade mit ihren furios durch geknüppelten Konzerten, erspielten sich die "Brüder" einen verdienten legendären Ruf. Und wer schon einen Lemmy Kilmister zu seinen persönlichen Freunden und Bewunderern zählen darf, der muss es einfach drauf haben.
Was kann eine Doku wie "End Of The Century" dann eigentlich noch erzählen? Zum Beispiel das, dass die Geschichte der Ramones eine von verpassten Chancen und vielen traurigen Rückschlägen ist. Wenn einer wahnsinnig guten Band die breite Aufmerksamkeit der Radio-Sender, der Platten-Käufer und der Industrie verwehrt bleibt. Wenn im ersten, unschlagbaren Jahrzehnt, den Ramones kein Durchbruch und auch kein Single-Hit gelingen will, obwohl so viele unvergessliche Songs dabei entstehen. Wenn eine Band im Herkunftsland nur zweihundert Besucher zum Konzert lockt, während in Südamerika Tausende zu ihnen ins Stadion strömen. Und zuletzt die traurige Geschichte einer Band, die sich letztlich selbst zerfleischt.
Weil irgendwann der Gitarrist dem Sänger die Frau ausspannt. Der Schlagzeuger aussteigt, weil er als Produzent mehr Erfolg hat. Oder die ewigen Psychosen und Drogen-Eskapaden des Bassisten zu sehr zwischen durchgeknallter Rock-Star-Bio und Katastrophe pendelt. Ja, irgendwann sprachen die Ramones, trotz Bruder-Aufzugs und Einheits-Mentalität, kaum noch miteinander. Gerade Johnny Ramone nannte die Band seinen Job und legte schließlich Tourneen und Alben-Aufnahmen um Baseball-Spiele herum. Es sei denn, das Angebot war zu lukrativ.
Und trotzdem, was geschehen ist, ist geschehen. Für die Ramones hat es zu nicht mehr gereicht, als den Status der ewigen Kultband, die ein Genre revolutioniert hat, aber keine Platten verkaufen kann. Erst mit den Alternative-Helden der Neunziger wird der Schlachtruf "Gabba Gabba Hey" lauter, aber da gingen die Ramones schon auf Abschiedstournee. Dennoch bleibt Joey, Dee Dee, Johnny, Marky und nun, dem leider verstorbenen Tommy, ein Vermächtnis, das nicht jeder sein eigen nennen darf. Ohne die Ramones hätten sich die Typen wie ich nicht mit ihren Kumpels zusammengefunden, um einfach Musik zu machen. Weil wir die Platten liebten und in den Songs das erkannten, was hochkomplexer Metal oder spielerisch verzwickte Blues- und Gypsy-Nummern nicht gaben: den Mut, es einfach selbst zu versuchen. Es konnte ja kaum was schiefgehen.
Millionen Alben haben sie nicht verkauft, in den Olymp gehören sie dennoch. Wer die Ramones kennt und liebt, der wird das bestätigen. Wer sie noch nicht kennt, der kann sie mit einigen der besten Alben des letzten Jahrhunderts oder von "End Of The Century" anstecken lassen. Traurig ist das bisweilen, nun auch, weil es die vier "Brüder" nicht mehr gibt. Oder weil sie nie dort landeten, wo sie hingehörten. So ist das manchmal, leider. Wie gut, dass Songs wie die der Ramones gibt, die einen aufbauen können.
Ein Film, der ungekünstelt mit einem der schwersten Themen überhaupt umgeht. Langsam zu sterben ist ein qualvoller, langwieriger Prozess. Leben zu lernen ist schon schwer, das Sterben eine unmögliche Bürde, die einer Strafe grausamer Götter gleicht.
"Halt Auf Aller Halber Strecke" nähert sich dieser Unmöglichkeit, fängt die langsame und unausweichliche Niederkunft des Todes in einer Familie ein. Die Haltung der Kamera ist dokumentarisch, Musik-Untermalung gibt es nicht. Alles wirkt unverfälscht und geht deshalb so nah. Auch wegen der Stärke der Darstellerriege, die durchweg unaufdringlich brillieren.
Schon allein, weil dieser Film etwas bei jedem ins Bewusstsein ruft, der etwas ähnliches durchgemacht hat. Frei von Anteilnahme-suchendem Pathos, kitschiger Melodram-Kniffe, die den Sonnenschein nach der Dunkelheit versprechen.
Dies ist das, wozu deutsches Kino fähig ist? Dann bitte mehr davon. Auch mit weniger heftigeren Themen.
"Ice Age 4" also. Sobald ein Film den dritten Teil überschreitet, wird es sowieso schwierig. Eigentlich ist alles schon erzählt. Statt neuer Plot-Ideen gibt es wiedergekäute Gags und Wendungen, die hinlänglich bekannt sind.
Aber "Ice Age" ist auch kein "Bourne", kein "Pirates Of The Caribbean" und erst recht kein "Freitag der 13. Teil 721". "Ice Age" ist vorrangig für ein kleineres Publikum und aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist dieser vierte Teil kein Überflieger mehr. Als reine Unterhaltung aber sicherlich ganz akzeptabel. Bei den Abenteuern von Manny, Sid, Diego und Co. ging es bisher auch meist um familiäre Werte und die Zusammen-Gehörigkeit. Den größten Unterschied machten eh der Aggregat-Zustand der etwas jüngeren Erde, die Location unter oder über der Erde. Die eingestreuten Gags des ewigen Pechvogels Scrat hingegen machten mitunter die wahren Brüller der Reihe aus.
Wen wundert es da, dass ausgerechnet Scrat in "Ice Age 4 - Voll Verschoben" als Urheber der Kontinental-Verschiebung und des Untergangs von (Scr)Atlantis entlarvt wird. Das eigentliche Abenteuer um Manny und seine Freunde, die drohende Zerstörung ihrer Heimat und die Piraten-Meute der Eiszeit ist natürlich nur ein Vehikel. Soll das Interesse an den Figuren aufrechterhalten, wofür ursprüngliche Spitzen des Humors unlängst geglättet wurden.
Ich kann deshalb nicht behaupten, dass "Ice Age 4" derartiges Aufsehen erregen könnte wie der erste Teil. Die Reihe ist nun im Stadium des Selbstläufers. Jeder neue Eintrag bringt nur noch eine Anmutung von Story-Idee mit sich. Ansonsten ein paar nette Gags und Anspielungen. Für einen Erwachsenen ist der Ertrag daher eher gering. Aber ich habe den Film in Anwesenheit eines Kindes gesehen und das war vom Abenteuer seiner Helden regelrecht angetan. Ohne nach mehr als Unterhaltung zu Fragen. Ich finde, in dieser Hinsicht ist der Film deshalb okay.
Ich will nicht lügen, im Vorfeld wurden meine Erwartungen an "Love Ranch" ziemlich hochgeschraubt. Da waren die Namen Joe Pesci und Helen Mirren. Die Aussicht, dass beide Besitzer eines Puffs spielen würden. Der Verweis auf reale Vorbilder und die Nennung von Taylor Hackford als Regisseur. Der ließ sich nach "Ray" ziemlich Zeit damit, wieder in den Regiestuhl zu steigen. Dreht aber auch nicht jeden Mist.
Aber dann wurden mir beim Anschauen zwei Dinge klar: Erstens, manchmal zeigen selbst kurze Trailer die wirklich besten Szenen. Zweitens, nicht jeder Film der mit scheinbar optimalsten Voraussetzungen gesegnet ist, endet zwangsläufig als Meisterwerk.
Dabei steckt in "Love Ranch" viel Liebe zum Detail. Liebe zum ganzen Siebziger-Jahre-Kleidungsstil, den Frisuren, der Ausstattung und dem ganzen Rest. Manchmal scheint die Lust direkt greifbar, die Zeiten des Etablissements im damaligen Reno aufleben zu lassen. Ja, das Sitten- und Geschäftsporträt könnte sogar im Regal glatt hinter "Boogie Nights" landen, so klasse sieht er anfangs aus.
Doch dieses äußere Funkeln täuscht ein wenig. Ausstattung allein und ein paar große Namen garantieren nicht für guten Inhalt. Bei dem legt "Love Ranch" dann glatt eine Bruchlandung hin. Oder gerät zumindest arg ins Schleudern.
Gut funktionieren würde der Film, wenn er sich für einen Story-Schwerpunkt entscheiden könnte. Ein amüsantes bis nachdenkliches Stück über den Betrieb und die eher dysfunktionale Ehe des Besitzer-Pärchens Bontempo. "Love Ranch" ist nämlich genau dann interessant, wenn Joe Pesci fremdgeht und doch seine Frau zu halten versucht. Obwohl die, todkrank, nur noch die Chefin der Ranch und Buchhalterin für ihn ist. Selbst das Auftauchen eines Liebhabers, in Gestalt eines argentinischen Boxers, ist dann noch okay. Mündet zunehmend in einem sehr überdramatisierten Rührstück. Eines mit einem ziemlich vorhersehbaren Ende, dessen gewaltsamer Ton sich ziemlich mit dem Rest des Films beißt. Ja, sogar etwas überflüssig wirkt.
Reale Ereignisse hin oder her. Ist das so denn passiert? Wenn nicht, schadet dieser Dreh dem Film. Schließlich soll die echte Love Ranch Schlagzeilen mit ihrer Steuerhinterziehung und dem Kampf gegen eingebildete Kreuzritter der Moral gemacht haben. Was auch hier vorkommt und sicherlich genügend Stoff geliefert hätte. Irgendwann verliert dieser oder jener Aspekt jedoch an Bedeutung und wird schlicht aufs Abstellgleis gestellt. Leider keine Entscheidung.
Deswegen ist "Love Ranch" nur ein ansehnlicher Film geworden, der sein Potenzial dann nie voll ausschöpft. Und der auch nicht von den souveränen Leistungen einer Helen Mirren, eines Joe Pesci und der anderen Darsteller allein gerettet wird. Dafür ist er schlicht zu unentschieden und unausgewogen. Mitunter fällt es einem dadurch zu schwer, sich hier für jemanden zu interessieren oder das Gesehen "mitzufühlen". "Love Ranch" ist deswegen noch lange keine Katastrophe, nur ist er auch nicht überragend gut genug.
Pfui Teufel, hinfort mit dir!!! Ich weiß nicht was schwerer wiegt. Meine Unfähigkeit, mich für die seichten Träume der unbedarften Zielgruppe zu erwärmen oder die Dreistigkeit der Urheber, die jenes grob fahrlässige cineastische Vergehen verbrochen haben.
Mir fällt nur ein Wort ein, um "96 Hours - Taken 2" zu beschreiben: passgenau. Klingt merkwürdig, für macht es dennoch Sinn. Stellte der erste Film vor allem ein Selbstjustiz-Fest dar, dass so unbekümmert wie eine Dampfwalze durch Paris zog und sich einen Dreck um Political Correctness und beleidigende Stereotypen scherte, gibt es jetzt klare Verbesserungen auszumachen.
Abermals ist es an Liam Neeson, alle positiven und knallharten Eigenschaften aller Actionhelden in sich zu vereinen und doch deren Form zu wahren. Denn Nesson ist kein Hechtspringer, der unentwegt über Dächer sprintet. Liam Neeson ist deshalb so cool, weil er nicht gegen Körper und Alter anrennt. Er packt gnadenlos zu, wenn es wirklich nötig ist, und jagt einem mit seiner Entschlossenheit einen riesigen Schrecken ein. Neesons Ausstrahlung macht den Bad Guys klar, dass sie sich den falschen zur falschen Zeit ausgesucht haben.
Insofern ist "96 Hours - Taken 2" eine quasi gesteigerte Verbeugung vor dem Rächer-Typus eines Charles Bronson. "Come and get me" lautet die Devise, doch selbst wenn das gelingt, erweist sich der vermeintliche Glückstag als Trugschluss.
Aber immer schön der Reihe nach. "96 Hours - Taken 2" verlagert die Handlung größtenteils nach Istanbul. Liam Neeson schlüpft abermals in die Rolle von Bryan Mills, der personifizierten Ein-Mann-Armee mit Sicherheitsdienst-Verbindungen, übermenschlichem Willen etc. Die Passgenauigkeit greift hier, weil Mills zu Beginn seine Beziehung zur Ex-Frau und seiner Tochter weiter kitten kann. Wie auf Bestellung liegt die Ehe seiner Ex in Trümmern und Mills kann seine Familie in die Türkei einladen. Derweil haben die bösen Albaner aus dem Vorgänger blutige Rache geschworen und warten nur darauf, Mills und Familie in die Hände zu kriegen.
Die Entführung von Neeson und Famke Janssen ist dann auch die größte Überraschung des Sequels. Was den restlichen Ablauf betrifft, herrscht eine recht angenehme Mischung aus Routine und Verlässlichkeit vor. Natürlich begnügt sich Liam Neeson nicht mit der Opfer-Rolle und natürlich wird aus Film-Tochter Maggie Grace nicht im Handumdrehen eine knallharte Allround-Kämpferin, die mit den Bösewichten im Alleingang fertig wird. Wenigstens gestalten sich die Minuten zwischen Beginn und Showdown dann als recht vergnüglicher Parkour. Neben Rache-Schwüren und gespielter Toughness der bösen Motherfucker erheitert die Tatsache, dass Neesons Figur irgendwo doch noch ein Telefon bei sich trägt und gefesselt Anrufe tätigen kann. Oder die Methode zur geografischen Lokalisierung, bei der Handgranaten eine wichtige Rolle spielen.
"96 Hours - Taken 2" wirkt weniger grimmiger als sein Vorgänger, was ihn sogar sympathischer macht. Es werden keine Klischees bedient und keine Kulturkreise berechnend abartig dargestellt. Auch die fiesen Albaner reden mehr von den schlimmen Dingen, die sie noch vorhaben. Bis ihnen eine Handkante oder eine Kugel in die Quere kommt. Mit seinen fast schon verspielten leichten Einlagen, also Granaten, die irre Taxifahrt in die Botschaft, wirkt der Film wesentlich selbstsicherer. Wie eine Art Zauberstunde im Action-Zirkus. Der Ausgang ist schon im Vorfeld klar. Jeder Wettlauf gegen die Uhr erfüllt nur den Zweck, keine Langeweile aufkommen zu lassen. Was bestens erfüllt wird. Auch dann, wenn Liam Neeson den nötigen Ernst behält und uns daran erinnert, dass dies zwar wie ein Märchen wirkt, aber keines sein soll.
Alles in allem erfüllt "96 Hours - Taken 2" den Anspruch eines okayen Actionreißers. Inhaltlich nichts besonderes, aber wiederum in seiner Ausführung glänzend zwischen Übertreibung und Old-School-Knochenbrecher changierend. Weniger bedenklich gestimmt als der Vorgänger und dadurch erst rech ein unbeschwerteres Vergnügen. Halt irgendwie genau, passgenau.
Ich habe mal ein Interview mit einem Filmemacher gelesen, der meinte, er würde aufhören, Animationsfilme zu machen. Denn er müsse ja ständig und überall mit Disney konkurrieren. Wenn ich nun ein Werk wie "Das Geheimnis Von Kells" sehe, bin ich froh, dass es immer noch Menschen gibt, die genau das wagen. Wunderschöne Bilder und Motive zu kreieren, die nicht zwangsläufig versuchen, mit dem familienfreundlichen Werte-System einer Disney-Produktion gleichzuziehen.
Sowieso hinkt der Vergleich mit der allmächtigen Mickey Mouse. "Das Geheimnis Von Kells" ist kein Animations-Streifen, er ist schon mehr ein Ereignis. Und hat viel mehr gemein mit seinen Art-Verwandten aus Japan.
Die Geschichte führt uns zurück ins Irland des achten Jahrhunderts. Kells ist ein riesiger Klosterbau, der von einer ebenso imposanten Mauer umgeben ist. Hier suchen neben Geistlichen auch Bauern und Dorfbewohner Zuflucht vor den Wikingern, welche das Land heimsuchen. Im Grunde geht es aber mehr um die Neugier des jungen Brendan, der sich auf die mysteriösen Dinge einlässt, als die ständige Furcht vor den Nordmännern. Damit gerät er ständig in Konflikt zu den Ansichten seines Onkels Cellach, der Kells vorsteht und die Prioritäten ganz klar auf die Stärkung der Mauer legt. Aber Brendan lässt sich natürlich nicht so einfach belehren und das ist auch der Grund, warum im Wald um Kells schließlich Freundschaft zur Elfe Aisling knüpfen wird und in der verlassenen Schreibstube von Kells an der Fertigstellung eines ganz besonderes Buches helfen wird.
Über die Story Worte zu verlieren, ist eigentlich Zeitverschwendung. Nicht, weil "Das Geheimnis Von Kells" keine aufbieten könnte, sondern weil sich wirklich jeder selbst davon ein Bild machen muss. Denn dieser Film ist atemberaubend schön gestaltet und jeder und jede muss diese Magie selbst erleben. Mit einem eigenwillig schönen Gestaltungsstil wirkt das Geschehen manchmal wie eine lebendig gewordene Bild-Erzählung auf altem Pergament. Dann wieder huschen Natur-Geister durchs Bild und lassen eine direkte Verwandtschaft mit Prinzessin Mononoke erkennen. Faszinierend ist auch, dass der Film eben nicht ein animiertes Glaubensbekenntnis darstellt oder eine komische Animations-Version von "Der Name Der Rose". Es geht um Glauben, aber auch um falsche Engstirnigkeit und ihre fatalen Konsequenzen. Besonders beeindruckt haben mich die Darstellungen der Gewalttaten der Wikinger. Ja, es ist Gewalt im Spiel, die Nordmänner werden eher als dunkle Gestalten des Todes, denn als Menschen gezeigt. Besonders bei der, auch gerechtfertigten Altersfreigabe, ein mehr als verblüffendes Detail.
"Das Geheimnis Von Kells" ist deshalb jedem ans Herz gelegt, der Animation nicht gleichsetzt mit Zeichentrick. Der gerne die Möglichkeiten verfolgt, mit denen historische Fakten und Fiktion verbunden und erkundet werden. Schließlich ist Kells ein realer Schauplatz und auch das Book of Kells gibt es natürlich auch. Nicht nur deswegen ist dieser Film den einen und anderen Blick wert. Ich konnte den vollen Umfang seiner Schönheit gar nicht mit einem Anschauen erfassen. Das ist jetzt mal eine Empfehlung.
Schon die Ausgangsidee ist krank und pervers. Ein serienmordendes Monstrum tötet die Mutter und behält den gleichzeitig entführten Sohn für sich. Wie gesagt ein krankes und ziemlich abgründiges Szenario. Ich lehne mich trotzdem mal aus dem Fenster und behaupte, "Chained" ist der beste Film, den Jennifer "Genau-die-Tochter-von-David" Lynch bis jetzt abgeliefert hat.
Zugegeben, ihr Zweitwerk "Surveillance" habe ich noch nicht gesehen, doch der Vergleich mit dem Debüt "Boxing Helena" ist eine gute Grundlage. Die Annäherung zu "Boxing Helena" war schwierig und richtig gut finde ich den Film bis heute nicht. Aber schon damals bewies Jennifer Lynch, das sie keine Schäu vor wahrhaft außergewöhnlichen Stoffen kennt.
"Chained" ist eine Variation des ewig runtergenudelten Serienmörder-Motivs. Statt nur grausige Taten aneinanderzureihen und so einen Zugang zur Psyche zu suggerieren, wendet der Film einen besonderen Kniff an. Bob, der Killer, geht als Taxi-Fahrer auf die Pirsch und gelangt so an Tim und seine Mutter. Nach der Ermordung zehrt Bob den Jungen sprichwörtlich in seine Welt. Aus Tim wird Rabbit, kindlicher Schoßhund, Haushaltshilfe und, gezwungenermaßen, Assistent beim abscheulichen Ritual der Schlachtung. Quasi als Beweis, dass immer noch eine Spur abartiger geht, bekommt Rabbit das titelgebende Symbol seiner Gefangenschaft um den Hals gehängt. Die Kette bindet ihn an die düstere Grotte von einem Serienkiller-Haus, an geringe Quadratmeter von Bewegungs-Freiheit und natürlich an Bob. Das perfide, der Junge stellt für Bob nicht nur Fussabtreter, Helfer und persönlichen Sklave dar. Mit den Jahren kristallisiert sich, dass das Monster mit dem Jungen seinen Nachwuchs großzieht. Bob schickt Rabbit durch eine Hölle, an deren Ende der "Lehrling" zum Nachfolger werden soll.
Es ist nicht der zur Schau gestellte Härtegrad, der "Chained" zur schweren Kost macht. Schocken können und sollen die Gräueltaten nicht, dafür liegt der Film eher auf dem Niveau der Serial-Splatter-Welle der 80er. Ich sage mal, Frau Lynch ist klug genug gewesen, sich nicht auf Guts and Gore zu verlassen. Was "Chained" so faszinierend macht, ist die Tatsache, dass hier ein Serienmörder sich einen Sohn nimmt und diesen nach seinem Ebenbild zu formen versucht. Eine schlimme Vorstellung, der Lynch in einigen wirklich gelungenen intensiven Momenten nachgeht.
Wenn der Film fesselt und ein ungutes Gefühl in der Magengegend freisetzt, dann an den Stellen, in denen Rabbits "Alltag" in seinem Gefängnis ausgebreitet wird. Und ja, dies nimmt einen Großteil von "Chained" ein. Da gibt es diese abartige Parodie auf Memory-Spiele mit den Führerscheinen der Opfer und perverse Anatomie-Stunden. Überhaupt ist das schon nicht mehr als schräg zu bezeichnen. Bobs "Vaterschaft" ist eine Pervertierung sämtlicher Konventionen. Sein "Sohn" soll was im Kopf haben, darf in Lexika blättern und darf sich schließlich sein erstes Opfer in einem Jahrbuch aussuchen. Ich wiederhole mich mal, krank.
"Chained" ist nicht unbedingt als ausgewogen zu betrachten. Der Film ist ein interessantes, wie auch recht mutiges Experiment. Werden doch die üblichen Klischees umgekehrt und der Fokus auf ein unfreiwilliges Opfer gelegt, das fast noch schlimmere Qualen erlebt als die Ermordeten. Zum Erfolg des eher ruhigen, aber stellenweise beklemmend gehaltenen Films trägt vor allem ein Faktor bei. Ausnahme-Talent Vincent D'Onofrio untermauert abermals seine Stellung. Vielleicht ist der Mann nie der große Star geworden, aber er kann alles spielen und hat dies vermutlich schon getan. D'Onofrio versetzt sich erschreckend perfekt in die Rolle des Serienmörders. Samt Übergewicht und einer krassen Art, angespannte Ruhe und tobenden Sturm in sich zu vereinen. Um den vermeintlich plattesten Vergleich zu bedienen, Vincent D'Onofrio braucht sich als Monster nicht hinter Sir Anthony Hopkins zu verstecken. Auch wenn er das Gegenteil vom weltgewandten, kulinarisch versierten Psychologen Dr. Lecter gibt. Bob ist eher plump, verschlossen, aber auch unberechenbar grausam und brutal. "Chained" wird nicht jedem munden, doch allein die Performance von D'Onofrio macht den Film sehenswert. Dagegen muss leider jede andere Leistung im Film abfallen. Jung-Gesicht Eamon Farren als Rabbit ist zurückhaltend, passend zur Art seiner geschundenen Figur.
Wenn ich sage, dies sei der beste Film von Jennifer Lynch, dann meine ich nicht unbedingt exemplarisch ausgeführte Meisterschaft im Filme-Machen, ausgefeilte Psychologie oder atmosphärische Dichte wie schon lange nicht mehr. "Chained" profitiert davon, dass er genau die richtigen dunklen Gedanken hatte und den Mut besitzt, diese länger als einen Moment zu verfolgen. Die Idee ist übel, aber dass an ihr festgehalten wird noch mehr. Ob das facettenreich oder vielschichtig ist, sei einmal dahingestellt. Auf einen Film wie "Chained" muss sich ja auch eingelassen werden. Wenn dies geschieht, finden sich aber ein paar Seiten am Serien-Killer-Wesen, auf die nicht einmal die besten "Dexter"-Autoren gekommen wären. Es ist die Auslotung der heimischen Lebenswelt eines Bob und sein immer wieder erschreckendes Verhältnis zu Rabbit, die gleichermaßen anziehen und abstoßen. Die faszinieren wirken, aber immer deutlich von der schockierenden Härte der blutigen Routine relativiert werden.
Kein alltäglicher Film also. Und kein Abspulen alteingesessener Motive. "Chained" ist keine Mutprobe, kein Exploitation-Quark und wahrscheinlich kein Meisterwerk seiner Zunft. Aber harter Tobak muss einem nicht immer als Hammer auf den Kopf schlagen. Manchmal reichen die dunklen Korridore unserer Fantasie, um erstaunlich neue Wege einzuschlagen. Nichts anderes hat Jennifer Lynch mit "Chained" getan, selbst wenn es uns freisteht, ihr Werk zu zerfleischen. Egal, dieser Film hat mich gefesselt wie ein gutes Buch und löst immer noch ein komisches Kribbeln aus, wenn ich daran denke, um was es hier geht.
Der Beweis, dass Jason Statham nicht nur Gegner zerlegen, sondern auch kinderlieb sein kann. Und mit seinem, nennen wir es ruhig Charisma, über viele Kritikpunkte erhaben ist.
"Safe" ist ein handwerklich solide gemachtes Actionwerk, kein Oscar-Kandidat oder Genre-Revoluzzer. Wendungsarm, ein bisschen zu viel um Story-Elemente bemüht, geht es hier zur Sache. Statham gibt den gebrochenen Helden und vor allem Über-Kämpfer, der urplötzlich an ein chinesisches Mädchen gerät. Eines mit einem echten Superhirn und Ziffernfolgen im Kopf, für die sich im folgenden Triaden, böse Russen und korrupte Cops interessieren.
Das wäre auch schon grob umrissen das, worum es in "Safe" so geht. Es setzt ein paar ordentliche Handkanten und Schießereien und nur ein Schelm dürfte sich darüber beschweren, dass es nicht wesentlich mehr gibt. Zugegeben, aus der Gangster-Veranstaltung wird irgendwann so etwas wie eine Abrechnung unter ehemaligen Cop-Kollegen und Elite-Kräften, allzu viel Kopf-Kratzen bereitet der Plot aber nicht. Selbst dann, wenn es leichte Unebenheiten wie die Seelenqualen von Herrn Stathams Figur geht.
Aber das ist vielleicht in einem Drehbuch-Schreibkurs problematisch, bei "Safe" sind derlei "Mängel" nur kleine Makel auf dem Weg zur lupenreinen Unterhaltung. Deswegen ist "Safe" auch nur formell ein etwas schwammiger Klon aus Versatz-Elementen aus "Das Mercury-Puzzle" oder "Gloria". Vom Standpunkt eines Jason-Statham-Fans oder Action-Liebhabers ist "Safe" ein solide geratenes B-Movie, das halt aus den Achtzigern ins neue Jahrtausend gefallen ist. Zusatzpunkte gibt es dann neben der schnörkellosen Machart auch für die restliche Besetzung, zu der unser aller Lieblings-Asia-Bösewichte James Hong und Reggie Lee oder auch Chris Sarandon gehören. Kurzum eines der besseren Nebenbei-Produkte des nimmermüden Jason Statham, das in anderthalb Stunden gut auf den Punkt kommt und nicht allzu hohe Ansprüche bestens zu erfüllen versteht.
Wie zu erwarten bleibt bei "Gone" so ziemlich alles aus, was einen guten Thriller ausmacht. Amanda Seyfried gibt das ehemalige Entführungsopfer, dem die Cops keinen Glauben schenken. Weil die natürlich zu blöd sind, um Indizien zu finden. Der ominöse Entführer kehrt natürlich zurück und, Trommelwirbel, schnappt sich die Schwester von Seyfried's Figur.
Damit tritt "Gone" einen Wettlauf gegen die Zeit los, bei dem vor allem der Zuschauer leidet. Denn mit wirklichen Überraschungen oder echten Spannungungsmomenten kann der Film nicht aufwarten. Fast alles an diesem Katz-und-Maus-Spiel kommt entweder vertraut vor. Egal wie tough Seyfried ihre Rolle auch angeht, "Gone" wirkt nur wie eine edlere US-Fassung einer "Tatort"-Folge. Die Auflösung kommt plump daher und wie schon zuvor, fehlt es einfach an Drive und Entschlossenheit. Neunzig Minuten gepfelgte Langeweile sind daher die Konsequenz. Immerhin ist "Gone" auch zu unbedeutend, um den Karrieren der Beteiligten schaden zu können. Hast du den Film überstanden, ist es so, als hätte es ihn nie gegeben. Zu unscheinbar, da merkst man nicht einmal, dass die Zeit vergangen ist.
Cops. Hochhaus. Gangster. Blutbad. Punkt.
Mehr Worte braucht es eigentlich nicht, um das wiederzugeben, was "The Raid" als Story beansprucht. Wechseln wir jedoch zur visuellen Seite, der Machart und der Wirkung auf den Zuschauer, bleibt zunächst die Spucke weg. Da stockt der Gedanke im gequollenen Hirn-Kanal, wollen sich Wortfetzen nicht so recht zu einer sinnvollen Antwort zusammenfinden. Da stellt sich schon die Frage, ob die Birne nicht gerade ernsthaften Schaden davon getragen hat.
"The Raid" darf zweifellos einen besonderen Stellenwert für sich beanspruchen. Als David aus einem oft belächelten Zwergen-Filmland, der allen Goliaths zeigt, was eine Harke ist. Bestenfalls realisiert mit einem Kuchenkrümel von einem Hollywood-Budget, hebt der Film so ziemlich alle bestehenden Auffassungen über indonesische Action-Streifen, Kamera-Winkel und die gewohnte Auf- und Abnahme von Entspannung und Eskalation im Genre, aus den Angeln.
Dies ist schon nicht mehr ein exzellent gemachter Actioner. "The Raid" ist mehr mit einem Hochgeschwindigkeits-Geschoss zu vergleichen, das dir in die Birne geschossen kommt und diese explodieren lässt. Ob Handkanten, Feuerwechsel oder Macheten, in "The Raid" bleibt keine Möglichkeit zum Ansturm auf die Sinne ungenutzt. Die Leichtigkeit des Plots und die eher überschaubare Charakter-Zeichnung unterstützen den Genuss zusätzlich.
Vergleich am ehesten mit so etwas ungezügeltem wie "Crank", gilt auch für "The Raid" nur eine Devise: Hirn-Funktion leicht runterfahren, Augen aufdrehen und einfach wirken lassen. Unbedingt einhalten, sonst droht ernsthaft die Kern-Schmelze im Schädel. Nicht, weil "The Raid" irgendwie doof wäre, er spart nur alles Unnötige aus und setzt auf den totalen Exzess. Und wer sich anschließend noch vehement fragt, was das Wörtchen "Redemption" im Titel zu suchen hat, ist vermutlich fehl am Platz.
Es mag verblüffen, doch "21 Jump Street" ließ mir keine andere Wahl als mich stellenweise schlapp zu lachen. Ehrlich. Die Idee von zwei chaotischen Nachwuchs-Cops im Undercover-High-School-Einsatz ist so doof wie auch witzig. Vor allem witzig. Eine ernsthafte Kino-Umsetzung der Fernseh-Hitserie der 80er wäre auch uncool wie selbstzerstörerisch gewesen. Haben wir ja schon bei "Dangerous Minds" qualvoll miterleben müssen, wohin Sozialkitsch und Pädagogik führen können. Deshalb lieber den Dampfhammer rausgeholt und die Sache durch den Kakao gezogen. Ein Komödien-Überhammer ist es vielleicht nicht geworden, aber ein mehr als nur vergnüglicher Streifen, der deswegen gut funktioniert, weil er mich nicht zum Umschalten animiert hat. Nicht nur der Auftritt von Johnny Depp fetzt, auch Hill und Tatum erweisen sich als Traumpaar für diesen Spaß, der es tatsächlich schaffen könnte, eine Art "Police Academy" seiner Zeit zu werden.
Ein verzweifelter Mann kämpft um das Leben seines Sohnes, rennt gegen die soziale Ungerechtigkeit des Gesundheitssystems an und nimmt aus Verzweiflung in der Klinik Geiseln. Ganz ohne Zweifel, selbst ohne Denzel Washington hätte "John Q." das Zeug zum echten Ausnahmefilm. Nicht nur die Idee ist bedrückend, auch die Sache mit der Gesundheitspolitik nach Geldbeutel ist bitter und glaubwürdig. Doch was Nick Cassavetes abermals vom rundum gelungenen Ereignis trennt, ist seine zusehends unsichere Handhabung von Drama und Rührstück. Nach starkem Anfang lässt Cassavetes "John Q." mehr und mehr zu einem Moral-Appell tendieren. Alle entdecken schließlich wieder ihre menschliche Seite und merken, dass es im System nicht ums Geld gehen sollte. Löblich, doch naiv. Wenn auch sehr gut gespielt.
Ich mag kaltherzig klingen, mir persönlich macht "John Q." etwas zu wenig Stunk, um wirklich mehr Effekt zu bieten, als ergriffene Zuschauer. Für ein knallhartes Umdenken sollte der Film an der Stelle enden, die am tiefsten ins Herz schneidet. Wenn John sich für seinen Sohn opfern will. Das wäre mehr als nur Drama, das wäre nachdenklicher Zündstoff. Nichtsdestotrotz bleibt der Film dennoch lange haften.
Happy Birthday Gojira!!! Runde sechzig Jahre alt und kein bisschen leiser.
Wäre ich nur ein objektiv gesinnter, ernüchternd erwachsener Zuschauer, der sämtliche Neigungen und Vorlieben der Kindheit säuberlich abgeheftet und weggeschlossen verwahrt, hätte ich wohl ein paar Probleme mit "Godzilla".
Natürlich nicht damit, dass Regisseur Edwards mit erheblichem Aufwand das Zeitalter von Pappmasche, Spielzeug-Modellen und Gummi-Anzügen hinwegfegt. Im Grunde genommen ging es hauptsächlich, die Roland-Emmerich-Version zu pulverisieren. Ein Ziel, das teilweise fast gelingt. Aber auch dann scheitert, wenn Edwards das bieten möchte, wozu Emmerich nur bedingt fähig ist. Eine spannende, ernsthafte Geschichte. Ein Drama über Überlebenskampf, Endzeit-Bedrohung und, das passt immer, den Nucleus der Familie, den es im Angesicht aller Bedrohung zu retten oder zu erreichen gilt.
Wäre ich nur ein abgeklärter, harter Knochen, dann könnte Edwards gigantomanisches Blockbuster-Ungetüm leicht abtun als ungewollt witzige Veranstaltung. Eine Mischung aus Kinder-Geburtstag und Sandburgen-Planierstunde. Als einen Film, in dem ich einem ausdrucksschwachen Protagonisten zuschauen muss, wie er von einem Himmelfahrts-Kommando zum nächsten hüpft, obwohl er nur zur Frau und Sohn heimkehren wollte. Einem Mega-Spektakel, das allerlei Army-Gebolze auffährt und doch nur zeigt, welch dumme Entscheidungen den militärischen Köpfen angedichtet werden können. Natürlich habe ich noch das eigentliche Verkaufs-Argument noch nicht aufgezählt. Godzilla, die Riesen-Echse, die sich mit ihrem Auftritt etwas Zeit lässt. Am Ende einen echten Monsterkampf absolviert, und das auch noch vor verdunkelter Kulisse.
Echt jetzt, ich könnte damit so meine Probleme haben. Doch zum Glück war Godzilla immer mehr für mich, als nur ein lustiges Film-Monster. Selbst in den behämmertesten Ablegern der Japano-Serie hat mich etwas an diesem Giganten gefesselt und (fast nie) zweifeln lassen. Der Glaube, dass Godzilla für mehr steht, als nur Gekloppe und Verwüstung im Miniatur-Land.
Außerdem bekenne ich mich dazu, nicht allzu viel von Gareth Edwards' Neu-Auflage erwartet zu haben. Jedenfalls erlag ich nicht dem irrsinnigen Gedanken, hier würde jemanden dasselbe schaffen, was Ishiro Honda 1954 gelang. Ein hintergründiges Event-Movie zu kreieren, dass unsere Generation nachhaltig prägt und Fragen nach Umwelt-Zerstörung und Kernenergie aufwirft. Zugegeben, dafür hatte Roland Emmerich nur bedingt ein Händchen, aber auch "Godzilla" 2014 nutzt die Verweise auf die Katastrophen der jüngeren Geschichte nur als Motiv und Querverweis. Der Unterschied zum großen Vorbild: in diesem Film richten sich die Entwicklungen des Menschen gegen ihn selbst, aber Godzilla und seine Feinde, die MUTOS, sind nicht durch radioaktive Strahlung entstanden. Entertainment statt Mahnung also. Soll mir aber recht sein.
Was die Ausmaße des Spektakels hat Edwards sich sein Lob allemal verdient. "Godzilla" scheint aus allen Nähten zu platzen. Berstende Kernkraftwerke, die Zerstörung von Honolulu oder Las Vegas, der Endkampf in San Francisco. Was sollte es da zu bemängeln geben? Dies ist nicht bloß ein Monster-Streifen. Es ist ein Katastrophenfilm mit Monstern drin. Das heißt, es wird in Schutt und Asche gelegt, die Monster geben sich ordentlich aufs Maul und die Menschheit steht eigentlich nur hilflos daneben. Kein schönes Gefühl, als vermeintlich dominierende Spezis des Planeten auf seinen Platz verwiesen zu werden.
Es wäre geradezu verrückt zu denken, dass Gareth Edwards die Kreuzung von Bombast und ausgereifter Dramaturgie gelingen würde. Das schafft er schon, ansatzweise. Vor allem Bryan "Heisenberg" Cranston belegt, wie ergreifende Schicksale und Godzilla zusammengelegt werden können. Die erste halbe Stunde profitiert immens davon. Allerdings lässt das menschliche Element schnell nach. Es wird sich damit begnügt, uns Aaron Taylor-Johnson zu präsentieren, der eigentlich nur nach Hause will und doch in jeder Militär-Aktion landet. Es ist auch etwas schade, dass die Auftritte von Elizabeth Olsen, Ken Watanabe oder Sally Hawkins sich darauf beschränken, zu warten oder unfähig danebenzustehen. Bei so einem guten Cast wäre doch bestimmt mehr Spielraum möglich gewesen.
Doch was will ich eigentlich von "Godzilla"? Ein allzu anspruchsvolles Charakter-Stück oder eine fette Godzi-Wiedergeburt? Wohl eher letzteres. Und dies ist Gareth Edwards voll und ganz gelungen, das Kind in mir jedenfalls hüpft vor Freude auf und ab. Der Jugendliche in mir staunt beachtlich, weil er hier einen der besseren Summer-Movies seit Langem gesehen hat. Jedenfalls, was die Präsenz und die gut aufgezogene Taktik des Nach-und-nach-Erscheinens des Titelhelden angeht. Alter Klugscheißer. Ein Hoch auf "Godzilla", der sein Pulver nicht einmal verscheißt und durchaus versteht, die Laufzeit zu nutzen.
Ja, die Geschichte ist eher dünn gehalten und wird nachfolgenden Zuschauerschaften nicht gerade als Testament dienen. War aber zu erwarten und ist wirklich nicht so schlimm und eindimensional wie befürchtet. "Godzilla" ist nicht gerade die Hochzeit von Shakespeare und Monster, aber er steckt voll guter Absichten und Ansätze. Deswegen kann sich die Riesen-Echse auch im Hier und Jetzt (und kommenden Jahren) wacker behaupten gegen diese Schar von immigrierten Transformern, wiederkehrenden Comic-Helden und anderem, unbedeutenden Kino-Gesocks. Der König lebe hoch, ein Hoch auf den King Of Monsters!!!
Es gibt Action-Helden wie Jackie Chan, von denen ich früher immer dachte, sie würden mal bei einem Stunt den Löffel abgeben. Oder Titanen wie Sly Stallone und Arnie Schwarzenegger, die zigarre-rauchend, mit dem Maschinen-Gewehr im Anschlag, dem Untergang entgegentreten. Für Bruce "Don't Call Me Die Hard" Willis kommt diese Kategorie eindeutig nicht infrage.
Okay, der Mann ist nie mit einem zentnerschweren Bizeps durch die Gegend gerannt. Und schauspielerisch hat er genannten Kollegen sogar einiges voraus. Es erscheint mir trotzdem komisch, wie Willis seinem Andenken in letzter Zeit den Stinkefinger vorhält. Entweder stolpert er durch mickrige Produktionen, die nicht einmal die Anwesenheit verunglückter Ehemals-Stars würdig sind. Oder er stürzt sich in ein krachendes Vehikel, zu dem ihm nur der Paycheck, die Ferien-Planung und ein paar hochkarätige Mimen überzeugen konnten. Siehe "R.E.D." und "The Expendables 2".
Ansonsten mosert Bruce gerne laut und ausgiebig darüber, nicht über Action-Szenen sprechen zu wollen. Diese seien ja zum Ansehen da. Im schlimmsten Falle torpediert Willis ein Projekt wie "Cop Out" während der Dreharbeiten und weiter bei der Presse-Arbeit. Erhellender Lese-Tipp hierzu: "Tough Shit" von Kevin Smith. Der gute (und arme) Smith hat es selbst erlebt. Er musste sich mit dem kratzbürstigen Biest Willis rumschlagen, zieht aber auch verständnisvolle Schlüsse aus dem Ärger. Ich sehe das inzwischen ähnlich wie Smith. Bruce Willis der Schauspieler, hat keinen Bock mehr auf den Rummel.
Er ist nicht mit dem Schriftzug "Action-Held" auf der Stirn rumgelaufen. Er ist mit dem verdammt guten und mitreißenden "Stirb Langsam" in diese Schiene geschupst worden. Okay, "Hudson Hawk", "Last Boys Scout" und "Armageddon" sieht auch nicht gerade Charakter-Studien und Indie-Hits. Den Mimen Willis hätten wir aber schon ernster nehmen können. Nicht mit "Color Of Night", aber doch mit seiner erstklassigen Leistung wie in "Sin City", "Pulp Fiction", "The Sixth Sense" und "12 Monkeys".
Doch wir Zuschauer haben doch genau dies getan. Wir lieben dich Bruce. Sogar im Hasen-Kostüm oder in einer komischen Posse wie "Frühstück Für Helden". Und wir finden es cool und bewundernswert, dass du dich auch mal zum lauten, scheppernden Genre hingezogen fühlst. Inzwischen hast du genug Erfahrung, selbst einen tollen Film zu inszenieren, gerne auch einen ernsthaften, kleinen Indie-Streifen. Wir lieben dich und verdienen deswegen besseres als "The Cold Light Of The Day".
Dieses lahme Urlaubs-Video mit ermüdenden Shoot-Out-Einlagen und kümmerlichen Verfolgungsjagden. Den "Man Of Steel" Henry Cavill sehe ich noch nach, dass er nichts Wichtiges beitragen kann. Sigourney Weaver als vorhersehbare, unsympathische Hexe finde ich schon verschenkt. Aber du Bruce, enttäuscht mich glatt. Mit deiner ungespielten Lustlosigkeit. Weil dich nichts anderes motiviert hat, als Geld einzustreichen und dass du symbolisch nach kurzer Zeit das Licht ausgeblasen kriegst. Ich und du, wir wissen beide, du kannst das besser. Und bitte gönne dir ruhig etwas Zeit mit der Familie und komm dann mit etwas zruück, an dem du wirklich Spaß und Freude dran hast.
Dein Fan mikkean.
Habt Erbarmen. Bitte, ich halte das nicht mehr aus. "The Darkest Hour" ist so schlecht, dass mir schon beim gestrigen Ansehen das, gleichzeitige eingenommene, Essen aus dem Mund fiel. Vor Lachen und Verzweiflung.
Dies will ein Alien-Invasions-Film sein. Mit ganz viel ungesundem Willen lässt sich das vielleicht bewerkstelligen. So wie auch der Trabant als funktionstüchtiges und sicheres Fahrzeug für den Straßen-Verkehr durchgewinkt wurde. Was natürlich ein unglücklicher Vergleich ist, der Trabant ist ein Kult-Vehikel und er hat vielen Menschen genützt. Was man von "The Darkest Hour" nicht behaupten kann. Der Film schadet seinen Darstellern, zumindest den westlichen Gesichtern. Über die russischen Darsteller kann und will ich nicht urteilen.
Am meisten beschäftigt mich bei diesem Schrott die Frage, wo es Emile Hirsch wurmen muss. Warum verpflichtet er sich nur für seinen Scheiß? War das Desaster namens "Speed Racer" nicht Lektion genug? Oder steckt irgendwo in einem Vertrag eine gemeine Klausel, die solche Projekte beinhaltet? Auch Olivia Thirlby hat in "Dredd" und "Juno" eine bedeutend bessere Figur gemacht. Ach ja, Figuren. Keine einzige Lichtgestalt war dabei. Die Charaktere gehörten genauso das Klo runtergespült wie das triste Moskau. Die Flimmer-Aliens, die größtenteils unsichtbar blieben, bereiten allen Außerirdischen des Universums Schande.
Sollte dieser Film irgendwann echten, angriffslustigen Aliens in die Hände fallen, so müssten die amüsiert ihre Pläne runterschrauben. "Was, mit so wenig Invasion geben sich die Menschen zufrieden? Okay Jungs, lasst die Tripods in der Garage. Wir gehen mit Flimmer-Lasen auf die los!" Gott, nein, wie schlecht. "The Darkest Hour" sieht einfach nur aus wie eine terrible Billig-Fassung von "Krieg Der Welten" und gerade die Mikrowellen-Waffen vermitteln den Charme eines armseligen "Ghostbusters"-Klon. Bloß nicht die Ströme kreuzen Leute.
Und für diese ganze Chose verantwortlich zeichnet Chris Gorak, der immerhin den Low-Key-Schocker "Right At Your Door" aus dem Hut gezaubert hat. Oder dessen Name in Verbindung mit "Fight Club" oder "Minority Report" auftaucht. Traurige Entwicklung. "The Darkest Hour" ist ein klarer Rückschritt, bei dem weder die Welt oder die hohlen Figuren, noch der Zuschauer, wirklich gut wegkommt. Ein Film zum Vergessen.
Woran ich merke, dass ich älter werde? Vielleicht daran, dass ich etwas an einem Muppets-Film auszusetzen habe. Wobei auszusetzen schon der falsche Begriff dafür ist. Auch stören oder nicht mögen wären die falsche Wortwahl. Und mit "etwas" meine ich garantiert nicht die Geschichte, das Setting, das Fehlen von Muppets-Charakteren oder andere qualitative Merkmale.
Wenn überhaupt, wird "Muppets Most Wanted" dem Erbe von Jim Henson glänzend gerecht. Henson und sein Team schufen mit der kunterbunt durchgedrehten Truppe um Kermit den Frosch ja ein so schrilles, komisches, wie auch hintersinniges Vergnügen. Die Muppet Show zelebrierte den alten Varieté-Geist und lieferte zeitgleich schöne Seitenhiebe aufs Show-Biz. Auch moderne Themen fanden da hin und wieder ihren Weg in die Show, wunderbar kaschiert als Gags und Gesangs-Nummern. Der Zauber der Muppets liegt bis heute darin, dass dir manchmal erst spät auffällt, was Jim Henson und Co. bisweilen unter dem süßen Puppen-Mantel fabrizierten. Die Sesamstraße war für Kinder gedacht, bei den Muppets durften die auch lachen. Doch je größer du wirst, desto mehr entdeckst du an dieser Show.
Gerade deswegen trägt "Muppets Most Wanted" auch eine schwere Bürde. Mittlerweile gehören Kermit, Miss Piggy, Gonzo und die anderen ganz Disney. Mickey Maus versteht es, aus einer Marke Kapital zu schlagen. Doch versteht er auch, die Legende zu wahren? Klare Antwort: JA.
Denn "Muppets Most Wanted" ist eine lustige kleine Kriminale. Ein Trip durch Europa, auf dem die Muppets auf der Bühne Amok laufen. Während ihr zwielichtiger Tour-Manager Dominic Bösewicht (Spricht sich Böswicht, das heißt "guter Mensch"!) ganz eigene Pläne verfolgt. Zu denen auch Kermit gehört, der sich neuerdings komisch anhört und verhält.
Es hagelt natürlich jede Menge Promi-Auftritte. Und bei denen beschleicht mich, nur manchmal, das Gefühl, dass bei der Fülle einige etwas ungenutzt blieben. Es ist gut, dass Til Schweiger nur kurz auftritt. Bei Christoph Waltz oder Zach Galifianakis hätte es dann doch bei mehr als ein, zwei Kamera-Einstellungen bleiben dürfen.
Genial hingegen sind die Parts von Ricky Gervais und Tina Fey als Gulag-Chefin. Oder der von Ty "Modern Family" Burrell, der als Interpol-Agent mit Sam, dem amerikanischen Adler, hinter den Muppets herjagt. Ich sage es ganz offen und ehrlich. "Muppets Most Wanted" bietet einige der besten Gags, die ich seit Langem auf der Leinwand erleben durfte. Bei den Anspielungen auf "Unsere Kleine Farm" oder "A Chorus Line", um nur zwei zu nennen, habe ich mich vor Lachen fast weggeschmissen. Obercool auch, dass Ray Liotta und Danny Trejo Knast-Brüder mimen und das mit Herzblut.
Der Film ist ein astreines Vergnügen, bei dem klein und groß gleichzeitig abgehen dürfen. Selbst wenn die Größeren den ein oder anderen Gag womöglich mehr verstehen. Siehe zitierte TV- und Kino-Titel oder Wortspiele. Aber auch die Verbindung des Kindlichen und der erwachseneren Welt funktioniert hervorragend, gerade bei den Wortspielen und Gesangs-Einlagen. Und selbst die konnte ich genießen!
Bleibt nur die Frage nach diesem "etwas", dass mich bei "Muppets Most Wanted" beschäftigt. Es liegt wohl daran, dass ich mich frage, was hätte Jim Henson zu diesem Film gesagt. Hätte er ihn auch so umgesetzt oder gewaltig umgekrempelt? Würde er ihm und seiner Sicht auf die Muppets gefallen? Und außerdem wird mir wieder bewusst, dass es schon über zehn Jahre her ist, dass ich die alteingesessenen deutschen Stimmen der Muppet-Crew hören durfte. Nennt es nostalgisch verklärt, auch das fällt mir sofort auf. Aber daran darf sich nicht gestört werden, denn "Muppets Most Wanted" ist ein unschuldiges Vergnügen. Immer noch mit etwas hintersinnigem Humor, Lust auf Anarchie und der guten alten Verquickung von Mensch und Muppet. Ich denke, Jim Henson würde es freuen, dass Jung und Alt seine Schöpfung auch heute noch lieben.
Oh je, Paul W. S. Anderson hat sich an Alexandre Dumas vergriffen. "Die Drei Musketiere" stellt also die Art von großer deutscher Kino-Unterhaltung dar, die sich Bernd Eichinger gewünscht hat. Was bedeutet, dass es hier nicht nur Mantel, Degen und Kostüme geben darf. Sonst hätten wir alle uns diese Version sparen können. Paul W. S. Anderson dreht lieber auf und nimmt das mit der historischen und literarischen Genauigkeit eher locker.
Spionage, Verrat, Intrigen und Kriegsangst sind vielleicht Grund-Motive der Vorlage. Hier werden sie mit Steam-Punk-Elementen aufgemotzt, was den Film zu einer Art Märchentraum-Version des klassischen Stoffes werden lässt. Braucht es dafür genug Alkohol im Tank? Zwei zugekniffene Augen und die General-Absage an alle Logik? Sicher und noch mehr, um das als wirklich gelungenen Film zu nennen. Das hat W. S. Anderson nun wirklich nicht geschafft. Viel zu gewaltig sind die Brüche, die entstehen, wenn Leonardo da Vinci, Luftschiffe und Milla Jovovich hinzukommen. Es ist halt alles etwas zu viel des Guten. Zweifellos besser als die letzten Kloschüssel-Griffe wie "Resident Evil". Doch die Illusion krankt schon daran, dass Bayern und Brandenburg nun mal nicht wie Frankreich im 17. Jahrhundert aussehen oder dass damals keine Schiffe mit Heißluftballons durch die Gegend schwebten.
Es mag auch nur schmerzen, dass ausgerechnet Jovovich und Christoph Waltz als Kardinal Richelieu bedeutend mehr Farbe haben als das Helden-Quartett. Oder dass Mads Mikkelsen und Orlando Bloom in ein paar Minuten mehr Aufsehen erregen als eben die Musketiere. Es herrschen nicht gerade Kopf- und Augenschmerzen vor, bei diesem so leichtfüßigen Werk, das von der eigenen, durchgegangenen Fantasie, erdrosselt wird. Hinzu kommen noch die Abstriche in Ausstattung und Effekt-Arbeit. Paul W. S. Anderson war vielleicht nicht mal die schlechteste Wahl als Regisseur. Immerhin hätte es schon gewaltig mehr Aufwendung, vor allem geistiger, bedurft, um so einen Musketier-Fieberwahn auf eine Stufe mit den Piraten der Karibik oder Ähnlichem zu hieven. So interessant, stimmig und einfach nur schön abgefahren wie noch "Event Horizon", "Mortal Kombat" oder "Soldier" wird Anderson wohl nicht mehr überzeugen können. Trotzdem reiht sich "Die Drei Musketiere", bei allen Makeln, irgendwie nahtlos in sein Werk ein. Ich hoffe nur, dass noch bessere Versuche aus deutschen Landen geben wird. Träumen werde ich ja noch dürfen.
An alle Kampfsportler oder Wrestler, die im Film-Business durchstarten wollen: So geht das! Gina Carano darf Michael Fassbender in den Arsch treten, mit Channing Tatum rummachen und ihm dann in den Allerwertesten treten. Sie darf sich Antonio Banderas vorknöpfen, mit Ewan McGregor abrechnen und zeigt Michael Douglas seine Grenzen. All das, aber auch nicht sehr viel mehr, passiert in "Haywire". Einer Steven-Soderbergh-Übung in Sachen "Einen-Durchschnitts-Thriller-gut-aussehen-lassen".
Die hauchdünne Handlung passt auf einen Bierdeckel. und ist eigentlich beleidigend für die Intelligenz von jedem, der meint, bei Action-Thrillern gehört ein gutes Skript dazu. Statt ausgefeilter Handlungsstränge und Verschachtelungen setzt Soderbergh ganz und gar auf die Wirkung seiner Haupt-Darstellerin. Carano mag zuvor nur Gegner im Ring kleingemacht haben, hier passt sie wie die Faust aufs Auge. sie ist schön, wenn sie im Abendkleid Dame von Welt spielt und tougher als der Rest, wenn es um Handkanten und Highkicks geht. Das macht natürlich noch keinen guten Film, doch storytechnisch gibt es ja nicht viel rauszuholen.
Dafür zückt Steven Soderbergh seine andere Trumpfkarte. "Haywire" selbst sieht verdammt gut aus. Eine nicht mal atemlose, unaufgeregte Verfolgungsjagd wird durch superbe Kamera-Führung und dolle Musik um Klassen aufgewertet. Überhaupt wirkt der Soundtrack bisweilen so, als wäre er ursprünglich für "Jackie Brown 2. Teil" geschrieben worden. Was etwas ganz Cooles an sich hat. Nett auch der Kniff, den größten Teil der Handlung in ein Gespräch zu packen.
Es lässt sich nur mutmaßen, aber gut ausmalen, was aus "Haywire" in anderen Händen geworden wäre. Ein hirnloser, wie tumber Versuch eines Actionfilms. Andererseits muss sich auch Soderbergh den Einwand gefallen lassen, dass er das Drehbuch einfach vernachlässigt hat. Hauptsache alles sieht schick aus und fühlt sich gut an. Wen kümmert da schon ein schrecklich selbstverliebtes Skript, in dem alle Ränke ziemlich nichtssagend dahinplätschern und sich ganz dem Look und Feel unterordnen. Es mag schlechtere und belanglosere Streifen geben, aber auch wirklich bessere. Ach, was soll's.
Willkommen in der Grauzone des Horrors. Im Land der festgeklemmten Repeat-Taste, bei der es keine echten Farbtöne oder Kategorien wie gut und böse mehr gibt. Willkommen bei "Final Destination 5".
Besser als der vierte Teil, aber immer noch schlechter als die davor. Was sollte eine solche Aussage noch nützen? Der Todes-Drops ist gelutscht. Dereinst, vor über zehn Jahren, war die Idee des unsichtbaren, entpersonifizierten Todes noch neu, gar revolutionär. Nach einer aufgewärmten Welle von weiteren Teenie-Slasher zum neuen Millennium, erschien die makabre und gut konstruierte Sterbewelle von Unglücks-Opfern wie eine Offenbarung.
Mystery-Flair statt dumpfen Rätselratens, hinter welcher Ecke nun ein weiterer maskierter Killer lauern würde. "Final Destination" lebte davon, seinem Publikum selbst die ureigene Sicherheit eines Slasherfilms zu nehmen. Der Tod konnte in jedem Detail lauern und offenbarte sich dann oft in clever umgesetzten Kettenreaktionen. Aber wem erzähle ich das?
Wer den Film kennt, wird ihn gerade wegen dieser Machart lieben. Ganz sicher auch, weil die besseren, ersten zwei Fortsetzungen die morbiden Späßchen mit den Todesarten noch vertieften. Das lief drei Filme lang richtig gut. Bis zum verhunzten vierten Teil.
"Final Destination 4" geriet zum absoluten Tiefpunkt, in allen Belangen. Die Masche mit den Unfällen war ohne Esprit. Die Charaktere eine Gruppe von konturlosen Niemanden, passend steif verkörpert von Unbekannten. Es fühlte sich an wie der Pilot zu einer schlechten Soap. Ausdruck des reinen Selbstzwecks, der eingefrorenen Routine aus finanziellem Kalkül. Bevor ich jedoch beschuldigt werde, hier Produzenten-Bashing zu betreiben, gebe ich Entwarnung.
Der vierte Film war einfach nur schlecht. Und zeigte, dass sich die stupide Ödnis des Horror-Kinos der 80er jederzeit wieder aufflackern kann. That's Hollywood. Genau dieses Problem belastet auch "Final Destination 5", der marginal besser ausgefallen ist. Doch in ähnlichem Ausmaße stark beschränkt ist. Geistig, weil sich gerade zwei Arten von Szenen abwechseln: die, in der jemand stirbt und jene, in denen die Figuren ihre leider uninteressanten Existenzen etwas auswalzen dürfen. Abermals wird deutlich, wie wichtig echte Inspiration für die gelungenen Beiträge der Serie war. Verrate den Charakteren zu früh, was hier Sache ist und die gesamte Dramaturgie lahmt.
"Lass uns das Leben endlich genießen!" Oder: "Muss ich jetzt jemanden anderen schupsen, um länger zu leben?" Es ist anstrengend anzuschauen, obwohl auch "Final Destination 5" wie ein zurechtgeschnittenes mageres Steak ausgefallen ist. Zwischen den Sterbe-Szenen gibt es keinen echten Leerlauf, der Film selbst wirkt die Verkörperung dessen.
Nichts ist mehr frisch. Auch der Auftritt von Tony Todd lässt nur eine kleine Flamme an Originalität und Stimmung auflodern. Was die wahren Schauwerte angeht und die einzige Daseinsberechtigung für einen fünften Film. Das gewaltsamen Ableben der Protagonisten sind mitunter ganz hübsch. Aber die große Katastrophe zu Beginn ist wuchtig. Danach nimmt die Qualität ab. Für den gesamten Film gilt sowieso, unvorhersehbar ist hier nichts mehr. Ein Mitraten und Bangen, wann und wie der Tod nun zuschlägt, wird generell vermisst.
Dem Tod scheint die Puste also wirklich ausgegangen zu sein. "Final Destination 5" macht seiner Reihe nicht gerade alle Ehre. Zerstört ihr Ansehen aber auch nicht gerade. Der Film ist die Ausgeburt der Endlos-Schleife, mit der aus einer Rezeptur immer neuer Profit geschlagen wird. An meine persönlichen Favoriten, Teil eins, zwei und drei, kann er nicht mehr heranreichen. Gesetz und Fluch der Serie halt. Deswegen sind dies hier nicht langweilige neunzig Minuten, aber eben keine atemberaubenden. Nur ein fader vierter Aufguss, der quasi alle Merkmale abgenutzter Sequels erfüllt.
Zoe Saldana ist als Action-Heldin eine Wucht. Ihre junge Kollegin Amandla Stenberg macht als Jung-Ausgabe der Protagonistin auch eine gute Figur. Ansonsten macht sich bei "Colombiana" schnell das Gefühl einer ständigen Wiederholung breit. Es ist das Luc-Besson-Déjà-vu: simpelste Story-Zutaten, stylishe Aufmachung und ein paar Knaller-Momente, bei denen dir kurzzeitig die Spucke wegbleiben könnte. Wenn sich das Gehirn aber nicht ganz abschaltet, fällt auch auf, dass Besson seine wegweisenden Meilensteine "Léon - Der Profi" und "Nikita" eifrig selbst zitiert und irgendwie die immer gleichen Bausteine und Figuren neu erfindet und durch Mittelsmänner wie Regisseur Oliver Megaton umsetzen lässt. Was nicht heißt, die Geschichte um den von Rache getriebenen Todes-Engel Cataleya sei gar frei von Reiz. "Colombiana" ist halt das, was es ist: ein Action-Fest, das kurzfristig die Langeweile wegpustet. Sich nicht ganz um ausgefeilte Geschichten und Figuren kümmert, aber auch nie nach dem Film-Olymp greifen wollte. Wenigstens zeigt der Film, dass die besseren Vertreter des Action-Kinos der letzten Jahre nicht ganz hohlbirnige, überteuerte Sequels sein müssen. Okay, unterhaltsam ist er auch.
Es war schon einmal da, doch dann war es verschwunden. Aufgesogen vom Daten-Nirwana, dem Schwarzen Loch der System-Abstürze. Aber nun ist es da, behutsam rekonstruiert:
In einer Hinsicht muss ich dem neuen Netz-Schwinger Andrew Garfield zustimmen. Er meinte, beim zweiten Film seien alle viel lockerer gewesen. Befreit von der Last, dem Publikum zu jeder Zeit vor Augen führen zu müssen, nicht Tobey Maguire, Kirsten Dunst oder James Franco vor sich zu haben. Das klären wir gleich an dieser frühen Stelle: "The Amazing Spider-Man 2: Rise Of Electro" braucht niemanden mehr zu beweisen, dass dies ein eigenständiger Spidey-Film ist. Eine andere Interpretation, eigenes Universum mit der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft. Schon in den ersten zehn, fünfzehn Minuten machen Regisseur Marc Webb und sein Haupt-Darsteller Garfield klar, dass dieser Spider-Man angekommen ist. Auf die Dauer wird aber auch deutlich, dass dieser zweite Teil nicht amazing oder ultimativ ausgefallen ist.
Erst folgt ein Bourne-mäßiger Rückblick. Eine weitere Ausführung zum Verschwinden von Peter Parkers Eltern. Die Keule wird ausgepackt, es kracht gewaltig und fällt ziemlich aus dem Rahmen. Schon Augenblicke später lichtet sich das Bild und dann zieht "The Amazing Spider-Man 2" in die Schlacht. Mit einem gesunden Gespür für Timing, Selbstironie und der richtigen Dosis Superhelden-Ethos. Die Vergleiche werden natürlich nie ganz abzuschütteln sein, aber Garfield macht ab der ersten Minute klar, dass er voll und ganz in seiner Rolle aufgeht. Spidey immer noch auf dem Weg zum Erwachsenwerden und dabei, mit seinen Kräften und Verantwortung umzugehen. Doch das ewige Hin und Her mit der öffentlichen Meinung und den Behörden spart sich der Film. Spider-Man darf hier endlich das sein, wofür Sam Raimi drei Filme brauchte: ein strahlender Held, den Passanten wie Polizei und Rettungskräfte gleichermaßen zujubeln und unterstützen. Nicht frei von Kitsch, jedoch weiß Andrew Garfield, wie er die Klippen des Übermensch-Sein umschifft. Klar, dass sich Peter Parker seine Taten etwas zu Kopf steigen lässt, zum gottgleichen Messias mutiert er dennoch nie.
Angestrengt und quälend dagegen ist das Verhältnis zwischen Peter und seiner Angebeteten Gwen Stacy. Die Gefühle stehen eigentlich auf Popcorn-Romanze, doch die Ereignisse des Vorgängers nagen stark an unserem Helden. Leider wussten die Macher nichts Besseres daraus zu machen, als ein Annähern und Abstoßen, das fast den gesamten Film dauern muss. Und von Einschüben wie lebensverändernden Entscheidungen oder gestelztem "Freundebleiben" getragen wird. Wenigstens stimmt die Chemie zwischen Garfield und seiner Herzdame Emma Stone. Schaffen es die beiden doch glatt, ihre echte Romanze auf die Leinwand zu übertragen.
Was ein echter Held trotzdem braucht, damit ein zweieinhalbstündiger Kinobesuch gerechtfertigt wird, sind Bösewichte. Gleich drei an der Zahl wurden durch die Trailer suggeriert. Der Overkill gleich programmiert, mit dem alles Leinwand-Geschehen verschwimmt und zu einer zähen Masse 3-D-Effekt-Schübe und Leuchtfeuer wird. Die gute Nachricht lautet: alles halb so schlimm. Die Schlechte hingegen: viel Augenfutter, doch wenig Substanz plagen die Finsterlinge. "The Amazing Spider-Man 2" ist, anders als erwartet und befürchtet, gut gestaffelt. Paul Giamatti alias Rhino verabschiedet ziemlich schnell und macht seinen Kollegen Jamie Foxx und Dane DeHaan Platz. Diese trachten sprichwörtlich nach Spidey's Blut. Wollen dafür sogar zusammenarbeiten und bleiben dennoch stets Welten voneinander entfernt. Denn "The Amazing Spider-Man 2" offenbart sich spätestens da als Interims-Stück. Wichtiges Kapitel auf dem Weg zur neuen Franchise-Ausrichtung, bei dem leider inhaltliche Möglichkeiten nicht wirklich genutzt wurden.
Jamie Foxx hat nicht wirklich Gelegenheit, sein Talent in einen ausgewogen entwickelten Charakter einzubringen. Da wird uns schon der Niemand Max vorgestellt, bleibt aber lieber, dank seines Spidey-Ticks, in der Comic-Psycho-Ecke. Nur um schnell verwandelt zu werden und innerhalb weniger Sekunden, von einem Opfer zum hasserfüllten Monster zu werden. Der größte Fan wird also blitzschnell zur Nemesis für den guten Spider-Man. Mag in packend illustrierten Panels noch leicht zu akzeptieren sein. Im direkten Vergleich zu den Marvel-Kollegen, fällt so eine rasche Wendung dann schon stark ab. So aufgeladen und power-mäßig Electro unterwegs ist, so strapaziös vereinfacht wirkt er als Bösewicht. Dieser Electro fällt mehr als Bindeglied von Story-Abschnitten und Szenen-Abläufen auf. Weniger als aussagekräftiges Gegen-Gewicht zum Netzschwinger.
Etwas mehr Spielraum hat da Dane DeHaan, der sich mit seinem Spiel zwischen subtil und wunderbar böse bockig, als angehender Star empfiehlt. Seiner angehenden Grünhaut Harry Osborn wird ein verständlicher Background eingeräumt. An einer Stelle darf DeHaan voller unterdrückter Wut und Verachtung seinem Vater gegenübertreten und mit rotziger Kälte den Geiern trotzen, die ihm vom Thron stoßen wollen. Aber auch feinfühligere Nuancen sind erlaubt. Womit sogar ein Motiv der Raimi-Filme verändert auftaucht und Spider-Man gegen einen Freund antritt, der fast wie er war oder ist. Es hätte durchaus spannend sein können, Harry Osborn dabei zu beobachten, wie er die dunklen Geheim-Ecken seines Erbes erkundet und gleichzeitig sinistrer wird, während er gegen sein vermeintliches Ende kämpft. Hätte, denn hier greift die Absicht von "The Amazing Spider-Man 2". Es muss sehr schnell ein Grüner Kobold her und deshalb beginnen die Ereignisse irgendwann sich überschlagen.
Unser Held Spider-Man kloppt sich also mit zwei bösen Typen herum. Und muss am Ende selbst die finsterste Stunde ertragen. ACHTUNG; AN DIESER STELLE STEHT EIN SPOILER FÜR ALLE; DIE DEN FILM NOCH NICHT KENNEN. Gwen Stacy kommt beim großen Endkampf ums Leben. Peter Parker schafft es nicht, sie zu retten. Dieser Kniff ist dann auch das stärkste Story-Element des Films. Neben der Vorbereitung auf die Sinister-Six-Reihe. Es wird bereits heftig argumentiert, wie klug diese Entscheidung war. Wie modern diese Idee wirkt, die immerhin schon vierzig Jahre alt ist. Kurzum, es war unausweichlich, seit Emma Stone als Gwen das Bild betrat. Nur wann es passieren würde, in diesem oder in einem anderen Film, blieb das große Rätsel. Dafür ist der schreckliche Moment durchaus gelungen umgesetzt. Es ist eine starke Symbolik, die in jenem Moment vorherrscht und dem oft leichtgewichtigen Helden-Film den nötigen Ernst entlockt. SPOILER ENDE.
An anderen Stellen hätte es durchaus einer ähnlich angemessenen Handhabung benötigt. Zum Beispiel bei der Frage nach dem großen Mysterium von Peters Eltern oder der Rolle von Sally Field. Tante May ist naturgemäß etwas in den Hintergrund gerückt, doch die Funktion ihrer Rolle ist ebenfalls stark anspruchslos. Ein Geheimnis allein und ein paar tiefgründige Momente reichen nicht ganz, um einige Momente auf der Leinwand rechtzufertigen.
"The Amazing Spider-Man 2" scheitert natürlich nicht als Comic-Film. Er ist gut bebildert, reißt in seinen Netzschwung-Szenen durch die Straßen-Schluchten mit. Geboten werden einige wirklich gute Action-Momente, die selbstverständlich auf der Höhe der Zeit realisiert wurden. Was das aber alles zusammen genommen, zu einem wenigstens guten Event macht, ist Andrew Garfield. Die Figur des Peter Parker und ihr (Leidens-)Weg mögen in dieser Form nicht ganz so ansprechend wirken wie die Maguire-Darbietung. Aber Garfield ist einfach der Grund, diesen Spider-Man ins Herz zu schließen. Beim nächsten Mal dürfte es dann aber auch ein echter Charakter als Gegenpart sein. Und vielleicht eine spannendere Handlung für die Szenen zwischen dem Krawall.
Es gibt Ungerechtigkeiten, die sind so schmerzhaft, wie auch unvermeidbar. Bitter ist es, dass uns mit H.R. Giger mehr als nur ein Kunst-Genie verlässt. Was Hans Rudolf "Ruedi" Giger vollbracht hat, war mehr als nur Magie, dank Pinsel und Farbe, auf die Leinwand zu bannen. Dieser Mann hat sich erst die Leinwand zu eigen gemacht, dann die Welt der Skulpturen. Er schuf wahnsinnig ehrfurchtgebietende Welten der Biomechanik, in allen Formen, welche laut Definition zur Kunst gehören. Da war es nur konsequent, dass auch Hollywood seine Pforten einen spaltbreit für Giger öffnete. "Alien" und sein überwältigendes Design sind bis heute nicht nur wegweisend. Dies ist eine wichtige Säule meiner (kindlichen) Ängste, Albträume und letztlich auch Fantasie. Selbst heute noch verfolgt mich des Nachts die Furcht vor einem Facehugger. Versuche ich zu verstehen, wie jemand nur darauf kommen kann, weibliche Formen oder Stadtbilder in solch krasse, organische Gebilde umzuformen. Und es ist einfach kultig, sich die Penis-Landschaft anzusehen, mit der die Dead Kennedys zu Frankenchrist-Zeiten amerikanische Eltern und die Justiz schockten. H.R. Giger war ganz klar ein Genie, das jede Huldigung und jeden erdenklichen Preis verdiente. Nachmachen unmöglich. So einer wie Giger kommt nur einmal in jeder Generation vor. Und nicht jeder wie Giger darf sich eines solchen Erfolgs rühmen. Giger war, ist und bleibt Unikat, Fantast, Magier und ein Gigant.
"Im Weltraum hört dich niemand schreien...", so ein Blödsinn. Wahrscheinlich erfüllen die Trauerschreie der Alienbrut die Finsternis des Alls. Wir leiden mit ihnen.
Ruhe in Frieden Giger.