mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

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    Der arme Wes Craven, in den 80er Jahren lagen bei kaum einen anderen Regisseur Triumph und Niederlage so nahe beieinander. Nur ein Jahr nach seinem völlig überraschenden Geistes-Blitz "A Nightmare On Elm Street" legte Craven etwas vor, dass er sonst weiträumig mied: Ein Sequel. "The Hills Have Eyes Part II" ist eine jämmerliche Angelegenheit, bei der sich in 86 Minuten kein bisschen von der Intensität und Spannung des Originals einstellen will. Ein Grund dafür dürfte auch die peinliche Verwertung von Szenen des Vorgängers sein, die in dümmlichen Flashbacks die Erlebnisse der Überlebenden sein. Ja, sogar der Hund Beast erinnert sich. Das ist schon mal müffelnder Käse, der, grob geschätzt, gerade mal 50 neugedrehte Minuten in die Länge ziehen soll. Unverzeihlich, nervtötend und selbst von Craven als Verzweiflungstat aus Geld-Mangel diffamiert. Lediglich der Umstand, dass sich hier neben Janus Blythe und Robert Houston eben der unvergleichbare Michael Berryman nochmals auftritt, gibt einen Pluspunkt. Geteiltes Leid ist eben halbes Leid. Aber was den Verantwortlichen ein wenig Last von den Schultern nimmt, erspart dem Zuschauer nichts von den Qualen des Zuschauens. "The Hills Have Eyes Part II" ist einer dieser Filme, denen das Etikett Horror verwehrt werden sollte, so wie das eigentliche Existenz-Recht. Ganz schnell vergessen, am besten mit einem weiteren Screening des überlegenen Originals.

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    • 1 .5

      Was soll das denn? Als Fortsetzung des rasanten und vergnüglichen Vorgängers fällt "Black Mask 2" sehr enttäuschend aus. Statt Jet Li schlüpft Andy On in die Helden-Rolle und wird der Figur allenfalls akrobatisch gerecht. Ansonsten verwurstet Tsui Hark, hier mal auf unbegreiflich niedrigem Niveau, eine lächerliche Story und schlechte Effekte. Der maue Budenzauber dreht sich abermals um den Superhelden, der seinen Erzfeind und seine neuen Helfer, einen Haufen genmanipulierter Wrestler, stoppen will. Was für ein ärgerlicher Quatsch, bei dem höchstens der, doch vorhandene, Aufwand für Augenreiben sorgt. Immerhin erlauben sich hier westliche Schauspieler wie Traci Lords und Tobin Bell ein Stelldichein. Der "Jigsaw"-Mime gibt hier noch die beste Performance, angesichts des schundigen Formats. Beim Rest kommen mir echt die Tränen, dabei sorgte Meister Hark doch einst für so viel Magie des Hongkong-Kinos. "Black Mask 2" wirkt hingegen so, als wäre "The Texas Chainsaw Massacre" die Fortsetzung von "Unsere kleine Farm." Ein lächerlicher Stilbruch ist eben nunmal nicht immer eine glückliche Idee. Ich kann nur hoffen, dass sich irgendwann wieder das richtige Niveau bei Tsui Hark einstellt. Denn so wird das Ansehen des fernöstlichen Kinos nur in den Schmutz gezogen. Gott, war dieser Film furchtbar.

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      • Was sich beim Ausmisten so alles anfindet: Die verstaubte VHS von "Wicked City" hab ich doch schon seit Ewigkeiten gesucht! Und die Aufschrift "Nicht für Jugendliche unter 18 Jahren" ist nach wie vor gerechtfertigt. Bei "Wicked City" geht es mehr als nur sexuell aufgeladen zur Sache und auch beim Blut-Vergießen wird nicht gegeizt. Stilistisch kreuzt der Film eine nicht allzu ferne Zukunft mit Neo Noir-Ambiente. Held der Geschichte ist Taki, tagsüber ein harmloser Versicherungs-Vertreter, dessen Existenz aber nur Fassade ist. Denn eigentlich ist Taki ein Geheim-Agent, der den Frieden zwischen unserer und der Schwarzen Welt überwacht. Nicht nur der Dresscode im piekfeinen schwarzen Anzug erinnert an die "Men In Black", hier wurde das Konzept anno 1987 ganze zehn Jahre vorweggenommen. Auch die bösen "radikalen" Bewohner der dunklen Seite besitzen mitunter aberwitzige Monster-Erscheinungen, bei denen Tentakel und Mäuler (an kuriosen Stellen) keine Seltenheit sind. Und von denen wird ausgiebig Gebrauch gemacht. Schon beim Einstieg lässt sich Taki, noch als Zivilist, auf eine schöne Dame ein, die ihn als Spinnen-Monster, an ihr klaffendes Maul zwischen den Beinen verfüttern will. Danach soll Taki eigentlich den greisen Unterhändler Mayart beschützen, der einen neuen Friedenspakt schließen soll. Doch da gibt es zwei Probleme: Erstens ist Mayart ziemlich sexbesessen und stürzt sich in ein wildes Freuden-Getümmel, das ihm schnell zum Verhängnis zu werden droht. Und zweitens fühlt sich unser Held bald von seiner neuen Partnerin, dem Schatten-Mädchen Maki, schnell angezogen. Mayart wird natürlich Opfer eines Anschlags und Maki wird von entführt und "gefoltert", ich bezeichne das jetzt mal so. Natürlich macht sich Taki auf, sie zu retten. Was übrigens ganz im Sinne seiner Auftrag-Geber ist, denn nur eine feste Liaison zwischen Mensch und Schatten-Wesen kann einen dauerhaften Frieden festigen. So viel zur Geschichte, die irgendwo zwischen Body-Horror und Agenten-Thriller anzusiedeln ist. Beiden Elementen wird übrigens ein gleichberechtigter Anteil eingeräumt. "Wicked City" ist eben mehr als nur ein peinlicher Sex-Anime, auch wenn die "harten" Szenen in der zweiten Hälfte nur durch grafische Zurückhaltung dem Rotlicht-Niveau der berüchtigten Hentai-Streifen fernbleiben. Ansonsten geht es nämlich schon zur Sache. Für Romantik ist da kein Platz, und so ist es auch irgendwie interessant, wie sich hier schöne Frauen bald als echte Venus-Fallen offenbaren. Außerdem wirkt der Film nach über zwanzig Jahren angenehm frisch und, vom Animations-Standard, überhaupt nicht altbacken. Halt ein etwas anderer Anime, der sich Pokémon und Co. zum Frühstück gönnen würde. Wem das alles nicht zu wirr und krass klingt, kann ruhig mal einen Blick riskieren.

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        • 7

          Die immer noch sehenswerte "Psycho"-Wiedergutmachung von Gus Van Sant. Knapp drei Jahre nach "Good Will Hunting" widmete sich Van Sant abermals den Außenseitern, in denen trotz Armut großes Talent schlummert. In "Forrester - Gefunden!" ist es der farbige Jamal, Rob Brown als sehr gute Neu-Entdeckung, der sich mit sportlichen Leistungen an einer Privat-Schule beweisen darf. Vor allem im Unterricht des herabwürdigenden Literatur-Professors Crawford, Parade-Rolle für F. Murray Abraham, wird dem Jungen seine Herkunft unfein unter die Nase gerieben. Aber Jamal ist keine dumpfe Sports-Kanone, mit der die Schule sich ihr Ansehen aufpolieren kann. In ihm reift schon länger eine poetische Ader, die sich nicht so ganz mit seinem ärmlichen Hintergrund vereinbaren will. Durch eine blöde Mutprobe schließt er langsam Freundschaft mit dem zurückgezogenen Forrester, alt und weise - und das mit Würde: Sean Connery. Dieser wird sein Mentor und beide werden sich daraufhin mehr als nur Ratschläge geben. Ja sicher, "Forrester - Gefunden!" ist ein ruhiger Film für gewöhnlichere Momente, in denen wir uns etwas Ermunterung und Sicherheit wünschen. Dazu passt auch die Bildsprache, die Van Sant eben gewohnt inszeniert. Manche reden hier von Kommerz, aber mit den Stilmitteln seiner sonstigen Highlights ("Paranoid Park", "Drugstore Cowboy" oder "Elephant") ließe sich diese Story wohl kaum vereinbaren. Was aber nur heißen soll, dass "Forrester - Gefunden!" eben ein Film ist, der von einer breiten Masse gesehen werden soll, weil seine ansprechende Message keinerlei Spielereien benötigt. Denn hier geht es um versöhnliche Töne, die in einigen wirklich einfühlsamen Momenten zelebriert werden. Und von denen könnten sich andere Dramen/Aufmunterungs-Filme ruhig eine Scheibe abschneiden. Vielleicht nicht jedermanns Sache, aber ein sehr guter Film, für den sich Gus Van Sant nicht zu schämen braucht.

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          • Happy Birthday Mir. Murray!

            • 2 .5

              Alarmstufe Rot! Sorry, lieber Robin Williams, aber neben Ihrem zweiten deutsch-sprachigen Ich geht Ihren letzte Filmen vor allem eins ab: Der Humor. Was ist eine Komödie nur ohne den Humor! Ungefähr so wie Sie als Schauspieler solch schlimmer Machwerke wie "Lizenz zum Heiraten", die Sie wohl im Halbschlaf absolvieren. Hoffentlich drückt Ihnen mal wieder jemand ein richtig spannendes Drehbuch in die Hände, dann können Sie diesen Schrott hinter sich lassen. Was mich an diesem Film gestört hat? Alles, von dem, aus harmloser Niedlichkeit geschnitzten, Pärchen Moore/Krasinski, Ihrem doofen Kinder-Handlanger und den hässlichen Rülps-Furz-Scheiß-Püppchen. Ganz im Ernst, Herr Williams, selbst "Mrs. Doubtfire" ist dagegen ein Meisterstück der lustigen Unterhaltung. Bitte, kriegen Sie ganz schnell die Karriere-Kurve.

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              • 8 .5

                Es soll ja Filme-Macher geben, die früher dachten, es reiche aus, eine Mülltonne anzuzünden, um dem Zuschauer grimmige Ghetto-Atmosphäre zu vermitteln. Rick Rosenthal kam bei "Bad Boys" einfach mal auf die Idee, dem Publikum diese brennende Mülltonne ins Gesicht zu schleudern. Bewusst holt er in seinem Jugend-Drama den Dreck vor die Linse, um möglichst greifbar die Zustände des untersten Gesellschaft-Rands zu zeigen. Da meint man als Zuschauer schon vor der Überleitung in den Knast, dass es vom Fernseher her irgendwie stinkt. Noch unangenehmer wird es bei der Schilderung der Gewalt, hier verhehlt der Film nichts und reflektiert mehr als nur aufgesetzt über die Bereitschaft zur Gewalt, und der großen Bürde, diesem Weg zu entsagen. Sean Penn beweist in dieser frühen Haupt-Rolle bereits, warum er zu den ganz großen Hollywoods werden sollte. Er packt an, macht sich schmutzig und leidet. Eine Eigenschaft, die übrigens auch den anderen Darstellern angerechnet werden muss. Ob das nun Eric Gurry, Esai Morales oder auch Clancy Brown sind. Ihnen allen nimmt man die Hoffnungs-Losigkeit außerhalb und innerhalb der Haft-Anstalt ab. Denn zum Glück ist "Bad Boys" keine heuchlerisches Umerziehungs-Märchen der Marke "Dangerous Minds." Hier wird vor allem der Alltag einer Anstalt zum Krieg der Häftlinge untereinander, die keinen Frieden finden wollen und auch dem der engagierten Leute, die sie doch noch retten wollen. Ein selten gezeigtes Highlight der Achtziger, intensiv und ziemlich erschütternd, aber als Jugend-Drama eben so, als hätte man das Leben auf dem Straßenstrich verfilmt, als nur "Pretty Woman."

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                • 9

                  Bei seiner zweiten Regie-Arbeit "The Fall" löst Tarsem Singh beinahe das Versprechen ein, das er mit "The Cell" noch gegeben hat. Endlich erzählt er zwei getrennte Geschichten ähnlich ausdrucksstark, ohne dass man zwangsweise von einer ermüdet wird. In "The Fall" verweben sich die Erlebnisse um die kleine Alexandria, die sich ihren Krankenhaus-Aufenthalt bunter gestalten möchte, mit den Abenteuern eines bunten Haufens Attentäter, die den Despoten Odious töten will. Zusammen mit ihrem neuen Freund, den bettlägerigen Stuntman Roy, spinnt Alexandria diese epische Fantasy-Geschichte weiter. Und Tarsem Singh ist der genau der richtige Regisseur, um diese Welt atemberaubend an verschiedenen zauberhaften Plätzen unserer realen Erde zum Leben zu erwecken. Und hierbei verlässt er sich nicht auf tonnenschwer aufgetragene CGI-Lagen, welche einem die Optik zukleistern. Gerade weil er die Natürlichkeit der Schauplätze bewahrt, erschafft Singh eine dieser seltenen Welten, in die wir nahtlos hinüber gleiten können. Auch in der Kunst des Geschichten-Erzählen hat er ordentlich zugelegt und entfaltet nach und nach, neben der erdachten Story, ein auch sehr reales Drama. Nach und nach verstehen wir Alexandria und Roy immer besser, blicken in ihre jeweiligen Geschichten, in denen es viel trauriges zu entdecken gilt. Und diese bestimmen auch den eigentlichen Verlauf des Rache-Feldzugs des schwarzen Banditen gegen Odious, womit "The Fall" auch an das Über-Werk "Pan's Labyrinth" erinnert. Ganz nebenbei gelingt es Singh dieses Mal, auch dank durchweg toller Darsteller, die perfekte Balance zwischen tragischen Momenten und leichten Augenblicken zu finden. So wie die Identität des maskierten Helden, der einfach mal die Nationalität und den Schauspieler wechselt. Oder die teilweise abrupten Wendungen und Geistes-Blitze, bei denen aus dem Nichts die Tochter des Helden auftaucht. Dabei ist dies nicht irgendein zusammen-fantasierter Unfug, sondern ein echtes Wechselbad der Gefühle, wie es bei richtig guten Geschichten nunmal vorkommt. Da überrascht es auch, dass sich "The Fall" am Ende als reine Begegnung von Menschen offenbart, deren körperliche Hingabe die ein oder andere Tugend Amerikas erst gedeihen ließen. Bei Alexandria sind es die immigrierten Wander-Arbeiter, bei Roy die Stuntman, die ihre Köpfe hinhielten, um dem Kino eine neue Bannbreite der Emotionen zu ermöglichen. Außerdem ist dieser Film ein aufwendiges Fantasy-Spektakel, bei dem es keiner studierten Roman-Vorlage bedarf. Diesen zelebrierten Sieges-Zug der Vorstellungskraft kann man auch unbefangen genießen.

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                  • 5

                    Bei einem Film wie "The Cell" wäre es eine Schande, den Inhalt mit der Optik zusammen zu bewerten. Die Idee, ins Unter-Bewusstsein eines Serien-Mörders einzudringen, ist richtig klasse und wurde so noch nie umgesetzt. Aber Tarsem Singh ist ein Bilder-Magier, kein erprobter Thriller-Regisseur. Und so hinken die schauspielerischen Qualitäten bei "The Cell" immer den visuellen Errungenschaften hinterher. An der Leistung von Vincent D'Onofrio gibt es wie immer nichts zu mäkeln. Einer der meist unterschätzten Charakter-Mimen zeigt seine Qualitäten auch unter dickem Make-Up. Aber die eigentlichen Stars des Films, La Lopez und Vince Vaughn dagegen wirken einfach nur deplatziert. Miss Lopez ist nun mal überhaupt nicht glaubwürdig in ihrer Funktion als Psychologin oder Heilands-Amazone. Und Vaughn, na ja, der spielt genauso müde und lustlos, wie er die meiste Zeit aussieht. Bei derartigen Defiziten der Haupt-Darsteller überrascht es auch nicht, dass die Dramatik und Intensität des Psycho-Thrillers mitunter arg im Treibsand versackt. Aber einige wirklich eindringliche Szenen sind Singh im seinen Debüt durchaus gelungen. Und das bringt uns natürlich zum absoluten Plus-Punkt von "The Cell:" Die Optik. Das Design ist mitunter einfach nur sagenhaft. Die Einfälle, mit denen die Phantasie-Welt zum Leben erweckt wird, begeistern immer noch, gerade auch, weil sie so verschiedene Einflüsse aus Kunst und Kultur vermengen. Auf diesem Sektor kann niemand Singh etwas vor machen. Ihm ist ein sehr außergewöhnlicher Film gelungen, dem ich gerne mehr Genre-Substanz als "The Matrix" zuschreiben würde. Schon im Kino wirkten diese Bilder ungemein. Wenn eben nur nicht die Helden-Besetzung wäre. So bleibt ganz klar zu sagen: Der Film eher mittelmäßig in Story und Schauspiel. Optisch aber ein richtiger Leckerbissen, bei dem eine 10 vielleicht nicht mal ganz ausreicht.

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                    • 7

                      Eine U-Bahnfahrt, die ist lustig ... Volume Two. Die große Rückkehr des Clive Barker aus den Untiefen des Videotheken-Schunds sollte es werden. Anstatt in einen x-beliebigen Rohr-Krepierer investierte Lionsgate ein zweistelliges Budget in "The Midnight Meat Train", eine Story aus den bekannten Books of Blood. Sehr interessant hierbei vor allem die Besetzungs-Liste. Der ewige Durch-Starter Bradley Cooper gibt den harmlosen Kunst-Fotografen Leon, Leslie Bibb seine Freundin. Kurzauftritte absolvieren so illustre Namen wie Brooke Shields, Ted Raimi oder der "Hostel"-Psychopath Roger Bart. Und den wortkargen, bedrohlichen Killer gibt der immer verlässliche Vinnie Jones, dem ich mal eine Präsenz unterstelle, die vielen seiner steinigen Sportler-Kollegen bei Film-Ausflügen abgeht. Für den Style sorgt Ryuhei Kitamura, der sich bei den Splatter-Szenen ins Zeug legt und wiederum einige krasse Momente schafft. Seine "Versus"- oder "Azumi"-Vergangenheit kann der Mann eben nicht verleugnen. Mit rotierender Ansicht aus den Augen eines abgeschlagenen Kopfes oder schön choreografiertem Kugel-Einschlag setzt ausgerechnet ein Japaner spannende Akzente im allzu typischen Ami-Horror-Einerlei. Da lässt es sich auch verkraften, dass Leons Jagd nach dem unbekannten U-Bahn-Schlächter (Vinnie Jones) keinen psychologischen Härtegrad erreicht oder eben sehr formelhaft daherkommt. Auf diesem Terrain bleibt der Film eben nur Durchschnitt und dürfte nicht jeden begeistern. Trotzdem, auch hier mündet alles in einem Barker-gerechten Twist, der eine ziemlich morbide Pointe bietet. Nicht umsonst späht Leon den Haupt-Verdächtigen bei seinem Daily Job als Metzger aus. Wer nicht gerade den story-technisch innovativsten Schocker erwartet, darf sich für den, zumindest optisch ausgefallenen, "Midnight Meat Train" guten Gewissens ein Kurz-Strecken-Ticket lösen.

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                      • 6

                        Eine U-Bahnfahrt, die ist lustig ... Volume One. Mit wenig Budget will Maurice Devereaux den Schocker zurück in den Untergrund verfrachten. Viel zu lange ist ja her, dass einem die Gestalten auf dem Bahnsteig so richtig Angst einjagen durften. Nach einer Schauer-Vision zieht Devereaux sein "End Of The Line" als Thriller auf, bei dem sich eine Schar willkürlich zusammengewürfelter Protagonisten verrückten Glaubens-Kriegern ausgesetzt sieht. Diese verfallen nach einer SMS in einen Blutrausch und zücken ihre Kreuze, in denen sich schnittige Klingen verstecken. Das ist der Auftakt für eine knapp Neunzig Minuten lange Hetzjagd, die sehr ansehnliche Splatter-Effekte bietet, aber kaum interessante Figuren. Dies dürfte aber auch den beiden fiesen Überraschungen geschuldet sein, mit denen Devereaux aufwartet. Denn im Verlauf des Geschehens, mit wachsender Zahl der gläubigen Killer, offenbart sich der Film als ganz passables Sinnieren über die Macht des Irr-Glaubens und die Frage, wann versiertes Christentum in Sekten-Wahn umschlägt. Und so zückt "End Of The Line" seinen ersten Joker und präsentiert den Gehetzten die bittere Wahrheit, dass die verrückten Gläubigen gerade weltweit schlachten. Und dann erlaubt sich der Film den Scherz, den Fanatikern Recht zu geben. In den knappen letzten Minuten lüftet Devereaux den Schleier und lässt tatsächlich höllische Wesen auf die Erde kommen. Da lagen die Irren wohl doch richtig. Bei der sehr kurzen Screentime, die dieser Offenbarung jedoch eingeräumt wird, kann man entweder von einer der überraschendsten Wendungen überhaupt oder einer ziemlichen Frechheit sprechen. Denn genau dann, wenn der Film sich als "Vorspiel" für etwas größeres enttarnt, ist auch plötzlich Schluss. Eben deshalb dürfte "End Of The Line" nicht als Geheim-Tipp der Horror-Ecke in die Geschichte eingehen, sondern eher als Fussnote, die sehr spartanisch mit ihren Mitteln umzugehen weiß. Aber dennoch nur Geschmacks-Sache bleibt.

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                        • 6

                          Rest in Peace, Monsieur Chabrol. Nach dem Ableben eines großen Regisseurs werden mal wieder alle nächtlichen Sende-Plätze mit Filmen des großen Regisseurs überflutet. Dabei ist "Der Schrei der Eule" einer der formal interessantesten Thriller aus dem Oeuvre des Filme-Machers. Aus einem Beziehungs-Dreieck formt Chabrol ziemlich bald ein Spannungs-Geflecht, bei dem falsche Vermutungen und inszenierte Verdachts-Fälle eine große Rolle spielen. Stadtmensch Robert verguckt sich bei nächtlichen Schleichzügen in die schöne Juliette. Diese zeigt sich nicht abgeneigt und verlässt sogar ihren Verlobten. Mit Gewalt kommt der Gehörnte bei Robert nicht weiter und täuscht sein Verschwinden nach einer Schlägerei vor. Und auch Roberts durchtriebene Ex-Frau hat in diesem Stück eine Rolle inne. So gesehen eine gute Roman-Adaption, die Chabrol mit vielen tollen Einfällen aufwertet. Kamera-Fahrten aus ungewohnten Perspektiven, Close-Ups, bei denen alles aufs wesentliche reduziert wird und der Hintergrund ganz entschwindet. Aber bei den Darstellern macht sich schon bald eine merkwürdige Gestelztheit breit. Alle wichtigen Figuren sind extrem problembeladen und drücken dies in nicht immer überzeugenden Momenten aus. Damit behält der Film zwar eine theater-hafte Inszenierung bei, verliert aber auch einen nicht minderen Teil seines ursprünglichen Versprechens, ein intensiver Psycho-Thriller zu sein. So bleibt "Der Schrei der Eule" ein recht interessanter Streifen, der mittlerweile auch durch den Hollywood-Fleischwolf gedreht wurde. In seiner eigenartigen Erzähl-Sprache passt der Film gerade in seine Zeit, die 80er Jahre. Nur etwas mehr packende Unterhaltung hätte ich mir vom Stoff versprochen.

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                          • 6

                            Danke Arte, für dieses ausgefallene Schauer-Märchen aus Mexiko. In einem Kloster schließen die Waisen-Mädchen Justine und Alucarda eine verhängnisvolle Freundschaft, die sich um verbotene Gelüste und dunkle Mächte dreht. Ein komischer Zigeuner mit Ziegenbart erscheint ihnen schließlich während einer wilden Vision und schon beginnt ein Exorzimus-Drama, das optisch einiges auffährt. Das Kloster selbst sieht von innen aus wie ein Kerker, die Nonnen tragen merkwürdige Gewänder, die mich ein wenig an "Rückkehr zum Planet der Affen" erinnern. Alucarda selbst kreischt mit manischem Blick die vielen Namen des Beelzebub und lässt Menschen in Flammen aufgehen oder Wände einstürzen. Die frommen Gläubigen setzen dem eine ziemlich garstige Austreibungs-Methode entgegen, bei der Leiber durchbohrt werden. "Alucarda" ist ein sehr interessanter Horror-Film, der von seiner Machart ein wenig an die Hochzeit der Hammer-Streifen erinnert und doch ein wenig mehr auf- oder besser abdreht. Surreal ist das ganze und kann beileibe nie ganz ernst genommen werden. Aber für einen (unsinnigen) Teufels-Rausch ist "Alucarda" auch mehr als nur billiger Trash.

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                            • 7 .5

                              Schrill, schriller, am schrillsten ... Kein Scherz, “Tokyo Drifter" ist ein ernsthaftes Yakuza-Drama, das Regisseur Seijin Suzuki mit einer einzigartigen visuellen Note versehen hat. Farbgebung, Musik und Dekor - hier wird in jeder Minute ein Gesamt-Kunstwerk geschaffen, auch wenn heutige Seh-Gewohnheiten zunächst daran zu knabbern haben. Die Geschichte folgt noch klassischen Motiven: Tetsu ist ein Yakuza, der dem Pfad der Gewalt abgeschworen hat. Zusammen mit seinem Boss will er nur in ehrenwerte Geschäfte investieren. Otsaku, Chef eines gegnerischen Clans, versucht Tetsu mit allen Mitteln aus der Reserve zu locken. Abwerben klappt nicht, wiederholtes Verprügeln entlockt Tetsu auch keine Gegenwehr. Dafür fällt es umso leichter, seinem Boss eine wertvolle Immobilie zu entreißen. Schließlich muss sich Tetsu doch noch seiner alten Tugenden erinnern und wehrt die Hitmen ab, die nach seinem Kopf trachten. Und auch loyal kann er nicht lange sein, denn sein Boss schließt ein Bündnis mit seinem Rivalen Otsaku. Damit ist Tetsu vogelfrei, aber noch lange nicht am Ende. Somit erinnert "Tokyo Drifter" von den Grundzügen ans klassische Gangster-Kino, visuell aber stößt der Film in ganz neue Avant Garde-Gefilde vor, die den traditionellen japanischen Beiträgen gehörig den Marsch blasen. Seijin Suzuki und sein Team haben sich trotz strikter Budgetierung ordentlich ausgetobt und gleich eine ganze Kunst-Welt geschaffen. Lediglich im Vor- und Abspann weist das gezeigte Tokio Ähnlichkeiten mit der Millionen-Metropole auf, die es Anfang der 60er Jahre wohl war. Da wirkt selbst ein Büro ein wenig tempelartig oder führt ein Beat-Club in ein interessantes Rohr-Labyrinth, durch das sich Tetsu schlägt. Auch bei den Kämpfen bedient sich der Film verschiedener Genres, so gibt es neben Samurai-Schwertern waschechte Shoot-Outs im Western-Stil. Passend dazu bildet eine Kneipen-Schlägerei im Saloon-Ambiente den ausgelassenen Höhepunkt. Da wird unblutig das Treiben persifliert, ziehen lachende Mädchen US-Marines Flaschen über die Köpfe, während der Großteil der Bühnen-Bauten zusammenstürzt. Und das alles ist auch noch so gewollt. Aber wie gesagt, trotz allem will "Tokyo Drifter" ernst genommen werden, und das kann man auch. Schließlich treibt der Film nie ins lächerliche ab. Auch dann, wenn Tetsu sein trauriges Titel-Lied pfeift, während unterwegs in Richtung nächster Schlacht stapft. Vor allem visuell ein echtes Juwel des Gangster-Films, so etwas kommt uns viel zu selten unter.

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                              • 6 .5

                                Wirklich einer der besseren Filme, die Wes Craven in den 80er Jahren inszenierte. Die Roman-Verfilmung verläuft lässig, wenn auch nicht ganz innovativ. Im Plot findet sich neben der Frankenstein-inspirierten Wiederbelebung der großen High School-Liebe durch einen jungen Technik-Tüftler, ein bisschen Drama mit häuslicher Gewalt und ein wenig Horror. Das ganze ist aber recht gut vermengt und funktioniert. Und die Basketball-zerschmettert-Kopf-Szene fetzt immer.

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                                • 7 .5

                                  Gekonnt routinierter (Selbst-)Justiz-Reißer aus den goldenen Jahren Peter Hyams. Dieser lässt einen noch jüngeren Michael Douglas zum Mitglied einer geheimen Kammer werden. Dort fällen Richter Urteile über freigesprochene Kriminelle und lassen von einem Hitman die Todes-Strafe vollstrecken. Intelligent genug, um zum Nachdenken anzuregen, nicht allzu provokativ, um das Rechts-System in Frage zu stellen. Halt ein recht spannender Thriller der 80er Jahre, immer noch sehenswert. Besonders, wenn einem die letzten Filme Hyams nicht so zusagen sollten.

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                                  • 2 .5

                                    Alles Gute nachträglich, Herr Adorf. Aber dieser unkomische Film ist Ihrer illustren Karriere leider absolut unwürdig.

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                                    • 9

                                      Einer der besten deutschen Filme aus der Aufbruchs-Zeit junger Regisseure. In meinen Augen wohl auch der beste von Schlöndorff ("Die Blechtrommel" jetzt mal ausgenommen). Mit Angela Winkler, Jürgen Prochnow, Mario Adorf und auch Dieter Laser mehr als großartig besetzt. Die dämonische Karikatur des beißenden Sensations-Journalismus nach Heinrich Böll ist ausnahmslos packend aufbereitet und liefert einen fast unerträglich zynischen Epilog. Natürlich zuweilen heutigen Seh-Gewohnheiten etwas fremd, dennoch ein starkes Stück Kino, wie es ruhig mal wieder in diesem Land produziert werden könnte.

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                                      • 3 .5

                                        Schrille Aufmachung und kaputte Typen, Chiropraktiker und Wrestler im Genre-Mix - warum nur will das ganze nicht so recht zünden? "The Naked Man" hat eigentlich genügend Zutaten für einen kultigen Geheim-Tipp, aber weiß sie nicht so recht zu nutzen. Michael Rapaport spielt den Helden sehr sympathisch, aber bleibt auch der einzig erwähnenswerte Charakter im ganzen Film. Ein paar nervig lange Szenen weniger und ein bisschen mehr gezeigte Chrio-Kills (die sind leider nicht so oft zu sehen) hätten beim Film einiges einrenken können.

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                                        • 7 .5

                                          Ein sehr spannender Thriller alter Klasse. Madeleine Stowe und Kurt Russell machen ihre Sache als bedrohtes Pärchen sehr gut, aber es ist zweifelsohne Ray Liotta, der in seiner Rolle am meisten glänzen darf. In einer Zeit vor mittelmäßigen B-Filmchen durfte der Mann hier mal sehr facettenreich als psychopathischer Cop ordentlich aufdrehen. Auch nach fast zwanzig Jahren ist und bleibt "Fatale Begierde" ein sehenswerter Spannungs-Kino, das es sich noch nicht ganz auf ausgetretenen Genre-Pfaden gemütlich macht.

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                                          • 3

                                            Neben dem Original-"Texas Chainsaw Massacre" das Highlight einer meiner Geburtstags-Partys. "The Deadly Spawn" ist ein recht kultiger Low Budget-Schocker, bei dem auch die Machart der Aliens immer wieder zwischen witzigen Pimmel-Würmchen und Riesen-Mäulern der Marke "Der kleine Horror-Laden" pendelt. Das ganze Drumherum ist sehr langweilig, wird aber durch einige ansehnliche Splatter-Effekte - ich sage nur: der zerfressene Frauenkopf - aufgewertet. Außerdem ist der Tod der Freundin unseres vermeintlichen Helden ein ziemlich fieser Haken. Und deshalb ein sehr netter Trashfilm, aber leider auch nicht mehr.

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                                            • 1

                                              Islamische Terroristen gegen den Westen, der ewige Konflikt solcher B-Schinken aus dem Hause Cannon. Statt Chuck Norris gibt es hier seinen Sohn Mike und sogar Nick Cassavetes zu sehen, aber mit Papi machte das alles mehr Spaß.

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                                                Chuck Norris tritt dem Vorzeige-Psychopathen Billy Drago in den Arsch. Der Bruder Aaron Norris führt "The Delta Force" leider als semi-geile Action-Gaudi für lustige Fernseh-Abende fort. Da kracht und zischt es an allen Ecken, aber letztlich bleibt es eine wenig dolle Vendetta.

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                                                  Yeah, Chuck Norris und Lee Marvin retten die Flugzeug-Geißeln aus den Händen libanesischer Terroristen. Ein satter Action-Kracher voller heroischer Sprüche und der Über-Portion Norris. Im Gegensatz zur niederballernden Völker-Verständigung seiner sonstigen Filme, kann ich "The Delta Force" irgendwie sogar richtig genießen. Zweifellos der beste Film der nachgereichten Reihe.

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                                                    Eine großartige Idee, die Faschismus-Parabel "It Can't Happen Here" mit der Invasions-Thematik verschleierter Reptilien-Aliens zu kreuzen. In der Serie überzeugten unter anderem Marc Singer, Robert Englund und Michael Ironside. Serien-Erfinder Kenneth Johnson hatte den richtigen Riecher für den Stoff und inszenierte eine immer noch sehenswerte Resistance-Saga, in der vor allem machthungrige Menschen den Niedergang ihrer eigenen Rasse begünstigen. Die Bilder der Besucher-Schiffe über den Metropolen dürften Emmerich zu seinem "Independence Day" inspiriert haben und haben noch nichts von ihrer Faszination verloren. Sicher, die Serie wurde unnötigerweise künstlich in die Länge gezogen, aber der ursprüngliche Mehrteiler ist einfach klasse.

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