Patrick Reinbott - Kommentare
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Alle Kommentare von Patrick Reinbott
"There´s only two people who use that internet. Me and my wife Angela. And I was not looking at animal pornography, Aaron."
"Creep" macht seinem Titel alle Ehre und ist vor allem eines: Super seltsam.
Das im typischen Found-Footage-Stil inszenierte Zwei-Personen-Stück wurde von Regisseur Patrick Brice und Mark Duplass gemeinsam entwickelt und funktioniert vor allem über die sich ständig verändernden Gefühlsregungen, die der Streifen in einem auslöst.
Das erste Drittel ist dabei ein wahres Wechselbad der Eindrücke, bei dem sich total kauziger Off-Beat-Humor, deutlich unangenehme Situationen und banale Geschehnisse immer weiter zuspitzen. Im späteren Verlauf löst der Film seine unheimliche Prämisse schließlich voll ein und bietet einige angsteinflößende und verstörende Sequenzen, mit denen man zu Anfang sicherlich nicht gerechnet hätte.
Das Konzept von "Creep" geht allerdings nur auf, weil das Zusammenspiel von Brice und Duplass so gut passt und zwischen den beiden eine wirklich gute Chemie entsteht. Vor allem Mark Duplass entwickelt sich langsam zu einem wahren Alleskönner im Schauspielbereich. Bei solch einem Film, der komplett ohne Budget gedreht wurde und ohne Musikuntermalung oder jegliche Effekte auskommt, würde der gesamte Film ohne die passenden Darsteller schlichtweg in sich zusammenstürzen.
"Creep" erfindet das Rad des Horror-Genres dabei natürlich nicht mal ansatzweise neu, ist in seiner merkwürdigen Vermengung aus gewöhnungsbedürftigem Humor, banalen Situationen und extrem unbehaglichen Einfällen aber eine mehr als gelungene Fingerübung innerhalb eines relativ totgelaufenen Sub-Genres.
Eine neue Form von "Found-Footage", umgesetzt mit nur 1 Million Dollar Budget und einem sehr jungen No-Name-Cast. Die Rahmenbedingungen zu "Unfriended" lassen schlimmes erhoffen und schreien geradezu nach einer neuen Horror-Gurke der billigsten Sorte.
Regisseur Levan Gabriadze ist aber tatsächlich ein überraschend stimmiger Genre-Beitrag gelungen, der in seinen besten Momenten zeigt, was für innovative Erzählmöglichkeiten noch ausgeschöpft werden können, wenn man die technischen Neuerungen der jüngeren Vergangenheit gekonnt ausnutzt.
Der Film, der sich die gesamte Laufzeit über auf dem Macbook-Desktop einer Teenagerin abspielt, trifft den charakteristischen Nerv der Generation "Online" auf äußerst präzise Weise. Dabei lässt sich "Unfriended" gar nicht so genau in das Horror-Genre einordnen, denn Schockmomente hat der Streifen fast keine.
Viel mehr nutzt Gabriadze verschiedene Online-Dienste oder Social Media wie Facebook, Skype, und Instagram, um die Handlung komplett in eine Internetwelt zu verlagern, welche für die Teens sozusagen einen eigenen Lebensraum darstellt.
Der inszenatorische Kniff verkommt dabei zudem keineswegs zu einem bloßen Gimmick. Er sorgt stattdessen für eine äußerst authentische Atmosphäre, bei der man vielleicht viel von seinem eigenen Alltagsverhalten wiedererkennen kann und erzeugt eine unbehagliche Stimmung, Zwiespalt zwischen den Figuren oder Spannungsmomente rein über die Interaktion zwischen Anwender und System.
Die beabsichtigte Aussage, mit der die Verantwortlichen Cyber-Mobbing anklagen wollen, geht dabei nur halbwegs auf. Wie es sich anfühlt, wenn der sonst so gewohnte Rhythmus aus den Fugen gerissen wird, indem etwas Unbekanntes, Bösartiges in die vertraute Umgebung eindringt und für unausweichlichen Terror sorgt, vermittelt der Film hingegen auf gelungene Weise.
Und so ist "Unfriended" dann am stärksten, wenn er trotz der simpel und recht klischeehaft gezeichneten Charaktere seinem Erzählprinzip freien Lauf lässt. Dann werden ganze Passagen ohne Dialog über Chat-Fenster und nur durch geschriebenen Text geschildert, perfide Spiele gespielt, die sonst beim heiteren Vorglühen zelebriert werden und die hier die Beziehungen zwischen den Figuren zerschmettern oder spannende Momente kreiert, die sich in niedrig aufgelösten Videochat-Fenstern abspielen, in denen die Qualität ständig einbricht und man trotzdem irgendwie mitfiebert.
Eine kleine Überraschung, die zwar immer noch weit weg ist von einem durchgängig fantastischen Genre-Film, aber ihr erzählerisches Prinzip von Anfang bis Ende stimmig umsetzt und einige kreative Höhepunkte setzt.
Wenn man an Filme denkt, in denen Jonah Hill und James Franco gemeinsam spielen, kommen einem eigentlich eher Szenen in den Kopf, die an ausgelassene Kiffer-Sessions oder alberne Späße erinnern.
"True Story" ist da ein ganz anderes Kaliber. Basierend auf der realen Buchvorlage der Hauptfigur geht es um einen Journalisten, der aufgrund einer ungewöhnlichen Verstrickung den Kontakt zu einem Häftling sucht.
Hill spielt dabei Michael Finkel, den Journalisten, der zwar sympathisch wirkt, aber trotzdem früh in der Handlung Misstrauen gegenüber seiner Glaubwürdigkeit und seinem Berufsethos streut. Franco hingegen ist ein potentieller Mörder, der seine gesamte Familie getötet haben soll, was nun vom Gericht nach und nach verhandelt wird.
Den größten Teil seines Reizes erzeugt "True Story" durch die ambivalenten Figuren. Hill und Franco, die vor allem im Zusammenspiel normalerweise für unterhaltsame Comedy stehen, verschwinden erfreulich schnell hinter ihren zwielichtigen, oftmals undurchschaubaren Charakteren und sorgen zusammen mit der rätselhaften Geschichte, die langsam zusammengepuzzelt wird, für eine gewisse Dynamik.
Das Potential der realen Vorlage nutzt Regisseur Rupert Goold, der hier frisch vom Theater kommend sein Spielfilmdebüt liefert, aber nicht voll aus. Zu seicht, belanglos und unspektakulär ist die Inszenierung und vor allem zu unentschieden ist der zwischen True-Crime-Mystery, Charakter-Drama und Gerichtsprozess-Thriller hin und her springende Erzählfluss.
So bleibt es bei einem sehr gut gespielten Film, der einiges an Potential und Spannung aufbaut und auch ein paar sehr gelungene Einzelmomente auffährt, doch im Gesamtbild zu stark an der Oberfläche verweilt und einen noch tiefgründigeren Blick in seine ambivalenten, interessanten Figuren ausspart.
Mit "The One I Love" legt Charlie McDowell ein äußerst spritziges, unterhaltsames und gleichzeitig nachdenklich stimmendes Debüt hin.
Herzstück des Films ist eindeutig das clever konstruierte Drehbuch von Justin Lader. Die Handlung, die zunächst eine gewöhnliche Paartherapie in einem idyllischen Ferienhäuschen ansetzt, macht schon nach kurzer Zeit eine mächtige 180°-Drehung, welche die Genre-Konventionen gehörig aufwirbelt und auf den Kopf stellt, dabei aber trotzdem auf stimmige Weise neue Erzählmöglichkeiten innerhalb des dezent ausgelutschten RomCom-Formats auslotet.
Dabei gelingt es "The One I Love" durchgehend, sich einerseits nicht nur auf dem Twist-Konstrukt auszuruhen, mit dem der Film so früh durch die Tür kommt, sondern im weiteren Verlauf immer wieder gekonnt weitere kleine Überraschungen einzubauen. Andererseits sind da außerdem Elisabeth Moss und Mark Duplass in den Hauptrollen, die dem Werk sowohl in den witzigen Situationen wie auch den ernsten Momenten durch ihr vielschichtiges, facettenreiches Spiel das nötige Feingefühl verleihen, die so eine spezielle Art von Film einfach braucht.
Am besten völlig unvoreingenommen und mit dem geringsten Vorwissen wie nur möglich eine Sichtung wagen. "The One I Love" unterstreicht, wie viel man mit wenig Budget, einem reduzierten Setting sowie fast nur zwei Darstellern und einem raffinierten Drehbuch erreichen kann. Die Kerngeschichte, die ständig hinterfragt, warum man wen eigentlich wie und weshalb liebt, bedient Lachmuskeln und Kopf zu gleichen Teilen und bietet alles, was ein gelungenes Erstlingswerk mit sich bringen sollte.
Mittlerweile bringt man Schauspieler Chris Evans fast nur noch mit der Figur des Captain America aus der Marvel-Blockbuster-Schmiede in Verbindung. Im Gegensatz zu seinen Kollegen wie Robert Downey Jr., die einem möglichen Mitwirken in kleinen Independent-Filmen klare Absagen erteilen, spielt Evans hier und da immer noch in schmaleren Produktionen mit. Ein glanzvolles Beispiel ist seine brillante Performance in Bong Joon-ho´s "Snowpiercer". Nun hat sich Evans auch als Regisseur versucht und liefert mit "Before We Go" sein Debüt ab.
Kleine Indie-Produktionen wie diese, in der sich ein Mann und eine Frau zufällig begegnen, Zeit miteinander verbringen und sich verlieben, gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Auch "Before We Go" sticht in dieser Hinsicht kaum hervor und hat einige klischeehafte Momente, die sich immer wieder nah am Kitsch bewegen und einiges an Kritikpotential offenbaren.
Trotzdem strahlt dieser Film irgendetwas aus, was ihm eine ganz eigene charmante Leichtigkeit sowie ungezwungene Romantik verleiht. Sei es Chris Evans selbst in der Hauptrolle an der Seite von Alice Eve, die jeder für sich und vor allem im gemeinsamen Zusammenspiel eine tolle Aura entfalten, die schöne Atmosphäre, bei der man den beiden durch mal banale, mal fast schon magische Momente durch das nächtliche New York folgt oder die teilweise wirklich gelungenen und authentischen Dialoge, in denen sich nachvollziehbare Gefühle offenbaren.
Evans nimmt sich inszenatorisch dabei etwas zurück, setzt auf eine leicht wackelig-unvermittelte Handkameraführung und verwendet emotionale Musikuntermalung eher sparsam und passend, anstatt den Film damit zu überladen.
"Before We Go" mag somit in der breiten Masse vermutlich eher untergehen und wird wahrscheinlich niemanden völlig umhauen oder mitreißen. Hin und wieder sind es aber kleine, eher unbedeutendere und trotzdem ausdrucksstarke Werke wie dieses, die sich einfach richtig und gut anfühlen.
Der beste Horrorfilm, der je gedreht wurde.
In seiner Dokumentation "The Death of "Superman Lives": What Happened?" beleuchtet Jon Schnepp den Entstehungsprozess eines Superman-Films, der in seiner angestrebten Form niemals zustande kam.
Als Interviewpartner holte sich Schnepp dafür die Kernakteure vor die Kamera, die an diesem Projekt mitwirkten und entlockt den Beteiligten vor allem am Anfang einige großartige Anekdoten, die entweder inspirierend oder komplett absurd klingen (viel davon hat mit Filmproduzent Jon Peters zu tun).
Da Schnepp seine Doku über Kickstarter finanziert hat und diese sich daher deutlich an Hardcore-Comic- und Superman-Fans richtet, welche die Realisierung dieses Projekts nun mal möglich gemacht haben, rücken die inhaltlichen Aspekte des Films mit fortschreitender Laufzeit leider zunehmend in den Hintergrund. Ein Großteil der Zeit wird dafür verwendet, sehr viele Concept Arts, Creature Designs und diverse Variationen des Superman-Anzugs zu demonstrieren, was auf Dauer etwas ermüdet. Die raren Momente, die sich wirklich mit inhaltlichen Punkten beschäftigen, sind interessant und man wünscht sich, Schnepp hätte hier noch mehr Zeit für aufgewendet.
Alles in allem ist "The Death of "Superman Lives": What Happened?" eine kurzweilige Dokumentation nach dem altbekannten "Was wäre, wenn...?"-Prinzip, bei der es ein paar wirklich unterhaltsame und interessante Momente gibt. Jon Schnepp verweilt aber zu arg an der Oberfläche und interessiert sich mehr für Design und Ausstattung als für andere wichtige Aspekte wie die eigentliche Handlung des Films, so dass der Fokus zu eintönig bleibt.
"En duva satt på en gren och funderade på tillvaron" zu schauen fühlt sich an wie der Gang durch ein Museum, in dem sich die abgebildeten Menschen in den Gemälden bewegen und jedes für sich kleine Geschichten zu erzählen hat.
Wie kleine komplexe Kunstwerke ordnet Roy Andersson jede seiner ausgedehnten Szenen an, mit komplett starrer Kamera in langen Einstellungen eingefangen, ausgestattet mit so manch skurrilen Details und bevölkert von teilweise noch skurrileren Menschen.
Wer dazu in der Lage ist, sich auf solch eine ungewöhnliche Art des Filmemachens einzulassen, wird von Andersson mitgenommen auf eine Reise hinein in das Menschsein selbst, mit all seinen Macken, Tücken und Besonderheiten.
Neben der eigensinnigen Stilistik ist vor allem der Surrealismus auffällig, welcher ein wenig an die verspielten Glanzzeiten eines Luis Buñuel erinnert.
Andersson vereint tragikomische Schicksalsschläge, banale Alltagssituationen, aberwitzige Zynik, trostlosen Pessimismus, bissige Gesellschaftskritik und warmherzige Tiefgründigkeit sowie Zwischenmenschlichkeit zu gleichen Teilen in seiner episodenhaften Erzählstruktur. Ganz egal, ob man dieses Werk an einigen Stellen zu langatmig, zäh oder zerdehnt empfinden wird, was aufgrund der vordergründigen Aussagelosigkeit mancher Einstellungen nachvollziehbar ist, eine besondere Seherfahrung mit völlig eigenem Charme, immer wieder fantastischen Einfällen und vielen Kleinigkeiten zum selbst Entdecken wird vermutlich jeder erleben.
Gut möglich, dass "En duva satt på en gren och funderade på tillvaron" mehrere Sichtungen benötigt, um sich noch tiefer im Inneren des Betrachters entfalten zu können. Doch ist es nicht genau das, was außergewöhnliche, besondere Filmperlen auszeichnet?
Charles Laughton, eigentlich eher als Schauspieler tätig, drehte mit "The Night of the Hunter" seinen ersten und auch einzigen Film. Von Publikum wie Kritikern damals verrissen und verkannt, gilt das Werk heutzutage als wegweisender Klassiker der Filmgeschichte.
Seinen Ruf verdient sich "The Night of the Hunter" dabei durch seine einzigartige Inszenierung, welche zahlreiche berühmte Filmemacher beeinflusste. Den stilistischen Film-noir-Look mit der expressionistischen Licht- und Schattensetzung
bricht Laughton immer wieder mit markanten surrealen Elementen auf.
Die Geschichte, welche im Kern einen düsteren Thriller beherbergt, erweitert der Regisseur um mysteriöse Märchenmotive sowie religiöse Zitate und gibt dem Werk so eine seltsame wie beeindruckende Atmosphäre, die zusammen mit der härteren Gangart rund um in Erwägung gezogenen Kindesmord oder Tötungen im Namen Gottes im damaligen Erscheinungsjahr für gehörigen Wirbel sorgte.
Dabei sind es gerade diese sonderbaren, surrealen Szenen und Momente, die sich unweigerlich beim Betrachter einbrennen. Neben der intensiven Schauspielleistung von Robert Mitchum, der seinem witwenmordenden Wanderprediger Harry Powell mitsamt ikonischer Tätowierungen auf seinen Fingerknöcheln eine beängstigende Ausstrahlung verleiht, die ihn wie den Teufel in Menschengestalt erscheinen lassen, sind es Momente wie die Spiegelung einer bedrohlichen Silhouette im Kinderzimmer, eine im Fluss versenkte Frauenleiche, zwei Kinder, die wie in einem Märchen der Gebrüder Grimm durch den Wald irren oder der ständige Einsatz von fröhlichen Liedern in einem erschreckenden oder grausamen Kontext, die unvergesslich sind.
Dass das Geschehen dabei manchmal naiv schwarz-weiß gezeichnet wirkt, unterstreicht nur den Charakter der Geschichte, die mehr dem Gemütszustand unschuldiger Kinderseelen entsprungen zu sein scheint und somit einen Film-noir der Sonderklasse darstellt, wie es ihn in dieser Form kaum ein zweites mal zu sehen gibt.
Es ist der tragische Tod von Paul Walker gewesen, der "Furious 7" am meisten überschattet hat. Tatsächlich wird der mittlerweile siebte Teil der Reihe von Anfang an von einer spürbaren Melancholie durchweht. Vor allem die (teilweise sehr aufgesetzt und etwas zu schmalzigen) Dialoge zwischen den Action-Sequenzen drehen sich diesmal noch stärker als sonst fast nur noch um den familiären Zusammenhalt, der sich in Wirklichkeit oder gefühlt zwischen allen Protagonisten über die Jahre hinweg geformt hat.
Ansonsten führt der aus dem Horror-Genre kommende James Wan die Reihe in genau dem Muster fort, das sich seit dem fünften Teil etabliert hat. Ein vor allem in den Action-Set-Pieces geradezu gigantomanisches Spektakel voller rasanter Schnitte, welches auf testosterongeschwängerte Verfolgungsjagden und Einzelkämpfe sowie adrenalingeladene, größenwahnsinnige Stunts setzt und in seiner beinahe comichaften Absurdität sämtliche Grenzen der Logik und Physik vollständig aushebelt.
Auch wenn nach wie vor nicht jeder Darsteller im Cast als ernstzunehmender Schauspieler durchgeht, stimmt die Chemie zwischen allen Beteiligten und der Spaß an dem abgefahrenen Treiben überlagert die emotionalen Momente immer noch. Dass Charmebolzen The Rock diesmal nur ungefähr 15 Minuten Screentime hat, wird fast durch Jason Statham als Antagonist ausgeglichen, der mit sichtlicher Spielfreude aufdreht und dem Team als stoische Ein-Mann-Armee immer wieder mächtig einheizt.
Insgesamt also klar ein Film, der sich an die Fangemeinde der Reihe richtet. Die bekommen dann auch spätestens mit dem emotionalen, tollen Schluss einen äußerst emotionalen Abschied von Paul Walker geboten, dessen Tod zumindest im Kontext des Films mit angemessener Würde behandelt wurde und "Furious 7" zu einem rundum stimmigen Abschluss der Reihe machen würde.
Tore ist einer dieser sogenannten "Jesus Freaks". Gemeinschaften von jüngeren, christlichen Punks, die Zugehörigkeit und Zusammenhalt in ihrem unerschütterlichen Glauben suchen. Durch eine zufällige Begegnung wird Tore bei einer Familie aufgenommen, die ihn zunächst harmonisch bei sich integrieren.
Was passiert, wenn verbissene Glaubenswerte und atheistisch-sadistische Abgründe schließlich in voller Extreme aufeinanderprallen, ergründet Katrin Gebbe in ihrem Regiedebüt.
Frei nach einer wahren Begebenheit geht Gebbe in ihrer Erzählung dabei keine Kompromisse ein und quält Tore nach einem langsamen Einstieg durch ein erschütterndes Martyrium, bei dem man sich als Zuschauer hin und wieder fast schon zum Hinsehen zwingen muss.
Neben dem nüchternen Realismus, den die Regisseurin nur durch gelegentliche Unschärfe-Effekte und andere Kniffe aufbricht, bleibt vor allem die mehrdeutig auslegbare Situation im Film selbst nachhaltig hängen.
Ist Tore ein verblendeter, fast schon gestörter junger Mann, der eigentlich dringend Hilfe nötig hätte oder ist sein aufopferungsvolles Verhalten ein beachtliches Denkmal? Steckt hinter manchen Aussagen von Familienvater Benno über Religion als scheinheilige Schutzrechtfertigung für die Schwachen nicht auch ein Funken Wahrheit, trotz seiner fast schon perversen Gewaltakte, die er ansonsten ausübt?
Katrin Gebbe gibt keine klaren Antworten in "Tore tanzt", lässt die zahlreichen ungemütlichen wie unsubtilen Szenen für sich stehen und schießt in ihrer Darstellung von charakterlichen Extremen an mancher Stelle etwas über das Ziel hinaus. Ein mutiger, provokanter Film mit viel Diskussionspotential und intensiven Schauspieldarbietungen ist ihr damit aber trotzdem gelungen und man darf sich wünschen, dass sie sich ihren Biss für kommende Projekte bewahrt.
David Robert Mitchell hat es geschafft. Mit "It Follows" pumpt der Regisseur dem Horror-Genre, welches die letzten Jahre im Sterben liegt und von einfältigem Einheitsbrei überflutet wird, neues Lebensblut durch die Adern.
Indem er das Genre vollständig ernst nimmt und versteht, worauf es bei einem Horror-Film wirklich ankommt, gelingt Mitchell ein atmosphärisch durchgängiger Höhenflug. Anstatt genervt von einem billigen Jump-Scare zum nächsten geschleudert zu werden, kreiert der Regisseur ein unglaublich beklemmendes Szenario zwischen unaufhörlicher Paranoia und blanker Panik.
Die träumerisch-melancholische Coming-of-Age-Stimmung aus seinem Debüt "The Myth of the American Sleepover" überträgt er dabei mühelos in den Horror-Bereich und bietet einem liebenswürdige Charaktere, deren Verhaltensweisen glaubwürdig und nachvollziehbar erscheinen sowie ein zeitloses Setting, bei dem erneut nicht genau erkennbar ist, in welchem Jahrzehnt man sich überhaupt befindet und sowieso unterschiedlichste Stile in Sachen Kleidung und Requisiten ineinander übergehen.
Bereits der fantastische, verstörende Einstieg gibt die Marschrichtung vor, in der sich der Streifen fortbewegen wird. Großartige Bilder, bei denen vor allem die bedächtigen 360°-Schwenks und zahlreiche ausgeklügelt gewählte Perspektiven begeistern, ein pulsierend-dreschender Score von Disasterpeace und eine nervenzerfetzend spannende oder beunruhigende Situation nach der anderen bestimmen das Gesamtbild von "It Follows". Dabei ist vor allem das Konzept der Geschichte selbst so kreativ. Der Schrecken kann praktisch nie ein richtiges Ende finden und trotz des fast vollständigen Verzichts auf Gewalt brodelt es unentwegt an allen Ecken und Enden.
Künstlerisch durchdachter Horror mit äußerst viel Liebe zum Detail, wie man ihn viel zu selten zu sehen bekommt. "It Follows" wird dem Hype tatsächlich gerecht, erzeugt ständig Angst und reißt einen vom überragenden Einstieg, über den gekonnten, atmosphärischen Mittelteil bis hin zum furios-verwirrenden Schlussakt mit.
Den stilistischen Weg, den der junge Nicolas Winding Refn damals 1996 mit seinem Untergrund-Debüt "Pusher" einschlug, ging er mit dem darauffolgenden "Bleeder" weiter.
Erneut erzählt Refn die Geschichte von verlorenen oder gescheiterten Existenzen, von heruntergekommenen Typen, die allesamt im Moloch von Kopenhagen umhertreiben.
Anstelle eines knallharten Gangster-Thrillers konzentriert sich der Regisseur hier aber stärker auf die dramatischen Aspekte seiner Handlung, beleuchtet die einzelnen Charaktere glaubwürdig und nimmt sich immer wieder Zeit für Zwischenmenschlichkeit inmitten der mitunter dargebotenen Gewalt und Abscheu.
Besonders auffällig sind die Bezüge zu seinem eigenen Leben, wodurch "Bleeder" vermutlich zum bis dato selbstreflexivsten Werk in Refn´s Schaffen wird. Die extrem ausgeprägte Leidenschaft gegenüber Filmen, das orientierungslose Verantwortungsbewusstsein im Angesicht eines sich anbahnenden Familienlebens und die mysteriöse Faszination gegenüber Gewalt und vor allem ihrer Entstehung sind einige der Themen, die Refn hier einbringt und die ihn spürbar selbst bewegen.
Durchzogen von der schroffen Handkamera-Ästhetik und mit einem starken Hang zu authentischen Dialogpassagen manövriert der Regisseur seine Figuren durch verschiedene Gefühlslagen, verschiebt die Empfindungsweisen des Zuschauers gegenüber diesen und steuert allmählich auf einen schockierenden sowie tragischen Höhepunkt zu, an dessen Ende Verzweiflung und Hoffnung gleichermaßen ihren Platz finden.
Schön geschriebener Artikel. Für mich ist Paul Thomas Anderson neben Nicolas Winding Refn aktuell der beste aktive Regisseur. Alles Gute und mach die nächsten Jahr(zehnt)e einfach so weiter, dann ist das mit dem Status des "neuen Stanley Kubrick" gar nicht mal mehr so unwahrscheinlich.
"I welcome judgement"
Toller Auftakt. Nic Pizzolatto beweist weiterhin, dass er momentan einer der begnadetsten Autoren der Serien-Landschaft ist. Neben dem gewohnt depressiv-runterziehenden Stil gefallen auch die kleinen selbstreferentiellen Momente in der Folge (Das "Verhör" von Ray, Frank´s Kommentar zu dem Korruptions-Artikel). Die Regie von Justin Lin war gut, wenn auch bislang nicht so intensiv wie die Wahnsinnsarbeit von Fukunaga.
Natürlich war das alles noch ein gemächlicher Einstieg, mit sehr viel Charaktereinführung, aber das ist bei diesmal gleich vier Hauptfiguren einfach nötig. Schauspielerisch haben alle abgeliefert, wobei Farrell erwartungsgemäß nochmal ordentlich heraussticht.
Der Grundstein dürfte jetzt gelegt sein, alle wichtigen Figuren sind vereint und die Konflikte zwischen den Charakteren dürfte irgendwann mächtig ins Rollen kommen.
Ich bin direkt wieder an Bord und freu mich riesig auf den Rest der Season.
Der Kriminalfall in "Sun taam" ist mehr als zweitrangig. Das banale Rätsel um einen verschwundenen Polizisten, mit dessen ebenfalls verschwundener Dienstwaffe unterschiedliche Raubüberfälle verübt wurden, wird viel zu früh aufgelöst und bietet praktisch keinerlei Spannungswert.
Johnnie To, einer der meistgeschätztesten Regisseure Hongkong´s, setzt lieber auf den völlig verschrobenen Protagonisten, der Fälle auf unorthodoxe Weise löst, innere Dämonen der Menschen sehen kann und auch selbst schizophrene Probleme zu haben scheint.
Das Spiel mit verschiedenen Realitätsebenen und Bewusstseinszuständen, welches den Inhalt vollständig dominiert, macht aus "Sun taam" aber eben noch lange keinen guten Film. Viel zu bemüht auf skurril und wirr getrimmt ergibt sich nie ein stimmiges Gesamtbild, geschweige denn ansatzweise mitreißende Unterhaltung.
Durch die handwerklich stilsichere Umsetzung, die man von To eigentlich immer erwarten darf und ein paar wenige gelungene Momente rettet der Regisseur sein Werk gerade noch so vor der kompletten Belanglosigkeit. Über pures, belangloses Mittelmaß kommt er mit diesem Hybriden aus Hard-Boiled-Parodie, Schizo-Paranoia, Charakterdrama und Verwirrungs-Geschwurbel nicht hinaus.
Vorfreude wäre noch untertrieben. Pure Euphorie beschreibt meinen Gemütszustand schon eher, wenn ich an die neue Season denke :D
Ganz klein und unscheinbar erscheinen die ersten Namen der Darsteller, wenn "Victoria" beginnt. Direkt im Anschluss stürzt sich die Kamera mitten in flackernde Stroboskoplichter und drückende Electro-Beats, bis sie bei der titelgebenden Protagonistin inmitten eines Berliner Nachtclubs angelangt ist.
In den folgenden 135 Minuten wird die Kamera dabei nicht mehr zur Ruhe kommen, denn Regisseur Sebastian Schipper hat sich das größenwahnsinnige Ziel gesetzt, seine verschlungene, schicksalsträchtige Reise durch das Berliner Nachtleben in einer einzigen Einstellung und in Echtzeit durchzuziehen.
Während ihm hierdurch bereits auf formaler Ebene ein innovativer filmischer Triumph gelingt, verkommt die außergewöhnliche Inszenierung von "Victoria" dabei aber keineswegs zu einem prahlerischen Gimmick. Viel mehr ist sie der ausschlaggebende Impuls, der die Sogkraft dieses Streifens versprüht.
Bei der schlicht gehaltenen Geschichte durchziehen kleine Gesten, verschwommene Sehnsüchte, zärtliche Gefühlseinschübe, nackte Panik und schweißtreibendes Adrenalin den Handlungsfluss klarer als ein logisch strukturiertes Handlungsmuster.
Schipper nutzt die Ecken und Kanten seines Werks, welches durch auffällige Improvisation und dadurch erstaunliche Authentizität begeistert und mit einigen äußerst intensiven Höhepunkten fesselt, um zusammen mit der unvermittelten, ruhelosen und ausdauernden Inszenierungsweise einen ungewohnten, für den Zuschauer selbst sogar mitunter physisch kräftezehrenden Filmfluss zu erzeugen, der im innovationsarmen Sektor des deutschen Films in der Tat ein Novum darstellt.
Hinzu kommt noch, dass hier neben Laia Costa und Frederick Lau, die jeweils für sich und vor allem im Zusammenspiel eine unglaubliche Ausstrahlung entfalten, wirklich jeder einzelne Schauspieler absolut hervorragend in seine Rolle passt und den unverfälschten, lebensnahen Gesamteindruck des Streifens massiv unterstreichen.
"Victoria" ist nicht perfekt. Wie auch, bei einem Konzept, welches die Perfektion geradezu ausradiert. Der ausgedehnte Einstieg, der aber von bedeutender Wichtigkeit ist für die Figurenzeichnung, und einige Handlungsverläufe im letzten Drittel, welche die rationale Logik stark biegen, dürften zusammen mit der wackeligen Kamera und dem pausenlosen, schnittbefreiten Erzählfluss einige Zuschauer vor den Kopf stoßen. Wer sich allerdings voll und ganz einlässt auf dieses energiegeladene, mit purer Spiel- und Inszenierungsfreude sowie echtem Lebensgefühl vollgepackte Romantik-Thriller-Drama der besonderen Art, wird "Victoria" ebenso schnell verfallen wie Sonne, Boxer, Blinker und Fuß.
"Hot Girls Wanted" ist eine dieser Dokumentationen, die vielleicht gut gemeint sind, aber letztlich durch eine ärgerliche Herangehensweise am Thema vorbeischießen.
Was ein aufschlussreicher, differenzierter Blick hinter die Kulissen der Amateur-Porno-Industrie hätte sein können, wird durch die schrecklich einseitige Betrachtungsweise zu einem regelrechten Dilemma. Dass die Frauen in den Filmen oftmals miserabel behandelt werden und natürlich alles andere als Spaß vor der Kamera haben, dürfte jedem klar sein und wird hier zumindest ansatzweise gerechtfertig angeprangert. Gezeigt werden letztlich aber nur die wirklich naivsten und blauäugigsten Beispiele.
Auf der einen Seite wird in feinster US-Manier familientreue Prüderie aufgezeigt, während andere Aufnahmen grotesk oberflächliche Ausschweifungen der Darstellerinnen hinter den Kulissen zeigen, die ebenso aus MTV-Produktionen der Marke "My Super Sweet 16" stammen könnten.
Pornos werden ohnehin als die Wurzel allen Übels verteufelt und führen für die Darstellerinnen zu nichts außer seelischer Armut, körperlichem Missbrauch, Missgunst in der Gesellschaft und Abhängigkeit von Geld sowie einem luxuriösen Lifestyle.
Eine Dokumentation, auf die die katholische Kirche kaum stolzer sein könnte.
Für die meisten Menschen ist Schlaf für gewöhnlich etwas angenehmes. Wer dagegen selbst schon einmal Erfahrungen mit Schlafproblemen gemacht hat, wird es vor allem psychisch nachvollziehen können, dass pure Angst vor dem zu Bett gehen zur Normalität werden kann.
Rodney Ascher, der zuletzt mit seiner unterhaltsamen, interessanten sowie kuriosen Dokumentation "Room 237" Verschwörungstheorien über Kubrick´s Meilenstein "The Shining" beleuchtete, widmet sich nun in "The Nightmare" Extremfällen der sogenannten Schlafparalyse.
Acht verschiedene Menschen berichten von ihren regelmäßigen Erfahrungen, in denen sie sich auf der Schwebe zwischen Wachzustand und Tiefschlaf befinden. Wie gelähmt werden sie bei völligem Bewusstsein Zeugen beängstigender Vorfälle, bei denen sie vor allem von meist schattenhaften Gestalten heimgesucht werden.
Ascher verpackt die Erzählungen und Schicksale der einzelnen Personen in fiktiv inszenierte Sequenzen, aus denen praktisch die gesamte Dokumentation besteht und die parallel zu den realen Schilderungen ablaufen.
Dabei erreicht der Streifen, der überwiegend eher wie ein intensiver Horrorfilm wirkt, eine ungemeine Intensität und beachtliche Schauer-Atmosphäre. Einige der Erlebnisse sind geradezu verstörend und wer sich ernsthaft für die Thematik interessiert oder vielleicht sogar selber Erfahrungen damit gesammelt hat, wird hier mit Sicherheit fasziniert eintauchen.
David Robert Mitchell, mittlerweile durch seinen euphorisch aufgenommenen Horror-Hit "It Follows" vielen Leuten ein Begriff, hat mit "The Myth of the American Sleepover" ein Debüt gedreht, das mit Horror noch so gar nichts zu tun hat.
Viel mehr ist dieses Werk ein Coming-of-Age-Porträt der einfühlsameren Sorte, mit dem sich Mitchell direkt eine völlig eigene Handschrift aneignet. Es sind viele kleine Elemente, die den Film so originell und trotzdem vertraut sowie sympathisch erscheinen lassen.
Dass es dem Regisseur ausschließlich um die heranreifenden Teenager geht, welche die sparsam reduzierte Handlung bevölkern, macht Mitchell bereits konsequent deutlich, indem er Erwachsene oder Eltern komplett ausklammert aus seiner verträumt-sensiblen Erzählweise. Ein zusätzlich besonderer Faktor ist die unklare zeitliche Verortung seines Settings, bei dem offen bleibt, in welchem Jahrzehnt der Film überhaupt angesiedelt ist.
Alleine durch solch kleine Details schafft es Mitchell bereits, seinen Film in eine besondere Atmosphäre zu hüllen, die durch die zahlreichen Laiendarsteller, welche umso sympathischer und authentischer erscheinen, noch verstärkt wird.
Auf eine stringente Handlung verzichtet der Regisseur dabei ebenso wie auf klassische Spannungselemente. Ganz ruhig und entspannt konzentriert er sich lieber auf schöne Momentaufnahmen, auf erste Zärtlichkeiten und Gefühlsschwankungen zwischen den Teenagern sowie die ganz normalen Schwierigkeiten des Heranwachsens und dem langsamen Dahinschwinden der unbelasteten Jugend.
So erzeugt David Robert Mitchell mit seinem "The Myth of the American Sleepover" auf den ersten Blick einen weitestgehend recht unspektakulären und nicht gerade aufregenden Film. Durch sein Talent für toll gefilmte Aufnahmen, eine originelle Erzählweise und die richtige Mischung aus Charme, Atmosphäre und authentischem Lebensgefühl schuf der Regisseur dennoch eine kleine Perle, die sich vor allem für Freunde kleinerer Indie-Werke lohnt.
Nachdem er vom großen Hollywood-System geschluckt und scheinbar wieder ausgespuckt wurde, kehrt Joe Carnahan mittlerweile zu seinen früheren Wurzeln zurück.
"Stretch" ist einer dieser Filme, die wirken, als kämen sie 10-15 Jahre zu spät und wären besser in der Ende 90er/Anfang 00er-Ära aufgehoben, in welcher eine selbstironische Gangster-Komödie nach der anderen produziert wurde.
Zwischen einigen zu flach geratenen, nicht wirklich zündenden Gags, mal mehr, mal weniger plump eingestreuten Cameo-Auftritten und einer sehr simpel gestrickten Handlung kommt sie aber auch hier immer wieder zum Vorschein, die liebenswerte Seite von Carnahan.
Der Regisseur bringt in seinem wirklich straff durchgezogenen Tempo letztlich doch einige irrwitzige Ideen unter, in denen das ungezügelte Chaos regiert, bei dem Carnahan an sympathische Eskapaden seiner "Smoking Aces"-Zeiten anknüpft. Ebenfalls schön mit anzusehen sind die Schauspielleistungen, bei denen die Darsteller mit sichtlicher Freude aufdrehen (Patrick Wilson und Chris Pine sind so unterhaltsam wie lange nicht mehr). Zusammen mit der handwerklich überzeugenden Inszenierung wird aus "Stretch" so ein kurzweiliges Sehvergnügen, bei dem der Spaß an der überdrehten Situationskomik und den spritzigen Performances schließlich so manche negative Aspekte glättet.
Originell geht anders, doch Carnahan zieht sein Ding mit Herzblut durch und lässt sich hoffentlich auch aufgrund schrumpfender Budgets und strikter Direct-to-DVD-Auswertungen nicht unterkriegen.
"Horsehead" ist ein weiterer Vertreter der französischen Horror-Bewegung, von denen in den letzten Jahren einige für breitere Aufmerksamkeit sorgten.
Während diese vor allem durch ihre explizite Härte geprägt waren, geht Regisseur Romain Basset in seinem Debüt einen anderen Weg. Sein Film spart Brutalität weitestgehend aus und verzichtet glücklicherweise auch auf generische Schockeffekte.
Basset setzt stattdessen auf psychologisch getriebenen Horror, der sich vor allem auf der Bildebene abspielt und auf einer mysteriös-surrealen Inszenierungsweise aufbaut. Die Grundhandlung wird daher komplett um das Thema des luziden Träumens herum errichtet und beschäftigt sich mit einer jungen Studentin, die durch eine spezielle Traumtechnik ein dunkles Geheimnis innerhalb ihrer Familie ergründen möchte.
Die Traumsequenzen, die einen wesentlichen Teil des Films ausmachen und mit denen Basset sein Werk förmlich zukleistert, sind zwar handwerklich gut gestaltet, leiden allerdings unter einem Mangel der Abwechslung und Intensität. Schön anzuschauen sind sie zwar allemal, wirklich gruselig oder furchteinflößend ist "Horsehead" aber nie.
Viel zu eintönig schleudert der Film einem lose eine bizarre Sequenz nach der anderen entgegen, schafft es aber nicht, diese mit einem Spannungsbogen zu verknüpfen. So ist die Luft leider viel zu schnell raus und der eigentliche Kern der Geschichte, der ebenfalls nicht allzu überraschend ausfällt, ist früh aufgedeckt. Danach schleppt sich der Film bemüht zu einem mehr als enttäuschenden Ende. "Horsehead" ist somit trotz einer sympathischen Hauptdarstellerin und der eingeschlagenen Richtung, die eher um klassisch atmosphärischen Horror bemüht ist, ein extrem mäßiger, redundanter Genre-Beitrag, bei dem bis auf einige schicke Bilder und Sequenzen kaum etwas hängenbleibt.
Ein Kung-Fu-Cop, der durch die Zeit zurückreist, um den Kung Führer Adolf Hitler zu töten und dabei noch auf Wikinger, Thor und Dinosaurier trifft.
"Kung Fury" ist eine durch Kickstarter finanzierte Reminiszenz an sämtliche 80er-Markenzeichen, vor allem popkultureller Herkunft, und ein völlig albernes Trash-Fest für Fans überzogen brutaler Nonsense-Orgien. Die Optik, welche eher an gerenderte Videospiel-Sequenzen erinnert, und der nette Synthie-Soundtrack sorgen rein atmosphärisch dafür, die Stimmung der Ära zu reproduzieren.
Ist der mit seinen 30 Minuten kurz geratene Streifen vor allem anfangs noch mit einigen amüsanten Späßchen gespickt, macht der spätere Zeitreise-Teil bestehend aus abgenutzten Trash-Klischees und platten Dialogen ohne wirklich zündenden Witz nur noch halb so viel Spaß wie der skurrile, gelungene Einstieg in der Gegenwart.
Insgesamt hinterlässt "Kung Fury" so eher den Eindruck einer recht netten Fanboy-Fantasie ohne wirklich spektakulären Eigenwert, deren sympathische Ansätze sich trotz kurzer Laufzeit viel zu schnell abnutzen.
Highlight: Triceracop
"Everly" von Joe Lynch steckt voller schöner Ansätze. Salma Hayek steht die Hauptrolle der feurigen Kämpfer-Amazone wirklich gut und sie ist es auch, die das lückenhafte Gesamtkonstrukt mit ihrer starken Leistung zusammenhält.
In seinen gelungensten Momenten zelebriert der Regisseur comichaft überzeichnete Brachial-Action, in der sich schwarzhumoriger Splatter und druckvolle Choreographie die Hand reichen.
Nach einem passend wilden Einstieg beginnt sich der Streifen allerdings zunehmend selbst zu sabotieren, was in erster Linie dem unentschiedenen Drehbuch anzukreiden ist.
"Everly" will ironisch-überdrehte Achterbahnfahrt und gefühlvolle Charakterbeziehungen gleichwertig unter einen Hut bringen, was zwangsläufig zum Scheitern verurteilt ist aufgrund einiger grenzdebiler Dialoge, nervig auf möglichst skurril ausgelegte Einschübe (der Auftritt des Sadisten) und dem fehlenden Gespür für die nötige Balance beider Stil-Ausrichtungen.
Lynch beweist definitiv handwerkliches Geschick im Hinblick auf die verdichtete, konzentrierte Art, mit der er das räumlich eingeschränkte Setting ausnutzt. Letztlich bleibt aber auch er ein Unterlegener des ihm zur Verfügung gestellten Drehbuchs, welches das furiose Konzept immer wieder störend ausbremst, zerdehnt und vorhandene Charakterentwicklung sowie emotional eingestreute Höhepunkte spärlich verpulvert.