Patrick Reinbott - Kommentare
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Alle Kommentare von Patrick Reinbott
Nach dem völlig belanglosen, uninspirierten Fehlschlag "A Dangerous Method", der erste in der Karriere des Regisseurs, fing man an, sich ein wenig um David Cronenberg zu sorgen. Zu groß waren die Befürchtungen, dass er jetzt im fortgeschrittenen Alter zukünftig womöglich nur noch auf solch einem seichten, enttäuschenden Niveau agieren würde.
Mit "Cosmopolis" findet Cronenberg allerdings direkt wieder zu alter Form zurück. Seine radikale, unbequeme wie sperrige Mischung aus Kapitalismuskritik und beängstigender Charakterstudie polarisiert nach wie vor und hat mindestens genauso viele Gegner wie Verehrer.
Einen großen Anteil daran trägt die Buchvorlage von Don DeLillo, deren Dialoge Cronenberg praktisch 1:1 in sein Drehbuch übernahm. In Verbindung mit der theaterhaft-kammerspielartigen Inszenierungsweise erzeugt Cronenberg so eine äußerst artifizielle, befremdliche Oberfläche, die bereits früh viele an ihre Geduldsgrenze bringen dürfte.
Während der junge Multimilliardär Eric Packer in seiner Limousine durch New York unterwegs ist, um sich bei seinem bevorzugten Friseur die Haare schneiden zu lassen, steigen immer wieder Angestellte seines Unternehmens zu. Diese dialoggetriebenen Episoden inszeniert der Regisseur isoliert voneinander, genauso isoliert wie der Innenraum der Limousine, die Packer von der Außenwelt trennt, welche im Laufe des Tages fast schon apokalyptische Zustände annehmen wird.
Auch wenn er seiner treuen Fangemeinde in seinem Spätwerk fleischliche Metaphern und Body-Horror-Eskapaden weiterhin verweigert, legt Cronenberg das verdorbene Wesen des Kapitalismus schonungslos offen, seziert in den zwischen (Pseudo-)Philosophie und unsinniger Nichtigkeit schwankenden Dialogen das Innere der Figuren, wobei sich früh offenbart, dass praktisch jeder, vor allem Hauptfigur Eric Packer, eigentlich nur noch eine leere Hülle ist. Substanzlose Körper, die in ihren Gesprächen völlig aneinander vorbei reden oder trotz der intellektuell wirkenden Phrasen nur Schwachsinn von sich geben. Stück für Stück verdichtet Cronenberg die Atmosphäre immer stärker, während sich Packer immer mehr auf eine Katastrophe zubewegt, wobei ihm der Kontrollverlust und die drohende Gefahr ein völlig neues Gefühl von Freiheit verleihen. Cronenberg lässt den Zuschauer langsam eintauchen, in diese leere Figur, deren Alltag sonst von minutiösen, digitalen Zahlenüberwachungen und täglichen Arztkontrollen bestimmt wird. Da ist es fast schon ein Meta-Schachzug, die Figur von Packer mit Robert Pattinson zu besetzen, der seinen größten Durchbruch als Vampir in einer Teenager-Reihe feierte und hier wiederum als blasses, ausdrucksloses Mysterium fasziniert.
Die Vorlage von Don DeLillo, der fast schon prophetisch den Kollaps des Finanzsystems beschrieb, münzt Cronenberg dabei zu einem surrealen Spiegel der gegenwärtigen Zustände um, in der sich Menschen von dem Gedanken amüsieren lassen, dass die Ratte die neue Währungseinheit werden könnte.
David Cronenberg ist mit "Cosmopolis" zu alter Größe zurückgekehrt und hat einen seiner sperrigsten, unbequemsten Filme seit einer ganzen Weile geschaffen. Der apokalyptische Trip durch das finstere Herz des Kapitalismus und völlig entleerte Existenzen ist nicht immer einfach zugänglich, fasziniert durch die außergewöhnliche Vorgehensweise des Regisseurs aber ungemein und bietet zahlreichen Stoff für Diskussionen.
"Eastern Promises" zählt im gesamten Schaffen von David Cronenberg sicherlich zu seinen konventionellsten Werken.
Völlig ohne irgendwelche Symbolik, interpretationslastige Einlagen oder mehrdeutige Anleihen komponiert der Regisseur zusammen mit dem im positiven Sinne schwerfälligen Score von Howard Shore, den stilvollen Bildern von Peter Suschitzky und auf Basis des Drehbuchs von Steven Knight eine wehmütige Crime-Ballade, die in erster Linie aufgrund der unglaublich dichten Atmosphäre und den mitreißenden Darstellern begeistert.
Auffällig ist vor allem der Besetzungs-Clou von Cronenberg, bei dem er drei der russischen Figuren mit Viggo Mortensen, Vincent Cassel und Armin Mueller-Stahl, also einem Amerikaner, einem Franzosen und einem Deutschen besetzt. Dieses Vorgehen funktioniert hervorragend und alle drei füllen ihre Rollen beeindruckend aus und sprechen das mit starkem russischen Akzent versehene Englisch auf den Punkt genau. Vor allem Viggo Mortensen, dessen Kollaboration mit Cronenberg schon im vorherigen "A History of Violence" prächtig floriert hat, legt hier wieder eine Präsenz vor, die ihresgleichen sucht.
Inhaltlich bietet Cronenberg dem Zuschauer eine Mischung aus straightem Thriller, präzise beobachteter Studie des Russenmafia-Milieus und sorgfältig gezeichneten Figuren, die allesamt im Laufe des Films vielfältige Charakterzüge offenbaren und am Ende vor allem auf Seite der Russenmafia niemand mehr so betrachtet werden kann, wie zu Beginn des Films.
Auf markante Weise setzt der Regisseur auch hier wieder auf spärlich eingestreute Gewalt, die in ihrer realistischen Härte an die Substanz geht. Vor allem die berüchtigte Sauna-Szene brennt sich mit ihrer rohen Intensität direkt in den Kopf des Betrachters ein. Cronenberg macht jeden Messerschnitt, Faustschlag und Knochenbruch fast schon persönlich nachfühlbar und liefert ein handwerkliches Glanzstück ab, das sich nochmal deutlich aus dem durchwegs hochklassig inszenierten Thriller-Drama abhebt.
Auch wenn sich David Cronenberg inhaltlich insgesamt noch stärker dem Mainstream annähert, ist seine düstere, melancholische Crime-Ballade "Eastern Promises" aufgrund der souveränen Handschrift des Regisseurs, den fantastischen Darstellern und der zum Schneiden dichten Atmosphäre ein Genre-Leckerbissen geworden, der aufgrund der kompromisslosen Gangart von Cronenberg trotzdem viele Anhänger eher konventionellerer Filme abstoßen könnte.
Es lässt sich nur schwer abstreiten, dass die Filme von David Cronenberg ab dem Beginn der 2000er im Vergleich zu seinen früheren Werken andersartig daher kommen. Das bedeutet allerdings nicht, dass der mittlerweile als Altmeister zu bezeichnende Regisseur auch nur im geringsten abgebaut hat, was er mit seiner brillanten Studie der Gewalt und Verdrängung namens "A History of Violence" eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Zunächst gräbt sich Cronenberg gemeinsam mit dem Zuschauer in eine scheinbare Idylle des harmonischen Vorstadtlebens wie aus dem Bilderbuch am Beispiel einer perfekt intakt wirkenden Familie. Gemeinsames Frühstücken, liebevolle Momente von Eltern mit ihren Kindern, verspielter Sex zwischen dem Ehepaar suggerieren das oftmals angepriesene Bild des amerikanischen Traums.
Die Schatten der Vergangenheit lassen aber nicht lange auf sich warten und so zeigt Cronenberg durch Momente unvermittelter, hässlicher Gewalt und so manche brisante Enthüllungen, dass hier fundamentale Werte auf Lügen basieren. Indem sich Menschen selbst belügen, ihre wahre Identität unterdrücken und Gewalt als natürlichen Faktor unserer Gesellschaft verleugnen, nimmt die unvermeidbare Spirale aus Brutalität und Tragik nur noch stärker ihren erschütternden Lauf.
In seiner intensiven Kombination aus fast schon provokativ höhepunktvermeidendem Thriller, tiefschürfender Charakterstudie und präziser Dekonstruktion von konservativen Wertevorstellungen ist dem Regisseur mit der Unterstützung der fantastischen Darsteller, allen voran ein vor allem mimisch absolut überragender Viggo Mortensen, erneut ein hervorragender Film gelungen, der klassische Elemente aus dem gewohnten Œuvre von Cronenberg streicht, sein Schaffenswerk aber nichtsdestotrotz mit einem weiteren Highlight bereichert, das man gesehen haben sollte.
Ein Film, so schlüssig und einleuchtend wie eine Schreibmaschine, die sich urplötzlich in einen sprechenden Käfer verwandelt. Für "Naked Lunch" nahm sich David Cronenberg den gleichnamigen Roman von William S. Burroughs, einer seiner Lieblingsautoren, und schuf eine einzigartige Kombination aus Adaption und biographischer Huldigung, die aufgrund ihrer surrealen, bizarren Machart aus der ohnehin bereits außergewöhnlichen Filmographie des Regisseurs nochmals hervor sticht.
Da der Film eindeutig vielseitig interpretierbar ist, lässt sich nur ein ungefähres Handlungsgerüst ausmachen. Inmitten von süchtig machendem Insektengift, merkwürdigen Insekten und anderen Kreaturen, sprechenden Käfern, Doppelgängern und einer mysteriösen Geheimorganisation wandelt der erfolglose Schriftsteller William Lee, lose basierend auf dem realen William S. Burroughs, in den 50er Jahren durch ein hypnotisierendes Labyrinth zwischen Drogenparanoia, Schuldgefühlen nach dem versehentlich begangenen Mord an seiner Frau, unterdrückter Bisexualität und belastenden Schreibblockaden.
Diesen berauschenden Trip visualisiert Cronenberg souverän mit absolut fantastischen Effekten, unglaublichen Bildern, wilder Jazz-Musik und irritierenden Dialogen, die ein stetiges Gefühl von Ungewissheit, Verwirrung, Schockiertheit oder amüsierendem Irrsinn vermitteln. Es ist definitiv einfacher, von diesem Streifen frustriert zu werden, als ihn vollständig akzeptieren oder verehren zu können, doch nimmt er einen erstmal gefangen, lässt er sich schwer wieder abschütteln aufgrund der einzigartigen Eindrücke, vielschichtigen Hintergedanken und seiner faszinierenden Atmosphäre.
Zusammen mit einem exzellenten Peter Weller in der Hauptrolle, der seine Hauptfigur perfekt zwischen Wahnsinn und Verzweiflung spielt, schuf David Cronenberg mit "Naked Lunch" einen bahnbrechenden Trip zwischen Realität und Rausch, welcher zu seinen allerbesten, aber auch polarisierendsten Werken zählt.
Mit der Adaption der Vorlage von Stephen King bedeutete "The Dead Zone" erstmalig eine deutliche Kursänderung für David Cronenberg.
Fernab typischer Body-Horror-Extremen konzentriert sich der Regisseur voll und ganz darauf, das Buch von King adäquat in Bilder zu fassen. Entstanden ist so ein tragisches, melancholisches Charakterstück, welches passgenau auf den großartigen Christopher Walken zugeschnitten ist.
In einem recht unaufgeregten, zurückhaltenden Stil erzählt Cronenberg die Geschichte eines Mannes, der nach einem Autounfall und anschließend langjährigem Koma alles verloren hat, was ihm in seinem Leben etwas bedeutete und diese Verluste unfreiwillig gegen eine übersinnliche, hellseherische Gabe tauscht.
Auch wenn der Film im späteren Verlauf inhaltlich etwas holprig ausgefallen ist, beweist Cronenberg, dass ihm figurenbezogene Stoffe ebenfalls liegen und trotz des Verzichts auf viele seiner markanten Merkmale zeigt der Regisseur, wie sensibel ihm der Fokus auf Charakterführung und tragische Dramatik von der Hand geht.
So mag der Film einige eingefleischte Cronenberg-Fans womöglich irritieren, doch auch ohne abgründige Bilder und ekelhaften Body-Horror offenbart Cronenberg mit "The Dead Zone" seinen Facettenreichtum als Regisseur.
In vollster spürbarer Konsequenz von seinem eigenen damaligen Ehestreit um das Sorgerecht der gemeinsamen Tochter angetrieben schuf David Cronenberg mit "The Brood" einen verstörenden Horror-Thriller, der, wie für den Regisseur mittlerweile gewohnt, so manche unvergessliche Bilder enthält.
Heutzutage blickt der Regisseur etwas kritischer und unzufriedener auf sein damaliges Werk zurück, was sicherlich daran liegt, dass es aus solch gefühlsgetriebenen, fast schon egoistisch motivierten Impulsen erschaffen wurde. An der Qualität des Streifens ändert diese selbstkritische Auffassung allerdings nicht das geringste. "The Brood" wirkt gleichermaßen selbstbewusst inszeniert wie raffiniert strukturiert.
Cronenberg erzeugt von Beginn an eine unbehagliche Atmosphäre und trotz eines eher ruhiger gehaltenen Handlungsflusses sorgt der Regisseur durch gelegentlich schockierende Einschübe und zutiefst mysteriöse Elemente für durchgängige Spannung.
Was hat es mit "Psychoplasmic" auf sich, einer psychotherapeutischen Methode, bei der sich das kranke Innere der Patienten in Form von Geschwüren oder Krankheiten nach Außen kehrt? Wer sind die deformierten, gruseligen Kinder, die Morde begehen? Und wer verbirgt sich hinter der ominösen "Bienenkönigin", die scheinbar für das größte Unheil verantwortlich ist?
Cronenberg liefert in kleinen Dosen Hinweise und neue Entwicklungen, während er einen fürsorglichen Familienvater in einen regelrechten Krieg um seine Tochter schickt, was eine direkte Parallele der persönlichen Situation des Filmemachers darstellt.
Erst im furiosen Finale werden schließlich die großen Geschütze aufgefahren und der Zuschauer wird zum verstörten, irritierten Zeuge eines bizzaren Body-Horror-Fests, an dessen Ende die Frage steht, inwieweit bei einem Ehe-Krieg womöglich die Kinder die größten Leidtragenden sind.
Nachdem er sich mit "Shivers" praktisch durch gerade einmal einen einzelnen Film eine völlig eigene, unverwechselbare Handschrift aneignete, legte David Cronenberg mit "Rabid" einen Streifen nach, der sich ebenfalls auf die Formel aus Horror, Wissenschaft und Gesellschaftsbeobachtung stützt.
Das größte Manko besteht dann darin, dass "Rabid" lediglich wie eine Art Aufguss des vorigen Streifens wirkt. Thematisch und atmosphärisch hat Cronenberg in "Shivers" bereits sämtliche Karten auf den Tisch gelegt. Neue Facetten oder Erkenntnisse der Body-Horror-Thematik des Vorgängers bietet er hier nicht, weshalb es erneut darum geht, dass die Menschheit von einer tollwutähnlichen Krankheit befallen wird, die sie zu zombieartigen Berserkern werden lässt.
Diese Epidemie wird hierbei von einer jungen Frau ausgelöst, Rose, die nach einer neuartigen Operation von einem unstillbaren Blutdurst und einem sonderbaren Stachel unter der Achsel angetrieben in vampiristischer Manier auf Beutefang geht.
Handwerklich ist das auch alles kompetent umgesetzt von Cronenberg, wirkt aber trotzdem nur wie eine lockere Fingerübung, bei der der Regisseur etwas zu stark auf redundante Storyverläufe, blasse Figuren und oberflächliche Handlungsweisen vertraut, durch die der Streifen nie genug in die Tiefe blicken lässt, auch wenn sich einige der dargebotenen Bilder typisch für den Regisseur unvermittelt beim Betrachter einbrennen.
Da die Parallelen einfach zu groß sind, fällt es somit letzten Endes schwer, keine Vergleiche zwischen "Shivers" und "Rabid" zu ziehen. Ersterer war allerdings in sämtlichen Aspekten wesentlich radikaler, dichter, atmosphärischer und präziser gestaltet, weshalb "Rabid" aufgrund der überschneidenden Elemente gelungen, aber weit hinter den Möglichkeiten bleibt.
In "Shivers", dem ersten Werk in Spielfilmlänge von David Cronenberg, lässt sich bereits alles entdecken, was nachfolgende Arbeiten des Regisseurs über weitere Jahrzehnte auszeichnet.
Was Cronenberg unvergleichlich beherrscht, ist die Verschmelzung von ekelerregendem, beinahe trashigem Horror und einem tiefgründigen, mehrdeutigen Anspruch, mit dem sich der virtuose Visionär oftmals als seiner Zeit weit voraus behaupten konnte.
So ist auch "Shivers" ab seinem herrlichen Beginn bis hin zum apokalyptischen, verstörenden Schlussakt eine bizarre, verehrenswerte Orgie, die Cronenberg mit furiosen Montagen und einem bedrückend-befremdlichen Klangteppich kreiert, gekrönt von unglaublichen Effekten, bei denen der Titel des Films Programm ist und es gelegentlich ordentlich auf der eigenen Haut kribbelt.
Ein gleichermaßen unbequemes wie angenehmes Kribbeln, mit dem der Regisseur einen hier durch einen Wohnkomplex führt, in dem ein abstoßender Parasit Bewohner in sexbesessene Zombies verwandelt. In dem die größten Ängste immer noch aus der Veränderung und Deformation des eigenen Körpers resultieren und vor allem gesellschaftliche Normen vollständig aufgelöst werden, sobald sich Menschen in Sex-Orgien gegenseitig förmlich verschlingen.
Da sind es letztendlich fast schon beiläufige, aber nichtsdestotrotz wundervolle Randnotizen, dass Cronenberg hier natürlich mit der seltsamen Parasiten-Krankheit sympathisiert, sie als Chance für neue Strukturen und ein Aufbäumen gegen alteingesessene Gepflogenheiten darstellt und damals schließlich sogar aus seiner Wohnung ausziehen musste, da seine Vermieterin den Film verabscheute.
"That disease is the love of two alien kinds of creatures for each other."
In seinem Low-Budget-Indie-Debüt "Wyrmwood: Road of the Dead" besinnt sich Regisseur Kiah Roache-Turner voll und ganz auf die filmischen Einflüsse, die ihn früher wohl geprägt haben.
Der australische Streifen unterscheidet sich zwar nicht großartig von anderen Genre-Streifen, die auf der aktuellen Zombie-Welle angespült werden, doch die räudige Splatter-Gaudi hält zumindest für Fans des kurzweiligen Endzeit-Zombie-Thrills einige wirklich gelungene Momente parat. Ohne Rücksicht auf Verluste kombinieren die Verantwortlichen Elemente aus älteren Klassikern wie "Dawn of the Dead" oder "Mad Max" und setzen bei ihrer temporeichen Hatz vor allem auf eine rastlose, teilweise etwas zu sehr verwackelte, aber sich ständig in Bewegung befindende Kameraführung, derbe Effekte und viel Action.
Neben den Charakteren, die stellenweise sogar ziemlich charismatisch geraten sind, ist der Mix aus schwarzhumorigem Splatter und ernsthaften, dramatischen Einschlägen allerdings oft nicht richtig gelungen und die Dramaturgie nimmt mitunter fast schon katastrophale Ausmaße an. Vieles wirkt merklich zu übereilt, Figuren wurden nicht sorgfältig genug ausgearbeitet und alles in allem wirkt der Film eher wie ein Aufhänger für weitere Teile, was schlussendlich einen ziemlich halbgaren Beigeschmack hinterlässt.
Eigentlich stimmen bei "Wyrmwood: Road of the Dead" die Zutaten und der Film bietet vor allem für Fans von Zombie-Streifen kurzweilige Unterhaltung mit kernigen Charakteren, einer temporeichen Inszenierung und garstiger Action. Leider wirkt das Drehbuch an vielen Stellen viel zu unausgegoren und es bleibt der schale Eindruck, dass mit diesem Streifen eine Reihe gestartet werden soll, bei der am Ende kaum Potential für mehr aufblitzt.
Kristina Buozyte verfolgt in ihrem experimentellen Science-Fiction-Drama "Vanishing Waves" interessante Ansätze.
Die Geschichte um einen Wissenschaftler, der in die Gedanken einer Komapatienten eintaucht und sich in deren Welten verliert, verspricht einiges an Potential. Dieses setzt die Regisseurin zunächst auch vorbildlich um, indem sie den Zuschauer mithilfe berauschender Bilderfluten und einem überaus eindringlichen Sound-Design in wahre visuelle Trips einlädt, die aufgrund der künstlerisch hochwertigen Gestaltung dazu einladen, vollständig in ihnen zu versinken.
Darf man über die knappe erste Hälfte des Films hinweg also noch fasziniert staunen, kippt dieses Gefühl bereits ab der zweiten Hälfte in völlig andere, negative Empfindungen. Diese Liebesgeschichte der etwas anderen Art, welche die Regisseurin erzählen möchte, bleibt aufgrund ihrer kalten, viel zu überkünstelten Erzählweise erschreckend fremd, berührt einen zu keinem Zeitpunkt und dreht sich schnell nur noch im Kreis, ohne irgendwelche nennenswerten Neuerungen zu bieten. Hinzu kommt ein Hauptprotagonist, der an sich schon relativ unsympathisch wirkt und im Laufe des Streifens durch immer schwachsinnigere, nicht nachvollziehbare Verhaltensweisen für regelrechte Verärgerung sorgt.
Gerade weil hier zur Abwechslung mal wieder eine Frau auf dem Regiestuhl sitzt, könnte man eigentlich meinen, dass eine Liebesgeschichte, die trotz ihrer ungewöhnlichen Prämisse große Gefühle vermitteln möchte, unter einer weiblichen Führung mit dem nötigen Feingefühl und einer gewissen berührenden Emotionalität transportiert wird, doch abseits der großartigen visuellen Gestaltung bleibt "Vanishing Waves" ein großes Vakuum, ein belangloses Nichts, das nur aufgrund der stimmigen ersten Hälfte nicht vollständig abschmiert.
"It´s just money; its made up. Pieces of paper with pictures on it so we don't have to kill each other just to get something to eat."
Es sind dunkle Schatten, die J.C. Chandor in seinem Debüt "Margin Call" von 2011 voraus wirft. Kurz vor der großen Finanzkrise 2008, die Millionen Anleger in den finanziellen und existenziellen Ruin trieb, wirft der Regisseur zunächst einen eingeschränkten, kammerspielartigen Blick auf eine Investmentbank, die kurz vor dem Untergang steht.
In einer uns Zuschauern vermutlich größtenteils abstrakt erscheinenden Welt, in der sich alles nur um Zahlen dreht, die ständig verschoben oder als Gehälter diskutiert werden, zeichnet Chandor mit äußerst gekonnt geschriebenen Dialogen und durch die Unterstützung eines absolut brillant zusammengestellten Casts, in dem sich Hochkaräter wie Kevin Spacey, Jeremy Irons, Stanley Tucci und noch viele weitere ständig die Bälle zuspielen, ein differenziertes Bild von Menschen, die Teil dieses Finanzsystems sind.
Dabei kreiert der Regisseur eine ebenso subtile wie fesselnde Atmosphäre, durch die eine stetige Anspannung über dem Geschehen schwebt, mit dem konkreten Wissen für alle beteiligten Figuren, dass die Katastrophe nicht mehr großartig abzuwenden ist. Ohne konkrete Einteilung in gut und böse zeigt uns Chandor seine Protagonisten, die mit dem Rücken zur Wand stehen und den Blick ungewiss in eine finstere Zukunft richten sowie ihre unterschiedlichen Reaktionen, die von nachvollziehbar bis hin zu unfassbar reichen.
Dabei gewährt einem diese Mischung aus Finanzthriller und zwischenmenschlichem Drama, die sich überwiegend in den kalten Großraumbüros abspielt, einen höchst interessanten, leicht kopflastigen und mitreißenden Einblick in die Mechaniken dieses Systems, in dem Zahlen vorrangig vor Persönlichkeiten rangieren, Mitarbeiter von einem auf den anderen Moment kühl und präzise einstudiert entlassen werden und die eventuell tragischen Schicksale von Millionen nur als Eventualität im Hinterkopf aufschimmern, während dem eigenen Wohl die höchste Priorität zugeschrieben wird.
Auch wenn sich J.C. Chandor in seinem Debüt ruhig sogar noch etwas mehr Zeit hätte nehmen können und manche Aspekte in dem 106-minütigen Werk vielleicht etwas sehr schnell abgehandelt werden, ist "Margin Call" ein präzise geschriebenes, packend inszeniertes und vor allem herausragend gespieltes Drama, das mit seiner drastischen Aktualität und realitätsnahen Brisanz den richtigen Nerv trifft und durch die differenzierte Erzählart weder glorifiziert noch verharmlost. Ein Debüt, das sich also insgesamt mehr als sehen lassen kann.
In der Flut belangloser bis unerträglicher Filmproduktionen aus Deutschland finden sich bei genauerer Suche regelmäßig trotzdem noch Filme, die merklich aus dem Einheitsbrei herausstechen.
"Die Frau des Polizisten" von Philip Gröning ist solch ein Fall, ein mitunter schwer erträgliches Drama, welches aufgrund seiner außergewöhnlichen, formstrengen Machart die Geduld vieler aufs Äußerste strapazieren dürfte.
Die Thematik der häuslichen Gewalt, die das Leben einer Kleinfamilie (Mann, Frau und Tochter) fortwährend verändert und erschüttert, strukturiert Gröning in einzelne Kapitel. Diesen gönnt er mit allerhöchster Seelenruhe jeweils durch Schwarzblenden immer eine Anfangs- und Endeinblendung, was zusammen mit dem ungeordneten, durchgemischten Erzählrhythmus bereits so einige Sehgewohnheiten auf die Probe stellt. Gröning verwendet keine psychologisch tiefgründigen Motive, verweigert jegliche Art von Antworten und setzt in dem überwiegend eher dialogarmen Streifen viel eher auf vielfältig bewertbare Beobachtungen, mit denen er den Zuschauer gedanklich sich selbst überlässt und durch das betont langsame Tempo auch direkt genügend Zeit dafür bietet.
Aufgrund dieser speziellen Erzählweise enthält der Film somit auch viel Licht und Schatten. In den besten Momenten sind einzelne Kapitel unglaublich intensiv und mit ihrer beklemmenden Authentizität wahrlich erdrückend. Wieder andere Kapitel schwanken hingegen zwischen spektakulärer Belanglosigkeit oder prätentiöser Verschwurbeltheit (Gesangseinlagen direkt zur Kamera gerichtet). Handwerklich ist der Film trotz des Verzichts auf jegliche Art von Musikuntermalung sehr abwechslungsreich anzusehen, da Gröning stark auf unterschiedliche Arten der Kameraführung und Position setzt und so durch den Wechsel zwischen beispielsweise langen, statischen Einstellungen oder im extremen Close-Up inszenierte Handkameraaufnahmen für stetige Abwechslung sorgen.
Ebenfalls großartig sind die Darsteller. Der Verzicht auf ein klassisches Drehbuch und der Einsatz von auffälliger Improvisation funktioniert hervorragend und zwischen den Schauspielern entsteht eine unglaublich lebensechte Chemie, die wunderbar anzuschauen ist. Vor allem die kleine Clara, die von zwei Zwillingsdarstellerinnen gespielt wird, ist eine der überzeugendsten Kinderfiguren, die es in letzter Zeit in Filmen zu sehen gab.
"Die Frau des Polizisten" ist bewusst sperrige sowie herausfordernde Filmkunst aus Deutschland. Philip Gröning stellt Geduld und Nerven seiner Zuschauer in dem knapp 3 Stunden langen Drama immer wieder auf eine harte Probe und vergreift sich im Erzählton auch gelegentlich, doch aufgrund einiger wirklich intensiver, erschütternder Kapitel, den wunderbaren Darstellern und einer konzentrierten Inszenierung sowie konsequenten Herangehensweise ist dieser Film eine gleichzeitig angenehme wie anstrengende Abwechslung zu all dem Einheitsbrei, den man sonst so hierzulande geboten bekommt.
Mit "God Help the Girl" hat Stuart Murdoch, Mitglied der Band Belle and Sebastian, sein Film-Debüt gedreht.
Und was soll man von dem Mann natürlich auch anderes erwarten als einen Film, der vollgepackt ist mit Indie-Pop, Tanz-Einlagen und melancholischen Gefühlslagen. Murdoch überträgt den Stil seiner Band voll und ganz in sein Werk und schafft so ein ungewöhnlicheres Coming-of-Age-Porträt, bei dem er vor allem auf Musik-Montagen setzt, durch die der Streifen oftmals eher wirkt wie eine Aneinanderreihung von verschiedenen Videoclips.
Wer die Musik von Belle and Sebastian mag, wird sich hier zwischen all den eingängigen Melodien, gefühlvoll gesungenen Songs und persönlichen Texten mit Sicherheit auf Anhieb wohl fühlen. Auch die Darsteller, vor allem eine durch ihre zierliche, sympathische Art wieder einmal liebenswürdige Emily Browning, machen ihre Sache wirklich gut und fügen sich sehr gut in den Streifen.
Problematisch wird es dann schon mehr abseits der musikalischen Szenen. Die eigentliche Handlung, die ohnehin eher papierdünn geraten ist, kann die 111 Minuten Laufzeit nur mühsam ausfüllen und fühlt sich oftmals an wie eine Überbrückung zwischen den souverän wie leidenschaftlich choreographierten Musical-Szenen. Auch die teilweise sehr aufdringliche Hipster-Attitüde, die sich in vielen Kleinigkeiten wie den poserhaften Bewegungen, den übercool ausgesuchten Outfits und stylisch getragenen Accessoires wiederspiegelt, ist manchmal doch etwas zuviel des Guten.
"God Help the Girl" ist ganz klar das Werk eines leidenschaftlichen Musikers, der die Liebe zu seiner Berufung stimmungsvoll in sein Debüt überträgt. Dass er dabei auf drehbuchtechnischer Ebene noch merklich Luft nach oben lässt, da Figurenzeichnung und Handlung allgemein teilweise etwas oberflächlich und vernachlässigt wirken, verzeiht man Stuart Murdoch dabei gerne und kann aufgrund der sympathischen Songs und der unbeschwerten Performance-Einlagen noch ein Auge zudrücken.
Nur wenige Tage, nachdem er den finalen Schnitt an seinem somit letzten Werk fertig stellte, verstarb Stanley Kubrick. Mit "Eyes Wide Shut" hinterlässt uns Kubrick, ein wahrer Visionär des Mediums sowie brillantes Regie-Genie, allerdings ein mehr als denkwürdiges Abschlusswerk, mit dem er seine beeindruckende Filmographie nochmal um einen faszinierenden Meilenstein bereicherte.
Der Arzt William Harford führt eine scheinbar harmonische Ehe mit seiner Frau Alice. Eines Abends, nach einer gemeinsam besuchten Party und während des genüßlichen Konsums eines Joints, gesteht sie ihm, dass sie schon mal an einen Seitensprung gedacht hatte und dafür ihren Mann mitsamt der gemeinsamen Tochter hinter sich gelassen hätte. Es ist der entscheidende Anstoß für Bill, dessen Weltbild von einer jederzeit treuen, braven Ehefrau erschüttert wird, der ihn zu einer Odyssee durch das nächtliche New York bewegt.
Diese Odyssee, genauso wie den gesamten Film, inszeniert Kubrick als mal sinnliche, mal unheimliche Reise zwischen Bewusstsein, Traum und Andeutungen. Praktisch ab der ersten Minute wird der Zuschauer von der überwältigenden Atmosphäre in den Bann des Werks gezogen. Der von Kubrick bereits gewohnte, perfektionistische Gestaltungswille führt dazu, dass eigentlich jede Szene audiovisuell zu einem absoluten Highlight wird und vor allem die wundervolle Lichtsetzung in Verbindung mit der fantastischen Musik sorgt für unentwegtes Staunen.
Bewegt sich die Handlung zunächst in Richtung eines Ehedramas, entblättert der Regisseur ständig neue Facetten und Schichten, mit denen er sich auf intelligente wie mitreißende Art und Weise grundlegenden Persönlichkeitsaspekten und emotionalen Beweggründen des Menschen annähert, hier vor allem auf der sexuellen Ebene.
Bill´s Odyssee, auf der er mit unterschiedlichen Formen sexueller Verlockungen und Spielarten konfrontiert wird, wie beispielsweise Prostitution, angedeutete Verführung durch eine vermutlich Minderjährige bis hin zum elektrisierenden Höhepunkt, eine bizarre Mischung aus anonymen Masken-Ball und entfesselter Sex-Orgie , fühlt sich an wie das Durchschreiten einer durchzechten Nacht, bei der so manche Station oder Begegnung rational nur schwer zu fassen ist.
Mit besagter Sex-Party, die neben der sich anbahnenden Ehe-Krise den endgültigen Kontrollverlust von Bill symbolisiert und ihn vollständig in Paranoia, Verwunderung und Angstzustände treibt, hebt Kubrick sein Werk, bei dem er sich von Arthur Schnitzler´s "Traumnovelle" inspirieren ließ, auf eine nochmals fesselndere Psycho-Thriller-Ebene, bei der neben rätselhaften Traumschilderungen, seltsamen Vorfällen und mysteriösen Auseinandersetzungen nie klar wird, was hier überhaupt vor sich geht.
Dabei geben Tom Cruise und Nicole Kidman in den Hauptrollen alles und liefern schauspielerische Höchstleistungen ab. Vor allem Cruise, oftmals leider sträflich unterbewertet, ist fantastisch als verunsicherter, überforderter Arzt, der trotz seines offensichtlichen Intellekts zunehmend an den ständig neu aufkommenden Gefühlsspektren verzweifelt. Kidman hat weniger Screentime, doch vor allem die Szenen, in denen sie im Zusammenspiel mit Cruise ihre Obsessionen und wahren Gefühle offenbart, sind brillant und zusammen entwickelt sich eine perfekte Chemie zwischen den beiden.
Als abschließendes Vermächtnis hätte Regisseur Stanley Kubrick vermutlich kaum ein besseres Werk wie "Eyes Wide Shut" gelingen können. Seine sinnlich-mysteriöse Ergründung von Obsessionen, Gefühlslagen und zwischenmenschlichen Konflikten im Gewand eines traumartig-vertrackten, rätselhaften Erotik-Psycho-Thriller-Drama wird durch die herausragenden Schauspielleistungen und die zutiefst beeindruckende Inszenierungsweise des Regisseurs zu einem unglaublich beeindruckenden Meisterwerk, das sich qualitativ nahtlos in den Olymp der größten Kubrick-Filme einreiht.
Ausnahmsweise mal ein Film, zu dem mir erstaunlich wenig einfällt.
"Leviathan" von Andrei Zvyagintsev ist ein überwiegend wirklich gut gespieltes, recht schön gefilmtes Drama, bei dem der Regisseur mit den gesellschaftlichen Verhältnissen seines Landes abrechnet und die klassische Geschichte von Hiob in die Moderne übersetzt. Dabei verzichtet Zvyagintsev auf jegliche Art von Spannungsbogen, der Streifen hat nur einige wenige herausstechende Höhepunkte und wirkt so über die meiste Zeit merkwürdig teilnahmslos und bisweilen sehr anstrengend. Ein Film, zu dem ich viel zu wenig Zugang gefunden habe und der mich überraschend überfordert bis ratlos zurücklässt.
Wieder ein typischer Statham-Actioner... könnte man zunächst meinen, wenn man die Prämisse von "Wild Card" betrachtet. Unter der Regie von Simon West, der mit "The Expendables 2" und "The Mechanic" bereits Erfahrungen im Umgang mit dem charismatischen Darsteller gewinnen konnte, entpuppt sich dieser Film allerdings früh als gekonnte Mischung aus Charakterdrama und Thriller der alten Schule, bei der Fans von Daueraction, wie sie in den meisten Filmen mit Jason Statham ein beständiges Markenzeichen ist, bewusst außen vor gelassen werden.
Schon die überraschende Anfangssequenz gibt den Erzählton vor, den West den gesamten Streifen über durchhält. In bleichen Bildern, unterstützt von einem extrem stilvollen Schnitt und einem fantastisch ausgewählten Soundtrack, inszeniert der Regisseur die Geschichte um Nick Wild, ein Bodyguard und Ex-Marine sowie ehemaliger Spielsüchtiger in Las Vegas, der einfach nur die nötigen 500.000 Dollar zusammenkriegen will, um der Stadt für längere Zeit zu entkommen.
Die recht simpel gestrickte Story bietet Statham eine passende Plattform, die der charmante Brite nutzt, um seiner Hauptfigur, die müde ist vom Kämpfen und angetrieben von einer hoffnungsvolleren Zukunftsperspektive, die nötigen Facetten zu verleihen und seinen gebeutelten Charakter, der nah am Abgrund ist, wirklich überzeugend zu verkörpern.
Actionszenen gibt es tatsächlich nur ingesamt 3 Stück in diesem Film, doch sie sind brillant von Corey Yuen coreographiert und mit gnadenloser Härte und Effizienz von West inszeniert. Dass größere Schauspielnamen wie Sofia Vergara oder Stanley Tucci hier gerade einmal wenige Minuten Screentime erhalten und fast schon nebensächlich abgefertigt werden, ist ein weiteres Indiz für die Reife dieses Werks, das in kurzweiligen 92 Minuten frei von jeglichen Längen oder Durststrecken jederzeit knackig auf den Punkt kommt.
"Wild Card" spielt keineswegs mit offenen Karten. Regisseur Simon West umschifft immer wieder die Erwartungshaltung der Zuschauerschaft, die sich vor allem in Hinsicht auf die Besetzung von Jason Statham sicher einen etwas anderen Film erwarten, als dieser schlussendlich geworden ist. Viel mehr ist "Wild Card" ein äußerst stilvoll inszeniertes Thriller-Drama, bei dem Charaktere, zweckdienliche Handlung und mitreißende Atmosphäre weitaus mehr im Vordergrund stehen, als die wenigen, nichtsdestrotz erstklassig dargebotenen, Action-Momente. Wahrscheinlich das beste Statham-Vehikel der letzten Zeit.
Auch wenn man über die schauspielerischen Qualitäten von Ryan Reynolds geteilter Meinung sein kann, so kann man ihm keinesfalls absprechen, dass er in Sachen Rollenauswahl öfters neue Wege geht. So finden sich neben Rollen in Big-Budget-Vehikeln, Action-Perfomances und Rom-Com-Ausflügen auch immer wieder Ausflüge in ungewöhnlichere, kleinere Independent-Gefilde.
Seine Performance in "The Voices", der rabenschwarzen Psycho-Tragikomödie von Regisseurin Marjane Satrapi, lässt jedenfalls aufhorchen. Gleichzeitig verschüchtert, unsicher und freundlich auf der einen und unberechenbar sowie voller unberechenbarer, irrwitzer Ausfälle auf der anderen Seite gelingt Reynolds hier mit seinem psychisch gestörten Jerry Hickfang eine absolut fantastische Figur, mit der er eine seiner besten Leistungen bisher abliefert.
Satrapi inszeniert ihren Film dabei zu großen Teilen als knallige, ungebremste Farce, die sie allerdings gelegentlich mit sehr ernsten, tragischen Untertönen anreichert, um sich der höchst zwiegespaltenen Psyche von Hauptfigur Jerry anzunähern.
Hier offenbart sich auch der größte Knackpunkt des Streifens, denn durch diese oftmals sehr schmale Gratwanderung entfaltet die Regisseurin ein zutiefst ungewöhnliches Sehvergnügen, bei dem die Balance zwischen überdreht und ernsthaft nicht immer stimmig ist, dafür aber in den besten Momenten umso verstörender wie verunsichernder einschlägt.
In den gelegentlichen Bemühen, Jerry´s tragische Hintergründe durch Rückblenden zu ergründen und seinem Verhalten einen klaren Rahmen zu verleihen, offenbart das Drehbuch von Michael R. Perry seine stärksten Mängel und eine solche zwanghafte Überpsychologisierung hätte der Film gar nicht nötig gehabt.
Trotzdem hat er zahlreiche andere Einzelszenen zu bieten, die aufgrund der schrägen Weirdness stark genug sind. Allein das Zusammenspiel zwischen Jerry und seinen beiden Haustieren, denen Reynolds auch jeweils mit herrlichen Akzenten seine Stimme verlieh, ist so urkomisch, dass man es zusammen mit den blutigen, slapstickartigen Einschüben, irritierenden Schocks und gekonnt eingesetzten Nebendarstellerinnen wie Gemma Arterton, Anna Kendrick oder Jacki Weaver selbst gesehen haben sollte.
Einen letzten Bonus muss man zudem der musikalischen Abspannszene verleihen, die einfach nur großartig ist.
Es ist sicherlich keine Schande, wenn man "Dumb and Dumber" aus dem Jahr 1994 als eines seiner Guilty Pleasures bezeichnet. Die Mischung aus grenzdebilen Zoten, haufenweise geschmacklosen Gags, sympathischen Figuren, toller Musikauswahl und dem unvergleichlichen 90er-Charme machen den Film heute wie damals zu einem großen Spaß, den man sich immer wieder ansehen kann.
Der Versuch der Farrelly-Brüder, mit "Dumb and Dumber To" ganze 20 Jahre nach dem Erstling an diesen Erfolg anknüpfen zu wollen und den Fans einen schönen Nachschlag zu servieren, geht allerdings gnadenlos daneben.
Man fragt sich zunächst, ob man mittlerweile nicht vielleicht einfach zu alt geworden ist und der sehr spezielle Humor einen nicht mehr erreichen kann. Doch an einigen Stellen gibt es sie tatsächlich noch, funktionierende Gags, die wirklich für Lacher sorgen. Leider beschränken sich diese über die oftmals zähe Laufzeit von 109 Minuten auf lediglich eine Handvoll.
Den Rest des Streifens dominieren überwiegend seichte Schmunzler, gähnende Langeweile und Unverständnis darüber, dass die Farrelly´s fast ausschließlich Elemente aus dem ersten Teil recyclen, dazu meist sehr uninspiriert und müde. Überhaupt ist das Drehbuch einfach viel zu lahm geraten und Momente, in denen sogar versucht wird, eine ernsthafte Geschichte zu erzählen, gehen grandios in die Hose.
Jim Carrey und Jeff Daniels tragen dabei sogar weitestgehend kaum Mitschuld an dem Dilemma, fühlen sich sichtlich wohl in ihren alten Rollen und legen sich mimisch merklich ins Zeug, um an vergangene Glanzzeiten anzuschließen.
Es hilft nur alles nichts, wenn ein Film neben wenigen gelungenen Gags, einem nachwievor sympathischen Hauptdarsteller-Duo und einigen ganz stimmig ausgewählten Songs fast ausschließlich durch einen bemühten Nostalgie-Faktor geprägt ist, der einen ständig wehmütig an Teil 1 zurückdenken lässt.
Der Abspann setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf, wenn die Farrelly´s ernsthaft Szenen aus dem Vorgänger mit Szenen aus diesem Teil zusammenschneiden. Mehr Demontage des eigenen Rufs ist danach kaum noch möglich.
Dass unsere Genossen aus Österreich immer wieder mal sehenswerte Genre-Beiträge produzieren, haben sie in letzter Zeit ein ums andere mal bewiesen. Mit seinem Horror-Thriller "Blutgletscher" setzt Marvin Kren diesen positiven Trend fort.
Originalität wird man hier selbstverständlich vergeblich suchen. Das Team einer Forschungsstation wird mit einem fremdartigen Organismus konfrontiert, welcher aus Tieren äußerst obskure Mutationen fabriziert und Menschen ebenfalls nicht wirklich wohlwollend behandelt.
So weit, so "The Thing" von Carpenter, nur eben in den kalten, verschneiten Alpen, anstelle der verschneiten Antarktis. Trotzdem ist es die geradlinige Konsequenz und offensichtliche Leidenschaft für klassische Genre-Vorbilder, welche den Streifen von einer uninspirierten Kopie abheben und als eigenständigen Film funktionieren lassen.
Ohne ausschweifendes Vorgeplänkel wird man hier mit den durchwegs sympathischen Figuren ziemlich unvermittelt ins Geschehen geworfen, wird früh direkt an der Spannungsschraube gedreht und die Atmosphäre angefeuert.
Trotz des ziemlich gering bemessenen Budgets können sich die Figurenkreationen überwiegend sehen lassen, vor allem, da sie von den Verantwortlichen eher reduziert, aber dafür umso wirkungsvoller eingesetzt werden. Die Effekte sind durchaus gekonnt, vor allem durch die Rückbesinnung auf ekelerregenden Body-Horror und einfallsreichen Creature Terror.
So entsteht durch die Verbindung von erfrischend garstig zelebriertem Terror-Thrill, wohl platzierten Schockmomenten und mitreißender Drohkulisse, die vor allem durch eine gleichermaßen präzise wie unruhige Kameraführung und dem tollen Score erzeugt wird, ein kurzweiliges wie unterhaltsames Genre-Vergnügen, welches hier und da sogar mit irrwitzigen Einlagen (die Ministerin!) gewürzt und mit einem absurd-erheiternden Moment im Finale aufgewertet wird.
Auch wenn er von vielen für seine Stand-Up-Auftritte gefeiert wurde, war es die letzten Jahre still um Comedian Chris Rock geworden. Auch seine Gehversuche als Schauspieler wollten ihm nicht den rechten Erfolg bringen, den er sich wohl selbst erhofft hatte.
Als Regisseur, Schreiber und Hauptdarsteller in einem gelang ihm mit "Top Five" allerdings nun ein durchaus beachtlicher Streifen, den man vermutlich sogar als Volltreffer bezeichnen könnte.
Rock selbst schlüpft dabei in die Rolle von Andre Allen, ein Comedian, dessen ruhmreichste Tage langsam verblassen, seitdem er hauptsächlich durch Alkohol-Eskapaden negative Schlagzeilen machte. Die Bezüge zu seiner realen Karriere sind dabei kaum zu übersehen und so gelingt Rock ein stellenweise gekonnt selbstreferentielles Werk, in dem er Humor und ernsthafte Seiten passend zusammenführt.
Den Aufhänger des Streifens, eine Promo-Tour von Andre für seinen neuen Film und gleichzeitig ein Interview, welches er mit einer Journalistin der New York Times führen soll, nutzt Rock für eine beschwingte Odyssee durch New York. Dabei jongliert er Showbiz-Satire, Romantic Comedy, einige Gags unterhalb der Gürtellinie, etliche unterhaltsame Cameos sowie gut geschriebene Dialoge und erinnert aufgrund der exquisiten Musikauswahl und einem wohl durchdachten Schnitt fast schon an Werke eines Woody Allen.
Die Balance ist dabei nicht immer durchgängig stimmig und hier und da verzettelt sich Rock ein wenig in seinem Bestreben, Tiefgang mit massenkompatiblem Witz zu vereinen. Trotzdem sitzen die meisten Gags und wer hätte vorab gedacht, dass bei einem Streifen von Chris Rock im Nachhinein die eher nachdenklicheren und ernsthaften Einschübe im Gedächtnis bleiben?
Mit "Top Five" präsentiert sich Comedian Chris Rock in Höchstform. Einen sympathischeren Eindruck hat die charismatische Quasselstrippe jedenfalls länger nicht mehr hinterlassen und mit seinem selbstreferentiellen, teilweise überraschend tiefgründigen Blick auf die Celebrity-Industrie, den Rock mit allerhand gelungenen Cameos und zündenden Gags anreichert, hat er einen Film abgeliefert, der ihn definitiv wieder ins Gespräch bringen dürfte.
Teil 1 war super, Trailer für den 2. gefällt auch. Damit kann der gute Seth seinen unterirdischen "A Million Ways to die in the West" vermutlich wieder ausgleichen ;)
Bei Regisseuren wie Tim Burton einer ist, die sich über Jahrzehnte hinweg eine unvergleiche Handschrift angeeignet haben, ist es grundsätzlich erstmal mit Neugier zu begrüßen, wenn sie in einem ihrer neueren Filme mal etwas anderes versuchen und frische Wege beschreiten möchten.
Im Fall von "Big Eyes", dem aktuellen Burton-Streich, führt aber leider alles in die komplett falsche Richtung. Der Versuch einer Art Biopic über die Malerin Margaret Keane, die über Jahre in Konflikt mit ihrem Mann Walter stand, da dieser ihre Kunst als seine ausgab und unentwegt Profit damit rausschlagen wollte, verkommt in den Händen des Mannes, der eigentlich gerade für seine überbordende Kreativät, seinem liebevollen Charme und dem großen Herz für unbeliebte, außergewöhnliche Außenseiterfiguren zu einem durchgängig banalen, belanglosen Ehe-Drama.
Abgesehen von zwei bis drei Momenten erinnert hier so gut wie nichts an den Stil von Burton. Völlig uninspiriert wird zunächst das Streitverhältnis zwischen Kunst und Kommerz abgehandelt, dann eine typische Ehekrise inszeniert, wie es sie schon dutzendfach im Kino zu sehen gab. Lediglich eine hier und da eingefügte Erzählerstimme, wohlkomponierte Bilder und ein unbeschwingter Score von Danny Elfman erinnern daran, dass Burton hier auf dem Regiestuhl sitzt und geben dem Werk zumindest ansatzweise das Gefühl einer eher märchenhaften Fabel. Eine schicke Verpackung nützt aber eben nichts, wenn der Inhalt nun mal derart enttäuschend ist.
Amy Adams ist in der Hauptrolle als Margaret Keane definitiv ein Lichtblick und verleiht dem Film mit ihrer gelungenen Performance noch etwas Glanz. Von Christoph Waltz lässt sich das nicht mal ansatzweise behaupten. Komplett fehlbesetzt spielt er wieder mal lediglich sich selbst. Schauspiel bedeutet für ihn, ungefähr 90% seiner Screentime ein völlig übertriebenes Grinsen aufzusetzen, während er in Szenen, bei denen es auf wirkliches Talent ankommt, in völlig groteskes Overacting schaltet. Einen glaubhaften Menschen kann Waltz hier nicht spielen, eher eine dauerhafte Karikatur, die versucht, zwanghaft so menschlich wie möglich zu wirken.
"Big Eyes" ist wahrscheinlich eines der schwächsten Werke, das Tim Burton jemals gedreht hat. Ein völlig uninspiriertes, banales Biopic, welches jegliche Finesse und Handschrift völlig vermissen lässt, die Burton sonst auszeichnet, dazu von Christoph Waltz noch unterirdisch gespielt. Lediglich eine tolle Amy Adams, wenige gelungene Momente, eine schöne Musikuntermalung von Danny Elfman und zwei sehr schöne, eigens für den Film aufgenommene Songs von Lana Del Rey retten das Werk vor dem absoluten Totalausfall.
Dan Gilroy gewährt uns in seinem Regie-Debüt einen Einblick in eine Welt, von der wir mit Sicherheit alle wissen, dass sie exakt so funktioniert, dies aber häufig ignorieren.
"Nightcrawler" ist ein ätzender Kommentar zu einer von Sensationsgeilheit gezeichneten und auf Katastrophenjournalismus versessenen Branche, welche uns menschliches Unglück und tragische Schicksale tagtäglich möglichst spektakulär in den Nachrichten serviert, alles wegen Quote und Profit.
Diese Erkenntnis ist nicht neu und wird von Gilroy auch um keine nennenswerten Faktoren erweitert. Neben seiner offensichtlichen Funktion als Mediensatire überzeugt der Film aber vor allem durch seine unglaublich ambivalente Hauptfigur. Lou Bloom, ein Kleinkrimineller, der sich selbst zum Nachwuchsreporter macht und an besonders sensationsträchtigen Vorfällen interessiert ist, ist eine der faszinierendsten Filmfiguren der letzten Zeit. Auch wenn er mehr als einmal moralische Grenzen überschreitet, strahlt er neben seiner kalten, unberechenbaren Präsenz trotzdem ein unglaubliches Charisma aus. Gilroy hat seine Figur glücklicherweise nicht als völlig überdrehten Klischee-Psychopathen geschrieben, sondern zeichnet Lou als aufstrebsamen, gebildeten und hinterlistigen Parasiten, der hier lediglich mit all seinen Handlungen durchkommt, weil er weiß, wie unsere Gesellschaft und ihr dazugehöriges System tickt und oftmals die Menschen um ihn herum dafür verantwortlich sind, dass er sich stetig auf dem aufsteigenden Ast befindet.
Einen erheblichen Anteil an dem Gelingen dieses Charakters trägt natürlich Jake Gyllenhaal, der in den letzten Jahren ohnehin schon einen Volltreffer nach dem anderen landete. Abgemagert, mit schmierigem Haar und stellenweise völlig entgeisterter Mimik liefert er hier aber trotzdem eine seiner bisher stärksten Performances überhaupt ab.
Dazu gibt es unglaublich atmosphärische Aufnahmen des nächtlichen Los Angeles, eingefangen von Robert Elswit, der bereits Meisterwerke wie "Magnolia" oder "There Will Be Blood" mit seinem Können veredelte, und die ein oder andere äußerst spannende Szene, bei der man trotz des zwiegespaltenen Verhältnisses zur Hauptfigur mitfiebert.
Auch wenn "Nightcrawler" letztendlich die ganz großen Momente, finalen Konsequenzen oder überraschenden Knalleffekte abgehen, gelingt Dan Gilroy mit seiner bissigen Mediensatire vor allem durch die brillante Hauptfigur, konsequente Erzählweise sowie äußerst stilvolle, atmosphärische Inszenierung ein starkes Regie-Debüt, welches leicht vergessen lässt, dass dieser Mann vorher belanglose Stangenware wie "Real Steel" oder "The Bournce Legacy" geschrieben hat.
Bisher kannte man Josh Lawson eher als Nebendarsteller in kleineren Rollen. Spätestens jetzt nach "The Little Death", seinem Regie-Debüt, welches er auch selbst schrieb, wird man ihn allerdings nicht mehr so schnell ignorieren können.
Was Lawson mit diesem Film gedreht hat, darf sich locker zu den unterhaltsamsten und smartesten Komödien zählen, die in jüngster Vergangenheit Themen wie Sex, Beziehungen und allgemein zwischenmenschliche Kommunikation behandelten.
Grundsätzlich ist der episodenhaft inszenierte Streifen aufgrund seiner Situationen, die sich um sexuelle Spielarten, Beziehungsprobleme und außergewöhnliche Fetisch-Vorlieben drehen, sehr witzig geraten. Lawson, der hier auch direkt wieder selbst mitspielt, jongliert sein Ensemble gekonnt und bietet die ein oder andere Szene, die aufgrund ihrer skurrilen Situationskomik, dem hervorragend geschriebenen Drehbuch und dem wirklich spielfreudigen Cast für starke Lacher sorgt.
Doch genau dann, wenn man fälschlicherweise annehmen könnte, der Film wäre "nur" eine gelungene Komödie unter vielen, geht Lawson noch weiter und offenbart hinter den vordergründig humorvollen Momenten weitaus tiefsinnigere Schichten, bei denen von tragischen Schicksalen, nachdenklich stimmenden Momenten über von Kommunikationsunfähigkeit geprägten Konflikten so einiges offenbart wird, das den Film zu deutlich mehr formt, als eine simple Sex/Beziehungs-Komödie.
Spätestens im letzten Akt, wenn man meint, den Gesamtton des Werks komplett durchschaut zu haben, lässt Lawson sogar noch Raum für die ganz großen Gefühle und schafft es, seine einzelnen Handlungsstränge mehr oder weniger stimmig, auf jeden Fall überraschend, mit einer fast schon frechen Beiläufigkeit zu verknüpfen, lässt dabei aber trotzdem genügend unbeantwortet, um nicht alles banal aufzulösen oder unbefriedigend zu beenden.
"The Little Death" wird vermutlich leider eines dieser Werke sein, die ziemlich unter dem Radar laufen werden. Eine breite Aufmerksamkeit hat dieses unterhaltsame, intelligente wie außergewöhnliche Tragikomödien-Juwel aber definitiv verdient und man darf gespannt sein, was dieser sichtlich talentierte Josh Lawson noch folgen lässt nach so einem tollen Debüt.
"Tatort: Borowski und der Himmel über Kiel" ist eine relativ solide "Tatort"-Episode, die von Regisseur Christian Schwochow visuell, vor allem in den Drogentrip- und Partyszenen, stellenweise durchaus ansprechend inszeniert wurde.
Der Fall um eine rabiate Enthauptung eines Junkies führt Borowski und seine Kollegin Sarah Brandt ins Crystal Meth-Milieu, wo sie mit der Lebensgeschichte der noch jungen Rita konfrontiert werden.
In eben diesen Momenten, wenn die ziemlich spannungsarme und höhepunktfreie Haupt-Ermittlung in den Hintergrund verschwindet und eine ziemlich gute Elisa Schlott in der Rolle der Ex-Konsumentin in den Mittelpunkt rückt, hat dieser "Tatort" einige gelungene Szenen zu bieten, die sich differenziert der Darstellung der Sucht widmen.
Ansonsten herrscht aber größtenteils purer Durchschnitt, an manchen Stellen ist das Schauspiel der Beteiligten mehr als mäßig bis hin zu wirklich mies und lediglich der ein oder andere trockene Kommentar von Borowski sorgt zumindest noch etwas für Stimmung. Rolf Basedow, Stammautor von Regisseur Dominik Graf, hat definitiv schon bessere Drehbücher abgeliefert und wer weiß, was eben beispielsweise ein Dominik Graf hier zumindest noch rausgeholt hätte.