Patrick Reinbott - Kommentare
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Alle Kommentare von Patrick Reinbott
Trug der erste Teil der "Avengers" zumindest noch in weiten Teilen die eigenständige Handschrift von Joss Whedon, was den Film zu einem spaßigen Blockbuster-Spektakel machte, ist jetzt mittlerweile der Punkt erreicht, an dem man einfach nur noch übersättigt ist.
Selbst wenn sich in "Avengers: Age of Ultron" immerhin Ansätze von vielschichtiger Charakterzeichnung und dramaturgischer Überraschungen erkennen lassen, wird der Streifen und somit auch jegliche Eigenheit von Whedon vollständig unter der standardisierten Marvel-Formel begraben.
Das Studio ist jetzt endgültig an einem Punkt angekommen, bei dem es wirklich nur noch um bloße Fan-Befriedigung geht. Das bedeutet, auf eine überzogen-ermüdende Materialschlacht gespickt mit möglichst humorvollen Spitzen folgt ein kurzer Moment der Pause. In den Szenen der Pausen, wo man die Figuren zumindest etwas formen könnte, muss gefühlt jeder Satz mit einer schnippischen Pointe oder einem gewitzten One-Liner beendet werden, selbst in kurzen Momenten, wo sich ehrliche Zwischenmenschlichkeit oder überhaupt so etwas wie Mehrdimensionalität bei den auf bloße Oberflächlichkeiten reduzierten Charakteren offenbart. Und schon wird wieder von vorne begonnen und das Schema wiederholt sich mit dem nächsten gigantomanischen Action-Setpiece.
Eigentlich will man ja nicht einmal übermäßig kritisch sein und es spricht nichts dagegen, wenn man sich einfach nur mal wieder zurücklehnen und unterhalten lassen will. Wenn man aber über Jahre hinweg immer wieder den exakt gleichen Film vorgesetzt bekommt, wird es anstrengend und selbst seichte Berieselung ist kaum noch möglich.
Ein wenig Schmunzeln hier, ein paar krachend choreographierte Action-Szenen da und die persönlichen Sympathien, die man vielleicht zu einigen der Figuren oder den Schauspielern dahinter hegt, viel mehr lässt sich mittlerweile einfach nicht mehr mitnehmen. "Avengers: Age of Ultron" zeigt den Marvel-Studios konsequent ihre eigenen Grenzen auf, versinkt in Belanglosigkeit und Mittelmaß und macht sich nicht einmal die Mühe, die vorhandenen Funken von Vielschichtigkeit ansatzweise aufzugreifen und auszubauen. Eine filmgewordene Standard-Formel, liebloses, vorhersehbares Blockbuster-Kino ohne Ecken und Kanten sowie geringem Unterhaltungswert, das wirklich nur noch die Hardcore-Fans begeistern dürfte.
Es reicht.
"The Happening" ist und bleibt vermutlich weiterhin das kurioseste Werk, das M. Night Shyamalan bislang gedreht hat.
Es lässt sich einfach nicht sicher feststellen, ob der Film in seiner existierenden Form wirklich derart ernst gemeint ist, oder ob der Regisseur die zahlreichen unfreiwillig komischen Momente nicht sogar beabsichtigt hat, um eine trashige Party-Granate zu zünden. Oftmals wirkt alles wie eine Parodie vergangener Werke des Regisseurs, was in erster Linie an dem katastrophal geschriebenen Drehbuch liegt, welches infantile Dialoge der übelsten Sorte enthält. Verschlimmert wird diese Tatsache dadurch, dass die Schauspieler hier dermaßen schlecht agieren, dass es kaum zu glauben ist. Vor allem Zooey Deschanel und Mark Wahlberg in tragenden Rollen haben absolut keine Chemie miteinander. Während Deschanel die meiste Zeit mit weit aufgerissenen Augen ungläubig durch die Gegend schaut und sich über Nichtigkeiten echauffiert, haut Wahlberg mal eben die schlechteste Performance seiner gesamten Karriere raus, indem er nicht einen einzigen Satz in der richtigen Betonung trifft und entsetzlich daneben agiert.
Heimlicher Höhepunkt: Mark Wahlberg fragt einen Gummibaum um Erlaubnis, die Toilette benutzen zu dürfen.
Nur ganz wenige Momente lassen noch ansatzweise das Talent von Shyamalan durchblitzen. Das sind meist die Szenen, in denen nichts gesprochen wird, Dialoge und Schauspiel also zweitrangig werden und der Regisseur beunruhigende Bilderfolgen kreiert. Die unsichtbare Bedrohung, welche Menschen zufällig und unvorhersehbar in den Suizid treibt, nutzt Shyamalan für beklemmend-heftige Aufnahmen und kurz vor Schluss, wenn er weg von nationaler Massenpanik hin zu kammerspielartiger Form á la "Signs" zurückkehrt, darf sich endlich mal ein wenig Spannung in diesem Mystery-Thriller (!) entfalten.
Dass Shyamalan sein gesamtes Konstrukt aber letztendlich nur für eine platte Öko-Botschaft im Sinne von "Seid lieb zu Mutter Natur" nutzt, stößt einem ebenso sauer auf wie die Tatsache, dass man ihn nun kaum mehr ernst nehmen kann.
Mit "Signs" gelingt M. Night Shyamalan ein weiterer origineller sowie gelungener Beitrag in seinem filmischen Schaffen, diesmal zwar durch kleinere Schwächen getrübt, aber immer noch mit großen kleinen Momenten durchzogen.
Seine filmischen Vorbilder für dieses Werk waren unter anderem Filme wie "The Birds" oder "Night of the Living Dead", die Spannung und Grusel vielschichtig und vor allem sehr subtil mitreißend vermitteln.
Gekonnt überträgt der Regisseur wesentliche Elemente der Klassiker in seine moderne Machart und liefert mit der Geschichte einer drohenden Apokalypse, die ausschließlich aus der Sichtweise einer Kleinfamilie geschildert wird, großartiges Suspense-Kino, das voll und ganz den Geist seiner Vorfahren atmet.
Durch den sehr intim gehaltenen Schauplatz-Rahmen, welcher das Werk oftmals wie ein dichtes Kammerspiel wirken lässt sowie die wieder einmal äußerst gelungene Inszenierung, bei der längere Einstellungen, ein raffiniertes Spiel mit Licht, Schatten, Geräuschen und Bewegungen sowie die gewohnt großartige Musik von James Newton Howard zum Zuge kommen, erzeugt Shyamalan eine fesselnde Atmosphäre, die eine mögliche Alien-Invasion in ein außergewöhnlich ruhiges, aber trotzdem mitreißendes wie intensives Szenario hüllt.
Die Angst und Anspannung, die sich unter den einzelnen Familienmitgliedern breit macht, gepaart mit einer quälenden Ungewissheit, was da draußen wirklich auf die Menschheit zukommt und wie potentielle Aliens aussehen oder sich verhalten, schwebt die gesamte Laufzeit über knisternd über dem Werk in der Luft.
Abstriche gibt es diesmal allerdings bei der Charakterzeichnung und dem finalen Akt zu verzeichnen. Auch wenn der Cast selbst gut besetzt ist, ist die etwas leichtgläubig eingestreute Glaubensmeditation, auch wenn es zu einem emotional zufriedenstellenden Schluss führt, zu banal und es wirkt zudem, als wären Shyamalan diesmal gegen Ende ein wenig die Ideen ausgegangen und er hätte Schwierigkeiten gehabt, ein stimmiges Ende zu schreiben.
"Signs" ist auf positive Weise altmodisches Suspense-Kino, das mit einer gewissen Ruhe und trotzdem sich stetig steigernder Intensität und Spannung überzeugt. Der Ausgang ist zwar nicht optimal und ein paar Schwächen in der Figurenzeichnung trüben das Gesamtbild, aber wie so oft ist der Weg das Ziel und der ist größtenteils hervorragend.
Nach dem durchschlagenden Erfolg von "The Sixth Sense" befand sich M. Night Shyamalan bereits unter einem merklichen Druck, denn er stand unter einer enormen Erwartungshaltung von Seiten aller, was seinen nächsten Film anging.
Mit "Unbreakable" zeigt sich der Regisseur allerdings unbeeindruckt von jeglicher Erwartungslast und schafft etwas, das ganz anders ist als sein vorheriges Werk und trotzdem von enorm eigener Qualität geprägt ist.
Shyamalan beleuchtet den modernen Superhelden-Mythos und kreiert eine liebevolle Hommage an Comics selbst. Die Faszination der Fans, die mit leuchtenden Augen auf die bunt gestalteten Cover blicken und sich jedes mal erneut auf übermenschliche Fantasy-Geschichten freuen, ist auch die grundlegende Stimmung, die der Regisseur in sein Handlungsgerüst einfließen lässt.
Im Grunde ist "Unbreakable" eine klassische Origin-Story, bei der der Superheld erst in seine Rolle wachsen muss und mit seiner Identität hadert. In diesem Fall ist das David Dunn, ein gewöhnlicher Sicherheitsbeamter, der ein Zugunglück als einziger ohne einen einzigen Kratzer überlebt. Damit zieht er die Aufmerksamkeit von Elijah Price auf sich, ein Comic-Fanatiker, der mit Glasknochen geboren wurde, die beim geringsten Aufprall zerbrechen können.
Shyamalan zeichnet den Weg seines Protagonisten als nüchternes, realistisches Charakter-Drama, bei dem er in einem introvertiert-düsteren Stil und mit immer wieder auffällig beeindruckenden Long-Takes das Innen- sowie Familienleben von David beleuchtet und die Beziehung ausbaut, die sich zwischen ihm und Elijah entwickelt.
Der Regisseur geht jeglicher Form von Action, die man sich bei so einem Film eigentlich selbstverständlich erwarten würde, fast vollständig aus dem Weg und ist viel mehr an den zahlreichen Konfliktsituationen interessiert, die den Figuren in einer Situation wie dieser begegnen, wenn es darum geht, seine eigene Identität neu zu entdecken und diese vor allem verstehen zu können.
"Unbreakable" ist zudem einer dieser Filme, die nicht schlecht altern, sondern im Gegenteil mit der Zeit besser geworden sind. Vor allem in der heutigen Flut an standardisierten Comic-Verfilmungen wirkt er fast schon wie ein Fels in der Brandung, der einem zeigt, dass es auch noch andere, wirklich kreative Filme gibt, die den Superhelden-Mythos auf außergewöhnliche Weise behandeln. Ursprünglich hatte Shyamalan eine Trilogie im Sinn, doch vermutlich ist es sogar besser, dass es bei diesem einen Teil geblieben ist.
An einem Punkt erzählt David Elijah, dass er sich immer unendlich traurig fühlt, wenn er früh aufwacht. Als sich die beiden ein letztes mal die Hand geben haben, sagt Elijah zu David: "Do you know what the scariest thing is? To not know your place in this world, to not know why you're here. That's... that's just an awful feeling."
Am Ende haben beide ihren Platz in der Welt gefunden.
"The Sixth Sense" sollte die Karriere für den damals noch recht unbekannten Regisseur M. Night Shyamalan schlagartig verändern. Der Film wurde von Kritikern und Publikum gefeiert und verhalf ihn zu einem massiven Durchbruch. Ein Hit, der sich gleichzeitig als Fluch erweisen sollte, denn jedes seiner nachfolgenden Werke wurde immer mit "The Sixth Sense" verglichen und Shyamalan musste sich stets an diesem Werk messen lassen.
Berüchtigt wurde der Film vor allem durch seinen raffinierten Twist, der dem gesamten Geschehen ganz am Ende nochmal eine völlig neue Sichtweise verleiht. Doch auch abseits der Wendung ist dieser Film auf so gut wie allen Ebenen beachtlich. Dafür, dass dies erst der zweite Film von ihm ist, beweist Shyamalan sowohl als Drehbuchautor wie auch Regisseur ein unglaublich reifes, selbstsicheres und durchdachtes Geschick.
Mit einer auffälligen Ruhe und Zurückgenommenheit entfaltet der Regisseur seine Geschichte ganz behutsam und liefert relativ spät die Enthüllung, was den kleinen Cole so plagt. Der hat seit der Trennung seiner Eltern und durch sein eigenartiges Verhalten ein schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter, die ihn liebt, aber kaum noch zu ihm durchdringt, und kann sich nur noch dem Psychologen Malcolm anvertrauen. Malcolm hat allerdings ebenfalls mit sich selbst zu kämpfen, denn nach einem tragischen Vorfall verhält sich seine Frau völlig entfremdet ihm gegenüber.
Wie sich Shyamalan all diesen Figuren gleichermaßen zuwendet, ihnen den nötigen Entfaltungsraum für denkwürdige Momente einräumt und Stück für Stück ein ergreifendes Panorama rund um Verlustängste, Trauerbewältigung und wehmütige aber optimistische Akzeptanz errichtet, zeugt von wahrem Talent.
Dabei inszeniert Shyamalan sein durchaus mit einigen Schauermomenten gespicktes Drama mit einer wohligen Sensibilität, die auf reißerische Schockmomente gänzlich verzichtet. Nach einem bedächtigen Mittelteil steigert sich der finale Akt schließlich zu äußerst bewegenden Momenten, die die Geschichte höchst emotional und befriedigend zu einem Abschluss führen.
Denkwürdig ist außerdem Haley Joel Osment, der ohne Übertreibung eine der besten Kinder-Performances der gesamten Filmgeschichte abliefert und selbst gestandenen Stars wie Bruce Willis, welcher hier ebenfalls ungewohnt zurückgenommen, einfühlsam und bedacht agiert, die Schau stiehlt.
"The Sixth Sense" hat M. Night Shyamalan völlig berechtigt berühmt gemacht und ist ein intensives, sensibles Drama mit ganz ruhiger Strahlkraft, das seine Themen wunderbar ausbalanciert und dabei charakterbezogen durch die kreative Geschichte führt. Der Twist ist dadurch eigentlich nur noch die Kirsche auf der Sahne.
Das Spielfilmdebüt "The Hunger" wird in der Filmographie von Tony Scott gerne mal übergangen. Dabei ist dieses Frühwerk so ganz anders wie seine späteren, typischen Filme, die von einer geradezu epileptischen Werbeclip-Ästhetik gekennzeichnet sind.
Das Vampir-Horror-Drama erinnert nur durch manchen Frisurenstil an die 80er-Jahre, aus denen es stammt. Ansonsten bewegt sich Scott sehr stark auf den Spuren von mit barockem Edel versehenen Genre-Filmen des europäischen Arthouse-Kinos.
Die Geschichte, die das Vampir-Dasein nicht wie üblich mit in Schatten verborgenen, mit spitzen Eckzähnen ausgestatteten Blutsaugern darstellt, schneidet tiefgründige Themen wie die Bürde des ewigen Lebens, die Problematik des Alterns und die Last unstillbarer Begierde recht oberflächlich an.
Scott ist viel mehr darum bemüht, jede Einstellung stets mit äußerst penibler Schönheit in Szene zu setzen und in möglichst kunstvollen Montagen durch einen Reigen verführerischer wie verdorbener Gefühlslagen zu führen.
Diese Art der hypnotischen Inszenierung bietet einige Momente bedrohlicher Spannung, knisternder Erotik sowie blutiger Eskapaden und ist mit Catherine Deneuve, Susan Sarandon und David Bowie zudem noch stark besetzt. Wenn schon schwülstiger Style over Substance, dann gerne so.
Über das hysterisch-vermurkste Finale sollte man schließlich allerdings das Leichentuch des Schweigens hüllen.
Sichtlich inspiriert von Cronenberg´s Body-Horror oder Midnight-Cinema-Klassikern wie "Eraserhead" von David Lynch schuf Shin´ya Tsukamoto mit "Tetsuo" einen Kultfilm des Bizarren, der trotz seiner Einflüsse wie eine eigenständige Vision wirkt.
Die völlig grotesken Bilder von fleischlich-metallischer Symbiose, bei denen zwischen Traum, Fantasie und Realität früh schon gar nicht mehr unterschieden werden soll, traktieren die Sinne des Betrachters zusammen mit dem industriell-hämmernden Soundtrack aufs Härteste und zerbröseln das Nervenkostüm irgendwann vollständig.
Impressionen wie in "Tetsuo" hat es vorher noch nie gegeben und allein für den völlig gestörten Ideenreichtum, der hier durch den frenetischen Schnitt unaufhörlich auf einen einhämmert, ist der Streifen eine fast schon körperliche Erfahrung, die ihm einen nachvollziehbaren Kultstatus innerhalb des Kanons völlig verrückter Extrem-Werke einbrachte.
Auch wenn Tsukamoto das beklemmende, verstörende Chaos sukzessiv zu völlig überdrehtem Wahnsinn steigert, wird einem aber spätestens ab der Hälfte der Laufzeit bewusst, dass sich das Konzept allmählich erschöpft. Als halb so langer Experimental-Kurzfilm hätte das alles deutlich besser funktioniert und viel redundanter, wirrer sowie anstrengender Nonsens im letzten Drittel wären einem erspart geblieben.
Der imposante Eindruck des rebellischen Cyperpunk-Dampfhammers wird so geringfügig gedämpft, nimmt den abgründig-ekelerregenden Eindrücken aber selbst nach Jahrzehnten wenig von ihrer Wirkungsweise und verleiht "Tetsuo" einen innovativen Status, der ihn für Anhänger des abseitigen Grenzkinos zum Pflichtprogramm macht.
Mit "Plemya" schuf Regisseur Miroslav Slaboshpitsky einen unkonventionellen Film, bei dem ausschließlich über Zeichensprache kommuniziert wird und keine Untertitel angeboten werden.
Für den relativ hohen Teil der Bevölkerung, der Zeichensprache nicht versteht, bedeutet diese Art von Film eine Rückkehr zu den Anfängen des Mediums in der Stummfilm-Ära.
Weil nicht gesprochen werden kann, gibt es auch keinen verständlichen Dialog und weil nicht gehört werden kann, ebenfalls keine musikalische Untermalung sowie weitestgehend bedeutungslose Umgebungsgeräusche.
Slaboshpitsky musste sich bei seinem Werk voll und ganz auf die Macht der Bilder verlassen, die er mit sehr langen Einstellungen und einem Wechsel aus extrem ruhigen Kamerapositionen sowie bewegungsreichen Steadycam-Fahrten heraufbeschwört.
Es ist ein ungewohntes Filmerlebnis, doch die Geschichte ist alles andere als ungewöhnlich und könnte genauso auch mit Figuren erzählt werden, die nicht taubstumm sind. Selbst als zur weitestgehenden Passivität verdonnerter Betrachter lassen sich große Teile dieses im kriminellen Taubstummen-Milieu angesiedelten Dramas verstehen, was wiederum einen gekonnten Verdienst für den Regisseur darstellt.
Andere Passagen hingegen lassen einen mit Fragezeichen im Kopf zurück, was in Verbindung mit den meist sehr ausgedehnten Einstellungen für Frust darüber sorgt, dass einem womöglich entscheidende oder wirklich wichtige Details doch entgangen sind.
Dieses hilflose Gefühl, bei dem Orientierungslosigkeit ein wesentlicher Bestandteil der Atmosphäre wird, verstärkt die Wirkung der niederschlagenden Handlung, die sich gegen Ende hin zu einem wahren Wirbelsturm der Grausamkeiten aufbauscht. Ob derart langgezogene, explizite und dadurch sehr reißerisch erscheinende Einzelheiten wirklich nötig gewesen wären, ist sicherlich diskussionswürdig, doch seinen deprimierenden Ton verfehlt der Streifen nicht.
"Plemya" schält das Medium Film durch seinen konsequenten und ungewöhnlichen Erzählstil auf das purste Grundgerüst herunter. Die wirkungsvollen Bilder, eindrucksvolle Schauspielleistungen und eine deprimierend-trostlose Handlung, die immer wieder wütend stimmt, sei es aufgrund der schockierenden Ereignisse oder Einzelheiten, die einem aufgrund der kaum verständlichen Zeichensprache entgehen, überlagern gewohnte Dinge wie Dialog oder Akustik und bieten ein einzigartiges Filmerlebnis, welches im Kern der Handlung allerdings nicht frei von Schwächen ist.
"Peeping Tom" bedeutete sowohl für Regisseur Michael Powell als auch Hauptdarsteller Karlheinz Böhm einen erheblichen Schaden in deren Karrieren.
Zu freizügig waren einige der schlüpfrigen Szenen und vor allem geradezu unzumutbar war es bei Erscheinen des Films, dass sich das Publikum mit einem psychisch gestörten Serienmörder in der Hauptrolle identifizieren sollte.
Dabei ist dieses radikale wie mutige Werk, welches neben Hitchcock´s "Psycho" ein Schlüsselwerk für das Slasher-Genre bedeuten sollte und heutzutage als Klassiker des Horrorfilms verehrt wird, auffällig zurückhaltend, was explizite Details angeht und lässt trotz einiger durchaus beklemmender Momente das drastischste in den Köpfen der Zuschauer entstehen.
Neben der präzisen Ergründung des Innenlebens von Hauptfigur Mark, der zwar ein irrer Mörder ist, durch seine tragische Hintergrundgeschichte sowie seine sensible Zuneigung für Helen, die Tochter seiner Vermieterin, aber nie einseitig als kaltes Monster verurteilt wird, ist "Peeping Tom" auch eine Reflexion über den Zwang des leidenschaftlichen Beobachtens und ergründet die Faszination des Individuums für fiktive Gewaltszenarien Jahrzehnte bevor die Filmgeschichte tatsächlich immer reißerischere und gewalttätigere Werke hervorbrachte, die sich sicherlich nicht ohne Grund einer unüberschaubaren Zuschauerschaft erfreuen konnten.
Mit Bildern, die von den Kameraperspektiven und Einstellungen über die stilvolle Lichtsetzung hinweg wunderbar komponiert sind, schuf Powell zusammen mit dem eindringlichen Schauspiel seines Hauptdarstellers ein besonderes Werk. Auch wenn er aufgrund des Laufs der Zeit formal immer wieder übertrumpft wurde, wird "Peeping Tom" seinen Status als Mitbegründer eines Sub-Genres und stilistische Blaupause sowie deutliche Inspiration für etliche Nachfolger sicherlich niemals verlieren.
Mit herkömmlichen Bewertungskriterien wie Schauspiel, Dialog oder Handlung kann man sich "FPS: First Person Shooter" nicht nähern. Regisseur Andreas Tom schuf einen Genre-Film, der sich einzig und allein an hartgesottene Ego-Shooter-Fans richtet und in seiner Umsetzung so konsequent wie nur möglich ist.
Es wirkt, als befinde man sich inmitten eines dieser Videospiele, die vor ungefähr 15 Jahren veröffentlicht wurden. Mit einer hohen Liebe fürs Detail, bei dem Kernelemente von Ego-Shootern wie das HUD, Ladebildschirme, die ständig im Bild zu sehenden und mit Waffen rumhantierenden Arme der Spielfigur sowie die typischen Bewegungsabläufe mitsamt ruckartiger Drehung originalgetreu nachempfunden werden, gelingt den Verantwortlichen hinter dieser zugegeben doch recht trashigen Low-Budget-Produktion ein inszenatorisches Konzept, welches das Gaming-Empfinden durch einige zusätzliche Spielereien wie 8-Bit-Retro-Einlagen und sammelbare Zwischenbotschaften gelungen einfängt.
Leidenschaftliche Verehrer von älteren, geradlinig-stumpfen Horror-Shootern wie "Doom", "Quake" "F.E.A.R." oder "Painkiller" dürften aufgrund des linearen Handlungsverlaufs, der aus vorsichtigem Erkunden, Gegner abmetzeln und Objekte sammeln besteht, eines nervenaufreibenden Sound-Designs und deftigen Gore-Einschüben einige nostalgisch-vertraute Momente erleben.
Als kleines Sahnehäubchen konnte man außerdem Stephan Weyte für das Voice-over verpflichten, was dazu führt, dass sämtliches Geschehen unentwegt mit zynisch-rotzigen oder ironischen One-Linern und Monologen der Marke Ash aus "Evil Dead" oder "Duke Nukem" kommentiert wird.
"FPS: First Person Shooter" ist Horror-Unterhaltung, die nischiger nicht sein könnte und in ihrer Form wahrscheinlich nur einmalig funktioniert, da sich das Konzept nach der Sichtung praktisch direkt für weitere Filme dieser Art abgenutzt hat. Ausschließlich Fans von Horror-First-Person-Shootern sollten hier eine Sichtung wagen. Mit wenig Budget wurde aus dem originellen Konzept das Maximum erreicht und so schuf Regisseur Andreas Tom einen trashig-überzogenen Horror-Streifen der ungewöhnlicheren Sorte, welcher Videospieler kurzweilig unterhalten könnte.
Filme, die Zeitreisen behandeln, werden meist von vornherein kritisch beäugt. Auch wenn das Thema viel Potential hergibt, um sehr kreative und außergewöhnliche Geschichten zu erzählen ("12 Monkeys" sei hier positiv erwähnt), verzetteln sich die Verantwortlichen sehr häufig in Logiklöchern und ärgerlichen Paradoxien.
Bradley King gewinnt der Thematik in seinem Regiedebüt zunächst interessante Aspekte ab. Die Handlung rund um einen überdimensionalen Fotoapparat, der Fotos ausgibt, die einen Zeitpunkt abbilden, der exakt 24 Stunden in der Zukunft geschieht, verleiht dem Aspekt des Zeitreisens neue Impulse. Hier reisen die Protagonisten nicht durch die Zeit, sondern müssen sich damit auseinandersetzen, wie man nun handeln soll, wenn man seinem eigenen Zeitbewusstsein einen Tag voraus ist.
Der mysteriöse Fotoapparat entwickelt sich schnell zu einem regelrechten Fluch, bei dem die drei Hauptfiguren meist damit beschäftigt sind, die prophetischen Fotos nachzustellen, da sie ansonsten mit einer Zerstörung des Zeitgefüges rechnen.
King liefert die ersten zwei Drittel seines Streifens gelungene Unterhaltung ab, in der sich kopflastige Theorien, kurzweiliges Vergnügen und drastische Ereignisse abwechseln.
In seinem letzten Drittel scheint der Regisseur dann vom gängigen Genre-Fluch gepackt worden zu sein und setzt den bis dato netten Film mächtig in den Sand. Auf einmal verhalten sich die Figuren völlig dumm bis haarsträubend unlogisch, was dazu führt, dass jede aufeinanderfolgende Szene noch stärkeres Kopfschütteln beim Betrachter auslöst. Pseudo-Tiefgang und eine unpassende Entwicklung in ernste Psycho-Thriller-Gefilde zerstören den bis dahin positiven Eindruck schwer und machen aus "Time Lapse" einen weiteren dieser gescheiterten Zeit(reise)-Filme, die sich im späteren Verlauf aus ihrer eigenen Logik aushebeln und den Zuschauer am Ende mit Unverständnis und Fragezeichen zurücklassen.
"You know how to drive? - Yeah, I know — Mario Kart"
Regisseur Jon Watts, das muss man ihm zugestehen, versucht sich in seinem Film "Cop Car" an einem in der Theorie sehr interessant klingendem Konzept.
Zwei kleine Jungs finden mitten in der Prärie ein verlassenes Polizeiauto. Aus der natürlichen Neugierde heraus steigen sie ein und rollen los.
Watts greift in diesem Anfangssegment Züge typischer Coming-of-Age-Streifen auf, bei dem sein Film eine kindlich-naive Perspektive vermittelt, die zusammen mit den atmosphärischen Einstellungen ein spaßiges Abenteuer andeutet.
Auf der anderen Seite wird ein spielfreudiger Kevin Bacon als schmieriger Cop eingeführt, der aus persönlichen Gründen hinter genau diesem Polizeifahrzeug her ist. Innerhalb der Sichtweise dieser Figur entwickelt sich der Streifen viel mehr zu einem schmutzigen Noir-Thriller, der in trockenen Bildern ein Katz- und Mausspiel vorbereitet.
Die vielversprechenden Ansätze und einige konzentrierte sowie toll inszenierte Einzelszenen verknüpft Watts allerdings nie zu einem stimmigen Gesamtwerk. "Cop Car" hängt erzählerisch oftmals in der Luft, lässt seine Figuren zu unsauber skizziert und entfaltet in seinem inhaltlichen Konflikt aus unschuldig-verspielter Coming-of-Age-Erzählung und düsterem Noir-Thriller nie ein mitreißendes Mitgefühl, welches der Regisseur deutlich im Sinn hatte. Vor allem der Mittelteil des gerade einmal 86 Minuten langen Streifens plätschert nur so vor sich hin.
So viel verschenktes Potential ist ärgerlich, denn dass Watts ein Talent für trocken-flirrende Noir-Bilder hat und außerdem im Finale eine dichte Atmosphäre schnürt, in der Spannung und Dramatik endlich zum Zuge kommen, ist hier mehr als offensichtlich erkennbar.
Seinen in "Cop Car" eingeschlagenen Stil darf sich der Regisseur also gerne beibehalten, doch nächstes mal sollte einfach ein besser ausgearbeiteteres Skript herhalten, damit das inszenatorische Geschick auch zu einem vollständig überzeugenden Film führt.
Das beste an "The Borderlands" sind die letzten 10 Minuten. Doch selbst die sind nichts besonderes, lediglich effektiv genutztes Licht- und Sounddesign in einem nicht recht beklemmenden weil klaustrophisch veranlagten Setting.
Ansonsten gelingt Regisseur und Drehbuchautor Elliot Goldner in seinem Found-Footage-Film praktisch kein einziges Element, dass ihn von den üblichen Vertretern dieses abgenutzten Sub-Genres abheben würde. Über die gesamte erste Stunde hinweg bekommt der Zuschauer lediglich das altbekannte verwackelte Location-Rumgehusche, mal fällt ein Gegenstand hier von der Wand, mal wird eine Figur da von plötzlich von einem Hund erschreckt oder flüstert ein Stimmchen durch den Raum.
Genauso wie den Verantwortlichen dieser Streifen nichts ansatzweise besonderes, kreatives oder interessantes einfällt, wird es auch zunehmend schwieriger, etwas über diese Art Filme zu schreiben. Zwei charismatische Hauptfiguren und das in der englischen Provinz angesiedelte Setting mit der alten Kirche sind neben dem atmosphärisch überzeugenden Schlussakt die einzigen positiv zu vermerkenden Punkte, ansonsten gibt es absolut nichts erwähnenswertes.
"The Borderlands" ist somit kompletter Found-Footage-Einheitsbrei ohne jegliches Gespür für wirklichen Horror oder eine vereinnahmende Atmosphäre. Über weite Strecken herrschen hier lediglich Langeweile, generische Buh-Effekte und Ideenlosigkeit.
Wenn mutierte Killer-Wespen die Besucher einer Garten-Party attackieren, kommen einem unweigerlich unsägliche Billigfilmchen wie "Sharknado XY" oder "Sharktopus vs. Megacroc" aus der aktuellen Trash-Flut in den Sinn.
Der deutsche Regisseur Benni Diez geht mit seinem in Deutschland und mit englischsprachigen Darstellern gedrehten "Stung" aber leicht andere Wege.
Indem CGI nur als nötige Unterstützung der Effekte eingesetzt wird und ansonsten oft schön eklige Practical Effects an der Tagesordnung stehen, hat diese Produktion gelegentlich das Flair älterer Creature-Horror-Streifen wie "The Fly" oder "Tremors". Deftige Splatter-Einlagen wechseln sich dabei mit ausgedehnt ruhigeren Passagen ab, in denen der Regisseur auch einige Suspense-Momente unterbringt.
Die vorherrschende Situation wird dabei keineswegs zu ernst genommen und immer wieder mit Humor und Ironie versehen, doch Diez lässt seinen Film nie völlig zu einer albernen Parodie verkommen. Dabei hilft es auch, dass vor allem das zentrale Hauptdarsteller-Duo Matt O´Leary und Jessica Cook wirklich sympathisch spielt und auch Nebendarsteller wie Lance Henriksen amüsant und ernstzunehmend zugleich agieren.
"Stung" ist trotzdem kein wirklich großer Wurf, dafür hat man das alles schon viel zu oft und auch noch besser gesehen. Zudem ist die Balance zwischen greller Kreaturen-Eskalation und ruhiger Charakterfokussierung nicht immer stimmig und bremst das Werk aus, wenn Tempo und Aktion nötig gewesen wären.
Leidenschaftliche Anhänger des Genres, die ihren schleimig-blutigen Creature-Horror gerne möglichst handgemacht und charmant haben, werden mit "Stung" aber vermutlich ihren kurzweiligen Spaß haben.
"The Leftovers" stand bereits vor der eigentlichen Ausstrahlung unter keinem guten Stern. Zuviel Spott und Häme musste Showrunner Damon Lindelof in den letzten Jahren einstecken. Ein Mann, dem der Ruf anhaftet, ständig zahlreiche mysteriöse Fragen aufzuwerfen und nichts davon aufzuklären.
Egal, wie man zu Lindelof nun steht, die Zusammenarbeit mit HBO für diese erste Season ist eine schlagartige Rehabilitation für ihn und untermauert weiterhin den Status des Pay-TV-Senders als absoluter Vorreiter, was innovative, mutige und brilliante Serienformate angeht.
Das zentrale Ereignis im Kern von "The Leftovers", bei dem von einem Moment zum anderen 2% der gesamten Weltbevölkerung spurlos verschwindet, wird niemals in seiner Ursache ergründet und auch in Zukunft sollte man sich keine Aufklärung erwarten. Wie der Titel verrät, geht es stattdessen um die Hinterbliebenen, hier speziell isoliert in der Stadt Mapleton betrachtet. Wie das Ereignis ihre Leben verändert hat, wie sie mit ihrem Verlust oder anderen daraus entstandenen Tragödien umgehen, was sich für Auswirkungen auf ein gesellschaftliches Zusammenleben ergeben.
"The Leftovers" ist in seiner Erzählweise dabei äußerst außergewöhnlich. Die Serie verzichtet beinahe vollständig auf Spannung und zieht den Betrachter durch ihr ruhiges Tempo in einen Strudel aus verschiedensten Emotionen. Dabei öffnet sich die langsame Geschichte womöglich nicht sofort für jeden, doch wer sich auf dieses poetische Gemälde aus Trauer, Trostlosigkeit, Verlust und Schmerz einzulassen vermag, wird mit einer einschneidenden Intensität belohnt, die einen immer wieder aus der Fassung bringt.
In dieser Serie wird sehr viel geweint, geschrien und geflucht und als Betrachter kommt man nicht drum herum, oftmals selbst Tränen zu vergießen. Vor allem im späteren Verlauf der Season und im unglaublichen Finale wechseln sich wohlige Gänsehautmomente und rollende Tränen ständig ab und als Zuschauer ist man spätestens hier in einem ähnlichen Wechselbad der Gefühle wie die Charaktere selbst. Einen wesentlichen Anteil hierzu trägt auch die wundervolle Musik von Max Richter bei, welche die jeweiligen Szenen phänomenal untermalt.
So präzise, wunderbar vielschichtig und emotional mitreißend wurden Figuren schon eine Weile nicht mehr gezeichnet und jeder einzelne Schauspieler leistet unglaubliches, um die hier porträtierten Charaktere mit Leben und Seele zu füllen. Dabei sind die Verantwortlichen der Serie auch so mutig, um ganze Episoden nur einer einzelnen Figur zu widmen, was im Fall der Episoden 3 und 6 nochmal zu ganz besonderen Höhepunkten führt, die man erlebt haben sollte.
Nichtsdestotrotz ist die Führung von Damon Lindelof spürbar. "The Leftovers" ist zwar weitaus mehr als ein legitimer "Lost"-Nachfolger und konzentriert sich hauptsächlich auf die zwischenmenschliche Melodramatik, doch gänzlich ohne Mystery kommt man auch hier nicht aus. So streut Lindelof immer wieder surreale und seltsame Elemente in die Handlung, bei denen er bewusst von der Buchvorlage abweicht, um der Geschichte weitaus rätselhaftere und wundersamere Momente zu spendieren. Diese stehen dem Handlungsverlauf aber nie störend im Weg, sondern fügen sich ganz im Gegenteil perfekt in den ohnehin eigenwilligen Rhythmus dieser Ausnahmeserie ein und verleihen ihr nur noch mehr Faszination.
Mit dieser ersten Season ist die gesamte Buchvorlage nun auserzählt und es bleibt der Gesamteindruck eines in sich geschlossenen, mit leisem Optimismus versehenen Meisterwerks. Für die kommende 2. Season müssen sich Damon Lindelof und Buchautor Tom Perotta auf gänzlich neue, eigenständige Pfade bewegen. Nach solch einer ersten Season traut man ihnen jedoch alles zu und darf mit Begeisterung erwarten, wie die Reise weitergehen wird. Der Mut von HBO hat sich wieder einmal ausgezahlt und ihr Vertrauen in Damon Lindelof ist aufgegangen. Die erste Season von "The Leftovers" ist nicht für jeden geeignet, doch wer emotional mitgehen kann, wird wieder einmal mit einem Meilenstein belohnt, der einen mit unzähligen Eindrücken verblüfft wie überwältigt zurücklässt und mit keiner anderen bisher existierenden Serie vergleichbar ist.
Für den fünften Teil der "Mission: Impossible"-Reihe gilt das Prinzip: Alles beim Alten.
Diesmal darf Regisseur Christopher McQuarrie ran, der als erste Überraschung des Films keine wirklich unverkennbar eigene Handschrift über das Werk legt, sondern eine Art Best of der gesamten Reihe kredenzt, bei dem er sich vor allem an den besten beiden Teilen orientiert hat.
So hat "Mission: Impossible - Rogue Nation" sehr deutliche Züge seines direkten Vorgängers und setzt bezüglich der Set Pieces erneut auf möglichst spektakulär überzogene und ausgefallene Manöver, besinnt sich ganz im Geiste des allerersten Teils aber auch ab und an auf klassisch elegante Spionage-Aktionen. Auf eine gewisse Weise mutig ist es da auch, dass die Höhepunkte bereits ab der Hälfte gezündet werden (Wiener Oper, Unterwasser-Einbruch) und McQuarrie gegen Ende einen fast schon antiklimatisch zurückgenommeneren Weg einschlägt, der nichtsdestotrotz spannend abschließt.
Überhaupt ist es mal wieder angenehm, dass nicht gleich die gesamte Welt gerettet werden muss, sondern ein eher intimerer Gegenpol in Stellung gebracht wird, der eine persönliche Bedrohung für die IMF darstellt.
Auch bei der Zusammensetzung des Casts vertraut der Regisseur ganz auf die sympathischsten Figuren und stellt das Team mit Tom Cruise, Simon Pegg, Jeremy Renner und Ving Rhames zusammen. Etwas unausgeglichen ist das Verhältnis des Teams aber leider doch geworden, Renner und Rhames hätten noch mehr Screentime vertragen können, wohingegen Simon Pegg trotz seiner auch hier wieder humorvollen Art fast zu aufdringlich als Comic Relief abgefeuert wird. Tom Cruise geht wie zu Erwarten wieder voll auf in seiner Paraderolle und weist auch mit mittlerweile 53 Jahren keinerlei Ermüdungserscheinungen auf. Als weiblicher Neuzugang fügt sich zudem Rebecca Ferguson sehr gut ein, die mit ihrer Mischung aus Schlagfertigkeit und fragwürdiger Vertrauensbasis eine starke Frauenfigur spielen darf.
Wer die Reihe also bisher mochte, kann mit "Mission: Impossible - Rogue Nation" absolut nichts falsch machen und bekommt die gewohnte Mischung aus Action, Tempo, Spannung und selbstironischem Humor geboten, bei der die Reihe seit Teil 4 recht routiniert-souverän ihre Linie endgültig gefunden zu haben scheint.
Eine etwas eigenständigere Note von Seiten des Regisseurs und eine stimmigere Teambalance wären noch wünschenswert gewesen, was dazu führt, dass Teil 5 hinter den Höhepunkten des Franchises zurück bleibt, doch von einer Abnutzung ist diese Reihe weiterhin deutlich entfernt.
Eigentlich bringt es nichts, wenn man vor einem Film mit den üblichen Floskeln wie "unvorstellbar grauenvoll" oder "härtester Streifen überhaupt" warnt, da so die Neugier nur noch stärker gesteigert wird und man erst recht eine Sichtung wagen möchte.
"Angst" von Gerald Kargl ist aber nichtsdestotrotz ein Werk der absoluten Extreme, das psychisch wirklich nahe geht und eine sehr intensive Seherfahrung darstellt. Der Regisseur zwingt einem das subjektive Erleben eines psychisch gestörten Mörders auf, der nach 10 Jahren aus der Haft entlassen wird, nur um direkt wieder töten zu wollen.
Es ist die Verbindung aus der nüchtern-trockenen Voice-over-Begleitung der Täterstimme und der wirklich brillianten Inszenierung von Kargl, durch die der Betrachter mit völlig irrsinnigen Kameraperspektiven und durch den genialen Score mitten hinein in die verstörende Gedanken- sowie Gefühlswelt eines Geisteskranken getrieben wird.
"Angst" ist dabei von der ersten bis zur letzten Sekunde beklemmend und unangenehm anzuschauen, doch stellenweise geht der Film noch darüber hinaus und wird in einigen Momenten beinahe unerträglich, sei es durch grafische Gewaltdarstellung oder theoretische Schilderungen aus dem Off, die mehr als abstoßend sind. Dass die Beweggründe in dieser nach einer wahren Begebenheit geschilderten Geschichte klischeehaft in der Kindheit der Hauptfigur verankert liegen, mag ein Kritikpunkt sein, gibt dem grausamen Treiben aber zumindest eine Art Motiv und dämpft das Geschehen minimal ab, was sich dann fast schon wieder positiv auswirkt.
Es bleibt also jedem selbst überlassen, ob er sich 75 Minuten lang in die Seele eines gestörten Mörders begeben möchte. Sein Ziel, diesen unbequemen Höllentrip für den Zuschauer so atmosphärisch intensiv sowie inszenatorisch kunstvoll und gleichzeitig nicht verheerlichend zu gestalten, ist Regisseur Gerald Kargl dabei gelungen und so muss man diesen Film als wirkungsmäßig einzigartig konsequent bezeichnen.
Dass sich Kargl für seine Kunst aufgrund komplett privater Finanzierung hoch verschuldet hat und keinen anderen Film außer diesen drehte, ist schlussendlich ein weiteres unangenehmes Detail neben dem eigentlichen Inhalt.
In ihrem Spielfilmdebüt "Second Coming" empfiehlt sich Regisseurin Debbie Tucker Green durch ihre kraftvoll-intensive und trotzdem sehr zurückgenommene Erzählweise als interessantes Nachwuchstalent im britischen Filmbereich.
Die Geschichte, welcher ein überaus religiöser Unterbau zugrunde liegt, lässt sich dabei in verschiedene Richtungen interpretieren. Die Regisseurin verzichtet dabei, bis auf einige ganz wenige surreal angehauchte Sequenzen, erfreulicherweise auf jegliche Art von platter Symbolik und spart christlich motivierte Andeutungen, die hier möglich gewesen wären, komplett aus.
Stattdessen lässt Green es sehr ruhig angehen und probiert sich erfolgreich in feinfühligen Beobachtungen und dem authentischen, realistischen Skizzieren von Alltagssituationen einer Kleinfamilie, die durch ein mehr oder weniger wunderliches Ereignis auf eine harte Probe gestellt wird.
Man könnte ihr dadurch vorwerfen, inhaltlich zu wenig eigenständige Wege einzuschlagen und vom unspektakulären, ruhigen Geschehen gelangweilt werden, doch die Regisseurin hält ihr Werk mithilfe von sehr guten Schauspielern zusammen, bei dem vor allem das Kern-Trio um Nadine Marshall, Idris Elba und Kai Francis Lewis äußerst intensiv und facettenreich aufspielt.
Die offene Erzählart und der subtil-unspektakuläre Handlungsverlauf könnte nicht jedem gefallen, doch Debbie Tucker Green zeigt in ihrem Debüt "Second Coming" ein deutliches Talent für nuancierte Beobachtungen und intensive Stimmungsbilder.
Eine romantische Komödie, die zugleich ein schweres Charakterdrama und eine Kritik am Militär-System der USA ist. Wie das alles (kein bisschen) zusammenpasst, zeigt Cameron Crowe in seinem grandiosen Fehlschlag "Aloha".
Trotz eines vielversprechenden Star-Casts, bei dem der Regisseur Darsteller wie Bradley Cooper, Emma Stone, Rachel McAdams und Bill Murray für die Umsetzung seines (komplett vermurksten) Skripts gewinnen konnte, stimmt in diesem Film irgendwie einfach überhaupt nichts.
Es beginnt damit, dass die jeweiligen Rollen für sich bereits fehlbesetzt sind (Emma Stone beispielsweise spielt eine Figur, die hawaiianisch-chinesischer Abstammung ist (!) und selbst ein Bill Murray wird hier gnadenlos verpulvert) und außerdem im direkten Zusammenspiel absolut null Chemie zwischen einander haben. Für eine RomCom eigentlich direkt der Todesstoß.
Man merkt dem Streifen an, dass Crowe wohl eine sommerlich-lockere Komödie im Sinn hatte, als er das Drehbuch schrieb. Wieso dann allerdings nur ungefähr drei Witze zünden, der Regisseur völlig belanglose und wirre Subplots aufzieht, die keinerlei Relevanz haben und zu nichts führen und ständig planlos zwischen unpassenden Tonfällen hin und her gesprungen wird, weiß wohl nur Crowe selbst. Sogar der Cast selbst wirkt hier öfters irritiert oder ratlos, was zu mitunter sehr misslungenen Schauspielleistungen führt, die man vom jeweiligen Darsteller so gar nicht gewohnt ist. Lediglich Rachel McAdams liefert eine durchwegs überzeugende Performance in ihrer ebenfalls dürftigen Rolle ab.
Tatsache ist, dass es sogar die ein oder andere gelungene Einzelszene in den Film geschafft hat, doch schon im nächsten Moment kommt sofort wieder eine komplett misslungene oder verwirrend unpassende Erzählrichtung.
"Aloha" ist somit keiner dieser Filme, die einen wirklich aufregen oder total unterirdisch schlecht sind. Man weiß nur einfach nicht, was man mit solch einem Werk anfangen soll, dass selbst keinen Funken Stringenz oder irgendeine klare inhaltliche Richtung einschlägt, was sich unentwegt beim planlosen Cast und den am laufenden Band unpassenden Erzählrichtungen bemerkbar macht.
"The Falling" von Regisseurin Carol Morley ist eines dieser mysteriösen Filmjuwelen, die eine völlig einzigartige Magie ausstrahlen, obwohl man sich selbst nicht einmal genau erklären kann, wieso man so fasziniert ist.
Augenscheinlich handelt das Werk von einer Mädchenschule in den 60ern, in der die Schülerinnen auf unerklärliche Weise von Ohnmachtsanfällen heimgesucht werden. Im Mittelpunkt steht dabei Lydia, ein eigenwilliges Mädchen mit schwierigem Elternhaus, die sich inmitten ihrer Pubertät mit Themen wie Sexualität, autoritären Vorschriften und der eigenen Identität auseinandersetzen muss.
Morley arbeitet in ihrer Geschichte sehr viel mit subtilen Andeutungen und ambivalenten Zwiespälten. Nie öffnet sie die Erzählung auf eindeutige Weise für den Zuschauer, sondern fordert dazu auf, eigene Überlegungen anzustellen und sich selbst einen Sinn in das Gesehene zu projizieren. Dieses vertraute Gefühl, das hinter einzelnen Szenen und kurzen Momenten mehr steckt, als man zunächst annimmt, beschleicht einen bei diesem Film, der ständig zwischen bittersüßer Melancholie, rebellischer Widerstandsstimmung und seltsamen Vorfällen kreist, auf wohlige und zugleich mysteriöse Weise immer wieder.
Das beste Element, neben den wirklich hervorragenden Schauspielleistungen, ist die Inszenierung von Morley. Sie verleiht ihrem Werk mit bedächtigen Kamerafahrten und wundervoll durchdachten Bildkompositionen eine sehr stilvolle und ruhige Kraft, bei der sie den zurückhaltenden Bilderstrom gelegentlich mit irritierenden Zwischenschnitten aufbricht, bei dem in minimalsten Abständen kurze Einstellungen aufblitzen. Ebenso fantastisch ist der unglaublich gefühlvolle Soundtrack, der fast schon ein wenig deplatziert wirkt und nach traurigem Herzschmerz-Gefühlskino klingt, in diesem Fall allerdings umso mehr zur einzigartigen Wirkungsweise beiträgt.
"The Falling" ist sehr speziell und auffällig gegen Sehgewohnheiten der heutigen Zeit gebürstet. Während der Film auf der einen Seite klassisch und nahezu altmodisch erscheint, verleiht Regisseurin Carol Morley ihrer nachdenklich stimmenden, rätselhaften Geschichte durch äußerst stimmungsvolle Experimental-Anleihen eine beeindruckende Atmosphäre, die den Film zu etwas Besonderem macht.
"Your line's not long enough. - No shit!"
Ausgerechnet der bislang ausschließlich im Animationsbereich tätige Regisseur Brad Bird katapultiert das Franchise mit "Mission: Impossible - Ghost Protocol" in völlig neue Höhen.
Der vierte Teil der Reihe ist der beste seit dem De Palma-Erstling und ein absoluter Glücksfall für den Blockbuster-Sektor. Bird setzt von Anfang an auf Vollgas und treibt das Agenten-Team rund um Ethan Hunt von einer brenzligen Aktion zur nächsten.
Die im gelungenen Drehbuch verankerten Setpieces, welche die Protagonisten wieder rund um den Globus führen, sind dabei auf mehreren Ebenen ein Volltreffer.
Nicht nur sind sie größtenteils spektakulär anzuschauen (Klettern am Burj Khalifa, eine eindrucksvolle Verfolgungsjagd inmitten eines Sandsturms), sondern bringen auch den Teamfaktor wieder voll zum Vorschein, bei dem neben Schlüsselfigur Ethan Hunt, den Tom Cruise durch sein gekonntes Charisma und die wagemutigen, selbst absolvierten Stunts wie gewohnt in den Mittelpunkt spielt, die Interaktion zwischen allen Gruppenmitgliedern entscheidend ist. Spannende Spionage-Manöver werden mit wuchtiger Action abgewechselt, wobei der stilvolle Spionage-Aspekt sogar etwas mehr Raum einnimmt. In diesem Zusammenhang sind auch die gelungenen Drehbuch-Einfälle zu nennen, bei denen die Technik-Gadgets immer wieder Fehler aufweisen oder versagen, was aufgrund der nötigen Improvisation der Gruppe für weitere Spannung sorgt.
Auch der selbstironische Humor, der vor allem von Simon Pegg ausgeht, fügt sich bestens ein und selbst für ernstere, charakterbezogene Momente bleibt Zeit in diesem gigantischen Blockbuster-Spektakel.
Die Kameraarbeit von Robert Elswit ist toll, der Score von Michael Giacchino ebenfalls und mit Paul Hirsch hat man sogar den Cutter des Erstlings wieder gewinnen können, was den Film auf formaler Ebene ebenfalls zu einem ausgezeichneten Werk macht. Die einzigen Kritikpunkte wären der blasse Bösewicht und das fast vollständige Fehlen von Charmebolzen Ving Rhames als Luther Stickell.
"Mission: Impossible - Ghost Protocol" ist in der Summe ein beinahe perfekter Blockbuster, der Spaß, Action, Tempo und Spannung in Verbindung mit gelungenen Ideen, einer gekonnten Inszenierung und vor allem herausragenden Setpieces in sich vereint.
Nachdem John Woo die Reihe nicht gerade mit Glanz versehen hat, sollte J. J. Abrams in seinem ersten Spielfilm-Regie-Debüt den Karren wieder aus dem Dreck ziehen.
Zusammen mit einem diesmal wesentlich besseren Drehbuch gelingt dies auch und "Mission: Impossible III" ist die nötige Frischzellenkur, die das Franchise nach dem völlig überzogenen Woo-Slo-Mo-Pathos-Vehikel dringend nötig hatte.
In erster Linie liegt das daran, dass man Ethan Hunt als menschliche Figur wieder ernst nehmen kann. Die unmögliche Mission wird diesmal persönlich und gibt Protagonist Hunt, der trotz Unterstützung anderer Teammitglieder wieder voll im Mittelpunkt steht, einen wesentlich emotionaleren Rahmen, in dessen Weg auch tragische Rückschläge ihren Platz finden. Vorbei sind glücklicherweise die Zeiten, wo er den unverwundbaren, übercoolen Womanizer im Bond-Format mimen musste.
Das Pacing stimmt ebenfalls endlich wieder und Abrams findet zusammen mit seinen Autorenkollegen die richtige Mischung aus rasanter Action, unterhaltsamen Spionage-Scharmützeln, atemloser Kinetik und immer wieder stimmig einstreuten Humor (Die Diskussionen zwischen Hunt und Stickell, Simon Pegg als Neuzugang oder der Hasenpfoten-McGuffin).
Als Sahnehäubchen bekommt man hier Philip Seymour Hoffman als Gegenspieler, der seinem skrupellosen Waffenhändler Owen Davian eine äußerst intensive Ausstrahlung verleiht und daher als mindestens ebenbürtiges Gegengewicht zu Ethan Hunt den besten Bösewicht der gesamten Reihe darstellt.
"Mission: Impossible III" erreicht zwar niemals die spannenden Höhenflüge von Teil 1 und hätte ruhig noch etwas mehr Konzentration auf den Team-Spionage-Fokus legen können, doch den mittelmäßigen zweiten Teil macht er locker wieder wett und führt die Reihe endlich wieder auf Erfolgskurs.
In "Mission: Impossible 2" wird das gestartete Konzept weitergeführt, bei dem nach jedem Teil der Regisseur gewechselt wird und jeder seine persönliche Handschrift einbringen darf.
Für Teil 2 nahm John Woo auf dem Regiestuhl Platz, dessen Arbeiten in Hollywood ohnehin bereits kritisch beäugt wurden. Ein viel größerer Kritikpunkt ist aber zunächst das Drehbuch, das vor allem die gesamte erste Hälfte des Films zu einer ziemlich öden Angelegenheit werden lässt. Zwischen kitschigen Romantik-Szenen und viel zu verlaberten Exposition-Szenen kommt nie auch nur ein Funken Spannung auf, wohingegen der erste Teil im Vergleich nach der Hälfte schon einen Höhepunkt nach dem anderen abgeliefert hatte.
Selbst Tom Cruise, das Aushängeschild der Reihe, wirkt anfangs ziemlich verloren und fällt vor allem in den romantisch gemeinten Momenten nur durch ein übertrieben schleimiges Grinsen auf.
Erst ab der zweiten Hälfte, wenn wieder auf die Kernkompetenzen Wert gelegt wird, kommt der Streifen endlich in Fahrt und hat spannende wie actiongeladene Momente, die gefallen. Da fällt es aufgrund des endlich durchgedrückten Gaspedals fast schon weniger negativ ins Gewicht, dass Ethan Hunt hier wiederum als viel zu übermenschliche Kampfmaschine dargestellt wird und vor allem die Actionszenen im späteren Verlauf durch den Pathos und die krampfhafte Überstilisierung von Woo´s Inszenierung eine fast schon parodistische Wirkung (Motorradverfolgungsjagd) ausstrahlen.
"Mission: Impossible 2" ist und bleibt somit das Problemkind der Reihe, welches aufgrund der öden ersten Hälfte und der immer wieder viel zu dick aufgetragenen Regie von John Woo qualitativ um Längen hinter dem Vorgänger zurückbleibt. Ein paar tolle Einzelmomente, ein in den Actionszenen souverän agierender Tom Cruise und ein recht überzeugender Dougray Scott als Gegenspieler retten den Streifen vor dem Totalausfall, eine Enttäuschung bleibt er trotzdem.
"Mission: Impossible" ist der erste Film, der die gleichnamige Serienvorlage 1996 neu interpretierte und zusammen mit der extra neu geschriebenen Hauptfigur Ethan Hunt den endgültigen Durchbruch für Tom Cruise bedeuten sollte.
Neben einem überaus charismatischen und physisch wunderbar agierendem Cruise, der hier noch sehr jung und unerfahren wirkt, ist vor allem der Gewinn von Brian De Palma als Regisseur der absolute Hauptgewinn für den Streifen.
"Mission: Impossible" ist aufgrund der virtuosen Inszenierung nichts weniger als herausragendes Unterhaltungskino, ein Spionage-Thriller der Extraklasse, bei dem atemberaubende Spannung, ein auffällig hohes Tempo, verschmitzte Finten und Wendungen an jeder Ecke sowie passende Action in perfekt ausgeglichener Balance geboten wird.
Das Drehbuch, an dem gleich drei Personen gearbeitet haben, lässt dabei die ein oder andere Logiklücke nicht aus und unter der Führung eines minder talentierten Regisseurs hätte dieser Film auch leicht ein wirres, überladenes Kuddelmuddel werden können. Nicht so bei De Palma, der jede einzelne Sequenz mit beinahe orchestraler Präzision dirigiert, die Kamera wie von ihm gewohnt mit staunenswertem Können einsetzt und mithilfe des makellosen Schnitts von Paul Hirsch und einem fantastischen Score von Danny Elfman in Höchstform agiert.
Wer die berüchtigte Einbruchssequenz in das CIA-Hauptquartier nicht zumindest einmal selbst gesehen hat, verpasst brilliantes Spannungskino in Perfektion.
"Mission: Impossible" ist zeitlose Thriller-Unterhaltung, der man Abnutzungserscheinungen lediglich hinsichtlich der mittlerweile technisch überholten Gerätschaften ansieht. Ansonsten ist der Film von Anfang bis Ende eine kurzweilige und mitreißende Achterbahnfahrt voller visuell berauschender Thrills und Attraktionen und hat die Karriere von Tom Cruise völlig zurecht so richtig in Gang gesetzt.
Nicht nur im Filmbereich wird man die letzten Jahre geradezu von Comic-Verfilmungen aus dem Hause Marvel überschwemmt. Auch im Serienbereich gibt es mittlerweile Tendenzen, Comic-Vorlagen über einen längeren Episoden-Zeitraum zu erzählen.
Im Fall von "Daredevil" war man den Fans zudem einiges schuldig, denn unbeliebt wäre noch eine Beschönigung, um den Status der Filmversion mit Ben Affleck von 2003 zu umschreiben. Nun haben sich Drew Goddard und Steven S. DeKnight der Vorlage angenommen und führen die Geschichte des blinden und mit Super-Sinnen ausgestatteten Anwalts, der nachts für Gerechtigkeit inmitten einer verlorenen Stadt kämpft, zu ihrer nötigen Ernsthaftigkeit und Finsternis.
Auch wenn die Atmosphäre als gelungen bezeichnet werden kann und vor allem die düstere Optik sowie die teilweise knallharte Gangart einen erfrischenden Kontrast zum ansonsten selbstironischen, humorvollen Marvel-Ton darstellen, schießen die Verantwortlichen von "Daredevil" stellenweise fast schon ein wenig über das Ziel hinaus.
Das größte Problem der Serie ist es, dass die Verbindung zwischen realistischem Crime-Thriller, von Selbstzweifeln und Seelenleid gepeinigtem Charakterdrama sowie dezent überzogenem Superhelden-Gekloppe nicht immer stimmig Hand in Hand geht. Einzelne Elemente, wie beispielsweise die äußerst druckvollen und physisch einschlagenden Kampf-Choreographien, gleich eine Handvoll ambivalente Hauptfiguren, emotional stimmig eingeflochtene Höhepunkte und der trostlos düstere Tonfall, sind für sich genommen überzeugend, stehen sich in Kombination miteinander aber immer wieder etwas im Weg und lassen das Szenario manchmal etwas zu aufgesetzt und überzogen wirken. Auch die angestrebte Vielschichtigkeit, mit der die Figuren immer wieder bemüht differenziert gezeichnet werden, täuscht nur leicht darüber hinweg, dass hier erzählerisch wenig bis gar keine Innovationen stattfinden und im Kern das altmodische Gut-gegen-Böse-Schema dargeboten wird. Einige äußerst stereotype und klischeehafte Nebenfiguren inklusive.
Ansonsten entwickelt diese erste Season aber trotzdem einen recht mitreißenden Sog, was neben der mitunter exzellenten Inszenierung, die visuell immer wieder kleine Highlights setzt, an dem gut ausgewählten Cast liegt.
Man sollte die erste Season der "Daredevil"-Serie also trotz ihrer üppigen Gesamtlaufzeit als geschlossenen Einstieg betrachten, bei dem viel Einführungsarbeit betrieben und vom Tonfall her noch ausprobiert wird. Ein positiver Eindruck bleibt trotz der Mängel definitiv zurück und der angekündigten 2. Season, in der dann auch der Punisher mitmischen soll, kann man somit mit Neugier entgegenblicken.