Patrick Reinbott - Kommentare

Alle Kommentare von Patrick Reinbott

  • 6

    Eine Gruppe amerikanischer Studenten reist nach Peru, um sich als Umwelt-Aktivisten für den Amazonas stark zu machen. Durch ein Unglück landen sie allerdings bald in den Fängen von Ureinwohnern, die ihnen zeigen, was im finsteren Herzen des Dschungels verborgen liegt.
    Skandal-Nudel und passionierter Genre-Filmer Eli Roth huldigt einem seiner persönlichen Lieblingsfilme und verpasst dem auch heute noch kontrovers diskutierten "Cannibal Holocaust" eine moderne Frischzellenkur. Sein Kannibalen-Film legt zunächst einen ausgiebigen, etwas zu gedehnten und aufgrund mäßiger Schauspieler und noch mäßigerer Dialoge leicht uninspirierten Einstieg hin. Auf sicherlich beabsichtigte Weise wirkt die Öko-Mission der Figuren wie ein flapsiger Abenteuer-Ausflug, bei dem sich die Motive einiger Beteiligten rasch als oberflächlicher Selbstzweck entpuppen.
    Als die Gruppe schließlich förmlich in die Hölle hinab steigt, kennt der gute Eli mal wieder kein Erbarmen und setzt einen knallharten Horror-Trip in Gang, der es in sich hat. Selbst abgebrühte Genre-Gucker dürfte hier das ein oder andere mal flau im Magen werden und der Gore-Anteil nimmt stellenweise verstörende Ausmaße an.
    Auf den unsäglichen Tier-Snuff der Vorbilder aus den 60ern oder 70ern verzichtet Roth dankenswerterweise und setzt eher auf den eindringlichen Kontrast zwischen beeindruckenden Dschungel-Aufnahmen und abstoßenden Grausamkeiten, was er zusätzlich mit vereinzelten Spannungsspitzen im ansonsten linearen Handlungsverlauf garniert. Sehr passend wirkt es außerdem, dass mit echten Ureinwohnern gedreht wurde, welche dem Kannibalen-Stamm somit maximale Authentizität verleihen.
    Neben dem etwas unrunden Aufbau, bei dem wie schon erwähnt die Einleitung zu ausufernd ausfällt, kann man sich außerdem an der auffälligen Digital-Optik stören. Den schmuddeligen Flair seiner Vorbilder erreicht Roth durch die sauberen, gelegentlich zu verwackelten Aufnahmen nicht wirklich und es wäre durchaus wünschenswert gewesen, wenn er neben der expliziten Härte auch eine gewisse optische Hingabe zum Schmutz und Ekel bewiesen hätte.

    15
    • 3

      Die "Vacation"-Filme aus den 80ern genießen schon eine Weile regelrechten Kult-Status, denn die schrillen Road-Trips oder Weihnachtsturbulenzen der Griswold-Familie waren stets mit der passenden Mischung aus Fremdscham-Schlamassel, abgedrehten Gags und warmherziger Sympathie ausgestattet.
      Gut 30 Jahre später versucht man diese Zutaten nun in ein Sequel zu bringen, bei dem der mittlerweile erwachsene Sohn Rusty, der nun selbst eine Familie hat, zum großen Road-Trip in das ikonische Walley World aufbricht. Außer dem Nachnamen, dem berüchtigten Freizeitpark aus "National Lampoon's Vacation" und einigen bekannten Figuren in kleineren Szenen hat der Streifen allerdings wenig mit den älteren Filmen zu tun.
      "Vacation" ist die Fremscham-Komödie des Jahres und das ist keineswegs positiv zu verstehen. In seiner grundsätzlich befremdlichen Vermengung aus familienfreundlichem Anstrich und brachialem R-Rating schwankt das Humor-Niveau von Anfang bis Ende zwischen völlig platt, furchtbar unlustig und auf gänzlich unpassende Weise vulgär oder total übergeschnappt.
      Aufgrund der äußerst fehlbesetzten, unsympathischen Darsteller, unter denen vor allem Ed Helms als Familienoberhaupt komplett versagt, und einem beängstigenden Unvermögen für richtiges Timing ist der Streifen ein regelrechtes Debakel. Ganze 2-3 Gags lassen sich als gelungen verbuchen und ein herrlicher Chris Hemsworth legt einen wirklich witzigen Gastauftritt hin.
      Ansonsten herrscht aber auffälliger Stillstand und gähnende Langeweile, bei der man aus dem ungläubigen Kopfschütteln desöfteren nicht mehr herauskommt. "Vacation" wirkt am laufenden Band unentschieden, an wen er nun eigentlich gerichtet ist. Die Fans der alten Filme können es nicht sein, denn für die dürfte der Film überwiegende Denkmalschändung darstellen. Doch auch als eigenständige Komödie, als die sich der Streifen in müden Meta-Kommentaren etablieren will, bietet der Film so gut wie nichts, was man als witzig bezeichnen könnte.

      8
      • 6

        Darf man über sowas lachen oder muss man vielleicht sogar darüber lachen? Derartige Fragen oder Diskussionen hat bereits der Roman ausgelöst, als "Er ist wieder da" 2012 veröffentlicht wurde. Timur Vermes hat mit seiner Geschichte vom wiederauferstandenen Adolf Hitler, der sich im heutigen Berlin zurechtfinden muss, einen Nerv getroffen und aufgrund des enormen Erfolgs hat eine Verfilmung nicht allzu lange auf sich warten lassen.
        Nach "Feuchtgebiete" hat sich David Wnendt nun dem nächsten polarisierenden Buch-Stoff angenommen und formt aus der Vorlage eine oftmals durchaus scharfzüngige Satire, in der unsere politische Gegenwart, das deutsche Gesellschaftsbefinden und das Medienwesen vor die Flinte kommen.
        Ob das Konzept des in der Neuzeit verankerten Diktators funktioniert, lässt sich bereits früh positiv bejahen. Durch die mal provokante, mal plumpere Kombination aus brachialem, mitunter fantastisch geschriebenem Wortwitz, ungestümer Situationskomik, entlarvenden Real-Aufnahmen aber auch ernsthaften Momenten verleiht Wnendt seiner Umsetzung vor allem über die erste Hälfte hinweg genau die richtige Gangart zwischen hämischen Lachern, peinlicher Berührung und stiller Betroffenheit. Wirklich neu sind die Erkenntnisse und Beobachtungen nicht, die der Streifen einem präsentiert, aber auf den Punkt gebracht und mit Nachdruck serviert ist das allemal.
        Oliver Masucci ist, auch wenn selbst das wieder merkwürdig klingt, ein grandioser Hitler, der trotz kleinerer optischer Unzulänglichkeiten ein gewisses Charisma versprüht, ohne jemals zur Witzfigur zu verkommen und auch in ernsten Momenten glänzt. Lediglich in den zu oft eingestreuten Slapstick-Momenten, vor denen sämtliche Figuren nicht gefeit sind, verkommt er etwas zum Kasper, wenn er gegen Gegenstände stolpert oder an einen Elektrozaun fasst.
        Wenn sich Wnendt vom Buch etwas freier macht und Hitler in einem Handlungsstrang quer durch Deutschland reisen lässt, wobei Masucci immer in seiner Rolle bleibt und in dokumentarischen Aufnahmen mit realen Leuten spricht, verpasst der Regisseur dem Film eine Art "Borat"-Anstrich, bei dem er die Karten insofern geschickt mischt, als dass Realität und Fiktion ineinander verschmelzen und ein noch abwechslungsreicheres Sehvergnügen garantieren.
        Problematisch wird es eher, wenn Hitler selbst nicht im Mittelpunkt steht. Während die Vorlage komplett aus der Perspektive des Diktators erzählt wird, was hier weitestgehend mit Off-Kommentaren gelöst ist, nimmt die übergreifende Rahmenhandlung rund um die mediale Ausschlachtung eines vermeintlich brillianten Method-Actor-Comedy-Hitlers sowie die Verantwortlichen im TV-Sender einen zu großen Raum ein. Über reine Klischee-Charaktere kommt der Streifen hier selten hinaus, auch wenn ein wenig Nostalgie aufkommt, wenn Christoph Maria Herbst hier und da einen abgeschwächten Stromberg gibt.
        Vor allem in der letzten halben Stunde merkt man, wie das Konzept deutlich ausgereizt wurde und einem vieles bekannt vorkommt. Durch das letzte Einbauen einer Meta-Ebene, mit dem Wnendt nochmal Eigenständigkeit beweisen will, verhebt sich der Streifen und die ohnehin zu vernachlässigende Rahmenhandlung bricht rapide ein.
        Ob man über sowas nun lachen kann oder sollte, bleibt jedem selbst überlassen. Fakt ist, dass "Er ist wieder da" mit genügend Biss, Unterhaltung und kleinen Nadelstichen bepackt ist, um immer wieder dahin zu treffen, wo es weh tut. Da die volle Laufzeit von 116 Minuten dafür nicht nötig gewesen wäre, einige Gags daneben gehen und die klischeehafte Rahmenhandlung vor allem im Schlussakt viel zu viel Raum einnimmt, muss man aber deutliche Abstriche in Kauf nehmen.

        12
        • 7

          "Paper Towns" ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von John Green, welcher für seine Young-Adult-Geschichten bekannt ist. Auch hier gibt es die typische Coming-of-Age-Erzählung von orientierungslosen Teenies, die auf der Schwelle zum Erwachsenenleben mit ihren Problemen umgehen und langsam erkennen, was für sie wirklich zählt im Leben.
          Neu ist das alles nicht und hat man in den letzten Jahren häufig zu sehen bekommen. Trotzdem drückt auch "Paper Towns" immer wieder die richtigen Knöpfe. Wenn Shooting-Star Cara Delevingne als Love Interest zum fast schon fantasievoll überhöhten Symbol verklärt wird und für Hauptfigur Quentin und seine Freunde einen träumerischen Road-Trip in Gang setzt, auf dem ihnen nach und nach die Augen geöffnet wird für die bedeutenden Dinge in ihren Leben, verfehlt das durch die oftmals wohl komponierten Bilder und vor allem toll ausgewählten Indie-Songs auf der Tonspur keinesfalls seine Wirkung.
          Die ganz großen Gefühle bleiben aber tatsächlich aus und in seiner etwas zurückgenommeneren, unaufgeregten Art, bei der ein wenig Oberflächlichkeit und Kitsch nicht ausbleiben, haftet "Paper Towns" manchmal eine spürbare Beliebigkeit an, doch das gleicht er durch eine große Ladung Charme und Sympathie wieder aus, was auch durch den guten Cast ausgestrahlt wird.
          Wer für diese Coming-of-Age-Stories viel übrig hat, wird sich auch bei "Paper Towns" schnell wohl fühlen. Auch wenn der Film eher leise und unaufgeregt durch seine etwas langgezogene Handlung schreitet, bietet er viele berührende Zwischentöne und toll inszenierte Einzelmomente, bei denen einem etwas das Herz aufgeht.

          19
          • 7

            [...] Nachdem der Regisseur die Anspannung kurzzeitig in einem prickelnden Höhepunkt entlädt, entwickelt sich "Knock Knock" fortan zu einer dichten Mischung aus irritierend-unterhaltsamen Schabernack sowie ernstzunehmenden, gut platzierten Thrills. Aus dem altbekannten "Killer-jagt-unschuldige- Mädchen"-Szenario formt Roth hier eher "Zwei-Teufelinnen-terrorisieren-unschuldigen-verweichlichten-Familienvater" und hat sichtlich Spaß an der Verdrehung der Rollenbilder. Einen wesentlichen Teil trägt das zentrale Hauptdarsteller-Trio bei, das aus Keanu Reeves, Lorena Izzo und Ana de Armas besteht. Während die Frauen gewieft zwischen unglaublich verführerisch und diabolisch schalten, spielt Reeves hier so befreit und überzeugend wie schon lange nicht mehr. Vor allem eine bestimmte Szene, in welcher der gesamte Terror zu einem unvergleichlichen, nervlichen Zusammenbruch führt, muss man einfach selbst gesehen haben, um sie zu glauben. [...]

            Die ganze Kritik gibt es hier:
            http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/10/review-knock-knock-sexy-albtraum-im.html

            11
            • 8
              über Sicario

              Denis Villeneuve kann man mittlerweile guten Gewissens als Meister des Kinos bezeichnen. Seine Drehbuch-Auswahl ist ausgezeichnet und durch seine ganz eigene Handschrift, bei der er sich auch mit schierer Leichtigkeit zwischen den verschiedensten Genres bewegt, verwandelt er das Ausgangsmaterial immer zu einem Erlebnis.
              Sein aktueller Film "Sicario" ist eine Geschichte rund um den Drogenkrieg an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. Dabei gerät eine erfahrene FBI-Agentin zwischen die Fronten und versinkt zwischen körperlichem sowie seelischem Zerfall immer tiefer in Überforderung, Korruption und Grausamkeit.
              Das Drehbuch des Films von Taylor Sheridan strotzt nicht gerade vor bahnbrechenden Innovationen und hätte an der ein oder anderen Stelle sicherlich einige Schärfungen oder Straffungen vertragen können. Wie "Sicario" allerdings neben seiner geradlinigen, effektiven Gangart bestehend aus atemberaubenden Thrills, heftiger Action und enormer Härte einen ambivalenten, stetig beklemmenden Grundton ausstrahlt, der mit fortschreitender Laufzeit eine treffsichere Abhandlung über moralische Grauzonen, aussichtslose Grausamkeiten, korrupte Schattenbereiche sowie persönliche Grenzerfahrungen entfaltet, ist ebenso mitreißend wie begeisternd.
              Dafür sorgt wenig überraschend der Regisseur. Villeneuve hat ein fantastisches Gespür für Timing, Pacing und Spannung und zusammen mit dem brillianten Sound-Design, das einen durch die wuchtigen Bass-Töne geradezu in den Sitz drückt sowie die fantastischen, verdichteten Bilder von Roger Deakins erzeugt er selbst in ruhigeren, zurückhaltenden Momenten ein Gefühl der Bedrohung und Anspannung.
              Die Einsätze, bei denen die Truppen in kriminelle Gebiete ausrücken und vordringen, formt der Regisseur zu brachialen Höllentrips, bei denen man das ständige Gefühl von Paranoia, Bedrohung oder nackter Angst verspürt.
              Schauspielerisch ist der Streifen ebenfalls hervorragend besetzt. So bekommt man mit Emily Blunt als zunehmend zerfallende FBI-Agentin einen emotionalen Anker, während Josh Brolin seiner verabscheuungswürdigen Figur ein herrlich rotziges Charisma verleiht und Benicio del Toro seinen mysteriösen Spürhund Alejandro mit einer eiskalten, beängstigenden Präzision in Schach hält und diesen entfesselt, wenn es drauf ankommt.
              Auch wenn "Sicario" im Gesamteindruck ein wenig das gewisse Etwas fehlt, welches seine letzten Filme zu wahren Meisterwerken machte, ist auch dieser Film trotz minimaler, inhaltlicher Abstriche ein wuchtiger, mitreißender Premium-Thriller, der seine gewichtige Thematik mit der nötigen Ambivalenz und aufsaugenden Atmosphäre ausspielt.

              25
              • 3 .5

                Man muss es erst mit eigenen Augen lesen, um es auch zu glauben. "Slipstream" hat tatsächlich Anthony Hopkins zu verantworten, der damals 69-jährige Schauspieler von Weltruhm.
                Dabei wirkt dieses Werk eher wie das Debüt eines jungen Nachwuchsfilmers, welcher um jeden Preis nach Aufmerksamkeit giert und größtmöglichste Kunstfertigkeit geradezu rausschreien möchte. Anders lässt sich dieser experimentelle Haufen wirrer Elemente kaum umschreiben, denn das grob umrissene Handlungs-Gerippe, bei dem ein Drehbuchautor die Wogen bei einem außer Kontrolle geratenen Filmdreh eines seiner Skripte glätten soll und unentwegt Realität und Fiktion vermischt, ist von einer konventionellen Filmerfahrung Lichtjahre entfernt.
                Als hätte jemand bei der Post-Production im Schnittprogramm alle Knöpfe wahllos gedrückt und sämtliche Funktionen ausprobiert, die es gibt. Hopkins wirft mit Jump-Cuts, Freeze-Frames, Farbfiltern, Spiegelungen, Zeitlupen und brutalen Schnitten im Sekundentakt nur so um sich, doch Atmosphäre erzeugt er mit diesem Overkill in keinem Moment. Ganz im Gegenteil wirkt sich der verschwenderische Gebrauch geradezu nervtötend auf den Betrachter aus, welcher selbst bei maximaler Aufgeschlossenheit schon nach kurzer Zeit resigniert das Handtuch werfen dürfte.
                "Slipstream" ist so ein Film, der gerne ganz große, experimentelle Kunst sein möchte. Um es knapp herunter zu brechen: Ganz großer Quatsch, der formal schwer zu ertragen ist und dem man fast schon eine gewisse Bewunderung entgegen bringen kann, dass Hopkins solch ein Werk tatsächlich realisiert hat.

                12
                • 4 .5
                  über Pixels

                  Das traurigste an "Pixels" ist, dass sich in diesem größtenteils leider misslungenen Film immer wieder Momente finden lassen, in denen durchscheint, was hier irgendwo tiefer verborgen für ein unterhaltsames Spaß-Spektakel begraben liegt.
                  Regisseur Chris Columbus, welcher sich früher durch Regie-Arbeiten oder Drehbuchentwürfe für großen Spaß für die ganze Familie verantwortlich zeichnete, kommt zu selten gegen den übermächtigen Produktions-Schatten an, der sich Happy Madison Productions nennt. Die durch Adam Sandler ins Leben gerufene Produktions-Schmiede drückt dem Streifen gnadenlos ihren Stempel auf und macht den Film, der mit Sandler und den üblichen Verdächtigen aus dessen Umfeld wie Kevin James in den Hauptrollen besetzt ist, zu einer überwiegend uninspirierten, schrecklich unlustigen Ansammlung aus lahmen Sandler-Klamauk, abgestandenen Nerd-Klischees sowie seichten, unnötigen RomCom-Anleihen.
                  Bis der Film überhaupt mal sowas wie Fahrt aufnimmt, ist bereits gut die Hälfte der Laufzeit verstrichen, ohne irgendwelche nennenswerten Höhepunkte geboten zu haben in diesem selbsternannten Blockbuster. Wenn die aus früheren Arcade-Game-Nerds bestehende Heldengruppe allerdings zum großen Kampf gegen außerirdische Invasoren antritt, welche die pixelige Gestalt von ikonischen Spielefiguren angenommen haben, gibt es durchaus einige Szenen, die große Freude versprühen. Wenn überdimensionale Pac-Man´s oder Centipede´s wirklich toll animiert durch die Stadt rasen und die Hauptfiguren in rasanten Manövern gegen diese ankämpfen, liefert Columbus genau den überdreht-sympathischen Spaß, den man sich vom Gesamtwerk erhoffen durfte.
                  Dass dieses aber eher eine typische, auf familienfreundlich getrimmte Sandler-Komödie ist, die lediglich ab und an auf notdürftig eingebaute Action-Setpieces im überbordenden Format zurückgreift, enttäuscht stark und macht aus "Pixels" keineswegs die nostalgische Sause, welche sich ältere Videospiel-Liebhaber aus den guten, alten Arcade-Zeiten gewünscht hätten.

                  12
                  • 5

                    [...] Am Ende nutzt Nüganen seinen erzählerischen Ansatz aber zu geringfügig aus und hebt sich dadurch viel zu wenig von Dutzendware ab, die massenhaft in diesem überbevölkerten Genre vorzufinden ist. Er folgt den üblichen Mustern, nach denen er auf eine Schlachtenszene ruhige Momente folgen lässt, ab und an unbedarfte, vom Leid gezeichnete Zivilisten zeigt und nach einigen klischeebehafteten Dialogen zwischen den Soldaten eine weitere Schlachtenszene folgen lässt. Die Botschaft ist am Ende nach dem Film genauso klar, wie sie auch schon vor der Sichtung des Streifens war: Im Krieg gibt es keine Gewinner, sondern nur Verlierer. Wer sich im Krieg befindet, ist entweder ein kaltblütiges, abgestumpftes Monster oder ein bemitleidenswertes Opfer, das nicht weit vom baldigen Ableben entfernt ist. Neu ist das alles keinesfalls und Nüganen hat Mühe, seinen Film aus dem durchschnittlichen Sumpf von belangloser Standard-Kost hervorzuheben. [...]

                    Die ganze Kritik gibt es hier:
                    http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/10/review-bruder-feinde-im-grausamen.html

                    5
                    • 6 .5

                      Die Einführung kommt einem Donnerschlag gleich. Abel Ferrara lässt seine stumme Protagonistin Thana in "Ms. 45" gleich zwei mal kurz aufeinander
                      folgend brutal vergewaltigen, was die junge, schüchterne Frau charakterlich und optisch nach und nach zu einem radikalen Wandel bewegt.
                      Aufgrund der Wortlosigkeit von Thana gestaltet Ferrara seinen reißerischen Rape n´ Revenge-Thriller in vielen Szenen wie einen intensiven Stummfilm. Über ein packendes, äußerst lautstarkes Sound-Design zieht er den Betrachter in den traumatisierten, verwirrten Zustand der Hauptfigur. In ausdrucksstarken Bildern verwandelt sich das zarte Mädchen in einen verführerischen Racheengel und übt ohne Rücksicht mit einem 45.er Kaliber Vergeltung gegen die brutale Männerwelt.
                      In seinem stark feministisch gefärbten Rache-Inferno schießt der Regisseur dabei etwas über das Ziel hinaus, indem er sämtliche Männer als schmierige Mistkerle mit schmutzigen Hintergedanken darstellt. Auch der Spannungsbogen leidet unter dem linearen Handlungsverlauf, bei dem Ferrara irgendwann nur noch durch den inszenatorischen Rausch an sich besticht und dabei zu viel inhaltlichen Stillstand aufgrund erzählerischer Monotonie bietet.
                      Nichtsdestotrotz punktet "Ms. 45" mit seiner wahrlich aufopferungsvollen Hauptdarstellerin, einer dichten Atmosphäre und dem kompromisslosen Tonfall, womit er die erzählerischen Mängel im Drehbuch noch einigermaßen kaschieren kann.

                      8
                      • 4 .5
                        über Clown

                        [...] Über die gesamten ersten zwei Drittel hinweg ist "Clown" nämlich gar kein wirklicher Horrorfilm, sondern eine recht gewaltfreie Verbindung von Drama und Thriller. Wenn Kent versucht, das Kostüm, welches mit seinem Körper wie verwachsen zu sein scheint, mit einem elektrischen Brot-Messer abzulösen, ihm nach und nach Zähne ausfallen, Finger sowie Zehen größer wachsen oder ein überlautes Magenknurren vor allem in der Gegenwart von kleinen Kindern überkommt, dringt der Streifen eher in Dimensionen vor, die an Body-Horror-Eskapaden des berüchtigten David Cronenberg erinnern. Auch bezüglich der Figurenkonstellation schlagen Watts und sein Co-Autor Christopher D. Ford vorwiegend ernste Töne an. Da Kent´s Ehefrau ihrer Freundin gleich zu Beginn eine Schwangerschaft offenbart und dieser selbst einen kleinen Sohn hat, lenken die Drehbuchautoren das Szenario immer wieder in dramaturgische Bahnen, in denen sie eine richtige Emotionalität anstreben. [...] Wer sich also durch das groß beworbene "produced by Eli Roth" vorschnell locken lässt, könnte von "Clown" durchaus enttäuscht werden. Der Film ist keineswegs die Splatter-Granate, die sich manch einer erhoffen wird und unterläuft die Erwartungshaltungen über die gesamte erste Stunde hinweg aufgrund des unerwartet ernsthaften Drama-Einschlags. Wirklich entschädigen kann allerdings auch der garstige Schluss-Akt nicht, denn außer heftigen Effekten und moralisch zweifelhaften Einlagen verläuft hier alles viel zu spannungs- und gruselfrei. [...]

                        Die ganze Kritik gibt es hier:
                        http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/10/review-clown-es-hat-sich-ausgelacht.html

                        9
                        • 2 .5

                          [...] Wer sich nach der Einführung des Settings nun allerdings tiefergehende Diskurse über diese Thematiken oder einfach nur interessante Auseinandersetzungen mit der Gesellschaftsordnung innerhalb dieses dystopischen Science-Fiction-Rahmens erhofft, wird derartige Gedankengänge vermutlich ebenso schnell wieder fallen lassen wie der Film selbst. "Titanium – Strafplanet XT-59" ist nach der übereilten Vorstellung der Hauptfiguren, also die Gefangenen in der Todeszone, die fortan möglichst gemeinsam ums Überleben kämpfen müssen, im Kern nichts anderes als ein zutiefst simpel gestrickter Survival-Thriller mit einigen wenigen Action-Sequenzen, bei denen es lediglich darum geht, von einem Punkt zum nächsten zu gelangen. Dabei muss die Truppe vor allem darauf achten, mit ihren knappen Essensvorräten auszukommen, aber noch viel mehr, dass sie von den fremdartigen, in den Sümpfen lebenden Kreaturen nicht verschlungen werden. Dabei befolgt der Streifen stur und äußerst überraschungsarm das altbekannte Survival-Schema, beidem frühzeitig eine oder mehrere, hier eben zwei, Figuren aus dem Ensemble hervorgehoben werden, während nach und nach einer nach dem anderen zu Tode kommt, bis schließlich nur noch zwei ganz bestimmte Figuren am Ende übrig bleiben. [...] Hätten sich die Verantwortlichen vielleicht dafür entschieden, den überzogenen Weg einzuschlagen und ein schlichtes Action-Feuerwerk mitsamt kurzweiligem Tempo einzuschlagen, hätte der Film für zwischendurch womöglich einen kurzweiligen Unterhaltungswert für Trash-Fans. So bleiben aber sowohl anspruchsvolle Filmeschauer wie auch Trash-Liebhaber komplett außen vor und der Film ist somit praktisch niemandem wirklich zu empfehlen. [...]

                          Die ganze Kritik gibt es hier:
                          http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/10/review-titanium-strafplanet-xt-59.html

                          6
                          • 8 .5

                            [...] Wenn Rick, der von Hauptdarsteller Christian Bale so apathisch und desillusioniert wie nur möglich verkörpert wird und meist wie eine bloße Hülle wirkt, zum wiederholten Male durch irgendein Szenario läuft, eine Frau in sein Leben tritt, verschwindet, eine neue Frau folgt, wieder verschwindet, Aufnahmen von Wüstenlandschaften, Hunden in Swimmingpools oder Fahrten über den Highway dazwischen geschnitten werden, bewegt sich Malick in seinem ohnehin kaum definierbaren, aber diesmal etwas repetitiven Erzählrhythmus manchmal gefährlich nah am Rand zur Selbstparodie. Selbst wenn dieses Aneinanderreihen von befremdlicher Kälte, berührenden Momenten, überwältigenden Erlebnissen, oberflächlichen Posen oder auch mal belanglos wirkenden Situationen einen umso konsequenteren Ausdruck des unverwechselbaren Stils des Regisseurs darstellt. Neben dem unfassbar virtuosen Schnitt, an dem wieder gleich drei Leute gearbeitet haben, ist die Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki mal wieder der eigentliche Star des Films. Mit seiner schwebenden Steadycam fängt Lubezki Bilder von unbeschreiblicher Schönheit ein, die selbst banale Alltags-Momente in surreal erscheinende Kunstwerke verwandeln und nicht selten ein ebenso faszinierendes wie verstörendes Gefühl entfachen. Unterstützt wird diese Atmosphäre noch durch den Einsatz viel klassischer Musik, welche die meist hochmoderne Architektur in ein ganz anderes Licht rückt, als man es gewohnt ist. [...]

                            Die ganze Kritik gibt es hier:
                            http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/09/review-knight-of-cups-die-unaufhorliche_30.html

                            17
                            • 8
                              über Dope

                              Objektiv betrachtet ist "Dope" von Regisseur und Drehbuchautor Rick Famuyiwa eine leichtfüßige Coming-of-Age-Tragikomödie, die sich mit auch heutzutage immer noch vorherrschendem, in der Gesellschaft verankertem Schubladendenken über afroamerikanische Jugendliche in Problembezirken auseinandersetzt.
                              Hauptfigur Malcolm passt mit seiner Clique gar nicht in das Bild von kriminellen Ghetto-Kids, denn er ist ein Geek, der von 90er-Hip-Hop besessen ist, in einer Punk-Band spielt oder skatet. Nebenbei ist Malcolm extrem intelligent und strebt ein Studium in Harvard an, wofür er von höheren Autoritätspersonen nur abschätzig belächelt wird und ihm keinerlei Perspektive zugestanden wird, da er mit einer alleinerziehenden Mutter in einem von gewalttätigen Verbrechern und Drogendealern durchsetzten Viertel lebt.
                              Im Verlauf der Handlung bringt Famuyiwa Malcolm und seine beiden besten Freunde durch einen ungeschickten Zufall, bei der dieser an einen Haufen Drogen gelangt, unfreiwillig mit dem kriminellen Milieu in Berührung, was fortan zu einer erzählerisch flotten Mischung führt, in welcher der Regisseur hippe Zeitgeist-Porträtierung, Drogendealer-Comedy, Gesellschaftssatire und seichtes Charakterdrama kombiniert.
                              Wer sich hingegen auch nur ansatzweise mit dem hier dargestellten Lebensgefühl verbunden fühlt, eine Vorliebe für sowohl Oldschool-Hip-Hop wie auch modernen Trap-Sound hegt und lockere Indie-Filme mit problembehafteten Teenagern liebt, wird mit "Dope" einen der erfrischendsten Vertreter der letzten Zeit erleben. Die ungehemmte Inszenierung, bei der Famuyiwa mit extremen Stilmitteln arbeitet, die seinen Film dauerhaft auf Vollgas halten und eine rauschhafte, clip-ähnliche Ästhetik verleihen, sowie einer der am besten zusammengestellten Soundtracks seit Jahren sorgen zusammen mit den perfekt gecasteten Jungdarstellern für eine wundervolle, aufsaugende Atmosphäre, in der man sich neben der eigentlichen Handlung immer wieder verlieren kann.
                              Somit ist "Dope" ein unterhaltsames, toll gespieltes Coming-of-Age-Porträt mit vielen lockeren Elementen sowie ernsten Untertönen, welches aber erst durch die extrem starke, energiegeladene Inszenierung so richtig abhebt und für Liebhaber der Materie einen absoluten Volltreffer darstellen sollte.

                              17
                              • 8 .5

                                In den letzten Jahren hat Pixar seine Fans etwas enttäuscht, denn Sequels wie "Cars 2" oder "Monster University" wurden von vielen als halbherzig aufgenommen und ließen die einzigartige Kreativität sowie Originalität des Animationsstudios vermissen.
                                Mit "Inside Out" packt Pixar nun im wahrsten Sinne des Wortes die ganz großen Gefühle an. Wie es dem Studio gelingt, die inneren Konflikte und Turbulenzen im Gefühlshaushalt eines jungen Mädchens zu visualisieren, ist absolut fantastisch gelungen und macht den Streifen zum besten Pixar-Film seit langer Zeit.
                                Nach einer überaus rasanten Einführung, die bereits mit sprudelndem Ideenreichtum aufwartet und das liebevolle Konzept mitsamt gewohnt perfekter Animationsqualität etabliert, ist man als Zuschauer bereits Feuer und Flamme, denn erneut dürfen sowohl die Großen wie auch die Kleinen staunen, lachen und weinen.
                                "Inside Out" funktioniert auf geradlinige Weise als rasante Achterbahnfahrt, bei dem die Macher quirlige Figuren, ein hohes Tempo und verspielte Ideen zu einem Cocktail der Emotionen mixen. Gerade im Mittelteil, wenn komplexe Gefühlsebenen oder Bewusstseinszustände wie abstraktes Denken, Traumwelten oder Fantasievorstellungen in kunterbunte Themenparks voller irrwitziger Spektakel verpackt und präsentiert werden, kommt man aus der vergnügten Bewunderung gar nicht mehr heraus.
                                Doch Pixar geht noch weiter und gerade in der vereinfachten, aber intelligenten Darstellung verschiedener Gefühlsspektren offenbart sich die gesamte Genialität hinter dem Film. Dem Studio gelingt es, dass der Zuschauer trotz fiktiver Animationen eine Brücke zu seinen eigenen Kindheitserlebnissen schlagen kann und wenn in der Handlung auf Aspekte wie glückliche Erinnerungen, imaginäre Freunde, aber auch wehmütige und zutiefst traurige Ereignisse eingegangen wird, entfacht "Inside Out" ganz große Gefühle, bei erwachseneren Zuschauern tief bewegende Nostalgie und entlockt das ein oder andere mal Tränen, seien es Freudentränen oder aufrührende Trauertränen.
                                Ein großartiges Werk, das den ein oder anderen älteren Zuschauer sicherlich daran erinnern wird, dass es nun mal nur ein Animationsstudio gibt, welches dafür verantwortlich war, dass man als kleines Kind auch zum gefühlt hundertsten Mal noch mit großer Begeisterung die "Toy Story"-Videokassette eingelegt hat und das sich hier mit höchster Frische, Kreativität und liebenswürdiger Leidenschaft zurückmeldet.

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                                • 7

                                  In "Dark Star: HR Gigers Welt" beleuchtet Belinda Sallin das Schaffen und Leben von H.R. Giger, dem Künstler, der vermutlich vor allem durch das von ihm entworfene Alien-Design für Ridley Scott´s Klassiker bekannt ist.
                                  Dabei ist diese Dokumentation angenehmerweise keine dieser Standard-Produktionen, die sich chronologisch am Leben der porträtierten Person entlang arbeitet, sondern stilistisch auffällig ruhig, in sich gekehrt, meditativ sowie fragmentiert in ihrer Erzählart. Eine Atmosphäre, die sicherlich sehr gut zu Giger selbst passt, der sich ganz im Gegenteil zu seinen morbiden, albtraumhaften Kunstwerken als sehr liebenswürdiger, zurückhaltender Mensch präsentiert.
                                  So ist der Film eher eine Abfolge von einzelnen Situationen und Momentaufnahmen, wobei immer wieder Bekannte, Arbeitspartner oder engste Vertraute aus Giger´s Umfeld Aussagen zu dessen Wesen oder Werken äußern. Oftmals vergehen zudem Minuten, in denen gar kein Wort gesprochen wird und in denen Ausstellungsstücke oder faszinierende Arbeiten des Künstlers gezeigt werden, die in Verbindung mit dem passenden Score für die richtige Stimmung sorgen, um in die düster-abgründige Welt von H.R. Giger einzutauchen.
                                  Für Fans mit Sicherheit Pflichtprogramm und gerade nach dem Tod von Giger ein würdiger, angemessener Nachruf.

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                                  • 7

                                    [...] Was wirklich dahinter steckt, wird hier natürlich nicht verraten und von Shyamalan selbst in genüsslich verdrehter Weise aufgedeckt, doch es ist der absurde Weg, den der Regisseur beschreitet, welcher das Hauptereignis von "The Visit" darstellt. Man merkt Shyamalan und den Darstellern zu jedem Zeitpunkt an, wie viel Spaß sie bei der Produktion hatten. Dabei schlägt der Streifen unentwegt Haken zwischen alberner Komödie, ernstzunehmendem Psycho-Drama, heftigem Terror-Schocker sowie schlichtweg bizarrer Groteske. Wie schon in seinem unfreiwillig komischen Öko-Mystery-Thriller "The Happening" von 2008 gibt es hier sehr viel zu lachen, doch diesmal setzt Shyamalan ganz bewusst darauf, dass der Zuschauer mit ihm und seinem Film lacht, und keineswegs über ihn. Dabei rast der Regisseur bewusst durch die verschiedensten Stimmungslagen, während der Betrachter zwischen ungläubigem Staunen, herzhaftem Lachen und sattem Erschrecken gebannt wird. Shyamalan setzt zwar überwiegend auf subtilen Grusel und herrlich kuriose Elemente, die gewiss eine Rückkehr zu den früheren Wurzeln des Inders markieren, doch spätestens im völlig überzogenen Schlussakt dreht der Regisseur alle Regler auf Anschlag und setzt zum Frontalangriff auf die Nerven sowie den guten Geschmack an.
                                    "The Visit" ist vermutlich einer der originellsten, unerwartetsten Horror-Späße des Jahres und zeigt einen M. Night Shyamalan, der endlich wieder sichtliche Freude an seinem Beruf gefunden zu haben scheint und mit kleineren Budgets merklich besser beraten ist. [...]

                                    Die ganze Kritik gibt es hier:
                                    http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/09/review-visit-oma-und-opa-geht-es-gut.html

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                                    • 5 .5

                                      Wenn man auf kultige Horror-Reihen zu sprechen kommt, darf neben Werken wie "Nightmare on Elm Street", "Halloween" oder "Scream" sicherlich auch "Friday the 13th" nicht unerwähnt bleiben. Jason Vorhees, der mit Eishockey-Maske und Machete ausgestattete, Teenager abschlachtende Hüne ist ebenso eine geschichtliche Horror-Ikone wie beispielsweise ein Freddy Krueger oder Michael Meyers.
                                      Der Startschuss der Reihe hat mit der Ikonenbildung allerdings noch wenig bis gar nichts zu tun, denn Vorhees taucht hier praktisch nur aus Erzählungen auf und ist nicht der Killer, der hier Jagd auf unschuldige Sommercamp-Teenies macht.
                                      Der Film von Sean S. Cunningham ist nüchtern betrachtet und ohne nostalgische Verklärung nicht mehr als ein leicht überdurchschnittlicher Slasher, der sein uninspiriertes, im höchsten Maße zweckdienliches Drehbuch und die mehr als mäßigen, eher miesen Schauspielleistungen lediglich durch die atmosphärische, gelungene Inszenierung aufwertet.
                                      Komponist Harry Manfredini variiert Hitchcock´s "Psycho" geschickt zu einem überaus stimmigen Score, während Cunningham selbst beunruhigende POV-Einstellungen aus Carpenter´s "Halloween" übernimmt, der allgemein als Vorlage und Inspiration diente. Abgerundet wird das Ganze durch deftige Effekte von Splatter-Maestro Tom Savini.
                                      Ansonsten bleibt "Friday the 13th" aber ein fragwürdiger Klassiker, der einzig durch die Inszenierung punktet und ansonsten eher uninspiriert und durchschnittlich wirkt.

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                                      • 5

                                        [...] Das schwächste Glied des Films ist dabei das Drehbuch von Bjørn Olaf Johannessen, das sich eine Spur zu oft auf altbackene, vorhersehbare Klischee-Dialoge verlässt und lieber Phrasen statt aufrichtige Gefühle zum Ausdruck bringt. "Every Thing Will Be Fine" bewegt sich in dieser Hinsicht nahe im Radius zahlreicher Verlust-und-Schuld- Aufarbeitungs-Dramen, die man in derartiger Form bereits unzählige Male gesehen hat und die ihrer Thematik wenig bis gar nichts neues hinzuzufügen haben. Viel interessanter hingegen ist die formale Ebene gelungen, bei der vor allem zwei Schlagwörter stellvertretend für den gesamten Film stehen: Reduktion und Gegensätzlichkeit. Gerade die Szenen, in denen das Drehbuch unnötige Dialoge sowie zuviele Worte auch mal weglässt und somit Wenders als Regisseur genügend Spielfläche bietet, um seinen konzentrierten Darstellern Raum für emotional einnehmende Gesten und rührende Blicke zu geben, zeigt "Every Thing Will Be Fine" zumindest in kleinen Momenten immer mal große Augenblicke. [...]

                                        Die ganze Kritik gibt es hier:
                                        http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/09/review-every-thing-will-be-fine-wenn_25.html

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                                        • 6
                                          über Ted 2

                                          Während "Ted" noch eine geglückte Vereinbarung von Seth MacFarlane´s gewöhnungsbedürftigem, Sketch-artigen Brachial-Humor und einer seichten Komödie war, musste man nach dem missglückten "A Million Ways to Die in the West" ein wenig bangen, ob MacFarlane nicht langsam vom Kurs abgekommen ist.
                                          "Ted 2" ist aber glücklicherweise wieder ein Schritt in die richtige Richtung und auch wenn der Film deutlich hinter dem ersten Teil zurückbleibt, bietet er vor allem bezüglich der absurd-überdrehten Einzelszenen, welche meist komplett losgelöst von der Haupthandlung stattfinden, sowie einiger sehr gelungener Cameo-Auftritte viel Spaß im typisch derben MacFarlane-Stil.
                                          Ein wirklich guter Geschichtenerzähler ist er aber immer noch nicht geworden. So schleppt sich die Handlung, bei der es überwiegend darum geht, dass Ted juristisch darum kämpft, als anerkannte Person behandelt zu werden, recht mühsam geschrieben über die etwas zu langen 112 Minuten. Der Wechsel zwischen dem Versuch, wirkliche Gefühle zu erzeugen und den im nächsten Moment doch nur wieder schamlosen Gags gelingt nicht wirklich und man merkt es immer wieder, dass MacFarlane sehr bemüht ist, die Machart seiner sonstigen Cartoons wie "Family Guy" oder "American Dad" in ein Spielfilmformat zu pressen.
                                          Da die Darsteller und Figuren aber erneut sehr gut harmonieren und am Ende doch eher die amüsanten Einzelsequenzen und losen Gag-Momente in Erinnerung bleiben, ist "Ted 2" eine durchaus amüsante Fortsetzung, die allerdings nicht an Teil 1 heran reicht.

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                                          • 2 .5

                                            Anika Decker wollte mit "Traumfrauen" eine Komödie drehen, in der endlich mal wieder starke Frauenfiguren im Mittelpunkt stehen, da ihr in letzter Zeit etwas die weiblichen Helden im Kino gefehlt haben.
                                            Das Ergebnis ist ein Film, der erstaunlicherweise nicht einen einzigen zündenden Gag aufweist und seine Protagonistinnen als tollpatschig, peinlich, sexbesessen, beziehungssüchtig oder aufgesetzt tough darstellt. Bravo.

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                                            • 6
                                              über Getaway

                                              Wieso "Getaway" rekordverdächtig schlechte 2% im US-Kritikerschnitt auf "Rotten Tomatoes" hält und in seinem Erscheinungsjahr 2013 als einer der schlechtesten Filme des Jahres galt, kann und muss man auch gar nicht verstehen.
                                              Courtney Solomon´s Film ist ein lupenreiner Genre-Reißer, der glücklicherweise vollkommen mit dem durchgedrückten Gaspedal in Szene gesetzt ist und sich die meiste Zeit über störendem Handlungsballast entledigt. Die wenigen Momente, in denen so etwas wie eine (überaus dürftige) Handlung oder ansatzweise Charaktere geformt werden sollen, verpuffen in banalen Dialogen oder hirnrissigen Wendungen. Weshalb die namenlose Figur von Selena Gomez außerdem ständig ihren überflüssigen Senf zu den Handlungen der von Ethan Hawke gekonnt gespielten Hauptfigur Brent abgeben muss, bleibt ebenso ein Rätsel.
                                              Ansonsten überwiegt in diesem schnörkellosen Verfolgungsjagden-Vehikel aber eindeutig die Liebe zum adrenalingetränkten, hyperkinetischen Vollgas-Action-Kino, bei dem Solomon inszenatorisch durch ultra heftige Schnittgewitter, welche allerdings nie verschnitten daherkommen und die Dynamik fördern, sowie wunderbar handgemachte Crashs oder Pyrotechnik-Infernos glänzt. Der fantastische One-Take ganz am Ende setzt dem nur noch die Krone auf. Die Kameraführung, bei der andauernd qualitativ schlechter wirkende Go-Pro-Aufnahmen eingesetzt wurden, sind hingegen gewöhnungsbedürftig, haben als experimenteller Zusatz aber ihre Daseinsberechtigung.
                                              Wer Filme nicht gerade auf ein schlüssiges Drehbuch abklopfen will und mit einem Mindestmaß an Story und Figurenzeichnung auskommt, bekommt mit "Getaway" einen schnittigen, geradlinigen Thriller geboten, welcher in erster Linie durch die rasant choreographierten und angenehm handgemachten Verfolgungsjagden besticht und das Gaspedal für 90 Minuten beinahe durchgängig auf Anschlag hält.

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                                              • 7

                                                Was genau ist eigentlich Zucker? Was löst der Konsum von Zucker in unserem Körper und in unserem Gehirn aus? Wie viel versteckter Zucker steckt in sogenannten "Healthy Foods" und welche Mittel nutzen Industrie und Werbung, um uns mehr oder weniger unbewusst abhängig zu machen von diesem süßen Genussmittel?
                                                Diesen und weiteren Fragen geht der australische Filmemacher Damon Gameau in seiner Dokumentation "That Sugar Film" auf den Grund. Wer "Super Size Me" kennt, weiß in etwa, was ihn erwartet, denn Gameau zieht seine Doku sehr ähnlich auf. Dabei verbindet er eine peppige Inszenierung, harte Fakten, aufschlussreiche Interviews und ein interessantes Selbst-Experiment miteinander, um den Zuschauer aufzuklären, weitestgehend zu warnen, ohne Zucker allerdings direkt völlig zu dämonisieren.
                                                Auch wenn sich der Stoff über die volle Laufzeit von 100 Minuten hinweg gelegentlich etwas erschöpft und Gameau fast schon zu sympathisch und zahm mit der Thematik verfährt, während an manchen Stellen etwas mehr journalistische Verbissenheit und kritischere Auseinandersetzung angebracht gewesen wäre, ist "That Sugar Film" trotzdem unterhaltsam und aufschlussreich genug, um eine Sichtung auf jeden Fall zu rechtfertigen.

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                                                • 5

                                                  [...] Nichtsdestotrotz zählt "Fack ju Göthe 2" vor allem über die ersten beiden Drittel hinweg zu einer dieser Fortsetzungen, die nicht schlechter sind als ihre Vorgänger und somit als angemessene Weiterführung bezeichnet werden kann. Auch wenn der Schauplatz Thailand selbst überwiegend für idyllische Strandaufnahmen oder exotische Dschungel-Wanderungen herhalten muss, ist es erneut die Dynamik zwischen Schulklasse und Lehrer, die wieder stimmt. In Sachen politisch unkorrektem Humor, dreisten Zoten, plumpem Slapstick oder einfach nur herrlich bescheuerten Gags bedient Dagtekin wieder einmal sämtliche Klischees, die sich im Bezug auf Ausländer-Stereotypen, prollige Typen oder unterbelichtete Schülerinnen-Dummchen anbieten und legt teilweise sogar noch ein paar Schippchen drauf. [...] Wer will, kann also viele herzhafte Lacher mitnehmen, denn "Fack ju Göhte 2" ist in seiner naiv-niveaulosen Art, mit der er sowohl die porträtierte Zielgruppe bedient, aber auch diverse andere Gesellschaftsschichten anspricht, ein durchaus charmant-kurzweiliges Vergnügen, bei dem man ruhig zugeben kann, dass man sich unterhalten fühlt. Bei einer Sache hat Dagtekin aber absolut nichts dazugelernt und das ist das wie auch schon im Vorgänger gründlich vermasselte Schlussdrittel. Wenn in der Handlung schließlich Waisen-Kinder, die aus der Tsunami-Katastrophe hervorgingen, als moralischer Katalysator missbraucht werden, billigstes McDonald´s-Product Placement eingeschoben wird und auch noch jeder einzelne Problemfall der Klasse 10b einen möglichst tragischen Hintergrund in Form des Elternhauses angedichtet bekommt, was wiederum in einer zutiefst rührselig gestalteten und mit manipulativ aufgesetzten Emotionen durchzogenen Sequenz aufgelöst wird, wird es irgendwo zuviel. Dass Dagtekin wieder nicht den Mumm hatte, sein Konzept, welches eben gerade aufgrund solch unzweckmäßiger, ohne Hintergrundgedanken ausgelebter Späße so unterhaltsam und charmant wirkt, voll durchzuziehen, reißt den Streifen wie auch schon Teil 1 massiv runter und schwingt im gefühlten Minutentakt die leidige Wiedergutmachungs-/Versöhnungskeule. [...]

                                                  Die ganze Kritik gibt es hier:
                                                  http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/09/review-fack-ju-gohte-2-klassnfart-nach.html

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                                                  • 6 .5

                                                    "I´m gonna shoot your wee wee off!"
                                                    John Hyams kann man aktuell völlig zurecht als einen der spannendsten, interessanten Regisseure im B-Movie-Sektor bezeichnen. Allein die beiden von ihm inszenierten "Universal Soldier" Teile gehören zum eindrucksvollsten, was es in den letzten Jahren an virtuoser Vermengung von brachialer Action, irritierenden Kunst-Elementen und heftigen Exploitation-Anleihen zu Bestaunen gab.
                                                    In "Dragon Eyes" erreicht Hyams zwar weder den grimmigen Nihilismus noch die flirrende Arthouse-Ästhetik dieser beiden Werke, doch selbst als lockere Fingerübung taugt der Streifen über alle Maße.
                                                    Das schlaffe Drehbuch, welches vor stupiden Stereotypen, gestelzten Dialogen und klischeehaften Situationen geradezu überquillt, peppt der Regisseur durch seine üblichen optischen Markenzeichen bemerkenswert auf. So garantieren lässig verschrobene Hip-Hop-Rhythmen auf der Tonspur, diverse Stilbrüche, irrsinniges Color Grading, furiose Slow-Motion-Kämpfe oder Tracking-Shots ein aufregendes Sehvergnügen.
                                                    Dass Hyams den überdeutlich auf dem Cover beworbenen Jean-Claude Van Damme zur Randnotiz degradiert und in wenigen Szenen verschenkt, fügt sich ebenso nahtlos in das rebellische Gesamtkonzept ein wie ein dafür grandios schmieriger Peter Weller als Bösewicht, der ordentlich aufdrehen darf. Nur Hauptdarsteller Cung Le , welcher zwar körperlich und in den Kampf-Choreographien glänzt, bleibt leider ein blasser und unsympathischer Zeitgenosse.
                                                    Wer über das öde Drehbuch sowie überwiegend dürftige Schauspielleistungen hinwegsehen kann und einfach nur an aufregender B-Movie-Trash-Arthouse-Innovation interessiert ist, dürfte an "Dragon Eyes" sicherlich seine kurzweilige Freude haben.

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