nasenschleuder - Kommentare

Alle Kommentare von nasenschleuder

  • Schöner Text über "Night of the Demon" vom 21.08.2013:
    http://www.bfi.org.uk/news-opinion/news-bfi/features/why-i-love-night-demon

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      • Sachdienlicher Hinweis: 21. August auf zdf.kultur ist Themenabend Schlingensief.
        Es gibt die Deutschland-Trilogie und vermischtes.

        20:15 Uhr: Und Zeit wird hier zum Raum
        20:35 Uhr: Knistern der Zeit
        22:20 Uhr: Menu Total
        23:40 Uhr: 100 Jahre Adolf Hitler - Die letzte Stunde im Führerbunker
        00:35 Uhr: Das deutsche Kettensägenmassaker
        01:35 Uhr: Terror 2000 - Intensivstation Deutschland
        02:50 Uhr: Durch die Nacht mit...

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          'Zombie Wars' tut nur wie ein Zombiefilm, ist in Wirklichkeit aber einfach preiswert produziertes Füllmaterial für die Pausen zwischen den Spots für Desinfektionsspray, Parkettreiniger und Magnetschmuck.
          Seifenopernschauspieler tun Seifenopernschauspielerdinge, also vor allem: In elendig langen, starren Schuß-/Gegenschuß-Einstellungen herumquatschen (55%), in Großaufnahme die Augenbrauen zusammenziehen (17%) oder hinterlistig grinsen (23,5%), dabei im Wald rumstehen (meistens) oder -stolpern (häufig).
          Während der Ausübung dieser Tätigkeiten werden zusätzlich nebenher auch noch viele merkwürdig angemalte andere Seifenopernschauspieler "erschossen".
          Schade ist es um die Idee. Eine Art 'Planet der Affen' mit Zombies würde ich mir tatsächlich mit Interesse ansehen. Aber als Film. Mit Schauspielern, Kamera, Regie, Kulissen, Handlung.

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          • "Gute Darsteller interpretieren schwache Charaktere und das Ende sei pathetisch"
            'Pathetisch' oder 'pathetic'?

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              'Pontypool' ist der außergewöhnlichste Genrebeitrag, den ich bis jetzt gesehen habe.
              Die Grundidee findet sich schon in Neal Stephensons Roman 'Snow Crash' von 1992 (und geht wohl auf einen Psychologie-Bestseller des Amerikaners Julian Jaynes aus den Siebzigern zurück), wird hier aber ganz eigenständig, raffiniert und fesselnd umgesetzt. Die deutsche Synchronisation ist an sich nicht übel, durch ihre Über-Artikuliertheit, die starke Assoziationen an die Hörspiele des WDR auslöst, unterläuft sie aber ein bisschen das Konzept des Films, und beschädigt so seine Wirkung. Wenn möglich, sollte man sich hier also an den Originalton halten.

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              • Artikel mit Quellenangaben finde ich gut.
                Ich würde meinen, dass die "Entspannung" in Bezug auf das Psychiater-Image ab den frühen 80ern vor allem damit zusammenhängt, dass der einstmals bedrohliche Vertreter des Konformitätszwangs, dessen Macht sich teilweise sogar aus dem Gewaltmonopol des Staates speiste, immer mehr zum Dienstleister des Bürgertums wird.
                Der Psychiater als Statussymbol bzw. Zeitvertreib für die gelangweilte Oberschicht bekommt dann auch schonmal eine deutliche Tendenz zur Witzfigur. Die (groß-)bürgerliche Haßliebe zur Psychiatrie hat natürlich niemand intensiver filmisch ausgebeutet als Woody Allen. Wie heißt es so schön in 'Manhatten'? "I finally had an orgasm, and my doctor told me it was the wrong kind." In deutscher Synchro noch etwas deutlicher: "Zu guter Letzt hatte ich einen Orgasmus aber mein Psychotherapeut sagte mir, es sei der falsche."

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                • "Somit entzieht sich Kunst einer Wertzusschreibung. Sie bleibt einzig und allein durch ihr zugrunde liegendes Handwerk beurteilbar."
                  Definitiv nicht. Grundsätzlich gilt zuerst: Kunst ist Kunst und Handwerk ist Handwerk.
                  Ein Film kann handwerklich miserabel ausgeführt und dennoch (oder auch mal deshalb) große Kunst sein. Ein Film kann handwerklich perfekt gestaltet und trotzdem künstlerisch wertlos sein.
                  Filmkritik wird natürlich davon profitieren, wenn die Verfasserin oder der Verfasser sich mit den handwerklichen Aspekten des Filmschaffens auskennen. Soll die Filmkritik über "diesen Streifen fand ich blöd, weil der Gärtner schon wieder der Mörder war und zu wenig Blut geflossen ist" hinausgehen, wird filmisches Handwerkszeug notwendig sein, um bestimmte Aspekte des Films präzise beschreiben zu können; genauso wichtig oder noch wichtiger für uns als Publikum wird aber vielleicht eine Einordnung nach Genre und Platz in der Filmgeschichte sein - gerade, wenn es darum geht, einer Kritik zu entnehmen, ob wir einen Film sehen wollen oder nicht. Bob Loblaw hat das schön auf den Punkt gebracht.
                  Zu Kritik vs. Analyse: Wann immer eine Kritik über die reine Schilderung persönlicher Empfindungen oder Befindlichkeiten hinausgehen soll, wird irgendeine Form von Analyse notwendig sein. Das muss nicht heißen, dass der gesamte Film in allen seinen Aspekten beschrieben und interpretiert wird, manchmal reichen ein oder zwei einleuchtende Beobachtungen zu Einzelheiten der Struktur, zu filmischen oder außerfilmischen Bezügen, zum Umgang mit typischen Genre-Elementen etc., um uns etwas objektivere Anhaltspunkte dafür zu geben, um was für einen Film es sich handelt, und er etwas taugt - und vielleicht auch, ob er uns wirklich gefallen wird.

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                  • Da das Sci-Fi-Genre in Film und Fernsehen so massiv auf dem Western aufbaut und "the final frontier" in Zukunft und/oder Weltall verlegt, nachdem die letzten weißen Flecken zum hundertsten Male von der Landkarte des nordamerikanischen Westens verschwunden waren, wurden direkte Referenzen lange Zeit absichtlich eher verschleiert. Das Schema war und ist ja ohnehin klar; also besteht wenig Grund, auch noch Indianer auf den Mars zu schaffen oder Pferde nach Alpha Centauri.
                    Ein Sci-Fi-Western verdoppelt praktisch ein und dasselbe Schema und macht daher eher als Dekonstruktionsvorhaben bzw. gewissenloses Mash-Up Sinn, taugt also grundsätzlich nicht als neues Standardformat für regelmäßige Neuveröffentlichungen.
                    Übrigens fand ich George A. Romeros Zombie-Western 'Survival of the Dead' äußerst gelungen, weil der nicht nur sehr schön die Brücke zwischen (musealer) US-Historie und (dystopischer) globaler Zukunft geschlagen hat, sondern auch den endgültigen Sieg der modernen Zivilisation, der im Western seinen hollywoodgerechten Ausdruck findet, mit ihrem endgültigen Zusammenbruch durch die Zombie-Apokalypse ineinanderblendet.

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                    • James Coburn ist vielleicht nicht der Überschauspieler; für manchen Western aber das Tüpfelchen auf dem "i".

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                        Hier lügt der Titel nicht, dieser Film ist die Hölle.
                        Der Start mit dem Störfall im Forschungszentrum und der darauf folgenden Besetzung des amerikanischen Konsulats durch Terroristen, die fordern, dass die fragwürdigen Forschungen in den "HOPE"-Laboren eingestellt werden, wirkt noch ganz vielversprechend.
                        Doch spätestens, wenn nach einer knappen Viertelstunde dann die "Special Squad" erscheint, um die Geiseln zu befreien, ist der Ofen aus (und das Budget vermutlich aufgebraucht). Von da an dürfen wir die längsten 90 Minuten der Filmgeschichte miterleben, wie diese Spezialkräfte - die aussehen wie aus dem Gefängnis entsprungene Sittlichkeitsverbrecher, die ein paar Blaumänner geklaut haben, um zur Tarnung beim Klempner-Notdienst unterzutauchen - trottelig durch Gebäude, Dschungel und Chemie-Anlagen tapern, ungeschickt an automatischen Waffen herumfummeln und unablässig stumpfsinnigsten Unfug vor sich hinplappern, bis endlich, endlich! auch der letzte von ihnen aufgefressen wird. So viel Intelligenz immerhin besitzen sie, dass bei jedem Zombie-Hinterhalt nach etwa achttausend verschossenen Kugeln einer von ihnen darauf kommt, dass man auf die Köpfe zielen muss, um die Angreifer zu töten; leider reicht's aber nicht dazu, diese Erkenntnis bis zum nächsten Feuergefecht im Gedächtnis zu behalten. Ansonsten gibt's noch zwei Zivilistenpärchen nebst untotem Kind, darunter eine Reporterin und ihr Kameramann, die sich nicht weniger unfähig anstellen, sowie hervorragende und informative Schnipsel aus Ethnologie- und aus Natur-Dokumentationen, die uns mit aufschlußreichen Aufnahmen von Flughunden, Pelikanen, Schakalen, Beutelratten, Schmetterlingen, Fledermäusen, (toten) Fischen und Reihern unterhalten.
                        Den anderen Kommentaren entnehme ich, dass man bei der deutschen Synchronisation versucht hat, durch kongenial niveauvollen Wortwitz den Film zu retten, der in der englischen Fassung ohne nennenswerten Humor auskommen muss. Ob's wirklich hilft? Ich weiß es nicht.

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                        • 7 .5

                          Der deutsche Titel führt ein wenig in die Irre. Denn er legt nahe, dass diese 'Nächte des Grauens' sich unterschiedslos in die Serie der (keinesfalls zu verachtenden) italienischen 'Dawn of the Dead'-Trittbrettfahrerfilme der Jahre nach 1978 einreihen.
                          Tatsächlich setzt der Film ganz eigene Akzente. Denn neben die "klassischen" langsam schlurfenden Untoten, die allenfalls noch Resterinnerungen ihrer früheren Existenzen und Fähigkeiten bewahren und neben die blitzschnellen Raubtierzombies, die heutzutage bevorzugt Furcht und Schrecken auf die Leinwände bringen, tritt hier eine weitere Spezies: Diese Zombies bewegen sich zwar langsam, aber sie sind heimtückisch. Sie sind bösartig und vor allem einfallsreich und zielorientiert. Sie erledigen genau so effizient und erbarmungslos den weltfremden Professor, der sie auf die Welt losgelassen hat und die degenerierte Partygesellschaft, die sich im Schloß die Zeit mit Nichtigkeiten vertreibt, wie es die brutalen Achtziger geschafft haben, der Beschaulichkeit der siebziger Jahre den Garaus zu machen.

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                          • Der Appell ans Publikum, sich nicht immer und grundsätzlich für schlauer und kompetenter zu halten als diejenigen, die einen Film gemacht haben, ist mehr als löblich.

                            Einen zweiten Aspekt möchte ich noch besonders herausstreichen: An einem Film gibt es mehr zu analysieren, als was ein genialer (oder weniger genialer) Regisseur darin als Erkenntnis versteckt hat. Dass Filme nicht von einem, sondern von vielen Menschen geschaffen werden, die hierfür gemeinsam oder gegeneinander gearbeitet haben, wurde ja schon angemerkt.
                            Aber auch ganz unabhängig von Wunsch, Können und Persönlichkeit der Hersteller verhält sich ein Film in irgendeiner Weise zu seinen Produktionsbedingungen, zur Welt, in der er erschaffen wurde und natürlich zur gesamten Filmgeschichte.
                            Sieht man sich das genauer an, lernt man unter Umständen mehr als aus der individuellen Weisheit von Regisseuren, Drehbuchschreibern, Produzenten, Cuttern etc. etc.

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                            • 7 .5

                              Ein klassischer früher Zombiefilm, der alles richtig macht. Es gibt Schauspieler, die den Namen verdienen, nette Settings, eine Story, der man auch nüchtern gern Aug und Ohr leiht, tolle Zombiemasken und ansprechende musikalische Untermalung. Sogar die deutsche Synchro ist in Ordnung.
                              Trotzdem fehlte mir was. Vielleicht ist alles ein bisschen zu routiniert und zu glatt, um mich richtig zu begeistern. Also eigentlich 7 Punkte; einen halben extra für den legendären Kampf des Unterwasserzombies gegen den Hai.

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                              • Half-Sack war kein Trottel.
                                Trottel sind z.B. Manuel aus Fawlty Towers, die bereits genannten Majors aus M*A*S*H oder Father Dougal McGuire.

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                                • 5

                                  Schick gestalteter, aber kreuzdummer Siebziger-Jahre-Grusel mit Exploitation-Einsprengseln. Zurecht vergessen. [Edit:] Oder doch nicht? horro hat die Ermittlungen aufgenommen ;-)

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                                  • ?

                                    Why Barbarella?
                                    REFN: I have daughters, so I felt I wanted to do a show that they could see.

                                    http://collider.com/nicolas-winding-refn-only-god-forgives-barbarella-interview/

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                                    • Happy Birthday. Und danke für die Spoiler: http://insidetv.ew.com/2013/07/18/sherlock-comic-con-benedict-cumberbatch/

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                                      • 2
                                        nasenschleuder 17.07.2013, 14:41 Geändert 21.05.2019, 14:58

                                        Dieser Kommentar stellt eine Fortsetzung der Diskussionen um Zack Snyders 'Man of Steel' dar (http://bit.ly/18Feon0).
                                        Ausgangspunkt war der Verriss von Georg Seeßlen in seinem Artikel „Die Verachtung der Massen“ aus dem ‚Tagesanzeiger‘ vom 24.06.2013. Dort (http://bit.ly/145hYD5) befaßt sich Seeßlen mit der Frage, wie faschistisch Superhelden und Superheldenfilme seien. Nachdem ich seinem Urteil über Zack Snyder und ‚Man of Steel‘ widersprochen habe, wollen wir nun einmal sehen, was passiert, wenn wir die selben ideologiekritischen Fragen, die er gestellt hat, einmal an 'Metropolis' richten.
                                        Zum persönlichen Hintergrund: Ich habe 'Metropolis' in drei Jahrzehnten dreimal gesehen, zuletzt die neue Fassung der Murnau-Stiftung. Jedesmal war es ein eher unangenehmes Filmerlebnis. Das hat nicht grundsätzlich mit Fritz Lang zu tun, dessen 'Spione' und 'Mabuse'-Stummfilme ich z.B. schätze, sondern mit dem, was der Film transportiert. Einiges davon läßt sich gut mit Seeßlens Stichworten beschreiben (ich werde aber nicht auf alle eingehen):
                                        - der Irrationalismus des faschistischen Helden
                                        - Elemente[n] der faschistischen Ästhetik im Körper- und Heldenbild
                                        - Architektur als Pathos-Maschine
                                        - das Ziel des Faschismus, die Politik zu ästhetisieren
                                        - Übernahme religiöser Ikonografien in den Kontext der politischen Heldenbildung
                                        - eine kulturpessimistische Geste gegen die Masse, gegen das Volk und gegen die Demokratie
                                        ‚Metropolis‘ ist ein durch und durch politischer Film, der sich besonders viel Zeit nimmt, die unmenschlichen Lebensbedingungen der Arbeiter, die Konflikte der beiden Bevölkerungsklassen und das Agieren der politischen Strömungen von Metropolis zu beschreiben, und das in überwältigender Optik und unter Einsatz aufwändiger Tricktechnik. Allerdings werden gesellschaftliche Konflikte durch diese Umsetzung eben nicht als politische Probleme behandelt, sondern ins Ästhetische und Religiöse transponiert. Das aber ist Kern und grundlegende Strategie des faschistischen Films.
                                        Die Ästhetisierung beginnt schon in der Einführung in die Verhältnisse der Stadt Metropolis: Wir sehen eine gut geölte Gesellschaftsmaschinerie, ein riesiges lebendes Ornament (ähnlich den abstrakten Filmen eines Eggeling oder Fischinger), das durch Störmomente aus dem Takt kommt (hauptsächlich das üble Treiben eines agent provocateur), dann wie die Architektur der Stadt selbst zerstört wird und zerfällt. Wenn aber schließlich die Ordnung wiederhergestellt wird, können wir zurecht hoffen, dass das menschliche und städtische Muster restauriert wird. Der Zerfalls- und Zerstörungsprozess wird aber ausgelöst durch die Entfesselung des „Volks“ (wir erinnern uns: die Verachtung der Massen ist ein Leitmotiv, dem wir hier nachspüren). Im Zaum gehalten von einer zugegebenermaßen ungerechten Herrschaft, leben die Massen nämlich gesichtslos und maschinenhaft vor sich hin. Aber wehe, wenn sie losgelassen: Befreit sich das "Volk" - auch nur vorübergehend - von der Knechtschaft, regiert das Chaos und droht sogar die Selbstvernichtung (das "Volk" ersäuft seine Kinder). Gut, wenn in letzter Sekunde aus der herrschenden Klasse die Retter entsandt werden, die mit der zwielichtigen Parole "Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein!" wieder alles ins Lot und den unzurechnungsfähigen Pöbel unter Kuratel bringen. Fazit: Unterdrückung muss sein, aber bitte mit Herz!
                                        Die Ästhetisierung der Unterdrückungsverhältnisse durch das atemberaubende futuristische Set Design und die monumentale Sozial-Ornamentik im ersten Teil des Films hat heute noch, fast 90 Jahre später, die Macht, das Publikum in seinen Bann zu schlagen. Muss man da nicht selbst mit heftigem Widerwillen Zeuge werden, wie die schwärzlich wimmelnden Arbeitermassen diese erhabene Schönheit zu Klump schlagen?
                                        Das Gegenstück zur Ästhetisierung der Herrschaftsverhältnisse am Anfang bildet zum Ende des Films die religiöse Überhöhung der Figuren, die schließlich die politische Ordnung wiederherstellen. Wie diese Ordnung aussehen wird, erfahren wir allerdings nicht. Sie wird aber vermutlich auf diesen Pfeilern ruhen: Die Liebe zum „Volk“ gebietet, dass es vor sich selbst geschützt wird. Und: Die Maschinerie der Herrschaft erhält ein menschliches Antlitz (Marie), die Maschinerie der industriellen Produktion wohl ebenfalls (Freder). Das ist aber natürlich kein politisches Programm, sondern ein vages, irrationales Heilsversprechen.
                                        Was genau heißt aber „faschistische Ästhetisierung der Politik“? Kurz gesagt: Politische Probleme werden nicht politisch gelöst, sondern "durch Schönheit überwunden". Nüchterner gesagt: Sie werden durch das Spektakel überspielt und übertönt. Es kann eine düstere, von Todessehnsucht getränkte "Schönheit" sein wie bei Langs 'Nibelungen', aber auch eine prahlerisch auftrumpfende wie in den Schandwerken der Riefenstrahl. 'Metropolis' greift in mancher Hinsicht das ästhetische und politische Programm der ‚Nibelungen‘ wieder auf und wirkt teilweise wie ein (zum Glück gescheiterter) Versuch, die ‚Nibelungen‘ vom Negativen ins Positive zu wenden, der aber durch den unbeholfenen Schluß, in dem das strahlend schöne junge Paar das Herz des eisigen Diktators erweicht, allzu nah an der Lächerlichkeit vorbeischrammt, um noch mitzureißen.
                                        Zusammengefaßt könnte ich sagen: Ich kreide ‚Metropolis‘ die Verachtung der Massen an, den ungeschickten Versuch, irrationale politische Heilsfiguren anzupreisen, für die in der Weimarer Republik wohl ein Markt gesehen wurde; ausserdem, dass er (mit reichlichen Anleihen bei der Avantgarde der 20er Jahre ) eine unvergeßliche Bildsprache zur Darstellung (Verherrlichung) eines totalitären Herrschafts- und kapitalistischen Verwertungssystems gefunden hat, das im Verlauf des Films zumindest als das geringste denkbare Übel hingestellt wird. Nichts zeigt das deutlicher als die Überblendung, durch die sich der Industriebetrieb in den Götzen Moloch verwandelt. Man mag das Bild anfangs für kritisch halten, vielleicht ist es das auch tatsächlich zuerst gewesen, aber am Ende weiß man: Moloch ist nicht der böse Menschenfresser, er ist der gütige Gott der gesellschaftlichen Stabilität. Er ist genügsam und fordert nur wenige Menschenopfer, wo die entfesselten Massen die Gefahr totaler Vernichtung heraufbeschwören.
                                        P.S.: „Volk“ steht immer in Anführungszeichen, da es sich um einen ideologischen Kampfbegriff handelt. Er beschreibt - aus der Vogelperspektive - die Einwohner von Metropolis als eine wankelmütige, manipulationsanfällige, ununterscheidbare Masse, als einen organischen, aber geistlosen Körper, der nichts ist ohne den Kopf (der Herrschenden).

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                                        • Man sollte alte Zöpfe abschneiden bzw. alte Glatzen neu bepflanzen.
                                          Tilda Swinton hat grandiose Übeltäter verkörpert, sie kann Superman die Stirn bieten.

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                                            nasenschleuder 30.06.2013, 21:31 Geändert 14.12.2015, 09:22

                                            Einige Beobachtungen zu MoS und seinen Kritikern (spoilerfrei):

                                            1. WACKELKAMERA: 'Man of Steel' wurde in 2D gedreht und sollte in 2D geschaut werden (egal was die Hollywoodverwertungskette wünscht). Dann sieht man kein Wischiwaschi mit Wackelkamera sondern eine Dynamisierung von Kamera und Schnitt, die durch massiven Gebrauch von jump cuts und extremen Beschleunigungswechseln bei Schnittfolge und Bewegungsabläufen Supermans Stärke und Geschwindigkeit eindrucksvoll vermittelt.

                                            2. ERZÄHLSTRUKTUR: Die Moral von der Geschicht ist eher unkompliziert und schlicht - aber nicht belanglos. Es geht um Loyalität, Menschlichkeit, die Freiheit und den Willen, Entscheidungen zu treffen. Die pädagogische Aufbereitung geschieht durch ein Geflecht an Rückblenden, das jeweils Supermans Gegenwartsprobleme mit Kindheits- und Jugenderfahrungen verknüpft. Es ist faszinierend, wie viel Kritik an dieser Struktur geübt wurde, bis hin zur Forderung, den Film in chronologischer Reihenfolge neu zu schneiden. Man sollte meinen, dass das Publikum nach jahrelangem Training mit Filmen und vor allem TV-Serien, die von flashbacks, flash-forwards und flash-sideways nur so strotzen, in der Lage wäre, auch etwas verschachtelteren Handlungsverläufen zu folgen. Andererseits ist eine solch verschachtelte Struktur in den letzten Jahren vor allem ein Merkmal von Filmen gewesen, die das genaue Gegenteil zu MoS propagiert haben: Entscheidungen und Handlungen sind zufällig, jederzeit revidierbar und ohnehin hauptsächlich den Umständen geschuldet. Zeitschleifen- und Wiederholungsfilme wie 'Mr. Nobody' predigen dies mit großem Erfolg, aber auch 'LOST' fällt zum Teil in diese Kategorie. Möglicherweise entzündet sich die Ablehnung der Form also auch daran, dass hier ein andernorts akzeptiertes Schema radikal gegen den Strich gebürstet wird.

                                            3. MENSCHENMASSEN UND KOLLATERALSCHÄDEN: „He’s Superman. His job is to save people, not to cause collateral damage“ schimpfte es nach der Vorführung in der nächsten Reihe. Was war da passiert?
                                            Der Drehbuchschreiber Zack Stentz, als Mitautor von 'Thor' und 'X-Men: First Class' durchaus ein Insider, kritisiert in einem auch bei uns viel beachteten Artikel im Hollywood Reporter (http://www.hollywoodreporter.com/heat-vision/marvels-x-men-thor-screenwriter-574533), dass seines Erachtens die großen Sommer-Blockbuster seit einigen Jahren nur noch danach streben, einander in immer gigantischer werdenden Zerstörungszenarien zu übertreffen. Dass der Begriff "Blockbuster" von jenen Fliegerbomben aus dem 2. Weltkrieg abstammt, deren Funktion es war, großstädtische Häuserblocks zu vernichten, fände hier seine ironische Entsprechung. Dieser immerwährende Zerstörungswettbewerb führt - so Stentz - aber nicht nur dazu, dass das Kino zwei seiner alten Hauptaufgaben, das Erzählen von Geschichten und das Entwerfen nie gesehener Bilder und Landschaften, weitgehend über Bord wirft, sondern auch dazu, dass uns, das Publikum, die immer neue und immer gleiche Abfolge von Zerstörungsakten langsam völlig kalt läßt. Zack Snyder hat aber in 'Man of Steel' das Tabu gebrochen, dass im Blockbuster - wie im Krieg, so wie er heutzutage in den Medien sichtbar ist - keine Opfer existieren (einige wenige hassenswerte Schurken ausgenommen). Wenn Superman einen Gegner boxt, dann zerfallen tatsächlich ganze Häuserblöcke, denn es ist Superman. Aber unter den Trümmern werden auch ganz normale, nette Menschen wie du und ich erschlagen und begraben. Das läßt das Publikum offenbar nicht kalt. Warum es mehr ist als bloße Provokation, zeigt der nächste Punkt:

                                            4. MASSE UND SUPERMACHT: In einem auch auf MP in verschiedenen Kommentaren diskutierten Artikel geht Georg Seeßlen der Frage nach, wie faschistisch die Superhelden im modernen Blockbusterkino sind (http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/kino/Die-Verachtung-der-Massen/story/31880560).
                                            Sein Verdacht: Die Comic-Figuren der Gegenwart - insbesondere die "nolanisierten" Superhelden Batman und Superman haben "ihren leichtfüssigen Popcharakter, ihren Hang zu Spiel und Unernst, ihre Lust an Zeichen, an Camp, an Selbstironie", aus früheren Jahrzehnten aufgegeben zugunsten "riefenstahlsche[r] Macho-Posen". Ihr Image speist sich aus faschistischen Übermenschen- und religiösen Erlöser-Vorstellungen. Im Kampf gegen die klar als "Superfaschisten" wiedererkennbaren Gegner Bane und Zod werfen sie schließlich ihre Menschlichkeit über Bord - Superman bricht z.B. sein Tötungstabu - und werden selbst zu Faschisten. Seeßlens Fazit: "Es geht hier um eine kulturpessimistische Geste gegen die Masse, gegen das Volk und gegen die Demokratie. Nur der todessehnsüchtige, elitäre, soldatisch geformte Mann oder Supermann kann sich der Gefahr stellen, die aus dem Chaotischen, Ungeformten, Organischen stammt: aus dem Volk."
                                            Batman möchte ich hier nicht diskutieren und weise nur darauf hin, dass von jeher die Darstellung der Bevölkerung Gothams als willfährige Manövriermasse für Medienmanipulation ein wichtiges Element aller Batman-Verfilmungen war.
                                            In bezug auf Superman halte ich Seeßlens These für falsch. Dass eine religiöse Erlöserfigur den Kampf mit einem faschistischen Reich aufnehmen und in der Folge seine eigenen Verstrickungen mit den Angreifern erkennen und verarbeiten muss, ist ein grundlegendes Schema für US-Blockbuster, das nie vollendeter ausgeformt wurde als in 'Star Wars'. Wenn überhaupt irgendetwas, dann ist Snyders Superman eine Figur in der Tradition von Luke Skywalker. Ein elitärer Volksfeind und Führer für die Massen ist er nicht. Allein schon deshalb, weil die "Masse" nämlich in 'Man of Steel' überhaupt nicht existiert. Snyder zeigt uns keine Menschenmengen als Ornament (Siegfried Kracauer nennt dieses Merkmal als Lackmustest für faschistische Filmästhetik), aber auch kein chaotisches Gewimmel: Die Bevölkerung von Metropolis - die von Smallville ja sowieso - hat immer ein Gesicht, es sind in jeder Situation einzelne Menschen, die leben, leiden, auch sterben. Für Clark Kent ist jedes dieser Leben wertvoll - weshalb er das Tötungstabu bricht um Zod daran zu hindern, ein paar Kinder, Frauen und Männer, die nur zur falschen Zeit am falschen Platz sind, mit seinem Hitzestrahl zu verbrennen. Findet eine Verhöhnung demokratisch legitimierter oder eine Ästhetisierung totalitärer Politik statt? (Ein weiteres Faschismus-Prüfkriterium) Nein: Politik wird verkörpert durch Vertreter der Staatsgewalt (Polizei, Armee etc.), die im Rahmen ihrer beschränkten Möglichkeiten versuchen, auf das planetare Bedrohungsszenario zu reagieren. Superman erkennt sie an, ohne sie dafür zu verachten, dass sie schwächer sind als er. Als seine eigene Verantwortung begreift er die Rettung oder Unterstützung von Menschen in Not, auch wenn er dafür sein Leben oder seine Prinzipien riskieren muss. Daher spielt er auch nicht den elitären, soldatischen Übermenschen, sondern möchte als Reporter unauffällig dorthin, wo immer Menschen Gefahr droht.

                                            5. WARUM SO DÜSTER, SUPERHELD? Bis in die Siebziger waren Comics Schmuddelware und ihre Verfilmung immer eine Gratwanderung zwischen Anspruch, Klamauk und Kinderfilm. Burton hat sich schon etwas weiter vorwagen können, aber die Grundsituation hatte sich nicht wesentlich verändert. Heutzutage sind Graphic Novels dagegen als ernstzunehmende Werke der Kunst und Literatur anerkannt. Was für eine filmische Umsetzung völlig andere Möglichkeiten bedeutet. Vielleicht ist daher das, was von vielen als "düster" wahrgenommen wird einfach "erwachsener", weil viele Kinkerlitzchen heute weggelassen werden können, auf die man in den letzten Jahrzehnten nicht verzichten konnte (oder glaubte, nicht verzichten zu können).

                                            P.S.: Zu Hans Zimmer und dem Vorwurf, er hätte das Getröte von 'Inception' unverändert übernommen sage ich nichts. Der Score von MoS erscheint mir genauso wenig künstlerisch wertvoll wie der des ersten Superman von 1978. Dort hat John Williams übrigens seine Blechbläsersätze aus 'Star Wars' ohne viele Umstände ebenfalls recycelt.

                                            P.S. 2: Als Fortsetzung habe ich mir den Spaß gemacht, Seeßlens Thesen aus Abschnitt 4 auf Fritz Langs 'Metropolis' anzuwenden: http://www.moviepilot.de/movies/metropolis/comments/761420

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                                              H.P. Lovecraft und William Gibson haben gemeinsam, dass es sich um Kultautoren handelt, deren Visionen eigentlich danach schreien, auf die ganz große Leinwand gebracht zu werden, aber alle Versuche, das zu tun, mehr oder weniger zum Scheitern verurteilen. Wahrscheinlich galten die Stoffe beider Autoren auch nie als mainstreamtauglich genug, um das beträchtliche Budget für eine angemessene Verfilmung zu riskieren. Immerhin scheint der Stand der Technik inzwischen so weit zu sein, dass wieder konkreter an eine Neuromancer-Adaption gedacht wird.
                                              Vor diesem Hintergrund muss ich bewundern, dass jemand den Mut hatte, eine "richtige" Lovecraft-Verfilmung anzugehen anstatt sich, wie es meist geschieht, nur einzelne Elemente herauszugreifen, um einen Genrefilm damit aufzupeppen. Und ich finde das Ergebnis ganz ordentlich.

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                                                Stimmungsvoller Endzeittrash mit netten kleinen Details: Carl McCoy macht seinen Zylinderhut in der radioaktiven Wüste staubig, Lemmy fährt kurz mal das Taxi und Iggy Pop bellt motivierend aus dem Radio. Eine klassische 80er-Jahre-Apocalypse mit dem 90er-Finish aus Übertreibung und Desorientierung, die mir locker 8 rostige Roboterschädel wert gewesen wäre, wenn die Macher nicht im letzten Drittel endgültig die Kontrolle über ihre Visionen verloren hätten. Trotzdem sehens- und vor allem hörenswert.

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                                                • Reißt Euch bitte langsam mal wieder ein bisschen am Riemen. Das ewige Gemaule und Gehöhne ermüdet. Außerdem bleibt dann für Eure User nichts mehr zu tun.

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                                                    Die Story ist eine Unverschämtheit und die Regie etwas altbacken; dennoch habe ich den Film mit großem Vergnügen gesehen.

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