nasenschleuder - Kommentare

Alle Kommentare von nasenschleuder

  • 3
    • 6

      Obwohl die erste Leinwandadaption des Stoffes filmisch gar nicht so übel ist, fehlt dem 1918er Tarzan eigentlich alles, was die Figur für uns heute ausmacht. Er ist weniger das Dschungelkind, das sich elegant von Baum zu Baum und von Liane zu Liane schwingt, seinen Freunden aus der Tierwelt beisteht, wenn sie in Not sind, und sie wiederum mit seinem berühmten Schrei zu Hilfe ruft, wann immer er in der Klemme steckt, als ein merkwürdig verkleideter Sonntagsausflügler, der durchs Gesträuch stolpert, sich aber immerhin nicht fürchtet, wilden Angreifern mit dem Messer seines toten Vaters den Garaus zu machen.

      7
      • 8

        Wie verfilmt man eine Gesellschaftskomödie als Stummfilm, die hauptsächlich von brillanten Wortgefechten und scharfzüngigen Aphorismen lebt?

        Lubitsch geht mit ‚Lady Windermere’s Fan‘ denselben Weg wie knapp zehn Jahre zuvor der britische Regisseur Fred Paul in der ersten Oscar-Wilde-Verfilmung überhaupt: Er wirft allen Wortwitz über Bord und macht aus der Komödie ein Melodram. Das respektlose Spiel mit viktorianischen Konventionen muss daher auf der Strecke bleiben; stattdessen finden die Konflikte zwischen individuellem Gefühlsleben und gesellschaftlicher Moral sowie ganz allgemein die Höhen und Tiefen menschlichen Mit- und Gegeneinanders ihren pantomimischen Ausdruck. Immerhin der eine Wilde-typische moralische Widerhaken bleibt, dass Mrs Erlynne am Ende nicht wirklich die Wiederherstellung ihres gesellschaftlichen Status opfert, um den ihrer Tochter zu retten. Zwar entsagt sie der Londoner High Society, nimmt dafür aber kurzerhand ihren Lord ins selbstgewählte Exil nach Frankreich mit.

        Was macht den Film „ausgezeichnet“? Es gibt ein paar eindrucksvolle Szenen, die man so vorher noch nicht gesehen hat und auch nicht so schnell wieder vergisst (z.B. das Pferderennen). Hinzu kommt die formale Meisterschaft, mit der Lubitsch hier (erstmals) die vollkommene Beherrschung des continuity editing, des three-point lighting und eines modernen Bühnenaufbaus demonstriert: also der klassischen Filmsprache Hollywoods, die seit den zwanziger Jahren prägt, wie Filme zu uns sprechen und wie wir sie wahrnehmen. Aber er übernimmt nicht nur, sondern entwickelt auch gleich weiter: “Lubitsch developed a variant of analytical editing which, though not unique to his films, was used more systematically there than in other filmmakers’ work. We might describe this as a triangular space: an area defined by shifting eyelines and character movement, with the camera remaining within a roughly triangular area for all its positions, facing outward in various directions to capture the ongoing action. […] He permits glances and movements between doors and pieces of furniture to convey the nuances of the developing action.” (Kristin Thompson: Herr Lubitsch goes to Hollywood. Amsterdam 2005, S. 87f.).

        4
        • 8

          Spannendes Fernsehfutter für zwischendurch, das einfach Spaß macht.

          3
          • 7 .5
            nasenschleuder 04.10.2012, 13:53 Geändert 08.10.2017, 14:49

            Sherlock-Holmes-Verfilmungen könnte man grob in zwei Kategorien einteilen (ohne eine davon grundsätzlich wertvoller zu finden als die andere):

            1. Zeitspezifische Adaptionen, die versuchen, eine jeweils "modernisierte" Variante des Stoffs zu präsentieren
            2. Verfilmungen, die versuchen, die Persönlichkeiten von Holmes und Watson und ihre Kriminalfälle möglichst vorlagengetreu umzusetzen

            Die Filme mit Rathbone und Bruce sehe ich wie die neuen mit Robert Downey Jr und Jude Law vor allem als ambitionierten Ausdruck ihrer Zeit. Während für mich die 80er-Jahre-Serie mit Jeremy Brett und - auch wenn es überraschend anmuten mag - der neue BBC-Sherlock zu den zeitlos gültigen Umsetzungen gehören, weil erstere die viktorianische Atmosphäre so vollkommen wiedergibt, letztere die Charaktere mit niegesehener Präzision auf den Punkt bringt.

            Daher: "Sehenswert" für diese "Abenteuer des Sherlock Holmes", die spannend und kurzweilig sind und fast schon Film Noir-Anklänge mitbringen, mich aber deutlich weniger mitreißen als andere Adaptionen.

            7
            • 7

              Anti-Schwerkraftpulver!

              4
              • 8

                "The Top Secret Life of Edgar Briggs" wird oft verglichen mit der mir (noch) unbekannten US-Serie Get Smart ("Mini-Max oder Die unglaublichen Abenteuer des Maxwell Smart"). Ich habe die Serie anno 87 gesehen und das fantastische Intro mit dem Spiegelei im Aktenordner niemals vergessen. Leider sind die Chancen wohl schlecht, die Serie jemals wiederzusehen, da der Hauptdarsteller die Rechte zurückgekauft haben soll, weil ihm seine Auftritte als trotteliger Agent später peinlich waren. Ich fand sie fantastisch.

                3
                • 7

                  Alice Guys 'La Vie du Christ' kann man fast schon als frühen Monumentalfilm bezeichnen. Die Spielzeit beträgt mit einer guten halben Stunde ein Vielfaches des 1906 meist üblichen und die tableaux vivants, die Stationen der Heilsgeschichte darstellen, zeichnen sich durch eine beträchtliche Anzahl von Komparsen und aufwendige Ausstattung aus.
                  Die Story ist natürlich vorhersehbar und weist beträchtliche Logiklöcher auf ;)

                  5
                  • Sachdienlicher Hinweis: Im Filmmuseum Frankfurt am Main findet vom Fr 28. – So 30. September 2012 ein Filmsymposion unter dem Titel "Erste unter Gleichen. Die Filmarbeit der Alice Guy von 1896 bis 1920" statt.
                    Info: http://deutsches-filminstitut.de/blog/alice-guy/
                    Programm: http://deutsches-filminstitut.de/blog/monatsuebersicht-september-2012/

                    3
                    • 10

                      Ilsa (angesichts des angreifenden Tyrannosaurus Rex): "I always thought I would die from alcohol poisoning." Jackson (öffnet die Flasche): "It's still time!"

                      Wer OSS 117 mochte, wird bestimmt auch bei dieser exzellenten australischen Agentenserie jede Menge Spaß haben, die von Aufmachung und Art der Gags recht ähnlich ist, aber ein bisschen temporeicher. Und natürlich sind die Gegner noch krasser :D

                      5
                      • 4 .5

                        Die Beschreibung stimmt nicht so richtig. Ist aber hier tatsächlich mal halb so schlimm, denn der Film ist einfach nur Unfug.

                        3
                        • 7

                          Die "Kohlfee" der französischen Regisseurin Alice Guy gilt als einer der ersten fiktionalen Filme überhaupt, der vermutlich vor den ersten Méliès-Filmen aber nach "L'Arroseur arrosée" (1895) der Lumière-Brüder gedreht und aufgeführt wurde. Meilenstein!

                          2
                          • ?

                            Sachdienlicher Hinweis: Läuft am So, 16.09. um 20:00 Uhr im Filmmuseum Frankfurt am Main

                            1
                            • 7

                              Die fünf Episoden dieses Kurzfilms von 1909 verlaufen stets nach gleichem Muster: Mr. Flip (Ben Turpin) trifft auf eine Frau, wird handgreiflich und erhält dafür die gerechte und klamauk-gemäße Strafe. Der Racheakt zum Schluß ist zugleich die Geburtsstunde einer unsterblichen Standardsituation der Filmkomik: Hier bekommt der zudringliche Kerl beim Versuch, die Bedienung in einem Diner zu küssen, eine Sahnetorte ins Gesicht (allerdings gedrückt, nicht geworfen).

                              6
                              • 7

                                Kurze und kurzweilige "The Sheik"-Parodie, mit einigen netten Einfällen.
                                Ben Turpin als Rudolph-Valentino-Ersatz und Kathryn McGuire (The Navigator, Sherlock, jr.) als geraubte Braut machen das Filmchen durchaus sehenswert.

                                2
                                • Einspruch!
                                  Die 80er-Jahre-Actionfilme waren absolute Zerfallsprodukte des überkommenen Männlichkeitsbildes. Daher die überdimensionierten Muskelberge, die übertriebene Wortkargheit, das übersteigerte Waffen- und Autodesign etc.
                                  Wenn man in einem Film sehen will, wie Männer noch richtige Männer sind, muss man sich nur mal James Bond auf Dienstreise in Japan ansehen. Da ist völlig klar, wie Männer und Frauen zu sein haben und Bond schmeißt die Show ohne jeden Zweifel, dass etwas anderes möglich wäre.

                                  1
                                  • Der große MP-Duden erklärt das Wort "Söldner" wie?
                                    "Jemand, der irgendwann irgendwie für irgendwas kämpft"?

                                    1
                                    • 9

                                      Was "Dark City" nur versprach, "Spirits of the Air, Gremlins of the Clouds" hat es längst vorher schon eingelöst.

                                      3
                                      • 8
                                        über Judex

                                        Es ist absolut erstaunlich, wie eng sich der Regisseur an die Stummfilmvorlage von 1916/17 hält; noch interessanter ist aber, wo und wie er davon abweicht.
                                        Franjus Neuschöpfung - denn ein schnödes Remake darf man es nun wirklich nicht nennen - fasst ohne jede unziemliche Hast alle wesentlichen Handlungselemente der zwölfteiligen Serie so schlüssig zusammen, dass es fast schon schwerfällt zu sagen, womit Feuillade eigentlich all die Stunden gefüllt hatte. Nur gegen Ende hin rafft Franju die Handlung ein wenig stärker und wandelt einzelne Entwicklungen ab, die in der Serie ganz natürlich dem Lauf der Zeit entspringen, in der Beschränkung auf Spielfilmlänge aber abweichend zu motivieren sind.
                                        Durch eine ganz eigene Bildwelt, die den Schock und die Offenbarungen des Surrealismus einmal mehr heraufbeschwört, vermag Franju den Zauber, der Feuillades Bildern innewohnte, für die sechziger Jahre noch einmal neu zu erschaffen. Zauber ist überhaupt das Stichwort, denn Franju besetzt nicht nur die Hauptrolle des geheimnisvollen Rächers Judex mit einem damals berühmten Bühnenmagier, sein Bestreben gilt sichtlich der Verwandlung schnöder Spielfilmhandlung in eine Abfolge von Wundern und Erscheinungen. Indem er gezielt kausale Verknüpfungen der Vorlage beseitigt, betreibt er die Aufhebung der Gesetze von Natur und Psychologie: Daher reicht hier auch nicht mehr der Rächer dem Schurken vergifteten Champagner, um ihn zu bestrafen. Der Magier bewirkt eine Transsubstantiation; so, wie er die tote Taube zum Leben erweckt, so verwandelt er auch das Siegessymbol des Verbrechers in das Werkzeug seiner Strafe und schließlich auch seiner Läuterung.

                                        1
                                        • 9
                                          über Judex

                                          Wenn man "Les Vampires" mal ganz pauschal mit "The Wire" vergleicht, dann ist "Judex" Feuillades "Lost". Schildert die frühere Serie die Krakenhaftigkeit, mit der das Verbrechen die große Stadt in ihrem Würgegriff hält, wie stark alle Gesellschaftsschichten und Quartiere von den Machenschaften des organisierten Verbrechens durchdrungen sind, aber auch wie konkurrierende Mächte um ihre Reviere ringen, so folgen wir in der späteren den dunklen Geheimnissen von Familien und Einzelgängern, von Konzernen und Organisationen, die selten sind, was sie scheinen und deren Ziele und Lebenswege oft auf überraschende Weise zusammenhängen.
                                          Faszinierend!

                                          6
                                          • Ben Turpin: Mit seinem Schuhbürsten-Schnäuzer und den schielenden Augen ein unverzichtbarer Protagonist unzähliger Klamauk-Kompilationen aus Stummfilm-Schnipseln, die unter Namen wie "Väter der Klamotte", "Klamottenkiste" etc. meine Kindheit bereichert haben.

                                            1
                                            • Welcher Adorno liegt denn am meisten auf dem Nachttisch? Und welcher am zweitmeisten?

                                              1
                                              • 10
                                                über Mission

                                                So hat "Avatar" vor knapp 30 Jahren ausgesehen, ein echter "eye-opener", wie Sam Gamgee gesagt hätte. Der Film ist leider überflutet von Schauspielern, die ich eher nicht so mag; aber dennoch 10 Punkte wert. Mein zweitliebster Robert De Niro nach "Stardust" ;-)

                                                5
                                                • 6

                                                  Sehr! schlichter Mad-Scientist- und Monster-Film, der zum Glück gerade lang bzw. kurz genug ist, um sich die Zeit einer Busfahrt zu vertreiben. Dafür ok, mehr sollte man nicht erwarten.

                                                  1
                                                  • 8

                                                    Für immer auf Platz 1 in der Kategorie "Kriegsfilm mit Weichzeichner"

                                                    7