Nospheratu99 - Kommentare

Alle Kommentare von Nospheratu99

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    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
    Interessante Lebensbeichte. Die Vita unserer Molly Bloom gleicht einer Berg- und Talfahrt, mühsame Aufstiege stehen rasanten Abfahrten gegenüber und manchmal geht halt die Bindung auf. Den ganzen Film über fragte ich mich, ob das in dieser Art wirklich so passieren kann, doch letzten Endes bleibt die Tatsache, dass das Leben die unglaubwürdigsten Geschichten schreibt, selbst wenn diese für den Film wohl aufgehübscht wurden.
    Dazu gesellten sich eine temporeiche Inszenierung, ansprechende Bilder und ein durchaus schlagfertiges Drehbuch, und fertig ist das unterhaltsame Biopic. Besonders die Dialoge zwischen Molly und dem Anwalt hatten Witz und Charme, was die Produktion dann doch um eine Klasse hob. Aber auch der in Rückblenden gehaltenen Erzählstil bescherte dem Streifen eine angenehme Kurzweil, weder wurde die Geschichte zu hektisch vorangetrieben noch erging sich Regisseur Aaron Sorkin in langatmigen Erklärungen. Vor allem die gut gesetzten Einschübe aus dem Off hatten einen besonderen Verve, da sie das Geschehen in jeder Phase des Films gut begleiteten. Trotz des flotten Erzählstils wirkte die Handlung niemals getrieben oder vorangepeitscht, sondern blieb ihrem einem Rhythmus immer treu und das hob Serkis Stil wohltuend von so manch anderem ab.
    Auch das darstellende Personal gefiel durch die Bank, allen voran spielte Jessica Chastman groß auf. Ihre Molly hatte eine schon fast betörende Eindringlichkeit, so dass man zwischen Bewunderung und Mitleid für die Protagonistin schwankt. Diese Mischung aus Durchtriebenheit und Naivität tat manchmal schon fast weh, zumal ich mich gut in Molly hineinfühlen konnte. Ihre Entscheidungen waren nicht immer die besten und obwohl das dicke Ende eigentlich immer absehbar war, konnte man ihre Motivation zumindest nachvollziehen. Idris Elba ebenfalls sehr gut, er holte aus seiner vergleichsweise blassen Figur das absolute Maximum heraus. Kevin Kostner passend in seinen wenigen Auftritten, ebenso wie Michael Cera. Auch die Synchronisation in Ordnung, weil unauffällig.
    Man sah auch den Kostümen und der Ausstattung ihre Hochwertigkeit an, da griff eines ins andere und auch das gefiel. Die Locations wirkten niemals billig und Möchtegern, das hatte alles durchaus Hand und Fuß.
    Conclusio: Ein Film, der denke ich auch beim zweiten mal Schauen gefällt. Für die eine Sichtung letztens auf ServusTV konnte ich mich wirklich erwärmen und fühlte mich beim Abspann gut unterhalten. Daher möchte ich auch gerne eine Empfehlung aussprechen und den Streifen auch Nicht-Genre-Freunden ans Herz legen. Es ist zwar eine Biografie, kommt aber wie ein Thriller daher und bietet durchgängig spannende Unterhaltung. Die sieben ist daher redlich verdient, eine interessante Geschichte wurde gut verfilmt.

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    • 4 .5
      Nospheratu99 15.01.2021, 07:53 Geändert 15.01.2021, 09:04

      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
      Durchwachsene Kriminalkomödien. Bei dieser Serie verhält es sich wie bei chinesischem Essen. Gelegentlich mal eine Portion ist etwas ganz Feines, jeden Tag möchte ich das aber nicht haben. Auf die Dauer wirken die Pointen reichlich platt und wiederholen sich zudem, dazu nervt die extravagante Figurenzeichnung. Letzten Endes sind es die immer wieder gleichen und wiederkehrenden Verhaltensweisen, mit der die Serie im eigenen Saft kocht und somit nach ein paar Folgen ihr Pulver dann so ziemlich verschießt.
      Dazu kommt ein übertrieben einfältiger und emotionaler Staller, der auf die Dauer leider nur mehr die Augen verdrehen lässt. Warum man hier immer wieder auf der dümmlichen Schiene fährt, kann ich nicht sagen, Gutes tut man sich und seinem Protagonisten damit leider nicht. So gesehen wirken die Folgen „… ohne Staller“ deutlich besser weil im Wortwitz lustiger, außerdem wird der degradierte Stellenkommandant nicht derart vorgeführt wie sein ehemaliger Mitarbeiter.
      Dazu gesellen sich laue Fälle, die eigentlich auch kaum Potential haben. Lediglich die „Ausreißer“, also jene Folgen, in denen ein wenig Abwechslung gefahren wird, halbwegs interessant. Ansonsten haben wir viel miefigen Einheitsbrei, der zwar mit ein paar grotesken Einfällen aufgehübscht wird, ansonsten aber nur wenig Potential versprüht. Aber gut, wegen ausgefeilter kriminalistischer Handlungen sieht man sich so etwas ohnehin nicht an.
      Auch die Nebenfiguren mit Licht und Schatten. Vor allem Kollege Riedl ein Graus – nichts gegen Paul Sedlmair, den tollpatschigen und unsicheren Typus hat er leider nicht wirklich drauf. Und so wirkt sein bemühtes Spiel eher mitleiderregend als lustig. Kollegin Wirth leider blass und mit nur wenig Potential, ebenso wie die Pathologin und Huberts Ex. Beide Figuren werden im Wesentlichen außen vor gelassen, wobei ich ihnen auch kaum Potential zugestehe.
      Es hängt im Wesentlichen an den Interaktionen zwischen Hubert, Staller und Girwitz, wobei Michael Brandner finde ich den besten Job macht. Christian Tramitz hat in der Vergangenheit hinlänglich bewiesen, dass er den mürrischen und zynischen Charakter auf launig drauf hat, somit eine Bank. Helmfried von Lüttichau kann ich nicht wirklich gut einschätzen, womöglich macht er ja seine Sache gut und scheitert einfach an seiner Figur.
      Conclusio: Hin und wieder eine Folge ist in Ordnung und zum Darüberstreuen auch lustig – hat man sich aber einmal an den Humor gewöhnt, so wirken manche Figuren leider eher nervig als launig. So gesehen möchte ich eine Empfehlung nur mit Vorbehalt aussprechen, allzu oft sollte man sich die beiden schrägen Bullen nicht geben. Eine leicht unterdurchschnittliche Bewertung trägt dem Ganzen am ehesten Rechnung, wobei Licht und Schatten eine relativ hohe Amplitude aufweisen.

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      • 3
        Nospheratu99 15.01.2021, 07:49 Geändert 15.01.2021, 10:12

        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
        Seltsamer Film. Nach reiflicher Überlegung fällt mir zu diesem Steifen immer wieder nur ein einziges Wort ein. Und dieses lautet: Pseudo. Regisseur und Drehbuchautor Terrence Malick müht sich offenbar so sehr, seinem Steifen den Arthaus-Stempel aufzudrücken, dass er ganz darauf vergisst einen Film zu drehen. Und so sehen wir einen zu gewollt (also „PSEUDO“)-philosophischen Film, der uns eine banale Geschichte als bedeutsam verkaufen will (wieder stiehlt sich das kleine Wort „PSEUDO“ in meine Gedanken) und setzt uns dazu mit einem dialogarm vorgetragenen Erzählstil (na, was kommt jetzt? – erraten, wieder „PSEUDO“) seltsam leere Bilder vor.
        Den ganzen Film über wartete ich darauf, dass sich mir die Darbietung irgendwann mal öffnet und ich einen Aha-Effekt erleben würde - doch gute zwei Stunden später war klar, dass es diesen Effekt nicht geben wird und mich dieser Steifen unbefriedigt zurücklassen würde. Zu banal, zu ereignisarm und zu wenig einprägsam fand ich die Sache um wirklich eine Verbindung zwischen mir und den Personen herstellen zu können. Ich sah triviale Menschen, die ein triviales Schicksal erleiden.
        Möglicher Weise lag es auch an mir. Vielleicht habe ich irgendwelche feinen Zwischentöne überhört oder Subtexte nicht verstanden, die mir ein näheres Verständnis ermöglicht hätten. Eventuell bin ich auch zu wenig empathisch für die kleinen, versteckten Hinweise, die mich den Figuren nähergebracht hätten. Oder es gab einen tieferen Sinn, der sich mir nicht erschlossen hat.
        Wie auch immer, der Film ist leider weitgehend an mir vorbeigezogen und ich denke nicht, dass eine weitere Sichtung mehr Klarheit bringen wird. Möglicherweise ist er ja handwerklich sehr gut und aufwändig gemacht, aber trotzdem verfehlt er jegliche Wirkung bei mir.
        Die Darsteller irrlichterten durch den Streifen und boten nur wenig Ansprechendes. Sean Penn hatte wenig Text zu lernen und beschränkte sein Wirken auf eine maskenhafte Mimik und traurige Blicke. Brad Pitt mit nur unwesentlich mehr Sprechpassagen, lediglich Jessica Chastain und die Kinder hatten öfters mal den Mund offen. Und auch das wirkte improvisiert, gab es so etwas wie ein Drehbuch überhaupt?
        Conclusio: Ein Film, der sich mir verschloss wie eine Auster. Inhaltlich leer und substanzlos wollte die Chose durch die gesamte Laufzeit eigentlich nie so richtig zünden und ließ mich wie gesagt unbefriedigt zurück.
        Lieber Baum, was soll ich mir Dir machen. Mein Bauchgefühl sagt „glatte Null“, doch so hart möchte ich eigentlich dann doch nicht sein. Für das Wagnis und zumindest den Versuch einer Andersartigkeit vergebe ich mal drei Gnadenpunkte, mehr kann ich dafür nicht rausrücken.

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        • 8

          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
          Durchgehend lustige Agentenparodie. Mit Pierre Richard steht diese Komödie wie eine Eins, sein launiges Talent hebt diesen Film auf eine höhere Ebene. Es ist ja weniger das, was er tut, sondern wie er es tut. Da passte eigentlich jede Geste, jede Mimik, Körperhaltung und Frisur. Den zerstreuten Kindskopf spielt er wie kein Zweiter und generiert mit seiner bloßen Anwesenheit Laune und Lacher. Und wenn er erst einmal loslegt, mit großem Ernst widersinnige Dinge tut oder mit seiner Tollpatschigkeit aus Szenen Lacher herausholt, wo man es eigentlich gar nicht für möglich hält, dann ist das einfach nur herrlich.
          Da störten auch die altbackene Optik und schwächelnde Nebendarsteller weniger, Richard reißt es mit einer Selbstverständlichkeit wieder heraus, als ob er sein ganzes Leben nichts anders gemacht hätte. Womöglich war es ja konzeptionell so vorgesehen, dass ihm seine Kollegen eben die Bühne bereiteten, die er so genial zu nutzen versteht. Ich glaube nicht, dass ein anderer etwa die Orchester-Szene so herrlich hinbekommen hätte wie er.
          Und so entfaltete sich nach etwas schleppendem Beginn ein Feuerwerk an Gags, das eigentlich bis zum Schluss hoch bleibt. Die maue Anfangsphase ist jedoch vielen Verwechslungs-Komödien zu eigen, da sich die Dinge ja erst einmal verwirren müssen, bevor die Missverständnisse ihr launiges Potential entfalten können. Ganz wenige Komödien dieser Art bieten auch zu Anfang schon Lacher.
          Conclusio: Spielt ihren Charme wunderbar aus und hat auch knappe fünfzig Jahre nach seinem Erscheinen sein launiges Potential nicht verloren. Dabei kommt Regisseur Ives Robert de facto ohne dümmliche Kasperliade aus, auch die Slapstick-Szenen haben immer Niveau und Klasse. Obwohl es fast nur an einem hängt, begeistert „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ seit vielen Jahren jung und alt gleichermaßen. Daher eine absolute Empfehlung meinerseits.

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          • Von seinen Jugendjahren ist nur wenig bekannt, sogar sein Geburtsdatum geben verschiedene Quellen unterschiedlich an. Der wahrscheinlichste Tag ist der 04. September 1907, an dem Alfred Reginald Natzler in Wien das Licht der Welt erblickte. Hineingeboren in eine Schauspielerfamilie betrat er schon in jungen Jahren die Bretter, die die Welt bedeuten und trat in kleinen Theatern und Bühnen auf. Nach dem Tod seines Vaters zog es ihn nach Paris, wo er zwar mehrere Engagements hatte, jedoch ausschließlich in kleineren Häusern.
            Es war auch in Paris, wo sein Gesicht in Folge eines Brandes entstellt wurde. Nach einem Jahr der Heilung rückte die Kriegsgefahr näher an Paris heran und so entschloss sich Natzler, in die USA zu emigrieren. Die wirtschaftliche Lage hatte sich mit der nähernden Front auch in Frankreich verschlechtert und somit entzog sich vielen der kleineren Bühnen auf Grund schrumpfender Besucherzahlen die Lebensgrundlage. Das hatte bei vielen Häusern die Schließung zur Folge, was auch dem Darsteller Natzler die Existenz kostete.
            In Amerika änderte Alfred Natzler seinen Namen in Reggie Nalder, da dieser für die englischsprachigen Zuseher leichter auszusprechen war. Es folgten neben Engagements in einigen kleineren Theatern auch Auftritte in Filmen, da Nalder mit seiner Brandnarbe, die sich über beinahe sein ganzes Gesicht zog, über ein explizites und unangenehmes Äußeres verfügte. Es wurde daher fast ausschließlich mit negativ konnotierten Rollen besetzt, die bekanntesten waren die des Attentäters in „Der Mann, der zu viel wusste“ und jene des Vampirs Barlow in der Stephen-King-Verfilmung „Brennen muss Salem“ (der Mini-Serie von Tobe Hooper, die in unseren Breiten als nicht sonderlich bedeutsamer, zusammengeschnittener Langfilm bekannt ist). Als Vampir Barlow ist er zwar unter einer dicken Schicht Schminke verborgen, aber zweifelsfrei erkennbar.
            Dazwischen standen mehrere Neben- und Hauptrollen zu Buche, die jedoch in heute nicht mehr bekannten Filmen stattfanden („Hexen bis aufs Blut gequält“) und weitgehend in den Archiven der Filmfirmen verschwanden. Man kann Nalder daher lediglich einige wenige bedeutsame Filmauftritte zugestehen, was ihn in die Gefahr des Vergessen-werdens bringt. Leider erscheint das wegen seiner nicht sonderlich langen Filmvita wahrscheinlich, doch zumindest hat er sich in der Hitchcock-Produktion ein kleines, aber feines filmisches Denkmal gesetzt.
            Ich glaube ja, dass er Schauspieler mit Leib und Seele war, dem keine Rolle zu klein, kein Engagement zu unbedeutend und kein Auftritt zu nichtssagend war, die Hauptsache war bei ihm der Auftritt an sich. So gesehen finde ich es schade, dass sein Wirken so einfach dem Vergessen anheimfällt, das hat er sich meiner Ansicht nach nicht verdient.
            Vielleicht denkt ja mal der eine oder andere bei der Sichtung an den dünnen Mann mit der verbrannten Visage. Bill Cosby mochte er übrigens nicht. Er begegnete ihm einmal an einem Filmset und ärgerte sich über dessen überhebliche und arrogante Art. „Er ist ein Schwein“, sagte er kurz und knapp über den Kollegen. Eine Einschätzung, deren sich auch andere Schauspielkollegen Cosbys anschlossen. Na wenn das mal kein Statement ist 😉

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            • 3 .5

              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
              Gut angetragene, letzten Endes aber schwach ausgeführter Serien-Ableger. Optisch und von der Aufmachung her steht „Raumschiff Voyager“ der „Next Generation“ um eigentlich nur wenig nach, doch leider wurden die Stärken der Serie weitgehend außen vor gelassen. Mein Vorredner hat in seinem wirklich lesenswerten Kommentar schon einige sehr repräsentative Punkte ausgeführt, daher erspare ich mir das an dieser Stelle.
              Eigentlich gibt es nur zwei wirklich prägende Figuren: Das ist zum einen Captain Janeway, die erste Dame auf dem Vorsitz eines Star-Trek-Raumschiffes. Kate Mulgew macht ihre Sache gut und führt das Schiff mit strenger, aber sicherer Hand. Janeway handelt ebenso souverän wie Mulgew ihre Rolle spielt und das ist ein Pluspunkt der Serie. Man fühlt sich oftmals an die Ausstrahlung eines Picard (Patrick Steward) erinnert und das tut der Serie auch gut. Die zweite Figur, die ihr Potential ganz gut ausschöpft ist das medizinisch holografische Notfallprogramm (Robert Picardo). Auch hier überzeugen sowohl der Darsteller als auch die Charakterisierung der Figur, zumal ich finde, dass eine frische Idee wirklich gut umgesetzt wurde. Dabei fährt Picardo eine feine Linie zwischen maschineller Spröde und ärztlicher Menschlichkeit. Das führt dann sogar so weit, dass er über Arbeitsüberlastung klagt und auch sonst einiges an seinen „Kollegen“ auszusetzen hat.
              Leider fällt der Rest der Truppe größtenteils durch. Ich möchte jetzt nicht so weit gehen, die de-assimilierte Borg Seven of Nine (Jeri Ryan) wie mein Vorredner lediglich auf ihre Brüste zu reduzieren, doch ihre Figur hätte so viel Potential gehabt, das leider weitgehend links liegen gelassen wurde. Das „Pärchen“ Neelix (Ethan Phillips) und Kes (Jennifer Lien) zum Wegschauen und die Crew-Mitglieder Chakotay (Robert Beltran), Kim (Garrett Wang), Tuvok (Tim Russ) und Tom Paris (Robert Duncan McNeill) derartig schwach als ob sie gar nicht da wären. Warum man ihnen nicht mehr Kontur und Tiefe zugestanden hat wissen wohl nur die Macher selbst, in dieser Form lassen die schablonenhaften Figuren leider jegliche Wirkung vermissen.
              Auch die Handlungsteile mit dem Materialverschleiß und der Akquise derart unglaubwürdig, ebenso wie die fremden Spezies. Da wurden viele Ideen kreiert und nicht konsequent weitergedacht. Und so wirkte alles unfertig und nicht ausgegoren, was der Serie leider nicht gut zu Gesicht stand.
              Conclusio: Einzelne Folgen zu schauen ist ok, aber das große Ganze wirkt leider weder stimmig nach schlüssig. So gesehen möchte ich für die Serie eigentlich keine Empfehlung aussprechen, denn diese taugt wirklich nur zur Entspannung nach einen harten Arbeitstag, wenn man sich ohnehin nur sinnfrei berieseln lassen will. Schade, da wäre mehr drin gewesen.

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              • 5

                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                Knallbunte Bilderorgie. Gilliam tobte sich an dem Stoff so richtig aus und bot und phantastische Welten jenseits aller Vorstellungskraft. Dabei hüpft er von Rausch zu Rausch und jagt seine Figuren durch ein Sammelsurium von Umgebungen und phantastischen Welten. Er liefert ein regelrechtes Bombardement von optischen Eindrücken, die zwar in seine Geschichte rund um den uralten Wettstreit von Gut und Böse gut passten, in ihrer Ausprägung jedoch derart inflationär wirken, dass man sich bald sattgesehen hat.
                Es ist ja wie bei einem guten Essen, nach der dritten üppigen Portion will es dann doch nicht mehr so recht munden. Trotzdem ich die gilliam´schen Visionen gerne sehe, war es mir hier bald zu viel des Guten. Der Bogen an optischen Eindrücken wirkt schon fast marvel-artig überspannt, jeder einzelne für sich war zwar sehr fein gezeichnet, ging in der Masse jedoch unter. Heraus kam ein kunterbuntes Knallbonbon optischer Eindrücke, das leider im weiteren Verlauf mehr und mehr zum Selbstzweck verkam und die Geschichte selbst ein gutes Stück weit in den Hintergrund drängte. Und so wirkte „Das Kabinett des Doktor Parnassus“ letzten Endes mehr wie ein reiner Fanservice denn als lehrreiche Geschichte und zog somit nicht mehr als die so oft von mir kritisierten Superhelden-Adaptionen.
                Dabei fuhr Gilliam ja in vielen Belangen durchaus Qualität auf, vergaß dabei jedoch darauf, uns eine wirklich interessante Geschichte zu erzählen. Der Cast natürlich ein Traum – dass sich arrivierte Darsteller wie Johnny Depp, Jude Law oder Colin Farell mit Nebenrollen zufriedengaben, zeigt schon den Stand, den Gilliam in der Branche hat. Auch der Hauptcast strotzte von erlesener Präsenz, ein Andrew Garfield glänzte neben einem Christopher Plummer und einer zauberhaften Lily Cole. Tom Waits gab einen würdig-charmanten Antagonisten und Heath Ledger ist natürlich sowieso eine Klasse für sich.
                Die Computeranimation hatte hier naturgemäß einen hohen Anteil am Gelingen der Produktion. Neben den altbekannt herrlich versifften Realbildern wollten die Phantasiegebilde in ihrer glattgebügelten Hochglanzoptik nicht so recht wirken, ich hätte mir da auch mehr Gilliam´schen Grind gewünscht. Aber da man eben nicht alles haben kann, nahm ich das mitunter betörende Gebotene letzten Endes dann auch. Ein paar nett eingeflochtene Symbole gingen zwar im Bilderrausch fast verloren, waren für einen aufmerksamen Zuseher aber dennoch erkennbar.
                Fazit: Für eingefleischte Marvel-Fans bietet „Das Kabinett des Doktor Parnassus“ sicherlich ein größeres Vergnügen als für einen „echten“ Gilliam-Freund. Er beschreitet hier Wege, die es für mich nicht gebraucht hätte. Trotzdem fuhr der Streifen genug „echten“ Gilliam auf um ihn nicht mit einer Bewertung unter dem Durchschnitt abzustrafen und ihn trotz seiner überbordenden Bilderflut dennoch empfehlen zu können.

                7
                • 5

                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                  Nette, unter dem Strich jedoch belanglose Agentenparodie. Es waren hauptsächlich das gut aufgelegte Gespann Colin Firth und Samuel L. Jackson, das diesem Streifen seinen Stempel aufdrückte und ihn vor der Unterdurchschnittlichkeit bewahrte. Vor allem der lispelnde Jackson hatte durchaus Potential für den einen oder anderen Lacher, während das ansonsten an Gags eher arme Drehbuch mehr oder weniger lediglich die Handlung vorantrieb. Aber auch Firth mit tadelloser Gentleman-Attitüde hatte ein paar feine Szenen („Manieren!“) und auch die Feuerwerks-Choreografie der explodierenden Köpfe wollte durchaus gefallen.
                  Doch leider waren dies die einzigen Positiva auf weiter Flur. Ja, die Optik passte soweit und auch die Atmosphäre rund um den „privaten“ Geheimdienst war gut eingefangen, dennoch bot uns Regisseur Matthew Vaughn nichts, was man nicht schon irgendwo anders in der einen oder anderen Weise gesehen hatte. Da fehlten einfach die zündenden Ideen, die dem Steifen eben jenen Mehrwert beschert und ihn aus einer langen Phalanx an vielen Agentenparodien herausragen hätte lassen. In dieser Form konnte der Film die anderthalb Stunden zwar einigermaßen unterhalten, sich aber nicht längerfristig in den Gehirnwindungen festkrallen.
                  Zumindest blieb man von hirnlosen Hampeleien und dummdreisten Peinlichkeiten weitgehend verschont, was man einer Komödie heutzutage schon mal hoch anrechnen muss. Dinge wie ein etwa ein gegen Maschinengewehrsalven offenbar unempfindlicher Agent oder das schier unerschöpfliche Pistolenmagazin kennt man ja schon zur Genüge, das muss denke ich nicht sonderlich erwähnt werden. Auch die offenbar ohne vorangegangene Ausbildung vorgenommene Prüfung der Nachwuchsagenten verwundert da weniger, man nimmt es als parodistisch hin oder denkt einfach nicht weiter darüber nach.
                  Die Darsteller mühten sich so gut es ging durch den Streifen, hatten jedoch bis auf die bereits eingangs erwähnten Firth und Jackson kaum Möglichkeiten, aus ihren stereotypen Rollen etwas zu machen. Michael Caine verschenkt, Mark Strong bemüht, ebenso wie Taron Eggerton. Seiner Figur war zumindest eine gewisse Entwicklung anzusehen, da hatte er mehr Möglichkeiten als die beiden Vorgenannten.
                  Fazit: Einmal Schauen und vergessen. Eine mittelmäßige Agentenkomödie, die ihre Stärken ganz gut ausspielt und damit auch passabel unterhält, jedoch keine höheren Ansprüche stellt. Prädikat „Belanglos, aber zumindest nett anzusehen“. In diesem Sinne drängt sich die fünf geradezu auf, einer handwerklich soweit passablen Umsetzung stand eine latente Ideenlosigkeit gegenüber, die die Waage eigentlich gerade hielt.

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                  • 5

                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                    Wehmütige Prügelorgie mit ein paar Lachern. „Die Troublemaker“ zeigen eigentlich nichts, was man nicht schon in dutzenden anderen Spencer/Hill-Filmen gesehen hätte, gelegentlich hatte ich sogar das Gefühl, dass man hier so eine Art Abschieds-Best-Of aus dreißig Jahren Klopperei bringen wollte. Es fühlt sich an wie das letzte Lied einer Langspielplatte, die Hits und Flops enthält. Mit diesem Lied will man einen Streifzug durch das bereits Gehörte bieten und hinter dem gesamten Schaffen einen wenn schon nicht herausragenden, so doch zumindest würdigen Schlusspunkt setzen.
                    Man sieht unseren beiden Helden das vorgerückte Alter schon ziemlich an und auch ihre Bewegungen scheinen mehr von Zen-artiger Ruhe als von jugendlichem Ungestüm geprägt. Trotzdem lavieren sie sich mit unerschütterlicher Selbstverständlichkeit durch den Streifen, womit die ganze Chose weder abgehalftert noch peinlich wirkt. Die konsequente erzählerische Fortführung (Bambi hat mittlerweile eine Familie gegründet und ist acht-, pardon zehnfacher Vater – mit dem Zählen hat er es ja nicht so) sorgt auch für den einen oder anderen Lacher, besonders wenn die Sprösslinge ihrem alten Herrn bei den Schlägereien tatkräftig unterstützen.
                    Und auch die vom müden Joe´s angebetete Dame hat schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel und eine halbwüchsige Tochter. An Hill schienen die Jahre geringe Spuren hinterlassen zu haben als an seinem Filmbruder, aber den jungen Hallodri würde man ihm trotz der strahlend blauen Kontaktlinsen wohl eh nicht mehr abnehmen. Doch zumindest kann er in den Kloppereien noch ein wenig den Hauch des damaligen Slapsticks versprühen, während man Spencer diesen nur mehr mit viel Wohlwollen abnimmt.
                    Die sonstigen Gags weder besser noch schlechter als in den anderen Filmen, das bislang ohnehin nicht allzu hohe Niveau wurde zumindest nicht unterboten. Doch auch hier bleibt letzten Endes mehr Wehmut als echte Launigkeit, womit der Streifen dann trotz Ausbleiben der großen Brüller dann dennoch halbwegs passabel ins Ziel kommt.
                    Fazit: Zwar nicht der befürchtete Abgesang auf bessere Zeiten, aber auch keine Krone des Schaffens. Immerhin bietet uns das Duo Spencer/Hill eine passable Abschieds-Matinee, nicht mehr und nicht weniger. Eben ein weiterer, wenn auch altersbedingt handzahmer Prügel-Slapstick, für den man ein gewisses Faible haben oder in der richtigen Stimmung sein muss. Eine Empfehlung kann ich für Fans das Haudrauf-Duos gerne aussprechen, für alle anderen wird es wohl eine recht trockene Angelegenheit. In den fünf Punkten ist der Kultbonus bereits eingeflossen.
                    PS.: Was erlauben Pizzuti! Einfach so in Pension zu gehen ohne sich ein letztes mal die Fresse polieren zu lassen – das geht ja wohl gar nicht…

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                    • 6 .5

                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                      Klassische Literaturverfilmung. Regisseur John Huston befleißigt sich in seinem epochalen Streifen einer hohen Werkstreue und schildert die Geschichte im Geiste Melvilles. Er zeigt, wohin Gier, Hass und Verbohrtheit führen, nämlich in den sicheren Untergang. Kapitän Ahab wurde zu einem Sinnbild für Besessenheit, die jegliches rationale Handeln in den Hintergrund drängt und den Menschen auf seinen Antrieb reduziert. Sein Hass und seine Rachegedanken beherrschten sein ganzes Denken und Streben und nahmen ihm jegliche Lebensfreude. Es kostete ihn schließlich sein Leben und das seiner Mannschaft.
                      Interessant, dass auch Ismail sehenden Auges in die Gefahr läuft, schenkt der doch den Voraussagen Elias´ keinerlei Glauben. Obwohl er schon von Ahab und seinen Problemen gehört hatte, überzeugte ihn die Aussicht auf einen hohen Sold mehr als die Vorsicht.
                      Natürlich geht es auch um den Kampf des Menschen gegen die Natur, doch dieser tritt mehr und mehr in den Hintergrund, da Ahab in seinem Streben nach Rache bald sämtliche Vorsichtsmaßnahmen und auch menschliche Regungen hintanstellt. Das Verweigern der Hilfe nach der Suche des Beibootes des Kollegen zeigt seine Abkehr von der seemännischen und traditionellen Vorgangsweise.
                      Huston baut die Geschichte langsam auf und gesteht auch seinen Figuren die nötige Entwicklungszeit zu. Die Situation in und um das Schiff und die epische Jagd nach dem großen weißen Wal gestaltet sich ausgewogen und harmonisch. Die Effekte sind zwar leicht als solche zu erkennen - zumeist wurde mit Modellen gearbeitet - , mitunter scheint er aber auch auf paar Szenen eines tatsächlichen Walfangs zurückgegriffen zu haben. Das macht die Stimmung auf dem Schiff und den Walfang halbwegs authentisch, auch wenn das meiste wohl im Studio entstanden ist.
                      Auch die Mimen lieferten gut ab. Gregory Peck hatte mit dem getriebenen Charakter wenig Probleme und brachte den Kapitän eindringlich und glaubwürdig. Ich persönlich kann mir gut vorstellen, dass eine solche Persönlichkeit für seine Mitsegler eine echte Herausforderung darstellt, stellt er doch den Jagderfolg und seinen persönlichen Antrieb über das Wohl der Mannschaft und sein eigenes. Aber auch James Robertson Justice als schwacher Zweifler passabel, ebenso wie Richard Basehard. Leo Genn in Ordnung.
                      Fazit: Eine der besten Verfilmungen des Stoffs. Verkamen andere Adaptionen gerne zu reinen Actionspektakeln, hatte man hier die Personen in den Mittelpunkt gestellt, was wie ich bereits oben anmerkte, sicherlich eher im Geiste des Verfassers lag. So gesehen kann ich den Streifen schon sehr empfehlen, auch wenn mir persönlich ein wenig der thematische Zugang fehlt. Die handwerkliche Qualität überzeugt jedenfalls und von daher gebe ich auch gerne eine hohe Benotung.

                      7
                      • 5 .5

                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                        Mittelprächtiger Hitch. Man kann dem „Mann, der zu viel wusste“ eine durchgängige Spannung nicht absprechen und selbst wenn Hitchcock die Handlung durch gewisse Irrungen und Wirrungen etwas in die Länge zieht, so kommt in keiner Phase Langeweile auf. Dennoch schleichen sich besonders bei mehrfachen Sichtungen zähe Passagen ein, die auch die durchgängig gute Atmosphäre nicht gänzlich abfedern kann. Manche Handlungsteile sind wohl der damaligen individuellen Lebenseinstellung geschuldet, manches würde man heutzutage sicherlich anders machen.
                        Besonders bei den Geschlechterrollen fällt auf, dass die Frauen damals kaum eigene Entscheidungen treffen, sondern maximal Vorschläge machen, die dann vom Ehemann angenommen oder abgelehnt werden. Der aktive Teil ist zumeist der männliche, während die Damen den empathischen Part überhaben. In ihrer Sorge um das Wohlergehen der Familienmitglieder setzen sie zwar Handlungsimpulse, die Ausführung obliegt aber dem Mann. Interessant, wie sich das im Laufe der Zeit geändert hat.
                        Ich finde es ja durchaus gut, dass unser besorgtes Elternpaar nicht auf geradem Wege zu ihrem Sprössling kommen, realistischer Weise muss bei derartigen Investigationen auch mal die eine oder andere Sackgasse beschritten werden, bevor man schlussendlich richtig liegt. Die Idee mit dem Lied war eine gute, zumal dies dem Stoff ein gewisses Alleinstellungsmerkmal beschert und auch aus pädagogischer Sicht eine gewisse Glaubwürdigkeit bietet.
                        Die Optik ist klarerweise Oldschool, womit der Streifen sein Erscheinungsjahr in keiner Weise verbergen kann. Trotzdem kann ich dem ganzen schon etwas abgewinnen, die Hitchs aus dieser Zeit haben so ein gewisses besonderes Etwas. Ich kann jetzt gar nicht sagen, woran es genau liegt, vermutlich ist es der Mix aus einem guten Erzählrhythmus und einem gewissen exotischen Charme, der das Geschehen eigentlich immer interessant bleiben lässt.
                        Ich muss gestehen, schon besser harmonierende Hauptdarsteller-Paare als Doris Day und James Steward gesehen zu haben, irgendwie wollte der Funke zwischen den beiden nicht so recht überspringen. Dennoch schienen sie Profi genug zu sein, um die besorgten Eltern trotzdem halbwegs glaubwürdig auf die Leinwand zu bringen. Reggie Nalder sehr intensiv als Bösewicht, mit ihm werde ich mich mal näher befassen. Ralph Truman ohne Feld und Tadel.
                        Fazit: Für Fans des Regie-Großmeisters sicherlich auch ein zweiter Blick wert, für alle anderen wohl ein eher mittelprächtiges Spionage-/Kriminalstück. Ein paar gute Einfälle heben den Film etwas über den Durchschnitt hinaus, viel Grund für ausufernde Jubelchöre sehe ich persönlich aber nicht darin. Trotzdem mich die bislang dritte Sichtung (innerhalb mehrerer Jahrzehnte) nicht gelangweilt hat, vergebe ich nur eine Bewertung knapp über dem Durchschnitt.

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                        • 4 .5

                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                          Optisch ansprechender, durch seinen zu starken Religionsbezug jedoch in Schieflage geratender Film. Es wirkt ja fast so, als ob Autor Max Lucado einer gewissen Bigotterie anheimgefallen wäre, eine derartig übertriebene Hinwendung zu religiösen Themen ist mir selten untergekommen. Es geht schon sogar ein wenig in Richtung Extremismus, Lucardo scheint uns seinen Glauben beinahe aufdrängen zu wollen. Dabei scheint er durchaus kein Fan der Kirche zu sein – dass gerade der Pfarrer als ungläubiger Thomas hinsichtlich religiöser Wunder daherkommt, entbehrt zwar nicht einer gewissen Ironie, ist aber etwas zu angriffig für einen Weihnachtsfilm. Dafür stimmt das Ende dann aber durchaus versöhnlich und schließt einen zwar überheblichen, aber zumindest wohlwollenden Frieden.
                          Die märchenhafte Umsetzung machte die vorgetragene Bigotterie zwar ein wenig wett, konnte die Kohlen aber nicht mehr wirklich aus dem Feuer holen. Regisseur John Stephenson wandelt zu nahe an der Grenze zum Verkitschten um wirklich weihnachtliche Gefühle bei mir auszulösen imstande zu sein. Nennt mich einen Grinch, aber das ist mir einfach zu viel des Guten. Dabei sind es ja durchaus positive Themen wie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und die menschliche Hinwendung zum Guten, die hier angerissen werden, doch bei einer derartigen Eintrichterung mit dem Holzhammer verschließt sich in mir etwas, das mag ich in dieser Wucht eigentlich nicht sehen.
                          Dabei erscheint „The Christmas Candle“ handwerklich durchaus gelungen. Von einer durchaus passablen Optik über eine feine Musikauswahl bis hin zu durchaus guten Leistungen des darstellenden Personals hatte der Steifen durchaus Hand und Fuß. Der einzige, jedoch schwerwiegende Kritikpunkt ist die oben beschriebene übertriebene Eindringlichkeit, die leider in einer störenden Penetranz mündet und das Gesamtergebnis leider negativ beeinflusst. Von dem her möchte ich für diesen Film nur eine bedingte Empfehlung aussprechen, manch einer wird dem Gebotenen wohl nichts abgewinnen können.
                          Somit schlägt meine unterdurchschnittliche Bewertung den Streifen zwar qualitativ gesehen weit unter Wert, doch lässt die mit ihrer von Frömmelei regelrecht triefenden Geschichte für mich leider nicht mehr zu. Mit einem Wort: Lucado schießt thematisch so weit über das Ziel hinaus, dass es mir schwer fällt, den Streifen zu mögen. Möglicherweise wird das der eine oder andere nicht so sehen, aber mir ist es halt negativ aufgefallen.

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                          • 3 .5

                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                            Wüster Mix aus Weihnachtsgeschichte, Mystery-Thriller und Katastrophenfilm. Die Idee der verhexten Schneekugel finde ich ja grundsätzlich nicht schlecht, jedoch benötigt man für die sich daraus ergebende Geschichte eine Menge an wohlwollender Vorstellungskraft. Ich möchte jetzt nicht so weit gehen, die Sache „abstrus“ oder gar „hanebüchen“ zu nennen, dennoch lässt Autor Rudy Thaunberger seine Phantasie schon recht weite Kreise ziehen. Kein Wunder, dass sich für diesen Stoff kein A-Produzent gefunden hat und er als TV-B-Produktion umgesetzt wurde.
                            Und so sieht er auch aus: Zweitklassige Darsteller, maue CGI-Effekte und jede Menge seltsame Wendungen. Trotzdem kann der Streifen mittels passablen Drehorten und ein paar netten Kulissen schon etwas an Atmosphäre auffahren, womit Regisseur Sheldon Wilson zumindest ein paar Punkte einfahren kann. Und so sehen wir ein paar feine Landschaftsaufnahmen von Alaska und jede Menge Schnee. Weihnachtliche Gefühle löste der Film bei mir jetzt nicht zwingenderweise aus, dafür wurde diese Komponente zu sehr an den Rand gedrängt. Da werden die Fans des gepflegten Desaster-Films wohl deutlich mehr Freude an diesem Streifen haben, sieht man doch ein paar mehr oder weniger glaubwürdige Naturphänomene. So gesehen mögen die aus der Erde schießenden Felsnadeln oder die todbringenden Eiszapfen aus der Stratosphäre zwar putzige Einfälle sein, dennoch haben diese kaum einen Realitätsbezug. Trotzdem machen diese Dinge unseren Protagonisten das Leben schwer, bis der vermaledeiten Schneekugel endlich der Garaus gemacht wird (wie, das verrate ich hier natürlich nicht 😉).
                            Die Darsteller mühten sich redlich, hatten in diesem Streifen aber kaum Möglichkeiten, sich wirklich zu profilieren. Zumindest das Leiden nahm man ihnen ab und natürlich auch den Heldenmut. David Cubitt und Laura Harris gaben ein sympathisches Elternpaar ab, wo hingegen die Teens leider durch die Bank durchfielen. Madga Abranowics würden trotz durchaus vorhandenem Talent ein paar Semester auf einer Schauspielschule guttun, während Jeffrey Ballard ernsthaft über einen Berufswechsel nachdenken sollte. Michael Hogan und Donovan Stinson soweit passend und auch die Synchronisation fiel zumindest nicht störend auf.
                            Fazit: Ein klassischer Bügelfilm, bei dem auch längere Phasen geistiger Abwesenheit keine gravierenden Versäumnisse zur Folge haben. Für zwischendurch mal ganz nett, letzten Endes jedoch nichts für die Geschichtsbücher. TV-Duzendware, die mir persönlich genrebedingt zwar besser gefällt als so manche Weihnachtsschnulze, für dich ich jedoch keine ernsthafte Empfehlung aussprechen möchte. Die dreieinhalb trägt dem Gebotenem noch am ehesten Rechnung, die damit verknüpfte Beurteilung („schwach“) sagt es eigentlich ganz gut aus.

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                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                              Aufwendige Literaturverfilmung mit Licht und Schatten. Anhand dieser Bearbeitung sieht man, dass eine ausufernde Laufzeit Segen und Fluch zugleich sein kann. Zwar konnte Regisseur Tony Richardson sich intensiv mit seinen Figuren auseinandersetzen und ihnen damit die nötige Charaktertiefe verleihen, doch leider suhlt er sich andererseits auch zu sehr in Gesangseinlagen und Herz-Schmerz-Sequenzen. Das verhagelte vor allem die letzte Stunde einigermaßen, da die Geschichte eigentlich kaum mehr vorangetrieben und sich nur mehr an ausschweifendem Drama ergötzt wurde. Zudem war das Ende absehbar und somit zog sich der Schluss etwas hin.
                              Ich habe den Streifen ja mit Unterbrechung gesehen, da ServusTV diesen als Zweiteiler gesendet hat. Trotzdem kam es zu den oben beschriebenen Längen, die mir dann letzten Endes nicht behagt haben – nicht auszudenken, wenn ich den Film in einem durch gesehen hätte, da wäre mein Sitzfleisch dann schon massiv ungeduldig geworden.
                              Ein weiterer Kardinalsfehler lag in der Kameraführung. Während des Singens gab es durch die Bank Close-Ups, die die Darsteller minutenlang mit weit aufgerissenen Mündern zeigten, wo zudem auch noch die Mundhöhle ausgeleuchtet war. Zahnärzte hätten keinen besseren Einblick gehabt, teilweise konnte man bis zum Gaumenzäpfchen sehen. Erfahrene Opernregisseure fahren hier mit der Kamera vornehm zurück, doch Richardson lässt voll draufhalten, was zu einer mitunter entsetzlichen Optik führte.
                              Trotzdem hatte der Film durchaus seine Stärken. Waren mir die Gesangseinlagen deutlich zu lang, so muss ich diesen doch eine hohe gesangliche Qualität zugestehen. Ich weiß ja nicht, wer Teri Polo und Charles Dance dabei gedoubelt hat, doch es müssen tatsächlich gute Sänger sein. Und auch bei der Figurenzeichnung bewies Richardson großes handwerkliches Geschick, zudem hatte er auch den Cast um hier Qualität auffahren zu können. Und auch die Anspielungen auf die Opernmotive kamen gut daher, da zeigte sich eine gewisse Hinwendung und Auseinandersetzung mit dem Stoff.
                              Burt Lancester spielte sich nicht in den Vordergrund und ließ auch seine Mitspieler leben. Und diese nutzten die Bühne und lieferten gut ab. Teri Polo mit einer passablen Talentprobe, ebenso wie Adam Storke. Charles Dance hatte trotz maskenbedingt eingeschränkter Mimik eine gute Ausstrahlung. Ian Richardson und Andrea Ferreol fielen ein wenig ihren Rollenbildern zum Opfer, warum ihre Figuren der Lächerlichkeit preisgegeben wurden, weiß wohl nur Regisseur Richardson selbst. Alle anderen ohne Fehl und Tadel, auch die Synchronisation passte.
                              Fazit: Man braucht Geduld und eine gewisse Hornhaut am Hintern, dafür kann das „Phantom der Oper“ stellenweise eine feine Wirkung entfalten. Opernliebhaber werden sicherlich die meiste Freude mit dem Streifen haben, bietet der Film doch lange und qualitativ hochwertige Gesangseinlagen. Für mich hat es nicht immer gepasst, doch bin ich gerne bereit, deutlich über Durchschnitt zu bewerten.

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                                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                Nette Zeichentrick-Hanswursterei ohne höhere Ansprüche. Es ist halt ein dritter Teil und so nimmt es sich auch an. Das Regie-Duo Balda/Coffin parodiert und referenziert sich fast schon verbissen quer durch die Genres der achtziger Jahre und liefert dem geneigten Seher eine Reihe von Wiedererkennungswerten. Vor allem die Musik der damaligen Zeit dürfte es ihnen angetan haben, von Michael Jackson bis Madonna sind alle Größen der Sangeskunst mit dabei. Damit schafften sie ein paar nette Schmunzler und generierten eine locker-lässige Stimmung, die den Streifen eigentlich ganz gut voranbrachte, letzten Endes aber über ein gewisses Niveau nicht hinauskam.
                                Dazu trug auch die latente Ideenlosigkeit des Autoren-Duos Daurio/Paul bei, das uns neben einer vorhersehbaren Handlung eigentlich lediglich die – zugegebenermaßen ganz gut gebrachten – Referenzen und Querverweise vorsetzten. Und so bot die Geschichte um das aufgedrehte Brüderpaar weder den Charme noch die Lacher auf um neben den anderen Teilen bestehen zu können. Auch die Kinder verkamen völlig zur Nebensache und dienten offenbar nur als Füllstoff um die Szenen der Verbrecherjagd nicht allzu ausufernd zu beackern.
                                Es wirkte tatsächlich so, als wäre der Streifen unter Zeitdruck entstanden und als ob alles darangesetzt worden wäre, die Laufzeit pulsbeschleunigt zu füllen. Es fehlte einfach der launige Verve der Vorgänger, und das obwohl die Minions dankenswerter Weise nur wenig Laufzeit bereit gestellt bekommen hatten. Und so versandete der Streifen leider in den Dünen der Mittelmäßigkeit und des Kommerzes, zumal kaum charakterliche Entwicklungen stattfanden und vor allem nach dem Motto „Größer – Wilder – Schräger“ vorgegangen wurde. Das fand offenbar bei den eigefleischten Fans mehr Anklang als beim Rest und so möchte ich den Film eigentlich nur für jene Sehergruppe empfehlen. Mehr als eine vier kann ich mir dazu nicht abringen.

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                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                  Charmante Fantasy-Geschichte für jung und alt. Zugegeben, ich hatte meine Vorbehalte, als ich in der Beschreibung „FSK6“ las. Doch schon kurz nach Beginn entfaltete „Die Reise des Zauberers“ ihren ganz besonderen Charme und behielt diesen die ganze Laufzeit über. Als ich beim Abspann dann den Namen „Terry Pratchett“ las, war mir alles klar. Wie auch Douglas Adams hat dieser so eine ganz besondere Art wunderbare Welten zu ersinnen, diese vor dem Leser auszubreiten und seine Figuren mit einer schon fast genüsslichen Art und Weise darin hin- und herzubewegen.
                                  Gut, dass Regisseur Vadim Jean den Pratchett´schen Zauber in schöne Bilder zu verpacken weiß und ein herziges und launiges Filmstück daraus zu formen imstande ist. Obwohl ich das Buch nicht gelesen habe, fallen die kleinen, fast schon liebvollen gesellschaftlichen Seitenhiebe durchaus auf, vor allem das Leistungsprinzip scheint Pratchett zu seinem Lieblingsthema erkoren zu haben. Aber auch Habgier, Dummheit und Unfähigkeit werden immer wieder lustvoll auf die Schippe genommen und in eine zauberhafte Geschichte hineinverpackt. Da störten dann auch einige recht infantile Späße weniger, zumal die Geschichte eben jene Lockerheit gut verträgt.
                                  Auch die Kostüme, Kulissen und die CGI machten gute Figur und lieferten ein paar quietschbunte Bilder, die fein zur Handlung passten. Man ist zwar von einem optischen Bombast eines „Herr der Ringe“ schon noch ein Stückchen weit entfernt, kann aber immerhin eine launige und ansprechende Atmosphäre generieren. Zumindest kann sich Jean auf die Fahnen heften, viel vom Charme und der Launenhaftigkeit Pratchetts auf den TV-Schirm gebracht zu haben – was etwa bei „Per Anhalter durch die Galaxis“ nicht so recht klappen wollte. Damit hatte er anderen Genrekollegen schon ein kleines Stückchen voraus, und selbst wenn die eine oder andere Passage durchfiel, so stand das Gesamtwerk dennoch auf festen Beinen. So gesehen hat die Überlänge durchaus ihre Berechtigung, zumal die Chose auch nach drei Stunden keinerlei Längen aufweist.
                                  Und auch die Darsteller schienen mit Feuereifer bei der Sache zu sein. Zwar fiel ein schaumgebremster Tim Curry seiner undankbaren Rolle etwas zum Opfer, dafür machten Sean Astin und David Jason vieles wieder wett. Jeremy Irons und James Cosmo ohne Fehl und Tadel, auch die Synchronisation passte soweit.
                                  Fazit: Für eine einzige Sichtung möchte ich gerne eine Empfehlung aussprechen – ich denke, der besondere Charme Pratchetts macht den Streifen für eine breite Seherschicht zugänglich. Und selbst wenn ich so etwas nicht jeden Tag sehen möchte, so bringt die „Reise des Zauberers“ zumindest Abwechslung in den mitunter eintönigen TV-Alltag. Die sechs ist jedenfalls hoch verdient.

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                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                    Vorab sei gesagt, dass ich die Directors-Cut-Version gesehen habe und auch diese bewerte. Man erkennt das daran, dass die damals für den deutschen Sprachraum geschnittenen Szenen offenbar nicht synchronisiert wurden und nunmehr mit Untertitel versehen sind. Das hat zur Folge, dass die Protagonisten mitunter Wortpassagen wiederholen (in der synchronisierten Fassung musste man ja gewisse Informationen einflechten, was zu einer „falschen“ Übersetzung führte), was zwar merkbar, aber nicht massiv störend war.
                                    Knackige Wallace-Inszenierung. Obwohl die Edgar-Wallace-Etikettierung einen leichten Schwindel darstellt, trägt die Geschichte durchaus die Handschrift des Autors. So gibt es mehr als eine Handvoll Verdächtiger, die zum Teil erst durch deren eigens Ableben von Verdacht der Täterschaft befreit werden. Unsere Helden müssen sich durch ein Labyrinth von Scheinbarkeiten, falschen Spuren und in Sackgassen endenden Fährten kämpfen, ehe der Täter in einem dramatischen Finale gestellt werden kann.
                                    Argento bedient sich in seinem Stil der Inszenierung einer deutlich härteren und humorloseren Gangart als dies etwa seine Vorgänger Vohrer und Reindl getan hatten, und auch unser Held bekommt die Schöne zum Schluss nicht und muss sich mit einem kurzen Intermezzo begnügen. Die Todesszenen sind zum Teil explizit und blutreich ausgestaltet, was den Produktionen von Braun/Rialto nur wenig zu eigen war. Auch fand es Argento nicht erforderlich, eine launige Figur einzufügen, die klassische „Arend-Rolle“ fehlte hier. Die wenigen Anflüge von schnoddrigen Sprüchen war wohl eher der Synchronisation geschuldet (oder gedankt, wie man es immer auch sehen will), die kamen in der Originalfassung denke ich in dieser Art nicht vor.
                                    Der Streifen bot trotz einer gewissen erzählerischen Ruhe durchaus latente Spannung und hielt mich eigentlich durchgängig bei Laune. Das langsame Herausschälen der wahren Umstände in Verbindung mit den mitunter falschen Annahmen der Protagonisten hatte einen hohen Realitätsbezug, der beispielsweise den Agatha-Christie-Stoffen mitunter abgeht (deren Ermittler liegen mit ihren Annahmen ja IMMER richtig und schlussfolgern auch fehlerlos).
                                    Die Darsteller agierten soweit in Ordnung, vor allem Karl „Knollennase“ Malden brachten den Blinden sehr gut und glaubwürdig. James Franciscus als schöner Held mit soweit passabler Leinwandpräsenz, ohne jedoch zu glänzen. Alle anderen in Ordnung - vor allem das Widersehen mit Horst Frank freute mich, auch wenn er diesmal nicht den Bösen mimte.
                                    Fazit: Ein durchaus empfehlenswerter Film, der in seiner Ausprägung den Ton Wallace wie ich finde ganz gut trifft. Nicht überdramatisch, aber durchgehend spannend und mit einem durchaus gut in Szene gesetzten Härtegrad, der in keiner Szene zu gewollt oder aufgesetzt wirkt. Auf die mitunter dummdreisten Blödeleien eines Eddi Arend wurde dankenswerter Weise verzichtet, dafür die Handlung atmosphärischer und narrativ ausgewogen vorangetrieben. Kein Meisterstück des Genres, aber immerhin ein würdiger Vertreter seiner Zunft.

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                                      Nospheratu99 16.12.2020, 07:45 Geändert 16.12.2022, 09:55

                                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                      Grandiose Familiengeschichte vor dem Hintergrund politischer Umwälzungen in Chile. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Allendes Geschichte um den Aufstieg und Fall eines Plantagenbesitzers sowie die gezeigten familiären Malversationen zwischen konservativen Werten und liberalen Strömungen durchaus repräsentativ für so manche Familie Chiles steht. Dazu kommt eine gute Figurenzeichnung, die die inneren und äußeren Konflikte der Personen durchaus klar zum Ausdruck bringt. Jede Gesellschaftsordnung hat nun mal ihre Regeln und ungeschriebenen Gesetze, das ist hierzulande nicht anders als in vermeintlich rückständigen Gesellschaften. Vor allem das aristokratisch anmutende „Kastenwesen“, also die Trennung der vermögenden Herrschaftsschicht und der prekären Landarbeiter sorgt ja hierzulande immer noch für Kopfschütteln. Man muss sich jedoch natürlich immer vor Augen halten, wie es wohl wäre in ein solches System hineingeboren worden zu sein – ich denke, da würde man viele Mechanismen einfach hinnehmen und nur wenig hinterfragen.
                                      Und so geht es auch unserem Esteban, der die konservativen Werte der damaligen Zeit lebt, diese für gegeben nimmt und sie für sich zu nutzen weiß. Die zunehmend größer werdende Zahl jener, die das System hinterfragen und ablehnen, stößt bei ihm auf Unglauben und Geringschätzung. Er erkennt die Gefahren der Entwicklung zu spät, was fast den Untergang und die Zersplitterung seiner Familie zur Folge hat.
                                      Billie August setzt die Geschichte auch sehr gut in Szene und verwöhnt uns mit angenehmen Bildern, die die Handlung gekonnt untermalen. Sie setzt die ungewöhnlichen Figuren in eine Ära des Umbruchs und der Neuausrichtung, worauf diese auf ihre jeweilige Art reagieren. Die Familie fungiert somit als Abbild der sich verändernden Gesellschaft, die zwar viel zu gewinnen hat, letzten Endes jedoch nur mit dem nackten Leben dasteht.
                                      Dazu gesellt sich ein groß aufspielender Cast, der bis in die Nebenrollen gut besetzt wurde. Auch die Maske hatte ihren Anteil daran, dass die durch sämtliche Altersklassen wandelnden Figuren auch optisch eine glaubwürdige Entwicklung nahmen. Dazu kamen sehr gute Leistungen unserer Mimen, die mit offensichtlicher Freude am Werk waren. Besonders die Damen gefielen, da ihre Charaktere vielschichtiger gezeichnet wurden als jene der Herren. Glenn Close etwa hatte eine tiefe Wirkung in ihrer dankbaren Rolle, aber auch Winona Ryder und Meryl Streep mit einigen sehr eindringlichen Szenen.
                                      Fazit: Nicht nur für politisch Interessierte eine klare Empfehlung meinerseits, zumal man den Stoff sowohl als Familiendrama als auch eine Darstellung gesellschaftlicher und politischer Umwälzungen sehen kann. „Das Geisterhaus“ besticht durch schöne Bilder, einer dichten Atmosphäre und handwerkliches Geschick, das es durchaus für mehrere Sichtungen qualifiziert und diesem zudem einen hohen Unterhaltungswert beschert.

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                                        Nospheratu99 14.12.2020, 08:04 Geändert 14.12.2020, 15:44

                                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                        Durchwachsene Geschichte um einen an seinen eigenen Maßstäben scheiternden Geistlichen. Womöglich kann man einen derartigen Stoff heutzutage nicht einfach „konsumieren“ ohne sich in die Welt eines Menschen aus dem ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts zu versetzen (aus dieser Zeit stammt die Romanvorlage). Ob das überhaupt in der für das Verständnis dieses Films erforderlichen Ausmaß gelingen kann ist fraglich, und so wirkt der Stoff mitunter blass und oberflächlich.
                                        Es war wohl eine extreme Zeit damals und eine Gegend, die diese Extreme pflegte wie keine andere. Was nicht Gottes ist, das ist des Teufels - und die Grenze ist unklar. So gesehen wirkt unser titelgebender Mönch weniger als selbstbestimmtes Wesen, sondern eher als Spielball zwischen Kräften, die das vernünftige Maß längst verloren haben. Vom Klappentext fühlte ich mich an einen Stoff a´la „Der Name der Rose“ erinnert, doch Matthew Lewis´ Werk orientiert sich eher an emotionalen menschlichen Zuständen zwischen Versuchung und Standhaftigkeit, also dem Wettstreit von Trieben und Moral. Unser Mönch verliert sich in einem Strudel von religiöser Kasteiung und körperlichen Erfahrungen, die ihn letzten Endes an seinen eigenen Ansprüchen scheitern lassen. Doch Lewis erteilt seinem Protagonisten letztlich insofern die Absolution, als dass er das Scheitern als perfiden Plan Satans inszeniert, dessen diabolischem Wirken unser Mönch letzten Endes nichts entgegen zu setzen hat.
                                        Moralisches Verhalten und standhafte Ehrhaftigkeit nützen nichts, die Lockung des persönlichen Vorteils treibt den Mönch in den Abgrund. So gesehen kann die Geschichte natürlich auch als Kritik an der Kirche verstanden werden, auch da gilt oftmals „Quod licet Jovis, non licet bovis“, was ja gerade in jenen Zeiten hinter verschlossenen Türen gerne praktiziert wurde.
                                        Inszeniert wurde ohne markige Effekte, das Geschehen wurde auf die emotionalen Befindlichkeiten hin ausgerichtet. Ich denke, dass der Film mit einer hohen Werkstreue gedreht wurde und allein diese Andersartigkeit möchte ich zumindest nicht abstrafen. Unter dem Strich hatten die Bilder eine mitunter zwar durchaus betörende, schaurig-schöne Wirkung, insgesamt gesehen wirkte der Film aber nur wenig eindrücklich und seltsam blass. Ob spritzendes Blut und verzerrte Gesichter hier mehr Wirkung zur Folge gehabt hätte ist die Frage - ich denke, aus dem Stoff ist einfach nicht mehr herauszuholen und Regisseur Dominic Moll hat der Vorlage soweit so gut Rechnung getragen.
                                        Vincent Cassel mühte sich nach Kräften, seinem Mönch Tiefe und Kontur zu verleihen und blieb damit durchaus erfolgreich. Deborah Francois nutzte ihre wenigen Möglichkeiten und punktete mit mehr als nur mit nackter Haut. Aber auch Josephine Jady und Roxane Duran mit ein paar guten Auftritten. Sergi Lopez ebenfalls soweit glaubwürdig.
                                        Fazit: Es ist und bleibt natürlich Geschmackssache – mich persönlich hat der Streifen jetzt nicht restlos überzeugt, allein seine Andersartigkeit und den Verzicht auf ausufernde Effekte mochte ich. Ansonsten erzeugte die Geschichte selbst nur wenig Eindruck - das was da war, kann ich für nicht allzu gläubige Menschen mit Vorbehalt empfehlen, zumindest die Bilder und die Atmosphäre passten soweit.

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                                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                          Mittelprächtige Geschichte um die Verwirklichung von Lebensträumen. Amerikaner scheinen derartige Geschichten ja regelrecht mit der Muttermilch aufgesogen zu haben, anders ist eine solche Hinwendung zu derlei Stoffen nicht zu erklären. Womöglich ist es der Nachhall der Legende von den „unbegrenzten Möglichkeiten“, in denen ein Tellerwäscher zum Millionäre und ein Landwirt zum Astronauten werden kann.
                                          Auch unser Farmer lässt eigentlich alle vernünftigen Aspekte und sämtliche Verantwortungen seiner Familie gegenüber völlig außen vor und wendet viel Zeit und Geld dafür auf, sich selbst ins All zu katapultieren. Ein solcher Traum ist an sich durchaus nachvollziehbar, warum unser Landwirt dafür jedoch sein eigenes Wohl und das seiner Familie aufs Spiel setzt, erschließt sich mir nicht wirklich. Noch weniger nachvollziehbar finde ich, dass er dafür noch als Held gefeiert wird, denn die Geschichte rückt ihn und sein Handeln in den Mittelpunkt. Er wird weder als verantwortungslos gebrandmarkt noch nimmt sein Schicksal den erwarteten Lauf, im Gegenteil reagiert seine Frau mit Verständnis und stellt ihm für seine Unternehmung sogar noch ihr Erbe zur Verfügung, das für die Schuldentilgung wohl besser verwendet worden wäre. Auch nach der erfolgreichen Weltumrundung scheinen sich sowohl seine Schulden, als auch die drohende Pfändung seiner Farm in Luft aufgelöst zu haben, denn anstelle seines erwartbaren Privatkonkurses fahren alle glücklich in den Sonnenuntergang.
                                          Was reiten Autoren nur dazu, sich derartige Geschichten einfallen zu lassen? Und Produzenten, diese auch noch zu verfilmen? Etwas anders als ein schwammig-diffuses „Alles ist möglich“-Wohlfühlbild kann ich mir dabei nicht vorstellen. Auch wenn die Farben warm und der Grundtenor ein wohlklingender ist, unser Landwirt bleibt vom harten Aufprall auf die Realität ebenso verschont wie jenem auf der Erde.
                                          Wer sollte wozu motiviert werden? Warum will man überzogene Erwartungen ans Leben schüren? – Was auch immer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor Michael Polish sich zu seiner Geschichte gedacht hat – etwas Realistisches kann es nicht gewesen sein. Trotzdem schien er damit auf offene Ohren gestoßen zu sein, zumindest sein Cast kann sich sehen lassen. Und auch wenn alle mit Feuereifer bei der Sache gewesen zu sein schienen, so hatte die Sache unter dem Strich leider deutliche Schieflage.
                                          Conclusio: Für kurzfristigen Seelentrost durchaus geeignet, näher nachdenken sollte man über diesen Streifen allerdings nicht. Wiewohl die Produktion handwerklich kaum Schwächen aufweist, so möchte ich für diese realitätsferne Geschichte nicht mehr als eine unterdurchschnittliche Bewertung springen lassen. Ein paar nette Bilder und etwas Motivationsrhetorik sind für einen guten Film einfach zu wenig.

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                                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                            Fröhliche Mantel-und-Degen-Klopperei. Unter Regisseur Richard Lester wurde der an sich ernsthafte Stoff Alexandre Dumas´ einer launigen Auffrischung unterzogen, was der Geschichte um den jungen Raufbold aus der Gascogne auch ganz guttat. Leider mischten sich unter viele treffliche Gags aber eben auch hanebüchene Dummheiten, die die Darbietung über ein gewisses Niveau nicht hinauskommen ließ. Dazu konnten sich unsere Mimen zwar rühmen, sich nicht doubeln gelassen und alle Action-Einlagen selbst gespielt zu haben, doch leider sah man es diesen Sequenzen auch an, dass hier keine professionellen Stuntleute an Werk waren. Viele der Kämpfe und Actioneinlagen gerieten leidlich lahm und mit nur wenig Drive, was zwar auch eine gewisse Lächerlichkeit zur Folge hatte, diese in der gezeigten Form jedoch denke ich nicht intendiert war. Dafür bekam man hinsichtlich der Drehorte und der Kostüme dann doch einige nette Aufnahmen präsentiert, die den Streifen soweit gut aussehen ließen.
                                            Ad „gutes Aussehen“: Lester war es mit der Verpflichtung von Raquel Welch, Geraldine Chaplin und Faye Dunaway gelungen, drei der schönsten und talentiertesten Schauspielerinnen seiner Zeit vor die Kamera zu holen. Nicht nur, dass sie die Produktion mit ihrer Präsenz maßgeblich aufwerteten, brachten sie ihr Figuren auch hinreißend überspielt und waren für so manchen Lacher gut. Aber auch die Herren Reed, Chamberlain, Finlay und York sorgten für ein paar launige Momente, vor allem letzterer hatte bei den Liebesszenen mit Welch eine gute Leinwandpräsenz. Bei den Kämpfen hätte man wie gesagt besser auf erfahrenes Personal zurückgreifen sollen, aber sei´s drum.
                                            Die Dialoge wussten zu gefallen, da hatte Drehbuchautor George McDonald Frazer ein paar nette Einfälle, die gemeinsam mit den soweit so gut agierenden Mimen immer wieder für Heiterkeit sorgten. Das Genre wurde augenzwinkernd mal mehr, mal weniger durch den Kakao gezogen, was gemeinsam mit den in vollem Ernst vorgetragenen Dialogen manchmal wirklich komisch wirkte. Der Slapstick mit Licht und Schatten, manchmal wie gesagt zu dummdreist um wirklich Lacher auszulösen.
                                            Fazit: Mit ein wenig Nostalgie-Bonus kann man dem Streifen schon empfehlen, auch wenn er eher bei einer jüngeren Seherschicht Anklang finden wird. Auch mir gefiel er im Kindesalter deutlich besser als jetzt, obwohl er sich einen gewissen Charme bewahren konnte. So gesehen finde ich die sechs zwar etwas überbewertet, letzten Endes sollte eine positive Kindheitserinnerung aber dann doch auch etwas wert sein.

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                                            • 5

                                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                              Optisch gut gemachte, für meinen Geschmack jedoch zu stark kommerzialisierte Literaturverfilmung. Der Film kann mit einer guten Optik und handwerklichem Geschick durchaus seine Punkte einfahren, entfernt sich jedoch inhaltlich zu stark von der Romanvorlage um tatsächlich als großer Wurf gelten zu können.
                                              Stephen King und die Buchverfilmungen – eine seit jeher zwiespältige Geschichte. Hatten einige seine verfilmten Romane durchaus das Zeug zu Klassikern („The Green Mile“, „Die Verurteilten“, „Stand By Me“) so gab es vor allem bei den Horrorstoffen oftmals deutliche Luft nach oben. „Der Dunkle Turm“ bewegt sich irgendwo in der Mitte, einer hochwertigen und visuell gelungenen Umsetzung steht ein inhaltlicher Kahlschlag gegenüber, der der Geschichte viele eben jener Elemente nimmt, die sie einzigartig machen. Vielleicht hätte man es wie die Verfilmung von „ES“ (und damit meine ich die neuere Version) in zwei Filme teilen sollen, damit man auch die Hintergründe erklären und die Vorgeschichten erzählen kann. So wirkt die Handlung seltsam verstümmelt und hebt sich somit in keiner Weise von anderen Filmen dieser Art ab. Warum Regisseur Nicolay Arcel die Geschichte derart beschneidet weiß wohl nur er selbst, denn dass die King-Fans mit dem Streifen nicht so recht glücklich sein werden, war sicherlich auch ein Stück weit vorherzusehen.
                                              Es ist ja schon einige Zeit her, dass ich die Bücher las, und was ich mich so erinnern kann, haben sie mir nicht so recht gefallen. Zu langatmig und zäh empfand ich den Stoff damals, obwohl er einige durchaus ansprechende Handlungsteile aufwies. Vieles wirkte zusammenhanglos und vage, so gesehen kann man Arcel die Straffung des Stoffes durchaus zu Gute halten. Leider scheint er jedoch die falschen Teile gestrichen zu haben, denn sein Film wirkt nicht viel anders als so manche Teenie-Oper a´la „Maze Runners“.
                                              Daran änderte auch ein groß aufspielendes Antagonisten-Duo Matthew McConaughey und Idris Elba nur wenig – obwohl die beiden ihren Figuren Kontur und Schärfe vermitteln konnten, wogen die fehlenden Hintergründe leider schwer. Tom Taylor schwer einzuschätzen, Kinderrrollen sind ja immer so eine Sache. Der Rest ohne Fehl und Tadel, auch die Synchronisation hochwertig und gut.
                                              Fazit: Nichts Halbes und nichts Ganzes. Vielleicht hätte mich die Geschichte ja mehr angesprochen, hätte ich die Romanvorlage nicht gekannt – in dieser Form wirkte „Der Dunkle Turm“ aus dem Zusammenhang gerissen und verkam damit zu einer 08/15-Fantasy-Geschichte, in der man immer wieder Versatzstücke aus anderen Produktionen zu erkennen glaubt. Salopp gesagt, entweder man verfilmt die Trilogie ordentlich, oder man lässt es. In dieser Form reiht sich „Der Dunkle Turm“ leider in eine lange Phalanx aus mittelprächtigen King-Verfilmungen ein, die mich in der Vergangenheit so oft enttäuschten. Für die Optik und die Darsteller vergebe ich eine fünf, mehr ist da leider nicht drinnen.

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                                              • 4 .5

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                                                Und weiter geht die wilde Jagd. Im vierten Teil der Action-Parodie geht es ebenso hanebüchen und abgedreht zu wie in den drei davor gedrehten Teilen. Leider vermisst man in diesem Teil den skurrilen Esprit der Vorgänger ziemlich, darüber können auch härtere Actioneinlagen und besser choreografierter Martial-Arts-Slapstick nicht hinwegtäuschen. Es sind vor allem die Lockerheit und die unverkennbare Lust am Unfug, die die davor gedrehten Teile trotz des hirnverbrannten Humors sehbar gemacht hatten und die diesem Nachfolger leider schmerzlich abging. Umso schwerer wogen hier die dümmliche Kasperliade, die irrationale Handlung und die zu bemüht wirkenden Hampeleien, die den Streifen leider nicht so recht wirken ließen. Das Lachen blieb einem oftmals im Hals stecken und so machte der Film leider nicht so viel Freude wie seine Vorgänger. Technische Mängel wie verschmutztes Filmmaterial (erst dachte ich schon, mein Fernseher wäre dreckig) oder nur teilweise synchronisierte Szenen störten da weniger als der fehlende Verve. So gesehen ist es nicht mehr als eine bisweilen gut gemachte, aber über weite Strecken lahmende Actionkomödie mit Luft nach oben.
                                                Die Martial Arts und die Stunts reißen es zwar ein wenig wieder heraus, doch mehr als eine leicht unterdurchschnittliche Bewertung ist da leider nicht drinnen. Zu selten setzt Produzent Karl Maka auf all jenes, was ich an den Vorgängern mochte. Womöglich versuchte er sich „erwachsener“ zu geben, was dieser Produktion von Haus aus nicht gut zu Gesicht steht.

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                                                • 7 .5

                                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                  Ö-Kult mit Anlaufschwierigkeiten. Bei der Ausstrahlung der ersten Folgen war das Publikum größtenteils not amused, krachte die Serie doch in das bisher gewohnte heimische Heile-Welt-Programm wie ein Fels in eine Bahnhofshalle. Wütende Anrufe beim ORF waren die Folge, wobei die Anrufer teils ähnliche Schimpftiraden losließen wie unser Hauptprotagonist, der gute Mundl. Ein Anrufer konterkarierte seine Wortmeldung sogleich mit seiner eigenen Tirade („So a Schaß, gehn´s bitte, so redt´ doch kana!!!“).
                                                  Doch das ist jetzt mittlerweile alles Makulatur und er gute Mundl avancierte mittlerweile zur Kultfigur. Dabei war es beileibe nicht die Lieblingsrolle des Darsteller Karl Merkatz, der für seinen Auftritt den Wiener Proleten-Dialekt erst mühsam erlernen musste. Bisher war er nur in hochdeutschen Rollen, beispielsweise am Burgtheater, aufgetreten. Merkatz war die Figur nach eigenen Angaben zu laut, zu aggressiv und zu aufgedreht, als dass er sich persönlich damit näher identifizieren hätte können. Auch mein Vater stand der Figur zwiespältig gegenüber. Einerseits konnte er so machen Wiener Zeitgenossen schon darin entdecken, er sah es jedoch unpassend, diese Figur anderen Österreichern als „echten Wiener“ zu präsentieren. Er meinte, dass die Wiener in anderen Bundesländern mitunter deswegen so schlecht angesehen wurden, eben weil sie derartiges Verhalten zeigten und wenn das auch schon im Fernsehen als repräsentativ für alle Einwohner der Bundeshauptstadt präsentiert würde, dann würde es an dieser Ansicht auch nicht viel ändern, eher im Gegenteil. Durchaus nachvollziehbar.
                                                  Dabei ist unser Mundl ja gar nicht so schlimm wie er auf den ersten Blick erscheint, hat er doch einen weichen Kern und grundsätzlich ein gutes Herz. Er ist loyal zu seinen Freunden und Kollegen, steht für die Familie ein und ist auch grundsätzlich hilfsbereit. Er hat halt so seine menschlichen Schwächen und ist bildungsfern, wobei er seine sachlichen Wissenslücken oft mit Lautstärke kompensiert. Er ehrt die Altvorderen und hat seine Prinzipien, von denen er auch nicht abrückt. Dabei beweist Autor und „Erfinder“ Ernst Hinterberger ein gutes Gespür die regionale Volksseele und baut viele Stereotypen und örtliche Verhaltensweisen in die Figur ein. Er ist ein guter Beobachter und hält uns mit Edmund Sackbauer den Spiegel vor, ob es uns gefällt oder nicht.
                                                  Dabei hatten die Folgen rückblickend betrachtet durchaus auch ihren Witz und Charme, wobei leider oftmals lediglich die Schimpftiraden und verbalen Übergriffigkeiten im Gedächtnis bleiben. Das Nette, Menschliche und Hilfsbereite geht in der Erinnerung vielfach unter, was der Figur leider einiger Facetten beraubt. Highlight der Serie ist und bleibt natürlich die Sylvester-Folge, die auch oft und gerne zu dieser Zeit wiederholt wird (und gottseidank nicht so totgespielt wie „Dinner for One“).
                                                  Fazit: Ein Stück österreichischer Fernsehgeschichte. Anders als der ins Skurrile reichende „Kottan ermittelt“ schildert die Serie eher das wahre Leben und die kleinen Facetten des Miteinanders. Obwohl ich die Serie nicht jeden Tag sehen möchte, mag ich sie gerne und möchte sie in der heimischen Medienlandschaft keinesfalls missen.

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                                                  • 6

                                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                    Ambitionierter Serienableger des Star-Trek-Universums. Trotz einer bemüht dramatischen Darstellung der Ereignisse und einer motiviert wirkenden Mannschaft kommt „Star Trek Enterprise“ leider nicht ganz an die „Next Generation“ heran. Das liegt zum einen an der zu gewollt wirkenden eindringlicheren Darstellung, zum anderen an den weniger zugänglichen Figuren. Auch die Thematik und die Ausformung der Außerirdischen sprachen mich weniger an. Doch der Reihe nach:
                                                    Schon allein von den Farben her wirkt die Serie bodenständiger, letzten Endes aber auch schwergängiger als die „Next Generation“. Die Herausforderungen müssen mit mehr persönlichem Einsatz gemeistert werden. Wohl liefert die Technik die bekannte Unterstützung, dennoch fließen mehr Blut, Schweiß und Tränen als in der eher philosophisch angehauchten und deutlich weniger physisch wirkenden „Next Generation“.
                                                    Dazu hatten die Abenteuer der „Enterprise“ weitreichendere Tragweiten, insbesondere das Wohl der guten alten Erde stand mehrmals zur Disposition. Es geht nicht mehr um politische Verwicklungen auf anderen Planeten und die Zwistigkeiten anderer Völker, nein, unsere Welt steht im Mittelpunkt. Da wurden Zeitachsen verschoben, der Planet in alternative Geschichtsabläufe geworfen und auf der und um die Erde gekämpft. Es werden also direktere und unmittelbarere Bedrohungsszenarien entworfen, was der Serie eine Schwere und einen Druck beschert, die mich persönlich eigentlich nicht so sehr abholten.
                                                    Und auch die Crew hatte die mitunter etwas spielerische Komponente der „Next Generation“ komplett verloren, sie wirkt ernsthafter, fokussierter und auch einen Teil weniger sympathisch als Picard & Co. Ich denke, dass man sie im Laufe der Zeit auch schätzen lernen kann, da auch sie mit Herzblut an ihre Aufgaben herangehen, doch die Homogenität und charakterliche Ausgewogenheit erreichen sie leider nicht. Man findet natürlich den einen oder anderen Charakter in abgewandelter Form, doch sind die Figuren zum Teil strenger und wie gesagt weniger verspielt.
                                                    Dazu kommt auch die Tatsache, dass die Folgen aufeinander aufbauen und nicht in sich abgeschlossen mit maximal einer losen Verbindung zueinander sind. Ob man das mag oder nicht ist natürlich Geschmackssache – ich kann sowohl dem einen als auch dem anderen etwas abgewinnen. Wenn man in der Mediathek eine Folge nach der anderen sichtet, dann ist es natürlich egal, aber im TV darf man halt nicht mehrere Folgen verpassen, da sonst der Faden verloren geht.
                                                    (Bild-)Technisch stehen sich die Serien um eigentlich nichts nach, sowohl da wie dort kam die CGI wohldosiert und lediglich ergänzend zum Einsatz. Die Grafik der „Enterprise“ wirkt jedoch etwas ausgereifter und plastischer, aber das liegt im Kleinbereich. Und auch handwerklich standen sie einander kaum um etwas nach, inszenatorisch und darstellerisch gab es da und dort nichts zu meckern. Eine Empfehlung kann ich diesbezüglich schon aussprechen, es ist halt mein persönlicher Geschmack, der mich die Serie niedriger bewerten lässt.

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