Nospheratu99 - Kommentare

Alle Kommentare von Nospheratu99

  • 7 .5

    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
    Atmosphärisch dichter Agentenfilm. Für mich als alten Mystery-Fan hatten vor allem die Stimmung mit den Voodoo-Versatzstücken und die leicht übersinnliche Komponente natürlich ihren besonderen Reiz. Zudem spielte das Abenteuer wieder größtenteils in der Südsee, diesmal auf einer fiktiven Insel. Außerdem bot „Leben und sterben lassen“ mit Roger Moore ein neues Gesicht auf, das auch charakterlich frischen Wind brachte. Moore, soeben mit „Die Zwei“ veritabel abgestürzt, brachte einen guten Teil Brett Sinclair mit in die Rolle ein, verhielt sich Gentleman-like und hatte dann und wann auch einen selbstironischen Unterton. Dies stand unserem Geheimagenten durchaus gut zu Gesicht, wirkte er damit doch „more british“ als Connery. Trotz einer kantigeren Physis führte Moore bei den Auseinandersetzungen eher die feine Klinge, konnte aber auch in diesen Szenen überzeugen.
    Auch mit dem übertrieben wirkenden Bombast der letzten Filme war es vorbei. Bösewicht Kanangas Plan glänzte mit einer wohltuenden Einfachheit und charmanter Naivität, keine Rede war mehr von Städte auslöschenden Atombomben, Superlasern oder geklauten Raumschiffen. Außerdem musste sich Moore als Gadget mit einer magnetischen Uhr zufriedengeben, ja, es reichte nicht einmal für einen Auftritt von Q. Dafür hatte „Leben und sterben lassen“ aber durchaus mehr Charme als so mancher Vorgänger, lediglich mit dem Humor wollte es mitunter nicht so recht klappen. Der mittels Luftdruckpatrone platzende Bösewicht hinterließ nur wenig Eindruck, ebenso wie der finale Kampf im Zugabteil (das hatten wir bei den „Liebegrüßen aus Moskau“ schon mal besser gesehen) und der reichlich übertriebene Südstaaten-Polizist Pepper. Dafür sorgte das schaurige Lachen Baron Samedis (Geoffrey Holder) für wohligen Grusel.
    Interessant fand ich auch das Wiederauftauchen einer bereits verstorbenen Figur (Quarrel war ja auf der Jagd nach Dr. No durch den Drachen-Flammenwerfer ums Leben gekommen), was im Zusammenhang mit den Voodoo-Einschüben dann doch überraschte. Felix Leitner in den Investigationen bemüht und hilfsbereit wie immer. Ich mochte auch Jane Seymour als kartenlegende Hellsichtige, sie ergänzte die Atmosphäre wirklich sehr gut.
    Fazit: Ein sehr empfehlenswerter Bond, den ich auch nicht eingefleischten Fans des Geheimagenten durchaus ans Herz legen kann. Guy Hamilton machte hier alles richtig und schuf einen leidlich einfachen, jedoch atmosphärisch gut ausbalancierten Film, der auch bei mehrfacher Sichtung zu gefallen weiß.

    8
    • 4

      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
      Schaler Abschluss der schrägen Actionkomödien-Reihe. Leider lässt die Finalrunde viel von dem vermissen, was die Vorgänger ausgezeichnet haben. Wir sehen einen zwar halbwegs routiniert abgedrehten Gaunerspaß und gut choreografierte Kämpfe, wobei der schräge, lockere und zum Teil durchgeknallte Humor leider weitgehend fehlt. Ja, es gab Martial-Arts-Slapstick und der kann auch weitgehend unterhalten, allein die Frische und Unbekümmertheit der Teile 1 und 2 sind leider ziemlich dahin. Vor allem die grotesken technischen Gadgets und die lockerleichten Blödeleien gingen schmerzhaft ab, womit der Finalteil in weiten Teilen eher mau und abgestanden wirkte, was das Seherlebnis dann leider ziemlich trübte.
      Zudem wurden unsere beiden Helden von anderen Sprechern synchronisiert, die an ihre Vorgänger ebenfalls nicht heranreichten. Überhaupt war die Synchro war ein Ärgernis auf B-Film-Niveau, das kostete dem Streifen leider zusätzliche Sympathiepunkte. Aber auch unsere beiden Helden agierten irgendwie schaumgebremst und schienen sich mit diesem hirnverbrannten Mumpitz (und das meine ich im positivsten Sinne des Wortes) nicht mehr so richtig identifizieren zu können. Womöglich merkten das Macher-Duo Maka/Hui, dass die Zeit für derlei Kokolores vorbei war. Da konnten auch die Auftritte von „A Chinese Ghost Story“-Star Leslie Chang und Ellen Chan nichts mehr retten, obwohl diese die beiden Hauptprotagonisten gut unterstützten.
      Fazit: Ein nur bedingt unterhaltsamer Schlusspunkt, der den Charme und den Witz der Vorgänger leider in keiner Weise ausstrahlen kann. Eigentlich nicht wirklich empfehlenswert – wenn man launige und schräge Martial-Arts Unterhaltung mag, sollte man eher zu den Teilen 1 und 2 greifen.

      7
      • 5 .5

        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
        Passable Poirot-Adaption. Obwohl ich hinsichtlich der „modernen“ Optik zu Anfang mit einigen Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte, wollte mir der Streifen dann doch recht gut gefallen. Anders als in anderen Stoffen spielt uns Christie im Laufe der Handlung ein paar Informationen zu, die auch bei mir die kleinen grauen Zellen zu fröhlichem Ratespaß animierten. Klarerweise tappte ich jede aufgestellte Falle und ging ein paar male in die Irre, hatte aber am Schluss den richtigen Riecher. Leider sah man der Produktion schon an, dass es sich um einen für das Fernsehen gemachten Film handelt, die nicht allzu gute Bild- und Tonqualität war besonders bei Blue Ray schmerzlich merkbar. Ansonsten hatte man sich den Steifen aber durchaus etwas kosten lassen, vor allem die gut ausgewählten Drehorte und die ansehnlich gestalteten Kulissen und Kostüme boten eine gewisse optische Qualität. Warum man die Poirot umgebenden Ermittler jedoch derart simpel gestrickt, ja teilweise mit einer bedauernswerten Hilflosigkeit ausgestalte hatte, erschloss sich mir nicht so recht. Hastings etwa an der Grenze zur Dummheit und auch Inspektor Japp alles andere als smart. Wenn hier der Versuch unternommen worden war, Humor in die Sache zu bringen, ging das leider durch die Bank schief.
        Peter Ustinov verkörperte den Detektiven wieder mit Hingabe, hatte angesichts der eher knapp bemessenen Laufzeit jedoch nicht die Möglichkeiten wie in anderen Poirot-Streifen. So wirkten manche Investigationen und Schlussfolgerungen hektisch und damit nur wenig plausibel, was aber Jammerei auf hohem Niveau darstellt. Faye Dunaway mitunter etwas zu outriert, vor allem die Schlussszene unglaubwürdig bis dorthinaus. Lee Horsley in Ordnung, Jonathan Cacil fiel seiner Rolle zum Opfer.
        Fazit: Kommt nicht an die Kino-Verfilmungen heran, kann für sich allein genommen jedoch durchaus seine Punkte einfahren. Zumindest passten Atmosphäre und Stimmung und auch die Optik kann sich sehen lassen. So gesehen können Krimi-Fans durchaus einen Blick riskieren ohne zu veröden, unter dem Strich hatte der Streifen Hand und Fuß.

        8
        • 5

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          Und hier hätten wir auch schon die nächste Untat Blofelds. Mit dem mittlerweile vierten Darsteller des Superschurken könnte man diesem durchaus einen größeren Facettenreichtum als unserem Geheimagenten zugestehen und natürlich auch eine höhere Kreativität. Diesmal versucht er Bond mittels einer Kohorte von Doubles zu täuschen und nebenher wieder die Atommächte zu erpressen. Dies soll mit Hilfe eines Superlasers gelingen, mittels diesem er jedes Objekt weltweit zur Explosion bringen kann. Gut, dass wenigstens die Katze unbestechlich ist, sonst wäre Bond diesmal auf dem Holzweg gewesen.
          Ansonsten sehen wir einen biederen und zwischenzeitlich sogar eher banal wirkenden Bond, der natürlich seine üblichen Schießereien und Prügeleien abliefert- sogar auf einem Wolkenkratzer darf er herumturnen – und sich auch in sonstigen Belangen nicht von seinen Vorgängern abhebt. Guy Hamiltons Regie wirkt ohne Zweifel routiniert und auf handwerklich hohem Niveau, kann jedoch die Schwächen der Geschichte nicht übertünchen. Die wenigen Spezialeffekte wollten nicht immer zünden, bis auf die Szene im Krematorium boten diesen nur wenig Aufreger. Ein paar eher durchwachsene Einfälle, etwa das zynische Homo-Killer-Pärchen, wechseln sich mit besseren ab – etwa der Anspielung auf die freiwillige Kasernierung Howad Hughes´ -, erreichen jedoch in keiner Phase die Verspieltheit und den Charme der Vorgänger.
          Connery war nicht anzusehen, dass er die Rolle nur mit einigem Widerwillen angenommen hatte, er spielte sich ohne Fehl und Tadel durch den Streifen. Besser gefiel mir jedoch Charles Gray, der hatte ein paar wirklich gute Auftritte. Womöglich sind die „bösen“ Rollen letzten Endes ja doch die lohnenderen, jedenfalls kam er besser daher als er noch auf „guten“ Seite stand. Putter Smith und Bruce Glover fielen ihrer Rolle ein wenig zum Opfer, die beiden agierten an der Grenze zum Fremdscham. Den Kurzauftritt von Sid Haig muss ich übersehen haben, jedenfalls konnte ich ihn den ganzen Film über nicht ausmachen.
          Fazit: Ein mittelprächtiger Bond, der mit seinen Vorgängern gerade mal so mithalten kann. Obwohl die Geschichte so manche Schlagseite meistern musste, konnte Hamiltons ambitionierte Regiearbeit so manche Schwäche wieder ausgleichen. Die beiden warmen Brüder ziehen die Sache für mich leider etwas hinunter – obwohl ihr Zynismus durchaus Potential gehabt hätte, mag ich dieses tuntige Getue überhaupt nicht. Aber gut, das ist wohl Geschmackssache. Eine durchschnittliche fünf trifft es meiner Ansicht nach am Besten und eine Empfehlung gebe ich nur mit eigen Vorbehalten ab.

          7
          • 3 .5

            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
            Uninspirierte Comic-Verfilmung. Obschon „Wonder Woman“ handwerklich durchaus hochwertig produziert wurde, so wertet sich der Film leider durch das Ausbleiben von Charme und Gewitztheit selber ab. Das resultiert in Verbindung mit den genretypischen Schwächen des Superheldenfilmes in einer unter dem Strich recht schwachen und durchscheinenden Melange, die zwar in Ansätzen unterhält, ihre eigenen Ansprüche aber leider größtenteils nicht erfüllt. Und dabei meine ich noch nicht einmal den marktschreierisch vor sich hergeschobenen Feminismus, die Vorhersehbarkeit und sie mangelnde Plausibilität (nicht mal im Rahmen des eigenen Universums), ich meine eher die beinahe schon Fremdscham auslösende Bemühtheit, mit der hier eine Ikone aufgebaut werden soll. Möglicherweise sind der Streifen und die Figur im Kontext des größeren Zusammenhangs („Jusitice League“) nötig, um diesem entsprechende Kontur zu verleihen, für sich alleine genommen hinterlässt die liebe „Wonder Woman“ jedoch herzlich wenig Eindruck.
            Zumindest zogen sich die Darsteller*innen ohne gröbere Peinlichkeiten aus der Affäre. Gal Gadot hübsch und herzig, jedoch immer brav an der Oberfläche ihrer Figur schwimmend, ebenso wie Chris Pine. Die beiden schienen vorgeblich daran interessiert, ihre physischen Vorzüge in ein gutes Licht rücken zu wollen und vergaßen dabei völlig auf ihre Figuren, die sie weitegehend unbeachtet ließen. Wobei man ihnen zugutehalten muss, dass es sich hier womöglich um Regieanweisungen gehandelt haben könnte, denn ihre Kolleg*innen agierten in ähnlicher Form. Die beste Wirkung hatte dabei noch Elena Anaya mit ihrer an das „Phantom der Oper“ erinnernden Maske.
            Die Optik war natürlich durchaus ansehnlich, auf diese wurde offenbar die größte Aufmerksamkeit gelegt. Dennoch hatte ich zu jeder Zeit das Gefühl, alles schon mal besser und liebevoller ausgeführt gesehen zu haben. So gesehen wirkte der ganze Streifen wie ein eilig hingeschludertes (und da jammere ich auf hohem visuellen Niveau) Machwerk, das einzig dem Zweck diente, die titelgebende Figur für andere Produktionen einzuführen. Im Sinne einer globalen cineastischen Planung erscheint das natürlich aus der Sicht der Produzenten sinnvoll, für sich allein genommen hatte der Streifen jedoch nur wenig zu bieten.
            Fazit: Für diesen Film möchte ich eigentlich keine Empfehlung aussprechen, da er seine Motive zu stark vor sich herträgt und die eigenen Stärken dadurch leider derartig verwässert, dass er als eigenständiges Werk in leider kaum einem Belang wirklich punkten kann. Mit den dreieinhalb Punkten rangiert er bei mir knapp über Trash-Niveau, und dort sehe ich ihn auch.

            9
            • 4

              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
              Maue Fantasy. Entgegen des Klappentextes bekommt man in „Paladin“ eher eine Liebes- denn eine Fantasy-Geschichte präsentiert, nimmt doch die Beziehung zwischen Kate und Will deutlich mehr Raum ein als der Kampf gegen den Drachen. Dadurch wirkt der Streifen trotz einiger doch recht schöner Landschaftsaufnahmen und eines netten Beziehungsdramas in letzter Instanz leider relativ schwach, da der Fantasy-Aspekt dann eher zur Nebensache verkommt. Dazu hielt die charakterliche Entwicklung Wills mit der Ausbildung zum Ritter/Drachenkämpfer nicht Schritt - er erscheint schon zu Beginn als starke und gefestigte Persönlichkeit und verändert sich im Laufe des Films kaum.
              Zudem entfalteten die spärlichen Auftritte des Drachens nur wenig Gefahrenpotential, die fliegende Echse erschien ein Stück weit handzahm zu sein und ihr bisheriges Überleben lediglich der Ungeschicklichkeit ihrer Jäger zu verdanken. Obwohl ich Animation und Design schon besser (aber auch schlechter) gesehen habe, kann ich die Performance zwar durchaus abnicken, etwas mehr Dramatik hätte dem Kampf aber nicht geschadet. Über Kostüme und Setting kann ich nichts Schlechtes sagen, außer dass offenbar an den Komparsen gespart wurde – die Drehorte wirkten irgendwie menschenleer und verlassen, was atmosphärisch dann schon ein paar Punkte kostete.
              Die Darsteller hatten zwar ein paar gute Auftritte, wagten sich jedoch nicht so recht an ihre Protagonisten heran. Das verlieh den Figuren eine latente Schablonenhaftigkeit, die die Produktion leider in gefährliche Nähe zur Zweitklassigkeit rückte. Richard McWilliams schaffte es kaum, seiner Figur Tiefe zu verleihen, lediglich in den Schlussszenen legte er seine maskenhafte Mimik dann ab. Nicola Posener mit etwas mehr Ausdruck, ebenso wie Phillip Brodie. Am besten gefiel mir Maggie Daniels, die hatte aber auch die dankbarste, weil hintergründigste Rolle. Ian Cullen und und Michael O´Flaherty ohne tieferen Eindruck.
              Fazit: Eine Produktion, die ihr begrenztes Drehbudget vielfach offenbart und damit in den entscheidenden Sequenzen leider keine Eindrücklichkeit entfalten kann. Trotz einiger ansehnlicher landschaftlicher Bilder verkommt der Streifen leider zur Duzendware ohne Alleinstellungsmerkmal. Obwohl die Figuren durchaus sympathisch daherkommen und ihre Motivation deutlich vor sich hertragen, erlangen sie leider nie die erforderliche Tiefe. Mit einer wohlmeinenden vier möchte ich den Film vor den Trash-Regionen bewahren, eine Empfehlung möchte ich jedoch nur eingeschränkt aussprechen.

              9
              • 7

                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                Intensive Naturrettung. In diesem angenehm ungewöhnlichen Streifen stellt uns Regisseur Takashi Miike vor die Entscheidung, einem unberührten Naturdorf in den chinesischen Bergen mittels Abbau einer Jade-Ader materiellen Wohlstand zu bescheren. Im Austausch dazu würde wohl die regionale Natur zerstört und die unschuldig-natürliche Lebensweise wäre dahin. Zu Anfang sieht es eher danach aus, als ob die spekulativ-zerstörerische Gewinnmaximierung westlicher Prägung gewinnen würde, denn unser Protagonist („Ich bin nur Angestellter, ich kann gar nichts entscheiden“) stiehlt sich ebenso wie der Bürgermeister („Ich bin zu alt, es betrifft eher die Jungen, also sollen die entscheiden“) aus der Verantwortung. Überraschender Weise ist es der unsympathische Antagonist, der mittels eines Samurai-artigen Solo-Kreuzzuges die Dorfbewohner vor der Vernichtung ihres Lebensraumes bewahrt. Gerade die Figur mit der am meisten materialistischen Einstellung vollzieht einen Gesinnungswandel und leitet damit die Bewahrung des mystischen Habitats ein. Das erscheint zwar anfänglich etwas unglaubwürdig – gerade in China wird ja alles von der Zentralregierung entschieden -, doch nachträglich betrachtet können die ja auch nur über Dinge entscheiden, von denen sie wissen. Und das Dorf liegt in seiner Abgeschiedenheit ja weit außerhalb des Einflussbereiches der Zentralregierung.
                Es sind vor allem die mystisch-kolossalen Landschaftsaufnahmen, die diesen Steifen zu etwas Besonderem werden lassen. Weitgehend ohne größere Tricks gefilmt, entfaltet der Film seine eigene und besondere Atmosphäre, indem er die „magischen“ Gegebenheiten lediglich andeutet und eigentlich niemals zeigt. Die frischen Bilder erzeugen eine herrliche Intensität, die ohne visuelles Spektakel auskommt und daher zu etwas Erhabenem und Wohltuenden werden, indem Miike die Schönheit der regionalen Natur für sich selbst sprechen lässt. Einige wacklige Szenen sind wohl dem Lokalkolorit geschuldet - ich denke, dass sich der zentralchinesische Modus Vivendi doch sehr von mitteleuropäischen unterscheidet, wodurch uns Gegebenheiten, die dort wohl normal sind, fremd und bizarr erscheinen.
                Die Darsteller sind schwer einzuschätzen, da die Synchronisation leider so ihre Schwierigkeiten mit den eigenartigen Charakteren hatte. Viele der gesprochenen Sätze wirkten aufgesetzt und gestelzt, was aber an der asiatischen Art der Kommunikation (Sprachmelodie und Mimik) geschuldet ist. Vor allem Renji Isibasis Ujiie wirkte oft überspielt und vordergründig, dafür Mashiro Motoki solide und glaubwürdig (der hatte auch ein eher westliches Gehabe). Alle anderen zu kurz im Bild für eine eingehende Betrachtung.
                Conclusio: Ein herrlicher und warmherziger Film. Obwohl er seine Zeit braucht um anzukommen, öffnet er einem seine spezielle Atmosphäre letzten Endes wie eine Blüte; langsam, aber dafür umso schöner. Die behandelten Themen bringt er jedenfalls gut herüber, wie auch die Entwicklung seiner Charaktere. Dafür gibt es von mir sieben Punkte und eine wohlmeinende Empfehlung.

                7
                • 7 .5

                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                  Interessante Frischzellenkur für den Geheimagenten. Im mittlerweile sechsten Bond-Abenteuer bekam man also ein neues Gesicht präsentiert, und auch charakterlich gab es ein paar Änderungen. Lazenby legte seinen Bond weniger überheblich und arrogant, dafür mit einer bodenständigeren Menschlichkeit an, womit die Figur plastischer, greifbarer und auch ein gutes Stück nahbarer wurde. Aus einem überhöht dargestellten Protagonisten wurde ein Mensch aus Fleisch und Blut, der ein gutes Stück plausibler und „echter“ wirkte als sein Vorgänger. Versteht mich nicht falsch, nichts gegen Connery, aber Lazenby hatte eben seine eigene Art.
                  „Dem anderen wäre das nicht passiert“ – Und er durfte auch über sich selbst schmunzeln und sich damit auch nicht ganz so bierernst nehmen wie Connery. Das gefiel mir persönlich besser als den Zusehern damals beim Erscheinen des Films, denn Lazenby wurde vom Publikum mit gemischten Gefühlen aufgenommen und auch heute gibt es noch Leute, die ihn als Bond ablehnen. Gemeinsam mit einer erdigeren Geschichte ohne den übertriebenen Bombast der letzten beiden Abenteuer mochte mir „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ jedoch sehr gut gefallen. Die mitunter augenzwinkernde Inszenierung harmonierte gut mit Lazenbys spitzbübischer Darstellung und kam mit dem einfacheren Setting letzten Endes glaubwürdiger daher als die beiden Vorgänger. Ewig weitertreiben hätte man die ständigen Steigerungen ja ohnehin nicht können, da kam die Vereinfachung dann doch recht gut daher.
                  Natürlich hatte Blofeld wieder seine Privatarmee und logierte mondän an der Bergspitze, doch die Abkehr von der Technikschlacht hatte durchaus ihren Charme. Zudem musste Bond wieder ordentlich investigieren und bekam die Informationen nicht mehr auf dem Silbertablett serviert. Und er durfte/konnte/musste sogar heiraten und über einen Berufswechsel nachdenken – dass das die Fans nicht freuen würde, war klar.
                  Dennoch hatte dieses Abenteuer gerade wegen dem Bruch mit einigen Bond-Klischees seinen besonderen Reiz. Trotzdem er mit dem Aufenthalt als Hahn im Korb mit zwanzig liebesbedürftigen Schönheiten einen feuchten Männertraum ausleben durfte und sich auch durch so manche brenzlige Situation prügelte und schoss, war es doch anders als bisher. Bond machte Fehler und nicht alle seine Pläne gingen auf. Blofeld entkam am Schluss und ließ ihn als Witwer zurück. Was den einen als eines Bonds unwürdig erschien, mochte ich als logische Ergänzung einer überhöhten Darstellung. Eigenartiger Weise war es eine ähnliche Charakterisierung, mit der Jahre später ein gewisser Herr Craig beim Publikum wesentlich besser ankommen würde, doch für Lazenby war die Zeit wohl noch nicht reif dafür. Ende der sechziger Jahre wollte man den ikonischen, unantastbaren Bond und lehnte den menschlichen leider ab.
                  Conclusio: Obwohl mir so mancher wohl nicht zustimmen wird, mochte ich den „neu gezimmerten“ Bond. Trotz einiger Ungereimtheiten in der Handlung war mir der „Neue“ lieber und auch die Geschichte fand besseren Gefallen als die beiden zuvor. Ich möchte daher eine Empfehlung für diesen Teil aussprechen, der für mich über mehr Charme und Glaubwürdigkeit verfügt als so mancher seiner Vorgänger.
                  PS. Herrn Lazenbys Bond wurde sogar mit zwei Songs geschmückt. Zum einen gab es den „offiziellen“, diesmal instrumentalen Song, zusätzlich hatte Louis Armstrongs „We have All The Time in The World“ mehrmalige Auftritte. Und auch Berry´s orchestrale Fassungen der Lieder gefielen und harmonierten mit der Handlung.

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                  • Nospheratu99 19.02.2021, 12:22 Geändert 19.02.2021, 12:36

                    Danke, dass ihr mich auf dieses kulturelle Kleinod aufmerksam gemacht habt. Mein Leben hat wieder einen Sinn ;-)

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                    • 4
                      Nospheratu99 19.02.2021, 08:19 Geändert 19.02.2021, 08:20

                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                      Mittelprächtige Agatha-Christie-Verfilmung. Das Schlimmste an dieser TV-Produktion ist die miserable Bild- und Tonqualität, das verleidet leider viel. Man sah den Bildern deutlich an, dass die Digitaltechnik Anfang der achtziger Jahre noch in den Kinderschuhen steckte. Hellere Lichtpunkte zogen lange Nachbild-Schlieren hinterher, aber auch die Farben verschwammen bei raschen Kamerabewegungen. Das machte mir zu Anfang nur wenig aus, mit Fortdauer störten mich die räudigen Bilder aber zunehmend.
                      Trotz einer durchaus ambitionierten Leistung des darstellenden Personals und einer brauchbaren Synchronisation hatte das Stück leider nur wenig Wirkung, da Regisseur Basil Coleman keinerlei Anstalten machte, das ursprüngliche Konzept als Theaterstück maßgeblich zu verändern. Die ganze Handlung spielte sich drei Räumen ab und so wurde aus einer nicht uninteressanten Geschichte ein durchwachsenes Sammelsurium an Täuschungen und Irreführungen – eben wie man es von Christie gewohnt ist. Am Ende war natürlich der Unverdächtigste der Täter, ein Kniff, dessen sich Christie in fast allen ihrer Stoffe bediente.
                      Man sah dem Streifen eine latente Unterfinanzierung leider an allen Ecken und Enden an, vor allem bei den Kulissen wurde gespart. Wie gesagt spielte sich die ganze Handlung in drei Räumen ab, was der Spannung zwar nicht abträglich war, der gesamten Produktion jedoch eine jämmerliche Note verlieh. Auch das Fehlen jeglicher Hintergrundgeräusche und musikalischer Untermalung fiel auf und verstärkte den Eindruck einer Billigproduktion.
                      Dennoch konnten die Darsteller ein paar Charme-Punkte einfahren, vor allem Penelope Keith und Holly Aird (diese sehr gut als Tochter - das Kind war zwar aufgeweckt, aber niemals mit jener unguten Frechheit unterwegs, die mir juvenile Charakterisierungen in amerikanischen Filmen oftmals verleiden) boten gute Leistungen. David Yelland harmonierte gut mit seinen Kollegen, vor allem im hilfsbereiten Kleeblatt mit Thorley Walters und Robert Flemyng. John Bancroft manchmal zu lax als Inspector, aber das ist wohl Geschmackssache.
                      Conclusio: Wer sich an der lausigen Optik, der einfachen Umsetzung und der eingleisigen Tonspur nicht stört, bekommt einen typischen Agatha-Christie-Mordfall zu sehen, der zwar einigermaßen unterhalten kann, im Vergleich mit anderen Werken der Kriminal-Königin aber über keinerlei Alleinstellungsmerkmal verfügt. Für einmal Schauen kann ich eine vorbehaltliche Empfehlung aussprechen, die vier Punkte vergebe ich für die Darsteller und die Geschichte an sich. Angesichts der Produktion ist es nicht verwunderlich, dass diese hier ein Schattendasein fristet. Ist gratis auf Youtube auf deutsch zu sehen.

                      7
                      • 5
                        Nospheratu99 17.02.2021, 08:26 Geändert 09.10.2024, 14:31

                        Stark begonnen, stark abgebaut. „Two an a half men“ begann als durchschnittliche Sitcom mit guten Gags. Die Grundsituation (man lasse gegensätzliche Typen aufeinander los und generiere daraus Lacher) spielte ihre Stärken mit klar strukturierten Figuren in einem zeitgemäßen thematischen Umfeld gut aus. Die beiden unterschiedlichen Brüder arbeiten sich in vielen Punkten aneinander ab, dazu kommen mit der bissigen Haushälterin Berta und dem bauernschlauen Sohnemann kluge Ergänzungen. Die Stalkerin Rose und die egoistische Mutter runden das Gesamtbild gut ab.
                        Dass diese Grundsituation nur begrenztes Potential hat, war klar. Schon in der zweiten Staffel wurden ein paar Änderungen vorgenommen, die das grundsätzliche Gefüge etwas aufpeppten und ihr launiges Potential sogar noch steigerten. Doch spätestens ab Staffel vier war auch dieses Pulver verschossen und weitere Änderungen wurden vorgenommen. Leider hoben diese das Niveau der Serie nicht wirklich. Zwar wurde der Humor bissiger und untergriffiger (was mich jetzt an sich nicht gestört hätte) doch wollten mir die charakterlichen Entwicklungen der Figuren nicht so recht passen. Während Charlie mehr oder weniger gleich blieb, mutierte Alan vom emotional reifen und strebsamen Menschen zu einem kindlichen und misanthropischen Schnorrer, der in weiterer Folge immer mehr der Peinlichkeit preisgegeben wurde. Auch Jake mutierte von einem lernschwachen, aber irgendwie liebenswert bauernschlauen Kind zu einen hirntoten Teenager-Tölpel, der ebenfalls recht schnell im Sumpf der Fremdscham versank. Kein Wunder, dass Angus Jones mit immer höheren Gagen zum Bleiben animiert werden musste. Berta trat man in die tiefsten Abgründe der weißen Unterschicht, während man aus Evelyn eine menschenfressende Harpyie machte. Es gab da einen Punkt (ich glaube, das war in der 4. Oder 5. Staffel), da war das Kippen der Charaktere schmerzhaft erkennbar. Es war wie bei einer Schraube, die zu fest an- und schließlich abgedreht wurde.
                        Als Sheen aus der Serie ausschied und durch Kutcher ersetzt wurde, währte diese Frischzellenkur nur wenige Folgen, denn schon kurz danach trat man die Serie endgültig in die Tonne. Die Staffeln elf und zwölf sind an sexualisierte Dummheit leider fast nicht mehr zu überbieten und für mich nicht mehr schmerzfrei schaubar. Man sah dem Gebotenen deutlich an, dass dessen Zeit einfach vorüber war, doch offenbar wollten die Macher die Kuh halt noch so lange wie möglich melken.
                        Fazit: Eigentlich müsste man die Staffeln fast extra bewerten, denn diese schwanken qualitativ teils stark. Wobei man auch dazusagen muss, dass ein grundlegender Abwärtstrend erkennbar ist, auch wenn die Folgen schon eine gewisse amplitudenhafte Schwingung haben. So gesehen ist die Durchschnittsbewertung auf die einzelnen Staffeln bezogen nur wenig aussagekräftig und auch die Empfehlung möchte ich lediglich für die ersten 4-5 Staffeln abgeben.

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                        • 7

                          Interessante Serie. Eigentlich sieht man fast ausschließlich die Therapiesitzungen, in der die Patienten/Klienten (wie sagt man da eigentlich?) über ihre persönlichen Probleme reden, wobei immer eine Sitzung pro Folge gezeigt wird. Die unterschiedlichen Ausgangs-Situationen der Figuren bringen eine gewisse Abwechslung in die Sache, wie auch deren verschiedenen alters- und milieubedingten Denkweisen.
                          Interessant finde ich ja, dass mich die Serie trotz der eigentlich eher lahmen Grundprämisse doch sehr interessiert. Wiewohl ich ein wenig brauchte um in die Serie hineinzukommen, fand ich im weiteren Verlauf zunehmenden Zugang zu den Figuren. Dabei hielten sich die Sympathien zwar oftmals in relativ engen Grenzen, dennoch interessierte mich die Entwicklung, die die Charaktere nahmen. Und dass auch ein Therapeut so seine menschlichen Schwierigkeiten hat, die für ihn selbst nicht zu behandeln sind, überraschte mich nicht – letzten Endes ist es immer leichter, als persönlich nicht Betroffener zu analysieren. Womöglich liegt das daran, dass man bei sich selbst gern andere Maßstäbe ansetzt als für andere und hier den leichteren Weg geht, da man seine eigenen Beschwichtigungs-Taktiken eben nicht durchschauen will.
                          Ob die dargestellten Sitzungen realistisch sind oder nicht, kann ich mangels eigener Erfahrung nicht sagen. Möglicherweise verhalten sich echte Therapeuten grundlegend anders oder geben andere Empfehlungen ab – womöglich ist es aber auch eine individuelle Sache, im beratenden Segment (und damit meine ich jetzt nicht nur das gesundheitliche, hier fallen denke ich auch finanzielle oder rechtliche Beratungen hinein) hat wohl jeder Berater seinen eigenen Stil.
                          Es sind zumeist partnerschaftliche und zwischenmenschliche Probleme, die die Patienten/Klienten quälen und von denen sie sich Linderung erhoffen, aber auch die Anschläge von 2015 (Charlie Hebdo und Bataclan) spielen hinein. Obwohl letzteren nur ein angenehm kleiner Teil zugestanden wird, werden sie in regelmäßigen Abständen doch thematisiert.
                          Der interessanteste Aspekt ist aber meine persönliche Wertung der Figuren, die sich innerhalb einer Sitzung mitunter mehrmals ändert. Vor allem das streitende Ehepaar (die beide meiner Ansicht nach völlig neben der Spur laufen) hat hier das meiste Potential. Trotzdem finde ich die Figuren sehr wohl durchdacht, jeder hat seinen persönlichen Hintergrund, seine eigene Geschichte.
                          Darstellerisch hatte das Ganze für das Personal durchaus seine Herausforderungen, die jedoch nicht jeder einwandfrei bewältigte. Melanie Thierry etwa nur in den lasziven Szenen wirklich überzeugend, und auch Reda Kateb hatte so seine Probleme, vor allem wenn es ans Emotionale ging. Dafür Pio Marmai und Clemance Poesy mit guter (Dis-)Harmonie und solider Vorstellung, ebenso wie Carole Bouquet. Frederic Pierrot mit Licht und Schatten, fing gut an, baute aber im weiteren Verlauf der Serie leider ein wenig ab.
                          Conclusio: Sollte man sich als Marathon ansehen, einzelne Folgen geben einen nur wenig erbaulichen Blick auf das große Ganze. Letzten Endes muss man die Figuren erst kennen lernen und mit ihnen warm werden und das dauert eben. Erst nach drei oder vier Folgen war ich dann mittendrin statt nur dabei - so gesehen war es gut, in der ARTE Mediathek und nicht live geschaut zu haben.

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                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                            Durchwachsenes Bond-Abenteuer. Der fünfte Einsatz unseres Geheimagenten führte diesen nach Japan, um zwei entwendete Raumkapseln wiederzufinden. Leider gestaltete sich die Mission leidlich unglaubwürdig, ja bis ins Hanebüchene reichend. Allein schon die politischen Verwerfungen sollte man nicht genauer hinterfragen, ebenso wie die technischen Gegebenheiten. Blofelds Kaper-Rakete etwa hatte bei mir einen ebenso schweren Stand wie dessen als Vulkankratersee getarntes Verbrecher-Nest. Man kann den Kulissen eine gewisse Eleganz natürlich nicht absprechen, letzten Endes ist es genau diese, die den Streifen vor der Beliebigkeit bewahrt. In einer Zeit, in der Fernreisen bei weitem nicht Gang und Gäbe waren, hatten die Bilder der fernöstlichen Kultur natürlich ihren Reiz, selbst wenn durch die Bank auf die gängigen Klischees und Stereotypen zurückgegriffen wurde.
                            Da schien es dann umso weniger aufzufallen, dass Bond vor allem für die Action zuständig war und de facto keinerlei „echte“ Investigation zu leisten hatte. Die Informationen wurden ihm durchgehend auf dem Silbertablett serviert, lediglich der Aufklärungsflug mit dem waffenstarrenden Mini-Hubschrauber zeigte eine gewisse Recherchearbeit. Doch selbst dieser schien lediglich der Vorwand für eine weitere Actioneinlage zu sein. Am Ende gab es dann wieder die bereits hinlänglich bekannte Massenschlacht, diesmal duften Ninja-Kämpfer den Bösen den Garaus machen. Letztere sorgten davor im Trainingslager für ein paar unfreiwillige Lacher, zumal die Martial Arts eher im Stile Chuck Norris-artiger Entschleunigung und Effekthascherei inszeniert wurde. Das bot zwar einen gewissen launigen Charme, war eines Bond jedoch wegen seiner trashigen Note leider unwürdig.
                            Dazu schienen die Effekte handwerklich mitunter ein wenig schludrig auf den Schirm zu kommen, besonders wenn Raketen starteten und die Szenen im Weltraum mit nur wenig optischer Überzeugungskraft. Die Tricktechnik schien damals für solche Szenen wohl noch nicht bereit zu sein.
                            Dafür bot dieser Teil mit einem vernarbten Donald Pleasence einen passablen Bösewicht auf. Deutlich weniger Eindruck hinterließen dessen Handlanger. Karin Dor hätte man sich sparen können, negativ konnotierte Rollen hat sie leider nicht so recht drauf. Auch die anderen entboten leider jeglicher Boshaftigkeit. Die japanischen Damen Akiko Wakabayashi und Mie Hama dafür zuckersüß und zum Anbeißen. Das Stammpersonal wie man es kennt, Connery hatte diesmal für weniger charmante Nonchalance zu sorgen, sondern ließ eher die Fäuste sprechen. In seinem Auftreten zeigte Bond dafür weniger großspurige Überheblichkeit, was diesem deutlich besser zu Gesicht stand als in den letzten Abenteuern.
                            Fazit: Licht und Schatten halten sich bei diesem Bond-Abenteuer so ziemlich die Waage. In seiner Gigantomanie rutschte der Streifen auf dem glatten Parkett der Glaubwürdigkeit leider einige male aus, bot aber trotz dieser Unzulänglichkeiten dennoch gewisse Unterhaltungswerte auf. Eine durchschnittliche fünf trägt dem Gebotenen noch am Ehesten Rechnung und zumindest für Bond-Fans kann man durchaus auch eine Empfehlung aussprechen.

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                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                              Der Präsident und der Entertainer. Es ist wohl eines jener Verwunderung auslösender Bonmots, die in Regierungen passieren und über die manchmal lächelnd, manchmal kopfschüttelnd und manchmal mit unverhohlener Empörung gesprochen wird. Wie es denn sein kann, dass eine derartige Dreistigkeit einfach so passiert.
                              Nun ja, wahrscheinlich geschehen solche Dinge öfters als man sich denken mag, doch nicht alle finden den Weg in die Öffentlichkeit. So wie ich das sehe, wollte sich Elvis eine Sonder-Dienstmarke der USA verschaffen, ein exklusives Symbol seiner Einzigartigkeit. Nixon wiederum wollte sich im Lichte eines Promis sonnen, wie es Politiker nun mal gerne tun, schließlich lebt man als Staatslenker zu einem gewissen Teil ja auch von seinem Image.
                              Was beide nicht vorausgesehen hatten war die plötzlich entstandene gemeinsame Basis, das spontane aufeinander zugehen und ein grundsätzliches gegenseitiges Verstehen. Elvis´ betont übergriffiges Verhalten schien ein Gleichheitsgefühl bei Nixon ausgelöst zu haben, eine Art Vertrautheit, jemanden vom gleichen Schlag getroffen zu haben. Es schien eine gewisse Form der Freundschaft zwischen zwei an sich gegensätzlichen Charakteren entstanden zu sein. Und so wurde aus seinem reinen Zweckbündnis plötzlich ein amikales Verhältnis, das in Amerika offenbar bis heute Verwunderung und Ungläubigkeit auszulösen imstande ist.
                              Liza Johnson inszenierte die Geschichte von den beiden Männern durchaus opulent, jedoch hatte die Sache für mich eine zu geringe Bedeutung, als dass mir der Streifen nahe gehen könnte. Auch die humorigen Einschübe und die grundsätzliche Skurrilität der Situation liefen an mir weitgehend vorbei - man muss wohl zu derlei Dingen einen stärkeren emotionalen Bezug haben, dass sie einen wirklich mitreißen können. Und so plätscherte das Filmchen lediglich ereignislos vor sich hin, bis es irgendwann mal aus war.
                              Auch der Cast schien mir nicht sonderlich gut gewählt. Nichts gegen Michael Shannon, den ich grundsätzlich ganz gerne mag, doch sein optisches Erscheinungsbild will nun mal so gar nicht zum „King“ passen. Seine kantige, schmallippige und pockennarbige Physionomie ist so ziemlich das genaue Gegenteil von Elvis runden und fast weiblich anmutenden Zügen. Dazu hatte sich die Maske mit ihm keine rechte Mühe gegeben, seine schlecht sitzende schwarze Perücke war schon vom Weitem als solche zu erkennen. Kevin Spacey hatte da schon mehr Ähnlichkeit zu Nixon und verkörperte den ehemaligen Präsidenten ganz gut, zumindest kann ich mir vorstellen, dass der sich so verhalten hat. Alex Pettyfer und Johnny Knoxville soweit passend, ebenso wie Colin Hanks und Evan Peters.
                              Fazit: Mit ein wenig mehr Zugang zu diesem Thema wäre der Streifen wohl besser bei mir angekommen. In dieser Form hat er mich weder sonderlich gut unterhalten, noch für bleibenden Eindruck gesorgt. Wahrscheinlich ist mir das weiße Haus einfach zu egal dafür. Für die an sich gute handwerkliche Umsetzung lasse ich mal vier Punkte springen, „uninteressant“ trifft es meiner Absicht nach an Besten.

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                                „Sie kamen aus der Nachspeise“ – hoppla, Übersetzungsfehler, angesichts der Tierart ist der Irrtum aber verständlich.
                                Unterhaltsame Computerspiel-Adaption. Wiewohl ich das Spiel selbst nicht kenne, vermute ich anhand der im Abspann gezeigten Spielsequenzen einen der „großen 2“ aus den Neunzigerjahren (Amiga 500 oder Atari ST), jedenfalls würde es die Grafik nahelagen. Doch auch ohne Kenntnis des Spiels machte der Film letzten Endes dann doch einigen Spaß.
                                Objektiv betrachtet ist es natürlich der letzte Trash, dennoch fühlte ich mich durch ein paar überraschende und gut gesetzte Pointen passabel unterhalten. Die lockerleichte Inszenierung verzichtete zudem auf überbordende Gewalt und bluttriefende Schockmomente, stattdessen wählte man die humorige Variante, was dem Streifen dann doch einiges an Charisma bescherte. Unsere beiden Helden sind wahrlich kein Ausbund an Intelligenz, dennoch mag man sie im Laufe der Handlung ganz gerne. Das sich am Ende findende Liebespaar kommt sympathisch und soweit ansprechend daher, ebenso wie der aufgedrehte, aber nicht sonderlich helle Freund der beiden. Die Antagonisten blieben blass, aber letzten Endes sollten ja auch die mutierten Alien-Ameisen als Gegner herhalten.
                                Ansonsten haben wir alle Zutaten eines gestandenen Trash-Films. Die Handlung schaffte den Spagat zwischen Vorhersehbarkeit und Unglaubwürdigkeit, das Drehbuch lieferte nicht nur gute Pointen und die Effekte habe ich auch schon einmal besser gesehen (aber auch schlechter, das muss man hier auch deutlich sagen). Es wurde wohl mit einem Minimal-Budget gearbeitet, aber das braucht denke ich wohl nicht eigens erwähnt werden.
                                Die Darsteller waren sich allesamt bewusst, worauf sie sich hier eingelassen hatten und schienen dem Mumpitz sogar mit einiger Freude zu begegnen. Harry Lister Smith gut aufgelegt, ebenso wie die fein harmonierenden Alex Mills und Vanessa Grasse. Vor allem Mills zeigte doch tatsächlich Ansätze schauspielerischer Ambitionen und fuhrwerkte seinen Charakter stilsicher durch den Streifen. Aber auch Smith hatte als besoffener Motorrad-Freak einige gute Szenen. Ach ja, die Stunts waren auch ok, das wollte ich noch erwähnen. Und die Synchronisation leistete sich keinen Ausrutscher, das passte ebenfalls soweit.
                                Conclusio: Für einmal Schauen ganz ok, selbst wenn der Streifen keine wie immer gearteten Ansprüche stellt und auch keinesfalls erfüllt. Auch wenn man das Spiel nicht kennt, werden alle erforderlichen Informationen geliefert (viele sind es ja nicht) und auch der Humor ist nicht allzu daneben. Man sollte sich halt im Klaren sein, dass es sich um einen Trashfilm handelt und sich auch ein Stück weit darauf einlassen. Eine leicht unterdurchschnittliche Bewertung trifft es meiner Ansicht nach noch am Ehesten, auch wenn das damit verknüpfte Urteil für diesen Film ein wenig hart ist.

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                                  Und hier hätten wir schon den vierten Streich der Bond-Reihe. Diesmal muss unser Geheimagent gegen einen erpresserischen Schurken vorgehen, der mittels gestohlener Atombomben zwei Städte in Schutt und Asche zu legen droht.
                                  Die Regie wurde wieder in die bewährten Hände Terence Youngs gelegt, der bereits die ersten beiden Bond-Abenteuer in Szene setzen und im Gegensatz zu den beiden Vorgängern erstmals so richtig in die Vollen greifen durfte. In „Thunderball“ sah man erstmals die Bond-artige Gigantomanie, denn so wie die Verbrecherorganisation war auch die Personaldecke des Bösen gewachsen. Bond hatte es diesmal mit einer kleinen Armee an Bösewichten zu tun, schwamm und tauchte mit Haien um die Wette und prügelte sich durch eine Vielzahl von gegnerischen Vasallen. Auch von der Damenwelt durfte er gleich drei Wesen beglücken, mehr als in seinen bisherigen Abenteuern. Der Showdown gipfelte in einer epischen Unterwasser-Schlacht, in der auch die beiden Bomben zurückerobert werden konnten.
                                  Young nutzte als Schauplatz größtenteils wieder die Südsee-Kulisse, was für eine ganz gute Atmosphäre sorgte. Aber auch die Settings im Sanatorium und im Geheimdienst passten soweit. Dazu gab es mit dem Raketen-Rucksack ein Gadget, das seiner Zeit voraus war. Der Aston Martin schien sich im letzten Abenteuer bewährt zu haben und wurde wieder eingesetzt. Dazu kamen ein paar nette verbale Scharmützel mit dem um seine Materialien besorgten M.
                                  Heutzutage würde man Bond womöglich als blasiert, sexistisch und selbstgefällig empfinden, doch zu Connery und der damaligen Zeit passte es. Da grenzte so manche „Verführung“ mitunter an sexuelle Gewalt, was im Zusammenhang mit einem süffisant-launigen Unterton heutzutage so manche Feministin auf die Barrikaden treiben würde. Bond jedoch verzeiht man es und auch die leicht überheblichen Kommentare, mit denen er unterlegene Gegner bedenkt.
                                  Das Stammpersonal legte die üblichen Leistungen hin, bei den Bösewichten erlebte man Licht und Schatten. Während Adolfo Celi nicht so recht als Bösewicht passen wollte (selbst die Augenklappe verlieh ihm kaum jene Aura, die etwa einen Gert Fröbe ausgezeichnet hatte), hatte Paul Stassino ein paar recht gute, wenn auch wenige Auftritte. Molly Peters fiel etwas ihrer Rolle zum Opfer, dafür Martine Beswick und Luciana Paluzzi solide und glaubwürdig.
                                  Fazit: Ein passabler Bond, der zwar nicht ganz an seine Vorgänger heranreicht, für sich allein genommen jedoch durchaus ansehnlich ist. Man hatte sich sichtlich Mühe gegeben, allein es lohnte sich nicht in allen Szenen. Trotz einem guten Spannungsaufbau und einer stringenten und rhythmisch ausgewogen vorgetragenen Erzählweise war es mir etwas zu viel von allem. Trotzdem möchte ich dieses Abenteuer keinesfalls abqualifizieren, letzten Endes fühlte ich mich soweit gut unterhalten.

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                                    Feuchter Midlife-Crisis-Traum. Es ist ja nicht so, dass ich Bruno Podalydes nicht verstehen könnte, auch mir persönlich gehen derartige Gedanken mitunter durch den Kopf. Man hat jahrelang Ehemann und Vater, Mitarbeiter und Chef gespielt und dabei immer das Wohl anderer im Blick gehabt. Nun will man wieder etwas nur für sich machen, das einzig und alleine den eigenen Bedürfnissen dienlich ist.
                                    Für Michel ist es eine Kanufahrt, die ihn über französische Flusslandschaften bis zum Mittelmeer bringen soll. Trotz ambitionierter Vorbereitung und Planung kommt er jedoch nicht einmal in die Nähe des Meeres, sondern strandet in einem am Ufer gelegenen Wirtshaus. Dort erlebt die geplagte Männerseele die seltsamsten Abenteuer, die in diesem Film launig und augenzwinkernd zum Besten gegeben werden.
                                    Obschon die Erlebnisse meines Erachtens bar jeglicher Realität sind, unterhält der Streifen doch mit einer gewissen Nonchalance und einer charmanten Darbietung. Zumindest kommt Podalydes nie in die Gefahr selbstmitleidiger Wehmut oder tiefschürfender Charakterstudie, sondern bugsiert seinen Protagonisten mit einer erstaunlichen Leichtigkeit durch den Streifen. Dabei bleibt er auch immer schön an der Oberfläche, womit sein Streifen zwar niemals mehr als seelentröstende Kurzweil verströmt, diese jedoch konsequent bis zum Schluss durchzieht. Damit stellt er zwar keinerlei höhere Ansprüche, verschafft einem jedoch zumindest hundertfünf Minuten Herzenswärme. Er klopft uns sozusagen wohlmeinend auf die Schulter und sagt uns, dass alles eh nicht so schlimm ist – was man in Zeiten wie diesen ohnehin bitter nötig hat.
                                    Auch sein Ensemble schien diese Intention verinnerlicht zu haben und zeigte uns eben jene Lockerheit, ohne die ein solcher Film nicht funktionieren würde. Die Figuren schoben trotz gewisser innerer Konflikte immer eine gewisse Leichtlebigkeit vor sich her und generierten daraus den einen oder anderen Schmunzler. Sandrine Kimberlain blieb als verständnisvolle Ehefrau ebenso stilsicher wie Agnes Jaoui als Wirtshauschefin, beide jedoch ohne höhere Ansprüche. Bruno Podalydes schien in seine Figur viel seiner selbst einfließen gelassen zu haben und bugsiert seine Figur gut aufgelegt durch die Laufzeit. Vimala Pons herzig, Denis Podalydes und Michel Vuillermoz in Ordnung.
                                    Fazit: Ein lockerleichtes Feelgood-Movie, das keine höheren Ansprüche als den kurzfristigen Seelentrost stellt. Für einmal Schauen ganz in Ordnung, unter dem Strich aber wohl nichts für die Geschichtsbücher. Ein Film zum Abschalten nach einem harten Arbeitstag, der zeigen kann, dass das Leben auch seine schönen Seiten hat. Eigentlich genau das Richtige für Midlife-Crisis-geplagte Zeitgenossen, die etwas Zuspruch von männlicher Seite nötig haben.

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                                      Und hier hätten wir auch schon den dritten Streich des britischen Geheimagenten. Diesmal ermittelt er gegen einen verbrecherischen und skrupellosen Goldschieber. Obwohl die Geschichte selbst mehrere Ungereimtheiten aufweist, vermag „Goldfinger“ über die eigentlich gesamte Laufzeit unterhalten, da die Handlung auch diesmal mit viel augenzwinkernder Nonchalance vorgetragen wurde. Man sah der Produktion das deutlich höhere Budget schon an, neben einigen Massenszenen und ein paar zerstörerischen Actioneinlagen gab es einige pfiffige Ideen und die später typisch gewordenen Bond-Gadgets. Es reichte sogar für einen eigenen Titelsong von der von mir sehr geschätzten Shirley Bassey.
                                      Genau nachdenken sollten man über die Geschichte nicht, denn einiges wurde wohl ausschließlich zum Zwecke des Effekts ersonnen. Warum Bond Goldfinger mit der auffliegenden Karten-Betrugsmasche reizen musste, erschließt sich mir nicht wirklich, das hatte für die eigentliche Recherche (das Aufdecken der verbrecherischen Goldschiebereien) keinerlei Relevanz. Dafür wurde man mit einer epischen Szene entschädigt (das Auffinden der toten vergoldeten Frau), die ihren Eingang in die kinematografischen Geschichtsbücher fand. Auch nimmt man die Sache mit dem Laser, der Bond halbieren sollte und dem er dann knapp entrinnt, nur mit einigem Wohlwollen als gegeben hin, aber was solls – es ist halt Bond und da ist es halt so.
                                      Auch vom Personal standen Regisseur Guy Hamilton bessere Möglichkeiten zur Seite. Darstellerisch gab es auch nichts zu mäkeln, mit Gert Fröbe als Bösewicht hatte man ein schauspielerisches Schwergewicht gecastet. Interessanter Weise schien er sich in seiner Darstellung ein Stück weit zurückzunehmen, wirkte gegenüber einigen anderen seiner Rollen schaumgebremst und irgendwie „gezähmt“. Von der Urgewalt anderer Rollen war nur wenig zu sehen, wobei man aber auch sagen muss, dass für die physische Komponente andere zuständig waren wie etwa Harold Sakata. Sean Connery wir man ihn kennt, diesmal mit höheren körperlichen Herausforderungen; mehr Prügeleien, mehr Actionszenen und mit der von Honor Blackman verkörperten Pussy Galore (was für ein Name 😊) ein zickigeres Girl als in den bisherigen Abenteuern. Da verkamen alle anderen zu Randfiguren, spulten ihre Parts aber routiniert herunter.
                                      Fazit: Für das dritte Bond-Abenteuer möchte ich durchaus eine Empfehlung aussprechen, eine gewisse Affinität zu unserem Geheimagenten sollte aber schon vorhanden sein. Für alle, denen Bond zu viel von allem ist, sei wie den anderen Abenteuern abgeraten, da es sich um einen „typischen“ Bond handelt. Für mich hat es jedoch weitgehend gepasst und die sieben finde ich hochverdient, allein schon der Song hebt ihn über so manch anderes Abenteuer hinaus.

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                                      • Nachdem das Mitmach-Modul schon seit Monaten außer Betrieb genommen wurde (angeblich wegen Corona, was meines Wissens ja nur Menschen befällt - oder gibt es etwa einen Computervirus gleichen Namens?), poste ich meinen Kommentar über den Film "Der geheimnisvolle Mönch" bis auf Weiteres unter dem einzig angelegten Darsteller.

                                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                        Schlechtes Remake eines Wallace-Klassikers. Diese tschechische TV-Produktion konnte ihre bescheidenen Mittel leider in keiner Szene verbergen und schmiert gegen die Rialto-Adaption leider in allen Belangen ab. Vor allem den leidlich einfachen Kulissen sah man ihre Zweitklassigkeit in leider jeder Szene an und so konnte sich auch keine rechte Atmosphäre entwickeln. Die Settings wirkten durch die Bank fadenscheinig, blass und als das was sie waren, nämlich kostengünstige Kulissen in einem kostengünstigen Film.
                                        Die Darsteller mühten sich nach Kräften, fanden jedoch nicht die Bühne, um ihre Charaktere zu jener Entfaltung bringen zu können, die für ein gelungenes Gesamterlebnis erforderlich gewesen wären. Auch die Gangs entlockten einem ein eher mitleidiges als launiges Lächeln - man sah das Bemühen, aber eben leider nicht mehr als das. Milos Kopecky und Jan Faltinek arbeiteten sich unbeeindruckt von den minderen Rahmenbedingungen mit dem schieren Mute der Verzweiflung durch die Handlung, alle anderen mit Licht und Schatten. Zlata Adomonska als Femme fatale glatt fehlbesetzt, ebenso wie Petr Stepanek als zwielichtiger Ex-Knackie.
                                        Ein besonderes Ärgernis war die Synchronisation, wobei ich ehrlicherweise auch bezweifle, dass eine höherklassige Übersetzung die Darbietung wesentlich verbessert hätte. Bis auf Vaclav Mares, der einen passablen Sprecher hatte, wirkten das Audio leider aufgesetzt und hölzern. Damit wirkten sie in ihrer Gesamtheit leider um eine Klasse schwächer, was man dem darstellenden Personal aber nur bedingt anlasten kann.
                                        Inszenatorisch kann man jedoch nicht meckern, Zdenek Kubicek brachte uns die Geschichte mit ausgewogenem Erzählrhythmus. Für die bühnenartigen Kulissen konnte er natürlich wenig, jedoch schien er aus dem Wenigen noch das meiste herausgeholt zu haben. Auch die Kostüme passten soweit.
                                        Besonders störend wirkt die unterirdische Bildqualität. Klar, in den achtziger Jahren steckte die Digitalaufnahme noch in den Kinderschuhen, aber ein wenig Nachbearbeitung hätte hier definitiv nicht geschadet. Besonders beim Kerzenlicht, das lange Nachbilder auf dem Schirm hinterher zog, sah man die mindere Qualität besonders stark.
                                        Fazit: Ein definitives Abraten von meiner Seite. Wenn man Wallace mag, so greife man besser zu den Rialto Produktionen. Farbfilm schön und gut, aber in dieser Form ist mir das schwarz/weiß deutlich lieber. Selbst wenn Dor und Fuchsberger keine Offenbarungen der Schauspielkunst sind, so schlagen sie diese Chose um Längen. Eine zwei halte ich hier für angemessen, mehr gibt es hier von mir keinesfalls.

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                                          Nospheratu99 29.01.2021, 08:01 Geändert 29.01.2021, 08:42

                                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                          „Speak Easy“ ist einer jener schwer zugänglichen Filme, deren Intentionen auf den ersten Blick vollkommen unklar sind. Man sieht einen Haufen plappernder Teenager, die unterschiedlichste Formen von Kommunikation untereinander und mit Autoritätspersonen ausüben. Dies geschieht mal konsensualer, mal angriffiger und mal launiger.
                                          Regisseurin Mirjam Unger arbeitete augenscheinlich durch die Bank mit Laiendarstellern, welche die Gespräche zwar realitätsnah, jedoch ohne Eindrücklichkeit und Tiefe abhandelten. Es sind einfache, alltägliche Gespräche ohne erkennbaren Mehrwert – warum daraus ein Film gemacht wurde, erschließt sich mir eigentlich in keiner Phase. Womöglich fehlt einfach eine Art Anleitung, eine Erklärung, was uns Unger mit diesem Film eigentlich vermitteln wollte – ohne diese war er langweilig und zäh. Am Ende war ich froh, dass es sich um einen Kurzfilm handelte, denn eine Langfilmfassung davon hätte ich wahrscheinlich nicht durchgestanden.
                                          Fazit: Es hätte nichts gemacht, wenn ich dieses Ding nicht gesehen hätte. Ohne erkennbarem Konzept und bar jeglicher Sinnhaftigkeit dümpelten die Plaudereien so vor sich hin, bis es dann irgendwann einmal aus war. Wofür ich die zwei Punkte herausrücke, weiß ich eigentlich selbst nicht – womöglich will ich eine heimische Produktion einfach nicht mit einem Nuller in die Tonne treten.

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                                            Der Nachschuss zum Erfolgsstreifen. Ian Flemming ließ sich nicht lange bitten und lieferte ein weiteres Abenteuer des Geheimagenten. Diesmal ging es nach Istanbul, wo James Bond in den Besitz einer russischen Chiffriermaschine gelangen sollte (so ein Ding schient ja durchaus wertvoll zu sein, so wie sich die Geheimdienste darum prügeln).
                                            Obschon die Geschichte durchaus ihre Schwächen hatte (zB. lassen es sich die Russen angesichts des Werts des Geräts relativ einfach abluchsen) und auch nicht immer plausibel wirkte (warum James Bond in einem schwer zu verteidigenden Zigeunerlager versteckt wurde, er schloss sich mir eigentlich nicht wirklich), mochte ich die „Liebesgrüße aus Moskau“ allein schon wegen seiner gut angetragenen Atmosphäre und der kontinuierlich aufgebauten Spannung. Terence Young inszenierte seinen Bond-Zweitling deutlich härter und auch ein Stück weit „erwachsener“ als den eher handzahmen Vorgänger, war aber dennoch weit davon weg, ihn wie die späteren Teile zu einer reinen Prügel- und Effekt-Orgie verkommen zu lassen. Dennoch hatte etwa die Keilerei im Zugabteil eine realistisch-beklemmende Wirkung, da man dabei wirklich das Gefühl hatte, dass es dabei um Leben und Tod geht und um keinen Schaukampf.
                                            Dafür sahen wir Bilder, die auch in einem Touristik-Werbespot gute Figur gemacht hätten und das kam denke ich besonders beim amerikanischen Publikum gut an, das diese Dinge eher als exotisch und außergewöhnlich empfindet als ein europäischer Seher. So gesehen standen die Original-Drehorte ihrer Wirkung keinesfalls nach, da griff das eine gut in das andere.
                                            Darstellerisch wusste Sean Connery wieder zu überzeugen, auch wenn sein Bond diesmal mit weniger Nonchalance agierte als zuvor. Die gespielten Gefühle seiner Pendant-Agentin gegenüber waren jederzeit erkennbar, und auch dass die Maschine im Zentrum seines Interesses stand. Bei Daniela Biaschi hingegen wusste man um die wahren Empfindungen erst am Schluss, als sie ihre Vorgesetzte erschießt. Alle anderen mit Licht und Schatten, einem gut aufgelegten Bösewicht Robert Shaw stand ein schwacher Pedro Armendariz und eine solide Lotte Lenya gegenüber.
                                            Fazit: Auch aus heutiger Sicht brauchen sich die „Liebesgrüße aus Moskau“ nicht hinter anderen Bond-Abenteuern zu verstecken. Auch wenn mir der Vorgänger besser (weil lockerer inszeniert) gefallen hat, kann ich für diesen Teil durchaus eine Empfehlung aussprechen, auch für nicht eingefleischte Bond-Fans. Optik und Musik passten soweit, auch wenn es hier noch keinen der „offiziellen“ Bond-Songs gab.

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                                            • 5 .5

                                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                              Mittelprächtig gealterter Klassiker. Auch wenn unser guter Hochländer heutzutage schon auch noch seine Punkte einfahren kann, hat er doch nicht mehr die Wirkung wie bei seinem Erscheinen. Es ist vor allem die Musik, die ihn vor einer harten Landung auf dem Rollfeld der Lächerlichkeit bewahrt, auch heute noch sind die Queen-Hits gut hörbar. Das mildert einige doch schon arg wacklige Sequenzen ab und verleiht ihnen ein halbwegs schaubares Flair der guten alten Achtziger. Die Offensichtlichkeit des Erscheinungsdatums, gepaart mit einigen doch rein auf den Effekt bedachten und daher nur wenig plausiblen Szenen ließ den Streifen leider nicht immer auf mein Wohlwollen treffen.
                                              Ansonsten ist dem Streifen anzusehen, dass er mit Freude und Liebe produziert wurde. Die Geschichte um die sich bekämpfen müssenden Unsterblichen (Die Gründe dafür wurden lapidar mit „Schicksal“ erklärt – dass man sich einfach zusammensetzt und sich friedlich einigt, schien im Highlander-Universum keine Option zu sein) hatte durchaus ihr Potential und Regisseur und Drehbuchautor Gregory Widen verstand es, dieses mittels einiger epischer Bilder und eines ebenso epischen Soundtracks durchaus zu nutzen. Wie gesagt sollte man die meisten der Handlungsteile tunlichst nicht hinterfragen und einfach als gegeben annehmen, dann wird man mit einer halbwegs spannenden und handwerklich einigermaßen gut umgesetzten Fantasy-Geschichte belohnt, die auch eine zweite oder dritte Sichtung verträgt.
                                              Christopher Lambert machte darstellerische Defizite mit gutem Aussehen wett, auch Kostüme und Maske halfen dabei. Sein Partner Connery half ihm über manche Herausforderung kollegial hinweg und auch Roxanne Hart nahm von einem An-Die-Wand-Spielen freundlicherweise Abstand. Dafür orgelte Clancy Brown die gesamte Klaviatur des Bösen furchteinflößend ab, bewegte sich dabei aber in einigen Szenen am Rande der Lächerlichkeit.
                                              Auch den Effekten war das Erscheinungsjahr anzusehen, trotzdem gaben sie sich nur wenige Blößen. Lediglich die Blitze in der Tiefgarage nach dem ersten Kampf optisch schwach, ansonsten lieferte unser Highlander den damaligen State of The Art. Es war wohl als Effektspektakel geplant und auch dementsprechend bemüht umgesetzt, was ich dem Streifen natürlich in keiner Weise anlasten will. Immerhin wurden die Effekte sorgsam in das Handlungskorsett eingepflegt und somit kann ich das auch gerne abnicken.
                                              Fazit: Ein Film, der hinsichtlich der persönlichen Eindrücke und nostalgischer Empfindungen objektiv schwer zu bewerten ist. Sowohl eine zehn mit Herz als auch eine Bewertung in den Niederungen der Skala wäre argumentierbar – ich persönlich hätte bei seinem Erscheinen wohl deutlich höher bewertet als heute. So gesehen würde etwa ein Remake durchaus Sinn machen, die Achtziger-Jahre-Optik liegt nicht jedermann. Für mich passt es knapp über dem Durchschnitt.

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                                              • 7 .5
                                                Nospheratu99 20.01.2021, 08:21 Geändert 20.01.2021, 13:26

                                                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                Atmosphärisch einwandfreier Erstling. Diese Stimmung in und um Jamaika hebt den ersten Bond auf ein tolles Niveau und legt damit die Latte schon recht hoch. Fragen wir hier nicht nach ausgefeilten Gadgets, nicht nach Action, nicht nach ausufernden Prügeleien, ja nicht mal nach einer plausiblen Handlung. Zwar hatten die Nachforschungen mit Felix und Quarrel noch durchaus ihre Glaubwürdigkeit, doch spätestens nach Betreten der „verbotenen“ Insel war jede Plausibilität dahin. Das irgendwie unmotiviert wirkende Auftauchen der muschelsuchenden Standamazone ist der Beginn einer langen Reihe von seltsam anmutenden Handlungsteilen, die in der vergleichsweise sehr einfachen Vernichtung des Verbrechernestes endet.
                                                Trotzdem gefällt mir der Film sehr gut, vor allem die Grundstimmung fühlte sich wie gesagt sehr gut an. Dazu suggerierte der erste Quasi-Bondsong („Underneth The Mango Tree“) einer feine Südsee-Romantik, die eigentlich den ganzen Film über anhielt. Die herrliche sechziger-Jahre-Optik machte es dann perfekt und sorgte dafür, dass der Streifen einen festen Platz in meiner Nostalgie-Liste erhielt.
                                                Auch die Gewalt war hier bis auf ein paar kleine Spitzen im Vergleich mit den Nachfolgern deutlich unterrepräsentiert. Hier war noch keine Rede von Kämpfen mit Haien, epischen Unterwasser-Duellen oder ausufernden Maschinengewehr-Salven. Das mündet sogar darin, dass alle Anwesenden in der Kommandozentrale die Flucht ergreifen, als Bond das Rad in den roten Bereich drehte. Kaum einer machte Anstalten, ihn von seinem Vorhaben abbringen zu wollen (so ein Personal lobe ich mir 😉), lediglich der Oberbösewicht stellte sich – und da war er so ziemlich allein auf weiter Flur – Bonds Sabotageakt entgegen.
                                                So gesehen wirkt die Action relativ harmlos und zum Teil auch lächerlich, doch irgendwie will sogar das zu Bond passen. Auch die folgenden Abenteuer trugen in ihrem Bombast und elegischem Ausufern ja auch immer irgendwie den Keim der Lächerlichkeit in sich, besonders wenn Bond ohne einer Schramme oder auch nur unordentlichen Haaren daraus hervorging.
                                                Die Darsteller machten ihre Sache soweit so gut. Sean Connery ließ in einigen Szenen bereits erkennen, wofür Bond in den nächsten Jahren stehen sollte, dennoch hatte seine Figur noch nicht die allzu nonchalante Ausprägung wie später. Doch auch das wollte ganz gut passen, ebenso wie die ihn flankierenden Jack Lord, Joseph Wiseman und John Kitzmiller. Ursula Andress als Schönheit aus dem Meer natürlich bereits eine Legende.
                                                Fazit: Ein würdiger Startschuss zu einer legendären Filmreihe. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass man damals schon Gefallen an dem britischen Geheimagenten fand und mehr von ihm sehen wollte. Diese feine Mischung aus lockerleichtem Verve und ernstem Bedrohungsszenario hatte durchaus Potential, aus dem man etwas machen konnte. Von mir daher eine klare Empfehlung für diesen gut austarierten Erstling.

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                                                • 6

                                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                  Achtbares Biopic. Regisseur Joshua Stern getraut sich in seiner Biografie auch über unangenehme Themen wie die menschlichen Unzulänglichkeiten Jobs´. Der Apple-Gründer erweist sich in seinem Wirken oftmals als zwar genial und perfektionistisch, geht aber in seinem Streben nach Qualität auch über die sprichwörtlichen Leichen. Das geht sogar so weit, dass er in einigen Szenen als Soziopath daherkommt, dem Werte wie Loyalität und Freundschaft nichts bedeuten. Wer ihm nicht bedingungslos folgt wird entfernt, und das mitunter auch auf die ganz harte Tour. So gesehen halten sich die Sympathiewerte für Jobs in gewissen Grenzen. Ich meine, toll, was er erreicht hat, dennoch bin ich froh, nicht bei Apple zu arbeiten. Die Schattenseiten des visionären Geistes offenbaren sich schon relativ früh und finden im Film auch entsprechenden Niederschlag.
                                                  Womöglich war sich Jobs seiner charakterlichen Einschränkungen ja bewusst und rechtfertigte diese mit seinem absoluten Qualitäts- und Managements-Anspruch, dass alle immer an einem Strang zu ziehen hätten. Einwände oder gar Kritik waren nicht willkommen, diese Alles-hört-auf-mein-Kommando-Mentalität bei gleichzeitiger Forderung nach Kreativität und freier Entfaltung klingt nach einem Widerspruch in sich. Womöglich waren auch viele seiner Mitarbeiter damit schlicht überfordert. Jobs stand seinen Innovationsvisionen somit auch ein gutes Stück selbst im Wege, denn auch der beste Manager kann nicht alles alleine machen.
                                                  Ich persönlich kannte Steve Jobs nur dem Namen nach und weder persönlich noch von zeitgenössischen Berichten. Ob Ashton Kutcher ihn gut darstellte kann ich daher nicht sagen, er agierte nach meinem Dafürhalten aber immer plausibel und ausgewogen. Seine Kollegen, insbesondere Josh Gad kamen mitunter reichlich nerdig daher, was jedoch gut zu EDV-Entwicklern passte und somit kann ich das auch abnicken. Ron Eldard glaubwürdig, alle anderen soweit solide und auch die Synchronisation passte gut.
                                                  Fazit: Nicht nur für ausgesuchte Computer-Nerds durchaus empfehlenswert. Handwerklich kann man gegen die Bio des Apple-Gründers und -Masterminds nichts sagen, vor allem die Tatsache, dass auch negative menschliche Eigenschaften gezeigt wurden sagt mir, dass hier mit einer gewissen Ehrlichkeit vorgegangen wurde. Stern zeichnet ein facettenreiches Bild einer getriebenen Persönlichkeit, die letztlich mit ihren eigenen Ansprüchen haderte. Man schwankt den ganzen Streifen über zwischen Mitleid und Abscheu, letztlich überwog aber das Erreichte.

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                                                  • 6 .5

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                                                    Wer hat gesagt, dass der Western tot ist? Mit „The Sisters Brothers“ liefert Regisseur Jaques Audiard ein sehr schönes Genre-Stück ab und fügt diesem sogar mehrere interessante Inhalte hinzu. Die Geschichte rund um das titelgebende Brüderpaar gestaltet sich ansprechend und interessant.
                                                    Es beginnt schon allein mit unseren (Anti-)Helden, den ungleichen Killer-Brüdern. Diese präsentieren sich lediglich zu Beginn als schießwütige und dumpfe Tötungs-Maschinen, später erkennt man die Menschen hinter den Totmachern. Man erfährt über ihre Motivationen, innere Konflikte und seelischen Narben, die sie zu dem werden ließen was sie sind. Frohe Zukunftshoffnungen prallen auf desillusionierte Betrachtungen der Gegenwart und düstere Vergangenheitsbewältigungen. Dazwischen glimmen weltanschauliche Reden wie Funken im Nachthimmel, mitunter glaubt man sogar, zwei Möchtegern-Philosophen vor sich zu haben. Und natürlich die altbekannten Geschwisterdynamiken, die es irgendwie aus der Kindheit in die Erwachsenwelt geschafft haben. Und so präsentieren sich unsere beiden Brüder als zwar verkorkste, aber im inneren vielschichtige und auch zu einem gewissen Teil rechtschaffene Charaktere, denen der Umstieg in ein geregeltes Leben irgendwie nicht so recht gelingt. Letzten Endes haben wir auch den berühmten Sonnenuntergang, in den unsere Helden reiten – das Heimkommen an den mütterlichen Herd nährt die Hoffnung auf ein Happy End. Vorhang zu und Applaus.
                                                    Regisseur Audiard setzt uns ein paar feine Bilder vor, die das Westerngenre nach vielen Jahren der Stagnation gebraucht hat. Die Schießereien im Dunkeln etwa riechen realistisch und gut, wie auch die Probleme des Alltags, mit denen sich unsere Helden herumschlagen müssen (etwa der Spinnenbiss oder die Trunkenheit). Dazwischen sehen wir fein eingestreute Gewaltspitzen, die ihren Zweck erfüllen und einen guten Realitätsbezug schaffen. Dazu gesellen sich ein paar feine Schusswechsel und gut getimte Dialoge, die dem Streifen gut zu Gesicht stehen. Ebenso fanden die Kulissen und die Ausstattung mein Gefallen, diese passten sich der guten Machart wohltuend an.
                                                    In den vier Hauptrollen glänzten Jake Gyllenhaal, Joaquin Phoenix, Riz Ahmed und John Reilly. Sowohl die empathischen als auch die physischen Aufgaben wurden gut erfüllt, was ich zu einem Gesamtlob zusammenfassen will. Auch die Synchronisation hatte ein gutes Händchen, da passte eigentlich alles zusammen.
                                                    Fazit: Eine klare Empfehlung für diese kleine, aber feine Genre-Perle. Hier bekommt man viel von dem geboten, was in vielen anderen Filmen leider fehlt. Glaubwürdige Charaktere treffen auf atmosphärisch dichte Bilder und einprägsame Stimmungen, auch die Geschichte hatte ihren Reiz. So gesehen qualifizieren sich die „Sisters Brothers“ durchaus für mehrfache Sichtungen und das nicht nur für Genre-Liebhaber.

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