Nospheratu99 - Kommentare
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Alle Kommentare von Nospheratu99
>>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
Netter SciFi-Thriller. Es ist ja nicht so, dass einen der „Source Code“ aus den Latschen kippen lässt, doch zumindest sorgt er für anspruchsvolle Unterhaltung, die auch gerne zum Nachdenken einlädt. Das Thema der Vergangenheitsänderung ist natürlich ein recht interessantes, weil sich eigentlich jeder von uns irgendwann mal wünscht, gewisse Dinge getan zu haben oder ungeschehen machen zu können. Zumeist sind es ja keine physischen Bomben, die entschärft werden müssen, sondern jene aus dem zwischenmenschlichen Bereich. Im „Source Code“ bekommt es Jake Gylenhaal jedoch mit gleich zwei dicken Knallern zu tun, die seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchen. Daneben sollte auch noch gleich die Herzdame erobert und persönliche Geschehnisse in Ordnung gebracht werden. Keine leichte Aufgabe für unseren Helden…
Dabei fährt Regisseur Duncan Jones auf der investigativen Schiene und kann damit das Interesse eigentlich immer relativ hochhalten. Trotzdem mich seine Wendungen nicht wirklich überraschten, blieb ich immer dabei. Wirklich überraschend fand ich am Ende jedoch die Tatsache, dass sich Jones offenbar in seiner eigenen Geschichte etwas verzettelt hatte und uns eine reichlich krummbeinige Auflösung aufs Auge drücken wollte. Diese hatte im Sinne eines gewollten happy Ends zwar nachvollziehbare Hintergründe, jedoch hätte dem Ganzen eine mutigere Conclusio gutgetan. Schließlich wissen wir ja von Stephen Hawking, dass das Verändern der Vergangenheit, speziell wenn es sich in den sterbenden Synapsen eines Terroropfers abspielt, weder plausibel ist noch filmisch glaubwürdig rüberkommt. So gesehen begeht Jones einen Kardinalsfehler, indem er für ein seelentröstendes Ende seine eigenen Regeln bricht und damit sein Universum leider ad absurdum führt. Aus dem interessanten Ansatz wird eine Banalität, die sich bei näherem Nachdenken leicht als solche enttarnt.
Dafür fanden die Darsteller gute Möglichkeiten in einem sich immer wieder veränderndem Handlungsfaden vor, die sie auch gut zu nutzen verstanden. Vor allem Gylenhaal und Monaghan charakterisierten ihre Figuren mit den verschiedenen Situationen gut und nachvollziehbar. Vera Famiga mit einigen guten Auftritten, jedoch wie Jeffrey Wright mit leichten Aufgaben. Michael Arden solide in seiner schablonenhaften Rolle.
Fazit: Schade, mit einem besser durchdachten und mutigeren Ende hätte das ein wirklich guter Film werden können, in dieser Form blieb es bei ansprechender, aber in letzter Instanz banaler Hauptabend-Unterhaltung. Trotzdem möchte ich für eine einmalige Sichtung gerne eine Empfehlung aussprechen, allein schon die spannende Investigation und die fein ausgearbeiteten zwischenmenschlichen Interaktionen der Hauptfiguren lohnen eine Sichtung allemal. Ansonsten trotz gutem Denkansatz leider nichts für die Geschichtsbücher. Mit einer soliden sechs ist der „Source Code“ denke ich ganz gut bedient.
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Spannender, durch seine Unglaubwürdigkeit jedoch einigermaßen vermurkster Katastrophenfilm. Der Streifen lief letztens unter dem Titel „The Crew – Inferno am Himmel“ als um eine gute halbe Stunde gekürzte Fassung auf Tele 5. Die gekürzten Szenen gingen zum Teil schmerzlich ab, vor allem die Rettung vor dem Lavastrom wirkte fahrig erzählt und schwach ausgeführt. Man hätte meinen können, dass den Protagonisten zwischenzeitlich Flügel gewachsen wären und sie über die Ströme hinweggeflogen wären, so wenig sah man von der Rettung. Aber auch so mancher Sequenz im Flugzeug gereichte die Kürzung nicht eben zur Zierde, da wurde die Plausibilität leider auf dem Altar der Dynamik geopfert. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass das Umsteigen von einem Flugzeug ins andere während des Fluges möglich ist. Bei 700km/h würde allein der Winddruck das verunmöglichen, von der Kälte mal ganz abgesehen.
Trotzdem versuchte uns Regisseur Lebedev dies ganz offensichtlich als Tatsachen zu verkaufen, zumal er sich um einen ernsthaften und dramatischen Ton bemühte. Das stand seinem Streifen in vielen Szenen zwar ganz gut zu Gesicht, kostete ihm in letzten Instanz jedoch einen Gutteil an Glaubwürdigkeit. Bei Filmen wie zB. Indiana Jones ist ja auch viel dabei, was schon rein aus physikalischer Sicht nicht möglich erscheint, dennoch geht man damit weniger hart ins Gericht, da es zu der lockerleichten Stimmung gut dazu passt und sogar den einen oder anderen Lacher parat hat.
Dafür machten sich die Effekte recht gut, sowohl was die handgemachten, als auch die CGI-erstellten betraf. Die Explosionen kamen so richtig gut zur Geltung, und auch der Einsturz des Flughafengebäudes wirkte ziemlich echt. Die Lavaströme kamen mir etwas zu dünnflüssig und schnellfließend vor, aber vermutlich hat die Temperatur eine gewisse Auswirkung auf die Viskosität.
Die Mimen werkten ambitioniert an ihren Figuren und hatten durch die Bank gute Auftritte. Aber auch bei der Synchronisation wurde zumindest bei den Hauptfiguren auf Qualität geachtet und damit gewann der Streifen ungemein. Bei den Nebenfiguren wollte es dann und wann nicht passen, vor allem bei den Kindern wirkte es oft nicht gut – da merkte man, dass es sich um Erwachsene handelte, die die Stimmen verstellten.
Conclusio: Ein zwar spannender und auch soweit unterhaltsamer, aber nicht immer glaubwürdiger Streifen. Obwohl ich die Optik durchaus als gelungen betrachten würde, so verhagelten die Schwächen das Gesamtergebnis leider etwas, wodurch ich etwas nach unten nivelliere. Obwohl ich den Stärken mit meiner Viereinhalb wohl nicht wirklich Rechnung trage, so lassen die Schwächen eine bessere Bewertung leider nicht zu.
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Nett angetragene Krimikomödie mit handwerklichen Schwächen. Der gute Inspektor Jury erinnert ja frappierend an die Verfilmungen Agatha Christies oder etwa auch Inspector Barnaby, ja, ich vermeinte in diesem Streifen sogar einen Hauch Edgar Wallace zu verspüren. Den Gedanken an Rosamunde Pilcher hingegen verdrängte ich tunlichst, mit diesen Geschichten kann ich leidlich wenig anfangen. Trotzdem punktet dieser Film mit der herrlichen englischen Atmosphäre, die ich grundsätzlich sehr mag. All diese kleinen, aber feinen Details, etwa gemütliche Pubs, liebevoll gepflegte Vorgärten, hochnoble Schlösschen (selbst wenn es die Bewohnerin so wie in diesem Fall nicht ist) nebst dazugehöriger Parks im Stile anheimelnder englischer Gärtnerei.
Dazu beschenkt uns Autorin Martha Grimes mit zwar etwas schablonenhaften, aber immerhin nicht uninteressanten Figuren, die gut in die lockere Umsetzung passten. Obwohl der Grundton angesichts der Mordopfer natürlich ein dramatischer war, versteht es Drehbuchautor Günter Knarr mittels fein eingestreuter, unterschwelliger Gags und gut getimten Dialogen eben jene Schwere herauszunehmen, die der Produktion nicht gutgetan hätte. Gemeinsam mit einer federleichten Regiearbeit Andi Niessners wollte das Gesamtergebnis dann schon passen.
Leider machte sich die Produktion mit gewissen handwerklichen Schwächen selbst das Leben schwer. Gegen den Einsatz einheimischer Darsteller ist ja grundsätzlich nichts zu sagen, jedoch hatte man bei der Synchronisation kein gutes Händchen. Die Sprecher wirkten eigentlich durch die Bank aufgesetzt und in ihrem Tun reichlich übermotiviert, was das Gesamtbild leider entscheidend trübte. Bei einigen Szenen hätte ich mir fast Blasen an den Handflächen eingehandelt, so oft musste ich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Vor allem Jurys Chef extrem schlecht gesprochen, das war in dieser Laienhaftigkeit nur wirklich schwer erträglich. Aber auch der Dorfwirt oder seine Frau mit schwacher Synchronisation.
Fritz Karl und Götz Schubert hingegen brachten das ungleicher Ermittlerduo soweit so gut, auch wenn sich Schubert mit der Noblesse oftmals schwertat. Zwar hatte er die bodenständigen Sequenzen gut im Griff, bei jenen im Club versagte er jedoch kläglich. Marlene Morreis hingegen eine Bank, wenn auch mit dankbarer Aufgabe.
Fazit: Gäbe es die oben beschriebenen Schwächen nicht, so hätte ich gerne eine sechs oder sieben vergeben, in dieser Form kommt der Streifen jedoch über das Niveau einer besseren Fernsehproduktion nicht hinaus. Empfehlen kann ich ihn für Freunde der englischen Atmosphäre, echten Krimifans wird die hausbackene und leicht vorhersehbare Handlung (dem erfolgversprechenden Prinzip „3 Morde/Folge“ wird auch hier gehuldigt) vermutlich ein Dorn im Auge sein. Mich persönlich hat das aber nicht so gestört und so gebe ich mal fünf solide Punkte.
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Nette Komödie über emotionale Abhängigkeiten und Abnabelung. Vicco von Bülow beackert hier das Verhältnis zwischen Eltern und ihren erwachsenen Nachkommen. Das generiert zwar einiges an Heiterkeit, kommt aber weder an seine Cartoons, noch an das ein paar Jahre später gedrehte „Pappa ante Portas“ heran. Trotz einiger wirklich lustiger Momente bot „Ödipussi“ eben auch viel Leerlauf und Handlungsstränge, die mit der eigentlichen Geschichte nur wenig zu tun haben. Die Italienreise beispielsweise war ja recht nett, hätte es aber für die Handlung selber nicht gebraucht. Da wurden Touristen- und Gesellschaftsschichten-Themen angerissen, ein wenig stiefmütterlich herumgeschubst und schließlich achtlos wieder fallengelassen. Unter dem Strich ein bestenfalls als „bemüht“ zu bezeichnender Seitenhieb ohne jeglichen Mehrwert. Auch die Sache mit der Vereinsmeierei schleuderte fast schon aus der Kurve, warum von Bülow sich anstelle dessen nicht mehr auf das eigentliche Thema konzentriert weiß ich nicht. So gesehen bot „Ödipussi“ mehr ein Sammelsurium an schrägen Typen und seltsamen zwischenmenschlichen Verhaltensweisen, was das eigentliche Thema dann so weit zerfaserte und mehr an eine Sketchsammlung als an einen stringenten Film erinnerte.
„Bemüht“ war auch die Darstellung Vicco von Bülows, der sein an echten Gags (und damit meine ich den Wortwitz, für den er ja bekannt ist) armes Drehbuch durch einige Slapstick-Einlagen aufzuhübschen versuchte, was allerdings nicht immer gelang. Dazu kam auch eine für ihn fast schon erstaunliche Treffunsicherheit, besonders was die zwischenmenschlichen Angelegenheiten betraf. Dagegen erwies sich Evelyn Harmann als wahrer Fels in der Brandung und rettete dem Streifen mit fast schon heroischer Entschlossenheit den einen oder anderen Punkt. Es begann mit einer witzigen Vierer-Conference, ging weiter mit einem gekonnten Dialog beim Tee und endete mit einer genialen Vorstellungrunde mit den Altvorderen. Dazwischen eine wirklich herrliche Szene als junges Luder im Nobelhotel.
Conclusio: Herr von Bülow, das können Sie besser. Obschon ich Ihnen zugutehalten möchte, dass Sie hier nicht lediglich die Pointen aus Ihren Comics als Realfilm aufwärmten wollten, sondern sich um ein paar frische Ideen bemühten, wirkt das Ergebnis unter dem Strich leidlich unausgegoren und inhaltlich fahrig. Dass Sie mich jetzt bitte nicht falsch verstehen, einen gewissen Unterhaltungswert hat „Ödipussi“ freilich, doch den Vergleich mit den höherwertigen „Ratgeber“-Cartoons hält der Streifen leider nicht stand. Vielleicht ging ja einfach nur die Intention, möglichst viele gesellschaftliche Themen anzusprechen, ein wenig nach hinten los. Grundsätzlich schätze ich Ihren Humor über alle Maßen, doch hier wollte es leider nicht immer hundertprozentig klappen. Ich vergebe daher mit einigem Wohlwollen eine leicht überdurchschnittliche Bewertung und hoffe, dass Sie meine Beweggründe dafür verstehen.
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Blasses SciFi-Abenteuer. Ich könnte mich jetzt seitenlang darüber auslassen, wie viel Potential die Geschichte an sich gehabt hätte und wie viel davon man Zugunsten der eher banalen Liebesgeschichte liegengelassen hat, doch ich mache es kurz: Es liegt am Blickwinkel. In Wirklichkeit bietet das SciFi-Setting lediglich die Basis für einen Romantik-Thriller, der in bester „Twilight“-Manier inszeniert wurde. Kernthema sind die beiden Seelen in der Brust der Hauptdarstellerin und die daraus entstehenden Liebesirrungen und -wirrungen. Das mag den SciFi-Freund in mir natürlich einigermaßen unbefriedigt zurücklassen, doch romantisch veranlagte Teenager werden den Streifen wohl eher abfeiern. So gesehen muss man natürlich auch das hanebüchen-schwülstige Ende relativieren, die romantisch veranlagten Teenager sollten wohl ohne bange Gedanken nach Hause geschickt werden. Einem gestandenen SciFi-Seher jedoch schmerzen noch zehn Minuten nach dem Ende die Amalgamplomben, da die finale Auflösungssequenz einem Biss auf Stanniol gleichkommt. Da verkam die Geschichte zu einer klebrig-matschigen Angelegenheit, so als wollte man aus einer Banane einen Kreis machen.
Rein handwerklich betrachtet kann man gegen die Streifen ebenso wenig sagen wie gegen die Darsteller. Diese schienen mit ihren schablonenhaften Charakteren zum Teil sogar ihre Freude gehabt zu haben und brachten ohne große Anstrengung gute menschliche Effekte auf die Leinwand. Lediglich Saoirse Ronan hatte mit ihrer Doppelidentität ein paar Herausforderungen ausgefasst, bewältigte diese aber mit einem leichtfüßigen Selbstverständnis, das auf weitere gute Auftritte hoffen lässt. Die arrivierten Stars Diane Kruger und William Hurt bildeten ein passables Antagonistenduo, der Rest war vor allem fürs das gute Aussehen zuständig.
Aber auch die Atmosphäre und optische Umsetzung wussten zu gefallen, die staubige Wüstenenklave kontrastierte den mondänen und spiegelglatten Futurismus sehr gut. Visuell wurden die Settings gut umgesetzt, darauf schien man bei dieser Produktion großen Wert gelegt zu haben. Dafür darf man nicht nach Logik, Nachvollziehbarkeit oder Plausibilität fragen, das ist eben kein Kernbereich dieses Stoffes. Darum müssen sich sowohl Autorin Stephanie Meyer als auch Regisseur Andrew Nicol kaum Gedanken machen, wie gesagt geht es in diesem Streifen nicht in erster Linie darum.
Fazit: Ein Film, der für ein bestimmtes Publikum gemacht ist und dort wohl auch die besten Bewertungen einfahren kann. Ich möchte solchen Produktionen keinesfalls mit Überheblichkeit oder Herablassung begegnen, meine Lieblingsgenres sind ja auch nicht gerade jedermanns Sache. Mein persönliches Missfallen drückt natürlich die Bewertung nach unten, wobei ich die Produktion und die Darsteller damit zwar etwas unter Wert schlage, ich mir wegen der hanebüchenen Geschichte aber einfach nicht mehr aus dem Kreuz leiern kann.
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Eine der für mich besten Wallace-Verfilmungen. In den „Toten Augen von London“ lief viel zusammen, was in vielen anderen Produktionen dieser Art nicht passte. Vor allem sparte Vohrer nicht mit dem Einsatz der Nebelmaschinen, was seiner Produktion eine tolle Atmosphäre verlieh. Wallace wühlte sich in diesem Kriminalstück vornehmlich durch die gesellschaftlichen Niederungen und ließ die oberen Zehntausend ebenso wie aristokratische Einflüsse völlig außen vor. Eigentlich erschien fast jede Szenerie zwielichtig und verrufen, sogar das harmlose Blindenheim mit dem „ehrenwerten“ Herrn Reverend war durchsetzt mit verbrecherischem Abschaum. Menschliche Verelendung komplettierte die moralische Verruchtheit, die selbst das minimalste Streben nach einem ehrbaren Dasein sofort zunichtemachte. Lediglich die „Helden“ stemmten sich erfolgreich gegen den menschlichen Morast und legten den Gaunern allesamt das Handwerk.
Aber auch die Handlung selbst bot durchwegs Spannung. Wallace führt uns über die gewohnten Schleichwege zur Lösung des Falles. Diese mäanderten genug um das Interesse hoch zu halten, folgten dabei aber ausreichend plausiblen Wendungen um nicht unglaubwürdig zu wirken. Man ahnt es ja schon von Anfang an, dass Vieles irgendwie zusammenhängt, kann sich aber bis zum letzten Viertel keinen rechten Reim darauf machen.
Heimlicher Star des Streifens ist natürlich Adi Berber, der seinen „blinden Jack“ mit schon fast grusliger Selbstverständlichkeit mimte. Wenn seine gebrochenen Augen im Bild auftauchten, dann weiß man: So, jetzt ist Schluss mit lustig. Seine aufgeklebte, wilde Köperbehaarung symbolisierte das Triebhafte und Animalische, und wenn er sich wie eine Würgeschlange an seine Opfer heranschleicht, dann kann man seine Pranken schon fast im eigenen Nacken spüren. Einfach herrlich.
Dazu strich Vohrer die Kasperliade Arends auf ein passendes Maß zusammen, der Hampelmann vom Dienst spielte diesmal einen Sargent. Natürlich wurde auch dieser als schräge Type dargestellt, jedoch beließ man es bei ein wenig Exzentrik, was unter dem Strich stimmig und passend daherkam. Arends Figur zeigt im Laufe der Handlung nicht nur erstaunliche Fertigkeiten, sondern darf auch zum guten Ausgang wesentlich beitragen, was ihm auch deutlich über den Status als Wasserträger hinaushob. Weitere kurze, humorige Einschübe wie die von innen gefilmte Munddusche lockerten die an sich ernste Handlung auf, ohne sie in dümmlichen Hanswurstereien abgleiten zu lassen.
Aber auch die Gewalt wurde in erträglichem Maße vorgetragen, so wurde etwa das Ertränken der Opfer niemals gezeigt, sondern gerade mal am Schluss angedeutet, als Karin Baal ein sicherlich nicht angenehmes Bad im Waschtrog nehmen musste. Ansonsten gab es die üblichen, eher handzahmen Prügeleien und Todesfälle außerhalb des Bildschirmes. Da wurden die schlimmen Bilder ausschließlich dem individuellen Kopfkino des Zuschauers überlassen – eine nicht nur unter dem Gesichtspunkt der damaligen Sehgewohnheiten gute Entscheidung.
Ansonsten bekam man die „üblichen“ Schauwerte und Charakterisierungen. Blacky Fuchsberger in seiner Paraderolle, ebenso wie Dieter Borsche und natürlich ein herrlich schmieriger und zwielichtiger Klaus Kinsky. Karin Baal war als herzige Unschuld vom Lande ebenso gut besetzt wie Harry Wüstenhagen als halbseidener Gewohnheitsverbrecher.
Fazit: Es ist immer wieder ein Genuss, sich inmitten dem herrlichen Ambiente der londoner Halbwelt in menschliche Niederungen entführen zu lassen. Vohrer schafft hier das Kunststück, eine an sich widerliche Handlung doch stimmig und schaurig-schön zu verpacken, was summa summarum zu einem atmosphärisch dichten Gesamterlebnis führt. Wie ich bereits eingangs schrieb, sind die „Toten Augen von London“ einer der besten, wenn nicht gar die beste Wallace-Verfilmung von Rialto. Eine Empfehlung daher ist ebenso selbstverständlich wie eine absolut verdiente acht.
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Gut erzähltes Mystery-Stück. Ein Drehbuch von Billy Bob Thornton, das von Sam Raimi inszeniert wurde – schon allein die Gegensätzlichkeit dieser beiden Namen ließ mich aufhorchen. Na das kann ja was werden, dachte ich zuerst - doch nach dem Abspann war ich angenehm überrascht. Die beiden verschonten uns nämlich nicht nur von Abartigkeiten jeglicher Couleur, sondern beglückten uns mit einer interessant erzählten Geschichte, die durchaus für sich spricht. Die eher kriminal-lastige Handlung hatte durchaus Hand und Fuß und sorgte sogar für die eine oder andere Überraschung, da eben nicht nach dem üblichen Krimi-Schema-F vorgegangen wurde. Dass die Darsteller zudem auch nicht nach ihren üblichen Rollenmustern gecastet wurden und die Figuren ebenso wenig den stereotypen Klischees entsprachen, bot noch einen zusätzlichen Pluspunkt.
Darüber hinaus wurde eine feine Südstaaten-Atmosphäre kreiert, die jedoch nicht die bekannt fiebrige Hitze der Region zeigte, sondern diese eher den Protagonisten innewohnen ließ. Schon allein die Auswahl der Figuren wirkte wie ein Kaleidoskop an Typen, die auf den ersten Blick wie zusammengewürfelt und aufeinander losgelassen daherkamen. Hinter de facto jeder Fassade brodelte es - beim einen mehr, beim anderen weniger. Thornton und Raimi waren gewillt, jeder ihrer Figuren schonungslos auf den Grund zu gehen und sie mit allen ihren Neurosen und dunklen Geheimnissen zu zeigen - eigentlich war kaum einer so, wie man es auf den ersten Blick vermutete. Dabei wurde die Charakterisierung aber auch gut in den Handlungsfortschritt eingewoben, womit man nicht nur quälende Längen vermied, sondern auch das Interesse immer hochhielt.
Wobei man aber auch sagen muss, dass die Darsteller wirklich gut und solide ablieferten. Wie gesagt hatte kaum einer seine „herkömmliche“ Rollenprägung und so wurde etwa ein Keanu Reeves als unguter Fiesling und Katie Holmes als Schlampe vom Dienst besetzt. Lediglich Giovanni Ribisi, der seit je her auf schräge Figuren abonniert ist, durfte den durchgeknallten Psycho geben. Hillary Swank brachte die tumbe Unsichere ebenso glaubwürdig wie Michael Jeter den unsympathischen Anwalt.
Fazit: Ein solide umgesetzter und gut gespielter Mystery-Thriller, der auch auf den zweiten Blick gefallen kann. Allein schon die ansehnliche Südstaaten-Atmosphäre und die durchaus interessanten Figuren lohnen einen Blick, womit ich eine Empfehlung auch guten Gewissens aussprechen kann. Kleinere Gewaltspitzen bewegen sich im Rahmen des Genres und sollten auch für eher zart besaitetes Publikum erträglich sein. Wie es sich für gepflegte Mystery gehört, knurrt der Streifen manchmal gewaltig, beißt aber nie wirklich zu – maximal wird es mal ein liebevoll gemeintes Zwicken, was aber nicht zum Problem werden sollte.
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Erfrischender Genrebeitrag. „Jeepers Creepers“ ist einer jener Filme, die man als Horror-/Mystery-Fan nicht ganz außer Acht lassen sollte. Es ist diese feine Mischung aus nonchalantem Grusel und gut gesetzten Jumpscares, dies alles garniert mit einer schaurig-schönen Atmosphäre, die den Film auch für mehrfache Sichtungen qualifizieren. Dazu bricht Regisseur und Autor Victor Slava mit der einen oder anderen Regel des Genres und fertig ist die herzerwärmende Melange. Dabei erfindet Salva das Rad keineswegs neu und bedient sich auch großzügig an den Werken anderer Kreativer, verleiht seinem Puzzle jedoch eine muntere Wachheit, die man (leider) nicht alle Tage sieht. Jedenfalls ist er von einem reinen Fanservice weit genug entfernt um den Mief des Einheitsbreis weitgehend zu vermeiden. Da verzeiht man auch das eine oder andere handwerkliche Missgeschick, das zwar merkbar ist, den Streifen aber nicht nachhaltig hinunterzieht. Sympathische Figuren und der Verzicht auf B-Film-haftes Geschwafel halten den Film weit über dem Sumpf des Trashs und lassen diesen gemeinsam mit einer passablen Synchronisation gut dastehen.
Dazu kam eine leichtgängige und mitunter auch launige Erzählweise, die über weite Strecken zwar gut unterhält, in einigen Szenen jedoch Zweifel entstehen lassen, ob der Humor auch in dieser Form gewollt war. Selbst wenn ich persönlich eigentlich nicht von geplanten Schmunzlern ausgehe, würde die eher lockere Atmosphäre dann doch dafürsprechen. Eine feine musikalische Untermalung, insbesondere die Titelsongs rundeten das Gesamtergebnis dann schön ab.
Dazu erleben wir gute Leistungen der Mimen, der bis in die Nebenrollen soweit so gut besetzte Cast machte seine Arbeit gut. Sowohl bei der Auswahl der Typen als auch bei der Ausprägung seiner Figuren bewies Salva ein gutes Händchen. Gina Phillips und Justin Long harmonierten als Geschwisterpaar ganz gut und brachten ihre Protagonisten jederzeit stilsicher durch die Laufzeit. Aber auch Jonathan Breck als Antagonist hatte ein paar wirklich gute und atmosphärische Szenen. Alle anderen gut positioniert, Patricia Belcher etwa oder Eileen Brennan.
Bei den Effekten setzte Salva auf gute alte Handarbeit und tat auch wohl daran. Kaum eine der visuellen Umsetzungen wirkte fadenscheinig oder billig, gerade mal die Szenen im Keller der Kirche wollten nicht restlos überzeugen. Die an die Wände und Decke gebundenen Leichen erinnerten an bemalte Holzstatuen - anfangs dachte ich an einen schrägen Kult, der seine wirren Philosophien derart ausdrückt, erst später klärte sich das Ganze auf.
Fazit: ein absolut frischer und empfehlenswerter Genremix, der mir vor knapp zwanzig Jahren im Kino ebenso gefallen hat wir letztens auf DVD. Kleinere handwerkliche und erzählerische Schwächen kosten „Jeepers Creepers“ zwar eine bessere Bewertung, doch die solide sechs kann ich gut vertreten. Ob die wenigen humorigen Einschübe gewollt sind oder nicht lasse ich mal dahingestellt, unter dem Strich taten sie der Melange ganz gut.
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Herrliche Pensionsschock-Komödie. In „Pappa Ante Portas“ stellt ein (früh-?)pensionierter Vicco von Bülow mittels wirtschaftlicher Optimierungen im Haushalt diesen nicht nur auf den Kopf, sondern auch seine Gattin und seine Ehe vor ernste Herausforderungen. Dabei führt von Bülow nicht immer die feine humoristische Klinge, dennoch verzeiht man ihm das Schielen nach dem Holzhammer gerne, da seine Komödie durchgehend Lacher bietet und die ganze Laufzeit eigentlich gut unterhält. Lediglich der Einfall mit der Filmproduktion in seinem Hause fällt etwas ab, da dieser einerseits von Louis de Funes geklaut ist („Der Querkopf“), andererseits in seiner etwas manisch wirkenden Übertreibung nicht so recht zünden will. Da hatte die Auseinandersetzung mit Schwager und Schwägerin auf der Geburtstagsfeier der Schwiegermutter schon eine deutlich bessere Wirkung, da diese stärker aus dem Leben gegriffen und auch feiner beobachtet war.
Von Bülow reitet seine Spitzen gegen so manche Einrichtungen des menschlichen Lebens, die Kleinkariertheit bekommt ebenso ihr Fett weg wie der Kunst- und Kulturbetrieb. Dennoch schöpft „Pappa Ante Portas“ seinen Humor im Wesentlichen aus den leisen zwischenmenschlichen Tönen – das gestammelte Vater-Sohn-Gespräch etwa wie das erleichterte Resümee („Wie schön, dass wir auch jetzt noch so offen miteinander reden können“) immer wieder ein Brüller.
Obschon von Bülow besonders seine Nebenfiguren mitunter etwas zu schräg und damit reichlich unglaubwürdig ausgestaltet, hatte der Streifen gerade dadurch seine Momente. Ich kann mir ja vorstellen, dass dieser Humor nicht jedermanns Sache ist, aber für mich passte es weitgehend. Die selbstgerechte Borniertheit bekam ebenso den Spiegel vorgehalten wie so manch andere menschliche Schwäche. Am Ende muss sich Herr Lohse eigestehen, dass er seinen Umgang mit der Familie noch erlernen muss, der Firmenhabitus lässt sich nun mal nicht 1:1 auf private Umstände umlegen. Damit gibt er uns einen versöhnlichen Abschluss und mit einem etwas grotesk wirkenden Flötenkonzert auch einen Schlusslacher mit auf den Weg.
Vicco von Bülow war natürlich der bestimmende Mime in diesem Film, in dem er sich neben der Hauptrolle auch für die Regie auch das Drehbuch verantwortlich zeigte. In Evelyn Hamann hatte er aber auch eine kongeniale Partnerin gefunden, die die überforderte Ehefrau jederzeit stilsicher und launig brachte. Alle andere zumindest nicht im Negativen auffällig und soweit in Ordnung in ihren teils überkandidelten Rollen.
Conclusio: Ein sicherlich etwas gewöhnungsbedürftiger Humor, den ich persönlich aber sehr schätze. Auch wenn nicht alle Passagen immer so ganz treffsicher daherkamen, so bot der Film durchgehende Laune und heiteres Vergnügen. Wiewohl diese Art am Besten in kleinen Dosen genossen wird, bietet sie dann und wann aber einen umso höheren Genuss. Eine Empfehlung möchte ich daher gerne aussprechen.
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Wozu in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nah… Diesen Satz ließ sich Autor und Regisseur James Grey wohl in sein Kopfkissen sticken, als der diesen Film erdachte. Leider ist dieser eine Satz aber auch das Einzige, was er uns beim Abspann mit auf den Weg gibt - eine verglichen mit dem Aufwand der Produktion relativ dünne Conclusio. Aber auch die leidlich banal wirkende Handlung hatte nur recht wenig Erhellendes zu bieten, sondern wirkt eher wie ein krudes Sammelsurium von Anekdoten eines Weltraumreisenden. Damit verleiht Grey seinem Streifen womöglich mehr Realitätsnähe als ihm selber lieb ist, wie so oft im „echten“ Leben geht es auch hier ohne erkennbaren Plan voran. Vielleicht waren die Mondpiraten und die verwilderten Versuchstiere auf der Forschungsstation ja Symbole für irgendetwas, das sich meiner Erfassung entzogen hat, und etwas vollkommen Innovatives und Wunderbares, doch leider – und das muss ich hier in aller Deutlichkeit sagen – erschoss sich mir der Sinn nicht mal im Ansatz.
Dafür beglückte uns Gray mit einer Flut von audiovisueller Schönheit und schon fast betörender Eindrücke. Untermalt von einem tragenden Klangteppich wirkten seine Bilder von erhabener Pracht und einfühlsamer atmosphärischer Dichte, was die dürre Geschichte dann zwar einigermaßen aufhübschte, letzten Endes aber nicht über die Inhaltsleere hinwegtäuschen konnte. Dazu kamen dann noch ein paar genretypische Unglaubwürdigkeiten wie das Emporklimmen unseres Helden an einer startenden Rakete oder das punktgenaue Anvisieren eines weit entfernten Raumschiffes mittels eines aus dem Raumanzug ausgestoßenen Gasstrahles – ich glaube nicht, dass das in Wirklichkeit funktionieren würde. Dazwischen dann die bereits erwähnte inhaltliche Leere und sinnbefreites Geplapper aus dem Off (vielleicht sollte das aber auch die kalte Leere des Weltraums symbolisieren, wer weiß das schon).
Wenigstens die Darsteller schienen mit Feuereifer an Bord zu sein und lieferten gut ab. Brad Pitt in einer für ihn untypischen Rolle zeigte eine hervorragende Probe seines darstellerischen Könnens und nahm seine Kollegen auch gut mit. Tommy Lee Jones knurrig und bärbeißig wie es ihm am Besten steht, Ruth Negga ätherisch schön (dachte schon, sie ist die Außerirdische 😉). Ein sichtlich gealterter Donald Sutherland mit kleinem, aber guten Auftritt.
Conclusio: Wieder so ein Film, der die Kritiker wohl deutlich mehr begeistert als mich. Ja, es war schön gefilmt und ja, die Musik passte dazu wie der Kartoffelsalat zum Schnitzel, doch unter dem Strich zeigte uns Grey nicht mehr als ein szenisches Konglomerat eines Weltraumforschers ohne tieferen Sinn. Die herrlichen Aufnahmen konnten die fehlende Grundaussage und die ungenügende Handlung leider nicht vollständig kompensieren, daher tu ich mir mit einer Empfehlung etwas schwer. Die leicht unterdurchschnittliche viereinhalb ist leider das Maximum des für mich Vertretbaren.
PS. Mein Latein ist nach dreißig Jahren schon etwas eingerostet, aber müsste der Titel nicht „Ad Astram“ heißen? („ad“ verlangt doch den Akkusativ oder?)
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Fein erdachtes Übersinnlichkeits-Verwirrspiel. Für diesen Film muss man gewohnte Denkmuster ein Stück weit verlassen und sich auf die gezeigten Dinge einlassen können. Ich persönlich mag es ja ganz gerne, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und mir eben nicht die Frage nach Plausibilität zu stellen. Damit würde man bei diesem Film recht schnell anstehen und der Geschichte um Aufarbeitung vergangener Traumata wohl bald den Rücken kehren.
Dazu verwöhnt uns Regisseur Jorge Dorado mit einer pittoresk-düsteren Atmosphäre, die dem Streifen ganz guttut. Auch die latent vor sich hergetragene Mystery schraubt die Spannung und das Interesse gut nach oben und die fein ausgearbeiteten, interessanten Charaktere tun ihr Übriges, damit man wissen will, wie es weiter geht. Dazu begeht das Autorenduo Martha und Guy Holmes nicht den Kardinalsfehler, die Katze zu früh aus dem Sack zu lassen, sondern führt uns ein paarmal an der Nase herum, jedoch nicht so weit, dass es unglaubwürdig werden würde.
Dazu lieferte der Cast soweit so gut ab und zeigte uns die Figuren eindringlich und fein nuanciert. Man weiß ja bis zum Schluss nicht, wer denn der eigentlich böse ist, kann sich aber nicht beschweren, dass man es nicht hätte wissen können. Taissa Famiga hatte dabei mit einem breiten Spektrum an Befindlichkeiten die meisten Möglichkeiten und nutzte diese auch soweit. Mark Strong als der in die Irre geführte Traumdeuter stand ihr aber um nichts nach, auch sein Charakter hatte Hand und Fuß. Alle anderen zumindest ohne Fehl und Tadel, auch die Synchronisation in Ordnung.
Fazit: Bietet für einmaliges Schauen spannende Unterhaltung – kennt man den Twist einmal, dann ist es natürlich nur mehr das halbe Vergnügen. Trotzdem eignet sich „Mindscape“ allein schon wegen der feinen Mystery-Atmosphäre für eine zweite oder dritte Sichtung, aber dann läuft man Gefahr, den Streifen totzusehen. Daher meine wohlmeinende Empfehlung und eine überdurchschnittliche sechseinhalb.
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Untypischer Louis de Funes. Trotzdem der aufgedrehte Mime auch in diesem Streifen wieder seinen hinlänglich bekannten, kindlichen Schabernack aufführte, sogten die tanzenden und singenden Damen doch für zumindest einige Abwechslung. Für gewöhnlich bin ich mit Tanz- und Gesangseinlagen in Filmen ja nicht sonderlich glücklich, doch hier konnte ich mich mit der coolen und fetzigen Siebziger-Jahre-Musik durchaus anfreunden. Auch gerieten die gut eingepflegten Tanzeinlagen niemals überbordend lang, was dem Streifen dann doch einiges an Kurzweil bescherte.
Natürlich ist die Geschichte wie viele andere dieser Art auch völlig an den Haaren herbeigezogen und dient leidglich als Vorwand, damit Herr De Funes seine Grimassen und Hanswurstiaden an den Mann bringen kann. Diesmal kann man ihn sogar tanzend bewundern und mittendrin gibt er sogar einen Gesang zum Besten (eigentlich ist es ja eher ein gegrölter Rap, aber das Bemühen wollen wir ihm halt mal anrechnen). Da hatte der im Duett trällernde Herr Sohn Didier de Funes stimmlich schon etwas die Nase vorn. Letzterer wurde ja in ein paar Filmen neben seinem Vater eingesetzt, erkannte aber bald, dass er über nur wenig schauspielerisches Talent verfügte - und das sieht man hier auch. Seine Auftritte kann man mit dem Prädikat „bemüht, aber glücklos“ versehen, er hatte leider nie die Leinwandpräsenz seines Vaters.
Die mit mal mehr, mal weniger Treffsicherheit gesetzten Gags konnten nicht allesamt punkten, ein paar Lacher gab es aber schon. Diese schienen zum Teil auch der Synchronisation zu verdanken zu sein, die ihrerseits ein paar Kalauer eingebaut hatte. So waren teilweise Wortspenden von Leuten zu vernehmen, die gar nicht im Bild waren oder der Kamera gerade den Rücken zudrehten. Das passiert im Normalfall nicht und wenn doch, dann eben aus dem Wunsch heraus, für mehr Heiterkeit zu sorgen. Es fiel aber nie ungut oder als zu gewollt auf.
Ein paar kurze, aber wie immer gut getaktete Auftritte hatte auch Paul Preboist, der hier den verzweifelten Hoteldirektor mimen durfte. Der hat so eine Art, über die man einfach lachen muss. Dafür Didier de Funes ohne jegliches komödiantische Talent, das dürfte sich so gar nicht vererbt haben. Herr de Funes Senior wie man ihn kennt, mit besseren und weniger guten Szenen.
Conclusio: Nicht der schlechteste, aber auch bei weitem nicht der Beste Streifen der Balduin-Reihe, doch zumindest mal was anderes. Die Musik- und Tanzeinlagen mochte ich ganz gerne, hat mich selbst verwundert. Ansonsten die üblichen Hampeleien mit zwar wenigen, dafür aber recht lauten Lachern.
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Schwache Endzeit-Geschichte. Ich hatte beim Lesen der Inhaltsangabe auf ein Remake von „The last man on Earth“ (1964, mit Vincent Price) gehofft, letzten Endes war es jedoch nur eine weitere, wenn auch bessere Bearbeitung des Infizierten-Horror-Themas. Zwar hob sich „I am Legend“ durch seine Fokussierung auf den Hauptcharakter, dessen Motivation und Befindlichkeit gut von anderen Produktionen dieser Art ab, hatte dem Thema bis auf seine alternative Herangehensweise nichts weiter hinzuzufügen. Regisseur Francis Lawrence verschonte uns dankenswerter Weise von platzenden Köpfen und epischen Verfolgungsszenarien, sondern zeigte uns die Überlebensstrategien in einem devastierten urbanen Raum, der langsam von der Natur zurückerobert wird.
Dabei konnte sich Will Smith in dem Kammerspiel soweit so gut in Szene setzen und brachte uns den in der Großstadt gefangenen Robinson Crusoe soweit ansprechend. Dabei verzichtete er natürlich nicht auf jegliches Machogehabe sondern zeigte den vereinsamten Wolf mit zunehmend schwächer werdender psychischer Verfassung. Die unfreiwillige Vereinsamung und all ihre negativen Folgen wurden somit halbwegs gut dargestellt und selbst wenn Lawrence die Oberfläche nur leidlich selten verlässt, so blieb das Interesse an unserem Einsiedler immer hoch.
Die wenigen, aber merkbaren unglaubwürdigen Einschübe mussten für die Handlung wohl in Kauf genommen werden. Bei näherem Nachdenken könnte man sich etwa fragen, wie die Wildtiere nach Manhattan (eine Insel) gelangt waren, wo doch sämtliche Brücken gesprengt worden waren oder woher Strom, Benzin und vor allem diese vielen UV-Lampen kommen – das muss doch irgendwann mal zur Neige gehen? – Aber gut, es geht hier natürlich weniger um die Frage der Akquise, sondern um das Heilmittel, das unser letzter Überlebender aus seinem Blut zu extrahieren sucht. Dass eine kleine Probe reicht um die Menschheit zu retten, glaube ich jedenfalls ebenso wenig wie das plötzliche und irgendwie unmotiviert wirkende Auftauchen und Entschwinden der Frau.
Einen kleinen Pluspunkt erhält der Film durch die visuelle Gestaltung. Das von der Natur eingenommen werdende Manhattan verströmte eine gute Stimmung und selbst wenn die Anwesenheit der Rehe und der Raubkatzen für mich wie gesagt nicht plausibel waren, so hatte die Atmosphäre durchaus ihren Reiz. Aber auch die Symbolsprache wie nutzlos umherliegendes Bargeld zeigte die Auflösung materieller Werte ganz gut. Somit hatte Regisseur Lawrence seine filmischen Hausaufgaben durchaus gemacht, zumindest von dieser Seite kann man ihm keinen Vorwurf machen.
Fazit: Nicht ganz das, was ich mir erwartet bzw. erhofft hatte, dennoch kein Totalausfall. Lawrence bewegte seine Bearbeitung eher in Richtung des anspruchsvolleren Popcorn-Kinos, was zwar einigermaßen zu gefallen wusste, die letztendliche Aussagekraft aber vermissen ließ. So gesehen schlage ich die handwerkliche Machart mit meiner vier wohl etwas unter Wert, kann mich aber hinsichtlich der inhaltlichen Schwächen nicht zu mehr durchringen.
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Impertinenter Herr-der-Ringe-Klau. Könnte man Jason Rappaports Geschichte noch ein gewisses Maß an Eigenständigkeit zugestehen, so macht Herrn Bolls Inszenierung nicht einmal den Versuch das Plagiat zu verheimlichen und lehnte sich optisch stark an Jacksons Adaptierung an, ohne an diese jedoch nur im Ansatz heranzureichen. Vor allem bei der CGI und am Setting offenbarten sich die wesentlich geringeren Möglichkeiten, wobei man Herrn Boll dennoch eine halbwegs ansprechende visuelle Umsetzung anrechnen kann. Es wirkte jedenfalls in keiner Szene fadenscheinig oder billig, und selbst wenn die Anleihen offensichtlich waren, so macht das Endergebnis dennoch keine schlechte Figur.
Die Handlung bot die übliche Durchschnittskost des Genres, was zwar einiges an Vorhersehbarkeit mit sich brachte, einen jedoch von überbordenden Gewalt- und Bluteffekten verschonte. Das entschädigte für die wendungs- und überraschungsarme Geschichte zwar nur teilweise, setzte die Tradition der „Ringe“-Inszenierung aber gut fort. Dazu setzte uns Herr Boll noch ein paar nicht uninteressante Charaktere vor, die zudem noch passend besetzt und gut gespielt wurden.
Womit wir auch schon beim Ensemble wären, wo sich Boll keinesfalls hatte lumpen lassen. Er hatte es nämlich irgendwie geschafft, einen geradezu illustren Kreis an bekannten Darstellern um sich zu scharen, die den etwas schablonenhaften Figuren dann dennoch Leben einhauchen konnten. Lediglich Jason Statham mit für ihn charakteristischen Dreitagebart und Glatze wollte nicht so recht in die Fantasy-Geschichte passen - Pech nur, dass gerade er die Hauptrolle innehatte. Dafür gefielen Ray Liotta als Oberfiesling vom Dienst ebenso gut wie Burt Reynolds (!) als alternder König und Matthew Lillard (der Psycho aus „Scream“) als unrechtmäßiger, aber über Gebühr ehrgeiziger Thronfolger. Indem er seine Figur eine latent psychotische Aura umwehen ließ, hatte den für mich besten Auftritt der ganzen Riege an Darstellern. Dass sich Größen wie John Rhys-Davies oder Ron Perlman mit kleineren Rollen zufriedengeben mussten, verwundert in einer solchen Produktion dann schon etwas.
Fazit: Die alte Weisheit „Gut geklaut ist besser als schlecht selbst erdacht“ schien sich Herr Boll ins sein Stammbuch geschrieben zu haben, anders ist die optische Ähnlichkeit mit dem Ausnahmewerk Jacksons nicht erklärbar. Dennoch bot die Produktion einen gewissen Unterhaltungswert und zudem ein Mindestmaß an handwerklichem Geschick, was mir die erste (und wohl auch einzige) Sichtung zumindest nicht vergällte. Beim Abspann verspürte ich zwar nicht den Drang zu einem spontanen Applaus, musste mir aber auch keinen Sand aus den Augen reiben. So gesehen möchte ich von dem Streifen zumindest nicht abraten und kann ihn mit einer soliden fünf bewerten.
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Halbgares Psychogramm eines Brandstifters. In dieser norwegischen Produktion geht man dem jungen Feuerteufel Dag auf den Grund, der in den achtziger Jahren in einem kleinen Landkreis sein Unwesen getrieben hat.
Ich kann mangels besserem Wissen nicht sagen, ob die Lust am Feuer eine Art „genetische“ Ursache hat, also gewissermaßen angeboren ist oder die Folge einer psychischen Krankheit ist. Unser Protagonist scheint die Pyromanie eher anerzogen bekommen zu haben, als Sohn des örtlichen Feuerwehrmannes und als dessen ersten Helfer erlebt er ausschließlich dann Anerkennung, wenn ein Einsatz gut bewältigt wurde. Zudem scheint er ein überdurchschnittlich intelligenter Bursche zu sein, der auch für seine schulischen Leistungen Bewunderung bekam. Jetzt, nach Abschluss der Schule und gefangen in ländlicher Einfachheit sowie einem ihn unterfordernden Job als Briefträger, den er mit vorgetragenem Desinteresse erledigt, dringt ihm die Ablehnung der Monotonie aus jeder Pore. Dazu hat er mit persönlichen Problemen zu kämpfen, da er sich nicht in der Lage sieht, andere mit seinen Leistungen zu beeindrucken. Der Erfolg beim anderen Geschlecht bliebt ihm ebenso versagt wie ein Platz unter seinen gleichgeschlechtlichen Altersgenossen. Frusterlebnisse potenzieren sich ein ums andere mal, seine Felle scheinen ihm an vielen Fronten wegzuschwimmen. Der einzige Ausweg scheint in der Brandbekämpfung zu liegen, wo er sich mit überdurchschnittlichen Leistungen hervortun kann.
Regisseur Erik Skjoldberg geht seine Darstellung um den abdriftenden Helden mit einer ausgesuchten Ruhe und Sorgfalt an, das Drama zeigt sich nicht vordergründig, sondern in langen und fast qualvoll schönen Aufnahmen. Dag irrlichtert durch eine reizvolle Landschaft, in der es keinen Platz für seine Stärken zu geben scheint. Eine unglückliche Verliebtheit offenbart das ganze Schlammassel, weder kann er sich in Szene setzen, noch gelingt ihm eine menschliche Reifung. Die zunehmende Vereinsamung unter Menschen wird auch durch sparsame Dialoge und knappe Wortmeldungen gekennzeichnet – Björn Johanessens Drehbuch dürfte nicht sonderlich dick gewesen sein und beschränkte sich auf das gerade zum Verständnis der Handlung Notwendigste.
Trond Nilsen hatte ein paar gute Szenen und arbeitete gut am Charakter seiner Figur. Obwohl er sich mittedrin immer wieder Schwächen leistete, brachte er den Brandstifter letzten Endes so weit so gut ins Ziel und lieferte glaubwürdig ab. Alle anderen ohne große Herausforderungen, lediglich Agnes Kittelssen als seine heimliche und unglückliche Liebe fand einige Möglichkeiten vor, die sie zu nutzen verstand.
Fazit: Für Fans der ruhigen und präzisen Charakterdarstellung sicherlich ein Leckerli. Für mich hoben die plausiblen menschlichen Reaktionen den Streifen aus den Tiefen der Banalität und damit kann ich das Dargebotene durchaus abnicken. Für höhere Weihen erscheint er mir nicht eindringlich genug und auch zu wenig spektakulär, zum einmaligen Schauen kann ich ihn aber gerne empfehlen.
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Ansprechendes Drama über menschliche Entwicklung und das Reifen des Weines. In jüngeren Jahren habe ich ja gerne den Kopf geschüttelt über das Gewese, das mit und über den Wein gemacht wird, mittlerweile haben sich meine Ansichten darüber aber etwas geändert. Der Wein nimmt hinsichtlich seiner Produktion und Geschmacksentfaltung eine ähnliche Sonderstellung ein wie der Käse - da wie dort gibt es einen relativ großen Ermessensspielraum des Erzeugers, was eine sehr große Sorgfalt und Hinwendung zum Produkt erfordert. Man sagt ja immer, dass eine Teil der Befindlichkeit des Winzers auch in den Wein einfließt und das möchte ich zumindest nicht Apriori abstreiten. Ich kann mir gut vorstellen, dass menschlich gesehen eher sprödere Typen einen eher trockeneren Wein produzieren als fröhliche Charaktere, die wahrscheinlich eher die fruchtigen Noten bevorzugen.
Möglicherweise wird aber auch einfach zu viel in das Ganze hineingeheimnisst, trotzdem glaube ich nicht, dass die Herstellung ein reines Business ist. Ich selbst lebe ja in einer Weinbaugegend und kann daher mit den gezeigten Abwägungen, die beim Reifeprozess gemacht werden, durchaus etwas anfangen. Womöglich tut man sich als emotional gefestigter Mensch mit gewissen Einschätzungen leichter als problembehaftete Winzer. Und so erscheint auch die szenische Konvergenz zwischen den reifenden Charakteren und dem reifenden Wein ganz gut und auch soweit plausibel gemacht. So wie der Wein in seinen Fässern reift, so entwickeln sich auch unsere drei Geschwister weiter. Der eine schließt mit der Vergangenheit und seiner Kindheit ab und findet seinen Frieden. Der andere erkämpft sich seinen Platz in der angeheirateten Familie und die mittlere Schwester wächst in die Rolle als Chefin hinein.
Natürlich muss man beim Sehen vom „Wein und dem Wind“ ein gewisses Einfühlungsvermögen in die Materie mitbringen, sonst wird man die Geschichte wahrscheinlich als aufgesetzt und künstlich überhöht ansehen. Es ist also kein Film für die breite Masse an Sehern und steht und fällt mit der Tatsache, ob er diese besondere Saite in einem zum Klingen bringt oder nicht. Wenn diese Polung fehlt, dann sieht man womöglich nicht mehr als drei weinerliche Typen, die in einer netten Umgebung umher irrlichtern und über Probleme jammern, die andere gerne hätten.
Das Ensemble agierte in den Hauptrollen passend und ausgewogen. Getragen von einer fein abgestimmten Regiearbeit von Cedrik Klapisch entfalteten Pio Marmei, Ana Giradot und Francois Civil ihre Figuren eindringlich und gut, sodass man irgendwann das Gefühl hat, sie zu kennen. Dafür hatte so manche Nebenrolle Luft nach oben, aber was soll´s, letzten Endes ist das Jammerei auf hohem Niveau. Auch die Synchronisation soweit in Ordnung.
Fazit: Ein Film, der sicherlich nicht jedermann gefallen wird, für mich hat es aber ganz gut gepasst. Vor allem die Tatsache, dass eben nicht die Gefühlsduselei im Mittelpunkt stand, sondern auch ganz reale Schwierigkeiten wie die finanziellen gemeistert werden mussten, bedingte eine passable Realitätsnähe. So gesehen möchte ich für diese kleine, aber feine Produktion gerne eine Empfehlung aussprechen, selbst wenn ein gewisser Bezug zum Thema natürlich Grundvoraussetzung ist.
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Nette, unter dem Strich jedoch belanglose Adaption des klassischen Abenteuer-Romans. Man kann Alexandre Dumas durchaus zugestehen, ein Gespür für wendungsreiche Stoffe gehabt zu haben, auch der „Graf von Monte Cristo“ bietet durchgehend unterhaltsamen Ereignisreichtum. Regisseur Kevin Reynolds versteht es zudem, den Geist der Erzählung mittels atmosphärisch dichter Erzählweise und schöner Mantel-und-Degen-Optik soweit ansprechend widerzugeben. Leider blieb der Eindruck wegen der etwas oberflächlichen Bearbeitung eher blass und schwach, wodurch Dumas zwar hinreichend gewürdigt wurde, der Steifen in letzter Instanz jedoch über ein gewisses Maß nicht hinauskam.
Um es gleich unumwunden zu sagen, Dumas Roman ist ein Jugendbuch und Reynolds wollte diesem Umstand wohl entsprechend Rechnung tragen. Unser lieber Graf wirkte zwar hinreichend motiviert, jedoch lediglich bestenfalls schablonenhaft charakterisiert. Wie Dumas opferte auch Reynolds einer flotten Erzählweise die charakterliche Tiefe und die eindringliche Darstellung, was angesichts der FSK-Einstufung freilich eine hohe Werkstreue bedeutete und auch eine gewisse Leichtfüßigkeit zur Folge hatte, den Stoff aber unter dem Strich in leidliche flache Gewässer lotste. Damit hob sich der Streifen leider keineswegs von vielen anderen Produktionen dieser Art ab und wirkte wie diese eher unausgegoren und seicht.
Doch zumindest die Atmosphäre und die Optik passten, was den Streifen dann doch vor dem Schiffbruch bewahrten. Auch die Schauspieler machten ihre Sache gut und ordneten sich dem Ton des Streifens unter. Überbordendes Drama sah man hier also ebenso wenig wie tiefe Gefühle oder innere Konflikte, das hätte Dumas wahrscheinlich nicht nur nicht entsprochen, sondern auch den Rahmen der Produktion gesprengt. Auch die Synchronisation leistete sich keine groben Schnitzer und blieb unauffällig. Guy Pearce agierte ebenso schaumgebremst wie Jim Carviezel und Dagmara Dominczyk, sie alle hatten ihre stereotypen Figuren jederzeit im Griff. Einzig Richard Harris schien nicht gewillt sich bremsen zu lassen, gefiel aber trotzdem (oder vielleicht auch genau deswegen) sehr gut.
Fazit: Für die eine oder andere Sichtung zwischendurch ganz in Ordnung. Nägelkauende Spannung wird hier keinesfalls aufgefahren und auch das Filmblut stellte wohl keinen großen Budgetposten dar, dafür passten Atmosphäre und Optik. Für Alpträume und/oder schlaflose Nächte sorgt unser guter Graf also keinesfalls und ist daher auch für jüngeres Publikum bedenkenlos geeignet. Dieses wird wahrscheinlich auch die größte Freude an diesem Streifen haben, reiferen Sehern werden die Defizite denke ich schon auch auffallen. Aber sei´s drum, eine solide fünf hat sich der Film auf jeden Fall verdient, handwerklich passte es soweit.
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Mittelprächtiger Cyber-Drogenkrimi. Anfangs dachte ich, ich hätte ich den Streifen schon mal gesehen, doch letztendlich hatte ich ihn mit dem sehr ähnlich gestrickten „Darknet – Kontrolle ist eine Illusion“ verwechselt, der der „Silk Road“ punkto Aufbau und Thematik aber nahezu gleicht. Auch hier wurde in der deutschen Version der etwas irreführende Titelzusatz „Könige des Darknet“ verwendet – mit dem Darknet hat dieser Drogenkrimi lediglich am Rande etwas zu tun, letzten Endes handelt es sich um „normale“ Drogendealer, die für ihre Geschäfte das Darknet nutzen (sogar der Auftragskiller wird über das Darknet gebucht).
Der Streifen zeigt das Hineinwachsen einer jungen Studentin in die Kreise der illegalen Händler mit allem was dazu gehört: Luxus und Wohlstand, Katz- und Maus-Spiel mit der (technisch und Know-How-mäßig unterlegenen) Polizei und Ärger mit Marktkonkurrenten. Unsere Hauptprotagonistin Daphne entwickelt sich im Laufe der Handlung von einer harmlosen Studentin zu einer eiskalten Dealerin, zeigt dabei Ansätze von Aspberger-Verhalten und sogar eine kleine Romanze wurde hineinverflochten. Alles mit dem Hinweis auf eine wahre Geschichte – ob das stimmt oder nicht kann ich hier nicht sagen, möglich wäre es freilich.
Die Grundstimmung wirkt ein wenig unterkühlt, sowohl was die Beziehung unserer drei Drogenhändler untereinander, als auch die Verbindungen zur restlichen Welt betrifft. In diesem Sinne wirkte die Rolle des Vaters, der der Entwicklung mit wachsender Sorge gegenübersteht, reichlich blass und schwach; Bis auf ein paar sorgenvolle Blicke und zaghaftem Nachfragen, was denn los sei, durfte er de facto nichts unternehmen. Lediglich das Verhalten von Jimmy und Sem hinsichtlich Daphne wirkte plausibel. Sie sahen in ihr augenscheinlich mehr als eine Studienkollegin bzw. Drogenbandenmitglied, merkten jedoch bald, dass sie keine Chance bei ihr hatten und gaben sich keinen Hoffnungen hin. So gesehen kann man dem Streifen zumindest keine emotionale Oberflächlichkeit vorwerfen. Auch der völlige Verzicht auf Action verlieh dem Ganzen eine glaubwürdige Note.
Die mir bis dahin völlig unbekannten Darsteller brachten ihre Figuren soweit so gut, wobei man schon sagen muss, dass die kühle Grundstimmung wohl eine Regieanweisung war. Alle der Protagonisten zeichneten sich durch sparsame Mimik und verhaltene Gesten aus, somit kann man die Anforderungen wohl als erfüllt betrachten. Ob eine eindringlichere emotionale Darstellung besser gewesen wäre ist fraglich – Regisseur Mark de Cloe hat es eben so gemacht und daher nehmen wir es halt mal so hin.
Conclusio: Nicht die schlechteste Bearbeitung zu diesem Thema, gefiel mir etwas besser als der oben genannte Referenzsteifen. Für eine Fernsehproduktion mit wohl entsprechend eingeschränkten Möglichkeiten finde ich den Film nicht schlecht gelungen. Wenn auf anderen Sendern nichts Spektakuläreres läuft, kann man durchaus eine Sichtung riskieren ohne zu veröden.
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Mittelprächtiger Survival-Thriller. Michael Douglas, der bei diesem Film nicht nur die Hauptrolle übernommen hatte sondern auch als Produzent auftrat, mimte uns hier einen skrupellosen Gordon-Gekko-Verschnitt, der seinem Protagonisten Jeremy Irvine mittels Sturmgewehr und Dynamitladungen das Leben schwer macht und mit fettem Mercedes-SUV-Pickup (mit deutschem Kennzeichen!) durch die Wüste pflügt.
Dabei bot Robb Whites Geschichte alles an Stereotypen auf, was das Suspence-Genre hergibt. Einen schmierigen Unsympathen, korrupte Polizisten, ein unschuldiges Opfer aus dem Rand der Gesellschaft und einen charakterfesten Heroen, der unter glühender Wüstensonne um sein Leben kämpft. Damit stehen die Eckpfeiler der Spannung zwar einigermaßen gut und sicher, doch leider verhedderte sich der Film mit Fortdauer zunehmend in Ungereimtheiten, die die Geschichte in latente Schieflage geraten ließ. Ähnlich wie in einer Computerspiel-Schnitzeljagd erwarb sich unser nackter Held (lediglich die Unterhose hatte man ihm freundlicherweise gelassen) mehr und mehr Sachen, die er in McGyver-hafter Manier gegen seinen überlegen scheinenden Widersacher einsetzen konnte. Dass sich das Blatt irgendwann wenden würde erschien klar, trotzdem bot die überraschende Art und Weise durchaus Unterhaltung. White kann man ein paar gute Ideen durchaus zugestehen und selbst wenn diese dann und wann reichlich abstrus daherkamen, so blieben sie zumindest nicht langweilig.
Und auch Regisseur Jean-Baptiste Leonetti trug sein Scherflein bei und fing Wüsten und Felsen mit ein paar schönen Landschaftsaufnahmen ein. Besonders die aufgelassene Mine hatte es mit angetan, leider wurde diese allzu bald in die Luft gesprengt. Auch das Belauern der beiden Kontrahenten und die angedeuteten Psycho-Spielchen hatten trotz einer latenten Vordergründigkeit ihren Charme. Trotzdem kam der Streifen nie an Genreklassiker wie etwa „Todessstille“ heran, nutzte aber seine reichlich eng gesteckten Möglichkeiten doch leidlich aus.
Nur beim Finale überspannten White und Leonetti den Bogen zu deutlich und präsentierten uns ein eher windschief-abstruses Ende, das eher in die Kategorie „gut gemeint“ fällt. Anstatt die Steilvorlage zu einer harschen Gesellschaftskritik zu verwerten (der Böse geht straffrei aus, weil es sich die Reichen und Einflussreichen halt immer richten können), versemmeln die Macher diese weitgehend und präsentieren uns einen reichlich platten und unglaubwürdigen Abschluss.
Fazit: Obwohl „In der Schusslinie“ wohl keinen Platz in den Geschichtsbüchern finden wird, kann ich ihn für eine einzige Sichtung durchaus empfehlen. Allzu hohe Ansprüche sollte man jedoch keine haben, doch zumindest entschädigen ein paar nette Einfälle für die vordergründige Handlung und die schablonenhaften Figuren. Passable Leistungen der Darsteller und der Regie runden das Gesamterlebnis gut ab und auch die Synchronisation passt soweit.
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Leidlich schwache Familiendramödie. Es ist ja wirklich interessant zu sehen, wie Kinder im Film dargestellt werden und wie sich das vermittelte Bild mit den Jahren geändert hat. Entweder hatte Regisseur und Drehbuchautor Melville Shaueson keine eigenen Kinder oder war ein klassischer Wochenendvater, bei dem sie sich gehemmt und befangen benahmen. Anders ist das reife Verhalten und der latente Sarkasmus der Kinder nicht zu erklären, die insgesamt nicht realistisch charakterisiert wurden. Womöglich wurde auch vieles zugunsten des Dramas oder den Pointen geopfert, für mich verhielten sich die Kinder jedenfalls nicht „normal“.
Und auch sonst lief bei diesem Streifen nur wenig rund. Für ein Drama zu wenig dramatisch, für eine Komödie zu wenig lustig. Lediglich Cary Grant konnte mit seiner phlegmatischen Art ein paar Lacher generieren, unter dem Strich war aber auch das zu wenig. Dafür hatte Sophia Loren ein paar hinreißende Auftritte, besonders wenn sie mit ihrem Filmvater (Eduardo Cianelli) interagierte. Das Verhältnis der beiden Hauptfiguren war eigenartig distanziert, von einer aufkeimenden Romanze war jedenfalls nichts zu spüren. Und so geriet auch die emotionale Annäherung zwischen Grant und Loren reichlich verkrampft und daher nur wenig ansprechend.
Lediglich die Grundstimmung im Hausboot mit den familiären Dynamiken konnte etwas Atmosphäre erzeugen. Davor leistete sich die Handlung selbst zu viele Ungereimtheiten um wirklich überzeugen zu können. So schien sich das titelgebende Boot eigenartiger Weise von selbst zu renovieren, und das bevor unsere Protagonisten Hand anlegten. Und erst mit den gemeinsamen Arbeiten kam ein klein wenig Familienstimmung auf, zuvor irrlichterte Grant mit seinen Kleinen reichlich weltfremd durch den Streifen.
Grant und Loren taten, wofür man sie kennt und schätzt, trotzdem schienen ihre Qualitäten in diesem Streifen einigermaßen verschenkt. Wäre die Handlung komischer gewesen, so hätte sich Grant mehr in Szene setzen können, während sich Loren auf die Dramatik stürzen hätte können. In dieser Form wirkte viel vom eigentlichen Potential liegengelassen und unter dem Strich verblasste der Streifen bis auf ein paar wenige Lichtblicke leider völlig.
Conclusio: Nichts Halbes und nichts Ganzes. Wie ich oben schon anmerkte, bot das „Hausboot“ für eine Komödie zu wenig Lacher und für ein Drama zu wenig Tiefgang. Hätte Shauenson es entweder mehr in die eine oder in die andere Richtung entwickelt, dann hätte womöglich etwas daraus werden können, in dieser Form entlockte es mir aber keinen Jubelchor. Eigentlich möchte ich von dem Streifen eher abraten, Grant hin, Loren her. Die dreieinhalb ist das Maximum, was ich mir abringen kann, und selbst da fließt viel Patina-Bonus mit ein.
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Adrenalingetränkte Hektik mit stetig steigender Frequenz. Die arme Lola scheint ständig zu spät dran zu sein, läuft einer unbarmherzig schlagenden Uhr hinterher und schafft es trotz hohem Pulsschlag eigentlich nie, die Ereignisse einzuholen. Tykwer zeigt uns in drei möglichen Abläufen, wie selbst kleinste Abweichungen die Ereignisketten nachhaltig beeinflussen. Knallt uns dabei die verschiedenen Entwicklungen mit atemloser Hast vor den Latz - man denke nur an die Fotosequenzen oder die geteilten Bildschirme – und treibt unseren Puls ebenso hoch wie den seiner Protagonisten.
Aber auch in der Auswahl seiner Stilmittel irrlichtert Tykwer durch ein breites Spektrum von Möglichkeiten. Die oben erwähnten geteilten Bildschirme wechseln in hoher Taktzahl mit Zeichentrick-Sequenzen, Fotokollagen und Realszenen, die einen stringenten Handlungsablauf nahezu verunmöglichen. Die eigentlich recht dürre Geschichte rückt weitgehend in den Hintergrund und macht Platz für eine hektische Bilderfolge, die in ihrer Vielfalt ebenso einzigartig ist. Dazu wirkt die Optik in einigen Szenen grobkörnig, primärfärbig und entsprechend räudig, was mit der hektisch-rumpelnden Techno-Musik einigermaßen korreliert.
So gesehen passt der Film in den Zeitgeist der neunziger Jahre, die ich gerne als das „getriebene Zeitalter“ betrachte. Das Aufpoppen von verschiedensten gesellschaftlichen Strömungen generierte damals eine sich vor sich selbst hertreibende junge Generation, die ihre persönliche Schlagzahl mit hektischer Technomusik und leistungssteigernden Drogen bis in gefährliche Dimensionen erhöhte. Das Prinzip „Schneller“ überholte sich selbst wieder und wieder, während die bisherigen Prinzipien „Höher“ und „Weiter“ latent in sich zusammenfielen. Eine globalisierte Welt schrumpfte zusehends und offenbarte die Endlichkeiten von „Höher“ und „Weiter“, daher konzentrierte man sich auf das noch lange nicht ausgereizt scheinende „Schneller“. Da kam ein solcher Film gerade recht, der den räumlichen Rahmen wie auch die Handlung minimalisierte, dafür die Schlagzahl der Ereignisabläufe zusehends hochtrieb.
Heutzutage schüttelt man ja leicht und gerne den Kopf über die damaligen Entwicklungen, und auch „Lola rennt“ will nicht mehr so recht in einen Zeitgeist passen, der sich eher die Mantras der Ruhe und Entschleunigung auf seine Fahnen heftet. Überlegung und Achtsamkeit sind die Gebote der Stunde, und davon sieht man in „Lola rennt“ so gut wie gar nichts. Letzten Endes bringt sich unser Protagonist Manni ja auch deswegen in Schwierigkeiten, weil er auf seinem Streben nach dem „schnellen Geld“ zu wenig Achtsamkeit walten lässt. Als letzte Instanz bleiben gerade mal zwanzig Minuten um das Unheil abzuwenden.
Dabei hatten die Darsteller sichtlich ihre Freude an der Produktion. Franka Potente spielte sich ebenso ins Rampenlicht wie Moritz Bleibtreu, die beiden hechelten und keuchten den Atem der Zeit und verströmten das adrenalingetränkte Oeuvre einer pulsbeschleunigten Epoche. Sie degradierten ihre Kollegen zu Statisten und trugen den Streifen nahezu alleine, obwohl durchwegs bekannte Darsteller gecastet wurden. Ein wie ich finde rundum passables Ensemble, trotz der hohen Fokussierung auf die zwei Hauptfiguren.
Fazit: Zu seiner Zeit ein Kracher, heutzutage wirkt „Lola rennt“ natürlich wie aus der Zeit gefallen. Trotz gewisser produktionstechnischer Mängel möchte ich dem Streifen jedoch eine treffsichere Beschreibung der damaligen Verhältnisse zugestehen, allein schon das rechtfertigte eine hohe Bewertung. Und selbst wenn der Film bei jüngeren Generationen wohl auf Unverständnis stoßen wird, so kann er gerne als Warnung dienen, dass die schonungslose Beschleunigung eben kein gangbarer Weg ist. So gesehen möchte ich trotz einer gewissen handwerklichen Unausgereiftheit gerne eine Empfehlung aussprechen, die Sichtung lohnt allemal.
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Schwache Gesellschaftsbetrachtung. Regisseur Phil Morrison zeigt uns in „Junikäfer“ die Schwierigkeiten bei der Annäherung angeheirateter Familienmitglieder. Eine Schwiegertochter, die aus einem künstlerischen Umfeld Chicagos stammt, mitten in einer erzkonservativen Provinzstadt im Süden? – Das kann eigentlich nicht gutgehen, auch bei bestem Willen auf allen Seiten. Trotzdem versöhnt uns Morrison am Ende mit einer zaghaften Beziehung und selbst wenn auch nicht alles eitel Wonne ist, so eskaliert die Lage zumindest nicht.
Leider ist Morrisons Streifen ebenso zaghaft wie die Annäherungen der Familienmitglieder. Zwar setzt er sich mit seinen Figuren hinreichend auseinander, lässt diese jedoch nur schaumgebremst untereinander agieren. Wiewohl es unter der Oberfläche brodelt, so zeigt die familiäre Aufarbeitung eher die Tendenzen „Zudecken – Wegschauen“, womit ein offener Konflikt zwar weitgehend vermieden wird, es jedoch nie zu einer echten Aufarbeitung und Aussöhnung kommen kann. Wahrscheinlich funktionieren viele Familien so, auch hierzulande, und so weist Morrisons Streifen zwar eine hohe Realitätsnähe auf, scheint andererseits aber nie so richtig aus den Startlöchern herauszukommen, da Diskrepanzen zwar angedeutet, aber nie richtig thematisiert werden. Zudem lähmt die Beschreibung der familiären Verhältnisse und Befindlichkeiten mit Fortdauer etwas, da uns Morrison eine echte Lösung weitegehend vorenthält.
Die Mimen boten durchwegs gute Leistungen und brachten ihre etwas schablonenhaft wirkenden Protagonisten durchgehend glaubhaft. Trotz der fehlenden menschlichen Entwicklung der Figuren werden uns diese zumindest hinreichend vorgestellt. Ben McKenzie hatte dabei die dankbarste Rolle, der frustrierte Zweitgeborene (in jeder Hinsicht) stand ihm ebenso gut zu Gesicht wie Embeth Davidtz die fein- und kunstsinnige Galeriebesitzerin. Eine junge und sehr hübsche Amy Adams überzeugte in ihrer Rolle als einfach gestrickte, aber sehr empathische Südstaaten-Schönheit der Unterklasse.
Familiendramen, die zudem eigentlich keine sind, haben bei mir keinen sonderlich leichten Stand. Und besonders dann, wenn sie so ereignislos dahinplätschern wie dieses. Trotzdem der Film einiges schuldig blieb, so vermied eine einzige Sichtung zumindest massiv quälende Längen, womit ich am Ende mit dem Gebotenen eigentlich nicht allzu hart ins Gericht gehen möchte. Zumindest fuhr der Streifen eine gewisse ruhige Atmosphäre auf, die die ganze Laufzeit eigentlich immer hoch blieb.
Fazit: Bemüht, in weiten Teilen aber leider wirkungslos. Echtes Drama sah ich nie, mehr eine Beschreibung von Familienmitgliedern, die einander fremd sind und auch kaum Zugang zueinander finden. Das ist leider weder sonderlich dramatisch, noch in irgendeiner Form herausragend. Trotz einer handwerklich keineswegs schlechten Darbietung qualifiziert sich der Streifen auch nicht wirklich für Lobeshymnen. Die mit der viereinhalb verknüpfte Beurteilung „uninteressant“ trifft es meiner Ansicht nach am Besten.
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Gelungene Gesellschaftskomödie über den Aufprall der innerfranzösischen Kulturen. Gerade die sprachlichen und menschlichen Unterschiede sorgen in der ersten Stunde für Heiterkeit im Minutentakt, Autor und Regisseur Danny Boon arbeitet sich mit beinahe spitzbübischer Freude durch die Marotten und Eigenheiten der vermeintlichen Hinterwäldler. Dabei kann er seine völlig ungehemmt aufs Korn nehmen, tut dies aber stets mit einem Augenzwinkern, was der Produktion eine lockerleichte Nonchalance beschert. Er kann sich ja völlig außerhalb rassistischer Ressentiments bewegen, handelt es sich bei der aufs Korn genommenen Volksgruppe um Franzoden wie unseren Hauptprotagonisten. Boon muss daher keineswegs um die Hellhörigkeit politischer Moralapostel fürchten, die hinter jedem Busch einen bösen rechten Volksverhetzer vermuten. Anders als etwa „Monsieur Claudes Töchter“ kann er seine Possen frei von der Leber weg (sic!) reißen und Gags im Minutentakt liefern. Dabei schafft er den Spagat zwischen durchdachtem Humor und situativem sprachlichem Slapstick ganz gut, womit er das Schmunzeln bis hin zum lauten Lacher eigentlich immer durchgehend befeuert. Die vollkommen ohne Bösartigkeiten auskommende Machart erzeugt einen feinen Charme, sodass man Boon auch die derberen Kalauer nicht krumm nimmt. Erst bei den Herz-Schmerz-Sequenzen am Schluss erlahmt der Humor naturgemäß etwas, wobei es diese romantischen Einschübe für mich eigentlich nicht gebraucht hätte. Dennoch möchte ich den Streifen als rundum gelungen bezeichnen.
Großes Lob an die Synchronisation, die eigenartige Sprache muss ja für die Sprecher eine Herausforderung der Extraklasse gewesen sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass der ins Deutsche überbrachte Dialekt der „Sch´tis“ eine gewisse Vorbereitung erfordert, so etwas reklamiert man nicht einfach frei heraus. So gesehen möchte ich den Synchronsprechern einen zumindest ebenso hohen Anteil am Gelingen des Streifens zugestehen wie den Darstellern. Letztere haben aber ebenso fein nuanciert gearbeitet, vor allem die wechselnden Gefühlslagen von Kad Merad habe ich sehr launig empfunden. Aber auch alle anderen, am Schluss etwa Zoe Felix, wollten durchgehend gefallen und trugen ihr Schärflein zum Gelingen des Films bei.
Conclusio: Eine rundum ansprechende und fein erdachte Komödie, selbst wenn man die Eigenheiten des nordfranzösischen Völkchens nicht kennt. Vor allem der latent freundliche Umgangston Boons verleiht dem Film eine lockerleichte Nonchalance, die den Humor eigentlich immer gut beackert. Der Herz/Schmerz am Ende kostet zwar den einen oder anderen Punkt, trotzdem möchte ich für diese Komödie eine warme Empfehlung aussprechen.
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Unterhaltsame Märchen-Adaption. Beim Lesen des Titels und der Inhaltsangabe dachte ich erst an eine einfallslos heruntergekurbelte Produktion a´la „Hansel und Gretel“, die eigentlich ausschließlich mit ihren Schauwerten punkten kann. Beim Abspann fühlte ich mich dennoch gut unterhalten (vor allem bespaßt) und konnte die Darbietung damit dann auch guten Gewissens abnicken. Es ist vor allem der durchgehend unaufdringliche Humor, der die reichlich hanebüchene Chose letzten Endes weitegehend vor dem Absaufen bewahrt. Durch die vielen Schmunzler zwischendurch konnte man Gilliam letzten Endes eigentlich nicht böse sein, die beliebten Märchensammler derart durch den Kakao gezogen zu haben. Auch das Hauptdarsteller-Gespann Demon und Ledger erledigte seine Arbeit sehr gut und konnte durch den tollpatschigen Humor immer wieder seine Punkte einfahren. Lediglich die beiden Gehilfen näherten sich der Schmerzgrenze mitunter gefährlich an, hatten durch ihre geringe Präsenz jedoch nicht die Möglichkeit, die Sache ernsthaft zu kippen. Für mich hätte es auch gut und gerne mehr Gilliam´sche Absurditäten geben können, womit er sich von der märchenhaften Vorlage zwar etwas entfernt, jedoch seine besondere Art stärker betont hätte. So gesehen könnte man ihm mit Fug und Recht vorwerfen, sich selbst untreu geworden zu sein - dennoch finde ich, dass er den Ton der Vorlege ganz gut getroffen hat.
Fazit: Obwohl es ohne Damon und Ledger wohl nur der halbe Spaß gewesen wäre, holte Gilliam aus einer – euphemistisch gesprochen - zweifelhaften Geschichte noch das Maximum an Unterhaltungswerten heraus. Von einer wirklich hohen Bewertung sind die „Brothers Grimm“ zwar noch etwas entfernt, beackern ihren Teil jedoch ohne Fehl und Tadel. Eine einzige Sichtung macht durchaus Spaß und sorgt mit einigen überraschenden Lachern für gute Unterhaltung, daher spreche ich auch eine Empfehlung für diesen Streifen aus und vergebe eine solide sechs.
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Jungendgerechte Unterhaltung aus der Feder Rowlings. Die Erfolgsautorin bedient sich dabei der Tradition der Harry-Potter-Reihe und serviert den Fans des Zauberlehrlings diesen Seitenschritt in gewohnter Manier. Sie lehnt sich dabei auch nicht zu weit aus dem Fenster, womit der Ton der Reihe auch soweit so gut getroffen wurde. Leider bietet sie neben den titelgebenden Tierwesen nur wenig Neues, womit der Fanservice zwar als durchaus gelungen bezeichnet werden kann, sich dieser jedoch nicht durch besonderen Einfallsreichtum auszeichnet. So gesehen hatte ich persönlich als nicht ausgemachter Fan Potters auch mit den Tierwesen nur begrenzte Freude, lediglich die sympathischen Protagonisten mochten mir gefallen. Diese wurden durch die Bank nett charakterisiert, selbst der nicht allzu ungute Böse konnte ein paar Sympathiepunkte sammeln. Dennoch hatte die bemühte, unter dem Strich jedoch leidlich flache Geschichte kaum mehr Potential denn als laxe Zwischendurch-Unterhaltung zu dienen. Da hatte auch die visuelle Umsetzung kaum ein Alleinstellungsmerkmal.
Die Darsteller machten ihre Sache nicht schlecht und passten sich der freundlich-charmanten Machart gut an. Vor allem Dan Fogler brachte den Muggle mit einer leidenschaftlichen Begeisterung und heftete seiner Figur eine drollig-lustige Note an, die diese durchgehend gut durch den Streifen brachte. Eddy Redmayne ebenso wie Katherine Waterston ohne Fahl und Tadel, jedoch mit begrenzten darstellerischen Möglichkeiten. Colin Farrell schien seine Rolle auf den Leib geschrieben zu sein, die Feschaks mit dunkler Seele hat er gut drauf.
Fazit: Netter Versuch, Frau Rowling, jedoch letzten Endes leider nicht mehr als die übliche Duzendware. Wenn man sich mit sympathischen Figuren und einer ansprechenden visuellen Umsetzung anfreunden kann, so ist dieser Streifen durchaus empfehlenswert – wem dies zu wenig bzw. zu ausgelutscht ist, der wird die Produktion womöglich als seicht und nur wenig unterhaltsam empfinden. Mir persönlich hat eine einzige Sichtung gereicht, und auch bei dieser erlahmte das Interesse zeitweise. Von mir daher lediglich eine leicht unterdurchschnittliche viereinhalb - die damit verknüpfte Beurteilung "uninteressant" trifft es so ziemlich..