Nospheratu99 - Kommentare

Alle Kommentare von Nospheratu99

  • 6 .5

    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
    Passables Mystery-Stück. Der „Pakt der Wölfe“ besticht vor allem durch eine gut aufgebaute Atmosphäre und bildgewaltige Einstellungen. Vor allem mit der Optik steht der Streifen wie eine Eins, selten hat man aus einer nasskalten und irgendwie leer wirkenden Landschaft so viel herausgeholt.
    Leider schlichen sich bei der Figurenzeichnung immer wieder Unpässlichkeiten ein, vor allem der martial-Arts-erprobte Indianer hatte deutliche Schieflage. Aber auch die anderen Figuren fielen bisweilen durch ungeschickte Übertreibungen auf. Dabei hatten die Antagonisten Vincent Cassel und Samuel Le Bihan noch die beste charakterliche Ausgewogenheit, am anderen Ende der Skala rangierten der bereits angesprochene Mark Dacascos und Jean-Francois Stevenin.
    Das Monsterdesign und dessen Animation ebenfalls mit leichten Schwächen, da habe ich schon bessere Arbeiten von Jim Henson gesehen. Womöglich ist seine bevorzugte Wirkungsstätte eben das launige Fach und nicht der Suspence-Bereich. Und so mutierte die Bestie zu einem mitunter schludrig zusammengeschusterten Schreckgespenst, das zumindest zu Anfang gottlob nicht zu sehen war. Mit dessen zunehmender Leinwandpräsenz baute der Streifen mehr und mehr ab und verspielte gegen Ende einen Gutteil seiner Bonuspunkte.
    Ich hätte auch gerne mehr über die Entstehung und Motivation des „Paktes der Wölfe“ erfahren – was man letztendlich damit bezweckte, so ein Vieh auf seine Mitmenschen loszulassen. Religiöser Wahn allein erklärt die Vorgänge nur zum Teil und politische Verstrickungen sind in diesem Zusammenhang nicht plausibel. Somit macht sich der Streifen trotz guter Ansätze das Leben selbst schwer, eine geradlinigere und weniger reißerische Präsentation hätte dem Ganzen nicht geschadet.
    Trotzdem hat Regisseur Christophe Gans viel richtig gemacht, vor allem die Kulissen und Landschaften wurden gut eingefangen. Er lässt die Katze auch nicht zu früh oder mit einem Knalleffekt aus dem Sack, sondern präsentiert uns die Vorgänge häppchenweise, was den Unterhaltungswert durchaus lange hoch hält. Trotzdem zeigten sich immer wieder leichte handwerkliche Mängel, vor allem die effekthascherische Präsentation hat mir früher deutlich besser gefallen als jetzt. Interessant, wie man seinen Geschmack im Laufe der Zeit ändert.
    Fazit: Ein beinahe „klassischer“ Mystery-Film, der über weite Strecken gut unterhält und allein schon deswegen eine Empfehlung verdient hat. Kleine Schwächen kosten ihm eine höhere Bewertung, die solide sechseinhalb ist hauptsächlich ein Verdienst der tollen Schauwerte und der Atmosphäre. Inhaltlich bietet er nicht viel Außergewöhnliches und auch die Figurenzeichnung habe ich schon besser gesehen, aber gut, man kann eben nicht allen haben.
    PS. Interessant, wie genau der MP-Algorithmus meine Bewertungen voraussagt. In den letzten Wochen hatte ich viele punktgenaue Treffer.

    11
    • 5 .5
      Nospheratu99 14.05.2021, 09:01 Geändert 14.05.2021, 09:34

      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
      Unterhaltsames Krimiabenteuer. Vorab sei gesagt, dass man sich – bei allem Wohlwollen – nicht zu viel von diesem Steifen erwarten sollte. Es sind die üblichen und beinahe schon klassischen Stereotypen, die sich um die „Heiße Fracht von Hongkong“ streiten. Der aalglatte, schmierige Verbrecher, die hübsche Unschuldige, die etwas weniger hübsche Durchtriebene, und zu guter Letzt unser strahlende Held, flankiert vom muskelbepackten Freund. Darüber ein alles überragender, mysteriöser Verbrecherkönig, der erst zum Schluss in Erscheinung tritt. Dazwischen jede Menge halbseidener Abschaum, zwielichtige Spelunken und ein Koffer voller Drogen.
      Doch trotz dieser beinahe schon fast banal anmutenden Versatzstücke unterhält die „Weiße Fracht von Hongkong“ mit einer wendungsreichen, wenn auch in manchen Teilen vorhersehbaren Geschichte, einem guten exotischen Flair und einer lockerleichten Umsetzung, die zwar die eine oder andere Gewaltspitze zu bieten hat, jedoch niemals explizit oder richtig fies zubeißt. Und so hangeln sich unsere Figuren durch die Handlung, setzten die ein oder andere gekonnte Pointe und legen dem verbrecherischen Scheusal das Handwerk. Nebenbei erobert unser strahlende Held auch noch das Herz der hübschen Unschuldigen und gut ist es.
      Dieter Schönherr zeigte eine ausgewogene Balance zwischen nonchalanter Lockerheit und ernsthafter Präsenz, was unter dem Strich passend und solide war. Brad Harris in einigen Szenen überfordert, doch zumindest in den physischen Sequenzen glaubwürdig, wenn er es gleich mit vier oder fünf Spitzbuben aufnimmt. An besten gefiel mir jedoch Horst Frank als verbrecherisches Charakterschwein, der hat es einfach drauf. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sich etwa ein Christoph Waltz von ihm etwas abschaute, in manchen Szenen erinnerte sein durchtrieben-joviales Gehabe an dessen Darstellung. Die Damen leider nicht mehr als optischer Aufputz. Marie Perschy und Lilly Mantovani jedoch passend in ihren Rollen, das war damals eben das gängige Rollenklischee.
      Fazit: Für eine einmalige Sichtung kann ich eine Empfehlung gerne aussprechen - allein schon die fernöstliche Atmosphäre wurde von Regisseur Helmuth Ashley (der damals als „Experte“ für exotische Krimis galt) einige male richtiggehend zelebriert, was den Film ganz gut wirken ließ. Das Potential zum Klassiker hat er leider nicht, zu klischeebeladen und letzten Endes flach kamen die Figuren daher. Für lockerleichte Hauptabendunterhaltung jedoch genau das Richtige, wenn man nach Abwechslung von den üblichen Fernsehkrimis sucht. Eine leicht überdurchschnittliche Bewertung trägt dem Gebotenen am ehesten Rechnung. Gibt es in mittelprächtiger Bild- und Tonqualität auf youtube.
      PS. Was in diesen alten Filmen geraucht und gesoffen wird, geht ja auf keine Kuhhaut.. ;-)

      7
      • 7
        über Ice Age

        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
        Ansehnliche Pixar-Animation. Man kann dem ungewöhnlichen Dreiergespann aus „Ice Age“ jede Menge Charme attestieren, was auch die größte Stärke dieses Streifen ist. Kein Wunder, dass die drei innerhalb kürzester Zeit zu Publikums-Lieblingen avancierten, was mehrere Fortsetzungen des Erfolgsfilms nach sich zog. Es ist ja weniger das, was in „Ice Age“ passiert, es geht eher um das wie. Unsere drei Helden wider Willen zeigen im Laufe des Films nicht nur erstaunliche charakterliche Entwicklungen, sondern haben alle drei ihre eigene Persönlichkeit und individuellen Merkmale. Die inneren und äußeren Konflikte können letzten Endes noch gemeinsam bewältigt werden und so hat der ganze Streifen einen unglaublichen Verve, der die maue Handlung zur Gänze trägt. Die Slapstick-Einlagen komplettieren die launige Sache bestens, vor allem das unglückliche Eichhörnchen (?) mit seiner Eichel immer wieder ein Brüller.
        Klar nutzt sich die Sache bei der mittlerweile vierten Sichtung in fünfzehn Jahren etwas ab, aber trotzdem kann der Film seinen Charme immer wieder entfalten. Beim Abspann hatte ich jedesmal das Gefühl, jetzt gute Freunde verlassen zu müssen und das adelt gerade einen Animationsfilm ungemein. Eigenartiger Weise scheinen meine Kleinen deutlich weniger Freude mit dem auf den ersten Blick unpassenden Dreiergespann zu haben, was mich dann doch eher zu der Ansicht bringt, dass die Geschichte eher für ältere Kinder oder gar Erwachsene gemacht ist. Womöglich ist die Ausprägung für Vorschulkinder letzten Endes doch zu viel, mit einigen Dingen kamen sie nicht so recht mit. Etwa die Sequenz mit dem Feuerhölzchen, mit dem Sid im Regen vergeblich Feuer zu machen versuchte und sich schließlich in Manfreds Fell kuschelte. Da musste ich stoppen und ihnen erklären, dass man mit aneinander geriebenen Stöcken doch tatsächlich Feuer machen kann.
        Aber auch bei so manch anderen Situationen hatte ich das Gefühl, dass die Kinder mit den Inhalten überfordert waren – eben weil ihnen eine gewisse „erwachsene“ Sichtweise auf die Geschehnisse fehlt. Somit ist der Film meiner Ansicht nach erst für Kinder ab 12 empfehlenswert – nicht, weil übertriebene Gewalt oder Sex vorkommen, sondern weil sie die Inhalte nicht verstehen.
        Fazit: Ein immer wieder gern gesehener Film, auch wenn man zwischen den Sichtungen immer etwas Zeit vergehen lassen sollte. Bei zu zeitnaher Zweitsichtung entlarven sich die inhaltlichen Schwächen, selbst wenn die Gags auch dann noch ihren Reiz haben. Trotzdem möchte ich eine Empfehlung für Kinder ab 12 gerne aussprechen, der launige Charme ist wirklich ansteckend.

        6
        • 4

          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
          Déjà-Vu in Reinkultur. Man könnte ja spitzzüngig behaupten, dass das „X“ im Titel für „x-mal aufgewärmt“ steht, und so bietet die x-te Auflage der Mutanten leider keinerlei Alleinstellungsmerkmal. Im Gegenteil erregen die hilflosen Versuche der Macher, gegen die inhaltliche Leere anzukämpfen beinahe mein Mitleid, denn letzten Endes scheitern diese am von mir sogenannten „Perry-Rhodan-Problem“.
          „Perry Rhodan“ ist eine Groschenroman-Science-Fiction-Serie aus den sechziger Jahren, die sich relativ lange gehalten hat. Dabei geht es um einen Raumfahrer, der immer wieder in Konflikt mit außerirdischen Wesen gerät. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich unser Held in seinem Kampf immer mehr Fähigkeiten angeeignet, um gegen seine Widersacher vorzugehen. Um die Spannung aufrecht zu erhalten, mussten die Antagonisten im Gegenzug ebenfalls immer mächtiger werden. Das Spiel wurde von den Autoren so weit getrieben, bis sich zwei annähernd gottgleiche Wesen gegenüberstanden, die um die Vernichtung bzw. den Erhalt einer Galaxie kämpften.
          Bei „X-Men: Red Phoenix“ sehe ich eine ähnliche Entwicklung, auch hier haben es unsere Mutanten mit einem schier übermächtigen Gegner zu tun, der jedoch in den entscheidenden Momenten auf seine Übermacht verzichtet oder auf sie schlicht und einfach vergisst. Das hinterlässt trotz ausuferndem CGI-Gewitter einen leidlich schalen Nachgeschmack, der gemeinsam mit einer lauen Geschichte und bemüht wirkenden inneren Konflikten der Protagonisten das Machwerk leider ziemlich abstürzen lässt. Ich will jetzt nicht wieder das Wort „Pseudo“ bemühen, doch bei dieser Ausprägung komme ich kaum umhin es zu tun.
          Zumindest handwerklich kann man den Machern keinerlei Vorwürfe machen. Die banale Geschichte wurde uns narrativ und optisch einigermaßen gut verkauft und bei der Figurenzeichnung hat man sich sichtlich Mühe gegeben. Jedenfalls wurden uns keine reinen Stereotypen vorgesetzt und selbst wenn die Protagonisten innerhalb des Marvel-Universums austauschbar sind, so erhält man im Laufe des Films trotzdem einen kleinen Einblick in deren Seelenleben.
          Natürlich wurden die Charakterdarsteller McAvoy und Fassbender gnadenlos verheizt, die dienten wohl lediglich als Auffüllung der Star-Riege. Jennifer Lawrence hatte sich offenbar schon vor ihrem Filmtod von der Produktionsreihe verabschiedet und bot wie die beiden Erstgenannten maximal biedere Durchschnittskost. Alle anderen schwer einzuschätzen, die dürften jedoch die Regieanweisungen soweit so gut umgesetzt haben.
          Conclusio: Ein Streifen nach dem Motto „Einmal reinschauen und wieder vergessen“. Unter dem Strich bleibt ein flacher und banaler Film, der der X-Men-Geschichte keinerlei neue Aspekte hinzuzufügen imstande ist. Wie denn auch - die Story erscheint größtenteils auserzählt zu sein… Die vier vergebe ich für die Optik und das Bemühen der handelnden Personen im Allgemeinen. Die damit verknüpfte Beurteilung „uninteressant“ beschreibt das Gesamterlebnis zudem auch treffend.

          8
          • 6 .5

            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
            Schichtwechsel beim britischen Geheimdienst. Nach dem bereits vor drei Abenteuern zu bemerkenden Abgang von Bernhard Lee („M“) durften nun also auch Roger Moore („James Bond“) und Lois Maxwell („Moneypenny“) ihren wohlverdienten Bond-Ruhestand antreten. An ihre Stelle traten Timothy Dalton und Caroline Bliss, somit blieb lediglich Desmond Llewelyn („Q“) von der ursprünglichen Besetzung.
            Mit Dalton änderte sich auch der Grundtenor des Geheimagenten. Von der charmanten Darstellung eines Sean Connery und der mitunter etwas unpassend wirkenden Selbstparodie eines Roger Moore blieb eigentlich nicht mehr viel übrig. Der „neue“ Bond gestaltete sich ernsthafter, humorloser und actionreicher als seine Vorgänger, was zumindest das Spannungspotential deutlich steigern konnte. Leider blieben damit die Atmosphäre und ausgenzwinkernde Nonchalance ziemlich auf der Stecke, was jedoch durch stimmungsvolle Drehorte ein wenig kompensiert werden konnte. Vor allem die Kulissen in Wien hatten es mir angetan, viele gezeigte Ecken und Straßenzüge sind mir erinnerlich und boten mitunter wehmütige Reminiszenzen, denn durch den nach dem österreichischen EU-Beitritt einsetzenden Bauboom blieb an manchen Stellen kein Stein auf dem anderen. Ein paar Umdeutungen zauberten sogar ein Schmunzeln auf meine Lippen, etwa die Wandlung von Schloss Schönbrunn in ein Luxushotel – auf diese Idee wäre hierzulande nicht einmal der verwegenste Immobilienentwickler gekommen. Und auch Prater und Riesenrad gut in Szene gesetzt, mitsamt Kurzauftritt von Hanno Pöschl als Zutrittswärter.
            Mit John Rhys-Davis, Joe John Baker und Jeroen Krabbé bot man eine feine Riege an Antagonisten auf, und auch Handlanger Andreas Wisniewski hatte durchaus seine Auftritte. Die epische Schlacht am Ende durfte natürlich auch nicht fehlen, diesmal hatte man sich der Mujaheddin bedient (die am Ende noch einen eher peinlichen Kurzauftritt im Konzertsaal hatten). Maryam D´Arbo als Bond-Girl verströmte ein herrlich ätherischen Ostblock-Charme und bereicherte den Streifen ebenfalls.
            Lediglich mit der Action übertrieb es Regisseur John Glen mitunter. Besonders die Szenen im Flugzeug von beinahe schon traumwandlerischer Unglaubwürdigkeit, als sämtlichen physikalischen und technischen Gesetzte außer Kraft gesetzt schienen. Das trieb den Puls beim Zusehen zwar hoch, näher darüber nachdenken sollten man jedoch nicht. Die Gadgets nett wie immer und am entscheidenden Punkt eingesetzt.
            Conclusio: Eine deutlich zeitgemäßere Machart als bisher. Allein schon der schwermütige Synthie-Pop-Sang von A-Ha zeigte, dass die Zeit der lockerleichten Umsetzungen vorbei war. Auch wenn es der Stimmung nicht immer zur Zierde gereichte, so hatte das „neue Zeitalter“ trotz einiger Wackler durchaus seinen Reiz. Ich konnte mich gut in diese Machart einfinden und wurde durchgehend bei Laune gehalten. Somit kann ich eine Empfehlung zwar nicht uneingeschränkt aussprechen, das Abenteuer jedoch jedenfalls im oberen Mittelfeld bewerten.

            8
            • 5 .5
              Nospheratu99 10.05.2021, 07:54 Geändert 10.05.2021, 09:22

              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
              Nettes, Wallace-artiges Kriminalabenteuer. Anhand des „Sargs aus Hongkong“ sieht man, wie stilprägend die Produktionen der Rialto-Film waren. Obwohl in Farbe und nicht in England spielend, setzt Manfred Köhlers Streifen die Tradition der bekannten Filme fort. Wir haben mit Heinz Drache einen bereits etablierten strahlenden Helden, der sich, flankiert von Ralph Wolters launig angehauchtem Adlatus, durch die Handlung investigiert und dabei kaum ein Antlitz der Bösen ungeprügelt lässt. Die wendungsreiche Geschichte führt uns von London nach Hongkong und damit in eine exotische Welt, die damals wohl cineastisch nur wenig erschlossen war. Dabei durften bekannte Kulissen wie geheime Keller, die mittels aufwändiger Technik geflutet werden konnten oder düstere Geheimgänge nicht fehlen, die auch hier ihren wohligen Charme zu verbreiten imstande waren. Die aufwühlend-klagenden Trompetenklänge jazziger Improvisationen untermalten die dramatisch-launigen Vorgänge in bekannter Manier.
              Damit unterhält der Film auch knappe sechzig Jahre nach seiner Veröffentlichung immer noch ganz passabel und selbst wenn die Actionszenen heutzutage eher lächerlich als aufregend wirken, so konnte der Film immer noch eine feine Atmosphäre auffahren. Besonders die Entscheidung, die Außenaufnahmen an Originalschauplätzen zu drehen, erwies sich dabei als eine gute, das damalige Hongkong hatte eine Menge asiatischem Lokalkolorit zu bieten. Dabei wurden regionale Klischees nur spärlich beleuchtet und eher auf britische Stereotypen gesetzt, was unter dem Strich ausgewogen und gut balanciert daherkam.
              Heinz Drache und Ralph Wolters agierten, wie man sie kennt, wobei Wolters schnarrend-schnoddrige Redeweise wie gewohnt eingesetzt wurde. Es waren jedoch keine dumpfen Zoten, die man ihn in den Karl-May-Verfilmungen mitunter in den Mund legte. Vielmehr wirkte es, als hätte man ihm gewisse rhetorische Freiheiten zugestanden, die zu seinem Habitus letztendlich besser passen sollte als andersherum. Draches näselndes Brummen wie immer. Aber auch die Nebenfiguren hatten ihre Auftritte, vor allem die asiatischen Damen mit charmanter Laszivität, doch ohne jener peinlichen Anzüglichkeit, die man in anderen Filmen mitunter findet.
              Conclusio: Es ist ja nichts Besonderes, was man hier sieht und auch in den cineastischen Geschichtsbüchern wird man den „Sarg aus Hongkong“ wohl vergeblich suchen, dennoch punktete die Produktion durch ihre feine Atmosphäre und ihr wohliges Wallace-Feeling, ohne sich jedoch zu tief in diese Gefilde zu begeben. Für Wallace-Fans jedenfalls schaubar und auch ein Stück weit zu empfehlen, da die Mischung zwischen ernsthafter Handlung und launigen Beiwerk passt. Ist in relativ guter Qualität auf Youtube vorhanden.

              8
              • 7 .5
                Nospheratu99 07.05.2021, 08:24 Geändert 19.08.2024, 15:20

                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                Herrliche Dramödie über die Beziehung zu humanoiden Robotern. Als alternder und zunehmend der Demenz verfallender Profi-Einbrecher hat man es nicht leicht. Zu den Problemen der Vergreisung kommt auch noch der Frust, seinen Passionen, etwa dem Einbruch, nicht mehr nachzugehen zu können. Kleinere Ladendiebstähle sind eben nur ein schwacher Ersatz für Millionencoups. Zu Franks Glück erweist sich ein humanoider Pflege-Roboter in dieser Hinsicht als sehr gelehrig und mangels moralischer Programmierung auch leicht manipulierbar. Und so mutiert der helfende Androide im Laufe des Films nicht nur zum Crime-Buddy, sondern auch zum Freund in vielen Lebenslagen.
                Regisseur und Macher Jake Schreier verwob die Mensch-Roboter-Beziehung in eine feine SciFi-Geschichte, die gar nicht mal so weit in der Zukunft liegen könnte - zumindest legt die relativ zeitgemäße Optik einen solchen Schluss nahe. Vor allem die Interaktion des willfährigen, jedoch naiven und der menschlichen Manipulation recht hilflos gegenüberstehenden Androiden mit dem physisch limitierten, aber ausgekochten Rentner-Schlitzohr bietet neben einer emotional ansprechenden Attitüde ein paar unerwartete Lacher. Die freundschaftliche Verbundenheit geht schließlich so weit, dass Frank aus Loyalität der Maschine gegenüber sogar persönliche Nachteile in Kauf zu nehmen bereit ist.
                Ein paar angerissene Neben-Themen wie das Weichen-Müssen des physischen Printmediums gegenüber dem digitalen und der zunehmend materiellen Ausrichtung der Gesellschaft wurde angerissen, kamen aber über den Status der Nebensächlichkeit nicht hinaus. Vielleicht überrascht uns Schreier ja noch mit einer tiefer gehenden Bearbeitung dieser Themen.
                Frank Lagalla lieferte als krimineller Demenz-Patient ebenso gut ab wie Susan Sarandon als ausdienende Bibliothekarin. Vor allem gefiel jedoch Rachel Ma als mechanischer Pfleger und auch Liv Tyler und James Marsden als sich sorgende, aber eben auch ein eigenes Leben führende Nachkommenschaft mit ein paar guten Auftritten.
                Conclusio: Hinsichtlich der interessanten und unterhaltsamen Darbietung möchte ich für dieses Independent-Kleinod eine Empfehlung gerne aussprechen. Allein wegen der passable agierenden Darsteller, der guten und launigen Atmosphäre und der durchaus interessanten Thematik lohnt ein Blick allemal. Dazu wurde ein aktuelles Thema ansprechend und ohne ausufernde Effekthascherei bearbeitet, was dann auch noch einen zusätzlichen Bonuspunkt einfahren kann.
                PS. In diesen Zusammenhang möchte ich auf die Dokumentation „Robolove“ verweisen, die ebenfalls das Thema „Beziehung zwischen Mensch und humanoidem Roboter“ zum Thema hat. Anders als der etwas unglücklich gewählte Titel vermuten lässt, geht es dabei um die Frage, in wie weit eine wahrhaftige, emotionale Bindung an eine leblose Maschine möglich ist, die Emotionen zwar nach außen zeigen, aber niemals innig empfinden kann (die sexuelle Komponente spielt da nur eine untergeordnete Rolle).

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                • 3 .5

                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                  Schwache Historien-Fantasy. Schon zu Beginn stellte der Film mit dick aufgetragenem (Pseudo-)Pathos klar, wohin die Reise gehen würde. Damit kam er schon einmal recht schwach aus den Startlöchern und wurde mit Fortdauer auch nicht stärker. Dazu gesellten sich dann auch noch halbseidene Spezialeffekte, denen man ihr Wesen schon von Weitem ansah. Ein paar in ihrer Einfachheit zwar einen gewissen naiven Charme versprühenden, in ihrer Gesamtheit jedoch durch die Bank abstürzenden Maskeraden der Tier-Dämonen gereichten dem Steifen ebenfalls nicht eben zur Zierde. Auch die Geschichte blieb einfach und ohne Drive, ebenso wie die relativ lahmen Kampfszenen.
                  Man hatte sich wohl einen Film wie „A Chinese Ghost Story“ zum Vorbild genommen, kam an diesen jedoch nicht einmal im Ansatz heran. Trotzdem ich derartige Filme eigentlich ganz gerne sehe und auch der asiatischen Mythologie und der fernöstlichen historischen Optik durchaus etwas abgewinnen kann, fiel der Streifen leider in vielen Belangen bei mir durch.
                  Auch hatten die flachen Charaktere kaum das Potential, nähere Sympathien auszulösen. Warum man an den grundsätzlich nicht uninteressanten Figuren nicht mehr Interesse zeigte und in ihnen lediglich eine Art Martial-Arts-Marionetten sah, blieb mir ebenso schleierhaft wie die letztendliche „Moral der Geschichte“. Vielleicht müsste man sich mehr mit den japanischen Fabelwesen und mythischen Helden beschäftigen um mehr Zugang zu diesem Film zu finden.
                  Die Mimen waren daher schwer einzuschätzen, daher lasse ich das an dieser Stelle einmal sein. Lediglich zur Synchronisation kann man sagen, dass diese zwar nicht das gelbe vom Ei, jedoch nicht so grottenschlecht wie in anderen Produktionen dieser Art war.
                  Fazit: Eine an sich ambitionierte Produktion, die an ihren eigenen Ansprüchen scheitert. Leider bewahrheitet sich hier der Spruch, dass das Bessere eben der Feind des Guten ist – wer historische asiatische Fantasy mag, wird bei anderen Adaptierungen wie etwa dem „Detective Dee“ oder der bereits angesprochenen „Chinese Ghost Story“ besser aufgehoben sein.

                  8
                  • 5

                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                    Achtbare Seitenhandlung. Auch wenn „Rogue One“ sein Wesen als reinen Fanservice in keiner Weise verbergen kann, hatte der Steifen wegen seiner guten Optik und seiner sorgsam in die Star-Wars-Geschichte eingepflegte Handlung durchaus seine Berechtigung. Der Film kann die Haupthandlung jedenfalls gut unterfüttern und damit kann man auch als nicht-Fan die Sache schon ansehen ohne der Langeweile anheim zu fallen.
                    Leider zeigte auch diese Produktion die „üblichen“ Schwächen des heutigen Popcorn-Kinos wie etwa schablonenhafte Figuren mit flachen Charakteren, die bei mir auf nur wenig Interesse stoßen. Dazu kam ein bereits bekannter Ausgang, der bei Kenntnis der Episoden keine Überraschung mehr bietet. Trotzdem konnte mich die Sache bei einer einzigen Sichtung schon bei Laune halten, erst als die Sache im letzten Drittel zu einer reinen Ballerei ausartete, verlor ich das Interesse. Der Showdown geriet für meinen Geschmack jedenfalls zu stark ausgebaut und zelebriert, den Schluss habe ich mir dann nicht mehr angesehen.
                    Von Seiten der Darsteller bekam man biedere Durchschnittskost, vor allem die Stars Forrest Whitaker und Mads Mikkelsen verschenkt. Die beste Leistung erbrachte Riz Ahmed, der hatte mit dem Piloten aber auch die dankbarste Aufgabe. Felicity Jones und Diego Luna ohne größere Herausforderungen, Donnie Yen mit ein paar feinen Martial-Arts-Einlagen. Alle anderen ohne Fehl und Tadel.
                    Conclusio: Für eine einmalige Sichtung kann ich „Rogue One“ für Star-Wars-Fans sicherlich empfehlen, an allen anderen wird der Streifen wohl ohne größeren Eindruck vorbeiziehen. Man hatte sich an die Haupthandlung gut angeschlossen und die Parallelen gut überlegt eingebettet und referenziert. So gesehen kann man gegen diesen Teil nichts sagen und außer der oben geschrieben Schwächen durchaus ansehen. Nicht der ganz große Wurf, als Teil der Geschichte aber passend.

                    10
                    • 7

                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                      Das Adoptivkind aus der Hölle. In diesem fiesen und intelligent vorgetragenen Psycho-Thriller offenbart ein adoptiertes Kind seine ganz eigenen Vorstellungen von einer perfekten Familie und schreckt dabei vor nichts zurück. Dabei wird der Wunsch eines Kindes, den Platz des gleichgeschlechtlichen Elternteils einzunehmen überspitzt thematisiert und auf das neu hinzukommende Mitglied der Familie übertragen.
                      Ich persönlich hielt eine Adoption nach dem Verlust des eigenen Kindes für grundsätzlich keine gute Idee, aber vermutlich tickt eine von mütterlichen Instinkten getriebene Frau ohne entsprechendes Kind anders. Anstatt ihre Muttergefühle auf die anderen beiden Kinder zu übertragen sucht sie ein zusätzliches Objekt. Für mich persönlich wäre ein Neugeborenes oder ein Säugling die bessere Lösung gewesen, doch vermutlich war sie von dem reifen Kind im Schulalter dann doch mehr angetan.
                      Zudem scheint in den USA eine Adoption grundsätzlich leichter sein als hierzulande, ich denke nicht, dass in Mitteleuropa einer traumatisierten Frau, die gerade ein Kind verloren hat, ein Adoptiv- oder Pflegekind anvertraut werden würde. Zugegebenermaßen kenne ich mich da zu wenig aus um wirklich etwas sagen zu können, aber irgendwie habe ich da so meine Zweifel.
                      Kurz nach dem Eintreffen in die neue Familie beginnt das Kind dann auch schon seine klugen Manipulationen. Wie ein Herdentier beginnt sie bei den Schwächsten (den Kindern) und arbeitet sich über die Frau an den Mann heran. Dabei räumte sie tatsächliche ebenso wie vermeintliche Widerstände aus dem Weg und sponn ein geschicktes Netz aus Täuschungen, Intrigen und Drohungen. So gesehen fand ich die Reaktion des Mannes auf die zunehmend stärker werdende Ablehnung des Kindes durch die Frau nachvollziehbar, der schob es natürlich auf den psychisch angegriffenen Zustand seiner Gattin. Der Showdown für mich dann etwas zu stark ausgewalzt, aber gut, das musste wohl so sein.
                      Vor allem die Darstellerin der kleinen Intrigantin, Isabell Fuhrmann, lieferte groß ab. Eine derart reife Leistung eines Kindes sah ich selten. Dabei hatten die Annäherungsszenen zwar eine gewisse Schieflage, da aber keine physischen Annäherungen erfolgten, konnte ich dann auch diese Szenen abnicken. Vera Famiglia und Peter Sarsgaard führten ihre Figuren gut durch den Streifen, auch die Synchronisation auf hohem Niveau.
                      Fazit: Ein empfehlenswerter Psychothriller. Obwohl das Rad nicht neu erfunden wird, hatte er durch seinen intelligenten Aufbau und nachvollziehbare Reaktionen der Protagonisten einen guten Stand. Erzählerisch und von Seiten der Ausstattung konnte man auch nicht meckern, eine Empfehlung kann ich für Thriller-Freunde durchaus aussprechen.

                      12
                      • 6

                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                        Ein schönes Kind seiner Zeit. Mit diesem Abenteuer ist James Bond endgültig in den achtziger Jahren angekommen. Es beginnt schon beim Song: Anstatt einer ruhig-melodiösen Ballade wird uns nun ein knatternder Synthie-Pop-Kracher präsentiert, der dem Zeitgeist voll entspricht und in vielen Ländern die Charts anführte. Auch die orchestrale und langsamere Version begleitete uns den ganzen Film über und konnte die Stimmung oftmals gut untermalen. Auch wenn das Thema mitunter etwas überstrapaziert wurde, konnte es seine Wirkung oft entfalten.
                        Zudem geht es nicht mehr um riesige, U-Boot-fressende Tanker oder Raumschiffe kapernde Satelliten, sondern um einen winzig kleinen Mikrochip, mit dem unser Bösewicht die Welt erobern will. Dies natürlich mit einer gewaltigen Explosion, wie es sich für einen rechtschaffenen Fiesling gehört. Natürlich ist der Plan an sich hanebüchen und unglaubwürdig, trotzdem kann der Film damit durchaus punkten.
                        Aber auch die Action ist ansehnlich und spektakulär. Roger Moore, mit seinen damals siebenundfünfzig Lenzen der älteste Bond-Darsteller, kämpfte und rannte durch den Streifen wie kaum zuvor. Er durfte auch wieder Schi fahren und Stuntkoordinator Willy Bogner ließ sich sogar eine kurze Sequenz mit den damals gerade aufkommenden Snowboards einfallen. Action und Investigation hielten sich nicht ganz die Waage - was der Story fehlte, wurde durch Verfolgungsjagden auszugleichen versucht, die jedoch oftmals ausgewalzt und künstlich in die Länge gezogen wirkten.
                        Es wirkte vieles neu, modern und frisch, was uns Ian Fleming unter der bewährten Regie von John Glen präsentierte. Dazu hatte man mit der herben und mondänen Schönheit einer Grace Jones und einem abgehoben-psychopatischen Christopher Walken beachtliche Antagonisten gecastet. Das half dem Film wirklich gut auf die Sprünge und konnte gemeinsam mit der üblichen exquisiten Ausstattung durchaus seine Punkte einfahren. Zwar kam man an die Exotik einer „Octopussy“ oder des „Man lebt nur zweimal“ nicht heran, schuf aber zumindest eine luxuriös-ansehnliche Atmosphäre.
                        Conclusio: Für eine einmalige Sichtung nicht nur für Bond-Fans durchaus empfehlenswert, allein schon die zeitgeistlichen Referenzen lohnen einen Blick, und der Song sowieso. Bei der Handlung gab es zwar noch Luft nach oben, doch vieles wurde von einer zünftigen Inszenierung und spektakulären Stunts wieder wettgemacht. Auch atmosphärisch und optisch erscheint dieses Abenteuer gut gelungen, auch wenn es jetzt nicht der ganz große Wurf ist. Für gute Unterhaltung ist jedoch jedenfalls gesorgt.

                        10
                        • 5 .5

                          Den Kommentar kann man in den wesentlichen Punkten vom Fall "Die Nacht an der Kreuzung" übernehmen. Bei Interesse bitte dort nachlesen.
                          https://www.moviepilot.de/movies/kommissar-maigret-die-nacht-an-der-kreuzung

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                            über Merlin

                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                            Achtbare Sagenverfilmung. Regisseur Steve Barron erzählt uns die Arthus-Sage aus der Sicht des titelgebenden Zauberers, der seine Kräfte und Fähigkeiten eher als Last denn als Vorteil zu sehen scheint. Die Zauberei setzt er bestenfalls widerwillig und nur in Extremsituationen ein, so als ob er ein mit Argusaugen über ihn wachendes göttliches Gericht über sich wüsste. Und so entspinnt sich die Sage um die mystische Figur als Fantasy-Märchen, das um ins Reich der Zauberei mitnimmt.
                            Das wäre an sich eine gute Idee, wenn die mitunter auftauchenden Fabelwesen besser designt und animiert worden wären. Vor allem die CGI mitunter ein Graus, die Harpyen schienen etwa aus einer Asylum-Produktion entsprungen zu sein. Das lag zum Großteil natürlich am Alter der Produktion, fiel aber negativ auf. Dafür konnten die Kostüme und die Maskerade einen durchaus feinen Charme entfalten. Speziell die geradlinige Einfachheit kam gut bei mir an und selbst wenn der eine oder andere an der mitunter fadenscheinig wirken den Optik Anstoß nehmen könnte, so mochte ich gerade diese Effekte.
                            Auch hinsichtlich der Komparserie dürfte die Produktion Abstriche machen gemusst haben, bei den Schlachten trafen keinesfalls die „mächtigen Heere“ aus der Sage aufeinander, es wirkte oftmals wie eine Clan-Zwistigkeit (was es ja wohl auch war). Ich habe je keine Ahnung, wie die Heere damals zahlenmäßig so aufgestellt waren, ein paar mehr als diese -zig Soldaten dürften es aber schon gewesen sein. Andererseits könnte die kleinere Zahl an Kämpfern durchaus mehr historische Genauigkeit bieten als eine „Herr-der-Ringe“-artige Kampfstärke.
                            Zumindest beim Cast ließ sich Barron nicht lumpen und hatte einen erlauchten Kreis arrivierter Charakterdarsteller um sich geschart. Helena Bonham-Carter benahm sich dabei nicht so psychotisch wie in anderen Rollen und lieferte ebenso nuanciert ab wie Sam Neill und Isabella Rossellini. Martin Short sichtlich in seinem Element, ebenso wie Miranda Richardson und Jason Done. James Earl Jones habe ich unter der Maske gar nicht richtig erkannt. Alle anderen ohne Fehl und Tadel, auch die Synchronisation passte gut.
                            Fazit: Für atmosphärisch angenehme und nicht allzu aufregende Unterhaltung sorgt dieser Streifen allemal, auch die Motivationen und Hintergründe der Figuren wurden soweit so gut gebracht. Narrativ kann man ebenfalls nichts aussetzen, hält einen die Handlung doch immer gut bei Laune. Die oben beschriebenen Schwächen allerdings schon etwas störend, die verliehen den Ganzen leider eine etwas billige Note, die auch die namhaften Darsteller nicht immer wettmachen konnte. Ein Fantasy-Streifen muss nun mal ein gewisses optisches Niveau haben, sonst taugt das nix. Mit einer leicht überdurchschnittlichen Bewertung ist der Film gut bedient.

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                            • 5

                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                              Der „parallele“ Bond. Trotzdem sich die Macher offenbar bemühten, im Sinne der Broccoli/Salzmann-Produktionen zu drehen, sah man dem Streifen die alternative Machart schon an. Zwar hatten die optischen Effekte durchaus Potential – besonders die Sequenz mit den fliegenden Raketen am Anfang gut gemacht – doch von Seiten der Darstellung wollte die Sache nicht immer so rund laufen. Da ging es einfach zu oft in Richtung Selbst-Persiflage um wirklich das „klassische“ Bond-Flair zu schaffen. So könnte man etwa die Tanzszene zwischen Bond und Domino in dem Casino durchaus als Verballhornung bringen und auch die Killerin Fatima Blush hatte eher etwas von einer schlechten Karikatur als einer echten Antagonistin. Warum man sie mit einer Mischung aus Unfähigkeit und Minderwertigkeitskomplexen gezeichnet hatte, wusste wohl nur Regisseur Irvin Kershner selber, in dieser Form tat er seinem Film leider keinen Gefallen. Wie sie den eigentlich schon geschlagenen Bond mit der erzwungenen schriftlichen Bestätigung über ihre Liebesfähigkeiten wieder zurückbringt - würg, das war schon Peinlichkeit hoch zwei.
                              Dazu kam, dass man Connery seinen überschrittenen physischen Zenit bereits deutlich ansah und damit auch die Prügelszenen relativ lahm daherkamen. Es hatte ja fast schon etwas von einer Chuck-Norris-artigen Langsamkeit, die ebenfalls eher ins Lächerliche abdriftet als dass sie einen wirklich mitnimmt. Dafür die restliche Action annehmbar und mittels ein paar gut gewählter Kulissen mit halbwegs passabler Atmosphäre. Vor allem die Unterwasser-Sequenzen in Ordnung, wenn da nicht der eher dümmliche Einfall mit dem „programmierten“ Hai gewesen wäre.
                              Licht und Schatten also bei diesem Abenteuer. Und dennoch gab es zwei Gründe, warum der Streifen nicht in der miefigen B-Film-Ecke landete. Es sind dies: Connery und Brandauer. Erster wie gesagt schon etwas zu alt für den Geheimagenten, dafür mit ansprechendem Charme in den Gentleman-Sequenzen. Er setzt seine Pointen so en passant und deutlich besser als etwa Moore, dem ich nur wenig humoriges Potential zugestehe. Brandauer sah man in keiner Szene an, dass er die Rolle nur widerwillig übernommen hatte, der lieferte rund und gewaltig ab und blieb sogar in den wackeligen Szenen immer Herr der Lage. Gut, dass er sich auch selbst synchronisierte, vor allem sein Timbre oftmals eine Wucht. Von Sydow und Walken in Ordnung und mit Kim Basinger hatte man auch ein würdiges Bond-Girl gecastet. Barbara Carrera dafür jenseits von Gut und Böse, hatte aber auch Pech mit ihrer Rolle.
                              Conclusio: Eine etwas andere Bond-Inszenierung, deren Stärken und Schwächen sich in etwa die Waage halten. Am meisten störte mich, dass man einige Sequenzen zu stark ins Lächerliche zog - doch womöglich wären diese Szenen in Ernst nicht zu bringen gewesen und so hatte man wohl die Flucht nach vorne angetreten. Der Song so schwach, dass man ihm sprichwörtlich aus der Box heraushelfen musste, der konnte leider gar nichts. Dafür hatte man ein paar schöne Sets gefunden, die den Streifen optisch oftmals gut dastehen ließen. Eine Empfehlung kann ich zwar mit Einschränkungen aber doch doch abgeben.

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                                Nettes Computer-Gedankenspiel. „Sag mal, wo geht Zelda eigentlich hin, wenn man das Spiel ausschaltet?“, fragte mich einst meine Tochter nach dem Herunterfahren des Rechners. „Ralph reichts“ beantwortet diese Frage zum Teil und lässt ihn im anderen Teil eine Art Midlife-Crisis-geplagtes Abenteuer bestehen.
                                Das konnte zum Teil zwar ganz gut unterhalten, hatte aber auch eine Menge an Leerlauf und Flachheit zu bieten, womit ich mit dem Gebotenen dann nicht restlos zufrieden war. Es begann schon allein damit, dass ich die dargestellten Spiele nicht kannte (gibt es die überhaupt?) und anstatt einer sehnsüchtig-liebevollen Reminiszenz auf die C64- und Amiga-Spiele meiner Jugend irgendwelche Spiele-Stereotypen vorgesetzt bekam, mit denen ich mich nur wenig anfreunden konnte. Wo war Donkey Kong, wo war Mario, wo die Diana Sisters und wo die bereits oben angesprochene Zelda? (ja, so lange gibt es sie schon). Anstatt der Lieblinge meiner (Spiele-)Jugend wurden mir Charaktere vorgesetzt, die mir bis dato völlig fremd waren und zu denen ich auch keinen wie immer gearteten Zugang hatte. Womöglich referenzierten sich die Macher aber auch durch die ganz alten Automaten-Spiele aus den frühen achtziger Jahren, zu denen ich in meiner Kindheit keinen Zugriff hatte.
                                Und so werkte sich unser verdrossene Ralph durch den Film und erlebte Freundschaft und Abenteuer, bis es zu einem süßen happy End kam. Und obwohl die großen Lacher weitgehend ausblieben, hatte der latent launige Unterton durchaus seinen kindgerechten Charme.
                                Conclusio: Eine harmlose und nicht allzu aufregende Kinderunterhaltung, die auch für Erwachsene den einen oder anderen Anknüpfungspunkt bietet. Die Kleinen blieben die Laufzeit über brav sitzen und das ist schon mal ein Pluspunkt für einen Animationsfilm. Trotzdem ist er für höhere Weihen ungeeignet, den Vergleich mit etwa „Die Unglaublichen“ besteht er nicht. Mit einer solomonischen fünf ist er denke ich am Besten bedient.

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                                • 6 .5

                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                  Feines Biopic. Unser titelgebender Butler hat es gelernt, sich anzupassen und sich in der Welt des „weißen“ Amerikas zurecht zu finden. Dies war zu der damaligen Zeit wohl Gebot der Stunde, besonders in den ehemaligen Südstaaten hatte die Rassengleichheit wohl wenig Bedeutung. Es ist für einen Mitteleuropäer des frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts sicherlich schwer, sich in die Befindlichkeiten eines amerikanischen Schwarzen in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts zu versetzen. Da haben gerade die expliziten Bilder der Diskriminierung und des sich dagegen auflehnenden Teils der Bevölkerung eine eindringliche Wirkung. Vor allem das psychische „Training“ der Restaurantbesetzer sehr einprägsam, das hatte ich so zwar noch nicht gesehen, erschien im Kontext aber durchaus plausibel.
                                  Man könnte dem Butler mit Fug und Recht Feigheit und Illoyalität gegenüber Seinesgleichen unterstellen, doch all sein Tun hat letzten Endes nur den Hintergrund, seine Familie und deren Angehörigen zu schützen. Das Gefühl aus seiner Kindheit, der Willkür einzelner Personen hilflos ausgeliefert zu sein, wirkt nach und bestimmt sein Handeln. Ich persönlich sehe darin jedenfalls keinen Akt der Feigheit, sondern einen starken beschützenden Instinkt dahinter. Er möchte einfach nicht, dass seinen Söhnen das gleiche Leid widerfährt wie ihm und handelt dementsprechend. Ich sehe da nichts Verwerfliches dahinter, auch wenn es ihm von seinen Söhnen letzten Endes vorgeworfen wird. Sicherlich ist deren Kampf wichtig und richtig, den Butler zerreißt es innerlich aber dabei.
                                  Inszeniert wurde ausgewogen und realistisch. Weder wurde zu stark auf die Tränendrüse gedrückt, noch die Pathos-Schiene befahren und auch von extremer Gewalt blieb man verschont. Trotzdem wurden die äußeren und inneren Konflikte der Protagonisten gut dargestellt und man bekam als Zuseher einen kleinen Einblick in die damals herrschenden Verhältnisse.
                                  Forest Whittaker mit starker Leistung, ebenso wie ein gut agierender Clarence Williams III. Cuba Gooding jr. ohne nennenswerten Eindruck, irgendwie schafft er es nie so richtig, mich zu beeindrucken. Dafür David Benner umso besser, ebenso wie David Oyelowo. Auch die „Präsidenten“ John Cusack, Robin Williams und Alan Rickman sehr gut, auch wenn ich sie nicht immer den realen Vorbildern zuordnen konnte.
                                  Conclusio: Ein gut gemachter Film über verschiedene aufeinander prallende Lebensentwürfe. Trotz einiger Längen hatte das Biopic durchaus seinen Reiz, allein schon die Atmosphäre in und um das weiße Haus ist eine ganz besondere. Gemeinsam mit guten Darstellern und einer ausgewogenen Inszenierung übte der Film eine gute Wirkung auf mich aus. Mit etwas mehr Bezug zum Thema hätte ich gerne höher bewertet, so wird es eine hochsolide sechseinhalb.

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                                  • 5 .5

                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                    Unterhaltsame Kriminalgeschichte. George Simenon gefällt mir fast besser als Agatha Christie, seine Geschichten sind zwar deutlich weniger atmosphärisch, hinterlassen aber einen glaubwürdigeren Eindruck als die der Engländerin. „Nacht an der Kreuzung“ nimmt dabei fast eine Sonderstellung ein, auch hier hatte die Verfilmung eine fast wohltuende Atmosphäre. Obwohl die Handlung in einem auf den ersten Blick trostlosen Kaff irgendwo in der tiefsten Provinz spielte, so traf zumindest die Verfilmung einen heimeligen Ton, der den ganzen Film über anhielt. Auch die Interaktion zwischen Maigret und seiner Gattin verliehen dem Stoff eine menschlich-warme Note, die auch nicht durch die emotionalen Abgründe der Verdächtigen getrübt wurden. Diesen begegnet man ja mit deutlich weniger Zuwendung, sondern betrachtet sie mit einer distanzierten Neugier, fast wie ein Insekt unter einem Mikroskop. Dennoch erfuhren auch diese mit Fortdauer des Falles eine gewisse Schärfung und Tiefe, da jeder von ihnen seine eigene Geschichte und Struktur erhielt. Der Verzicht auf klischeehafte Stereotypen wertete den Streifen gemeinsam mit einer hakenschlagenden Handlung ungemein auf. Damit gefiel er besser als „Die Falle“ und traf sich mit dem „Toten auf der Straße“ auf Augenhöhe.
                                    Leider verhinderte die unpassende Figurenzeichnung eine deutlich bessere Note. Meine Kritik dazu habe ich bereits im Kommentar zur „Falle“ angebracht, bei Interesse bitte ich, dies dort nachzulesen. Auch die darstellerischen Leistungen weichen von diesem nicht ab, also kann man diese ebenfalls 1:1 von dort übertragen.
                                    Conclusio: Ein hauptabendgerechter Krimi, für den ich eine Empfehlung gerne ausspreche. Mit höherer Werkstreue, besonders hinsichtlich der Charakterisierung der Ermittler, hätte ich sicherlich eine sechseinhalb oder sieben vergeben, die für mich unpassende Interpretation drückt die Bewertung leider etwas. Ansonsten aber niveauvoll, spannend und nicht über Gebühr blutig, so gefällt es.

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                                    • 8

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                                      Der für mich bislang beste Bond. Regisseur John Glen inszenierte unseren Geheimagenten in bekannter und bewährter Manier. Dabei hielt er eine beinahe erstaunliche Balance zwischen den einzelnen Handlungsteilen und schaffte es auch, ohne ausufernde Actioneinlagen Spannung und Atmosphäre zu generieren. Indem er dieses Abenteuer eben nicht zu einem reinen Geballer ausarten ließ, uns im Gegenzug mit atmosphärischen Settings verwöhnte und auch den Humor in erträglichen Dosen servierte, schuf er mit diesem Abenteuer einen wohlig-angenehmen Teil, der auch bei mehrfacher Sichtung Freude macht. Vor allem die fein getakteten Versatzstücke hatten ihren Reiz. Der Zirkus, die Kulisse in und um der indischen Fraueninsel und das Versteigerungshaus schufen eine wohltuende Melange. Glen lässt sich auch nicht dazu hinreißen, erzählerisch knackig zu inszenieren und kostet seine Hintergründe auch entsprechend aus. Das verleiht „Octopussy“ eine wirklich gute Stimmung und zusammen mit einem Ohrwurm auslösenden Song hatte er auch die richtige Musik dafür zur Hand. Besonders der Killer mit dem Kreissägeblatt hatte es mir angetan, aber auch die schwimmende Maskerade mit dem falschen Krokodil (als der Oberkiefer aufklappt und Bonds Kopf zum Vorschein kommt – einfach herrlich).
                                      Da störten auch die vorgetragenen Stereotypen und regionalen Klischees weniger, das kennt man ja von den bisherigen Abenteuern. Diese wurden zwar bedient, aber in einer liebenswürdigen und vollkommen stilsicheren Art und Weise. Peinlichkeiten wie sie in den Vorgängern manchmal passierten, ließ Glen gottlob nicht zu.
                                      Lediglich ein paar wackelige Passagen (009 schaffte es mit letzter Kraft und Messer im Rücken zur britischen Botschaft – leidlich unplausibel, dafür herrlich inszeniert, als er durch das Fenster bricht) kosten dem Teil die Maximalbewertung, bei allem anderen kann ich eigentlich keine Gründe für einen Abzug finden.
                                      Aber auch der Antagonist reichte nicht ganz an seine „Vorgänger“ heran. Nichts gegen Louis Jordan, aber mit einem Gerd Fröbe, einem Donald Pleasence, einem Telly Savalas oder einem Curd Jürgens kann er es leider nicht mal im Ansatz aufnehmen. Auch sein Handlanger Kabir Bedi stank etwa gegen den Beisser leider ab.
                                      Glen tat Roger Moore den Gefallen, ihn in diesem Abenteuer ernster agieren und weniger Pointen setzen zu lassen. Das tat seiner Gesamtperformance gut - wie ich schon öfters anmerkte, bin ich von Moores komödiantischen Fertigkeiten nicht sonderlich überzeugt. Louis Jordan zwar mit ein paar guten Auftritten, gegen Maud Adams jedoch mit nur wenig Eindruck. Letzte hinterließ einen wirklich guten Eindruck, ein absolut würdiges Bond-Girl. Alle anderen wie man sie kennt, diesmal gab es mit Robert Brown einen neuen „M“ zu bestaunen. Lois Maxwell wird schön langsam zum späten Mädchen - trotzdem schön, dass ihr die Broccoli und Salzmann die Treue halten.
                                      Fazit: Eine absolute Empfehlung meinerseits, auch für nicht ausgemachte Bond-Fans. Mit herrlicher Atmosphäre und tollen Kulissen immer wieder ein Genuss, ein richtig „schöner“ Bond. Die ausgewogene Gewichtung von Action, Spannung, Atmosphäre und landestypischen Klischees machen diesen Teil zum bislang besten.

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                                        über Elysium

                                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                        Schwache SciFi-Dystrophie. Grundsätzlich lässt sich gegen die Machart und die Grundidee nichts sagen, hatte diese neben ein paar atmosphärisch dichten Bildern und ansprechenden Betrachtungen zukünftiger Verhältnisse auch ein schönes Potential an gesellschaftskritischen Untertönen. Leider lässt Regisseur Neill Blomkamp eben dieses Potential im Lauf des Films zugunsten ausgewalzter Actioneinlagen und unplausibler Handlungsentwicklungen völlig außen vor und präsentiert uns anstelle von gesellschaftlichen Betrachtungen eben jenen reinen Krawall. Ja, er konterkariert seine Aussage mit der Zerstörungsaction sogar auch einigermaßen. Indem er die Hilfesuchenden als Eindringlinge und letztendlich auch als Zerstörer des Paradieses zeigt, erteilt er der vorhergehenden Abschottungspolitik der Bewohner insofern seine Absolution, indem er deren Befürchtungen nachträglich recht gibt. Letzten Endes eignen sich die Quasi-Revolutionäre die Gesundungszauber-Technik in räuberischer Weise an und bieten außer einer marxistisch angehauchten Quasi-Rechtfertigung eigentlich nichts an.
                                        Eine andere Begründung für die extreme Klassentrennung gibt es nicht, womit die ganze Geschichte dann auch reichlich unausgegoren und oberflächlich daherkommt. Die Tatsache, dass die letztendliche Einsicht der Reichen komplett fehlt, nährt die Befürchtung, dass die Zustände in Bälde wohl wieder so sind wie zuvor, womöglich sogar noch schlimmer. Dass man hier nicht näher auf die Motivationen der Elite eingegangen ist, verhindert letztendlich auch eine solide Betrachtung der Zustände und in weiterer Folge auch einen möglichen Lösungsansatz.
                                        Wer weiß, vielleicht wäre ein Umdenken der Reichen auch naiv und dumm gewesen, dennoch hätten die Macher dieses Risiko durchaus eingehen können. Vielleicht wäre auch ein Untergang der Schicht, das eben jener fehlenden Einsicht geschuldet ist, eindringlicher (und vielleicht auch realistischer) gewesen… Wir werden es wohl nie erfahren. Womöglich wollte man auch nicht einfach eine Art „Les Miserables in der Zukunft“ bringen – aber irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass Action mehr kommerziellen Erfolg versprach als Aussage und dass dieser Weg eben deswegen beschritten wurde.
                                        An den arrivierten Darstellern krankte es definitiv nicht. Matt Damon gut und eindringlich, ebenso wie Jodie Foster in ihrer eindimensionalen Rolle. Auch Alice Braga solide und glaubwürdig. Die Slumbewohner jedoch mit deutlichen Schwächen, besonders Wagner Noura mit seinem penetranten Overacting ein Graus. Diego Luna blass und schwach, ebenso wie Sharlto Copley als außer Kontrolle geratener Agent (wobei auch seine Figurenzeichnung sehr zu wünschen übrig ließ).
                                        Conclusio: Aus optischer und darstellerischer Sicht durchaus passabel, doch leider ließ die Geschichte viel zu viel Potential liegen um sie wirklich gut bewerten zu können. Dabei wäre die Sache eine herrliche Steilvorlage für ein gerütteltes Maß an Gesellschaftskritik und -betrachtung gewesen, doch offenbar entschied man sich für die Popcorn-Schiene. Schade drum.

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                                        • 6 .5

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                                          Lustige Beamtenparodie. Um es gleich vorweg zu nehmen: die Arbeit im öffentlichen Dienst ist eine grauenvolle. Ich selbst habe in jüngeren Jahren eine solche Anstellung nach wenigen Monaten gekündigt und bin in die Privatwirtschaft gegangen. Dieses extreme Systematisieren von ersessenen Privilegien, abgesteckten internen Meta-Räumen und angeeigneten Abweichungen von Prozessen lähmte mich von Anfang an und nahm mir buchstäblich die Luft zum Atmen. Es gibt ja Menschen, die in so einem Umfeld regelrecht aufblühen und sich mit Begeisterung in dieses Feld von Cliquen, Arrangements und Gewaltenteilungen stürzen, für mich waren die internen Hackordnungen ein Greul.
                                          Unser Checco ist einer jener, die dieses Arbeiten quasi mit der Muttermilch aufgesogen hat und es sich in dieser Melange von Abhängigkeiten, Privilegien und ersessenen Rechten gemütlich gemacht hat. So gemütlich, dass er sämtliche Gängeleien der Staatspitze den als minderwertig empfundenen Abfertigungen vorzieht. Und so entspinnt sich eine irrwitzige Versetzungs-Reise, die so manche überraschende Wendung erfährt.
                                          Regisseur Gennaro Nunziante nimmt aber nicht nur die Eigenheiten des Beamtentums lustvoll aufs Korn, auch so manche italo-typische Verhaltensweise wird liebevoll karikiert. Vor allem die Nord-Süd-Unterschiede haben es ihm angetan, was man durchaus auch auf andere nordische und südliche Länder anwenden könnte. Die Spitzen kommen aber niemals boshaft oder ungut daher, sondern beleuchten seine Landsleute mit einem spitzbübischen Unterton.
                                          Vor allem die Performance Checco Zalones belebt den Vollposten ungemein. Mit dieser sympathischen Misanthropie werkt er in bester Tradition eines Adriano Celentano, fügt diesem sogar noch die eine oder andere Facette hinzu. Er degradiert seine Kollegen bisweilen fast zu Stichwortgebern, wobei man auch sagen muss, dass die Produktion auch ein Stück weit auf ihn zugeschnitten erscheint. Die Synchronisation in Ordnung, scheint viel von dem Humor transportiert zu haben.
                                          Ich mochte auch die handwerkliche Umsetzung als Rahmenerzählung mit dem Erzähler aus dem Off, das Konterkarieren des Gesprochenen mit den Bildern hat eine feine Wirkung und erinnert ein wenig an den Humor eines Otto Waalkes, jedoch ohne dessen ausufernde Blödeleien. Überhaupt bewegt sich der Humor in sicheren stilistischen Bereich und kippt niemals in dummdreiste Kasperliade ab. Man könnte das natürlich als feige kritisieren, für mich passte es aber in weiten Teilen.
                                          Fazit: Eine gelungene Komödie mit vielen Lachern und einem nicht unrealistischen Hintergrund. Fein beobachtet und mitunter überspitzt erzählt entfaltet die Satire ihren eigenen Charme, der den Streifen gut wirken lässt. Für mehrmaliges Ansehen zwar nur bedingt geeignet, dieses eine mal habe ich mich aber wirklich gut unterhalten gefühlt.

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                                          • Falls sich jemand dazu "bilden" möchte:
                                            https://www.msn.com/de-at/nachrichten/other/infodemie-immer-mehr-corona-verschw%C3%B6rungstheorien-im-netz/ar-BB1fIgI9

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                                            • 5 .5

                                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                              Passabler Actionreißer. Man sollte nicht den Fehler machen und in „M:I Fallout“ mehr als reine Action sehen, dessen Handlung um Loyalität und Verrat nicht mehr denn als Vorwand für ebenjene Szenen dienen soll. Einen ähnlichen Plot könnte man genauso gut mit James Bond, Jack Reacher, John Wick und wie sie alle heißen verfilmen, handelt es sich doch um einen recht banalen und nur wenig Eigenständigkeit bietenden Spionagethriller. Dazu gesellten sich Ocean´s…-artige Verwicklungen, wo sich vermeintliche Pannen plötzlich als Teil des gefinkelten, den jeweiligen Gegner und Zweckverbündeten täuschenden Plan herausstellen. Damit hat „Mission Impossible“ zumindest bei der ersten Sichtung in der guten Tradition der Serie natürlich ein paar Überraschungen parat, womit die Sache dann doch einigermaßen interessant bleibt.
                                              Mit den gut choreografierten Kämpfen und den fein getimten Stunts steht der Streifen natürlich wie eine eins, hier ließen sich weder die Macher noch die Stuntleute lumpen. Großes Kompliment an Tom Cruise, der ja – wie man hört – die meisten der Actionszenen selbst gedreht hat, sogar jene beim Fallschirmsprung. Selbst wenn hier die CGI schon etwas mitgeholfen haben dürfte, muss man dem Gebotenen schon Respekt zollen, zumal es zumindest gefährlich aussah. Angeblich hat er sich beim Sprung von einem Hochhaus zum anderen sogar den Knöchel gebrochen, in der entsprechenden Szene sieht man ihn kurz hinken, was ein paar Sekunden später dann nicht mehr zu sehen ist. Dieses kurze Verschwimmen von Fiktion und Wirklichkeit hatte für mich etwas anheimelnd Menschliches, zeigt es doch, dass auch Filmstars keine Übermenschen sind.
                                              Die Figuren wurden wohl von den Vorgängerteilen als bekannt vorausgesetzt, eine nähere Vorstellung fand nicht statt. Das möchte ich jetzt nicht bekritteln, obwohl ich mich als Nicht-Kenner der anderen Teile wie als neuer Schüler in der Klasse fühlte, der halt noch keinen kennt. Auch bei den Bösewichten betrieb Regisseur keinerlei Figurenzeichnung, auch von denen erfährt man erst während des Film mehr. Das störte dann auch weniger, zumal sie ja ohnehin ausschließlich für die Plausbilisierung der Stunts dienlich waren. Die Darstellerleistung ist daher unerheblich und nicht zu bewerten.
                                              Fazit: Wer auf packende Kämpfe, Verfolgungsjagden und halsbrecherische Stunts steht, der ist hier bestens aufgehoben. Diese werden im Minutentakt gezeigt, Dinge wie Handlung oder ausgefeilte Charaktere sind in einem solchen Streifen ohnehin nur störenden Beiwerk. So gesehen kann man „MI:Fallout“ für Actionfans natürlich sehr empfehlen, alle anderen werden mit Fortdauer eher gelangweilt werden. Das, worauf es hier ankommt, wurde aber gut gemacht, daher eine wohlmeinende und überdurchschnittliche Bewertung.

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                                              • 5 .5

                                                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                Spannende Krimi-Adaption. In „Ein toter Mann“ gibt Krimi-Legende George Simenon wieder eine Kostprobe seines Könnens. Indem er uns die Bösen zwar zeigt und uns lediglich die Zusammenhänge deren Verbrechen bis kurz vor Schluss verweigert, hält er das Interesse am weiteren Verlauf immer hoch. Man hat eigentlich den ganzen Film über das Gefühl es irgendwie schon zu wissen oder knapp vor der Lösung des Falles zu stehen, trotzdem bleiben die letztendlichen Zusammenhänge im Dunkel. Das ist ein insofern gelungener Schachzug, da somit der kriminalistische Klärungstrieb die ganze Laufzeit über befeuert wird und die Geschichte gleichsam einem Sexualakt mit lang hinausgezögerter Vollendung wirkt, der hinterher einen deutlich längeren befriedigenden Effekt hat. Damit will der Fall etwas besser munden als der Vorgänger und auch kurzweiliger und spannender daherkommen.
                                                Hinsichtlich inszenatorischer und darstellereischer Belange kann ich meine Einschätzung aus „Die Falle“ nur wiederholen, beide Filme sind ja aus einem Guss und von der Machart daher identisch. Der interessierte Leser sei daher höflich aufgefordert, bei Interesse dort nachzuschlagen, auch dieser Film ist auf MP gelistet.
                                                Conclusio: Eine wohlmeinende Empfehlung für diese Krimi-Adaption. Selbst wenn diese punkto handwerklicher Machart relativ handzahm ist und die Gewalt nie zeigt, so kann sie als Opener für einen spannenden und niveauvollen Krimiabend durchaus herhalten. Meine Kritikpunkte hinsichtlich der Figurenzeichnung lassen dennoch keine wirklich hohe Bewertung zu - die fünfeinhalb ist im Wesentlichen der Geschichte Simenons, der hier wieder einmal ganz Arbeit geleistet hat, und den Leistungen der Mimen gedankt. Macht jedenfalls Lust auf die restlichen beiden Fälle (an den nächsten beiden Dienstagen auf 3Sat).

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                                                • 5 .5

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                                                  Gut gemachtes Biopic. Vorausschickend sei gesagt, dass ich kein ausgemachter Fan Elton Johns bin und seiner Musik nicht mehr abgewinnen kann als der von vielen anderen Interpreten auch. Sie ist objektiv gesehen ja sicherlich gut und hochwertig, aber irgendwie hafte ihr auch etwas Kommerzielles und Alltägliches an. Es gibt einfach zu wenig Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen Interpreten.
                                                  An der Verfilmung Elton Johns Vita gefällt vor allem die bisweilen über-metaphorisierte Machart – sehr schön etwa eine Szene in einem seiner ersten Konzerte, als er vom Klavierhocker abhebt und schwebend singt und spielt. Das zeigt die erhebende Wirkung, die ein erfolgreicher Auftritt für einen darstellenden Künstler haben kann, er hebt förmlich vom Boden ab. Doch auch die Schattenseiten des Erfolgs werden gezeigt, nämlich die irrige Vorstellung, dass Berühmtheit menschliche Nähe und Vertrauen ersetzen kann. Mit einem Wort: Das Publikum ist keine Familie und auch kein Partner, nicht mal Vertrauter. Dazu kommt eine ständige Verfügbarkeit von Drogen, die irgendwann aus Gewohnheit konsumiert werden oder um sich für einen Auftritt hochzupushen. Da ist dann der Weg zur Abhängigkeit ein kurzer.
                                                  So wie ich die Sache sehe, war Elton John mit seinen Problemen keinesfalls eine Ausnahmeerscheinung, viele andere Künstler hatten zu Anfang ihrer Karrieren ähnliche Schwierigkeiten. Johnny Cash, Falco und auch Robbie Williams (die Solokarriere) waren ebenfalls von solchen Problemen begleitet, bei Elton John kam auch noch die Homosexualität hinzu. Diese hatte in der damaligen Zeit deutlich weniger Akzeptanz als heutzutage, wo sie ja schon fast als vorteilhaft angesehen werden kann (ebenso wie Transgender, Queer und all die anderen Daseinsformen).
                                                  Der Streifen lebt auch zu einem gewissen Teil von Taron Egertons Performance. Obwohl er dem Schlagerstar optisch nur wenig gleicht, so kann ich mir doch vorstellen, dass er die Charakterisierung gut getroffen hat. Wie gesagt habe ich mich bislang weder mit dem Künstler noch dem Menschen Elton John auseinandergesetzt, kann mir aber durchaus vorstellen, dass Egerton hier gut abliefert. Zumindest erscheinen der Werdegang und die inneren Konflikte plausibel, womit ich auch die Leitung seiner Kollegen abnicken kann.
                                                  Conclusio: Ein nicht uninteressanter Streifen, und das sicherlich nicht nur für ausgemachte Fans des exaltierten Schlagerstars. Eine Empfehlung kann ich daher schon allein aus handwerklicher Sicht durchaus aussprechen, obwohl eine gewisse Hinwendung zum Künstler Elton John für das Gefallen dieses Films ausschlaggebend ist. So gesehen schlage ich die Bio mit meiner fünfeinhalb aus objektiver Sicht etwas unter Wert, was aber hauptsächlich dem Umstand daran geschuldet ist, dass mich die Musik Elton Johns nicht zu Jubelchören hinreißt (das einzige Lied, das ich mag, ist „Crocodile Rock“, und da wusste ich bislang nicht, dass es von ihm ist).

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                                                    Nospheratu99 14.04.2021, 08:24 Geändert 26.04.2023, 11:39

                                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                    Ein schwächerer Bond. Im Vergleich mit den letzten beiden, durchaus passablen Vorgängern bekam man hier eine wieder recht bodenständige Geschichte ohne jegliche Gigantomanie präsentiert. Das wäre jetzt per se nichts Schlechtes, wenn Regisseur John Glen nicht wieder versucht hätte, mehr Humor in die Sache zu packen. Kaum eine Actionszene ohne irgendeine halblustige Slapstick-Einlage, und auch die launig gemeinten Stehsätze oftmals unpassend und unter die Kategorie „gut gemeint“ fallend. Weniger wäre hier deutlich mehr gewesen, so geriet schon zu Anfang das Abwerfen von (Blofelds?) Rollstuhl von der Hubschrauber-Kufe grenzwertig. Da fing der Film schon seltsam an und wurde lange Zeit auch nicht besser.
                                                    Erst mit den herrlichen Unterwasser-Szenen und dem Zurückschrauben der launigen Einschübe fing sich der Streife wieder und atmete das klassische Bond-Feeling. Und selbst wenn man diesen Szenen ansah, dass sie in einem Schwimmbecken gedreht wurden, so verströmten sie dennoch eine feine Atmosphäre. Mittendrin jedoch schon fast hektisches Hin- und Herswitchen zwischen den verschiedenen Drehorten. Corfu, Cortina und Kreta in gefühlt zehn Minuten, da fehlte leider das gekonnte Timing der letzten Abenteuer.
                                                    Man merkte auch Flemings Ideenreichtum eine gewisse Begrenztheit an, Schifahren und unter Wasser hatten wir doch schon ein paar male. Wobei man natürlich sagen muss, dass es sicherlich schwer ist, jedes Mal etwas ganz umwerfend Neues zu bieten.
                                                    Mir ist unklar, warum man Roger Moore gerne ins launige Fach steckt, ich persönlich finde ihn eigentlich nicht witzig. Weder überzeugte mich sein Humor in „Die Zwei“, noch eben hier in den Bond-Filmen. Es wirkt oftmals gezwungen und aufgesetzt, und zerstört somit viel an Atmosphäre. Nichts gegen ein paar en passant eingestreute Gags, aber diese Häufigkeit in Verbindung mit der mangelnden Treffsicherheit (etwa die Eishockeyspieler) mochte ich eigentlich nicht.
                                                    Dafür hatte man die Damen diesmal deutlich initiativer und tatendurstiger gezeigt. Bibi und Lisl mit sehr aktivem Flirten, erstere war sogar so fordernd, dass Bond doch tatsächlich eine Nummer ausließ (eine Premiere oder?). Bösewicht Topol leider ohne jegliches Charisma und auch Walter Gotell als Kommandant Gogol nur wenig ansprechend. Dafür Bernhard Lee („M“) und Desmond Llewelyn („Q“) mit ein paar guten Auftritten, ebenso wie die Bösewichte Michael Gothard und mit Abstrichen auch John Wyman.
                                                    Conclusio: Dieser Bond zeigte wieder mehr von dem, wie ich es eigentlich nicht sehen will. Zu viel (und zu schwacher) Humor, eine maue Geschichte (womit ich noch hätte leben können) und ein ebenso mauer Antagonist. Die Handlanger mit wenigstens ein paar passenden Einlagen. Ein paar schöne Drehorte und hübsche Damen holten die Kohlen nicht gänzlich aus dem Feuer. Ein mit Bond-Bonus bestenfalls durchschnittliches Abenteuer.
                                                    PS. Der Song war auch ganz gut.

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