Nospheratu99 - Kommentare

Alle Kommentare von Nospheratu99

  • 7 .5

    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
    Gut angetragene Biografie. Wie im Titel liegen Genie und Wahnsinn beim guten John Forbes Nash nah beieinander und werfen ihn in ein schlimmes Dilemma. Mit Einnahme seiner Medikamente könnte er zwar ein halbwegs normales Leben führen, verliert neben seiner mathematischen Begabung auch den emotionalen Kontakt zu Frau und Kind. Setzt er die Arzneien jedoch ab, wird er von schizophrenen Einbildungen verfolgt und geplagt. Er entscheidet sich für seine Begabung und seine Familie, mit all den negativen Konsequenzen.
    Es ist ja interessant und erschreckend zugleich, wie er mit seinen Phantasiebildern umzugehen lernt. Es bedarf wohl einerseits eines hohen Problembewusstseins und andererseits einer starken Psyche, seinen Wahnvorstellungen eben nicht nachzugeben. Dabei erinnerte mich seine Besessenheit, hinter wahllosen Zeitungsartikeln zielgerichtete und auf einen Untergang hindeutende Botschaften zu sehen, an die Argumentation von Verschwörungstheoretikern, die ja auch hinter jedem Busch einen Attentäter vermuten. Womöglich ist der Weg zu einer solchen Besessenheit kürzer als man denkt.
    Dabei hatten die Strategien Nashs mitunter einen fast komischen Zug. Ich musste ja schmunzeln, als er die Studentin mit unsicherer Mine fragt, ob sie den Mitarbeiter des Nobelpreiskomitees ebenfalls sehen kann und sie dies überrascht bejaht. Oder als sich manche seiner Weggefährten als Einbildung entpuppten. Dabei schienen nicht alle seiner Phantasiefiguren bedrohlich zu sein, manche hatten eine fast kumpelhafte Erscheinung. (Das erinnert mich an einen Witz: „Was ist der Vorteil von Schizophrenie? – Man ist nie einsam!“).
    Drehbuch und Regie empfand ich als gelungen, auch von der Ausstattung und Maske her kann man nichts Schlechtes gegen den Film sagen. Ron Howard und Brian Graemer bewegten sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut und ausgewogen. Auch die Atmosphäre blieb ständig hoch und dicht, was für eine gute handwerkliche Machart spricht. Auch die Darsteller überzeugte durch die Bank, angefangen von einem groß aufspielendem Russell Crowe über einen brachialen Ed Harris bis zu einem fein nuancierten Paul Bettany. Jennifer Connelly ebenfalls sehr glaubwürdig in ihrer im Vergleich etwas undankbaren Rolle. Christopher Plummer wie man ihn kennt, ohne Fehl und Tadel.
    Fazit: Für diese Biografie möchte ich eine klare Empfehlung aussprechen und das nicht nur wegen der interessanten Figur, die hier gezeigt wird. Auch handwerklich wirkt der Film für mich durchaus gelungen, Atmosphäre und Dramatik passten soweit. Auch die emotionalen Spitzen wirkten nicht inflationär, Howard lässt die Geschichte für sich selbst stehen und wirken. Man hat nicht das Gefühl, dass hier mit Gewalt noch etwas hinzugefügt werden musste. Getragen von guten darstellerischen Leistungen hat mich die Produktion durchaus überzeugt, die siebeneinhalb ist jedenfalls hoch verdient.

    7
    • 5 .5

      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
      Zu viel gewollt und viel verspielt. Marcus Rosenmüller orientierte sich bei seiner „Flucht durchs Höllental“ offenbar zu sehr an den amerikanischen Action-Thrillern der achtziger und neunziger Jahre. Lässt dabei Hans Sigl seinen geschundenen Körper schon fast lustvoll leidend durch die titelgebende Landschaft schleppen und dabei weder sich noch Mitstreiter schonen. Rosenmüller versteht es dabei, mittels der pittoresk schönen Landschaft Stimmungen zu generieren, die zwischen Gefahr und reizvollen Bildern eine recht ansprechende Atmosphäre schaffen. Leider geht er mit seinem Protagonisten derart rüde um, sodass der Handlungsfaden einen zwar immer bei Laune hält, mit der Zeit jedoch ein latentes Glaubwürdigkeitsproblem aufreißt. Ich meine, mit durchbohrtem und nur notdürftig verarztetem Oberschenkel und ohne Klettererfahrung einen Steilhang zu bezwingen, das sollte mir mal jemand vorhüpfen, schon gar nicht ein solch untrainiertes und übergewichtiges Großstadt-Pflänzchen.
      Aber gut, heutzutage reichen „gewöhnliche“ Leiden nun mal nicht aus, da muss es am Ende wohl schon ein physischer Totalschaden schein, damit man beim Publikum eine gewisse Eindrücklichkeit erzeugen kann. Für mich wäre in dieser Hinsicht jedoch weniger deutlich mehr gewesen, in dieser Form wirkte unser dauerlaufendes Stehaufmännchen leider nur wenig plausibel. Aber vielleicht wollte Rosenmüller auch einfach die Grenzen der Hauptabend-Tauglichkeit ausloten, wer weiß das schon.
      Sehr fein empfand ich jedoch die Landschaftsaufnahmen. Mitunter hatte ich ja das Gefühl, dass der Tourismusverband den Film zumindest mitfinanziert hatte, die Bergwelt scheint ja ausschließlich aus atemberaubenden Panoramen und idyllisch gelegenen Dörfern zu bestehen. Auch das Berghotel mit seinem Luxus lud einen ja förmlich zu einem verlängerten Wochenende ein, wer kann dazu schon nein sagen?
      Die Darsteller hatten keine Probleme mit ihren nur wenig entwickelten Charakteren und brachten ihre klischeehaften Figuren so weit so gut. Hans Sigl mit deutlichen Wohlstandspfunden zeigte uns die Leiden auf höchster Stufe derart eindringlich, dass man sie fast am eigenen Leib spürte. Marleen Lohse ohne Fehl und Tadel, genauso wie Christian Redl und Karen Böhne. Tonio Arango gab seinen fiesen Vorzeige-Mafioso inklusive diabolischem Grinsen stellenweise etwas zu aufgesetzt, hatte mit seinem Protagonisten jedoch zu geringe Bildschirmpräsenz um wirklich störend aufzufallen.
      Fazit: Für eine einmalige Sichtung allein schon wegen der tollen Bergwelt-Kulisse empfehlenswert, von der Machart aber für meinen Geschmack zu überdramatisiert um eine hohe Bewertung zu rechtfertigen. Womöglich geht es nur mit ein paar Beulen und/oder einem gebrochenen Finger heutzutage nicht mehr, da muss schon deutlich mehr Blut fließen. Handwerklich ansonsten aber durchaus gelungen, eben gepflegte Hauptabend-Unterhaltung made of öffentlich-rechtlich.

      7
      • 4

        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
        Aufwändig verfilmter Nonsens mit Starbesetzung. Allein schon die Romanvorlage Browns liest sich wie ein Groschenroman und bietet nur geringen literarischen Genuss. Seichte, stereotype Figuren hangeln sich durch eine eher hanebüchene Handlung, allein der biblische Bezug und die mitunter interessanten Theorien Browns hielten mich bei Laune.
        Und so hatte auch der Film von Anfang bis Ende mit einem latenten Glaubwürdigkeitsproblem zu kämpfen. Regisseur Ron Howard kurbelte seinen Streifen mit hoher Werkstreue herunter, die man, wäre man ihm nicht gewogen, auch als Einfallslosigkeit bezeichnen konnte. Wie im Buch blieben die Figuren in weiten Teilen flach und banal, und während sich die Protagonisten durch die Handlung schwurbelten, fuhr Howard eine zwar nette Atmosphäre auf, hatte dem Stoff aber weder Plausibilität noch Nachvollziehbarkeit hinzugefügt.
        Warum man eine solche Armada an bekannten Schauspielern auffuhr erschließt sich mir nicht so richtig, denn keiner von denen konnte den schablonenhaften Figuren auch nur einen Hauch von Individualität entlocken. Während Ian McKellen noch am ehesten seinen Spaß an der Produktion zu haben schien, wirkte Tom Hanks zumeist mit nur wenig Freude am Werk. Audrey Tatou überzeugte mich überhaupt nicht, schien sogar noch desinteressierter an ihrer Rolle zu sein als der Vorgenannte. Jean Reno bemüht, aber letzten Endes ebenso glücklos wie Paul Bettany. Jürgen Prochnow in seiner kleinen Rolle wie man ihn kennt.
        Aber auch die Kamerafahrten waren nicht eben Begeisterungsstürme auszulösen imstande. Zwar wurden die Kunstwerke durch den aufwärtsgerichteten Blickwinkel mit einer Art knieender Andacht präsentiert, jedoch versagte diese Sichtweise etwa bei den Protagonisten. Warum man sich etwa dem Portier der Sicherheitsfirma mit einer solchen, schon fast hündischen Ergebenheit näherte, weiß wohl nur Kameramann Totino selbst.
        Eigentlich wäre es ja angebrachter gewesen, aus dem Stoff eine Doku zu machen. Doch wahrscheinlich hätte man mit diesem Format deutlich weniger Drehbudget zur Verfügung gehabt als mit der erzählerischen Form, denn trotz einer eher durchwachsenen Geschichte kommt dieses Format bei den Zusehern wohl besser an. Das hatte der Kulturhistoriker Dan Brown schon viel früher erkannt, als seine Sachbücher kaum auf Leserinteresse stießen, während aus den nur wenig plausiblen und eher schlecht geschriebenen Geschichten Bestseller wurden.
        Fazit: Thematisch sicherlich nicht uninteressant, filmisch leider nicht restlos überzeugend. Eine gute Atmosphäre und ein paar anheimelnde Bilder entschädigen nicht für hundertsiebzig minütigen Leerlauf. Die Darsteller wirkten oft wie Erzähler und Erklärer, hatten dabei kaum mimische Möglichkeiten. Browns Versuch, seine sicherlich durchaus spannenden Theorien mittels einer Geschichte unters Volk zu bringen, scheint angesichts des Zuschauerinteresses gelungen – auch wenn der Streifen in seiner Gesamtheit leider blass und schwach blieb.

        9
        • 7

          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
          Gut angetragenes Sitten- und Gesellschaftsbild. Vermutlich ist die Bronx der sechziger Jahre ein ergiebiger Hintergrund für derlei Filme, die das Leben und Aufwachsen in eindrücklichen und klaren Bildern zeigen. Mitunter fühlte ich mich an „The Wanderers“ erinnert, die nicht nur einen ähnlichen sozialen und zeitlichen Hintergrund zeigten, sondern auch in Musik und Bildern mit den „Straßen der Bronx“ im Gleichschritt gingen. Jedoch hatte letzterer Streifen, anders als die „Wanderers“, nicht nur ausschließlich die Jugendkultur und das Bandenunwesen, sondern auch ein sattes Maß an Überlegungen zu menschlichen Werten zu bieten. Und so zeigten uns das Macherduo de Niro (Regie) und Palimiteri (Drehbuch) einen gekonnten, wenn auch etwas plakativen und vordergründigen Streifen um das Leben in der Bronx. Dennoch konnte er durch eine dichte Atmosphäre und gut aufgestellte Figuren durchaus überzeugen.
          Gut für Calogero, dass er die Menschen, die es gut mit ihm meinten, als solche erkannt und sich ihnen anvertraut hatte. Anders als seine großspurigen und arroganten Freunde sieht er die Welt differenzierter und auch gerne mal über den Tellerrand hinaus, stellt mit dem eher liberalen Denken einen gewissen Kontrapunkt zum engmaschigen Gehabe seiner Freunde dar. Rassenhass, Grätzeldenken und kleingeistige Differenzen bestimmen ihre Mentalität.
          Es ist sicherlich nicht einfach, in einem solchen Umfeld aufzuwachsen und darin eine positive menschliche wie intellektuelle Entwicklung zu erfahren. Calogero hat das Glück, zwei prägende und ihm gewogene Männer als Vorbilder zu haben. Diese konkurrieren nur im ersten Moment um Calogeros Wohlergehen, letzten Endes will ja auch Sonny ein rechtschaffenes Leben für ihn. So weiht er Calogero zwar in seine Machenschaften zwischen selbst auferlegten Moralgrundsätzen und illegalen Geschäften ein, will ihn aber aus diesen weitgehend heraushalten, da er Calogero als nicht passend für dieses Umfeld findet. Womöglich erkennt Sonny sogar mehr Potential in Calogero als es sein Vater tut, der ihn gänzlich von diesem Umfeld fernhalten will.
          Auch der Cast lieferte gut ab. Angetan war ich von einer reifen Leistung von Francis Capra, der brachte den jungen Calogero jederzeit gut und glaubwürdig. Da hatte Lillo Brancato schon mehr mit seiner Figur zu kämpfen und leistete sich ein paar kleinere Schwächen. De Niro und Chazz „Mafia-Gesicht“ Palminteri natürlich immer eine Bank in einem solchen Streifen, sogar für Joe Pesci hatte man Platz für eine kleine Rolle.
          Fazit: Klare Empfehlung für die „Straßen der Bronx“, die mit einer guten Stimmung, einer nicht üblen Grundaussage sowie einer Ausstattung (optisch wie musikalisch) ihre Punkte sicher einzufahren wissen. Der hohe Unterhaltungswert qualifiziert den Streifen auch für mehrfache Sichtungen und wenngleich ein paar kleine Nicklichkeiten eine wirklich hohe Punkteanzahl kosten, so steht die sieben solide.

          8
          • 0 .5

            Was soll man dazu sagen? – Wieder so ein „lustiges“ Filmchen, das den Unterschied zwischen Humor und Lächerlichkeit nicht kennt. Auch handwerklich erscheint es nicht wirklich gelungen. Warum sich Dick Miller für den Unsinn hergegeben hat weiß auch nur er selbst, vermutlich hat er das Ding ebenso wenig ernst genommen wie David Carradine. Für die teilweise recht nette musikalische Untermalung gibt es den halben Punkt, ansonsten ist er in der „Finger weg“-Kategorie.
            PS. Das Schlefaz-Konzept hat leider ziemlich abgebaut. Sogar Rütten und Kalkofe nervten. Ihre ach so witzigen Kommentare zwischendurch gerieten leider langatmig und zäh, da vermisste ich den Vorspul-Knopf. Gerade mal die eingeblendeten Zwischenrufe sorgten für ein paar Lacher, ansonsten wars leider nicht so der Bringer.

            7
            • 5

              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
              Kurzweiliger und flotter Animationsfilm. Die an sich nicht überragend innovative Geschichte generiert ihren Humor größtenteils aus den ungewöhnlichen Figuren, die durch ihre Anlehnung an die typischen College-Film-Charaktere für den einen oder anderen Schmunzler zu sorgen imstande waren. Regisseur Dan Scanlan arbeitet sich brav durch sämtliche Klischees und rezitiert einige der Genregrößen (sogar an den Horror-König wagt er sich heran), was im Kontext mit den Monstern und deren Lehrjahren dann ganz gut daherkam. Ein paar nette visuelle Einfälle ergänzten die charmante Melange und schufen einen unterhaltsamen und freundlichen Kinderstreifen, der auch für Erwachsene so manches Bonmot bereithält.
              Fazit: Obwohl der Streifen sicherlich nicht die beste Produktion aus dem Hause Pixar darstellt, kann er seine Stärken ganz gut ausspielen und für vergnügliche anderthalb Stunden sorgen. In die DVD werde ich zwar nicht extra investieren, für eine einmalige Sichtung möchte ich trotzdem eine Empfehlung aussprechen. Von der Bewertung her denke ich, dass eine durchschnittliche Punktanzahl dem Gebotenen noch am ehesten Rechnung trägt.

              8
              • 5 .5

                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                Unterhaltsame, letzten Endes aber bedeutungslose Agenten-Parodie. Es waren vor allem die launigen Dialoge und zwischenmenschlichen Dynamiken der drei Hauptfiguren, die unterhalten konnten. Das Action-Gehampel und Geballere empfand ich lediglich als Kitt, der die Handlung zusammenhielt. Diese war in Ansätzen natürlich vorhanden, bot jedoch nicht mehr als die „übliche“ Genrekost, zusammengestoppelt aus hunderten anderen Agentenfilmen und nur wenig einfallsreich. Wobei man sich diesen Streifen wegen der ausgefeilten Handlung ja auch nicht ansieht.
                Interessant und lustig wurde es immer dann, wenn in dem ganzen Verfolgungs- und Gemeindienst-Hickhack die emotionalen Verbindungen und die daraus entstehenden Dynamiken aufblitzten. Da hatte der Streifen so seine Lacher, besonders wenn Außenstehende wie etwa Marvin dem kabbelnden Liebespaar beziehungstechnisch auf die Sprünge helfen wollte. Aber auch die kleineren und größeren Beziehungskrisen waren immer für den einen oder anderen Lacher gut. Und so hangelte sich der Streifen mal besser, mal nicht so gut durch die Laufzeit.
                Vor allem wenn John Malkovich seine Reden schwang wurde es launig und unterhaltsam. Zusammen mit einer fein nuancierten Mimik verschafft er dem Streifen die nötigen Akzente und mit ihm blieb der launige Charme eigentlich immer latent vorhanden. Es ist weniger, WAS er sagt, sondern eher WIE und mit welcher Stimmung. Da hatte ein eher spröder Bruce Willis mit deutlich weniger Mimik eindeutig weniger Verve. Mary-Louise Parker mühte sich nach Kräften, aber oftmals zu gewollt komisch um wirklich witzig zu sein. Alle anderen soweit in Ordnung. Brian Cox etwa herrlich amüsant mit seinen amourös-romantischen Reden über Helen Mirren.
                Fazit: Keinesfalls die schlechteste Agentenparodie, die ich sah – aber eben auch nicht die beste. Das Darsteller-Trio kalauerte und ballerte sich stets stilsicher durch die Laufzeit und selbst wenn nicht alle Pointen saßen, so kann der Streifen mit ein paar herrlichen Lachern aufwarten. Für eine einzige Sichtung sicherlich empfehlenswert, obwohl letzten Endes leidlich seicht und blass. Ich denke, in ein paar Jahren wird kein Hahn mehr danach krähen, da die ganze Chose letzten Endes den typischen amerikanischen Einmal-Humor bietet.

                6
                • 4 .5
                  über Play

                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                  Nicht uninteressanter, letzten Endes aber schwacher Genrebeitrag zum Thema Computerspielsucht. Das Phänomen an sich ist ja kein neues, das Sich-Selbst-Verlieren in einer andersartigen und werteverschobenen Realität passierte schon den Menschen vor vielen Jahren. Womöglich ist das Problem tiefergehender als man gemeinhin annimmt – keine Ahnung, wie viele latent gefährdete Menschen sich nur mit großer Mühe vor dem Abgleiten in die Abhängigkeit bewahren. Dabei sind die Symptome wahrscheinlich ähnlich jenen einer körperlichen Abhängigkeit, wenn sich das ganze Denken und Sein in erster Linie um das Spiel dreht. Doch was macht die Scheinwelt so attraktiv für manche Menschen? – Vielleicht ist es ja doch in erster Linie die „klassische“ Flucht vor der Realität, die zunehmend als öde und leer, gleichzeitig jedoch komplex und verwirrend wahrgenommen wird. Da sind die phantastischen Welten mit ihren wenigen, aber klaren Regeln womöglich attraktiver als die Wirklichkeit.
                  Jennifer durchlebt die Phasen der Vereinsamung und Abhängigkeit zwar erzählerisch vordergründig, jedoch in der filmischen Wirkung nicht wirklich eindrücklich. Lediglich die Interaktion mit Pierre und seinem Avatar war wirklich interessant gebracht. So hat der strahlende und attraktive Avatar nur wenig Ähnlichkeit mit dem kleinen und unscheinbaren Männchen, das dann zum realen Date erscheint. Obwohl sie ihn eigentlich ja mag, ist sie von seiner Physis abgestoßen und muss sich erst mal die Hand waschen, als er sie dort berührt.
                  Das Hineinspielen der interaktiven phonetischen und visuellen Eindrücke in die Realität war hingegen weniger gut dargestellt. Zum einen, weil das Krankheitsbild der Halluzinationen nicht so recht zu dem der Computerspielsucht passen will, zum anderen aber auch weil diese Sequenzen visuell nicht gut gelöst wurden. Da überzeugten die Effekte leider weder optisch noch von Design her.
                  Darstellerisch wurde jedoch gut abgeliefert, vor allem Emma Bading jederzeit glaubwürdig und überzeugend. Oliver Masucci und Victoria Mayer solide und soweit in Ordnung. Aber auch Jonas Hämmerle hatte seine Momente in seiner eher undankbaren Rolle.
                  Conclusio: Für ein TV-Drama mit vermutlich mäßigem finanziellen Einsatz wurde zwar das Thema einigermaßen gut beackert, jedoch stieß man besonders bei den Effekten und so manchen nicht sattelfesten erzählerischen Passagen relativ bald an seine Grenzen. Und so bleibt unter dem Strich ein zwar halbwegs gut gespieltes, jedoch optisch recht schwaches Drama, das man nach dem Ansehen auch gleich wieder vergisst.

                  8
                  • 5
                    über Heidi

                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                    Biedere Adaption ohne Höhepunkte. Es leuchtete mir eigentlich nicht ein, warum man sich hier für die Alpen als Drehort entscheiden hatte, da der besonderen Schönheit dieser Region eigentlich kaum Rechnung getragen wurde. So wirkten die Naturaufnahmen zwar nett anzusehen, jedoch letzten Endes beliebig und ja, leider auch austauschbar. Ich denke, ein solches Panorama findet sich in jedem zweiten Gebirgszug der Nordhalbkugel, da hätte man uns genauso gut die Rocky Mountains als Alpenkulisse verkaufen können.
                    Überhaupt wirkt der Streifen wie aus den siebziger Jahren, was einerseits auf die mindere Bildqualität zurückzuführen ist, andererseits scheinen an Jane Seymour die Jahre spurlos vorüber zu gehen. In diesem Streifen wirkt sie wie eine konservativ geschminkte Mittzwanzigerin und keinesfalls wie eine Vierzigerin (Wie macht die das nur?). Dazu kommt eine handwerklich zwar grundsolide, aber letztlich reichlich verstaubte Machart und fertig ist der aus der Zeit gefallene Film. Das mag zwar den einen oder anderen Charme-Punkt einbringen, ließ mich aber mit einigen Fragezeichen zurück. Ich meine, es gab ja schon 1993 viele andere gute Adaptionen des Stoffes, warum man diesen eine derart altväterische Produktion hinzufügt, erschließt sich mir eigentlich nicht wirklich. Eventuell wollte man für den amerikanischen Markt eine TV-Produktion mit bekannten Darstellern herstellen…
                    Was auch immer der Hintergrund für diesen Streifen war, unter dem Strich hatte er zwar einen gewissen Eindruck hinterlassen, konnte aber für sich allein genommen jedoch weder entscheidende thematische Akzente setzten, noch durch herausragende Optik brillieren.
                    Bei der Punktewertung ließ ich auch die Meinung meiner Kinder einfließen, für die der Streifen letztendlich ja gemacht ist. Diese zeigten sich anfangs zwar etwas enttäuscht (ich denke, die hätten lieber eine Zeichentrick-Variante gesehen), sahen sich den Streifen aber bis zum Ende brav an (was bei meinen Kindern nicht bei jedem Film der Fall ist und doch eine gewisse Adelung darstellt). Außerdem schien ihnen die Darstellung Seymours gefallen zu haben, denn sie äfften diese ein paar Tage später noch nach („Skandalös!“).
                    Schauspielerisch war die juvenile Machart zu erkennen, alle Darsteller überspielten leicht und brachte die charakterlichen Momente plakativ und aufgesetzt – eben kindgerecht. Aus diesem Blickwinkel erübrigt sich eine detaillierte Betrachtung - ich denke, die Vorgaben wurden gut erfüllt und damit kann man den Mimen auch eine soweit passende Leistung zugestehen.
                    Conclusio: Kann man hinsichtlich der Reaktion der Kinder durchaus abnicken, mehr jedoch auch schon nicht. Eine für mich optisch wie thematisch sicherlich passende, jedoch im Vergleich mit anderen Filmen dieser Art eher belanglose Produktion, die grundsätzlich eher im unteren Punktdrittel angesiedelt wäre, wegen des bis zum Schluss anhaltenden Interesses der Kinder jedoch noch denke ich mit solidem Mittelmaß zu bewerten ist.

                    6
                    • 6

                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                      Obwohl die thematischen Parallelen zu „Good Will Hunting“ unübersehbar sind, zeigt uns Regisseur Gus van Saint eine etwas andere Herangehensweise an das Mentorat. Obschon die Hauptfiguren einen ähnlich schwierigen familiären Hintergrund besitzen, haben die Motivationen und äußeren Einflüsse, denen sie ausgesetzt sind, einen stärkeren Realitätsbezug und kommen daher mit mehr Glaubwürdigkeit und Plausibilität daher. Die Verquickung von realen und fiktionalen Elementen bietet eine bodenständigere Ausgangslage, die trotz der geringeren Eindrücklichkeit eine dennoch feine Geschichte zur Folge hat. Damit erreicht „Forrester – Gefunden!“ zwar nie die emotionale Wucht des Referenzstreifens, kann mit einer ausgewogenen Erzählweise und guten visuellen Eindrücken jedoch ebenfalls seine Punkte einfahren. Dazu verschont uns van Saint dankenswerter Weise mit überbordendem Pathos und/oder einer schwülstigen Liebesgeschichte, sondern konzentriert sich stärker auf die literarische und menschliche Entwicklung seiner Protagonisten. Das mag jetzt vielleicht nicht so toll klingen, hat aber durchaus Verve und weiß die vollen zwei Stunden gut zu unterhalten. Dabei sind es vor allem die Dialoge und die Interaktion zwischen dem vereinsamten Dichter-Guru und dem ungeschliffenen Rohdiamanten, denen ein besonderer Charme innewohnt.
                      Leider geht bei der deutschen Fassung viel an den sprachlichen Differenzen zwischen Connery und Brown verloren. Allein schon die Sprechweise unterscheidet den akzentuiert rezitierenden Forrester von dem eher lax daher raunenden Ghettokind („What´s up, man?“). In der Übersetzung trifft feines Hochdeutsch auf ebenso feines Hochdeutsch und verliert die Wirkung damit leider etwas. Da braucht man als Zuseher dann schon etwas Phantasie um die Klassenunterschiede zu verstehen.
                      Das Ensemble lieferte so weit so gut ab, vor allem dem Rookie Rob Brown merkte man seine Unerfahrenheit in keiner Weise an. Er fiel gegen den Altstar niemals ab und agierte wie der „alte Hase“ jederzeit stilsicher und glaubwürdig. Nichts deutete darauf hin, dass er sein Engagement zu Gutteil seinen sportlichen Fähigkeiten zu verdanken hatte. Busta Rhymes überkandidelt wie man ihn kennt, nimmt sich hier zwar stark zurück, gleitet jedoch mitunter in den etwas nervigen Charakter seiner Rap-Nummern ab. Murray Abraham, Michael Pitt und Michael Nouri ebenso solide wie Anna Apaquin. Der Rest mit Höhen und Tiefen, besonders bei den Schulfreunden Jamals dürften ein paar Laiendarsteller dabei gewesen sein.
                      Conclusio: Hat jetzt nicht den emotionalen Bombast von „Good Will Hunting“, kann aber mit einer feinen Figurenzeichnung und einem guten Realitätsbezug ebenso bestehen. Atmosphärisch durchaus gelungen präsentiert sich eine warmherzige Geschichte ohne viel Pathos und Überdramatisierung, was mir unter dem Strich dann doch ganz gut gefallen hat. Trotzdem der eine oder andere den Streifen als flach oder seicht empfinden könnte, möchte ich dennoch eine warme Empfehlung dafür aussprechen.

                      7
                      • 7

                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                        Aufwändig inszenierter Untergang der Südstaaten. Man könnte natürlich lauthals in den Kanon der Rassismus-Kritiker einstimmen, die dieses Werk so gerne aus dieser Richtung kritisieren, doch letzten Endes geht diese reichlich fehl. Und zwar weil es eben nicht um Rassenthemen geht. Es geht um den Untergang der abgehobenen und werteverschobenen weißen Oberschicht des Südens, die durch die Figur der Scarlett versinnbildlicht wurde. Diese leben in einer Gesellschaftsordnung ähnlich der europäischen Aristokratie - mit Landbesitz, Leibeigentum und materiellem Wohlstand. Die menschlichen und wirtschaftlichen Probleme der mittleren und unteren Gesellschaftsschichten betrachten sie mit Geringschätzung oder ignorieren sie völlig. Daher könnte man Scarlett mit Fug und Recht als verzogenes Gör bezeichnen und hätte damit sogar nicht einmal Unrecht, letzten Endes ist sie aber ein Produkt ihrer Umwelt und Fleisch gewordenes Abbild der Gesellschaft, in die sie hineingeboren wurde. Ein Paradiesvogel in einem goldenen Käfig, lediglich interessiert an ihrer kleinen Welt. Dabei naiv und egoistisch denkend und handelnd wie ein kleines Kind, dem niemand ernsthaft Manieren beigebracht hat. Sie muss im Laufe ihres Lebens den Untergang ihrer Lebenswelt mitverfolgen und die sich daraus ergebenden Veränderungen schmerzhaft miterleben.
                        Doch trotz dieser tiefgreifenden Vorgänge wirken die politischen und gesellschaftlichen Änderungen seltsam an den Rand geschoben, da trotz all dieser bedeutenden Ereignisse die emotionalen Gesichtspunkte in den Mittelpunkt gerückt wurden. Letzten Endes geht es in der Hauptsache um die Beziehung zwischen Scarlett und Rhett, die zwar füreinander bestimmt zu sein scheinen, wegen der fehlenden emotionalen Reife Scarletts jedoch nicht so recht zueinander finden. Rhetts gesellschaftliche Ächtung und Scarletts vergebliche Hinwendung zu Ashley verunmöglichen eine ernsthafte Verbindung. Ein happy End erscheint möglich, bleibt jedoch offen. Und so wirkt der Stoff eher als waschechter Liebesroman denn als ernsthaftes Gesellschaftsdrama, was den Streifen in letzter Instanz für mich etwas verwaschen und seicht erscheinen lässt. Freunde schmachtender Blicke und dramatischer Liebesirrungen werden mit dem Streifen sicherlich glücklicher sein als jene der politischen und gesellschaftlichen Komponenten.
                        Handwerklich finde ich den Film jedoch sehr gelungen, allein die eindrucksvollen Bilder und die gut eingefangenen Stimmungen lohnen eine Sichtung. Und selbst wenn man die Darstellungen der Figuren als aufdringlich und die Optik als überladen bezeichnen könnte (und damit wohl auch nicht ganz daneben liegen würde), so passen sich diese in letzter Instanz in diesen Film ein und schaffen damit ein rundes und soweit passendes Gesamtbild. Die Produktionsgeschichte ist ebenso interessant wie abstoßend, so viel an (Selbst-)Ausbeutung und Aufopferung für ein Kunstwerk sind (gottlob) selten. Für mich ein kleiner Wermutstropfen, jedoch schon allein für sich genommen ein nicht uninteressantes Symbol für die damalige südstaatliche Gesellschaftsordnung.
                        Fazit: Muss man wohl mögen, um es gut zu finden. Ich persönlich kann mit diesem Streifen ganz gut leben und ihn auch mit soweit ruhigem Gewissen empfehlen, möchte aber auch verstehen, wenn ihn jemand mit null Punkten abstraft. Man darf sich ein Gesellschafts- und Sittenbild wohl nur mit Abstrichen erwarten, denn die politischen Vorgänge bilden lediglich den Hintergrund für ein wie gesagt waschechtes Liebensdrama. Dennoch lässt die fast vierstündige Laufzeit (die fast zwanzigminütigen Musikeinlagen kann man meiner Ansicht nach ersatzlos streichen) auch dafür einen gewissen Raum. Eine Bewertung erscheint aus diesem Blickwinkel betrachtet schwierig, ich werde hier wie immer auf mein Bauchgefühl hören und das sagt „sieben“.

                        6
                        • 7 .5
                          über Misery

                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                          Gelungene King-Adaption. Für mich eine der wenigen Bearbeitungen, die an das Buch heranreichen. Rob Reiner wurde von King zur Bedingung gemacht, am Stoff so wenige Änderungen wie möglich vorzunehmen. Eine weise Entscheidung des Horror-Königs, denn das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Außerdem decken sich die Bilder Reiners in vielen Aspekten mit dem Kopfkino, das ich beim Lesen hatte und so kann ich den Streifen für mich als gelungen bezeichnen. Auch das gekonnte Spiel mit den Stimmungen und der klaustrophobischen Atmosphäre im Haus fand ich durchwegs ansprechend und eindrücklich. Schon ein paar Szenen vor der eigentlichen Gewaltspitze hat man ein ungutes Gefühl und hofft trotz des bekannten Ausgangs noch das Beste.
                          Interessant auch die kleinen, aber feinen Einblicke, die uns King vom Schreiben und den kreativen Prozessen gibt. Ich mochte etwa seine Überlegungen hinsichtlich der Cliff-Hanger von Serien oder Fortsetzungsromanen. Annies empörte Reaktion über das vermeintlich „unlautere“ Wiederauftauchen Miserys könnte man als Reflexion auf die Zuschauerreaktionen dieser Serien sehen. Ein kleiner aber feiner Seitenhieb Kings auf die Inspirationslosigkeit mancher seiner Zunftkollegen.
                          Eine der wesentlichsten Abweichungen zum Buch war das nahezu Ausklammern des Misery-Stoffs, der in der Print-Version doch einen großen Raum bekommen hatte. Wohl wird in den Dialogen zwischen Annie und Paul gelegentlich darauf Bezug genommen, dennoch bleibt das Werk im Werk im Wesentlichen im Hintergrund. Und obwohl man das als Einschnitt empfinden könnte, habe ich es wegen des gut beackerten Psychospiels zwischen Paul und Annie zu eigentlich keiner Zeit vermisst. Im Gegenteil wäre die Handlung damit wohl etwas überladen gewesen.
                          Getragen wurde das Kammerspiel von zwei großartig agierenden Darstellern. Wenn ich mir die lange Liste der Wunsch-Darsteller für Paul so ansehe, dann muss man den Kandidaten für ihre Absage schon fast dankbar sein, denn irgendwie kann ich mir keinen von denen als Paul vorstellen. James Caan empfinde ich als den richtigen Mimen für Sheldon. Noch besser gefiel mir jedoch Kathie Bates, sie entspricht der Figur aus dem Buch zu nahezu hundert Prozent und stellt die Psycho-Krankenschwester als der Hölle mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit dar, die einem den Angstschweiß auf die Stirn treibt.
                          Conclusio: Obwohl die Geschichte für mich nicht einmal die zweitbeste Arbeit Kings ist, kann der Film wegen seiner hohen Werkstreue und der tollen Atmosphäre schon eine hohe Punktanzahl einfahren. Reiner trifft meine Vorstellungen recht genau und schafft damit eine hohe Authentizität. Daher kann ich den Streifen wohl nicht nur eingefleischten King-Fans wärmstens ans Herz legen.

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                          • 8 .5

                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                            Gelungenes Kriminaldrama. Allein schon für die andersartige thematische Herangehensweise möchte ich diesen Film loben. Regisseur und Drehbuchautor Nikolaus Leytner stellte hier weder die Tat noch die Ermittlungen in den Vordergrund, sondern beschäftigte sich zu gleichen Teilen mit den Hinterbliebenen wie dem Täter. Und so hatten die Gewissensbisse und Schuldgefühle Lanz sowie das Trauma der Grabowskys den meisten Raum in diesem Streifen. Die psychische Aufarbeitung der Ereignisse auf beiden Seiten wurde gemächlich und damit auch mit der entsprechenden Tiefe beleuchtet, was diesen Krimi nicht nur wohltuend von so vielen anderen Produktionen abhebt, sondern auch interessante Einblicke in die menschlichen Verarbeitungsweisen bietet. Wie geht man mit Wut und Trauer um? Wie mit den Schuldgefühlen und der ständigen Angst vor Entdeckung? Ist unter diesen Umständen ein erfülltes beziehungsweise normales Leben überhaupt noch möglich?
                            Leytner schildert uns die psychologischen Studien unaufgeregt und sensationslos, jedoch mit einer stillen Emotionalität, die unter die Haut geht. Weder wurde massiv auf die Tränendrüse gedrückt, noch mit übertriebenen Affekten gearbeitet. Umso deutlicher und schonungsloser wird das Bild für den Zuseher gezeichnet, ein sich nicht erfüllender Wunsch nach Abschluss und Normalität. Und so empfindet Lenz seine Entdeckung und Verhaftung letzten Endes auch als Befreiung von der inneren Einsamkeit seiner Schuld. Und auch für Grabowsky löst sich mit der Gewissheit über die Täterschaft endlich die innere Blockade. Gewissheit, dass das Verbrechen gesühnt wird. Letzten Endes bedeuten die Verhaftung und das Geständnis Befreiung für beide Seiten, die unter den Umständen ähnlich zu leiden hatten. Damit wurde zwischen Täter und Hinterbliebenen eine erstaunliche Parallele gezogen, die womöglich in solchen Fällen gar nicht so ungewöhnlich ist.
                            Dabei überzeugte Leytner auch handwerklich und schuf eine dichte, beklemmende und zum Teil bedrückende Atmosphäre. Die Figuren sind plausibel und glaubwürdig, womit man sich mit ihnen so richtig identifizieren kann. Auch die Kulissen und die Ausstattung gerieten soweit passend und ausgewogen.
                            Getragen wurde die eindrückliche Geschichte von hervorragenden Darstellerleistungen, allen voran hatte Josef Hader in diesem Streifen einen wahnsinnig starken Auftritt. Aber auch Matthias Habich und Franziska Walser sehr gut, ebenso wie Ingrid Burkhard. Wolfgang Böck hingegen bestenfalls mittelprächtig, und ebenso schwach wie Cornelius Obonya. Franziska Weiss und Ursula Strauss in ihren kleinen Rollen wie man sie kennt.
                            Conclusio: Eine absolute Empfehlung meinerseits. Wer Action und Pathos sucht ist hier zwar grundfalsch, dennoch kann der Streifen seine Stärken locker ausspielen und sie Atmosphäre immer hochhalten. Man sieht, dass sich hier jemand Gedanken gemacht hat und uns einen hochinteressanten Genrebeitrag abseits des Mainstreams präsentiert.

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                            • 1 .5

                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                              Grottenschlechte Fantasy. Hier passt eigentlich fast gar nichts, außer einer halbwegs passablen musikalischen Untermalung fällt das Machwerk leider in so ziemlich allen anderen Belangen restlos durch.
                              Schon beim Intro wurde das magere Budget offenbar. Womöglich hatten die Produzenten die genreübliche und klischeehafte Geschichte lediglich als Trashproduktion gesehen, und so wurden hier wohl keine größeren Investitionen getätigt. Und wenn man sich das Ergebnis vergegenwärtigt, dann wohl auch mit Recht.
                              Ich möchte mich an dieser Stelle nicht näher mit den dürftigen Darstellerleitungen (einige von denen sollten ernsthaft über einen Berufswechsel nachdenken) und den handwerklichen Schwächen wie einer armseligen Optik (allein schon die Bildqualität war ein Graus), mickrigen Spezialeffekten, doofen Dialogen und armseligen Kostümen befassen, das wäre für diese Produktion schon zu viel der Ehre. Warum sich Billy Zane für diesen Schmarrn hergegeben hat kann ich nur vermuten, eventuell hat er im alkoholisierten Zustand unterschrieben.
                              Die Synchronisation ebenfalls grottenschlecht, auch da wurden offenbar sämtliche Kosten gescheut. Zwar passten die Stimmen einigermaßen zu den Typen, doch ohne einer tontechnischen Nachbearbeitung hatten diese kaum Kompatibilität mit den Situationen. Soll heißen, man hörte das Hinterzimmer-Tonstudio deutlich heraus.
                              Fazit: Maximal für Trashfreunde geeignet, für einen ernsthaften Seher jedoch verschwendete Lebenszeit. Allein die Musik einigermaßen passend und hörbar (dafür gibt’s auch die anderthalb Punkte), der Rest leider weitgehend für die Tonne.

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                                über Krull

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                                In die Jahre gekommene Fantasy. Vor allem bei der Optik merkte man dem Streifen sein Alter doch recht deutlich an, mitunter kamen die durchaus liebevoll gestalteten und aufwendig gemachten Kulissen doch mit einer gewissen Ranzigkeit auf den Schirm. Ja, im Erscheinungsjahr hatten die Bilder sicherlich ihren Coolness-Faktor, doch gute fünfunddreißig Jahre danach boten diese nicht mehr als einen gewissen kindlichen Charme. Auch die Kostüme stammten deutlich sichtbar aus dieser Zeit und von Ken Marshalls Dauerwelle möchte ich erst gar nicht anfangen. Damit hatte der Streifen ein latentes Problem mit den visuellen Werten.
                                Doch auch die Dialoge holperten und stolperten so dahin. Ich konnte mir mitunter eigentlich nicht vorstellen, dass mir das zu dieser Zeit gefallen hätte, womöglich war der Streifen auch schon damals für ein deutlich jüngeres Publikum gemacht als ich es heute bin. Vor allem das überbordende Pathos kommt heutzutage schon reichlich unfreiwillig komisch daher, daran konnten auch die phantasievolle Umsetzung und die teils spannende Handlung kaum etwas ändern.
                                Den ganzen Film über hatte ich gewisse Wiedererkennungswerte seitens der Handlung und der Optik. Mit fielen Versatzstücke von „Dune – Der Wüstenplanet“ ebenso auf wie von Tolkiens „Herr der Ringe“, manche Dinge ließen mich sogar an George Lucas denken. Ich möchte mich aber jetzt keinesfalls festlegen, wer sich hier bei wem bedient hat, mitunter hatte ich eben nur das Gefühl, diese Dinge schon wo anders (und zum Teil besser) gesehen zu haben.
                                Die Handlung hätte beispielweise durchaus von den Brüdern Grimm oder einer antiken Sage stammen können, die zu errettende Jungfrau ist ein oftmals wiederkehrendes Thema. Trotz der stimmigen Stringenz sammelte der Streifen von dieser Seite eben nicht nur Bonuspunkte, da sich die Geschichte schon als recht einfach gestrickt präsentierte. Oftmals hatte ich auch das Gefühl, dass manche Wendungen ein wenig willkürlich gesetzt wurden, als ob diese einen Vorwand für die visuellen Reize liefern sollten.
                                Die Mimen wollten auch nicht durch die Bank überzeugen, doch zumindest die Hauptdarsteller lieferten gut ab. Lysette Anthony hatte mit ihrer undankbaren Rolle weniger Mühe als Ken Marshall, der ein paar schwierige Passagen zu meisten hatte, dabei jedoch kaum Schwächen zeigten. Freddy Jones sehr gut, ebenso wie der junge Liam Neeson. Der Rest mit Licht und Schatten, vor allem die humorigen Einschübe passten nicht immer.
                                Fazit: Eine Empfehlung möchte ich lediglich mit einigen Vorbehalten aussprechen, vor allem die abgestandene achtziger Jahre-Optik hatte einen schweren Stand bei mir. Trotzdem möchte ich den Streifen wegen der phantasievollen Umsetzung nicht mit einer ganz niedrigen Bewertung abstrafen und gebe eine wohlmeinende vier.

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                                • 4 .5

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                                  Durchschnittliche RomCom ohne wesentliches Alleinstellungsmerkmal. Allein schon der Titel (hier wurde offenbar versucht, auf dem Erfolg von „Ziemlich beste Freunde“ mitzusurfen, was anhand der Handlung auch kein schlechter Einfall war) und die Prämisse versprachen eine interessante Thematik, das physische Anders-Sein ist ja gerade heutzutage immer wieder in aller Munde. Diversität und Gleichberechtigung sind in wirtschaftlichen und arbeitsmarktlichen Bereichen unerlässlich, doch wie sieht es auf der menschlichen Ebene aus? Kann Liebe mit der körperlichen Unvollkommenheit existieren? Dabei wurde Alexandres Kleinwüchsigkeit als Behinderung bezeichnet, was mich dann doch ein wenig verwunderte, denn er war zwar klein, aber ansonsten gesund und unversehrt. Dass man das mit etwa der Schwerhörigkeit gleichsetzte, fand ich dann eigentlich nicht richtig.
                                  Vor einigen Jahren wurde Gwyneth Paltrow auf adipös getrimmt, hier schrumpfte Regisseur Laurent Tiraro Jean Dujardin auf Zwergen Größe. Und das leider auf technisch eher niedrigem Niveau, die filmischen Tricks waren leider leicht als solche zu durchschauen. Auch das Drehbuch ließ mitunter Witz und Esprit vermissen und versuchte mittels komischer Randfiguren eben jenen Humor zu generieren, der der Haupthandlung leider oftmals abging. Damit hatte die Komödie einen zwar launigen Charme, bot jedoch keine großen Lacher und schien sich eher auf die Romantik zu konzentrieren. Das ist jetzt per se nichts Schlechtes, wenn es denn auch romantisch zur Sache ginge - doch auch hier wollte der Stoff nicht so recht zünden. Zumindest wurde auf dümmlichen Klamauk verzichtet, was ich Tiraro dann doch anrechnen möchte.
                                  An den Darstellern lag es jedenfalls nicht, vor allem Frankreichs Parade-Feschak Jean Dujardin verkörperte den charmanten, aber eben kleinwüchsigen Liebhaber in jeder Szene stilsicher und hatte seine Figur jederzeit im Griff. Virgine Efra spielte gut mit und hatte vor allem in den mental unsicheren Phasen ihrer Protagonistin ein paar gute Szenen. In der Schlussphase jedoch einigermaßen jämmerlich, da merkte man ihr die fehlende Identifikation mit dem Geschehen deutlich an. Vor allem die Nebendarsteller mitunter ein Graus. Stephanie Papanian scheiterte an ihrer dümmlichen Rolle leider ebenso wie Cedrik Kahn. Alle anderen mit Licht und Schatten, jedoch wegen der geringen Präsenz nicht weiter störend.
                                  Conclusio: Leider weder Fisch noch Fleisch. Einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Thematik fehlte die erforderliche Tiefe, für eine Komödie bot der Streifen zu wenige Lacher. Bei der Bewertung muss ich vorausschicken, dass die RomCom jetzt nicht unbedingt zu meinen Lieblingsgenres zählt, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass diese Filme bei mir einen generell schweren Stand haben. Genrefreunde werden mit dem Streifen daher sicherlich milder ins Gericht gehen als ich.

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                                  • 7
                                    über Snowden

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                                    Spannendes Biopic. Es war ja fast schon so gut wie sicher, dass ein derart Aufsehen erregender Fall wie der des Edward Snowden nicht lange auf eine Verfilmung würde warten lassen. Das große Los hat Regie-Meister Oliver Stone gezogen, der sich der Geschichte um den Whistleblower annehmen durfte. Und er hat trotz einer eher bieder wirkenden Inszenierung den Stoff mit Leben und Spannung erfüllt.
                                    Dabei sind es weniger die handwerklichen Geschicke Stones oder die darstellerischen Leistungen des Ensembles, es ist das Thema selber, das für sich spricht. Man taucht ein in die Welt der modernen Bespitzelung und Überwachung, in eine Welt der Supercomputer und Hackermethoden, die oftmals die kühnsten Erwartungen übertrafen. Wer weiß, womöglich ist sogar der eine oder andere Kommentar der MPiloten in die gigantischen Datenspeicher der NSA gewandert, weil er als gewaltverherrlichend, subversiv oder unamerikanisch klassifiziert wurde? Vielleicht haben wir ja mehr Follower als wir ahnen? – Eine interessante Vorstellung, die womöglich für wohligen oder kalten Schauer sorgt, denn man weiß ja nie, ob man nicht etwa doch etwas zu verbergen hat? Und selbst wenn die Möglichkeit jemals in Guantanamo zu landen reichlich gering erschient, so sorgt das Wissen, dass einen jemand jederzeit durchleuchten kann, eine gewisse menschliche Beunruhigung. Es ist ja nicht so, dass lediglich die bewusst geteilten Inhalte, sondern jeder Aspekt des eigenen Lebens beobachtet und bewertet (und womöglich missinterpretiert) werden kann. Das Ganze ist ja bekanntlich mehr als die Summe aller Teile und wer weiß, welches Bild man für einen Beobachter vor einem Bildschirm abgibt? Wo man wohnt; Die Dinge, die man kauft; die Lokale, die man besucht, die Filme, die man sich ansieht; usw, usf.
                                    Doch zurück zum Film und seinen Dartsellern. Joseph Gorden-Lewitt lieferte als Speerspitze des Casts eine ausgewogene und reife Leistung. Dabei zählte bei seinem Spiel mehr als die rein optische Ähnlichkeit mit Snowden. Ich hatte beim Abspann das Gefühl, einen Freund verloren zu haben. Shailene Woodley glaubwürdig und solide, da habe ich keinerlei Schwächen erkannt, ebenso wie bei Melissa Leo und Zachary Quinto. Nicholas Cage störte in seiner Nebenrolle kaum, auch die Synchronisation in Ordnung und auf hohem Niveau.
                                    Fazit: Obwohl auf handwerklich durchaus akzeptablen Niveau, besticht der Streifen eher mit der Thematik. Letzten Endes betrifft es einen ja jeden und bietet damit Identifikationsstoff en masse. Der kleine Einblick in die Geheimdienst-Methoden ist sicherlich lediglich ein oberflächlicher, jedoch ein umso interessanter, da der Mensch sich als gläserner präsentiert als gedacht. Ein Film, der in unsere Zeit passt wie kein zweiter.

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                                    • 5 .5

                                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                      Interessanter TV-Krimi über die Fehlbarkeit der Straf-Rechtsprechung. Natürlich hätte man die Sache genauso gut mit jedem anderen strafrechtlich relevanten Tatbestand wie Diebstahl, Mord oder Einbruch darstellen können, doch in Zeiten der #MeToo-Debatte hat sich Regisseur Stefan Krohmer offenbar für das Thema Vergewaltigung entschieden. Dabei ist die Grundsatzdebatte natürlich nicht neu: Was passiert, wenn es Aussage gegen Aussage steht? Der Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten“ schien zumindest im ersten Prozess wohl nicht gegolten zu haben, da wurde Volker ja ausschließlich wegen der Aussage Judiths verurteilt (aus der Urteilsverkündung „… die gerichtsmedizinischen Untersuchungen haben die Aussage des Opfers zumindest nicht widerlegt…“ – aber schlüssig bestätigt wohl auch nicht oder?). Die rational relevanten Gegenargumente („Sex in dieser Stellung ist sogar für ein geübtes Paar anstrengend und aufwändig, mit einem sich wehrenden Opfer de facto unmöglich“) wurden erst im Wiederaufnahmeverfahren genannt, warum nicht schon im ersten Strafverfahren? (Schlechter Verteidiger?).
                                      Wie auch immer, die Ereignisse lassen an Hexenprozesse mit medialer Vorverurteilung denken, erst am Schluss wird die Täter-Opfer-Umkehr evident. Dabei enthält sich Krohmer allerdings der wirklich interessanten Fragen (Wie geht es mit Volker weiter? Gelingt eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft? Was ist mit seiner Ehe? Was passiert mit Judith?) indem er Volker einfach sterben lässt. Und so sahen wir zwar einen hinreichend interessanten und soweit gut inszenierten Krimi, aber eben auch nicht mehr, da sich Krohmer mehr auf den kriminalistischen und psychologischen Hintergrund konzentriert als die gesellschaftlichen Fragen. Dieser erzielt möglicherweise eine höhere Breitenwirkung, blieb für mich jedoch eher im banalen Bereich, da er die für mich wesentlicheren Punkte weitgehend ausklammerte.
                                      Die Mimen lieferten ein plausibles psychologisch-menschliches Dramaspiel ab. Ursula Strauß nahm ich die notorische Lügnerin mit Aufmerksamkeits-Defiziten jederzeit ab und meinte sogar den einen oder andern Mitmenschen in ihr zu erkennen, der ebenfalls sein als banal empfundenes Dasein mit sonderbaren Geschichten aufzupeppen versucht. Frauen tun das halt gerne als Opfer, Männer stellen sich eher als die tollen Hechte dar. Aber auch Hannes Jaenicke und Valerie Niehaus passend und solide, letztere mitunter mit leichten Schwächen in den emotionalen Szenen.
                                      Fazit: Als durchschnittlicher Krimi wegen der interessanten Thematik einer Sichtung durchaus wert, stellt dieser Streifen jedoch keine höheren Ansprüche als hauptabendgerechte Unterhaltung. Handwerklich und darstellerisch gelungen, bleibt dieser jedoch wegen einer gewissen nicht wegzuleugnenden Banalität ohne Chance auf höhere Weihen. Eine leicht überdurchschnittliche Bewertung erscheint mir angemessen und eine Empfehlung möchte ich schon auch aussprechen, jedoch sollte man nicht mehr erwarten als eben einen durchschnittlichen TV-Krimi mit interessantem Thema.

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                                      • 7

                                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                        Gelungene Kriminalkomödie. Anders als in den „Winterkartoffelknödeln“ umgeht Regisseur Ed Herzog im „Sauerkrautkoma“ die Fallen des Genres und will nicht um jeden Preis lustig sein, womit der Streifen eben jene lockere Nonchalance erhält, die ihn besonders launig machen. Und so fehlten weder die großen Lacher als auch die kleinen Schmunzler nebenher, womit der Streifen durch die ganze Laufzeit bestens unterhält. Gleichwohl wurde der Kardinalsfehler vermieden, den Humor zu sehr auf Kosten der Hauptfiguren zu generieren, diese wirkten diesmal gottlob nicht als die hirnverbrannten Dorfdeppen des Vor-Vor-Vorgängers. Ed Herzog lässt seinen mitunter verschrobenen Tierchen nur ihre Pläsierchen, was durchaus ausgewogen und ansprechend daherkommt. Natürlich ist der situationsbedingte Humor keinesfalls für Feinsinnige gemacht - auch hier werden eher die groben Späne gehobelt, die jedoch wie gesagt durch die Bank ausgewogen nuanciert daherkommen. Es sind vor allem die Sager nebenher, die immer wieder für Laune sorgen. Mit Michael Ostrowsky hat sich Herzog dafür einen weiteren „Spezialisten“ an Bord geholt, der diese Kunst ebenso wie Simon Schwarz bestens beherrscht und das eher teilnahmslos wirkende Spiel von Sebastian Bezzel bestens ergänzt. Nora Waldstetten dafür eher fehlbesetzt, sie wirkt als eine Art Blaupause der beiden Erstgenannten. Nichts gegen ihre darstellerischen Fähigkeiten, nur leider ist sie einfach nicht lustig. Tut mir wirklich leid für sie, aber manche haben es und manche halt einfach nicht. Schwarz hingegen das genaue Gegenteil, den könnte ich mir wiederum nicht in einer ernsten oder gar dramatischen Rolle vorstellen, da würde er ebenso Schiffbruch erleiden wie die gute Frau Waldstetten im humorigen Metier. Ulrike Beimpold versucht es erst gar nicht, obwohl sie glaube ich den Humor durchaus kann. Alle anderen wie man sie aus den vorigen Teilen kennt.
                                        Natürlich ist es weniger der Kriminalfall selbst, sondern die situationsbedingten Zoten, die zu unterhalten wissen. Die Geschichte an sich hat kaum Potential für etwa eine ernsthafte Verfilmung, das Spannungsmoment ist also auch nicht gegeben. Dafür wird man aber wie gesagt mit allerlei lustigen Sagern und skurrilen Situationen belohnt, die eigentlich durchgehend unterhalten. Da wirkte sogar die schräge Gesangseinlage am Schluss („Rambazambaaa-aaaa“) - wohl eine entfernte Szene - durchaus unterhaltsam.
                                        Conclusio: Kann man sich durchaus ein zweites oder drittes mal ansehen ohne zu veröden. Durch den unterschwelligen Humor und die gut gesetzten Pointen hat dieser Eberhofer-Krimi mehr Potential als der Vorgänger und ist auch eher zu empfehlen. Die sieben vergebe ich gerne und auch mit gutem Gewissen, zumal das „Sauerkrautkoma“ gute und soweit auch niveauvolle Unterhaltung verspricht.

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                                        • 5

                                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                          Launige Einmal-Unterhaltung. Grundsätzlich mochte ich die große Versuchung schon ganz gerne ansehen, denn obwohl die großen Lacher weitgehend ausbleiben, so hatte der Streifen durchaus Charme und Charisma. Vor allem die Atmosphäre in dem heruntergekommenen Fischerdorf machten einen Großteil der Pluspunkte des Streifens aus. Außerdem hatten die Figuren einen relativ liebenswerten Zug und selbst wenn ihre Methoden eher grenzwertig erschienen, so waren die Motive durchaus edel. Und so verzeiht man ihnen ihre Mätzchen augenzwinkernd und hat sie am Ende dann doch in sein Herz geschlossen.
                                          Leider geht der Humor zeitweise schon etwas ab. Mitunter hatte ich das Gefühl, dass der Film mit angezogener Handbremse fährt und so seine humoristische Drehzahl nie so recht entfalten kann. Ob dies am grundsätzlich ernsten Hintergrund liegt (das wirtschaftliche Prekariat einer entlegenen Region) oder ob der Stoff halt einfach diesbezüglich nicht mehr hergibt ohne in dümmlichen Klamauk abzugleiten kann ich nicht sagen, eine heitere Grundstimmung ist hier doch etwas wenig. Wenn ich da beispielsweile an „Doc Hollywood“ denke, der da mit ähnlichem Thema deutlich mehr Lacher hatte, könnte man schon von etwas verschenkten Potential sprechen.
                                          An den Darstellern lag es definitiv nicht, die rauen und kantigen Seebären mit gutem Herz wurden jedenfalls ansprechend gebracht. Allen voran Brendon Gleeson hatte da ein paar gute und launige Auftritte. Taylor Kitsch mit Licht und Schatten, die überraschte Fassungslosigkeit in manchen Szenen nahm ich ihm nicht so recht ab. Der Rest ebenfalls teils besser, teils nicht so überzeugend, vor allem die alten Damen hatten es mir ein wenig angetan.
                                          Das größte Plus an diesem Streifen war die Stimmung in dem Fischerdorf. Die liebevoll gestalteten Kulissen hatten einen herrlichen heruntergekommenen Charme und damit gewann der Steifen ungemein. Das versöhnte mich mit dem teils fehlenden Humor und der etwas vorhersehbaren und unglaubwürdigen Handlung. Dass eine solche Charade durchgeht, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen und auch die sich anbahnende Liaison zwischen Paul und Kathleen stand auf recht wackligen Füssen. Zumindest blieb man von überbordendem Herz-Schmerz-Kitsch verschont.
                                          Fazit: Für eine einzige Sichtung hatte der Streifen schon seine Wirkung, bei dieser werde ich es aber wohl belassen. Kennt man die nachträglich betrachtet gar nicht mal so überraschenden Überraschungen erst einmal, so würde der Streifen dann doch gehörig lahmen. Und so belasse ich es bei einer durchschnittlichen fünf und einer nicht gänzlich vorbehaltslosen Empfehlung.
                                          PS. Den deutschen Alternativtitel „Lügen bis der Arzt kommt“ halte ich in seiner Doppeldeutigkeit für durchaus gelungen.

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                                          • 3 .5

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                                            Schwacher Thriller. Schon allein die Handlung hatte durch ihre Vorhersehbarkeit und Spannungsarmut keinen guten Stand und geriet leidlich langatmig und zäh. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen der im Lift festsitzenden Jane und dem sie von außen belauernden Frank konnte zu eigentlich keiner Zeit jenen perfiden Nervenkitzel auslösen wie das klaustrophobische Kammerspiel (sic!) von zum Beispiel „Panic Room“. Regisseur Malek Akkad versuchte die stockende Handlung durch die eine oder andere Gewaltspitze aufzupeppen, jedoch wirkten diese von Seiten der Protagonisten reichlich unmotiviert und aufgesetzt. Letzten Endes entlarvten sie sich als das was sie waren, nämlich als lahme Versuche einen Triller anzukurbeln, der nicht so recht von Fleck kommen will. Und so hinkte der Streifen durch die Laufzeit bis zum ebenfalls matten Showdown auf dem Dach des Hochhauses.
                                            Malek Akkad versuchte aus der biederen Geschichte noch das Maximum an Spannung herauszuholen, konnte jedoch im Rahmen seiner Möglichkeiten nicht mehr als ein zwar routiniert heruntergekurbeltes, letzten Endes aber reichlich maues B-Film-Stück liefern. Unter dem Strich steckte er im Bereich der üblichen genretypischen Konventionen fest und lieferte sogar für einen B-Film spannungstechnische Schonkost. Daran änderten auch die teils passablen Darsteller nur wenig, da auch diese in ihren Möglichkeiten beschränkt blieben.
                                            Vor allem das Drehbuch und die Dialoge hatten weder Pfiff noch Witz und so wollte auch das gegenseitige Belauern im und außerhalb des Lifts nicht so richtig zünden. Autor Smith zeigte zwar eine gewisse Auseinandersetzung mit der Situation und den Figuren, sein Drehbuch hatte aber nicht die sprachliche Finesse um das Psycho-Spielchen auf Touren zu bringen. Das verhunzte die Situation leider ungemein und schuf vermeidbare Längen, die dann von Akkad mit wie gesagt unplausibel wirkenden Gewaltspitzen aufzufüllen versucht wurde.
                                            Licht und Schatten gab es von Seiten der Mimen, zumindest die Hauptrollen wurden einigermaßen gut besetzt. Sarah Butler spielte ebenso wie D.B. Sweeney ausgewogen und solide, blieb aber durch die fehlende Durchschlagskraft der Dialoge in ihren Möglichkeiten ebenso eingeschränkt wie ihr Widerpart. Ian Gomez leider reichlich schwach in seiner undankbaren Rolle. Besser machte es Adam Tomei, der konnte wenigstens ein paar Sympathiepunkte sammeln. Malcom McDowell hat seine Karriere offenbar schon aufgegeben und tritt allzu gerne als Gaststar in Nebenrollen auf, so auch hier.
                                            Fazit: Schwache Geschichte, schwache Umsetzung. So präsentiert sich der gegenständliche Streifen als das Geheimnis, das besser ungelöst geblieben wäre. Sämtliche Möglichkeiten blieben leider ungenutzt, sei es wegen budgetärer Einschränkungen oder unausgegorener Handlung. Eine Empfehlung gibt es logischerweise keine und auch die magere dreieinhalb trägt dem Gebotenen leider Rechnung.

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                                              Nicht uninteressante, letzten Endes jedoch eher schwache Genremischung. „Verdacht“ beginnt wie eine der zu dieser Zeit beliebten Liebeskomödien, mit einem lockeren Umgangston und übermütigen Hampeleien der Protagonisten. Dinge, die man von Cary Grant bestens kennt und die er auch hervorragend zu vermitteln vermag. Dazu eine weltgewandte Nonchalance und launige Einschübe. Im Laufe der Handlung wendet sich das Blatt und man erkennt unter der heiteren Fassade einen traumtänzerischen Bruder Leichtsinn, der für die bürgerliche Lina eine denkbar schlechte Wahl darstellt. Doch bereits an dieser Stelle hatte der Streifen ein kleines Akzeptanzproblem bei mir, eine derart überstürzte Liaison und Hochzeit hätte ich der eher betulich agierenden Tochter aus gutem Hause nicht zugetraut. Vom Tempo der Ereignisse nahezu schwindlig hatte ich mit Auftauchen des ebenso windschiefen Charakters Beaky noch größere Probleme, die mir den Streifen leider gründlich verleideten. Zu aufgesetzt und vordergründig erschienen mir die beiden um wirklich glaubhaft zu wirken – dass Lina nicht umgehend die Flucht ergriffen hat, wundert mich gewaltig. Möglicherweise gibt es ja besonders bei Frauen eine Art Helfersyndrom, das diese sich gerade an solche latent neben der Spur fahrenden Schaumschläger binden lässt - womöglich mit der Hoffnung, diese irgendwann mal auf den rechten Weg zu bringen.
                                              Wie dem auch sei, erst als die Stimmung ernster und bedrohlicher wurde, kam ich so richtig in diesem Film an und erst dann begann er mich zu interessieren. Und selbst wenn er auch dann und wann in Schlagseite geriet (etwa das Aushorchen des Arztes und der Kriminalschriftstellerin bei dem Abendessen), so hatte sich die Atmosphäre ab diesem Zeitpunkt dann doch etwas gefangen. Das recht abgehackt wirkende Ende überraschte dann doch einigermaßen und setzte einen unerwarteten Rückschwung.
                                              Die Darsteller hatten ihre liebe Not mit den ungewöhnlichen Handlungs- und Stimmungssprüngen und wollten daher nicht immer gefallen. Einzig Joan Fontaine mit ihrem zurückhaltenden Spiel der Fels in der Brandung, der von Cary Grant und Nigel Bruce umtobt wurde. Vor allem Grant wirkte mitunter überfordert und überspielte vor allem in der ersten Hälfte oftmals gräulich, was zwar in den Komödien bestens ankommt, hier aber nicht so recht passen wollte. Ein paar Jahre später bewies er im „Mann der zu viel wusste“, dass er es besser kann. Nigel Bruce tat es ihm gleich, wobei er den Zivilversager sogar noch besser nuanciert brachte.
                                              Fazit: Nichts Halbes und nichts Ganzes. Womöglich bin ich persönlich für diesen Stilmix nicht der richtige Zuseher, derartige Wendungen in Atmosphäre und Stimmung kann ich in diesem Tempo nicht mitmachen. Daher von mir nur eine unterdurchschnittliche Benotung, ohne den Hitchcock-Bonus hätte ich den Streifen womöglich sogar deutlich niedriger bewertet.

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                                                Achtbares Gesellschaftsdrama mit bittersüßer Note. Manchmal frage ich mich, wie viele Talente der Menschheit durch deren Aufwachsen in einem problematischen Umfeld verlorengehen. Menschen, die wegen nicht vorhandener Förderung statt einer guten gesellschaftlichen Stellung im Prekariat enden. Und dabei rede ich noch nicht mal von höheren akademischen Weihen oder der Genialität eines Will Hunting, ich rede von Facharbeitern, Forschern und ja, auch Künstlern. Statt einer Karriere als Mechaniker, EDV-Spezialisten oder Elektrotechniker fristen diese ihr Leben als Hilfskräfte oder Sozialhilfeempfänger, ohne ihr Potential auch nur annähernd auszuschöpfen. Menschen, die ein ähnliches Schicksal von unsrem guten Will Hunting erleiden, jedoch ohne jemals eine Chance zu erhalten.
                                                Unser guter Will hat jedoch das Glück, dass sein Potential erkannt wird und selbst wenn die ihm zugutekommende Hilfe zu einem großen Teil aus Eigennutz geschieht, so hat er zumindest die Chance auf ein besseres Leben. Die Interaktion zwischen Will und Sean Maguire bietet das klassische Spiel zwischen kalter Intelligenz und emotionalem Softskill, die Therapiestunden gleichen einem Tanz auf rutschigem Parkett mit Fußangeln. Und so gestaltet sich das dialoglastige Figurentheater durchaus interessant und auf hohem Niveau.
                                                Die bestens integrierten Personen breiten in weiterer Folge ihr Seelenleben vor dem Zuseher aus, was trotz der bisweilen spärlichen Optik immer interessant bleibt. Die Protagonisten lassen einen nahe an sich heran und bieten durch ihren Seelenstriptease ein hohes Maß an Greifbarkeit. Dabei übte für mich die Figur des Sean Maguire einen stärkeren Reiz als der gute Will Hunting aus, da dieser eigentlich zwei Prozesse durchlebte, nämlich den seiner problematischen Jugend und den seines Verlustes. Indem er Will hilft, seine Situation emotional zu begreifen, therapiert er sich zu einem guten Teil auch selber, da auch er mit dem Verlust zu leben lernt. Die parallele Befreiung aus den inneren Irrgärten bildet letztlich das erlösende Ende des Films.
                                                Dabei schöpfte die Handlung ihr Potential voll aus. Letzten Endes störten dann auch die etwas klischeeartigen Ausgangslagen und die handwerklichen Schwächen nicht so schlimm, zumal die Entwicklung der Figuren ohnehin die meiste Zeit in Anspruch nahm.
                                                Getragen wurde der Film von sehr guten Darstellern, vor allem Robin Williams hatte hier einen sehr starken Auftritt. Der hat mir bis auf ganz wenige Ausnahmen in den ersten Rollen immer besser gefallen als in den launigen, so auch hier (und das nicht erst, seit ich seinen persönlichen Hintergrund kenne).Matt Damon mit leichten Schwächen in den emotionalen Passagen, was jedoch Jammerei auf hohem Niveau darstellt. Minnie Driver ausgezeichnet in ihrer durchaus anspruchsvollen Rolle, ebenso wie Ben Affleck und Stellan Sarsgard, an die jedoch nicht so hohe Anforderungen gestellt wurden.
                                                Fazit: Eine fast vorbehaltslose Empfehlung meinerseits. Die kleinen, aber merkbaren Schwächen kosten zwar die Höchstnote, summa Summarum ist „Good Will Hunting“ aber ein warmherziger und wunderbarer Streifen, der durchaus für mehrfache Sichtungen taugt.

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                                                  Feines Remake des Hitchcock-Klassikers. In seiner Adaption des Theaterstückes „Bei Anruf Mord“ bewies Regisseur Andrew Davis mit seiner eleganten Optik nicht nur handwerkliches Geschick, sondern hatte mit seinen kleinen, aber bedeutsamen Änderungen den Stoff auch hinreichend entstaubt. Damit traf sein Film den Zeitgeist ganz gut und vermochte trotz der weitgehend fehlenden Überraschungen dennoch gut zu gefallen. Mit einer gelungenen Figurenzeichnung zeigte uns Davis zudem eine gelungene Auseinandersetzung mit dem Stoff und seinen Personen, was unter dem Strich die Atmosphäre maßgeblich positiv beeinflusste.
                                                  Vor allem das Frauenbild hatte sich seit den sechziger Jahren wesentlich geändert. Während die schon fast bemitleidenswert fremdbestimmte Grace Kelly eigentlich gar keine eigenen Entscheidungen treffen durfte und von ihrem Ehemann in jeder Hinsicht abhängig war, hatte in diesem Streifen die gute Gwyneth Paltrow zumindest teilweise die Hosen an. Zumindest verhielt sie sich ihrem Ehemann gegenüber nicht wie das Kaninchen vor der Schlange und konnte gegenüber dem dominanten Auftreten Michael Douglas durchaus einen gewissen eigenen Standpunkt behaupten. Und selbst wenn sie sich oftmals seinen Wünschen beugte (etwa bei der Wahl des Kleides beim Empfang) so führte sie ihr Leben viel selbstbestimmter als es noch ihre Rollen-Vorgängerin tat.
                                                  Der durch die erfolglosen Spekulationen in wirtschaftliche Bedrängnis geratene Michael Douglas stellte einen kleinen Treppenwitz seiner filmischen Vita dar, zumal er gute zehn Jahre zuvor den skrupellosen Investmentbanker spielte. Sein bevorstehender beruflicher Fall zeigt sehr gut, dass hochriskante Geldgeschäfte auch mal in die Binsen gehen können. Insofern was Douglas skrupelloser Mordplan eine logische Fortsetzung seines Rollenbildes aus „Wall Street“, was ein durchaus interessantes filmisches Bonmot darstellte.
                                                  Womit wir auch schon bei den Darstellern wären. Das hervorragende Dreigestirn Douglas, Paltrow und Mortensen überzeugte durch die Bank, wobei vor allem Letzterer wohl das höchste Risiko Davis´ gewesen war. Mortensen war bisher lediglich in B-Filmen und Nebenrollen zu sehen gewesen, hatte jedoch in diesem Film einen derart starken Auftritt, dass er Davis das Risiko wohl wert gewesen war. Paltrow solide und glaubwürdig in ihrer etwas undankbaren Rolle, ebenso wie ein durchaus ansprechender Davis Suchet, der seit seinem Serien-Poirot zu dieser Zeit wohl auf Ermittler festgelegt war.
                                                  Fazit: Eine klare Empfehlung von mir. Trotz der starken Werkstreue und damit nur geringen Innovation hat der Film einen hohen Unterhaltungswert. Dabei wurde in jeder Hinsicht hochwertig gearbeitet, angefangen von den guten Kulissen über ein starkes Ensemble bis hin zu guten Dialogen hat der Streifen wirklich etwas zu bieten. Die sieben finde ich jedenfalls hochverdient.

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                                                    Mittelprächtiger Trapper-Western. Womöglich übt die Legende um Jeremiah Johnson eine hinreichende Anziehungskraft für Filmemacher aus, allein die Umsetzung wollte Pollack nicht so recht gelingen. Zwar boten die Rocky Mountains als Kulisse eine herrliche Ambivalenz zwischen Natur-Paradies und Survival-Hölle, letztlich hatte die Geschichte um den umtriebigen Trapper aber zu wenig Schubkraft um durchgehend unterhalten zu können. Dazu walzt Pollack manche an sich unwichtige Sequenzen unnötig lange aus, was zwar die Naturfreunde unter uns sicherlich erfreut, die Western-Fans jedoch in zwischenzeitliche Lethargie versetzt. Einzig das Hineinwachsen Jeremiahs in die natürlichen Abläufe und das Erlernen der Überlebensstrategien einigermaßen interessant, zeigen diese die Wandlung vom Greenhorn zum gestandenen Trapper. Ab der Heirat jedoch geht die Spannungskurve kontinuierlich bergab und endet in einem mageren und nur wenig erfreulichen Rache-Finale. Dazwischen einige Ungereimtheiten wie das großkalibrige Jagdgewehr, das von Redford mit einer Hand locker ohne jeden Rückschlag abgefeuert wird und den Indianer trotzdem mehrere Meter weit nach hinten reißt oder die schwere Brustverletzung, die bereits in der nächsten Szene wie durch Wunderheilung verschwunden ist – aber das kennt man ja aus anderen Genreproduktionen zur Genüge.
                                                    Die Darstellerriege nicht immer sattelfest, jedoch mit Robert Redford bestens in der Hauptrolle besetzt. Ihm nimmt man jedes Leid hundertprozentig ab, allein seine durchgehende Kälteresistenz hatte mitunter ein Glaubwürdigkeitsproblem bei mir (lag aber nicht an ihm). Will Geer ebenso glaubwürdig und solide als lehrender Trapper-Veteran, der hatte eine tolle Bildschirmpräsenz. Stefan Gierasch leider oftmals mit schlimmem Überspielen - er hatte aber auch Pech mit seinem Synchronsprecher, der sogar noch übereifriger agierte als er. Josh Albee als stummer Ziehsohn in Ordnung, Delle Bolton leider schwach.
                                                    Fazit: Im Erscheinungsjahr wohl allein schon wegen der Zurück-zur-Natur-Message ein Hit, heutzutage – nach vielen anderen Produktionen dieser Art – nicht mehr wirklich der Bringer. Im Vergleich mit etwa dem „Revenant“ deutlich schwächer und für mich maximal für Redford-Fans oder Nostalgiker empfehlenswert. Mehr als eine durchschnitts-Bewertung ist hier leider nicht drinnen.

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