Nospheratu99 - Kommentare

Alle Kommentare von Nospheratu99

  • 8

    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
    Gelungene schwarze Krimikomödie, für mich der beste Louis-de-Funes-Film. Die zwischendurch gelegentlich auftretenden Längen wirken dabei mitunter etwas störend, trotzdem entschädigte die Höhe der Gagtreffer und -dichte dafür recht gut. Es wurden zwischendurch immer wieder Gags eingebaut, und auch wenn diese mit der Handlung nicht immer unmittelbar zu tun hatten (man denke etwa an die Sitzhöhe der Wohnzimmer-Couch), so konnten diese doch immerhin recht gut unterhalten. Langweilig wird der Streifen jedenfalls auch bei mehrfacher Sichtung nur selten, erinnerte mitunter sogar an eine der amerikanischen Slapstick-Komödien, ohne jedoch ins Seichte und Dümmliche abzukippen. Die Atmosphäre blieb eigentlich immer relativ dicht und turbulent, so wie es in solchen Filme nun mal sein muss. Das traute Heim der Brisbards verwandelt sich durch die verschiedenen Handlungsstränge, die sich immer wieder überkreuzten, in ein hektisches Tollhaus, das einen in seiner hektisch-amüsanten Art nicht allzu oft durchatmen lässt. Das Tempo steigert sich bis zum Schluss kontinuierlich und der Schlussgag setzt einen gekonnten Endpunkt.
    Der Film lebt vor allem von seinen Darstellern, neben einem bestens aufgelegten Louis de Funes hatten auch die Nebenrollen immer wieder Lacher. Vor allem Christiane Muller als einfach gestricktes Hausmädchen oder Florence Blot (die Immobilienmaklerin) konnten immer wieder für Heiterkeit sorgen, ebenso wie der hervorragend besetzte Bernard Bier (man denke nur an die Szene mit dem Feuerlöcher). Claude Gensac souverän und mit guten Momenten wie man sie kennt, ebenso wie Michel Galabru, der sich auf Grund seiner Rolle jedoch nicht so im Szene setzen konnte. Guy Trejan mittelprächtig, setzte seine Pointen zwar nicht immer so gekonnt, verbreitete aber durchgehend Heiterkeit.
    In seiner Gesamtheit ist „Camouflage – hasch mich, ich bin der Mörder“ ein recht empfehlenswerter Streifen, wenngleich man die Art de Funes´ natürlich mögen muss, um das Ganze gute zu finden. Ich persönlich bin ihm recht zugetan, trotzdem finde ich diesen Streifen insofern herausragend, als dass der Humor nicht nur allein von de Funes ausgeht, sondern an dem Zusammenspiel aller hängt, die ihre Sache unter dem Strich sehr gut machen.

    5
    • 6 .5
      Nospheratu99 07.04.2017, 08:41 Geändert 07.04.2017, 13:08

      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
      Eigentlich ist es ja ein furchtbarer Film. Die Zeichnungen sind einfach und fast schon banal, die Geschichten flach und der Humor ist sexistisch, rassistisch, behindertenfeindlich und politisch zutiefst unkorrekt.
      Aber es ist lustig. Es ist diese Form von Holzhammer-Humor, den man eigentlich eher in amerikanischen Sitcoms erwartet, und doch ist er auf eine gar nicht mal so dumme (ok, manchmal etwas pseudo-intellektuell, aber selbst das kommt als Satire auf das selbsternannte „Bildungs“-Bürgertum daher) Art präsentiert. Die altklugen Tagebucheintragungen und besserwisserischen Belehrungen, mit denen sich seine Umwelt konfrontiert sieht, ist für mich eine herrliche Persiflage auf den neunmalklugen Weltverbesserungs-Habitus der achtziger und neunziger Jahre, als uns selbsternannte Intellektuelle den Lauf der Welt erklären wollten.
      Präsentiert wurde es dabei mit einem teilweise bitterbösen und tiefschwarzen Unterton, der mitunter zwar schwer verdaulich, aber immerhin treffend ist. Die Kritik an den Tierversuchen etwa, als das kleine Arschloch den Nachbarshund spazieren führt und diesem Drogen verabreicht. Oder der „liebevolle“ Umgang mit den älteren Mitbürgern, von der Persiflage der Moralkritik der siebziger und achtziger Jahre ganz zu schweigen.
      Alles in allem ein wie gesagt absolut unkorrektes, aber in seinen Ansätzen doch gut beobachtetes Machwerk, das mich auch bei wiederholter Sichtung noch gut unterhält. Vor allem das Pseudo-intellektuelle Gelaber gefällt mir wirklich gut, karikiert es unser sogenanntes Bildungsbürgertum doch sehr gut. Manche Passagen aber doch schon zu viel des Guten, die Schulaufführung am Schluss etwa schon zu übertrieben, um noch lustig zu sein.
      Die Stimmen bis auf den Vater absolut passend. Helge Scheider in Höchstform, mit ihm gewann der Streifen ungemein (seinem musikalischen Schaffen stehe ich eher zwiespältig gegenüber, aber hier überzeugte er mich wirklich). Ilona Schulz ebenfalls sehr gut.
      Eine uneingeschränkte Empfehlung möchte ich trotzdem nicht aussprechen, durch seine doch recht extreme Machart ist der Streifen sicherlich nicht jedermanns Sache. Man muss eben auf diesen zynischen und tiefschwarzen Humor stehen, um das gut zu finden. Auch mir haben nicht alle Passagen hundertprozentig gefallen, der Film unterhält mich über weite Strecken aber recht gut. Die Sechseinhalb finde ich angemessen.

      8
      • 6

        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
        Eine der schwächeren Hader-Produktionen. Im diesem Streifen tummeln sich eigentlich fast ausschließlich unsympathische Charaktere, so viel Abneigung gegen eine Protagnistenriege wie hier empfand ich selten. Vor allem Johanna kalt wie ein Fisch, warum sich Georg so an die Beziehung mit ihr klammert weiß wahrscheinlich nur er selber. Von so einer Therapeutin möchte ich mich nicht beraten lassen, eigentlich trifft die Aussage Sebastians zu Anfang („Vielleicht liegt es einfach daran, dass Sie eine Scheiß-Therapeutin sind“) den Nagel ziemlich auf den Kopf. Der berufliche Misserfolg legt den Schluss nahe, dass sie das Kind ausschließlich deswegen möchte, um ihrem Beruf zumindest für die Zeit der Karenz entkommen zu können. Instrumentalisiert Georg als Erzeuger, der das Spiel bestenfalls halbherzig mitspielt - die freudlosen Sex-Szenen zu Anfang legen diesen Schluss zumindest nahe. Georg selber ist ein pseudo-intellektueller Spießbürger, der sein Schicksal akzeptiert hat und es sich in seiner mittelprächtigen bürgerlichen Existenz sogar ein wenig gemütlich gemacht hat. Der Schock über seine Entlassung ist weniger dem (vermeintlichen) Verlust seiner Existenz geschuldet, es ist eher die Störung seiner Gewohnheiten und die Wirkung auf Johanna, die ihn stört. Anstatt die Situation als Chance zu begreifen, suhlt er sich in seinem Frust und verleiht seinem gekränkten Stolz den völlig falschen Ausdruck. Waller ist ein skrupelloser Manager, egoistisch und obrigkeitshörig, ordnet alles seinem persönlichen Erfolg unter. Die einzige halbwegs sympathische Figur ist Erich, der in seiner proletarischen Einfachheit und in seiner Emotion oft die falschen Entscheidungen trifft (die Beziehung zu Nicoletta etwa KANN so nicht funktionieren), letzten Endes aber das Herz am rechten Fleck hat.
        Und so entspinnt sich aus dem Zusammenwirken der verschiedenen Figuren ein mehr oder weniger skurriler Handlungsfaden, der zwar recht interessant beginnt und mit einem ordentlichen Schuss Situationskomik auch recht ansprechend endet, dazwischen aber eine Menge Leerlauf bietet. Die Protagonisten irrlichtern dabei lebenskriselnd durch die Handlung und schaffen auf ihrer Suche nach Sinn und Erlösung eine Dystrophie nach der anderen. Der Streifen gewann vor mich vor allem durch den heimischen Zungenschlag der meisten Darsteller, das schaffte bei mir eine ganz gute Atmosphäre und auch wenn ich mit den meisten Figuren und der Handlung nicht allzu viel anfangen konnte, so kam der Streifen zumindest bei der Erstsichtung ganz gut bei mir an.
        Dabei wurden die Figuren recht scharf gezeichnet und auch soweit so gut gespielt. Die meisten Darsteller wie man sie aus anderen Produktionen kennt, jeder spielte seine Stärken gekonnt aus und schaffte damit ein relativ realitätsnahes Bild der vierzig-plus-Generation.
        Eine Empfehlung möchte ich eigentlich schon aussprechen, für österreichische Verhältnisse ist eine wenn auch nicht herausragende, dann zumindest recht passable Tragikomödie daraus geworden. In die Sechs ist der Hader-Bonus schon eingeflossen.

        6
        • 5 .5
          Nospheratu99 05.04.2017, 08:35 Geändert 05.04.2017, 09:11

          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
          Mittelprächtige Besessenen-Geschichte. Die angeblich auf einer wahren Begebenheit beruhende Handlung wurde klar strukturiert erzählt, rhythmisch passte es auch ganz gut, allein die mitunter etwas banale Optik und die Atmosphäre konnten bei mir nicht so richtig punkten. Dazu ein paar Ungereimtheiten (etwa der Exorzismus in dem Krankenhaus - ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass in Krankenhäusern ein derart großes Platzangebot herrscht, um das dort so ungestört machen zu können). Der Exorzismus selbst wurde relativ wenig eindringlich dargestellt, das habe ich in anderen Filmen schon resoluter erlebt. Auf explizite Schock- und Ekelszenen wurde weitgehend verzichtet, wirklich abgegangen sind mir diese letzten Endes aber nicht. Das langsame Eindringen des Dämons in das Mädchen und die zunehmende Verhaltensänderung passte ebenfalls ganz gut, wurde weder langatmig noch hektisch gebracht.
          Die Spezialeffekte mochte ich auch, waren diese doch zumeist handgemacht und passend, ohne zum Selbstzweck zu verkommen. Und auch die wenigen Computeranimationen kamen gut daher, waren jedenfalls nicht als solche erkennbar.
          Einen tieferen Sinn oder gar eine Botschaft hatte das Ganze nicht, hier sollte wohl einfach eine Geschichte erzählt werden, die durch die „True-Story-Aufmachung“ zusätzlichen Grusel erhalten sollte. Will man jedoch trotzdem etwas hineininterpretieren, so könnte man die Box als Symbol für das Internet sehen, das Pädophilen (symbolisiert durch den Dämon) Eintritt in die Kinderzimmer von vernachlässigten Scheidungskindern ermöglicht, um mit diesen in Kontakt zu kommen. Der Dämon befällt ja auch eher junge Menschen und manipuliert sie („sie sagt, ich sei etwas Besonders“ – welcher vernachlässigte Teenager hört das nicht gerne?), wie es in manchen Fällen ja auch über die sozialen Medien passiert. Ist aber zugegebenermaßen schon etwas weit hergeholt.
          Positiv bemerken möchte ich das Drehbuch und die Synchronisation, beides habe ich in solchen Machwerken schon wesentlich schlechter erlebt - jedenfalls gab es kein dummes und pseudo-lustiges Geschwafel. Die Charaktere wurden auch so weit so gut entwickelt, eben so weit, als es für das Verständnis für die Handlungsweisen der Protagonisten erforderlich war.
          An den Leistungen der Darsteller hätte ich jetzt auch nichts auszusetzen, jeder holte das Maximum aus seiner Rolle heraus, jedoch ohne dabei zu glänzen. Solide und etwas überdurchschnittliche Kost, nichts Überkandideltes und dadurch passte das auch ganz gut. Dabei wurde auf erfahrenes und bewährtes Personal zurückgegriffen, aber auch den Kinderrollen konnte ich durchaus etwas abgewinnen.
          Fazit: Ein durchschnittlicher Horror-Film, nicht mehr und nicht weniger. Mit etwas mehr und dichterer Atmosphäre hätte ich eine höhere Benotung vergeben, so blieb es bei der leicht überdurchschnittlichen fünfeinhalb. Für die eine oder andere Sichtung ist er jedenfalls passend, Klassiker wird wahrscheinlich aber wohl keiner daraus.

          3
          • 2 .5

            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
            Durchwachsene Komödie mit Antihelden in zweifacher Hinsicht. Die Intention der Macher ist klar, man wollte wohl das Marvel-Universum einmal so richtig durch den Kakao ziehen. Einen dümmlichen Anti-Helden schaffen, der nur durch die Leistung seines Assistenten punktet und selbst ein schwächliches und dümmliches Weichei darstellt. Leider gelang das nur in Ansätzen, und obwohl die optische Umsetzung nicht allzu schlecht gelungen war, wurde die Sache durch die schwache Handlung und die nicht zünden wollenden Gags doch ziemlich in den Sand gesetzt. Ja, das Bemühen war erkennbar, aber in der letzten Konsequenz blieb der Streifen schwach und blass. Auch von der Atmosphäre her konnte dieser nicht mit anderen Filmen dieser Art mithalten und so konnte er mich nicht wirklich begeistern. Nach einer guten Stunde war es dann mit der Geduld bei mir vorbei und somit reihte sich der Streifen in die recht kurze Liste jener ein, die ich mir nicht bis zum Ende angetan habe.
            Die Darsteller hatten ihre liebe Not mit dem bescheidenen Drehbuch und kamen eigentlich nie so richtig in die Handlung hinein. Seth Rogen, den ich seit jeher mit Argwohn schaue, gefiel mir auch hier nicht sonderlich, obwohl er die Grundkomponenten seines Charakters so weit so gut umsetzte. Jay Chou solide, herausreißen konnte er den Streifen aber auch nicht. Die schlimmste Enttäuschung war jedoch Christoph Waltz, dem fehlte eigenntlich jegliches Charisma, sein Charakter blieb ohne jeglichen Verve. Cameron Diaz machte, was sie am Besten konnte, zeigte ihr niedliches Lächeln und ihren knackigen Po, mehr kam von ihr aber auch nicht.
            Unter dem Strich stürzte das Ding bei mir ziemlich ab, konnte mich in eigentlich keiner Phase begeistern. Die Optik wie man sie aus den Marvel-Filmen kennt, jedoch nicht besser, eher schlechter.
            Fazit: Eine Empfehlung möchte ich eigentlich nicht aussprechen. Was als Komödie und (wahrscheinlich) Persiflage gedacht war, verkam zum seichten Abklatsch. Die Gags zündeten durch die Bank nicht, auch die Darsteller konnten dem Streifen keine besondere Note verpassen, womit die Sache letzten Endes schwach und teilweise sogar hanebüchen wirkte. Die zweieinhalb Punkte vergebe ich für die Optik und mit etwas Mitleid für die Darsteller, mehr ist da beim besten Willen nicht drinnen. War halt alles schon mal – und besser – da.

            2
            • 4

              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
              Stellenweise charmante Teenie-Komödie ohne höhere Ansprüche. Man sah dem Streifen schon von weitem an, für welches Publikum er gemacht war und auch wenn ich denke, dass dieses Publikum dem Film durchaus gut fand, zog er an mir leider ziemlich vorbei.
              Die Grundaussage jedoch gut kolportiert, wenngleich die Darstellungen in der Bar durchaus auch missgedeutet werden könnten. Der Weg zum Erfolg ist mitunter ein steiniger und langer. Man muss an seinen Schwächen arbeiten und mitunter auch über die Schmerzgrenze hinausgehen. Letzten Endes überwindet Violet ihr Lampenfieber und kommt gut an, auch wenn sie eigentlich den ganzen Film über daran gezweifelt hat. Die Arbeit in der Bar sicherlich alle andere als leicht und angenehm, die Schattenseiten einer solchen Tätigkeit wurde meines Erachtens aber zu wenig gezeigt, der Focus lag eher auf der Party und dem Spaß. Dazwischen das Hollywood-Schmalz recht dick auf einem relativ dünnen Handlungs-Brot aufgetragen - aber gut, das musste bei dieser Produktion wohl so sein.
              Die Darsteller waren leider nicht immer überzeugend. Piper Perabo dabei noch unter den Besseren, wobei sie die zweifelnde und unsichere Komponente besser hinbekam. Die anderen Damen eher blass in ihren eindimensionalen Rollen, Melanie Lynskey etwa zeigte später als „Rose“, dass es auch anders und besser geht. Adam Garcia blass und schwach, überzeugte mich eigentlich weder in den romantischen, noch in den emotionalen Szenen. Dafür John Goodman deutlich überqualifiziert für die am Rand agierende, letzten Endes jedoch bedeutsame Rolle.
              Inszenierung und Drehbauch solide, wenngleich die Arbeit die Teenie-Ausrichtung deutlich vor sich hertrug. Die Darbietung wurde locker-leicht und daher letzten Endes seicht gebracht, man wollte sein Publikum ja nicht mit zu viel Tiefe und Dramatik verschrecken. Unter dem Strich kann man aber nichts dagegen sagen, das Ergebnis war sicherlich innerhalb seines Genres überdurchschnittlich, da habe ich schon Schlechteres gesehen.
              Fazit: Ist nicht mein bevorzugtes Genre, meine Bewertung wird man daher relativieren müssen. Mit ein wenig mehr Zugang hätte es durchaus mehr sein können, aber gut, man kann halt nicht aus seiner Haut heraus und Filmbewertungen sind nun mal eine subjektive Sache. Ein paar charmante und launige Szenen sind mir für hundert Minuten einfach zu wenig.

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              • 3
                über Borat

                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                Durchwachsenes Ding. Licht und Schatten liegen bei dem Film so weit auseinander, dass es schon fast an eine binäre Fax-Grafik erinnert. Dass Sasha Baron Cohen in Amerika und Kasachstan nach dem Erscheinen des Machwerks Einreiseverbot erhielt kann ich absolut nachvollziehen, sind manche seiner Späße doch weit unter der Gürtellinie.
                Was mir besonders missfallen hat ist die Tatsache, dass die kasachischen „Darsteller“ mit der Intention des Streifens unter Zuhilfenahme der Sprachbarriere getäuscht wurden mitzumachen. Dabei mit einer respekt- und distanzlosen Machart konfrontiert wurden und wegen der Täuschung gute Miene zum bösen Spiel machten.
                Mit manchen der Amerikaner hatte ich da weniger Mitleid. Die Verarsche mit der Bundeshymne etwa oder die Einladung bei der Patrizierfamilie (als er mit dem Gackerl im Sackerl ankommt). Weniger gefallen haben mir die Szenen im Supermarkt als er den Verkäufer piesakt, das offenbart den Druck des Prekariats, dem der Verkäufer ausgesetzt ist (normalerweise hätte man da das Filmteam hochkant rausschmeißen müssen).
                Die Nackt-Wrestlingszene furchtbar und geschmacklos.
                Unter dem Strich ist es kein wirklich ansprechender Film, ich würde ihn noch als eine „Aneinanderreihung von Geschmacklosigkeiten mit gelegentlichen lustigen Einschüben“ titulieren. Die Spaßopfer Cohens haben dies nicht immer verdient, in vielen Fällen hatte ich eigentlich mehr Mitleid, als dass ich Belustigung empfand.
                Fazit: Wenn ich die lustigen und die unpassenden Passagen abwägen würde, dann sind die unpassenden Passagen eindeutig in der Überzahl. Die drei ist mit viel Wohlwollen vergeben, ein paar wirklich gute Einfälle hatte der Streifen aber schon (der neon-farbige Männer-Badeanzug hatte schon was). Empfehlen möchte ich ihn nur mit entsprechend Alkohol im Blut, dann sind auch manch andere Passagen lustig (zB. der „Muschimagnet“).

                4
                • 8

                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                  Guter Gangsterfilm mit ansprechender Atmosphäre. Diese ist DER große Pluspunkt des Streifens, optisch wird uns hier eher Durchschnittskost geboten, wenngleich diese auch handwerklich recht gut umgesetzt wurde. Die passende und die Handlung gut ergänzende Musikauswahl tut ihr Übriges.
                  Einer Grundaussage enthält sich der Streifen fast völlig, vielmehr liefert uns Tarrantino ein szenisches Sammelsurium aus dem Gangsteralltag von Los Angeles, der wie das Leben im Allgemeinen angefüllt ist mit Lustigem, Seltsamen, Absurden, Tragischem und vielem mehr. Dazwischen ein paar Pannen und missliebige Zufälle zur Publikumsunterhaltung. Eine Wertung erscheint aus diesem Gesichtspunkt schwer, daher enthalte ich mich dieser ebenso wie der Streifen und gebe lediglich ein paar Gedanken und persönliche Anmerkungen zum Besten:
                  Der Schnitt ist sehr ungewöhnlich. Erst gegen Schluss erkennt man die Zusammenhänge der Handlungsstränge und auch wenn sich diese für mich nicht hundertprozentig stringent auflösen, so finde ich das schon irgendwie gekonnt.
                  Der Streifen ist stark dialoglastig. Dabei gibt es viele schräge, teils ins Absurde gehende Gespräche. Gleich zu Anfang etwa die Diskussion von Vinc und Jules. Ich meine, die beiden erledigen einen Auftrag, bei dem sie Menschen töten werden und auf dem Weg dahin unterhalten sie sich über – Fußmassagen! Das zeigt die Geringschätzung des menschlichen Lebens, das sie in wenigen Minuten auszulöschen gedenken. Oder das Gespräch zwischen Ringo und Yolanda in dem Restaurant. Ja, es ist langatmig und stellenweise auch irgendwie auch mühsam - trotzdem finde ich die meisten Dialoge aber recht ansprechend, für mich verliert der Film damit nicht nur nicht, vielmehr gewinnt er dadurch.
                  Jules, ein komplexer, denkender Charakter, hat zu Anfang des Streifens ein Schlüsselerlebnis, wandelt sich vom Saulus zum Paulus und dürfte sein Leben am Ende auch geändert haben. Erklärt oder gezeigt wird es ja nicht, aber dass Vinc bei Butch alleine auftaucht, würde dafür sprechen. Vinc hingegen, ein einfacher und selbstgerechter Charakter, läutert sich nicht und findet später auch den Tod. Eine kleine Moral der Geschicht´, dass der sein Fehlverhalten Erkennende belohnt und der im Unrecht Verharrende bestraft wird.
                  Zwei kleine Ungereimtheiten sind mir aufgefallen. Zum einen sind bei der Szene, als auf Vinc und Jules in der Wohnung geschossen wird, die Einschusslöcher in der Wand zum Teil bereits vor den Schüssen zu sehen. Zum anderen passt eine Zeitachse nicht, als in der Bar, als die beiden den Koffer dem Chef übergeben, dieser davor mit Butch den abgekarteten Kampf bespricht. Gleichzeitig meint Vinc zum Barkeeper, dass er mit Mia ausgehen würde, da der Chef längere Zeit nicht in der Stadt wäre. Das Abgeben des Koffers und die Unterredung passieren gleichzeitig. Versucht man den Kampf, das Ausgehen mit Mia und die Szene im Keller (als Butch und Marcellus – der ja angeblich nicht in der Stadt ist - von diesen Perversen gefangen werden), in eine zeitliche Logik zu bringen, hakt das ein wenig.
                  Was den Streifen auszeichnet, ist seine absolut tolle Atmosphäre und die launige Darbietung. Irgendwie hat man ständig das Gefühl einer Lockerheit, auch bei den dramatischen Szenen. Es kommt nie ein Gefühl wirklicher Tragik auf, selbst als Vinc erschossen wird und auch nicht bei den Szenen im Keller. Es ist eine gewisse Distanz, die man als Zuschauer hat, man ist eben nur Zuschauer und wird nicht emotional eingebunden. Trotzdem – oder genau deswegen – hat der Streifen das gewisse Etwas. Ich kann gar nicht sagen, woran genau es jetzt liegt, es ist diese Nonchalance, diese Leichtigkeit und Lockerheit, (die ich in manch anderen Filmen negativ kritisiere) die diesen Streifen zu dem macht, was er ist: zu etwas Ungewöhnlichem und Ansprechendem.
                  Fazit gibt es eigentlich auch keines - bis auf wenige Negativpunkte finde ich den Streifen wirklich empfehlenswert. Man braucht natürlich ein gewisses Faible für solche Filme, so mancher wird wohl nichts damit anfangen können. Für mich passt es aber weitegehend, die acht ist meines Erachtens hochverdient. Die Musikauswahl passte wie gesagt sehr gut.

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                  • 7
                    Nospheratu99 28.03.2017, 09:43 Geändert 29.03.2017, 08:11

                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                    Gelungene Satire mit guter Atmosphäre. Ob man einen Menschen wie den Dude gern um sich haben würde, nunja, das wage ich einmal zu bezweifeln, seinen Erlebnissen zuzusehen macht jedenfalls großen Spaß. Eigentlich will er ja nur seine Ruhe haben, White Russians trinken und bowlen, doch genauso wie der Friedlichste nicht in Ruhe leben kann, wenn es seiner Umwelt nicht gefällt, wird er in seltsame Ereignisse hineingezogen, die vor unseren Augen humorvoll und interessant erzählt werden. Das im wahrsten Sinne des Wortes, ist der Streifen doch eine Rahmenerzählung eines modernen Cowboys.
                    Die satirische Behandlung des Film-noir-Themas ist bei mir jetzt nicht so angekommen, jedoch weist die verschachtelte Handlung darauf hin. Was mir allerdings sehr gefallen hat, war die Kritik an der abgehobenen Kunstszene mittels der Figur der Maude Lebowski und der Nihilisten. Das zeigt die Weltfremdheit dieser Branche gut, hat diese mit dem „echten“ Leben oftmals doch so rein gar nichts zu tun. Die „Künstler“ bewegen sich in einer Blase auf einem Elfenbeinturm, liefern vermeintliche Provokationen und überkünstelte Darstellungen einer Realität, die es eigentlich nicht gibt und meiner Ansicht nach nur die Inhaltsleere und die letztendliche Unbrauchbarkeit der „Kunst“werke verschleiern soll. Aber auch die Überheblichkeit der vermeintlich Bessergestellten wird aufs Korn genommen, erweist sich doch Jeffrey Lebowsky (also der „große“ Lebowsky, nicht der Dude) in Wirklichkeit nicht als der erfolgreiche Geschäftsmann, als der er sich gerne ausgibt. Am interessantesten finde ich aber die Figur von Walter, der irgendwie alle negativen Eigenschaften der weißen Unterschicht auf sich vereint. Aggressiv, reaktionär, wichtigtuerisch, geldgierig und pharisäisch, diese Eigenschaften fallen mir bei ihm als erste ein.
                    Inszeniert wurde mit einer durchgängig guten Atmosphäre. Die einzelnen Charaktere wurden in ihrer ganzen schrägen Absurdität stark konturiert, ja fast überscharf gezeichnet. Stereotypen sucht man hier vergebens, und wenngleich doch an so mancher Anleihe genommen wurde, so kamen diese durch die Überzeichnung nicht als solche daher. Einzig die Nihilisten waren zu stark überzeichnet, das passte nicht immer - besonders die Passage, als sie den Dude im Bad überfielen (das war Szene mit dem Frettchen) verkam da zu einer dümmlichen Schmierenkomödie.
                    Die Darsteller agierten auf hohem Niveau, der Cast war bis in die Nebenrollen mit bekannten und guten Darstellern gespickt, die ihre Sache in den zugegebenermaßen recht dankbaren Rollen sehr gut machten. Hervorheben möchte ich eigentlich niemanden, gefallen haben mir da fast alle.
                    Fazit: Als Kultfilm würde ich den Streifen jetzt nicht unbedingt sehen, aber jedenfalls als würdigen Vertreter seiner Art. Eine Empfehlung möchte ich in jedem Fall abgeben, der Streifen taugt auch für mehrfache Sichtungen. Die Coen-Machart ist nicht zu verkennen und damit treffen die auch den Geschmack der Zeit recht genau. Natürlich muss man einen gewissen Zugang zu dieser Art von Filmen haben, im gegenständlichen Fall wird es einem aber recht leicht gemacht.

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                    • 6

                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                      Eine der besseren Teenie-Komödien der achtziger Jahre. John Hughes präsentiert uns hier ein fröhliches und lebensbejahendes Machwerk, in dem die großen Lacher zwar ausblieben, jedoch eine gute und fröhliche Philosophie kolportiert wurde.
                      Pflichtbewusstsein ist eine im westlichen Kulturkreis hoch angesehene Eigenschaft, oft in der Laudatio erfolgreicher Menschen zu finden und aus dem Berufsleben eigentlich nicht wegzudenken. Umso mehr werden kleine „Auszeiten“ geschätzt, so auch von Ferris, der seinem depressiven Kumpel und seiner Freundin (und natürlich sich selber auch) eine Freude machen will. Spontan entschließt er sich zu einem freien Tag, spielt Eltern und Lehrern eine Krankheit vor und macht blau – wie der Titel schon sagt. Daraus entspinnt sich eine irrwitzige Entdeckungsreise durch die Stadt, die drei jungen Leute erleben so einiges und auch rund um sie laufen die Ereignisse aus so mancher Bahn.
                      Ich sehe den Streifen eigentlich immer wieder gerne, muntert dieser das Gemüt doch sehr auf und entlässt einen mit positiven Gedanken. Das Leben besteht eben nicht nur aus Arbeit, die Welt kommt manchmal auch ohne einen aus. Atmosphärisch ist es jedenfalls große Klasse, was einem hier vorgesetzt wird. Die Handlung wird locker-flockig präsentiert, ohne dabei ins Blödlerische oder Strunzdumme abzugleiten. Die philosophischen Ansätze in Ordnung, behandeln dabei vorrangig die Probleme Heranwachsender. Die leichten Übertreibungen wirkten ansprechend und passten ins Bild der Komödie. Und wenn auch nicht alle Passagen große Knaller sind, bleibt die Stimmung eigentlich immer hoch und launig.
                      Die Darsteller agierten ebenfalls ansprechend. Negativ ist mir eigentlich nur die Synchronstimme von Ferris ausgefallen, dieses liebliche Säuseln mag ich bei jeder Sichtung weniger. Ansonsten waren die Leistungen weitgehend aber in Ordnung, nichts Oskarreifes, aber dennoch überdurchschnittlich. Einzig Jennifer Grey überzeugte mich eigentlich nicht, wirkte blass und in manchen Szenen leicht dümmlich - erst am Schluss, als sich Jeanie auf Ferris Seite schlägt, gewann ihr Charakter an Tiefe (da war der Film aber schon fast am Ende). Jeffrey Jones überzeugend, ebenso wie Alan Ruck und Mia Sara.
                      Fazit: Ein durch und durch netter Film, der sein Erscheinungsjahr zwar nicht verbergen kann, als Stimmungsaufheller aber trotzdem immer noch gute Dienst leistet. Die großen Schenkelklopfer sind nicht dabei, eine durchgehend launige und ansprechende Atmosphäre entschädigen aber in weiten Teilen dafür. Machen Passagen sind zwar nicht hundertprozentig glaubwürdig, aber gut, wir sind hier in einer Komödie und da geht’s nun mal nicht um Realismus. Die sechs jedenfalls ist hoch verdient, der Streifen gefällt auch bei mehrmaliger Sichtung.

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                      • 8 .5

                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                        Chaos-Theorien-Mystery in verschiedenen Ebenen. Dabei wird einer Person durch eine spezielle Gabe (oder den Fluch, wie immer man es auch nennen will) ermöglicht, durch die Veränderung von Entscheidungen in der Vergangenheit seine aktuelle Situation zu beeinflussen.
                        Die bei diesem Film wohl wichtigste Aussage ist die Eigenverantwortung, die der Mensch für sein Leben übernimmt. Es gilt hier der Grundsatz „Jeder ist seines Glückes Schmied“ und nicht „Es passiert, was passieren soll“. Letztere Aussage ist ja eine recht bequeme, weist der Mensch doch damit jegliche Verantwortung von sich und legt sein Schicksal ganz in die Hände (über-)natürlicher Mächte, lässt sich sozusagen treiben und fremdbestimmen. Natürlich ist eine gewisse von außen bestimmte Grundsituation unvermeidbar, doch kann man im Rahmen seiner Möglichkeiten hier doch zur Entfaltung seines Schicksals beitragen.
                        Der Verlauf des eigenen Lebens basiert auf einer Reihe von getroffenen Entscheidungen und von außen induzierten Zufällen, also einer Mischung aus selbst- und fremdbestimmten Zutaten. Sicherlich zweifelt jeder einmal an in der Vergangenheit getroffenen Entscheidungen und/oder fragt sich, wie denn das Leben ohne gewisse Ereignisse verlaufen wäre. Das Hadern mit den Ereignissen oder falschen Entscheidungen wirft die Frage nach dem was-wäre-wenn auf und auch wenn diese Gedanken natürlich müßig sind, werden diese womöglich öfter gewälzt, als es für die betreffende Person von Vorteil ist. Der Streifen behandelt eben dieses Gedankenmodell und wie ich finde auf eine sehr interessante und ansprechende Art und Weise. Man sieht hier sehr gut, dass es eine perfekte Lebenslinie nicht gibt und man mit ständigen Rückschlägen und Fehlentwicklungen konfrontiert ist, die auszugleichen ein hohes Maß an Energie erfordert. Auch Evan muss am Ende eingestehen, dass eine Reparatur der Ereignisse nicht in der gewünschten Form möglich ist und dass in seinem Fall allein der Verzicht auf die große Liebe die einzige Möglichkeit der „Rettung“ seiner Freunde ist. Liebe kann ja viel bedeuten und das wohl stärkste Opfer, das die Liebe verlangt, ist der Verzicht. Dieser endgültige und stärkste Liebensbeweis muss von Evan erbracht werden und damit rettet er seiner großen Liebe letzten Endes das Leben.
                        Auch wenn man als Zuseher die eine oder andere „Unschärfe“ (Logikschwäche wäre in diesem Zusammenhang zu hart ausgedrückt) in Kauf nehmen muss, so werden diese philosophischen Ansätze hier sehr gut kolportiert und in ansprechender Form gezeigt. Damit macht der Streifen auch für mehrmalige Sichtungen Sinn, zeigt er doch gewisse Dinge auf und lässt Rückschlüsse auf das eigene Leben zu, an die man manchmal erinnert werden muss. Die ansprechende Optik, der nahezu völlige Verzicht auf Computeranimation und der gute Cast (die Kinder-Protagonisten sehen den als Erwachsenen wirklich ähnlich, auch die in der jüngeren Kindheitsphase haben Ähnlichkeit, das ist schon sehr gut gemacht) ist das Tüpfelchen auf dem i.
                        Die Schauspieler machten ihre Sache durch die Bank sehr gut und kooperativ, keiner spielte sich in den Vordergrund, das Personal lieferte eine wie man im Sport sagen würde mannschaftlich geschlossene Leistung. Die unterschiedlichen Situationen verlangten von den erwachsenen Darstellern einiges an Wandlungsfähigkeit, was diese aber auch recht glaubwürdig und in fast jeder Szene ansprechend umsetzten, wenngleich auch vielfach mit Stereotypen gearbeitet wurde (alles andere wäre meines Erachtens bei dieser Fülle an Ereignissen und Charakteren auch nicht möglich gewesen). Auch die Kinderrollen wie gesagt sehr gut gecastet und gespielt, das kam alles recht plausibel an.
                        Fazit: Ein absolut empfehlenswerter Streifen, der eigentlich die Höchstnote verdienen würde, wären die oben genannten „Unschärfen“ stellenweise nicht so offensichtlich. Das Grundthema wurde aber gut und ansprechend dargestellt, der Film macht damit auch bei wiederholter Sichtung Laune und wie gesagt auch Sinn.

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                        • 5

                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                          Bemühte, unter dem Strich aber glücklose Edgar-Wallace-Persiflage. Ja, ich mag die Edgar-Wallace-Filme und ja, die Passagen mit Bezug darauf waren relativ ansprechend, dazwischen gab es aber auch viel Unsinn und ins hanebüchen gehende Szenen. Die beiden vertrottelten Söhne des Earl of Cockwood beispielsweise waren weder lustig, noch hatten die irgendeinen Bezug zu den Originalfilmen. Deren Auftritt war ein Quell des Ärgernisses und die beiden ließen mich einige male ziemlich mit den Augen rollen. Die verdrehten und verballhornten Namen boten zwar einige Schmunzler (Billie Fartface etwa oder Ms. Drycunt), auf Dauer konnten sie mich aber dann auch nicht bei Laune halten. Dazwischen auch einige Elemente, die mit Edgar Wallace eigentlich nichts zu tun hatten, zwar soweit so komisch und ein netter Seitenhieb auf das Fernsehprogramm der heutigen Tage (Stichwort Casting-Shows), in seiner Gesamtheit blieb es aber beim biederen Versuch (der sächselnde Akzent der Dubinskis etwa, der ist ja eigentlich schon seit den Ö-la-Palöma-Boys ausgelutscht). Einige Lacher gab es schon, die hatten vor allem Inspector Very Long und Butler Hatler.
                          Grundsätzlich ist es ja sicherlich nicht leicht Filme zu parodieren, die sich selber nicht allzu ernst nehmen und quasi schon eine leichte Persiflage in sich selbst tragen. Trotzdem bietet der Edgar-Wallace-Stoff einiges Potential für Verballhornung, der hier meines Erachtens aber zu wenig genutzt wurde - viele Gags könnten als x-beliebige Kriminalkomödie durchgehen, da fehlte einfach der Bezug. Ich hätte mir auch eine durchgehende Schwarz-Weiß-Optik gewünscht, dieses Hin und Her macht mich nicht wirklich glücklich.
                          Die Darsteller mit Licht und Schatten, Oliver Welke beispielsweise unterirdisch hölzern, weder komisch noch darstellerisch originell. Mit Wolfgang Völz konnte wenigstens ein „Original“-Darsteller der Wallace-Verfilmungen gewonnen werden, Eva Ebner trat in diesen Filmen ja nicht als Darstellerin in Erscheinung (machte damals zumeist die Regieassistenz). Bastian Pastweka hingegen sehr gut, hatte die meisten Lacher und rettete dem Streifen einiges. Oliver Kalkofe und Wolfgang Völz in Ordnung und durchgängig launig, die großen Brüller hatten sie aber auch nicht. Dafür Christoph Maria Herbst und Thomas Fritsch mit einigen Lachern, die beiden auch noch auf der Plus-Seite zu verbuchen.
                          Fazit: Bin mir nicht sicher, ob der Streifen durch meine Affinität zu den Edgar-Wallace-Verfilmungen gewinnt oder verliert, so hundertprozentig glücklich bin ich mit dieser Komödie eigentlich nicht. Wenngleich ein paar Passagen durchaus Verve hatten, blieb das Ding in seiner Gesamtheit blieb eher mau und bestenfalls biederer Durchschnitt - wenn auf anderen Sendern nichts Besseres läuft (etwa Casting-Shows) kann man es sich durchaus ansehen ohne zu veröden. Eine durchschnittliche Bewertung unter Berücksichtigung des Edgar-Wallace-Bonus erscheint mir angebracht.

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                          • 6 .5
                            über Vidocq

                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                            Bildgewaltiges, zur Überladung neigendes Kriminal-Mystery-Stück. Dabei blieb die Handlung eher im Bereich der Dutzendware, diese hätte auch auf jeden x-beliebig anderen Fall/Ermittler (Derrick und Matula mal ausgenommen ;-)) gepasst. Große Innovation wird hier jedenfalls keine geboten, auf dem Plot lag der Fokus jedenfalls nicht zur Gänze. Auch die Investigation alles andere als außergewöhnlich, wenngleich man von Seiten der Inszenierung und der Art der Darbietung keineswegs Einheitsbrei vorgesetzt bekam. Damit hob sich der Streifen dann auch etwas von der Masse ab.
                            Ich bezeichne Vidocq ja immer als den französischen Sherlock Holmes, was angesichts seiner Vita (Vidocq gab es ja wirklich, ist keine Romanfigur) natürlich nicht hundertprozentig stimmt. Trotzdem gibt es einige Parallelen, etwa die für die damalige Zeit modernen Ermittlungsmethoden und die auf Fakten und Beobachtung fokussierten rationale Schlussfolgerungen, damit nähert er sich der Romanfigur doch ziemlich an. Doch zurück zum Film.
                            Die große Stärke des Streifens ist die Optik, wenngleich viele der Bilder wie gesagt stark überladen waren, sowohl was die Farben, als auch die Detailverliebtheit betrifft. Dabei verkamen diese aber oft zum Selbstzweck und wirkten eher wie eine Zelebration von Farben und Eindrücken, mit der ich nicht immer glücklich war. Auch das Springen zwischen verschiedenen Stilen und Ausprägungen erfordert vom Zuseher einiges an Flexibilität. Mal kam ich mir wie in einem von Dali inspirierten surrealistischen Alptraum vor, das andere mal wähnte ich mich in einer Hieronymus-Bosch-Hölle, dazwischen Bilder in mehr oder weniger gehaltenem Realismus. Dies alles innerhalb weniger Minuten, da wurde ich zwischen den Stimmungen hin- und hergerissen und konnte mich auf keine so richtig einstellen. Erst bei wiederholter Sichtung gelang mir der kurzfristige und wiederkehrende Switch, womit sich auch eine durchgängig positive Atmosphäre einstellte.
                            Von Seiten der Darsteller bekam man bis auf das Spiel Depardieu´s ebenfalls typisch französische Überladenheit, ein Festival an Mimik und Gestik, das mitunter recht launig daherkam, jedoch ohne die Spannung zu zerstören. Nur die Polizeiermittler glitten bisweilen zu stark ins komödienhafte ab, das passte nicht immer. Moussa Maaskri hielt die Balance dabei noch am Besten (sehr gut etwa die Szene mit den Waschweibern).
                            Fazit: Muss man mögen um es gut zu finden. Ich brauchte ein wenig, um Zugang zu dieser Art der Inszenierung zu finden, ein gewisser Gewöhnungseffekt musste sich da erst einstellen. Bei der zweiten Sichtung wollte mir der Streifen besser gefallen und so spreche ich auch eine Empfehlung, wenn diese auch mit Einschränkung aus. In seiner Gesamtheit sicher nichts Alltägliches, für mich kompensiert die gute Optik den etwas dünne Handlungsfaden nicht hundertprozentig.

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                            • 5 .5

                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                              Guter Ansatz, mittelprächtige Ausführung. Von der Idee her konnte der Streifen bei mir durchaus punkten, die Thematik war eine recht ansprechende. Nick macht eine Nahtod-Erfahrung der besonderen Art, hatte dabei die Chance auf Rettung. Natürlich muss man sich dabei auf diese ein wenig esoterisch angehauchten Dinge einlassen (können) damit die Handlung auch zündet, mir gelang das aber ganz gut und damit kam ich auch gut in den Film hinein. Leider verkam dieser mit Fortdauer mehr und mehr zu einer oberflächlichen und seichten Angelegenheit - ich hatte ständig den Eindruck, dass alles nur irgendwie das Vorspiel zu etwas Großem und Bedeutsamen sei, das dann aber nie kam. Die Handlung plätscherte nach einer guten Einführung lange dahin und nachdem sich der Showdown dann schon langsam ankündigte, gab ich mich mit dem Gebotenen zufrieden. Viele Dinge wurden lediglich gestreift, ich persönlich wäre gerne tiefer in die Gefühlswelt von Nick eingetaucht als so stark in die polizeiliche Investigation eingebunden zu werden.
                              Die Charaktere waren so weit so gut entwickelt, zeigten jedenfalls nicht die klassischen Schüler-Stereotypen, was dem Streifen auch ganz gut tat. Anfangs fand ich die Figur der Annie nicht realistisch, später dachte ich mir aber, dass gerade in Zeiten von Prügel-Videos und Schul-Mobbing eine solcher Charakter gar nicht mal so weit von der Hand zu weisen ist. Der Schul-Darling jedenfalls passend und von Justin Chatwin auch so weit so gut gebracht.
                              Womit wir auch schon bei den Darstellern wären, die mir bis auf die beiden Hauptpersonen eigentlich nicht wirklich gefallen haben. Justin Chatwin wie gesagt ansprechend und überzeugend, ebenso wie Margarita Levieva, die mit der Wandlung vom randalierenden Verbrecher-Mädel zur geläuterten und liebenden Frau die wohl schwierigste Aufgabe hatte - was sie aber recht gut bewältigte. Der Rest leider recht blass und schwach, vor allem Alex O´Loughlin und Chris Marquette überzeugten mich nicht. Positiv möchte ich noch Marcia Gay Harden erwähnen, die hat mir in ihrer kleinen aber anspruchsvollen Rolle auch recht gut gefallen.
                              Fazit: Hätte man mehr draus machen können. Die Grundthematik und die Handlung selber boten Stoff für einen sehr guten und ansprechenden Film, nach dem Ende hatte ich jedoch das Gefühl, dass hier viel Potential verschenkt worden war. Woran es konkret gelegen hatte kann ich jetzt auch nicht sagen, restlos zufriedengestellt hat mich der Streifen jedenfalls nicht. Eine Empfehlung möchte ich aber trotzdem aussprechen, allein von der Grundidee her loht für Mystery-Fans eine einmalige Sichtung sicherlich. Eine etwa überdurchschnittliche fünfeinhalb halte ich daher für angebracht.

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                              • 3 .5

                                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                Durchwachsenes Ding. Die Erstsichtung ist sicherlich schon gute dreißig Jahre her und bei dieser fand ich den Streifen durchaus launig und unterhaltsam. Über die Jahre ging es mit dabei aber wie mit dem chinesischen Essen – mit jedem weiteren mal wollte er mir weniger munden. Mittlerweile finde ich eigentlich nur die Furzszene wirklich lustig (wenn die Äpfel vom Baum fallen – das hat schon etwas). Alles andere wie gesagt launig und nett anzusehen, die großen Lacher bleiben aber aus, weil die Gangs einfach nicht (mehr) so richtig zünden wollen. Dazwischen viel Leerlauf, warum man etwa die Geschichte um die wiedergebrachte Gattin mit der Motorrad-Gang so ausgebaut hat, ist mir ein Rätsel. Das ist weder spannend, noch cool, noch witzig und hätte meiner Ansicht nach ersatzlos gestrichen werden können. Auch der spätere Verlauf mit dem Vergnügungspark eigentlich eher traurig, der übertrieben aggressive Auftritt des Bürgermeisters eigentlich nicht komisch, sondern viel mehr erschreckend.
                                Vielleicht habe ich ihn einfach zu oft gesehen und dem Streifen damit den Nostalgie-Bonus völlig genommen. In den letzten Jahren mochte ich ihn eigentlich nicht mehr sehen, da favorisiere ich andere Filme von Louis des Funes. Mittlerweile gefallen mir neben der Musik eigentlich nur mehr wenige Passagen, die wirklich komischen Szenen sind in Wirklichkeit eher rar.
                                Die Leistungen der Darsteller sind schwer einzuschätzen. Louis des Funes wie man ihn kennt, alle anderen zwar redlich bemüht, in weiten Teilen aber einfach nicht lustig. Claude Gensac nett wie immer, Marco Perrin einfach nicht komisch als brüllender und zappelnder Bürgermeister. Jean Carmet war ein passabler Stichwortgeber, hatte aber ebenso wenige Lacher wie Henri Genes. Am besten noch Jaques Villeret mit der blubbernden Außerirdischen-Sprache und dem Klopfen mit den Uniform-Halbkugeln.
                                Fazit: Liegt es an mir oder dem Film selber, ich mag ihn einfach nicht (mehr). Andere Filme von Louis des Funes (etwa „Hasch mich, ich bin der Mörder“ oder „Brust oder Keule“) haben da mehr Verve, über die kann ich auch bei wiederholter Sichtung lachen, bei dem gelingt mir das leider nicht so richtig.

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                                  Nospheratu99 16.03.2017, 08:55 Geändert 16.03.2017, 09:06

                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                  Mäßig spannender Kriminalfilm mit guter Atmosphäre. Über den Streifen bin ich gestern eher zufällig auf Arte gestolpert, die letztendliche Entscheidung zu seinen Gunsten fiel durch die werbefreie Sendung.
                                  Schon zu Anfang wusste der Streifen zu gefallen, passierte doch ständig etwas Interessantes, das mich gut in die Handlung hineinzog. Mit Fortdauer schlichen sich durch die Detailverliebtheit Costa Gavras ein paar Längen ein, die Handlung wurde dadurch zwar gut und plausibel erklärt, manchmal jedoch etwas überflüssig genau beschrieben. Das schaffte zwar ein hohes Maß an Nachvollziehbarkeit, ließ den Erzählrhythmus aber ziemlich ins Stocken geraten. Erst gegen Ende, so ab dem Besuch der Bösewichter bei der Wohnung Bambis nahm die Spannung dann wieder zu - die Schlussviertelstunde packte einen dann wieder, obwohl das Ende eigentlich absehbar war.
                                  Das Drehbuch und die Synchronisation waren in Ordnung, hielten aber den einen oder anderen unfreiwilligen Lacher parat, etwa als Inspektor Graziani seinen Mitarbeiter wegen des Telefonats zusammenstaucht („Sie Träne!!!“) und der sich wort- und gestenreich verteidigt. Oder manche Szene zwischen Bambi und Daniel: Mochte der runnig Gag mit den zerrissenen Strumpfhosen noch gewollt sein, so waren die Liebesszenen schon recht einfach bis naiv, das hätte man heutzutage wohl ganz anders gemacht. Im Großen und Ganzen aber in Ordnung.
                                  Von der Kameraführung her kann der Streifen heutzutage kaum mehr punkten, die verkehrte Optik beim Mord an Cabourg oder die Einstellung vom Dach des fahrenden Polizeiautos aus wurden in anderen Filmen schon zu oft persifliert (letztere etwa in der Anfangssequenz der „Nackten Kanone“), um heutzutage noch innovativ oder cool zu wirken. Damals aber wohl aktuell und ansprechend.
                                  Von den Darstellern her wurde eine ordentliche Palette von damals aktuellen und zukünftigen Größen aufgefahren, der Cast liest sich schon fast wie das Who-is-Who des französischen Nachkriegskinos. Hatten Michel Piccoli und Pierre Mondy noch eher unscheinbare Rollen, so kamen Simone Signoret und Jean-Louis Tritignant sehr gut an, ebenso wie Yves Montand. Catherine Allegret und Jaques Perrin legten erste Talentproben ab und überzeugten durchgehend.
                                  Fazit: Ein bei seiner Erscheinung sicherlich sehr guter Film (dafür sprechen auch die zeitgenössischen Kritiken), heutzutage aber bestenfalls biederer Durchschnitt. Positiva und Negativa halten sich für mich in etwa die Waage, bei der Bewertung muss man schon fairerweise das Erscheinungsjahr berücksichtigen - welches der Streifen keinesfalls verbergen kann, eine zeitlose Eleganz möchte ich ihm eigentlich nicht zugestehen. Trotzdem aber für eine einzige Sichtung durchaus in Ordnung, meinereiner fühlte sich im Hauptabend passabel unterhalten. Mit der viereinhalb schlage ich ihn wohl ein wenig unter Wert, nach heutigen Maßstäben halte ich das aber für angemessen.

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                                    Nospheratu99 15.03.2017, 08:38 Geändert 15.03.2017, 13:20

                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                    Kein uninteressanter Film, wenngleich in seiner Gesamtheit dann doch etwas einfach gedacht. Religiöse Themen sind in Filmen immer so eine Sache. Es ist nie einfach, die zum Teil jahrhundertealten Theorien, in denen die Gedanken von bestimmt schon Tausendschaften von Menschen stecken, in wenigen Minuten plausibel darzustellen. Da greifen viele Denkansätze zu kurz, nicht umsonst studieren manchen Menschen diese Dinge ihr Leben lang. So auch hier, das Leben von Siddhartha in der Nebengeschichte kolportiert seinen Werdegang in historisch groben Zügen, die Bedeutung dieser Dinge wird jedoch bestenfalls gestreift. Die Aufbereitung erfolgt für den Zuschauer mundgerecht und auf die Rahmenhandlung bezogen, wirkliche Rückschlüsse über die theologische Philosophie sind hier nicht möglich und wahrscheinlich auch nicht gewünscht.
                                    Was mich jedoch sehr verwundert hat, war die Reaktion der Eltern auf die Mönche, meiner Ansicht nach hätten die meisten Erziehungsberechtigten da grundanders reagiert. Ich für meinen Teil hätte die Herren höflich, aber bestimmt mit dem Hinweis hinauskomplimentiert, bei Erreichen der Volljährigkeit des Sohnes wiederzukommen. Dann müsste dieser ohnehin selber über seinen weiteren Lebensweg entscheiden, bis dahin würde er aber eine dem westlichen Kulturkreis angemessene Erziehung und Ausbildung erhalten. Dean und Lisa handeln da meines Erachtens nicht angemessen.
                                    Überhaupt scheint uns Bertolucci die fernöstliche Welt schmackhaft machen zu wollen, wird doch das Leben in der westlichen Welt in kalten Farben, zudem irgendwie steril und gleichgeschaltet geschildert, während die Optik in Indien und Buthan bunter ist und mehr Lebensfreude ausstrahlt. Das ist natürlich zum einen auf den Zeitgeist der Neunziger zurück zu führen, als man sich den fernöstlichen Philosophien ernsthaft zuzuwenden begann (vorher war das fast ausschließlich den Aussteigern und Hippies vorbehalten), zum anderen bieten diese Regionen eine exotisch-farbenfrohe Kulisse, die Bertolucci für seinen Streifen wohl zu nutzen gedachte.
                                    Dazwischen jedoch immer wieder ein paar Ungereimtheiten (etwa die fehlende Sprachbarriere der drei Anwärter), die den Streifen etwas Seichtes verliehen und diesen damit in seiner Gesamtheit nicht gut taten.
                                    Die Darsteller mit Licht und Schatten, Chris Isaac und Bridget Fonda blass, wobei man auf deren Charaktere weniger Augenmerk gelegt hatte. Im Focus standen eher die Mönche und die Kinder. Vor allem die Mönche passend dargestellt, so stelle ich mir solche Leute vor. Aber auch die Kinder soweit so gut, wobei ich sagen muss, dass Kinderrollen für mich immer schwer zu bewerten sind.
                                    Fazit: Eine wie gesagt nicht uninteressante Geschichte, wenngleich manche Passagen schon recht arg holperten und das Filmerlebnis dadurch schon ziemlich beeinträchtigten. Eine uneingeschränkte Empfehlung möchte ich nicht abgeben, trotzdem ist der Streifen für mich allein schon wegen der Optik und der hochwertigen Produktion besserer Durchschnitt. Eine fünfeinhalb halte ich für angebracht.

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                                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                      Ein schlichter Film, der seine Geschichte zurückhaltend, fast scheu erzählt. Dabei eine recht gute Atmosphäre aufbaut, gerade diese wortkarge Untertreibung in fast allen Belangen lassen den Streifen gut aus den Startlöchern kommen. Johann Rettenberger wird dabei deutlich charakterisiert, man hat ständig das Gefühl, solchen Typen wie ihm gelegentlich zu begegnen. Die Ausstattung ist ebenfalls einfach und passt gut zu den anderen Elementen, ohne dadurch die Atmosphäre zu beeinträchtigen, weniger ist hier einfach mehr.
                                      Ganz und gar nicht gefallen hat mir jedoch der Umstand, dass man hier einen Verbrecher zum Helden hochstilisiert und seine Rolle in der Verfolgung durch die Justiz als die des Opfers darstellt. Warum musste das sein? Hier wurden die Tatsachen meines Erachtens verdreht. Rettenberger ist maximal Opfer seiner Obsessionen, seiner Adrenalin-„Sucht“ und seiner darauffolgenden Abkehr von der Gesellschaft. Eventuell könnte man ein Krankheitsbild diagnostizieren, aber selbst das halte ich schon sehr weit hergeholt. Rettenberger ist letzten Endes ein Bankräuber, nicht besser und nicht schlechter als jeder andere Bankräuber auch. Uns selbst wenn seine Motive andere als die anderer Bankräuber sind (kein wirtschaftlicher Druck treibt ihn zu diesen Taten, es ist seine physische Überlegenheit und die Sucht nach den „Kick“) so entschuldigt das sein Verhalten in keiner Weise, im Gegenteil, es intensiviert seine Schuld nur, schließlich hätte er seinen „Kick“ auch anderes, legal und idealerweise karitativ tätig erhalten können.
                                      Die Darsteller agierten auf hohem Niveau, schafften es auch ohne große Worte, die Befindlichkeiten ihrer Charaktere ausreichend zu kolportieren. Andreas Lust sehr gut, der hat mir eigentlich in jeder Rolle gefallen, in der ich ihn bisher sah, so auch hier. Er hat so etwas latent Verzweifeltes, Hilfloses und in sich Gekehrtes an sich, das einen immer wieder Mitleid empfinden lässt. Aber auch alle anderen ansprechend.
                                      Fazit: Ein durchaus empfehlenswerter Streifen, wenn – ja wenn die Grundaussage eine andere gewesen wäre. Warum man hier eine Täter-Opfer-Umkehr vorgenommen hat weiß ich nicht. Für so ein Verhalten fehlt mir eigentlich jegliches Verständnis, diese Darstellung wurde letztendlich zum Ärgernis. Dabei ist die Geschichte – speziell wenn man den realen Hintergrund bedenkt – ja durchaus interessant, hielt der Pumpgun-Ronnie in die Neunzigern die Polizei und die Öffentlichkeit doch ziemlich auf Trab. Und auch wenn das Drumherum ja ganz gut gemacht und der Film auf einem an sich hohen Niveau produziert wurde, will mir die Grundaussage so absolut nicht passen. Ich vergebe eine zwei, weil die damit verknüpfte Beurteilung („ärgerlich“) meine Gefühle dazu noch an Besten treffen.

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                                        Nospheratu99 13.03.2017, 08:35 Geändert 13.03.2017, 16:25

                                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                        Typischer zweiter Teil, orientiert sich zwar inhaltlich am Vorgänger, kommt an diesen aber in keiner Weise heran. Hatte der Erstling noch eine gewisse Atmosphäre und stellenweise sogar einen geringen, aber doch latent vorhandenen Coolness-Faktor, so geht dieser der Fortsetzung leider völlig ab. Teilweise kam mir die Inszenierung lieblos vor, konnte kaum den Verve von „Haus der 1000 Leichen“ erreichen und wirkte wie eine uninspirierte Aneinanderreihung von Gewaltakten. Klar, die Gore-Fans wurden ausreichend bedient, aber alle anderen (so wie ich) kamen nicht auf ihre Kosten.
                                        Auch von der Handlung her blieb der Streifen blass, die Täter-Opfer-Umkehr funktionierte gegen Ende zwar ein wenig, tatsächliche Empathie kam aber weder mit den Fireflys, noch mit Sherriff Wydell auf. Und so hoffte ich eigentlich nur, dass die Welt am Schluss von dieser ganzen kranken Bande befreit werden würde, was dann ja auch so kam. Bis dahin gab es viel Blut, viele Schmerzen, jedoch kaum Handlung und noch weniger Stimmung.
                                        Die Handlung blieb auf ein Minimum reduziert, „uninspiriert“ ist das Wort, das sich mir da immer wieder aufdrängt. Eine laue Fluchtaction und Gewaltorgie, vorhersehbar und daher in den meisten Teilen wirkungslos. Ein paar launige Einschübe lockerten die Sache zwar etwas auf, retten konnten sie das Ding aber in keiner Weise. Und so tröpfelten die Minuten dahin, bis irgendwann das Ende kam. Dieses mit der Zeitlupen-Optik und der Musik zwar ganz gut umgesetzt, aber da hatte mich der Film schon lange verloren.
                                        Die Darsteller konnten im Großen und Ganzen überzeugen, wenngleich sie in ihren eindimensionalen Rollen und dem noch eindimensionaleren Drehbuch nur wenig an Gestaltungsmöglichkeiten vorfanden. Die dankbarste Rolle hatte da noch William Forsythe, den hass- und rachegetriebenen Cop, der den Pfad des Gesetzes weit auslegt, brachte er wirklich gut. Aber auch Geoffrey Lewis und Michael Berryman wussten in ihren kleineren Rollen zu überzeugen.
                                        Fazit: Eigentlich nicht empfehlenswert, Slasher-Fans werden den Streifen sicher ganz in Ordnung finden, am Rest wird der wohl ziemlich vorbei ziehen. Ich persönlich kann wenig mit dem Ganzen anfangen und vergebe für die Musik und die Darsteller eine vier – bemüht, aber letzten Endes in seiner Gesamtheit uninteressant ist das Ganze.

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                                          Nospheratu99 08.03.2017, 08:28 Geändert 08.03.2017, 08:30

                                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                          Der Streifen steht für die Freiheit, sein Denken von althergebrachten Bahnen zu lösen und neue Wege zu beschreiten. Die Dinge auch aus anderer Perspektive zu sehen und Fragen zu stellen, die sich sonst niemand zu stellen traut. Leider ist eine englische Eliteschule der denkbar schlechteste Ort für liberale Gedanken. Dort zählen Traditionen, althergebrachte Werte und überdurchschnittliche Leistungen. Fehlerkultur, Freidenken und Individualität sind dort Fremdwörter, John Keating KANN mit seinen Absichten an einem solchen Ort meiner Ansicht nach nur scheitern. Warum gerade er als ehemaliger Absolvent sich dieser Aufgabe stellt, ist vermutlich einem hohen Maß an Idealismus und ja, sicher auch einer gewissen Leichtgläubigkeit geschuldet - dass die Schulleitung diese Lehrmethodik goutiert ist stark zu bezweifeln. Vermutlich hatte er gute Absichten und wollte den Heranwachsenden auch diese Wege eröffnen, unter dem Strich war es aber nur eine Frage der Zeit, bis sich Antagonismen bilden. Der tragische Selbstmord Neils wirft eine unausgesprochene Verschuldensfrage auf, die zwar verbal unbeantwortet bleibt, für die Schulleitung ist John Keating aber der Verursacher, der den jungen Männern „Flausen“ in den Kopf gesetzt hatte. Und wenngleich ich der Eliteschule nicht unterstellen möchte, eine ähnliche Talentvernichtungsmaschine zu sein wie das heimische Schulwesen, so zerbricht mancher an den starren und hierarchischen Strukturen dort. So gesehen könnte man die Verschuldensfrage natürlich auch anders beantworten.
                                          Gerade solche schulischen Gegenstände wie Kunst, bildnerische Erziehung oder Turnen können nicht mit allgemein gültigen Parametern unterrichtet werden, das muss über einen emotionalen Zugang gehen und ist damit einfach anders als Mathematik oder Physik. Einen Menschen per Zwang zu einem Kreativen oder einer Sportskanone zu formen, ist meiner Ansicht nach kontraproduktiv, sind diese Dinge doch immer mit entsprechender Eigenmotivation verbunden, die eben nicht „verordnet“ werden kann. Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist der Ansatz John Keatings natürlich richtig, er hätte damit an einer staatlichen Schule aber sicher mehr Erfolg gehabt.
                                          Optisch und atmosphärisch ist der Film von der ersten bis zur letzten Minute ein Hochgenuss, allein deswegen könnte ich mir den Streifen immer wieder ansehen. Die Stimmung in diesen alten Gemäuern ist eine ganz besondere und auch hier spricht das Setting für sich. Ergänzt durch herrliche Naturaufnahmen und eine in weiten Teilen ansprechende Handlung ist der Streifen auch für mehrfache Sichtungen absolut empfehlenswert. Peter Weir fängt alles in einer durchgängige Wohlfühlatmosphäre ein und verarbeitet es zu einer wohlschmeckenden Melange. Allein das Über-Dramatisieren mit dem Selbstmord hätte meiner Ansicht nach nicht sein müssen. Natürlich neigen vor allem junge Leute mitunter zu übertriebenen Reaktionen, sich wegen einer verhinderten Bühnenkarriere aber gleich das Leben zu nehmen, halte ich aber schon für seeeeehr extrem. Das war so ein typisches Hollywood-Tränendrüsen-Drama, das mir eigentlich nicht gepasst hat.
                                          Die Darsteller auf durchgängig hohem Niveau, da war bis in die Nebenrollen eigentlich alles qualitativ hochwertig besetzt, Schwachstellen sind mir jedenfalls keine aufgefallen. Robin Williams wie man ihn kennt, der Mann hat einfach Charisma und weiß es auch einzusetzen.
                                          Fazit: Absolute Empfehlung, der Streifen ist wirklich ein Meisterwerk, da passte für mich viel zusammen. Beim Selbstmord hatte man wie gesagt über das Ziel hinausgeschossen, das kostet dem Streifen dann auch die Höchstnote.

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                                          • 4 .5
                                            Nospheratu99 07.03.2017, 09:15 Geändert 07.03.2017, 09:21

                                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                            Es heißt ja immer, dass ein Bild mehr als tausend Worte sagt. Bei Stephen King scheint das irgendwie umgekehrt zu sein, insbesondere wenn man die Verfilmungen seiner Bücher betrachtet. Der gegenständliche Streifen ist da ein schönes Beispiel dafür, selten war ich bei einer King-Verfilmung enttäuschter als bei dieser hier. Natürlich entsteht beim Lesen ein individueller Eindruck, ein Kopfkino, das ein Regisseur klarerweise nicht hundertprozentig treffen kann, aber gerade hier wirkt das Dargebotene im Vergleich mit meiner Vorstellung blass und schwach. Ob das an der windelweichen Umsetzung, den matten Spezialeffekten oder der einfachen Optik lag, kann ich im Detail nicht sagen, wahrscheinlich ist es eine Mischung aus alledem. Jedenfalls fehlte viel von der Atmosphäre der Kleinstadt, die im Buch eigentlich von der ersten bis zur letzten Seite fühlbar ist.
                                            Das Beste dabei war noch die Geschichte um die Kinder und die Beziehung der handelnden Personen untereinander. Da hatte man sich relativ genau an das Buch gehalten und das tat dem Ganzen auch gut. Tim Curry brachte einen exzentisch-manischen Clown zwar ansprechend, aber ohne jeglichen Grusel, überhaupt fehlte dem Ding eine latente Spannung. Gefahr strahlte das Böse jedenfalls kaum aus, zum Teil wirkte der Clown wie Freddy Kruger in den späteren Teilen, als das Ganze schon ins Lächerliche gezogen wurde.
                                            Ansprechend hingegen wie gesagt die Entwicklung der Charaktere, wobei mir der Teil mit den Kindern besser gefallen hat. Die erwachsenen Charaktere wurden durch die Bank mit erfahrenen und bekannten Darstellern besetzt. Diese schafften es zwar immer wieder, Atmosphäre aufzubauen, jedoch konnte diese durch die schwache Inszenierung aber nicht durchgängig gehalten werden. Ich hätte mir etwa in einigen Phasen - besonders in den grusligen - eine explizitere Inszenierung gewünscht, diese hauptabendgerechte TV-Umsetzung machte mich nicht glücklich. Die Überlänge hingegen absolut nötig, einen achthundert-Seiten-Wälzer kann man in eineinhalb Stunden einfach nicht erzählen. Da gab es auch die nötige Zeit zur Entfaltung der Charaktere und er Handlung, genützt wurde diese aber nur zum Teil.
                                            Die Darsteller boten zwar durch die Bank Qualität, kamen aber oft nicht zur Geltung. John Ritter, Richard Masur, Richard Thomas und Anette O´Toole, von denen wissen wir, dass sie die Charakterdarstellung drauf haben, die machten ihre Sache ganz gut. Der Clown war mit Tim Curry ebenfalls bestens besetzt, dieses exzentrisch-nonchalante Gehabe kann er wie kein zweiter. Bei den Kindern möchte ich mich nicht zu stark auslassen, da hatte man mit der Synchronisation kein gutes Händchen.
                                            Fazit: In seiner Gesamtheit leider nicht zu empfehlen. Grundsätzlich bot der Stoff so viel Potential, das hier leider nur wenig ausgeschöpft wurde und eine mit viel Wohlwollen bestenfalls mittelprächtige Umsetzung ergab. In die viereinhalb ist der King-Bonus bereits eingearbeitet.

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                                              Nospheratu99 06.03.2017, 08:56 Geändert 06.03.2017, 12:39

                                              >>> Achtung!! Enthält Spoiler!! <<<
                                              Mittelprächtige Edgar-Wallace-Verfilmung. Dabei ist der Stoff grundsätzlich ein guter, wenngleich dieser zu gestrafft dargeboten und im Gegenzug auf nebensächliche Handlungen zu viel Augenmerk gelegt wurde. So verkamen einige Sequenzen zu einem einzigen Herumgeschleiche und –gerenne, über andere Handlungselemente wurde zwar gesprochen, diese aber nicht gezeigt. Damit kam es zu einem Ungleichgewicht verschiedener Handlungsteile, die den Streifen in seiner Gesamtheit etwas herunterzogen. Man hätte die Handlung entweder vereinfachen, oder den Film um etwa zwanzig Minuten mehr Laufzeit gönnen können, dann hätte man die verschachtelte Handlung meiner Ansicht nach auch besser präsentiert. Valerie Howett etwa kam vor lauter Entführungen kaum zum Atmen, und auch James Featherstone hetzte durch den Streifen, dabei blieb die Wirkung der Szenen vielfach auf der Strecke. Auch fallen die humorigen Einschübe Eddie Arents am Anfang und Ende des Films, als er direkt in die Kamera zum Zuschauer spricht, in die Kategorie „gut gemeint“. Dafür manch andere launiger Einschub unerwartet und wirklich komisch.
                                              Die Atmosphäre wusste zu gefallen, ein englisches Schloss mit Geheimgängen, eine zwielichtige Spelunke in Soho, viel londoner Nebel und ein Schiff voller Verbrecher, das erwartet man von Edgar Wallace und bekam es auch geboten. Die Optik ebenfalls sehr gut, die Drehorte gut gewählt und auch mit der liebevoll zusammengestellten Ausstattung konnte der Streifen durchaus punkten.
                                              Darstellerisch wars ebenfalls gar nicht so schlecht, Gert Fröbe und Stanislav Ledinek gaben kongeniale Bösewichte ab, bei der einzigen gemeinsamen Szene hatten sie eine fantastische Wirkung. Gert Fröbe überspielte anfangs ziemlich, da wurde geknurrt, gebrüllt und mit den Zähnen gefletscht, als ginge es um die Weltmeisterschaft. Später dann aber besser und ausgewogener. In den Produktionsnotizen habe ich gelesen, dass seine Leinwandzeit später gekürzt wurde, da man Sorge hatte, dass die anderen zu blass erscheinen würden. Eine meiner Ansicht nach gute Entscheidung. Klausjürgen Wussow charmant wie man ihn kennt, ebenso wie Karin Dor, deren schon fast ätherische Schönheit wieder einmal gut zur Geltung kam. Harry Wüstenhagen und Edith Teichmann sympathisch.
                                              Fazit: Schade, mit etwas mehr Entfaltungszeit hätte das ein guter Film werden können. Mit dieser gestrafften Erzählweise wirkte er über weite Strecken hektisch und gestresst, blieb dabei leider biederer Durchschnitt. Vor allem gegen Ende ging es Schlag auf Schlag, manche Dinge wie das plötzliche Auftauchen der Polizei ein wenig ungereimt. Mit den besseren „Der Frosch mit der Maske“ und „Die Bande des Schreckens“ kann der leider nicht so ganz mithalten. Ein paar Pluspunkte konnte er aber schon sammeln, die mittelprächtige fünf halte ich für angebracht.

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                                                Doch der Reihe nach. Von den Schauwerten her kann der Streifen durchaus punkten, die außerirdischen apokalyptischen Reiter wurden optisch ansprechend designt und wussten durchaus zu gefallen. Besonders die Sphären als eine Art überdimensionale Wahrsager-Kristallkugeln hatten dabei durchaus etwas zu bieten. Der Roboter erinnerte in seiner Form etwas an die Oskar-Statue, doch der ist für den Streifen bestenfalls ein frommer Wunsch. Die Handlung wurde konsequent vorangetrieben, Längen oder hektische Schnitte gab es keine, von Seiten der Herstellungsleitung wurde gut gearbeitet.
                                                Die Darsteller ebenfalls auf hohem Niveau, vor allem Keanu Reeves hatte trotz seiner zurückhaltenden Darstellung eine unglaubliche Präsenz. Wenn er im Bild war, gewann der Streifen ungemein. Doch auch Jennifer Conelly wusste zu gefallen, bot eine solide Leistung und trug ihren Charakter stilsicher durch den Film. Jaden Smith ebenfalls so weit so gut, Kinderrollen kann ich immer nur schwer einschätzen. Alle anderen zu kurz im Bild um wirklich etwas sagen zu können. John Cleese hat mir schon besser gefallen – aber ok, der hatte ja nur wenig Zeit zur Entfaltung.
                                                Was mir so überhaupt nicht gefallen hat, war die bereits angesprochene naive Philosophie hinter dem Ganzen, die wurde wohl eins zu eins aus den fünfziger Jahren übernommen. Ja, die Menschheit hat Probleme, ihren Lebensstil mit den Bedürfnissen der Umwelt zu vereinbaren und ja, Veränderung fällt in diesem Zusammenhang nicht leicht. Der Eject-Knopf erscheint hier als die einfachste Lösung, nur fällt es mir schwer zu glauben, dass eine so hoch entwickelte Spezies wie die Klaatus eine solch banale und endgültige Entscheidung so mir nichts, dir nichts treffen würde. Ich denke, die würden differenzierter vorgehen. Außerdem ist Klaatu ein offenbar recht wankelmütiger Zeitgenosse, der weitreichende Entscheidungen vorschnell und ohne ausreichende Informationsevaluierung trifft. Menschheit vernichten? - Ja, Nein, Vielleicht, Vielleicht doch nicht, Vernichtung stoppen; möglich oder nicht? Meinungsänderungen im gefühlten Minutentakt versauen die ansonsten stimmige Darbietung leider ziemlich, lässt das Machwerk ein wenig kindlich-einfach wirken und damit ziemlich an Qualität verlieren. Warum die Miltärs in solchen Filmen immer als wenig rational und latent aggressiv dargestellt werden, weiß ich nicht, das leider ein weiterer Minuspunkt.
                                                Fazit: Auch eine optisch gelungene Umsetzung konnte nicht über die Schwächen hinwegtäuschen, unter dem Strich blieb der Streifen trotz des hohen technischen Aufwands eher durchschnittlich. Eine Bewertung fällt leicht, ich denke mit einer durchschnittlichen fünf ist der Streifen gut bedient. Empfehlung gibt es von mir nur mit Vorbehalt - viel nachdenken darf man über die Hintergründe nicht, allein die Optik lohnt aber eine Sichtung.

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                                                  Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft. Der Streifen zeigt die negativen Folgen dieser Befindlichkeit recht eindringlich und gegen Ende auch sehr beklemmend. Mir persönlich sind derlei Gefühle ziemlich fremd, die Aktionen und Reaktionen Pauls nahm ich mit einer Mischung aus Unverständnis und Unglaube zur Kenntnis. Auch der berufliche Ehrgeiz ist mir in dieser Form nicht zu eigen, so ein Hotel hätte ich mir im Leben weder für Geld noch gute Worte angetan. Daher fühlte ich mit den Protagonisten nicht so richtig mit, für mich machte Paul eigentlich von Anfang bis Ende alles falsch, was nur falsch zu machen ist, die Konsequenzen gaben mir schlussendlich recht.
                                                  Dabei kann man gegen den Film eigentlich nichts sagen, es passte eigentlich alles so weit so gut. Man sieht eine rhythmisch konsequent vorangetriebene Handlung, gut entwickelte und nachvollziehbare Charaktere, ein ansprechendes Setting und eine im Allgemeinen gute Optik. Leider berührte mich die Handlung aus den oben genannten Gründen wenig und so zog das Ding bei mir ein wenig vorbei. Die Szenen gegen Ende waren eindrücklich und erschreckend, das wollte ich mir dann gar nicht mehr ansehen. Dass das ganze ohne happy End bleiben würde, zeichnete sich in der letzten halben Stunde zunehmend ab.
                                                  Die Schauspieler machten ihre Sache ebenfalls recht gut, vor allem die beiden Hauptdarsteller sehr glaubwürdig. Marc Lavoine blieb in seiner Rolle des gutaussehenden Herzensbrechers ein wenig blass, kam aber sympathisch rüber, Pauls Eifersucht ist zumindest in diesem Punkt nachvollziehbar. Manche der Hotelgäste ein wenig überkandidelt, aber gut, angeheiterte Urlaubsgäste sind nunmal mitunter so.
                                                  Fazit: Ein handwerklich gut gemachter und gegen Ende auch sehr eindrücklicher Film. Wenngleich ich für die Thematik wohl nicht das richtige Zielpublikum bin, so hat mich diese eine Sichtung doch ganz gut unterhalten, auf Grund der fehlenden Nachvollziehbarkeit werde ich es aber dabei belassen. Mit ein wenig mehr Zugang zum Thema hätte ich gut und gerne ein sieben oder acht vergeben - so bleibt es bei der sechs, auch wenn ich das Gesamtwerk damit wohl unter Wert schlage.

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                                                    über Barfly

                                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                    Ein Film über den Nihilismus, Leistungsverweigerung, Sich-Treiben-lassen. Ein schönes Stück Sozialromantik der unteren Zehntausend, deren schmutzig-verhärmten Welt, billigem Fusel und Schlägereien in versifften Hinterhöfen. Der Film nimmt uns mit auf eine Reise durch dieses Milieu, verweigert uns konsequenterweise auch gleich eine Handlung und zeigt uns ein Sammelsurium an szenischen Aufarbeitungen des Trinker-Alltags. Enthält sich dabei jeglicher Wertung, Barbet Schroeder und Charles Bukowski überlassen dem Zuschauer die Meinungsbildung fast zur Gänze.
                                                    Über Charles Bukowski und sein Alter Ego Hank Chinaski braucht man wohl keine Worte mehr verlieren, was uns Biografen nicht sagen, schreibt er bereitwillig in seinen Lebensbeichten. Hangelt sich dabei zwischen Räuschen und verkaterten Erzählungen von Kapitel zu Kapitel. Dabei hat man das latente Gefühl, dass Henry/Charles sich in diesem Milieu durchaus wohl und zu Hause fühlt, widersetzt er sich letzten Endes ja der Chance auf Verbesserung seiner Lebenssituation.
                                                    Seit Längerem schon denke ich über den Erfolg seiner Bücher und des Films nach, eigentlich bekommt man hier all das zu sehen und zu lesen, wovor man tagtäglich die Augen verschließt. Der Film behandelt jene unsichtbaren Penner, die wir tagtäglich geflissentlich übersehen und jene Bars, in die wir wohl freiwillig keinen Fuß setzen würden. Aus der Distanz betrachtet erscheinen die teils glattgebügelten, teils extremen Vorgänge einem gestressten und vom Leben vereinnahmten Mitteleuropäer vermutlich sogar ein wenig erstrebenswert, genießt Henry doch genau die Freiheit, nach der wir uns alle sehnen. Die Schattenseiten blendet man ja gerne aus, erstrebenswert ist es nur, wenn man jederzeit in seinen goldenen Käfig zurückkehren kann, zur sozialen Absicherung, der schönen Eigentumswohnung und der liebenden Ehefrau. Wobei Barfly nicht nur romantisiert, es wird schon auch gelitten und geblutet, wenn auch auf eine wenig eindringliche Art und Weise – für Henry gehört das wohl einfach dazu und Bukowski verliert da außer in seinen Gedichten und Kurzgeschichten auch keine weiteren Worte darüber.
                                                    Der Steifen lebt vor allem von den beiden Hauptdarstellern, Faye Dunaway und Mickey Rourke tragen den Film konsequent und glaubwürdig durch die siebenundneunzig Minuten. Schaffen es dabei, die verqueren und eigenartigen Charaktere mit ein wenig Sympathie zu erfüllen, dennoch möchte man die beiden nicht langfristig um sich haben. Alle anderen mehr oder weniger Stichwortgeber in ihren kleinen und stereotypen Rollen.
                                                    Fazit: Kein Film für jedermann. Auch mich berührt er nicht immer, bedient er doch eigentlich nur meine Sehnsucht nach Freiheit. Optisch gibt es nichts zu meckern, die verlebten Personen und Settings kommen einigermaßen ansprechend auf die Leinwand, lassen in ihrer Gesamtheit auch ordentlich Interpretationsspielraum und regen zum Nachdenken an. Die Personen werden jedenfalls nicht als bemitleidenswert dargestellt, ergeben sich halt einfach ihrem Schicksal. Unter dem Strich jedoch mit etwas zu wenig eigener Aussage, die sechseinhalb halte ich für angemessen.

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