Obolos - Kommentare

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  • Ich finde seine Argumentation bzgl. der Gewalt in den eigens produzierten Serien sehr schlüssig und gut... ist mir so auch bei SoA in Erinnerung geblieben.

    Seine Kritik am Superhelden-Genre kann ich aber nicht nachvollziehen.
    Das sind offensichtlich fiktive Stoffe.
    Wer aufgrund der Sichtung eines Superheldenfilms (egal ob Deadpool, der ja dann der schlimmste von allen sein müsste, oder irgendein Avengers) das Gefühl hat, eigene Gewalt jetzt legitimieren zu können, hat ganz andere Probleme.

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    • 8 .5
      Obolos 01.08.2019, 10:28 Geändert 01.08.2019, 10:31

      "The Boys" umgibt in Staffel 1 eine gewisse Aura des Chaos.
      Dabei ist das Chaos der Story im Prinzip schon in die Wiege gelegt, denn wir bekommen es hier mit Figuren zu tun, die entweder aus Überheblichkeit oder Verzweiflung sämtliche gesellschaftlichen Normen und Grundsätze - gefühlt grundsätzlich - ignorieren.
      Die allmächtigen Superhelden, die in ihrem Lebensstil eher Superstars entsprechen, treffen auf Menschen, denen großes Leid zugefügt wurde, die sich vom Justizsystem völlig ungesehen oder so ungerecht behandelt fühlen, dass sie sich dazu gezwungen fühlen, das Heft des Handelns selber in die Hand zu nehmen.
      Und so finden wir uns in einem eigentlich ziemlich seltsamen Genre-Mix wieder - irgendwo im Spannungsfeld zwischen DC's Justice League, Brightburn und Deadpool.
      Eine klassische schwarzhumorige Superhelden-Revenge-Splatter-Psycho-Action-Dramedy eben.
      Umso erstaunlicher, dass diese explosive Mischung über sehr große Teile der ersten Staffel tatsächlich gut funktioniert und die Illusion nur an der ein oder anderen Stelle doch mal flöten geht.

      Dennoch muss man auch sagen, dass die oben beschriebene Prämisse zwar einen guten Anfang darstellt, sich aber vor allem in ihrer satirischen Aufarbeitung des Superheldenfilms dann doch innerhalb von ein paar Episoden abnutzt. Die Handlungen der Charaktere sind anfangs noch superkrass, nach ein paar Malen gewöhnt man sich aber auch einfach daran, dass das Absurdeste hier normal zu sein scheint.
      Umso wichtiger ist es, dass andere Faktoren das Publikum bei der Stange halten. Und da hat "The Boys" mit guten Schauwerten (die Serie sieht schick aus und ist auch von den Effekten her echt überdurchschnittlich produziert) und den Figuren bzw. den Darstellern dahinter ein echtes Ass im Ärmel.
      Karl Urban's Billy Butcher (allein der Name passt so durchgeknallt gut) ist der wohl heftigste Badass-Charakter, den ich in den letzten Jahren sehen durfte. Großartig in der Serie, aber würde ich ihm auf der Straße begegnen, dürfte er meine vollste Verachtung genießen wegen seiner bösen und achtlosen Art, mit Menschen umzugehen. Urban wird nur noch getoppt von Anthony Starr's Homelander.
      Leichter SPOILER vielleicht.
      Keine Ahnung, wo diese Zwiespältigkeit herkommt, aber über weite Strecken ist der Superheld der Superhelden so schön hassenswert, nur um im nächsten Moment wieder erfolgreich mein Mitleid zu erregen. Das war schon ganz großes Fernsehen!
      So bin ich mir am Ende der ersten Staffel noch immer unschlüssig, ob Homelander ein größenwahnsinniges Arschloch oder einfach nur ein Produkt seiner Umwelt und eigentlich ein herzensguter Kerl ist. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.
      ENDE des leichten Spoilers.
      Der Rest des Casts ist vielleicht nicht ganz so überragend, macht seine Sache aber dennoch gut. Vermutlich sind die beiden o.g. Figuren auch einfach nur am stärksten geschrieben.

      Immer wieder bemerke ich, dass es mir am wichtigsten an einem Film oder in dem Fall einer Serie ist, dass sie weiß, was sie ist. Dass sie in sich schlüssig ist. Dass sie die Grenzen ihres Mediums kennt, anerkennt und nur ganz gezielt überschreitet, um eine Wirkung zu erzielen.
      Das gelingt häufig nicht, bei "The Boys" aber in außergewöhnlicher Art und Weise.
      Wie schon angedeutet, herrscht hier Chaos vor. Figuren tun absurde Dinge miteinander, füreinander, gegeneinander. Weltvorstellungen prallen aufeinander, teilweise zwischen Figuren, teilweise innerhalb einer Figur, irgendwie scheint alles innerlich zerrissen. Es gibt keine gefestigten Hauptcharaktere, die irgendwie ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln würden.
      Alles steht ständig auf der Kippe: Leben am Limit!
      Dazu kommt ein eigentlich unmögliches Verständnis von Humor, schwarzem Humor um genau zu sein, der hier für Szenen, Sprüche und Handlungen sorgt, die ich mir in meinen wildesten Träumen noch nie ausgemalt habe (Stichwort "Brutkasten").
      Wenn man als Zuschauer das dann nach ein paar Episoden verstanden hat, eröffnet diese Herangehensweise den Machern eigentlich unbegrenzte Möglichkeiten, denn sie müssen nicht mehr groß Sorge dafür tragen, Handlungen zu legitimieren, sondern können mehr oder weniger frei rumspinnen.
      Das erfolgreiche Schaffen dieser gemeinsamen Basis zwischen Produzenten und Publikum gipfelt bei "The Boys" in einem Staffelfinale, was die kompletten acht Episoden jeglicher Bedeutung enthebt. Alles zuvor Gesehene inklusive aller Handlungsmotive der Hauptfiguren war völlig für die Katz', umsonst, überflüssig.
      Aber dann, als ich das verstanden hatte, geschah das Wunder:
      Ich wurde nicht wütend, weil ich das Gefühl hatte, gerade acht Stunden meiner Lebenszeit verschwendet zu haben, sondern dachte mir: "Das passt - wie Arsch auf Eimer!".
      Lange Rede, kurzer Sinn: Wer es schafft, mich mit so einem Staffelfinale nicht auf 180 zu bringen, hat vorher wirklich einiges richtig gemacht, um mich darauf vorzubereiten, was da kommt. Respekt!

      Weiterer Pluspunkt war für mich, dass sie einige der Schauspieler, die ich sehr gerne sehe, bis in die kleinsten Nebenrollen besetzt haben. Was will man mehr als Simon Pegg, Seth Rogen und Giancarlo Esposito in einer Serie? Mega! :-D

      ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
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      • Ich bin doch nicht doof und guck mir den Trailer vorher an! :o
        Bin eh schon völlig hyped, da kann ich dadurch nur verlieren...

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        • 8

          In technischen Belangen wie auch Staffel 1 schon absolut überragend, verschenkt Staffel 2 erzählerisch an mancher Stelle vorhandenes Potential. Dennoch Meckern auf hohem Niveau, denn Spannung und Emotionen sind weiterhin da, Plot-Armour jedoch leider auch.

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          • 6

            Storytechnisch völlig vorhersehbar, aber ganz gutes Feelgood-Movie mit netter Atmosphäre, einem schönen Soundtrack und sympathischem Ensemble. Tuppence Middleton ist natürlich mal wieder Zucker.

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            • Fakt 1: Disney knackt dieses Jahr die 10 Milliarden-Marke angesichts der noch ausstehenden Neustarts.
              Fakt 2: Was bin ich nur für ein Snob, ich hab keinen Film aus den "Top 6" gesehen.

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              • "Zudem würden sich die Zuschauer bei einem 4-Stunden-Film zwangsläufig unwohl fühlen."

                Wäre das nicht super für einen Horror-Film?

                Bei der fünfstündigen Nymphomaniac-Version hab ich mich übrigens auch sehr unwohl gefühlt. Lag wahrscheinlich auch an der Laufzeit! :o

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                  Obolos 27.07.2019, 23:01 Geändert 27.07.2019, 23:09

                  "Manta Manta" stammt aus meinem Geburtsjahr.
                  Irgendwie logisch, dass mein einziger Bezugspunkt zu diesem anscheinend ja total legendären oder zumindest popkulturell irgendwie relevanten Automodell das Lied "Mein Fahrrad" von den Prinzen war. Und auch da kam der Mantafahrer in seiner Refrainzeile so wie der Autofahrer im Allgemeinen nicht gut weg.
                  Dass das aber anscheinend mal ein Ding war, Mantafahrer generell zu dissen, war mir nicht bewusst.
                  Womit wir auch schon bei der Prämisse dieses "Fast & Furious" für Arme wären.
                  Die Mantafahrer sind im Film wirklich alle nicht gerade die hellsten Kerzen am Baum und wenn dann mal doch einer von ihnen Abitur macht, dann geht das nur heimlich, damit er nicht verstoßen (lies: exkommuniziert) wird.
                  Alles harte Prollos also, aber zum Glück trifft das auf so gut wie alle relevanten Figuren hier zu. Mir fällt eigentlich nur eine Person ein, die nicht völlig am Rad dreht, und deren Namen habe ich ehrlich gesagt auch schon wieder vergessen, obwohl ich vor nichtmal einer Stunde noch den Film geschaut habe - hieß sie vielleicht Sabine? Keine Ahnung. Ist ja auch egal.
                  "Manta Manta" strahlt keine wirkliche Spannung aus, ist handwerklich vor allem nach heutigen Maßstäben maximal noch solide und generell eher anspruchslos und inhaltlich (fast) leer. Schön, dass der Obertrottel am Schluss wenigstens auch mal zeigen kann, was in ihm steckt. Das war jetzt hier übrigens kein Spoiler, denn mit Obertrottel könnte echt fast jeder gemeint sein. (:
                  Apropos (okay, der war ein bisschen fies): Til Schweiger spielt auch mit.
                  Und er spielt seine Rolle wirklich gut und überzeugend bzw. vielleicht passt die Rolle des häufig betrunkenen, leicht reizbaren und mit großem Selbstbewusstsein ausgestatteten Kleinstadtprollos auch einfach gut zu ihm. Jedenfalls, und das meine ich wirklich positiv, habe ich ihm seine Figur abgenommen, ganz im Gegensatz zu seinen neueren Werken, in denen er immer tendenziell deplatziert wirkte.
                  Und weil ich oben schon mal den Vergleich zum F&F-Franchise gebracht habe - er passt wirklich... 5 Stichworte: Testosteron, Karren, Frauen, Schraubercrews, Beef -, seien hier auch noch die obligatorischen Auto-Verfolgungsjagden erwähnt.
                  Sie sind wirklich cheesy! Szenen wurden schneller gedreht, Geschwindigkeiten der Autos passen überhaupt nicht, seltsame Blickwinkel, die verschleiern sollen, dass die Autos eigentlich langsamer gefahren sind, absurde Mukke drunter, schnelle Schnitte, alle Männer maximal cool drauf... alles dabei.
                  Aber auch wenn das insgesamt echt nicht geil ist, ist es immerhin stimmig zum Rest des Films: übertrieben und mit einer gewissen Portion Selbstironie.

                  Und so lautet auch mein Fazit:
                  "Manta Manta" ist echt mies, aber ich kann ihm nicht böse sein.
                  Sämtliche technische, kreative und filmische Faktoren sprechen gegen ihn und emotionale Verbundenheit oder Nostalgie hege ich zu der Epoche eigentlich auch nicht, aber genausowenig, wie er Höchstwertungen verdient hat, kann man ihn doch auch nicht in der Luft zerreissen, finde ich. Deshalb absolutes Mittelmaß.
                  Kann man sich also anschauen und dabei entweder über die Film- oder die Metaebene lachen. Ist jedenfalls beides gesund.

                  ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
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                    Obolos 27.07.2019, 22:18 Geändert 27.07.2019, 22:24

                    "Komm und sieh" war bei mir schon lange mal an der Reihe.
                    Heute habe ich mich dann in der Stimmung gefühlt, mir diesen fast schon berüchtigten Anti-Kriegsfilm anzuschauen. Richtig vorbereitet war ich dennoch anscheinend nicht, wie ich während der Sichtung merkte.
                    Meine Premiere im weißrussischen Filmkosmos behandelt die Gräueltaten, die im Laufe des Zweiten Weltkriegs an der "Ostfront", genauer an der weißrussischen Bevölkerung, begangen wurden.
                    Dabei bedient sich Elem Klimow einer recht einfachen, ziemlich direkten und somit nahezu schnörkellosen Bildsprache und profitiert von der herausragenden Darstellung des Protagonisten, gespielt von Aleksey Kravchenko, bei dem mir während des Films häufiger entfallen ist, dass das schon rein alterstechnisch kein Schauspielveteran mit Unmengen an Erfahrung sein kann. Dank ihm kann die zeitliche, örtliche und kulturelle Diskrepanz, die natürlicherweise zwischen einem Zuschauer wie mir und der vorherrschenden Lebensrealität der Figuren besteht, gut überwunden werden.
                    "Komm und sieh" traf mich an verschiedenen Stellen unvorbereitet.
                    Zum einen war mir die eher spezielle Art und Weise des Storytellings und vor allem auch der außergewöhnlichen Kadrierungen zwar nicht völlig unbekannt, ich verbinde sie aber eigentlich eher mit Low-Budget- oder Studentenfilmen, die an verschiedenen Stellen einfach sparen müssen. Umso überraschender kamen dann für mich erste Massenszenen oder große Special Effects, die dann doch auf ein deutlich höheres Budget und Produktionsniveau schließen ließen. Deshalb kam ich letztlich auf den Trichter, dass der Stil vielleicht einfach dem osteuropäischen Film im Allgemeinen geschuldet sein könnte. Aber ehrlich gesagt habe ich da bislang zu wenige Filme gesehen, um mehr als eine Vermutung äußern zu können. War auf jeden Fall erstmal gewöhnungsbedürftig (absolut wertungsfrei gemeint) für mich.
                    Außerdem traf mich der Film in seiner Härte und Erbarmungslosigkeit unvorbereitet.
                    Der Zuschauer erlebt den Krieg, indem er einem Zwölfjährigen(?) über die Schulter schaut, der im Angesicht der Hölle Stück für Stück dem Kindsein entrückt, bis er - eigentlich ja kaum älter - faltig und absolut am Limit dem Ende entgegengeht. Der Leidensweg, den er bis dahin durchmachen muss, ist wirklich unbegreiflich und lässt mich fassungslos zurück ob all der Spätfolgen, die so ein Krieg (beispielhaft für viele, wenn nicht sogar einfach alle Kriege) für ganze Bevölkerungen, aber eben auch für einzelne Individuen hat, die ihr Leben lang darunter leiden, was sie gesehen, gefühlt, erlebt haben. Ich kann mich glücklich schätzen, bislang in keine kriegerische Handlung verwickelt worden zu sein, und mag hoffen, dass das auch immer so bleibt.
                    Eine Gänsehaut, vermutlich des Entsetzens, bekam ich bei der finalen Bild- und Videomontage aus Archivmaterial. Vor einigen Tagen habe ich das Tagebuch der Anne Frank fertig gelesen, die übrigens zeitgleich zur Handlung des Films lebte und im selben Alter wie der Protagonist war - nur eben einige Tausend Kilometer weiter westlich. Vielleicht war das der Grund, warum ich es auf einmal an der Zeit fand, "Komm und sieh" zu schauen? Wer weiß.
                    Jedenfalls sind diese beiden Medien im Zusammenspiel ein erdrückend guter Einblick in das alltägliche Leben derjenigen, die in der Geschichte, obwohl sie doch sprichwörtlich immer von den "Siegern" (welche Sieger bitte?) geschrieben wird, gerne in Vergessenheit geraten. Aus verschiedenen Quellen hörte ich im Nachhinein, dass sich der Film recht detailgetreu an den realen Geschehnissen orientiert, aber dazu kann ich keine eigene Einschätzung abgeben. Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn es so wäre.
                    Es enttäuscht und deprimiert mich allerdings, dass es einem marktschreierischen Politiker mit zumindest heute sehr zweifelhaftem Charisma scheinbar einfach gelingen konnte, bei so vielen Menschen das Schlechte und Unmenschliche nach Außen zu kehren und zu stärken, sodass letztlich ein ganzer Kontinent darunter zu leiden hat(te). Das soll jetzt keinesfalls einer generellen Verurteilung der vorvorletzten Generation gleichkommen. Vielmehr bin ich enttäuscht davon, dass der Mensch im Allgemeinen - also auch du und ich - scheinbar so leicht zu beeinflussen und indoktrinieren ist. Dieser Gedanke besorgt mich.

                    Nach diesem kurzen Exkurs nochmal abschließende Worte zum Film:
                    Ich halte "Komm und sieh" für mindestens sehenswert.
                    Eine Wertung möchte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeben. Ich habe den Film nur in relativ mittelmäßiger Qualität gesehen und könnte mir vorstellen, dass die Bilder und das vielerorts hochgelobte Sounddesign erst in hoher Qualität ihre volle, emotionale Zugkraft entwickeln.
                    Wenn also jemand weiß, wo man den Film auf Blu-ray herbekommt, freue ich mich sehr über Tipps. Ich habe bislang im Internet nur DVDs für 35$ finden können. Scheint ein echtes Kleinod zu sein.

                    ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
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                    • 7 .5
                      Obolos 27.07.2019, 01:29 Geändert 27.07.2019, 01:31

                      Was vor allem durch Ep. 1 nur wie das nächste, oberflächlich gehaltene Drogendrama um einen verwöhnten Bengel reicher Eltern aussieht, entwickelt sich prompt ab Ep. 2 hin zu einem wirklichen Schlag in die Magengrube, der mit jeder weiteren Erkenntnis zur Biographie des Protagonisten schmerzhafter wird.
                      Man muss sich allerdings fragen, ob der Protagonist hier tatsächlich auch das entscheidende Element der Handlung ist oder er eigentlich ausschließlich Projektionsfläche für Andere ist bzw. dazu da ist, den Zuschauer durch Konfrontation auf Missstände hinzuweisen. Denn wer der titelgebende Patrick Melrose tatsächlich ist, weiß wohl nicht einmal er selber.

                      Benedict Cumberbatch war der Faktor, der mich nach Ep. 1 der Serie noch eine weitere Chance (=Episode) geben ließ, mich zu überzeugen. Hat scheinbar funktioniert, denn die restlichen drei Episoden folgten dann sehr zeitnah.
                      Vorher gut zu wissen ist vielleicht, dass die Serie teils sehr dialoglastig ist.
                      Dafür ganz fantastisch war die fast schon kammerspielartig anmutende Inszenierung von Ep. 3 (oder war es Ep. 4?) bei der Party auf dem fancy Anwesen. Da kam richtig viel zusammen und doch spielte die gesamte Episode zu ganz großen Teilen an einem Ort. Das war ein schöner Kniff, wie ich fand.
                      Visuell übrigens schön, nur die Titeleinblendungen schrien meiner Meinung nach etwas zu sehr nach "Ich bin hip!".

                      Fans von Benedict Cumberbatch haben die Serie sicher eh schon gesehen, aber alle, die an meiner bescheidenen Meinung nach gutem Acting interessiert sind, sollten sich diese Serie anschauen. BC hat einige wirklich krasse Momente, die voll auf ihn draufhalten, und auch Hugo Weaving war (leider? zum Glück?) richtig intensiv.

                      ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
                      https://www.moviepilot.de/liste/watched-19-obolos ~

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                      • Ich fand die erste Episode sehr überzeugend. Den Rest werde ich mir auf jeden Fall anschauen.
                        Der Artikel trifft die Stärken meiner Meinung nach sehr gut.
                        Ob's auch Schwächen gibt, schauen wir dann mal! :)

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                        • 8

                          Eine Episode lang hielten meine Zweifel am Sinn einer Fortsetzung an, unterstützt von meiner Sorge, dass die Kinder, die in Staffel 1 so wichtig waren, nur noch eine Randerscheinung sein könnten.
                          Das hat sich zwar zum Teil auch bestätigt - der Fokus liegt deutlich mehr auf den Moneterey Five -, aber dafür hat sich die Serie dann doch auch merklich weiterentwickelt. Je länger die abstoßende (weil sehr glaubhaft und irgendwie auch nachvollziehbar gespielte) Figur von Meryl Streep die Idylle der amerikanischen Kleinstadt durcheinanderbringt, desto stärker wird die emotionale Verbundenheit mit den fünf Damen, die eine der titelgebenden großen, kleinen Lügen teilen. Und desto stärker wird die Serie!
                          Es zeugt von überzeugendem Storytelling (oder meinem kranken Geist :o) ), dass ich den Protagonistinnen nur Gutes wollte, denn genau in diesen (Gewissens-)Konflikt soll das Publikum sicher gebracht werden.
                          Auch hier könnte das übergeordnete Thema "Das Mutter-Sein" mir und meiner Lebensrealität nicht ferner liegen, aber irgendwie berührt es mich doch.
                          Das muss wohl was heißen.

                          Kamera übrigens auch wieder echt hübsch, Musikauswahl ebenso vortrefflich wie schon in Staffel 1.

                          Und das endet deutet wohl auf eine dritte Staffel hin, oder auch nicht?
                          Wer kann das schon richtig deuten...

                          ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
                          https://www.moviepilot.de/liste/watched-19-obolos ~

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                          • Eine Story wie gemacht fürs Serienformat: Charaktertiefe & Build-Up stark, Darstellerriege (Eltern & Kinder!) herausragend-bezaubernd. Minimale Längen clever überbrückt - man bleibt gern dran. Und es lohnt sich!
                            Nur wofür bitte eine Staffel 2?

                            ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
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                            • 8 .5
                              Obolos 21.07.2019, 02:11 Geändert 21.07.2019, 02:35

                              Ich kann die teils geäußerte harsche Kritik an Staffel 3 von "Stranger Things" nicht nachvollziehen, da sie für mich eine grundsolide und passende Fortsetzung der vorherigen Geschehnisse war.
                              Die Charaktere, vor allem die Kinder, werden angemessen und "realistisch" (wenn das ein Kriterium sein kann) weiterentwickelt. Konflikte, die in diesem Alter und dieser Epoche typischerweise auftreten, werden mindestens angedeutet, manchmal auch ordentlich ausgearbeitet. (Beispiel gefällig? Achtung, vielleicht kleine Spoiler: Sexismus am Arbeitsplatz, die erste große Liebe, der Bruch mit alten Freunden, das Entwachsen aus der elterlichen Nestwärme, drohende Arbeitslosigkeit durch große Ladenketten, etc. | kleiner Spoiler - Ende)
                              Dennoch bleibt "Stranger Things" eine SciFi-Fantasy-Thriller-Serie (oder sowas Ähnliches) und das muss man als Zuschauer dann auch mit all den Konsequenzen anerkennen. Für eine solche Art von Serie wird nämlich meiner Meinung nach dennoch viel Wert auf menschliche Zwischentöne gelegt und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Vor allem die erste Hälfte der Staffel erzählt völlig nahtlos (auch dank der ein oder anderen geschickten Überblendung, die erst ganz nett, aber irgendwann auch etwas zu gewollt wirkten) mehrere parallele Handlungsstränge, die sich sehr dosiert in ihrer Stimmung abwechseln. Ist also gerade bei Handlung A Ernst angesagt, kommt Humor eher bei Handlung B zum Tragen, etc. So entsteht ein austariertes Gesamtbild, was in vielen Facetten vor allem Spaß macht, gut unterhält und dennoch nicht an Spannung einbüßt.
                              Auch lässt sich Staffel 3 (angenehm) viel Zeit, um die Handlung Stück für Stück aufzubauen, Figurenkonstellationen zu etablieren und Plot Points zu installieren, die dann im Grande Finale, sprich den letzten beiden Episoden, von großem Nutzen sind. Das mag für manches Publikum ätzend und lahm sein, ich fand es großartig und äußerst sinnvoll!
                              Wie schon in den Staffeln zuvor, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, nervte mich eigentlich, wenn überhaupt, nur Winona Ryder als Joyce Byers, die häufig schwächere Szenen hatte und völlig überkandidelt durch den Plot stolperte.

                              Ansonsten ist das natürlich auch irgendwie insgesamt nicht bahnbrechend.
                              Viele Handlungsverläufe lassen sich vorausahnen, weil sie schon häufiger so oder so ähnlich in Filmen und Serien eingebunden wurden, denn auch Staffel 3 bietet viele Hommagen oder Zitate aus der Unterhaltung der 80er Jahre. Dass sie aber ausgerechnet einen der Meilensteine des 80er-Jahre-Kinos mit reingenommen haben, fand ich dann schon einen coolen Gag!
                              Auch sollte man sich bewusst sein, dass gerade die Kinder und Jugendlichen vor allem gegen Ende so ungefähr die heftigste Plot Armour haben, die man sich bei diesen Gegenspielern vorstellen kann. Das ist in dem Genre über weite Strecken auch okay, aber irgendwann war dann auch bei mir mal der Punkt erreicht, dass ich der Konsequenz wegen mal irgendeinen Charakter über die Klinge habe springen sehen wollen. Aber da im Laufe der Staffel mehrfach Gänsehaut aufkam und ich am Ende sogar auch ein Tränchen verdrückte, scheint das alles in allem schon ganz gut funktioniert zu haben.

                              Ansonsten wieder schönes Szenenbild und tolle Locations. Allein die Idee, diese ultra-trashige Mall als eine der Hauptlocations zu nutzen, fand ich grandios.
                              Und das Character Design des Fantasy-Antagonisten war genau mein Ding. Irgendwie die noch übertriebenere Version des Fleischmonsters aus "John Dies At The End". Musste direkt an den Film denken und dachte mir des Öfteren: "Holy fuck, das wird jetzt übel!".

                              Voll sehenswert! Ich konnte nicht klagen!

                              ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
                              https://www.moviepilot.de/liste/watched-19-obolos ~

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                              • Achso.
                                Bei dem Titel hätte ich jetzt gedacht, im "König der Löwen"-Remake könnte sich eventuell der Disney-Film "König der Löwen" verstecken. Das wär ja was gewesen! :o

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                                  über Vox Lux

                                  Sehr verkünstelter Film, der es aber dennoch (irgendwie) schafft, zu fesseln. Will auf Biegen und Brechen was Besonderes sein. Traumatische Höhepunkte und viel "Leerlauf" versanden am Ende in der Bedeutungslosigkeit.
                                  Soundmix sehr anstrengend.

                                  ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
                                  https://www.moviepilot.de/liste/watched-19-obolos ~

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                                  • Jetzt schon hyped!

                                    Nach dem tollen Whiplash und dem großartigen La La Land verzeihe ich Chazelle den etwas schwächeren Aufbruch zum Mond sehr gern und bin mir sicher, er erschafft hier wieder etwas Großes!

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                                    • Bayona wird das schon machen, wenn er genauso stimmungsvoll inszeniert wie in "Sieben Minuten nach Mitternacht". Sehr schöner Film.

                                      Der Hauptgrund, weshalb ich aber eigentlich auf den Artikel geklickt habe, war mein Interesse daran, was genau diesen Artikel-Titel rechtfertigt.

                                      Nicht nur hat das Coverbild selbst laut Aussage des Artikels nichts mit der Serie zu tun, da die Serie Jahrhunderte vor den Geschehnissen von "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" spielt, sodass ein Bild des Regisseurs ja eigentlich die redaktionell einzig sinnvolle Wahl gewesen wäre. (Ich weiß, klickt dann bestimmt keiner, oder?)
                                      Auch ist der Titel selber absoluter Quatsch, weil Peter Jackson bei der Serie nicht "ersetzt" werden muss. Schließlich war er doch meines Wissens nach nie konkret mit dem Projekt verbandelt. Wenn ich da falsch liege, korrigiert mich gern.

                                      Warum nennt man den Artikel nicht einfach "Jurassic World 2-Regisseur für Amazon's Herr der Ringe-Serie verpflichtet"? Oder "Großer Schritt: Fantasy-Experte führt bei Amazon's Herr der Ringe-Serie Regie"?
                                      Was mir in letzter Zeit echt stark (negativ) auffällt, ist diese ständige Vermischung von irgendwelchen völlig zusammenhangslosen Sachverhalten, um sich vollständig der SEO hinzugeben.
                                      "Captain Marvel spielt todkranke Mutter in XYZ".
                                      Nein, Mann, das ist Brie Larson und das macht es nicht weniger krass, dass sie in Film XYZ mitspielt.

                                      Auf der Schiene geht das seit Monaten ständig.
                                      Das muss doch irgendwie besser gehen, sorry.

                                      Bei mir führt das jedenfalls dazu, dass ich aus Prinzip nur noch sehr ausgewählt die Artikel lese, die nicht schon so eine mega irreführende Überschrift haben (Ausnahmen wie diese hier bestätigen die Regel). Und ob das, auch wenn andere Menschen dadurch vielleicht deutlich häufiger auf solche Artikel klicken, im Sinne des Erfinders und eurer Werbepartner ist, wage ich mal stark zu bezweifeln.

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                                        Besser als gedacht. Edin Hasanovic sorgt für Unterhaltung, ansonsten aber alles recht flach, vorhersehbar und wenig besonders. Irritierend fand ich, dass ich die Charaktere teils vor lauter Nuscheln nicht verstanden habe. Absicht?

                                        ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
                                        https://www.moviepilot.de/liste/watched-19-obolos ~

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                                          Verhältnismäßig gut gealterte Alien-Dystopie, der vor allem gut tut, dass sie über sich selbst lachen kann. Ein gut aufgelegter Willis und viel Skurrilität tun ihr Übriges. Visuell nett und dynamisch geschnitten. Teils herausragende Szenen.

                                          ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
                                          https://www.moviepilot.de/liste/watched-19-obolos ~

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                                            über Anna

                                            Heftige Action, toll konstruierte Geschichte mit einigen für mich überraschenden Twists, schöne Optik. Als Popcorn-Kino gut anschaubar, dafür entsprechend wenig Tiefgang, aber das ist schon okay so. Und: Cillian Murphy. <3

                                            ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
                                            https://www.moviepilot.de/liste/watched-19-obolos ~

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                                            • 6
                                              über Anima

                                              Bin ja kein großer PTA- oder Thom Yorke-Jünger und deshalb nicht so richtig weggeflasht, aber die ein oder andere nette Idee war ja schon dabei. Ansonsten frage ich mich aber vor allem, was mir dieses Werk sagen soll.

                                              ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
                                              https://www.moviepilot.de/liste/watched-19-obolos ~

                                              • Da wir ja alle diesen einen Film lieben, der an der Kinokasse aber ein ziemlicher Flop war, wissen wir natürlich auch alle, dass kommerzieller Erfolg so rein garnichts mit Qualität zu tun hat.

                                                Deshalb ist das schon ein wenig aussagekräftiger und demnach absolut unwichtiger Rekord, außer fürs Ego halt.

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                                                  Was ist majestätischer als ein im Wasser eintauchender Eisvogel?
                                                  Was ist beeindruckender als ein langsam schneller werdender Gepard bei der Jagd?
                                                  Was ist süßer als ein sich im Wasser das Fell putzender Seeotter?

                                                  Die Antwort:
                                                  Einiges, was man bei "Our Planet" auch noch so zu Gesicht bekommt, wobei das schon drei echt prominente Beispiele für sich einbrennende Szenen dieser Doku-Serie waren.
                                                  Allein der Seeotter hat mir echt den Tag gerettet, als ich mich auf einmal bei so einer "läppischen" Tier-Doku breit grinsend vor dem Fernseher wiederfand. Und solche Momente wie auch Gänsehaut auslösende Sequenzen gab es zur Genüge.
                                                  Mit wahrhaft beeindruckenden Bildern, bei denen ich mich mehr als einmal fragte, wie sie das bitte so einfangen konnten und die ich mir zu 95% auch easy an die Wand hängen würde, werden hier Gesamtzusammenhänge globalen Ausmaßes aufgezeigt oder mindestens angedeutet und ganz wundersame Symbiosen zwischen Lebewesen erklärt. Jede einzelne Episode, die jeweils ein anderes Habitat beleuchtet, hat ihre Momente (Was bitte war das mit dem Pilz im Dschungel? Mega heftig!), wo ich erstaunt, fasziniert oder einfach nur berührt zurückblieb. Und ich habe echt schon viele Naturdokus gesehen, bin quasi damit aufgewachsen.

                                                  Natürlich unterliegen die einzelnen Folgen auch geringen Schwankungen. Nicht alle sind total stark, aber gerade zum Ende hin dreht die Serie nochmal richtig auf. Die starken letzten Minuten der letzten Episode werden nur noch übertroffen von der - mir bis dato unbekannten - "Bonusepisode" #9, die die jahrelange harte Arbeit hinter den Kulissen zeigt und mir als Medienschaffendem mega Freude machte. Was für ein Arbeitseinsatz über Wochen und Monate für dann nicht einmal garantierte paar Sekündchen an Film. Das ist schon echt heftig und fordert meinen größten Respekt!

                                                  Aus der allein knapp 3300 Drehtagen umfassenden Produktion ist eine wirklich faszinierende Serie entstanden, die sich visuell und technisch absolut sehen lassen kann und neben der großen "Feier des Lebens" auch einen Fokus auf die Rolle der Menschheit und ihre Verantwortung setzt. Das mag an der ein oder anderen Stelle repetitiv sein, ist meiner Meinung nach aber wichtig. Handwerklich deshalb trotzdem leichte Abzüge.

                                                  Alle anschauen! Sofort!

                                                  ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
                                                  https://www.moviepilot.de/liste/watched-19-obolos ~

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                                                    Obolos 30.06.2019, 18:16 Geändert 30.06.2019, 22:30

                                                    Allen Beteiligten muss klar gewesen sein, dass "They Shall Not Grow Old" ein betriebswirtschaftliches Desaster werden wird.
                                                    Umso mehr gilt mein Respekt den Verantwortlichen, dass sie es dennoch durchgezogen haben und all die Arbeit angenommen haben, die diesem offensichtlichen Herzensprojekt zugrunde liegen muss.

                                                    Meine Erwartungen waren enorm, was jetzt sicher auch meine Bewertung beeinflusst, und gerade technisch habe ich mir vermutlich Wunderdinge erhofft, die so einfach nicht möglich sind, sodass hier visuell häufig eher von "best possible" als von wirklich knackscharfem Bild gesprochen werden muss.
                                                    Aber hey, das Material ist mindestens 100 Jahre alt. Dafür ist das schon sehr ansehnlich.

                                                    Erzählerisch war ich überrascht, wie neutral und schon fast nüchtern die Dokumentation daherkommt. Das mag zum einen daran liegen, dass wir die Veteranen (= Überlebenden) nie zu Gesicht bekommen, sondern immer nur sprechen hören, zum anderen konnte der Film bei mir aber auch nur in einigen wenigen Momenten diese Abstraktheit durchbrechen, die der Thematik WWI trotz toller visueller Aufbereitung, Einfärbung, Ergänzung von Zwischenbildern und Hintergrundgeräuschen sowie Dialogen immer noch innewohnt. Die Nachbearbeitung hat sicher ihren Teil dazu beigetragen, dass eine Identifizierung meinerseits mit den Soldaten überhaupt stattfinden konnte, aber zu häufig blieben sie unpersönlich, emotional "austauschbar" (klingt hart und unangebracht, mir fiel nur keine bessere Formulierung ein) und historisch.
                                                    Aber gerade bei den menschlichen Zwischentönen, die manche Szenen zeigen, kriegt man doch einen ordentlichen Kloß im Hals. Wenn man nämlich bemerkt, dass die Menschen (natürlich!) Humor hatten, Regungen zeigten und zu einem großen Teil einfach noch Kinder waren, dann nahm mich das mehr mit als all die sehr grafischen und unverblümten Todesopfer, die das FSK 16 definitiv rechtfertigen.

                                                    Apropos Kinder:
                                                    Ich weiß nicht, ob ich es jemals verstehen werde. Ich vermute mal, es war einfach eine andere Zeit?
                                                    Aber ich habe mich gefragt, was einen Menschen dazu bewegt, voller Vorfreude in den Krieg zu ziehen und "den Deutschen einfach mal eine Abreibung verpassen zu wollen" (Zitat aus dem Film).
                                                    Was bringt einen 15-jährigen Jungen dazu, sich bei der Musterung als 17-Jähriger auszugeben, um höhere Chancen zu haben, in den Krieg ziehen zu !dürfen! ?
                                                    Und was bringt einen Musterungsbeauftragten dazu, einen offensichtlich nicht 17-Jährigen anzuweisen, nocheinmal rauszugehen, wieder reinzukommen und zu sagen, er sei 18 Jahre alt, damit es "gerechtfertigter"(?) ist, ihn mitzunehmen, wo die Untergrenze offiziell doch bei 19 Jahren lag?

                                                    Es klang im Film an, dass sich unter den Jungen, auf denen übrigens - wie es auch der Titel schon impliziert - hier der Fokus liegt, eine unwiderstehliche Gruppendynamik entwickelt haben muss, sodass jeder ein Teil dessen sein wollte. Okay, irgendwie verständlich, weil im Jugendalter Jungen sowieso tendenziell eher unbesonnener sind.
                                                    Aber ein Erwachsener, der diese Unbesonnenheit auch noch tatkräftig unterstützt und fördert, lädt durch diese vielleicht nicht einmal böse gemeinte Tat eine Schuld auf sich, die mich an dessen Stelle wohl mein Leben lang verfolgen würde. Bewusst Kinder in einen Krieg zu schicken, die - so wird es auch erzählt - im Laufe der Kriegsjahre realisierten, dass sie garnicht wüssten, warum sie überhaupt kämpften und warum "der Deutsche" der Feind sei, ist für mich (persönlich - ich kenne die Rechtslage nicht) ein Kriegsverbrechen.

                                                    Achja. (Spoiler) Eine dieser Szenen, die so unfassbar intensiv waren, war genau die Sequenz, wo gezeigt wurde, dass an verschiedenen Stellen die Soldaten beider Seiten, so sie aufeinander trafen, ohne sich gleich über den Haufen zu schießen, sich ganz wunderbar verstanden. (Spoiler Ende)
                                                    Spätestens diese umwerfende Menschlichkeit führte für mich das Konzept "Krieg" absolut ad absurdum. Welchem Land hat ein Krieg jemals flächendeckend und umfassend geholfen, egal ob als Aggressor oder dessen Opfer?
                                                    Es ist bescheuert, unmenschlich und dumm, Krieg zu führen.
                                                    Das ist absolut keine Neuigkeit, aber "They Shall Not Grow Old" liefert eine hervorragende Möglichkeit, sich darauf erneut zu besinnen.

                                                    Auch wenn ich nur 7.5/10 vergebe, sollte man sich diese einzigartige Dokumentation auf jeden Fall anschauen.

                                                    ~ mein ganzer sicht-salat für 2019:
                                                    https://www.moviepilot.de/liste/watched-19-obolos ~

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