Pyro 91 - Kommentare
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Alle Kommentare von Pyro 91
Nach einer guten halben Stunde wollte ich eigentlich schon das Handtuch werfen. Zu angeödet war ich von den langweiligen und schlecht geschnittenen Tötungsszenen, dem miserablen Schauspiel, den debil-gezeichneten Figuren, den überflüssigen, nervtötenden Dialogen und dem ständig dargebotenen Diebstahl von viel besseren Filmen ("Halloween", "Psycho", "Jaws").
Zu diesen Schwachpunkten gesellt sich noch ein Murder-Mystery, das gar keines ist, da hier mit unfairen Karten gespielt wird. Wenn am Schluss Mrs. Voorhees auftaucht, die wir zuvor noch nie gesehen haben, ist das weder schockierend, geschweige denn erleuchtend. Es ist viel mehr so, als würde Agatha Christies Poirot am Ende des Romans alle Verdächtigen in einem Raum versammeln, doch anstatt den Tatablauf deutlich zu machen und den Täter zu überführen, einfach einen nie zuvor auftretenden Charakter aus dem Hut zaubern, der letztendlich für den Mord verantwortlich war. Es ist die reinste Farce.
Auf der Habenseite fand ich die Location ganz atmosphärisch und sie wurde auch recht gut genutzt, um mit dem Versteck des Killers zu spielen. Des weiteren sind Savinnis Effekte immer noch recht ansehlich und vor allem die Tötung durch einen Pfeil, ist eines der wenigen Bilder, das mir noch im Gedächtnis bleiben wird.
Absoluter Tiefpunkt ist dann noch einmal die letzte Konfrontation mit dem Killer, in der das Finalgirl mit Mrs. Voorhees zu raufen anfängt und es ständig - wohl drei, vier Mal - versäumt ihr endlich den Garaus zu machen. Herrlich trashig mitanzusehen, wenn beide in der Gegend rumkugeln und zwischendrin nur die Location wechseln, damit es nicht allzu langweilig für den Zuschauer wird.
Ich habe ja schon einmal mit dem Gedanken gespielt, mir die gesamte "Freitag der 13."-Reihe anzusehen, aber wenn das schon so anfängt? Der Großteil der Zeit wird mit geilen, persönlichkeitsfreien Teenagern verbracht, die ab und zu mal Sex haben aber ansonsten nur hingeschluderte Dialoge aufsagen, bis es dann endlich zu den Killszenen kommt, die im Nu wieder vorbei sind und über den initialen Schock hinaus keine Wirkung hinterlassen. Dann wird am Ende noch ein lächerlicher Twist rangebastelt und man darf sich auf ein Sequel freuen? Nein danke. Das Slasher-Genre ist wohl nichts für mich...
In allen Belangen ganz nett. Der finstere Grundton, das dazu passende Mittelaltersetting sowie der gehörnte König als grusliger Bösewicht sind schon die richtigen Ansätze für diese Geschichte, welche allerdings immer wieder stark ins Straucheln gerät und ernste Pacingprobleme hat.
Wir lernen Taran kaum kennen, bevor er in sein Abenteuer geworfen wird und die einzige Art von Charakterentwicklung, die betrieben wird, ist immer wieder seine selbstverliebten Monologe zu hören, wonach er ein großartiger, von allen gefeierter Ritter werden will. Das mag als Musikeinlage schon ziemlich gut funktionieren, wirkt aber nur ausgesprochen schon recht albern und tell don´t show-mäßig.
Viele weitere Figuren, die auftauchen, machen zunächst einen knuffigen Eindruck, doch Sidekicks wie Gurgi oder die Feen, die ständig den Mund offen haben und ohne Punkt und Komma Laute von sich geben müssen, strapazieren da schon stark meine Nerven und lassen mich mental immer wieder abdriften.
Am enttäuschtendsten war aber dann wohl, als Taran sich schon innerhalb den ersten fünfzehn Minuten dem Schloss des Gehörnten Königs nähert - was eindrucksvoll vor unseren Augen thront - und sich dann in weniger als ein paar Sekunden bereits Zugang zum Schloss verschafft hat und durch ein Fenster klettert. Es wirkt überhastet, denn der Spannungsaufbau fehlt und der ohnehin schon dünne Plot, wird im Schweinsgalopp durchexerziert und von dann an sehen wir nur ein repetitives Muster aus Taran wird gefangen - Taran entkommt - Taran wird gefangen etc. Nach Hälfte der Laufzeit fühlte es sich nur noch so an, als müsste Zeit gestreckt werden, denn jegliche Plotentwicklung, die zu Beginn bedeutsam entschied (das Auffinden des Schwerts, das magische Schwein, Gurgis Opfer), wird letztendlich in den finalen Szenen nur zu einer Fußnote degradiert oder wie von Zauberhand wieder rückgängig gemacht. Passend einerseits um ein publikumsfreundliches Happy-End zu generieren, aber zum anderen auch exemplarisch für ein Drehbuch, das nicht weiß, was es denn nun will bzw. wie gewisse Charakterentscheidungen zu gewichten sind.
Ein lauter Seufzer mag einem auch entfahren, wenn man sieht, wie leicht der Bösewicht letztendlich geschlagen wird und wie wenig sein Plan, sein Vorhaben überhaupt klar definiert war. Scheinbar wollte er die Armee der Toten erwecken, um die Welt zu beherrschen und alle Menschen darin zu töten. Das Problem ist nur, dass wir in diesem Universum nie andere Menschen zu Gesicht bekommen - mit Ausnahme unserer Heldentruppe und Tarans Meister - die es wert sind gerettet zu werden. Wäre Taran am Anfang seines Abenteuers wie Belle aus "Die Schöne und das Biest" einmal durch die Stadt spaziert und hätte mir ihren Bewohnern agiert, wäre uns wenigstens bewusst, dass hier noch andere Menschen existieren, aber so? Merkwürdig ist auch, das er scheinbar schon eine Armee aus richtigen Soldaten rekrutiert hat, welche aber nur den ganzen Tag in seinen Schloss am Saufen und Fressen sind und Trinklieder singen. Wenn die Armee der Toten dann ihren Auftritt hat, stellt sich die Sinnhaftigkeit des ganzen Unterfangens in Frage, denn diese bewegen sich in einem Tempo vorwärts, dass die White Walkers aus "Game of Thrones" wie Sprint-Läufer wirken lässt. Kurzum: Mit Ausnahme ihres grusligen Aussehens, scheinen sie keinen größeren Zweck zu erfüllen.
Womöglich mag "Taran und der Zauberkessel" wesentlich mitreißender sein, wenn man ihn als Kind gesehen und lieben gelernt hat, doch wenn ich mir andere Disneywerke wie "Mulan", "Die Schöne und das Biest", "Schneewitchen" und "Das Dschungelbuch" ansehe, die damals meine Kindheit geprägt haben und auch heute noch extrem viel Spaß machen oder zu Tränen rühren, dann bin ich mir hier in diesem Fall eher nicht so sicher. Aber gut, jetzt kann ich dieses sagenumwobene Werk auch abgehakt wissen.
SPOILER
Eine inzestuöse Hollywood-Satire, die wohl gute 20 Jahre zu spät kommt und mich in Zeiten von zahlreichen Kardashian-Exzessen und Instant-Livevideos über Celebrity-Divaausrastern leider nicht mehr hinter den Ofen hervorlocken kann. Runtergedreht wie eine stinklangweilige Soap mit keinerlei einprägsamen Bildern, fällt es mir wirklich schwer zu glauben, dass hier allen Ernstes Großmeister David Cronenberg, der sich mit visuellen Meisterwerken wie "Dead Ringers", "Crash" oder "Videodrome" in mein Gehirn gefräst hat, hinter der Kamera saß und diesen Murks für gut befunden hat.
Keine der Figuren kommt über ihren flachen Karikaturstatus hinaus, ein Hauch von Dreidimensionalität blitzt höchstens mal kurz auf, wenn sich die Schauspieler vollkommen in ihre Rolle werfen können (Mia Wasikowaska: monoton, aber unberechenbar, Julianne Moore: manisch tanzend vor Freude über den Tod eines Kindes oder pfurzend auf dem Klo mit Verstopfung). John Cusacks Darstellung ist an Lustlosigkeit nicht zu überbieten und Robert Pattinson schlief wohl seit Drehende von "Cosmopolis" auf dem Rücksitz der Limo und musste nach dem Aufwachen sofort seine Szenen für dieses Machwerk drehen.
Gnadenlos werden einfach nur Klischees recyclt bis zum geht nicht mehr. Oh dieses schlimme Hollywood! Hier sind ja alle so oberflächlich und krank, keiner ist normal. Leere Menschen verkehren mit anderen leeren Menschen und wollen leere Dinge besitzen. Alkohol, Drogen, Starallüren, wilde Parties, flotte Dreier, seine eigene Kacke verkaufen - Wow, was für unglaubliche tiefgründige und "schockierende" Ereignisse. Mein Erkenntnisgewinn geht gegen Null.
Und warum handelt es sich hierbei mit einer Laufzeit von 112 Minuten, um eines von Cronenbergs längsten Werken? Szene für Szene sehen wir nur Figuren dasitzen und über ihre leeren Probleme reden, während die Kamera Schuss-Gegenschuss-Aufnahmen einfängt, die unkreativer und langweiliger nicht sein könnten. Schon nach zwanzig Minuten konnte ich kaum mehr die Augen offen halten.
Vielleicht ist dieser Film auch nur die Abrechnung von Cronenberg mit dem für ihn alienhaften und selbstsüchtigen Hollwood, dem er seit 50 Jahren den Rücken gekehrt und es trotzdem immer wieder geschafft hat, seine "kleinen" Projekte zu realisieren. Dieser Triumph sei ihm gegönnt, doch führt diese Außenseiterperspektive seinerseits nur dazu, dass mich das Geschehen emotional einfach auf keinerlei Art tangiert. Am Schluss, wenn sich alle Figuren gegenseitig umbringen bzw. am Ende sind, möchte ich einfach nur aufstehen und jubeln, weil ich weiß, dass diese audiovisuelle Tortur danach endlich aufhören wird.
Lieber Christoph,
wegen "Stromberg" wirst du bei mir immer einen Stein im Brett haben, aber bitte such dir doch wieder Produktionen aus, die dich schauspielerisch etwas mehr fordern und nicht die seichte und elend-fade Dramaturgie einer "Traumschiff"-Episode besitzen.
Gruß,
ein Fan.
So, liebe Freunde, ich habe mal versucht meine monatelange Twin Peaks-Erfahrung adequat auf Papier zu bringen und bin mir nicht sicher, ob ich es geschafft habe. Wie dem auch sei: Das ist ein langer Kommentar also macht euch nen verdammt guten Kaffee und holt euch Donuts vom Händler eures Vertrauens.^^ Viel Spaß!
„Agent Cooper … listen to the sounds.
It is in our house now.
It all cannot be said aloud now.
Remember 4, 3, 0.
Richard and Linda.
Two birds with one stone.
You are far away.“
Mit dieser kryptischen, nach dem Serienfinale aber deutlich aufschlussreicheren Botschaft des Giants - oder sollte ich lieber sagen Firemans – beginnt unsere 18-stündige surreale, tragikkomische, absurde und einzigartige Odysee mit Special Agent Dale Cooper.
Seitdem vor ein paar Jahren angekündigt wurde, dass es wohl doch noch eine Fortsetzung meiner Lieblingsserie geben würde, wartete ich geduldig auf den 22. Mai 2017 und blieb soweit weg wie es nur ging von jeglichen Spoilern oder Spekulationen.
Für diese 3. Staffel hatte ich eigentlich nur zwei Erwartungen: Ich wollte zum einem wissen wie Dale Coopers Geschichte – sein Festsitzen im Red Room sowie der freilaufende Doppelgänger - fortgesetzt werden würde und zum anderen, dass Lynch und Frost sich dank kreativer Freiheit bei Showtime so richtig austoben und ihre künstlerische Vision zu einhundert Prozent durchziehen können. Das heißt: Keine Kompromisse machen, keine Mysterien auflösen oder auf eine unkonventionelle Erzählweise verzichten, nur weil der Sender Panik bekommen könnte, dass das Publikum damit nicht umgehen und vergrault werden könnte. Das Endergebnis war wie erwartet eine Nischenserie für ein Nischenpublikum.
In gewisser Weise ist für mich mit Lynchs Magnum Opus ein noch nicht realsierbarer Traum wahr geworden, der mich in den letzen dreineinhalb Monaten stetig begleitet hat. Kein Tag verging ohne dass mir zahlreiche einprägsame Bilder der Serie doch den Kopf gingen oder mich der Sound von knisternder Elektrizität wie ein Ohrwurm begleitete. Jede Woche wurden neue Mysterien aufgeworfen, Podcasts und Artikel sezierten jedes noch so kleine Detail und ich lehnte mich begeistert zurück und genoß die Tatsache, dass „Twin Peaks“ wieder voll im Rampenlicht stand. Damals bei der Originalserie saß ich leider noch nicht vor der Mattscheibe und deshalb war meine Erfahrung diese Serie in Zeiten von Social Media zu sehen höchst spannend und aufschlussreich.
Was mir am meisten aufgefallen ist, war, dass es sehr viele Leute gab, die es nicht geschafft haben ihre Erwartungshaltung einmal beiseite zu lassen und zu warten wie sich die Geschichte wohl zukünftig entwickeln würde. Nein, Lynch und Frost sollen doch bitte einfach die üblichen Storymechanismen, den gewünschten Fanservice und die dramatischen Payoffs liefern, die wir heutzutage von anderen Serien und Filmen so gewohnt und auf die wir konditioniert worden sind. Und das alles soll natürlich auch relativ schnell von statten gehen und der Plot muss stetig vorangetrieben werden. Szenen, die nur eine gewisse Stimmung/Atmosphäre vermitteln oder thematische Tiefe beisteuern, sind außerdem unnötig und eine elende Zeitverschwendung.
Ich nahm das Ganze eher belustigt war, schien es doch klar zu sein, dass wenn es sich hierbei wirklich um einen 18-stündigen Film handelte – wie David Lynch es vorgab – die großartigen Enthüllungen und Höhepunkte wohl ohnehin erst in den letzten Episoden stattfinden würden. Bis dahin: Just enjoy the ride!
Als großer Fan von Lynchs Filmen überraschte mich das "langsame" Pacing nicht besonders, irrte doch schon Fred Madison in „Lost Highway“ wohl gute 40 Minuten in seinem grusligen Haus herum, bevor erstmals eine größere Storywendung einsetzte. Noch nie habe ich mir einen Lynch-Film angesehen und auf einen knackig-präsentierten, in sich abgeschlossen Plot gehofft, nein, viel mehr geht es bei seinen Filmen darum in eine fremde, surreale Welt einzutauchen und jede Gestik, jede Dialogzeile, jedes visuell aufregende Element langsam in sich aufzusaugen, um es dort wachsen und „reifen“ zu lassen.
Nachdem wir die letzten zwei Jahrzehnten hochkaratige Prestige-Dramen genießen durften, seien es nun „Breaking Bad“, „Six Feet Under“, „The Sopranos“, oder „The Wire“, war es natürlich aufregend zu sehen, wie sich diese neue Serie von Lynch und Frost, die seit über 25 Jahren nicht mehr on the air waren, wohl präsentieren und optisch sowie erzählerisch in die heutige Serienwelt einfügen würde.
Die erste „Twin Peaks“-Staffel lief Anfang der 90er-Jahre zu einer Zeit, in der Fernsehserien auf dramatischer Ebene keinesfalls mit dem heutigen Angebot mithalten konnten. Vorhersehbare, flache Soap-Operas oder unspektakuläre Copshows, waren da das übliche Feierabendprogramm und wenn man mal eine Folge verpassen sollte, war es auch nicht weiter schlimm, da am Ende ohnehin wieder der Reset-Knopf gedrückt werden würde.
Doch als „Twin Peaks“ erstmalig ausgestrahlt wurde, sollte sich das alles ändern. Denn hier eine Folge zu verpassen, glich beinahe einem Todesstoß, was das Verständnis für die zahlreichen und komplizierten Handlungsstränge und Figurenkonstellationen anging. Auf einmal musste man aufhören beim Fernsehen seine Wäsche zusammenzulegen und stattdessen aufmerksam hinsehen und hinhören, denn jeder noch so kleine Hinweis, könnte Aufschluss über das Geschehen geben. Die ABC-Serie glich bei gewissen Handlungssträngen auch einer Soap-Parodie, in der damalige Hitserien wie „Falcon Crest“ oder „Dallas“ betont melodramatisch durch den Kakao gezogen wurden.
Nun, 26 Jahre später ist „Twin Peaks“ zurück und wenn wir uns das Serienagenbot der letzen Jahre so ansehen, gibt es nun keinen Grund mehr über mangelnde Qualität zu jammern, geschweige denn sich darüber lustig zu machen.
Dennoch wird schon in der ersten Folge von „The Return“ klar, dass „Twin Peaks“ in seiner jetzigen Reinkarnation immer noch die seltsamste und eigenwilligste Serie ist, die je auf irgendeinem Sender lief. Wenn wir zu Beginn sehen wie ein junger Mann geduldig auf eine mysteriöse Glasbox starrt und darauf wartet, dass sich ihm darin etwas Spannendes präsentiert, könnten genauso wir – das Publikum – gemeint sein, dass sich Lynchs surrealer Welt hingeben will, um seine zahlreiche Geheimnisse zu erforschen.
Über die dritte Staffel zu schreiben, kommt einer Herkulesaufgabe gleich, könnte ich mich doch auf so viele Dinge wie Inszenierung, Drehbuch, Figuren etc. konzentrieren und würde wahrscheinlich doch nicht wirklich den Kern erfassen, was mich hier so begeistert und mitgerissen hat.
Allen Zweifel zum Trotz, würde hier das Unmögliche war gemacht und „The Return“ hat für mich die Originalserie sogar gleich noch einmal um ein paar Längen übertroffen.
Der Fokus liegt hier noch mehr auf den seltsamen Vorkommnissen in einer anderen Dimension (Red Room/Black Lodge), die Natur der Geschichtenerzählung mit ihrem fragmentisierten Storytelling und vignettenartigen Einblicken in das Leben verschiedensten Figuren wird zum riesigen narrativen Spielplatz und scheinbar mühelos werden alte Lynch-Werke zitiert, in einen neuen Kontext gebracht und spielend in die DNA der Show eingebettet. Egal ob sich der blanke Horror auf der Leinwand zeigt oder absurde Slapstick-Einlagen präsentiert werden, man spürt jederzeit die Selbstsicherheit und damit einhergehende Leichtigkeit der Inszenierung, einen klaren Weg durch die dunklen Wälder.
Zum Glück werden die Seifenoper-artigen und melodramatischen Elemente des Originals zurückgefahren und die Mythologie der Serie wirkt nicht mehr so wahllos wie noch in der zweiten Hälfte von Staffel 2, sondern auf den Punkt gebracht und inhaltlich geschlossen. Dies heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass alles bis ins letzte erklärt und durchexerziert wird, bei weitem nicht, aber visuell sowie konzeptuell macht sich eine erfreuliche Kohärenz bemerkbar, die regelrecht ihresgleichen sucht. So werden unter anderem alte Szenen wieder aufgegriffen und bedeutsam gemacht wie etwa Lauras Szene im Wald mit James aus „Fire walk with me“, in der sie irgendjemand oder -etwas im Wald sieht und einen lauten Schrei von sich gibt. In Episode 17 wird Agent Cooper wie von Geisterhand in diese Szene eingefügt und es macht den Anschein, als wäre er schon immer dagewesen, denn der Effekt geht unbemerkt über die Bühne. Als ob sich diese neue Geschichte schon seit Jahrzehnten in Frost und Lynch´s Kopf befunden hätte und nun dank finanzieller sowie filmtechnischer Mittel endlich ihren Sprung auf die Leinwand geschafft hat.
Es ist der Spaß am Geschichtenerzählen, der sich wirklich jede Minute bemerkbar macht, wenn Figuren versuchen ihre ungewöhlichen, traumähnlichen Erfahrungen zu erklären, zu verinnerlichen und anderen verständlich zu machen. Es sind Geschichten innerhalb Geschichten, die in einem schlafwandlerischen Rhythmus und dann doch wieder – wenn es erforderlich ist – auf einer rein emotionalen Ebene schonungslos real und packend erzählt werden. Eine kryptische, mehrdeutige Dialogzeile; eine elektrisches Flickern auf dem Soundtrack oder eine unerwartete Kamerfahrt oder -einstellung kann unsere Stimmung abrupt von einer Gefühlslage in eine andere umschlagen lassen.
Es ist eine absurde Welt, die wir hier sehen, wenn wir in einer Folge eine fünfminütige Atombombenexplosion mit grandiosesten CGI-Effekten und verstörendsten Tönen erleben dürfen, während eine Episode zuvor jemand drei Minuten lang unheimlich ineffizient und langsam den Fußboden des Road Houses kehrt, während dabei an der Bar ein alter Rocksong läuft. Es ist eine Welt, in der alles möglich ist, in der aber gleichzeitig viele abstrakte Bilder einfach nur die emotionalen Zustände der Charaktere verkörpern und alles womöglich doch zugänglicher und simpler ist, als es zunächst den Anschein hat.
Bis zur finalen Folge hatte ich gar keine Ahnung, in welche Richtung sich diese Geschichte noch entwickeln würde. Jedes Mal wurde es nach den Opening Credits für einige Sekunden schwarz und gespannt fragte ich mich wie die Episode wohl beginnen, ja, was ich denn diesmal für faszinierende Dinge vorgesetzt bekommen würde. Keine Fernsehserie zuvor hatte für mich jemals diese Art von Unberechenbarkeit, diese Gewissheit, dass hier wahre Künstler am Werk sind, die uneingeschränkt und von allen Konventionen befreit, gerade dadurch ihre beeindruckende Vision zum Serienerlebnis des Jahres machen können.
Dieses Projekt nicht nur ein Triumph für das Kino an sich, nein, es ist auch ein hervorragendes Beispiel dafür wohin vollkommene Kontrolle über das Schaffen des eigenen Werks führen kann. Hier wirkt nichts erzwungen oder kalkuliert, nein, es wirkt für mich viel mehr wie die unmittelbarste Art wie ein Künstler genau die vage Idee, die im Kopf langsam Form annimmt, möglichst ohne Übersetzungsschwierigkeiten realisieren und verlustfrei auf die Leinwand bringen kann.
In gewisser Weise hat mir die Serie auch wieder Hoffnung für das Medium Film gegeben, vor allem wenn ich mir den Rest des Kinoprogramm dieses Jahres so ansehe. Natürlich findet man immer wieder „kleine“, künstlerisch-hochwertige Filme, das stimmt schon, aber der ganze Prequel/Remake/Reboot-Wahn der letzten Jahre sollte wirklich einfach mal seine Ende nehmen. Es gibt so viele Geschichten, die es noch wert sind erzählt zu werden und keine Franchise sowie 36 Forsetzungen benötigen. Es ist dieser fade Einheitsbrei, der mich heute kaum noch ins Kino lockt, da das Prädikat „ganz nett“ nicht gerade eine berauschende Empfehlung dafür ist, wenn man gerade sein Geld und seine Zeit für irgendeinen Müll aus dem Fenster geworfen hat, der sich nach ein paar Stunden – wenn man Glück hat – ohnehin schon wieder aus dem Gedächtnis verflüchtigt hat.
Dadurch sticht „Twin Peaks“ natürlich noch mehr hervor, da die Diskussionen unter den Fans und ihre Liebe zum Werk die Serie überhaupt erst all die Jahrzehnte am Leben erhalten und diese Fortsetzung möglich gemacht haben.
Somit entstand kein Sequel, das nur alte Geschichten wieder aufwärmt und den Fans genau das gibt, was sie glauben zu wollen; sondern ein Werk, das die Erwartungshaltung des Zuschauers stets aufs neue in Frage stellt und zerschmettert, sowie denen, die sich einen Werk hingeben können ohne sofort alles rational verstehen und schön schubladenartig einordnen zu müssen, als als eine der befriedigendsten und bereicherndsten Serienerfahrungen überhaupt offenbart. Zudem werden die Wellen, die „The Return“ zukünftig in der Serienwelt schlagen wird, in den nächsten Jahren höchst interessant zu beobachten sein und ich bin schon auf neue, aufregende Projekte gespannt, die dank Twin Peaks als Vorreiter nun vielleicht doch eine Chance drauf haben, realisiert zu werden.
Denn egal wie sehr Lynch und Frost die Vergangenheit wieder heraufbeschwören hätten wollten – was ganz klar nicht ihre Intention war – käme doch am Ende nur wieder ein fades Wiederkäuen von Altbekannten heraus. Cooper könnte nach zwei Folgen wieder zurück in Twin Peaks im FBI-Gewand sein, Kirschkuchen essen und Kaffee trinken und den neuen Mysterien der Stadt mit dem Sheriff auf den Grund gehen. Alte Beziehungen wie Norma/Ed, Shelly/Bobby etc. könnten wieder im Vordergrund stehen und wir könnten deren meldoramatischen Beziehungsgeschichten und seltsamen Vorkommnisse des Alltags auf die übliche verschrobene Art erzählt bekommen. Am Ende wäre Audrey auch noch beim FBI als Agentin und würde mit Cooper eine heiße Romanze haben und gemeinsam Fälle lösen. Es wäre somit der reinste Fanservice.
Aber wäre das genug? Es wäre mich Sicherheit unterhaltsam geworden, aber es wäre auch unheimlich mutlos, repetitiv und einer Fernsehserie, die damals gerade wegen ihrer Andersartigkeit und Komplexität Geschichte schrieb, extrem unwürdig.
Man kann nicht nicht zurück in die Vergangenheit gehen und nur in der Nostalgie von längst vergangenen, nicht mehr existierenden (NONEXISTENT!) Tagen leben, selbst wenn man sich innerlich sehr danach sehnt. Das was geschehen ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden und wenn man nicht aus seinen Fehlern lernt, keine Selbstreflektion betreibt, ist man dazu gezwungen mit unterschiedlichen Vorgehensweisen doch immer wieder das selbe Ergebnis - oder besser gesagt Erlebnis - zu bekommen und in der Zeit stecken zu bleiben: „The past dictates the future.“
So trägt es sich auch mit unserem Lieblings-FBI-Agenten Dale Cooper zu, dessen Schuld über vergangene (Nicht-)Taten und Wunsch nach Wiedergutmachung eine Schneise aus fehlgeleiteten Handlungen nach sich zieht.
Wir erinnern uns: Der minuziös-ermittelnde, hochintelligente und stets gut gelaunte FBI-Mann war seit Tag 1 unser Held, dessen großes Selbstvertrauen in seine Fähigkeiten auch sofort auf uns übertragen wurde und uns mit dem Mut erfüllte, dass er seiner Aufgabe gewachsen war und den Laura Palmer-Fall früher oder später mit Bravour lösen würde. Doch der Schein trog, denn im Grunde genommen sahen wir Cooper nur immer und immer wieder dabei zu wie er versagte.
Er könnte Laura nicht vor ihren Tod retten, da seine Ermittlungen im Theresa Banks-Fall nicht die nötigen Hinweise lieferten; er versäumte es Madeleine Ferguson vor der Ermordung durch Leland zu bewahren; er brauchte zu lange, um Lelands wahre Identität zu entschlüsseln und ließ sich von BOB an der Nase herumführen und als er am Ende letztendlich hinter den roten Vorhang trat, um Annie zu retten, konnte er absolut nichts für ihre Sicherheit tun. Stattdessen flüchtete er, sobald er seinen Schatten, seinen Doppelgänger sah und musste zusehen wie BOB mit seinem dunklen Ebenbild wieder in die reale Welt flüchtete. Wie bei seiner ersten großen Liebe Caroline machte ihn seine Liebe blind für den wahren Schrecken, der sich vor seinen Augen abspielte und seinem detektivischen Gespür entging wieder einmal das wichtigste.
Doch trotz seines Versagens sympathisieren wir mit Cooper, den er will ein guter Mensch, ein „damn fine lawman“ sein, der die Menschen in seinem Umfeld beschützen und meistens junge Frauen in Schwierigkeiten vor ihrem schrecklichen Schicksal bewahren will.
Jedoch sollte es Coopers Beschützer- und Helferkomplex sein, der dazu beitrug, dass er sich mit Mächten anlegt, die er nicht vollkommen verstand, geschweige denn so lenken konnte wie er es gerne gehabt hätte. Er möchte auch die tragischen Geschehnisse in der Vergangenheit im Bezug auf Laura wiedergutmachen und übersieht dabei, dass sie seine Hilfe gar nicht gebraucht hätte.
Denn in „Fire walk with me“ opferte sie sich, um damit den Kreislauf aus Missbrauch, der ihre Familie seit langer Zeit innewohnte, zu brechen und alledem, d.h. BOB, ein Ende zu machen. Sie wollte ihre Freunde schützen und es nicht zulassen, dass BOB auch sie korrumpieren und ihnen Schaden zuzufügen würde. Doch schon damals missinterpretierte Cooper ihre Geste und riet ihr nicht den Ring zu nehmen, der für ihren Tod sorgen sollte. Cooper ging es nämlich darum sein Versagen, seine verpasste Chance wieder ungeschehen machen und hätte sie dadurch mit seiner Bitte fast ihrer eigenen Handlungsfähigkeit beraubt.
Er kann es einfach nicht sein lassen ein ritterlicher Pfadfinder zu sein und alles wieder gerade biegen zu wollen. Ein Kardinalfehler wie sich herausstellt, denn er versucht Laura quasi wiederzubeleben und nach Hause zu bringen. Doch Laura hatte bereits Absolution im Red Room erfahren, als ihr der Engel erschienen ist, der sie für ihren Mut und ihre Großherzigkeit belohnt und von ihrem Leiden erlöst hat.
Cooper reicht das jedoch nicht und spielt deshalb mit dem Verlauf der Zeit, was für beide letztendlich desaströse Folgen hat. Er möchte nicht nur Laura retten, sondern auch ein Mittel finden um gegen Judy – das Experiment, die Mutter, die Kreatur die BOB erschaffen hat – vorzugehen: „Two birds with one stone.“
Aber anstatt auf seiner Reise Laura Palmer vorzufinden und sie wieder nach Hause bringen zu können, findet er eine Frau namens Carrie Page (carry page, die letzte verschollene Seite des Tagebuchs?) vor, die in einer düsteren und deprimierenden Realität lebt und der nicht einmal eine erschossene Leiche auf dem Sofa noch eine Aufregung wert ist. Es ist als ob selbst hier der Geschmack von Missbrauch und Gewalt wieder in der Luft hängt.
Trotzdem denkt er, sie müsse nur wieder in Twin Peaks, im speziellen vor ihren alten Haus, in Sarah Palmers Armen sein, damit sie sich wieder wohlfühlen würde und alles so werden könnte wie früher.
Doch: Sarah Palmer doesn´t live here anymore.
Stattdessen haben die Chalfonts und Tremonds das Palmer-Haus übernommen - in Staffel 2 noch Großmutter und Enkel, Agenten der Black Lodge – und verwirren, ja verunsichern damit Cooper auf Tiefste und stellen seine Kompetenz in fremden Realitäten effektiv zu agieren schwer in Frage: „What year is this?“
Judy, die sich in der anderen Realität nun in Sarah Palmer eingenistet hat, wird immer und immer wieder versuchen Lauras Highschool-Foto zu zerstören, um damit die schützende Gegenmaßnahme des Firemans auszuradieren, doch sollte sie auch erfolglos sein sein, hätte sie immer noch genügend Macht, um ihr in einer anderen Realität das Leben zur Hölle zu machen.
Laura hatte ihr altes Schicksal eigentlich schon längst transzendiert, doch Cooper konnte diese Chance nicht unverstreicht lassen und wollte ihren Tod gleich ganz ungeschehen zu machen. „I am dead, yet I live.“ Er missverstand ihre Botschaft und seine Bedeutung.
Zudem setzte er mit seiner Rettung zu spät an, denn an dem Tag als Laura starb, hatte sie schon ein ganzes Leben voller Inzest, Drogensucht, bedeutungslosen, opportunistischen Sexualakten und tiefer, niederschmetternder Einsamkeit hinter sich. Wenn überhaupt hätte er das Einnisten von BOB in Leland verhindern müssen.
Als Carrie dann langsam realisierte, wie groß der Schmerz und das Leid war, dass ihr in einer anderen Inkarnation zugefügt wurde, blieb ihr nichts anderes übrig außer ihre schreckliche Angst und Panik laut in die Welt hinauszuschreien.
Scream-Queen Sheryl Lee liefert hier eine markerschütternde Performance ab, die mir eine intensive Gänsehaut beschert hat und in meinem Kopf noch lange nachhallen sollte.
Laura wurde nun wieder an dem Ort gebracht, an dem der ganze Schrecken seinen Anfang fand. Im Haus ihrer Eltern, das selbe Haus in dem sie seit frühen Teenagerjahren regelmäßig sexuell missbraucht und emotional gefoltert wurde. Für Laura ist dies kein Ort der Sicherheit, Liebe und Zusammengehörigkeit, es ist vielmehr der Nexus zweier Welten, in der Schmerz und Leid hin- und herfließt.
In diesem Moment durchlebte sie die schockierenden Erkenntnisse von längst vergangenen Tagen wieder: Ihr Vater begehrt sie, BOB will sie vereinnahmen und ihre Mutter schaut dabei untätig zu.
Die Serie findet wieder zu ihrer ursprünglichen Thematik zurück: Was spielt sich hinter der schönen Fassade in den Häusern dieser gemütlichen Kleinstadt ab? Welche unentdeckten Leichen haben die Leute in ihrem Keller? Welche Folgen hat ein derart schreckliches Trauma für einen Menschen, sein tägliches Leben?
Exkurs Originalserie: Nachdem der Laura Palmer-Fall abgeschlossen war und darin eine sehr erschüttende und überraschend grausame Thematik behandelt wurde (sexueller Kindesmissbrauch) schienen entweder Mark Frost & Co. oder der Sender selbst, alles in ihrer Macht stehende tun zu wollen, um vor diesem Grauen ein wenig Abstand zu nehmen und danach eher auf leicht verdauliche und „unterhaltsamere“ Geschichten zu fokussieren. Dies macht sich eigentlich schon nach den Opening Credits in Episode 15 ("Spazierfahrt mit einer Toten") bemerkbar, wenn wir Maddys Angstschreie und Ihre Ermordung noch einmal - allerdings nur aus der Ferne - hören, während das Palmer-Haus dieses Unheil versteckt und wie ein Spukschloss vor unseren Augen thront.
Ich bin auch nicht wirklich von Episode 16 ("Selbstjustiz") überzeugt, obwohl mir viele einzelne Elemente in dieser Folge gefallen (Cooper muss eine nicht-weltliche Methode zur Lösung des Falls nutzen; Laura klärt ihren eigenen Mord auf; Lelands Geständnis und Tod; die letzte Szene im Wald), bin ich doch sehr mit der extrem wortwörtlichen Auflösung des Falls unzufrieden (Kaugummi erklärt "That gum you like is going to come back in stlye", BOB ist Robertson, Lelands weiße - nicht graue - Haare weisen auf BOB hin?), aber am meisten stört mich, dass es den Anschein hat, dass Leland am Ende vollkommen unschuldig ist und all seine destruktiven Taten nur wegen BOBs Einfluss begangen hat. Zum Glück wird diese extreme Verunglimpfung einer tragischen Geschichte in „Fire walk with me“wieder korrigiert, denn hier scheint Leland durchaus mehr Veranwortung zu tragen und sich der Mittäterschaft schuldig zu machen und er „vergisst“ nicht plötzlich alles, nur weil BOB mal für ein paar Minuten erneut die Kontrolle hat. Denn was ist interessanter? Eine simple Geistergeschichte, in der ein besessener Mann von einer Entität dazu gebracht wurde schreckliche Dinge zu tun, die außerhalb seines bewussten Handelns liegen oder ein komplexeres Figurenporträt eines Familienvaters, der seine Tochter missbraucht und insgeheim darüber Bescheid zu wissen scheint, sich aber dennoch erlaubt seinen perversesten Trieben nachzugeben und dadurch mit BOB eine dunkle Partnerschaft eingeht?
Und über den Rest der zweiten Staffel müssen wir gar nicht reden, da die Palmers, im speziellen Laura Palmers Leidensweg, nicht einmal mehr den Hauch einer Rolle spielen. Selbst nach Lelands Tod findet unter den Stadtbewohnern keinerlei (!) Diskussion darüber statt, was sich da gerade in den letzten Wochen so zugetragen hat. Bis heute weiß ich grundsätzlich nicht, wie viel das FBI den Bürgern von Twin Peaks über Lelands Besessenheit oder BOB erzählt hat.
Dies war definitiv der Zeitpunkt, an dem die Geschichte, der Hauptplot den größten Schlag erleiden musste und für eine handvoll Episoden einfach mal in sich zusammenfiel. "The Return" korrigiert auch hier auch wieder den Kurs bzw. setzt den vorgegebenen von "Fire walk with me" fort und konzentriert sich wieder deutlich mehr auf das menschliche Drama und ein psychologisch-spannendere Figurenzeichnung.
Gut, so viel nur dazu.
Im starken Gegensatz zu Cooper und Carrie, die – zumindest was den heutigen Stand angeht – nicht mehr nach Hause zurückkehren können, steht der naive, kindliche und leicht trottelige Douglas Jones, der sich schnell im gemütlichen Nest einer liebevollen Familie einfindet.
Wir verbringen gute dreizehn Episoden mit Dougie und sein Handlungsstrang ist wohl der mutigste und am meisten kritisierte der ganzen neuen Serie. Cooper kommt zurück, doch er stolpert einsilbig, ja scheinbar gedankenlos durch die Gegend und nimmt sich seeeehr viel Zeit für alles, was er tut.
Diese Inkarnation steht nicht nur im krassen Gegensatz zu Mr. C, Coopers bösen Doppelgänger, nein, seine Zeit als Dougie stellt alles in allem wohl auch Coopers schönste Zeit in der gesamten Serie dar.
Nach 25 Jahren im Red Room ist er nämlich total von der Rolle. Es ist, als ob das Verweilen in dieser fremden und unerklärlichen Dimension emotional so sehr an ihm gezehrt hat, dass er nun nur noch ein leeres Gefäß ist, dessen Energie total aufgebraucht ist und Zeit zur Heilung benötigt.
Dies führt wohl zum herzerwärmendsten, absurdesten und auch witzigsten Geschehnissen der gesamten dritten Staffel, denn wir sehen dabei zu wie Cooper das Leben wieder ganz neu mit kindlichen Augen entdeckt. Er findet Liebe im Kreis seiner Famlie mit Sonny-Jim und Janey-E, er schließt Freundschaft mit dem Mitchum-Brüdern, er rettet eine alte Frau vor der Obdachlosigkeit, deckt einen Versicherungsbetrug auf und hilft einem Mann sich zu bessern und mit seinen kriminellen Aktivitäten aufzuhören. Kurzum: Er bereichert das Leben jedes Einzelnen, mit dem er in Kontakt kommt. In seinem kindlichen Zustand scheint er auch unbesiegbar zu sein, schlagen doch alle Anschläge auf ihn fehl und jegliche intuitive Eingebung führt ihn genau dorthin, wo er zu sein hat.
Auf dem Gebiet der reinen Sinneserfahrung lernt er Kaffee und Kuchen zu genießen, hat zum ersten Mal Sex, feiert eine Party und spürt die Liebe von all den Leuten, denen er im Leben weitergeholfen hat.
Mit der Zeit entwickelt er auch immer mehr seinen eigenen Willen, als er sich beispielsweise von Bushnells Griff losreist, um Kirschkuchen zu kaufen; Ike, den Killerzwerg überwältigt oder schlussendlich die Gabel in die Steckdose steckt, um wieder der Alte zu werden (Ich glaube einen seltsameren Satz habe ich in meinem Leben nie geschrieben.)
Erst als ihn sein Schöpfer wieder zurück in den Dienst ruft („Get Gordon Cole.“) und er sein Herz wieder durch die Liebe, Zuneigung und Anerkennung seines Umfelds gefüllt hat, ist er bereit wieder zurückzukehren: „You´ve made my heart so full.“
Und was es für eine Rückkehr war! Als Cooper - wieder im schwarzen Anzug - das Krankenhaus verließ und Bushnell mit der üblichen Selbsticherheit verkündete: „I am the FBI“, war es komplett um mich geschehen. Ein wahrlich perfekter Moment wie man ihn selten findet und einen wahnsinnig befriedigenden emotionalen Payoff darstellt, nach all der Zeit, die wir auf "unseren" Cooper warten mussten. Es war fast zu schön, um wahr zu sein, wie sich dann auch im Finale herausstellen würde.
Coopers irrsinnige Odysee als Dougie Jones ist wohl am ehesten mit einem Märchen vergleichbar und scheint sich von den Motiven und den Figuren auch stark am „Zauberer von Oz“ zu orientieren, einer von Lynchs Lieblingsfilmen.
Als im Krankenhaus alle um Coopers Bett standen, kam mir sofort die „You where there “-Szene vom Ende des Films in Gedächtnis. In gewisser Weise ist auch auffällig , dass nur der Dougie-Charakter ein positves Ende bekommt, da er am Schluss wieder zu seiner Familie zurückkehren kann und somit Zuhause ist. Doch selbst er ist nur eine weitere Tulpa von Cooper, die nur gewisse postive Aspekte von ihm verkörpert und eine Kopie von ihm darstellt.
Und ganz ehrlich, so befriedigend wie die finale Konfrontation im Büro des Sherrifs zwischen BOB und Hulk-Smash Freddie auch war, ging mir die Auflösung der gesamten Handlung von dem Punkt an schon viel zu glatt über die Bühne und ich erwartete jeden Moment einen unglaublichen Mindfuck. Und siehe da, ich musste nicht lange warten, denn was sich nur wenige Minuten danach abspielte sorgte dafür, dass ich alles was ich in den vergangenen 16 Stunden gesehen hatte, noch einmal überdenken musste.
Ich sah mir das Finale natürlich sofort an, sobald es auf Sky verfügbar war und alles es dann fünf Uhr morgens war und alles vorbei war, rauchte mir der Kopf und ich war unfähig auch nur ein Auge zu zutun. Vor allem die letzte Stunde dieses Films fühlte sich wie ein endloser Alptraum an. Diese langen Autofahrten, diese seltsamen und vor allem kaum vorhandenen Dialoge und diese grauenhafte Stille. Es fühlt sich so an, als ob eine drohende Verdammnis über all den Geschehnissen hängen würde, als ob die Realität, in der sich Cooper und Laura bewegten, jederzeit einstürzen und alles aus dem Ruder laufen könnte. Ich war angespannt und sah immer wieder auf die Uhr, nur um zu wissen, wie lange ich diese ausufernde Tortur noch ertragen musste. Dies ist natürlich positiv zu werten.
Nach den Endcredits und Angelo Badalamentis großartigen, hypnotisierenden "Dark Space Low" wollte ich mit anderen Leuten über das Gesehene reden, konnte aber nicht. Ich war viel zu verwirrt und konnten keinen klaren Gedanken fassen. Ich konnte mir auch keine Diskussionen ansehen/anhören, driftete ich doch mental immer wieder ab und überlegte wie sich diese ganzen Puzzlestücke wohl zusammenfügen würden. Irgendwann schlief ich dann aus Erschöpfung ein und hatte einen lynchigen Alptraum. Nicht besonders überraschend, aber nachdem ich aufgestanden war und meinen normalen Tagesablauf nachgegangen bin, lichtete sich der Nebel in meinem Kopf plötzlich immer mehr und alles schien mehr oder weniger Sinn zu ergeben. Das letzte mal als ich solche eine intensive und prägende Filmerfahrung hatte war 2009, als ich mir zum ersten Mal „Inland Empire“ ansah und danach nicht mehr wusste, wie ich hieß.^^ Auch da war der selbe Übeltäter am Werk.
Doch dieses Finale war sogar noch um Einiges besser, da ich noch stärker in diese Welt und die darin stattfindenden Geschehnisse involviert war und eher nachvollziehen konnte, worum es ging und was es bedeutete.
„Twin Peaks“ begleitet mich insgesamt nun schon seit 8 Jahren und diese dritte Staffel war eines der größten Highlights für mich, was Film als audiovisuelles Medium angeht. Über 100 Tage voller anregender Gedanken, spannender Diskussionen und unterhaltsamen Podcasts/Videos. Es war einfach nur grandios.
Auch wenn es schade und etwas traurig ist, dass die Reise hier ihr Ende nehmen muss ("There´s some fear in letting go."), spielt es letztendlich keine so große Rolle für mich, da diese gesamte Erfahrung absolut genial war und die Serie für die nächsten 25 Jahren ohnehin wieder von allen Seiten seziert und analysiert werden wird. Nicht zuletzt von mir.
Daher bleibt mir nur noch zu sagen: Danke an David Lynch und Danke an Mark Frost für diesen (alp-)traumhaften Twin Peaks-Sommer!
Wann bekommen wir denn das erste Musical von Lynch in Spielfilmlänge? Etwa in diesem Stil: https://www.youtube.com/watch?v=JoKm1H6WBXc&t=1s
xD
Ruhe in Frieden! Dieser Mann hat mir den besten Horrorfilm aller Zeiten und gleichzeitg einen meiner Lieblingsfilme geschenkt: Texas Chainsaw Massacre. Danke.
Alexandre Aja steht für mich eigentlich ziemlich hoch im Kurs. Sein früheren Werke wie "High Tension", als auch die "The Hills have eyes" und "Maniac"-Remakes haben mir sehr gut gefallen, wodurch ich natürlich auch auf dieses eher umstrittene Werk von ihm gespannt war.
Aber meine Güte, was er sich bei "Mirrors" gedacht hat, weiß ich wirklich nicht. Der Film ist teilweise so schlecht, dass einem beim Schauen schon mal die Kinnlade runterklappt und zwar mit solchem Schwung, dass sich der Unterkiefer daraufhin gleich noch mitverabschieden könnte. Ein unendlicher Krampf, der auch noch viele zu lange dauert(101 Minute!) und ohne Kiefer Sutherlands Mitwirken wohl sehr schnell als Direct to Video-Trash in Vergessenheit geraten wäre.
Auf den Inszenierungsstil des französischen Sickos treffen wohl viele blumige Attribute zu, aber ich denke, dass Aja keinesfalls ein FIlmemacher ist, der subtil und leise seinen Grusel auf die Leinwand zaubern kann. Ich sehe ihn eher als den wilden, brutalen, lauten und gore-liebenden Terrordirigenten an, der den Zuschauer mit seinen Bilder voll in die Fresse hauen und ihn ganz verdattert-dasitzend zurücklassen will.
Deswegen war es wahrscheinlich höchst unklug eine Geistergeschichte erzählen zu wollen, die es verlangt, langsam und schleichend aufgebaut zu werden, anstatt immer wieder groteske und konsequenzlose Tötungsszenen zu präsenteren, die mit schlechten CGI-Effekten und überbordend-nervötenden sowie klischeehaften Soundtrack garniert sind. Als würde in einem leisen Drama plötzlich Michael Bay-artige Actionsszenen stattfinden: Stil und Inhalt beißen sich total.
Im Prinzip ist handlungstechnisch schnell klar wie der Hase läuft: Ben - sichtlich bemüht gespielt von Sutherland - soll ein verlassenes und abgebranntes Warenhaus als Nachtwächter patroullieren (Warum eigentlich?) und wird bereits beim Jobinterview darauf hingewiesen, dass das Gebäude auf einer alten geschlossenen Psychiatrie aufgebaut wurde. Nun spukt es darin. Hm, was konnte da bloß passiert sein?
Die Antwort darauf ist offensichtlich, aber es dauert ca. eineinhalb Stunden bis Ben dem "Geheimnis" diesen Ortes auf die Schliche kommt und feststellt, dass ein Geist/Dämon (?) dort nach Rache sehnt und letztendlich nach Absolution verlangt.
Doch bis wir da ankommen, müssen wir uns durch öde expositionsgeladende Szenen mit Ben und seiner Familie quälen, die wiedereinmal zentrale Konflikte ausbuchstabieren und so by the numbers sind, dass es es mich einfach nur graust. Damit wir bspw. wissen, dass Amy Smarts Charakter Bens Schwester ist, spricht er sie wiederholt mit "Sis" an, was unheimlich gekünstelt wirkt und mich daran erinnerte, dass ich hier einen Film ansehe, der kein gutes Drehbuch hat.
Zumindest zu Beginn ist es noch teilweise interessant wie damit gespielt wird, ob Bens Alkoholproblem nicht der Grund ist, warum er all diese seltsamen Dinge sieht, doch diese zweite Bedeutungsebene wird bald mit tosendem Karacho ausgehebelt und sein momentaner emotionaler Zustand als Alkohoilker und Pillenschlucker ist komplett unwichtig für den Rest des Films.
Im Finale sind wir dann endgültig im Jack Bauer-Territorium angekommen, wenn Kiefer Sutherland wütend in Telefone schreit, Leute wegen wichtigen Informationen bedroht, mit Pistole in der Hand rumballert, von Explosionen weggeschleudert wird und versucht den Dämonen(?) mit geballten Fäusten den Arsch zu versohlen. Eine derart bekloppte und falsche Einschätzung wie ein Geistergeschichte dieser Art enden sollte/könnte, habe ich wirklich selten gesehen. Zumindest hat aber mein schallendes Gelächter ab dem Punkt den debilen Bombast-Score übertönt, der munter vor sich klirrte und wohl besonders episch sein sollte.
Letztendlich bleibt "Mirros" aber auch ein Haufen Antworten schuldig, warum sich diese Ereignisse überhaupt zugetragen haben. Warum erschien der Dämon? Was hatte Schizophrenie damit zu tun? Warum hat er all diese Menschen getötet? Was für Fähigkeiten hat dieses Wesens? Sich gerade so zu verhalten, wie es der Drehbuchautor gerade braucht?
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass Kreaturen in Horrorfilmen gewissen Regeln und einer filminternen Logik folgen müssen, damit der Grusel effektiv ist, aber es hilft doch ungemein zu verstehen, warum und wovor wir uns fürchten sollen und ob es eine Möglichkeit gibt gerade dieses bestimmte Wesen aufzuhalten. In gewisser Weise auch zu verstehen wie es funktioniert und welche Einschränkungen, welchen Schwachpunkt es hat.
Freddy Krueger bspw. kann aus dem Alptraum in die Realität gezogen und so vermeintlich getötet werden. Auch wenn dieser Plan der Teenager aus "Nightmare on Elm Street" dann doch nicht von Erfolg gekrönt war, hatten sie zumindest einen und wir etwas womit wir Mitfiebern konnten. Die Handlung war simpel und nicht unnötig kompliziert aufgezogen, wodurch wir uns ganz in dieser albtraumhaften Atmosphäre verlieren konnten und nicht ständig alles in Frage stellen mussten.
In "Mirrors" gibt es diese direkte emotionale Verbindung zum Geschehen nicht, denn dieses Wesen verhält sich so wie es gerade will, aber anstatt dass dies noch erschreckender wäre, wirkt es einfach nur unheimlich inkonsistent und wahllos. Und die finale Szene? Ja, wer diese deuten kann, der möge sich bei mir melden, da mir vollkommen unklar ist, inwiefern sie den Film thematisch sinnvoll abschließt und auf irgendeine Art zufriedenstellend ist.
Am Anfang von Gareth Evans indonesischen Haudrauf-Klopper bekommen wir den Hauch einer emotionalen Verbindung und eine Rechtfertigung zum Mitfiebern für das darauffolgende 90-minütige Action-Spektakel: Unser Held hat eine Frau, die schwanger ist. That´s it! Das soll scheinbar reichen, um mit ihn zu sympathisieren und zu hoffen, dass die Stürmung des Drogenhochhauses für ihn auch glimpflich über die Bühne gehen wird und er seiner Pflicht als Vater und Ehemann nachkommen kann. Ähm..okay.
Gleichwohl dieses Set-up recht schwach ist, konnte ich mich zumindest in der ersten Dreiviertelstunde gut an diesen bis in die letze Bewegung durchchoreographierten Faustkämpfen erfreuen, auch wenn ich die Location an sich unheimlich trist und als wenig cineastisch empfand. Graue Wände, leere Gänge: Auf Dauer hatte ich mich dann doch schnell satt gesehen.
Auch die Kämpfe scheinen immer doppelt so lange dauern zu müssen, wie es eigentlich nötig wäre. Zumal sich oft keine Zuspitzung, ja eine Steigerung der Dramatik bemerkbar macht und diese stattdessen einfach enden, sobald es der Drehbuchautor wohl für richtig hält. Unzählige Male sehen wir wie Leute sich mit voller Wucht ins Gesicht und in den Magen schlagen, doch offenbar sind diese Treffer nur dann fatal, wenn die Zeit reif ist zu einer anderen Szene, zu einer anderen Prügelei zu wechseln. Wir haben es hier nicht mit einem John McClane zu tun, der im ersten "Stirb Langsam" körperlich immer abgefuckter und sichtlich schwächer wurde. Nein, hier kann man es durchaus mal wegstecken, stundenlang windelweich geprügelt zu werden.
Gute Action besteht eben nicht nur aus Faustkämpfen, Verfolgungsjagden und Explosionen, nein, gute Action ist auch immer motiviert. Und sie macht besonders viel Spaß, wenn der Gegenspieler äußerst charismatisch ist und nachvollziehbar nach einem gewissen Ziel strebt. Auch wenn ich den Schauspieler des Drogenbosses ziemlich gut fand, ändert es doch nichts daran, dass auch er unheimlich schwach charakterisiert ist und keinerlei psychologische Dimensionen in sich trägt. Gut und Böse sind hier ganz klar verteilt und wir werden über viele Motive der Beteiligten im Unklaren gelassen.
Da wirkt dann selbst die Enthüllung, dass unser Held einen Bruder beim Drogenhandel hat, nicht sonderlich erschütternd, wissen wir doch so gut wie nichts über die beiden, sodass es uns recht wenig bedeutet.
Mit ein wenig mehr Zeit für Figuren und weniger bzw. kürzeren Kämpfen hätte "The Raid" wirklich richtig gut werden können. So bleibt für mich leider nur ein Durchschnittsfilm übrig..
Die berühmte Transformationsszene ist wirklich erstaunlich gut gealtert und auch heutzutage noch ein absoluter Hingucker, aber davon einmal abgesehen, hatte diese "Horrorkomödie" für mich einfach mal so gar nichts Erinnerungswertes zu bieten.
David ist für mich ein schrecklicher Unsympath, der schon zu Beginn des Films seinen besten Freund dem Tode überlässt und dem diese schreckliche Erfahrung emotional auf keinerlei Art prägt.
Klar, Figuren müssen selbstverständlich nicht zwingend eine Entwicklung durchlaufen oder einen Arc haben, speziell nicht in einer Horrorkomödie, wie man bspw. bei Ash aus "Evil Dead" sehen kann, doch im Gegensatz zum Mann mit der Kettensäge am Arm, hat David wirklich keinerlei Charakterzüge, die ich irgendwie interessant, witzig, geschweige denn sympathisch finde. Nachdem er eineinhalb Stunden nur rumgejammerte und planlos seine Zeit in London totschlug, konnte ich es ehrlich gesagt gar nicht erwarten, dass er endlich den Löffel abgibt.
Genau wie er sind alle anderen Figuren auch extrem vergessenswert und hanebüchen geschrieben. Alex, die Krankenschwester, ist humorlos und fad und nennt ihn bereits nach dem ersten Sex "Liebling" und "Schatz", was deren Beziehung unglaubwürdig und lächerlich wirken lässt. Genauso wie David´s Freund Jack, der nur Blödsinn von sich gibt und selbst als Toter nicht damit aufhört.
Der Plot bewegt sich mit der Geschwindigkeit einer angeschossenen Sumpfkuh und ist quasi nicht existent. Es dauert beinahe eine Dreiviertelstunde bis Dr. Hirsch sich mal dazu bequemt den mysteriösen Angriff auf David zu inspizieren und selbst dann lernt er nur Dinge, die wir bereits seit Beginn des Films wissen. Was ist das denn für ein Storytelling? Zumal diese Szene absolut keinerlei Konsequenz hat und genauso gut au dem Film entfernt werden könnte.
Kein einziger Witz landete bei mir, denn viele eigenartige Situationen, in denen sich David befindet, werden immer wieder per Dialog ausbuchstabiert, damit wir auch verstehen, wie skurril und ungewöhnlich die jeweilige Situation doch ist. Aber wie sagt man so schön? Witze sind wie Frösche: Wenn man sie seziert, sterben sie. Und dieses Werk ist ein Fall für den Tierschutz.
Alternativ hätte John Landis den Film auch "Offscreen-Killings in London" nennen können, sehen wir doch nie direkt wie David in Werwolf-Form jemanden attackiert und zerfleischt. Also ist mit spaßigen Tötungsszenen auch nicht zu rechnen. Naja.
Tatsächlich sterben am Ende bei der Massenkarambologe der Autos wohl mehr Menschen als durch den Werwolf selbst. Was das sollte, war mir auch nicht ganz klar. Hatte Landis hier noch ein Action-Setpiece gefehlt oder wollte er eine Idee für einen anderen Film hier verwursten?
Auch Davids Traumsequenzen waren unheimlich ärgerlich anzusehen. Seine Familie ist jüdisch und wird von Nazi-Ghulen mit Maschinengewehren angegriffen, die mit ihren lächerlichen Masken aussehen, als kämen sie gerade von einer Halloween-Party? Warum ist das witzig?
Was soll´s, Humor ist wie alles andere eben sehr subjektiv. Es ist auch nichts so, dass ich generell nichts mit Horrorkomödien anfangen kann. "Shaun of the dead", "Evil Dead 2", "Army of Darkness", "Zombieland": sie gefallen mir alle. Doch diese Filme haben für mich Unterhaltungswert wegen ihrer liebenswürdigen, charismatischen Figuren; den zahlreichen, knackigen Onelinern und den vielen visuellen Spielereien und einprägsamen Bildern.
"American Werewolf in London" hat für mich nichts von alledem.
"Beauty isn’t everything, it’s the only thing.”
Bierernst und ohne jegliches Gespür für die Plattheit dieser Dialogzeile vorgetragen, umschreibt dieser eine Satz den gesamten Film eigentlich ziemlich gut. Und ja lieber Nico, ich weiß, dass du hinter der Kamera stehst und ja, ich würde mir deinen Film liebend gerne ansehen, ohne dass du ständig ins Bild springst und heftig mit den Armen wedelst, nur um mir zu zeigen, was du doch für ein großer und stilsicherer Regisseur bist.
Eins ist sicher: Wenn ich auch nur noch eine Einstellung von Elle Fenning oder eines der anderen Models vorm Spiegel sehen muss, dann schreie ich - und zwar laut - und werfe meinen Fernseher hochkant aus dem Fenster. Denn ein derart substanzloser und dämlicher Unfug wie "The Neon Demon" ist mir wirklich schon lange nicht mehr untergekommen.
Was soll ich denn nun aus diesem Film mitnehmen? Dass nicht die Männer die wahren Feinde sind, sondern die narzisstischen, eindimensionalen Frauen, die keinerlei Persönlichkeit oder Motivation haben und bei denen sich jedes Gespräch, jede Handlung nur um die eigene Schönheit oder Hässlichkeit dreht?
Dass die Modebranche oberflächlich ist und einen früher oder später "auffrisst"?
Dass ein Mädchen, dass zu ihrer Schönheit stehen kann und nicht unsicher wegen ihres Körpers ist, dadurch bestraft wird, dass sie fast vergewaltigt und letztendlich vollständig verspeist wird?
Dass Männer entweder oberflächliche, die Frauen nur auf das Äußere reduzierende Schmierlappen, auf die richtige Gelegenheit wartende Vergewaltiger oder leichtgläubige, naive Mauerblümchen sind?
Dass lesbische Frauen nur freundlich zu jungen Mädchen sind, weil sie mit ihnen Sex haben wollen?
Wow, diese feinsinnigen Lebensweisheiten. Nico, ich bin so froh, dass du mich an deinem selbstdeklarierten "feministischen" und "all about women"-Projekt teilhaben lässt.
Was ich jedoch sagen muss: Angesichts der extrem langweiligen und ereignislosen ersten eineinhalb Stunden, war ich am Ende schon fast froh, als die Handlung auf einmal eine andere Richtung einschlug und sich vollkommen den gross-out Explotation-Horror-Schlock verschrieb. Und sicher, ein 90-minütiger, trashiger Horrorfilm, bei dem es darum gehen könnte, dass eifersüchtige Models eine unschuldige Anfängerin in der Branche jagen und töten wollen, hätte durchaus das Potential Spaß zu machen.
Nur hat es hier leider den Anschein als möchte Refn viel mehr über diese kalte und sterile Modewelt aussagen, ohne sich jedoch überlegt zu haben, was das denn eigentlich sein könnte.
Die meisten Szenen wirken wie ein teuer produziertes Musikvideo; Darsteller - Charaktere gibt es nicht - tauchen auf, posen kurz und verschwinden wieder oder geben Dialoge von sich, die künstlicher und unrealistischer wirken als in einem Shakespeare-Stück (das ist keine Kritik am geheimnisvollen Dichter und Barden).
Ja, vielleicht hat Refn das bewusst so oberflächlich geschrieben, gestaltet und in Bilder gefangen, aber was ist denn der Sinn des Ganzen bzw. der Erkenntnisgewinn? Ein oberflächlicher Film über oberflächliche Menschen in einer oberflächlichen Welt. Toll.
Während des Films musste ich mit einer kognitiven Dissonanz epischen Ausmaßes kämpfen, da ich einfach nicht glauben konnte wie jemand derart hypnotische und potentiell einnehmende Bilder auf die Leinwand zaubern kann und auf der anderen Seite wirklich nichts von Belang zu erzählen hat.
Es war für mich ein Kampf die zwei Stunden durchzuhalten und auch nur einen Hauch von Interesse für irgendetwas oder irgendjemanden in diesem Film aufzubringen. Die bemühten und völlig aus dem Nichts kommenden Schockszenen gegen Ende hin sollten wahrscheinlich einen kleinen Skandal erzeugen, doch mich haben sie nur müde lächeln lassen. Versuchte Vergewaltigung? Nekrophilie? Kannibalismus? Sind diese Gräueltaten wirklich erschreckend, wenn sie von und an eindimensionalen Schießbudenfiguren, die keinerlei Persönlichkeit und emotionale Tiefe haben, ausgeführt werden? Nope.
SPOILER
Puh, man kann Herrn Alvarez sicherlich nicht vorwerfen, er würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, um den Zuschauer in die Geschichte zu werfen und ihn recht lange auf die nächste Wendung und Enthüllung warten lassen. Leider geht gerade durch dieses Durchhetzen der Ereignisse einiges an grusliger Atmosphäre verloren und spannende Momente werden oft nicht einmal ansatzweise auf die Spitze getrieben.
Gelangweilt hab ich mich in den eineinhalb Stunden zumindest nicht, doch schlich sich mir immer wieder der Gedanke ein wie ein Horrorfilm mit dieser Story wohl im Horrorkino der 80er ausgesehen hätte.
Hier sieht mir dann doch alles zu slick und aufpoliert aus und ich hätte mir gerne einen wesentlich dreckigeren Look und ekligere, verstörende Gewalt-und Horrorszenen gewünscht. Wenn wir es schon mit einer derart sleazigen und Exploitation Movie-artigen Prämisse zutun haben, warum dann nicht gleich Vollgas geben und dem Wahnsinn freien Lauf lassen, anstatt so kontrolliert und zurückhaltend zu inszenieren? So sah bspw. die eingesperrte Frau im Keller trotz monatelangen Aufenthalts dort nicht allzu mitgenommen aus und auch ihr "Wohnort" war viel zu sauber und ordentlich. Das hat für mich den anfänglichen Schock gleich wieder aus dem Geschehen genommen, da mir das Ganze viel zu "setartig" und den Umständen entsprechend nicht realistisch genug aussah.
Es wirkt auf mich als würde Fede Alvarez die Leute gerne verstören, aber dann rechtzeitig doch noch die Notbremse ziehen, bevor es vielen dann womöglich zu schockierend und zu pervers wird. Wenn ich da an meinem Lieblingshorrorfilm "The Texas Chainsaw Massacre" (Original) denke, der volkommen ohne Blut und Gedärme auskommt und wegen der ekligen und eingelebt wirkenden Sets seine gesamte grauenerregende Wirkung entfalten kann, sehe ich es schon als vertane Chance an, einen recht zahmen Horrorthriller zu drehen, der bis auf ein paar gross out-Momente, den Ball eher flach hält, anstatt sich immer mehr zu steigern und gegen Ende hin regelrecht zu explodieren.
So bleibt für mich im Endeffekt eine spannende Filmsichtung übrig, mit tollen Schauspielern (Stephen Lang!), einige spaßigen Einfällen in der Story, einen immer gerne gehörten pulsierenden Score und einigen kleinen moralischen Ambiguitäten, die die Figuren auf jeden Fall interessanter wirken lassen, als in den meisten 08/15-Horrorfilmen. Kann man sich mal ansehen.
Nach 7 oder 8 Jahren mal wieder gesehen und empfand ihn - wohl auch meinem zunehmenden Alter und steigenden Erfahrungshorizont geschuldet - sogar noch besser als damals.
Schonungslos deckt Kubrick hier die Lügen, Intimitätsprobleme und unterdrückten sexuellen Wünsche auf, die in Alice und Bills Beziehung bereits jahrelang unter der Oberfläche vor sich hin brodelten.
Ein wahre Odysee in die Dunkelheit - ein Film gemacht für eine Mitternachtsvorstellung - auf der wir Bill folgen und sehen wie ihn seine gekränkte Männlichkeit und damit einhergehende Eifersucht dazu bringen unkluge Entscheidungen zu treffen, die für ihn und andere tödlich enden könnten.
Entweder mit klassischer Musik untermalt oder mit schwerfälligen, bedrohlichen Klavierspiel, verlieren wir uns genau wie Bill in diesem kalten, schnörkellos inszenierten Strudel voller verwirrender Geheimnisse und können irgendwann selbst unseren eigenen Augen gar nicht mehr trauen. War alles was wir sahen letztendlich doch nur eine Scharade?
Besonders hervorheben möchte ich noch die Maskenball-Szene, welche nicht zuletzt dank der grusligen Masken, die die Motive der Teilnehmer noch unklarer wirken lässt, ein wahrer Spannungshöhepunkt des Films ist, weil wir einfach nicht ahnen können, was mit Bill geschehen wird oder ob jemand nun wirklich für sein unerlaubtes Eindringen in den Club bestraft wird. Es ist schlimmer als so mancher Horrorfilm, wenn Bill von den Anwesenden eingekreist und gezwungen wird, seine Kleidung abzulegen.
Das Ende empfinde ich eher als optimistisch, da die beiden nun endlich ehrlich miteinander waren/sind und dadurch ein neues, solides Fundament für ihre Beziehung geschaffen haben. Ob die beiden das beibehalten können ist fraglich, allerdings denke ich schon das Bills Erlebnis auf ihn traumatisch gewirkt hat und er verstanden hat, wie unklug es ist seine geheime Fantasien zu unterdrücken bzw. nicht auszusprechen. Alice, die ihre eigenen, unter Verschluss gehaltenen Bedürfnisse nur unter Drogeneinfluss ans Licht brachte, kann ich da eher weniger gut einschätzen, auch wenn ich glaube, dass sie von Bills Ehrlichkeit, nun da sie ihn zum ersten Mal "richtig" sieht, sehr angetan ist, aber auch etwas Zeit braucht, um die erlebten Ereignisse erstmal zu verarbeiten.
Ein Film wie guter Sex: Perfekte Länge, gutes Tempo, ästhetisch ansprechend und gut geschauspielert von allen Beteiligten, vor allem der Frau.^^
Nach beinahe dreißig Minuten statischer Totalen passierte es dann plötzlich: Völlig überraschend sehe ich ein Close-up auf ein Telefon, das ohrenbetäubend laut klingelt und mich dadurch beinahe mit einem Satz vom Sofa fallen ließ. Wer ist hier wieder mal der Übeltäter? David Lynch natürlich, der mir im letzten Jahrzehnt meines Lebens schon so manchen Schreckensmoment beschert hat und dadurch auch gerne hin und wieder die Inszenierung in meinen Alpträumen übernommen hat, die nach Sichtung seiner Werke auf jeden Fall vermehrt auftreten.
"Rabbits", der sowohl eine kleine "Mulholland Drive" Reunion, als auch eine Dekonstruktion des zuschauerangepassten Sitcom-Formats darstellt, ist ein einzig surrealer Trip direkt in das Herz der Angst.
Drei Hasen fürchten sich vor dem Mann im grünen Mantel, der seine Ankunft durch wortlose Telefonanrufe und hämisch "lachende" Dämonen ankündigt, welche, sobald es auf die Geisterstunde zugeht, vermehrt erscheinen und einen das Blut in den Adern gefrieren lassen.
Wie so oft in David Lynchs Werken dominiert hier einzig allein die düstere und traumähnliche Atmosphäre, die durch das unnatürliche Verhalten und Sprechmuster der Hasen, sowie den unheilbringenden Ambientsound, der sich wie ein Zug in der Ferne anhört, der unweigerlich näher rückt, erzeugt wird.
Wenn sich kurz vor Schluss dann die Tür des giftgrünen Apartments scheinbar wie von selbst öffnet und ein markerschütternder Schrei einer Frau zu vernehmen ist, werde ich auf einmal aus der einlullenden Stimmung dieses Werkes gerissen und es fühlt sich so an, als ob ich die Angst, die die Hasen die ganze Zeit spürten, jetzt am eigenen Leib kennengelernt habe. Nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber eindeutig sehr intensiv und ungefiltert. Es ist die Angst vor dem Unbekannten, einer gefährlichen Präsenz da draußen, einem schrecklichen Geheimnis. Ein Geheimnis, das uns die Hasen nicht verraten wollen. Nun findet der Horror dort statt, wo unsere Fantasie freien Lauf hat.
"Tschick" hat mir verdammt viel Spaß gemacht und bescherte mir unterhaltsame 1 1/2 Stunden.
Es schleicht sich mir allerdings der Gedanke ein, dass Akins Road-Movie aus dramatischer Sicht die meiste Zeit eher auf den ersten Gängen rumstottert, anstatt zum Ende nochmal richtig Vollgas zu geben. Dennoch: Die Figuren und Schauspieler waren erfrischend, die emotionalen Szenen waren natürlich und einfühlsam dargestellt, ich habe einige Male herzhaft gelacht und doch wollte der Funke letzten Endes nicht so ganz überspringen. Zeitweise fühlte sich der Film etwas gestreckt an, es gibt sehr viele Szenen, in denen wir nur sehen wie die beiden (oder drei) in der Gegend rumfahren und sichtlich Spaß an der Sache haben. Diese Shots kommen mir deutlich zu oft vor und varrieren mir zu wenig bzw. zeigen mir kaum etwas Neues. Auch hätte ich gerne mehr über Tschick erfahren. Über seine Familie, die kulturellen Erwartungen an ihn und wie er nun mit seiner Homosexualität umgeht, nachdem er jemandem sein Geheimnis anvertrauen konnte. Auch Isa kam mir als Figur zu kurz und es kommt mir so vor, als ob ihre Geschichte eigentlich noch nicht abgeschlossen ist. Wie das im Buch war, weiß ich nicht mehr, da es schon schon einige Jahre her ist, dass ich es gelesen habe.
Ja, letztendlich war das Ganze schon ziemlich kurzweilig, aber ich befürchte, dass mir der Film nicht lange im Gedächtnis bleiben wird...
So fühlt es sich also an, wenn sich eine großartige Serie zu früh verabschiedet hat und einem das Herz blutet, weil einem bewusst wird, dass man die nach und nach liebgewonnenen Charaktere nie wieder sehen wird. Es tut verdammt weh.
Wenn ich mir überlege wie viel Potential hier noch vorhanden gewesen wäre, um mehrere Staffeln zu füllen und Judd Apatow, Paul Feig und Co sich austoben zu lassen, dann könnte ich vor Wut sofort an die Decke gehen und die schnelle Absetzung der Serie stundenlang verteufeln. Aber gut: Serenity now.
"Freaks and Geeks" (toller deutscher Titel übrigens, hört sich nach feingeistigen RTL-Nachmittagsprogramm an) hat mich in seinen leider nur 18 Episoden stetig von Neuem begeistert und ich war mir nach jeder Folge sicher meinen bisherigen Favoriten gefunden zu haben, nur um dann wieder total geflasht zu werden, sobald die nächste über meinen Bildschirm gelaufen war.
Die Serie fährt eine Vielzahl von sympathischen, dreidimensionalen Charakteren auf, die sich verdammt realistisch, bekannt und lebendig anfühlen. Denn keine Figur bleibt schwarz-weiß gezeichnet und lässt sich in eine passende Schublade stecken. Vielmehr kommen die ungewöhnlichsten Verbindungen zwischen unterschiedlichsten Altersgruppen zustande und es macht große Freude den liebenswerten Charakteren einfach nur dabei zuzusehen wie sie mit ihren vielschichtigen und schillernden Persönlichkeiten aufeinandertreffen. Dramatische Szenen sowie urkomische Momente wechseln sich mühelos ab und es gibt wirklich keinen einzigen Durchhänger, keine Folge, die nicht das erreicht hat, was die Autoren am Teenagerleben mit all seinen Sorgen, Nöten und Unsicherheiten veranschaulichen wollten. Und das obwohl die Serie noch in ihrer Anfangsphase war: Wow!
Den einzigen Kritikpunkt, den ich aber dennoch anbringen möchte, ist, dass sich einige Charakterentwicklungen und entstehende Beziehungen in den letzten zwei, drei Folgen etwas überhastet anfühlen, was vermutlich mit der plötzlichen Absetzung der Serie zusammenhing, wodurch die Autoren gezwungen waren etwaige Storylines für eine geplante zweite Staffel noch mit in die erste zu packen. Doch alles in allem ist dies ist nur ein kleiner Makel, der wirklich nicht sonderlich ins Gewicht fällt.
Schon beim Pilot wird klar, dass alle Beteiligten mit großer Motivation und Leidenschaft bei der Sache waren, was bei mir dafür sorgte, dass ich alles um mich herum vergessen und mich komplett in den Abenteuern von Lindsay, Sam, Daniel, Nick, etc. verlieren konnte. Es fühlt sich einfach so an, als ob man "gewöhnlichen" Leuten bei ihrem alltäglichen Leben zusieht, anstatt immer wieder daran erinnert zu werden, eine Serie zu gucken, in der Teenagern überdramatische und realitätsferne Dinge passieren, mit denen man sich keineswegs identifizieren kann.
"Freaks and Geeks" ist anders und besser als das, denn obwohl der Plot jeder Folge auf einen Bierdeckel passt und nur eine Entschuldigung dafür zu sein scheint, um diese wunderbaren Figuren in einen Raum zu bringen, ist gerade diese unspektakuläre, sich nicht in Plattitüden und Klischees flüchtende Erzählung der größte Glücksgriff der Serie. Mehr ist auch nicht nötig, um feinste Unterhaltung zu garantieren und Geschichten zu erzählen, die tief vom Herzen kommen und mit ziemlich großer Sicherheit direkt aus dem Leben der Autoren gegriffen worden sind. Auch die Darsteller scheinen volkommen in ihren Rollen aufzugehen, denn es gibt absolut niemanden in dieser Serie, den ich nicht gerne aufm Schirm hatte und nicht noch stundenlang weiter zuschauen hätte können. Ich hab mich auch ein bisschen in Linda Cardellini verliebt, was bei einem großartigen Charakter wie Lindsay Weir auch nicht anders geht. Eine derart süße, unabhängig-denkende, extrem intelligente und einfühlsame junge Frau sieht man wahrlich selten in Serien, geschweige denn in der Hauptrolle. Doch auch sie macht Fehler, ist nicht perfekt und bleibt mit dem Zuschauer absolut auf moralischer Augenhöhe. Ich darf gar nicht daran denken, welche tollen Geschichten man noch über ihre Entwicklung vom innerlich zerissenen Teenager zur selbstsicheren erwachsenen Frau erzählen hätte können.
Ach, es schmerzt schon wieder. Was soll ich jetzt tun? Vielleicht "The Grateful Dead" hören?
Schon ziemlich unerträglich diese "Komödie". Kreativer Bankrott an allen Ecken und Enden, keine Emotion der Figuren wirkt echt, dafür alles aufgesetzt und wie hundert Mal durchexerziert. Die vorhersehbaren und debilen Gags, von denen kein einziger landet, tun ihr Übriges.
Männliche Figuren sind entweder toughe Machos oder nicht ernstzunehmende Weicheier, weibliche sind gefühlvoll, weise und "wollen immer reden". Man hat Probleme in der Beziehung und betrügt sich gegenseitig? Egal, ein paar Kinder anschaffen und schon hat sich das Problem erledigt. Zwar hat keine Figur irgendwas gelernt oder sich weiterentwickelt, aber hey, mit dem Brecheisen herbeigeführte, lebensbedrohliche äußere Umstände lassen einem wieder an die Aufrichtigkeit der Liebe des anderen glauben. Wie romantisch.
Hugh Grant scheint das Ganze teilweise selbstironisch zu spielen, kann aber bei einem derartig mutlosen copy & paste-Drehbuch (Ordner: 08/15-RomCom-Plots) nicht mehr viel retten. Um mal Internet-Ikone Rich Evans zu zitieren: "It´s like being dead for 90 minutes...but you´re eating popcorn."
SPOILER!
Psychodrama über einen Mann, der sich selbst der größte Feind ist ("Enemy"), da ihm seine Angst vor Kontrolle ("Diktatur") durch seine Ehefrau und sein ungeborenes Kind, immer wieder in die Untreue zwingt und er es nicht schafft, seine sexuellen Bedürfnisse in den Griff zu bekommen. Um diesen unakzeptablen Aspekt seiner Persönlichkeit abzuspalten, kreeiert er die Rolle des freigeistigen, eher lässigen Schauspielers, der er auch gerne wäre, anstatt als Geschichtsprofessor auswendig gelernte, repetitive Vorträge zu halten, ein paar leidenschaftlose Nummern zu schieben und insgesamt ein Leben in bedrückender Monotonie zu führen.
Das Spinnenmotiv, welches sich durch den ganzen Film zieht, symbolisiert seine Angst vor Feminität, genauer gesagt vor den Anforderungen seiner Frau an ihn als Ehemann. Durch einen Besuch im schmierigen Strip/Sex(?)club zu Beginn, hofft er er die Spinne, welches ihr Netz um ihn immer stärker zusammenzieht, "zerquetschen" zu können, womöglich nur um den Reiz von neuem nackten Fleisches zu genießen ohne wieder in die körperliche Untreue zu verfallen oder durch unpersönlichen Sex für ein paar Stunden vor seinem einengenden, anstrengenden Leben zu flüchten. Doch sobald er im Alltag einer attraktiven Frau begegnet, kann er kaum an sich halten und denkt bereits wieder ans Fremdgehen (Vorraussdeutung: Sein Traum von der gut aussehenden Frau mit Spinnenkopf, die an der Decke entlangläuft, was sich dann ähnlich im Wachleben ereignet).
Der Ursprung seiner Bindungsängste? Seine eigene Mutter, zu der er ein recht angespanntes, kaltes Verhältnis hat und nach deren Erscheinung eine riesige Spinne über Toronto schreitet und omnipräsent sowie übermächtig ihre Präsenz kundig macht. Die "Mutter" all seiner Spinnenprobleme.
Später als er seine Affäre beim Autounfall verunglücken und damit aus dem Leben schaffen lassen will, sieht die zerbrochene Windschutzsscheibe stark einem Spinnennetz ähnlich, was verdeutlicht, dass er hoffnungslos in der Falle sitzt: Er kann weder seine Affäre, noch seine vergangene Taten, die er in seiner unterdrückten Ersatzrolle begangen hat, ungeschehen machen.
Dies kulminiert in seinen logischen Schlusspunkt , als er seine Frau noch einmal den sorgenden, liebenden Ehemann vorspielt, doch beim Auffinden des Schlüssels für den geheimen Sextreff, den sofortigen Entschluss fasst, dort wieder aufzutauchen, um seinen alten Gewohnheiten zu frönen. Sobald er diesen Plan geschmiedet hat und seiner Frau weißmacht, er müsse abends noch etwas tun, kann sie ihn nicht mehr hören, da sie nun wieder zu seiner unterbewussten Angst vor seinen Verpflichtungen geworden ist und ihm somit ihre wahre Form, sein Bilder von ihr, klar und deutlich in Übergröße zeigt. Er muss sich nun eingestehen, dass Weglaufen keinen Sinn mehr macht. Er akzeptiert dieses Spinneswesen und ist sich bewusst, dass Geschehnisse, - wie er am Anfang in seiner Vorlesung erklärt -, die sich dreimalig ereignen eher zur Farce als zur Tragödie werden. Das selbe Muster wiederholt sich immer wieder in seiner eigenen Geschichte und er ist nicht der Mann, der er gerne wäre. Die Frauen in seinem Leben haben ihn in der Hand, wickeln ihn ein und warten nur darauf ihr hilfloses Opfer zu verschlingen. Alternativ könnte das Ende auch so gedeutet werden, dass er erkennt, dass sein Fremdgehen mit den verbundenen Lügen und Ignoranz gegenüber seinen Verantwortungen, immer lächerlicher wird und es an der Zeit ist sich nun zu entscheiden, wie er sein Leben weiter leben möchte. Will er weiterhin den bemühten Ehemann spielen, eine Rolle, die ihm scheinbar gar nicht liegt und/oder möchte er wirklich an seinen Bindungängsten, seinem unehrlichen Verhalten arbeiten?
Ich bin mal so optimistisch und behaupte er wird sein Problem in Angriff nehmen, denn sobald er seine Frau in der finalen Szene als Spinne sieht, weicht sie ängstlich vor ihm zurück und er nickt akzeptierend. Manchmal reicht es schon aus, sich einem Problem bewusst zu werden, um dadurch zu erkennen, dass es keine Macht über einen hat und gar nicht so furchteinflößend, riesig und gefährlich ist, wie zunächst angenommen, bevor man sich damit auseinandergesetzt hat. Die Dinge, die einem am meisten Angst machen, müssen direkt konfrontiert werden, nur um sich letztendlich als Hirngespinst und durchaus lösbar herauszustellen.
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Tja, obwohl ich natürlich viele Gedanken aus den Film ziehen konnte und Spaß hatte mir das Ganze im Nachhinein zu erschließen, muss ich doch gestehen, dass ich mich während des Films schon ziemlich gelangweilt habe. Sämtliche Szenen mit den Spinnen, welche recht surreal und eindrücklich inszeniert waren, fand ich wunderbar creepy, doch den größten Teil der Laufzeit sehen wir leider nur Jake Gyllenhall - der eine grandiose Peformance in einer Doppelrolle abliefert! - irgendwo verwirrt oder ängstlich schauend in kargen Apartments rumsitzen oder durch deprimierende Straßen wandern. Der eklige Farbfilter tut sein übriges und alle Figuren wirken - wahrscheinlich gewollt - leblos und unmenschlich. Dies kreeiert eine recht "kranke" Atmosphäre und lädt nach Filmsichtung zu einer Dusche ein.
David Lynchs Meisterwerk "Lost Highway", der ja ähnliches thematisches Terrain beschreitet (Persönlichkeitsspaltung wegen Schuld, Angst vor dominanten Frauen, Wiederholung der Geschichte), ist diesem Film natürlich inszenatorisch und soundtechnisch deutlich überlegenener, beinhaltet viel mehr surreale, albtraumhafte Szenen, die man niemals vergessen wird und ist zudem streckenweise auch noch humorvoll, ergo unterhaltsamer, ohne jedoch seine düstere und kalte Atmosphäre einzubüßen.
"Enemy" scheint mir betont freudlos und artsy zu sein wollen, mit den laaaangen Close-Ups und laaaangsamen Szenenaufbau, der visuell immer wieder die Trostlosigkeit und Verzweiflung der Figuren bewusst machen will, aber einfach den Filmfluss ausbremst und dafür sorgt, dass sich keine dramatische Zuspitzung bemerkbar machen will. Nur weil mal zwei Minuten keiner ein Wort spricht, wird die anschließend "laute", dramatische Wendung nicht besser, geschweige denn schockierender. Oder kurz gesagt: Während ich an der Geschichte durchaus Interesse und Gefallen gefunden hatte, schlief mir bei den reizlos-gleichartigen Bildern immer wieder das Gesicht ein.
Mike Nichols´ Panoptikum von Unsympathen. Über die gesamte Laufzeit von "Die Reifeprüfung" habe ich mich gefragt, was ich eigentlich für diese jämmerlichen Charaktere empfinden soll. Für derart flache, persönlichkeitsfreie, den Mechanismen des Plots unterworfenen Pappaufsteller.
Der Appeal des Benjamin Braddock ist mir einfach nur ein Rätsel. Athlet soll er sein, Chef der Schülerzeitung und Abschlussschüler mit Bestnoten. Gleichzeitig scheint er aber sozial so inkompetent, so arschkriecherisch und so roboterhaft durchs Leben zu gehen, dass es mir schwerfälllt zu glauben, dass auch nur irgendeine Frau Interesse an ihm haben könnte. Wo ist denn da der Reiz? Seit wann stehen Frauen auf Männer, die keinerlei Ambitionen, Träume, Leidenschaften haben und in ihrer Gegenwart nichts zu sagen haben, außer Plattitüden oder bemühte Höflichkeiten? Und wann zum Teufel ist es eigentlich Standard geworden, dass es süß oder romantisch ist, wenn der zurückgewiesene verliebte Mann auf einmal anfängt, seine Angebetene zu stalken? Im echten Leben - unter anderen in meinem Umfeld - gibt es für Frauen nichts grusligeres und abturnenderes als irgendeinem Typen ausgesetzt zu sein, der den Schuss nicht gehört hat und weiter versucht ihnen näher zu kommen, obwohl er schon abgewiesen wurde.
Aber in diesem Film ist das okay, denn Elaine Robinson hat ohnehin keine eigene Persönlichkeit oder Agenda, sondern muss sich so verhalten, wie es der Plot eben gerade braucht. Die Liebesgeschichte zwischen Elaine und Ben ist absolut hanebüchen und unglaubwürdig. Nach einem Date sollen die beiden verliebt sein, nachdem er sie wie Scheisse behandelt und am Ende noch zwei nette Sätze zu ihr gesagt hat. Ach, wie putzig! Dann muss er ihr beichten, dass er mit ihrer Mutter geschlafen hat und sie wirft ihn raus. Wenig später glaubt sie noch er hätte ihre Mutter vergewaltigt, aber nachdem er ihr geschworen hat, dass das auf keinen Fall so gewesen wäre, will sie unbedingt, dass er bleibt, weil sie irgendwie doch in ihn verliebt ist. Aber anscheinend nicht so stark wie gedacht, denn die Hochzeit mit irgendeinem Schönling, will sie dann noch durchziehen. Hier kann Ben dann endlich zu seiner heroischen Tat schreiten und sie vor der Ehe bewahren und ihr eine Beziehung anbieten, die wahrscheinlich noch destruktiver und schneller vorbei ist als ihre zuvor angestrebte. WTF? Ich finde wirklich jede Figur in diesem Film ausgesprochen dämlich und kann diese Art von impulsiven, unüberlegten Entscheidungen einfach gar nicht nachvollziehen. Wie kann man bspw. jemanden am Altar stehen lassen und mit irgendeinem anderen Typen durchbrennen? Soll sowas romantisch sein? Anscheinend nicht, denn die Schlusseinstellung zeigt Ben und Elaine mit ausdruckslosem Gesicht dasitzen und ihnen wird erst nach und nach bewusst, was sie da angerichtet haben. Mir bricht das Herz bei so viel Dummheit.
Mal im Ernst, inwiefern ist der Film denn subversiv, wenn Ben letztendlich genau mit der Frau zusammenkommt, die seine Eltern ohnehin für ihn ausgesucht haben? Wenn er mit der alten Ms. Robinson durchgebrannt wäre, ja dann könnte man sagen, dass dieser Coming of Age-Film mit sozialen Normen bricht und uns ein für damalige Zeiten gewagtes Ende präsentiert, aber diese Farce hier?
Apropos Ms. Robinson: Wie viele Potential wurde hier verschenkt? Wir lernen fast gar nichts über sie, es findet kein Konflikt in ihr statt, sich zu fragen, ob sie ihren Mann betrügen will; wir wissen nicht, was Ben ihr bedeutet und ihre graduelle Enthüllung als giftige Harpie fand ich auch extrem enttäuschend. Wie wäre es wenn sie sich stattdessen hin- und hergerissen fühlen würde, zwischen ihrem Mann, der ihre finanzielle und materielle Sicherheit bietet, aber nicht besonders attraktiv ist und Ben, der ihr mit seinem jugendlichen Charme und vor sich hin driftenden Art, mehr an ihre Jugend erinnert. Doch der Film macht dieses Fass gar nicht auf, am Ende ist sie nur noch eine verbitterte, hysterische Frau, die Bens Leben zerstören will, weil sie nicht möchte, dass Ben mit ihrer Tochter zusammenkommt. Auch hier gefallen mir die altbackenen Untertöne nicht. Als ob Ben nur von dieser Affäre mit einer älteren Frau gereinigt werden könnte, indem er brav mit ihrer jungfräulichen Tochter zusammenkommt, wie sich das eben so gehört. Ach Gottchen, was für ein umstürzlerisches Meisterwerk.
Anfangs dachte ich noch, dass Ben mir eigentlich genügend Identifikationspotential bieten würde, da es doch auch in meinem Leben nach einigen Schulabschlüssen oder absolvierten Ausbildungen eine Phase gab, in der ich nur mit dem Auto durch die Gegend fuhr, mich mit Freunden traf und erstmal entspannte, um nach und nach zu sehen, wie es mit meiner Zukunft weitergehen sollte.
Und doch fand ich die Szenen, in denen irgendein Simon & Garfunkel-Song lief und Ben irgendwo stand, saß oder lag und mit ausdruckslosem Gesicht in die Gegend starrte, unheimlich zäh und einschläfernd. Ich denke, das liegt auch daran, dass Ben für mich einfach ein unbeschriebenes Blatt ist. Was sind denn seine Träume, Wünsche oder Ambitionen? Anscheinend nicht den zuvor angestrebten Weg weiterzugehen und erstmal ein bisschen durchs Leben zu driften, okay, und weiter?
Will er jetzt aus dem engen gesellschaftlichen Korsett ausbrechen oder doch ein konservatives Leben mit Elaine führen? Was will diese Figur? Und welche Hindernisse stehen ihr im Weg, um ihr Ziel zu erreichen? Keine Ahnung.
Sollte dieser Film nun eine glaubwürdige Coming of Age-Geschichte sein, was aber angesichts der schrecklich überzeichneten Erwachsenen und "kreischenden" Frauen extrem unwahrscheinlich ist oder handelt es sich hierbei um eine Satire, die mal so gar keinen Biss hat und extrem konservativ und zahnlos endet? Im Endeffekt interessiert es mich gar nicht, da ich den Film als extrem anstrengend und seine Figuren als absolut erbärmlich empfand.
Irgendwie werde ich mit dem RomCom-Genre wahrscheinlich nie richtig warm werden. Das liegt vermutlich daran, dass der Ausgang der Geschichte - bis auf ein paar wenige Ausnahmen - schon von Beginn an feststeht (Das Pärchen kommt zusammen) und die Hindernisse, die den Liebesvögeln entgegengeworfen werden, oft ermüdend redundant und höchtens zweckdienlich sind, damit man auch auf seine eineinhalb Stunden Film kommt. Zudem spielt in diesen warmen, quietschbunten Welten nur das Finden der wahren Liebe eine Rolle, während andere Lebensziele wie Selbstverwirklichung, Hobbys sowie berufliches Entfalten die Figuren höchstens peripher tangieren.
Nachdem das gesagt ist, halte ich "Harry und Sally" jedoch für einen äußerst charmanten und besseren Vertreter dieses Genres. Das liegt an den pointierten, schlagfertigen Dialogen, kreativen inszenatorischen Ideen (Split-Screen, Zwischenschnitt auf die alten Ehepaare) und den liebenswerten Charakteren, die von charismatischen Schauspielern, allen voran Billy Crystal und Meg Ryan, wahnsinnig gut verkörpert werden. Auch das Thema Freundschaft zwischen Mann und Frau wird um einiges nuancierter behandelt, als es in diesem Genre oft der Fall ist. Hinzu kommt Rob Reiners Spiel mit dem üblichen Liebesfilmklischees, welche als solche aufgezeigt, gebrochen und dann doch wieder bestätigt werden, was aber in jedem Fall mehr Spaß macht, als diese nur kiloweise serviert zu bekommen, ohne dass man das Gefühl hätte, die Verantwortlichen sind sich derer nicht bewusst.
Ich empfinde gerade tiefe Ehrfurcht vor dem, was David Simon und Co. hier über die letzten 60 Folgen auf die Beine gestellt haben. Gleichwohl: "The Wire" als Seherfahrung in Worte fassen? Schwierig.
Zahlreiche Lobeshymnen wurden doch bereits von allen Seiten gesungen und ich bin mehr oder weniger sprachlos. Dass eine Serie, die sich derart den modernen Sehgewohnheiten verweigert und nichtsdestotrotz so unterhaltsam ist, grenzt schon an ein kleines Wunder. Eigentlich hätte ich direkt Lust wieder von vorne anzufangen, ein Wunsch den ich selten bei Serien hege, aber aufgrund der erinnerungswürdigen, vielschichtigen Figuren, der stets im Vordergrund stehenden thematischen Dichte, der komplexen sozio-ökonomischen Darstellung der Stadt Baltimore, dem ausufernden aber dennoch durchgehend dynamischen Plot sowie der spannenden, epischen Erzählweise, die "The Wire" wie einen verdammt guten amerikanischen Roman wirken lässt, mich schon fast dazu nötigt. Obwohl ich schon zahlreiche "große" Serien hinter mir habe, hat David Simons Meisterwerk meine Geschmacksparameter doch wieder entschieden erweitert und die Serien, die jetzt darauf folgen werden, haben ein schweres Erbe zu tragen. Denn seien wir mal ehrlich: Viel besser geht es doch wirklich nicht, oder?
"Sheeeeeeeeeet!" (Clay Davis)
Schöner Artikel!
Die "Mr. Vincent Vega eckt an"-Kolumne hatte ich inzwischen schon wieder vergessen, mein Güte das waren Zeiten. Hab mich da jede Woche diebisch drauf gefreut, wenn hier die Fetzen geflogen sind.^^
Ich bin hauptsächlich bei moviepilot zu Gange, weil ich einfach finde, dass ich hier die besten Reviews zu Filmen und vor allem Serien finde. Ich tue mich im deutschen Raum immer schwer Rezensenten zu finden mit deren Reviewstil und Filmanalyse ich zurecht komme. Viel zu oft werden mir Filme einfach viel zu oberflächlich besprochen und meistens kommt nicht zu Tage, warum den ein Film jetzt nicht funktioniert hat und wie man es eventuell anders oder besser hätte machen können. Wenn ich bspw. lese "Dem Plot ging nach 2/3 die Luft aus, wodurch der Film auf ein enttäuschendes Ende zusteuerte" dann mag das ja durchaus so sein, aber es interessiert mich viel mehr das WIE, also warum ging dem Plot die Luft aus, auf welche einzelnen Elemente des Drehbuchs oder der Regie lässt sich das zurückführen. Und viele Leute hier haben da einfach ein gutes Auge dafür und helfen mir oft dabei eben genau die Schwächen bzw. Stärken eines Film auszumachen, um einen größeren Erkenntnisgewinn dabei mitzunehmen. Obwohl ich manchmal auch mitdisktuiere, bin ich meistens eher ein stiller Leser und genieße - und schreibe häufig selbst - mit Vorliebe harsche Verisse sowie himmelhochjauzende Lobreden.
Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich im Kino noch nie so durch einen Film quälen musste und jede Minute hoffte, dass das Elend bald sein Ende nehmen würde wie nach diesem Machwerk.
"La La Land" ging mir so außerordentlich auf die Nerven und schickte mich nach zwei Stunden gepflegter Langeweile in ein derart schmerzvolles Wachkoma, dass ich nach dem Kinobesuch erstmal eine halbe Stunde abranten musste, um meine Wut wieder abzubauen.
Schon von der Eröffnungsszene an, konnte ich mich gar nicht in Chazelle kunterbunten Musicalwelt verlieren. Ohne jeglichen Spannungsaufbau beginnt das Gesinge auf der Autobahn, die Beleuchtung sieht aus wie aus einem alten Romero Zombie-Film und keine Melodie, kein Ton bleibt auch nur irgendwie hängen.
Dafür tauchen dann Ryan Gosling und Emma Stone auf und wandern als charmlose Abziehbildchen durch die Gegend, während sie tausendfach-gehörte Dialoge über Träume, Kunst und Erfolg vortragen. Oh diese Melacholie, diese Schwere des Künstlertums, festgehalten wird sie in Style over Substance-Longtakes, in denen uns klar werden soll, wie bemitleidenswert das Leben der beiden doch ist. Dieses Leben als Kellnerin mit Hollywoodpartys oder als Jazz-Musiker in einem kleinen Zweizimmer-Apartment mit Retroauto ist schon niederschmetternd, was für bemitleidenswerte Menschen.
Wer sind diese Figuren? Was macht deren Beziehung aus? Warum funktioniert ihre Beziehung im Gegensatz zu anderen, was macht sie besonders? Warum interessiert es Sebastian auf einmal, was Mias Mutter über ihn denkt? Wurde irgendwann mal thematisiert, dass Seb annimmt, Mia würde mehr von ihm erwarten? Wieso ist gerade diese Beziehung so ein einschneidendes Erlebnis in ihrer beider Leben? Wenn die beiden so verliebt ineinander sind, warum können sie ihren Scheinkonflikt nicht aufarbeiten? Was spricht denn dagegen, wenn Mia mit Seb auf Tour geht und nebenbei irgendwelche Vorsprechen annimmt? Was spricht dagegen sich gegenseitig zu unterstützen? Wie steht Mia zu ihrem Ehemann mit Kohle, ihrer stark konservativen Lebensentwicklung? Warum beinhaltet die Szene zwischen Seb und seiner Schwester eine der schlimmsten Expositionen, die ich in letzter Zeit gehört habe? Und warum sollte ich mich für zwei Figuren interessieren, die anscheinend nur Celebrities werden wollen?
Fragen über Fragen, die für mich nicht zufriedenstellend beantwortet werden. Dafür, dass der Film hauptsächlich die Beziehung der beiden verhandelt, lernen wir quasi gar nichts über deren Innenleben, deren psychlogische Chrakterisierung. Sie sind genauso lieblos und flach wie ihre mit dünner Stimme vorgetragenen Musicalnummern, die sich unheimlich beliebig und vergessenswert präsentieren. Und dann gibt es dabei nicht einmal viele durchkomponierte Musicalnummern, lieber wird die meiste Zeit nur gelabert und um sich selbst gekreist. Anstatt beeindruckende Jazz-Kompositionen zu hören, werden wir von der erwähnten "Fahrstuhlmusik" zugedröhnt. Ryan Goslings "City of Stars", welches für ein Outtake-Reel in Ordnung gewesen wäre, wird dann sogar gleich gefühlte 5 Mal wiederholt. Beim letzten Mal war ich wirklich kurz davor aufzustehen und den Saal zu verlassen, hatte ich es doch satt, immer wieder das gleiche weinerliche Gesinge vorgetragen zu bekommen. Klar: Stone und Gosling machen bei Gesang und Tanz das Beste aus ihren limitierten Fähigkeiten, mitreißend ist das Ganze deshalb aber noch lange nicht.
Aber ich merk schon wieder wie die Wut in mir aufsteigt, deshalb werde ich das Ganze hier zügig abschließen. Das Ende, welches wie der Rest der Film wehleidig und jammerlappig daherkommt (Oh, was wäre wenn?), offenbart dann noch einmal die absolute Gehaltlosigkeit und konservative Haltung des Films. Mia ist Mutter und Ehefrau und konnte ihren "Traum" durch Geld und richtige Kontakte in die Tat umsetzen - von Eigenregie ist gar keine Rede mehr - und Sebastian konnte seinen Club aus unerfindlichen Gründen wohl doch noch öffnen. Wahrscheinlich musste er nur an sich glauben und reichlich Geld verdienen. You know, deep stuff.
Der Film endet einfach, es findet keine dramatische Steigerung der Geschehnissse statt, keine Zuspitzung des Konflikts, kein Hadern mit sich und der Welt, alles plätschert so dahin. Die zuvor etablierte Fantasy-Hollywoodwelt soll nun einem realistischen, zynischen Ende weichen, wonach man entweder nur erfolgreich sein oder die große Liebe finden kann, auch wenn mit ein bisschen Intelligenz und Spontanität beides funktioniert hätte.
Eine der besten Serienstaffeln, die ich je gesehen habe. Wie meisterhaft hier alle Handlungsstränge zusammenlaufen, scheinbar unwichtige Ereignisse aus der Vergangeheit wieder relevant werden und die politischen Ränkeschmiedereien und Machtspielchen sämtlicher Gesellschaftsschichten scheinbar mühelos behandelt werden, ist wirklich ein Bild für Götter.
Zudem ist die Serie nicht wie in Staffel 2 ständig pessismistisch und deprimierend, nein, hier finden sich auch einige Lichtblicke wieder (Carcetti/Cuttie/Calvin), die den Sehgenuss um einiges erleichtern und dadurch auch ein komplexeres und ausgewogeneres Gesellschaftsporträt von Baltimore zeichnen. Vor David Simon kann man wirklich nur den Hut ziehen, da ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen kann wie man eine Serie wie "The Wire" überhaupt zu Papier bringen kann: Gefühlte 100 Handlungsstränge, unzählige relevante Figuren, ein thematischer Tiefgang der seinesgleichen sucht, ein Auge für puren Realismus und Kreditbilität, denkwürdige Monologe/Dialoge sowie eine einzigartige Unverfälschtheit durch den dokumentarischen Charakter der Serie, die dem Zuschauer eine Intelligenz zugesteht, von der viele Serien und Filme nur träumen können. Bravo!