RaZer - Kommentare

Alle Kommentare von RaZer

  • 6 .5
    über Becky

    Falls noch irgendjemand Zweifel daran hegt, dass man eine Teenagerin lieber nicht zu sehr reizen sollte, dürften diese hiermit ausgeräumt sein. Die hemmungslos überzeichnete „Kevin allein zu Haus“-Nummer hier ist in ihrer Kompromisslosigkeit stellenweise schon beeindruckend.
    Becky hat es wahrlich nicht leicht: die Mutter gestorben, der Vater neu verliebt und so direkt Anschluss in der Schule scheint sie auch nicht zu haben, da kommen ein paar Verbrecher gerade recht, um sich ein wenig abzureagieren. Diese fiese und moralisch sicher etwas fragwürdige Geschichte legt nicht viel Wert auf Glaubwürdigkeit, ist dafür aber resolut und handwerklich solide inszeniert. Da spielt es nur bedingt eine Rolle, wie hoffnungslos dämlich die Angreifer bisweilen agieren. Lulu Wilson gefällt mir außerordentlich gut, sie hat richtig Biss und man nimmt ihr diese Wut und den Mut der Verzweiflung absolut ab. Und wann hat man schon mal die Möglichkeit Kevin James, als mies gelaunten, bärtigen Nazi zu erleben?
    Substanz mag der Film keine haben und gewiss stößt er dem ein oder anderen, empfindlichen Zeitgenossen sauer auf, doch er zieht sein Ding eisern durch, hat eine tolle Hauptfigur, einen markanten Gegenspieler und lässt sich nicht an die Kette legen. Das hat seinen (dreckigen) Charme.

    1
    • 7 .5

      Drei verlorene Seelen sind dazu verdammt die Weihnachtsfeiertage miteinander zu verbringen. Klingt erstmal nicht sehr kreativ, widmet sich dem Stoff aber mit weit weniger Kitsch, als Weihnachtsfilme das normalerweise tun und beweist dennoch Gespür für die Figuren und deren Gefühlswelt. "The Holdovers" will primär als Drama verstanden werden, etwas Komik zur gelegentlichen Aufheiterung der Situation fehlt aber nicht. Angenehme Mischung.

      Die drei Charaktere, die durch verschiedenste Umstände dazu gezwungen sind, an dem spießigen Internat zu bleiben, sind nur auf den ersten Blick verschieden. Der grimmige Lehrer, der von niemandem gemocht wird, der vernachlässigte Schüler, der bei Mutter und Stiefvater in der Prioritätenliste weit unten steht und die gutherzige Köchin, die den Verlust ihres in Vietnam gefallenen Sohnes verkraften muss, sie alle eint, dass sie sich von der Welt verraten fühlen, aber doch nicht aufgeben wollen.

      Paul Hunham, der die zentrale Figur des Films bildet und von Paul Giamatti überragend verkörpert wird, mag erstmal wie ein mustergültiges Arschloch wirken, doch wenn man erstmal mehr über ihn erfährt, versteht man, warum dieser Mann so tickt. Das Schicksal verpasst ihm einen Tritt nach dem anderen, da ist seine Verbitterung absolut nachvollziehbar. Wer hätte nicht schlechte Laune, wenn er versnobte Arschlochkinder unterrichten müsste, die sich allesamt für etwas Besseres halten? So einfach ist es aber auch an der Stelle nicht, auch die Jungs haben ihre Probleme. Dass Hunham doch tief drin ein Herz hat, gehört dann zu den obligatorischen Weihnachtswundern. Die Dynamik zwischen den Protagonisten ist jedenfalls top.

      Kein klassischer Weihnachtsfilm, zum Glück, sondern eine Episode aus dem Leben dreier Personen, die es nicht leicht haben und sich zumindest über die Feiertage irgendwie gegenseitig etwas Halt geben. Dass „The Holdovers“ dabei ohne den ganz großen Schmalz auskommt, sei ihm hoch anzurechnen.

      4
      • 3
        über Argylle

        Matthew Vaughn ist leider kein Garant mehr für Qualität. Nach dem bereits quälend schlechten „The King's Man - The Beginning“ liefert er hier die nächste Gurke. Ich weiß nicht genau was ich von „Argylle“ erwartet habe, aber eine lieblos zusammengeschusterte Agentenparodie, die sich offenkundig selbst für super cool und kreativ hält, ihn Wahrheit aber von einem Zwölfjährigen mit ADHS stammen könnte, stand nicht auf meinem Zettel.

        Der gesamte Film ist unfassbar infantil und einfallslos. Er klaut sich alles zusammen, geht dabei nie auch nur ansatzweise clever vor und wird mit jeder Minute nerviger. Von den vermeintlich einfallsreichen Twists zündet nicht einer, es ist auch viel zu schlecht und arrogant erzählt, um ernsthaft mitzufiebern. Ob die grottigen Effekte ein gewolltes Stilmittel sind, um den satirischen Charakter zu unterstreichen, kann ich nicht beurteilen, doch genauso wie die gasamte Inszenierung wirken sie halbgar und künstlich. Keine Ahnung, was mit Vaughn los ist, er begnügt sich sogar damit hier auf weichgespülte Action zu setzen. Der Film schreit förmlich nach einem R-Rating, aber er wird nicht erhört. Der Schnitt hat mich phasenweise fertig gemacht. Dieser grottenschlechte Wechsel zwischen Realität und Fiktion bzw. zwischen den Schauplätzen ist fürchterlich und nervt nur. Man schämt sich hier wirklich für gar nichts, allein die CGI-Katze bereitet fast schon physische Schmerzen. Technisch ist das gesamte Projekt in einem erbärmlichen Zustand.

        Der Cast gibt sich Mühe, aber bei der Nummer hier liegt zu viel im Argen. Bryce Dallas Howard (die nebenbei bemerkt ganz schon aufgegangen ist) und Sam Rockwell sind ein nettes Gespann. Besonders Rockwell holt ein paar Sympathiepunkte raus, die der Film dringend nötig hat. Retten kann er diese Luftnummer nicht, was auch für Samuel L. Jackson, Henry Cavill und John Cena gilt, die allesamt viel zu wenig Screentime bekommen, als dass sie hier korrigierend eingreifen könnten. Bryan Cranston als Gegenspieler gibt sich mit einer Standardvorstellung zufrieden.

        Ausfall in fast allen Systemen: Story, Optik, Atmosphäre und Inszenierung, alles dürftig bis grauenvoll. Einzig der Cast rettet ein paar Pünktchen, doch da muss man schon fast von Mitleid sprechen.

        2
        • 7 .5
          RaZer 27.03.2024, 20:19 Geändert 27.03.2024, 22:01

          Irgendwo angesiedelt zwischen Wes Anderson, David Cronenberg und Lars von Trier gerät "Poor Things" zu einem sehr interessanten, latent verstörenden und erfrischend ungenierten Projekt. Eine launige Bearbeitung des klassischen Frankenstein-Stoffs mit (manchmal etwas übersteigerter) feministischer Note, schrägem Humor und sehr spezieller Optik. Wären nicht die Spielereien mit den Farben und der Kamera (z.B. die öfters eingesetzte Fischaugenoptik) würde der Film locker als aufwendiges, vielleicht sogar avantgardistisches Theaterstück durchgehen. Die Krux an solch bisweilen exzentrischen Kunstfilmen ist leider, dass sie auf Dauer anstrengend sein können. Damit hat auch Yorgos Lanthimos hier zu kämpfen, manchmal ist es ein bisschen viel stilistische Herumspielerei.

          Dass Emma Stone hiermit ihren zweiten Oscar einheimsen konnte, ist völlig in Ordnung. Bella verlangt ein hohes Maß an Facettenreichtum, Selbstironie und Freizügigkeit, das ist keine dankbare Rolle, aber Stone meistert sie bravourös. Vom geistigen Stand eines Kleinkinds und der Motorik einer Aufziehpuppe hin zu einer Art Sheldon Cooper mit ausgeprägtem Sexualtrieb. Spannende Metamorphose, kein Zweifel. Frei von moralischen Zwängen und antrainierten Wertvorstellungen entwickelt sie eine ganz eigene Sicht auf die Welt und in dieser gehört es gleichermaßen dazu ihre Mitmenschen vor den Kopf zu stoßen, wie auch ausgiebig mit ihnen zu vögeln. Das Ganze driftet phasenweise wirklich Richtung Kunstporno ab, spätestens im Bordell in Paris erschöpfen sich diese Szenen aber merklich und wirken zusehends ermüdend. Dennoch ist die Entwicklung dieser Figur einmalig erzählt und präsentiert. Der restliche Cast kann da nur als Steigbügelhalter dienen, macht das allerdings sehr gut. Gerade Willem Dafoe als entstellter, ehrgeiziger Wissenschaftler mit Gottkomplex, der trotz allem noch ein Herz in sich trägt, ist schon sehr stark.

          Die alternative Realität, die hier als bunte Steampunkwelt präsentiert wird, zeugt von Kreativität, aber vielleicht nicht immer unbedingt von gutem Geschmack. Das exzentrische Kostümdesign beispielsweise, beißt schon ein wenig in den Augen. Der Aufwand, der für diese eigenwillige Optik betrieben wird, verdient jedoch trotz so mancher Entgleisung absoluten Respekt. Es gibt wirklich schöne Stilmittel hier, z.B. wie Bella schwarzweiße Welt bunt wird, wenn sie ihrem "Gefängnis" entkommt und ihren Geist erweitert.

          Genauso wie der experimentell wirkende Soundtrack, so sind auch die Erzählweise und die optische Präsentation irgendwann ziemlich fordernd, doch im Verbund passt das trotzdem gut zusammen. "Poor Things" wird manch einen Zuschauer überfordern, wahrscheinlich sogar brüskieren und ist ohnehin nicht für die breite Masse gemacht, doch daran ist nichts schlecht. Man muss sich eben ein wenig darauf einlassen können.

          4
          • 7

            Mit dem original "Road House"-Film, der wunderbar in seine Zeit passte und teils sogar ein wenig "A-Team"-Flair versprühte, hat das Remake nicht sonderlich viel gemein. Das dürfte auch gar nicht das Ziel gewesen sein. Doug Limans "Road House" ist aufwendiger und trotz des Versuchs dreckig zu wirken doch irgendwie ziemlich poliert und steril. Einzig die grundsätzliche Story, die sich nicht sonderlich Mühe gibt kreativ zu sein, teilen sich Original und Nachbau.

            Charlie aus dem Buchladen (die einzig annähernd interessante Nebenfigur) trifft mit ihrer Analyse, dass die Geschichte einem alten Western ähnelt, den Nagel auf den Kopf. Der eher schweigsame Held trifft in einem kleinen Örtchen ein und legt sich dort mit den selbsternannten Herrschern an. Eine Art Saloon, in dem jeden Tag die halbe Einrichtung zerdroschen wird, gibt es auch, nur das heitere Klaviergeklimper fehlt. Für einen zweistündigen Film ist das leider sehr wenig Handlung und das merkt man als Zuschauer. Besonders der Mittelteil hängt massiv durch, da geht nichts vorwärts. Anfang und Ende sind dafür ganz gut, es gibt amtlich auf die Fresse und auch sonst ein paar ordentliche Actionszenen. Leider sind die Gegenspieler nicht mehr als generische Standard-Drecksäcke.

            Jake Gyllenhaal hat sich hierfür zu einer ziemlichen Maschine hochtrainiert und führt das auch mit Stolz vor. Als ehemalige UFC-Kämpfer, der ein Trauma mit sich herumschleppt und ein bisschen mehr sein will, als nur ein Rausschmeißer, hatte er hier so seinen Spaß und agiert absolut sympathisch. Ich mag diese ruhigen Figuren, die wissen, was sie können, es aber erst dann einsetzen, wenn man sie zu sehr provoziert. Dalton versucht es immer erst im Guten, bevor er Schmerzen verteilt, aber dann gibt es keine Gnade mehr. Leider sind sämtliche anderen Charaktere weitgehend uninteressant. Wie NPCs in einem mittelmäßigen Spiel: farblos und weitgehend verzichtbar. Kampfsportlegende Conor McGregor hätte eventuell gut daran getan sein Engagement hier nochmal zu überdenken, der Fremdschämfaktor des völlig überzeichneten Comicbösewichts, den man ihm hier aufdrückt, ist mit normalen Mitteln nicht mehr messbar.

            Ein netter Actionthriller, der seine Momente hat und mit einer coolen Hauptfigur glänzt, in der B-Note aber nahezu keine Punkte sammeln kann. Erinnert ein wenig an die alten Klamaukfilme aus der guten, alten Zeit von Bud Spencer und Co., nur eine Spur härter und weit weniger charmant.

            2
            • 6

              "Safehouse" versucht sich im Fahrwasser von "Sicario" zu bewegen, muss das Ganze nur eben eine Spur kleiner aufziehen. Für einen Low-Budget-Thriller mit begrenzter Location ist das ganz anständig. Hat manchmal fast etwas von einer Folge "Homeland".
              Komplett logisch ist die Handlung dabei nicht immer und der Zufall hilft schon sehr oft mit, das Drehbuch ist ziemlich generisch. Kartell, CIA, doppelte Spiele, im Zweifel geht sowas immer, wenn man sonst keine Idee hat. Immerhin nerven die Figuren nicht und zumindest etwas unfreiwillige Komik ist auch dabei. Die feindliche Scharfschützin zum Beispiel, könnte sofort als Storm Trooper anfangen, so treffsicher, wie die Trulla sich präsentiert. Hauptfigur Carla bekommt auch gut zu tun: kaum taucht die Medizinstudentin irgendwo auf, gibt es prompt Verletzte zu verarzten. So ein Zufall aber auch.
              Solide Ware der unteren Mittelklasse mit minimalistischer, aber handwerklich annehmbarer Action.

              1
              • 7
                über DogMan

                Luc Bessons bisweilen abgefucktes "101 Dalmatiner"-Rip-Off ist dramaturgisch interessant, zwar nicht immer logisch oder durchdacht, aber wirklich interessant. Ein düsteres, schmutziges Erwachsenen-Märchen über einen Mann, dem das Schicksal einen Tiefschlag nach dem anderen versetzt, der aber dank seiner vierbeinigen Freunde nicht aufgibt.
                "DogMan" lebt schon ein wenig von Klischees und biegt sich die Dinge zurecht, doch einen Anspruch auf Glaubwürdigkeit erhebt der Film nie. Die Story will in gewisser Weise Mut machen, aber auch schockieren und auf bizarre Art unterhalten. Das gelingt Besson ganz gut, eine gewisse Faszination geht von der Geschichte, die ihre Geheimnisse Stück für Stück preisgibt, schon aus. Daran dürfte vor allem Caleb Landry Jones seinen Anteil haben, der die undankbare Figur des Douglas Munrow grandios mit Leben füllt. Einen, an den Rollstuhl gefesselten und nebenbei als Travestiekünstler arbeitenden, Hundefreund mit diversen seelischen Traumata darzustellen, noch dazu in einer ziemlich abgeranzten Umgebung, war sicher kein Vergnügen. Für ein gewisses Maß an Komik sorgen stattdessen seine tierischen Freunde, deren Verhalten tatsächlich teils an einen Disneyfilm erinnert, nur eben ein paar Stufen härter.
                Ein wenig Quentin Tarantino, ein wenig Tim Burton, vielleicht sogar eine Brise Wes Anderson, Besson bedient sich bei anderen Altmeistern und serviert einen etwas einfältigen, aber zweifelfrei nicht alltäglichen Film, der sich schwer in ein Genre pressen lässt.

                2
                • 4 .5

                  Nicht ganz die erhoffte Trashperle mit durchgängigem Spaßfaktor, dazu sind die Durchhänger zu groß, dennoch ist "Apocalypse Clown" ein aberwitziger, bizarrer Trip voller schräger Szenen. Der Plot klingt ja schon nach Comedy-Gold: Eine Gruppe abgehalfterter Clowns macht sich mit einem aufziehbaren Auto während des vermeintlichen Weltuntergangs auf die Suche nach neuem Glück, da steckt viel Potenzial für irre Unterhaltung drin. Davon bleibt leider zu viel ungenutzt.

                  Die Figuren sind trotz ihrer Macken eher farblos und allenfalls leidlich sympathisch, oft auch sehr überdreht. Deshalb kommt der Film nie wirklich in einen Flow. Einige Gags sind absolut grandios und herrlich dämlich, aber es gibt viel Leerlauf und einige Blindgänger dazwischen. Hin und wieder stand Krusty aus den "Simpsons" Pate für einige Szenen, vielleicht hätte man das noch etwas vertiefen sollen, denn so richtig Schwung kommt in die Story sonst kaum. Einigermaßen witzig ist noch die wirre Verschwörungstheorie, die Jenny am Ende vor laufender Kamera zum Besten gibt.

                  Hin und wieder blinzelt auf, was "Apocalypse Clown" hätte sein können, aber weder die Regie, noch der Cast oder die Autoren waren fähig das vollumfänglich umzusetzen. So bleibt es solider Trash mit vielen Schlaglöchern.

                  2
                  • 3 .5

                    Wieso genau China sich genötigt sah eine direkte Antwort auf die berüchtigten The Asylum Monsterfilme aus den USA zu geben, wird wohl ein Rätsel bleiben, es ist ja nun wirklich nicht die gute Art von Trash. Doch sie beweisen eindrucksvoll, dass auch sie diesen Müll mit Kopfschmerzfaktor zustande bringen. Gewürzt mit dem stets bizarr anmutenden Overacting, das man in Fernost gerne mal zelebriert, schwingt sich "Deep Sea Mutant Snake" dazu auf ganz vorne in diesem Rattenrennen mitmischen zu wollen.
                    Von der Story, über die Logik bis hin zur technischen Umsetzung und Inszenierung ist hier wirklich alles unterirdisch, aber man wird das Gefühl nicht los, dass genau das der Plan war. An Selbstironie spart der Film ebenso wenig, wie an unfreiwilliger Komik. Die Trash-Schmieden Hollywoods sollten gewarnt sein. Sogar den Etikettenschwindel beim Cover kopiert man hier von den Amis. Dieser chinesische "Lara Croft"-Verschnitt mit den Riesenmöpsen taucht in dieser Form nämlich nicht im Film auf. Dafür kann man jede Menge schlecht animierte CGI-Schlangen bestaunen, die wahrscheinlich irgendwann Mitte der Neunziger mal generiert und erst jetzt auf einer alten Festplatte in einem staubigen Lager wiedergefunden wurden.
                    Generischer Monsterschrott, der auch nicht besser wird, nur weil er vom anderen Ende der Welt stammt. Im Rahmen dessen, was ein Trashfilm eben an Unterhaltung bieten kann, ist er nicht schlechter als seine Vorbilder, doch an der Höhe dieser Messlatte scheitert selbst der größte Limbomeister.

                    1
                    • 9

                      Denis Villeneuve gelingt es auch in der Fortsetzung die bisweilen sperrige Story lebendig und eindrucksvoll zu präsentieren. "Dune: Part Two" ist - wie schon der Vorgänger - ein bildgewaltiges Epos, das sich Zeit nimmt für die Geschichte, sich nicht hetzen lässt und dem Zuschauer nicht alles minutiös vorkaut. Das kann phasenweise auch mal anstrengend sein, doch allein die lupenreine Ästhetik entschädigt für vieles, vom grandiosen Cast ganz zu schweigen.

                      Technisch ist auch der zweite "Dune"-Teile eine Wucht, vielleicht sogar noch beeindruckender als Teil 1. Der scheppernde Sound und der spezielle Score von Hans Zimmer sorgen abermals für Gänsehaut. Kamera, Bildsprache, Farbenspiel und Effekte sind astrein, kein CGI-Pixelfasching, auch keine steril wirkende Ausstattung, alles wirkt äußerlich sehr authentisch. Heiß, trocken, unwirtlich, die Atmosphäre ist oft nahezu greifbar, als säße man selbst in dieser ewigen Wüste. Die gigantischen Sandwürmer sind das optische Highlight und das wird auch so zelebriert. Es sind geniale Bilder, wenn mal eben eine ganze Gruppe dieser Riesen durchs Bild pflügt. Die Actionszenen sind in aller Regel eher kurz, aber bockstark und stimmungsvoll inszeniert.

                      Die Geschichte erfordert schon ein wenig Sitzfleisch und vor allem Aufmerksamkeit. Viele Namen, viele Orte und nicht immer werden haarklein die Hintergründe erklärt. Damit muss man klarkommen, das kann auch mal zäh und etwas holprig sein. Ehrlicherweise versprüht der Film mit dieser ganzen Erlöser/Messias-Nummer ab und an ein paar unfreiwillige "Das Leben des Brian"-Vibes, aber das tut dem Unterhaltungswert durchaus gut. Humor ist sonst eher kein großer Faktor hier, vielleicht nimmt sich der Streifen auch ein wenig zu ernst, aber das zieht er eisern durch und richtet die Stimmung dahingehend aus. Von Verkrampfung kann keine Rede sein, es ist ein klarer Plan und Respekt vor der Vorlage zu erkennen.

                      Der Cast lebt die Figuren. Paul Atreides‘ Wandlung von der geprügelten, nachdenklichen Seele hin zum Anführer wird von Timothée Chalamet gut und vor allem unaufdringlich dargestellt. Der Held wider Willen, der sich seinem Schicksal fügt, ist kein neues Motiv, aber solide umgesetzt. Eindrucksvoll ist auch Austin Butler, der in seinen kurzen, aber sehr prägnanten Auftritten einen lupenreinen Antagonisten verkörpert. Das wirkt schon alles sehr gut aufeinander abgestimmt.

                      Eine stimmige Fortsetzung, die tonal, optisch und atmosphärisch da anfängt, wo der erste Teil aufgehört hat und sich nicht verbiegt um der breiten Masse zu gefallen. Schön zu sehen, dass dieser Mut noch belohnt wird. Sicher kein Film, der jedem zusagt, doch zumindest den künstlerischen und ästhetischen Wert sollte man anerkennen.

                      7
                      • 6 .5

                        Ein angenehm kurzer, unaufdringlicher Animationsfilm, der nicht groß mit Moralpredigten um sich wirft. Die mitgegebenen Botschaften muss man nicht zwingend so unterschreiben, aber darum geht es eigentlich nicht. "Raus aus dem Teich" will einfach ein wenig unterhalten und versucht dabei alle Altersstufen zu erreichen. Gelingt ganz gut, der Trip der verpeilten Entenfamilie nach Jamaika ist abwechslungsreich und vollgestopft mit schrägen Figuren und Slapstick. Übermäßig kreativ sind die meisten Gags zwar nicht und der überzeichnete Hipster-Koch als Gegenspieler ist komplett lächerlich, doch so richtig böse kann man darüber nicht sein. Die deutsche Synchro leidet nur mal wieder unter dem altbekannten Problem, dass man lieber vermehrt irgendwelche Schauspieler anstatt hierzulande mehr als ausreichend vorhandene, richtig geschulte Synchronsprecher einsetzt. Manche Figuren klingen dementsprechend schon sehr steif und wenig einprägsam.
                        Kein Film, der groß für Aufsehen sorgen oder gar aus dem Schatten der Minions treten kann, aber doch ein locker leichter Spaß, der auch für Erwachsene solide funktioniert.

                        2
                        • 4 .5

                          Ein Sinnbild für die Situation des MCU nach Phase 3 (und eigentlich auch für Hollywood generell). Schon der Trailer hat schlimmes vermuten lassen und obwohl "The Marvels" am Ende nicht ganz so brachial die selbstgerechte, woke Feminismus-Propaganda darstellt, die zu befürchten war, so hat der Film doch beeindruckend wenig zu erzählen und noch weniger Substanz. Abgesehen von der kleinen Szene im Abspann, wird das Universum hier nicht mal einen Millimeter vorangebracht. Teurer Stillstand ohne Seele.

                          "The Marvels" hat inhaltlich nichts zu bieten außer Symptome für erzählerische Faulheit. In jeder Sekunde ist hier Verkrampfung zu spüren, weil wahrscheinlich niemand den Film in dieser Form machen wollte, aber man musste es eben. Die Nummer mit dem Positionstausch ist ja anfangs ganz nett, aber es wird sich viel zu lange darauf ausgeruht. Dramaturgie sucht man vergebens, zumindest, wenn man sich nicht von modifizierten Soap-Elementen beeindrucken lässt. Das Drehbuch ist so grottenschlecht, das ist selbst für eine Comicverfilmung heftig. Zum Glück wirft der Film mit allerhand Selbstironie um sich, selbst die bisweilen selbstgefällige Brie Larson nimmt sich da nicht raus. Viel Klamauk und Blödelhumor. Irgendwann lautete die Prämisse wohl einfach: "Jetzt ist es auch egal." Als Carol auf dem Wasserplanet dann auch noch de facto zur Disneyprinzessin wurde, wollte ich echt jemanden schlagen. Diese schlecht inszenierte Bollywood-Grütze hat Fremdschämfaktor 1000. Und wieso zum Geier rennt ständig Kamalas völlig verquere Familie durchs Bild? Die war schon in der "Ms. Marvel"-Serie kaum zu ertragen. Selbst auf der S.A.B.E.R.-Raumstation hat man keine Ruhe vor diesen Gestalten, die gut und gerne einer schlechten Sitcom entsprungen sein könnten. WTF?!

                          Es ist ein wenig viel Östrogen auf einen Haufen. Direkt unsympathisch ist dieses kleine Team-Up ja nicht, aber auf Dauer doch ganz schön anstrengend. Ob es nun der konstruierte Konflikt zwischen Carol und Monica ist, oder Kamalas ewiges Fangirl-Gehabe, irgendwann lässt man sich nur noch berieseln, weil es einfach zu viel wird. Ohne Nick Fury, der wenigstens ab und zu mal für etwas Abwechslung sorgt, wäre das Ganze kaum auszuhalten. Vielleicht hätte man noch etwas mehr mit den "Katzen" machen sollen. Zum absoluten Totalausfall gerät die Gegenspielerin Dar-Benn. Selbst nach den Maßstäben das MCU ist das ein beeindruckend farbloser Feind ohne die geringste Aura. Und dann ist dem Film nicht mal ein anständiger Showdown vergönnt.

                          Ein kostspieliges Missverständnis, das völlig zurecht in jederlei Hinsicht Schiffbruch erlitten hat. Vielleicht zieht man in Hollywood doch mal ein paar Schlüsse daraus. Der gesamte Film ist eigentlich ein einziges WTF-Festival, bei dem man sich permanent fragt, ob die das jetzt wirklich ernst meinen. Hier hat man scheinbar auch noch versucht sich irgendwie einem Klientel anzubiedern, das mit solchen Filmen eigentlich gar nichts anfangen kann. Das Resultat lässt sich allenfalls als Edeltrash noch ernsthaft bewerben. Unter dem Gesichtspunkt kann man durchaus etwas Spaß haben, aber wenn man bedenkt, dass Captain Marvel damals einen vielversprechenden ersten Auftritt hingelegt hat und perspektivisch eigentlich die Avengers anführen soll, kann man über diese lieblos hingeschusterte Lachnummer hier nicht mal mehr den Kopf schütteln, dann das endet im Schleudertrauma.

                          3
                          • 6

                            Eine beneidenswert einfache Welt, in der die Protagonisten da leben: Feiern, Saufen, Ficken, der Rest ist erstmal egal. Die größten Probleme sind der Kater am nächsten Morgen und wie man bis Abend wieder fit wird zur nächsten Runde. Attraktive Twens, die Teens spielen, zeigen, dass das Leben eine einzige große Party ist. Aber ist es wirklich so simpel?
                            "How to Have Sex" wirkt ein wenig wie ein Slasher, bei dem man einfach den Killer vergessen hat. Die vergnügungssüchtigen Jugendlichen, denen man nebenbei durchaus ansieht, dass sie in Wahrheit keine siebzehn mehr sind, pendeln einfach zwischen Hotelzimmer und Nachtclub bzw. Strand, eine echte Story steckt nicht dahinter. Oberflächlichkeit wohin man schaut. Doch die niedliche Tara (Mia McKenna-Bruce), ihres Zeichens die Hauptfigur des Films und noch am ehesten glaubhaft als Teeny, bemerkt irgendwann, dass diese schöne Scheinwelt nichts mit dem echten Leben zu tun hat. Seien es nun ihr verstörendes erstes Mal, ihre komplizierte Gefühlswelt oder die ihr in den Urlaub folgenden Schulprobleme, Tara wirkt zusehends verloren in diesem feuchtfröhlichen Wolkenkuckucksheim. Eine Charakterstudie wird daraus nicht, auch da bleibt der Film einfach gestrickt. Statt großem Drama, gibt es eher etwas Melancholie und Reue, die Kamera bleibt oft lange auf ihr und versucht ihren inneren Konflikt einzufangen. Gelingt nicht immer, ist aber an sich kein schlechter Ansatz.
                            Optisch ansprechend (in vielerlei Hinsicht), inhaltlich etwas mau, aber genau diese Einfachheit scheint so gewollt. Dank der sehr sympathischen Tara ein ertragbarer Coming-Of-Age-Film, der gar keinen Hehl daraus machen will, viele Klischees zu bedienen, weil sie allzu oft hier doch irgendwie Teil der Wahrheit sind. Im Leben zwar noch nix geleistet, aber erstmal eine Auszeit nehmen und Party machen. Kein neues Phänomen.

                            2
                            • 8

                              Schwere Kost, aber mit Bedacht und Niveau inszeniert. Gerade bei solch heiklen, polarisierenden Themen wie Menschen- und ganz speziell Kinderhandel wird es schnell allzu melodramatisch, kitschig und pathetisch. "Sound of Freedom" schafft es aber die richtige Tonlage zu treffen, indem er zwar das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen eindringlich zeigt, aber dabei doch eine gewisse Distanz zu wahren versucht. Es wäre wohl leicht gewesen permanent mit dem Holzhammer auf die Tränendrüsen des Zuschauers einzudreschen, aber mit der hier gewählten, bisweilen auch mal nüchternen Erzählweise erreicht man wahrscheinlich viel mehr. Denn so wirkt alles viel realistischer und zugänglicher.

                              Das Prädikat "Based on a true story" nimmt man dem Film tatsächlich ab. Die Geschichte hat sich nachweißlich (annähernd) so zugetragen und entsprechend unspektakulär kommt die Inszenierung daher. So sehr man sich stellenweise einen John Rambo herbeiwünschen würde, der in dieser Kloake der Menschheit mit Bowiemesser und M60 mal richtig aufräumt, es kommt keiner. Wer kommt, ist Tim Ballard, der selbstlos mit einer Portion Cleverness und viel Dreistigkeit Wege findet wenigstens die Spitze des Eisbergs zu zertrümmern. Besonders eindrucksvoll ist die gezeigte Kälte in diesem schmutzigen Geschäft. Die Kinder sind Ware und Kapital und niemanden im Umfeld stört das, denn es gibt satt Geld zu verdienen. Teils wirklich schwer zu ertragen und das ganz ohne drastische Gewaltszenen, denn die werden der Fantasie des Zuschauers überlassen, was am Ende noch schlimmer nachhallen kann.

                              Der Cast ist sich der Ernsthaftigkeit der Aufgabe bewusst und liefert eine blitzsaubere Vorstellung. Kein Overacting erkennbar, stattdessen bodenständiges Handwerk, wie es so ein Film mit wahrem Hintergrund braucht. Gerade Jim Caviezel macht das richtig gut. Der seelischen Belastungen des Jobs machen Tim sichtlich zu schaffen, lassen ihn aber nicht überdrehen. Die Figur gewinnt Sympathie mit ihrer Menschlichkeit.

                              Natürlich keine Stimmungskanone, auch keine atemlose Hetzjagd und ein blutiger Rachefeldzug schon gar nicht, sondern ein ehrlicher Film über ein dunkles Kapitel der Menschheit und einen Funken Hoffnung. Für manche Verbrechen sollte es einfach keine fairen Prozesse geben.

                              3
                              • 7

                                "In the Land of Saints and Sinners" wird mitunter als eine Art irischer Neo-Western bezeichnet und eigentlich trifft es diese Beschreibung ganz gut. Der Schauplatz in der Einöde, die Bande Gesetzloser, der Revolverheld, sogar der Soundtrack klingt phasenweise etwas nach Ennio Morricone. Es gibt keine Cowboyhüte und grüne Wiesen statt staubiger Wüste, aber tief drin atmet dieses unterkühlte Thriller-Drama schon etwas Prärieluft.
                                Angesiedelt in der Hochzeit des IRA-Terrors wird ein kleiner Ort zum Schauplatz eines Konflikts zwischen einer Gruppe Terroristen und eines gealterten Killers, der auf seine alten Tage plötzlich sein Gewissen entdeckt. Klingt erstmal ziemlich klischeebelastet und schwülstig, präsentiert sich aber angenehm stilvoll, unaufgeregt und nüchtern. Ein entschleunigter Film, der den Konflikt langsam anschwellen und den Figuren etwas Raum lässt. Atmosphärisch und handwerklich gibt es wenig Grund zur Kritik.
                                Im Gegensatz zu den sehr generisch wirkenden Neeson-Thrillern zuletzt, darf er hier etwas mehr Tiefe reinbringen. Seine Figur Finbar Murphy kommt zwar immer noch irgendwie vom Fließband, wurde aber immerhin etwas modifiziert. Sehr beeindruckend ist Gegenspielerin Doireann McCann (Kerry Condon). Selten eine so unsympathische Person gesehen. Wenn ich als Anhänger der IRA mit ihr hätte zusammenarbeiten müssen, hätte ich mich direkt der Gegenseite angeschlossen. Jack Gleeson macht nebenbei erfolgreich erste Schritte bei der Bemühung von seinem "King Joffrey"-Image wegzukommen.
                                Vielleicht hätte etwas mehr Durchschlagskraft und Dynamik nicht geschadet, aber so wirkt "In the Land of Saints and Sinners" immerhin nicht abgehoben oder gänzlich lächerlich. Der Film passt in allen Facetten zu seiner Umgebung, ist auch eine Leistung.

                                2
                                • 7 .5
                                  RaZer 31.01.2024, 20:17 Geändert 31.01.2024, 20:50

                                  Wenn dieser Imker mit dem Benzinkanister vorbeikommt, sollte man lieber in Deckung gehen. "The Beekeeper" ist stupides, geradliniges und stumpfes Actionkino, bei dem die überzeichneten Bösen brutal auf die Fresse kriegen und der Rest niemanden interessiert. Ich liebe es. Definitiv einer der besten „John Wick“-Klone bislang.

                                  Die Story ist Blödsinn, macht sich viele Dinge sehr leicht und schraubt sich in einer bizarren Spirale hoch bis zum amerikanischen Präsidentenamt, aber das spielt eigentlich keine Rolle, es geht nur darum, dass Ein-Mann-Armee Jason Statham seine schlechte Laune eindrucksvoll an ein paar Drecksäcken abreagiert. Dabei geht der Film rustikaler und beizeiten aufwendiger zu Werke, als bei vielen anderen Statham-Filmen der jüngeren Vergangenheit (inkl. dem sehr enttäuschenden "The Expendables 4"). Choreographie und Härtegrad der Actionszenen sind gut, es gibt wenig Skrupel und keine Kompromisse. Die comicartige Übermacht von Adam Clay wird dabei eigentlich auch nicht lästig, es macht einfach Spaß zuzusehen, wie er den menschlichen Abschaum beseitigt und dabei das ein oder andere arrogante Grinsen aus so mancher Visage poliert. Irgendwie hätten das sogar gerne noch ein, zwei so Szenen mehr sein dürfen, so unrealistisch und unglaubwürdig sie auch sind.

                                  Abseits von Statham gibt es leider keine einzige Figur, die irgendwie Interesse weckt. Die Nebenhandlung um die FBI-Agentin nervt gewaltig und selbst Jeremy Irons bleibt völlig farblos. Nur Josh Hutcherson als eine Art Parodie auf die selbstverliebten, völlig überheblichen Jungunternehmer der Gen Z (und Millennials) funktioniert als Gegenspieler ganz manierlich. Zieht sich an wie ein Zuhälter, lebt wie ein Künstler in einem linken Szeneviertel, kann vor Arroganz und dem Glauben an seine eigene Unglaublichkeit kaum laufen und leitet ein Firmengeflecht, das ehrliche Menschen um ihr Erspartes bringt. Ein Kerl, den man gerne hasst.

                                  Wie bestellt, so bekommen: harte Action, cooler Held, wenig Sinn, ich kann in dem Genre damit leben. Wären die Nebenhandlungen und -figuren nicht so blass, würde das Resultat aber noch besser aussehen. Da fliegt leider immer mal wieder Sand ins Getriebe. Potenzial für ein ganzes Filmuniversum wurde ganz bewusst geschaffen, dazu müssen die Nebenkriegsschauplätze aber weg oder wenigstens besser werden.

                                  4
                                  • 5 .5
                                    über Species

                                    Ein Mensch-Alien-Hybrid auf Paarungssuche, selbst die Außerirdischen wollen also immer nur das Eine. "Species" holt sich Anleihen von den großen der Zunft wie "Alien", "Predator" und "The Thing", mischt etwas Softporno bei und lehnt sich dann entspannt zurück. Über die Einfältigkeit des Ganzen muss man sich keine Illusionen machen, aber der 90er-Flair und die teils unfreiwillig komische Ernsthaftigkeit in der Geschichte sorgen schon für etwas Unterhaltung.
                                    Die Besetzungsliste liest sich für so ein - eher zu den B-Movies zählendes - Projekt erstaunlich gut, wobei keiner dieser großen Namen hier je davor zurückschreckte auch den größten Müll anzunehmen. Allein Ben Kingsley hat ungewöhnlich viele Leichen im Keller. Eine Aufwertung erfährt dieser sehr abenteuerliche Sci-Fi-Streifen dadurch natürlich dennoch. Jeder andere hätte als gutherziger Typ mit hellseherischen Fähigkeiten vermutlich lächerlich gewirkt, Forest Whitaker nimmt man diese Figur aber ab. Und die junge Natasha Henstridge als sehr freizügige und fortpflanzungswillige Lebensform Sil bietet zumindest etwas fürs Auge.
                                    Sonderlich gut gealtert ist "Species" nicht. Zu Beginn geht es noch ganz gut, aber spätestens der Showdown mit der finalen Form von Sil ist dann doch eher etwas zum Schmunzeln, allerdings gilt das eigentlich für den gesamten Film. Hat ein bisschen was von einem Spaßprojekt einiger Filmstudenten, nur etwas aufwendiger.

                                    1
                                    • 6 .5

                                      Apokalypse made in Korea, gibt schlechtere Weltuntergänge. "Badland Hunters" sucht sich am Wühltisch für Endzeitfilme die Stücke heraus, die ihm gefallen und zimmert sich etwas daraus zusammen. Der große Wurf ist das nicht, muss sich aber auch nicht verstecken.
                                      Handwerklich sind die Filme von der Halbinsel eigentlich immer vorzeigbar, das trifft auch hier zu. Die Story rund um einen irren Arzt, der mitten in den Ruinen von Seoul eine sektenartige Vereinigung anführt, um seine Experimente an Kindern weiterzuführen, bis ihm unsere launigen Helden das Handwerk legen, ist eher dürftig. Dank Ma Dong-seok, der hier die koreanische Antwort von Bud Spencer und John Wick in Personalunion verkörpert, stimmt zumindest der Unterhaltungswert so halbwegs. Mit ein paar soliden, teils erstaunlich brutalen Actioneinlagen und dem ein oder anderen Spruch sammelt der Film einige Punkte. Das bisweilen lächerliche Overacting, das auch so ein wenig zu der Werken aus dieser Region gehört, muss man halt so hinnehmen.
                                      Wird im Genre keine großen Spuren hinterlassen, als robustes Mittel gegen Langeweile mag es gehen.

                                      2
                                      • 6 .5

                                        Über den Wert von Prequels kann man generell streiten. Oft tut es einem Universum/Franchise nicht gut, wenn krampfhaft versucht wird alles zu entmystifizieren (siehe die "Alien"-Reihe). Manche Dinge sollten einfach im Dunkeln bleiben und der Fantasie des Zuschauers überlassen werden, zumal in aller Regel ohnehin bekannt ist, wie die Sache ausgeht und damit ein Spannungsbogen kaum aufzubauen ist. Irgendwo macht es ja auch den Reiz aus, eben nicht alles zu wissen. "Die Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds & Snakes" ist ein gutes Beispiel für einen Film, der nicht wirklich nötig erscheint, obwohl er qualitativ nicht so sonderlich viel falsch macht.

                                        Die Reise zurück in eine Zeit, als die Hungerspiele noch vergleichsweise einfach gehalten wurden und sich noch längst nicht der absurde Medienrummel um die Tribute entwickelte, ist optisch definitiv gelungen. Die Welt hat sich noch nicht komplett von den Folgen des Krieges erholt, die Symbole des faschistischen Systems blühen aber bereits auf. Diese dystrophische Welt ist handwerklich top in Szene gesetzt. Als Kulisse diente ja beispielsweise auch das Völkschlachtdenkmal in Leipzig, was ziemlich ins Auge sticht. Leider macht der Film denselben Fehler, wie auch die Originalreihe, indem er eine vergleichsweise niedrige Altersfreigabe anstrebt. Damit beschneidet man sich hier erneut merklich selbst. Die Action- und Kampfszenen sind entsprechend blutarm und gehemmt.

                                        Irgendwie ist es befremdlich Coriolanus Snow hier als eine Art Sympathieträger zu erleben, der zwar schon auf Eigennutz bedacht ist, aber irgendwo schon ein Gewissen erkennen lässt. Dass der diabolische und extrem hinterlistige Präsident aus dem Original plötzlich die Zuschauerherzen erweichen soll, ist schon mutig. Damit zeigt der Film aber auch, dass Snow hätte "gerettet" werden können, wenn einige Dinge anders gelaufen wären. Vor dem Hintergrund finde ich das Ende bei der Hütte am See schon etwas seltsam und abrupt konstruiert. Lucys Verhalten an der Stelle ist eigenartig und legt den Grundstein für das, was dann folgt. Nicht sonderlich elegant.

                                        Tom Blyth als junger Snow leistet gute Arbeit, das gilt auch für Rachel Zegler. Lucy Gray wird mit ihren Gesangseinlagen und den bunten Kleidern beinahe als eine Art Disneyprinzessin verkauft. Dazu passt auch, dass sie nicht wirklich gewalttätig wird, selbst in der Arena geht sie kämpfen aus dem Weg. Die Dynamik zwischen den beiden Figuren ist gar nicht schlecht, umso befremdlicher wirken die Szenen am Ende.

                                        "Die Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds & Snakes" will viele Dinge auf einmal und ist entsprechend lang geraten. Der junge Snow soll beleuchtet werden, die keinesfalls reibungslose Entwicklung der Hungerspiele wird thematisiert, die Widerstände in diesem totalitären System werden angerissen und verpackt wird das alles mit etwas Mediensatire. Es sind ein paar zu viele Baustellen und besonders nach dem Ende der Spiele zieht sich der Film wie Kaugummi. Was bleibt ist eine gut gespielte und ausgestattete Anekdote aus dem Panem-Reich, die sich leider nicht völlig des Eindrucks erwehren kann, verzichtbar zu sein.

                                        2
                                        • 7

                                          Ein Kammerspiel im Lehrerzimmer, das sich zu einer Art unterhaltsamer Bestandsaufnahme des deutschen Bildungssystems entwickelt. "Eingeschlossene Gesellschaft" schafft es tatsächlich nicht altklug oder besserwisserisch zu wirken beim Versuch einen kritisch satirischen Blick auf die deutsche Durchschnittsschule zu werfen. Die Extremsituation, die dabei konstruiert wird, dient als Brandbeschleuniger, um das Ganze auf die Spitze zu treiben. Übertreibung veranschaulicht bekanntermaßen.

                                          Wortmann lässt hier geschickt zwei Welten aufeinanderprallen: einerseits die Anhänger der alten, verknöcherten Strukturen, deren Lebensmotto "Das war schon immer so." lautet und die Schüler bestenfalls als gesichtslose Masse betrachten, andererseits die Verfechter neuer, individueller Wege, die bisweilen von einem gewissen Idealismus getragen werden. Natürlich gibt es da auch noch Wege dazwischen, die mit angerissen werden, aber es doch sehr interessant, dass beide Seiten nachvollziehbare Argumente hervorbringen. Die Balance gelingt erstaunlich gut, der Film nimmt keine echte Wertung vor, sondern lässt einfach alle zu Wort kommen und zeigt damit eindrucksvoll, wie vielschichtig die Probleme sind und dass es keine einfachen Lösungen für Grundsatzfragen gibt.

                                          Die unterschiedlichen Lehrertypen, die hier präsentiert werden, erfüllen zwar allerhand Klischees und wirken teilweise etwas überspitzt, geben aber doch einen anschaulichen Querschnitt dieser Berufsgruppe wieder. Der arrogante Möchtegern-General, der lässige Sportlehrer, der Kumpeltyp, der Underdog, die Idealistin. Ich denke die meisten von uns haben in ihrer Schulzeit all diese Typen kennengelernt. Ob die nun auch alle solche Leichen im Keller hatten, wie das lustige Kollegium hier, sei mal dahingestellt.

                                          Das Cast passt. Besonders großartig ist Anke Engelke als zynische, alte Jungfer, die Schüler grundsätzlich als Feinde ansieht, aber (wie alle anderen auch) mit manchen Aussagen nicht völlig falsch liegt. Nilam Farooq als junge Referendarin, die das komplette Gegenteil darstellt, beweist wie tief die Gräben im Mikrokosmos Schule sein können. (Dass sie mit ihrem abartigen Gendern massiv nervt, darf wohl in erster Linie als Parodie auf diese Sprachvergewaltigung verstanden werden.)

                                          "Eingeschlossene Gesellschaft" möchte mehr sein als eine schnöde Komödie und schafft das auch. Ein rhetorisch und argumentativ teils sehr interessanter Film, der mit einer gewissen Heiterkeit Probleme anspricht, die eigentlich gar nicht so lustig sind, sie aber dadurch gut zugänglich macht. Für Deutsches Kino ist das nicht übel, besonders, weil dieser unsägliche, erhobene Zeigefinger fehlt.

                                          1
                                          • 7
                                            über Pearl

                                            Was in den ersten Minuten wie ein Disneyfilm aus den 60ern aussieht, entwickelt sich schnell zu einer lupenreinen Perversion dessen. Ti West begibt sich hier auf den ersten Blick in ungewohnte Gefilde, findet sich aber erstaunlich gut darin zurecht und am Ende kommen seine eigentlichen Genrevorlieben wieder voll zum Tragen. "Pearl" ist nicht nur stilistisch ziemlich interessant, das Abgleiten seiner Hauptfigur in den Wahnsinn wird auch erstaunlich intensiv in Szene gesetzt.
                                            Mia Goth wurde irgendwie in die falsche Zeit hineingeboren. Sie erinnert an die großen Diven des alten Hollywoods, als der Farbfilm anfing Einzug zu halten. Diese Ausstrahlung ist für heutige Verhältnisse aus meiner Sicht ziemlich einmalig. Ihre Verkörperung der Pearl, der armen Bauerntochter, die davon träumt Tänzerin zu werden und sich dabei von nichts und niemandem aufhalten lassen will, ist eigentlich oscarreif. Es haben schon Leute für weit weniger den Award hinterhergeworfen bekommen. Die facettenreiche Figur, die zwischen dem liebreizenden Mädchen vom Land bis zur psychotischen Irren alles abdeckt, wird von Goth erstaunlich souverän und eindringlich verkörpert. Der lange Monolog am Ende, der scheinbar sogar ohne Schnitt aufgenommen wurde, ist nur die Spitze des Eisbergs.
                                            Allzu kreativ ist die Geschichte im Kern ja nicht. Eine junge Frau will dem strengen Elternhaus entkommen und erträumt sich ein besseres Leben. Gerade die Mutter mit den Sympathiewerten eines KZ-Aufsehers lässt ihrer Tochter nahezu keinen Raum zum Atmen und so bahnt sich ein Drama an. Ein zerstörerischer Sturm ausgehend von Pearls labiler Psyche bricht sich Bahn und mäht alles nieder, was im Weg steht. Da ergeben sich einige fiese Bilder und ein latent verstörendes Ende.
                                            Ob sich der Film einen Gefallen tut als Prequel zu Wests eher unspektakulärem Slasher "X" wahrgenommen werden zu wollen, sei mal dahingestellt. Als brutales Psychodrama funktioniert er jedenfalls sowohl dramaturgisch, als auch handwerklich erstaunlich gut.

                                            2
                                            • 7 .5

                                              Solche kalten Krimi-Thriller haben immer etwas Generisches an sich, besonders seit David Fincher mit "Sieben" diese Subgenre quasi perfektioniert hat. Kaputte und bisweilen exzentrische Cops jagen in unterkühlter, beinahe nihilistischer Atmosphäre einen gefährlichen Straftäter und müssen sich dabei auch ihren eigenen Dämonen stellen. Auch "Catch the Killer" arbeitet sich mustergültig an diesen Elementen ab, tut dies aber durchaus mit Stil und Niveau. Der Fall ist interessant, die Figuren wirken trotz einer Menge Klischees zugänglich oder nerven zumindest nicht und das Erzähltempo erscheint einigermaßen flott.
                                              Das Puzzlespiel, das sich zwangsläufig unter Hochdruck nach diesem brachialen Amoklauf entwickelt, macht dem Genre alle Ehre. Routiniert und doch abwechslungsreich wird die Suche nach dem Täter angegangen, dabei lauern allerhand Stolpersteine: vom übereifrigen Cop, über dreiste Trittbrettfahrer bis hin zu Politikern, deren einzige Sorge schlechter PR gilt, ist alles dabei. Einfach wird es den Ermittlern freilich nicht gemacht, aber irgendwie muss man ja die zwei Stunden Laufzeit füllen. Sicher hätte man sich das ein oder andere sparen oder wenigstens kürzen können und so ganz überzeugend erscheint mir der Showdown auch nicht, aber insgesamt gelingt es dem Film schon sich vom übersättigten Krimi-Markt qualitativ etwas hervorzuheben.
                                              Shailene Woodley als abgekämpfte und labile, aber auch hochtalentierte Polizistin liefert stark ab. Ihre Rolle wird etwas künstlich so tief in den Fall hineingezogen, eine Bereicherung stellt sie dennoch dar, besonders, weil sie sich gut einfügt, konstruktiv arbeitet und keine dieser unerträglichen Hardcore-Feministinnen darstellt, die immer alles besser wissen müssen und der Boss sein wollen. Gute Balance, ist selten geworden zuletzt. Chefermittler und Förderer Lammark, der von Ben Mendelsohn stark mit einem gesunden Maß an Selbstsicherheit und Führungsanspruch, aber auch einem Schuss Kauzigkeit verkörpert wird, hält die Story am Laufen. Er gibt den Takt vor und der Film fährt gut damit. Warum genau der Zuschauer explizit auf die Homosexualität dieser Figur hingewiesen werden muss, weiß ich nicht, denn diese Szenen wirken völlig willkürlich und bringen weder den Film, noch die Charaktere auch nur ein Stück voran. Wird wohl mit irgendeiner Quotenrichtlinie zusammenhängen, ist aber nicht mehr als eine eigenwillige Randnotiz. Die Präsentation des Täters ist jedenfalls interessant, vor allem seine Motivation. Schade, dass man am Ende etwas zu viel möchte.
                                              "Catch the Killer" lotet die Grenzen des Genres nicht neu aus und erfindet es auch nicht neu, im Gegensatz zu vieler seiner Kollegen, weiß der Film aber, wie er altbekannte Elemente effektiv und unaufdringlich einsetzen muss. Nicht alle Entscheidungen des Drehbuchs sind gut, doch dem ordentlichen Gesamteindruck schadet das kaum.

                                              1
                                              • 5 .5
                                                über Echo

                                                Es stottert weiter im MCU-Motor, obwohl "Echo" im Vergleich zu Marvels anderen Miniserien immerhin zeitlich gestrafft und der Härtegrad nach oben geschraubt wurde. Fünf Episoden, keine reißt die Stundenmarke, das ist schon mal nicht schlecht, auch peinliches CGI-Pixelfasching gibt es kaum. Ballast schleppt die Serie dennoch mit sich herum.
                                                Allein die nervigen Rückblenden gekoppelt mit der lächerlichen Vorgeschichte von Mayas Stamm kosten Punkte. Das größte Problem ergibt sich aber daraus, dass Maya nicht sonderlich zugänglich wirkt. Das liegt weniger an ihrer mangelnden Fähigkeit zu sprechen, als vielmehr an ihrem arroganten Auftreten. Dieses permanente, völlig überzogene "Ich bin eine voll krasse Bitch und trete jedem in den Arsch"-Gehabe gepaart mit dem immergleichen, verkniffenen Gesichtsausdruck, als hinge ihr permanent ein Furz quer, sorgt nicht für übermäßig Sympathie. Aber bei der Hauptfigur werden nun mal die feuchten Träume des "neuen" Hollywood war und das muss wohl entsprechend zelebriert werden. Generell schwingt die Serie die Feminismus-Keule in einem derart peinlichen Umfang, dass es stellenweise einer Satire gleichkommt. Da ist jedes Maß verloren gegangen. Hätte alles gar nicht sein müssen, denn die Umgebung des Reservats hat ihren Reiz, es gibt einige sympathische Figuren und mit Wilson Fisk einen etablierten Gegenspieler, der von Vincent D'Onofrio abermals brillant und vielschichtig verkörpert wird. Blöderweise geht es der Serie meist nur darum zu zeigen, wie stark und unabhängig Maya ist und wie mächtig ihre Vorfahrinnen waren, gewürzt mit ein wenig Familienkitsch. Der Rest ist Alibi. Das Finale der ersten Staffel ist einfach furchtbar. Wie viel Kitsch und Pathos kann man in gut dreißig Minuten bitte unterbringen?
                                                Potenzial wäre vorhanden, Maya kann gut austeilen, was für einige nette Actionszenen sorgt und bewegt sich darüber hinaus in einem Kulturkreis, den man in dem Zusammenhang eher selten sieht. Abseits dessen gibt es aber gewaltige Baustellen und die mangelhafte Prioritätensetzung sorgt dafür, dass viel zu oft am Ziel vorbeigeschossen wurde.

                                                6
                                                • 6

                                                  Obwohl die Vermutung (oder die Hoffnung) naheliegt, so ist "Desperation Road" kein blutig brutaler Thriller im Neo-Western-Stil, sondern mehr ein schmutziges Drama über Schuld, Vergebung und Fehlentscheidungen, garniert mit ein paar wenigen Gewaltspitzen. Eine Geschichte voller kaputter Figuren, die im Leben gescheitert sind, aber den Kampf noch nicht aufgegeben haben. Neu ist daran nichts, man macht es sich bequem und setzt auf altbewährte Klischees.
                                                  Trotz teils sehr aufgesetzter Tragik, gerät der Film nicht zur komplett melodramatischen Farce, was vor allen daran liegt, dass der Cast unaufdringlich agiert und ab und an eingebremst wird. Garrett Hedlund erinnert hier äußerlich etwas an Christian Bale, was durchaus Absicht sein könnte. Ganz das Level erreicht er natürlich nicht, doch den geläuterten Ex-Häftling spielt er nicht schlecht. Willa Fitzgerald läuft als obdachlose Mutter, die wahrlich nichts geschenkt bekommt im Leben, immer etwas Gefahr zu sehr in die überspitzte Opferrolle zu verfallen. Das ist manchmal ein bisschen viel. Die kleine Nebenrolle vom tief gefallene Mel Gibson ist erstaunlich bodenständig angelegt und bringt etwas Beständigkeit in die Story.
                                                  Solide, aber nichts, was länger im Gedächtnis bleibt.

                                                  2
                                                  • 7

                                                    Matt Groenings Versuch nach seinen satirischen Blicken auf den amerikanischen Alltag ("Die Simpsons") und das Science-Fiction-Genre ("Futurama") auch die klassische Fantasywelt zu parodieren, geht zumindest erzählerisch schnell die Puste aus. "Disenchantment" beginnt sehr vielversprechend mit wunderbar schrägen, kaputten und abenteuerlichen Figuren in einer magischen Welt mit starker Mittelalterausprägung. Es wird herrlich ungeniert und forsch mit allerhand Klischees gespielt und die Selbstironie und der Sarkasmus tropfen aus jeder Pore, dazu lässt der Zeichenstil ganz klar die Handschrift Groenings erkennen. Das Design ist super. Leider lässt die Serie dramaturgisch mit jeder Staffel immer weiter nach.

                                                    Der rote Faden, der sich durch die Serie ziehen soll, verheddert sich bereits ab Staffel 2 merklich oft, dreht sinnlose Schleifen und wird mehr als einmal durchtrennt. Handlungsstränge werden angefangen, dann aber abrupt fallengelassen und irgendwann später doch noch mal relevant, andere Elemente wiederholen sich wiederum ständig, das Storytelling ist teils erschreckend schwach. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass alle zwei bis drei Folgen stets das komplette Autorenteam ausgetauscht wurde, denn genauso inkonstant fühlt sich die Geschichte an. Interessanterweise macht sich die Serie darüber selbst ab und an lustig, kommt aber nicht auf die Idee die Situation zu verbessern. Man wurschtelt einfach munter weiter. Die Atmosphäre wird dann im Verlauf auch zunehmend rauer und düsterer, jedoch nicht unbedingt besser. Von der letzten Staffel und der Finalfolge war ich maßlos enttäuscht. Das war in vielerlei Hinsicht kein würdiges Ende.

                                                    Gerettet wird "Disenchantment" trotz der inhaltlichen Unzulänglichkeiten von den Figuren, die teils schon Kultpotenzial besitzen. Allen voran natürlich Elfo und Luci, die mit Abstand für die meisten Gags sorgen. Perfekte Sidekicks und die heimlichen Stars der Serie. Zusammen mit Bean als Dreiergespann auf Abenteuer- oder Sauftour sind die besten Momente der Serie. Die Fülle an kauzigen und absonderlichen Charakteren ist enorm, das sorgt für gute Unterhaltung. Blöderweise weiß die Serie dieses Potenzial mit der Zeit immer weniger zu nutzen. Viele Figuren durchlaufen eine Entwicklung, was ja ganz nett gedacht ist, aber manche büßen dadurch auch ein wenig Sympathie ein. Bestes Beispiel ist Bean, die mich in den letzten paar Folgen nicht mehr wirklich abholen konnte. Auch König Zøg verliert nach und nach an Unterhaltungswert, wenngleich seine Wandlung sicher die eingängigste ist.

                                                    In der Gesamtschau fühlt sich "Disenchantment" irgendwie merkwürdig an. Einerseits sehr witzig und kreativ mit tollen Figuren und Gags, andererseits inhaltlich seltsam unrund und überambitioniert mit stattlichen Erzähllücken und nervig uncharismatischen Gegenspielern. Da ist insgesamt viel Potenzial liegen geblieben, doch zumindest Netflix dürfte mit Blick auf das Ende glücklich sein.