RaZer - Kommentare

Alle Kommentare von RaZer

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    Was soll man zu einem Film sagen, in dem ein hochintelligentes Killer-Faultier sich mit einer Effektivität durch eine Teenie-Meute schnetzelt, die selbst die großen der Zunft wie Michael Myers oder Jason Vorhees ein anerkennendes Kopfnicken abgenötigt hätte? Als trashige Horrorparodie mit viel Ironie kann man das vielleicht irgendwie durchgehen lassen, aber es ist schon beeindruckend grenzdebiler Scheißdreck, der dem Zuschauer da um die Ohren fliegt. Ich hätte jedenfalls nicht als Autor des Drehbuchs namentlich genannt werden wollen.
    Eingebettet in eine klischeebelastete College-Comedy-Story um eine Schwesternschaft und deren Wahl zur Vorsitzenden, darf sich das schlecht gelaunte Tierchen, das in seinen Bewegungen an einen Muppet nach einem Schlaganfall erinnert, nach Herzenslust austoben. Scheint auch keinem im Haus aufzufallen, dass der gesichtslose Hühnerhaufen nach und nach dezimiert wird. "Slotherhouse" ist übrigens ebenso wenig ein Splatterfest, wie ein Softporno, das meiste wird allenfalls angedeutet, fürs Auge gibt es also genauso wenig Futter, wie fürs Hirn. Der absurde Showdown (wenn man das so nennen mag) fällt dann auch gar nicht weiter ins Gewicht, an dem Punkt haben sich die Synapsen längst verabschiedet.
    Gewollt trashig und albern, in der Präsentation allerdings grottig. Leider nicht unbedingt die gute Art von schlecht, der Film wäre es nur gerne.

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    • 7

      So ein Kammerspiel steht und fällt mit den beteiligten Figuren. Funktionieren diese nicht, ist der Film zum Scheitern verurteilt. "The Outfit" will sich keine Blöße geben und schickt Mark Rylance als Hauptdarsteller ins Rennen, damit fährt man natürlich gut. Als britischer Gentleman und meisterhafter Schneider, der das organisierte Verbrechen in seiner Umgebung scheinbar stoisch toleriert und eher unfreiwillig zwischen die Fronten gerät, ist er absolut grandios. Als wäre die Rolle nur für ihn geschrieben worden.
      Natürlich gibt es in der munteren Geschichte mehrere doppelte Böden. Falsche Spiele werden gespielt und Täuschung und Verrat sind ständige Begleiter. So kommt selten Langweile auf, ab einem gewissen Punkt wird es aber schon ein Stück weit lächerlich. Das Ende ist etwas dick aufgetragen. Glücklicherweise arbeitet der Cast auch abseits von Rylance ziemlich gut. Die Charaktere passen ins gezeigte Milieu, erfüllen zwar viele Klischees, doch letztendlich steckt da schon einige Wahrheit drin. Etwas irritierend ist der kurze Auftritt von "La Fontaine", der in seiner Art und Weise irgendwie gezwungen wirkt. An dem Punkt ist aber ohnehin schon alles egal, die Lage ist da schon absurd eskaliert. Ausstattung und Kamera sind allerdings jederzeit top.
      Vielleicht der ein oder andere Twist zu viel, dennoch ein netter, gut gespielter Thriller in beengter Location, der effektiv nutzt, was ihm gegeben wird.

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      • 7 .5
        über Suzume

        Makoto Shinkai ist inzwischen bekannt für seine visuell beindruckenden, sentimentalen Sci-Fi/Fantasy-Dramen und setzt diesen Kurs mit "Suzume" konsequent fort. Wie schon bei "Your Name.", " Weathering With You" oder „The Place Promised in Our Early Days“ ist der Zeichenstil wunderbar detailverliebt und schafft zusammen mit der Farbgebung eine starke Atmosphäre, in der sich die gleichermaßen witzige, wie dramatische Geschichte entfalten kann. Lost Places werden zum Einfallstor für eine düstere Bedrohung, die in der Lage ist ganze Landstriche zu verwüsten. Zumindest optisch ein starkes Szenario.
        Natürlich ist die Story abenteuerlich mit allerhand seltsamen Elementen, für einen Anime ist das aber noch relativ harmlos. Es würde Kopfschmerzen verursachen, darüber zu viel nachzudenken. An einigen Stellen nimmt der Kitsch vielleicht etwas überhand, doch prinzipiell passt die Dramaturgie. Hauptfigur Suzume, die mit einer Mischung aus Neugier und Sehnsucht in diesen uralten Konflikt hineinstolpert, kommt sympathisch rüber und nervt nicht. Keine Spur von der Überdrehtheit, die solche Figuren oft begleitet. Für sie wird dieses absonderliche Abenteuer zu einer Reise in ihre traurige Vergangenheit. So viel Tiefe schafft manches teure Hollywood-Drama nicht.
        Die Filme von Shinkai sind immer einen Blick wert, selbst im Animebereich weniger bewanderte Zuschauer dürften etwas von den Zauber mitbekommen.

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        • 5 .5

          Mehr Standardware geht eigentlich nicht. "The Contractor" versucht gar nicht erst in irgendeiner Form kreativ zu sein, sondern Altbewährtes nur möglichst gut zu verwerten. Handwerklich mag das gelungen sein, aber die Einfältigkeit und Belanglosigkeit der Story sticht halt doch negativ heraus. Der Film fühlt sich an wie eine Essenz aus den Serien "24" und "Homeland", bekommt aber deren dramaturgischen Winkelzüge nicht hin, dafür aber den Ami-Pathos.
          Es gibt praktisch keine Spannung, jede Szene verläuft so, wie man sie erwarten kann. Keine der Wendungen kommt irgendwie überraschend, das ist erzählerisches Malen nach Zahlen. Zur Rettung eilt allenfalls die solide Inszenierung, die kein großes Interesse an CGI erkennen lässt und - wenn auch nur sporadisch - lieber auf kernige Action setzt. Chris Pine gibt alles, aber seine Figur wird derart mit billigen Klischees zugeschüttet, dass es einem Trauerspiel gleichkommt. Ein aufrechter, hochdekorierter Soldat, den eine Verletzung den Job kostet, er folglich seine erbarmungslos liebevolle Familie nicht mehr ernähren kann und notgedrungen in den zwielichtigen, privaten Sektor wechselt, jedoch ohne seinen moralischen Kompass zu verlieren. Fehlt eigentlich nur noch der böse Zwilling. Seine schlimme Knieverletzung scheint James aber auch nur partiell zu belasten, im Zweifelsfall zieht er problemlos einen Sprint an, obwohl er Minuten zuvor noch praktisch bewegungsunfähig war.
          Der kleinste gemeinsame Nenner. Nicht zwingend schlecht, aber so nichtssagend und plump, dass sich schon die Frage stellt, warum der Autor dafür Geld bekommen hat. Das Script haut dir eine KI in zwei Minuten raus.

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          • 7

            Vor dem Neustart des DC-Filmuniversums, das durchzogen von unglücklichen Entscheidungen und hilflosen Korrekturversuchen schon lange im Chaos versinkt, darf mit Arthur Curry einer der wenigen Lichtblicke im „alten“ DCEU die Lichter ausmachen. In Nostalgie und Sentimentalität versinkt „Aquaman: Lost Kingdom“ dabei nicht, es gibt kaum Anspielungen und Cameos von alten Bekannten, man will es einfach nur noch hinter sich bringen. Es soll kein Schaden sein, die Story des Films ist generisch, doch zum unterhaltsamen Superheldenkino reicht es allemal.

            Der Anfang lässt noch übles erahnen, wenn man mit anschauen muss, wie Arthur zum spießigen Übervater mutiert, der jeden Funken Würde aufgegeben hat. Da werden ihm schön die Zähne gezogen bzw. die Flossen gestutzt, glücklicherweise verfolgt der Film diesen Weg nicht weiter und widmet sich dann doch lieber der neuen Bedrohung. Sonderlich kreativ geht man dabei nicht vor, die Nummer mit der Klimakatastrophe ist mal amtlich überspitzte Holzhammer-Satire. James Wan und sein Team bedienen sich nebenbei großzügig bei Tolkien bzw. Peter Jackson. Das verlorene Königreich Necrus erinnert doch verdächtig an Mordor, der Herrscher hat sein Leben an einen Gegenstand gebunden und er sieht sogar aus wie ein vermoderter Sauron. Nicht sehr subtil. Black Manta ist auch wieder im Spiel, doch im Gegensatz zum ersten Teil, wo seine Motivation zumindest in Teilen nachvollziehbar war, fällt er hier einfach dem Wahnsinn anheim.

            Jason Momoa bringt wieder angenehm viel Selbstironie mit und im Zusammenspiel mit Patrick Wilson gibt es sogar ein paar nette Elemente eines Buddy-Movies. Mera, die im Vorgänger noch überraschend viele Punkte sammeln konnte, spielt hier leider eine eher untergeordnete Rolle, aber daran dürften die Vorkommnisse im privaten Umfeld von Amber Heard nicht ganz unschuldig sein. Es scheint fast so, als wäre sie hier nur noch dabei, weil man die Figur nicht komplett rausschreiben wollte. Wirklich blöd gelaufen. Ansonsten macht der Cast das, was er soll, viel gefordert wird ja nicht. Die Actionszenen sehen anständig aus, auch die musikalische Untermalung ist okay. Echte Highlights gibt es aber leider nicht.

            Ein Abschied ohne Tränen, aber mMn besser als befürchtet. Im völlig übersättigten Superhelden-Genre wird „Aquaman: Lost Kingdom“ keine Akzente setzen, aber er ist sympathisch und rasant genug, um wenigstens nicht gänzlich abzusaufen. Es gibt nicht viel, was DC in den Reboot seines Universums mit herüberretten müsste, bei Jason Momoa als Aquaman könnte man aber zumindest darüber nachdenken. Er muss sich nichts vorwerfen, im Gegensatz zu vielen anderen bei DC.

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            • 6 .5

              Ein buntes Potpourri mit Anleihen von u.a. „Signs“, „Independence Day“, „Die vierte Art“ und „Invasion of the Body Snatchers“, eingehüllt in eine vorzeigbare Verpackung. „No One Will Save You“ versucht zu keiner Zeit das Genre neu zu erfinden, wohl aber anständig damit zu spielen. Das Resultat ist zumindest atmosphärisch über weite Strecken in Ordnung und dass der Film ohne lästiges Gelaber auskommt, werte ich als zusätzlichen Pluspunkt.
              Kaitlyn Dever als wortkarge, menschenscheue und von Schuldgefühlen zerfressene junge Frau, die sich unverhofft extraterrestrischer Besucher erwehren muss, funktioniert super. Eine Figur, der man durchaus wünscht, dass sich durchkommt in dieser mehr und mehr eskalierenden Situation. Der eher minimalistische Stil, der diese Invasion begleitet, hat seinen Reiz, es gibt weniger Spektakel und dafür mehr Horror. Die Aliens versprühen schon eine sehr unangenehme Aura, von der Geräuschkulisse ganz zu schweigen. Allzu viel Logik darf man natürlich nicht erwarten und die letzte viertel Stunde inklusive des Endes erscheint dann insgesamt ein wenig unglücklich und zerstört die Spannung.
              Vielleicht abgesehen vom Finale grundsolider Sci-Fi-Horror, der von seiner Hauptfigur wunderbar getragen wird und trotz bisweilen etwas denkfauler Autoren gut unterhalten kann.

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              • 5
                RaZer 27.12.2023, 20:18 Geändert 28.12.2023, 09:42

                „Futurama“ lässt grüßen, aber der Killer-Robo-Weihnachtsmann aus dem Jahr 3000 hat wesentlich mehr Stil, als die schlechte Terminator-Kopie im roten Bademantel, die man hier in einer schäbigen Kleinstadt loslässt. Trotz eines nicht gerade geringen Härtegrades und eines erstaunlich kompromisslosen Umgangs mit den Protagonisten, lebt „Christmas Bloody Christmas“ in erster Linie von der unfreiwilligen Komik. Das fängt schon bei dem Kunstschnee an, der in jeder Szene als Schaum erkennbar ist und dem Film damit die Attitüde eines exzentrischen Theaterstücks verleiht.
                Für Hauptfigur Tori konnte ich mich sogar irgendwie erwärmen. Klar, ihr Filmgeschmack ist fürchterlich, aber als lässiger Kumpeltyp mit Haaren auf den Zähnen und einem Glas Whisky in der Hand, sammelt sie doch mehr Sympathiepunkte, als irgendein gelacktes Püppchen mit Gelnägeln und Designertäschchen. Meine Meinung. Im Gegensatz zum Rest des Casts leistet Riley Dandy jedenfalls gute Arbeit beim Kampf gegen den bärtigen Blechkopf. Einige der Effekte sind dabei ganz okay, der finale Showdown ist aber eher peinlich.
                Mal wieder nur Trash, der aber immerhin nicht komplett alles falsch macht. Für eine Bestenliste wird es freilich nicht reichen.

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                • 2
                  RaZer 27.12.2023, 20:00 Geändert 28.12.2023, 09:41

                  Streng genommen kommt eine derartige Verfilmung dieser (im Kern) wahren Geschichte einer Verhöhnung der Opfer gleich. Ja, den Wahrheitsgehalt des Drehbuchs wird man selbst mit dem Elektronenmikroskop nicht finden, aber es ist schon arg peinlich, wie sich dieser erbärmliche Horror-Trash hinter der Fassade eines echten Falls zu verstecken versucht. (Leider keine neues Phänomen.)
                  „Pig Killer“ ist in eigentlich allen Belangen unterirdisch. Schlechte Regie, schlechtes Script, schlechter Cast und es fehlt leider auch die sympathische Selbstironie, die solchen Schrott ganz gerne über Eck trägt. Bierernst werden hier in einem abgefuckten Mikrokosmos noch abgefuckteren Figuren präsentiert, die einem geschlossen am Arsch vorbei gehen und allenfalls durch grauenhaftes Overacting auffallen. Jake Busey schickt sich augenscheinlich an nun vollends den Weg seines Vaters einzuschlagen, was im Hinblick auf seine Psyche nichts Gutes verheißen dürfte.
                  Zwei Stunden grottig inszenierte Langeweile, mit ein paar Gewaltspitzen und Ekelszenen, aber ohne jede Seele oder Atmosphäre.

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                  • 6 .5
                    RaZer 21.12.2023, 15:05 Geändert 21.12.2023, 15:05

                    Brauchbare Filme von Eli Roth sind rar gesät, mit „Thanksgiving“ gelingt ihm immerhin ein solider Slasher, der die Gesetze des Genres penibel befolgt und mit einigen fiesen Szenen würzt. Selbstverständlich werden die erwarteten Horror- und Teenie-Klischees vollumfänglich bedient, sie nerven hier allerdings kaum, weil doch ein wenig Ironie in der ganzen Sache mitschwingt. Untypisch für Roth, der in der Filmbranche eigentlich nur überleben konnte, weil er ein alter Tarantino-Kumpel ist.

                    Der Anfang hat fast etwas von einem Zombiefilm, wenn man sich die hirnlosen Chaoten so anschaut, die sich wegen ein paar Waffeleisen die Schädel einschlagen. Traurigerweise ist das schon ziemlich nah an der Realität, was mal wieder beweist, dass die Evolution dringend denn nächsten Schritt machen müsste. Die Dramaturgie, die sich nach diesen Ausschreitungen entwickelt, ist für einen Slasher ganz vernünftig. Man kann die Beweggründe des Killers irgendwie sogar nachvollziehen, das hat Seltenheitswert. Logik oder gar eingängige Figuren bringt der Film deshalb aber nicht hervor, wobei mir Jessica-Darstellerin Nell Verlaque ganz gut gefallen hat, vielleicht, weil sie ein wenig an die junge Eliza Dushku erinnert. Bei den Kills gibt es Hausmannskost und robustes Handwerk, veredelt mit ein paar heftigeren Aktionen (Ofen!). Mit diesem „John Carver“ ist nicht zu spaßen. Die Auflösung der über weite Strecken annehmbaren Whodonit-Nummer gerät leider mehr als öde und uninspiriert.

                    Genrekost nach Maß, für Roth-Verhältnisse erstaunlich gut, aber Innovationen oder Anspruch sucht man freilich vergebens.

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                    • 6 .5
                      RaZer 20.12.2023, 15:21 Geändert 20.12.2023, 15:22

                      John Woo hatte in Hollywood immer so seine Schwierigkeiten, auch in seinem neuerlichen Anlauf stottert der Motor anfangs ein wenig. „Silent Night“ nimmt sich viel Anlaufzeit, bis er endlich als gnadenloser Rache-Actioner zur Entfaltung kommt.

                      Knapp die Hälfte des Films muss man leider erstmal damit zubringen, dabei zuzuschauen, wie sich ein gebrochener Mann herumqält und sich schließlich vom Durchschnittstyp zur Killermaschine hochtrainiert, bevor es endlich zum Kerngeschäft geht. Das hätte man gut und gerne in fünf Minuten abhandeln können, denn sonderlich viel Tiefe bekommt Godlock (solide Leistung: Joel Kinnaman) auf seinem Weg zum brutalen Rächer nicht verliehen. Dass die ganze Zeit kein Wort gesprochen wird, ist stilistisch zwar irgendwie interessant, ergibt aber keinerlei Sinn. Es ist ja nur Godlock, der Stumm ist, aber ehrlicherweise Bedarf die Story nicht wirklich großer Worte oder Erklärungen. Man kann der geradlinigen Nummer auch so locker folgen.

                      Wenn das Gaspedal dann endlich durchgetreten wird, tobt Woo sich schon ganz gut aus. Die Kampf- und Actionszenen sind hart und kompromisslos, Godlocks Gegner verkommen zu Kanonenfutter ohne Hirn, aber werden immerhin meist stylisch niedergemetzelt. Nebenbei ist es schön zu sehen, dass die frisch gebackene Ein-Mann-Armee Geschmack bei der Autowahl beweist. Nicht auszudenken, wenn man ihm für die Aktion hier einen Tesla oder anderweitige Elektro-Schleuder unter den Hintern geklemmt hätte. Ein V8 bleibt ein V8. Schade, dass der finale Showdown keiner ist. Und die Cops schlagen wie immer erst dann auf, wenn es schon zu spät ist.

                      Der Film wacht spät auf, aber dann liefert er das, was man von ihm erwarten durfte: satte Action in cooler Verpackung. Bis dahin ist etwas Geduld gefragt. Woo kann es besser, aber Hollywood lässt ihn wohl einfach nicht.

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                      • 6 .5
                        RaZer 19.12.2023, 19:44 Geändert 22.12.2023, 10:57

                        Nettes, aber keinesfalls nötiges Sequel zum Kultfilm rund um die Knet-Hühner. „Chicken Run 2: Operation Nugget“ kämpft mit den typischen Symptomen einer Fortsetzung, die eher entstand, weil man musste und weniger, weil man wollte. Dementsprechend gibt es auch eine Story, die komplett vom Reißbrett kommt, aber immerhin mit viel Witz und Ironie vollgestopft wird.
                        Natürlich musste Ginger und Rocky eine Tochter angedichtet werden, die sich anschickt ihrer (ehemals sehr umtriebigen) Mutter nachzueifern und ihr so ein wenig den Spiegel vorhält. Mit einer typischen Mischung aus jugendlichem Leichtsinn, Arroganz und Naivität sorgt Molly dann auch dafür, dass die Hühnerschar wieder in Aktion treten muss. Einfacher lässt sich keine Fortsetzung schreiben. Zum Glück reitet der Film nicht zu sehr auf diesem latenten Mutter-Tochter-Konflikt herum, sondern geht alsbald den Weg eines klassischen Heist-Movies.
                        Diesmal geht es nicht darum aus einer Farm auszubrechen, die wie ein KZ aussieht, sondern in eine einzubrechen, die Ähnlichkeit mit dem Unterschlupf eines Bond-Schurken hat. Der Unterhaltungswert und Ideenreichtum an der Stelle passen, das ist oft völlig überdreht und absurd. Ginger und Rocky übernehmen dann auch wieder weitgehend das Ruder, was dem Film sehr guttut, denn Molly nervt eher. Am besten sind aber die beiden Ratten Nick und Fetcher und natürlich der alte Fowler. Schade, dass viele der Originalstimmen nicht mehr an Bord sind.
                        Optisch gewohnt stark und keinesfalls unlustig, manchmal allerdings ein wenig verkrampft.

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                        • 6

                          An sich keine so üble Idee dieses eher wenig beachtete, jedoch stimmungsvolle Kapitel aus Bram Stokers Roman als Grundlage für einen Film zu nutzen. Grusel-Potenzial ist allein schon durch die beschränkte Location vorhanden. Komplett nutzen kann „Die letzte Fahrt der Demeter“ die gegebenen Möglichkeiten leider nicht, obwohl die Atmosphäre durchaus stimmig erscheint.
                          Die Laufzeit ist mit zwei Stunden zu üppig für das, was man zu erzählen hat, besonders, weil es kaum interessante Figuren auf dem Schiff gibt. Der Cast ist okay, ihm wird aber nicht viel gegeben, womit er arbeiten kann. Manche Entscheidungen wirken bisweilen auch verkrampft und lächerlich. Dennoch kommt in den düsteren Aufnahmen vor der unwirtlichen Kulisse ein gewisses Horrorfeeling auf. Es ist dunkel, kalt und nass, das alte Schiff hat seine besten Zeiten hinter sich und nun schleicht auch noch eine tödliche Bedrohung darauf herum. Abgesehen vom manchmal etwas mäßigem CGI fängt die Kamera dieses ungemütliche Kammerspiel gut ein. Immer tiefer wird die Besatzung in einen Strudel aus Angst und Misstrauen gezogen, schade, dass man daraus nicht noch mehr rausgeholt hat. Die Charaktere sind leider nicht gut genug ausgearbeitet, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das Ende in London ist sogar ziemlich peinlich geraten.
                          In Teilen wirklich gut, besonders atmosphärisch und optisch, doch Drehbuch und Figurenzeichnung verhindern leider den großen Wurf. Solider Horror, der einigen Aufwand betreibt, aber letztlich doch im Mahlwerk des Genres und der Dynamik Hollywoods versinkt.

                          • 6 .5

                            Eine amorphe Masse auf Nahrungssuche. „Der Blob“ bekommt den Spagat zwischen unterhaltsamem Trash und solidem Horror erstaunlich gut hin. In einem klassischen, amerikanischen Kleinstadtszenario angesiedelt, tobt sich der Film an den Klischees des Genres aus, vergisst dabei aber die Ironie nicht, die auch dringend nötig ist, wenn man bedenkt, dass hier ein Haufen Glibber den Part übernimmt, den ansonsten maskierte Massenmörder, mutierte Raubtiere und finstere Aliens einnehmen.
                            Erstaunlicherweise ist gerade die handwerkliche Seite gar nicht so schlecht. Handgemachte Effekte im Stile von Carpenter und Cronenberg bestimmen das Bild, da steckt einiger Aufwand drin. Kann gerade im Horrorgenre auch ganz anders aussehen. Sogar einen kleinen Twist in Bezug auf die Herkunft des matschigen Kollegen erlaubt man sich. Vom Cast werden keine Wunderdinge erwartet, immerhin tanzt niemand negativ aus der Reihe.
                            Konstruierter Schwachsinn von der ersten bis zur letzten Minute, aber er nervt nicht, kann durchaus etwas Spannung einbringen und spielt gekonnt mit seiner Trash-Attitüde.

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                            • 7 .5

                              Ein beständiger Abstieg in den Wahnsinn, der durch seine kalte Atmosphäre und die tristen, schmutzigen Bilder noch unangenehmer gestaltet wird. Regisseur Adrian Lyne holt sich Anleihen von David Cronenberg und David Lynch, womit "Jacob's Ladder" zu einem intensiven und keinesfalls fröhlichen Trip wird.
                              Der mal wieder grandiose Tim Robbins als traumatisierter Vietnam-Veteran, dessen Psyche mehr und mehr verfällt, findet sich in einem Albtraum wieder, voller verstörender Bilder, brutaler Flashbacks und beängstigender Eskalationen. Jacob Singer kann bald nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden und dieses Schicksal teilt er mit dem Zuschauer, der viele falsche Fährten gelegt bekommt und sich ebenso fragen muss, was denn nun in dieser zunehmend absurder werdenden Geschichte Wirklichkeit und was Wahnvorstellung ist. Die Antwort am Ende kommt dahingehend durchaus überraschend, allerding auch ziemlich gekünstelt.
                              Schwere Kost, aber atmosphärisch top.

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                              • 6 .5

                                Ich weiß schon, warum ich kein großer Freund des Händeschüttelns bin. Trotz der schon etwas albernen Prämisse um eine verfluchte Hand, die es ermöglicht mit Geistern zu sprechen und sogar in sich aufzunehmen, ist "Talk to Me" ein kleiner, fieser Film, der seine Figuren zunehmend in einen Strudel der Selbstzerstörung zieht.
                                Mit einer Mischung aus Langeweile, jugendlichem Leichtsinn, Naivität und Arroganz macht sich die Teenager-Gruppe einen Spaß daraus mit dem mysteriösen Artefakt zu spielen, bis die Dinge eskalieren. Dramaturgisch ist das gar nicht so übel, die bedrückende Atmosphäre, die sich zunehmend aufbaut und das ein oder andere gelungene Horrorelement unterhalten ganz anständig. Erstaunlicherweise sind auch die Figuren ganz ertragbar, der Cast verfällt nicht ins Overacting und versucht halbwegs sympathisch rüberzukommen. Dass Hauptfigur Mia noch ein Trauma angedichtet wird, das alles noch schlimmer und deprimierender machen soll, ist vielleicht ein wenig übertrieben. Das Ende kommt dann auch sehr abrupt, fast so, als wollte man schnell fertig werden. Passt irgendwie nicht.
                                Phasenweise ist dieser australische Beitrag zum Horrorgenre erstaunlich gut, doch wie so oft wirken nicht alle Entscheidungen glücklich und so kommt das Finale dieser bisweilen tragischen Geschichte merkwürdig unrund daher.

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                                • 6 .5

                                  Sicher der bislang untypischste "Mortal Kombat"-Zeichentrickfilm aus der Reihe, aber Johnny Cage ist halt auch ein eher untypischer Charakter in dem Universum. Ein Windhund und Schönling, der schon einen beträchtlichen Gegensatz zu den sonstigen Gestalten des Franchise darstellt. "Mortal Kombat Legends: Cage Match" zelebriert diesen Umstand, geizt nicht mit beißender Hollywood-Satire und arbeitet viel mit Humor und einer Optik, die farblich irgendwo zwischen 80er-Jahre und Pop Art angesiedelt ist.
                                  Das Gewaltlevel ist deutlich geringer, als in den Vorgängern, was aber nicht heißt, dass es gar kein blutig triefendes Gematsche gäbe. Die Story, die die lässigen Sprüche und rasanten Fights zusammenhalten soll, gibt leider nicht viel her. Generische Standardbrocken, doch zur Unterhaltung reicht es gerade so. Der Zeichenstil ist okay, Detailliebe fehlt halt wieder. Ich würde mir wünschen, man würde sich mal mehr einem Anime-Stil annähern, aber das ist wahrscheinlich zu teuer.

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                                  • 7

                                    Ein Profikiller verbockt einen Auftrag und wird selbst zur Zielscheibe. Einen Preis für Kreativität gewinnt man mit dem Plot nicht, nahezu jeder zweite B-Actioner handelt davon, was nicht heißen soll, dass solche Geschichten nicht immer noch Potenzial hätten. David Fincher nähert sich dem Thema mit Stil und beinahe stoischer Gelassenheit, die auch auf seinen Hauptakteur abfärbt. "The Killer" ist ein schnörkelloser, meist unaufgeregter - böse Zungen könnten auch sagen monotoner - Thriller, der trotz einiger Gewaltausbrüche nicht überdreht und zumindest mit seiner Kaltblütigkeit Eindruck hinterlässt.
                                    Michael Fassbender als in sich gekehrter Killer, der gelernt hat nicht aufzufallen und äußerlich keine Bedrohung darzustellen, aber keinerlei Erbarmen zeigt, wenn es drauf ankommt, spielt die Rolle gut. Trotz der Farblosigkeit, die die Figur versprühen soll, behält er stets eine gewisse Ausstrahlung. Der Rachefeldzug, den er nach dem Fiasko im Paris und der damit verbundenen "Säuberungsaktion" des Auftraggebers, startet, kann wohl als eine Art Anti-"John Wick" bezeichnet werden. Getötet wird gezielt, eiskalt und weitgehend unspektakulär, es ist definitiv kein Bodycount-Festival. Warten, beobachten, weiter warten, auch das gehört in dem Gewerbe dazu. Die meisten Werke diesbezüglich blenden den Part aus, Fincher nicht, er zeigt genüsslich mit dem Finger drauf.
                                    Trotz eher warmer Locations ein unterkühlter Film, der einen rohen, wenig überdrehten Blick auf das sagenumwobene Killerhandwerk wirft. Handwerklich tiptop, atmosphärisch zumindest phasenweise gut, aber wie so oft bei Fincher im neuen Jahrtausend, wird man das Gefühl nicht los, dass irgendwie noch etwas fehlt.

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                                    • 6

                                      Ein Film, der wahrscheinlich nur entstanden ist, weil irgendjemand Nicolas Cage mal wieder richtig schön freidrehen sehen wollte. Auf seiner Overacting-Skala kommt er hier als rotgefärbter Irrer phasenweise vielleicht so auf 7.5/10, also schon anständig, aber auch nicht überragend.
                                      Abseits von Cages psychotischen Ausbrüchen, die für eine amtliche Blutspur sorgen, ist "Sympathy for the Devil" aber kaum erwähnenswert. Alles irgendwie schon mal dagewesen, oft besser. Joel Kinnaman als Opfer musste wohl bewusst farblos agieren, um seinem Gegenüber die Bühne zu überlassen. Er lässt sich nach Belieben herumschubsen und zu dämlichen Aktionen hinreißen, was die spätere Wendung in der Geschichte nur noch lächerlicher erscheinen lässt. Überraschend kommt der peinliche Twist gleich gar nicht.
                                      Handwerklich okay, Cage ist gut drauf, aber für ein echtes Highlight ist das dann doch zu wenig.

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                                      • 7

                                        Nach dem erschreckend lieblos hingeschluderten "Tod auf dem Nil", der hinsichtlich Optik und Präsentation eher wie ein mittelmäßiges Computerspiel gewirkt hat, darf Agatha Christies Hercule Poirot hier wieder mit mehr Stil ermitteln. Kenneth Branagh befreit "A Haunting in Venice" von der Green-Box-Hölle des Vorgängers und liefert stattdessen eine saubere Mischung Whodonit und Mystery vor packender Kulisse, die mit einiger Wahrscheinlichkeit auch der Schöpferin höchstpersönlich durchaus gefallen hätte.
                                        Die Atmosphäre rund um das heruntergekommene Haus in Venedig, in dem sich inmitten eines Sturms merkwürdige Dinge zutragen, wird gut transportiert. Dem Zuschauer wird schnell klar, dass hier mal wieder nichts ist, wie es scheint und doch lässt sich nicht vollends vorhersagen, was Sache ist. Selbst Poirot gerät in diesem mysteriösen Fall kurzzeitig an seine Grenzen. Auch diese Geschichte ist stellenweise brutal konstruiert und abenteuerlich, wie das in dem Genre nun mal dazugehört, jedoch am Ende nicht ganz so absurd wie in anderen von Christies Büchern. Der Cast arbeitet sauber und unaufdringlich, bis auf den Jungen, den man versucht als Pfiffikus zu verkaufen, der aber doch eher einem Arschlochkind gleichkommt. Zum Glück hält sich seine Screentime in Grenzen.
                                        Branaghs bisher beste Vorstellung in der Welt des Hercule Poirot, sowohl vor, als auch hinter der Kamera.

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                                        • 7
                                          über Frenzy

                                          Alfred Hitchcocks Rückkehr in die alte Heimat hat ihm und seiner Arbeitsweise nicht geschadet, wenngleich "Frenzy" doch manchmal etwas verkrampft und behäbig wirkt. Die routiniert inszenierte Geschichte um einen Serienkiller, der London unsicher macht und durch unglückliche Umstände ein Unschuldiger ins Visier der Fahnder gerät, spielt wieder gepflegt mit dem Suspense und macht auch ansonsten nicht viel verkehrt, haut aber wahrscheinlich auch niemanden vollends von den Socken. Mag wohl vor allem an den wenig einprägsamen Figuren und dem eher nichtssagenden Cast liegen. Es fehlt dem Film gewaltig an Charisma, zumindest seitens der Charaktere.
                                          Trotz der eher ernsten Angelegenheit, bei der Hitchcock - für die damalige Zeit - ein paar explizite Gewaltspitzen einbaut, legt er hier durchaus Wert auf etwas (britischen) Humor. Highlight ist wahrscheinlich der bedauernswerte Inspektor, der von seiner ansonsten liebenswerten Frau mit ihren Kochkünsten offenkundig in den Selbstmord getrieben werden soll. Dieser herrlich unverblümte Seitenhieb gegen die berühmt berüchtigte, englische Küche ist so wunderbar fies. Etwas merkwürdig mutet es dagegen an, dass bei diesen Szenen gleich mal die Geschehnisse ausgiebig zusammengefasst werden, als würde der Zuschauer Hilfe brauchen alles nachzuvollziehen. Stilistisch zweifelfrei interessant, allerdings etwas schräg.
                                          Der Altmeister konnte auch im Spätherbst seiner Karriere noch überzeugen, ein paar Prozentpunkte fehlen ab und an, aber das dürfte eher der Produktion, als der Inszenierung zuzuschreiben sein.

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                                          • 5 .5

                                            Potenzial für einen effektiven kleinen Schocker wäre zweifelfrei vorhanden gewesen. Einige Szenen besitzen einen amtlichen Gruselfaktor, leider bekommt „Terrified“ diese Qualität nicht auf Strecke hin. Abseits der paar gut gefilmten Momente ist die Erzählung in erster Linie zäh und wenig einprägsam. Die drei merkwürdigen Wissenschaftler und der nicht sonderlich belastbare Cop hinterlassen bei ihrer beharrlichen Suche nach der Wahrheit wenig Eindruck, dementsprechend ist dem Zuschauer ihr Schicksal egal. Der leise Anflug eines doppelten Bodens, der mit der Frage einhergeht, was davon nun real und was Illusion war, geht dementsprechend auch unter. Schade, denn handwerklich muss sich der Film nicht verstecken und die diffuse, bedrohliche Atmosphäre kann sich ebenfalls sehen lassen. Daran sind schon weit größere und teurere Horrorfilme kläglich gescheitert.
                                            Das Ziel ist erkennbar, der Weg dahin hätte besser sein können.

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                                            • 10

                                              Zehn Jahre hat es gedauert, inklusive einer teils außerordentlich dreisten Veröffentlichungspolitik, bis dieser eindrucksvolle Anime sein gleichermaßen spektakuläres, wie diskussionswürdiges Ende fand. "Attack on Titan" war von Beginn an ein Phänomen, das seinen ganz eigenen Stil fand, sehr kreative Ideen sein Eigen nennen durfte und dramaturgisch alle Register zog. So albern die Prämisse mit den "Titanen", die eigentlich meist nur sehr bizarr aussehende, nackte Riesen ohne Geschlechtsorgane darstellten, auf den ersten Blick vielleicht auch sein mochte, lustig oder erheiternd war an dem Storyverlauf insgesamt sehr wenig. Dieses extrem brutale, beklemmende, tragische und erbarmungslose Fantasy-Action-Drama ist gewissermaßen einzigartig, ich wüsste zumindest kein vergleichbares Werk in dieser Form.

                                              Solche epischen Geschichten scheitern nicht selten an ihrem eigenen Anspruch und verlieren sich nur allzu oft in Lächerlichkeiten und wirren Twists, Manga-Schöpfer Hajime Isayama hielt seine Schöpfung aber stets eindrucksvoll gut auf Kurs. Die Stück für Stück sich offenbarende Wahrheit voller gemeiner und schockierender Wendungen ist nicht nur dramaturgisch sehr interessant, sondern bringt auch erstaunlich durchdachte Aspekte der Gesellschaftskritik mit, ohne dabei altklug zu wirken. Natürlich sind nicht alle Entscheidungen astrein, manches wirkt unglücklich oder unnötig, und wenn die finale Wahrheit enthüllt wird, ergeben sich diverse Fragen und Logiklöcher, doch in der Gesamtschau ist das trotzdem eine ansehnliche Story mit einem barbarisch guten Spannungsbogen, der mit Eiseskälte vorangetrieben wird.

                                              Der detailverliebte Zeichenstil ist gerade hinsichtlich der Umgebung beeindruckend, die Figuren hätten aber mitunter etwas mehr Wärme gebrauchen können. Besonders der Studiowechsel während der Produktion hat dem Charakterdesign nicht zwingend gutgetan. Bestes Beispiel ist Mikasa, die zunehmend maskulin wirkte. Die immer härter werdenden Bedingungen sollten sich wohl auch in den Gesichtern widerspiegeln, dabei schießt man aber ab und an übers Ziel hinaus. Dafür sind die Actionszenen grandios. Die Manöver und Kämpfe mit der schon irgendwie genialen 3D-Ausrüstung sehen stark aus, die Zerstörungssequenzen ebenfalls. Nicht unerwähnt sollte der eingängige Soundtrack bleiben, der den Werken großer Filmkomponisten in nahezu nichts nachsteht und eine perfekte Untermalung bietet. Bedauerlicherweise ist die deutsche Synchro komplett für Tonne und einem Anime dieser Qualität mehr als unwürdig. Es sei jedem dringend geraten zur japanischen Fassung mit Untertiteln zu greifen.

                                              "Attack on Titan" ist ein Gesamtkunstwerk, das selbst Anime-Fans, die schon viel gesehen haben, zu überraschen weiß. Eine Geschichte über Ursache und Wirkung, über Vorurteile und Erbschuld, über Menschlichkeit und den Verlust ebenjener. Selbst wichtige und sympathische Figuren sind nicht vor einem traurigen Schicksal sicher, Fanservice ist hier kein Faktor, stattdessen bekommt man mit jeder Folge neue, blutige Puzzleteile, die irgendwann ein beeindruckendes, aber auch zutiefst beklemmendes Bild ergeben. Schon eine Wahnsinnsleistung.

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                                              • 7 .5
                                                RaZer 08.11.2023, 20:03 Geändert 10.11.2023, 22:54

                                                Ein Buddy-Movie der Achtziger durch und durch. Zwei draufgängerische Cops mit losem Mundwerk und weitgehender Narrenfreiheit legen sich mit dem organisierten Verbrechen an. "Running Scared" ist einfach gestrickt und investiert seine Zeit lieber in lässige Sprüche, als in unnötig komplexe Handlungsstrukturen.
                                                Billy Crystal und Gregory Hines laufen im winterlichen Chicago zur Hochform auf und quatschen sowohl sich gegenseitig, als auch ihre Feinde in Grund und Boden. Gute Cops mit manchmal bösen Methoden, die das System am Laufen halten und trotz mäßiger Bezahlung und ständigem Anschiss irgendwie doch Spaß dabei haben. Ironisch, sarkastisch und gerne auch mal zynisch, eine herrliche Mischung. Wahrscheinlich auch budgetbedingt ist Peter Hyams‘ Inszenierung manchmal etwas holprig oder gar unfreiwillig komisch. Exemplarisch sei da der immer mal wieder lieblos hin gesprühte Kunstschnee zu nennen, der verdächtig nach Schaum aussieht und nicht mal auf der Theaterbühne glaubwürdig wirken würde. Andererseits sehen Actionszenen wie die abenteuerliche Verfolgungsjagd auf den Bahnschienen sehr anständig aus. In gewisser Weise macht diese Diskrepanz den Film aber zusätzlich sympathisch, denn ernstzunehmen ist er ohnehin nicht.
                                                Typische Actionkomödie aus dem goldenen Zeitalter des Genres, die trotz aller Lockerheit auch ab und an mal etwas härter rangeht. Nicht sonderlich gut gealtert, aber auch heute noch herrlich unterhaltsam und rotzig. Allein die Szene mit der Gegenüberstellung ist der Knaller.

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                                                • 7 .5
                                                  RaZer 06.11.2023, 20:40 Geändert 08.11.2023, 18:40

                                                  Manchmal hilft nur die harte Tour. Tief in der amerikanisch-mexikanischen Provinz muss ein gottesfürchtiger Cop all seine Prinzipien über Bord werfen, um seine Tochter aus den Fängen einer satanischen Sekte zu befreien. "God is a Bullet" präsentiert sich als harter, teils sehr abgefuckter Thriller, der keinen Zweifel daran lässt, dass es hier keine friedliche Lösung geben kann.
                                                  Der Film ist eine Spur zu lang, das lässt sich kaum bestreiten, aber die beizeiten düstere, manchmal beinahe nihilistisch anmutende Atmosphäre bleibt durchgehend erhalten und kann den vorhandenen Leerlauf zumindest etwas auffangen. Für zarte Seelen gib es hier kein Futter, gerade die Gewaltausbrüche sind absolut kompromisslos inszeniert. Der kurze Showdown auf der Baustelle lässt mächtig die Fetzen fliegen. Natürlich fehlt es hier nicht an Klischees und erzählerischen Verbiegungen, doch die zwei starken Hauptdarsteller und das weitgehend gute Handwerk helfen über solche Täler hinweg.
                                                  Nikolaj Coster-Waldau als tiefgläubiger Schreibtisch-Cop Bob Hightower, der sowohl Körper, als auch Seele malträtieren muss, um in der Welt der Satanisten zu bestehen, verkauft sich gut. Gegen die grandiose Maika Monroe, mit der er ein interessantes Team bildet, sieht er aber kein Land. Als traumatisierte Aussteigerin aus dieser toxischen Umgebung kämpft sie mit den Nachwirkungen dieser Zeit, zögert aber nicht Hightower dabei zu helfen seine Tochter zu befreien. Freiwillig geht sie zurück in dieses abartige Haifischbecken und nimmt den Kampf auf. Starke Vorstellung. Der einzige Grund, warum sie bislang keinen Platz im obersten Regal Hollywoods hat, dürfte ihr mehrheitlich etwas unglückliches Händchen bei der Rollenauswahl sein.
                                                  Eine rotzige Mischung aus Kriminal- und Rachethriller mit düsterer Symbolik, die besonders dank der beiden Hauptfiguren und des unverhohlenen Härtegrads einigen Eindruck hinterlässt. Abseits dessen bleibt es Dutzendware, die vor allem inhaltlich eher seicht und gerne mal unlogisch unterwegs ist, aber die Inszenierung ist schon sehr anständig.

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                                                  • 5 .5

                                                    Überlebenskampf in einer postapokalyptischen Welt. Soweit, so normal. „Into the Abyss” erzählt keine Heldengeschichte, sondern folgt einfach einem Mann, der inmitten einer offensichtlichen fremdartigen Invasion versucht zwischen verlassenen, urbanen Ruinen über die Runden zu kommen. Hintergründe erfährt der Zuschauer keine, es gibt lediglich ein paar Andeutungen, was vorgefallen ist.
                                                    Optik und Atmosphäre erscheinen eigentlich ziemlich ansprechend, manche Bilder sind durchaus beeindruckend und die wenigen Auftritte der Angreifer werden effektiv und eindrücklich in Szene gesetzt. Es schüttet wie aus Kübeln in dieser düsteren Umgebung, trinkbar ist das Zeug aber augenscheinlich nicht und so dreht sich der Film über weite Strecke darum, unverseuchtes Wasser zu finden und dabei nicht zu sterben. Hauptfigur Bannon, der mich rein äußerlich ein wenig an Italiens Fußballlegende Andrea Pirlo erinnert hat, kann von diesem Umstand mal abgesehen, leider wenig Sympathien gewinnen. Der Kerl ist eine Ratte und genauso verhält er sich auch, bis zum bitteren Ende, das allerdings in dieser Form äußerst hölzern wirkt. Die letzten zehn Minuten sind wirklich lächerlich, da wird die ganze Zeit kaum gesprochen und plötzlich fliegt dem Zuschauer ein Staccato an (meist sinnlosen) Worten um die Ohren.
                                                    Dystopie im Stil des „Cloverfield“-Universums mit leichten Anleihen von „Dark City“ und ähnlichen FIlmen. Klingt zwar nicht schlecht, ist in Teilen auch gute gemacht, aber die farblosen Figuren und das dümmlich verkrampfte Ende kosten Punkte, ganz zu schweigen von den konstruierten Flashbacks und Visionen Bannons.

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