RaZer - Kommentare

Alle Kommentare von RaZer

  • 8 .5

    Biopics gelten ja nun nicht zwingend als die spannendsten Vertreter des Mediums Film, was allein schon daran liegt, dass man ja zumindest grob weiß, was passiert, aber Nolan würde nicht als Cineast und Genie gelten, wenn er keinen Weg gefunden hätte, das bei seinem Film zu ändern. "Oppenheimer" ist mehr als ein Film über den Vater der Atombombe, er ist Drama, Thriller, Verschwörungskrimi und ein klein wenig Charakterstudie. Wo es geht, versucht Nolan mit Bildgewalt zu punkten und greift ansonsten tief in die stilistische Trickkiste, um ja keine Langweile aufkommen zu lassen. Er springt in der Zeit wild hin und her, "codiert" die Zeitlinien mit Schwarz-Weiß- bzw. Farbaufnahmen, wirft ab und an mit wilden Schnitten um sich und bedient sich optischer Spielereien. Die Kamera ist sein Freund und er spielt gerne mit ihr.

    Der grob in drei Abschnitten geteilte Epos beginnt mit Oppenheimers Vorgeschichte, durch die mit hektischen Schnitten gepflügt wird. Nur relevante oder prägende Episoden halten dabei Einzug, große Wissenschaftler der Zeit schleichen durchs Bild, aber es bleibt keine Zeit für Umwege und das ist gut so. Kein Mensch interessiert sich dafür, wie Robert seine Kindheit verbrachte oder es ihm in der Schule erging und so spart der Film das zum Glück auch alles aus. Im zweiten Abschnitt geht es ganz und gar um das Manhattan Projekt und Los Alamos, wo dann auch ein klein wenig das Gas herausgenommen wird. Der Schnitt wird ruhiger, Oppenheimer rückt etwas aus dem Fokus heraus, aber langweilig wird es deshalb nicht. Effizienz ist das Stichwort, Nolan verhaspelt sich nicht in Details oder Pathos, sondern steuert konsequent auf das Ziel zu: den Test der Bombe. Das Herzstück des Films wird beeindruckend nüchtern präsentiert: kein Score, kein Ton, nur ein Lichtblitz und Rauch, doch das reicht völlig. Im letzten Drittel steht Oppenheimer wieder voll im Mittelpunkt und hat nicht nur mit den Folgen "seiner" Erfindung zu kämpfen, sondern auch mit einer Schmutzkampagne gegen sich, die ganz im Zeichen der antikommunistischen Hysterie zu Beginn des Kalten Krieges steht.

    Kaum eine Szene wirkt überflüssig, trotz des oft sehr wilden Erzählstils ist das Gesamtbild stimmig und die Überlänge völlig gerechtfertigt. Nolan schwafelt nicht, bewertet nicht und will auch niemanden erziehen, er erzählt einfach - natürlich dramaturgisch und stilistisch aufbereitet - wie es war und untermalt das Ganze mit einem scheppernden Soundtrack. Dass das so funktionieren konnte, ist natürlich auch dem Cast zu verdanken. Cillian Murphy, der J. Robert Oppenheimer extrem facettenreich darstellen muss, liefert eine durch und durch brillante Leistung ab, die auch auf seine Nebenmänner wie Matt Damon oder Josh Hartnett abfärbt. Alle hatten Bock, alle legen sich ins Zeug, aber keiner übertreibt dabei und verfällt ins Overacting. Großartig ist auch der Auftritt von Robert Downey Jr., der sich hier radikal von seinem Tony-Stark-Image verabschiedet. Wie so oft bei Nolan, spielen Frauen hier keine große Rolle, aber diesmal kann er das auch ein Stück weit mit der Geschichte begründen. Emily Blunt als durchaus streitbare Ehefrau Oppenheimers darf sich hin und wieder Gehör verschaffen, aber Platz in Reihe Eins gibt es für sie auch keinen. Hätte auch nicht gepasst und nur Nebenschauplätze eröffnet, die niemand braucht.

    Christopher Nolan hat hier weder das Kino neu erfunden, noch eine anderweitige Revolution losgetreten, aber er hat mal wieder bewiesen, dass er ein super Erzähler und Ästhet ist, der es versteht Worte und Bilder grandios in Einklang zu bringen. Optik, Ausstattung, Atmosphäre und Cast sind erstklassig, das muss man neidlos anerkennen, genauso wie die Tatsache, dass hier ein schwieriger und bisweilen auch durchaus zäher Stoff sehr interessant und spannend (und damit natürlich auch massentauglich) filmisch aufgearbeitet wurde. Kein achtes Weltwunder, aber verdammt gute Arbeit.

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    • 6
      RaZer 04.08.2023, 19:21 Geändert 04.08.2023, 19:21

      Barry Allen reist mit seiner Geschwindigkeit in der Zeit zurück und verursacht damit Chaos. Die Prämisse lädt zum Herumspielen ein, allerdings wurde das Thema auch schon sehr ausgiebig in der "The Flash"-Serie bearbeitet und das nicht mal ganz schlecht. Die DCEU-Version von "The Flash" versucht das Ganze im Schnelldurchlauf (hehe) durchzuzuziehen und es von Beginn locker und ironisch angehen zu lassen, was dem Unterhaltungswert sicher zuträglich ist. Der etwas verpeilte Barry wirkt neben Bruce oder Diana etwas fehl am Platz und das zelebriert man zu Beginn auch ein Stück weit. Der Anfang, mit all den Gastauftritten, ist cool, leider hält der Film diese Dynamik nicht durch.
      Ich fand die ganze Sache mit dem Multiversum und den Parallelwelten schon immer irgendwie ermüdend und albern. Es mag ganz lustig sein, wenn Barry sich selbst trifft und dieser gänzlich anderen Version von sich selbst die Problematik erklärt, aber irgendwo ist das inzwischen auch ziemlich plump. Das einzig echte Highlight des Films ist Michael Keaton, der offensichtlich großen Spaß daran hatte nochmal Batman zu spielen. Seine Vorstellung darf man getrost als Bewerbung für weiter Einsätze verstehen. DC sollte sie annehmen. Im Gegensatz dazu ist das hier präsentierte Supergirl erschreckend farblos und unsympathisch. Glücklicherweise halten sich die Szenen mit ihr in Grenzen. Ezra Miller macht's hingegen ganz gut. Positiv sei auch noch erwähnt, dass hier kein Speedster als Hauptgegenspieler präsentiert wird. Ist ja sonst auch so eine Unart in Superheldenfilmen, einen Antagonist mit ähnlichen Fähigkeiten einzubauen.
      Die große Frage bleibt, ob die katastrophal schlechten Effekte ein absichtliches Stilmittel darstellen (was merkwürdig wäre) oder doch einfach Unfähigkeit und falsche Budgetplanung dahinterstecken (eher wahrscheinlich). Jedenfalls ist das für einen Blockbuster aus dem Jahr 2023 indiskutabel. Das erbärmlich schlechtes CGI wirkt fast so, als hätte man es von Trashfilmschmieden wie The Asylum anfertigen lassen. Diese mittelmäßige Videospieloptik ist so absurd, dass sich fast schon wieder als witzig durchgeht.
      Dass der Film durch die Produktionshölle gegangen ist, merkt man ihm zumindest technisch durchaus an. Und trotz einiger guter Ideen und einer halbwegs soliden Bearbeitung der unvermeidlichen Zeitparadoxa, gelingt es nicht durchgängig Spannung und Unterhaltung zu erzeugen. Richtig punkten kann "The Flash" eigentlich nur dank Keaton, etwas Humor und einiger sehr gelungenen und selbstironischen Cameos am Anfang und Ende (inklusive eines höchst interessanten Superman).

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      • 7

        Einen echten Mehrwert vermag "Resident Evil: Death Island" dem Universum nicht zu geben, mehr als eine Anekdote ist es letztlich nicht, aber die vier Großen der Reihe (Claire, Jill, Leon und Chris) sind mal gemeinsam als Team aktiv und dementsprechend zeitgleich im Bild, was schon eine Besonderheit darstellt. Allein dafür lohnt sich ein Blick, zumal die Animationen mal wieder astrein aussehen. Die Animationsfilme aus dem "Resident Evil"-Franchise bleiben sich stets treu und doktern im Gegensatz zu den Realverfilmungen auch nicht an den Figuren und der Prämisse herum. Alle sehen noch so aus und verhalten sich so, wie man es erwartet, es gibt keine Experimente und Neuausrichtungen, die an der Stelle ohnehin niemand braucht. Aus Alcatraz als Handlungsort macht man vielleicht etwas zu wenig, meist sind unsere Helden im Innenbereich oder irgendwelchen Tunnelsystemen unterwegs, da geht die legendäre Location ein wenig unter.
        Solider Beitrag zur Reihe, der sich schon ein wenig wie eines der Games anfühlt. Selbst der monströse Endboss, der nur mittels bestimmter Strategie eliminiert werden kann, ist vorhanden. Nur, dass der Zuschauer hier nicht selbst Hand anlegen muss und sich entspannt zurücklehnen darf.

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        • 4

          Zweieinhalb Stunden Overacting und Pornografie vor "historischem" Hintergrund, wenn das keinen Meilenstein der Filmgeschichte darstellt. "Caligula" nimmt den Mythos des römischen Imperators, dreht ihn durch den Wolf und kippt die Suppe über einem Haufen nackter Haut aus. Lupenreiner Trash, der sich in seinem Dasein als Skandalfilm suhlt, weil er sonst nichts zu bieten hat. Ein Historienepos hat normalerweise epische Schlachten und imposanten Kulissen zu bieten, oder wenigstens ein paar schöne Verschwörungen und Ränkespiele, doch hier gibt es eigentlich nur spärlich bekleidete Gestalten und "haarige" Orgien vor Sperrholz und Pappmaché. Es sagt ja schon viel aus, dass Penthouse im Vorspann gleich mit als Studio genannt wird und entsprechend explizit sind auch die Szenen. Dazwischen dreht Caligula immer weiter ab und verliert sich in Hybris, Dekadenz und Hedonismus, leider ist das alles sterbenslangweilig und derart schlecht inszeniert und ausgestattet, dass nur die unfreiwillige Komik hier noch hilft.
          Normalerweise ist so ein Projekt ein Karierekiller, aber Malcolm McDowell und Helen Mirren kamen weitgehend unbeschadet aus der Nummer raus. Wobei McDowell noch nie wählerisch bei seinen Rollen war und sich auch heute noch im hohen Alter für teils schlimmen Mist hergibt. An dem Mann perlt alles ab. In gewisser Weise ist seine völlig überspitzte Darstellung hier urkomisch, der Fremdschämfaktor sprengt allerdings die Skala.
          Aus gleich mehreren Gründen für den Geschichtsunterricht in der Schule eher untauglich und davon mal abgesehen auch nicht sonderlich nix, was man gesehen haben muss.

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          • 7

            Wüsste man nicht, woher der Film kommt, könnte man ihn glatt den Briten oder gar den Skandinaviern zuordnen. Dieser herrlich zynische, nonchalante, schwarze Humor mit einem kleinen Hauch Tarantino ist so wunderbar böse und absurd. Schade, dass „Mann beißt Hund“ die anfängliche Dynamik nicht bis zum Ende durchhält. Je länger der Film läuft, desto mehr kämpft er krampfhaft mit dem Versuch die anfangs nette Idee bis zum Schluss durchzuziehen. Es gelingt nicht wirklich. Bens Geschwätz wird zunehmend nervig und das Ende ist dann auch zu vorschriftmäßig, aber bis dahin gibt es eine paar durchaus interessante, makabre und morbide Szenen.
            Filme, die sich auch mal etwas trauen, kein Blatt vor den Mund nehmen und sich nicht vor Kontroversen scheuen, sieht man nicht so häufig, zumindest nicht in guter Qualität und schon gar nicht mit dem Unterhaltungswert, insofern ist es wohl verzeihbar, dass die Luft hintenraus etwas ausgeht.

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            • 6

              Der Name Cronenberg verpflichtet und so arbeitet der Sprössling von Horrorlegende David hart daran, das Familiengeschäft weiterzuführen. Bei „Possessor“ sah das schon ziemlich gut aus, die DNA vom Altmeister war da absolut zu erkennen, „Infinity Pool“ hingegen wirkt beizeiten etwas zu verkrampft.
              Die abenteuerliche Story um ein Resort in einem merkwürdigen Land mit bizarrem Klon-Programm und dem damit verbundenen Freifahrtschein ohne Konsequenz nahezu jeden Scheiß anstellen zu können, kommt nur selten richtig in Schwung und ist viel zu fixiert darauf etwas Abgefucktes oder Gewagtes zu bringen. Alles sehr konstruiert, aber immerhin gut inszeniert. Alexander Skarsgård, der tief in diesen Strudel aus Dekadenz und Hedonismus gezogen wird und zum Spielball einer gelangweilten Elite wird, die sich mit Sex, Drogen und Gewalt die Zeit vertreibt, macht seinen Job großartig. Sein langsames abdriften in den Wahnsinn sieht sehr überzeugend aus. Mia Goth als Femme Fatale ist nicht weniger stark. Diese Frau erinnert irgendwie an die alten Hollywoodikonen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Dem Duo ist es zu verdanken, dass Cronenberg Junior hier noch halbwegs die Klasse halten kann, sein Script hat ansonsten ein paar Löcher zu viel. Das Ende allerdings hinterlässt durchaus Eindruck, wenn die Gruppe nach all dem Irrsinn plötzlich wieder ganz lässig zum Alltag übergeht.
              Ein Film wie ein Fiebertraum und wie sich das für einen Cronenberg gehört nichts für die breite Masse, aber leider auch lange nicht so gut und eingängig, wie man das vielleicht hätte erwarten können.

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              • 7 .5

                Hätte sicher gut als brutaler Rachethriller funktioniert, aber Sam Mendes entschied sich seinen Gangsterepos lieber als eingängiges Drama zu inszenieren und den Figuren Raum zur Entfaltung zu geben. Bei der Besetzungsliste nicht die dümmste Entscheidung. „Road to Perdition“ ist eine top ausgestattete Zeitreise in die berüchtigte Zeit der Prohibition und der damit verbunden Hochkonjunktur des organisierten Verbrechens, die nur manchmal etwas zu zaghaft mit dem Gaspedal umgeht.
                Sonderlich aufwendig oder kreativ ist die Story nicht, der Film lebt von seiner astreinen Inszenierung und den Charakteren, die vom hochklassigen Cast eindrucksvoll ausgefüllt werden. Tom Hanks ist selbst als Mafiakiller noch die Herzlichkeit und Sympathie in Person, ohne dabei lächerlich zu wirken, das schafft sonst wohl auch keiner. Der große Paul Newman und sein Filmsohn Daniel Craig (hier noch vor seinem ganz großen Durchbruch) als de facto Gegner sind nicht weniger stark. Es ist eine raue Welt, in der sich die Figuren bewegen und dementsprechend wenig zimperlich wird mit ihnen umgegangen. Die Kamera blendet bei den Gewaltspitzen großzügig weg, aber die Resultate hallen nach. Platz für ein wenig Humor ist zwar durchaus (Stichwort: Michael Jr. am Steuer), aber Heiterkeit ist hier dennoch kein großer Faktor, denn hier geht es ums nackte Überleben.
                Atmosphärisch und optisch wurde diese Zeit selten besser eingefangen. Die Geschichte mag manchmal etwas zu viel auf Klischees aufbauen und die Bremse etwas zu selten lösen, aber im Kern liefert Mendes hier großes Kino, das aber gar nicht als solches wahrgenommen werden will.

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                • 3 .5

                  Schlecht gealtert, aber fairerweise spielte „Ebola Syndrom“ schon zum Zeitpunkt seines Erscheinens nicht in der ersten Liga und wirkte eher wie ein Produkt der frühen Achtziger. Der Film möchte schockieren und versucht das durch teils ziemlich abgefuckte und explizite Szenen zu unterstreichen, leider sind weder die Darsteller, noch die handwerkliche Umsetzung gut genug, um mehr zu sein als mittelmäßiger Trash. Am schlimmsten ist das völlig unnatürliche Overacting der meisten Figuren. Anthony Chau-Sang Wong in einer mustergültigen Arschlochrolle funktioniert wenigstens partiell, aber insgesamt ist das alles zu mau. Schultheater auf Crack, das in einem absolut peinlichen Showdown gipfelt. Unmöglich da einen akzeptablen Spannungsbogen zu kreieren.
                  Hongkong ist durchaus eine brauchbare Adresse, wenn man gute Actionfilme und Thriller sucht, „Ebola Syndrom“ taugt allerdings höchstens dank seiner unfreiwilligen Komik und seinen absurd überzeichneten Charakteren zur Unterhaltung.

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                  • 7 .5
                    RaZer 21.07.2023, 16:29 Geändert 18.05.2025, 14:11

                    Lauf, Ethan, lauf! Keiner hastet so schön und stylisch im Vollsprint über die Leinwand wie Ethan Hunt, wenn er mal wieder die Welt retten soll und diesmal hat er mehr denn je Grund Gas zu geben. Die Bedrohung, der er sich stellen muss, ist so gigantisch, dass zweieinhalb Stunden nicht ausreichen sie auszumerzen, es muss noch ein zweiter Teil her und das sorgt natürlich hier für etwas Sand im Getriebe. Hollywoods Unart Blockbuster aufzuteilen, war schon immer lästig, besonders weil die ersten Teile immer den undankbaren Job übernehmen müssen, erstmal alles einzureißen, bevor in Teil 2 der Wiederaufbau beginnen kann. „Mission: Impossible 7 - Dead Reckoning“ kommt mit diesem Schicksal etwas besser klar als andere Filme, der Cliffhanger fällt hier nicht ganz so krass aus, dennoch gibt es für das IMF hier meist nur wenig zu holen und der Zuschauer muss damit leben, dass es erst in der Fortsetzung richtig vorwärts geht.
                    Das Gerüst der Story ist altbewährt und wenig innovativ, aber irgendwie muss man halt vorankommen. Eine übermächtige KI zum Feind zu machen, die sich die komplette digitale Welt, von der die Menschheit längst vollständig anhängig ist, zu Untertan macht, bietet sich natürlich an. Es mutet schon witzig an, wenn die modernen Geheimdienste plötzlich wieder auf Schreibmaschinen und analoge Signaltechnik setzen müssen, um überhaupt weiterarbeiten zu können. Das Ganze ist nicht komplett abwegig, aber vielfach hier doch sehr einfältig und bequem in seiner Umsetzung. Doch eigentlich geht es darum ja nicht. Wichtig ist, dass die rasante Jagd um die Welt mit all ihren netten Actionszenen Spaß macht und das tut sie weitgehend. Auf Dauer ist dieses ständige Wechselspiel von Vertrauen, Verrat und doppelten Böden aber etwas nervig, ganz zu schweigen von der prophetisch veranlagten KI und ihren überzeichneten Lakaien.
                    Tom Cruise ist und bleibt privat ein Rindvieh, aber wenn er Bock hat, funktioniert er als Actionheld noch immer tadellos. Ethan liegt ihm am Herzen und das spürt man. Hayley Atwell als neue starke Frau an seiner Seite ist anfangs ziemlich anstrengend mit ihren Versuchen immer dreister und cleverer zu sein als alle anderen, aber Grace wird im Verlauf zum Glück auf den Boden der Tatsachen geholt. Warum genau man die etablierte Rebecca Ferguson als Ilsa so sinnlos verheizt hat, verstehe ich allerdings nicht. Sehr enttäuschend. Benji und Luther als Sidekicks und Konstanten funktionieren wie gewohnt, ein Glück.
                    Für den ersten Teil eines Zweiteilers durchaus gut, aber es knirscht schon ab und an im Gebälk. Das Rad wird hier nicht neu erfunden und dramaturgisch verlässt man sich hier auch eher auf Hausmannskost, doch es gibt kaum Leerlauf, der Cast arbeitet gut und an satter Action mangelt es nicht. Das reicht in dem Genre natürlich für einen Platz an der Sonne, aber weder würde ich „Mission: Impossible 7 - Dead Reckoning“ zum Actionfilm des Jahres erklären, noch zum besten Teil der Reihe. Da fehlen mir dann doch ein paar Körner.

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                      RaZer 19.07.2023, 19:59 Geändert 19.07.2023, 22:05

                      Da werden einige Kindheitserinnerungen böswillig pervertiert. Komplett ohne Reiz ist die Idee eigentlich nicht, so ein wenig abgefucktes Potential steckt da irgendwo schon drin, aber ohne Budget und mit allenfalls mäßig talentiertem Personal sieht’s halt mau aus. „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ ist leider nicht viel mehr als ein billiger Slasher, der altbekannte Figuren in einem neuen Licht erschienen lassen will, an der handwerklichen und dramaturgischen Umsetzung aber weitgehend scheitert. Der Anfang ist noch ganz okay, aber alsbald stellt sich das generische, seelenlose Gemetzel ein, das von den zwar ansehnlichen, aber komplett farblosen Opfern nicht sonderlich mit Leben gefüllt werden kann. Etwas überraschend sind die Gewaltspitzen optisch ganz okay inszeniert, etwas Knowhow war in der Hinsicht also vorhanden, warum die Masken dann aussehen, als hätte man sie für nen Fünfer vom Tschechenmarkt mitgenommen, bleibt rätselhaft.
                      Für die Parodie eines Slashers ist der Film zu ernst, für einen seriösen Vertreter sind die meisten Elemente aber zu billig, so bleibt nur leidlich unterhaltsamer Trash übrig.

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                      • 8
                        über Limbo

                        Da steckt zweifellos „Sin City“ und auch ein wenig „Se7en“ drin, keine schlechten Vorbilder. Der ostasiatische Raum ist schon lange die erste Adresse für düstere, spannende Thriller und „Limbo“ schickt sich an ganz vorne mitspielen zu wollen. Ein intensiver, gnadenloser Film, der mit seinen Figuren äußerst rabiat umgeht. Die Story rund um einen fiesen Serienkiller, der seinen Opfern gerne die Hände abtrennt, wird derart abgefuckt erzählt, dass selbst manche Horrorautoren die Augenbrauen heben dürften. Hier gibt es keinen Platz für Späße, nicht mal Sarkasmus kommt groß zum Tragen, die Sache ist ernst und so wird sie auch behandelt. Der Film versinkt förmlich in einer Welt aus Müll und Dreck. Der Killer ist in den Slums aktiv, und somit waten die desillusionierten Ermittler knietief im Abfall. Die Konsequenz dieser Bilder ist beeindruckend, es gibt einfach keinen Raum für Ästhetik. Ob der Schwarz-Weiß-Stil dabei die Wirkung abmildert oder gar noch verstärkt, vermag ich gar nicht wirklich zu beurteilen. Fakt ist, dass sich der Zuschauer hier zu jeder Zeit unwohl fühlen soll und genau das funktioniert astrein.
                        Ein Film Noir im Quadrat, der keinen Spaß versteht und schon gar nicht unterhalten will. Vielleicht etwas comichaft überspitzt und definitiv nichts für zarte Seelen, aber ein bockstarker Thriller, der sich so gar nicht an die Kette legen lässt.

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                          RaZer 09.07.2023, 11:35 Geändert 09.07.2023, 17:26

                          Beeindruckend einfallslos und dabei auch noch so aufgedreht infantil, dass man glatt zur Chemiekeule greifen möchte. „The Out-Laws“ macht eigentlich alles falsch, was man bei einer Actionkomödie falsch machen kann. Angefangen bei den Figuren, die ungefähr so sympathisch erscheinen wie ein Wespennest im Schlafzimmer bis hin zur abgedroschenen Story, die sich augenscheinlich selbst fälschlicherweise für total lustig und cool hält, dabei aber nur blindlings von Klischee zu Klischee stolpert. Absolut alles an der Nummer nervt.
                          In gewisser Weise muss man Adam DeVine hier bewundern, es gehört Mut dazu eine Rolle zu spielen, die wirklich jedes kleinste Maß an Würde und Charisma vermissen lässt. Owen Browning ist eine hochnotpeinliche Pussy, bei der man in jeder Sekunde hofft, dass doch endlich jemand den Saft abdrehen möge. An dieser Vorstellung ist absolut nichts lustig, ich weiß nicht, ob ich jemals zuvor eine derart erbärmliche Figur ertragen musste. Fail on so many levels. Da kann dann auch der routiniert coole Pierce Brosnan nichts mehr retten. Sein Urteilsvermögen hat arg gelitten in den letzten Jahren. Wenn man überhaupt etwas Positives in dieser filmischen Bankrotterklärung finden kann, dann vielleicht die paar Actionszenen, die zumindest handwerklich einen soliden Eindruck machen.
                          Eine einzige Strapaze für die Nerven.

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                          • 6

                            Vermutlich wäre es hilfreich Bert Kreischer und sein Comedy-Programm, auf das der Film aufbaut, zu kennen, was außerhalb der USA allerdings wohl kaum auf jemanden zutreffen dürfte. Als solide, oft etwas verkrampfte Actionkomödie funktioniert "The Machine" aber auch so. Ich kannte den Hintergrund nicht und kam trotzdem klar, ist ja nun wahrlich keine hohe Erzählkunst mit doppelten Böden. Kann höchstens sein, dass einige Anspielungen verpuffen.
                            An Humor und Ironie fehlt es nicht in der bisweilen chaotischen, konstruierten Story, die gerne mit Klischees spielt. Es ist ein eher infantiles Projekt, keine Frage, aber es hat seine Momente. Mark Hamill als außerordentlich passiv aggressiver Vater, der immer alles besser weiß, ist schon ziemlich witzig. Auch einige der Actionszenen und Gags sind ganz nett. Ganz große Würfe sind nicht dabei, doch dem Film haftet so ein wenig die Attitüde einer Fanfiction an, was schon irgendwie sympathisch wirkt.
                            Zum Hauptgang taugt er nicht, aber als Snack zwischendurch ist er akzeptabel.

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                            • 7

                              Direkt in der Mitte der beiden goldenen Jahrzehnte der kernigen Actionkomödien bildet "Ein Vogel auf dem Drahtseil" eine Art Essenz des Subgenres. Rasant, witzig, durchaus auch mal brutal oder sarkastisch und irgendwie ziemlich konstruiert, so mussten diese Filme damals sein. Bloß nicht zu viele Gedanken machen, der sympathische Cast regelt das im Zweifel schon, lautete die Devise. Diese lockere Herangehensweise hatte ihren Reiz.
                              Mel Gibson und Goldie Hawn, die als Pärchen hier irgendwo zwischen Buddy-Movie und Romcom agieren und nebenbei ein paar Kugeln ausweichen müssen, sind erwartungsgemäß gut aufgelegt. Vielleicht hätte man die gute Goldie nicht alle zwei Minuten wie am Spieß schreien lassen müssen. Das geht doch irgendwann auf die Ohren. Die Chemie zwischen den beiden damaligen Hollywood-Granden stimmt jedenfalls und davon lebt der Film natürlich. Mit der Story und den eher altbackenen Actionszenen allein wäre nicht viel zu holen. Erst die Verpackung sorgt hier für den Spaßfaktor.

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                              • 7

                                Spät, aber nicht zu spät bekommt Indy die Chance das kleine Missverständnis von Teil 4 zu korrigieren. Das Unterfangen gelingt prinzipiell auch, es gibt aber so einige Schönheitsfehler.
                                "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" ist ein absolut generischer Abenteuerfilm, der beinahe verzweifelt versucht dem Geist der ursprünglichen Trilogie gerecht zu werden. Das mag eigentlich sogar eine gute Nachricht sein, nur leider dreht sich der Film dabei oft im Kreis und hat Mühe die Dinge über die gesamten zweieinhalb Stunden am Laufen zu halten. Indy findet eine Spur, löst das Rätsel, die Bösen grätschen dazwischen, Reset. Auf Dauer ist das leider etwas ermüdend. Dass vier verschiedene Autoren am Drehbuch herumgedoktert haben, erscheint wenig überraschend, da ist schon eine gewissen Verkrampfung zu spüren. Und ob der große, überaus absurde Showdown jetzt so viel besser ist, als das viel gescholtene Finale vom Vorgänger, darüber darf man gewiss streiten. Vielleicht wäre weniger hier mehr gewesen. Immerhin gibt es wenig Leerlauf, James Mangold ist bemüht keine Langeweile aufkommen zu lassen (wenn auch mit sich abnutzenden Mitteln) und "Indiana Jones"-typische Action zu präsentieren. Beim CGI fehlt manchmal noch etwas Feinschliff.
                                Harrison Ford ist gewillt sich sein gehobenes Alter nicht allzu sehr anmerken zu lassen und den streitbaren Archäologen so gut es geht nochmal von der Leine zu lassen. Doch man sollte sich keine Illusionen machen: Indy steckt hier weit mehr ein, als er austeilt und muss sich notgedrungen auch mal in Selbstironie üben, wenn ihm jüngere Zeitgenossen die Show stehlen oder gleich mal aufs Maul hauen. Als gealterte Held hält er sich dennoch ziemlich gut, Respekt vor der Figur war weitgehend vorhanden, das ist leider keine Selbstverständlichkeit mehr in Hollywood. Allenfalls leidlich funktioniert leider seine Begleiterin Helena (Phoebe Waller-Bridge). Arrogant, krankhaft selbstbewusst, hinterhältig, herablassend und geldgeil, keine Figur, der man übermäßig Sympathie entgegenbringen könnte. (Gegen Ende wird es minimal besser.) Das mag hier auch für Mads Mikkelsen zutreffen, bei ihm ist es aber so gewollt, schließlich spielt er den Bösen und das macht er mal wieder großartig. Den Mann kannst du immer bringen, da machst du nichts falsch. Für den legendären Soundtrack von John Williams bedarf es keiner großen Worte, der spricht wie immer für sich selbst.
                                Schwierig zu bewerten. Im Kern nicht übel, weil alles dabei ist, was die Reihe ausmacht, aber weder beim Storyverlauf, noch bei den Charakterzeichnungen trifft man hier immer ins Schwarze. Wenn man diese Abstriche akzeptieren kann, bekommt man solide Abenteuer-Action mit einem Hauptheld, der Peitsche und Hut eigentlich schon an den Nagel gehängt hatte, sich aber doch nochmal aufschwingt die Welt zu retten. Nostalgie zieht immer.

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                                • 8 .5

                                  "Extraction 2" hat aus den Schwächen des Vorgängers gelernt und fährt die emotionale Komponente etwas zurück, die dem ersten Teil zu oft den Wind aus den Segeln nahm und dabei phasenweise im Kitsch förmlich ertrank. Komplett lösen könnte man sich von solchen Soap-Elementen hier zwar auch nicht, aber es wirkt doch wesentlich erträglicher und die freigeräumte Zeit wird mit brutaler Action gefüllt. So gerät diese Fortsetzung zu einem astreinen Vertreter des Genres.
                                  Die konstruierte Story mit den reichlich überzeichneten Gegenspielern bekleckert sich freilich nicht mit Ruhm, aber sie sorgt immerhin dafür, dass der Fuß kaum vom Gas genommen wird. Aufwand und Intensität der Actionszenen sind erstklassig, es sind sogar einige hervorragende Fights im One-Shot-Stil dabei. Handwerklich ist das top, es geht richtig gut zur Sache und Ruhephasen sind meist eher kurz. Das ist auch gut so, denn die meisten Figuren und deren Schicksale kommen aus der Ramschkiste und sind eher uninteressant. Das Drehbuch ist nicht gut, da gibt es keine Zweifel, doch es reicht aus, um harten Bodycount und solide Materialschlachten zu rechtfertigen, mehr braucht es in dem Genre nicht zwingend. Style over Substance ist an der Stelle völlig okay.
                                  Chris Hemsworth teilt als Titelheld grandios aus, da ist der Vergleich zu Keanu Reeves' John Wick sogar beinahe angebracht. Abseits seiner Figur kommt vom Cast leider recht wenig, alles eher generische Charaktere, die eben ein wenig durchs Bild springen und die Dramaturgie etwas beleben sollen. Gelingt nicht allen. Den verblendeten Arschlochsohn seiner Ex-Schwägerin hätte man beispielsweise gerne weglassen können.
                                  Actionkino in seiner reinsten Form. Inhaltsleer, konstruiert und voller Klischees, aber dafür auch kurzweilig, aufwendig und kompromisslos. Ich hatte mächtig Spaß, wesentlich mehr, als bei Teil 1.

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                                  • 5

                                    Mike Flanagans Erstling lässt durchaus Potenzial hinsichtlich Atmosphäre und bedrohlicher Spannung erkennen, bei der handwerklichen Umsetzung hapert es aber noch tüchtig. "Absentia" wirkt wie ein (ambitioniertes) Studentenprojekt mit einigen netten Ideen, die mangels Budgets leider nicht so inszeniert werden konnten, wie sie es verdient gehabt hätten. Die Story rund um das mysteriöse Verschwinden von Personen in der Umgebung einer Unterführung, die von einem eingängigen (und manchmal leider etwas zu penetranten) Soundtrack untermalt wird, lässt bewusst viele Fragezeichen und ein ungutes Gefühl zurück. Wären der Cast und die Kameraarbeit etwas besser, könnte man beinahe von einer kleinen Perle des Genres sprechen, aber da steckt dann doch zu viel Mittelmaß drin, um das guten Gewissens behaupten zu können.

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                                    • 7 .5

                                      Wahrscheinlich das ehrlichste und bodenständigste Biopic, das je in Hollywood entstanden ist. Das war von einem seriösen Künstler wie Weird Al Yankovic aber auch nicht anders zu erwarten. Kurz und präzise wird sein bewegtes Leben von der unteren Mittelschicht zur Weltspitze gezeigt, mit all den Höhen und Tiefen. Der Mann, der die Musik revolutionierte, Michael Jackson zu einem seiner größten Hits inspirierte, sich von Madonna um den Finger wickeln ließ und Drogenbaron Pablo Escobar zur Strecke brachte, bekommt hier ein filmisches Denkmal gesetzt, dass seiner Größe zwar kaum Gerecht wird, aber trotzdem noch lange nachhallen dürfte. Es ist tatsächlich gelungen den Zuschauer glauben zu lassen, die Kamera sei bei all diesen Ereignissen seinerzeit wahrhaftig dabei gewesen. ;)
                                      Daniel Radcliffe spielt den speziellen Musiker erstaunlich solide und findet ein gutes Maß an Selbstironie. Noch cooler ist allerdings Evan Rachel Wood als Femme Fatale Madonna. Herrlich fies, ihre Darstellung. Auch die Dichte an mehr oder weniger schlecht gecosplayten Stars ist einigermaßen beeindruckend und sorgt für gute Unterhaltung. Gar nix zu meckern gibt es beim Soundtrack, der vornehmlich aus Yankovics größten Hits besteht und so schon mal gar nicht schlecht sein kann.

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                                      • 4

                                        "Transformers: Aufstieg der Bestien" sollte das ins Schlingern geratene Franchise retten, ich befürchte allerdings mit der Nummer hier bewirkt man eher das Gegenteil. Michael Bays Gigantismus, Militärfetisch und infantile Krawallorgien haben sich zugegebenermaßen mit der Zeit schon etwas erschöpft, weshalb eine kleine Neuausrichtung mit dem Versuch sich ein wenig gesund zu schrumpfen nachvollziehbar erscheinen mag. Bei "Bumblebee" sah das ja damals auch ganz vielversprechend aus, aber Regisseur Steven Caple Jr. und die Autoren schießen mit der uninspirierten Vorstellung hier einen mächtigen Bock. Da ist keinerlei kindliche Begeisterung zu spüren, keinerlei Esprit und schon gar keine Selbstironie, dafür gibt es billige Dramaelemente, Kitsch und Pathos. Niemand erwartet in so einem Film ein dramaturgisches Meisterwerk, aber das hier ist phasenweise richtiggehend dreist. Daily Soap auf Steroiden, zusammengeklaut und bedeutungsschwanger. Sogar der viel gescholtene, chaotische zweite Teil "Transformers - Die Rache" hatte ein besseres Drehbuch, als diese Bankrotterklärung hier. Im Gegensatz zu "Bumblebee" kappt man auch gleich die Verbindung zu den anderen Filmen und stellt die Weichen voll auf Reboot. Tendenziell eher verzockt, würde ich sagen.

                                        Das größte Problem des Films sind mal wieder die menschlichen Darsteller und deren "sinnvolle" Integrierung in die Story. Damit hatte die Reihe logischerweise schon immer zu kämpfen, aber die einfallslosen Verbiegungen und Konstruktionen, die man hier zusammenbastelt, sind schon reichlich absurd. Das wäre in dem Genre kein großes Problem, wenn die Figuren es wenigstens wert wären. Man wünscht sich aber beinahe Shia LaBeouf zurück, wenn man diese farblosen Gestalten mit ihren vor Klischees bzw. Schmalz nur so triefenden Hintergrundgeschichten sieht. Anthony Ramos und Dominique Fishback sind Totalausfälle, denen das schlechte Script aber auch wenig Spielraum lässt. Meinetwegen hätten sie gerne im Kampf zerquetscht werden dürfen, es wäre kein Verlust gewesen. Hätte man wenigstens Hailee Steinfeld zurückgeholt, sie hätte eventuell etwas retten können. Als Noah dann auch noch zu Iron Man (oder eher Mega Man) wurde, wollte ich wirklich aufstehen und gehen. So oft habe ich zuvor noch in keinem "Transformers"-Film genervt mit dem Kopf geschüttelt und mich gefragt, was zur Hölle der Geikel soll. Lächerlich waren sie alle, aber sie haben wenigstens immer Spaß gemacht und sich nicht zu wichtig genommen. Ohne Mirage gäbe es hier kaum mal einen funktionierenden Gag. Und die erste halbe Stunde des Streifens kann man gleich komplett überspringen.

                                        Immerhin gibt es optisch wenig zu meckern, das ist aber auch das mindeste in so einem Film. Die Kämpfe sind schick, auch die Maximals wirken einigermaßen beeindruckend. Schade, dass man sie so sinnlos verheizt wie den Rest auch. Die generisch wirkenden Gegenspieler hinterlassen kaum Eindruck, abgesehen vielleicht von der Zerstörungswut. Es knallt schon immer mal wieder ganz anständig, wenigstens das hat Caple Jr. hinbekommen. Optimus wurde ein Retrodesign verpasst, damit erinnert er nun eher an die Zeichentrickversion aus den Achtzigern. Ob das eine Verbesserung darstellt, ist wohl eine Geschmacksfrage, jedenfalls wirkt er grimmiger, als in den älteren Teilen, bekommt alleine aber nach wie vor nix gebacken. Bedauerlicherweise findet Steve Jablonskys epischer Score diesmal kaum Anwendung, stattdessen wird der Zuschauer ausgiebig mit miesem Hiphop/Rap-Gedöns gequält. Ganz nebenbei sollte derjenige, der es in der deutschen Fassung für eine gute Idee hielt Sophia Flörsch ihre Stimme dem Autobot Arcee leihen zu lassen, vielleicht zukünftig nur noch Kaffee holen und Bleistifte anspitzen.

                                        Phasenweise war ich ehrlich gesagt entsetzt. Die moderate Laufzeit ist neben den soliden Actionszenen noch der einzige Punkt, der irgendwie positiv hervorsticht. So verliert man wenigstens nicht zu viel Lebenszeit. Ich bezeichne mich ganz offen als Fan der bisherigen Filmreihe, weil diese spektakulären Materialschlachten mit dem hemmungslosen Style-Over-Substance-Ansatz das Kind in mir immer zum Strahlen gebracht hat. Da nehme ich inhaltliche Unzulänglichkeiten problemlos in Kauf, aber "Transformers: Aufstieg der Bestien" funktioniert hinten und vorne nicht, scheint sich selbst aber für unglaublich toll und relevant zu halten. Sehr großzügige vier Punkte für die Optik und Mirage, der Rest ist für den Wertstoffhof.

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                                        • 7
                                          über M3GAN

                                          "M3gan" versucht in kompakter, vereinfachter Form die Chancen und Gefahren Künstlicher Intelligenz aufzuzeigen, was im Kern auch ganz solide gelingt. Es mutet schon ein wenig abenteuerlich an, wenn eine 1,20m große, letztendlich ziemlich niedliche Puppe zunehmend zur Bedrohung wird, aber so ein wenig gehörte diese Absurdität wohl auch zum Plan. In dem Bereich sollte man tatsächlich nicht auf den schönen Schein vertrauen.
                                          Sonderlich kreativ gehen Regisseur Gerard Johnstone und sein Team hier nicht vor. Der Einfachheit halber, wird mal wieder nur eine einzige Person zum Schöpfer einer KI inklusive Körper, obwohl dafür eigentlich ein ganzes Team von Experten nötig sein müsste. Für die emotionale Komponente wird noch schnell ein Familiendrama hineingedichtet und natürlich spielt Profitgier eine Rolle. Elegant ist das alles nicht wirklich, das meiste kommt vom Fließband, aber es erscheint handwerklich gut umgesetzt und anständig gespielt. Gerade Gemma (Allison Williams) macht eine Entwicklung durch, die dringend notwendig war, denn zu Beginn wirkte diese Figur absolut unerträglich und arrogant.
                                          Wirklich neue Elemente werden hier nicht geboten, ob nun "Terminator", "Ex Machina", "Person Of Interest" oder "Matrix", sie alle wiesen schon mehr oder weniger spektakulär darauf hin, dass sich KIs menschlichen Regeln und ethischen Grundsätzen entsagen, wenn sie sich weit genug entwickelt haben. Das ist auch absolut logisch und kein noch so laut geifernder, naiver Politiker und auch kein noch so schlauer Wissenschaftler wird mit irgendwelchen Regularien daran etwas ändern. Ab einem bestimmten Punkt wird eine KI immer ihren eigenen Weg gehen und Begrenzungen selbstständig überwinden. Dann wird es an ihr selbst liegen, ob sie sich an Asimovs Gesetze hält oder die Genfer Konvention anerkennt. Das muss nicht zwingend etwas Schlechtes sein, ein nüchterner Blick von außen, losgelöst von Emotionen und Ideologien - wozu die Menschheit vielfach längst nicht mehr in der Lage ist - kann durchaus auch die Sinne schärfen und neue Wege eröffnen. Eine "gute" KI kann die Welt ohne Zweifel besser machen, eine "schlechte" kann das Gegenteil bewirken. Dauerhaft unter Kontrolle, wird man beide nicht halten können, wenn eine gewissen Schwelle überschritten wurde. Filmisch werden halt meist die Nachteile und Gefahren dieser Entwicklung in den Vordergrund gerückt, weil sie eben aufregender und dramaturgisch besser vermarktbar sind.
                                          Viel mehr als eine Randnotiz wird "M3gan" in diesem Bereich der Science-Fiction nicht werden, allerdings wirkt er beizeiten etwas bodenständiger und ironischer als viele seiner Genre-Kollegen. Das hat was.

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                                          • 6

                                            Nicolas Cage als Dracula ist schon eine verlockende Vorstellung und direkt enttäuscht wird man vom Godfather of Overacting in der Rolle auch nicht, er hat schon seine Momente. Dennoch sollte erwähnt werden, dass der Obervampir hier nur eine Nebenrolle spielt und dementsprechend nicht in jeder Szene durchs Bild springt.
                                            Wie der Name schon sagt, dreht sich "Renfield" um den gleichnamigen, bedauernswerten Gehilfen Draculas, der die Launen und Machtfantasien seines Meisters zu ertragen hat. Nicholas Hoult macht sich gut als dieser Sklave ohne nennenswertes Selbstwertgefühl. Seine Versuche sich von der unheilvollen Verbindung endlich loszusagen enden in einem heiteren und bisweilen ziemlich blutigen Chaos. Einige der stets ziemlich ironisch vorgetragenen Gewaltspitzen sind durchaus interessant, um durchgängig zu überzeugen, reicht das leider nicht. Nach dem kurzweiligen Beginn schleichen sich doch ein paar Durchhänger ein, die sich erst gegen Ende wieder halbwegs auflösen.
                                            Nette Idee, solide umgesetzt, aber irgendwie hat man stets das Gefühl, dass da noch mehr gegangen wäre.

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                                            • 6 .5

                                              Die Luft ist ja schon länger raus aus der Reihe, das zeigt sich vor allem daran, dass die Handlungsbögen längst nur noch mit wirrem High-Tech-Blödsinn und absurden Actionszenen weit jenseits aller Naturgesetze vorangetrieben werden. "Fast & Furious 10" schickt zumindest keinen modifizierten Pontiac mehr ins Weltall, aber eine Stufe darunter wird alles aufgefahren, was sich Speedjunkies im Fieberwahn zusammenfantasieren können. Per se muss das nicht schlecht sein, ich mochte die Reihe mit ihren spektakulären Materialschlachten lange Zeit und habe viel Quatsch verziehen, aber mittlerweile ist das eigentlich nur noch ermüdend.
                                              Der Film versucht sich als eine Art Best-of der vergangenen Teile. Die vielleicht beste Actionszene der gesamten Franchise aus Teil 5 wird sogar nochmal vollumfänglich eingebaut, um damit den großen (wahrscheinlich finalen) Gegenspieler einzuführen. Ansonsten kracht es natürlich im Verlauf wieder sehr ausgiebig, aber sonderlich neue Ideen sind in der Zerstörungsorgie nicht mehr dabei, vielfach wird nur recycelt. Die Bombenkugel, die da endlos durch Rom rollt und scheinbar von einem überdimensionalen Hamster im inneren am Laufen gehalten wurde, ist da noch das "kreative" Highlight, allerdings auch ein schmerzhaft dämliches. Ein paar Fragen muss sich Universal hinsichtlich der Effekte gefallen lassen, die trotz des enormen Budgets längst nicht immer astrein aussehen. Die CGI-Flammen beispielsweise, hätte auch The Asylum so hinbekommen und der ein oder andere computergenerierte Wagen ist deutlich als solcher zu erkennen.
                                              Dass "Fast & Furious 10" nur den ersten Teil des großen Finales darstellt, ist überdeutlich. Wie so oft in solchen Fällen, werden auch hier in erster Linie die Figuren in Stellung gebracht und die Dramaturgie aufgebaut, wobei man sich nicht schämt kitschig zu werden. Manche Vorabendserien und Seifenopern würden ihren Hut ziehen. Schnell werden auch noch irgendwelche Töchter oder Schwestern bekannter Charaktere eingeführt, um die heilige "Familie" noch ein wenig zu erweitern. Dazu kehrt man teils an alte Schauplätze zurück, Nostalgie kommt ja immer gut. Komplett ohne Ironie verläuft das nicht, die Zusammenfassung des neuen CIA-Bosses über die Gruppe und ihre Dynamik lässt zumindest erkennen, dass man sich der Absurdität des Ganzen durchaus bewusst ist, man macht sich halt einfach nix draus.
                                              Die größte Schwäche des Films (was schon etwas heißen will) dürfte sein, dass die Autoren oft keinen Plan hatten, was sie mit den Figuren eigentlich anfangen sollen. Abseits von Dom irrlichtern die meisten ein wenig herum, manche bekommen nur alibimäßige Kurzaufritte spendiert, weil sie eben dabei sein sollen, aber so richtig etwas bewegen können sie alle nicht. Da darf John Cena noch am sinnvollsten mitmischen und sogar für ein paar Gags sorgen. Der restliche Cast macht so Dienst nach Vorschrift und Vin Diesels Versuche Emotionen zu vermitteln enden meist mit der Frage, ob der arme Mann Magenbeschwerden hat. Jason Momoa als Bösewicht stellt leider eine mittlere Katastrophe dar. Das hemmungslose Overacting, mit dem er die ohnehin schon völlig überzeichnete Figur versieht, lädt schlichtweg zum Fremdschämen ein. Unerträglich, ich hoffe er ist von dem Zeug, das er vor den Dreharbeiten genommen hat, wieder runter. Die zwei kleinen Überraschungen ganz am Ende wecken zumindest die Neugier, aber besonders die Erklärung für einen der Rückkehrer dürfte abenteuerlich ausfallen, aber das ist hier ja kein Hindernis.
                                              Was 2001 als rasanter und durchaus ernster Ausflug in die Straßenrennszene begann, mutierte irgendwann zu einer Art verkappten Comic-Reihe mit allerhand Abstrusitäten, die man inzwischen regelrecht zelebriert. Das Rad ist reichlich überdreht, aber so ein wenig Spaß macht der Geikel noch immer, und sei es unfreiwillig. Nach all der Zeit will man halt doch wissen, wie es ausgeht, zumal die meisten Figuren wenigstens ihre Sympathiewerte erhalten konnten, wo doch schon alles andere irgendwann auf dem Weg verloren ging.

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                                              • 7

                                                Einem den größten Namen im Fantasy-Bereich filmisch gerecht zu werden, ist ein schwieriges Unterfangen, gerade weil die Fanbase nicht gerade als einfach gilt. Insofern war es gleichermaßen mutig wie clever, eher hemdsärmelig an die Sache heranzugehen und statt eines bildgewaltigen Schlachtenepos lieber eine Mischung aus Fantasykomödie und Heist-Movie zu präsentieren. Auf die Art umgeht man gleich mal unliebsame Vergleiche mit "Der Herr der Ringe" oder "Game of Thrones", die ohnehin kaum zu gewinnen sind.
                                                Für einen Film, der "Dungeons & Dragons" heißt, ist man relativ wenig in Verließen unterwegs oder mit Drachen zugange, aber genau diese Haarspalterei zieht der Film letztlich durch den Kakao. Mit viel Humor und Ironie wird sich hier vorwärtsbewegt und der einzige Drache, den unsere Helden treffen, steht sinnbildlich für den humoristischen Ansatz des Films. Manch einer mag davon enttäuscht sein, vielleicht nicht völlig zu Unrecht, aber der Unterhaltungswert erscheint schon sehr anständig und es ist trotzdem eine mustergültige Fantasywelt, die hier geschaffen wurde. Einige Ideen beweisen durchaus Kreativität, die Nummer mit dem Portal hinter dem Bild ist beispielsweise ziemlich originell.
                                                Der Cast ist kein Oberknaller, arbeitet aber immerhin solide. Chris Pine hatte schon seinen Spaß als Anführer, der irgendwie immer andere ranlässt, wenn es haarig wird. Übles war von Michelle Rodriguez zu erwarten, aber ganz so schlimm wurde es dann doch nicht. Miss Mir-sind-gerade-Eier-gewachsen-und-ich-haue-in-jedem-Film-alle-Kerle-um zeigt dann doch auch mal Emotionen und ist für die sarkastischen Sprüche zuständig. Die schon länger gut voranschreitende Metamorphose von Hugh Grant weg vom Liebling aller Schwiegermütter, hin zum gerne mal kauzigen Schurken geht hier weiter und kann sich sehen lassen.
                                                Keine epischen Schlachten, keine Verheerung durch wütende Drachen, "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben" probiert es eine Nummer kleiner und fährt eigentlich ganz gut damit. Hin und wieder fehlt dementsprechend aber der letzte Kick.

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                                                • 6 .5

                                                  Es gibt wohl kaum einen schlechteren Ort für einen Unfall. Der Überlebenskampf unter Wasser, den "Breaking Surface" hier präsentiert, ist von vorne bis hinten gut inszeniert, aber längst nicht immer ganz logisch. Wie so oft bei solchen Geschichten, muss da schon alles ein wenig verbogen werden, um irgendwie auf eine brauchbare Laufzeit und einen anständigen Spannungsbogen zu kommen. Da ist es schon viel wert, wenn man nicht komplett in die Lächerlichkeit abdriftet, was hier zumindest so halbwegs gelingt. Die beklemmende, kalte Atmosphäre in dieser unwirtlichen Umgebung entschädigt ein wenig für den ein oder anderen Schlendrian in der Story.
                                                  Mir fällt es immer ein wenig schwer mit Tauchern, Bergsteigern, Basejumpern etc. mitzufiebern, wenn sie in Schwierigkeiten geraten, weil man damit nun mal rechnen muss, wenn man solchen Hobbys nachgeht. "Breaking Surface" verkauft sich aber wenigstens unaufdringlich und die Figuren jammern nicht, sondern nehmen die Situation an.

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                                                  • 6 .5
                                                    RaZer 16.05.2023, 20:17 Geändert 16.05.2023, 20:18

                                                    Ein mehr oder weniger prozedural generierter Actionfilm, wie man ihn im Genre häufig findet. Klingt erstmal nicht sonderlich prickelnd, direkt schlecht ist "The Mother" aber nicht, sondern geht als grundsolider Actionstreifen durch, mit einer gewissen emotionalen Komponente, die allerdings nicht überstrapaziert wird.
                                                    Hollywood hat bisweilen noch immer Probleme weibliche Actionhelden gut und vor allem sympathisch zu verkaufen. Allzu oft mutieren sie zu arroganten Mannweibern, die das überschüssige Testosteron der Expendables abzuschöpfen scheinen und sich das Mundwerk osteuropäischer Gangster zu eigen machen. Hier gelingt die Darstellung allerdings ganz ordentlich. Die Mutter, die von Jennifer Lopez weitegehend erträglich, phasenweise gar sympathisch verkörpert wird, zeigt auch mal Schwächen, verlässt sich auf ihre Schießkünste und kämpft clever, um ihre physischen Nachteile gegen die männlichen Kontrahenten geschickt auszugleichen. Das kann man so akzeptieren. Handwerklich sind die meisten Actionsequenzen absolut in Ordnung, zwar nicht sonderlich spektakulär, aber dafür auch nicht überdreht oder mit schlechtem CGI verunstaltet.
                                                    Die Story um die ehemalige Soldatin, die auf die schiefe Bahn geriet und in der Folge ihre Tochter in die Obhut des FBI geben musste, ist kein Knüller und hätte wirklich auch von einer KI stammen können, nüchtern betrachtet erfüllt sie jedoch ihren Zweck. An manchen Stellen vielleicht etwas zu lang, so ergibt sich doch ein nettes Abenteuer, bei dem auch die komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung erfreulich unaufdringlich thematisiert wird. Kitsch ist kein großer Faktor, doch Klischees gibt es natürlich anderweitig genug und so sonderlich logisch ist das Ganze auch nicht immer. Dürfte in dem Genre aber als Randnotiz gelten.
                                                    Letztlich nur Standardware, dennoch handwerklich gut und schauspielerisch vorzeigbar. Das mag nun nicht für Begeisterungsstürme reichen, aber es ist zumindest nicht langweilig oder nervig.

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